korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin
der Steiermark
mai 2002
 
Mit einem Fuß im Schnee und dem anderen im Sand Der schwedische Autor Henning Mankell, berühmt geworden durch seine Kriminalromane mit Kommissar Kurt Wallander, schreibt und inszeniert ein Stück für Graz, das am 10. Jänner 2003 im Schauspielhaus bei der Kulturhauptstadt-Eröffnung Premiere hat.

 

Mankell, der schon als Kind davon geträumt hat, Afrika zu bereisen, erhielt 1985 die Einladung zum Aufbau der ersten professionellen Theatergruppe „Mutumbela Gogo“ in Maputo: 1996 wird er Leiter von „Teatro Avenida“, einer Gruppe, die mit ihren Stücken Theater der sozialen Intervention macht. Mankell sieht Theater in einem Land, wo Analphabetismus und Armut weit verbreitet sind, als Mittel, den Menschen von dem zu erzählen, was in der Welt vorgeht.

Als er 1972 das erste Mal nach Afrika kam, hatte er nach eigene Worten „sofort das Gefühl nach Hause zu kommen“. Inzwischen lebt er mehr als die Hälfte des Jahres dort, die restliche Zeit verbringt er in Schweden, „also mit einem Fuß im Schnee und dem anderen im Sand. Wenn man versuchen will, Einfluss zu nehmen auf die heutige Zeit, dann ist, so glaube ich wenigstens, eine gewisse doppelte Optik notwendig. Es ist, als hätte ich jetzt einen Beobachtungsturm in Europa und einen in Afrika. Dadurch erfasse ich die Welt deutlicher.“

Die westliche Welt hat Mankell stets kritisch betrachtet. Als er 1989 für ein Jahr nach Schweden zurückkam und merkte, dass Fremdenfeindlichkeit dort zu einer gesellschaftlichen Frage geworden war, hat er sich entschlossen, ein Buch über Rassismus zu schreiben. So entstand der erste Wallander-Krimi, weitere Romane mit dem beliebten Kommissar, in denen der Zustand der europäischen Gesellschaft sich in Verbrechen widerspiegelt, folgten. Das Stück für Graz mit dem Arbeitstitel „Heimat. Fremd.“, in dem afrikanische und europäische Kulturen aufeinandertreffen, wird das Leben von schwarzen EmigrantInnen in Österreich beleuchten.

SchauspielerInnen aus Graz und Mosambik werden gemeinsam auf der Bühne stehen. Ebenfalls für 2003 geplant sind Koproduktionen zwischen Literaturhaus, Schauspielhaus und Burgtheater („Sprachmusik“), mit dem Salzburger Landestheater (Tracht: Pflicht), dem Theater im Keller („Unbekannte Nachbarn“), dem Theater im Bahnhof („Aconci an der Mur“) und dem steirischen Herbst („Szenische Kunst“).