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Höhenflug mit Bauchlandung?
– Ein Gespräch zwischen
Martin Will & Jörg Nauer
Jörg Nauer: Jüngst weilte ich auf Einladung des österreichischen
Steuerzahlers in London.
Eine Occasion plus Mezzie mal Schnäppchen! Um dreißig Silberling
Euro flog ich mit Ryanair nach Stansted. Und von dort ging’s per Bus in
die Stadt von Shakespeare, Sherlock Holmes & Camilla!
M.Will: Hast du als Testleser der Kleinen Zeitung ein Ticket
gewonnen, oder die Euro tatsächlich berappt?
J.Nauer: Testlesen darf ich, aber nicht gewinnen. Also
habe ich bezahlt. Der Rückflug war übrigens wesentlich teurer...
M.Will: Und wie reist man mit Dumping-Air?
J.Nauer: Nun, ich zwängte mich in der Heringsklasse in
einen Sitz und hoffte auf magere und gewaschene Nachbarn. In Stansted gelandet,
hoffte ich auf einen schnellen Transport nach London. Dort hoffte ich,
mit dem im Flug gesparten Geld meinen Hotelaufenthalt finanzieren zu können.
Und beim Rückflug hoffte ich, nicht neben einer olfaktorischen Katastrophe
sitzen zu müssen. Leider wurden meine Hoffnungen enttäuscht.
M.Will: Wie man hört, ist die Verpflegung gleich null.
J.Nauer. Das ist auch besser so. Wer gut essen will, muss daheim
bleiben.
M.Will: Wie finanziert sich dieser Flugkonzern eigentlich? 19
bzw. 30 Euro sind doch nie & nimmer kostendeckend!
J.Nauer: Wie ich eingangs erwähnte, schießen die
Steuerzahler nolens-volens ein paar Millionen zu. Allein die defizitgeplagte
Stadt Graz subventioniert die Flüge der Ryanair von Graz nach London
von 2002 bis 2011 mit einermillionvierhundertdreiundfünfzigtausend-
vierhundertsechsundfünfzig Euro und siebzig Cent, das sind pro
Jahr 2 Millionen Schilling. Garantiert auf 10 Jahre. Namhafte Kulturinstitutionen,
die weit mehr Menschen nach Graz bringen als Ryanair, sind schon froh,
wenn sich die Stadt zu einem zweijährigen Finanzierungsrhythmus durchringen
kann.
M.Will: Und alle, die nicht fliegen und Steuern zahlen, zahlen
mit.
J.Nauer: So ist es. Vielleicht steuert das Land Steiermark
auch noch ein paar Euro bei, vielleicht auch der Grazer Flughafen.
Und wenn verschiedene öffentliche Hände private Taschen füllen,
zahlt sich's aus.
M.Will: Für Ryanair.
J.Nauer: Und für die Londoner Shoppingcity. Mal schnell
nach Stansted jetten, im Taxi nach London eilen, shoppen bis zum Exzess
und retour nach Graz.
M.Will: Und was sagt man in der Annenstraße dazu?
J.Nauer: Dort kennt der Jubel keine Grenzen. Hast Du die kaufkräftigen
Britinnen & Briten noch nicht gesehen, die angesichts des exquisiten
Angebots in der Annenstraße in Kaufräusche verfallen und die
Regale räumen?
M.Will: Nein.
J.Nauer: Auch die diversen Shopping-Ruinen südwestlich
von Graz freuen sich schon auf den Ansturm britischer Konsumenten. Seiersberg
startet eine Megakämpäin und will in Stansted bekannter werden
als Sturm Graz!
M.Will: Nichts leichter als das.
J.Nauer: Jetzt wissen wir aber immer noch nicht, warum die Grazer
Stadtmütter & -väter diese Funflüge mit Steuermitteln
unterstützen!?
M.Will: Die Kleine Zeitung titelte kürzlich über Ryan-Air:
"Bei dem Angebot kann man nur eins: Abheben". Und dieses "Abheben" hat
man im Rathaus leicht missverstanden.
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Martin Will
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Jörg Nauer
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