korso ÖkolandSteiermark
Das Informationsmagazin 
für die Steiermark
 
06/2004
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    Gentechnik: Giftspritzender Mais unter Mordverdacht Mit der veränderten gesetzlichen Lage steigt auch in der Steiermark die Gefahr von Freisetzungen gentechnisch veränderter Pflanzen. Eine Veranstaltung im Josef-Krainer-Haus am 13. Mai sollte darüber aufklären und dafür Stimmung machen, rechtzeitig Vorsorge zu treffen.


Nach sechs Jahren Unterbrechung hat die Europäische Kommission am 19. Mai erstmals wieder ein neues gentechnisch verändertes Lebensmittel zugelassen. Das Baby hört auf den wenig poetischen Namen Bt11 und spritzt permanent Gift: Diesem Zuckermais sind nämlich die Gene des Bodenbakteriums Bacillum Thuringensis eingepflanzt worden, das ein für Insekten tödliches Gift abscheidet. Auf diese Art genetisch manipuliert ist die Maispflanze in der Lage sich durch eine Dauerdusche mit Insektiziden selbst zu schützen. Der wissenschaftliche Ausschuss für Lebensmittel hat diesen Mais als genauso sicher eingestuft wie konventionelle Vergleichprodukte und damit als sicher bewertet. Fachleute sprechen von „substanzieller Äquivalenz“.

Richard Tomasch > Manfred Grössler > Klage gegen die EU-Kommission

Manfred Grössler, Diplomphytologe und Ernährungsberater, bezweifelt den methodischen Ansatz dieser Art von Sicherheitsüberprüfung. Es würden nur isoliert Inhaltsstoffe verglichen, aber es fänden keine Untersuchungen zur chronischen Toxizität statt. Er bezweifelt, dass der menschliche Organismus in der Lage ist, genveränderte Substanzen vollständig identifizieren und verarbeiten zu können. „Die Zulassung von genetisch veränderten Lebensmitteln widerspricht den Prinzipien des nationalen Gesundheitsplans“, begründet Grössler auf einer Veranstaltung der „Plattform Pro Leben – AntiGENTechnik“ sein Engagement für eine „Gentechnikfreie Steiermark“. Die Plattform (wir berichteten in Korso 04) wendet sich gegen die EU-weite Zulassung von genveränderten Produkten bei der Herstellung von Lebensmitteln.

Tötet Bt-Mais nicht nur Schädlinge?
Als argumentative Verstärkung hat die Plattform am 19. Mai den hessischen Landwirt Gottfried Glöckner in die Steiermark geholt. Glöckner hält etwa 50 Milchkühe und hat bereits im 1995 den ersten Versuchsanbau mit genmanipuliertem Mais der Sorte Bt 176 getätigt. Wie der neulich zugelassene Zuckermais war dieser Mais ebenfalls mit Genen des Bacillum thuringensis angereichert und stammt ebenfalls von der Firma Syngenta. Diese Sorte war schon vor Ausrufung des sogenannten Moratoriums zugelassen worden.

Glöckners Erfahrungen sprechen allerdings für eine Weiterführung der Denkpause. Einige Jahre verliefen sowohl Anbau als auch Verfütterung ohne Komplikationen. Im Jahr 1999 baute Glöckner schließlich ausschließlich diese eine Maissorte an, sodass seine Kühe ab dem Jahr 2000 ausschließlich mit Bt-Mais gefüttert wurden. Was dann geschah, führt der Landwirt mit drastischen Bildern vor: Kühe mit geschwollenen Gelenken, geplatzten Eutern und apathischem Blick. Schließlich verenden mehrere der Tiere, und ein Veterinärmediziner der Universität Gießen kann einen Zusammenhang mit der Verfütterung von Genmais nicht mehr ausschließen. Molekularbiologen fanden schließlich Spuren des Bt-Gens im Pansen und sogar im Kot der Kühe. Der Versicherung der Firma Syngenta, das Bt-Eiweiß werde im Maul der Tiere bereits restlos abgebaut, stehen diese konkreten Erfahrungswerte gegenüber. Syngenta übernimmt nicht die Haftung für die Schäden aus diesem unfreiwilligen Großversuch, hat aber mittlerweile die Sorte Bt 176 sowohl in Deutschland als auch in Spanien stillschweigend vom Markt genommen.

„Die Überprüfungen vor der Zulassung solcher Produkte und die unabhängige Begleitforschung sind derzeit völlig unzureichend“, resümiert Glöckner seine Erfahrungen.

Plattform Pro Leben will den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verbieten lassen und bekommt dafür Unterstützung von den Grünen

Plattform-Sprecher Richard Tomasch kann daraus nur eine Konsequenz ziehen: „In der EU darf der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen nicht zugelassen werden.“ Und versucht dies mit einer Klage gegen die Kommission zu erreichen. Diese hat bekanntlich das Zulassungsverbot wieder aufgehoben und gestattet den Mitgliedsländern lediglich gentechnikfreie Zonen auszuweisen.

Damit hätte auch die steirische Landespolitik eine Möglichkeit den Einzug der GVO (im Fachjargon für „gentechnisch veränderte Organismen“) in die grüne Mark zu verhindern. Die grüne Landtagsabgeordnete Edith Zitz plädiert neuerlich dafür, gemeinsam mit anderen Regionen Europas eine „gentechnikfreie Zone Europa“ durchzusetzen. Sie ist zuversichtlich, dass es gelingen werde, in dieser Frage einen breiten Konsens über die Parteien und Interessensverbände hinweg zu finden. Ob ihr Optimismus begründet ist, ließ sich an diesem Abend nicht überprüfen, denn alle anderen eingeladenen PolitikerInnen waren nicht zur Veranstaltung erschienen.

Aber welcher Mensch ernährt sich auch schon ausschließlich von Zuckermais?

– Richard Hubmann –

 

 

  Zukunftsträchtiges Heizen mit Biomasse


Energie aus Biomasse wird in Zeiten steigender Ölpreise nicht nur für den kleinen Häuslbauer attraktiver, sondern stellt – insbesondere angesichts des globalen Klimawandels – auch energiepolitisch ein „gesundes“ Alternativkonzept zu den fossilen Energieträgern dar. Am 14. Mai 2004 lud die Ökotechnik-Plattform Eco & Co im Rahmen ihrer Fast Forward Success-Reihe zur Besichtigung der Firma KWB Biomasseheizungen in St. Margarethen/Raab. Das seit zehn Jahren existierende Unternehmen ist ein echter Pionier auf diesem Gebiet und hat sich aus bescheidenen Anfängen mittlerweile zu einem der Big Player der Branche mit 85 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 16 Mio E (2003) gemausert.

< KWB-Geschäftsführer Erwin Stubenschrott skizzierte in einem Vortrag die spannende Geschichte des Unternehmens. Rückschläge blieben der kleinen Firma in den ersten Jahren ihres Bestehens nicht erspart, aber „die beständige Bereitschaft aus Fehlern zu lernen und das Bestreben, geeignete Partner für die Kooperation zu finden“, haben sich schließlich bezahlt gemacht. Seit Beginn besteht auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Grazer TU-Professor August Raggam.

Für den längerfristigen Erfolg sind letztlich aber viele Faktoren verantwortlich: eine mutige Vision, klare und durchdachte Produkt- und Marketingstrategien, konsequente Führungsarbeit, eine flache Hierarchie und nicht zuletzt engagierte und qualifizierte Mitarbeiter. Das Produktspektrum des Unternehmens umfasst neben Hackgut- und Pelletskesseln seit dem letztem Jahr auch heutigen Anforderungen genügende Stückholzkessel. Der starke Rückgang an neu installierten Ölheizungsanlagen von 34.000 im Jahr 2000 auf 13.000 im Jahr 2003 hat zusammen mit den finanziellen Förderungen von Seiten der Länder und Gemeinden den Erzeugern alternativer Heizsysteme ungeheure Wachstumsmöglichkeiten geboten. Wurden Mitte der neunziger Jahre bei KWB pro Jahr nur wenige Dutzend Anlagen gebaut, so sind es heuer voraussichtlich 2500 Heizsysteme. Einen wichtigen Anteil an der herausragenden Marktstellung der Firma haben die hohe Innovationsbereitschaft (allein 12 Mitarbeiter sind in der F&E-Abteilung tätig) und das sorgfältige Qualitätsmanagement. Als wichtige Ziele für die nächsten 10 Jahre des Unternehmens definiert Stubenschrott „die Erschließung neuer Märkte im organischen Wachstum, die Zusammenarbeit mit Franchisepartnern sowie den Ausbau der hohen Innovationsstandards.“