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Mit einem Fuß im Schnee
und dem anderen im Sand Der schwedische Autor
Henning Mankell, berühmt geworden durch seine Kriminalromane
mit Kommissar Kurt Wallander, schreibt und inszeniert ein Stück
für Graz, das am 10. Jänner 2003 im Schauspielhaus bei der Kulturhauptstadt-Eröffnung
Premiere hat.
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Mankell, der schon als Kind davon geträumt hat,
Afrika zu bereisen, erhielt 1985 die Einladung zum Aufbau der ersten
professionellen Theatergruppe „Mutumbela Gogo“ in Maputo: 1996 wird
er Leiter von „Teatro Avenida“, einer Gruppe, die mit ihren Stücken
Theater der sozialen Intervention macht. Mankell sieht Theater in
einem Land, wo Analphabetismus und Armut weit verbreitet sind, als
Mittel, den Menschen von dem zu erzählen, was in der Welt vorgeht.
Als er 1972 das erste Mal nach Afrika kam, hatte
er nach eigene Worten „sofort das Gefühl nach Hause zu kommen“.
Inzwischen lebt er mehr als die Hälfte des Jahres dort, die restliche
Zeit verbringt er in Schweden, „also mit einem Fuß im Schnee und
dem anderen im Sand. Wenn man versuchen will, Einfluss zu nehmen
auf die heutige Zeit, dann ist, so glaube ich wenigstens, eine gewisse
doppelte Optik notwendig. Es ist, als hätte ich jetzt einen Beobachtungsturm
in Europa und einen in Afrika. Dadurch erfasse ich die Welt deutlicher.“
Die westliche Welt hat Mankell
stets kritisch betrachtet. Als er 1989 für ein Jahr nach Schweden
zurückkam und merkte, dass Fremdenfeindlichkeit dort zu einer gesellschaftlichen
Frage geworden war, hat er sich entschlossen, ein Buch über Rassismus
zu schreiben. So entstand der erste Wallander-Krimi, weitere Romane
mit dem beliebten Kommissar, in denen der Zustand der europäischen
Gesellschaft sich in Verbrechen widerspiegelt, folgten. Das Stück
für Graz mit dem Arbeitstitel „Heimat. Fremd.“, in dem afrikanische
und europäische Kulturen aufeinandertreffen, wird das Leben von
schwarzen EmigrantInnen in Österreich beleuchten.
SchauspielerInnen aus Graz und Mosambik werden
gemeinsam auf der Bühne stehen. Ebenfalls für 2003 geplant sind
Koproduktionen zwischen Literaturhaus, Schauspielhaus und Burgtheater
(„Sprachmusik“), mit dem Salzburger Landestheater (Tracht: Pflicht),
dem Theater im Keller („Unbekannte Nachbarn“), dem Theater im Bahnhof
(„Aconci an der Mur“) und dem steirischen Herbst („Szenische Kunst“).
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