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korso
Wirtschaft / Arbeit / Bildung |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark |
05/2005 |
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Citymaut:
Von London lernen? |
Nichts ging mehr in der Londoner City: Der tägliche Stau
begann ernsthaft das Wirtschaftsleben der Metropole zu gefährden.
Da setzte Bürgermeister Ken Livingstone
im Februar 2003 eine in der ganzen Union genau beobachtete Maßnahme:
Er führte für ein Innenstadtgebiet von etwa 21 Quadratkilometern
eine so genannte „Congestion Charge“ (Stausteuer)
von umgerechnet 7,50 Euro ein – pro Tag, genauer: zwischen
07.00 morgens und 18.30 abends. Das Ergebnis verblüffte alle
Skeptiker: Der private Personenverkehr hat in der Gebührenzone
um mehr als ein Drittel abgenommen, der Gesamtverkehr inklusive
Taxis, Lieferwagen usw. um 12% . Die Hälfte der unterlassenen
PKW-Fahrten hat sich auf den öffentlichen Verkehr verlagert.
Die Fahrzeiten sind um 14 Prozent, die Unfälle um 20 Prozent
und die Staus sogar um 30 Prozent zurückgegangen. Weiterer
unerwarteter Nebeneffekt: Die Feinstaubbelastung ist exakt im
gleichen Prozentsatz gesunken wie der Gesamtverkehr – um
12%. Was einiges über den hierzulande immer wieder angezweifelten
Zusammenhang zwischen Verkehr und Feinstaub aussagt.
Auch unter Experten gibt‘s unterschiedliche Positionen zur
City-Maut – in einem Punkt sind sich aber alle einig: Der
öffentliche Verkehr hat einen Ausbauschub bitter nötig
(von links: Kurt Fallast, Erwin Mayer, Johann Zancanella, Franz
Fromm, Martin Blum)
Die extreme Feinstaubbelastung in Graz – legt man die
einschlägigen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation auf
die steirische Landeshauptstadt um, dann sterben jährlich
300 GrazerInnen an Feinstaub-Folgen – war auch das Motiv
für einen Antrag, den die Klubobfrau der Grazer Grünen,
Sigi Binder, am 14. April im Grazer Gemeinderat
stellte. Darin verlangten die Grünen „alle sinnvollen
Varianten, sowie Vor- und Nachteile der Einführung einer
Stadtmaut für die Stadt Graz zu prüfen“ und die
Ergebnisse bis Herbst 2005 dem Gemeinderat vorzulegen. Außer
der ÖVP stimmten alle anderen Fraktionen dem Antrag zu.
Auch das Angebot muss stimmen.
Binder erklärt die Position der Grünen: „Natürlich
ist es mit der City-Maut allein nicht getan, auf Angebotsseite
müssen der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und vor
allem der Bau einer Stadtregionalbahn forciert werden. Die Diskussion
über die Citymaut hat schon ein positives Ergebnis: Bürgermeister
Nagl denkt zum ersten Mal über Walter Ferk
die Notwendigkeit überregionaler schienengebundener Verkehrslösungen
nach.“ Der Umweltverantwortliche der Stadt Graz, Vizebürgermeister
(SPÖ) wundert sich über die Weigerung der ÖVP,
eine City-Maut auch nur zu prüfen: „Wir müssen
doch einmal Fakten darüber am Tisch haben, ob durch eine
Citymaut wirklich der Wirtschaftsstandort Graz gefährdet
ist oder ob es sich da nur um Ausreden handelt.“ Allerdings
kann sich Ferk eine solche Abgabe nur dann vorstellen, wenn auch
auf der Angebotsseite gehandelt wird: „Wir brauchen endlich
die S-Bahn, damit möglichst viele EinpendlerInnen eine reale
Alternative zum Auto haben.“
Ähnlich KP-Stadtrat Ernest Kaltenegger:
„Es darf doch kein Nachdenkverbot geben.“ Zur Finanzierung
des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs schlägt die KPÖ
allerdings die Einführung einer Nahverkehrsabgabe vor, die
von den Unternehmen bezahlt werden und 5 Euro pro Dienstnehmer
und Monat betragen soll. „Diese Abgabe sollte steiermarkweit
eingeführt werden, weil ja nicht nur die GVB, sondern auch
andere Verkehrsbetriebe Finanzierungsbedarf haben.“
Graz ist nicht London.
Für VP-Verkehrsstadtrat DI Dr. Gerhard Rüsch
ist die Citymaut „eine Stausteuer und keine Maßnahme
zur Reduktion der Feinstaubbelastung“. In Graz habe man
den Weg der Parkraumbewirtschaftung beschritten, seit der Ausweitung
der blauen Zonen „verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg
bei der Inanspruchnahme der öffentlichen Verkehrsmittel.“
Wenn dies nicht ausreiche, müsse man längerfristig und
im europäischen Gleichklang Road-Pricing-Modelle umsetzen.
Die Citymaut würde eine eklatante Benachteiligung von Unternehmen
und BewohnerInnen mit sich ziehen, die innerhalb der bemauteten
Flächen angesiedelt sind. Nachsatz: „Graz ist nicht
London; wenn wir die Londoner Verhältnisse maßstäblich
auf Graz übertragen, dann entspricht die Londoner City ungefähr
jenem Innenstadtbereich in Graz, wo wir ohnehin schon große
Flächen haben, die dem motorisierten Verkehr weitgehend entzogen
sind – nämlich die Fußgängerzonen.“
Soziale Ungleichheit, „populistischer Luftballon“.
Auch die Verkehrsexperten sind sich in der Frage Citymaut nicht
einig: Für Univ.-Prof. Dr. Johann Zancanella vom
Institut für Städtebau der TU Graz hat die Citymaut
„natürlich bestimmte positive Auswirkungen: Sie reduziert
den Individualverkehr und verschafft der öffentlichen Hand
ein Einkommen, das in den öffentlichen Verkehr fließen
kann. Sie beeinflusst den fließenden Verkehr stärker
als die Parkraumbewirtschaftung, weil sie auch jene Personen erfasst,
die einen privaten Parkplatz zur Verfügung haben. Aber: Ohne
entscheidende Verbesserungen des öffentlichen Verkehrs würde
ich der Einführung einer Citymaut nicht zustimmen, weil sie
letztendlich eine soziale Schranke um die Innenstadt errichtet;
nicht jeder wird sich die Maut leisten können. Zu fürchten
ist zudem, dass – wie übrigens in London – die
rigorose Überwachung, die zur Einhebung dieser Abgabe nötig
ist, bei den BürgerInnen Widerstand hervorruft.“
Noch ablehnender steht der Verkehrsplaner DI Dr. Kurt
Fallast vom Institut für Straßen- und Verkehrswesen
der TU der City-Maut gegenüber: Für ihn stellt sie „eine
sehr isolierte verkehrspolitische Maßnahme dar“, unter
anderem deswegen, weil die wirtschaftliche Verknüpfung zwischen
der Stadt und dem Umland sehr intensiv sei und die Bemautung „eine
starke Benachteiligung der Wirtschaft im Mautbereich“ darstelle,
die auch durch ausgleichende Subventionen nicht kompensiert werden
könne. Zudem stellten für Ein- und Auspendler die derzeitigen
öffentlichen Verkehrsmittel keine ausreichenden Kapazitäten
zur Verfügung. Für den Verkehrsexperten der steirischen
Arbeiterkammer, Franz Fromm, ist die Diskussion um die Citymaut
überhaupt „ein rein populistischer Luftballon: Seit
Einführung der blauen Zonen in Graz fordert die Arbeiterkammer
einen nachhaltigen Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Graz
und stadtgrenzenüberschreitend. Geschehen ist aber trotz
einer positiven Volksbefragung nichts.“ Daher, so Fromm,
spricht sich die Arbeiterkammer Steiermark gegen weitere restriktive
Maßnahmen im Individualverkehr aus, „so lange der
Quantensprung im Ausbau des öffentlichen Verkehrs in und
um Graz fehlt.“
Citymaut statt Fahrverboten.
„Falsch“, sagt VCÖ-Verkehrsexperte DI Martin
Blum: „Wer bei der Einführung der City-Maut
auf der Bremse steht, steuert angesichts der immer höheren
Feinstaubbelastung auf Fahrverbote zu – und die wären
tatsächlich ein großer Schaden für die Wirtschaft.“
Eine VCÖ-Studie zeigt, dass mit der City-Maut die Feinstaub-Emissionen
des Verkehrs um 23 Prozent zurückgehen würden. Die City-Maut
schütze vor Fahrverboten, die in Zukunft unweigerlich verhängt
werden müssten, weil die Grazer Feinstaubwerte die von der
EU-festgesetzten Grenzwerte um ein Vielfaches übertreffen.
Und: „Mit den Einnahmen aus der City-Maut kann der öffentliche
Verkehr in Graz ausgebaut und die Bahnverbindungen für die
Pendler verbessert werden.“
Ähnlich argumentiert Erwin Mayer von Greenpeace:
„Der LKW- und PKW Verkehr ist in den Großstädten
wie Wien, Graz und Salzburg für mehr als die Hälfte
der lokalen Feinstaubemissionen verantwortlich. Daher müssen
Maßnahmen gegen die Grenzwertüberschreitungen vor allem
im städtischen Verkehr ansetzen.“ Dazu müsse der
öffentliche Verkehr ausgebaut und der Ankauf relativ sauberer
LKW und PKW von Stadt und Land gefördert werden. „Diese
Umweltförderung soll aber nicht aus dem Budget, sondern verursacherbezogen
durch eine Öko-Citymaut finanziert werden; die Mautgebühr
soll abhängig von den Feinstaub-, Stickoxid-, Kohlendioxid-
und Lärmemissionen eines Kraftfahrzeuges berechnet werden.“
Ob die Citymaut ein taugliches Mittel zur Reduktion unerwünschten
motorisierten Individualverkehrs ist oder nicht – diese
Debatte wird unter Beteiligung der hier zitierten hochkarätigen
Fachleute am 24. Mai öffentlich bei einer Podiumsdiskussion
fortgeführt, die wir von KORSO mit veranstalten (s. Ankündigung).
Eines ist aber jetzt schon klar: PolitikerInnen müssen sich
nicht rasenden Ängsten hingeben, bei der Einführung
der Citymaut von wütenden WählerInnen abgestraft zu
werden – zumindest wenn das Londoner Beispiel auch für
Graz Gültigkeit hat. Denn: Ken Livingstone wurde 2004 als
Bürgermeister von London wiedergewählt - trotz Citymaut.
– cs –
Referate und Podiumsdiskussion
City-Maut für Graz: Pro und Contra
mit:
DI Martin Blum, Verkehrsclub Österreich
(VCÖ)
Univ.-Prof. DI Dr. Kurt Fallast, Institut für
Straßen- und Verkehrswesen, TU Graz
Franz Fromm, Verkehrsreferat der Arbeiterkammer
Steiermark
Erwin Mayer, Greenpeace
Univ.-Prof. DI Dr. Johann Zancanella, Institut
für Städtebau, TU Graz
Moderation: Mag. Christian Stenner, Magazin KORSO
Dienstag, 24. Mai 2005, 19.30
HS L, Lessingstraße 25, 8010 Graz
Veranstalter:
Institut für Städtebau und Magazin KORSO in Kooperation
mit der Grünen Akademie
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„Wir werden den Wettbewerb mit Niedriglohnländern nicht
durch Arbeitszeitverlängerung gewinnen“
< LR Gerald Schöpfer: „Wirtschaftspolitik muss Qualität
und Kreativität anregen“ |
Mit Wirtschaftslandesrat Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer
sprach Christian Stenner über Perspektiven einer langfristig
orientierten Wirtschaftspolitik für die Steiermark.
Welche Möglichkeiten sehen Sie abseits kurzfristiger,
wahlorientierter Aktionen für unser Bundesland, nachhaltig
als Wirtschaftsstandort erfolgreich zu sein?
In der Steiermark hat ein Strukturwandel weg von der Rohstoffproduktion
stattgefunden, heute kommt ein Drittel der österreichischen
Hightechprodukte aus der Steiermark. Viele Forschungsinstitute sind
hier angesiedelt, aber es gibt auch Universitäten und Fachhochschulen,
die durch hohe Qualität überzeugen. Internationale Konzerne
positionieren vermehrt ihre Forschungseinrichtungen in der Steiermark,
z.B. Siemens Biometrie oder ACC in Fürstenfeld. Es gibt die
Kompetenznetzwerke für Autotechnik oder im Holzcluster. Holz
ist ein Beispiel für nachhaltige Entwicklung mit intelligenten
Produkten. Hier sind bedeutende Großinvestitionen getätigt
worden. Ich denke an die Firma Papst in der Obersteiermark, die
Leimbinder produziert und eine hohe Exportquote hat. Das neue Werk
wurde mit 4,1 Millionen Euro gefördert.
Ist es in Ihren Augen ausreichend, was im Forschungsbereich
geschieht?
Es geht in erster Linie darum, Stärkefelder zu entwickeln
und daraus Cluster zu formen, deren Wertschöpfungsketten weiter
ergänzt werden können. In der Automobilbranche schauen
Berater, was man in der Steiermark selbst erzeugen könnte,
um die heimische Wertschöpfung zu erhöhen. Ich glaube,
dass gerade diese Netzwerke für die Steiermark eine ungeheuere
Bedeutung haben. Ich war beeindruckt, als mir ein steirischer Unternehmer
erklärt hat, dass für ihn das Wichtigste ist nicht die
monetäre Unterstützung ist, sondern der Umstand, dass
es überhaupt einen Automobilcluster gibt.
Sind weitere Clusterprojekte startklar?
Im Bereich der Humantechnologie gibt es eine Reihe von Mittel-
und Kleinbetrieben, die sich zu positionieren beginnen. In Zusammenarbeit
mit der Technischen Universität und mit der Medizinischen Universität
werden Werkstoffe für Implantate entwickelt. Die Entscheidung
von Siemens, das Zentrum für Biometrik in die Steiermark zu
bringen, zeigt, dass die Humantechnologie großes Wachstumspotenzial
hat. Wir dürfen nicht zu einseitig werden, die Weiterentwicklung
des Automobilclusters in Richtung Mobilitätscluster ist hier
ein wesentlicher Schritt.
Überraschend wurde angekündigt, dass Ihr Ressort
heuer über 50 Millionen Euro mehr verfügen soll als
ursprünglich budgetiert – welche Projekte sollen damit
abgedeckt werden?
Es gibt ein Wachstumspaket, davon sind 55 Millionen für die
Wirtschaft vorgesehen, da geht es um nachhaltige Projekte für
die gesamte Steiermark. Epcos in Deutschlandsberg will mit Hilfe
des Landes 91 Millionen Euro in die Piezotechnik für Dieselmotore
investieren. Das Geld, das wir einsetzen, hat eine vielfache Hebelwirkung.
Die Wirtschaftsförderung hat für F&E zwischen 12 und
14 Millionen Euro zur Verfügung, um Innovationen zu fördern.
Laut EU sollen Großbetriebe hinkünftig keine Förderungen
mehr erhalten. Es ist jedoch vorgesehen, dass Förderungen,
die in Richtung Innovationen gehen, weiterhin getätigt werden
dürfen. Das wäre im Interesse der Steirischen Wirtschaftspolitik.
Darum wäre es wichtig nach der Wahl klarere Kompetenzen in
den Ressorts zu schaffen, und auch alle Zuständigkeiten in
Bezug auf Umweltverträglichkeitsprüfungen sollten in einem
einzigen Ressort angesiedelt sein.
Wie wird die weitere Entwicklung angesichts der Auswirkungen
der Globalisierung zu bewältigen sein?
Wir müssen aufpassen, dass Betriebe nicht abwandern. Man
sollte auch nicht Kleinbetriebe gegen Großbetriebe ausspielen,
aber es ist interessant, dass die Steiermark ein Land der intelligenten
Dienstleistungen geworden ist. Wir werden den Wettbewerb mit Niedriglohnländern
nicht dadurch gewinnen, indem wir die Arbeitszeit verlängern
oder die Löhne senken, das kann nur durch Qualität verbunden
mit Kreativität gelingen. Diese gilt es durch die richtige
Wirtschaftspolitik anzuregen.
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Neue
Arbeit – neue Kultur?Frithjof Bergmann
ist gebürtiger Sachse, in Österreich aufgewachsen und lehrte
zuletzt an der Ann-Abor-University of Michigan Philosophie. Sein Credo:
Das gegenwärtige „Arbeitssystem“ ist todkrank. Die
Industriestaaten pumpen Milliarden in arbeitsmarktstützende Maßnahmen
und verdrängen dabei, dass das bestehende System „nicht
heilbar“ sei.
< Frithjof Bergmann: High-tech-Subsistenz als Lösung für
Globalisierungsprobleme? |
Eine Kultur der Ignoranz.
Diese Selbsttäuschung der Öffentlichkeit und der Politik
sei vergleichbar mit Freuds Verdrängungsphänomen. „Gegenwärtig
muss für jedes Problem zuerst die Lösung vorhanden sein,
bevor man es definiert“, so Bergmann. Weil es keine Lösung
mehr gebe, leugne man schließlich die Probleme überhaupt.
Dazu habe die Fokussierung auf die Verlagerung der Arbeitsplätze
(von den Industrie- in die Schwellenländer) die Sicht auf das
generelle Problem der Automatisierung verdrängt. Durch Automatisierung
verloren gegangene Industriearbeitsplätze können auch nicht
annähernd durch Dienstleistungsjobs ersetzt werden; dabei stünden
wir erst am Anfang der industriellen Automatisierung. Produktion
in kleinen Einheiten.
Das Rezept gegen die Misere liegt nach Bergmann in der Dezentralisierung
der Produktionsmittel und deren „Rückeroberung“
durch die BürgerInnen. Dies soll über so genannte „Selbstversorgerarbeit“
bzw. „-produktion“ geschehen. Der fortgeschrittene Stand
der Technik ermögliche es, in kleinen Einheiten nicht nur die
Dinge des je eigenen Bedarfs, sondern auch „für einen
Markt“ zu produzieren. Als Beispiel für derartige High-End-Produktionsanlagen
wird der „Personal Producer“ genannt, eine Art computergesteuerter
3-D-Kopierer, der es ermöglicht, nach CAD-Rissen bzw. Vorlagen
verschiedenste Gegenstände, Bauteile etc. nachzubauen. Kommunen
könnten sich zukünftig mit derartigen Produktionseinheiten
ausstatten und die Bürger direkt an diesen beteiligen.
High-Tech-Subsistenz.
Das Ziel sei, viel mehr Gegenstände des je eigenen Bedarfs
in Eigenarbeit oder im Gemeinschaftsverbund herzustellen. Im amerikanischen
Ann Abor und an einigen Orten in Deutschland sollen bereits derartige
Arbeitszentren nach Bergmannschem Muster existieren. In den Ländern,
deren industrielle und wirtschaftliche Entwicklung stagniert, sei
die Offenheit für seine Idee groß, sagt Bergmann.
Die Frage ist nur, ob derartig kleinräumige emanzipatorische
Bewegungen etwas gegen die Macht der transnationalen Konzerne auszurichten
haben …
– Dieter Kordik –
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There is a society – not just individuals
Der Mensch lebt nicht vom Markt
allein. Um sich „Dilemma-Situationen“ wie Straßenräuberei,
Betrug, Ausplünderung natürlicher Ressourcen, Wehrlosigkeit
gegenüber aggressiven Nachbarn etc. vom Leib zu halten war
und ist er gezwungen zu kooperieren.
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Das Dilemma besteht dabei darin, dass Kooperation Spielregeln braucht
und Institutionen, die über deren Einhaltung wachen. Gerade
diese werden aber nicht „vom Markt“ bereitgestellt.
In solche Institutionen muss, um in der Sprache der Wissenschaft
zu bleiben, „investiert“ werden. Dies ist Gegenstand
von (politischen) Kollektiventscheidungen.
Lebenserfahrung und historische Erkenntnis ignorierend hat die
Lehrbuchweisheit der Ökonomik dies weitgehend ausgeblendet.
Kollektive Handlungsformen werden als Randproblem einer quasi heilsgeschichtlich
aufgefassten Pilgerfahrt „erlöster“ Marktgesellschaften
in ein „Paradies der optimalen Preise“ gesehen.
<
Andreas Suchanek: Simulationsmodelle widerlegen die Thesen vom homo
oeconomicus als nur persönlichen Nutzen akkumulierenden Individuum
Der Staat, den „selbst ein Volk von Teufeln“ braucht
„wenn sie nur Verstand haben, das heißt stets ihrem
Vorteil folgen“ (wie Immanuel Kant meinte) galt und gilt eher
als ein Hindernis denn als notwendige Voraussetzung für effiziente
Produktions- und Tauschverhältnisse. Ökonomieprofessor
Andreas Suchanek aus Leipzig referierte kürzlich
in der Grazer Neuen Galerie über Ergebnisse der von ihm vertretenen
Forschungsrichtung der „Neuen Institutionenökonomik“(science
talk II, Moderation: Christian Eigner). Immerhin, so Prof. Suchanek,
sei dieser Disziplin der formal logische Beweis gelungen, dass die
Etablierung von Institutionen mit dem neoklassischen Konzept des
Nutzen maximierenden homo oeconomicus nicht im Widerspruch steht.
Wenigstens in Simulationsmodellen kann von diesem ökonomischen
Homunculus auch erwartet werden, gesellschaftlich rational zu handeln,
nicht nur individuell Nutzen zu maximieren.
Was nützt uns dieser wissenschaftliche Fortschritt? Vielleicht,
dass die vielfach rigid gesellschaftsfeindliche Haltung von Ökonomen
doch einem Bemühen um Verständnis der komplexen Zusammenhänge
wirtschaftlicher, politischer und sozialer Prozesse weichen wird.
Unmittelbare Auswirkungen auf die Politik sind davon kaum zu erwarten.
Seit Adam Smith und Karl Marx, seit John Maynard Keynes und Milton
Friedman hat die Zunft der Ideologieproduzenten die komplexen Gedankengebäude
der ökonomischen Wissenschaft jeweils nur als Steinbruch benützt.
Herausgesprengt, ohne Rücksicht auf die Architektur des Ganzen,
wurden nur solche Bruchsteine, die geeignet schienen, eigene Positionen
und Interessen zu untermauern. Die Begründung der derzeit über
die Staaten der Europas schwappenden Privatisierungs- und Deregulierungswelle
stützt sich jedenfalls nicht auf eine besonders tiefe und wissenschaftlich
fundierte Einsicht in Marktprozesse, sondern auf eine dummdreiste
Arroganz gegenüber allen anderen sozialen Vorgängen.
Niemand hat das drastischer ausgedrückt als weiland Margaret
Thatcher. Ihr „there is no such thing as a society, just individuals“
wurde zum Credo eines aggressiven antisozialen Staatsprimitivismus.
Zwar genoss die „Eiserne Lady des Neoliberalismus“ nie
eine mehrheitliche Zustimmung, dennoch war sie britische Regierungschefin
von 1979 bis 1990 – erholt hat sich die Gesellschaft Grossbritanniens
von dieser wuchtigen Attacke bis heute nicht. gcn
Link: www.isnie.org, Homepage der „International Society for
New Institutional Economics“, mit englischen Vortragstexten
gut dokumentierte Übersicht über den Stand der wissenschaftlichen
Diskussion.
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AMS
On Tour 2005 |
Im heurigen Jahr setzt das AMS Steiermark seine im Vorjahr begonnene
Serviceoffensive für Unternehmen fort. Von 6. bis 17. Juni
sind MitarbeiterInnen aller regionalen Geschäftsstellen des
AMS mit Smart-Automobilen unterwegs zu den steirischen Betrieben.
Allein 600 Unternehmen werden in der Aktionswoche vom AMS besucht
werden, etwa 5000 Firmenkunden erhalten im Jahr 2005 zumindest einmal
einen persönlichen Besuch vom Service für Unternehmen
des AMS. Und auch heuer gibt es wieder die Chance, einen Smart im
entsprechenden Unternehmensdesign als Firmenwagen zu gewinnen. „3117
erfolgte Betriebsbesuche, 41.908 neue offene Stellen, mehr als 38.000
davon rasch und erfolgreich wieder besetzt – das ist die Bilanz
der AMS-Tour 2004, auf die wir im heurigen Jahr aufbauen“,
freut sich AMS-Steiermark-Geschäftsführer Karl
Heinz Snobe.
Kompetentes Service für die steirischen Betriebe:
AMS-Landesgeschäftsführer Karl Heinz Snobe
Im Rahmen der Firmenbesuche wird verstärkt kommuniziert,
wie das AMS auf die Bedürfnisse der Firmen eingehen kann: etwa
bei der maßgeschneiderten Personalsuche, bei der Weiterbildung
von MitarbeiterInnen oder hinsichtlich attraktiver betrieblicher
Förderangebote. Auch der Informationsfluss von den Unternehmen
zum AMS ist von entscheidender Bedeutung. Snobe: „Oft erst
in persönlichen Gesprächen erfahren wir mehr über
die ganz individuellen Bedürfnisse und Wünsche unserer
Unternehmenskunden!“
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Grazer
Universitäten als Vorreiter für „Bildung und nachhaltige
Entwicklung“ < Dr. Jan Sadlak:
„Nachhaltige Entwicklung ist ein Marathon, kein Kurzstreckensprint.“
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Die Aufgaben der Universitäten in der Zukunft, insbesondere
ihre Verantwortung für positive Entwicklungen in der Gesellschaft
sowie den Erhalt einer intakten Umwelt standen im Mittelpunkt der
Auftaktkonferenz zur UN-Dekade „Bildung für Nachhaltige
Entwicklung 2005-2014“. Der Begriff geht auf den Brundtland-Bericht
von 1987 zurück. Im Rahmen des Weltgipfels von Johannesburg
verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten der UN 2002 den Gedanken
der nachhaltigen Entwicklung in ihren Bildungssystemen zu verankern.
Die mehrtägige Tagung „Committing Universities to Sustainable
Development“ wurde in Aulen der Karl-Franzens Universität
und der Technischen Universität Graz abgehalten und markiert
den Beginn einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit.
Etwa 150 Universitätslehrer, Administratoren und Studierende
aus 29 Staaten nehmen an der Konferenz teil.
Universitäten als „Wachtürme“ der
Gesellschaft
Universitäten spielen eine zentrale Rolle als Ausbildungsstätten
zukünftiger Entscheidungsträger und bringen als Forschungsstätten
innovative Technologien und Konzepte hervor. Daneben sind sie aber
auch Unternehmen mit Arbeitnehmern und Konsumenten, haben Einfluss
auf Verkehr, den Energieverbrauch, Umwelt und nicht zuletzt die
Politik. Als Vertreter der UNESCO definierte Dr. Jan Sadlak, Direktor
des Europäischen Zentrums für Hochschulbildung, bei der
Eröffnung der Veranstaltung die „Wachturm-Funktion“
der Universitäten: „Ihre Aufgabe ist es, stets konstruktiv
Kritik üben und neue Lösungen zu erarbeiten; es gibt im
vor uns liegenden Jahrzehnt also viel zu tun – Nachhaltige
Entwicklung ist ein Marathon, kein Kurzstreckensprint.“ Mag.
Gabriele Eschig, Generalsekretärin der Österreichischen
UNESCO-Kommission, unterstrich, dass es für diese Bemühungen
Vorbilder braucht: „Die Universitäten müssen ihre
gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und die Grundpfeiler
nachhaltiger Entwicklung in ihr Selbstverständnis integrieren.“
Diese Weg haben die KFU und die TU Graz beschritten, die sich vor
kurzem zum Cluster „Nachhaltige Universitäten Graz“
zusammengeschlossen haben. Ergebnisse der Bemühungen um Nachhaltigkeit
sind unter anderem ein Nachhaltigkeitsbericht der KFU Graz sowie
ihre im nächsten Jahr abgeschlossene Zertifizierung als ÖkoProfit-Unternehmen.
Interdisziplinarität als Schlüssel zum Erfolg
Friedrich Zimmermann, KFU-Vizerektor für Forschung, und Univ.-Prof.
Michael Narodoslawsky vom Institut für Ressourcenschonende
und Nachhaltige Systeme der TU Graz informierten über die gemeinsamen
Initiativen und Ziele der beiden Universitäten. „Die
Studierenden sollen durch Anleitung zum interdisziplinären
Denken neue Zusammenhänge erkennen“, erklärte Zimmermann
und betonte, dass es wichtig sei, in Zukunft mehr institutsübergreifenden
Forschungszentren zu schaffen. „Die Universitäten müssen
die Probleme der Gesellschaft als ihre eigenen wahrnehmen und Hilfestellung
anbieten“, mahnte Narodoslawsky, „die Wissenschaft sollte
als vielseitiger Problemlöser fungieren und nicht als letzter
Richter.“ Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist die Montagsakademie,
die Themen der Wissenschaft Interessierten aus allen Bevölkerungsschichten
näher bringt. js
Zum Thema „Nachhaltige Bildung“ sprach Josef
Schiffer mit Dr. Jan Sadlak, dem Direktor
des Europäischen Zentrums für Hochschulbildung (CEPES)
in Bukarest.
Worin sehen Sie die wichtigsten Elemente für eine nachhaltige
Hochschulbildung?
Die Universitäten müssen ökologische, ökonomische
und soziale Aspekte in ihrer Arbeit gleichermaßen beachten.
Erst wenn die drei Säulen in einem gleichwertigen Verhältnis
zueinander stehen, können sie ihren Beitrag zu einer Veränderung
der Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit leisten. Damit auch
unsere Enkel und Urenkel eine lebenswerte Welt vorfinden, muss sozusagen
ein Vertrag zwischen den Generationen geschlossen werden. Unsere
Pflicht ist es im Rahmen dieses Übereinkommens, soziale Gerechtigkeit,
ökologische Verträglichkeit sowie ökonomische Leistungsfähigkeit
in vorbildhafter Weise zu leben.
Welche Reformen werden dafür auf dem Hochschulsektor
notwendig sein?
Unsere vorrangige Aufgabe besteht in einer Vereinheitlichung der
europäischen Bildungsstandards. Unsere Bemühungen bauen
auf den Zielen der Bologna Deklaration von 1999 auf, die sich insbesondere
durch die Schaffung eines transparenten europäischen Hochschulraumes
und die verstärkte Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
des europäischen Hochschulsystems definieren. Dazu gehören
auch die Schaffung vergleichbarer Studienabschlüsse durch die
Forcierung des Drei Phasen-Modells mit Bakkalaureat, Master und
Doktorat, die Förderung von Mobilität sowie die Zusammenarbeit
bei der Qualitätssicherung auf europäischer Ebene. Diese
Bemühungen erfolgen im Rahmen des Bologna followup-Process,
der auf die Umsetzung dieser Maßnahmen ausgerichtet ist.
Was sind die konkreten Aufgaben von CEPES in diesem Kontext?
Wir sind als europäisches Zentrum für Hochschulbildung
darauf bedacht, die „hot topics“ im Bildungssektor zu
identifizieren, um mit Hilfe von internationalen besetzten Konferenzen
einen Anstöße zu bestimmten Themen zu geben, z.B. die
Lehrerausbildung oder die Setzung von einheitlichen Standards bei
den Doktoratsstudien. Ein wichtiger Punkt ist aber auch, wie eine
Veranstaltung letztes Jahr in Bukarest gezeigt hat, die das Angebot
von ethischen und moralischen Gesichtspunkten in die Universitätsausbildung,
etwa als begleitendes Studienfach.
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Funktionelle
Nutzlosigkeit – Ein Symposium zur Lage der Geisteswissenschaften
< Karl Acham |
Mit der Zukunft der Geisteswissenschaften in einer anwendungsorientierten
Welt beschäftigte sich am 14. April das von der Karl-Franzens-Universität,
der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, der Akademie Graz und
der Österreichischen Urania für Steiermark veranstaltete
Symposium „Know how – know why“. Im Zentrum stand
die allerorts konstatierte Krise der Geisteswissenschaften, die
im Sog neoliberaler Wirtschaftspolitik zunehmend unter Legitimationsdruck
geraten. Fragen nach Verwertbarkeit, ökonomischer Umsetzung
und gesellschaftlicher Relevanz der Geisteswissenschaften wurden
aus bildungspolitischer, fachspezifischer und studentischer Perspektive
diskutiert.
Der Dekan der Gewi-Fakultät, Univ.-Prof. Dr. Bernhard
Hurch plädierte für eine Neupositionierung der
Geisteswissenschaften, deren Innovationspotenzial nicht verkannt
werden dürfe. Dass humanistische Bildung ironischerweise in
den USA höher geschätzt werde als in Europa, zeige die
Lehre geisteswissenschaftlicher Fächer an Eliteuniversitäten
wie dem MIT.
Als Exponent der offiziellen Hochschulpolitik forderte Dr. Werner
Tessmar-Pfohl, Universitätsrat und Vizepräsident
der Industriellenvereinigung Steiermark, eine stärkere Öffnung
für die Wirtschaft und eine populärwissenschaftlichere
Vermittlung von Inhalten. Außerdem könne man nur dann
wettbewerbsfähig bleiben, wenn man sich als nicht in der Krise
befindlich betrachte.
Univ.-Prof. Dr. Karl Acham, Soziologe und Mitglied
der österreichischen Akademie der Wissenschaften, spannte um
sein Thema „Praxisrelevanz und Rentabilität“ einen
gewohnt weiten Bogen und verband die Frage nach dem Nutzen der Geisteswissenschaften
mit dem Problem der Globalisierung: Während die Geringschätzung
humanistischen Bildungsgutes in der westlichen Welt von der Konzentration
auf die ökonomische Globalisierung vorangetrieben werde, beschäftige
man sich in Asien mit den Problemen einer kulturellen Globalisierung.
Dort herrsche das Bestreben, die technologische Entwicklung mit
der Erhaltung von kulturellen Traditionsbeständen zu fusionieren.
In Anlehnung an dieses Konzept sprach sich Acham gegen den Blick
auf kurzfristige Rentabilität aus und forderte, dem Bildungswissen
wieder seinen hervorragenden Rang in der Gesellschaft zuzuweisen.
Während die USA auf den Sputnik-Schock 1957 mit einer nie da
gewesenen Bildungsoffensive abseits technologischer Forschung reagiert
hätten, begegne die aktuelle deutschsprachige Wissenschaftspolitik
dem wirtschaftlich-technologischen Wettlauf geradewegs nicht mit
der Förderung von Orientierungs- und Kanonwissen, sondern einem
neuen Didaktizismus und aberwitzigen Spezialisierungen. Insgesamt
fehle es daher an einer gediegenen Grundausbildung und einer Erziehung
zur Kultur.
Aus der Perspektive des Rechtsphilosophen blies Univ.-Prof. Dr.
Peter Strasser in seinem polarisierenden Referat
„Bildung zum Menschen – Plädoyer für die Pflege
des Nutzlosen“ ins selbe Horn. Er kritisierte in mehreren
Punkten den Universitätsreformkurs, der durch sein Nützlichkeitsdenken
auch die Philosophie zu einer Hilfs- und Dienstleistungswissenschaft
degradiere. Für Strasser besteht das Problem darin, dass die
Erfordernisse von Technik und Ökonomie zusehends die Leitziele
definieren, um die herum sich die kulturellen Werte bloß noch
anlagern. Mit mehr Bildungswissen und einem freien Kultiviertheitsdiskurs
fiele es leichter, etwa die Verwendung von Leichen für Crash-Tests
aus einem ethischen Blickwinkel zu be- bzw. verurteilen.
Der ehemalige Rektor und Zeithistoriker Univ.-Prof. Dr. Helmut Konrad
zog sich im Gegensatz zu Acham und Strasser auf eine pragmatische
und zugleich minoritäre Position zurück. Unter den gegebenen
Voraussetzung einer Europäisierung des Bildungssystems durch
den Bologna-Prozess skizzierte Konrad seine Vorstellung vom neuen
dreistufigen Studiensystem: Das von Zugangsbeschränkungen und
Studiengebühren freie Bakkalaureat dient dabei einer Berufsqualifizierung,
das Magisterium einer Spezialisierung und das kostenpflichtige Doktorat
dem ersten Schritt in die Forschung. Eine große Chance für
die Geisteswissenschaften ortet Konrad im Bakkalaureat, wenn dieses
berufsbefähigend wird: Dann könnte es als eine Art „Studium
Generale“ wie in den USA zur Voraussetzung für weitere
Aufbaustudien wie Medizin oder Jus werden.
Kritik hagelte es anschließend vom Philosophen Konrad
Paul Liessmann: Der Bologna-Prozess degradiere die Universitäten
zu Fachhochschulen, disloziere die Forschungsausbildung von den
Universitäten und kollektiviere die Forschungsleistungen. Während
sich die Referenten Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Eismann
(Slawistik) und Univ.-Doz. Dr. Hannes D. Galter
(Altorientalistik) ebenfalls klar gegen die Reform und eine Instrumentalisierung
der Geisteswissenschaften aussprachen, forderte Univ.-Prof. Dr.
Susanne Göpferich (Translationswissenschaft)
eine stärkere Zusammenarbeit mit der Praxis und die Bildung
von Transferzentren nach naturwissenschaftlichem Vorbild.
Bleibt die Frage, wie eine neoliberalen Werten verpflichtete Bildungspolitik
davon zu überzeugen ist, dass die Pflege der Geisteswissenschaften
einen kulturellen Wert an sich darstellt. Die GeisteswissenschafterInnen
selbst müssten verstärkt ihre gesellschaftsrelevanten
Forschungsergebnisse populärwissenschaftlich vermitteln. Vielleicht
würde sich ein Verständnis ihres Nutzens dann von alleine
einstellen ...
– Iris Hipfl –
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Urban
Technologies: Energiewirtschaft und mehr
< Foto: Werner Krug für FH JOANNEUM |
Der FH-Studiengang „Infrastrukturwirtschaft/Urban Technologies“
an der FH JOANNEUM Kapfenberg bietet jungen Menschen die Möglichkeit,
die Infrastruktur von morgen mitzugestalten. Dazu zählt die umfassende
Versorgung mit Wasser, Energie sowie funktionierende Verkehrs-, Kommunikations-
und Abfallentsorgungssysteme. Denn Infrastruktur ist die Grundlage
unserer modernen Gesellschaft.
„Ich glaube, dass meine Generation vor der Aufgabe steht,
die langfristige Sicherung unseres Lebensstandards zu gewährleisten“,
sagt die FH-Absolventin Natascha Trapp. „Wir müssen von
der Energieverschwendung abkehren, erneuerbare Energieformen und
-quellen fördern und unsere Technologien in Richtung Ressourcenschonung
weiterentwickeln.“
Die intelligente Versorgung mit Energie, Bereitstellung von Kommunikationstechnologien,
Sicherstellung der Mobilität und Umweltmanagement stehen am
Studienplan von „Infrastrukturwirtschaft“. In 8 Semestern
werden technisch und wirtschaftlich versierte, zukunftsorientierte
Wirtschaftsingenieure ausgebildet. Die Studierenden werden praxis-
und projektorientiert auf das Consulting, die Planung und Ausführung
von komplexen Infrastrukturprojekten vorbereitet.
„Infrastrukturwirte haben die Fähigkeit vernetzend zu
denken. Sie sind somit in der Lage, die immer komplexer werdenden
Infrastruktureinrichtungen zu verstehen“, sagt Alexander Weber,
Student des Jahrgangs 2001. Und sein Kollege Matthias Miksch ergänzt:
„Mit Hilfe meiner Ausbildung will ich auch die zukünftige
Versorgung städtischer Bereiche ressourcenschonend und umweltbewusst
sicherstellen.“
Im FH-Ranking des „Industriemagazins“ ist „Infrastrukturwirtschaft“
seit 2003 jährlich in den Top 10 gelistet, wenn es um das Renommee
unter österreichischen Personalmanagern geht - ein nicht unwesentlicher
Faktor für die Berufsaussichten der AbsolventInnen. „Für
unsere Diplomingenieure (FH) eröffnen sich in einem dynamischen
internationalen Umfeld eine Vielzahl beruflicher Möglichkeiten“,
sagt Studiengangsleiter Michael Bobik. „Sei es im Bereich
der Mobilkommunikation, der Stromversorgung, der Stoffkreisläufe,
der Wasserversorgung, oder der Intermodalität des Personen-
und Warenverkehrs. Die Vielfalt der Branche reicht von Anlagenbauunternehmen
bis zu Netzbetreibern.“
Weitere Informationen:
FH JOANNEUM Studienberatung
T 0316 5453-8800
M info@fh-joanneum.at
www.fh-joanneum.at/isw
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6.
Summer Business School an der FH JOANNEUM |
Mittlerweile hat das Weiterbildungsprogramm Summer Business School
der FH JOANNEUM schon Tradition: Seit bereits sechs Jahren bieten
FH-Dozentinnen und -Dozenten jeweils Ende September ihr Wissen in
Form von Seminaren all jenen an, die sich weiterbilden möchten.
Die „Summer Business School bietet heuer nicht weniger als
50 Seminartitel an. Neben Klassikern zu Projektmanagement, Präsentationstechniken
oder Businessplanung stehen auch ausgefallene Seminare auf dem Programm,
etwa Kreatives Schreiben für Manager, Mitarbeiterführung
mit Herz, Hirn und Humor“ oder darüber, wie man rhetorische
Schlagfertigkeit trainieren kann. Medien-, Verhaltens- und Sprachtraining
bilden den Schwerpunkt der heurigen Summer Business School. Dazu
gibt es IT-, Management- und Rechtsseminare (zum Beispiel Steuerrecht
für Vereine). Die Kurse sind jeweils ein- oder zweitägig
und schon ab 270,- Euro zu buchen.
Info/Online-Anmeldung: T 0316 5453-8805 | www.sbs.fh-joanneum.at
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VP-Steiermark-Zukunftskongress:
„Wir positionieren uns als Landespartei mit eigenständigen
Strategien“ |
Am Vormittag des 21. Mai findet in der FH Joanneum der ÖVP-Zukunftskongress
„Zukunft: Steiermark – Erfahrung-Vision-Aktion“
statt; dort sollen die programmatischen Grundlagen der steirischen
Volkspartei für die nächsten fünf Jahre präsentiert
werden. Mit ÖVP-Landesgeschäftsführer Dr. Andreas
Schnider sprach Christian Stenner über die Verfahrensweise
bei der Erstellung des Programms und dessen Inhalte.
VP-Landesgeschäftsführer Andreas Schnider:
„Wir werden unsere Schul- und Bildungslinie fortsetzen“
Sie haben einen sehr offenen Programmprozess initiiert –
knüpfen Sie mit dieser Verfahrensweise bewusst am Modell Steiermark
an?
In den 70er Jahren hat schon Josef Krainer sen. die Grundlagen
für diese Art der Programmdiskussion geschaffen, und 1972 wurde
das „Modell Steiermark“ gestartet. Genauso haben wir
auch jetzt immer wieder Leute von außen eingeladen, daran
mitzuarbeiten, auch ganz bewusst aus anderen Parteien. Wir haben
das Konzept weiterentwickelt und mit der Aktion „Vor Ort am
Wort“ präzisiert, auf den Begriff der Erfahrung gebracht,
auch im Sinne von Empirie: Wir gehen von der Erfahrung aus, um eine
Vision zu schaffen. Auf dem im Titel des Programmkongresses genannten
Dreischritt ist unser ganzes Programm aufgebaut.
Und: Heute ist es zu wenig, als christlichsoziale Bewegung die
Kirche fallweise demonstrativ als Partner herbeizuholen. Christlichsozial
heißt in Empathie mit den Menschen zu leben, ganz im Sinn
der Befreiungstheologie in die Sandalen der Menschen zu schlüpfen
und die daraus gewonnenen Erfahrungen umzusetzen. Wir haben in den
letzten drei, vier Monaten darauf fokussiert, in zwölf thematisch
zusammengesetzten Gruppen, und versucht, ganz klare Aktivitäten
festzuschreiben.
Die Inhalte der Arbeitskreise kommen teilweise aus Veranstaltungen
wie „Vor Ort am Wort“ …
Ja, und wir haben bewusst zwölf junge Autorinnen und Autoren
gewonnen – u.a. Martin Pollaschek fürs Bildungskapitel
und die Literatin Monika Wogrolly –, die in Zusammenarbeit
mit den Fokusgruppen sowie den politisch Verantwortlichen die Programmpunkte
redigiert haben. Anfang Mai werden wir damit in Druck gehen.
Präsentiert werden die Inhalte am Kongress von den Autoren.
Außerdem werden dort die beiden Dettlings referieren, der
Vater Warnfried Dettling ist ein profilierter CDU-Politiker, sein
Sohn Daniel Politikwissenschaftler und Mitgründer der Deutschen
Gesellschaft für Politikberatung. In einem generationsübergreifenden
Dialog wird sich herausstellen, wie und ob sie die politischen Realitäten
unterschiedlich sehen, im dritten Block schließlich wird Waltraud
Klasnic für sich konkrete Schlüsse in Richtung Landtagswahl
ziehen.
Was ist neu, was besonders herausragend am Programm für
die nächste Legislaturperiode?
Im Sicherheitsbereich werden wir uns für den Bereich der
Prävention stark machen. Als zweites die Schul- und Bildungslinie
fortsetzen. Es ist ganz wichtig, eine gemeinsame Schule für
die 6- bis 15-Jährigen zu haben, davon werden wir nicht abweichen.
Dritter Schwerpunkt ist die Stärkung der Infrastruktur in der
Steiermark; Projekte, die jahrzehntelang brach gelegen sind, werden
jetzt auf die Schiene gebracht. Wichtig sind uns dabei die Verkehrsprojekte
Semmering und Phyrn ebenso wie die Koralmstrecke. Im Gesundheitsbereich
möchten wir erreichen, dass niedergelassene Ärzte sich
zu Gesundheitszentren zusammenschließen. Und wir propagieren
ein neues, nachhaltiges Verständnis von Politik. Wir haben
vor, bis Ende Juni eine gekürzte Fassung unseres Programms
herauszubringen, mit den wesentlichen politischen Inhalten, die
wir in Richtung Wahl entwickeln wollen. Diese Kurzfassung richtet
sich dann an eine breitere Schicht.
Was sieht der Wirtschaftsteil des neuen Programms vor? Und:
Wie geht das Programm mit der Arbeitsplatzproblematik um?
Im Bereich Wirtschaft geht es darum, wie wir neue Cluster schaffen,
nicht nur im produktiven Bereich, sondern im Bereich Forschung und
Entwicklung. Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen,
dass bedeutende Akzente aus diesem Land kommen, z.B. was den Holzcluster
betrifft, bei der Holzarchitektur auch im sozialen Wohnbau. Was
die Arbeitsplätze betrifft, so bekennen wir uns nicht nur zur
Arbeitsplatzsicherung, sondern auch dazu, dass man nicht alle Bereiche
für Arbeit rund um die Uhr und sieben Tage in der Woche öffnen
darf: Bei den Arbeitsplatzmodellen stellen wir den Menschen in den
Mittelpunkt, nicht die Maschinen, nicht das Kollektiv der Arbeitenden,
sondern das Individuum.
Positioniert sich die Partei damit ein wenig in Widerspruch
zur neoliberalen Regierungslinie?
Nein, wir positionieren uns als eine Landespartei, die eigenständige
Modelle und Strategien zu entwickeln imstande ist, weil wir gerade
darin in der Steiermark eine starke Tradition haben. Eine Partei,
die es nicht schafft, eigene Positionen zu entwickeln, hat keine
Zukunft.
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Immorent
Süd: Leasing verzeichnet weiterhin starke Zuwächse |
Mit einem satten Zuwachs von 20% im Neugeschäft blieb der ausgeprägte
Trend zum Leasing in Österreich im vergangenen Jahr weiterhin
ungebrochen. Auch in der Steiermark und in Kärnten konnten in
der Leasingbranche beachtliche Zuwächse verzeichnet werden. Der
Ausblick auf die Zukunft ist ebenfalls erfolgversprechend: Vor dem
Hintergrund von Basel II (Verschärfung der Eigenkapitalrichtlinien)
„können Unternehmen in Zukunft durch verstärkte
Inanspruchnahme von Leasingfinanzierungen ihre Leistungsfähigkeit
optimieren und den Finanzierungsrahmen erweitern“, erklärt
der Geschäftsführer der Immorent Süd, Ing. Heinz
Moser, anlässlich der Bilanzpressekonferenz für
das Geschäftsjahr 2004.
Die Motoren des Wachstums sind nach wie vor die Sparten Mobilienleasing
und Kfz, während das Immobilienleasing Rückgänge
(in der Steiermark –35,8%) zu verzeichnen hat, was allerdings
keinen Anlass zur Sorge geben sollte, wie Moser betont: „In
Anbetracht des kleinen Marktes ist es durch den Abschluss bzw. Nichtabschluss
von Großprojekten immer wieder zu starken Schwankungen gekommen.
Mittelfristig zeigt sich in diesem Bereich ein durchschnittliches
Wachstum von 5,5%.“
In der Steiermark konnte die Immorent Süd mit einem Leasingneugeschäft
von 690,6 Millionen Euro ihre Marktführerschaft behaupten,
was insbesondere auf die enormen Zuwächse (+54,3% in der Steiermark)
im Mobilienleasing (u.a. zehn neue Linienbusse für die GVB
im Wert von 2,1 Millionen Euro) zurückzuführen ist. Ein
erfreuliches Faktum das Geschäftsführer Robert
Prettenthaler nicht zuletzt auf die gut positionierten
Vertriebsstrukturen zurückführt: „Die gemeinsam
mit den Sparkassen aufgebaute Marke s Leasing hat sich seit ihrer
Einführung 2003 auf das Beste bewährt. Unser Vertriebsanteil
über die Sparkassen liegt weit über dem Marktschnitt,
wir werden die Zusammenarbeit daher auch in Zukunft weiter intensivieren.“
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