05 / 2002
 

 

„Thermoprofit“-Kongress: Erfolgreiche Bilanz und neue Perspektiven für’s ökologische Bauen und Sanieren"

„Kyoto steckt in niemandes Kopf - vor allem dann nicht, wenn’s um’s Geld geht.” Der Grazer Umweltamts-Leiter Dr. Karl Niederl findet harsche Worte, wenn er über die Bereitschaft von Politik und Wirtschaft zu konkreten Maßnahmen gegen den Treibhauseffekt spricht; laut „Kyoto-Vereinbarung” müsste Österreich seine Treibhausgas-Emissionen bis 2012 um ca. 13% reduzieren. Das „Thermoprofit”-Modell der Grazer Energieagentur (GEA) hilft Geld sparen und erzielt gleichzeitig positive Effekte für die Umwelt.

KORSO-LeserInnen ist das Thermoprofit-Prinzip bekannt: Dämmungsmaßnahmen, andere notwendige Sanierungen und Heizungs-Erneuerungen werden von einem Contracting-Partner vorgenommen, der seine Investitionen über die Einsparungen bei den Energiekosten refundiert bekommt und dem Eigentümer eine bestimmte Energiekostenobergrenze garantiert. Eine Reihe von Projekten wurde bereits positiv abgeschlossen; der Thermoprofit-Kongress von 10. - 12. April in der Grazer Wirtschaftskammer bilanzierte die bisherigen Erfolge, behandelte wichtige Problemfelder der nachhaltigen Gebäudesanierung und bot Ausblicke auf neue Möglichkeiten.

Hohe Beschäftigungseffekte. “Fast alle Gebäude, die zwischen 1945 und 1980 errichtet wurden, haben hohen Sanierungsbedarf”, betonte der Grazer Umweltreferent Vizebgm. Peter Weinmeister anlässlich des Kongresses. „Damit könnten allein für Graz bis 2010 bei einem Einsatz von über 70 Mio Euro jährlich 1000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert werden.” „Fast 1,5 Mio Wohnobjekte in ganz Österreich stammen aus dem fraglichen Zeitraum, rund die Hälfte davon sind mehrgeschossige Bauten und damit Thermoprofit-geeignet”, erläutert die WiFo-Expertin Margarete Czerny. Der Beschäftigungseffekt ist bei Sanierungen um ein Drittel höher als im Neubau-Bereich und um zwei Drittel höher als beim Straßenbau.

Bis zu 50% Energiekosten-Einsparungen. Im Vergleich zum Potenzial mutet die Zahl der bis jetzt via „Thermoprofit” auf modernen Stand gebrachten Objekte freilich noch gering an: In Graz wurden bis jetzt 83 Gebäude mit einem Investitionsaufwand von ca. 7,2 Mio Euro saniert, allerdings gibt es allein für 2002 bereits 6 neue Contractingprojekte für insgesamt 31 Gebäude und 2 Straßenbeleuchtungsanlagen. Der qualitative Erfolg der Maßnahmen kann sich aber sehen lassen: Bei den zwei Vorzeigeprojekten Denggenhofsiedlung (450 Wohneinheiten, Eigentümer: Neue Heimat, Contractor: Alpine Mayreder) und Daungasse (150 Wohneinheiten, Eigentümer: GGW, Contractor: Steirische Ferngas AG) werden bis zu 50% Energieeinsparungen erzielt. Für Dr. Franz Huber, Geschäftsführer des Wohnbauträgers  Neue Heimat, ist klar: „Gefördert werden muss die Funktion eines sanierten Bereiches und nicht die Maßnahme. Seriöse Contracting-Modelle gründen auf erprobter Technologie und auf Einklagbarkeit bei Nichtrealisierung.” Die Neue Heimat - die 2000 der erste steirische Klimabündnis-Betrieb wurde - stützt sich in ihren Bemühungen auf ein Unternehmenskonzept, das jede betriebliche Handlung auf ihre nachhaltigkeitsrelevante Auswirkung hin überprüft.

Neue Kriterien für die Wohnbauförderung gefordert. Ein wichtiger Hebel für die breitere Akzeptanz ökologisch nachhaltiger Gebäudesanierungen könnte eine Änderung der Kriterien für die Wohnbauförderung sein; eine Forderung, die umso gerechtfertigter erscheint, als der Wohnraum-Bedarf vorerst einigermaßen gedeckt erscheint und Neubauten zurzeit zumindest nicht mehr vordringlich sind. Bei der steirischen Winterbauoffensive 2002, in deren Rahmen Bau-Aktivitäten in den Monaten März, April und Mai mit an die  3 Mio Euro gefördert wurden, hat das Land erstmals auch energetische Kriterien bei der Mittelvergabe angewandt, erläutert Landesbaudirektor DI Gunther Hasewend: Contracting-Projekte und Vorhaben, die thermische Sanierungen zum Inhalt hatten, wurden dabei erstmals im Ranking der Förderbarkeit vorgereiht. Zum Argument, dass die strengen Maastricht-Regeln weitere Ausgaben für Förderungen verbieten würden, meinte Hasewend: „Die Bedeutung des Kyoto-Standards ist dem Maastricht-Standard gleichzustellen”. LH-Vize DI Leopold Schöggl wünscht sich ein Steuermodell, das die Einhaltung ökologischer Kriterien bei Bauvorhaben belohnt und versprach eine bessere Koordination jener öffentlichen Institutionen, die sich mit ökologisch nachhaltigen Sanierungen beschäftigen.  Insbesondere sollen Energiedienstleistungen a la Thermoprofit in der gesamten Steiermark verstärkt zum Einsatz kommen.

Steirische Fernwärme GmbH und österreichische Fernwärmegesellschaft m. b. H.  neue Thermoprofit-Partner. Angesichts der noch eher vorsichtigen Haltung von Bauträgern und Eigentümern gegenüber Contracting-Modellen spielen Seriosität und Reputation der Contracting-Partner natürlich eine besonders wichtige Rolle. „Die Grazer Energieagentur hat mit dem Thermoprofit-Gütesiegel ein Markenzeichen geschaffen, das den Gebäudeeigentümern die Sicherheit gibt, von kompetenten Unternehmen betreut zu werden”, betont GEA-Geschäftsführer Boris Papousek. Nach der Energiecomfort GmbH, der Siemens Building GmbH, der Steirischen Ferngas AG und dem Wärmedirektservice der Grazer Stadtwerke wurden nun auch Steirische Fernwärme  GmbH und die Österreichische Fernwärmegesellschaft m. b. H zertifizierte Thermoprofit-Betriebe. Beide Unternehmen zeichnen sich durch mehrjährige Erfahrungen im Anlagencontracting aus und genießen einen ausgezeichneten Ruf als Energieversorger. Stadtwerke-Vorstandssprecher Wolfgang Messner unterstrich das Engagement seines Unternehmens für das Thermoprofit-Projekt: „Mit dem Wärmedirektservice verfügen wir über einen zertifizierten Thermoprofit-Betrieb, der auch das Grazer Rathaus energietechnisch saniert hat. Die Stadtwerke kommen damit dem Auftrag des Eigentümers nach, geschäftliche Interessen mit Umweltinteressen zu kombinieren.”  Steirische Offensive für nachhaltiges Sanieren gefordert. Nicht zuletzt angesichts der aktuellen Krise der steirischen Bauwirtschaft fordert GEA-Geschäftsführer Papousek politische Unterstützung für eine „Sanierungs- und Modernisierungsoffensive, die nachhaltig, umweltschonend und kosteneffizient ist und zu einer Wirtschaftsbelebung und mehr Beschäftigung führt”; von Stadt und Land kommen erste – zarte – positive Signale. Ob sich Kyoto gegenüber Maastricht durchsetzen wird können, wird die nahe Zukunft zeigen. cs

...............................................................................................................................................

Grazer Energieagentur: Mit „Thermoprofit“ zur Energie-Effizienz

Die Grazer Energieagentur bietet kompetente und innovative Beratung bei allen Fragen der Energieeffizienz wie z.B. energetische und ökologische Gebäudesanierungen, thermografische Aufnahmen, Errichtung von Solaranlagen, Beratung über sinnvollen Energiebezug im liberalisierten Markt u.a.

Die Dienstleistungen richten sich dabei in erster Linie an größere Gebäude- bzw.- Liegenschaftseigentümer: die Eigner von Gemeinde-, Landes- und Bundesgebäuden, Institutionen und Interessensvertretungen, Wohnbaugenossenschaften, Gewerbe etc.

Wichtigster Arbeitsschwerpunkt ist die Umsetzung des Impulsprogramms Thermoprofit  in Kooperation mit der Stadt Graz, der Wirtschaftskammer Steiermark, dem Land Steiermark und kompetenten Unternehmen (Thermoprofit-Partner). 

Die Grazer Energieagentur ist die Koordinationsstelle für Thermoprofit und fungiert als Impulsgeber und Kompetenzzentrum. Sie unterstützt und betreut Thermoprofit-Projekte als unabhängige Beraterin. Gebäudeeigentümer werden in allen Phasen eines Contractingprojektes von der Konzeption des Projektes, der Auswahl des geeigneten Contractors bis hin zur Vertragsabwicklung, beraten und unterstützt.

Dienstleistungen der Grazer Energieagentur:

  • Thermoprofit
    Beratung und Ausschreibungsmanagement für Contractingprojekte und ökologische Gebäudesanierungen
  • Solarinitiative
    Betreibermodelle für thermische Solaranlagen in Verbindung mit Thermoprofit.
  • Energiemanagement
    Energiecontrolling, Tarifverhandlungen und Einsparkonzepte für größere Liegenschaftseigentümer.
  • Energie-Consulting
    Energetische Gebäudeanalysen, Thermografie-Aufnahmen, Nutzermotivation

    Grazer Energieagentur, Kaiserfeldgasse 13/I, Tel. (0316) 81 18 48, Fax DW 9
    e-mail: office@grazer-ea.at, www.grazer-ea.at 

...............................................................................................................................................

Anbieterplattform für Ökologische Sanierung

Die Grazer Energieagentur hat im Rahmen eines EU-„Life“-Projektes eine Firmenplattform „Ökologische Althaussanierung“ initiiert. Das Life-Projket mit dem Titel „Neue Dienstleistungen zur umfassenden ökologischen Gebäudesanierung“ hat das Ziel den Markt für ökologische Gebäudesanierungen zu beleben und für qualitativ hochwertige Dienstleistungen zu sorgen.

Die derzeit  16 Mitglieder  der Firmenplattform „Ökologische Althaussanierung” wollen unter anderem...

  • gemeinsam Qualitätsstandards und Qualitätsmanagement entwickeln
  • Lobbying und Bewusstseinsbildung für ökologische Sanierung betreiben
  • gemeinsame Fortbildungen organisieren
  • zur Entwicklung neuer Dienstleistungen kooperieren
  • einen gemeinsamen Marktauftritt im Internet organisieren

    Kontakt für interessierte Firmen und KundInnen:
    Grazer Energieagentur, Tel. (0316)811848-20, Fax 811848-9, www.grazer-ea.at

 
MAI-AUSGABE
ÖKOLAND STEIERMARK