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korso
Kunst/Kultur |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark |
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Abu Bakr auf dem Ziziberg
– Zwei Busreisen zur Kunst |
Der Ziziberg, eine Erhebung zwischen St. Josef in der Weststeiermark
und Frauental an der Laßnitz, zeichnet sich zwar durch bemerkenswerte
landschaftliche Qualitäten aus, ist aber nur sehr schwer zu
finden und daher nicht eben prädestiniertes Ausflugsziel. Im
Jahr 1425 nach islamischer Zeitrechnung – und nach der uns
vertrauteren im Jahr 2004 – legte der Konzeptkünstler
Muhammad Abu Bakr Müller in der Niederschrift zu seinem Projekt
basis.tunnel besagten Ziziberg als einen von mehreren Markierungspunkten
auf einer kerzengeraden Linie zwischen Graz und Slowenj Gradec fest.
Barbara Baur-Edlinger und Joachim Baur funktionierten
die interdisziplinäre Werkstadt Graz kurzfristig in einen Reiseveranstalter
um und per Bus ging es entlang des konzipierten basis.tunnel von
Graz über den Ziziberg und den Radlpass nach Slowenj Gradec,
also von Graz über slowenisch Graz und zurück nach Graz,
bei Überwindung von ungefähr 210 Kilometern.
Abu Bakr mit Markierungspfahl auf dem Ziziberg
Nach Muhammad Müllers Konzept wurden inzwischen
Tunneleingänge in den Kellern der Werkstadt Graz und der Galerie
von Slowenj Gradec angelegt, die Länge des geplanten Tunnels
in gerader Linie beläuft sich somit auf exakt 67.900 Meter,
wobei dessen Querschnitt so geplant ist, dass darin „Menschen
einander begegnen und Lastesel umdrehen können“. Nach
den Berechnungen der Mindestanforderungen für die Grabungen
würden bis zur Fertigstellung des basis.tunnel 5658 Jahre vergehen,
innerhalb nur eines Jahres dagegen könnte der Tunnel gegraben
sein, wenn 10.000 arbeitslose GräberInnen beschäftigt
würden. – Wohlgemerkt, basis.tunnel ist ein Konzeptkunstwerk.
In seiner Niederschrift hält Muhammad Müller fest, dass
„mit der Erforschung der Orientierungslinie, welche in gerader
Linie über dem basis.tunnel verläuft“ auch die „Illusion
der multikulurellen Identität Europas zu zerfallen“ beginnt,
„von der wir so weit entfernt sind wie die Eingänge des
basis.tunnel durch Arbeitszeit“. Als Grundausrüstung
für TunnelgräberInnen stellt Müller ein Multiple,
genannt rettungskomplett, zur Verfügung, ein physisches Dokument
des Konzepts.
Seminarraum Reisebus
Promifiziert wurde die illustre Reisegruppe während dieser
Markierungsfahrt durch den Kunsttheoretiker Bazon Brock, der während
der Fahrt einen Vortrag über Prinzipien des Tunnelwesens und
der Kanalisierung hielt. Demnach basierte die antik römische
Kulturisierung – als hypothetischer dritter Gründungsmythos
nach Äneas und Romulus & Remus – auf der Huldigung
der „ersten römischen Göttin Cloaca maxima“.
Wer seine Abwässer kanalisiert, setzt den Grundstock für
kulturelle und damit soziale und ökonomische Progression, also
Prosperität. Ziel aller Kulturen sei es nach Brock, „Scheiße
zu Gold zu machen“. Dem allerdings könnte man ein brasilianisches
Sprichwort als Sentenz entgegenhalten: Wäre Scheiße Gold
wert, dann hätten die Armen keinen Arsch. In Weiterführung
von Brocks Hypothese allerdings wäre diese Sentenz nur für
einen relativ kurzen Zeitraum relevant, längerfristig dagegen,
und vielleicht nach besagten 5658 Jahren, sollte sich diese Wertvorstellung
wiederum ins Positive kehren. Zwei Beispiele für kulturelle
Ambivalenz: Im Glauben der Ägypter wurde der vermeintlich sich
aus der Dungkugel regenerierende Skarabäus zum Symbol der Auferstehung.
1844 dagegen und nach seiner letzten Reise durch Deutschland erzählt
der im Pariser „Exile“ lebende Heinrich Heine im Versepos,
wie ihm die Göttin Hammonia (Hamburg) den Krönungsstuhl
Karls des Großen wies, unter dessen Polsterkissen sich eine
runde Öffnung befand und darunter ein Zauberkessel, in dem
der Reisende die Zukunft schauen möge: „Was ich gesehen,
verrate ich nicht,/ Ich habe zu schweigen versprochen,/ Erlaubt
ist mir zu sagen kaum,/ O Gott! Was ich gerochen! – –
– Deutschland. Ein Wintermärchen.
Markierungspunkt
Nach einigen Umleitungen des Buschauffeurs gelingt es Muhammad Abu
Bakr Müller schließlich, den auf der Orientierungslinie
befindlichen Markierungspunkt auf dem Ziziberg mittels mobilem GPS-Navigationsgerät
zu definieren. Bazon Brock, Joachim Baur und Müller schlagen
einen Pfahl in die grüne Wiese und besprühen dessen oberes
Ende und versehentlich auch sich selbst mit handelsüblichem
Markierungsspray in grellem Pink, während sich Franz Xaver
vom medien.kunstlabor eine Selbstgewuzelte ansteckt und nebenher
erzählt, er hätte erst kürzlich mit dem Rauchen begonnen,
um militante Nichtraucher zu provozieren. – Dann weiter nach
Slowenj Gradec zur Besichtigung des gegenüber Graz liegenden
Tunneleingangs.
Wie bei Busreisen üblich, gerät die Rück-
zur Butterfahrt: Zu einmaligen Sonderpreisen werden Kunstwerke angeboten,
darunter Joachim Baurs Jochen-Rindt-DVD (2005) mit Beiträgen
von Gottfried Bechtold, Hans Hollein, Josef Klammer u.v.a. oder
Baueimer zum rettungskomplett von Muhammad Müller. Entsprechend
dem spitzfindigen Reisekonzept bleibt nach Ankunft in Graz die Frage,
ob wir nun physisch oder gar nur ideel zwischen den beiden Graz
unterwegs waren ... Und jetzt, während der Arbeit an diesem
Artikel, teilt Joachim Baur mit, der damals nicht gefragte Besitzer
der Wiese, in die der Markierungspfahl geschlagen worden war, hätte
sich höchst interessiert und erfreut über die Aktion per
Telefon gemeldet. Der Markierungspfahl soll erhalten bleiben. Informationen
zu basis.tunnel auf www.mueller.at
Zweite Reise zum einzigen Ort
Im Rahmen der diesjährigen Künstlerklausur im
Stift St. Lambrecht gestaltete der Grazer E. d Gfrerer eine raumfüllende
Installation mit dem Titel Schiffbruch auf hoher See im Fischkalter
des Stiftes. Der luftige Pavillon im klassizistischen Stil ist ein
architektonisches Relikt, das auf die Passion Pater Coelestin Sodermanns
zurückgeht, der hier im 19. Jahrhundert eine Fischzucht betrieb.
Der Bruder des Künstlers, Markus Gfrerer, organisierte eine
nächtliche Busreise von Graz nach St. Lambrecht, der ebenfalls
ein Konzept zugrunde lag: Während der Fahrt durch die nächtlich
unsichtbare Steiermark las Norbert Prettenthaler aus Thomas Stangls
Roman Der einzige Ort (Droschl 2004): Im Auftrag der britischen
National Geographic Society und der französischen Société
de Géographie macht sich der schottische Offizier Alexander
Gordon Laing zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf die Suche nach der
sagenumwobenen goldenen Stadt Timbuktu. Zunächst aber wird
die Expedition durch den Aufenthalt beim britischen Konsul in Tripolis
verzögert, wo sich Laing in den Arrangements um Passierscheine,
Audienzen bei arabischen Potentaten und der Kalkulation von Bestechungsgeldern
verstrickt. Ganz anders dagegen gestaltet sich die Suche nach Timbuktu
bei René Caillié, der sich mittel- und auftragslos
auf den Weg macht. Er lernt arabisch und erdichtet sich, als Muslim
verkleidet, eine rührende Lebensgeschichte, um sein Stammeln
in der fremden Sprache zu rechtfertigen. Er bleibt Außenseiter
in den Karawanen, verzeichnet nur halb verstandene Namen von Wüstensiedlungen
und erstellt eine irreale Kartografie des so fremd bleibenden Landes.
Die Orgel und der Fischkalter
Während die einen nun im Vertrauen auf die Ortskenntnis des
Buschauffeurs per realer Reise und fiktiver Reiseerzählung
nach St. Lambrecht unterwegs sind – der Fahrer aber wiederum
vertraut der computergenerierten Frauenstimme seines GPS-Routers,
die uns anstatt auf die Umfahrung mitten durch die goldene Stadt
Judenburg leitet, in der erstmals in Innerösterreich Goldmünzen
geprägt wurden–, liest in einem Café in St. Lambrecht
bereits Ruth Brandstätter aus dem Roman von Thomas Stangl –
am anderen Ort, an anderen Stellen der Erzählung.
Muhammad Müller:
Rettungskomplett, 2004
Nach Ankunft der Busreisenden schließlich
werden Brandstätter und Prettenthaler im Fischkalter und inmitten
von Gfrerers Installation Schiffbruch auf hoher See abwechselnd
lesen. Es ist finster und von der weitläufigen Klosteranlage
sind, von welchem Standpunkt aus auch immer, nur Teile auszumachen.
Kalter Wind weht und in alten Ölfässern brennen Holzfeuer.
Als Material für seine Installation verwendete
E. d Gfrerer die Überreste von Pfeifen und Basskästen
der ehemaligen Stiftsorgel, die im für eine Orgel jugendlichen
Alter von nur hundert Jahren abgebaut wurde, um durch ein neues
Instrument ersetzt zu werden. Die Versuchsorgel, ein Luxemburger
Instrument in unkonventioneller Technik gefertigt, hatte nicht gehalten,
was vom Orgelbauer versprochen worden war. Nach mitternächtlicher
Ankunft auf dem Grazer Lendplatz bleibt noch, naheliegend und nah
gelegen, die unvermeidliche Nachbesprechung im Exil in der Josefigasse
zu erledigen.
Wenzel Mracek
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Südafrika heute – Fotografien
von David Goldblatt |
Kreuzungspunkte der Längen- und Breitengrade des Territoriums
der Republik Südafrika sind für den 1930 in Randfontein
geborenen und in Johannesburg lebenden David Goldblatt die Orte
seiner dokumentarischen Fotografien. Vom Beginn der Apartheid bis
in die Gegenwart analysiert und dokumentiert der Fotograf und Autor
soziale und politische Strukturen und damit die gesellschaftlichen
Spannungen Südafrikas.
David Goldblatt in der Camera Austria
Quaggamaag,
Bushmanland, Northern Cape. 24. Juni 2004
In den Städten und auf dem Land, erzählt David Goldblatt
in einem Interview, das im aktuellen Bildband zur gleichnamigen
Ausstellung Intersections publiziert wurde, finden sich zunehmend
Mahnmale, die an Ereignisse erinnern, bei denen die Menschenrechte
unter dem alten Regime missachtet wurden. Südafrika hat derzeit
die höchste HIV-Infektionsrate der Welt und eine Regierung,
die kaum auf diese Krise reagiert. Die Toten sind vor allem unter
den sozial Benachteiligten und damit unter den Schwarzen zu verzeichnen.
Friedhöfe in den Townships gleichen einem Meer von Erdhügeln,
an denen nur die Lebensdaten auf den Grabsteinen auf den Zusammenhang
mit AIDS verweisen – nur wenige Verstorbene wurden älter
als 45 Jahre.
Hatte David Goldblatt bis zur aktuellen Werkgruppe der Intersections
die direkte und harte formale und dokumentarische Qualität
der Schwarzweißfotografie bevorzugt, so fotografiert er nun
auch analog auf Farbfilm. Die angewendeten Möglichkeiten der
digitalen Nachbearbeitung vergleicht er mit der Ausarbeitung während
des Entwickelns in der Dunkelkammer. Mit einem Assistenten nimmt
er subtile Eingriffe in den Fotografien vor, mittels derer farbliche
Reduktionen oder Hervorhebungen und der Bilderzählung adäquate
Kontrastierungen geschaffen werden.
„Keine Landschaft ist unpolitisch“, merkt Goldblatt
während der Präsentation der Intersections in der Camera
Austria an. Überall finden sich diverse Landmarken, die auf
Besitzverhältnisse hinweisen. Umso erschütternder der
reale wirtschaftliche Hintergrund um die Ausbeutung von Bodenressourcen,
vor allem aber von Menschenleben, für die auf den ersten Blick
unscheinbare großformatige Fotografien stehen, auf denen frei
liegendes Abbaugut aus Blauasbest-Minen zu sehen ist. Nach durchschnittlich
zehn Jahren führt der Kontakt mit den Asbestpartikeln bei den
Bergarbeitern zum Tod, während sich die Betreiberfirmen der
Minen nach dem Raubbau an Land und Leben inzwischen, unauffindbar
und unangreifbar, jeder Verantwortung entzogen haben.
David Goldblatt: Intersections, eine Ausstellung in Zusammenarbeit
mit dem museum kunst palast Düsseldorf, ist bis zum 26. Februar
2006 in der Camera Austria im Kunsthaus Graz zu sehen. Im Prestel
Verlag (München Berlin London New York) ist der Bildband David
Goldblatt: Intersections mit Texten von Christoph Danelzig-Brüggemann
und Michael Stevenson und einem Interview von Mark Haworth-Booth
erschienen.
Wenzel Mracek
Informationen unter www.camera-austria.at
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Schwimmbahn am Hang |
Erstmals wurde im vergangenen Jahr der Architekturpreis Das
beste Haus der s Bausparkasse in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat
für Kunst und Medien und dem Architekturzentrum Wien ausgeschreiben.
Ende Februar 2005 tagte eine Jury von ArchitektInnen aus allen Bundesländern,
darunter Irmfried Windbichler (HDA Graz) für die Steiermark.
Aus österreichweit 220 eingereichten Projekten zum Thema Einfamilienhaus
wurden für jedes Bundesland drei Preisträger nominiert.
Als Siegerprojekt in der Steiermark ging das Haus Scherübel,
geplant von yes architecture, hervor, das durch
die subtil gelöste Einbettung in einen Hang und die Integration
einer anliegenden 25 Meter langen Schwimmbahn besticht, die über
den Hang hinauskragt. Das Haus ist gegliedert in einen offenen loftartigen
Raum und einen abgeschlossen einliegenden. Die Tragstruktur besteht
aus Beton, der eingeschobenen Baukörper aus Holz und Ziegel.
Zur Klimatisierung werden Erdflach- und Sonnenkollektoren verwendet,
während eine der Ostseite vorgelagerte Natursteinmauer als
Wärmespeicher fungiert. Heizungsrohre in Wand und Boden ersetzen
Heizkörper.
Weiters für die Steiermark nominiert wurden das Haus
Homann, geplant von DI Dr. Michael Homann und Haus Familie
St., geplant von DI Harald Saiko.
– wm –
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Farbbildkalender der Gesellschaft
für bedrohte Völker |
LEBENSZEICHEN 2006 lädt Sie ein, im Hohen Altai mit dem König
der Lüfte auf Jagd zu gehen, die Tiermythen der andinen Welt
kennen zu lernen, am vom Rhythmus der Tiere bestimmten Alltag der
afrikanischen Hirtenvölker teilzuhaben oder die Kamelnomaden
in der Mongolei zu begleiten. Der Kalender beleuchtet den respektvollen
Umgang mit Tieren bei indigenen Völkern, untersucht unterschiedliche
Aspekte dieses komplexen Beziehungsgefüges und verweist auf
die Bedeutung von Tieren, denen besondere Verehrung zuteil wird.
Renommierte FotografInnen wie Lois Lammerhuber, Steve Winter (National
Geographic) oder Heidi und Hans Jürgen Koch (Geo) setzen die
Thematik auf hervorragende Weise ins Bild. Wie immer kommen auf
den Rückseiten der Monatsblätter zahlreiche indigene VertreterInnen
zu Wort.
Format A3, 13 Farbbilder, Texte zum Thema „Indigene Völker
und Tiere“ mit zahlreichen S/W Fotos auf den Rückseiten,
EURO 17,90 zzgl. Versandkosten. Herausgeber: Gesellschaft für
bedrohte Völker-Österreich. Untere Viaduktgasse 53/7A,
1030 Wien, www.gfbv.at
Bestellung an: GfbV-Steiermark | TelFax 0316/32 60 05 | gfbv.stmk@chello.at
Korso verlost einen Kalender beim KORSO-Kulturquiz!
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Berliner Architektin gewinnt
Wettbewerb um Sanierung des Palais Thienfeld |
Mit einem Budget von etwa 2,3 Millionen Euro revitalisiert die GBG,
die Grazer Bau- und GrünlandsicherungsgmbH, als Immobilien-
und Bauherren- unternehmen im Auftrag der Stadt Graz das Palais
Thienfeld in der Mariahilfer Straße 2. Damit wird entscheidend
mit den zukünftigen Mietern, dem Verein „Haus der Architektur“,
dem Grazer Kunstverein und dem Landesmuseum Joanneum, zur Erweiterung
des „Kunstclusters“ beigetragen. Aus diesem Grund wurde
ein Architekturwettbewerb ins Leben gerufen, dessen Siegerin nun
feststeht.
Die Sanierung des Hauses wird nach dem neuesten
Stand der Technik erfolgen, dazu zählen zentrale energiesparende
Wärmeversorgung, zentrale Lüftungsanlage, Einbau eines
Liftes, barrierefreie Gebäudestruktur und strukturierte Verkabelung
in allen Räumen. In einem zweistufigen Auswahlverfahren entschied
sich die Jury unter der Leitung von Architekt DI Sailer (architekturbüro
HALLE 1, Salzburg) nun für das Projekt der Architektin DI Barbara
Horst vom Institut für angewandte Urbanistik in Berlin. Der
zweite Preis ging an die Grazer „Rigler Architektur ZT-KEG“,
Platz drei in der Wertung an „Bramberger architects“,
ebenfalls aus Graz.
Die weiteren drei Projekte, die es auch in die
letzte Bewertungsstufe geschafft haben, stammten von HoG architektur/DI
Hansjörg Luser (Graz), DI Gerhard Eder (Graz) und Junger architektur
ZT-KEG aus Wien. Das Projekt soll bis Mitte 2007 abgeschlossen sein.
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Filmpreis für FH-Studenten |
Mit „Jukka on the Palm Tree“ errang Christian Juri,
Student der Studienrichtung „Informationsdesign“ an
der FH JOANNEUM, beim StudentInnen-Filmfestival „Filmriss“
den Spezialpreis der Jury.
In der Begründung der Jury hieß es:
„Obwohl es sich bei dem Film um ein Erstlingswerk handelt,
ist bereits eine eigene Handschrift Juris ablesbar. Auf eine sehr
konsequente und unkomplizierte Weise erzählt der Regisseur
die Geschichte von Jukka, der sein Leben ändern möchte.
In mehreren Episoden nimmt der Zuseher am Leben der Hauptfigur teil
und es fällt überhaupt nicht schwer, an der einen oder
anderen Stelle auch ein Stück Jukka in einem selbst zu finden.
In der Kameraführung gleicht 'Jukka’
oft mehr einem Dokumentarfilm, wodurch die Geschichte an Glaubwürdigkeit
gewinnt, ohne sich dabei selbst zu ernst zu nehmen.“ Auf weitere
Werke des jungen Künstlers darf man gespannt sein.
Informationen unter www.fh-joanneum.at
und www.filmriss.at
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Goldwasser – Ein Denkmal für
die Qualität des Grazer Wassers |
Schon 1988 aus einem Wettbewerb hervorgegangen, blieb doch bis vor
kurzem Fedo Ertls Konzept für ein Brunnenkunstwerk im Grazer
Stadtpark nur zum Teil ausgeführt. Die Auftraggeber, die Grazer
Stadtwerke AG mit Vorstandsdirektor Mag. Dr. Wolfgang Messner, und
der Grazer Künstler setzten nun ein deutliches Zeichen in Richtung
einer Vervollständigung des Konzepts: Der scheinbar schwebende
Weißbetonquader mit kleiner Brunnenöffnung, aus der bewusst
sparsam Wasser fließt, wurde ergänzt um im Halbkreis
angeordnete „Sitzbänke“. Den Charakter eines Altartisches
für das „Über-Lebensmittel Wasser“ (Wolfgang
Messner) bestärkt eine in Meditationshaltung inmitten des Ensembles
sitzende Frauenfigur. Auf einer Reihe von in den Boden eingelassenen
Edelstahlplatten sind die Messwerte zur Güte des Grazer Trinkwassers
seit dem Jahr 2000 verzeichnet und diese werden jährlich um
die aktuellen ergänzt.
Goldwasser: Kurator Werner Fenz (li.) und Fedo Ertl
Im Rahmen der Eröffnung dieses „Denkmals
für die Qualität des Grazer Wassers“ mit dem Titel
„Goldwasser“ erinnerte Fedo Ertl an ein Detail des Konzepts,
nach dem der große Brunnentisch mit Blattgold verkleidet werden
sollte; die Ausführung allerdings bleibt vorerst ungewiss.
Ertls Interventionen in Zusammenhang mit Fragen um die Wasserqualität
reichen zurück bis in das Jahr 1985, als er die Murallegorie
am Brunnen des Grazer Hauptplatzes verkleidete und damit die politische
Diskussion um die Verschmutzung der Mur konterkarierte. Auf eine
Sensibilisierung der Bevölkerung für mehr Wasserbewusstsein
setzt der Direktor des Bereiches Wasser der Grazer Stadtwerke, DI
Helmut Nickl, indem die Stadtwerke die Realisierung von Kunstwerken
im öffentlichen Raum - wie Goldwasser – unterstützen,
aber auch die Gestaltung des jährlichen Weltwassertages oder
Entwicklungen wie die Grazer Wasserkaraffe und eines Trinkbrunnens
durch die Abteilung Industrial Design der FH Joanneum.
Im Grazer Stadtmuseum ist noch bis zum 31. Dezember
Fedo Ertls mit Künstlerkollegen gestaltete Ausstellung Citizen
zu sehen.
– wm –
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Ein Auge riskieren auf
die „Welt aus Eisen“ |
1999 wurde der Bild- und Textband Welt aus Eisen. Waffen und Rüstungen
aus dem Zeughaus in Graz mit dem Staatspreis für das schönste
Buch Österreichs ausgezeichnet. Maßgeblich hierfür
waren die Fotografien des Architekten, Lichtdesigners und Fotografen
Angelo Kaunat, die Waffen und Rüstungen entsprechend ihrer
martialischen Ästhetik in Aufnahmen von Detail und Totale den
aufschlussreichen Texten des Kunsthistorikers und Literaturwissenschafters
Thomas Höft gegenüberstellen. Die großformatigen
Fotografien von Angelo Kaunat sind nun erstmals in der Sonderausstellung
Welt aus Eisen in den Sammlungsräumen auf drei Geschossen des
Zeughauses zu sehen.
Angelo Kaunat: Feldkürasse, 1600
Das Landeszeughaus ist eine Einrichtung der steirischen Stände
zum Schutz des Landes, die auf das 16. Jahrhundert zurückgeht.
Mit ihren 32.000 Exponaten aus der Zeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert
ist diese Sammlung die weltgrößte in nahezu authentischer
Aufstellung. Waffen und Kriegsgeräte wurden über drei
Jahrhunderte in heimischen Werkstätten produziert und durch
Ankäufe aus den großen deutschen Waffenschmieden von
Augsburg, Nürnberg und Suhl ergänzt. Ein großer
Teil der historischen Feuerwaffen stammt aus Ferlach in Kärnten.
Die verschiedenen Bereiche des Zeughauses wie Schutz-, Feuer-,
Blank-, Stangenwaffen und Artillerie werden BesucherInnen während
täglich stattfindender Führungen in neun Sprachen vermittelt.
Ergänzend werden Workshops und Themenführungen für
Kinder und Erwachsene angeboten. Ein aktuelles Projekt in Zusammenarbeit
mit dem Institut für Germanistik und steirischen Gymnasien
behandelt etwa Redewendungen, die aus der Pragmatik des Turnier-
und Waffenwesens stammen: So wird etwa die heute gebräuchliche
Wendung „ein Auge riskieren“ auf eine Vorrichtung an
Turnier- und Kampfhelmen zurückgeführt, an denen eine
Klappe geöffnet werden konnte, um sich – nur mit einem
Auge – Überblick zu verschaffen, bevor der Helmträger
auf die äußerst eingeschränkte Sicht durch den Sehschlitz
des geschlossenen Visiers angewiesen war.
– wm –
Welt aus Eisen. Fotografien von Angelo Kaunat
ist bis zum 26. März 2006 zu sehen. Öffnungszeiten bis
zum 26. März: Di. bis So. 10.00 bis 15.00 Uhr, Do. 10.00 bis
20.00 Uhr. Von 1. April bis 31. Oktober täglich 10.00 bis 18.00
Uhr und Do. 10.00 bis 20.00 Uhr.
Informationen zur Ausstellung unter Tel. 0664/8017-9811
Weitere Informationen unter www.museum-joanneum.at
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Ehrenamtlicher Einsatz
für wertvolles Kulturgut |
Ein Verein, dessen Mitglieder ausschließlich ehrenamtlich
agieren, hütet einen wertvollen Schatz. Seit ihrer Gründung
im Jahr 1998 setzt sich die Georgsgemeinschaft zu Praitenfurt für
die Erhaltung der wertvollen spätromanischen Wandmalereien
in der Pfarrkirche St. Georgen ob Judenburg ein. Die Entdeckung
dieser Fresken, die im Rahmen der Innenrenovierung der Pfarrkirche
von 1987-89 freigelegt und restauriert wurden, hat auch in der Fachwelt
für großes Interesse gesorgt, handelt es sich doch um
eine der wenigen erhalten gebliebenen vollständigen Ausstattungen
eines Raumes aus dem 13. Jahrhundert.
Zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland haben seit der Restaurierung
das Gotteshaus, das zu den wertvollsten Zeugnissen der mehr als
tausendjährigen christlichen Kultur in der Steiermark und darüber
hinaus zählt, besichtigt. Für eine kleine Gemeinde ist
es nicht einfach, ein derartig kostbares Kulturgut auf Dauer zu
erhalten. Daher sorgen die zehn Vorstandsmitglieder der Georgsgemeinschaft
unter ihrem Obmann Walter Leitner und unter Begleitung von Denkmalschützern
und Restauratoren für die Erhaltung der wertvollen Wandmalereien.
Darüber hinaus ist der Verein bestrebt, das bedeutende Kulturgut
in seiner kunst- und kulturgeschichtlichen sowie seiner theologischen
Bedeutung bekannt zu machen.
So hat der Verein einen ansprechend gestalteten Kirchenführer
publiziert, der umfassenden Einblick in die kunstgeschichtliche
Bedeutung der Pfarrkirche gibt. Im Vorjahr konnte die Georgsgemeinschaft
auch eine CD-Rom präsentieren, die sich sowohl an touristische
Besucher und interessierte Laien als auch an im wissenschaftlichen
Bereich Tätige wendet. Die digitale Publikation liefert schnelle,
durch reichhaltiges Bildmaterial illustrierte Information, zeigt
aber auch gewonnene Erkenntnisse in materialwissenschaftlicher und
kunstgeschichtlicher Hinsicht auf. Sie kann im Gemeindeamt St. Georgen
ob Judenburg und beim Verein um Eur. 25 (Schüler und Studenten
zahlen Eur. 15) erworben werden. Im Kulturheim hat die Georgsgemeinschaft
ein „Georgsarchiv“ eingerichtet, das in den Bereichen
Restaurierung, Kunstgeschichte, Geschichte und Theologie besonders
für Studierende, aber auch für alle anderen Interessierten
viel Wissenswertes bereit hält.
Nähere Informationen: Walter Leitner | Tel. 03583/ 2343 |
Fax 03583-2376-15 (Gemeindeamt) | gde@st-georgen-judenburg.steiermark.at
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Kunst zur Zeitgeschichte – Jenseits
verordneten Gedenkens |
Während sich das von der Regierung verordnete Gedenkjahr dem
Ende zuneigt – in dessen Verlauf etwa eine Lichtinstallation
doch fatal an Albert Speers Lichtdom erinnerte, worüber man
sich aber keine Gedanken machte –, setzt das Forum Stadtpark
in einer konzentrierten Schau auf die kritische Auseinandersetzung
bildender KünstlerInnen mit Zeit, Geschichte und deren Dokumentation.
Reflexionen der NS-Zeit mittels künstlerischer Interventionen
in den Disziplinen Fotografie, Film und Video unternehmen die Kuratoren
Andrea Domesle und Martin Krenn in der Ausstellung Zur Tektonik
der Geschichte. Unser Geschichtsbild basiert auf den Quellenbildern
der 30er und 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts, deren dokumentarischer
Wert aus gegenwärtiger Sicht kritisch hinterfragt werden muss
beziehungsweise, als Ausgangsmaterial, Standpunkte zeitgenössischer
KünstlerInnen mittels ihrer Arbeiten dokumentieren.
Joachim Seinfeld: Wenn Deutsche lustig sind – Dokufiction:
Asch 1938 (2005)
Das Konzept der Ausstellung umfasst verschiedene Kategorien der
Auseinandersetzung wie etwa Installationen am Originalschauplatz,
die wiederum durch Fotografie und Videoarbeiten in eine zeit- und
kunsthistorisches Gedächtnis Eingang finden. So Hans Haakes
Und ihr habt doch gesiegt, die Nachbildung einer Nazi-Siegessäule
am Eisernen Tor in Graz zum 1988 stattgefundenen Projekt Bezugspunkte
38/88. Das temporär konzipierte Mahnmal und die darunter befindliche
Mariensäule wurden durch den Brandanschlag eines Rechtsradikalen
zerstört. Peter Weibel dagegen rekurrierte schon 1979 mit seinem
Zeitschaufenster, eine mit Brettern vernagelte Geschäftsauslage,
auf den Umgang mit jüdischen Mitbürgern und die Arisierung.
Die Konnotation des Originalschauplatzes ist Thema in Pia Lanzingers
Installation und Videoarbeit Eine atemberaubende Kulisse, in der
das Panoramafenster der Führervilla auf dem Obersalzberg als
historische und gegenwärtige Projektionsfläche zwischen
Naturschauspiel und Reminiszenztourismus fungiert. Das in diesem
Jahr auf dem nahen „Göringhügel“ eröffnete
Luxushotel wirbt mit der Phrase von „beispiellos schöner
Aussicht und einem riesigen Kamin als zentralem Blickfang“
– und: „So brennen die Flammen im Winter vor dem Panorama
einer glitzernden Schneelandschaft.“
Kritik am Umgang mit historischen Dokumenten anhand fotografierter
Innenräume aus der Zeit zwischen 1920 und 1938 demonstriert
Arye Wachsmut in einem 50 Minuten langen Video mit dem Titel Interior
Memory. Die Unschärfen des Erscheinens und Verschwindens, Erinnerns
und Vergessens, der Nähe und der Distanz stehen für „zeichenhaftes,
nicht aber personen- oder ereignis-bezogenes Gedenken an das, was
nicht mehr ist“ (Wachsmuth). Wachsmuths Bildern ist in Assoziation
ein Text von Auguste Blanqui aus dem Jahr 1872 unterlegt: L`Èternité
par les astres erzählt vom Verschwinden des Sternenlichts.
Weitere Arbeiten stammen neben anderen von Lisl Ponger, Tim Sharp,
Susanne Kriemann oder Gustav Metzger, dessen To Crawl into –
Anschluss, Vienna man sich kriechend zu nähern gefordert ist,
so man auf Erfahrung und Rezeption Wert legt.
Wenzel Mracek
Zur Tektonik der Geschichte im Forum Stadtpark ist - mit Unterbrechung
zwischen 23.12. und 8.1. - bis zum 15. Jänner 2006 zu sehen.
Informationen unter www.forumstadtpark.at
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Atlas von Innerösterreich erschienen |
Die Entstehung der Provinz Innerösterreich hat ihren Ursprung
in der Teilung der habsburgischen Herrschaftsgebiete in verschiedene
Einflussbereiche. Bruderzwist und Erbschaftsstreit im 14. und 15.
Jahrhundert führten immer wieder zu Teilungen der Erblande,
aus denen unter anderem jene Länder hervorgingen, die erst
im 16. Jahrhundert die Bezeichnung „Innerösterreich“
erhielten.
Joseph Carl Kindermann fertigte gegen Ende des 18. Jahrhunderts
detaillierte Karten über die gesamte Provinz Innerösterreich
an. Sie zeigen Innerösterreich mit seinen einzelnen Herzogtümern
und Grafschaften zu einer Zeit, als die politische Eigenständigkeit
dieser Region durch die Zentralisierungen des Habsburgerreiches
bereits zur Vergangenheit gehörte. - Der Archiv Verlag veröffentlicht
in einer Gesamt-Edition eine originalgetreue Reproduktion dieser
zwölf Karten. Dr. Gerhard Dienes und Prof. Bernd Schmidt lieferten
dazu detaillierte Beschreibungen und Kommentare zu jeder einzelnen
Karte.
Der Atlas von Innerösterreich wurde unter der Bezeichnung
„Karte der Provinz Innerösterreich oder die Herzogtümer
Steiermark, Kärnthen und Krain, die Grafschaften Görz
und Gradiska und das deutsche innerösterreichische Litorale“
vom 1744 geborenen Redakteur, Geographen und Kartographen Joseph
Carl Kindermann entworfen und herausgegeben. Der weitgereiste „Ahnherr
der steirischen Geographie“, der im Auftrag der Niederländisch-Ostindischen
Kompanie bis nach Südafrika und Ceylon gekommen war, hatte
1790 und 1798 Werke über Innerösterreich und die steiermärkische
Geschichte und Geographie herausgegeben.
Joseph
Carl Kindermann: Atlas von Innerösterreich.
Reprint des Originals aus den Jahren 1789-1797 aus dem Bestand der
Universitätsbibliothek Graz und der Österreichischen Nationalbibliothek
Wien, kommentiert von Dr. Gerhard Dienes und Prof. Bernd Schmidt.
Der Band enthält 12 Landkarten im Großformat von 69 x
64,5 cm sowie 12 Textblätter im Format 38,7 x 64,5 cm, Gesamtumfang:
54 Seiten. Limitierte Auflage von 499 Exemplaren. Subskriptionspreis
Eur. 178,- (bis zum 28.02.2006, danach Eur. 248,-)
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„Kinderkunstkalender“
von Grazer Kindern |
Für einen guten Zweck wurde das Projekt „Kinderkunstkalender
– Mit den Augen unserer Kinder“ des Amts für
Jugend und Familie ins Leben gerufen. Der Jahreskalender wurde von
12 Kindern im Alter von 3 Jahren bis 11 Jahren aus städtischen
Betreuungseinrichtungen – Kinderkrippen, Kindergärten
und Schülerhorten – gestaltet. Marianne Schaub vom städtischen
Kindergarten Arland zeichnet für die Umsetzung der Idee gemeinsam
mit der Werbeagentur Gerolf Wicher verantwortlich.
„Ich hoffe, dass der wunderschöne Kalender reißenden
Absatz finden wird – immerhin kommt der Reinerlös dem
Verein debra Austria „Schmetterlingskinder“ zu Gute“,
so Kinder- und Jugendstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl.
Der Kalender kostet Euro 10,- – davon gehen Euro 7,50 an
den Verein debra Austria „Schmetterlingskinder“.
In folgenden Kindergärten und Horten kann der Kalender erworben
werden:
Kindergarten Arland, Sonder-Hort Rosenhain, Hort Dominikanergasse,
Hort Wienerstraße, Hort Schönaugasse.
Weiter Informationen zu den Verkaufsstellen erhält man bei
Marianne Schaub unter Tel. 0 316/67 79 90.
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„12 Nächte in Europa“
– eine Ausstellung über die „raue Mitte des Winters“ |
Kobolde, Trolle, Perchten und GabenbringerInnen tummeln sich während
des Mittwinters in den Bräuchen und Ritualen quer durch Europa
und überall wird ein neugieriger Blick in die Zukunft gewagt.
„Die zwölf Raunächte, die 'Zwölften‘,
stellen einen jahreszeitlichen 'rite de passage‘ dar, eine
Zeit des Überganges, eine Zeit zwischen der Zeit, in der das
Alte beendet und Neues noch nicht begonnen wurde. Elemente, die
diese Zeit markieren, werden in der Ausstellung vorgestellt“,
erklärt Dr.in Eva Kreissl, Kuratorin für die volkskundlichen
Sammlungen am Landesmuseum Joanneum.
Kuratorin Eva Kreissl: „Raunächte sind europaweit
ein rite de passage“
Unterschiedliche mythologische Gestalten symbolisieren die Unsicherheit
während der Zeit des Überganges, in der andere Regeln
gelten als vor- und nachher: In Österreich ist es die Percht,
die ursprünglich als Schicksalsfrau und Seelenbegleiterin galt,
bis ihr Name ab dem 16. Jahrhundert auf die sie begleitenden Gestalten
übertragen wurde und zu einem folkloristischen Schaubrauch
geworden ist. In Italien werden in der Nacht vor Dreikönig
Umzüge der Weihnachtshexe Befana, die mit Frau Holle und mit
der russischen Babuschka verwandt ist, veranstaltet. In Griechenland
spielen Kallikantzari den Menschen übel mit und in Skandinavien
bedrohen kleine Hauskobolde den häuslichen Frieden –
in Dänemark, Schweden und Norwegen heißen sie Nisse oder
Tomte, in Island Jolasveinar.
Die Zeit zwischen der Zeit bietet sich aber auch zum Orakeln und
für einen Blick in die Zukunft. In einer stimmungsvollen Orakelnacht
begab sich das Grazer Volkskundemuseum kürzlich auf die Spuren
der traditionellen Zukunftsdeutung, wobei die alten Jahreswendtermine
(Andreas, Luzia und Thomas) und auch Barbara im Mittelpunkt standen.
Die Bedeutung des Luziatages, Fest der Hl. Luzia am 13. Dezember,
ist bei uns fast gänzlich in Vergessenheit geraten. Im 15.
Jahrhundert war der 13. Dezember der Tag der Wintersonnenwende,
bis diese im Jahr 1582 auf den 21. Dezember festgelegt wurde. Im
europäischen Norden – vor allem in Schweden – ziehen
am Vorabend des Luziatages weißgekleidete Mädchen mit
einem grünen mit Kerzen versehenen Kranz auf dem Kopf von Haus
zu Haus und verteilen kleine Gaben. Am folgenden Morgen weckt die
älteste Tochter die Familie. Sie trägt das weiße
Luziakleid und den Lichterkranz und bringt allen das Frühstück
ans Bett: Lussekatter, speziell geformte Safranbrote. Im Burgenland
ist diese helle Gabenspenderin, weiß gekleidet und verschleiert
und wird „Lutzlfrau“ genannt. Welche Bedeutung Luziazweige
und Luziaweizen haben und vieles mehr vermittelt die Ausstellung,
die mit einem umfangreichen Rahmenprogramm zu einer spannenden Entdeckungsreise
einlädt.
12 Nächte in Europa. Die raue Mitte des Winters.
Volkskundemuseum, Stöcklsaal, Paulustorgasse 13a, 8010 Graz,
noch zu sehen bis 2.2.2006.
Öffnungszeiten: Di – So 10.00 bis 18.00 Uhr, Do 10.00
– 20.00 Uhr, 24.12.2005 von 10-14 Uhr | 26.12.2005 / 1.1.2006
von 10-18 Uhr.
Infos: (0316) 8017-9899 | www.museum-joanneum.at
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Kurt Flecker: „Kulturpolitik
muss Barrieren abbauen“ |
Mit Kurt Flecker kündigt sich eine Wende in der Kulturpolitik
an: Weg von der Förderung von Allerwelts-Spektakeln, hin zu
einem gesellschaftspolitischen Verständnis
von Kultur. Aber: Bestehende Verträge lassen nur geringe Spielräume
für neue Schwerpunktsetzungen.
Im Rahmen einer Veranstaltung der Akademie Graz
konnte der neue Kulturressortchef seine Vorstellungen gegenüber
steirischen KulturjournalistInnen – Michaela Reichart, Steirerkrone;
Herwig Höller, Steiermark-Beilage des „Falter“;
Frido Hütter, Kleine Zeitung; und Wenzel Mracek, KORSO –
und einem den großen Minoritensaal bis zum letzten Platz füllenden
Publikum präsentieren.
Kultur-Ressortchef Kurt Flecker:
Will im Sinn des Kulturförderungsgesetzes Schwerpunkt auf Förderung
der Gegenwartskunst legen
Kulturpolitik habe immer mit Ideologie zu tun,
betonte Flecker einleitend; er stehe für eine Kulturpolitik,
die ihren Gegenstand als „gesellschaftliche Klammer“
begreife – also auch die üblicherweise von Kultur Ausgegrenzten
einzubeziehen versuche – und Toleranz fördere.
Soziale und psychologische Barrieren im Zugang müssten abgebaut
werden – womit nicht jene Schwellen gemeint seien, welche
die Qualität künstlerischen Schaffens ausmachten.
Gesetzlicher Auftrag: Förderung der
Gegenwartskunst
Die Steiermark sei derzeit ein kulturpolitisch „meinungsentwöhntes
Land“, er wolle diese „Enthaltsamkeit“ der Politik
nicht fortsetzen, betonte Flecker. Das Kulturförderungsgesetz
sehe mit der Förderung von Gegenwartskunst eine Schwerpunktsetzung
vor, die er auch zu exekutieren gedenke; in Verbindung mit der Knappheit
des Budgets sei dies auch der Grund für seine Weigerung, die
„Idomeneo“-Sonderproduktion der ,styriarte‘ mit
700.000 Euro zu unterstützen. Dem Einwand von Akademie-Graz-Präsident
Emil Breisach, man solle doch Sponsoren aus der Wirtschaft für
dieses Vorhaben finden, begegnete Flecker mit dem Beispiel der List-Halle:
Bei diesem „Attentat auf den Steuerzahler“ habe die
öffentliche Hand den Halleneigentümer gefördert,
damit dieser als Mäzen aufgetreten sei.
Für die freie Szene hatte Flecker wenig Tröstliches
parat: Er halte die Budgetverteilung – die er dem Publikum
bis ins Detail vorrechnete – für nicht gerecht, sei aber
durch bestehende Verträge gebunden; so könnten die Mittel
für die Bühnen Graz und das Landesmuseum Joanneum, die
zusammen deutlich mehr als die Hälfte des Budgets von 46,35
Mio beanspruchen, nicht einfach gekürzt werden. Er werde aber
nachdrücklich für eine deutliche Verkürzung der Fristen
bei der Behandlung von Förderungsansuchen eintreten.
Einen Hoffnungsschimmer gibt’s für
die qualitätsvolle Architektur: Er werde mit allen Mitteln
dafür kämpfen – „und das kann bis zur Klage
gehen, ganz egal, ob es sich dabei um ÖVP- oder SPÖ-Ressorts
handelt“, dass die bei öffentlichen Bauaufträgen
vorgesehene Summe von einem Prozent des Baubudgets für „Kunst
am Bau“ wirklich aufgebracht werde.
Verplanter Rundfunkschilling und Budget-Chaos
Im Gespräch mit KORSO einige Tage nach der Veranstaltung konkretisiert
Flecker seine Kritik an der bisherigen Handhabung des Landes-Kulturbudgets
nochmals: „Die Mittel aus dem Rundfunkschilling, die eigentlich
zweckgebunden für die allgemeine Kulturförderung vorgesehen
sind, sind zum allergrößten Teil so verplant worden,
dass sich daraus neue verpflichtende Budgetansätze entwickelt
haben – z.B. 1 Mio Euro für die Kulturservice GesmbH,
1 Mio für Cine Styria und 2,6 Mio jährlich für den
Abgang aus dem Betrieb des Kunsthauses. Zurzeit sind gerade mal
311.000 Euro für die allgemeine Kulturförderung übrig.“
Zumindest, was die Finanzierung des Kunsthaus-Defizits betrifft,
will Flecker in Hinkunft eine andere Lösung anstreben.
Zudem habe sich die Praxis der Bedeckungen „offenbar
chaotisch“ entwickelt – „um Subventionszusagen
zu erfüllen, wurden z.B. Sachaufwandsposten in Förderungen
umgewandelt.“ Als dann das Geld nicht mehr reichte, sei es
zu Vorgriffen auf das Budget der nächsten Landesausstellung
gekommen – „wenn ich nicht die Entscheidung getroffen
hätte, die Landesausstellungen nicht mehr jährlich durchzuführen,
dann hätten wir jetzt aufgrund dieser Praxis massive finanzielle
Probleme im Kulturressort.“ Nachsatz: „Wir werden einige
strukturelle Änderungen durchführen müssen, um mehr
Transparenz in die Förderungspraxis zu bringen und den Bestimmungen
des Kulturförderungsgesetzes zu entsprechen.“
Christian Stenner
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„Ja, damals…“
– Nachkriegskabarett in Anekdoten |
Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Wer befreit
uns wieder? Kabarett und Unterhaltungskultur in der Steiermark 1945-1965“
erinnerten sich Publikumslieblinge an die Anfänge des steirischen
Kabaretts. Bernd Schmidt, selbst als Autor und Komponist für
das Kabarett tätig, führte durch den heiteren Abend, der
längst vergangene Zeiten wieder auferstehen ließ und
Zeugnis für die Zeitlosigkeit guten Kabaretts ablegte.
(v. li.) Emil Breisach, Gerda Klimek, Bernd Schmid, Sepp Trummer
und Horst Goldemund erzählten selbst Erlebtes und Anekdoten
vom steirischen Nachkriegskabarett.
In Graz eröffnet schon am 21. November 1945
auf Initiative von Franz Paul Der Igel – Das kleine Zeittheater
in der Annenstraße 23 – das war nach dem Krieg der Beginn
einer eigenen Kabarettszene in Graz. Dort spielten u.a. Emmy Bergmann,
Heinrich Trimbur, Fritz Muliar und viel andere. Sepp Trummer berichtete
über diese Zeit von seinem Auftritt als „Laubfrosch“
im grünen Frack – dazu wurde das Chanson von der CD „Treffsicher“
mit historischen Aufnahmen eingespielt.
Emil Breisach erzählte vom „merkwürdigen“
Beginn seiner Karriere als Rundfunksprecher. Schon wenig später
schrieb er Conférencen und Sketches und bildete ein Funkkabarett-Ensemble.
Walter Koschatzky, der für das „Studentenbrettl“
komponierte und dort auch am Klavier begleitete, oder Fridl Althaller
unterstützten musikalisch sowie Gerda Klimek, Theo Herbst und
Walter Zitzenbacher mit Texten.
Gerda Klimek erinnerte sich an die vor Publikum
im Stephaniensaal aufgenommene Funkkabarett-Reihe Dies und das –
für jeden was und las Leserbriefe von damals vor. Die „Brettljaus‘n“
wurde von Dieter Gogg gestaltet, der Ende der 50er Jahre im „Würfel“
spielte, textete und komponierte. „Der Würfel“
wurde von Kuno Knöbl gegründet und spielte später
im neu errichten „Forum Stadtpark“. Breisach, damals
Präsident des Forum Stadtpark initiierte danach dort den „Forum
Zoo“ und später trat das Studentenkabarett „Der
Hammer“ unter reger Mitwirkung von Ex-Landesrat Schöpfer
und Günther Horvatek auf.
Horst Goldemund plauderte über seine „Tellerwäscher“-Zeit
in der Merangasse, erinnerte an den strengen Leiter Harald Kopp
und an Dietmar Wachter, den Pianisten, der immer zu spät kam
und dem sogar einmal der Mantel „anbrannte“, weil das
Piano zu nah am Ofen stand. „Der Tellerwäscher“
waren eines der längstdienenden Grazer Kabarett-Ensembles,
dem anfänglich auch Wolfram Berger, Horst Slippek oder die
gertenschlanke Gudrun Gröbelbauer angehörten. Mittlerweile
ist Goldemund bei den „Grazbürsten“ aktiv.
Die vom Österreichischen Kabarettarchiv (ÖKA)
mit Sitz in Straden gestaltete Ausstellung „Wer befreit uns
wieder?“ ist bis zum 31. Jänner 2006 in der Steiermärkischen
Landesbibliothek zu sehen.
Iris Fink / js
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Zwei Jahre Kindermuseum
FRida & freD |
In den zwei Jahren seit der Eröffnung ist es dem Grazer Kindermuseum
FRida & freD bereits gelungen, sich international zu positionieren,
was sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar macht. „Der großartige
Erfolg von FRida & freD hat alle meine Erwartungen übertroffen!
Mit dem Kindermuseum wollten wir eine begreifbare
Welt für Kinder schaffen, in der sie aus eigenem 'Erleben‘
Antworten finden“, freut sich Jugendstadträtin Tatjana
Kaltenbeck-Michl.
Dr. Ulrike Erhart (Grazer Wechselseitige),
Stadträtin Tajana Kaltnbeck-Michl, Mag. Katharina Hofmann-Sewera
(Grazer Stadtwerke), Mag. Jörg Ehtreiber (FRida & freD)
Internationale Anerkennung
„Man schaut auf Graz in Sachen Kindermuseum“, war die
einhellige Meinung bei der Hands-On!-Europe Konferenz der europäischen
Kindermuseen, die am Abschlusstag in Graz stattfand. Für viele
internationale Institutionen ist das Grazer Projekt zum Vorzeigeprojekt
geworden.
Die Stadt Graz hat die Errichtung finanziert und
stellt die Gelder für den ganzjährigen Betrieb zur Verfügung.
Elf Fixangestellte und 25 freie Dienstnehmer sind bei FRida &
freD beschäftigt. Daneben wurden langfristige Partnerschaften
mit Unternehmen realisiert. So haben bereits die Grazer Wechselseitige
Versicherung und die Grazer Stadtwerke FRida & freD seit der
Eröffnung im Jahr 2003 mit großzügigen Geldleistungen
unterstützt.
Selbsterfahrung mit „Kopfüber
Herzwärts“
Mit seinen fast 100.000 BesucherInnen in nur zwei Jahren nimmt FRida
& freD mittlerweile einen fixen Platz in der Grazer Museumslandschaft
ein. Immer mehr Kinder, Familien und LehrerInnen machen regelmäßig
vom dem Angebot Gebrauch.
Nach der erfolgreichen Märchenausstellung
„Rapunzel und der gestiefelte Hänsel“ plant FRida
& freD für das Jahr 2006 die Eigenproduktion „Kopfüber
Herzwärts“ zum Thema „Mensch“. Die BesucherInnen
sollen mit ihrem „Ich“ besser vertraut werden, sich
bewusster wahrnehmen und mit sich umgehen. FRida & freD berücksichtigt
den Bewegungsdrang der Kinder, daher sind in der Ausstellung „Kopfüber
Herzwärts“ eine Vielzahl von Elementen eingebaut, die
es den Kindern erlauben mit Hilfe von Bewegung die Grundlagen der
Selbsterfahrung zu erleben.
Infos: FRida & freD, Friedrichgasse
34, 8010 Graz, Telefon 0316 872 7700, www.fridaundfred.at
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9. Multikultiball im Jänner 2006 |
Eine Mischung aus heimischen und fremden Klängen sowie abwechslungsreiche
exotische Speisen machen diese Ballnacht für alle BesucherInnen
zu einem unvergesslichen Erlebnis. Am 28. Jänner 2006 ist es
wieder soweit – auf 4500 m² trifft sich an diesem Abend
die ganze Welt in der Universität Graz.
Initiatorin Angelika Vauti-Scheucher sorgt dieses Jahr für
eine besondere Überraschung: In Graz leben mittlerweile Menschen
aus mehr als 140 verschiedenen Nationen. Darum braucht auch der
Multikultiball mehr Raum für seine Reise um die Welt. Erstmals
zieht das rauschende Fest deshalb auch einige Räumlichkeiten
des ReSoWi-Zentrums ein. Dadurch vergrößert sich nicht
nur die Fülle an musikalischen und kulinarischen Schmankerln,
sondern auch die Zahl der Ballgäste.
Wer gerne zu einem Miteinander der Kulturen beitragen und sich
das Highlight der Ballsaison nicht entgehen lassen möchte,
sichert sich am besten gleich einen Multikulti-Baustein.
Ab Montag, dem 21.11. sind die Bausteine direkt beim Afro-Asiatischen-Institut
in der Leechgasse 22, 8010 Graz
(Mo – Do 9.00 – 12.00, Mo u. Do 14.00 – 16.00)
oder - wie schon seit einigen Tagen - über die Homepage www.multikulti.at
erhältlich.
Multikultiball am 28. Jänner 2006 | Einlass:
19.00 | Eröffnung: 21.00
Karl-Franzens Universität, Eingang ReSoWi-Zentrum (Zufahrt
Geidorfgürtel)
Weitere Informationen bei Katja Grach, Afro-Asiatisches-Institut,
Leechgasse 22, 8010 Graz | Tel. 0316 / 32 44 34
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Komödie über
Lebenslust contra Lebensfrust – im KIZ |
Louise, eine lebenslustige Kosmetikerin aus der Provinz
kommt nach Paris, um ihre Schwester zu besuchen, aber auch, um einen
Verleger zu treffen. Denn die Mittdreißigerin weiß nun
endlich was sie will: Romane veröffentlichen und vom Schreiben
leben! Natürlich geht es in ihrem Erstlingswerk um ihre eigene
Beziehung zu der Liebe ihres Lebens, zu dem „richtigen Mann“.
Nervös, überspannt aber auch voller freudiger Erwartung
steigt sie aus dem Zug.
Da hat Martine, ihre großbürgerliche und vom Leben frustrierte
ältere Schwester, bereits einen enervierenden Morgen hinter
sich: Ihr Mann hatte durch lautes Atmen die Frühstücksruhe
zerstört, der Sohn beim Abschiedskuss keine Rücksicht
auf ihren ständig schmerzenden Nacken genommen und hätte
das Dienstmädchen sie nicht erinnert, dann hätte sie auch
noch die Ankunft ihrer Schwester vergessen! Und die hat sich ausgerechnet
für den heutigen Samstag angekündigt, wo jeder Pariser
weiß, dass man dann partout keinen Parkplatz findet!
Martines Freude auf ein Wiedersehen mit der Schwester hält
sich in engen Grenzen, hektisch und übellaunig fährt sie
zum Bahnhof. Noch bevor die beiden aufeinander treffen ist klar:
diese Schwestern trennen Welten!
Es folgen drei Tage, in denen die überschwängliche Louise
die unterkühlte, ständig auf ihre gesellschaftliche Stellung
bedachte Martine auf eine schwere Probe stellt. Schließlich
muss sich Martine, am Rande mehrerer Nervenzusammenbrüche,
von ihrem Mann und ihren besten Freundinnen betrogen, die Frage
nach dem Sinn ihres Lebens und nach der Gültigkeit ihrer Werte
stellen.
Zwei ungleiche Schwestern (Les soeurs fâchées)
ab 16. Dezember im KIZ. Mit Isabelle Huppert, Catherine Frot, François
Berléand. Drehbuch und Regie: Alexandra Leclère. Kamera:
Michel Amathieu. Musik: Philippe Sarde. Frankreich 2004. 93 Minuten.
35mm. 1,85. Dolby Digital SRD. Ab 12.
Kino im Augarten, Friedrichgasse 24, 8010 Graz
| Karten und Informationen: 0316 / 82 11 86-0
In Zusammenarbeit mit dem KIZ – Kino im Augarten verlost KORSO
5 x 2 Eintrittskarten beim KORSO-Kulturquiz!
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IG-Kultur: Freie Kulturszene ist in
den Medien unterrepräsentiert |
Im Jüdischen Kulturzentrum bei der Grazer Synagoge
hielt die IG Kultur Steiermark Mitte November ihre Jahreskonferenz
ab, diesmal zum Thema Mediale Kulturberichterstattung. Der Tenor
der versammelten Kulturschaffenden: Trotz intensiver Presse- und
Medienarbeit sind sie mit ihrer Arbeit kaum in den Medien präsent.
Schon in den Arbeitsgruppen der Vorjahreskonferenz
beklagte man die mangelnde Präsenz lokaler Kultur- und Kunstproduktionen
in den Medien, Ankündigungsjournalismus und Berichterstattung
über Events hätten die fundierte Hintergrundinformation
abgelöst. Im Zuge zunehmender Kommerzialisierung der Medien
seien die Kulturredaktionen gezwungen, Etats zu kürzen und
nicht kommerziell verwertbare Inhalte zu ignorieren. Vor allem die
freien Kulturinitiativen seien von dieser Entwicklung betroffen,
so die IG Kultur in ihrer Aussendung zur Landeskonferenz, in der
aber auch ein gesteigertes Angebot der Kulturinitiativen und deren
wachsende Zahl vermerkt wird, demgegenüber der Raum für
Berichterstattung in den Medien nicht adäquat sei. Die Crux
in dieser Spiralbewegung von Kulturangebot und Berichterstattung
ist zudem, dass öffentliche Geldgeber die mediale Präsenz
von Initiativen und deren Programm als Leistungsindikator
zur Vergabe von Fördermitteln heranziehen.
Privatwirtschaftlich geführte Medien
haben keinen Kulturauftrag
Im Zuge einer Erhebung zum Kulturjournalismus in der Steiermark
befragte Eva Ursprung rund dreißig KulturjournalistInnen zu
deren beruflichem Selbstverständnis, dem Stellenwert der Kulturberichterstattung
in ihrem Medium, der Einschätzung gesellschaftlicher Bedeutung
von Kultur und zu konkreten Arbeitsverhältnissen. Aus der Zusammenfassung
dieser Erhebung geht erwartungsgemäß hervor, dass „den
regionalen Kunstschaffenden und Initiativen zumindest theoretisch
große Bedeutung zugestanden wird“. Vor allem aber die
Befragten der drei überregionalen Medien (Kurier Wien, Der
Standard, Salzburger Nachrichten) sehen ihre Funktion nicht darin,
über Regionales zu berichten, während alle anderen ihr
Bemühen bekundeten, der lokalen Szene gebührenden Platz
einzuräumen. In der anschließenden Publikumsdiskussion
mit geladenen Journalisten leiteten Thomas Trenkler (Der Standard)
und Michael Tschida (Kleine Zeitung) ihre Statements mit der Feststellung
ein, sie seien Vertreter privatwirtschaftlich geführter Medien,
die anders als der ORF keinen Bildungs- und Kulturauftrag zu erfüllen
hätten, zudem, so Tschida, sei der Kulturteil der Kleinen Zeitung
vor zwei Jahren um eine Seite erweitert worden.
Journalismus-Förderung statt Presseförderung
Neues Einhelliger Tenor: Aufgrund der vielen Initiativen und des
geringen Platzangebotes sei es immer weniger möglich, Programme
der lokalen Kulturschaffenden medial zu begleiten. Daher sei von
Kulturpolitikern zu fordern, die Subventionsvergaben nicht von der
Medienpräsenz abhängig zu machen.
Jahreskonferenz der IG Kultur:
Die Anliegen der freien Kulturszene gehen im maingestreamten Medienmarkt
schnell mal unter
Was für die in der Studie als „kleine“
bezeichneten Kulturinitiativen gilt, kann adäquat auch auf
kleine Medien angelegt werden: Zurzeit besteht die Gefahr einer
Spirale, nach der sich die Berichterstattung auf Kulturveranstalter
konzentriert, die sich große Veranstaltungsorte und dementsprechend
große Promotion leisten können. Ähnlich sind die
kleineren Medien eben auf diese Veranstalter mit vergleichsweise
großem PR-Budget angewiesen. KORSO-Herausgeber Christian Stenner
betonte bei der Konferenz, dass sich das marktverursachte Ungleichgewicht
seit dem Wegfall der Landespresseförderung und angesichts der
Tatsache, dass die Wiener Stadtzeitung Falter und die Kleinen Zeitung
Beilagen aus Mitteln des Landes finanziert bekommen, weiter verschärft
habe. Die Möglichkeiten kleiner Medien, über den sozialen
und kulturellen Non- oder Low-Profit-Sektor zu berichten, seien
entsprechend gesunken. Um diesem Marktversagen beizukommen schlug
er in der Diskussion ein Journalismus-Förderungs-Modell vor,
wonach nicht wie mit der abgeschafften „alten“ Presseförderung
„bedrucktes Papier, sondern journalistische Leistung und Qualifizierung“
gefördert werden sollten – etwa durch Förderung
der Anstellung von JournalistInnen mit entsprechenden Sockelbeträgen
für kleinere Medien und von Qualifizierungsmaßnahmen.
Finanziert werden könnte diese Journalismus-Förderung
aufkommensneutral durch Abschaffung der anachronistischen Presseförderung
für Parteimedien.
Wenzel Mracek
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Literaturpreis der Akademie
Graz – „The Blitz Experience“ |
Bei einem Literaturpreis weiß man ja nie, wie toll die unbekannten
Verlierer waren. Aber bei „The Blitz Experience“, dem
Siegertext für den Literaturwettbewerb der Akademie Graz 2005,
hat man das sichere Gefühl, dass Bettina Balàka Sieg
und den vom Bundeskanzleramt gestifteten Preis absolut verdient.
Sie nimmt das Thema der Akademie „Österreich heute: 50
Jahre nach dem Staatsvertrag“ zum Anlass, um eine ganz allgemeine
und sehr aktuelle Thematik zu behandeln. Wobei Emil Breisach, Präsident
der Grazer Akademie, in seiner gepflegten und routinierten Einleitung
darauf hinwies, dass es diesmal deutlich weniger Einsendungen zu
dem sperrigen Thema gegeben habe.
Akademie-Graz-Preisträgerin Bettina Balàka:
Gegen die Disneyfizierung von Geschichtsbetrachtung
Balàkas Ausgangspunkt sind nicht, was vielleicht nahe liegend
gewesen wäre, Bilder oder Filme, sondern das Heeresgeschichtliche
Museum Wien und vor allem das War Museum in London. Wie lassen sich
Krieg und Grauen darstellen? Wie kippt Aufklärung in Geschmacklosigkeit?
Wie authentisch können Erinnerungs- und Leidensarbeit im inszenierten
Rahmen sein? Wie geht eine Zivilisation, die sich an der ästhetisch-ideologischen
Vorlage von Disney-World orientiert, mit dem historischen Horror
oder Schuld und Sühne um? Wobei Bettina Balàka für
Österreich zunächst die Möglichkeit ausschließt,
Disney-Strategien zur Aufarbeitung der Geschichte heranzuziehen
(wie sie etwa im Londoner War Museum Verwendung finden). Bis sie
Robert Menasse in London hört, der sich über Konzepte
zum österreichischen Gedenkjahr erregt. In Wien soll eine Bombennacht
inszeniert oder der „Belvederebalkon“ durch die Bundesländer
geschickt werden, um den Bundesbürgern endlich eine Chance
zu geben, „Österreich ist frei!“ zu rufen. Daraus
wurde nichts, wie man weiß. Balàka verschärft
ihre Perspektive bis ins Persönliche. Sie erzählt, wie
sie per Zigarette (vielleicht) Brandalarm, Evakuierung und Feuerwehreinsatz
in ihrem Hotel auslöst, ihre (mögliche) Mitschuld verschweigt
und damit in die Rolle eines (möglichen) Opfers und Mittäters
zugleich gerät. Ein toller Text, den man in den neuen Lichtungen
Nr. 104 nachlesen kann und für den Balàka am 9. Dezember
gemeinsam mit Franz Schuh auch die „Auszeichnung für
literarische Gedankenblitze im aufgezogenen Jubelgwölk“
erhalten wird – einen einmaligen von 11 großen österreichischen
Literaturveranstaltern gestifteten Preis.
Der zweite Preis; diesmal vom Land Steiermark, ging an Robert Riedl
für eine sensible Prosa, die Vergangenheitsbewältigung
und Anamnese halluzinatorisch und zugleich mit trockenem Understatement
schildert. Mit dem drittgereihten Christopher Ebner, der seinen
Preis von einem sichtlich beeindruckten Stadtrat Miedl überreicht
bekam, hatte die Jury, bestehend aus Christine Wiesenhofer (Steirische
Verlagsgesellschaft), Markus Jaroschka (LICHTUNGEN) und Georg Petz
den einzigen „Newcomer“ ausgewählt. Der Germanist
und Historiker versuchte in „Staatverträglichkeiten:
eine Nachschrift“, dem einzigen „reinen“ Essay
des Abends, Rechtslogik und historische Widersprüchlichkeiten
des Staatsvertrages in ihren Auswirkungen auf das gesellschaftliche
Umfeld und die österreichische Identität festzumachen.
Diese beiden Texte werden in den nächsten Nummern der LICHTUNGEN
nachzulesen sein. Ein Themenschwerpunkt der Akademie Graz für
das Jahr 2006 wird die „Vision Europa“ sein; ein Thema,
dem die Akademie Graz auch schon am 14.1. eine Veranstaltung mit
Experten wie Busek, Sowboda und Voggenhuber widmet.
Willi Hengstler
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„Nestwärme“:
Eine basisdemokratische Inszenierung der Little Drama Boyz |
„Nestwärme I-IV“: Das im Rahmen des herbst-Festivals
des Forums Stadtpark aufgeführte Stück erzählt von
Träumen, die den Realitätscheck nicht bestehen konnten,
von gescheiterter Beziehung und gescheiterter Erziehung, von der
Unfähigkeit zu lieben und der Verwandlung revolutionärer
Ideen in Kunstprojekte und schließlich deren Kommerzialisierung.
Eine gelungene Aneinanderreihung verschiedener Erzählstränge,
die einander treffen, wieder auseinander gehen, nur um sich wieder
zu treffen, eine Mischung aus improvisierter Musik, einstudiertem
Text und improvisiertem Spiel.
Die „Little Drama Boyz“ (Johannes Schrettle, Wolfgang
Lampl und Team) haben das Stück auf Grundlage eines Textes
von Johannes Schrettle mit professionellen und LaienschauspielerInnen
in demokratischer Arbeitsweise inszeniert – ein Procedere,
das von allen Beteiligten als spannend, wenn auch nicht immer friktionsfrei
bezeichnet wird. Das Ergebnis der Arbeit ist sehenswert; die Vielzahl
der Anspielungen im Text kann allerdings wahrscheinlich nur von
Insidern wirklich verstanden – oder aber von den ZuschauerInnen
auf ihre persönliche Lebenswelt bezogen werden.
Dass von manchen Teilen des Publikums Sexismus-Vorwürfe gegenüber
der Produktion laut wurden, muss auf ein grobes Missverständnis
zurückzuführen sein: Wenn Sexismen dargestellt werden,
so als Spiegelbild der auch im „freien“ Kunstbereich
nicht so heilen Welt.
Johanna Muckenhuber
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Romeo und Julia im Next
Liberty |
Die Adaptierung des Shakespearestückes von Steffen Höld,
unterstützt vom Industrial-Beat-Sound des Komponisten Jean
Baptiste Marchand bietet spannungsgeladenes und eindrucksvolles
Theater.
Das herausragende Bühnenkreuz dient als „Laufsteg der
Leidenschaften“, die grundsätzliche Eitelkeit der Figuren
wird mit großer Präzision und einem hohen Maß an
Bewusstsein ausdrucksvoll in Szene gesetzt. Ein Großteil des
Stückes wird musikalisch begleitet, Musik und Text verdichten
sich in einer Art „Rockoper“. Beatrice Boca besticht
als empfindsame Julia, Matthias Lier als leidenschaftlicher Romeo,
in den weiteren Rollen zeigen Christian Strasser als Mercutio, Johannes
Schedl als Lorenzo und Susanne Zöllinger als Lady Capuleta
hohe Musikalität, Rhythmusgefühl und hervorragendes Spiel.
Diese Fassung von Romeo und Julia bietet die Möglichkeit
sich Shakespeare zu Gemüte zu führen, ohne vom romantisch
verklärten „Klimmbimm“ der Schlegel-Tieck-Übersetzung
beeinflusst zu werden, erklärt Regisseur Steffen Höld:
„Shakespeare war alles andere als ein Romantiker. Eigentlich
ist er Brecht näher als z.B. Novalis.“ Weiters wird auf
den moralischen Zeigefinger verzichtet, es wird eine spannende Geschichte
erzählt, wie sie sich zugetragen hat und wie sie jederzeit
wieder stattfinden könnte.
Aufführungen von „Romeo und Julia“:
Next Liberty, Kaiser-Josef-Platz 10, 8010 Graz.
Mittwoch 7.12 (10:30 u. 19:30 Uhr), Freitag 16.12. (19:30), Mittwoch
21.12 (10:30 u. 19:30)
Mittwoch 11.Jänner 2006 (19:30), Freitag 13. Jänner (19:30).
Tickets: 0316 8000 | Weitere Informationen: www.theater-graz.com
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Im Next Liberty gackern
die Hühner! |
Vorhang auf für die Superwoman der Hühnerwelt!
Wer humpelt im Kampf für die Freiheit? Wer bildet
Banden zwischen Tieren aller Art? Wer rettet die Armen und Unterdrückten?
Kikirikiii! Es ist:
Superhenne Hanna, der Robin Hood der Hühnerwelt!
„Nicht gackern, handeln!“ ist die Devise in der Uraufführung
von Felix Mitterers Kampf der Hühner gegen nicht artgerechte
Tierhaltung. In einer farbenfrohen Inszenierung von Michael Schilhan
und frecher Ausstattung von Alexia Redl gackern und singen die Hühner
um ihre Freiheit (Musik: Maurizio Nobili).
Superhenne Hanna ist 99 Jahre alt, also ein Dinosaurier unter den
Geflügeltieren. Als sie erfährt, dass abertausende ihrer
Kolleginnen in kleinen Drahtkäfigen eingesperrt sind, um so
kostengünstigere Eier zu produzieren und noch nie die Sonne
gesehen haben, startet sie gemeinsam mit dem Fuchs Bartl eine großangelegte
Befreiungsaktion. Da schaut der Bauer Klotzinger aber, dass sogar
der Fuchs auf Seite der Hühner ist. Und richtet nach vielen
spannenden Ereignissen schlussendlich ein Freilaufgehege für
seine Hühner ein.
Superhenne Hanna: Ein Appell an das ökologische Gewissen,
eine Parabel auf den menschlichen Mut und die Beschäftigung
mit der immerwährenden Frage nach dem Mut zur Freiheit. Nicht
nur für die ganz Kleinen und mit spritzigen Liedern! Flieg
mit in die Freiheit!
Superhenne Hanna von Felix Mitterer | Uraufführung
Ab 8 Jahre
Mit: Caroline Athanasiadis, Beatrice Boca, Susanne Zöllinger,
Markus Hamele, Martin Niederbrunner, Helmut Pucher, Johannes Schedl
Premiere: 21. Jänner 2006, 15.30 Uhr im Next Liberty, Kaiser
Josef Platz 10, Graz
Der Autor Felix Mitterer ist bei der Premiere anwesend
Tickets: T 0316/8000 | tickets@theater-graz.com
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Medien beobachten Medien |
Zur Eröffnung der 7. Medien und Architektur Biennale Graz 2005
– 2007 in Kooperation mit Ausstellung und Symposion Postmediale
Kondition der Neuen Galerie stellte Peter Weibel die Entwicklung
der Medienkunst in Kurzform dar: Nachdem der Künstler ursprünglich
damit beschäftigt ist, die Außenwelt zu beobachten, bedient
er sich in der Darstellung seiner Beobachtung naturgemäß
diverser Medien oder schlicht Werkzeuge. Technologischer Fortschritt
führte zum Einsatz von Fotografie oder Film und in weiterer
Folge zur Entwicklung und Anwendung der Neuen Medien, die in einer
ersten Phase im weitesten Sinn als Dokumentationsinstrumente des
Beobachtens von Außenwelt oder definitionsbedingter Wirklichkeit
eingestzt wurde.
Hans Weigand:
Religion ist Opium fürs Volk (2002), Stofffahne, Computer,
Flatscreen, 400 x 350 cm
Seit den 1970er-Jahren hat eine „erste Generation“
von österreichischen Medienkünstlern, wie sie Peter Weibel
in Styrian Window bezeichnet, mit Valie Export, Friederike Petzold,
Richard Kriesche, Weibel oder Peter Gerwin Hoffmann u.a. einerseits
die konzeptuelle Verwendung dieser Neuen Medien, Video und konzeptuelle
Fotografie in den erweiterten Kontext der bildenden Kunst eingeführt
und andererseits das „demokratische Potential“ dieser
Medien - als gesellschaftsanalytische Mittel - vorgestellt. In Österreich
entstand in der Folge aber auch eine Richtung spezifischer Formen
der Medienkunst, die inzwischen international immer aktueller wird,
eine Tendenz, die als „postmedialer Zustand“ bezeichnet
werden kann und die durch zwei Phasen gekennzeichnet ist: Die Gleichwertigkeit
der Medien und folgend das Mischen der Medien. Gleichwertigkeit
meint rückblickend die Akzeptanz von Fotografie, Video, Film
gegenüber den traditionellen Genres Malerei und Plastik, während
es in der zweiten Phase um eine Vermischung der spezifischen technischen
und formalen Möglichkeiten dieser Medien ging. Die dritte und
aktuelle Phase der Medienkunst zeichnet sich nach Weibel nun dadurch
aus, dass der Künstler mittels Neuer Medien dieselben wiederum
beobachtet, und daraus Wirklichkeit durch mediale Intraspektion
(sic.) generiert wird. Wenn Jean Baudrillard in seiner Monografie
Der symbolische Tausch und der Tod (1976) von Hyperrealismus und
Simulation spricht, nach denen Wirklichkeit medial nicht repräsentiert,
vielmehr eine zweite Wirklichkeit – ein Simulakrum –
hergestellt wird, müsste man mit Weibel nun von der Bobachtung
dieses Simulakrums durch ebendiese Medien sprechen, die es verursacht
haben.
Annja Krautgasser: IP-III (2003), Netzinstallation
Generell sind Tendenzen in der bildenden Kunst zu beobachten, nach
denen Interferenzen zwischen den Medien und deren Mischen zu Innovationen
wiederum innerhalb der Mittel Fotografie, Video, aber auch Malerei
und Plastik führen - und alle Disziplinen entwickeln sich weiter
durch technologische Innovation. Die Interpretations-Hypothese der
so entstandenen neuen Kunstformen basiert also auf dem ihnen zugrunde
liegenden binären Code, die zu entschlüsselnde Ästhetik
wären Algorithmen und/oder Programme.
In der von Christa Steinle, Elisabeth Fiedler mit dem wissenschaftlichem
Beirat Peter Weibel kuratierten Ausstellung Postmediale Kondition
– Arco 2006 werden 41 Positionen gezeigt, die künstlerische
Konsequenzen aus diesen Bedingungen reflektieren und über formale
Erweiterung der Neuen Medien eine erweiterte Ebene in die Kunst
einbringen.
Kontinuierlich etwa überschneidet Hans Weigand die Grenzen
zwischen Medien und Techniken, die einander gegenseitig bedingen.
Religion ist Opium fürs Volk (2002) besteht aus einer Stofffahne,
einem Computer und einem Flachbildschirm, auf denen eine inhaltliche
und formale Verweisstruktur basiert in deren nicht linearer Erzählung
Popkultur neben religiöser und politisch ideologischer Ikonografie
existiert. Constantin Luser dagegen unterläuft die Bedingungen
der Medienkunst indem in seiner Zeichnung Ohne Titel (die schwierigste
aller Zeichnungen) (2005) auf seine in Graz und zuletzt in Moskau
installierte Lichtschreibmaschine rekuriert: Diese ohnehin schon
ironische Low-Tech-Konstruktion wird zum Zentrum einer aus der Erinnerung
verfassten Re-Konstruktionszeichnung und darin um die logistischen
und klimatischen Bedingungen des Aufbaues in Moskau zu Jahresbeginn
erweitert.
Weiters und neben anderen mehr vertreten sind Arbeiten von Barbara
Caspar, Thomas Feuerstein, G.R.A.M., Peter Kogler, Brigitte Kowanz,
Hans Kupelwieser, Gerwald Rockenschaub und Hans Schabus. Die Ausstellung
wird anlässlich des österreichischen Länderschwerpunktes
bei der internationalen Kunstmesse ARCO in Madrid von 8 Februar
bis 26. April gezeigt.
Wenzel Mracek
Postmediale Kondition – Arco 2006 im 1.
Stock der Neuen Galerie, Sackstraße 16, 8010 Graz, ist bis
zum 15. Jänner 2006 zu sehen. Ausstellungskatalog: E. Fiedler,
Ch. Steinle, P. Weibel (Hg.): Postmediale Kondition. ISBN 3-902241-14-4.
Informationen unter www.neuegalerie.at
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KORSO
zum Gedankenjahr 2005 |
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Die Toten von Bretstein:
Auf den Spuren vergessener Biografien |
Als die Grazer Romanistin Eva Feenstra vor eineinhalb Jahren damit
begann, die Lebensgeschichten jener republikanischen Spanier zu
rekonstruieren, die in den Jahren 1941/42 im KZ-Außenlager
Bretstein ermordet worden waren, war ihr „wohl bewusst, dass
es sich um ein schwieriges Unterfangen handeln würde“.
Eine dieser fünf gewaltsam abgebrochenen Biografien, jene von
Pedro Noda de la Cruz, schilderte sie am 11. November im Rahmen
der vom „Verein KZ-Nebenlager Bretstein“ organisierten
Veranstaltungsreihe zeitgerecht. Berndt Luefs Jazztett Forum Graz
sekundierte mit einer eigens geschriebenen Komposition.
Eva Feenstra
vom Romanistikinstitut der Karl-Franzens-Universität hat
u.a. eine Homepage mit Biografien spanischer Bretstein-Häftlinge
eingerichtet.
Dass Feenstra Nodas Lebensgeschichte zu rekonstruieren imstande
war, verdanke sie einer glücklichen Fügung, wie sie, bei
der bestens besuchten Veranstaltung im Gasthaus Beren im obersteirischen
Bretstein, unweit jenes Ortes, an dem Noda begraben liegt, zu erzählen
wusste. Nachdem sie die Namen aller am Ortsfriedhof begrabenen republikanischen
Spanier im Internet veröffentlicht hatte, meldete sich Pedro
Noda III – der Enkel Pedro Nodas. Er, der ursprünglich
Informationen zu seiner eigenen Person suchte, stieß unversehens
auf Feenstras Homepage und erfuhr auf diese Weise erstmals vom gewaltsamen
Tod seines Großvaters.
60 Jahre im Ungewissen
Noda de la Cruz – 1913 in Yaiza (Lanzarote) geboren –
erlebte den francistischen Putsch gegen die spanische Republik als
23-jähriger. Über Umwege schloss sich der Fischer den
Truppen der Republik an, nach deren Niederlage er nach Frankreich
flüchten musste, wo er bis zu seiner Deportation ins KZ Mauthausen
und dem darauf folgenden Weitertransport in dessen Außenlager
Bretstein, auch blieb.
Pedro Noda de la Cruz in einem Lager in Frankreich (1. Reihe,
Zweiter von links)
Nodas Familie wusste zumindest um seine letzten beiden Stationen
und die Umstände seines Todes – er wurde am 6. Mai 1942
im Alter von 28 Jahren nach einem Fluchtversuch aus dem Lager Bretstein
erschossen – bis vor kurzem nicht Bescheid. Ein Umstand, der
für Angehörige republikanischer Spanier im Übrigen
nicht unüblich ist, galten sie doch als „staatenlos“
und „Vaterlandsverräter“. Die faschistische Diktatur
Francos hatte demnach auch kein Interesse an der Klärung der
Schicksale der zumindest 12000 so genannten „Roten“,
die nach der Besetzung Frankreichs durch die Nazis 1940 in deutsche
KZs deportiert worden waren. Davon betroffen war nicht zuletzt Nodas
Ehefrau Candelaria, die dieser noch inmitten der Wirren des Bürgerkriegs,
1937, geheiratet hatte. Sie sollte nicht mehr erfahren, wo und wie
ihr Mann starb. Ihr Tod im Jahr 1999 kam dem zuvor. Der heute 67-Jährige
gemeinsame Sohn – Pedro Noda II – hatte seinen Vater
nie kennen gelernt.
Musikalisches Zeugnis der Geschichte
Berndt Luef, begnadeter und politisch engagierter Jazzer, verarbeitete
diese Geschichte, von der er erstmals im Mai erfahren hatte, in
seiner Komposition „Pedro Noda de la Cruz“. Deren Uraufführung
durch das Jazztet Forum Graz geriet zu einem beklemmenden musikalischen
Zeugnis vergessener Zeitgeschichte. Ebenso wie Luefs „Epitaph“,
eine Komposition, die 2001 im Zuge der „Akte Erzberg“
entstanden ist und im Anschluss aufgeführt wurde. Zuvor noch
ergänzte Feenstra ihre Ausführungen durch eine Lesung
aus den Erinnerungen des Bretstein-Häftlings José de
Dios Amill.
– sts –
Links:
http://www-gewi.uni-graz.at/staff/feenstra/bretstein_web/index_bretstein.html
http://www.gedenkstaette-bretstein.at
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Geschichtliche Spurensuchen des Vereins
Clio |
„Todesmarsch Eisenstraße 1945“
Eines der größten nationalsozialistischen Verbrechen
in der Steiermark jährte sich heuer zum sechzigsten Mal: das
Massaker an ungarischen Juden am Präbichl. Bereits 2004 wurde
in Anwesenheit von zwei Überlebenden ein von Eisenerzer SchülerInnen
entworfenes Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer enthüllt. Anlässlich
des „Tags der Menschenrechte“ stellt der Verein Clio
das Buch „Todesmarsch Eisenstraße 1945“ vor, das
den Terror, die Handlungsspielräume und den Prozess der Gedenkarbeit
dokumentiert und diskutiert mit den Autoren Mag. Christian Ehetreiber,
Mag. Dr. Heimo Halbrainer und Univ. Prof. Dr. Peter Strasser über
zentrale Fragestellungen des Bandes: Welche Bedingungen machen aus
Menschen Mörder? Wie können in Politik, Wirtschaft und
Bildung Handlungsspielräume genützt werden, um Verbrechen
gegen die Menschlichkeit endgültig zu überwinden?
Montag, 12. Dezember 2005, 19.00 Uhr, Stadtmuseum Graz, Sackstraße
18, 8010 Graz
Das Massaker an ungarischen Juden am Präbichl 1945
war eines der schlimmsten nationalsozialistischen Verbrechen in
der Steiermark
Zwischen Österreich und New York
Die filmische Dokumentation „continental divide – geteilte
leben“ befasst sich mit dem Schicksal österreichischer
jüdischer Flüchtlinge vor dem Nationalsozialismus, deren
Leben in Österreich vor dem „Anschluss“, ihrer
Flucht, ihrem Neuanfang in einem neuen kulturellen Umfeld, ihrem
jetzigen Leben in New York City und ihrem Verhältnis zum Österreich
von heute.
Mittwoch, 18. Jänner 2006, 19.00 Uhr, Film/Regiegespräch
mit Mag. Dr. Andrea Strutz (Historikerin, Graz)
Jüdisches Kulturzentrum Graz, David Herzog Platz 1, 8020 Graz
Infos: T (0316) 89 07 59 15 | www.clio-graz.net
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Feuilleton |
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Return to Sender Vielfältig
sind die Methoden, am Schreiben eines Briefes zu scheitern. Mit dem
Niedergang der deutschen Sprache, der durch elektronische Medien und
von der deutschsprachigen Rechtschreib-reformkommission hurtig vorangetrieben
wird, gelingt auch das Scheitern in der Korrespondenz immer perfekter.
Von Werner Schandor |
Als das E-Mail die Büros und Heim-PCs eroberte,
wurde dem Brief auf Papier schon das Ende prophezeit. Doch Totgesagte
leben länger. Insgesamt wird die Österreichische Post
AG im Jahr 2005 rund 1 Milliarde Briefe zugestellt haben, das sind
zwischen 10 und 15 Millionen Briefe pro Tag, sagt Michael Homala,
der Unternehmenssprecher der Post. Die Zahl der Briefsendungen ist
seit 5 Jahren stabil, Umschichtungen sind allerdings bei der Art
der Briefe zu verzeichnen. Dem Rückgang privater Offline-Korrespondenz
steht ein Zuwachs an Geschäftsbriefen gegenüber, und diese
Tendenz kann vermutlich jeder aus eigener Anschauung bestätigen:
Der Briefkasten – oder wie es korrekt heißt: das Hausbrieffach
– spuckt nur noch Rechnungen, Werbungen und Geschäftsangebote
aus. Eine Ansichtskarte von einem Freund oder Familienmitglied ist
bereits das höchste der Gefühle privater Korrespondenz
geworden. – Kein Wunder, wenn es mit der Kunst des Briefeschreibens
trotz gleich bleibender Versandmengen bergab geht. Vier Beispiele
aus einem Zeitraum von fünf Wochen illustrieren, wie vielfältig
die Möglichkeiten des Scheiterns auf diesem Gebiet sind und
wie rapide der Verfall der Briefkultur voranschreitet.
Brieflich scheitern 1 – Die Anschrift
und Anrede
Im Oktober erreichte mich ein Schreiben des Grazer Büros
für Lohn- und Gehaltsverrechnung Resultatio, das mir seine
Dienste zur Durchführung der Lohnverrechnung meiner Mitarbeiter
anbot. Der Brief war an „Schadner Mag. Werner“ gerichtet
und begann daher auch mit den klassischen Worten: „Sehr geehrter
Herr Mag. Schadner“ …
Mit dieser schlichten Anrede hat die Firma Resultatio
in ihrem Werbebrief das Scheitern besonders schön vollzogen,
denn kein Adressat sieht seinen Namen gerne verhunzt, noch dazu
wenn es sich um einen so schönen, klingenden, vom Ur-Ur-Ur-Opa
väterlicherseits aus Ungarn ererbten handelt. Fazit: KO in
der ersten Runde für die Briefeschreiber von Resultatio.
Brieflich scheitern 2 – Die Umgangsform
Mitte November fand sich ein Schreiben der Sozialversicherungsanstalt
der Gewerblichen Wirtschaft (SVA) in meinem Briefkasten. Es handelte
sich um den „FRAGEBOGEN zur beitragspflichtigen Mitversicherung
(§ 27c GSVG)“. Auf dem Formular waren meine Sozialversicherungsnummer
und die meiner Angetrauten in den entsprechenden Feldern eingesetzt,
der Rest des Formulars war unausgefüllt, und als Begleitschreiben
war ein kleines grünes Post-it auf das Papier geklebt. Auf
das Post-it hatte jemand mit Kuli geschrieben: „ausgefüllt
rücksenden“, und das war alles, was sich die SVA an Kommunikation
mit ihrem Beitragszahler abringen konnte.
Meine Ansprüche an zwischenmenschliche Umgangsformen
sind im Allgemeinen nicht besonders hoch. Aber ich habe es gerne,
wenn man Hallo und Pfiati zu mir sagt und nicht zu Begrüßung
oder Abschied bloß die müden Augenlider ein wenig hebt,
wie es im Umfeld von Graz 2003 kurzfristig in Mode geraten war.
Ebenso hätte ich mich bei dem Schreiben der SVA sehr über
ein bisschen Ansprache gefreut, und gerne hätte ich beispielsweise
auch gewusst, wie der Mensch heißt, der mit mir Kontakt aufnehmen
wollte. Sollte nicht sein. Um allerdings der behördlichen Unsitte
des Post-it-Ersatzbriefes ohne Grüß Gott und Auf Wiedersehen
keinen Vorschub zu leisten, lasse ich dieses Schreiben einfach unbeantwortet,
bis ich einen gescheiten Brief von der SVA bekomme.
Brieflich scheitern 3 – Die Information
Ich fühlte mich nicht schlecht geehrt, als ich am 23. Oktober
einen Brief erhielt, der gleich von zwei Ministern unterschrieben
war: Karl Heinz Grasser und Martin Bartenstein hatten ihre Namen
und ihre eingescannte Unterschriften auf das Schreiben setzen lassen,
mit dem sie mich (und vermutlich Tausende andere) auf den Gründertag
„Unternehmen Sie was!“ aufmerksam machen wollten. In
einem Mischmasch aus alter und neuer Rechtschreibung formulierten
sie: „Um Ihnen den Weg in die Selbständigkeit [alte Rechtschreibung]
zu erleichtern [hier kann nach neuer Rechtschreibung tatsächlich
der Beistrich ausbleiben] bieten wir erstmalig die Gelegenheit,
sämtliche Förder- und Beratungsstellen zur selben Zeit
an einem Ort – ganz in Ihrer Nähe – kostenlos in
Anspruch nehmen zu können.“ – Ja, das hätte
mich prinzipiell schon interessiert, wenn mir die Herren Minister
nur verraten hätten, wo dieser wunderbare Ort liegt. Doch dazu
gab es in ihrem Brief nicht die Spur eines Hinweises. Aber es war
auch schon egal, denn der Gründertag „Unternehmen Sie
was!“ am 20. Oktober 2005 war bereits Geschichte. Der Brief
kam, wie gesagt, erst am 23. Oktober bei mir an. Macht nichts, meine
Herren Minister! Ich hätte ja noch die von Ihnen ignorierte
steirische Gründermesse am 26. Oktober – ganz in meiner
Nähe – besuchen können.
Brieflich scheitern 4 – Das Timing
Schon blöd, wenn die Post zu spät zugestellt wird. Aber
noch blöder, wenn sich zwischen Aufgabe und Zustellung eines
Briefes Dinge ereignen, die den Inhalt des Schreibens in seltsames
Licht tauchen. So ist es der BAWAG-PSK Ende Oktober 2005 ergangen.
Die Bankengruppe verschickte an die PSK-Kunden eine Broschüre
mit dem Titel „Das kleine 1 x 1 der Wertpapiere. Wir holen
mehr für Sie raus.“. Das sehr gut formulierte Begleitschreiben
zur Broschüre richtete sich einfühlsam an Aktien-Nackerpatzeln
wie mich und schloss durchaus verlockend mit dem Satz: „Wir
beraten Sie, wie Sie Ihr Geld ertragreicher für sich arbeiten
lassen können!“ Das Blöde war nur – und die
Pointe haben Sie vielleicht schon erraten –, dass dieser Brief
ausgerechnet in jener Woche bei den BAWAG-PSK-Kunden einlangte,
als die Schlagzeilen voll waren von jenen 425 Millionen Euro, die
die BAWAG-Spitze mit ihrem Kredit an einen maroden US-Börsenfuzzi
in den Sand gesetzt haben. Ein nicht gerade vertrauensbildender
Vorfall. Man kann sich ausrechnen, dass zu diesem Zeitpunkt eher
weniger Kunden Interesse hatten, mehr von ihrem Ersparten einem
Geldinstitut anzuvertrauen, das es Hals über Kopf amerikanischen
Betrügern in den Rachen wirft. Das Direct Mailing der BAWAG-PSK
war vom Zeitpunkt her einfach unglücklich angesetzt, was die
Verantwortlichen nicht ahnen konnten, als sie die Aussendung losschickten.
Ein kleiner Trost war ihnen sicher, dass die paar Tausend Euro,
die sie in die unglückselige Broschüre und den Briefversand
butterten, angesichts des 425 Mio. Euro-Ausstandes der BAWAG eine
Lappalie sind. Tja, so kann man sich verspekulieren.
Mag. Werner Schandor ist Autor und Gründer der Agentur „Textbox“.
Aus gegebenem Anlass verzichtet er hier auf Bekanntgabe seiner E-Mail-Adresse
und freut sich über Post an: Textbox, Opernring 2/8, 8010 Graz
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Schlag auf Schlag
Ein Gespräch
zwischen Jörg Nauer & Martin Will, aufgezeichnet von Jörg-Martin
Willnauer
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Jörg Nauer: Hast du einen Job für mich? Ich such’
seit Monaten einen Job und find keinen.
Martin Will: Wer Arbeit sucht, der findet.
Jörg Nauer: Wie kann man so einen Unsinn behaupten! In
Österreich gibt’s über 300.000 Arbeitslose und
cirka 30.000 offene Stellen!
Martin Will: Man muss halt wissen, wo die Stellen offen sind
...
Jörg Nauer: Schlecht bezahlte Jobs ohne Kollektivvertrag
mit der Freiheit, jederzeit rausgeschmissen zu werden, gibt’s
genug!
Martin Will: Ich spreche von gut bezahlten Posten, die nicht
besonders anstrengend sind.
Jörg Nauer: Wo gibt’s die? Beim Lotto?
Martin Will: Nein, bei der „Olympia“. Dort kriegst
sicher einen guten Job.
Jörg Nauer: Ich soll zu Straches schlagenden Burschenschaftern
mit rechtsextremer Gesinnung? Die von den Nazis nicht verboten
wurden, sondern sich freudig in den Nazi-Studentenbund eingegliedert
haben? Aus deren Reihen ein gewisser Günther K. stammt, nach
dessen Attacke der Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger gestorben
ist?
Martin Will: Es muss ja nicht die „Olympia“ sein.
Gehst halt zur Grazer „Arminia“. Dort wird das Andenken
an Bundesbruder Ernst Kaltenbrunner, der für seine Naziverbrechen
in Nürnberg hingerichtet wurde, immer noch hoch gehalten.
Jörg Nauer: Ich bin ja nicht verrückt. Ich will einen
Job und nicht zu den Ewiggestrigen!
Martin Will: Das ist kein Widerspruch. Laut „News“
haben zahlreiche „Olumpen“ unabhängig von ihrer
Qualifikation sehr gute Jobs ergattert – etwa im Forschungszentrum
Seibersdorf.
Jörg Nauer: Kann schon sein. Aber ich hab keine Lust auf
einen Schmiss im Gesicht! Wenn der Gesichtsnerv getroffen wird,
hängt das halbe Gesicht runter. Ich halte nichts von Selbstverstümmelung!
Wenn schon Selbstverstümmelung, dann Piercing.
Martin Will: So ein Schmiss ist doch schick! Ein dezentes Erkennungszeichen
für Gesinnungsfreunde und sicher fescher als Akne.
Jörg Nauer: Gegen Akne kann man was tun.
Martin Will: Gegen die „Gschmissenen“ auch. Nur
ist das heute ein bisserl schwieriger als vor 10 Jahren, weil
die ÖVP diese Undemokraten mittels Regierungsbeteiligung
wieder salonfähig gemacht hat.
Jörg Nauer: Naja, so schlimm wird’s auch nicht sein.
Martin Will: Schau ins Internet. Bei Google finden sich unter
dem Stichwort „Österreichische Burschenschaften“
sehr interessante Details.
Jörg Nauer: Mag schon sein. Aber das bringt mir keinen
Job. Hast du keine bessere Idee, als bei den Braunen einzuschleimen?
Martin Will: Doch. Vorausgesetzt, du bleibst in der Steiermark.
Jörg Nauer: Für einen Job bring ich jedes Opfer!
Martin Will: Dann geh zum BSA.
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kunst/kultur
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