korso Graz
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
11/2004
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  Graz unterm Pleitegeier: Eine Stadt kritisiert ihre Aufgaben


Anfang Dezember soll das Grazer Budget für 2005 beschlossen werden – unter den Bedingungen extremer Finanzknappheit. Heuer wird das Budgetloch – also die Differenz zwischen laufenden Einnahmen und Ausgaben – 85,9 Mio Euro betragen, im nächsten Jahr werden es bereits 115,6 Mio sein, 2006 dann 146,5 Mio. Das kumulierte Defizit erreichte schon im vorigen Jahr die 500-Millionen-Euro-Marke, die jährlichen Zinszahlungen beliefen sich 2003 auf an die 60 Mio Euro.

Die Gründe für diese Situation sind vielfältig und reichen von den Investitionen ins Kulturhauptstadtjahr 2003, die letztendlich nachweislich keinen Rückfluss für die Gemeindekassa gebracht haben (das Kommunalsteueraufkommen ist im vergangenen Jahr sogar gesunken), über Einnahmenausfälle wie die Abschaffung der Getränkesteuer und die Verringerung der Mittel aus dem Finanzausgleich wegen der zunehmenden Abwanderung bis zur Übernahme zusätzlicher Aufgaben vom Bund ohne entsprechenden finanziellen Ausgleich. Weniger Einfluss auf das Defizit dürften die in der Öffentlichkeit immer wieder als Hauptfaktor genannten Personalkosten haben - diese werden laut einer Progonose der Kommunalconsult zwischen 2001 und 2006 kaum stärker ansteigen als die Inflationsrate.

Als Gegenmaßnahme hat Finanzstadtrat Dr. Wolfgang Riedler den Ressorts eine „Aufgabenkritik“ verordnet, mit welcher Einsparungsmöglichkeiten aufgespürt werden sollten. Die Palette der 576 vorgeschlagenen Maßnahmen reicht, wie inzwischen hinreichend bekannt wurde, von der Schließung von Volksschulen (Ries, Wieland, Krones – Einsparungspotenzial nächstes Jahr in Summe: 136.000 Euro) über die Schließung von zwei von drei Volksbädern (91.400 Euro) und den Stopp der Biomasse-Förderung (60.000,--) bis hin zu „Fundwesen-Einnahmen aus Versteigerungen“ (3000,--). Weitere Einsparungsvorschläge: Die Streichung des Kinderbüros (95.900,--), die Einstellung des Winterdienstes auf Privatstraßen (50.000,--), schließlich auch eher skurrile Ideen wie die „Herausgabe eines Kochbuchs“ (1000,--) – wobei offen bleibt, ob der Verzicht auf die Herausgabe eines solchen durch den Magistrat tausend Euro Ersparnis bringen oder gar umgekehrt durch den Verkauf eines Magistrats-Kochbuchs 1000,-- Euro an Einnahmen zu erzielen wären.

Die tiefsten Einschnitte betreffen den Personalbereich: Allein mit der Reduktion von diversen Sonderurlaubsmöglichkeiten und dienstfreien Tagen sollten ursprünglich 7,2 Mio Euro, insgesamt nahezu 16 Mio Euro, bei den derzeit 4200 Bediensteten der Stadt gespart werden. Mittlerweile sei diese Forderung allerdings, so der oberste Personalgewerkschafter Dr. Willi Techt, vom Bürgermeister selbst auf 4 Millionen reduziert worden. Techt: „Der ursprüngliche Ansatz ist nicht realistisch, u.a. deswegen, weil die Zusatz- und Sonderurlaube der Vertragsbediensteten - und die machen ja schon die Hälfte aller Beschäftigten aus – vertraglich fixiert sind.“ Ein Entzug solcher Vergünstigungen ist nur bei Beamten möglich.

Zudem kündigt Techt „harte Verhandlungen“ an - schließlich gehe es um insgesamt 160 Dienstposten, die wegfallen sollen, die Arbeitsbelastung drohe damit auf ein Niveau zu steigen, „das sich negativ auf die Motivation der Beschäftigten auswirken wird.“

Damit düfte das Einsparungsziel des nächsten Jahres (ca. 37 Mio Euro) ohnehin in weite Ferne rücken – ganz abgesehen davon, dass auch diese Zahl wenig mehr als ein Drittel des heurigen Abgangs beträgt. Noch weiter entfernt erscheint das Einsparungsziel für 2006 mit insgesamt 73 Mio zu sein. Riedler kündigt daher in einem Bericht an den Gemeinderat bereits weitere Vermögenskäufe als Rettung vor der Pleite an – die Realisierung von dringend nötigen Infrastrukturprojekten, wie etwa die Verlängerung der Straßenbahnlinien 4 und 6, scheint immer weiter in die Ferne zu rücken.

– cs –

KORSO hat die Klubobleute der Gemeinderatsfraktionen befragt, in welchen Bereichen sie die zwischen ÖVP und SPÖ akkordierten Einsparungsvorschläge besonders begrüßen, welchen sie auf keinen Fall zustimmen und wo sie die Möglichkeit zu einnahmenseitigen Verbesserungen sehen.

      
(v.l.n.r.) ÖVP: Dr. Peter Piffl-Percevic | SPÖ: Karl-Heinz Herper | KPÖ: Elke Kahr | GRÜNE: Sigrid Binder | FPÖ: Mag. Maxie Frick-Uray

 

Wo kann bedenkenlosgespart werden?

ÖVP: Dr. Peter Piffl-Percevic
Die Aufgabenkritik kann nur dann wirksam sein, wenn sich alle Beteiligten bedingungslos hinter die gemeinsam vereinbarten Einsparungen stellen; das tun wir.

SPÖ: Karl-Heinz Herper
Überall dort, wo es Doppelförderungen und daher mangelnde Effizienz gibt; das Frauendokumentationszentrum z.B. kann auch von der Uni betrieben werden, was das Kinderbüro betrifft, gibt es ein Netz ähnlicher Einrichtungen; in der Verwaltung sind ebenfalls Einschnitte möglich – bestimmte Feiertage sind in der heutigen Situation nicht mehr konsumierbar. Keine Beteiligung an der Kultur-Marketing-Gesellschaft, Congress, Stadthalle und Eishalle sollen in einer Hand zusammengeführt, die Park--raum-gesellschaft mit den Stadtwerken zusammengelegt werden.

KPÖ: Elke Kahr
Die ausgelagerten Gesellschaften sollen in die entsprechenden Ämter rückgeführt werden, die Möglichkeiten des Ausstiegs aus Großprojekten und aus der Grazer Messe mit Ausnahme jener des öffentlichen Verkehrs überprüft werden. Weiters: Reduzierung der Zahl der Stadtsenatsmitglieder, Reduzierung der Politikergehälter, aber keine Verkleinerung des Gemeinderats, Einsparungen bei den Bezirksvorstehergehältern

GRÜNE: Sigrid Binder
Sparen am „Speckgürtel“ um die Stadtregierung, vor allem bei den ausgelagerten Gesellschaften, ist jederzeit möglich; einige Gesellschaften wie die Parkraumgesellschaft könnten sofort aufgelöst werden. Für die weitere kostspielige Beteiligung der Stadt an der Messe gibt es kein einziges überzeugendes Argument. Und: Trotz Finanzknappheit werden hohe Summen für Klientelpolitik ausgegeben – etwa kürzlich 850.000,-- für Handelsmarketing; diese Beträge könnten jederzeit eingespart werden.

FPÖ: Mag. Maxie Frick-Uray
Wir müssen ein Zeichen setzen, dass auch bei der Politik gespart wird – etwa bei der Zahl der Stadt- und Gemeinderäte, beim Personal der politischen Büros, bei den Verfügungsmitteln der Stadträte und ihren Repräsentationsausgaben.

 

Gegen welche Einsparungen werden Sie sich zur Wehrsetzen?

ÖVP: Dr. Peter Piffl-Percevic
Von den ursprünglich 700 sind ohnehin schon 150 Punkte weggefallen, und zwar jene, wo die Jugend betroffen gewesen wäre. So werden z.B. weiterhin Lehrlinge im Magistrat eingestellt werden und das Tarifsystem in den Kindergärten wird nicht geändert. Vorschläge, im Kulturbereich bei der freien Szene zu sparen, wurden ebenfalls eliminiert.

SPÖ: Karl-Heinz Herper
Die Grundversorgung der Bürgerinnen und Bürger im Sozialbereich muss gewährleistet bleiben, da geht es angesichts der zunehmenden Armut für viele ums Überleben.

KPÖ: Elke Kahr
Schulstandorte dürfen keinesfalls geschlossen werden, das Gleiche gilt für die Stadtbibliotheken. Im Sozialbereich darf überhaupt nichts gestrichen werden, öffentliche Dienstleistungen wie die Müllabfuhr dürfen nicht reduziert werden, die Gemeindewohnungen nicht ausgegliedert werden.

GRÜNE: Sigrid Binder
Keine Einsparungen im Sozialbereich, beim öffentlichen Verkehr, bei Frauen, Kindern, bei den Energieförderungen und bei der Bildung. Zur Zeit entsteht ja geradezu der Eindruck: „Eine Stadt sperrt zu“.

FPÖ: Mag. Maxie Frick-Uray
Bei der Zukunft der Jugend darf nicht gespart werden – daher sind wir gegen die Schließung des Kinderbüros, man könnte Mittel vom Frauenreferat dorthin umschichten. Bei den Schulschließungen muss man sich fragen, ob sie wirklich notwendig sind. Bei den wirklich Bedürftigen darf nicht gespart werden, aber es kann nicht sein, dass Drogendealer Sozialhilfe beziehen.

 

Wie könnte die Stadt Ihrer Ansicht nach zusätzliche Einnahmen lukrieren?

ÖVP: Dr. Peter Piffl-Percevic
- Projektbezogen aus Nahverkehrsmitteln des Landes - durch Remunerierung von Aufgaben, die wir vom Bund übernehmen mussten und - Inflationsausgleich bei Gebühren im eigenen Wirkungsbereich wie Kanalgebühren

SPÖ: Karl-Heinz Herper
Einnahmen sind nur durch Investitionen möglich, wir müssen Betriebe für die Zeit nach dem Autocluster ansiedeln, die GBG schafft dafür die Grundlagen. Kanalgebühren sollen indexangepasst werden, in der Sturzgasse bei der AEVG eine Gebühr verlangt werden.

KPÖ: Elke Kahr
Wir schlagen eine Nahverkehrsabgabe vor, die von den Unternehmen getragen wird; weiters die Befreiung der Stadt von der Kommunalertragssteuer, die Einführung einer Abgabe für die Aufwertung von Grundstücken durch Widmung und die Einführung einer kommunalen Beherbergungsabgabe

GRÜNE: Sigrid Binder
Man könnte – wie dies etwa in der deutschen Stadt Herten erfolgreich demonstriert wurde – fest verzinsliche Anleihen für die Stadtwerke begeben; die BürgerInnen haben sich dort begeistert daran beteiligt, die Identifikation mit den kommunalen Leistungen ist gestiegen.

FPÖ: Mag. Maxie Frick-Uray
Es gibt Bereiche, wo man Index-anpassungen vornehmen kann, bei den Gebühren des täglichen Lebens – zum Beispiel bei den Kanalgebühren – liegen wir ohnehin schon relativ hoch.

 

Weitere Vorschläge und Bemerkungen zur Budget-Situation

ÖVP: Dr. Peter Piffl-Percevic
In Hinkunft müssen wir im Sozialbereich – auch bei der Kinderbetreuung – stärker das Moment der Freiwilligkeit forcieren, das darf aber nicht zu Lasten der Qualität gehen. Wir müssen Mittel freibekommen, um die Zukunft zu ermöglichen – z.B. für Projekte des öffentlichen Verkehrs wie die 6er- oder 4er-Verlängerung.

SPÖ: Karl-Heinz Herper
Im Zuge des Reformprojektes müssen Public Private Partnership und Public Management durchgezogen werden, Abteilungen müssen zusammengelegt werden, die Zahl der Stadträte muss reduziert werden.

KPÖ: Elke Kahr
Trotz aller Anstrengungen wird die Kommune keine Sanierung aus eigener Kraft schaffen, die Stadtregierer von ÖVP und SPÖ müssten gegenüber ihren eigenen Leuten in der Landesregierung die Interessen der Stadt glaubwürdiger vertreten.

GRÜNE: Sigrid Binder
Die Aufgabenkritik geht nicht von einer Definition der notwendigen Angebote aus, sondern von prozentuellen Streichungen; die Einsparungen sind unausgewogen und atmen den neoliberalen Trend, kommunale Dienstleistungen abzuschaffen und durch private zu ersetzen, ohne dass die gesellschaftlichen Folgewirkungen bedacht werden.

FPÖ: Mag. Maxie Frick-Uray
Ich halte es nicht für realistisch, dass man die Einsparungen aus eigener Kraft erreicht. Allein 17 Mio Euro sollen ja zu Lasten des aktiven Personals gehen; es gibt sicher Bereiche, wo die Gewerkschaft nachgeben wird, aber insgesamt ist dieses Einsparungsziel unrealistisch. Man wird versuchen müssen, aus dem Finanzausgleich mehr zu bekommen.

 

 

Grazer Bau- und Grünlandsicherungsges.m.b.H (GBG): „Ein wichtiges Instrument der Stadtentwicklung“


Die Grazer Bau- und Grünlandsicherungsges.m.b.H (GBG) hat als stadteigene Immobilien- und Bauherrengesellschaft die Aufgaben, Grundstücke und Immobilien zu erwerben, diese zu verwalten und zu bewirtschaften sowie einer Verwertung zuzuführen. Der Auftritt der GBG auf der EXPO REAL 2004, der 7. Internationalen Fachmesse für Gewerbeimmobilien, von 4. bis 6. Oktober 2004 auf der Neuen Messe München dokumentiert den Aufbruch in mehrere Richtungen. KORSO sprach mit den Geschäftsführern Bernd Weiss und Mag. Günter Hirner über die EXPO Real, über laufende und geplante Projekte, Kooperationen und ihre Rolle in der Stadtentwicklung.

Von der Betriebsansiedlung bis zur Sicherung von Naherholungsflächen: Die GBG-Geschäftsführer Bernd Weiss (li) und Mag. Günter Hirner sind für ein weites Aufgabenfeld verantwortlich

Anfang Oktober fand in München die Expo Real statt. Die GBG warb dort für den Wirtschaftsstandort Graz. Welche konkreten Projekte haben Sie von dort mitgebracht?

Weiss: Das Wichtige ist, dass wir Projekte dorthin gebracht haben. Die Expo Real ist für den deutschsprachigen Raum die wichtigste Messe Gewerbeimmobilien betreffend – inzwischen nicht nur für den deutschsprachigen Raum, sondern auch für die neuen EU-Mitgliedsstaaten aus dem osteuropäischen Raum, die auch massiv bei der Expo Real aufgetreten sind. Wir haben dort ein neues inhaltliches Konzept verfolgt, aber auch ein neues gestalterisches Konzept. Wir sind ganz stark mit den Elementen des Kulturhauptstadtjahres aufgetreten – Acconci-Insel, Kunsthaus und Uhrturm. Auch im Vergleich zu viel aufwändigeren Ständen haben wir damit große Aufmerksamkeit auf uns ziehen können.

Hirner: Schon im Vorfeld des Messeauftrittes haben wir Marktforschung betrieben. 637 Kontakte wurden telefonisch nachgefasst, auf der Expo Real selbst konnten wir 30 vorher vereinbarte Gespräche führen, bei denen wir bereits konkrete Immobilienprojekte vorgestellt haben. Neben ausländischen Adressaten haben wir im Vorfeld auch österreichische Kontakte parallel bearbeitet, um Kooperationen aufzubauen, insbesondere mit der Austrian Business Agency (ABA). Die ABA ist der Ansprechpartner des Bundes für alle Betriebsansiedlungsinvestoren, die nach Österreich kommen wollen. In Zukunft sind wir mit allen unseren Immobilienprojekten in der ABA-Grundstücksdatenbank vertreten. Ein wichtiger Erfolg des Messeauftritts: Es hat bereits Termine mit Investoren in Graz gegeben, die sich Liegenschaften vor Ort angesehen haben.

Konnten Sie bei der Expo einen Eindruck davon gewinnen, wie der Wirtschaftsstandort Graz im Ausland gesehen wird?

Weiss: Was wir generell bei den Gesprächen gemerkt haben, ist, dass die Wirtschaftsregion Graz auf größeres Interesse stößt als in der Vergangenheit. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass ausländische Investoren bis jetzt immer in der Bundeshauptstadt aufgetreten sind. Dort wird und ist der Markt langsam ausgeschöpft – daher wird nachgefragt, welche anderen Regionen des Landes auch interessant sein könnten. Natürlich spielt dabei auch die EU-Erweiterung eine Rolle: Wir liegen ja im Nahbereich einiger neuer EU-Staaten, Graz kann sich als Sprungbrett für die weitere Expansion von Unternehmen darstellen. Und natürlich spielt auch die Senkung der Körperschaftssteuer eine Rolle, die im Vergleich zu anderen EU-Ländern in Österreich sehr niedrig ist und nun in der interessanten Höhe von 25% liegt.

Hirner: Da möchte ich gerne einhaken: Österreich weckt mit 25% Körperschaftssteuer ab 1.1.2005 zusätzliches Interesse bei internationalen Unternehmen. Deutschland liegt bei 38,2%, Italien bei 34% – das ist ein gewaltiger Unterschied, der von international tätigen Unternehmen sehr positiv anerkannt wird. Es gibt ja jetzt auch andere steuerrechtliche Vorteile wie z. B. die Gruppenbesteuerung, die für internationale Konzerne weitere steuerliche Vorteile bietet.

Geringe Steuerbelastung dürfte aber nicht das einzige Argument für eine Ansiedlung sein, nehme ich an – sonst müssten ja alle Betriebe sich in der Slowakei ansiedeln, wo’s eine noch niedrigere Flat tax für Unternehmen gibt …

Hirner: Nein, die weichen Standortfaktoren, die Bernd Weiss schon angesprochen hat, sind ebenfalls sehr wichtig. Lebensqualität, Flair, Kultur, Kreativität, die es in Graz gibt mit diesen Bauwerken, die im Jahr 2003 geschaffen worden sind, sind an unserem Expo-Stand wirkliche Eye-Catcher gewesen. Persönlich gefreut hat mich eine Aussage von deutschen Investoren, die sich über den GBG-Stand unterhalten haben und dabei Graz als Stadt, „wo was weitergeht“, bezeichnet haben. Wir haben auch bei unserem Messeauftritt mit Unterstützung von Mag. Rudi Roth und Stadtrat Dr. Buchmann – im Vorfeld auch von Stadtrat Dr. Riedler – versucht zu transportieren, dass wir eine tolle Partnerschaft mit den hier ansässigen Unternehmen haben.

Welche konkreten Erfolge gab’s auf der Messe, welche Aktivitäten setzen Sie nun nach dem Auftritt in München?

Weiss: Die internationale Immobilienszene stellt ein Netzwerk dar, mit welchem man in Kommunikation bleiben muss. Man macht ja nicht auf der Messe konkrete Geschäftsabschlüsse, sondern Anbahnungen, die jetzt nachbetreut werden müssen; das tun wir jetzt sehr konsequent und intensiv. Es gibt mehrere Betreiber von Einkaufszentren, die sich in Graz ansiedeln wollen, und konkrete Anfragen von Unternehmen nach Betriebsflächen. In sechs Monaten werden wir in der Lage sein, eine realistische Bilanz zu ziehen, was als messbares Ergebnis dieses Expo-Real-Auftrittes zu werten ist. Neben dem Bereich des Standortmarketings, d. h. dem Versuch, Betriebsansiedlungen zustande zu bringen, ist die GBG auch in vielen anderen Bereichen für die Stadt Graz tätig, z.B. als Bauherr der Stadt, wie es etwa beim FH-Zentrum in Eggenberg der Fall war. Das nächste wird das Geriatrische Krankenhaus 2 beim Geriatrischen Gesundheitszentrum am Standort Albert-Schweitzer-Gasse sein. Das ist ein 17-Millionen-Projekt, das zu zwei Dritteln vom Land und zu einem Drittel durch die Stadt Graz finanziert wird, Baubeginn wird Anfang nächsten Jahres sein.

Wie weit sind die anderen geplanten Projekte in Graz gediehen, wie z. B. Jugendwohlfahrtseinrichtungen oder das Haus der Architektur in der Engelgasse?

Weiss: Die Projekte laufen parallel und sind unterschiedlich weit gediehen. Zwei Jugendwohlfahrtseinrichtungen sind bereits in Bau, für die dritte wird ein Standort gesucht. Was das ehemalige Haus der Architektur betrifft, so planen wir, dass der Verein HDA in den Umkreis des Kunsthauses übersiedelt, in die Mariahilferstraße 2 oder 4. Dann wird es darum gehen, die Immobilie besser zu verwerten, das kann z.B eine bessere Vermietung sein. An Standorten wie FH-Campus, Stadion City Liebenau und anderen wollen wir Gebäude errichten, um so eine bessere Nutzung der Immobilien zu erzielen; 60% der NutzerInnen müssen vor Baubeginn feststehen. Dies – die Projektentwicklung – ist ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld der GBG, wo wir auch intensiv mit privaten Partnern zusammenarbeiten.

Hirner: Die GBG hat nicht zuletzt auch den Auftrag gemeinsam mit der Stadt Graz die Bewirtschaftung der 411 ha Waldfläche der Stadt voranzutreiben und für die Bevölkerung Naherholungsräume zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise wird auf der unbebauten Liegenschaft Eichbachgasse gemeinsam mit der Stadt versucht werden, in den nächsten Jahren ein Projekt zu entwickeln, wo die Bereiche Sport, Freizeit, Naherholung gut realisiert werden können.

Wie wird das Leitbild der Stadt Graz in die Projektentwicklungen einbezogen?

Hirner: Es besteht eine starke Vernetzung mit der Wirtschaftsabteilung der Stadt Graz, mit der Stadtplanung, der Stadtbaudirektion und natürlich auch mit den einzelnen Fachabteilungen wie z.B. der Abteilung für Stadtentwicklung. Vorsorge für das Flächenmanagement bzw. die Grundstücksbevorratung für die Stadt war und ist ja unser primärer Auftrag; die Bauherrenfunktion hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt.

Weiss: Das Leitbild der Stadt Graz ist das Stadtentwicklungskonzept, das die Grundlage für unsere Vorhaben ist. Zum Thema Wald: Vielleicht können wir die Grazer Bevölkerung mit einem zusätzlichen Stück Wald überraschen. Wir haben ja auch den Auftrag, und das kommt auch im Namen zum Ausdruck, Freiräume und Erholungsräume zu schaffen.

Die GBG ist als Tochter der Stadt Graz an Vorgaben gebunden. Wie wirken sich diese aus, welche Vorteile hat die GBG-Konstruktion gegenüber einem Amt?

Weiss: Der Gemeinderat der Stadt Graz erteilt uns Aufträge, die in der Stadtregierung beschlossen wurden, insofern sind wir ein Instrument der Stadt Graz. Wir können in manchen Bereichen wahrscheinlich flexibler und unbürokratischer arbeiten als Abteilungen der Stadt Graz.

Hirner: Wir setzen auf die Vorteile eines privatwirtschaftlichen Betriebs. Unsere Bürozeiten nehmen darauf Rücksicht, wie versuchen für unseren Eigentümer und unsere Kunden stets erreichbar zu sein.

Wie steht die GBG zur aktuellen Diskussion um die Gemeindewohnungen, die ja im Fall einer Ausgliederung wahrscheinlich ihr zufallen würden?

Weiss: Dieses Thema wird von der KPÖ in Diskussion gebracht. Von Seiten der Stadt Graz gibt es aber keinen diesbezüglichen Auftrag.

Wie sieht die Kooperation mit den Grazer Stadtwerken aus?

Hirner: Die Stadtwerke waren als Kooperationspartner in die Vorbereitungen für die Expo Real eingebunden. Sie sind ebenso wie die Grazer Wirtschaftsabteilung bzw. die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) und andere Kooperationspartner für unsere Projektentwicklungen wichtig.

Gibt es noch etwas, das Sie im Speziellen den KORSO-LeserInnen mitteilen möchten?

Weiss: Ja, ich möchte betonen, dass wir ein sehr offenes, kommunikatives Klima mit Bürgerinitiativen haben. Es gab schon mehrere Termine im Haus, aber auch extern, wobei Anliegen von BürgerInneninitiativen, die mit konkreten Projekten von uns zu tun hatten, durchdiskutiert wurden. Ein weiterer Termin wird am 18. November mit VertreterInnen von Liebenauer BürgerInneninitiativen stattfinden. Wir laden offensiv ein, Kontakte zu knüpfen und mit uns in Verbindung zu treten, um zu besprechen, wie wir die praktische Ausgestaltung des Stadtentwicklungskonzeptes bei konkreten Projekten sehen.

Hirner: Ich möchte in diesem Zusammenhang auch besonders betonen, dass wir sehr an der Sicherung von Freiflächen interessiert sind. Wie schon mehrfach betont, gehört der Bereich der Schaffung von Naherholungs-, Park- und Sportflächen zu unseren Aufträgen. Es gibt in Graz nicht wenige große Flächen, die brach liegen. Da sind wir gerne im Auftrag der Stadt Graz bereit Ankäufe zu tätigen, um diese Flächen als Erholungsgebiete für die Grazer Bevölkerung zu sichern.

„Schlüsselübergabe“ bei der offiziellen Eröffnung des Fachhochschulzentrums unter Beteiligung von Prominenz aus Stadt und Land.

Kontakt: T (0316) 872 2950 oder 2960 | www.gbg.at

 

 

 

  Gemeindewohnungs-MieterInnen: Hoch zufrieden mit der städtischen Verwaltung


Der Vergleich macht sicher: Ob Mieterfreundlichkeit, Bereitschaft zur raschen Lösung von Problemen oder Höhe des Mietzinses: In den meisten wichtigen Bereichen sind die Grazer Gemeindewohnungs-MieterInnen mit der Verwaltung durch die öffentliche Hand deutlich zufriedener als mit jener durch Genossenschaften.

Das hat eine Umfrage ergeben, die vom Wiener WU-Professor Dieter Scharitzer unter 487 MieterInnen jener Wohnungen durchgeführt wurde, in welche die Stadt Graz ein Einweisungsrecht hat; 381 der Befragten leben in Gemeindewohnungen, 106 in Genossenschaftswohnungen. Könnten die MieterInnen selbst entscheiden, so würden 75% der Stadt-Mieter „sicher“ die Stadt weiterhin als Wohnungs-Verwalterin bevorzugen; bei den Genossenschafts-Mietern sind es nur 44,7% – ein starkes Argument für Wohnungsstadtrat Ernest Kaltenegger gegen den im Gemeinderat diskutierten Verkauf der Gemeindewohnungen an die Stadt-Tochtergesellschaft GBG. Im Vergleich zu 1997 – damals war erstmals eine entsprechende Umfrage durchgeführt worden – ist die Zufriedenheit mit der Hausverwaltung deutlich gestiegen.

Die Gesamtzufriedenheit mit der Wohnqualität liegt bei den StadtmieterInnen (90% „sehr“ und „eher zufrieden“) etwas höher als bei den GenossenschaftsmieterInnen (84%). Als Gründe für eine positive Entwicklung der Wohnqualität werden mit 70% Renovierungen im Haus genannt. Wenig tolerant zeigen sich die Gemeindewohnungs-MieterInnen gegenüber ihren ausländischen Haus-MitbewohnerInnen: Sie werden mit 22,1% an erster Stelle für eine etwaige Verschlechterung der Wohnqualität verantwortlich gemacht.

– cs –