korso ÖkolandSteiermark
Das Informationsmagazin 
für die Steiermark
 
12/2004
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    AEE INTEC: höchst aktiv für das passive (Büro-)Haus der Zukunft Der Novembertermin der „Fast Forward Success“-Reihe (eine Initiative des SFG) rief alle an ökologischem Bauen Interessierten zur Fachtagung in die oststeirische „Solarhauptstadt“ Gleisdorf – genauer gesagt zum Sitz der AEE INTEC (Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie – Institut für Nachhaltige Technologien). Trotz des alles andere als sonnigen Herbstwetters waren die Mitglieder der Ökotechnikplattform Eco & Co diesmal besonders zahlreich erschienen, um sich über zukunftsweisende Möglichkeiten bei der Umsetzung integraler Energiekonzepte zu informieren.


Ökotechnisch vorbildlicher Firmensitz
Zur Einstimmung in die spannende Thematik erhielten die Teilnehmer der Exkursion zunächst eine Führung durch den Firmensitz der AEE INTEC, der den knapp 30 Mitarbeitern ökologisch-behagliche Büroräume bietet. Das Gebäude ist Teil einer 1998 fertiggestellten Niedrigenergie-Reihenhausanlage, die neben der AEE INTEC auch mehrere Wohneinheiten beherbergt. Mittels Indachkollektoren gewonnene Solarenergie deckt übers Jahr hinweg zwischen 50 und 60 Prozent des gesamten Wärmeenergiebedarfs, der restliche Anteil wird durch eine Biomasseheizanlage mit Holzpellet-Kessel gedeckt, zusätzlich sorgt eine kleine Photovoltaikanlage für ausreichend Energie zur Deckung des Stromverbrauchs der Infrastruktur. „So fallen selbst in den als Wohnungen genutzten Bereichen monatlich insgesamt nur ca. 25 Euro pro Wohneinheit an Kosten für Warmwasser und Heizung an“, betonte AAE-INTEC-Geschäftsführer Ing. Ewald Selvickabeim Rundgang. Zu den technischen Highlights des in Holzbauweise errichteten Gebäudes zählen die mit natürlichen Werkstoffen (Weichholzfasern) gewährleistete Dämmung und das ausgeklügelte Heiz- und Lüftungssystem: Die Frischluft wird über Erdwärmetauscher angesaugt und vorgewärmt (bzw. im Sommer gekühlt), die verbrauchte Luft über einen zentralen Abluftventilator abgesaugt.

Niedrigenergie-Bürohaus der AEE INTEC in Gleisdorf

Pioniere auf dem Weg zum Bürohaus der Zukunft
Im Anschluss an die Besichtigung berichtete Selvicka über die Forschungsschwerpunkte der AEE INTEC. In den zwanzig Jahren ihres Bestehens ist man von solarer Warmwasserbereitung hin zum Erstellen von komplexen energetischen Gesamtkonzepten für Niedrigenergiehäuser vorangeschritten. Auch weiterhin werden ständig neue Geschäftsfelder erschlossen, so z.B. auf dem Sektor des nachhaltigen Wasser- und Abwassermanagements. Einen hohen Stellenwert genießt die Zusammenarbeit mit der Industrie bei der Entwicklung neuer Komponenten für die Solartechniken, denn „diese sind notwendig, um für neue Anwendungsfelder in der industriellen Fertigung und im Geschosswohnbau Marktanteile zu gewinnen“, ist Selvicka überzeugt. Aber auch die internationale Ausrichtung hat stark zugenommen und die AEE INTEC ist neben der Teilnahme an mehreren EU-Programmen inzwischen weltweit mit ihren Projekten vertreten, etwa bei der Planung von Solaranlagen in der chinesischen Millionenstadt Kunming oder sogar für Badehäuser im erdölreichen Iran.

Das Christophorus Haus ein multifunktionales Gebäude in Passivbauweise (Stadl-Paura, OÖ)

Christophorus-Haus – multifunktionales Verwaltungsgebäude in Passivhausweise


Im Hauptreferat zum Tagesthema präsentierte Ing. Christian Fink die Umsetzung integraler Energiekonzepte an einem konkreten Beispiel aus der Praxis, dem multifunktionalen „Christophorus-Haus“ in Stadl-Paura (OÖ). Die Vorgaben des Auftraggebers MIVA (ein Hilfswerk der katholischen Kirche) beinhalteten die Ausführung des Gebäudes als Passivhaus in Holzbauweise, das höchste Behaglichkeit für die MitarbeiterInnen mit geringsten Betriebskosten sowie die intensive Nutzung erneuerbarer Energieträger verbinden sollte. Die Energieverantwortung in der Planung wurde der AEE INTEC (Ing. Christian Fink und DI Ernst Blümel) zusammen mit dem Institut für Wärmetechnik der TU Graz übertragen. Bei der akribischen Simulation des Gebäude-Energiebedarfs wurden in den Versuchsmodellen das jeweils kälteste und wärmste Jahr des vergangenen Jahrzehnts berücksichtigt, um den Ansprüchen der Praxis gerecht zu werden. Das Ergebnis eines langwierigen Optimierungsprozesses am Gebäudemodell (Veränderung der Glasflächen, Speichermassen, Luftströme etc.) war die Reduktion des Heiz- und Kühlenergiebedarfes auf ein beeindruckendes Niveau. Die jährliche CO2-Emission des Gebäudes beträgt mit circa 18.000 kg pro Jahr weniger als ein Fünftel eines vergleichbaren herkömmlichen Bürogebäudes. Ein durchschnittlicher Heizwärmebedarf von 14 kWh/m² jährlich brachte die Zertifizierung als „qualitätsgeprüftes Passivhaus“ und als verdienter Lohn für die Mühen wurde dem Projekt am 27. November in Güssing der Österreichische Solarpreis 2004 von EUROSOLAR verliehen.

Im Anschluss an die Vorträge entwickelte sich im Plenum eine rege Diskussion, in der wichtige Fragen in Bezug auf ökologische Bauprojekte aufgeworfen wurden, etwa nach der wirtschaftlichen Rentabilität von Passivhauskonzepten – ein zentraler Punkt bei der Planung von kommerziell genutzten Objekten – und der Einbeziehung nachhaltiger Baustoffe in die Ökobilanz. Andererseits ist die nachhaltig positive Wirkung des natürlichen und ausgeglichenen Raumklimas in Passivhäusern auf die Gesundheit und Produktivität von Mitarbeitern im Moment zwar nur schwer in konkreten Zahlen quantifizierbar (eine entsprechende Studie läuft zurzeit bei BMW in München), aber bei der Planung von Bürogebäuden keinesfalls von der Hand zu weisen.

– Josef Schiffer –

 

 

  Erste Mitteleuropäische Biomassekonferenz findet Ende Jänner in Graz statt


Zahlreiche hochkarätige internationale Biomasseexperten, wie der italienische Nobelpreisträger Carlo Rubbia, und europäische Spitzenpolitiker, u.a. Erhard Busek, haben ihr Kommen zu der groß angelegten Veranstaltung angekündigt, die zwischen 26. und 29. Jänner 2005 im Grazer Messezentrum über die Bühne gehen wird.

„Diese viertägige Biomassekonferenz soll in Europa, insbesondere in den neuen EU-Mitgliedsstaaten, einen nachhaltigen Entwicklungsschub bei Ökostrom, Biotreibstoffen und Biowärme bringen“, betont Dr. Heinz Kopetz, Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes, der gemeinsam mit der Energieverwertungsagentur (E.V.A.) die Konferenz organisiert hat und unter dem Motto „Bioenergie für Mittel- und Osteuropa“ erstmals ein übernationales Publikum anspricht. Die Konferenz wird daher in sechs Sprachen in Simultanübersetzung geführt werden: Deutsch, Englisch, Tschechisch, Ungarisch, Slowenisch und Polnisch. Insgesamt werden rund 600 Teilnehmer aus dem In- und Ausland erwartet.

Hofft auf einen neuen Entwicklungsschub für Ökostrom und Biomasse: Heinz Kopetz, Vorsitzender des österreichischen Biomasse-Verbandes

Die Integration der Nachbarländer der erweiterten Europäischen Union bietet die große Chance neue Märkte zu erschließen, außerdem ist es von dringender Notwendigkeit, verstärkt Initiativen zur Förderung alternativer Energiegewinnung zu setzen. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten haben sich nämlich klare Ziele für den Anteil erneuerbarer Energie bis zum Jahr 2010 gesetzt: 12% erneuerbarer Energie am Bruttoinlandsenergieverbrauch, einen Anteil von 22 % für grünen Strom und einen Anteil von 5,75 % für Biotreibstoffe.

Zeitgleich zur Mitteleuropäischen Biomassekonferenz wird im Messecenter Graz die „Häuslbauer“-Messe abgehalten. Entsprechend dem Tagungsthema ist die Messe der Präsentation von Bioenergietechnologien gewidmet: Biomasselieferanten, Biomasseheizanlagen, F&E-Organisationen zählen u.a. zu den Ausstellern.

Das Programm steht auf der Homepage des Österreichischen Biomasse-Verbandes (www.biomasseverband.at) zur Verfügung.
Anmeldeschluss ist der 21. Jänner 2005!

Kontakt:
Österreichischer Biomasse-Verband | Franz Josefs-Kai 13 | A-1010 Wien
T 43 (0)1-5330797 | office@biomasseverband.at | www.biomasseverband.at

 

 

  Naturschutzbund Steiermark gegen Bebauung von Grazer Innenhöfen


„Der Naturschutzbund Steiermark setzt sich dafür ein, die Innenhöfe der Gründerzeitviertel zu Oasen der Lebensqualität für alle Anrainer zu entwickeln und Belastungen von außen fernzuhalten“, erklärt der Obmann des Naturschutzbundes Steiermark, Univ.-Doz. Dr. Johannes Gepp. Als rechtliche Maßnahme zum Schutz der Innenhöfe wurde die Pflicht zur Erstellung eines Bebauungsplanes bei der beabsichtigten Errichtung von Einbauten und Tiefgaragen im Flächenwidmungsplan verankert. Diese Bebauungspläne, in denen Rahmenbedingungen für die geplante Nutzung festgelegt sind, müssen vom Gemeinderat bewilligt werden.

Schröttergasse – Grillparzerstraße – Franckstraße - Bergmanngasse

Derzeit zeige sich allerdings, dass Bebauungspläne genehmigt werden, die nach Meinung besorgter Anrainer, im Widerspruch zu den vom Gemeinderat selbst vorgegebenen Ziel, Belastungen von Innenhöfen fernzuhalten, stehen. In diesem Sinn sind durch geplante Bauvorhaben wie Tiefgaragen und mehrgeschossige Neubauten Innenhöfe in den Bereichen Nibelungengasse – Schillerstraße – Schützenhofgasse – Naglergasse, Leonhardstraße – Lessingstraße – Alberstraße – Maiffredygasse (Ecke Maiffredygasse – Alberstraße), Schröttergasse – Grillparzerstraße – Franckstraße – Bergmanngasse, Zimmerplatzgasse – Pestalozzigasse – Grazbachgasse – Friedrichgasse, Kopernikusgasse – Brockmanngasse – Münzgrabenstraße – Kronesgasse und in der Beethovenstraße gefährdet. Der Naturschutzbund Steiermark und Interessensgemeinschaften fordern dagegen die Abänderung der Bebauungspläne beziehungsweise Baustopps.

 

 

  Website zu Hainburg 1984


Ein Hauch von Abenteuer liegt bis heute über dem 20 Jahre zurückliegenden Großereignis in der Hainburger Au. Nach dem bereits zuvor erfolgreichen Widerstand gegen das AKW Zwentendorf war damals wohl gleichzeitig Gründungs- und Sternstunde der österreichischen Umweltbewegung. Prägend und unvergesslich für fast eine ganze Generation. Unzählige Feiern, Berichte und sogar eine Sonderbriefmarke zeigen zur Zeit die Bedeutung der Vorgänge von damals.

Die Übersicht über alle aktuellen Termine und die Möglichkeit, damalige Spannung hautnah in Text, Bild und Ton mitzuerleben, bietet die neueste Internet-Seite von OEDAT/Soyka www.hainburg20.at

 

 

  Öko-Energie Wegweiser 2005


240 steirische Unternehmen und mit ihnen 7700 Arbeitsplätze präsentieren sich in dem von Eco & Co, LEV und NOEST herausgegebenen „Öko-Energie Wegweiser 2005“. Die Broschüre bietet KundInnen und MultiplikatorInnen einen raschen Zugriff auf gesuchte Dienstleistungen und Produkte steirischer Öko-Energie-Unternehmen. Weiters finden Sie einen Überblick über Forschungs- und Serviceadressen. Zur verstärkten internationalen Vermarktung ist die Broschüre durchgehend deutsch- und englisch-sprachig und kann unter www.ecoundco.at oder www.noest.steiermark.at bestellt bzw. kostenlos downgeloadet werden.

 

 

  Franz Radermacher: „Wir brauchen einen ,Global Marshall-Plan‘“ Sozialer Ausgleich, Wohlstand, Wachstum, Umgang mit den „Sachzwängen“ der Globalisierung – zu diesem breit angelegten Thema referierte der deutsche Mathematiker, Ökonom und Vordenker der „Ökosozialen Marktwirtschaft“, Prof. DDr. Franz Josef Radermacher, am 11. November auf Einladung der steirischen Landarbeiterkammer.


Die Zauberformel Wachstum
Heute werde das Bild vermittelt, dass der freie Markt das höchste Wachstum erzeuge, betonte Rademacher: „Den Marktradikalen ist es gelungen, den Begriff des Marktes zu okkupieren. Erreicht wurde dies mit ,Public Awareness Management‘, der Manipulation öffentlicher Meinungen.“ Wachstum allein sei aber nicht die Lösung: Zum einen sei, wie der russische Physiker Sergey P. Kapitza feststelle, die Dynamik und Innovationsgeschwindigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung zu hoch, als dass sie von der „Hardware“ des Menschen aushaltbar wären. Zum Zweiten ist eine Ökosoziale Marktwirtschaft auf Dauer wachstumsintensiver - und dennoch zugleich nachhaltiger als ein entfesselter freier Markt. Und Drittens sind andere Kriterien entscheidender als Wachstum, nämlich Nachhaltigkeit, soziale Fairness und Balance zwischen den Kulturen. Warum nicht entsprechend dieser Kriterien gehandelt wird, erklärt Radermacher so: „Derzeit greifen 20% der Menschheit auf 85% des Weltbruttoinlandsproduktes zu. Ihr Lebensstil wird in den modernen Informations- und Kommunikationsmitteln als Norm dargestellt.“ Die unglaubliche Ungleichheit erzeuge einen massiven Erwartungsdruck: „80% wollen dahin, wo die 20% jetzt schon sind, und die 20% wollen nicht zurück.“

Franz Radermacher: „Den Armen muss ein höheres Wachstum zugestanden werden als den Reichen“

Zehnmal mehr Ökologie, zehnmal mehr Effizienz: das ökosoziale Modell
Eine Chance auf Durchsetzung haben heute nur Lösungen, die mit den Erwartungen der Menschen möglichst kongruent seien. Die Hoffnung liege einerseits im technischen Fortschritt, andererseits in innovativen politischen und sozial-kulturellen Lösungen: „Die Chance liegt in symmetrischen Innovationen in diesen Bereichen.“ Das Weltbruttosozialprodukt müsse bis zum Jahr 2065 durch eine zehnfache Steigerung von Ökologie und Effizienz verzehnfacht werden: „Dann können wir mit demselben Input und derselben Menge Umweltbelastung wie heute einen 10-mal so großen Kuchen produzieren. Wenn wir dann noch die richtigen sozialen und kulturellen Innovationen umsetzen, um diesen Kuchen angemessen zu verteilen, dann haben wir eine Chance. Dabei könnte der Wohlstand des Nordens eine Vervierfachung und der Wohlstand des Südens eine Vervierunddreißigfachung erfahren“. Das geeignet über Rahmenbedingungen der Märkte zu organisieren, sei das Potential des ökosozialen Modells, das auf den früheren Vizekanzler Josef Riegler zurückgehe und das zu seiner Umsetzung „zwei Zurückhaltungen“ benötige.

Doppelte Zurückhaltung
Wenn klar sei, dass um 50% zu viel Müll produziert werde, müssten 50% Müll eingespart werden; dasselbe gelte für die CO2-Emissionen. Die Schwierigkeit dabei: Die Ärmsten seien (wohl zu Recht) der Ansicht, dass sie sich nicht in gleichem Ausmaß beschränken müssten wie die Reichsten; sie seien in der Regel nicht dazu bereit, zur Erhaltung des Biotops immer arm zu bleiben. Der eine Weg aus diesem Dilemma – den Radermacher entschieden ablehnt – sei der ökodiktatorische: Die Armen der Welt werden zum Schutz der Umwelt dazu gezwungen, mit noch weniger Konsum auszukommen. Radermachers Weg ist hingegen jener der „doppelten Zurückhaltung“, wobei alle den Weg der „ersten Zurückhaltung“ gehen und anschließend der reiche Teil der Welt eine ,zweite Zurückhaltung‘ auf sich nehmen muss. Beispiele dafür seien etwa das Montrealer Protokoll und der Kyoto-Vertrag: Darin habe die EU eine „zweite Zurückhaltung“ durchgesetzt, gemäß diesen Abkommen müssten die reichen Länder mehr CO2-Emissionen einsparen als die armen. „Der Kern der Lösung besteht also in einem asymmetrischen Wachstum, den Armen muss ein viel höheres Wachstum zugestanden werden als den Reichen“. Das sei – konstatiert Radermacher sehr optimistisch – auch das Programm der EU und auch der natürliche Ansatz, da die Wachstumsraten armer Länder aus naheliegenden Gründen viel höher sein können als die von reichen. Man muss in diesem Kontext aber zugeben, dass der reiche Teil, wenn er seinen Reichtum langsamer mehre als der arme, relativ ärmer werde.

„Kein Reichtum ohne hohe Steuern“
Im Jahr 2000 verabschiedeten 198 Staatschefs nach 10 Jahren Probelauf die Milleniumsziele der Vereinten Nationen – nach Meinung Radermachers das wichtigste Stück internationaler Politik auf der Ebene der UNO. Damit liege ein durchdachter, auf die weltweiten Problemlagen ausgerichteter Katalog politischer Ziele vor, die bis 2015 erreicht werden sollen. Die Global-Marshall-Plan-Initiative, die von 16 NGOs ausgeht, integriert diese Ziele als einen Zwischenschritt hin zu einer weltweiten ökosozialen Marktwirtschaft. Die Milleniumsziele verlangen u.a., dass bis zum Jahr 2015 500 Millionen Menschen, die derzeit keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, einen solchen Zugang erhalten sollen – oder dass bis zu diesem Zeitpunkt jedes Kind eine volle Grundschulausbildung bekommt. Gute Ausbildung aller sei eine Grundvoraussetzung für gesellschaftlichen Reichtum, allerdings: Um ein gutes Ausbildungssystem zu schaffen und zu erhalten, sei eine massive Umverteilung via Steuern oder Abgaben nötig. „Es gibt kein reiches Land ohne hohe Steuern, es gibt auch kein reiches Land ohne gute Administration“, sagt Radermacher der Steuersenkungs-Euphorie der Marktradikalen den Kampf an.

Für eine neue Aufklärung
Die Initiative für einen Globalen Marshall-Plan verfolgt langfristig die weltweite Implementierung der ökosozialen Marktwirtschaft und damit eines Systems mit hoher Wertschöpfungsfähigkeit und weltweiter Solidarität – eines so genannten Balanced Way. Ziel ist konsequenterweise auch die Verknüpfung der ILO-, UNESCO-, und weltweiter Umweltstandards mit der WTO, dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank zu einem kohärenten System der Global Governance. Wo sind die politischen Kräfte, die der Ökosozialen Marktwirtschaft im Kampf gegen den Neoliberalismus zum Durchbruch verhelfen sollen, fragte KORSO Prof. Radermacher – der österreichische Zweig der Christlichsozialen hat ja seinen ökosozialen Flügel völlig demontiert. „Im Prinzip haben alle Parteien ein ökosoziales Credo, sie stehen allerdings unter dem Zwang der Globalisierungsprozesse, die Rückbau des Ökosozialen erzwingen, wenn man in dieser falsch geordneten Welt ökonomisch überleben will. Der erste Schritt wäre Transparenz als Teil einer Doppelstrategie: Die Regierungen müssten einbekennen, dass sie unter Zwang handeln, dass die Bedingungen, unter denen sie Entscheidungen treffen müssen, sehr ungünstig sind. In Deutschland gibt es schon Politiker wie SPD-Ministerpräsident Peer Steinbrück in Nordrhein-Westfalen, die das zum Ausdruck bringen.“ Die Initiative für den neuen Marshall-Plan begreift ihre Arbeit „als Programm für eine neue Aufklärung in Zeiten der Globalisierung“. Zu dessen Umsetzung arbeitet sie mit Wirtschaftsverbänden, Univesitäten, Gewerkschaften, mit Bauernverbänden, Netzwerkbewegungen, Nichtregierungsorganisationen zusammen und betreibt Lobbying im EU-Parlament – „vor allem über den schwedischen christdemokratischen Abgeordneten Anders Wijkmann, der auch Mitglied des Club of Rome ist“. Das Ziel, für dessen Erreichung Radermacher „eine 50-Prozent-Chance“ sieht: Die Europäische Union soll den Global-Marshall-Plan auf ihre politische Agenda setzen.

Buchhinweis: F. J. Radermacher, Global Marshall Plan. Ein Planetary Contract.
(erschienen Sept. 2004, zu bestellen über www.globalmarshallplan.org)

 


Mit ÖKOPROFIT® zum Erfolg für Betrieb und Umwelt
Während das Grazer Pionierprojekt ÖKOPROFIT international immer weitere Kreise zieht, haben natürlich gerade Grazer Betriebe die Möglichkeit neu einzusteigen: Noch bis Ende Jänner 2005 kann man sich für das ÖKOPROFIT- Basisprogramm anmelden, das im April startet.

Informationen im Grazer Umweltamt | Kaiserfeldgasse 1/IV | 80 11 Graz
Referat für Information und Marketing
T 0316-872-4350 und http://www.oekoprofit-graz.at/allgemeines

 

 

  „Steirische Holzbau-Charta“ – 2005 wird für die Steiermark das Jahr des Holzes


Der natürliche Baustoff Holz ist immer stärker im Kommen – dieser wichtige und im Sinne ökologischer Nachhaltigkeit begrüßenswerte Trend wurde nun im Rahmen einer gemeinsamen Enquete von Baufachleuten, Holzindustriellen und Vertretern der Politik bekräftigt. Die Teilnehmer der Konferenz „Zukunft Holzbau“ – organisiert von der Marketinginitiative proHolz und LR Dr. Johann Seitinger – trafen sich mit dem erklärten Ziel, den Einsatz des nachwachsenden und vielseitigen Werkstoffes auszuweiten und durch Förderungen zu intensivieren.

Visionen für den Holzbau von morgen. Von links: proHolz Steiermark Obmann DI Heinz Gach, LK-Vizepräsidentin Elisabeth Leitner, WK-Präsident Peter Mühlbacher und im Vordergrund signierend Landesrat Johann Seitinger

Holzanteil soll beim Geschosswohnbau auf 20 Prozent ansteigen
In seiner Eröffnungsrede brachte Seitinger das Thema der Veranstaltung gleich auf den Punkt: Von den für das kommende Jahr geplanten Siedlungen sollen mindestens 20 Prozent in Holzbauweise errichtet werden – konkret wären das etwa 800 Wohnbauprojekte. Dadurch würde der bisherige Anteil des Holzbaus an der Wohnbauförderung auf einen Schlag vervierfacht und eine Gesamtdotierung von etwa 50 Mio. Euro erreicht. Die Motive für eine derartig gezielte Forcierung der Holzbauweise liegen auf der Hand: „Die stärkere Nutzung von heimischem Holz leistet nicht nur einen Beitrag zu Klimaschutz und Lebensqualität, sondern sichert Arbeitsplätze und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum insbesondere in den ländlichen Regionen“, betonte Seitinger. Die Steiermark ist mit einem Waldanteil von 60 Prozent das waldreichste Bundesland und die durch Zuwachs anfallenden Holzvorräte sind sprichwörtlich „unerschöpflich“. Der Holzsektor ist traditionell einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren für die Steiermark, rund 54.000 Personen leben von Forstwirtschaft oder sind in Holz verarbeitenden Betrieben beschäftigt. Auch die Bedeutung des Außenhandels für die österreichische Handelsbilanz ist nicht zu unterschätzen: Mit einem Überschuss von 3,12 Mrd Euro liegen Holzprodukte nur mehr ganz knapp hinter dem Tourismus (3,15 Mrd) und haben sich damit zum zweitwichtigsten Exportfaktor gemausert.

Internationale Kooperationen für verbessertes Marketing
DI Heinz Gach, der neue Obmann von proHolz Steiermark, sieht den entscheidenden Schritt darin, „den Werkstoff Holz wieder in Mode zu bringen“, denn nur was in Mode ist, werde auch nachgefragt. Darum setzt proHolz beim Absatzmarketing in Zukunft noch intensiver auf seine Kernkompetenzen: Internationalisierung mit Ausrichtung auf Südosteuropa, Benchmarking der heimischen Betriebe, Holzfachberatung und eine stärkere Vernetzung mit anderen Initiativen (Holzcluster, HIZ, K-ind). Nicht zuletzt dadurch konnte der inländische Nadelschnittholzverbrauch pro Kopf und Jahr von 0,3 auf 0,6 m³ gesteigert werden, in den „Hoffnungsregionen“ Süd- und Südosteuropas liegt er zurzeit nur bei einem Bruchteil dessen. Die Vertreter der Absatzverbände aus den Nachbarländern Deutschland und der Schweiz schlugen in dieselbe Kerbe: Dr. Marco Zanetti von „holz21“ (CH) erläuterte die Bedeutung eines konzertierten Vorgehens der verschiedenen Organisationen für die Steigerung des Absatzes und eine höhere Leistungsfähigkeit der Holzindustrie. Nach einer Aufbauphase laufen in der Schweiz derzeit etwa 80 geförderte Pilotprojekte, u.a. der Bau von Lärmschutzwänden aus Holz entlang von Transitstrecken. Dr. Manfred Filippi vom Holzabsatzverband Bonn berichtete über die Fortschritte bei der Propagierung von Holzwohnhäusern: Noch vor fünfzehn Jahren exotische Ausnahmen in Deutschland, werden heute 13 Prozent Marktanteil im Wohnungsbau erreicht. Filippi ortet weiterhin enormes Potenzial in diese Richtung und erklärte, dass „eine Steigerung des Verbrauchs um 20 Prozent in den kommenden zehn Jahren“ angestrebt werde.

Steirische Holzcharta – ein Bekenntnis zur stärkeren Nutzung von Holz
Im Rahmen der Veranstaltung unterzeichneten LR Johann Seitinger, WK-Präsident Peter Mühlbacher, proHolz Obmann DI Heinz Gach und die Vizepräsidentin der LK für Land- und Forstwirtschaft Elisabeth Leitner die Steirische Holzbau-Charta. In ihr wird „ein klares öffentliches Bekenntnis der Politik und der Wirtschaft zum Werkstoff Holz“ sowie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Auftragsvergabe bei Bauprojekten proklamiert. „Es geht darum“, erklärte LR Seitinger bei der Pressekonferenz anlässlich der Unterzeichnung der Charta, „dem Holz durch entsprechende Werbestrategien das verdiente Image zu verleihen, damit seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Baustoffen noch zunehmen kann.“

Wichtige Anstöße für die Schaffung einer breiteren Akzeptanz von Holz beim Wohnbau lieferten der Architekt Univ. Prof. Hubert Riess und der Betriebswirt a.o. Univ. Prof. Josef Scheff in ihren Beiträgen: Riess plädierte für die Anwendung von standardisierten Modulen, die eine kostengünstige Bauweise von Familienhäusern bei einem hohem Grad an individueller Kreativität erlauben. Scheff entwarf – anknüpfend an die Gedanken von Riess – das Zukunftsbild von erschwinglichen Holzwohnbauten für alle Bevölkerungsschichten: Modulartige Systeme aus industrieller Fertigung, individualisierte Gestaltung und hohe Qualitätsansprüche unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Ökologie und Leistbarkeit werden den Markt für die Holzwohnhäuser von morgen prägen.