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korso
Stadtentwicklung |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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okt.
2002
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„Alte
Ansichten“ oder Schritt in die Zukunft? von
Harald Saiko
„Alte Ansichten – Stadtvisionen
des 20. Jhdts.“ nennt sich die Programmausstellung im Haus der Architektur
in Graz, welche in einer überblicksartigen Bestandsaufnahme die Entwicklungslinien
dieser Stadt nach 1945 aufzeigt. Unter dem Motto europe.cc / changing
cities wird im HDA 2002/03 der permanente Veränderungsprozess unserer
Städte thematisiert und am Beispiel Graz der Ausgangspunkt gesucht.
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(Bild) Harald Saiko, Präsident des Grazer Hauses der Architektur,
ist der Autor des Einstiegs-Beitrags der KORSO-Serie zur Stadtentwicklung.
Mit dieser Serie will KORSO mit dazu beitragen, dass die derzeitige
Phase des laisser faire – letztendlich das Einfallstor für die Durchsetzung
der Interessen des jeweils Stärkeren und Lauteren – ein Ende findet
und durch bewusste, gesellschaftlich abgestimmte Stadtentwicklung
abgelöst wird.
Obwohl mit aktuell ca. 227.000 Einwohnern im Stadtgebiet sowie weiteren
131.000 Bewohnern in der Grazer Umgebung keine Metropole, so weist
Graz doch fast alle wesentlichen Merkmale einer „europäischen“ Stadt
auf. Urkundlich erstmals 1128 erwähnt kam Graz im Laufe der folgenden
neun Jahrhunderte sogar einmal zur Ehre Residenzstadt eines Kaisers
zu sein. Außerdem wurde Graz zur Universitätsstadt, bekam es mit
Napoleon wie auch Erzherzog Johann zu tun und wurde in populärerer
Form wiederum Residenzstadt einer Monarchie, die Bezeichnung Pensionopolis
zeugt heute noch davon.
Was als Höhepunkte einer regionalen Geschichte gern aufgezählt
wird, sind freilich Symbole, die zur regionalen Identität beitragen
und Eckpunkte einer kollektiven Erinnerung sind. Diese Erinnerungen
werden durch vielfach transformierte Überlieferungen und Darstellungen
konstituiert und können daher nur sehr subjektiv sein.
Demgegenüber steht die „Stadt“ als weit objektiverer Zeitzeuge
anhand der Spuren und Abdrücke, die die Ereignisse der Geschichte
hinterlassen. Naturgemäß ebenso durch Gebrauch, Umbau und neue Nutzungen
transformiert, haben Elemente der Stadt durch ihre Schwerfälligkeit
aber eine ungleich hartnäckigere Konsistenz und bleiben über Jahrhunderte
Abbild ihrer jeweiligen Zeit.
Die europäische Stadt: Eine permanent neu generierte Lebens-Umwelt
Müßig ist es, das gebaute Mittelalter oder die Juwelen der Renaissance
in der inneren Stadt zu nennen, welche als kulturelles Erbe das
Zentrum von Graz prägen und immer noch eine attraktive Bühne für
völlig geänderte Lebens- und Arbeitsabläufe bilden. Die napoleonische
Schleifung der historischen Festungsanlage veranlasste erst die
„künstliche“ Anlage eines Parks, der den vormaligen Hügel aus Geröll
zu jenem grünen Schlossberg macht, den wir heute schätzen (und schützen).
Der so genannten Gründerzeit verdanken wir beliebte Wohnviertel
und auch hier musste viel „Historisches“ weichen, um diesem ausgedehnten
Neubaugebiet Platz zu machen, das von durchaus geschäftstüchtigen
„Developpern“ der damaligen Zeit in nur wenigen Jahrzehnten hochgezogen
wurde. Anderes Beispiel: Im graztypischen West-Ost-Gefälle wenig
beachtet sind die geduckten, kleinteiligen Ensembles der Murvorstadt
Zeugen eines etwas anderen sozialen Gefüges der „guten alten Zeit“.
Die Stadt des kommenden Jahrhunderts wird die Stadt der Netzwerke
sein.
Immer schon also war der Wandel der Gesellschaft und ihres politischen
und wirtschaftlichen Systems sowohl Anlass wie Triebfeder des Um-Wandelns
der Stadt. Dies ist untrennbar mit der europäischen Stadt und ihrer
Geschichte verbunden und ist auch Nährboden Ihrer Urbanität: Die
Vielfalt der Schönheiten und Kehrseiten, der Möglichkeiten und Konflikte,
der Anonymitäten und Öffentlichkeiten generiert die europäische
Stadt nicht nur als gebautes steinernes Meer, sondern auch als urbane
Lebens-Umwelt permanent neu.
Dies wird allerdings nur dann positiv gesehen solange der Wandel
bereits Vergangenheit ist. Folgerichtig wird in unseren Breiten
„Stadt“ als Terminologie aber auch als Lebensgefühl untrennbar mit
jenem „historischen“ Bereich verbunden, dessen Teile weitgehend
vor der Zeit der Umbrüche ab 1914 entstanden sind. Doch welches
Abbild unserer Zeit wird unsere Gesellschaft hinterlassen oder anders
gefragt: Welche urbane Lebensform generiert unsere Gesellschaft
als ihre eigene Umwelt? Was, wenn wir die Zeit nach 1945 in der
gesamtgeschichtlichen Entwicklung als unser politisch und wirtschaftlich
durchgängiges Zeitalter betrachten und einer neutralen Recherche
unterziehen, wie es in der Ausstellung „Alte Ansichten“ geschieht?
Die erste Phase unmittelbar nach dem Krieg lässt sich mit „Die
offene Stadt“ betiteln: Die neue Suche nach Licht, Luft und Freiheit
einerseits und die große Aufgabe der Bewältigung der Grundbedürfnisse
für alle Bewohner des Ballungsraumes spiegeln sich hier wider. Doch
allzu umfassend sind die Planungen und mit den beschränkten Mitteln
der damaligen Zeit nicht umzusetzen. Ein Beispiel stark verändernd
wirkender Erscheinungen im Stadtgefüge taucht in den 50ern auf:
Es mehrt sich der für Graz neue Typus des „Hochhauses“. So wie das
von Prof. Karl Raimund Lorenz entworfene „Elisabethhochhaus“ (trotz
hitziger Diskussionen) von 1962-64 realisiert werden konnte, wurden
rund 200 (!) weitere Hochhäuser auf Grazer Stadtgebiet errichtet.
Der Schritt in die Zukunft? Das letzte paternalistische Konzept
Unter dem Titel „Architektur und Freiheit“ können in den späten
60ern die Ausdrucksformen der Stadt für die Neuerungen der Gesellschaft
subsumiert werden, bis schließlich in den 70ern die bis dato scheinbar
lineare Fortschrittlichkeit durch die Gesellschaft hinterfragt wird:
Die räumlichen Konflikte vielerorts, beginnend mit der Eggenberger
Autobahntrasse, mobilisieren die Bürger und Bürgerinnen und tragen
Graz den Ruf der „Stadt der Bürgerinitiativen“ ein. Unter dem Würgegriff
des Autoverkehrs wird die als selbstverständlich benutzte Altstadt
zu neuem Leben erweckt. Den Höhepunkt dieser Phase bildet folgerichtig
ein aus diesen Strömungen entwickeltes politisches Konzept, das
auch umsetzbar wurde: Unter dem Titel „Platz für Menschen“ wurde
1986 von Erich Edegger ein Konzept vorgestellt „das vorsieht, sämtliche
öffentliche Flächen zunächst innerhalb der mittelalterlichen Ringmauern
der Altstadt und dann Schritt für Schritt in weiteren Teilen des
historischen Zentrums einer dem jeweiligen Bereich angemessenen
fußgängerfreundlichen Gestaltung zuzuführen.“
Wenn auch heute noch öffentliche Räume wie etwa Hauptplatz oder
Karmeliterplatz im Zentrum der Stadt gestaltet werden, so muss man
dies als Folgewirkung dieses vielleicht letzten konsistenten politischen
Konzeptes im Bereich der Stadtgestaltung anerkennen. Aber seither?
Und außerdem: Auch bei Betrachtung der aufgezählten Phänomene seit
1945 verlassen wir kaum jenen Raum, der wie schon festgestellt in
unseren Breiten als „Stadt“ untrennbar mit dem historischen Bereich
verbunden ist.
Doch kann diese eingeschränkte Sichtweise aufrechterhalten werden
angesichts der Tatsache, dass im Zeitraum der letzten 20 Jahre die
Einwohnerzahl der Stadt Graz kontinuierlich sinkt, gleichzeitig
aber in der Umgebung rasant ansteigt?
Die Stadt der Netzwerke
Nimmt man die Stadt als urbane Lebensform an und folgt den Spuren
der Menschen und ihres täglichen Lebens, der Einbindung der Häuser,
der Straßen, der Infrastrukturen, also dem Beziehungsgeflecht von
Urbanität, so wird der bis jetzt gültige Begriff Begriff Stadt fragwürdig.
Wie wir es in Graz und Graz-Umgebung gut beobachten können, entsteht
eine neue, viel größere Stadt: die vertraute Stadt der Einfamilienhäuser,
der Einkaufscenter, der Hallen der Gewerbeparks und Fitnesscenter,
der Autohändler und Baumärkte. Diese neue Stadt ist weder städtisch
noch ländlich – sie besitzt alle diese Elemente gleichzeitig! Die
90er-Jahre werden in der Ausstellung „Alte Ansichten“ als Zeit der
Netzwerke tituliert und signalisieren diesen Schritt bereits. Erste
vernetzte Programme wie zum Beispiel im Grazer Westen versuchen
die steigende Komplexität verschiedener Interessen und Gruppen sowie
die geänderten Möglichkeiten von Steuerung der Entwicklung innovativ
zu integrieren. Sie weisen aber vor allem in die Richtung, auch
die Bereiche außerhalb des Zentrums als Stadtraum wahrzunehmen und
als solchen zu betreuen und lebenswert zu machen. Das Programm europe.cc
/ changing cities im HDA 2002/03 geht von der Annahme aus, dass
anhand der gängigen Sichtweisen über Stadt und Land das Phänomen
der europäischen Stadt in ihrer Veränderung nicht mehr ausreichend
erklärt werden kann und daher auch entsprechend wirksame Steuerungen
zur Erzielung eines nachhaltigen Lebensraumes neu formuliert werden
müssen. Dies soll keine Forderung an bestehende (politische) Verantwortlichkeiten
sein, sondern bedeutet vielmehr einen gemeinsamen kulturellen Lernprozess
aller gesellschaftlichen Gruppen und ihrer Vertretungen. In diesem
Sinne wird auch unsere Gesellschaft jenes Abbild unserer Zeit in
der Zukunft hinterlassen, welches wir selbst als unsere gegenwärtige
Lebensform wählen und als Umwelt gestalten. Für den notwendigen,
differenzierten Diskurs über den längst anstehenden Prozess einer
nachhaltigen Stadtentwicklung sollen sowohl das Programm des Hauses
der Architektur wie auch dieser erste Artikel einer Serie Anstoß
geben.
Arch. Dipl. Ing. Harald Saiko
Geb. 1967, Studium der Architektur in Graz und Paris. Lehre, Forschung
und Publikationen in den Bereichen Architektur und Urbanismus, seit
1999 eigenes Büro für Architektur und Stadtentwicklung sowie Infrastruktur
und Landschaftsplanung. Weiters Tätigkeiten im Bereich Ausstellungskonzeption
und Kulturmanagement sowie Engagements u.a. als Vorstandsmitglied
und Präsident im HDA Graz und in der Stifterversammlung der Architekturstiftung
Österreich.
Die Ausstellung „Alte Ansichten – Stadtvisionen des 20. Jhdts.“
ist noch bis 5.12. 2002 im HDA, Engelgasse 3-5, 8010 Graz zu sehen.
Öffnungszeiten: Mo - Do 10:00 - 18:00, Fr 10:00 - 19:00
Buchtipp: Peter Noller "Globalisierung, Stadträume
und Lebensstile" (Opladen: Leske+Budrich 1999)
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Grüne: Langer
Sechser soll ÖV-Durchbruch bringen
(Bild li) Sigrid Binder: Sechserverlängerung
als Chance für die Stadtpolitik |
Als „Durchbruch beim öffentlichen Verkehr“ wertet die grüne Grazer
Spitzenkandidatin Sigrid Binder die Annahme eines Antrags ihrer
Fraktion auf Detailplanung des „Langen Sechser“ durch SP, VP und
KP: „Damit bekommen Tausende Menschen in St. Peter die Chance, auf
umwelt- und sozialverträgliche Weise zu ihren Arbeits- und Ausbildungsstätten
zu gelangen“, freut sich Binder. Und: „Die Realisierung der längst
überfälligen Sechser-Verlängerung ist ein Prüfstein dafür, ob sich
die Stadtpolitik wieder den Bedürfnissen der großen Mehrheit der
GrazerInnen zuwendet oder sich weiterhin von engstirnigen Lobbys
gängeln lässt.“
Der nächste Schritt müsse, so Binder, die Erarbeitung eines Konzepts
für eine Stadt-Regionalbahn gemeinsam mit den Umlandgemeinden sein,
um die Pendlerströme in den Griff zu bekommen. Zur Finanzierung
solle auch der Bund einen Beitrag leisten – „der hat ja auch bei
der Wiener U-Bahn mitgezahlt.“ Auf längere Sicht stellt sich Binder
eine verbindliche Finanzierungsregelung wie in Deutschland vor:
Dort zahlt der Bund automatisch die Hälfte der Investitionskosten
für den schienengebundenen Nahverkehr, wenn eine standardisierte
volkswirtschaftliche Kosten-Nutzenrechnung ergibt, dass die Investition
„sich lohnt“ – dabei werden Umweltkosten ebenso mit in Rechnung
gestellt wie die Belastung der Volkswirtschaft durch Unfallkosten.
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Warteschlangenmanagement
am neuen Grazer Hauptbahnhof |
Am 27. September wurde das neue ÖBB-Reisezentrum (früher: „Schalterhalle“)
am Grazer Hauptbahnhof feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Die
vom Grazer Architekturbüro Riegler/Riewe in Weiterführung des gesamtösterreichischen
Bahnhofsoffensive-Konzeptes der Wiener Architekten Zechner/Zechner
gestalteten „Kundenterminals“ lassen kaum Wünsche an Funktionalität
und ästhetische Raffinesse offen: Die „Beamten-Fahrgast-Schranke“
ist durch diese Neugestaltung gänzlich gefallen, außerdem ist man
bei den ÖBB stolz, über ein so genanntes Kundenlenkungssystem in
Zukunft das Entstehen der für die ÖsterreicherInnen speziell als
unangenehm empfundenen „Warteschlange“ hintanhalten zu können.
Bürgermeister Alfred Stingl versprach, dass nun auch der während
der Bauphase lange umstrittene Fahrradterminal errichtet wird, eine
komfortable Unterstellmöglichkeit für Rad-Bahn-Kombinierer. Besonderes
Zuckerl: Während der oder die Werktätige / Reisende unterwegs ist,
können kleine Reparaturen am Fahrrad in Auftrag gegeben werden.
Der Hauptbahnhof verzeichnet gegenüber dem Jahr 2001 bereits eine
um 3,5 % gestiegene Kundenfrequenz.
Dieter Kordik
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FH-Campus
als Zentrum des Grazer Westens Der Stadtteil
Graz West macht Entwicklungsfortschritte – initiiert, begleitet und
gefördert durch das Stadtentwicklungsprogramm „URBAN Graz-West – Raum
für Zukunft“. Ein Zentrum des Gebiets wird der Fachhochschul-Campus
sein – das Siegerprojekt steht nun fest. |
The winner is ... Die Jury hat entschieden: Als klare
Sieger des europaweit ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs
für einen Generalplaner des FH-Campus Graz-West ging das Architekturbüro
ZT – Arquitectos Lda. Goncalo Byrne & Thomas Zinterl (Lissabon/Graz)
hervor. Am 4. Oktober wurde die Ausstellung der besten 10 Arbeiten
des Architektenwettbewerbs eröffnet, welche noch bis 18. Oktober
2002 im Foyer der FH Joanneum zu sehen ist. Für die Realisierung
dieses Leitprojektes wurde die Grazer Bau- und Grünlandsicherungsges.m.b.H.
(GBG) vom Gemeinderat der Stadt Graz beauftragt. Das Projektmanagement
für das gesamte Bauvorhaben, welches im Herbst 2004 bezugsfertig
sein soll, liegt in der Verantwortlichkeit des Zivilingenieurbüros
DI Wallner & DI Schemitsch, Graz.
Bei der Vorstellung des Siegerprojektes:
GBG-Geschäftsführer Heinz Weiglein, URBAN-II-Koordinator DI Hans-Jörg
Luser, Arch Thomas Zinterl, FH-Geschäftsführer Mag. Martin Pöllinger
Zukunftsträchtiger Campusplan
Das neue Campusgebäude der FH Joanneum wird sich mit einer Nutzfläche
von 17.000 m² entlang der Eggenberger Allee ziehen und die
bestmöglichen Bedingungen für einen modernen Hochschulbetrieb
bieten können. „Neben den geplanten Hörsälen und Büros werden
auch eine Bibliothek, ein Auditorium Maximum und eine Mensa das
Haus bereichern und eine Tiefgarage mit 100 Parkmöglichkeiten
Platz schaffen,“ so Thomas Zinterl, stolzer Preisträger
des Architektenwettbewerbs. Die Gesamtkosten für den Bau des
neuen Campusgebäudes belaufen sich auf rund 19,6 Millionen Euro.
Visionen werden realisiert. Das von der Europäischen Union geförderte
URBAN-Programm wird im westlichen Stadtteil von Graz weitere zukunftsträchtige
Projekte umsetzen. URBAN-II-Programmkoordinator DI Hansjörg
Luser zeigt sich sehr optimistisch: „Uns geht es darum, dass
man erkennt, dass Worten auch Taten folgen – und genau das wird
man in den nächsten Jahren spüren.
Ein wesentlicher Faktor ist die Einbeziehung der Bürger in die
Entwicklung dieser Projekte, die Lebensqualität der Bürger muss
im Vordergrund stehen.“ Platz für attraktives Wohnen, für Studium
und Forschung, Wirtschaft und Berufsausbildung: das Entwicklungspotenzial
des Grazer Westens soll zur Gänze ausgeschöpft werden.
Claudia Windisch
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Acht Jahrhunderte Grazer
Herzogshof |
Die Revitalisierung eines der ältesten Gebäude in Graz, des so
genannten Herzogshofs, der wegen seiner auffallenden und durchgehenden
barocken Freskierung der gesamten Westfassade in der Herrengasse
3 auch den Namen „Gemaltes Haus“ trägt, wurde nach eineinhalbjähriger
Arbeit im September abgeschlossen. Das auffallende, im Jahr 1360
erstmals erwähnte Gebäude stellt einen von der Herrengasse bis zur
Prokopigasse reichenden, vierflügeligen langgestreckten Komplex
mit ausgedehntem Innenhof dar, der dem charakteristischen Bebauungsstil
der mittelalterlichen „Ackerbürgerstädte“ entspricht.
Die Revitalisierung erfolgte unter Federführung des Grazer Architekten
Hans Gangoly, der die vielfachen und vielfältigen Adaptionen, die
das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat, zum Ausgangspunkt
für die Neugestaltung nahm, deren „verordnete Bescheidenheit“ auch
genug Spielraum für zukünftige Veränderungen zulässt. Die durch
lange Zeiträume hindurch immer wieder erfolgten, oft unkontrollierten
Teiladaptionen des ausgedehnten Komplexes wurden durch Neudefinition
und -zuordnung der Grundrisse und Nutzungsflächen in einen neuen
inneren Zusammenhang gebracht, die Nutzung folgt nun dem Prinzip
einer „nach den oberen Stockwerken hin abnehmenden Öffentlichkeit“.
Die finanztechnische Realisierung und Koordination des Projekts
leistete die Linzer IFA-Finanzgruppe und die in Graz und Linz ansässige
COSTA KEG. In einem Bauherrenmodell wurde im Zusammenschluss von
sechzig – vorwiegend steirischen – Investoren das Gebäude mit der
Absicht erworben, über Sanierung und anschließende Nutzung historischer
Substanz wertgesicherte Mieteinnahmen zu erwirtschaften. Mehr als
180 städtische Objekte wurden in Österreich auf diese Weise von
IFA bereits revitalisiert, etwa 40 Projekte davon in Kooperation
mit der COSTA KEG allein in Graz.
Die Restaurierung der namensgebenden Westfassade des „städtischen
Vierkanthofs“ in der Herrengasse sowie zahlreicher historischer
Putz- und Malereiflächen im Inneren des Gebäudes übernahm der Grazer
Restaurator Hubert Schwarz. Die barocke Bildausstattung geht auf
den Vorauer Maler Johann Mayer zurück, der um das Jahr 1742 den
Auftrag zur Dekorierung der 221 Quadratmeter umfassenden Front erhalten
hatte. Umfassendere Restaurierungen der gemalten Westfassade erfolgten
erstmals in den Jahren 1929, 1949 und 1969.
Mit Beginn der Instandsetzungsarbeiten im Jahr 2001 wurden von
Schwarz unter Heranziehung von Archivunterlagen und über die Befundaufnahme
am Objekt die gesamte Restauriergeschichte erörtert und dokumentiert.
Die Maßnahmen der Konservierung beinhalteten im wesentlichen die
Reinigung und Gipsrückwandlung, die Hinterfüllung loser Putzplatten
mit Injektagen, das Auswechseln nicht haltbarer Putzbereiche und
das Anbringen von Retuschen zur Homogenisierung des Gesamterscheinungsbildes
wo nötig. Restaurator Schwarz betont die Notwendigkeit regelmäßiger
Wartungsarbeiten zur Schadensbeobachtung, die zukünftigen Verfall
verzögern und hintanhalten sollen.
Mit dem revitalisierten Herzogshof wurde ein aussagekräftiger
Zeuge baugeschichtlicher Entwicklung in der steirischen Landeshauptstadt
einer modernen Nutzung zugeführt. Wichtige Gebäudebereiche und der
markante Innenhof konnten hier durch Anwendung einer zeitgemäßen
Architektursprache neu erschlossen werden.
Informationen und Kontakt
Planung: Architekt DI Hans Gangoly, Volksgartenstraße 18, 8020 Graz
Tel. (0 316) 71 75 50 | Mail: office@gangoly.at
Restaurierung: Hubert Schwarz, Konservierung und Restaurierung von
Wandmalerei, Stuck und Architekturoberfläche, Naglergasse 60, 8010
Graz
Tel. (0 316) 84 62 81 | Mail: h.schwarz@magnet.at
Projektkonzeption und Betreuung der Investoren: IFA-Finanzgruppe/Costa
KEG – Finanz- und Wirtschaftsberatung, Sporgasse 29, 8010 Graz
Tel. (0 316) 840 440 | Mail: graz@costa.at
| Web: www.herzogshof.at
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Mensa – die kulinarische Fakultät
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Keine Spur mehr von Braunschweiger mit Sauce: Die Mensa hat sich
schon längst zu einem gastronomischen Betrieb gewandelt, wo jeder
willkommen ist und wo man sich zu einem vernünftigen Preis gesundheitsbewusst
ernähren kann. Das laut Eigendefinition „gastronomische Dienstleistungsunternehmen“
ist an allen österreichischen Universitäten und an einzelnen Bundesschulzentren
vertreten. Günter Schnabl, Gebietsleiter in der Steiermark:
„Wir sind ein moderner Betrieb, der natürlich ohne öffentliche Zuschüsse
arbeitet.“ Die Mensa hat nun auch ihre Geschäftstätigkeit ausgeweitet:
Das Angebot wurde um ein Catering- und Partyservice aufgestockt.
Die Catering-Aktivitäten umfassen Veranstaltungen im universitären
Bereich, Betriebsverpflegungen und Partyservice bei Festen und Feiern,
wofür auch die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden.
In Graz finden Sie den Mensa-Markt an der Karl-Franzens-Universität,
Sonnenfelsplatz 1, 8010 Graz | Mail: mensa.graz@mensen.at
Den täglichen Menüplan finden Sie auch im Internet unter [www.mensen.at]
MENSA-Gutscheine für ein
Bonus-Menü finden Sie in der Oktober-Ausgabe des Magazins KORSO!
Günter Schnabl: „Die Mensa bietet Brainfood – kulinarischen Genuss
für kluge Köpfe“
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