korso Graz aktuell
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
06/2003
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Grazer Juden im Mittelalter: Das Ghetto – ein Mythos? „Was die offizielle Geschichtsschreibung über die Ausdehnung und Wichtigkeit ihres mittelalterlichen Judenviertels betrifft, ist mir keine andere Stadt bekannt, wo eine so radikale Umstellung der Erkenntnis notwendig wäre wie hier in Graz.“ Diese überraschende Aussage kommt vom Klagenfurter Historiker Markus J. Wenninger, einem renommierten Kenner der jüdischen Geschichte von Kärnten und Steiermark.

 

„Erhebliches Maß an Phantasie und historischen Fehlern“
Bereits 1999 hat M. J. Wenninger seine Forschungsergebnisse zu Graz erstmals publiziert. Vier Jahre lang jedoch ist das an der Grazer science community relativ spurlos vorbei gegangen. Zumindest beschreiben alle bisher zum Kulturhauptstadtjahr erschienenen Publikationen die Geschichte der Grazer Juden im 15. Jh. nach dem Erkenntnisstand der Arbeiten vor dem Zweiten Weltkrieg (hauptsächlich nach Fritz Popelka, dem Verfasser der „Geschichte von Graz“ und dem langjährigen Rabbiner David Herzog) sowie jener der 1970er-Jahre, vornehmlich von Gerhard Salzer-Eibenstein. Dieser hat Popelkas Annahme von der Existenz eines abgeschlossenen „Ghettos“ in Graz noch ausgebaut und in topographische Karten umgesetzt. Wenninger: „Das erfolgte aber mit einem erheblichen Maß an Phantasie und historischen Fehlern und obwohl auch andere Ansichten bekannt waren.“ Im Herbst 2003 endlich wird der aktuelle Stand von Wenningers Forschungen in einem Sammelband des Grazer Centrums für jüdische Studien nachzulesen sein.

Geschichtswissenschafter Markus J. Wenninger: > Ein Ghetto ist historisch nicht nachzuweisen.

KORSO konnte bereits jetzt einen Blick in das Manuskript werfen und einige VertreterInnen der Grazer Stadtgeschichtsschreibung dazu befragen.

Wenninger: Juden lebten nicht räumlich abgeschlossen.
Laut Wenninger muss man sich von der Idee verabschieden, dass die Juden in Graz getrennt von der christlichen Bevölkerung gelebt hätten. Genährt wurde diese nicht nur für Graz getroffene Annahme zum einen durch eine Geschichtsschreibung mit teilweise antisemitischem Einschlag zu Beginn des 20. Jahrhunderts, welche die Juden bereits damals in einem ihnen aufgezwungenen „Ghetto“ im modernen Sinn des Wortes verortete. Auf der anderen Seite vertraten auch jüdische und pro-jüdische AutorInnen die These einer freiwilligen und gewollten Abschottung der Juden, so etwa Herzog oder Salzer-Eibenstein.

Die Forschungen der letzten Jahre zeigen, so Wenninger, dass die Idee einer strikten Trennung zwar in den mittelalterlichen Quellen sowohl von jüdischer und nicht-jüdischer Seite als Wunschbild auftaucht, jedoch in der Realität nicht so umgesetzt wurde. Wenninger: „Judensiedlungen bildeten zwar mit der Synagoge als Zentrum einen von der übrigen Stadt abgehobenen eigenen Stadtteil. Dieser war aber weder durch Mauern noch durch verschließbare Tore von der übrigen Stadt getrennt.“ Daher schließt Wenninger eine bauliche Abgrenzung des Grazer Judenviertels durch eine quellenmäßig nicht belegte Judenmauer aus. Auch war dieses zu keiner Zeit ausschließlich von Juden bewohnt.

Gegenargumente
Für Peter Laukhardt, der sich in den vergangenen Jahren ebenfalls intensiv mit der Geschichte der Grazer Juden im Mittelalter beschäftigt hat (einiges davon wird auch im gemeinsam mit Werner Strahalm verfassten Werk „Graz. Eine Stadtgeschichte“, welches Ende Juni 2003 erscheint, nachzulesen sein), spricht jedoch weiterhin vieles für die Annahme eines ummauerten Judenviertels. Laukhardt: „Bei der im Jahre 2000 in der heutigen Buchhandlung Moser gefundenen 15 Meter langen Mauer handelt es sich um die östliche Begrenzungsmauer des Judenviertels.“ Die Mauer des Judenviertels sei sogar für die Anlage der im 13. Jahrhundert entstandenen ersten Stadtmauer in diesem Bereich maßgebend gewesen. Auch Walter Brunner, langjähriger Leiter des Steiermärkischen Landesarchivs und Herausgeber des ebenfalls Ende Juni 2003 erscheinenden mehrbändigen Werkes „Die Geschichte der Stadt Graz“ beharrt darauf, dass das Judenviertel ummauert gewesen sei. Brunner: „Diese Ummauerung ist auf der aus der Mitte des 16. Jh. stammenden Grazdarstellung im Palazzo Vecchio in Florenz deutlich zu sehen.“

Altstadt-Experte Peter Laukhardt > Es gab ein ummauertes Juden-Viertel in Graz

Die christliche und die jüdische Oberschicht lebten Tür an Tür
Für Wenninger war hingegen bis zur ersten Vertreibung der Grazer Juden im Jahre 1438 „im Verlauf der Herrengasse vom Hauptplatz bis zur heutigen Herrengasse Nummer 15 bzw. 18 sowohl die christliche wie auch die jüdische Oberschicht angesiedelt.“ Dafür sprechen etwa Quellen vom Juli 1379, die Juden als Nachbarn der damals bedeutendsten innerösterreichischen Adeligen erwähnen. Am 29. Juli 1379 kaufte Graf Hermann von Cilli das Haus heutige Herrengasse 3, mit dem jüdischen Nachbarn Fridlein in Herrengasse 5. Zwei Tage später kaufte der damalige Landeshauptmann Rudolf von Wallsee ein Haus vom Juden Efferl, mit den jüdischen Nachbarn Sekhchlein und Chendlein. Auch lassen sich einige Häuser in der Herrengasse lokalisieren, die sich bis zur Vertreibung in jüdischem Besitz befunden hatten. Im Bereich der heutigen Herrengasse 18 kam so der damalige Hofmarschall Hans Ungnad in den Besitz eines Hauses, welches zuvor dem Juden Sündel gehört hatte.

War die heutige Herrengasse die alte Judengasse?
Wenninger führt noch weitere Belege an, die dafür sprechen, dass es sich bei einem großen Teil der Herrengasse zumindest jahrzehntelang um jüdisches Wohngebiet gehandelt hat. Nach dem vermutlich bereits 1442 fertig gestellten Vorgängerbau der heutigen Stadtpfarrkirche, der so genannten Gottesleichnamskapelle, bekam die heutige Herrengasse kurzfristig die Bezeichnung „Gottesleichnamsgasse“. Doch bald nach der Rückkehr der Juden um das Jahr 1447 wurde diese in den Urkunden auch als „alte Judengasse“ bezeichnet. Wenninger schließt daraus, dass die Bezeichnung „alte Judengasse“ zumindest mit dem größten Teil der heutigen Herrengasse – vom Eisernen Tor bis zur Höhe der heutigen Landhausgasse – gleichzusetzen ist.

Auch Laukhardt hält diese Gleichsetzung der Straßennamen für plausibel. Doch Wenningers Schlussfolgerung, dass Juden Häuser bis zur heutigen Landhausgasse bewohnten, ist für ihn nicht stichhaltig. Laukhardt: „Vielleicht hieß die heutige Herrengasse einfach Judengasse, weil sie zum Judenviertel führte“.

Folgt man hingegen Wenninger, dann habe die Herrengasse schon immer als Nord-Süd-Hauptverkehrsroute durch das Judenviertel bis zur Stadtmauer geführt, wo an der Stelle des späteren Eisernen Tores bereits viel früher als bisher gedacht ein Tor aus der Stadt hinaus geführt habe. Für Waltraud Resch, Autorin der Kunsttopografie der inneren Stadt, die Wenninger in vielem zustimmt, ist diese These nicht nachvollziehbar: „Bloß weil diese Straße von der christlichen und jüdischen Oberschicht bewohnt wurde, muss sie noch lange keine Durchzugsstraße gewesen sein.“

Stand die alte Synagoge an der Stelle der heutigen Stadtpfarrkirche?
Wenningers Arbeit bietet auch neue Einblicke in die Vorgehensweise, wie sich die Grazer 1438 ihrer jüdischen Mitbewohner entledigten. Zuerst wurden einige Juden höchstwahrscheinlich der Hostienschändung bezichtigt. Wie in anderen Städten dürften die Beschuldigten hingerichtet und die übrigen jüdischen Gemeindemitglieder vertrieben worden sein. Ihre Häuser wurden in der Folge unter anderem von hohen Beamten und Würdenträgern erworben. An der Stelle des Gebäudes, in dem die Hostien angeblich geschändet oder aufgefunden worden waren, wurde bald die auf das Ereignis bezugnehmende Gottesleichnamskapelle erbaut sowie das spätere Kloster „Zum heiligen Blut“. Da bei der Klostererrichtung 1466 keine weiteren verwendeten Parzellen erwähnt wurden, hält es Wenninger für möglich, dass sich am Platz der heutigen Stadtpfarrkirche bereits eine Synagoge samt Hof und Nebengebäuden befunden habe.

Nach der Wiederansiedlung der Juden stand die Mehrzahl ihrer Häuser, so Wenninger, vermutlich in der Jungfrauengasse und Frauengasse. Es dauerte jedoch bloß bis zum Jahre 1496, bis die Juden nach jahrelangem Drängen der steirischen Landstände unter dem Vorwand von Ritualmord-Vorwürfen für fast 400 Jahre aus Graz und der restlichen Steiermark vertrieben wurden.

Joachim Hainzl

Zusammen mit Heimo Halbrainer und Gerald Lamprecht wird vom Autor im Herbst 2003 ein eigener Stadtführer „Das jüdische Graz. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ im Verlag CLIO herausgegeben.

Ebenfalls im Herbst 2003 erscheint der von Gerald Lamprecht und Klaus Hödl herausgegebene Sammelband „Juden in der Steiermark“ mit dem Aufsatz von Markus J. Wenninger: „Das Grazer Judenviertel im Mittelalter“ im Studienverlag.

 

 

 

Großer Bahnhof für großen Bahnhof

 

Marakesch, der Name der marokkanischen Oasenstadt am hohen Atlas, bedeutet so viel wie „komm’ und geh’!“ In Österreichs 20 frequentiertesten Bahnhöfen erzielen die ÖBB 70% ihrer Einnahmen aus dem Personenverkehr.

Volksfeststimmung bei der Eröffnung des neuen Grazer Hauptbahnhofs >

Der mit täglich etwa 25.000 BenutzerInnen zu den frequenzstärksten ÖBB-Stationen zählende Grazer Hauptbahnhof wurde im Programm „Bahnhofsoffensive“ in zweieinhalbjähriger Bauzeit völlig neu gestaltet und am 16. Mai im Rahmen eines Volksfestes der Öffentlichkeit übergeben.

„Oasenwirtschaft“
Der Trakt nördlich der Haupthalle, die ehemalige Paketabfertigung, wurde neu errichtet und birgt hinter seiner auffälligen Glasfassade eine großstädtisch Business-, Shopping- und Gastro-Mall mit vollständigem Nahversorger-Angebot. Die Österreichische Verkehrskreditbank betreibt hier eine besetzte Filiale, deren Schalter an Wochentagen von 09.00 bis 19.00 Uhr offen halten. Über den Sparautomaten „easy d’or“ können Kunden ihre Bargeld-Sparkonto-Transaktionen zusätzlich auch außerhalb der Geschäftszeiten selbst erledigen. Ein Blindenleitsystem und entsprechende Lifte und Rolltreppen machen den neuen Grazer Hauptbahnhof behindertengerecht.

Bürgermeister Siegfried Nagl versprach den verstärkten Einsatz der Stadt Graz für eine geplante unterirdische Einbindung der Straßenbahn in den Hauptbahnhof. Sein Vorgänger, Alfred Stingl, versprach bei der Eröffnung des ÖBB-Kundenzentrums im Vorjahr einen etwas weniger kostspieligen integrierten Fahrradterminal, der jedoch bis heute leider noch fehlt.

 

 

 

  Well Welt Kumberg: Der Freizeitpark im Schöckelland

 

Im Großraum von Graz – in Schöckelnähe – gewinnt eine Wellness- und Freizeit-Destination immer mehr an Bedeutung: Nach einer großzügigen Sanierung startet Kumberg mit seiner vielfältigen Well Welt in der Saison 2003 so richtig durch.

Wohlfühl-Ambiente für alle
Für den heurigen „Sprung in den Sommer“ wartet das Freizeitzentrum Kumberg mit zahlreichen Neuerungen auf: Das See-Café wurde neu gestaltet und nimmt seinen Betrieb unter der Führung von Georg Huber wieder auf. Der Badesee wurde mit einigen besonderen Zonen für Kinder, wasser- und naturbezogenen Aktivitäten attraktiviert. Im großen Areal um den See wird mit einem Campdorf ein neuer Weg für natur- und sportorientierte Schulklassen und andere Gruppen beschritten. Zeltplätze im lichten Wald, aber auch Holzhütten für über 60 Kinder bzw. Jugendliche sowie das Campdorf-Indoor bieten alle Möglichkeiten der Natur- und Sportbegegnung.

Aber nicht nur der See präsentiert sich im neuen Wellness-Outfit – das gesamte Ambiente lädt zum Wohlfühlen, zum Mit-der-Seele-Baumeln, aber auch zur sportlichen Betätigung ein: Die Bachlandschaft im Gelände, Wald-Minigolf, Beach Volleyball, Beach Soccer, Tretboote, Skateboardanlage, Tischtennis, Fußball – die Well Welt bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten für einen erholsamen Aufenthalt. Für Familien mit Kindern wird Kumberg durch einen gut einsehbaren Spielplatz in Restaurantnähe besonders attraktiv.

Wasser-Genuss
Das Wasser spielt in Kumberg traditionell eine große Rolle. Seit vielen Jahren wird streng auf die Wasserqualität des Sees geachtet, das Element Wasser steht im Dienst von Gesundheit und Wellness, aber auch von Sport und Spiel. Auch für die „innere Anwendung“ wird Wasser beim neu errichteten Radlerbrunnen und in der Mineralwasserbar des Restaurants zum Genuss bereit stehen.

Gastronomische Höhenflüge
Die See-Gastronomie wird mit einem neuen Pächter zu ganz besonderen Höhenflügen ansetzen. Familienfreundliche Angebote, abwechselnder Ganzjahresbetrieb sowie mehrere kulinarische Inseln im gesamten Freizeitareal werden keine Wünsche offen lassen. Sei es das See-Buffet für schnelle Imbisse, die Campdorf-Erlebnisgastronomie für Schulklassen und andere naturverbundene Gruppen oder der Café- und Restaurantbetrieb mit Pfiff und Abwechslung: Für jeden Geschmack, für jede Geldbörse, für jeden Anlass werden größte Anstrengungen unternommen.

Wellness vor der Haustür
Wellness und Erlebnis, Sport und Entspannung: Das Freizeitzentrum mit all seinen Angeboten ist ideal für einen Tages-Aufenthalt zum Abschalten von Stress und Hektik, aber auch als Start- und Zielpunkt von Rad-, Lauf-, Orientierungslauf- oder einfach Wandertouren im Schöckelland.

Well Welt Kumberg
Seeweg 2 | 8062 Kumberg | Tel. 03132/2475 | Mobil: 0664/26 03 753 (Herr Lammer) | www.kumberg.at

Restaurant See-Café
Conny und Georg Huber | 8062 Kumberg | Seeweg 2 | Tel: 03132/3170