korso Wirtschaft / Arbeit / Bildung
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
03/2004
   
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  Jobs4you(th): Hoffnung für 1000 arbeitslose Jugendliche Über die AMS-Initiativen gegen Jugendarbeitslosigkeit und Lehrstellenknappheit sprach Christian Stenner mit dem Landesgeschäftsführer des Arbeitsmarktservice Steiermark, Karl Heinz Snobe.

< AMS-Steiermark-Chef Karl Heinz Snobe kämpft mit maßgeschneiderten Programmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit


Wir halten mit Ende Februar 2004 bei 6810 arbeitslosen Jugendlichen in der Steiermark, das sind zwar um 840 weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres – aber dennoch noch immer Besorgnis erregend viele. Ähnlich verhält es sich bei den Lehrstellensuchende: Ihre Zahl ist im Vergleichszeitraum ebenfalls leicht gesunken – von 583 auf 488 –, von Entwarnung kann aber keine Rede sein.

Die Jugendarbeitslosigkeit ist direkt an die allgemeine Arbeitslosigkeit gekoppelt, wobei sie den Trend sogar akzentuiert: Jetzt, wo die allgemeine Arbeitslosigkeit leicht zurückgeht, geht die Jugendarbeitslosigkeit deutlicher zurück; als die Arbeitslosigkeit gestiegen ist, ist die Jugendarbeitslosigkeit stärker angestiegen als der Durchschnittswert. Das hängt damit zusammen, dass Betriebe nachweislich bei schlechten Konjunkturerwartungen und bei der Notwendigkeit von Entlassungen entgegen den üblichen Annahmen eher jüngere ArbeitnehmerInnen freisetzen, unter anderem deswegen, weil man annimmt, dass diese schneller wieder einen Job finden. Dazu kommt noch die Verschärfung der Situation durch die Pensionsreform: Die Notwendigkeit für Ältere länger zu arbeiten bedeutet naturgemäß, dass weniger Arbeitsplätze für Jüngere frei werden.

Die steigende Anzahl an Lehrstellensuchenden deutet darauf hin, dass der Anteil jener zunimmt, die noch gar nie in Arbeit waren …

Das stimmt nur zum Teil, weil von den nahezu 500 ein Drittel Lehrstellenabbrecher sind; die sind allerdings bei der Suche weniger flexibel als der Rest, weil sie ja eine Lehrstelle in jenem Beruf finden möchten, den sie angefangen haben zu lernen. Man muss aber zu dieser Zahl noch jene 854 Jugendlichen dazurechnen, die eine außerbetriebliche Lehre nach dem Jugendausbildungssicherungsgesetz (JASG) absolvieren. Diese JASG-Lehre, die vom bfi, von bit, Jugend am Werk und lfi getragen wird, hat sich als recht erfolgreich erwiesen.

Die Zahl der angebotenen Lehrstellen sinkt aber weiter …

Ja, in einer schwierigen Konjunktursituation wollen sich die Unternehmen nicht über mehrere Jahre binden, ich gehe davon aus, dass sich das Lehrstellenangebot auch 2004 nicht erhöhen wird. Dennoch haben wir mit dem JASG ein Instrument zur Hand, das die Situation erträglicher macht: Bis jetzt haben 60% der JASG-Jugendlichen eine „normale“ Lehrstelle gefunden. Es ist sogar möglich, im JASG einen Lehrabschluss zu absolvieren. Worauf wir besonders stolz sind: In der Berufsschule schneiden die TeilnehmerInnen der JASG-Maßnahmen sogar ein wenig besser ab als „normale“ Lehrlinge – sie bauen nachweislich Bildungsdefizite ab, was im Rahmen einer üblichen Lehre kaum möglich ist.

Die „JASG-Lehrlinge“ machen immerhin schon nahezu 5% der Gesamtzahl aller steirischen Lehrlinge aus – der Trend zur Ausgliederung der Lehrlingsausbildung aus den Betrieben wird da schon recht deutlich. Ist das AMS für den Fall gerüstet, dass sich dieser Trend fortsetzt? Und: Wann kommt endlich der Ausgleichsfonds, in den jene Betriebe einzahlen, die selbst keine Lehrlinge ausbilden?

Ich gehe davon aus, dass dieser Trend sich fortsetzen wird; das AMS ist darauf vorbereitet. Ich gehe auch davon aus, dass der Ausgleichsfonds in nächster Zeit nicht zu erwarten ist; ich halte es aber in jedem Fall für sinnvoll, Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung, in die ja ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen einzahlen, zur Finanzierung dieser Maßnahmen zu verwenden und so das Fehlverhalten des Lehrstellenmarktes zu korrigieren. Eine reine Fondslösung wäre dafür ohnehin nie ausreichend.

Mit 1. Jänner hat das AMS eine neue Initiative gegen Jugendarbeitslosigkeit aus der Taufe gehoben …

Ja, mit Jobs4you(th) haben wir uns das Ziel gesetzt, die Arbeitslosigkeit bei Unter-25-Jährigen deutlich zu verringern. Aus AMS-Mitteln haben wir für diese Initiative 6,6 Mio Euro zur Verfügung gestellt, das Land Steiermark zahlt 1 Mio dazu. 80% davon gehen in eine breite Palette von Qualifizierungsmaßnahmen. Der Bedarf dafür wurde direkt vor Ort von unseren regionalen Geschäftsstellen erhoben, das Angebot reicht von Kursen für Jobs in der Metall verarbeitenden Industrie über CAD-Kurse bis zur Ausbildungen zum/r Verkaufsberaterin, über Deutschkurse für MigrantInnen bis hin zu Ostprachen-Kursen für Bürokaufleute. Die restlichen 20% der Mittel sind für Eingliederungsbeihilfen gedacht. Insgesamt wollen wir damit über 1000 jugendlichen Arbeitslosen helfen, schnell wieder einen Job zu bekommen.

 

 

 

Unternehmen und gesellschaftliche Verantwortung


Unternehmen und gesellschaftliche Verantwortung Die „Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit“ (WIN) des Landes Steiermark widmet sich nun auch dem Thema CSR („Corporate Social Responsability“). Die Grundthese: Die Realisierung persönlicher und gesellschaftlicher Bedürfnisse verlangt nach einer gut funktionierenden Ökonomie, gleichzeitig findet erfolgreiches und nachhaltiges Wirtschaften idealerweise in einer sozial konfliktfreien und solidarischen Gesellschaft statt. Entsprechend verfolgt CSR zwei Ziele: Den Menschen soll gezeigt werden, was österreichische Unternehmen für die Gesellschaft leisten, und die Unternehmen sollen motiviert werden, ihr Engagement zu verstärken und auch verstärkt zu kommunizieren.

Mit einer Veranstaltung am 16. März ab 18.30 im Europasaal der Wirtschaftskammer soll dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“ Genüge getan werden: Nach einem Impulsreferat von Dr. Werner Tessmar-Pfohl von der IV Steiermark werden Praxisbeispiele für CSR vorgeführt; eine Podiumsdiskussion (LR Johann Seitinger, Dr. Josef Riegler, Nabg. Ridi Steibl, Mag. Gabriela Sonnleitner von der Caritas und Dr. Werner Kerschbaum vom Roten Kreuz) rundet den Abend ab.

www.csr-austria.at

 

 

 

Immorent Süd weiter auf Wachstumskurs
< immorent-Vorstände Mag. Franz Kerber und Ing. Heinz Moser


Auf ihrer Jahrespressekonferenz konnten die Geschäftsführer der Immorent Süd, Mag. Franz Kerber und Ing. Heinz Moser, auch für das abgelaufene Geschäftsjahr 2003 auf ein solides Wachstum ihrer Gesellschaft verweisen. Mit einem Leasingneugeschäft von 166 Mio. € konnte die Gesellschaft ihre marktführende Position im Süden Österreichs behaupten. Noch eindrucksvoller fiel das Ergebnis auf dem erweiterten Heimmarkt aus: Die Aktivitäten in Slowenien, Kroatien und Serbien erbrachten ein Neuinvestitionsvolumen von 174 Mio. €. Darin drückt sich nicht zuletzt die stark wachsende Kfz-Leasingsparte in diesen Ländern aus. Weiterhin enormes Wachstumspotenzial ortet Vorstand Mag. Kerber vor allem für Kroatien, wo Ausbau der Infrastruktur, Großbauprojekte und ein stark wachsender Tourismussektor für anhaltend gute Nachfrage im Leasingbereich sorgen werden.

Maßgeblichen Anteil an der erfreulichen Geschäftsentwicklung im Inland hatte die Positionierung der neuen Vertriebsmarke „s Leasing“, die im Juni 2003 für die Bereiche Mobilien und Kfz eingeführt wurde. Dadurch konnte der Direktvertrieb an kleinere und mittlere Unternehmen über die Sparkassenfilialen verbessert und ausgeweitet werden. Die dynamische Entwicklung der Gesellschaft schlägt sich auch in der Wahl eines neuen Bürostandortes nieder: Ab Ende Mai 2004 wird die Immorent Süd im neu adaptierten Postbus-Hochhaus am Andreas Hofer Platz 17 residieren.

– js –

 

 

 

  ams entwickelt Pulsempfänger-Chip


Der weltweit führenden Hersteller von Herzfrequenzmessgeräten, die finnische POLAR Electro, lässt bei austriamicrosystems einen Spezialchip mit extrem geringem Leistungsverbrauch entwickeln, der als Empfänger für die vom Brustgurt des Trägers ausgesandten codierten Pulssignale dient. Der Chip wird in eine POLAR-Armbanduhr integriert werden. Seppo Nissilä, Entwicklungsleiter bei POLAR, begründet die Entscheidung für ams mit der technischen Kompetenz des Unternehmens und seinen „hohen Qualitätsstandards auf dem Gebiet der integrierten Schaltkreise.“

Matjaz Novak, Marketingleiter der Medizintechnik-Einheit bei ams, sieht im Vertrag mit POLAR „einen wichtigen Meilenstein in unserer Strategie, Integrated-Circuit-Lösungen für die Marktführer im Bereich Healthcare zu produzieren.“

Austriamicrosystems liefert im Bereich der Medizintechnik Mikrochips für Applikationen wie Blutzuckermessgeräte, Insulinpens, Inhalatoren, Pulsmesser, elektrische Zahnbürsten und Herzschrittmacher. Weitere Geschäftsfelder sind Automotive, Communications und Full Sevice Foundry.

www.austriamicrosystems.com

 

 

 

  MAGNA-Preis für Wasserstoff-Antrieb


Den mit 6000 Euro dotierten ersten Platz beim Johann-Puch-Award der MAGNA Steyr gewann TU-Graz-Absolvent Wolfram Kirchweger mit seiner Diplomarbeit „Untersuchung zur motorischen Verbrennung eines alternativen Kraftstoffes“.

Der Maschinenbauer Kirchweger hat im praktischen Experiment die Möglichkeiten untersucht, Wasserstoff als Treibstoff für herkömmliche Ottomotoren zu nutzen; ein Einzylinder-Forschungsmotor wurde für den Betrieb mit Wasserstoff mit Saugrohreinblasung ausgerüstet. Hauptaugenmerk wurde dabei auf die Verbrennungsstörungen gelegt, die im Gasbetrieb auftreten und den Wirkungsgrad entscheidend mindern. Kirchweger: „Diese Störungen haben sich als behebbar herausgestelt, prinzipiell wäre es recht einfach, einen solchen Wasserstoff-Motor zur Serienreife zu bringen.“

Wenn der Wasserstoff-Motor allerdings wirklich den angestrebten Zweck – nämlich eine Reduktion der Treibhausgase – erfüllen soll, müssen bei seiner Erzeugung umweltfreundliche Verfahren wie etwa Photosynthese oder Elekrolyse mittels Strom aus photovoltaischen Anlagen angewandt werden. Zweiteres ist derzeit viel zu teuer, erstes noch Zukunftsmusik.

– cs –

 

 

 

RepaNet: Reparieren statt Wegwerfen
< GBL-Werkstättenleiter Erich Stuhlpfarrer, GBL-Geschäftsführer Franz Enhuber und Projektleiter Mag. Manfred Skoff (von li)


Zwei steirische Beschäftigungsinitiativen sind Teil eines gesamtösterreichischen Netzwerkes, das sich dem Leitbild „Reparieren statt Wegwerfen“ verschrieben hat.

Die Grazer Beschäftigungsinitiative BAN beschäftigt sich schon länger unter anderem mit der Reparatur von Unterhaltungselektronik – Fernseher, Radio, Videogeräte, Computer und Telefone – und bildet Lehrlinge in diesem Bereich aus. Die Liezener gemeinnützige BeschäftigungsgesmbH (GBL) legt ihr Hauptaugenmerk auf die Qualifizierung langzeitarbeitsloser und behinderter Menschen und auf die Reparatur von Weißware (Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspüler, Staubsauger, Kaffeemaschinen u.Ä.).

Durch die Kooperation in Netzwerken sollen KundInnen nun rasch an das für ihren Reparaturfall kompetente Unternehmen weitergeleitet werden, durch Kooperation und gemeinsame öffentliche Auftritte will man den Nachhaltigkeitsgedanken stärken.

Informationen über RepaNet gibt’s bei:

Verein BAN, Ungergasse 31, 8020 Graz | T 0316 / 71-66-37 | www.ban-soeb.at
GBL, Gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft m.b.H. Liezen, Selzthalerstraße 14b, 8940 Liezen | T 03612-25 897 | www.gbl.at
und unter www.repanet.at

 

 

 

  Abfallwirtschaft investiert und expandiert


Die neue Deponieverordnung hat Bewegung in die steirische Abfallwirtschaft gebracht. „Ein Meilenstein in der Geschichte der Abfallökologie“ sei die Deponieverordnung 2004, wonach nur mehr Abfälle auf Mülldeponien gelagert werden dürfen, die faktisch inert sind, befindet Hans Roth, Vorstandssprecher der Saubermacher AG.
Seit Inkrafttreten der Deponieverordnung darf nur mehr nahezu inerter Abfall auf Mülldeponien abgelagert deponiert werden.
Fachgruppenobmann KR Hans Roth: Steirische Abfallwirtschaft bemüht sich um die Märkte des Ostens (Foto: Saubermacher)

Weniger Deponie-Abfall, mehr Arbeitsplätze
125 Mio Euro haben die privaten steirischen Entsorger investiert, um die Vorgaben der Verordnung zu erfüllen – auf verschiedenste Art: Die ENAGES hat in Niklasdorf eine Müllverbrennungsanlage errichtet, wo die brennbaren Müllfraktionen „thermisch verwertet“ werden; die Saubermacher AG erzeugt in Retznei Alternativbrennstoffe aus nicht deponiefähigem Müll für die Zementindustrie, die AEVG betreibt in Graz eine mechanisch-biologische Mülltrennungsanlage, ebenso die ASA in Halbenrain.

Wolfgang Leitner von der ASA betont, dass 2002/2003 noch 500.000 Tonnen Abfall auf Deponien abgelagert wurden; ab jetzt würden es nur mehr 120.000 Tonnen sein – und dieser sei schadstoffärmer. Durch die mechanisch-biologische Müllbehandlung und verschiedene Splitting-Anlagen konnten laut Leiner mehrere Hundert Arbeitsplätze geschaffen werden.

Welche zusätzlichen Kosten werden durch die nun getätigten Investitionen auf die KonsumentInnen zukommen? Für Graz werde sich kaum etwas ändern, beruhigt Roth, in anderen Gemeinden und Städten werde es wahrscheinlich zu Gebührenerhöhungen zwischen sieben und neun Prozent kommen, die aber auch auf das neue Roadpricing für LKWs und die Mineralölsteuer-Erhöhung zurückzuführen seien. Eher kräftige Anpassungen seien im Gewerbemüll-Bereich zu erwarten, der ja auch von der Deponieverordnung betroffen sei.

Expansion in den Osten
Parallel zur Anpassung an die neue rechtlichen Rahmenbedingungen hat die Fachgruppe Abfall- und Abwasserwirtschaft in der steirischen Wirtschaftskammer eine Investitions- und Exportoffensive gestartet: Mit Unterstützung des Landes soll der Abfallwirtschafts-Markt in den Beitrittsländern erschlossen werden. Roth beziffert das Geschäfts-Potenzial auf 300 bis 500 Mio Euro, zumal in den Nachbarstaaten bald ähnliche Bestimmungen gelten werden wie sie nun in Österreich in Kraft getreten sind. Schon jetzt sind 6 der steirischen Abfall-Entsorger erfolgreich im zentraleuropäischen Raum tätig, so sind für die ASA in Tschechien, in der Slowakei und in Ungarn insgesamt 450 Sammelfahrzeuge unterwegs – in Österreich sind es „nur“ 170.

– cs –

 

 

 

AK-Wahl 2004: ArbeitnehmerInnen an den Urnen


Die AK-Wahlen 2004 in Tirol und Salzburg haben deutliche Gewinne für die Sozialdemokraten, ebenso deutliche Verluste für ÖAAB/FCG und vor allem die freiheitlichen ArbeitnehmerInnen gebracht, in beiden Ländern wurden die Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen zur drittstärksten Kraft. Ein Trend, der im Wesentlichen auf bundespolitische Entscheidungen der letzten Zeit – wie Pensions- und Steuerreform – zurückzuführen ist und darum wohl auch in der Steiermark nicht ganz ohne Einfluss bleiben wird. Im Unkehrschluss heißt das: Wenn von 22. bis 31. 3. 2004 die 110 KammerrätInnen der steirischen Kammer für Arbeiter und Angestellte neu gewählt werden, dann wird das Ergebnis dieser Wahl nicht nur für die steirischen ArbeitnehmerInnen von Interesse sein. Was wiederum nicht bedeutet, dass die Positionen der einzelnen Fraktionen, die wir in der Folge kurz zusammenfassen, für die Wahlentscheidung keine Rolle spielen sollten …

Mit 69 Mandaten hat die Fraktion sozialistischer Gewerkschafter die absolute Mehrheit in der Vollversammlung der AK inne. Ihr Spitzenkandidat AK-Präsident Walter Rotschädl tritt unter anderem für die Einbeziehung prekärer Arbeitsverhältnisse – etwa der freien DienstnehmerInnen und der „neuen Selbstständigen“ – in den Geltungsbereich des Arbeitsrechts ein. Zur Sicherung der Lehrlingsausbildung verlangen die SozialdemokratInnen die Einrichtung eines Lehrlingsfonds, in den Betriebe einzahlen, die Facharbeiterbedarf haben, aber selbst keine Lehrlinge ausbilden. Auch die Abschaffung der Studiengebühren ist im Forderungskatalog der FSG enthalten. Eine deutliche Absage erteilen die sozialdemokratischen GewerkschafterInnen der Abschaffung der Notstandshilfe und ihre Umwandlung in eine „Sozialhilfe neu“, die keine Versicherungsleistung, sondern ein Almosen ist. Die Schließung der Einkommensschere zwischen Frauen und Männern ist ebenfalls eine zentrale Forderung der FSG.

Franz Gosch ist Listenführer der Fraktion christlicher Gewerkschafter in der steirischen AK und deren Vizepräsident. Die FCG hofft, ihre derzeit 28 Sitze auf 30 Mandate aufrunden zu können. Unter Goschs Führung kritisieren die steirischen ChristgewerkschafterInnen einerseits Demokratiedefizite der sozialdemokratisch dominierten Arbeiterkammer, andererseits versuchen sie sich aber auch deutlich von Positionen schwarz-blauer Politik abzuheben (Gosch: „Wir Christgewerkschafter lassen der Regierung einen unter dem Vorwand des Reformzwangs vorgenommenen Sozialabbau nicht durchgehen!“). Mit der Losung „Gerechtigkeit für Pendler“ ist eine Entlastungsoffensive für Pendler und eine Stärkung des Verkehrsverbundes gemeint. Was das Gesundheitssystem betrifft, seien die Pflichtversicherung der Versicherungspflicht und – bei einem Höchstmaß an Transparenz und Beitragszahler-Selbstverwaltung – die traditionellen Versicherungsträger anderen Konstruktionen vorzuziehen.

Ilse Löwe-Vogl, AK-Rätin und Listenführerin der Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen (drei Mandate, davon zwei Frauen) will den Mandatsstand ihrer Fraktion verdoppeln und die Freiheitlichen überholen. Zentrale Anliegen der AUGE sind u.a. die Vertretung der Interessen weiblicher und ausländischer ArbeitnehmerInnen; die AK soll zum Vorzeigebetrieb für frauenfreundliche ArbeitnehmerInnenpolitik und für Integrationspolitik, eine Frau AK-Präsidentin werden. Entsprechend den Forderungen der AUGE kandidieren auf den ersten beiden Plätzen Frauen und an dritter Stelle ein Sozialarbeiter afrikanischer Herkunft. Zur Senkung der hohen Arbeitslosenrate unter Menschen mit Behinderung fordert die AUGE die Anhebung der Ausgleichsabgabe auf den monatlichen Durchschnittsverdienst im jeweiligen Betrieb.

Die Freiheitlichen Arbeitnehmer (derzeit 9 Mandate, Spitzenkandidat: Paul Klimbacher) stellen drei zentrale Forderungen: Schutz vor billigen Arbeitskräften aus dem Osten, Gleichheit bei Lohn- und Gehaltserhöhungen, Entlastung der Familien durch einen Schulscheck.

Der Wiedereinzug in die AK-Vollversammlung ist das Ziel des Gewerkschaftlichen Linksblocks (derzeit 1 Mandat), dessen AK-Rat und neuerlicher Spitzenkandidat Peter Scherz sich als „Stimme aus dem Betrieb“ versteht. Der GLB tritt für „Löhne, von denen man leben kann“, für die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, ein Gesundheitssystem ohne Selbstbehalte, für eine Steuerreform zur Entlastung der Lohnabhängigen bei gleichzeitiger Anpassung der Besteuerung von Einkommen aus Unternehmensgewinnen, Kapitalerträgen und Vermögen an die Besteuerung des Arbeitseinkommens und für den Erhalt des öffentlichen Eigentums ein.

– ko/cs –

 

 

 

Netzwerkknoten der Erwachsenenbildung


Erwachsenenbildung meint neben fachlicher Qualifizierung heute mehr denn je auch die Vermittlung aktualisierter grundlegender sozialer und kommunikativer Kompetenzen.

Nachdem der Bund seine Erwachsenenbildungs-Förderstelle vor zwei Jahren auch in der Steiermark geschlossen hatte, musste man sich hierzulande bezüglich eines entsprechenden Bildungs-Netzwerkknotens etwas einfallen lassen. Das Ergebnis dieser Bemühungen, die vom Land kofinanzierte „Geschäftsstelle für Erwachsenenbildung“, präsentierte Landesrätin Mag. Kristina Edlinger-Ploder Anfang März. Die Einrichtung versteht sich sowohl als Dienstleisterin („Maklerin“) für die steirischen EB-Institute als auch als umfassende Orientierungshilfe für Bildungssuchende. Als Kernaufgaben nennt die Leiterin der neuen Einrichtung, die Bildungsexpertin Mag. Margareta Dorner

  • die Bereitstellung anbieterneutraler Bildungsinformation und -beratung,
  • den Ausbau der Datenbank des steirischen EB-Angebotes,
  • die Qualitätsentwicklung/-sicherung und den Kundenschutz im EB-Bereich,
  • ein „Marketing“ für die EB und die Sensibilisierung der Bevölkerung
  • sowie eine Schaffung aufgabenbezogener Netzwerke zwischen den einzelnen Bildungsanbietern.

Weiterführende Infos zum Thema können bei der steirischen Geschäftsstelle für Erwachsenenbildung bezogen werden:
Niesenbergergasse 59, 8020 Graz | T (0316) 82 13 73 | M margareta.dorner@eb-stmk.at | www.eb-stmk.at

 

 

 

  „Eine Schule des Miteinander“


„Schule ist gut, wenn man in ihr das lernen kann, was man wirklich braucht, und das ist das, was man nicht schon hat, nicht schon immer tut, nicht ohnedies weiß. Wir sollten prüfen, was das bei uns ist – etwas, das wir alle so brauchen, dass keiner davon ausgeschlossen sein darf.“

Buchautoren Anton Bucher > und Andreas Schnider >

Mit diesem Zitat des Pädagogen Hartmut von Hentig schließt das soeben erschienene Buch „Eine Schule des Miteinander“ von Anton Bucher und Andreas Schnider. Die beiden Autoren möchten nicht nur Mut machen, Schule neu – und abseits parteiideologisch besetzter Etiketten – zu denken, sondern setzen sich sehr genau mit den gewandelten lebensweltlichen Voraussetzungen auseinander, die wohl Ursache dafür sind, dass Bildungspolitik endlich im Sinne der Bedürfnisse der Kinder und Eltern diskutiert wird. Der Erziehungswissenschafter, Entwicklungspsychologe und Religionspädagoge DDr. Anton Bucher von der Universität Salzburg rollt im ersten Teil des Buches die geschichtlichen Entwicklungslinien und die pädagogischen Anliegen von Gesamt- und Ganztagsschule auf, deren Wurzeln in die Zeit der Reformpädagogik zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurückreichen. Sowohl Gesamt- als auch Ganztagsschulformen und diesbezügliche Schulversuche haben in Österreich schon Geschichte, in den 70er-Jahren wurde sogar ein eigenes Zentrum für Schulversuche und Schulentwicklung eingerichtet, sodass die aktuelle Diskussion durchaus auf den daraus gewonnenen Erfahrungen aufbauen kann.

Im zweiten Teil präsentiert Bundesrat Dr. Andreas Schnider, Landesgeschäftsführer und Vordenker der Steirischen Volkspartei, den Stand der öffentlichen Diskussion und die Ergebnisse einer Studie zum Thema „Schule der Zukunft“ und beschreibt das daraus resultierende Modell der „steirischen Tagesschule des Miteinander“. Angelehnt an die Forderungen von Hentigs nach Beteiligung statt Belehrung als wesentliche Grundlagen erfolgreichen Lernens war diese Studie von Beginn an als Partizipationsprozess der betroffenen Eltern, Schüler und Lehrer konzipiert. Die pädagogische Grundlegung des Modells, das sich als eine ganztägige Schulform für alle zwischen dem 6. und 15. Lebensjahr versteht, orientiert sich an folgenden Grundkoordinaten: Grundsätzlich soll das Gemeinsame vor das Trennende gestellt werden. Der Wert des Miteinander schließt Kinder unterschiedlicher Begabung, Sprache etc. ein. Die Zeiteinteilung geht von einer Kern- und Gleitzeitstruktur aus, die sowohl die Tages- wie auch die Jahresplanung sehr flexibel handhabbar machen könnte. Soziale Lernstunden haben darin ebenso Platz wie die Vermittlung der lernplanmäßigen Kernbereiche, Bearbeitung von Erweiterungsbereichen, Epochenunterricht, Mentorenmodelle für individuell betreutes Lernen und gemeinsame Freizeitgestaltungen. Die räumlichen Gegebenheiten sollten das Zusammengehören des Begriffspaares Raum und Gemeinschaft spürbar machen. Schnider: „Schule ist ein Lebensraum. Haben wir Mut, andere Lebensräume, wo sich Menschen gern und mit Begeisterung aufhalten, mit pädagogischen Blick zu suchen und so Orte des Lernens und der Bildung neu zu planen.“

Gertrud Muckenhuber

Anton A. Bucher, Andreas Schnider: Eine Schule des Miteinander. Gesamt- und Tagesschule zwischen Ideologie und Wirklichkeit.
Wien: öbv et hpt 2004. ISBN 3-209-04521-6, 110 Seiten

KORSO verlost drei Exemplare des Buches beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

  Nachhaltig bauen lernen Am 27. Februar startete der erste WIN (Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit) bau-Lehrgang zum Thema „Nachhaltiges Bauen“.


„Der erste Kurs zählt 25 TeilnehmerInnen, und wir haben schon weitere 50 auf der Warteliste“, freut sich Dr. Wilhelm Himmel, Leiter der FA 19d (Abfall- und Stoffflusswirtschaft). Das Konzept eines niederschwelligen Fortbildungsangebotes für Baumeister, Architekten, Energieberater, Planer in Wohnbaugenossenschaften und ähnliche Berufsgruppen sei voll aufgegangen.

Die TeilnehmerInnen zahlen für den ersten Kurs nur 500 Euro, der Rest wird von der WIN (Land, WiKa, Steir. Wirtschaftsförderung) finanziert. AbsolventInnen werden in einen WINbau-Konsulentenpool aufgenommen, ihre Beratungsleistungen werden von der WIN in Höhe von 50% der förderbaren Beratungskosten unterstützt.

Koordiniert und betreut wird der Lehrgang vom Interuniversitären Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ).
Informationen: T 0316/813909-26 | www.winbau.steiermark.at

 

 

 

  Sommerakademie 2004 an der Adria


Das Forum politische Bildung Steiermark bietet heuer erstmals eine Sommerakademie fernab der Alltagshektik an. Unter dem Motto „ Am Meer ist der Mensch mehr ...“ werden eine Woche lang der einzelne Mensch und die Kunst des Müßiggangs im Vordergrund stehen. In entspannter Atmosphäre soll „sanfte Bildung“ mit Spaß verbunden werden. Das fünftägige Programm beinhaltet u.a. Übungen zur Wahrnehmung unserer Umwelt, Selbstfindungstechniken sowie eine Rückblende auf die Generation von 68, deren Tugenden neu entdeckt werden sollen. Als Vermittlungsmethoden dienen Lesungen, Videos, Musikbeispiele und thematische Spaziergänge.

Zeit: Montag, 23. August bis Samstag, 28. August 2004
Ort: Camp „Veli Joze”/Savudrija, Kroatien.
Infos: Forum politische Bildung Steiermark, Auschlößl, Friedrichgasse 36 | T 0316-81 60 89 | M forum@gesellschaftspolitik.at