korso Graz aktuell
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
10/2003
  .....................................................................................................................................................................................

Killer Diesel-Ruß – und niemand hält ihn auf
Als erstes steirisches Medium und als eines der ersten in Österreich hat KORSO im September 2002 in einem ausführlichen Leitartikel auf die tödliche Gefahr durch die Feinstaubbelastung aufmerksam gemacht (für Interessierte noch im Internet nachzulesen unter /korso/wissensch/wissthemen_0902.htm), die im Wesentlichen von modernen Dieselmotoren mit Direkteinspritzung verursacht wird, die feinere, lungengängigere Rußpartikel ausstoßen als ältere Aggregate. Einige Monate hat es dann gedauert, bis angesichts nicht wegleugenbarer dauernder Grenzwertüberschreitungen vor allem in Graz auch die marktbeherrschenden Organe des Styria-Konzerns die unpopuläre Erkenntnis verbreiten durften: Dieselruß macht uns krank. Und die Politik einigte sich – auf eine Untersuchung.

 

Bei der gemeinsam von Stadt und Land organisierten Feinstaubenquête Anfang Oktober unter der Teilnahme namhafter WissenschafterInnen, Beamter des Landes und der Stadt Graz, Politiker und interessierter BürgerInnen und Bürger sollte auch allen, die’s noch immer nicht glauben wollen, klar geworden sein: Die Feinstaub-Belastung ist eine reale, drohende, tödliche Gefahr für die StadtbewohnerInnen, und unter ihnen natürlich besonders für die Schwächsten: Für Kinder, ältere und kranke Menschen.

Über 2400 Todesfälle pro Jahr – Krebs noch nicht mitgerechnet
Dr. Reinhard Guschlbauer von der FA 8 B des Amtes der steiermärkischen Landesregierung, beschäftigt sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen des Feinstaubs: „Gröbere Partikel dringen nur in Mund und Nase, andere, die feineren sind lungengängig. Sie verursachen Schäden an der Schleimhaut, lagern sich ab und setzen Mittlersubstanzen frei, die u.a. Asthma verursachen können. Sie greifen das Immunsystem an, erzeugen Infektionsanfälligkeit, Bronchialasthma und Lungenfunktionsstörungen entsprechend der Tiefe des Eindringens der Partikel.“ In belasteten Gegenden hätte man bereits bei Schulkindern Einschränkungen der Lungenfunktion feststellen können.

Die Weltgesundheitsorganisation nimmt in einer Dreiländer-Studie über Österreich, die Schweiz und Frankreich („PM10 Population Exposure“; EDMZ-Nr. 801.630e, zu finden auf der Homepage der WHO www.who.dk) für Österreich über 2400 Todesfälle pro Jahr an, die direkt auf lungengängige Partikel in Kfz-Abgasen zurückzuführen sind, 20.600 Fälle von Brochitis bei Kindern unter 15 Jahren, 15.000 Asthma-Attacken bei Kindern unter 15 Jahren und über 40.000 von Erwachsenen über 15 Jahren; dabei wurde in dieser Studie die krebsauslösende Wirkung von Feinstaub, wie ihre AutorInnen betonen, explizit nicht untersucht. Und: Laut Umweltbundesamt enthalten Dieselabgase Substanzen, die das höchste Erbgut verändernde Potenzial aller bisher untersuchten Schadstoffe aufweisen.

Was die aktuellen Entwicklungen in Graz betrifft, hat DI Dr.Werner Prutsch vom Umweltamt der Stadt Graz wenig Positives zu berichten: „In Don Bosco werden die Feinstaub-Grenzwerte derzeit an bis zu 100 Tagen im Jahr überschritten – und bis zu 90% des Staubs besteht aus Feinstaub-Teilchen.“ Daran hat der Dieselruß den signifikant höchsten Anteil, bestätigt Prutsch: Dies hat eine bereits im Vorjahr im Auftrag des Landes Steiermark erstellte Untersuchung („Studie zur Ermittlung der Herkunft von Stäuben an sechs ausgewählten Messpunkten in Graz“) zweifelsfrei. Univ.-Prof. D.I. Dr. Peter Sturm vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik der TU Graz stellte die lange Lebensdauer von feinen Staubpartikeln fest und unterstreicht damit, dass zeitlich beschränkte Fahrverbote nichts bringen: „Je größer die Partikel, desto kürzer ihre Lebenszeit. Ruß- und organische Partikel halten merklich länger an.“ Sie werden erst durch Regen ausgewaschen.

Fahrverbote sind möglich, Genzwerteinhaltung ist „anzustreben“
Angesichts dieser Faktenlage erweist sich das „Immissionsschutzgesetz Luft“ (IGL) als Papiertiger, wie Mag. Brigitte Scherbler von der FA 13 A des Landes Steiermark feststellt. Zwar müssten bei Grenzwertüberschreitungen Sanierungsgebiete festgelegt werden, Anordnungen für Gegenmaßnahmen getroffen werden und Fristen für deren Umsetzung festgelegt werden; zu den möglichen Maßnahmen zählen auch zeitliche und räumliche Beschränkungen des Verkehrs, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Fahrverbote. Aber, so Scherbler: „Der Maßnahmenkatalog darf explizit weder die verpflichtende Ausstattung bzw. Nachrüstung von Kraftfahrzeugen mit Partikelfiltern enthalten noch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, auch keine Raumordnungsmaßnahmen, eine Dieselbesteuerung oder betriebliche Mobilitätsmaßnahmen.“ Der Katalog, verlangt die Juristin, sollte dringend um diese Maßnahmen erweitert, die Fahrverbots-Ausnahmen reduziert werden und die Fahrzeuginhaber zur Nachrüstung ihrer Gefährte mit Partikelfiltern aufgefordert werden können. Die verpflichtende Einhaltung der festgelegten Immissionsgrenzwerte sollte eine Mussbestimmung sein, derzeit hieße es nur: „Ist anzustreben“.

Täter bekannt, von Festnahmen wird abgesehen
Das Ergebnis der Enquête und aller vorliegenden Studien ist klar: Feinstaub tötet Menschen, allein in Graz – bei einer vorsichtigen Umlegung der WHO-Zahlen für ganz Österreich auf unseren städtischen Ballungsraum – zumindest eine – höhere – zweistellige Zahl pro Jahr. Er macht unsere Kinder lungenkrank. Und: Feinstaub in der Stadt stammt bis zu 100% aus Kraftfahrzeug-Emissionen, wobei der Dieselruß den weitaus höchsten Anteil hat. Gegenüber so klaren Ergebnissen haben die Grazer PolitikerInnen von (tief)rot über grün und blau bis schwarz nur unklare Antworten: Ein Verkehrskonzept muss her (wir halten’s uns vor Mund und Nase, um den Feinstaub aus der Luft zu filtern), der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr muss gefördert werden (brandneue Idee), die Stadtbahn sollte endlich gebaut werden (bleibt das Tempo bisheriger Straßenbahnverlängerungen aufrecht, wird die erste Haltestelle zur Feier des Fünfundsiebzigers des Bürgermeisters eröffnet), der Einpendlerverkehr muss durch Mautgebühren reduziert werden (Recht auf Luftverschmutzung nur für jene, die sich’s leisten können), die städtischen Busse und LKWs sollen mit Ruß-Filtern nachgerüstet werden (zur Vorbildwirkung sinnvoll, aber eben nur ein Tropfen auf den heißen Stein). Wenn ein verrückter Serienkiller in der Stadt wöchentlich einen Menschen vom Leben zum Tode beförderte, würde jeder, der als Gegenmaßnahme nach einer Verbesserung der psychiatrischen Versorgung riefe, seinerseits für nicht zurechnungsfähig erklärt werden; erstes Ziel wäre, den Wahnsinnigen dingfest zu machen und jeden weiteren Mord zu verhindern. In der Mordsache Feinstaub besteht der einzige Weg – wie ihn vor einem Jahr bereits DI Gottfried Weißmann von der ARGE Luft-Lärm vorgeschlagen hat – in einem Fahrverbot für nicht beruflich genutzte Diesel-Fahrzeuge, das jederzeit verhängt werden könnte. Die gesetzlichen Grundlagen dafür sind vorhanden. Dass sich dazu niemand durchringen wird können, dürfen wir hier als bereits sicher annehmen. Denn: Die Angst vor dem Zorn der Wirtschaftskammer-Funktionäre (für WK-Boss Mühlbacher ist nicht die Gesundheitsgefährdung der GrazerInnen, sondern eine etwaige Einschränkung des Individualverkehrs „verantwortungslos“) lässt die Verantwortlichen in vorauseilendem Gehorsam erbeben.

Christian Stenner

 

 

  CIVITAS-Trendsetter Graz: Europavorbild für den Stadtverkehr

 

Unter anderem aufgrund des bereits verwirklichten innovativen Potenzials konnte sich die Stadt Graz im Jahr 2002 mit ihrem Programm „Trendsetter“ für das von der EU ausgeschriebene Förderungsprogramm „Civitas“ qualifizieren. CIVITAS ist die bisher umfassenste EU-Initiative innerhalb des 6. EU-Rahmenprogramms zur Gestaltung eines umweltverträglichen Verkehrs in europäischen Städten. Als Budget stehen vor allem für innovative Maßnahmen insgesamt 50 Mio Euro zur Verfügung, davon fließen ca. 4,5 Mio Euro nach Graz. Insgesamt werden von der EU, der Stadt Graz und den Partnern Land Steiermark, Grazer Verkehrsbetriebe, Steirischer Verkehrsverbund, Taxi 878, Styrialog und FGM bis Ende 2005 zwölf Mio Euro in einen umweltfreundlichen und effizenten Verkehr investiert.

In der Abwicklung des CIVITAS-Projekts „Trendsetter“ wird Graz damit zu einer von 19 Modellstädten, die mit ihrer teilweisen Um- und Neugestaltung der innerstädtischen Verkehrsstruktur und -logistik zu Gunsten von Umwelt- und Menschenverträglichkeit in Europa in Zukunft Vorbildfunktion haben sollen. Aufbauend auf bereits in der Vergangenheit gesetzten, zukunftsweisenden Schritten wie Tempo 30, Radverkehrsinfrastruktur, der Existenz von Einrichtungen und Institutionen wie „Mobil Zentral“, „Argus“ u. dgl. in Graz sollen über Trendsetter u.a. folgende weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Lebensqualität gesetzt werden:

  • Fahrstreifen für mehrfach besetzte Pkw: Eine in den USA bereits praktizierte, in Europa noch wenig bekannte Methode, die Menschen dazu zu bringt, ihr Kfz nicht ausschließlich solo zu benützen, sondern (aus ökologischen und ökonomischen Gründen) Fahrgemeinschaften zu bilden.
  • Einsatz einer speziellen Verkehrslogistik für Orte temporär erhöhten Verkehrsaufkommens („meeting places“ wie Schulen, Betriebe, „Events“ u.dgl.).
  • Optimierung des Waren-Zuliefer- und Abtransportverkehrs: Reduzierung von Leerfahrten durch Bündelung der Waren.
  • Einrichtung eines Bonussystems für Fahrzeuge mit guter Ökoperformance: Kfz mit niedrigen Abgaswerten bzw. Partikelfiltern für Dieselfahrzeuge sollen billiger parken. Elektrofahrzeuge parken in Graz bereits jetzt zum Nulltarif!
  • Forcierung der Verwendung nachhaltiger (nicht fossiler), schadstoffarmer Treibstoffe: Im Bereich des öffentlichen Verkehrs erfolgen bereits wirksame Maßnahmen, so fährt bereits etwa 50% der GVB-Busflotte mit Biodiesel, gewonnen aus Altspeiseöl. Nach und nach soll im Rahmen von Trendsetter die gesamte GVB-Busflotte entsprechend adaptiert bzw. durch neue Fahrzeuge ergänzt werden. Ebenso soll eine Umstellung von Teilen einer Grazer Taxiflotten auf Bio-Treibstoff mit entsprechenden Schulungen der LenkerInnen als positive Meinungsbildner und der Einrichtung einer Tankstelle erfolgen.
  • Optimierung des öffentlichen Verkehrs: verbesserte Umsteigebeziehungen und Haltestellenausstattung.
  • Ausbau des öffentlichen Nacht-Nahverkehrs: Nachtbusse werden jeweils in den Nächten von Freitag auf Samstag, von Samstag auf Sonntag und vor Feiertagen auf sieben verschiedenen Linien eingesetzt.
  • Setzung bewusstseinsbildender Maßnahmen, die einerseits zu einer Verringerung der Fahrten mit dem Pkw, andererseits zu einer Zunahme der Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr, zu einer Intensivierung des Fahrradverkehrs und nicht zuletzt zu einer Rückbesinnung aufs Gehen führen sollen. Viele Ziele innerhalb der Kernbezirke von Graz sind fußläufig zu erreichen.
  • Einrichtung von Orientierungshilfen für den Fahrradverkehr: etwa über eine laufend aktualisierte Fahrradkarte, als Faltblatt erhältlich oder über Internet abrufbar, als interaktive, digitale Suchhilfe für das Auffinden der Fahrziele, mit Angabe von Fußgängerzonen, Fahrrad-Verleihstellen, Reparaturwerkstätten und aktuellen Gefahrenstellen.

Zahlreiche weitere flankierende Maßnahmen werden über Trendsetter das innerstädtische Leben lebenswerter machen, hervorzuheben ist die Schaffung attraktiver Mischverkehrszonen. Hier soll ein so genanntes „Promenadenstraßennetz“ entstehen, in dem der Kfz-Verkehr nicht ausgeschlossen aber keineswegs mehr die Hauptrolle spielen wird. Dieses Konzept soll in der oberen Neutorgasse mit Hauptbrücke und Umfeld Kunsthaus und der Achse Tummelplatz-Bürgergasse-Freiheitsplatz-Karmeliterplatz umgesetzt werden.

Das Programm "Trendsetter" wird von der EU, Generaldirektion für Energie und Verkehr, im Rahmen der CIVITAS-Initiative kofinanziert. Die Programmkoordination in Graz erfolgt durch das Amt für Stadtentwicklung und Stadterhaltung.

Kontakt und weitere Infos:
Amt für Stadtentwicklung und Stadterhaltung, Magistrat Graz, Europaplatz 20, 8020 Graz
T (0 316) 872/4203 | M trendsetter@stadt.graz.at

Das EU Programm trendsetter im Internet: www.trendsetter-graz.at
Ansprechpartner: Arch. DI Hansjörg Luser und DI Gerhard Ablasser

 

 

 

Graz 08/10: Abriss des Kommod-Hauses
Fotos: Kordik

 

„Wieder soll es einem denkmalgeschützten Altstadthaus in der Weltkulturerbe-Zone Grazer Altstadt an den Kragen gehen. Und wieder ist es die Wegraz - Gesellschaft für Stadterneuerung und Assanierung m. b. H., die einen Abbruchantrag aus wirtschaftlichen Gründen beantragt hat (vgl. NDA-Bericht vom 23.11.2002). Diesmal ist es das Doppelhaus Sackstraße 28-30. Ein Haus aus dem 16. Jh. mit bemerkenswerter Fassade aus dem 17. Jh. (geometrischer Putzfelderzier, rustiziertes, dekoratives Korbbogen-Steinportal) und mehreren Stuckplafonds im 1. Stock (E. 17. Jh.). Jetzt prüft die Altstadtkommission und das Bundesdenkmalamt. Die Grazer Altstadt-Sachverständigen-Kommission (ASVK) hat sich mit dem Abbruch-Antrag schon beschäftigt. „Für uns ist die Sache eindeutig. Wir können einem Abriss nicht zustimmen“, erklärt die ASVK-Vorsitzende Gertrude Celedin. Die ASVK-Chefin nimmt sich kein Blatt vor den Mund: „Es kann doch nicht sein, dass in der Grazer Altstadt, die immerhin von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde, einfach ein Haus verschwindet.“ Über die wirtschaftliche Unzumutbarkeit muss nun das Bundesdenkmalamt bzw. das zuständige Bundesministerium entscheiden.
(aus der Homepage des Netzwerkes Denkmalschutz Österreich www.denkmalschutz.at)

  

Mittwoch, 8. Oktober: Das Kommod-Haus in der Burggasse 15 wird trotz bestehenden Denkmalschutzes – das Haus beherbergte u.a. einst das erste Grazer Theater – durch den Eigentümer WEGraz (im Besitz des Rechtsanwaltes Dr. Reinhard Hohenberg) endgültig abgerissen, nachdem schon zuvor Dach und Dachstuhl entfernt worden waren. Ein Beamter der Stadt Graz hatte ohne Zustimmung des Bundesdenkmalamtes den Abbruchauftrag erteilt. Vorangegangen war ein jahrelanges Gerangel zwischen Hohenberg auf der einen und dem Bundesdenkmalamt und den Pächtern der im Haus befindlichen Lokale Triangel und Kommod auf der anderen Seite: Obwohl der Denkmalschutz letztendlich nur mehr für die straßenseitige Fassade und Dachflächen aufrecht blieb, war dies Hohenbergs Plänen noch immer hinderlich.

„Das Mauerwerk hat 200 Jahre gehalten und hätte weitere 200 Jahre gehalten. Für diesen Abbruch gibt es überhaupt keinen Anlass. Es gab nie eine Gefahr.“ (Professor Lutz Sparowitz, Institutsvorstand am Institut für Betonbau der TU Graz und Verfasser eines Teils des städtischen Gutachtens zum Kommod-Haus, Posting in der Kleinen Zeitung)

„Der Spekulant verdient sein Brot mit Hausverfall und Wohnungsnot“ (Graffito aus Berlin)
„Durchgesetzt: Abbruchauftrag bleibt aufrecht.“ (Aus der Homepage von Bürgermeister Siegfried Nagl, inzwischen entfernt)

 

 

Münchnerhof reloaded

 

Anders als beim kürzlich geschleiften „Kommodhaus“ in der Grazer Einspinnergasse wird bei einem noch betagteren Bauwerk der Kulturhauptstadt – rechts der Mur – vorgegangen: Der aus Mitte des 16. Jahrhunderts datierte „Münchnerhof“ in der Grazer Kernstockgasse 17–19, ein Gebäude, das ebenfalls meist Wirtshäuser beherbergte, im Übrigen eine recht wechselvolle Geschichte aufweist und nun schon seit einigen Jahren leer steht, wird von der Grazer GPI Baugesellschaft mbH vor dem völligen Verfall gerettet und revitalisiert. Schon im kommenden Jahr soll das Objekt wieder voll genutzt werden. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde im Haus der Gasthof „3 Hacken“ geführt, die neobarocke Fassade mit den auffallenden schmiedeeisernen Korbgittern vor den Erdgeschoßfenstern und dem Gitter im Segmentbogenportal erhielt es im Jahr 1896. 1701 wurde der Teil mit der Hausnummer 19, das so genannte Winkelbäckerhaus erstmals urkundlich erwähnt. Die Häuser Nr. 17 und Nr. 19 wurden im Jahr 1909 baulich verbunden, ab dem Jahr 1968 gab es den Gasthof mit Hotel Münchnerhof.

Die Restaurierung wird die Fassade des ramponierten Bauwerks auf ihren ursprünglichen Zustand zurückführen, der typische Torbogen soll wiederhergestellt, der Innenhof reaktiviert werden. Das Objekt wird sieben Mietwohnungen in den Größen zwischen 60 und 80 Quadratmetern erhalten, ein Café und ein Geschäft im Erdgeschoß des Gebäudes werden schon im Sommer 2004 zur Belebung des Viertels beitragen.

Die Münchnerhofrevitalisierung ist Teil einer das gesamte Viertel Andrägasse-Kirchplatz-Dreihackengasse betreffenden Revitalisierungsoffensive. Hier sollen in den kommenden Jahren etwa 1,8 Mio Euro investiert werden. GPI-Geschäftsführer Karl-Heinz Grobbauer reizt am Projekt vor allem auch die dem Objekt anhaftende „spürbare“ Geschichte. Immerhin soll der streitbare Ritter Andreas Baumkirchner der Legende nach im 15. Jahrhundert hier gewohnt haben.

Info: GPI Bau GmbH, Harter Straße 1, 8053 Graz | Tel. (0 316) 58 40 80-0 | office@gpi-bau.at

 

 

  Akademie Graz 2003:
Programm November – Dezember

 

Die lokale Kulturpolitik und Erkundungen zur Zeit sind Schwerpunkte des November-Programmes der Akademie Graz.

In zwei Diskussionen stellen sich die Kulturverantwortlichen von Stadt und Land – Stadtrat Dr. Christian Buchmann und Landeshauptmann Waltraud Klasnic – dem brennenden Thema der Perspektiven, Notwendigkeiten und Möglichkeiten einer Kulturpolitik nach 2003.

Montag, 3. November 2003, 19.30, Kulturzentrum bei den Minoriten / Kleiner Saal
Im Brennpunkt: „Schwerpunkte der Grazer Kulturpolitik 2004“ mit Stadtrat Mag. Dr. Christian Buchmann.
Moderation: Dr. Heinz Hartwig, anschließend: Publikums-Diskussion

2004 wird für die Kulturstadt Graz zum entscheidenden Jahr. Wohl ist zu erwarten, dass die 2003 fertig gestellten Kulturbauten interessierte Besucher aus aller Welt anziehen und auch das heimische Publikum voll Erwartung bleibt, was an diesen Stätten geboten wird. Aber die finanzielle Lage der Stadt ist prekär. Wird die Kulturhauptstadt ihrem Ruf gerecht bleiben können? Was ist vorgesehen, was zu unternehmen, um diesen Engpass gemeinsam zu überwinden?

Montag, 10. November 2003, 20.00, Kulturzentrum bei den Minoriten / Großer Saal
Im Brennpunkt: „Schwerpunkte der steirischen Kulturpolitik 2004“ mit Landeshauptmann Waltraud Klasnic
Moderation: Emil Breisach

Dienstag, 11. November 2003, 20.00, Kulturzentrum bei den Minoriten / Großer Saal
Im Brennpunkt: „Zukunft, revisited oder: die re-solidarisierte Gesellschaft“, Mathias Horx (Frankfurt)
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Ursula Schneider (Universität Graz)

Donnerstag, 13. November 2003, 19.00 Uhr, Forum Stadtpark
Symposium: „Hinter den Kulissen der flexibilisierten Gegenwart“
Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Katschnig-Fasch, Univ.-Prof. Dr. Franz Schultheis (Universität Genf)

Pierre Bourdieus bedeutende Studie „Das Elend der Welt“ war der Auslöser internationaler, paralleler Aktivitäten. Das Grazer Forschungsprojekt „Was das Leben schwer macht“ wird in einer Publikation vorliegen. Die Ergebnisse werden präsentiert und diskutiert, ihr Stellenwert im internationalen Rahmen dargestellt. Das Forschungsprojekt lässt Menschen aus verschiedenen sozialen Räumen der Stadt Graz zu ihrem konkreten Leben und Leiden an den tiefgreifenden kulturellen und sozialen Umbrüchen und den dramatischen ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen zu Wort kommen. Sie sprechen über ihr Scheitern, über den Zerfall ihrer gesellschaftlichen Anerkennung und der Solidarität in der Kälte des Neoliberalismus. Siehe auch das nebenstehende Interview mit Elisabeth Katschnig-Fasch

Montag, 1. Dezember 2003, 19.00, Kulturzentrum bei den Minoriten / Kleiner Saal
„Das neue Schwarzbuch Markenfirmen“ (2003), Dr. Hans Weiss (Wien)

Detailinformationen bitte beim Veranstalter anfordern:
Akademie Graz | Elke Riedlberger | Albrechtgasse 7/II, 8010 Graz | T 0316 83 79 85-16 | F 0316 83 79 85-17 | www.akademie-graz.at