korso Wirtschaft / Arbeit / Bildung
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
05/2005
     
  Citymaut: Von London lernen?


Nichts ging mehr in der Londoner City: Der tägliche Stau begann ernsthaft das Wirtschaftsleben der Metropole zu gefährden. Da setzte Bürgermeister Ken Livingstone im Februar 2003 eine in der ganzen Union genau beobachtete Maßnahme: Er führte für ein Innenstadtgebiet von etwa 21 Quadratkilometern eine so genannte „Congestion Charge“ (Stausteuer) von umgerechnet 7,50 Euro ein – pro Tag, genauer: zwischen 07.00 morgens und 18.30 abends. Das Ergebnis verblüffte alle Skeptiker: Der private Personenverkehr hat in der Gebührenzone um mehr als ein Drittel abgenommen, der Gesamtverkehr inklusive Taxis, Lieferwagen usw. um 12% . Die Hälfte der unterlassenen PKW-Fahrten hat sich auf den öffentlichen Verkehr verlagert. Die Fahrzeiten sind um 14 Prozent, die Unfälle um 20 Prozent und die Staus sogar um 30 Prozent zurückgegangen. Weiterer unerwarteter Nebeneffekt: Die Feinstaubbelastung ist exakt im gleichen Prozentsatz gesunken wie der Gesamtverkehr – um 12%. Was einiges über den hierzulande immer wieder angezweifelten Zusammenhang zwischen Verkehr und Feinstaub aussagt.

Auch unter Experten gibt‘s unterschiedliche Positionen zur City-Maut – in einem Punkt sind sich aber alle einig: Der öffentliche Verkehr hat einen Ausbauschub bitter nötig (von links: Kurt Fallast, Erwin Mayer, Johann Zancanella, Franz Fromm, Martin Blum)

Die extreme Feinstaubbelastung in Graz – legt man die einschlägigen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation auf die steirische Landeshauptstadt um, dann sterben jährlich 300 GrazerInnen an Feinstaub-Folgen – war auch das Motiv für einen Antrag, den die Klubobfrau der Grazer Grünen, Sigi Binder, am 14. April im Grazer Gemeinderat stellte. Darin verlangten die Grünen „alle sinnvollen Varianten, sowie Vor- und Nachteile der Einführung einer Stadtmaut für die Stadt Graz zu prüfen“ und die Ergebnisse bis Herbst 2005 dem Gemeinderat vorzulegen. Außer der ÖVP stimmten alle anderen Fraktionen dem Antrag zu.

Auch das Angebot muss stimmen.
Binder erklärt die Position der Grünen: „Natürlich ist es mit der City-Maut allein nicht getan, auf Angebotsseite müssen der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und vor allem der Bau einer Stadtregionalbahn forciert werden. Die Diskussion über die Citymaut hat schon ein positives Ergebnis: Bürgermeister Nagl denkt zum ersten Mal über Walter Ferk die Notwendigkeit überregionaler schienengebundener Verkehrslösungen nach.“ Der Umweltverantwortliche der Stadt Graz, Vizebürgermeister (SPÖ) wundert sich über die Weigerung der ÖVP, eine City-Maut auch nur zu prüfen: „Wir müssen doch einmal Fakten darüber am Tisch haben, ob durch eine Citymaut wirklich der Wirtschaftsstandort Graz gefährdet ist oder ob es sich da nur um Ausreden handelt.“ Allerdings kann sich Ferk eine solche Abgabe nur dann vorstellen, wenn auch auf der Angebotsseite gehandelt wird: „Wir brauchen endlich die S-Bahn, damit möglichst viele EinpendlerInnen eine reale Alternative zum Auto haben.“

Ähnlich KP-Stadtrat Ernest Kaltenegger: „Es darf doch kein Nachdenkverbot geben.“ Zur Finanzierung des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs schlägt die KPÖ allerdings die Einführung einer Nahverkehrsabgabe vor, die von den Unternehmen bezahlt werden und 5 Euro pro Dienstnehmer und Monat betragen soll. „Diese Abgabe sollte steiermarkweit eingeführt werden, weil ja nicht nur die GVB, sondern auch andere Verkehrsbetriebe Finanzierungsbedarf haben.“

Graz ist nicht London.
Für VP-Verkehrsstadtrat DI Dr. Gerhard Rüsch ist die Citymaut „eine Stausteuer und keine Maßnahme zur Reduktion der Feinstaubbelastung“. In Graz habe man den Weg der Parkraumbewirtschaftung beschritten, seit der Ausweitung der blauen Zonen „verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg bei der Inanspruchnahme der öffentlichen Verkehrsmittel.“ Wenn dies nicht ausreiche, müsse man längerfristig und im europäischen Gleichklang Road-Pricing-Modelle umsetzen. Die Citymaut würde eine eklatante Benachteiligung von Unternehmen und BewohnerInnen mit sich ziehen, die innerhalb der bemauteten Flächen angesiedelt sind. Nachsatz: „Graz ist nicht London; wenn wir die Londoner Verhältnisse maßstäblich auf Graz übertragen, dann entspricht die Londoner City ungefähr jenem Innenstadtbereich in Graz, wo wir ohnehin schon große Flächen haben, die dem motorisierten Verkehr weitgehend entzogen sind – nämlich die Fußgängerzonen.“

Soziale Ungleichheit, „populistischer Luftballon“.
Auch die Verkehrsexperten sind sich in der Frage Citymaut nicht einig: Für Univ.-Prof. Dr. Johann Zancanella vom Institut für Städtebau der TU Graz hat die Citymaut „natürlich bestimmte positive Auswirkungen: Sie reduziert den Individualverkehr und verschafft der öffentlichen Hand ein Einkommen, das in den öffentlichen Verkehr fließen kann. Sie beeinflusst den fließenden Verkehr stärker als die Parkraumbewirtschaftung, weil sie auch jene Personen erfasst, die einen privaten Parkplatz zur Verfügung haben. Aber: Ohne entscheidende Verbesserungen des öffentlichen Verkehrs würde ich der Einführung einer Citymaut nicht zustimmen, weil sie letztendlich eine soziale Schranke um die Innenstadt errichtet; nicht jeder wird sich die Maut leisten können. Zu fürchten ist zudem, dass – wie übrigens in London – die rigorose Überwachung, die zur Einhebung dieser Abgabe nötig ist, bei den BürgerInnen Widerstand hervorruft.“

Noch ablehnender steht der Verkehrsplaner DI Dr. Kurt Fallast vom Institut für Straßen- und Verkehrswesen der TU der City-Maut gegenüber: Für ihn stellt sie „eine sehr isolierte verkehrspolitische Maßnahme dar“, unter anderem deswegen, weil die wirtschaftliche Verknüpfung zwischen der Stadt und dem Umland sehr intensiv sei und die Bemautung „eine starke Benachteiligung der Wirtschaft im Mautbereich“ darstelle, die auch durch ausgleichende Subventionen nicht kompensiert werden könne. Zudem stellten für Ein- und Auspendler die derzeitigen öffentlichen Verkehrsmittel keine ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung. Für den Verkehrsexperten der steirischen Arbeiterkammer, Franz Fromm, ist die Diskussion um die Citymaut überhaupt „ein rein populistischer Luftballon: Seit Einführung der blauen Zonen in Graz fordert die Arbeiterkammer einen nachhaltigen Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Graz und stadtgrenzenüberschreitend. Geschehen ist aber trotz einer positiven Volksbefragung nichts.“ Daher, so Fromm, spricht sich die Arbeiterkammer Steiermark gegen weitere restriktive Maßnahmen im Individualverkehr aus, „so lange der Quantensprung im Ausbau des öffentlichen Verkehrs in und um Graz fehlt.“

Citymaut statt Fahrverboten.
„Falsch“, sagt VCÖ-Verkehrsexperte DI Martin Blum: „Wer bei der Einführung der City-Maut auf der Bremse steht, steuert angesichts der immer höheren Feinstaubbelastung auf Fahrverbote zu – und die wären tatsächlich ein großer Schaden für die Wirtschaft.“ Eine VCÖ-Studie zeigt, dass mit der City-Maut die Feinstaub-Emissionen des Verkehrs um 23 Prozent zurückgehen würden. Die City-Maut schütze vor Fahrverboten, die in Zukunft unweigerlich verhängt werden müssten, weil die Grazer Feinstaubwerte die von der EU-festgesetzten Grenzwerte um ein Vielfaches übertreffen. Und: „Mit den Einnahmen aus der City-Maut kann der öffentliche Verkehr in Graz ausgebaut und die Bahnverbindungen für die Pendler verbessert werden.“

Ähnlich argumentiert Erwin Mayer von Greenpeace: „Der LKW- und PKW Verkehr ist in den Großstädten wie Wien, Graz und Salzburg für mehr als die Hälfte der lokalen Feinstaubemissionen verantwortlich. Daher müssen Maßnahmen gegen die Grenzwertüberschreitungen vor allem im städtischen Verkehr ansetzen.“ Dazu müsse der öffentliche Verkehr ausgebaut und der Ankauf relativ sauberer LKW und PKW von Stadt und Land gefördert werden. „Diese Umweltförderung soll aber nicht aus dem Budget, sondern verursacherbezogen durch eine Öko-Citymaut finanziert werden; die Mautgebühr soll abhängig von den Feinstaub-, Stickoxid-, Kohlendioxid- und Lärmemissionen eines Kraftfahrzeuges berechnet werden.“

Ob die Citymaut ein taugliches Mittel zur Reduktion unerwünschten motorisierten Individualverkehrs ist oder nicht – diese Debatte wird unter Beteiligung der hier zitierten hochkarätigen Fachleute am 24. Mai öffentlich bei einer Podiumsdiskussion fortgeführt, die wir von KORSO mit veranstalten (s. Ankündigung). Eines ist aber jetzt schon klar: PolitikerInnen müssen sich nicht rasenden Ängsten hingeben, bei der Einführung der Citymaut von wütenden WählerInnen abgestraft zu werden – zumindest wenn das Londoner Beispiel auch für Graz Gültigkeit hat. Denn: Ken Livingstone wurde 2004 als Bürgermeister von London wiedergewählt - trotz Citymaut.

– cs –

Referate und Podiumsdiskussion
City-Maut für Graz: Pro und Contra
mit:
DI Martin Blum, Verkehrsclub Österreich (VCÖ)
Univ.-Prof. DI Dr. Kurt Fallast, Institut für Straßen- und Verkehrswesen, TU Graz
Franz Fromm, Verkehrsreferat der Arbeiterkammer Steiermark
Erwin Mayer, Greenpeace
Univ.-Prof. DI Dr. Johann Zancanella, Institut für Städtebau, TU Graz

Moderation: Mag. Christian Stenner, Magazin KORSO

Dienstag, 24. Mai 2005, 19.30
HS L, Lessingstraße 25, 8010 Graz
Veranstalter:
Institut für Städtebau und Magazin KORSO in Kooperation mit der Grünen Akademie

 

 

„Wir werden den Wettbewerb mit Niedriglohnländern nicht durch Arbeitszeitverlängerung gewinnen“
< LR Gerald Schöpfer: „Wirtschaftspolitik muss Qualität und Kreativität anregen“


Mit Wirtschaftslandesrat Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer sprach Christian Stenner über Perspektiven einer langfristig orientierten Wirtschaftspolitik für die Steiermark.

Welche Möglichkeiten sehen Sie abseits kurzfristiger, wahlorientierter Aktionen für unser Bundesland, nachhaltig als Wirtschaftsstandort erfolgreich zu sein?

In der Steiermark hat ein Strukturwandel weg von der Rohstoffproduktion stattgefunden, heute kommt ein Drittel der österreichischen Hightechprodukte aus der Steiermark. Viele Forschungsinstitute sind hier angesiedelt, aber es gibt auch Universitäten und Fachhochschulen, die durch hohe Qualität überzeugen. Internationale Konzerne positionieren vermehrt ihre Forschungseinrichtungen in der Steiermark, z.B. Siemens Biometrie oder ACC in Fürstenfeld. Es gibt die Kompetenznetzwerke für Autotechnik oder im Holzcluster. Holz ist ein Beispiel für nachhaltige Entwicklung mit intelligenten Produkten. Hier sind bedeutende Großinvestitionen getätigt worden. Ich denke an die Firma Papst in der Obersteiermark, die Leimbinder produziert und eine hohe Exportquote hat. Das neue Werk wurde mit 4,1 Millionen Euro gefördert.

Ist es in Ihren Augen ausreichend, was im Forschungsbereich geschieht?

Es geht in erster Linie darum, Stärkefelder zu entwickeln und daraus Cluster zu formen, deren Wertschöpfungsketten weiter ergänzt werden können. In der Automobilbranche schauen Berater, was man in der Steiermark selbst erzeugen könnte, um die heimische Wertschöpfung zu erhöhen. Ich glaube, dass gerade diese Netzwerke für die Steiermark eine ungeheuere Bedeutung haben. Ich war beeindruckt, als mir ein steirischer Unternehmer erklärt hat, dass für ihn das Wichtigste ist nicht die monetäre Unterstützung ist, sondern der Umstand, dass es überhaupt einen Automobilcluster gibt.

Sind weitere Clusterprojekte startklar?

Im Bereich der Humantechnologie gibt es eine Reihe von Mittel- und Kleinbetrieben, die sich zu positionieren beginnen. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität und mit der Medizinischen Universität werden Werkstoffe für Implantate entwickelt. Die Entscheidung von Siemens, das Zentrum für Biometrik in die Steiermark zu bringen, zeigt, dass die Humantechnologie großes Wachstumspotenzial hat. Wir dürfen nicht zu einseitig werden, die Weiterentwicklung des Automobilclusters in Richtung Mobilitätscluster ist hier ein wesentlicher Schritt.

Überraschend wurde angekündigt, dass Ihr Ressort heuer über 50 Millionen Euro mehr verfügen soll als ursprünglich budgetiert – welche Projekte sollen damit abgedeckt werden?

Es gibt ein Wachstumspaket, davon sind 55 Millionen für die Wirtschaft vorgesehen, da geht es um nachhaltige Projekte für die gesamte Steiermark. Epcos in Deutschlandsberg will mit Hilfe des Landes 91 Millionen Euro in die Piezotechnik für Dieselmotore investieren. Das Geld, das wir einsetzen, hat eine vielfache Hebelwirkung. Die Wirtschaftsförderung hat für F&E zwischen 12 und 14 Millionen Euro zur Verfügung, um Innovationen zu fördern. Laut EU sollen Großbetriebe hinkünftig keine Förderungen mehr erhalten. Es ist jedoch vorgesehen, dass Förderungen, die in Richtung Innovationen gehen, weiterhin getätigt werden dürfen. Das wäre im Interesse der Steirischen Wirtschaftspolitik. Darum wäre es wichtig nach der Wahl klarere Kompetenzen in den Ressorts zu schaffen, und auch alle Zuständigkeiten in Bezug auf Umweltverträglichkeitsprüfungen sollten in einem einzigen Ressort angesiedelt sein.

Wie wird die weitere Entwicklung angesichts der Auswirkungen der Globalisierung zu bewältigen sein?

Wir müssen aufpassen, dass Betriebe nicht abwandern. Man sollte auch nicht Kleinbetriebe gegen Großbetriebe ausspielen, aber es ist interessant, dass die Steiermark ein Land der intelligenten Dienstleistungen geworden ist. Wir werden den Wettbewerb mit Niedriglohnländern nicht dadurch gewinnen, indem wir die Arbeitszeit verlängern oder die Löhne senken, das kann nur durch Qualität verbunden mit Kreativität gelingen. Diese gilt es durch die richtige Wirtschaftspolitik anzuregen.

 

 

Neue Arbeit – neue Kultur?Frithjof Bergmann ist gebürtiger Sachse, in Österreich aufgewachsen und lehrte zuletzt an der Ann-Abor-University of Michigan Philosophie. Sein Credo: Das gegenwärtige „Arbeitssystem“ ist todkrank. Die Industriestaaten pumpen Milliarden in arbeitsmarktstützende Maßnahmen und verdrängen dabei, dass das bestehende System „nicht heilbar“ sei.

< Frithjof Bergmann: High-tech-Subsistenz als Lösung für Globalisierungsprobleme?

Eine Kultur der Ignoranz.
Diese Selbsttäuschung der Öffentlichkeit und der Politik sei vergleichbar mit Freuds Verdrängungsphänomen. „Gegenwärtig muss für jedes Problem zuerst die Lösung vorhanden sein, bevor man es definiert“, so Bergmann. Weil es keine Lösung mehr gebe, leugne man schließlich die Probleme überhaupt.
Dazu habe die Fokussierung auf die Verlagerung der Arbeitsplätze (von den Industrie- in die Schwellenländer) die Sicht auf das generelle Problem der Automatisierung verdrängt. Durch Automatisierung verloren gegangene Industriearbeitsplätze können auch nicht annähernd durch Dienstleistungsjobs ersetzt werden; dabei stünden wir erst am Anfang der industriellen Automatisierung.

Produktion in kleinen Einheiten.
Das Rezept gegen die Misere liegt nach Bergmann in der Dezentralisierung der Produktionsmittel und deren „Rückeroberung“ durch die BürgerInnen. Dies soll über so genannte „Selbstversorgerarbeit“ bzw. „-produktion“ geschehen. Der fortgeschrittene Stand der Technik ermögliche es, in kleinen Einheiten nicht nur die Dinge des je eigenen Bedarfs, sondern auch „für einen Markt“ zu produzieren. Als Beispiel für derartige High-End-Produktionsanlagen wird der „Personal Producer“ genannt, eine Art computergesteuerter 3-D-Kopierer, der es ermöglicht, nach CAD-Rissen bzw. Vorlagen verschiedenste Gegenstände, Bauteile etc. nachzubauen. Kommunen könnten sich zukünftig mit derartigen Produktionseinheiten ausstatten und die Bürger direkt an diesen beteiligen.

High-Tech-Subsistenz.
Das Ziel sei, viel mehr Gegenstände des je eigenen Bedarfs in Eigenarbeit oder im Gemeinschaftsverbund herzustellen. Im amerikanischen Ann Abor und an einigen Orten in Deutschland sollen bereits derartige Arbeitszentren nach Bergmannschem Muster existieren. In den Ländern, deren industrielle und wirtschaftliche Entwicklung stagniert, sei die Offenheit für seine Idee groß, sagt Bergmann.

Die Frage ist nur, ob derartig kleinräumige emanzipatorische Bewegungen etwas gegen die Macht der transnationalen Konzerne auszurichten haben …

– Dieter Kordik –

 

 

 

There is a society – not just individuals Der Mensch lebt nicht vom Markt allein. Um sich „Dilemma-Situationen“ wie Straßenräuberei, Betrug, Ausplünderung natürlicher Ressourcen, Wehrlosigkeit gegenüber aggressiven Nachbarn etc. vom Leib zu halten war und ist er gezwungen zu kooperieren.


Das Dilemma besteht dabei darin, dass Kooperation Spielregeln braucht und Institutionen, die über deren Einhaltung wachen. Gerade diese werden aber nicht „vom Markt“ bereitgestellt. In solche Institutionen muss, um in der Sprache der Wissenschaft zu bleiben, „investiert“ werden. Dies ist Gegenstand von (politischen) Kollektiventscheidungen.

Lebenserfahrung und historische Erkenntnis ignorierend hat die Lehrbuchweisheit der Ökonomik dies weitgehend ausgeblendet. Kollektive Handlungsformen werden als Randproblem einer quasi heilsgeschichtlich aufgefassten Pilgerfahrt „erlöster“ Marktgesellschaften in ein „Paradies der optimalen Preise“ gesehen.

< Andreas Suchanek: Simulationsmodelle widerlegen die Thesen vom homo oeconomicus als nur persönlichen Nutzen akkumulierenden Individuum

Der Staat, den „selbst ein Volk von Teufeln“ braucht „wenn sie nur Verstand haben, das heißt stets ihrem Vorteil folgen“ (wie Immanuel Kant meinte) galt und gilt eher als ein Hindernis denn als notwendige Voraussetzung für effiziente Produktions- und Tauschverhältnisse. Ökonomieprofessor Andreas Suchanek aus Leipzig referierte kürzlich in der Grazer Neuen Galerie über Ergebnisse der von ihm vertretenen Forschungsrichtung der „Neuen Institutionenökonomik“(science talk II, Moderation: Christian Eigner). Immerhin, so Prof. Suchanek, sei dieser Disziplin der formal logische Beweis gelungen, dass die Etablierung von Institutionen mit dem neoklassischen Konzept des Nutzen maximierenden homo oeconomicus nicht im Widerspruch steht. Wenigstens in Simulationsmodellen kann von diesem ökonomischen Homunculus auch erwartet werden, gesellschaftlich rational zu handeln, nicht nur individuell Nutzen zu maximieren.

Was nützt uns dieser wissenschaftliche Fortschritt? Vielleicht, dass die vielfach rigid gesellschaftsfeindliche Haltung von Ökonomen doch einem Bemühen um Verständnis der komplexen Zusammenhänge wirtschaftlicher, politischer und sozialer Prozesse weichen wird. Unmittelbare Auswirkungen auf die Politik sind davon kaum zu erwarten. Seit Adam Smith und Karl Marx, seit John Maynard Keynes und Milton Friedman hat die Zunft der Ideologieproduzenten die komplexen Gedankengebäude der ökonomischen Wissenschaft jeweils nur als Steinbruch benützt. Herausgesprengt, ohne Rücksicht auf die Architektur des Ganzen, wurden nur solche Bruchsteine, die geeignet schienen, eigene Positionen und Interessen zu untermauern. Die Begründung der derzeit über die Staaten der Europas schwappenden Privatisierungs- und Deregulierungswelle stützt sich jedenfalls nicht auf eine besonders tiefe und wissenschaftlich fundierte Einsicht in Marktprozesse, sondern auf eine dummdreiste Arroganz gegenüber allen anderen sozialen Vorgängen.

Niemand hat das drastischer ausgedrückt als weiland Margaret Thatcher. Ihr „there is no such thing as a society, just individuals“ wurde zum Credo eines aggressiven antisozialen Staatsprimitivismus. Zwar genoss die „Eiserne Lady des Neoliberalismus“ nie eine mehrheitliche Zustimmung, dennoch war sie britische Regierungschefin von 1979 bis 1990 – erholt hat sich die Gesellschaft Grossbritanniens von dieser wuchtigen Attacke bis heute nicht. gcn
Link: www.isnie.org, Homepage der „International Society for New Institutional Economics“, mit englischen Vortragstexten gut dokumentierte Übersicht über den Stand der wissenschaftlichen Diskussion.

 

 

  AMS On Tour 2005


Im heurigen Jahr setzt das AMS Steiermark seine im Vorjahr begonnene Serviceoffensive für Unternehmen fort. Von 6. bis 17. Juni sind MitarbeiterInnen aller regionalen Geschäftsstellen des AMS mit Smart-Automobilen unterwegs zu den steirischen Betrieben. Allein 600 Unternehmen werden in der Aktionswoche vom AMS besucht werden, etwa 5000 Firmenkunden erhalten im Jahr 2005 zumindest einmal einen persönlichen Besuch vom Service für Unternehmen des AMS. Und auch heuer gibt es wieder die Chance, einen Smart im entsprechenden Unternehmensdesign als Firmenwagen zu gewinnen. „3117 erfolgte Betriebsbesuche, 41.908 neue offene Stellen, mehr als 38.000 davon rasch und erfolgreich wieder besetzt – das ist die Bilanz der AMS-Tour 2004, auf die wir im heurigen Jahr aufbauen“, freut sich AMS-Steiermark-Geschäftsführer Karl Heinz Snobe.

Kompetentes Service für die steirischen Betriebe: AMS-Landesgeschäftsführer Karl Heinz Snobe

Im Rahmen der Firmenbesuche wird verstärkt kommuniziert, wie das AMS auf die Bedürfnisse der Firmen eingehen kann: etwa bei der maßgeschneiderten Personalsuche, bei der Weiterbildung von MitarbeiterInnen oder hinsichtlich attraktiver betrieblicher Förderangebote. Auch der Informationsfluss von den Unternehmen zum AMS ist von entscheidender Bedeutung. Snobe: „Oft erst in persönlichen Gesprächen erfahren wir mehr über die ganz individuellen Bedürfnisse und Wünsche unserer Unternehmenskunden!“

 

 

Grazer Universitäten als Vorreiter für „Bildung und nachhaltige Entwicklung“
< Dr. Jan Sadlak: „Nachhaltige Entwicklung ist ein Marathon, kein Kurzstreckensprint.“


Die Aufgaben der Universitäten in der Zukunft, insbesondere ihre Verantwortung für positive Entwicklungen in der Gesellschaft sowie den Erhalt einer intakten Umwelt standen im Mittelpunkt der Auftaktkonferenz zur UN-Dekade „Bildung für Nachhaltige Entwicklung 2005-2014“. Der Begriff geht auf den Brundtland-Bericht von 1987 zurück. Im Rahmen des Weltgipfels von Johannesburg verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten der UN 2002 den Gedanken der nachhaltigen Entwicklung in ihren Bildungssystemen zu verankern. Die mehrtägige Tagung „Committing Universities to Sustainable Development“ wurde in Aulen der Karl-Franzens Universität und der Technischen Universität Graz abgehalten und markiert den Beginn einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit. Etwa 150 Universitätslehrer, Administratoren und Studierende aus 29 Staaten nehmen an der Konferenz teil.

Universitäten als „Wachtürme“ der Gesellschaft
Universitäten spielen eine zentrale Rolle als Ausbildungsstätten zukünftiger Entscheidungsträger und bringen als Forschungsstätten innovative Technologien und Konzepte hervor. Daneben sind sie aber auch Unternehmen mit Arbeitnehmern und Konsumenten, haben Einfluss auf Verkehr, den Energieverbrauch, Umwelt und nicht zuletzt die Politik. Als Vertreter der UNESCO definierte Dr. Jan Sadlak, Direktor des Europäischen Zentrums für Hochschulbildung, bei der Eröffnung der Veranstaltung die „Wachturm-Funktion“ der Universitäten: „Ihre Aufgabe ist es, stets konstruktiv Kritik üben und neue Lösungen zu erarbeiten; es gibt im vor uns liegenden Jahrzehnt also viel zu tun – Nachhaltige Entwicklung ist ein Marathon, kein Kurzstreckensprint.“ Mag. Gabriele Eschig, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission, unterstrich, dass es für diese Bemühungen Vorbilder braucht: „Die Universitäten müssen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und die Grundpfeiler nachhaltiger Entwicklung in ihr Selbstverständnis integrieren.“
Diese Weg haben die KFU und die TU Graz beschritten, die sich vor kurzem zum Cluster „Nachhaltige Universitäten Graz“ zusammengeschlossen haben. Ergebnisse der Bemühungen um Nachhaltigkeit sind unter anderem ein Nachhaltigkeitsbericht der KFU Graz sowie ihre im nächsten Jahr abgeschlossene Zertifizierung als ÖkoProfit-Unternehmen.

Interdisziplinarität als Schlüssel zum Erfolg
Friedrich Zimmermann, KFU-Vizerektor für Forschung, und Univ.-Prof. Michael Narodoslawsky vom Institut für Ressourcenschonende und Nachhaltige Systeme der TU Graz informierten über die gemeinsamen Initiativen und Ziele der beiden Universitäten. „Die Studierenden sollen durch Anleitung zum interdisziplinären Denken neue Zusammenhänge erkennen“, erklärte Zimmermann und betonte, dass es wichtig sei, in Zukunft mehr institutsübergreifenden Forschungszentren zu schaffen. „Die Universitäten müssen die Probleme der Gesellschaft als ihre eigenen wahrnehmen und Hilfestellung anbieten“, mahnte Narodoslawsky, „die Wissenschaft sollte als vielseitiger Problemlöser fungieren und nicht als letzter Richter.“ Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist die Montagsakademie, die Themen der Wissenschaft Interessierten aus allen Bevölkerungsschichten näher bringt. js

Zum Thema „Nachhaltige Bildung“ sprach Josef Schiffer mit Dr. Jan Sadlak, dem Direktor des Europäischen Zentrums für Hochschulbildung (CEPES) in Bukarest.

Worin sehen Sie die wichtigsten Elemente für eine nachhaltige Hochschulbildung?

Die Universitäten müssen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte in ihrer Arbeit gleichermaßen beachten. Erst wenn die drei Säulen in einem gleichwertigen Verhältnis zueinander stehen, können sie ihren Beitrag zu einer Veränderung der Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit leisten. Damit auch unsere Enkel und Urenkel eine lebenswerte Welt vorfinden, muss sozusagen ein Vertrag zwischen den Generationen geschlossen werden. Unsere Pflicht ist es im Rahmen dieses Übereinkommens, soziale Gerechtigkeit, ökologische Verträglichkeit sowie ökonomische Leistungsfähigkeit in vorbildhafter Weise zu leben.

Welche Reformen werden dafür auf dem Hochschulsektor notwendig sein?

Unsere vorrangige Aufgabe besteht in einer Vereinheitlichung der europäischen Bildungsstandards. Unsere Bemühungen bauen auf den Zielen der Bologna Deklaration von 1999 auf, die sich insbesondere durch die Schaffung eines transparenten europäischen Hochschulraumes und die verstärkte Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Hochschulsystems definieren. Dazu gehören auch die Schaffung vergleichbarer Studienabschlüsse durch die Forcierung des Drei Phasen-Modells mit Bakkalaureat, Master und Doktorat, die Förderung von Mobilität sowie die Zusammenarbeit bei der Qualitätssicherung auf europäischer Ebene. Diese Bemühungen erfolgen im Rahmen des Bologna followup-Process, der auf die Umsetzung dieser Maßnahmen ausgerichtet ist.

Was sind die konkreten Aufgaben von CEPES in diesem Kontext?

Wir sind als europäisches Zentrum für Hochschulbildung darauf bedacht, die „hot topics“ im Bildungssektor zu identifizieren, um mit Hilfe von internationalen besetzten Konferenzen einen Anstöße zu bestimmten Themen zu geben, z.B. die Lehrerausbildung oder die Setzung von einheitlichen Standards bei den Doktoratsstudien. Ein wichtiger Punkt ist aber auch, wie eine Veranstaltung letztes Jahr in Bukarest gezeigt hat, die das Angebot von ethischen und moralischen Gesichtspunkten in die Universitätsausbildung, etwa als begleitendes Studienfach.

 

 

Funktionelle Nutzlosigkeit – Ein Symposium zur Lage der Geisteswissenschaften
< Karl Acham


Mit der Zukunft der Geisteswissenschaften in einer anwendungsorientierten Welt beschäftigte sich am 14. April das von der Karl-Franzens-Universität, der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, der Akademie Graz und der Österreichischen Urania für Steiermark veranstaltete Symposium „Know how – know why“. Im Zentrum stand die allerorts konstatierte Krise der Geisteswissenschaften, die im Sog neoliberaler Wirtschaftspolitik zunehmend unter Legitimationsdruck geraten. Fragen nach Verwertbarkeit, ökonomischer Umsetzung und gesellschaftlicher Relevanz der Geisteswissenschaften wurden aus bildungspolitischer, fachspezifischer und studentischer Perspektive diskutiert.

Der Dekan der Gewi-Fakultät, Univ.-Prof. Dr. Bernhard Hurch plädierte für eine Neupositionierung der Geisteswissenschaften, deren Innovationspotenzial nicht verkannt werden dürfe. Dass humanistische Bildung ironischerweise in den USA höher geschätzt werde als in Europa, zeige die Lehre geisteswissenschaftlicher Fächer an Eliteuniversitäten wie dem MIT.

Als Exponent der offiziellen Hochschulpolitik forderte Dr. Werner Tessmar-Pfohl, Universitätsrat und Vizepräsident der Industriellenvereinigung Steiermark, eine stärkere Öffnung für die Wirtschaft und eine populärwissenschaftlichere Vermittlung von Inhalten. Außerdem könne man nur dann wettbewerbsfähig bleiben, wenn man sich als nicht in der Krise befindlich betrachte.

Univ.-Prof. Dr. Karl Acham, Soziologe und Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften, spannte um sein Thema „Praxisrelevanz und Rentabilität“ einen gewohnt weiten Bogen und verband die Frage nach dem Nutzen der Geisteswissenschaften mit dem Problem der Globalisierung: Während die Geringschätzung humanistischen Bildungsgutes in der westlichen Welt von der Konzentration auf die ökonomische Globalisierung vorangetrieben werde, beschäftige man sich in Asien mit den Problemen einer kulturellen Globalisierung. Dort herrsche das Bestreben, die technologische Entwicklung mit der Erhaltung von kulturellen Traditionsbeständen zu fusionieren. In Anlehnung an dieses Konzept sprach sich Acham gegen den Blick auf kurzfristige Rentabilität aus und forderte, dem Bildungswissen wieder seinen hervorragenden Rang in der Gesellschaft zuzuweisen. Während die USA auf den Sputnik-Schock 1957 mit einer nie da gewesenen Bildungsoffensive abseits technologischer Forschung reagiert hätten, begegne die aktuelle deutschsprachige Wissenschaftspolitik dem wirtschaftlich-technologischen Wettlauf geradewegs nicht mit der Förderung von Orientierungs- und Kanonwissen, sondern einem neuen Didaktizismus und aberwitzigen Spezialisierungen. Insgesamt fehle es daher an einer gediegenen Grundausbildung und einer Erziehung zur Kultur.

Aus der Perspektive des Rechtsphilosophen blies Univ.-Prof. Dr. Peter Strasser in seinem polarisierenden Referat „Bildung zum Menschen – Plädoyer für die Pflege des Nutzlosen“ ins selbe Horn. Er kritisierte in mehreren Punkten den Universitätsreformkurs, der durch sein Nützlichkeitsdenken auch die Philosophie zu einer Hilfs- und Dienstleistungswissenschaft degradiere. Für Strasser besteht das Problem darin, dass die Erfordernisse von Technik und Ökonomie zusehends die Leitziele definieren, um die herum sich die kulturellen Werte bloß noch anlagern. Mit mehr Bildungswissen und einem freien Kultiviertheitsdiskurs fiele es leichter, etwa die Verwendung von Leichen für Crash-Tests aus einem ethischen Blickwinkel zu be- bzw. verurteilen.
Der ehemalige Rektor und Zeithistoriker Univ.-Prof. Dr. Helmut Konrad zog sich im Gegensatz zu Acham und Strasser auf eine pragmatische und zugleich minoritäre Position zurück. Unter den gegebenen Voraussetzung einer Europäisierung des Bildungssystems durch den Bologna-Prozess skizzierte Konrad seine Vorstellung vom neuen dreistufigen Studiensystem: Das von Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren freie Bakkalaureat dient dabei einer Berufsqualifizierung, das Magisterium einer Spezialisierung und das kostenpflichtige Doktorat dem ersten Schritt in die Forschung. Eine große Chance für die Geisteswissenschaften ortet Konrad im Bakkalaureat, wenn dieses berufsbefähigend wird: Dann könnte es als eine Art „Studium Generale“ wie in den USA zur Voraussetzung für weitere Aufbaustudien wie Medizin oder Jus werden.

Kritik hagelte es anschließend vom Philosophen Konrad Paul Liessmann: Der Bologna-Prozess degradiere die Universitäten zu Fachhochschulen, disloziere die Forschungsausbildung von den Universitäten und kollektiviere die Forschungsleistungen. Während sich die Referenten Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Eismann (Slawistik) und Univ.-Doz. Dr. Hannes D. Galter (Altorientalistik) ebenfalls klar gegen die Reform und eine Instrumentalisierung der Geisteswissenschaften aussprachen, forderte Univ.-Prof. Dr. Susanne Göpferich (Translationswissenschaft) eine stärkere Zusammenarbeit mit der Praxis und die Bildung von Transferzentren nach naturwissenschaftlichem Vorbild.

Bleibt die Frage, wie eine neoliberalen Werten verpflichtete Bildungspolitik davon zu überzeugen ist, dass die Pflege der Geisteswissenschaften einen kulturellen Wert an sich darstellt. Die GeisteswissenschafterInnen selbst müssten verstärkt ihre gesellschaftsrelevanten Forschungsergebnisse populärwissenschaftlich vermitteln. Vielleicht würde sich ein Verständnis ihres Nutzens dann von alleine einstellen ...

– Iris Hipfl –

 

 

Urban Technologies: Energiewirtschaft und mehr
< Foto: Werner Krug für FH JOANNEUM


Der FH-Studiengang „Infrastrukturwirtschaft/Urban Technologies“ an der FH JOANNEUM Kapfenberg bietet jungen Menschen die Möglichkeit, die Infrastruktur von morgen mitzugestalten. Dazu zählt die umfassende Versorgung mit Wasser, Energie sowie funktionierende Verkehrs-, Kommunikations- und Abfallentsorgungssysteme. Denn Infrastruktur ist die Grundlage unserer modernen Gesellschaft.

„Ich glaube, dass meine Generation vor der Aufgabe steht, die langfristige Sicherung unseres Lebensstandards zu gewährleisten“, sagt die FH-Absolventin Natascha Trapp. „Wir müssen von der Energieverschwendung abkehren, erneuerbare Energieformen und -quellen fördern und unsere Technologien in Richtung Ressourcenschonung weiterentwickeln.“

Die intelligente Versorgung mit Energie, Bereitstellung von Kommunikationstechnologien, Sicherstellung der Mobilität und Umweltmanagement stehen am Studienplan von „Infrastrukturwirtschaft“. In 8 Semestern werden technisch und wirtschaftlich versierte, zukunftsorientierte Wirtschaftsingenieure ausgebildet. Die Studierenden werden praxis- und projektorientiert auf das Consulting, die Planung und Ausführung von komplexen Infrastrukturprojekten vorbereitet.

„Infrastrukturwirte haben die Fähigkeit vernetzend zu denken. Sie sind somit in der Lage, die immer komplexer werdenden Infrastruktureinrichtungen zu verstehen“, sagt Alexander Weber, Student des Jahrgangs 2001. Und sein Kollege Matthias Miksch ergänzt: „Mit Hilfe meiner Ausbildung will ich auch die zukünftige Versorgung städtischer Bereiche ressourcenschonend und umweltbewusst sicherstellen.“

Im FH-Ranking des „Industriemagazins“ ist „Infrastrukturwirtschaft“ seit 2003 jährlich in den Top 10 gelistet, wenn es um das Renommee unter österreichischen Personalmanagern geht - ein nicht unwesentlicher Faktor für die Berufsaussichten der AbsolventInnen. „Für unsere Diplomingenieure (FH) eröffnen sich in einem dynamischen internationalen Umfeld eine Vielzahl beruflicher Möglichkeiten“, sagt Studiengangsleiter Michael Bobik. „Sei es im Bereich der Mobilkommunikation, der Stromversorgung, der Stoffkreisläufe, der Wasserversorgung, oder der Intermodalität des Personen- und Warenverkehrs. Die Vielfalt der Branche reicht von Anlagenbauunternehmen bis zu Netzbetreibern.“


Weitere Informationen:
FH JOANNEUM Studienberatung
T 0316 5453-8800
M info@fh-joanneum.at
www.fh-joanneum.at/isw

 

 

  6. Summer Business School an der FH JOANNEUM


Mittlerweile hat das Weiterbildungsprogramm Summer Business School der FH JOANNEUM schon Tradition: Seit bereits sechs Jahren bieten FH-Dozentinnen und -Dozenten jeweils Ende September ihr Wissen in Form von Seminaren all jenen an, die sich weiterbilden möchten.

Die „Summer Business School bietet heuer nicht weniger als 50 Seminartitel an. Neben Klassikern zu Projektmanagement, Präsentationstechniken oder Businessplanung stehen auch ausgefallene Seminare auf dem Programm, etwa Kreatives Schreiben für Manager, Mitarbeiterführung mit Herz, Hirn und Humor“ oder darüber, wie man rhetorische Schlagfertigkeit trainieren kann. Medien-, Verhaltens- und Sprachtraining bilden den Schwerpunkt der heurigen Summer Business School. Dazu gibt es IT-, Management- und Rechtsseminare (zum Beispiel Steuerrecht für Vereine). Die Kurse sind jeweils ein- oder zweitägig und schon ab 270,- Euro zu buchen.


Info/Online-Anmeldung: T 0316 5453-8805 | www.sbs.fh-joanneum.at

 

 

  VP-Steiermark-Zukunftskongress: „Wir positionieren uns als Landespartei mit eigenständigen Strategien“


Am Vormittag des 21. Mai findet in der FH Joanneum der ÖVP-Zukunftskongress „Zukunft: Steiermark – Erfahrung-Vision-Aktion“ statt; dort sollen die programmatischen Grundlagen der steirischen Volkspartei für die nächsten fünf Jahre präsentiert werden. Mit ÖVP-Landesgeschäftsführer Dr. Andreas Schnider sprach Christian Stenner über die Verfahrensweise bei der Erstellung des Programms und dessen Inhalte.

VP-Landesgeschäftsführer Andreas Schnider: „Wir werden unsere Schul- und Bildungslinie fortsetzen“

Sie haben einen sehr offenen Programmprozess initiiert – knüpfen Sie mit dieser Verfahrensweise bewusst am Modell Steiermark an?

In den 70er Jahren hat schon Josef Krainer sen. die Grundlagen für diese Art der Programmdiskussion geschaffen, und 1972 wurde das „Modell Steiermark“ gestartet. Genauso haben wir auch jetzt immer wieder Leute von außen eingeladen, daran mitzuarbeiten, auch ganz bewusst aus anderen Parteien. Wir haben das Konzept weiterentwickelt und mit der Aktion „Vor Ort am Wort“ präzisiert, auf den Begriff der Erfahrung gebracht, auch im Sinne von Empirie: Wir gehen von der Erfahrung aus, um eine Vision zu schaffen. Auf dem im Titel des Programmkongresses genannten Dreischritt ist unser ganzes Programm aufgebaut.

Und: Heute ist es zu wenig, als christlichsoziale Bewegung die Kirche fallweise demonstrativ als Partner herbeizuholen. Christlichsozial heißt in Empathie mit den Menschen zu leben, ganz im Sinn der Befreiungstheologie in die Sandalen der Menschen zu schlüpfen und die daraus gewonnenen Erfahrungen umzusetzen. Wir haben in den letzten drei, vier Monaten darauf fokussiert, in zwölf thematisch zusammengesetzten Gruppen, und versucht, ganz klare Aktivitäten festzuschreiben.

Die Inhalte der Arbeitskreise kommen teilweise aus Veranstaltungen wie „Vor Ort am Wort“ …

Ja, und wir haben bewusst zwölf junge Autorinnen und Autoren gewonnen – u.a. Martin Pollaschek fürs Bildungskapitel und die Literatin Monika Wogrolly –, die in Zusammenarbeit mit den Fokusgruppen sowie den politisch Verantwortlichen die Programmpunkte redigiert haben. Anfang Mai werden wir damit in Druck gehen.

Präsentiert werden die Inhalte am Kongress von den Autoren. Außerdem werden dort die beiden Dettlings referieren, der Vater Warnfried Dettling ist ein profilierter CDU-Politiker, sein Sohn Daniel Politikwissenschaftler und Mitgründer der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung. In einem generationsübergreifenden Dialog wird sich herausstellen, wie und ob sie die politischen Realitäten unterschiedlich sehen, im dritten Block schließlich wird Waltraud Klasnic für sich konkrete Schlüsse in Richtung Landtagswahl ziehen.

Was ist neu, was besonders herausragend am Programm für die nächste Legislaturperiode?

Im Sicherheitsbereich werden wir uns für den Bereich der Prävention stark machen. Als zweites die Schul- und Bildungslinie fortsetzen. Es ist ganz wichtig, eine gemeinsame Schule für die 6- bis 15-Jährigen zu haben, davon werden wir nicht abweichen. Dritter Schwerpunkt ist die Stärkung der Infrastruktur in der Steiermark; Projekte, die jahrzehntelang brach gelegen sind, werden jetzt auf die Schiene gebracht. Wichtig sind uns dabei die Verkehrsprojekte Semmering und Phyrn ebenso wie die Koralmstrecke. Im Gesundheitsbereich möchten wir erreichen, dass niedergelassene Ärzte sich zu Gesundheitszentren zusammenschließen. Und wir propagieren ein neues, nachhaltiges Verständnis von Politik. Wir haben vor, bis Ende Juni eine gekürzte Fassung unseres Programms herauszubringen, mit den wesentlichen politischen Inhalten, die wir in Richtung Wahl entwickeln wollen. Diese Kurzfassung richtet sich dann an eine breitere Schicht.

Was sieht der Wirtschaftsteil des neuen Programms vor? Und: Wie geht das Programm mit der Arbeitsplatzproblematik um?

Im Bereich Wirtschaft geht es darum, wie wir neue Cluster schaffen, nicht nur im produktiven Bereich, sondern im Bereich Forschung und Entwicklung. Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass bedeutende Akzente aus diesem Land kommen, z.B. was den Holzcluster betrifft, bei der Holzarchitektur auch im sozialen Wohnbau. Was die Arbeitsplätze betrifft, so bekennen wir uns nicht nur zur Arbeitsplatzsicherung, sondern auch dazu, dass man nicht alle Bereiche für Arbeit rund um die Uhr und sieben Tage in der Woche öffnen darf: Bei den Arbeitsplatzmodellen stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt, nicht die Maschinen, nicht das Kollektiv der Arbeitenden, sondern das Individuum.

Positioniert sich die Partei damit ein wenig in Widerspruch zur neoliberalen Regierungslinie?

Nein, wir positionieren uns als eine Landespartei, die eigenständige Modelle und Strategien zu entwickeln imstande ist, weil wir gerade darin in der Steiermark eine starke Tradition haben. Eine Partei, die es nicht schafft, eigene Positionen zu entwickeln, hat keine Zukunft.

 

 

  Immorent Süd: Leasing verzeichnet weiterhin starke Zuwächse

Mit einem satten Zuwachs von 20% im Neugeschäft blieb der ausgeprägte Trend zum Leasing in Österreich im vergangenen Jahr weiterhin ungebrochen. Auch in der Steiermark und in Kärnten konnten in der Leasingbranche beachtliche Zuwächse verzeichnet werden.

Der Ausblick auf die Zukunft ist ebenfalls erfolgversprechend: Vor dem Hintergrund von Basel II (Verschärfung der Eigenkapitalrichtlinien) „können Unternehmen in Zukunft durch verstärkte Inanspruchnahme von Leasingfinanzierungen ihre Leistungsfähigkeit optimieren und den Finanzierungsrahmen erweitern“, erklärt der Geschäftsführer der Immorent Süd, Ing. Heinz Moser, anlässlich der Bilanzpressekonferenz für das Geschäftsjahr 2004.
Die Motoren des Wachstums sind nach wie vor die Sparten Mobilienleasing und Kfz, während das Immobilienleasing Rückgänge (in der Steiermark –35,8%) zu verzeichnen hat, was allerdings keinen Anlass zur Sorge geben sollte, wie Moser betont: „In Anbetracht des kleinen Marktes ist es durch den Abschluss bzw. Nichtabschluss von Großprojekten immer wieder zu starken Schwankungen gekommen. Mittelfristig zeigt sich in diesem Bereich ein durchschnittliches Wachstum von 5,5%.“

In der Steiermark konnte die Immorent Süd mit einem Leasingneugeschäft von 690,6 Millionen Euro ihre Marktführerschaft behaupten, was insbesondere auf die enormen Zuwächse (+54,3% in der Steiermark) im Mobilienleasing (u.a. zehn neue Linienbusse für die GVB im Wert von 2,1 Millionen Euro) zurückzuführen ist. Ein erfreuliches Faktum das Geschäftsführer Robert Prettenthaler nicht zuletzt auf die gut positionierten Vertriebsstrukturen zurückführt: „Die gemeinsam mit den Sparkassen aufgebaute Marke s Leasing hat sich seit ihrer Einführung 2003 auf das Beste bewährt. Unser Vertriebsanteil über die Sparkassen liegt weit über dem Marktschnitt, wir werden die Zusammenarbeit daher auch in Zukunft weiter intensivieren.“