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korso
Stmk. aktuell |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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05/2004
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„Überall gibt’s eine Renaissance
der Straßenbahn“ |
… außer in Graz. Das ist eine der Schlussfolgerungen, die Univ.-Prof.
Dr. Klaus Riessberger vom Institut für Eisenbahnwesen und
Verkehrswirtschaft der TU Graz nach der von ihm organisierten Tagung
über „Moderne Schienenfahrzeuge“ zieht.
Univ.-Prof Klaus Riessberger
hält eine S-Bahn für den Großraum Graz für „längst überfällig“
Mitte März versammelten sich 821 Fachleute aus 13 Nationen – übrigens
zum 35. Mal innerhalb von 50 Jahren – in Graz, um ihr Fachwissen
über die technischen Fortschritte im Schienenverkehr auszutauschen.
Dieses hochkarätige Ereignis hat im Land der hellen Köpfe ein mediales
Null-Echo ausgelöst – Verkehrsmittel, die sich auf Rädern ohne Gummireifen
bewegen, werden hierzulande wenig ernst genommen.
Straßenbahn ohne Oberleitung
Dabei, so Tagungs-Organisator Riessberger, seien schon in der Vergangenheit
von dieser Tagung wichtige Impulse ausgegangen – so z.B. jener zur
Entwicklung von Niederflurstraßenbahnen wie der Grazer City-Rinner
oder zur Konstruktion innovativer Güter-Terminals wie jenes am Wiener
Nordwestbahnhof.
„Diesmal lag der Schwerpunkt der Tagung auf dem innerstädtischen
Schienenverkehr“, berichtet Riessberger. „Hier gibt es eine ganze
Reihe wichtiger Innovationen – leisere Bremsen, neue Konstruktionsmerkmale,
welche Fahrer und Fahrgäste in Niederflurfahrzeugen bei Kollisionen
besseren Schutz gewähren, oder Fahrzeuge, die über eine ganze Strecke
ohne Oberleitung auskommen, weil sie Strom in Kondensatoren speichern
können oder weil sie diesen über Stromversorgungsschienen beziehen
– beim Überfahren eines Streckenabschnittes schaltet die Straßenbahn
selbst den Strom ein, der Rest der Strecke bleibt stromfrei.“
Fortschritt mit Nebenwirkungen
Neben rein technischen wurden auch juristische Fragen referiert
und diskutiert – etwa die Folgen der Beweislastumkehr im Fall der
Schädigung eines Fahrgastes – oder durch den raschen Fortschritt
im Bereich der Elektronik neu auftretende Probleme: „Es ist ein
bedauerliches Novum, dass Bauteile nicht nur an-, sondern auch abgekündigt
werden und von einem Tag auf den anderen nicht mehr erhältlich sind.“
Dies betreffe etwa auch erst vor einem Jahrzehnt angeschaffte 1063er-Loks
der ÖBB, die gut und gern noch zwanzig Jahre Dienst tun könnten,
von denen aber bereits einige wegen des Ausfalls eines in Japan
gebauten elektronischen Teils nicht mehr fahrfähig sind und nun
ausgeschlachtet werden müssen.
Von der Straßen- zur S-Bahn
Riessberger konstatiert eine „absolute Renaissance des Straßenbahnwesens
in Europa“ – in Paris, London, München, Utrecht und innerhalb Österreichs
in Wien, Linz und Innsbruck werden die Straßenbahnnetze modernisiert
und zum Teil ausgebaut. „Nur in Graz geht nichts weiter, in anderen
Städten löst die Straßenbahn wieder den Bus ab.“ Das hänge einerseits
mit dem geringeren Platzbedarf und andererseits mit der Tatsache
zusammen, dass der Betrieb einer Straßenbahnlinie ab einer Frequenz
von 3000 Passagieren pro Tag kostengünstiger sei als der einer Buslinie.
Auf der Tagung wurden auch die neuen Garnituren vorgestellt, die
für das S-Bahnsystem Salzburg angeschafft wurden. „Auch für den
Großraum Graz ist ein S-Bahn-System schon lange überfällig“, unterstreicht
Riessberger und nennt auch einige Bedingungen für eine sinnvolle
Umsetzung: „Man müsste einen Teil der Ostbahn – etwa bis Laßnitzhöhe
– und einen Teil der GKB-Strecke – zum Beispiel bis Pirka – elektrifizieren,
weil man ja nicht mit Dieselloks durch die Stadt fahren kann; in
der Innenstadt wird man zumindest streckenweise um einen Neubau
der Trasse nicht herumkommen, weil die Gleisabstände des Straßenbahnnetzes
zum Teil zu gering sind.“
Wer eine S-Bahn sehen will, wird aber wohl noch länger nach Salzburg
oder Wien fahren müssen: In Graz ist zwar Geld für die Errichtung
von Tiefgaragen vorhanden, der Bau von längst beschlossenen zwei
Kilometern Straßenbahn ist für den Finanzstadtrat aber „ein unfinanzierbares
Großprojekt.“
Christian Stenner
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Verkehrsverbund: Preiserhöhung
zur 10-Jahres-Feier |
In der „Stunde der Kostenwahrheit“ (ab 01.01.2004 tragen die Verkehrsunternehmen
das so genannte Nachfragerisiko, KORSO berichtete) gibt der steirische
Verkehrsverbund ein Stück dieser Wahrheit in Form von Tariferhöhungen
an seine Fahrgäste weiter. Aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, so
das offizielle Verbund-Statement, wird für Fahrkarten ab erstem
Mai durchschnittlich um 4,5% mehr verlangt. Das bedeutet etwa für
den gewöhnlichen Ein-Zonen-Fahrschein eine Erhöhung um zehn Cent
auf Eur 1,70, der Preis des „Zehnerblocks“ erhöhte sich um 60 Cent
auf Eur 13,00. Einzig die Jahreskarte, das „Flaggschiff“ der Verbund-Tarifflotte,
blieb mit Eur 271,00 auf altem Niveau, eine Geste gegenüber den
treuen und konsequenten Nutzern des öffentlichen Verkehrs, wie Verbund-Sprecher
Stephan Thaler mit Nachdruck feststellt.
Trotz der jüngsten Verteuerung liegen etwa die Preise für Zeitkarten
nach wie vor unter dem Niveau vom Jahr 1994, vor der Verbund-Einführung,
im Bundesländer-Vergleich findet man die steirischen Tarife nach
wie vor auf der günstigen Seite. Kritisiert wird allgemein die kurze
Auslauffrist (Ende Mai) für die zu den alten Preisen erworbenen
Tickets.
ko
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High-tech auf der Straßenbahn-Schiene
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In der Steiermark sichert nicht nur der Auto-Cluster Arbeitsplätze:
Der aus öffentlichen Mitteln geförderte Hype ums Automobil trübt
den Blick dafür, dass nicht wenige SteirerInnen dem umweltverträglichen,
schienengebundenen öffentlichen Verkehr ihren Job verdanken – unter
anderem die rund 1000 hoch qualifizierten Beschäftigten, die bei
Siemens (früher: Simmering Graz Pauker) High-Tech-Drehgestelle für
Eisen- und Straßenbahnen konzipieren und fertigen.
Dr. Andreas Haigermoser
präsentierte bei der Schienenverkehrs-Tagung Innovationen aus Graz
Am Rand der Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge“ an der TU Graz
sprach Christian Stenner für KORSO mit Dr. Andreas Haigermoser,
dem Leiter der Engineering-Abteilung bei Siemens TS Graz.
Man erfährt zwar laufend von den Großtaten der Automobilschmieden
– aber die technischen Entwicklungen im Schienenverkehr finden
wenig mediales Echo, offenbar nicht einmal dann, wenn sie vor
der eigenen Haustür passieren …
Dabei können wir in der Tat auf einige im wahrsten Sinne des Wortes
bahnbrechende Innovationen verweisen: Im Hochgeschwindigkeitsbereich
– da geht es um Züge, die bis zu 350 km/h schnell sind, wie etwa
der neue ICE 3 in Deutschland oder ähnliche Züge in Spanien – ist
Siemens mit ganzen Zuggarnituren mit dabei; wir hier in Graz fertigen
dafür die Drehgestelle. Die Herausforderung dabei ist, trotz höchster
Fahrgeschwindigkeiten Schwingungen und Geräuschbelastung möglichst
gering zu halten; beim ICE 3 kommt dazu, dass im Gegensatz zu den
bisherigen Hochgeschwindigkeitszügen wie dem französischen TGV das
Antriebssystem nicht auf zwei Lokomotiven konzentriert, sondern
auf die ganze Zuggarnitur verteilt ist und die Fahrwerke entsprechend
ausgelegt sein müssen.
Auch für den innerstädtischen Schienenverkehr gibt es einige
recht spektakuläre Neuentwicklungen …
Ja, ich konnte selbst bei der Tagung Fahrwerke für ein neues Stadtbahnfahrzeug
präsentieren, den „Avanto“; das ist ein so genanntes Teilniederflur-Fahrzeug.
Denn während sich im Straßenbahn-Betrieb Niederflur-Garnituren wie
der Siemens-Combino aufgrund ihres hohen Komforts zunehmend durchsetzen,
ist diese Technologie für den Stadtbahn-Betrieb weniger geeignet,
da höhere Geschwindigkeiten erreicht und zum Teil Stationen mit
Bahnsteigen angefahren werden sollen. Der „Avanto“ verfügt über
beides: Über einen Niederflur-Teil in der Mitte und über höhere
Einstiege an den beiden Enden. In Paris, wo gerade wieder Straßenbahnen
gebaut werden, wird er sowohl auf Straßenbahn- als auch auf Bahnschienen
fahren.
Und schließlich bauen wir die Fahrwerke für die fahrerlose U-Bahn
in Nürnberg, die demnächst in Betrieb gehen wird. Hier sind die
Herausforderungen vor allem an die Sicherheitstechnik besonders
hoch; z.B. muss das System selbst erkennen, wenn die Garnitur entgleist,
und sie sofort stoppen. Es muss höchst ausfallsicher sein und sich
gleichzeitig selbst überwachen – wenn das System selbst ausfällt,
muss der Zug ebenfalls sofort stehen bleiben.
Trotz beeindruckender und fahrgastfreundlicher Technik setzt
die Politik zur Zeit aber kaum auf einen Ausbau des innerstädtischen
Schienenverkehrs …
Das mag für Graz stimmen, für andere Städte gilt das schon lang
nicht mehr. Wir reagieren ja auch auf die Tatsache, dass die öffentlichen
Budgets knapp gehalten werden: Wir versuchen kostengünstiger zu
produzieren, vor allem aber die Instandhaltung durch den Einsatz
elektronischer Diagnosesysteme billiger zu machen.
Der Avanto (Siemens):
Teil-Niederflur-Fahrzeug für den Stadtbahn-Betrieb
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GKB & ÖBB:
Erneuerung der Grazer Schieneninfrastruktur
< Ing. Helmut Wallisch (ÖBB) und Mag. Franz
Weintögl (v.links) |
Am 19. April erfolgte der Spatenstich zu Umbau und Neugestaltung
des Graz-Köflacher-Bahnhofs in Graz. Die Sicherungsanlage wird gegen
ein modernes, computergesteuertes, elektronisches Stellwerk ausgetauscht,
die Gleisanlage umgestaltet und ein neuer Inselbahnsteig errichtet.
Die derzeitige Schrankenanlage in der Alten-Post-Straße wird durch
eine Unterführung ersetzt (KORSO berichtete).
Die weit reichenden und kostenintensiven Umbauarbeiten, die Ende
2005 abgeschlossen sein sollen, werden durch eine Kooperation zwischen
SchiG (Schieneninfrastruktur AG), ÖBB und GKB ermöglicht, erklärte
GKB-Generaldirektor Mag. Franz Weintögl.
Auf ÖBB-Seite werden die fünfzig Jahre alten Gleisanlagen des Verschiebebahnhofs
Graz-Gösting bis zum Jahr 2008 auf den neuesten Stand der Technik
gebracht.
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Moderne Schienenfahrzeuge
in Graz |
Anlässlich der Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge“ (siehe den nebenstehenden
Beitrag) wurde ein fabriksneuer diesel-elektrisch getriebener Niederflur-Gelenkstriebwagen
der Baureihe GTW 2/6 des Schweizer Herstellers Stadler AG in der
steirischen Landeshauptstadt vorgestellt. Das Fahrzeug, von dessen
Typ bereits 300 Stück verkauft wurden (acht Stück fahren auf der
Linzer Lokalbahn), wird auf der Mitte der 90er-Jahre stillgelegten,
nun wieder aktivierten Vintschgaubahn in Südtirol zum Einsatz kommen.
Beim Besuch in der Steiermark konnte der Triebwagen seine Einsatztauglichkeit
auf den Strecken der Graz-Köflacher Bahn unter Beweis stellen. Die
GKB will in den kommenden Jahren einen Teil ihres Fahrzeugbestandes
erneuern.
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