korso Graz aktuell
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
07/2003
  .....................................................................................................................................................................................

2003: Mehr Spiele, weniger Brot Das Kulturhauptstadtjahr bringt den GrazerInnen Events im Übermaß, eine Anzahl neuer Spielstätten und einige hochwertige kulturelle Highlights – nur nicht den versprochenen Aufschwung.

 

Die Jubelmeldungen reißen nicht ab: Über 1,2 Mio BesucherInnen bei 2003-Veranstaltungen, Nächtigungsplus stolze 25,6 Prozent, über 5000 Zeitungsberichte, davon über 2000 in ausländischen Printmedien. Die 2003-Homepage verzeichnet 11 Mio Pageviews. Strahlende Gesichter bei der Intendanz und der Mehrzahl der StadtpolitikerInnen, die sich (die Anlässe zum Feiern sind in Zeiten wie diesen rar gesät) im Glanz des Erfolges sonnen. Die Stimmen der ohnehin nie zahlreichen KritikerInnen sind schon längst angesichts des geradezu sakralen Scheins der festlich beleuchteten Murinsel verstummt.

   

(v.l.n.r.) StR Wolfgang Riedler, SP: „Hoffe auf gesteigerten Bekanntheitsgrad für Graz durch 2003“ > StR Christian Buchmann, VP: „ Grazer sind wieder stolz auf ihre Stadt“ > GRin Lisa Rücker, Grüne: „Investitionen müssen sich niederschlagen“ > StR Ernest Kaltenegger, KP: Kurtaxe einführen“

Die andere Seite:
Eine Stadt, deren Finanzlage es zumindest nicht unwahrscheinlich macht, dass sie in absehbarer Zeit unter das Kuratel eines Regierungskommissärs gestellt wird. Ein Budget, in dem die „freie Finanzspitze“ (jener Betrag, welcher der Kommune nach Abzug der Schuldentilgung übrig bleibt – die finanzielle Grundlage neuer Investitionen) von 2002 auf 2003 noch mal kräftig von 60 auf 90 Millionen ins Minus gerutscht ist. Deren Einnahmen aus eigenen Steuern und aus dem Finanzausgleich laufend sinken (bloß bei den Einnahmen aus Gebühren ist eine minimale Steigerung festzustellen). Und deren Arbeitsmarkt schlichtweg katastrophale Tendenzen aufweist: Im Juni 2003 waren 9861 GrazerInnen arbeitslos – um 1186 mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres.

Keine positiven Auswirkungen auf die Beschäftigung
Das aus Kreisen hilfloser StadtpolitikerInnen kolportierte Argument, „dass ohne 2003 alles noch viel schlimmer wär’“, zieht nicht wirklich: Die Arbeitslosigkeit ist im gesamtsteirischen Durchschnitt von Mai 2002 auf Mai 2003 um 5,2% gestiegen – in Graz aber um über 12%. Dass die 2003-bedingte Umsatz- und Einnahmensteigerung der Hotellerie und Gastronomie keine Beschäftigungswirksamkeit hat, dafür sprechen auch noch andere Indizien: Von Juni 2002 auf Juni 2003 ist die Zahl der Arbeitslosen im Grazer Fremdenverkehrssektor von 732 auf 809 gestiegen, jene der dem AMS gemeldeten offenen Stellen von 145 auf 140 gesunken. Die Erklärung dafür: Wo früher Überkapazitäten vorhanden waren, dürfen sich jetzt Hotel- und Restaurantinhaber über gute Auslastung freuen – und dass etwaiger zusätzlicher Personalbedarf der Branche nicht immer auf statistik- und steuerwirksame Art gedeckt wird, dafür gab’s in den letzten Monaten ja zumindest ein prominentes Beispiel. Die Jobsituation im Baugewerbe und im Handel – auch diese Branchen sollte ebenfalls direkt von 2003 profitieren – stellt sich kaum besser dar.

Negativ-Saldo für die Stadt, Sponsoring für den Bund
Noch trister sieht der Return-on-Investment für die Stadt selbst aus: 18,17 Mio Euro hat die Kommune allein für die der 2003-Intendanz obliegenden Veranstaltungen und Infrastruktur locker gemacht –Ausgaben für zusätzliche Spielstätten wie Stadt- und List-Halle, für das Kunsthaus etc., die zumindest anteilsmäßig hinzugerechnet werden müssten, sind darin noch nicht berücksichtigt. Die steuerlichen Rückflüsse – aus eigenen Einnahmen und aus dem Finanzausgleich – werden laut einer Studie des Instituts für Industrie- und Regionalpolitik der Joanneum Research über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Kulturhauptstadt-Jahres 2 Mio Euro betragen – für alle steirischen Gemeinden inclusive der Landeshauptstadt. Anders sieht die Situation für den Bund aus, der 14,53 Mio Euro zu 2003 beigetragen hat: Karl-Heinz Grasser darf sich – ebenfalls laut JR-Studie – über ein Mehr an Steuereinnahmen von 25 Mio Euro freuen. Der Finanzminister konnte seinen Einsatz nahezu verdoppeln, die Gemeinde bekommt weniger als ein Neuntel des ihren zurück. Die bis jetzt erkennbaren wirtschaftlichen Auswirkungen des Kulturhauptstadtjahres reduzieren sich also auf Sponsoring fürs Bundesbudget und die Unterstützung der Inhaber von Fremdenverkehrsbetrieben.

Paierl will nicht, dass die Stadt wieder zu Geld kommt
Den Spitzen der Grazer ÖVP-/SPÖ-Stadtkoalition fällt es ebenso schwer diese Fakten zu leugnen wie sie zuzugeben. Finanzstadtrat Dr. Wolfgang Riedler, der sein erstes Budget mit Brillanz über die Bühne gebracht hat, will sich zumindest die Hoffnung auf zukünftige Umwegrentabilität nicht nehmen lassen: „Bei der Kommunalsteuer sollte es zusätzliche Einnahmen geben, die jetzt noch nicht erfasst sind; ich hoffe, dass die durch 2003 bewirkte Bekanntheit sich auch in zusätzlichen Betriebsansiedelungen niederschlägt.“ Für Wirtschafts- und Kulturstadtrat Dr. Christian Buchmann liegt der Return-on-Investment für Graz ohnehin mehr im ideellen Bereich: „Durch 2003 sehen die Grazerinnen und Grazer ihre Heimatstadt wieder mit neuen Augen und nutzen bewusst und unbewusst das vielfältige Kulturangebot: aus dem offiziellen 2003-Programm und der lokalen Szene. Die Grazer sind wieder stolz auf ihre Stadt.“

Vorsichtige Kritik kommt von der Budgetsprecherin der Grünen, GRin Lisa Rücker: „Ich habe keinen Zweifel, dass das Kulturhauptstadtjahr für Graz ein wichtiger Schritt von einer provinziellen Stadt zu einer modernen Stadt mit Selbstbewusstsein ist. Bisher fehlen aber die angekündigten Effekte der deutlichen Umsatzzuwächse auf die Beschäftigung und der Rückfluss von Steuereinnahmen in die Stadtkasse.“ Rücker plädiert für die Einführung einer Kulturtaxe, die von den „GewinnerInnen von Graz 03, der Gastronomie, Hotellerie etc.“ zu entrichten wäre. Denn, so Rücker: „Wenn sich die Investitionen und das Geschäft mit 2003 gar nicht niederschlagen, dann folgt auf 2003 der Katzenjammer.“ Ähnlich äußert sich KP-Stadtrat Ernest Kaltenegger: „Wenn die Meldungen stimmen, dass die Tourismusbranche boomt, dann liegt es doch nahe, eine umsatz- und nächtigungsabhängige Kurtaxe einzuführen, es kann ja nicht sein, dass die einen nur bezahlen und die anderen die Gewinner sind.“

Die Kommune kann aber eigene Abgaben nur mit Zustimmung des Landes einführen – und Finanz- und Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl hat in bewährtem neoliberalen Reflex schon sein Njet zum Gottseibeiuns „Neue Steuern“ angekündigt: Diese schädigten nämlich den Wirtschaftsstandort Graz. Eine Position, die Garant dafür ist, dass 2003 ein Strohfeuer bleibt: Denn ohne zusätzliche Mittel wird sich die Stadt nicht einmal den Betrieb der heuer errichteten Spielstätten leisten und schon gar keine weiteren wirtschaftswirksamen Events sponsern können. Im Bewusstsein dieser Tatsache und im Gegensatz zum zuständigen Landesrat sollen einige Grazer Unternehmer bereits Verständnis für eine Kulturabgabe geäußert haben.

Christian Stenner

 

 

 

„Ich würde Graz nicht als Menschenrechtsstadt bezeichnen“
Anlässlich des „Tages der Afrikaner“ sprach Claudia Windisch mit Emmanuel Kamdem, dem Vorsitzenden des Ausländerbeirats der Stadt Graz.

< Emmanuel Kamdem: „Graz kann eine Menschenrechtsstadt werden – wenn es will.“

 

Kommt es Ihres Wissens nach in Graz öfters zu rassistisch motivierten Übergriffen?

Ja. Als Vertriebsleiter von Megaphon musste ich feststellen, dass unsere Verkäufer als Drogendealer beschimpft werden, die Zeitschriften werden ihnen weggenommen und in den Mistkübel geworfen – einfach, weil sie Afrikaner sind und deshalb mit Drogendealern gleichgesetzt werden. Rassistische Übergriffe sind leider unser Alltag, bei der Wohnungssuche, bei der Arbeitssuche – und in bestimmten Lokalen haben AfrikanerInnen aufgrund ihrer Hautfarbe Lokalverbot.

Wie stark sind afrikanische MigrantInnen wirklich in den Drogenhandel verwickelt?

Natürlich sind einige Afrikaner im Drogengeschäft tätig, aber zweifellos nicht in jenem Ausmaß, wie wir es immer in der Presse lesen. Auch Österreicher sind im Drogengeschäft tätig, aber niemand spricht über sie – die Afrikaner sind die Sündenböcke, weil sie auffällig sind.

Wie könnte man unschuldig betroffene AfrikanerInnen schützen?

Das Problem liegt woanders, das sage ich seit fünf Jahren. Wenn jemand den ganzen Tag untätig im Asylheim sitzt, dann kommt er irgendwann auf die Idee Drogen zu verkaufen, weil er dafür keine Arbeitsbewilligung braucht. Es gibt keine Möglichkeit für die Migranten etwas zu tun, keine Ausbildung, keine Beschäftigung, nichts. Das Qualifizierungprojekt für junge Asylwerber von Zebra ist ein guter Versuch, die können jedoch auch nur ein paar Leute nehmen. Es müsste ein Ziel sein, alle Migranten, nicht nur die Afrikaner, zu beschäftigen. Die Leute wollen ja etwas lernen und tun.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit des Ausländerbeirats mit der Exekutive, den politischen Parteien und den Medien?

Ich kenne in Graz nur vier Journalisten, die bei einem problematischen Thema wie Pauschalvorwürfen zum Drogenhandel nicht gleich drauflosschreiben, sondern auch versuchen, die andere Seite zu hören. Die Politiker tun nichts, manche versuchen vor Wahlen politischen Profit aus dem Problem zu ziehen – manchmal gewinnt man den Eindruck, dass die Afrikaner die Quelle der Probleme seien, die Österreich hat. Die Drogensoko hat in Graz einige Dinge vorgeführt, welche es eigentlich nicht geben dürfte. Ihr Umgang mit Afrikanern war schockierend: Sie haben Verdächtige fotografiert, sie die Hosen runterziehen lassen, sie haben sie beschimpft usw. Die Exekutive verteidigt sich, dass diese Vorgehensweise gesetzlich vorgesehen ist. Wir wissen jedoch, dass ausschließlich Afrikaner fotografiert wurden.

Graz: Eine Menschenrechtsstadt?

Nein, ich würde Graz nicht als Menschenrechtsstadt bezeichnen. Wenn Graz will, wird es eine, aber zurzeit herrscht das Gegenteil. Als Beispiel: Ich bin seit sieben Jahren in Graz und Grazer Bürger und es gibt bestimmte Lokale, wo ich nicht reindarf, die Wirte lachen mich aus. In die Lokale Nachtschicht, Rudolf, Latinos, Eastside und Urbanikeller dürfen keine Afrikaner ’rein. Ich habe vier Lokale geklagt, bei der Polizei und beim Gewerbeamt, mehr Möglichkeiten hatte ich nicht.

Sie betonen immer wieder, dass Österreich seine Asylpolitik ändern muss …

Die Menschen, die kommen, müssen die Möglichkeit bekommen, sofort im Rahmen eines Projektes einer Arbeit nachzugehen, statt dass man sie den ganzen Tag herumsitzen lässt. Die Asylverfahren müssen besser organisiert werden – es geht schließlich um Menschenleben. Man muss die genauen Ursachen herausfinden, warum jemand gekommen ist; es reicht nicht einfach nur festzustellen: „Aha, in deinem Land war Krieg“. Zum dritten müssen bessere Dolmetscher herangezogen werden, die auch bestimmte Dialekte verstehen

Und was wünschen Sie sich von der Stadt Graz?

Die Stadt Graz soll darauf achten, dass die Bemühungen nicht alle auf dem Papier bleiben. Bürgermeister Nagl hat mir persönlich gesagt: „Kamdem, das Problem werde ich lösen. Ich werde schauen, dass dieser Rassismus in der Stadt – diese Sache mit den Wirten – ein Ende findet.“ Die Politik darf sich nicht gleichzeitig auf den Begriff Menschenrechtsstadt berufen und solche Vorkommnisse tolerieren.

>>> Trotz oftmals wiederholter Einladung und einmonatiger Vorlaufzeit gelang es der KORSO-Redakteurin nicht, den Einsatzleiter der Drogen-SoKo, Werner Jud, für ein Gespräch zu gewinnen.

 

 

  GVB: Sigthseeing mit dem Cabrio-Bus

 

Die Grazer „Öffis“ sind um eine Attraktion reicher: Statt in den glühend heißen City-Runnern kann die Stadt nun auch im luftigen Cabrio-Bus „erfahren“ werden. Weil es so ein Exemplar nicht zu kaufen gibt, haben die findigen GVB-Mitarbeiter selbst Hand angelegt: In liebevoller Detailarbeit wurde von den Mitarbeitern der Autobuswerkstätte der Grazer Verkehrsbetriebe ein 20 Jahre alter Linienbus vom Typ MAN SL 200 umgebaut. Mit einer neuen Scheinwerferanlage, einer digitalen Linienanzeige und einen einklappbaren „Fetzendach“ präsentiert sich nun der Cabrio-Bus in schnittig-modernem Design – Front und Heck sind aus Alu gefertigt und reine Handarbeit. Im vorderen Dachbereich wurden eine elektronische Matrixzielanzeige und ein Schnellverdeck bzw. eine Markise eingebaut.
Genuss-Tour mit dem neuen GVB-Cabrio-Bus > Graz aus neuer Perspektive

Der Cabrio-Bus ist mit 40 verstellbaren Fahrgastsitzen sowie einem zusätzlichen Sitz für die Reisebegleitung ausgestattet. Darüber hinaus gibt‘s eine Bordküche mit Kaffeemaschine und Kühlschrank.

Der Sightseeing-Bus fährt Montag bis Freitag um 11.00 am Jakominiplatz ab | Dienstag, Mittwoch und Freitag zusätzlich um 14.30
Erwachsene zahlen 10 Euro für die einstündige Tour, Kinder 5 Euro.
Der Bus kann auch für eigene Zwecke gemietet werden.
Info: Tel (0316) 887–499 | l.steinhoefler@gstw.at

 

 

  Schöckl: Rodel-Downhill jetzt auch bei 30 Grad im Schatten

 

Der Sommer 2003 wird heiß, versprechen die Meteorologen – und die Grazer Stadtwerke tun einiges dazu: Seit wenigen Tagen können Speed-and-Fun-Fans auch bei hochsommerlichen Temperaturen vom Schöckel-Plateau per Rodel zu Tal bolzen.

Das Schöckl-Land ist um eine Attraktion reicher: Am 5. Juli wurde die von den Grazer Stadtwerken errichtete Sommerrodelbahn stilgerecht von fünf Schöckl-Hexen eröffnet. Die Zweisitzer-Schlitten sausen über eine Strecke von 800 Metern talwärts und überwinden dabei 67 Höhenmeter; zwei Jumps und sieben Kurven sorgen für zusätzlichen Nervenkitzel während der zwei Minuten dauernden Abfahrt. Dabei ist der Spaß – auch für Kinder – absolut sicher: Die RodlerInnen sind mit Beckengurten gesichert, die Rodelbahn der Marke Alpine Coaster verfügt über eine entgleisungssichere Schlittenführung, und wer vor lauter Aufregung aufs Bremsen vergisst, gleitet dennoch sicher zu Tal: Fliehkraftbremsen an den Hinterrädern verhindern das Überschreiten einer einstellbaren Höchstgeschwindigkeit, und ein Zwangsbremsband am Ende der Bahn eliminiert das letzte Risiko.

Im Gegensatz zum herkömmlichen Rodelvergnügen entfällt auch das Schweiß treibende Bergaufschieben des Schlittens – das übernimmt eine Schleppbahn, und wer will, darf derweil auch auf der Rodel sitzen bleiben.
Die Preise halten sich in Grenzen:
Die Einzelfahrt kostet für Erwachsene E 2,20 | für Kinder E 1,50
Besonders interessant sind die Kombi-Angebote mit der Schöckl-Gondelbahn:
Um E 10,00 kann ein Erwachsener „aufi-gondln und obischwebn“
und dazwischen einen heißen Rutsch auf der Sommerodelbahn wagen, für den Nachwuchs kostet’s E 5,00.
Sportlichere, die den Rückweg nach Radegund per pedes antreten wollen, bekommen das Vergnügen schon um E 7,00 (3,50 für Kinder).

Betriebszeit: Täglich von 09:15 bis16:45 | Infos: 03132–23 32 oder 03132–23 87.

Stressfrei zur Talstation der Gondel in St. Radegund führt Rodel-Willige der Postbus ab Andreas-Hofer-Platz.
Infos: 0316–81 18 18