korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
12/2003
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    Kultur ab 2004: Crossgecheckte Jahres-Choreografien

 

3. November 2003 – das Kulturhauptstadjahr geht in die Endrunde. Im Rahmen der Akademie-Graz-Reihe „Erkundungen zur Zeit“ präsentierte Kulturstadtrat Christian Buchmann in einer von Heinz Hartwig moderierten Sitzung vor gut hundert Grazer Kulturschaffenden seine Vorstellungen eines Kulturkonzeptes für die Zeit nach Graz 2003. Die im Hof der Minoriten an diesem Abend installierte blaue Kunstblase Blabla der Gruppe 77 schwebte zwar nicht direkt über der Veranstaltung, ihre assoziative Funktion mag allerdings bisher kaum je so konkret zur Geltung gekommen sein wie an diesem Abend.

Schon zuvor hatte Buchmann ja eine „Strukturarbeitsgruppe“ Ehrenamtlicher in den Dienst genommen, die sich in der Folge des von ihm initiierten Open Space konstituierte (siehe KORSO vom September 2003).

Kulturstadtrat Christian Buchmann will die „Kulturmarke Graz in die nächsten Jahre transformieren“.

Kulturmanagement-Gesellschaft
Buchmann avisierte für die am nächsten Tag beginnenden Budgetgespräche mit dem Finanzstadtrat „noch intensivere Förderungen“(!) für Kulturinteressierte und -schaffende. Da es gelungen sei, für das Kulturhauptstadtjahr „so etwas wie eine Jahreschoreographie aufzubauen“, solle eine Kulturmanagement-Gesellschaft gegründet werden, die auch in Zukunft für solche Jahreschoreografien sorgen soll. Dieses Ansinnen wollte Buchmann zur Koordinierung „bereits nächste Woche mit der Frau Landeshauptmann crosschecken“. Wer diese Gesellschaft installieren soll und nach welchen Kriterien eine wie immer gerichtete Choreografie zustande kommen soll, ließ Buchmann offen. Aus dem Gesagten konnte aber erschlossen werden, dass weder die 2003-Organisationsgesellschaft noch die genannte Strukturarbeitsgruppe für diese Aufgabe in Betracht gezogen würden.

„Transformation der Kulturmarke“
Gleichzeitig überlegt Buchmann die Bestellung eines Kulturbeirates, vergleichbar dem 2003-Beirat. Die Nutzung der Grazer Aufführungsorte beziehungsweise der „Grazer Hallen“ durch die freie Szene soll unter anderem durch ein „gemeinsames Ticketing“ befördert werden, die „Kulturmarke Graz soll in die nächsten Jahre transformiert“ und die „überregionale Vermarktung der Marke Graz“ verstärkt betrieben werden. Der offensichtlich in erster Linie wirtschaftlich orientierte Standpunkt des Kulturstadtrats lässt somit für Einzelprojekte oder die Förderung einzelner Kulturschaffender nicht viel mehr als die vage Hoffnung auf Berücksichtigung bestehen. Ein besonderes Anliegen, so Buchmann, sei es ihm, „die Filmstadt Graz weiter auszubauen“, verbunden mit einem Budgetanteil für Filmförderung und nach dem Modell, wie es beispielsweise in Tirol besteht. „Originale Diagonale“ oder „Morakiade“ war an diesem 3. November für den ÖVP-Stadtrat noch kein Thema, er werde „niemandem die Faust zeigen, der in Wien zu Hause ist.“

Eine Anfrage nach seiner Haltung gegenüber einem im ORF gesendeten Zitat des Intendanten Peter Oswald, er werde aufgrund der budgetären Probleme des herbst im nächsten Jahr leider auf die heimische Kunstszene zurückgreifen müssen, wurde von Buchmann mit der Antwort quittiert, er wolle sich nicht in die Agenden des Intendanten einmischen, wenngleich die Formulierung vielleicht nicht die geschickteste gewesen sein dürfte.

Das Ergebnis des „Crosschecks“ Buchmanns mit Landeskulturreferentin LH Waltraud Klasnic bleibt übrigens einstweilen ein Geheimnis – denn die in der Woche darauf angesetzte Info-Veranstaltung mit Klasnic wurde laut Akademie Graz wegen eines Brüssel-Besuches werden.

Wenzel Mracek

 

 

 

  „Die Vergangenheit dieses Hauses bedeutet vielen eine Last“ Anton Lederer ist seit Jahresmitte neuer Vorsitzender des Forums Stadtpark in Nachfolge von Peter Zinganel. Lederer studierte Kunstgeschichte und Architektur, stieg mit seinem „Raum für Kunst“ in den Grazer Kulturbetrieb ein und profilierte sich in Zusammenarbeit mit Margarete Makovec mit dem Kunstverein, einer Institution, die einen Brückenschlag zur osteuropäischen Kunst initiierte. Mit Anton Lederer sprach Wenzel Mracek über die Perspektiven des einstigen Avantgarde-Etablissements.

 

Was die Programminformationen betrifft, wirkt das Forum Stadtpark zurzeit etwas hermetisch.

Hauptsächlich liegt die Ursache dieser Situation in der früher nicht konsequent betriebenen Kommunikation mit dem Publikum. Ein erster Schritt, den das erneuerte Team gesetzt hat, ist ein Wettbewerb fünf geladener Grafiker, die Vorschläge über den öffentlichen Auftritt des Forums erarbeiten werden. Wichtig ist uns eine Corporate Identity, die für alle Ressorts des Forums steht. Außerdem muss aus den neuen Drucksorten der Inhalt klar hervorgehen. Wenn man sich etwa an das alte Monatsprogramm erinnert, das war ja unlesbar. Außerdem muss daran gearbeitet werden, eine Schwellenangst seitens des Publikums abzubauen, die seit dem Umbau des Forums – nämlich gegenüber dem klinisch wirkenden Baukörper – zu verzeichnen ist. Wir haben zum Beispiel jetzt an der Nordseite eine wilde Plakatfläche installiert, die unter anderem auch Zeichen für alle anderen Veranstalter in Graz ist und eine Vernetzung des Forums befördern soll.

Ein Versuch einer neuen Öffnung des Forums gegenüber Mitgliedern und Publikum?

Genau. Deshalb haben wir auch in unserer letzten Hauptversammlung 47 neue Mitglieder aufgenommen. Das sind durchwegs sehr junge Leute aus einem weiten Spektrum, das man unter Kulturarbeit zusammenfassen könnte. Ich sehe das Forum Stadtpark als das Haus der heimischen KünstlerInnen aus allen Sparten.

Innerhalb des institutionalisierten Grazer Kulturbetriebes könnte damit ein Defizit aufgefüllt werden. Sehen Sie sich in einer Nischenpositionierung in der Umgebung von Kunsthaus, Neuer Galerie, Literaturhaus, Kulturzentrum bei den Minoriten, ESC, Werkstadt Graz etc.?

Wir diskutieren bereits, zum Beispiel im Bereich Literatur, die Unterschiede des Forums zum Literaturhaus oder den Minoriten. Das Kunsthaus sehe ich nicht wirklich als Konkurrenz, das ist eine andere Liga mit anderen Aufgaben. Wichtig ist mir, dass das Forum zum Produktionsort für Kunst wird und dass hier Diskussionen über die Entstehung von Kunst geführt werden. Wir wollen in der Bibliothek ein Café einrichten, in dem man sich treffen kann und in dem auch kleine Veranstaltungen stattfinden können. Wir möchten etwa in Kooperation mit Radio Helsinki Diskussionsabende mit Künstlern, Theoretikern und Publikum als Radiosendungen gestalten.

Wird sich bei den Programmressorts etwas ändern?

Das Referatsmodell (Anm. Bildende Kunst, Musik, Film, Literatur, Architektur) wird es aus folgender Überlegung nicht mehr geben: Es gibt in der Kunst, heute stärker denn je, genreübergreifende Tendenzen, wonach man spezielle Projekte nicht mehr einfach einer Disziplin, wie allein der Literatur oder allein der Bildenden Kunst, zuordnen kann. Das Gleiche gilt für die ProgrammgestalterInnen des Forums. Was uns in dieser Bestrebung noch etwas behindert, ist die nach wie vor existierende Ressortstrukturierung im Staatssekretariat für Kunst des Bundeskanzleramtes, die auch eine Programmvorgabe bewirkt. Ich habe nichts davon, wenn Ausstellungen von Fotografie gefördert werden, die Programmgestaltung des Forums Stadtpark aber Medienprojekte präferiert, für die es keine Ressortzuständigkeit gibt. Wir wollen jedenfalls erreichen, dass wir die Programmentscheidungen für das Forum Stadtpark auch hier treffen können und nicht entlang Subventionsstrukturen ein Programm erstellen müssen.

Wie sieht generell die Budgetsituation des Forums aus?

Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir gerade eine Dreijahresvereinbarung mit dem Land Steiermark abgeschlossen haben. Mit der Stadt Graz läuft eine solche Vereinbarung gerade aus, wir sind in Neuverhandlungen. Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass es zu einer Subventionserhöhung kommen wird, da die Förderung mindestens seit 1999 – auch unter Berücksichtigung des vergrößerten Neubaus – gleich geblieben ist. Dazu kommt, dass die Stadt seit der Errichtung des neuen Hauses eine jährliche Miete von rund 18.000.-- Euro einhebt, wir also in den letzten Jahren effektiv mit einer geminderten Förderung auskommen mussten.

Fühlen Sie mit der Tradition des Forums Stadtpark eine ein historische Last auf Ihren Schultern ruhen?

Ich zolle selbstverständlich den Personen und Leistungen, die in der Vergangenheit aus diesem Haus gekommen sind, meine ausgesprochene Hochachtung. Gleichzeitig halte ich fest, dass ich mich keinen Deut darum kümmern werde und zwar aus folgendem Grund: Ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass die Vergangenheit dieses Hauses tatsächlich – und vor allem für jüngere Leute – eine Last bedeutet, indem sie das Gefühl haben, dem historischen Ruf des Forums gerecht werden zu müssen. Mir geht es um die Gegenwart und die Zukunft. Künstler, die jetzt aktiv sind, müssen durch unsere Arbeit eine Öffentlichkeit erreichen können.

Neo-Forum-Vorsitzender Anton Lederer: „Wichtig ist mir, dass das Forum zum Produktionsort für Kunst wird.“

Thema Zukunft: Wie geht es nun mit dem <rotor> weiter?

Den Verein <rotor> für zeitgenössische Kunst wird es zwar weiterhin geben, allerdings werden wir unseren Ausstellungsraum in der Belgiergasse auflassen. Wie für einige andere Grazer Institutionen ist die Basisfinanzierung der öffentlichen Hand für den <rotor> nicht mehr in einem Ausmaß gegeben, der einen Betrieb wie bisher möglich machen würde. Diese Entwicklung begann im Jahr 2002 mit der Einsparung von 15% der Ermessensausgaben im Kulturbereich seitens der Stadt Graz. Diese Einsparung ist bis heute nicht rückgängig gemacht worden. Damit begann eine Serie von Kürzungen über das Land Steiermark bis zum Bundeskanzleramt. Mein Eindruck ist, dass die Politik in Graz vor allem mit der Finanzierung der neuen Kulturbauten beschäftigt ist und im Moment nicht bereit ist, sich mit den Anliegen der kleineren Kulturinstitutionen auseinander zu setzen. <rotor> muss sich auf einen Büro- und Archivbetrieb auf Basis der Materialien und der Erfahrungen, die wir mit dem südosteuropäischen Raum gemacht haben, zurückziehen.

 

 

 

  Chefsache Kultur: Diagonale vs. Morakiade von Willi Hengstler Wenn Rache ein Gericht ist, das am besten kalt genossen wird, dann dampft Staatsekretär Moraks Diagonale-Suppe unkulinarisch heiß vor sich hin.

 

Es begann vermutlich mit der Diagonale-Eröffnung in Graz, als die Erregung über die erste schwarz-blaue Regierung gerade hohe Wellen schlug. Tatsächlich reichten diese bis in den an sich neutralen Festakt in der Oper hinein – eine jugendliche Unbesonnenheit, die man durchaus monieren kann.

Erstes Staunen: Jahre später wird mit der Rachsucht eines orientalischen Potentaten die erste Gelegenheit genutzt, um die Diagonale-Leitung (und damit das erfolgreiche Festival des Österreichischen Films) zu demontieren. Zweites und wahrhaft großes Staunen: Fast die gesamte Filmbranche stellt sich hinter die unabhängige Diagonale, die im kommenden März unter der Koordination des Produzenten Alexander Dumreicher-Ivanceanu und – jetzt kommt’s! – mit der bisherigen Diagonale-Mannschaft, die sich unbezahlt einbringt, im März 04 durchgeführt. Dass neben namhaften österreichischen Regisseuren, wie z.B. Michael Haneke, Ulrich Seidl, Ruth Beckermann oder Barbara Albrecht auch wichtige Institutionen wie der Regieverband, der Dachverband der Filmschaffenden und das Österreichische Filminstitut hinter dem Projekt stehen, legitimieren dieses Engagement zusätzlich. Auch Stadtrat Buchmann muss Moraks Suppe auslöffeln. Während er verständlicherweise seinem Staatsekretär und Parteifreund die Mauer macht und dessen „Diagonale neu“ fördern will, stellten SPÖ, KPÖ und Grüne am 13. 11. einen dringlichen Antrag im Gemeinderat, in dem die Morak-Initiative abgelehnt und die Förderung einer Diagonale wie bisher verlangt wird.

Willi Hengstler ist Schriftsteller und Filmemacher (Viennalepreis 1989).

Aber die eigentliche Sensation ist diese mehr einer Sache als irgendwelchen Personen verpflichtete Solidarität. Mehr Filme, Bücher, Bilder und alles dazwischen, als je zuvor. Leistungsdruck in Sachen PR, Kapitalkonzentration, Sponsoring, unentwegtes Drohen mit Publikumsakzeptanz und Marktgerechtigkeit machen das Leben für Künstler nicht gerade leichter. Und jetzt diese geschlossene Haltung ausgerechnet in jener Kunst, für die das oben Angeführte in besonderem Maß gilt. Film, zugleich Industrie- und Kunstprodukt, hängt mehr als andere Künste am Geldtropf. Das Privileg, Millionengelder in Licht zu verwandeln (darum geht’s beim Drehen) erfordert einen zwischen extremer Abhängigkeit und Allmachtsanspruch oszillierenden, extrem individualistischen Künstlertypus, dem praktizierte Solidarität eher fremd ist. Aber daraus entsteht gerade in schlimmen Zeiten eine widerständige Energie, wie sich derzeit vielleicht im iranischen Film zeigt. So nach dem Motto: Je schlechter die Zeiten, desto besser die Filme. Sind der augenblickliche Höhenflug des Österreichischen Films und die Diagonale-Solidarität auch schon ein Ergebnis dieses Musters? Und die Alternative wäre ein glücklicheres Österreich mit schlechteren Filmen? Oder Kultur nicht als Chefsache?

 

 

 

  Vom Drang, genauer hinzusehen Ort und Themenwahl divergieren: Während Peter Pakeschs sehenswerte Kunsthaus-Eröffnungsausstellung ein Thema der aufklärerischen Moderne aufgreift und sich in ihren Exponaten damit auseinander setzt, wie aus Wahrnehmung Bedeutung entsteht, ist der Ausstellungsort kunststoff-, blech- und betongewordener Ausdruck dessen, was die so genannte Überwindung der Moderne hervorbringt: Dysfunktionalität, Regression und letztendlich Bedeutungs-Losigkeit.

 

Bewusst habe er sich auf die Kunst der letzten Jahrzehnte und hier auf die „herkömmlichen“ Kunstformen beschränkt, schreibt Intendant Peter Pakesch in seiner Einleitung zum Ausstellungskatalog. Diese Beschränkung mag auch zumindest teilweise andere Gründe haben – die kurze Vorbereitungszeit und das schmale Raumangebot –; Pakesch ist es jedenfalls gelungen, eine Reihe von Highlights am Lendkai 1 zu versammeln.

Zwischen trigon und 2003
Schon das erste Werk, mit dem der Besucher in der unteren Ausstellungseben konfrontiert ist, Ellsworth Kellys „Green Curves“, ist paradigmatisch – die von der traditionellen Rechteckform abweichende Leinwand evoziert wie viele andere Exponate Ambivalenz (ist’s ein Fragment eines Bildes, ist es überhaupt ein Bild oder ein architektonisches Gestaltungselement) und vor allem den Drang, genauer hinzusehen.

Dieser wird natürlich im Besonderen von den klassischen Bildern einer Bridget Riley geweckt, die vordergründig in der Tradition des Trompe-l’Oeil plastische Wahrnehmung erzeugt, wo nur flache Leinwand ist; diese spektakuläre Wirkung darf aber – so Riley – bloß als Nebenprodukt ihrer eigentlichen Darstellungsabsicht begriffen werden, womit sich ein weiterer Filter zwischen Signifiant und Signifié schiebt. Unter den ausgestellten Installationen ragt Gianni Colombos „Spazio elastico“ besonders heraus: Schließlich ist es nun 36 Jahre her, dass der „elastische Raum“ erstmals gezeigt wurde – bei trigon ’67; damit wird die Determination von Wahrnehmung auch um die zeitliche Dimension erweitert. Was damals die GrazerInnen auf- und erregte, kann heute aus der Distanz als ein historischer Bruch mit den hergebrachten Sicherheiten der Raumperzeption gewürdigt werden.

Genau hinsehen lohnt sich: Bridget Rileys „Cataract 3“

Digitalisierungs-Fallen
Dass die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht bloß auf museal gereifte Kunst beschränkt ist, beweisen übrigens eine Vielzahl von Exponaten neueren Datums. So liefert etwa die in Großbritanien lebende Kanadierin Angela Bulloch mit ihren „Pixelboxen“ ein eingängiges Beispiel für die Veränderung der Wahrnehmung durch die Digitalisierung von Bildern: ganze 48 Bildpunkte – jeder einen Viertel-Quadratmeter messend – aus einer um das 25-fache verlangsamten Filmsequenz führen dem/der BetrachterIn deutlich vor Augen, dass binäre Informationsvermittlung immer auch Reduktion bedeutet. Wie eine Laterna Magica neben einem Video-Beamer muten daneben die vor immerhin erst 35 Jahren entstandenen „Bildgeneratoren“ der italienischen Gruppe Movimento Imagine Dimensione an – oder die noch älteren Arbeiten des Österreichers Marc Adrian, quasi Vorläufer der Holografie, die sich den Brechungseffekt von strukturiertem Glas zu Nutze machten, um mehrere Botschaften in ein Objekt zu verpacken.

Techno-Gruft und Knöchel-Killer
Es ist allerdings dringend anzuraten, den Blick nicht allzusehr von den Exponaten abschweifen zu lassen und sich solcherart den Besuch zu vergällen: So stehen etwa Bullochs Pixelboxen in einer Art Abstellwinkel, die hässlichen Kobel der Stiegenhäuser nehmen einen Gutteil der ohnehin knapp dimensionierten Ausstellungsfläche ein, die durch die gewölbten Außenwände weiter reduziert wird, und trotz massiven Beleuchtungseinsatzes weicht angesichts der jeglicher Ästhetik baren und noch dazu im Bereich der „Nozzles“ fehlenden dunklen Innenverkleidung nie der Eindruck einer billig gebauten Techno-Gruft. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt es sich dennoch, immer auch ein Auge auf die Umgebung zu haben: Wer vor Chuck Closes „Lisa“ ein paar Schritte zurücktritt, um den Unterschied der Wirkung aus der Nähe und der Distanz zu erproben, stößt sich unweigerlich das Hinterhaupt an dem die gesamte Ausstellungsebene durchschneidenden Rollband, und die zwischen Außenhaut und Bodenflächen umlaufende Vertiefung erweist sich als heimtückischer Knöchel-Killer.

Butzenscheiben und teurer Wetterschutz
Das Markenzeichen des Grazer Kunsthauses ist Dysfunktionalität – beginnend bei der Außenhaut: Die Nozzles, durch die Tageslicht in die Ausstellungsräume dringen sollte, sind funktionslose Auswüchse, die man sinnvoller zumauern hätte sollen statt sie mit lächerlichen Butzenscheiben zu versehen; die transparente Außenverkleidung – in den Wettbewerbsplänen die Oberfläche einer durchscheinenden blauen Blase – mutierte angesichts der im Zuge des Baufortschritts zutage tretenden Unrealisierbarkeit dieser hoch fliegenden Fantasien zum teuren Wetterschutz für eine zugegebenermaßen interessante Licht-Installation. Die einzigen hellen, weitläufigeren Flächen, die auch ausstellungskompatible gerade Wände aufweisen, sind das schön renovierte Fragment des Eisernen Hauses – eine verdiente Aufwertung für die Camera Austria – das Provinz-Hype-Café „Les Vipères“ (die Karte bietet zwar boissons vom thé au citron bis zum café au lait an, aber wehe, der Kellner wird auf Französisch angesprochen, dann wird er pampig) – und die „Needle“ – die zumindest derzeit nichts bietet außer einem mäßig spannenden Blick auf die Mur.

Besser nicht genau hinsehen: Dysfunktionales Denkmal für Visionen der 60er-Jahr-Architektur

Schwarzes Loch statt friendly alien
Wie man mit wesentlich weniger Geld wesentlich weitläufigere und wesentlich funktionalere Ausstellungsflächen errichten kann ohne Abstriche bei der Ästhetik zu machen, hat Linz mit seinem „Lentos“ gezeigt. Aber: Graz darf alles – auch den nie zur Verwirklichung gedachten Archigram-Visionen der 60er vierzig Jahre später ein teures Denkmal setzen, das auch als Allegorie auf postmoderne Bedeutungs- und Funktionslosigkeit gelesen werden kann. Die treffendste Metapher für die verschuldete Kulturhauptstadt bietet das Kunsthaus übrigens nächtens, wenn die Neon-Installation abgeschaltet wird: An der Stelle des nicht realisierten transluziden, schwebenden, freundlichen Aliens gähnt dann ein bedrohliches schwarzes Loch.

Christian Stenner

Die Ausstellung „Einbildung. Das Wahrnehmen in der Kunst“ ist noch bis 18. Jänner 2003 im Kunsthaus zu sehen. Zur Ausstellung ist ein sehr schön ausgestatteter Katalog erschienen, der auch einige lesenswerte theoretische Beiträge zur Wahrnehmungs-Problematik versammelt.

 

 

 

 

  Apparate gegen die Vergänglichkeit Eine vortreffliche Ergänzung zur „Wahrnehmungs“-Ausstellung im Kunsthaus wird im Haupthaus des Joanneums gezeigt: Die Exponate aus der Sammlung Werner Nekes ermöglichen einen aufregenden Streifzug durch die Geschichte der bewegten und „räumlichen“ Bilder.

 

Der alte Menschheitswunsch, der Vergänglichkeit ein Schnippchen zu schlagen und den „schönen Augenblick“ möglichst naturgetreu festzuhalten – Bilder, nach Möglichkeit auch bewegte und/oder räumliche, zu konservieren, sie anderen zu zeigen und sich darüber auszutauschen, findet mit dem Fortschritt digitaler visueller Technologien in bisher ungeahnter Weise Erfüllung. Aber: Jede Ära hat mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, diesem Begehren Rechnung zu tragen.

Etienne-Jules Marey, Chronophotographie, Paris, vor 1890 © Foto: Werner Nekes

Das Landesmuseum Joanneum lädt seine BesucherInnen zu einer Zeitreise in eine „Wunderkammer des Sehens“ ein, um zu entdecken, was es an „Sehmaschinen“ und künstlich erzeugten Bilderwelten in Zeiten lange vor Fotografie, Film, Fernsehen und digitalem Bild gegeben hat. Die Geschichte des Films hat ja nicht erst mit der ersten Kinematographenvorstellung der Brüder Lumière im Dezember 1895 begonnen; die Vorläufer von Kino und TV sind in der seit der Antike bekannten Camera Obscura, in der Laterna Magica, in Guckkasten, Perspektivtheater, Dio- und Panorama und in der frühen Fotografie zu finden und vor allem in allerlei Apparaturen des 19. Jahrhunderts, die zur Erzeugung der Illusion von Räumlichkeit und Bewegung beim Betrachter entwickelt wurden und deren phantasievolle Namen heute nur noch Experten kennen.

400 Exponate aus der mehr als 25.000 Objekte umfassenden Sammlung des deutschen Experimentalfilmers Werner Nekes sind in der Neutorgasse 45 zu bestaunen: Die Ausstellung zeigt sowohl die „Hardware“ – die Geräte – als auch die „Software“ – die Bilder – all dieser Erfindungen zur Wiedergabe von Raum, Zeit und Bewegung und anhand zeitgenössischer Darstellungen die Art und Weise, wie diese angewendet worden sind. Die Laterna Magica als Vorläuferin des Diaprojektors, die durch Überblendung und den Einsatz mechanischer Bilder Bewegung simulierte, Guckkasten und Perspektivtheater, das Stereoskop, dessen Raumwiedergabeeffekt auf dem binokularen Sehen des Menschen beruht, die optischen Spielzeuge, die in gezeichnete Phasenbilder aufgelöste Bewegungsabläufe durch schnelle Rotation vor dem Auge des Betrachters als „Film“ ablaufen ließen und die Fotografie, welche die Voraussetzung für den wirklichen Film lieferte, indem sie es möglich machte, kleinste Bewegungsabschnitte festzuhalten und die Aufnahmen auf transparente flexible Bildträger zu bringen. Darüber hinaus kommen aber noch weitere Themen zur Darstellung, die mit Sinneswahrnehmung und Sinnestäuschung zu tun haben. Zur unmittelbaren Anschauung stehen den Besuchern Nachbauten optischer Spielzeuge wie Anamorphose, Thaumatrop, Phenakistiskop, Zoetrop, Praxinoskop u.a. zur Verfügung, deren Funktionsweise sie selbst interaktiv erproben können.

Landesmuseum Joanneum, Bild- und Tonarchiv, Neutorgasse 45/I
7. November 2003 bis 21. März 2004 | Di bis So 10.00 bis 18.00 | Do 10.00 bis 20.00 | www.museum-joanneum.at

Schulklassenführungen
Führungen durch die Sammlung werden für Schülerinnen und Schüler von 7 bis 19 Jahren angeboten, wobei es für die jüngeren auch die Möglichkeit gibt, sich selbst ein einfaches optisches Gerät zu basteln, beispielsweise ein Daumenkino, ein Riefelbild, Schattenfiguren oder ein Thaumatrop, das zwei Bilder zu einem verschmelzen lässt. Gegen einen kleinen Aufpreis von EUR 1,– kann man eine Anamorphose herstellen. Hier verwandeln sich mit Hilfe eines Kegels aus Silberfolie gezeichnete Streifen in ein Kleeblatt. Führungsanmeldung: 0316 / 80 17– 97 16

 

 

 

  Poetisch und grenzenlos „Translokal – Literatur aus europäischen Städten“ hat vom 14. bis 16. November 2003 AutorInnen und ÜbersetzerInnen aus 25 Städten Europas in der europäischen Kulturhauptstadt Graz zusammengeführt und so den Intentionen der OrganisatorInnen entsprechend Grenzen überwunden.

 

Die Eröffnungsrede Milo Dors – der selbst leider nicht anwesend sein konnte – war eine klare Absage an Grenzen aller Art: (leider aus zweiter Hand, da der Autor nicht selbst kommen konnte: „Mein tiefes Misstrauen allen Grenzen und den damit verbundenen staatlichen Einrichtungen gegenüber beruht nicht nur auf meinen eigenen, sondern auch auf den reichlichen Erfahrungen meiner Vorfahren, die sich seit Urzeiten damit herumschlagen mussten, ohne jemals eine klare Antwort zu bekommen, wozu diese ganzen Geschichten mit den Grenzpfählen und den im Wind flatternden Fahnen gut sein sollten.“

Luise Grinschgl, Markus Jaroschka > < und die Grazer Autorin und Literaturreferentin des Kulturzentrums bei den Minoriten, Birgit Pölzl: Grenzenloses Literaturvergnügen bei „Translokal“

Großen Anklang fand die 25. Städte-Ausgabe der Literaturzeitschrift LICHTUNGEN mit dem Schwerpunkt „Literatur aus Graz“. Der kürzlich mit einer hohen Bundesauszeichnung geehrte Herausgeber Dr. Markus Jaroschka ist nun seit mehr als zwei Jahrzehnten für den glänzenden Ruf dieser Literaturzeitschrift verantwortlich.

Herausragendes Koordinations- und Organisationstalent bewies im Rahmen der tagelangen Literatur-Festivitäten Luise Grinschgl vom Cultural City Network Graz, die alle Hände voll zu tun hatte, da einige der angekündigten AutorInnen in letzter Minute absagen mussten; trotz dieser Absenzen war das Festival ein kultureller und dank seiner aktuellen Themenstellung wohl auch ein kulturpolitischer Erfolg.

Claudia Windisch

 

 

 

  Bücherspaß bei „Bookolino“

 

Gut angekommen ist die Kinder- und Jugendbuchmesse „Bookolino“ bei den jungen Grazer Leseratten. Vom 26. – 29. 11. 03 war das Literaturhaus eine Oase für Bücherwürmer – die von der jungen Designerin Verena Wagner kindgerecht gestalteten Ausstellungsräume beherbergten während dieser Tage eine Vielzahl von auserwählten Kinder- und Jugendbüchern von über 60 Verlagen.

„Die Kinder- und Jugendbuchmesse soll ab 2003 jährlich in Graz stattfinden,“ erklärt Kulturstadtrat Christian Buchmann, „wir wollen die Lesefreudigkeit von Kindern und Jugendlichen fördern und einen positiven Zugang zum Buch schaffen.“ Bekannte Kinder- und Jugendbuch-AutorInnen wie Brigitte Schär, Maria Blazejovsky, Jutta Treiber, Adelheid Dahimene waren vor Ort und lasen aus ihren Texten.

 

 

 

  Vorweihnachten in Gleisdorf

 

Am 14. Dezember reicht ein kurzer 20-km-Abstecher von der Landeshauptstadt nach Osten um sich am Don wiederzufinden: Da geben die Zarewitsch-Kosaken in der Stadtpfarrkirche am Hauptplatz um 16.30 ihr traditionelles Weihnachtskonzert unter dem Titel „Russische Weihnacht”. Das 1958 gegründete Ensemble hat sein Programm in Auswahl und Zusammenstellung als „Festliches Konzert“ ausgerichtet, orthodoxe Chorgesänge, traditionelle russische Volksweisen, berühmte Klosterlegenden und Adventlieder machen diesen Abend zu einem besonderen musikalischen Erlebnis. Karten gibt’s unter 03112/2601–400, 420 bzw. an der Nachmittagskasse.

Die Zarewitsch-Kosaken >

Eine Woche später treten beim Advent- und Weihnachtslieder-Konzert „Das Röslein, das ich meine” um 17.00 im forumKLOSTER das ChorForum Gleisdorf, das Jugendvokalensembles der Musikschule der Stadt Gleisdorf und der Kinderchor der Gleisdorfer Volksschulen unter der Leitung von Franz Jochum auf. Infos und Karten: kultur & marketing 03112/2601–400, –420.

 

 

 

  Schönheit und Qualität: Kunsthandwerk am Färberplatz

 

Seit 21 Jahren organisiert die „Steirische Initiative Kunsthandwerk” den Kunsthandwerksmarkt am Färberplatz. Etwa 50 Aussteller präsentieren handgefertigte und qualitativ hochwertige Produkte – Erlesenes aus Stoff, Ton, Holz, Metall, Papier, Wachs und Glas. Bereits die Einladung ist einen zweiten Blick wert. Seit nunmehr vier Jahren entwirft und zeichnet die Keramikerin und Malerin Gerda Jaritz diese Einladung, die sich zusehends auch zu einem Sammelobjekt entwickelt.

Speziell für den Markt am Färberplatz gibt es eine eigene Schokolade der berühmten steirischen Schokoladenmanufactur Zotter: „Das Färberplätzchen”. Sie wird ausschließlich an den Markttagen am Stand der Keramikerin Selma Etareri verkauft.

Für Qualität sorgen die strengen Aufnahmekriterien in den Verein der Kunsthandwerker. Nach einer Bewerbung erfolgt eine erste Begutachtung durch Fachjurymitglieder. Sowohl die Qualität des Materials als auch die künstlerische Gestaltung werden geprüft. Persönlicher, eigenständiger, moderner Stil – abseits jeglichen Plagiats – ist Voraussetzung für die Zulassung. Dementsprechend hochwertig sind auch die Produkte, die man am Markt kaufen kann.

Auch bei der Qualität der Animation unterscheidet sich der Kunsthandwerksmarkt von anderen vorweihnachtlichen Verkaufsveranstaltungen: Mit sephardischen, jiddischen und italienischen Klängen unterhalten „lu core meu” – Eva Leder und Henrik Sande – am 13.12 und 20.12 ab 14 Uhr.
Das Quasi-Quasar-Theater zeigt das Stück „Die kleine Hexe und der kleine Rabe”: Vorführungen am 29.11, 6.12, 13.12. und 20.12. mit Beginn um jeweils 13 Uhr.

Kunsthandwerksmarkt am Färberplatz in Graz – Weihnachten 2003
Fr + Sa / 5. + 6. Dezember
Mo / 8. Dezember
Fr + Sa / 12. + 13. Dezember
Do – Sa / 18. – 20. Dezember
Mo + Di / 22. + 23. Dezember
jeweils 10 - 18 Uhr

Programm:
Quasi Quasar Theater mit dem Stück „Die kleine Hexe und der kleine Rabe“ | Vorführungen: 29.11., 6.12.,13.12., 20.12 | Beginn jeweils 13 Uhr
„In core meu“, sephardische, jiddische und italienische Musik von Eva Leder und Henrik Sande Termine: 13.12., 20.12. | Beginn jeweils 14 Uhr
Verkostung von Zotter-Schokolade am Stand der Keramikerin Selma Etareri am 29.11.

 

 

 

  Geschenke mit Charakter

 

Haben Sie schon darüber nachgedacht, was heuer unter den Weihnachtsbaum kommt? Vielleicht schauen Sie auf Ihrer Suche bei einem der Grazer Weltläden vorbei: Ein Fundus an fairen Geschenksideen. Das Richtige zu finden, ist ja nicht leicht. Schließlich sollen sich die Beschenkten wirklich freuen. Mit einem liebevoll gestalteten Packerl lässt sich zeigen, wie wichtig einem der andere ist. Wer von uns denkt aber an die Menschen, die das Geschenk überhaupt erst möglich machen – die Produzenten?

Weltladen Graz | Mandellstraße 24 | 0316/84 83 15
Weltladen Graz | Citypark | 0316/72 33 87

 

 

 

 

Oststeirische Musikbewerbe

 

Die oststeirische 8-Städte-Kooperation Bad Radkersburg, Feldbach, Fehring, Friedberg, Fürstenfeld, Gleisdorf, Hartberg und Weiz veranstaltet 2004 zwei Musikwettbewerbe. Teilnahmeberechtigt am Bandwettbewerb sind Gruppen, die mehrheitlich aus der Oststeiermark stammen.
Infos: peter.fritz@gleisdorf.at

Volksmusikwettbewerbe werden für jugendliche Harmonikaspieler sowie für Gruppen ohne Alters- oder Instrumentenbeschränkung durchgeführt.
Näheres unter marketing@gleisdorf.at

Nennschluss für beide Bewerbe ist der 22. Jänner 2004

 

 

 

 

Selige Nächte …

 

… ist zwar nicht unbedingt die korrekte Übersetzung für „Souly Nights“ – aber für Fans der „schwärzsten Stimme der Steiermark“ dürften wir damit gar nicht so daneben liegen: Leo Kysèla interpretiert als vorweihnachtliches Geschenk an seine wachsende Aficionado-Gemeinde wieder Songs eine der größten Rock-Bands der Gegenwart: U2. Wieder mit dabei: Gerd Weber (sax/flute/didgeridoo), Stefan Wedam (guitar/violoncello), Louis Kiefer (guitar/trombone) und Special Guests. Die bisherigen begeisterten Publikums-Reaktionen auf die sehr eigenständigen Interpretationen lassen wieder ein volles Haus erwarten – daher rechtzeitig Karten sichern!

Die „Souly Nights 2003“ – schon die 13. Auflage des Club-Live-Festivals – finden diesmal im neu adaptierten Club „Roodyz“ unmittelbar vor dem Schloss Eggenberg in Graz statt. Am 17., 18., 21., 22. und 23. Dezember ab 20.00 heißt es dort: Kysèla plays U2!

Karten- und Tischreservierungen: 0316 / 815 800
KORSO verlost in Kooperation mit Leo Kysèla 5 x 2 Eintrittskarten für die Souly Nights und 3 CDs beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

 

  Reisen am fünften Kontinent

 

Nach wie vor umgibt ein gewisser Mythos den letztentdeckten der Kontinente. Die Geographin Ulrike Keller hat 30 Originalberichte aus vier Jahrhunderten zusammengetragen, überarbeitet und daraus ein kompaktes kulturgeschichtliches und gesellschaftspolitisches Bild geformt. Den Anfang macht die Geschichte von Jan Carstensz‘ Landung bei Cape Keerweer im Jahre 1623. Der Band setzt mit James Cooks Aufenthalt hinter dem großen Riff fort, enthält das Australien-Bild von Charles Darwin, Mark Twains „Rennwoche in Melbourne“, eine faszinierende Beschreibung der endlos tiefen Meerestempel vom legendären Taucher Hans Hass und vieles mehr.

Die Texte führen nach Sydney, Melbourne, Canberra und Adelaide, nach Perth und Fremantle, Bathurst, Cooktown und Cairns, nach Alice Springs, zu den Kata Tjuta (den Olgas), Uluru (Ayers Rock) und nach Tasmanien. Landungen an einsamen Küsten, die Ankunft der ersten Sträflinge und Expeditionen im Outback, Besuche auf Farmen und in Buschkneipen werden beschrieben. Ein Rennfahrer erzählt von einer Panne mitten im Nirgendwo, ein fliegender Doktor von seiner Arbeit, eine Sopranistin von ihrer Abschiedsvorstellung im Opernhaus von Sydney und ein Aborigine von seinen Wochenendausflügen in die Welt seiner Ahnen. Ein ödes Land am Rand der Welt – so sahen die ersten Europäer den neuen Kontinent Australien. Zwar hingen die Menschen nicht mit den Köpfen nach unten, wie ursprünglich über die Antipoden gedacht, aber vieles war anders – die Schwäne waren schwarz, der Nordwind heiß, und die Menschen wohnten nicht in Häusern. Ein ideales Weihnachtsgeschenk für Weltenbummler und Fernreisende.

Ulrike Keller (Hg.): Reisende in Australien (1623 – 1990). Ein kulturhistorisches Lesebuch. ISBN 3-85371-162-6, 232 Seiten, 17, 90 Euro

KORSO verlost in Kooperation mit dem Promedia-Verlag 5 Exemplare des Buches beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

 

Buchmarkt Kollenz: Wertvolle Bücher günstig kaufen Gerade vor Weihnachten ein heißer Tipp: Im modernen Antiquariat erstehen Sie wertvolle Buch-Geschenke zu äußerst moderaten Preisen.

 

Was ist das Geheimnis der oft noch originalverpackten Bücher, die zu einem wesentlich günstigeren als dem ursprünglichen Preis angeboten werden? Sämtliche Verlage „entledigen“ sich nicht verkaufter Exemplare, indem sie die von ihnen festgelegte Buchpreisbindung aufheben und die Bücher um den halben Preis an den Buchhandel abgeben.

Das wichtigste Qualitätsmerkmal von Büchern aus dem modernen Antiquariat: Es handelt sich um Original-Titel – und nicht um Nachdrucke oder in Lizenz hergestellte Billig-„Sonder“ausgaben, bei denen an der Druckqualität und der Qualität des Einbandes gespart wird, um mit den Preisen des modernen Antiquariates mithalten zu können.

Im modernen Antiquariat findet jede/r etwas – egal ob man sich für Kunst, Gesundheit, Geschichte, Literatur oder Kinderbücher interessiert. Ein kleiner Abstecher im Rahmen eines vorweihnachtlichen City-Bummels zum Buchmarkt Kollenz in der Neutorgasse 33 zahlt sich gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit sicherlich aus.

Buchmarkt Kollenz KEG, Susanne Steinbauer, Neutorgasse 33, 8010 Graz | Tel. 82 20 57 | M buch-markt.kollenz@utanet.at

 

 

 

 

Fünf Jahre Schreibkraft
< Das Schreibkraft-Team: „Keine Literatur ohne Papier”

 

Dass das abgesagte Abschiedsfest vom Kulturhauptstadtjahr nicht wirklich vermisst wird, dafür sorgt die schreibkraft. Das Grazer Feuilletonmagazin wird 5 und präsentiert Heft Nummer 10. Und das heißt „eigen“. Zum eigenen Geburtstagsfest im Forum Stadtpark hat die schreibkraft AutorInnen aus Graz und Umgebung eingeladen. Es lesen Gisela Müller (München) und Elisabeth Vera Rathenböck (Linz) sowie die Wahl-Grazer Harald Ditlbacher und Martin Ross. Und weil zehn durch fünf zwei ergibt, präsentiert die schreibkraft an ihrem Geburtstag als musikalischen Gast das „Erste Wiener Heimorgelorchester“ mit seiner zweiten CD: „wir haben die orgeln nur von unseren kindern geborgt“. Abgerundet wird das Geburtstagsprogramm von „Musik ohne Eigenschaften“ mit der redaktionsinternen DJ-Brigade.

schreibkraft:
Geburtstagsspektakel, Heft- und CD-Präsentation | Dienstag, 16. 12. 2003, 20 Uhr | Forum Stadtpark, Stadtpark 1, 8010 Graz | Eintritt frei
Info: http://schreibkraft.adm.at | schreibkraft@gmx.at

 

 

 

 

  AN-DACHT:Erkenne dich und Weihnachten

 

Im UniT Art-Lab, dem studentischen Labor für theatrales Arbeiten, findet ein skurriler Reigen um das heilige Fest statt – in Anlehnung an das Stück „ein simultanes Krippenspiel, bruitistisch“ des Dada-Künstlers Hugo Ball: Alle Jahre wieder geht Maria durch einen Lamettadornwald, klingen die Familienkatastrophenglöckchen ... oh du fröhliche Heiterkeit.  

Am 13., 14., und 16. bis 19. 12. | 20.00 | im Container auf dem Uni-Campus

 

 

 

 

Sweeney Todd:Musical ohne Gruselgrenze Der Teufelsbarbier der Fleet Street, der unbarmherzige Sweeney Todd, treibt sein Unwesen an der Grazer Oper. Die Musicalinszenierung von Josef Ernst Köpplinger zeigt professionell umgesetztes Morden. Nichts für schwache Nerven.

 

Das Lachen bleibt im Hals stecken.
Stephen Sondheims Musical-Thriller „Sweeney Todd“ hat nun auch in der Grazer Oper seinen schaurigen Einzug gehalten. Regisseur Köpplinger verspricht: „Das Lachen bleibt öfters im Hals stecken“ – und das nicht ohne Grund: Das Musical basiert auf wahren Begebenheiten.

„Schwarze“ Bank sponsert schwarzen Humor.
Schon traditionsgemäß hat die Raiffeisenlandesbank Steiermark auch die diesjährige Musicalproduktion am Grazer Opernhaus gesponsert; ihr Logo wurde geschickt in das Bühnenbild integriert. RLB-Aufsichtratspräsident Ing. Wilfried Thoma: „Wir wollen das Opernpublikum von morgen damit ansprechen.“ Altersbegrenzung gibt es zwar keine, jedoch eine Altersempfehlung: Für Kinder/Jugendliche „ab 12 Jahren, früher eher nicht“ sei das Stück geeignet, meint Köpplinger. Intendant DI Jörg Koßdorff und Verwaltungsdirektor Dr. Peter Nebel zeigen sich über die Produktion höchst zufrieden: „Mehr als nur gelungen!“ Nicht ganz gelungen war die „Blutprobe“, welche im Rahmen der zeitaufwändigen Vorbereitungen zum Stück von Nöten war: „Zu viel Blut – wie in einem Arnold-Schwarzenegger-Actionfilm“sei dabei geflossen, lacht Köpplinger. Auch wenn der rote Strom etwas eingedämmt wurde: Für einen gruseligen Abend reicht er noch allemal.

Claudia Windisch

Infos und Karten: 0316/8008 | tickets@theater-graz.com

 

 

 

  Diskussion zum Menschenrechtstag

 

Am 10. 12., 19.00 veranstaltet das Europäisches Trainings- und Forschungszentrum für Menschenrechte und Demokratie - ETC gemeinsam mit dem Friedensbüro Graz und der österreichischen Liga für Menschenrechte eine Podiumsdisskussion zum Thema „Menschenrechte global-lokal: Das Beispiel der Menschenrechtsstadt Graz“. Es diskutieren u.a. Vertreter des Ausländerbeirates mit Vertretern der Politik: Sigrid Binder (Grüne), Elke Edlinger (SPÖ), Gerhard Kurzmann (FPÖ), Bgm. Siegfried Nagl (ÖVP), Franz Stephan Parteder (KPÖ)

Ort: ETC, Schubertstrasse 29 | T 0316/322 888-1

 

 

 

 

  Grafik und Arbeiten auf Papier

 

Günter Eisenhut zeigt seit Anfang Dezember in seiner Galerie „remixx“ im Palais Trauttmansdorff, Bürgergasse 5, „Grafik und Arbeiten auf Papier“ des 20. Jahrhunderts aus seiner Sammlung | T 0664 / 31 12 169    

 

 

 

  Kochen und Sterben sind Künste wie alles andere Wilhelm Hengstler hat mit fare eine „griechische Novelle“ vorgelegt, die vom Werdegang eines Kochs und Gastrosophen bis zu dessen nicht mehr zu steigernder Perfektion erzählt.

 

Schon der Umschlag wird zur „literarischen Kost“, verweist er doch in seiner Gestaltung durch den Autor auf den englischen Begriff und seine variierten Übersetzungen auf eine Geschichte um assoziative Verbindungen mit Speisen, Preisen und einem fare well, das man schlussendlich geneigt sein mag dem Protagonisten zu wünschen.

Hier bereits klingt der Name jenes am Rande der Kunstgeschichte zuweilen wie ein Phantom auftauchenden Radikalaktionisten John Fare an, dessen reale und historische Existenz im Kontext der Körperkunst zwar oft evoziert wird, jedoch wohl kaum nachzuweisen sein dürfte. In die Mitte der Dinge aber und an den Anfang der Novelle: Die Umstände um die Geburt des Protagonisten Iannis in einem matriarchalen Umfeld bleiben zunächst so unbestimmt wie sich in der Folge auch die Verbindungen zu Charakteren auf seinem Weg vom passionierten zum hervorragenden Koch erweisen.

Im ersten Teil erfährt Iannis seine Ausbildung zum Meisterkoch. Irgendwann trifft er auf seinen Gönner und zukünftigen Financier, der nicht zufällig die Rolle des Choreten der klassischen Tragödie einnimmt. O’Hara, der sein Vermögen mit Schlachthöfen und Dosenprodukten in Chicago gemacht hat, ist es auch, dem die Tagebücher des John Fare zugespielt werden. In diesen Aufzeichnungen erweist sich Fare als Iannis’ Alter Ego in beider paradox anmutenden Suche nach dem Selbst, die der eine durch fortschreitende Amputation von Körperteilen im Rahmen künstlerischer Performances und unter Verwendung eines dazu konstruierten Automaten betreibt. Der andere dagegen, Iannis, eröffnet im heimatlichen Kalamakis immer größeres Aufsehen erregende Restaurants und gewinnt an internationaler Beachtung durch seine Kochkünste, während er zunehmend am Sinn seines Tuns zweifelt.

In einer virtuosen Annäherung der Geschicke des Protagonisten und des Phantoms gelingt es Hengstler, seine Figuren in einem spannungs- und assoziationsreichen Bogen – vom wilden Gott der Fruchtbarkeit und Ekstase Dionysos und seiner Gefolgschaft über den Apokalyptiker Johannes bis zum seelenverwandten und einem Identitätskonflikt erliegenden John Fare – zu entwickeln.

Wilhelm Hengstler hat mit fare kein literarisches Kochbuch geschrieben, vielmehr werden vielschichtige Identitätskonflikte in mehrfachen Gegenüberstellungen ausgebreitet, die letztlich die Frage nach dem Sinn eines kompromisslosen Strebens nach Perfektion in der Kunst wie im realen Leben aufwerfen. Ein poetisch sinnlicher Text um gastrosophische und körperliche Leidenschaft, um eine Passion, die an ihrem Garpunkt ... – wohin führt?

Wenzel Mracek

Wilhelm Hengstler: fare. Graz: Droschl 2003, 127 Seiten

KORSO verlost in Kooperation mit dem Literaturverlag Droschl 3 Exemplare des Buches beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

  „Humane Skulpturen“ im Volkskundemuseum Die Möglichkeit vielschichtiger Betrachtungsweisen – schon allein wegen ihres Ursprungs in den Frühzeiten der Medienkunst – verspricht eine Ausstellung von Richard Kriesche im Volkskundemuseum.

 

Bis 29. Februar sind im Rahmen der ersten Sonderaustellung des neu eröffneten Volkskundemuseums „Humane Skulpturen“ des Marienlift-Erfinders zu sehen. In diesem Projekt aus den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben mehrere Bauernfamilien sich und ihre Arbeit mit fotografischen und filmischen Mitteln dokumentiert. 1981 wurde die Dokumentation erstmals in Hofstätten in einem aufgelassenen Gasthaus gezeigt. Das ursprüngliche Ziel des Projektes bestand darin, eine gemeinsame Sprache zwischen Künstlern und Bauern zu finden; am 22. Jänner um 19.00 werden im Stöcklsaal des Volkskundemuseums – mehr als 20 Jahre nach der ersten Präsentation – die beteiligten Bauernfamilien mit Richard Kriesche über ihre Mitgestaltung des Projektes aus heutiger Sicht sprechen.  

Volkskundemuseum | Stöcklsaal, Paulustorgasse 13a, 8010 Graz | Di bis So 10.00 bis 18.00, So 10.00 bis 20.00
Infos: (0316) 8017–9899 | www.museum-joanneum.at

 

 

 

 

Theatermërz Weihnachts-Krippenspiel

 

Theatermërz bringt im Rahmen des STEIRERmëRZ-Projektes ein WEIHNACHTSKRIPPENSPIEL für große und kleine Kinder am 13.12., 16.00 in St. Nikolai im Sausal, Mëazstöckl, Waldschach 59, und von 17. – 23. 12., 16.00, sowie am 20.12. auch um 20 Uhr in Graz, im Theatermërz, Steinfeldgasse 20.

Infos: www.theatermerz.com

 

 

 

  Explosiv-Hardcore-Konzerte

 

13.12. | 21.30 | Strange Music Masacre
19.12. | 19.30 | Tierrechtssoli Konzert, u.a. mit Dead Kaspar Hausers, Loony Brain
20.12. | 19.30 | Deconstructive variety
23.12. | NOTHAMMER – die am härtesten arbeitende Rockband der Welt nimmt die Herausforderung an und spielt bei der „LAUTEN NACHT im Explosiv, ebenso Bounz the ball, Sugar for Lucy, Endogen, Errors of echoes, die fetten Nelken und Suffix. Beginn: 18.30 < End: open

Explosiv | Schützgasse 16 | T 0676/347 80 28

 

 

 

 

  CLIO: Symposium zu Antidiskriminierung und botanische Führungen

 

In Kooperation mit dem Grazer AusländerInnenbeirat, Helping Hands Graz und Diversity Consult veranstaltet der Verein Clio am Dienstag, dem 3. Februar 2004 im Sitzungssaal des Grazer Gemeinderates ein ganztägiges Symposium zur Antidiskriminierungsarbeit in ethnischer und religiöser Hinsicht.
 Nähere Informationen dazu gibt es unter 0699/10 30 94 53, bei joachim.hainzl@clio-graz.net und unter www.clio-graz.net.

Führungen „in die Botanik“ bietet CLIO zu Jahresbeginn an. 

In den Wintermonaten zieht sich Clio mit seinen Führungen zurück ins Trockene und Wärmere der Glashäuser des Botanischen Gartens. Am 10. Jänner 2004 führt Pramod Harvey durch das feuchte Temperierthaus und am 21. Februar  durch das Kalthaus.

Beginn jeweils 9.45 Uhr | Treffpunkt Holteigasse 6 | Voranmeldung unter 0699/11 24 01 03.

Die Outdoor-Saison startet mit einem botanischen Rundgang zu Winterknospen durch den Stadtpark
(28. Februar 2004, Treffpunkt bei Wetterhäuschen im Stadtpark, 14.00 Uhr).

 

 

 

  Wolfgang Becksteiner: Neue Blicke auf archivierte Informationen

 

Der in Graz lebende Künstler Wolfgang Becksteiner verformt Bücher und erweitert sie zu Objekten. In einem kontinuierlichen Prozess, der 365 Tage andauerte, praktizierte er eine nach umfangreichen Konzeptstudien entwickelte Methode, diesen Formungsprozess sowohl inhaltlich als auch technisch zu bewältigen: 10 Bücher pro Tag - 3650 gelesene Bücher, publiziert von 1800 bis heute. Danach begann er, das umfangreiche Textarchiv aus mehreren Jahrhunderten durch Zerreißen und Pressen der Schnipsel in die ursprüngliche Form des Buches visuell und inhaltlich neu zu ordnen. Becksteiner aktiviert die Zeitebene im Bewusstsein des Betrachters, er verweist aber auch auf eines der ebenso zentralen wie allgegenwärtigen Themen unserer Kultur: auf das Archiv, auf die scheinbar grenzenlosen Speicher der Informationsgesellschaft. Wie und wo bleiben die Ergebnisse menschlichen Denkens, ob im philosophischen, literarischen oder wissenschaftlichen Feld erhalten? So steht nicht in erster Linie der Gestalttransfer im Vordergrund, sondern vielmehr die Verweigerung der ursprünglichen Benutzbarkeit.

„Library of transformed information“: Ein Ausstellungsprojekt von literaturhaus graz in Zusammenarbeit mit der Galerie Eugen Lendl.
Literaturhaus | Elisabethstrasse 30 | bis 20.12. tgl. 10.00 bis 16.00 | am 11. und 18.12. bis 20.00 | Eintritt frei
Zur Ausstellung gibt es eine CD-Publikation mit dem Titel: re-transformation

 

 

 

 

  Engel und Geggis … treten im vorweihnachtlichen Kinder-Theater-Programm des Kulturzentrums bei den Minoriten auf:

 

Hauptdarsteller des Spiels „Stille Post“ für Kinder ab 4 sind Engel: Ihre äußere Erscheinung, ihr leuchtendes Inneres und vor allem ihre grandiose Gabe, den Lebewesen und Dingen in ihrer Nähe Worte zu entlocken. Die Bühne kann wie ein Stück Welt durchwandert werden. Die Zuschauer/Mitmacher werden dabei von einem Engel begleitet, der groß und mächtig ist wie eine Flügeltür. Am Ende der Reise werden die Kinder eingeladen zu rasten: in einem Himmelbett, das die Welt auf den Kopf stellt.

Termine: 11. bis 20. 12. (ausg. 14.12.) 16.00 | 12. und 15. bis 19.12. auch 8.30 und 10.30

Alternierend zu den himmlischen Lichtgestalten bevölkern die Geggis – bekanntlich je nach Herkunft durchaus irdische Sumpfwatschler oder Felsenhaxler – die Bühne bei den minderen Brüdern: Von 17. bis 20.12. um jeweils 16.00 sind Rokko und Gil dort zu Gast.

Kulturzentrum bei den Minoriten | Mariahilferplatz 3, 8020 Graz | T 0316/711133 | M minoriten@austro.net

 

 

 

 

Im Kaffeehaus 2003

 

Bilder, Skizzen, Fotos von Botond & Selzer. Die Ergebnisse einer einwöchigen Kunstklausur als Koproduktion von „Das Weitzer“ & Kunstmagazin Hell werden im Hotel Weitzer, Grieskai 12-16 bis einschließlich 11. 1. 2004 gezeigt. Die Vernissage findet am 12.12. um 19.00 Uhr statt.

Info: www.imkaffeehaus2003.at

 

 

 

 

  Berndt Luef: Katzenmusik

 

Akif Pirinccis Katzenkrimis um den Kater Francis und seine detektivischen Fähigkeiten sind der Ausgangspunkt für die Musik zu diesem speziellen Weihnachtskonzert am 23.12. | 20.00 im Eckhaus, Rechbauerstrasse 15 | T 0664/46 10 607

vibraphon und percussion: Berndt Luef, guitar: Dragan Tabakovic, bass: Thorsten Zimmermann, drums: Dusan Novakov

 

 

 

 

  WOMENT! Spiritueller FrauenStadtSpaziergang

 

Am 13.12. findet der 10. und letzte FrauenStadtSpaziergang 2003 statt. Treffpunkt ist vor der Synagoge, David-Herzog-Platz 1 um 15.00, Dauer bis ca. 16.30. Der Rundgang führt u.a. zur Kapelle Maria von Magdala, Wielandgasse 13, dem ersten Sakralraum in der Steiermark, der zu Gänze von einer Künstlerin – Minna Antova – gestaltet wurde.

Durch WOMENT!-20+03 ORTE wurden erstmals in großem Umfang die Leistungen von Frauen in Graz gewürdigt: 23 Würdigungstafeln weisen seit April 2003 auf (frauen-)historisch wichtige Orte hin. Die Tafeln werden über das Jahr 2003 hinaus bestehen bleiben.

FrauenStadtSpaziergang-Info-Tel. 0664/56 10 474

 

 

 

 

Cross-Border ohne Leasing bei ISOP

 

Afro-Reggae Nacht mit XANABIZ 13.12.03, ab 21.00 Uhr, Moxx im WIST, Moserhofgasse 34. Xanabiz ist die coole REGGAE-HIPHOP-RAGGA-DUB Band des jamaikanischen Sängers und Gitarristen Lee Xanadu. Gegründet wurde die Band, deren derzeitige „Home Base“ Graz ist, im Jahr 1999. Die letzen Jahren hindurch gelang es der Band ihre Botschaft von Peace, Love, Unity und Cool Vibrations auf einigen Reggae Festivals in verschiedenen Ländern Europas zu verbreiten.

Die zwanzig wichtigsten Fragen 2003 – Installationen, Botschaften, Bilder
18. 12. 03 | 19.30 Uhr | ISOP, Dreihackengasse 2

Info: 0316/76 46 46 | Finissage mit Wein, Speisen und Tischgesprächen über das Gelingen der Welt.

 

 

 

 

  Poesie und Musik in der Brücke

 

Die Gedichte von Walter W. Höbling und Gabriele Pötscher können als Dialoge über Leben und Lieben in einer Welt verstanden werden, in der Fahrpläne Trennung und Wiederkehr bestimmen, Gespräche mit Lichtgeschwindigkeit geführt, Gefühle über Autobahnen, Schienen, Ozeane und klimatisierte Flugzeugkabinen vermittelt werden. Ankünfte haben bereits stattgefunden, Abschiede werden elektronisch verlängert. Wer in unserem Zeitalter der ultimativen Augenblickserfüllung persönliche Würde und intime private Räume bewahren will, benötigt vor allem zwei - scheinbar - widersprüchliche Fähigkeiten: Distanz zu halten und zu intensiver Nähe zu finden, jeweils im richtigen Moment.

Kevin Dempsey ist der Akustik-Gitarrist der englischen Folkszene schlechthin. Sein einzigartiger Gitarrenstil und seine samtig-weiche Stimme haben ihn zu einem der gefragtesten Session- und Studiomusiker gemacht.

Joe Broughton spielt seit seinem 6. Lebensjahr Geige. Trotz klassischer Ausbildung und etlicher Preise in diesem Genre, ist sein Stil doch eher von Folk, Jazz und Blues geprägt. Kevin & Joe bieten als Duo eine energiegeladene und sehr unterhaltsame Show.

Am 12.12. | 20.00 im Kommunikationszentrum Die Brücke | Grabenstrasse 39a | T 0316/67 22 48

 

 

 

Auto-Klavier: Horowitz oder Horror-Witz?

 

Live-Musik ohne menschliches Zutun wird am 11. Dezember im Kulturzentrum bei den Minoriten geboten: Um 20.00 spielt das von Winfried Ritsch konstruierte „Autoklavier“ Werke von Peter Ablinger, Erin Gee, Peter Lackner, Daniel Rothman, Joanna Wozny und Klarenz Barlow. Die Vorteile des Spielmechanismus, der auf jeden herkömmlichen Flügel montiert werden kann, liegen auf der Hand: Komponisten haben damit die Möglichkeit, „Unspielbares“ zu realisieren, Unterhaltskosten und gewerkschaftlicher Organisationsgrad sind äußerst gering und die wenigen bisher bekannt gewordenen Fälle, wo Autoklaviere in den Streik traten, sind nur auf mangelnde Prozessor-Kühlung und nicht auf abgelehnte Forderungen nach Gehaltserhöhung zurückzuführen.

 

 

 

  Forum-Theater der Wohnungslosen

 

Rauschende Erfolge feierte Michael Wrentschurs InterACT-Forumtheater-Produktion „Nobody is perfect II“ in den letzten Novembertagen im UniT-Container vor der Uni Graz. An der Aufführung wirken Menschen mit, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind/waren – und natürlich geht es im Stück um genau diese Problemstellung. Entsprechend dem Forumtheater-Gedanken hat das Publikum immer wieder die Möglichkeit, ins Stück einzusteigen und Veränderungen vorzuschlagen, deren Folgen dann gleich im Spiel ausprobiert werden.

„Nobody is perfect“ kann auch von Schulen und ähnlichen Einrichtungen bestellt werden.

Kontakt: Armin Ruckerbauer | T/F (0316) 77 15 31 | M cult.un@utanet.at

 

 

 

  The smallest gallery

 

galerie für junge fotografie. Das Ausstellungs-Projekt „the smallest gallery“ nahe dem Kunsthaus, Grieskai 2, präsentiert im Monatsrhythmus „young local-based photography“. Gezeigt werden Ansprüche und Positionen junger Grazer und steirischer Photokünstler. Im Dezember stellt Ulla Burghard interior landscapes zur Betrachtung. Weitere Infos unter http://thesmallestgallery.mur.at

 

 

 

 

  KIZ: Vom Italien des 20. ins Kalifornien des 21. Jahrhunderts Eine bewährte Mischung an cineastischen Leckerbissen zeigt das KIZ – Augartenkino im Dezember und Jänner 2003/2004: Brandneue Produktionen wechseln mit Kino-Klassikern.

 

„Alle Stewardessen kommen in den Himmel“ (2002, Regie: Daniel Burman) ist eine poetisch-sanfte Liebesgeschichte, die in der südlichsten Stadt der Welt spielt, in Ushuaia auf Feuerland – dort begegnen sich zwei einsame Herzen, die Stewardess Theresa und der Arzt Juan.

Südlichste Liebesgeschichte des Films: „Alle Stewardessen kommen in den Himmel“

„Lundi Matin“ – am Montag Morgen (2002, Regie: Otar Iosseliani) – beschließt der Chemie-Arbeiter Vincent, seinem Arbeitsplatz den Rücken zu kehren und einfach abzuhauen, nach Venedig, in ein Paradies, das letztendlich nur aus Illusionen besteht.

Ausstieg am Montagmorgen: „Lundi matin“

Der neue preisgekrönte Film der Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne „Le fils“ befasst sich mit dem Verhältnis und der Distanz zwischen Menschen in einer Ausnahmesituation: Olivier bildet junge Kriminelle zum Tischler aus. Francis ist einer davon und der Mörder seines Sohnes.

In „Bread and Roses“ (2000) richtet der britische Star-Regisseur Ken Loach seinen dokumentarisch geschulten Blick auf das Leben illegaler mexikanischer ArbeitsmigrantInnen in Kalifornien.

Die marokkanisch/französische Co-Produktion „Le cheval de vent – das Windpferd“ (2001) handelt im Stil eines Roadmovies von der Freundschaft zweier Männer, die sich beide auf der Suche befinden, ohne das vordergründig Angestrebte auch wirklich erreichen zu wollen.

Immerhin 40 Jahre auf dem Buckel hat Jean-Luc Godards Meisterwerk „Le Mépris“ – die Verachtung. Ein Pflicht-Film für alle, die das Lebensgefühl der frühen sechziger Jahre und Michel Piccoli und Brigitte Bardot in jungen Jahren kennen lernen wollen.

„1900“ schließlich muss an dieser Stelle und für KORSO-LeserInnen nicht näher beschrieben werden – gemeinsam mit allen Bertolucci-Fans danken wir dem Kino im Augarten für die Möglichkeit, dieses großartige Epos des 20. Jahrhunderts wieder in Kino-Qualität erleben zu dürfen.

 

 

 

  Die Kulturhauptstadt im Bild

 

Peter Philipp ist ein Mann der schnellen Schüsse – mit der Kamera wohlgemerkt. Noch ist das Kulturhauptstadtjahr nicht zu Ende, legt er bereits seine fotografische Dokumentation dieser für Graz zweifellos herausragenden Phase vor.

Wie es sich für einen Künstler des Lichtbildes gehört, zeigt der prächtige Bildband in über 400 Bildern eine sehr subjektive Sicht der vergangenen 12 Monate und versteht sich nicht etwa als lückenlose Event-Dokumentation, sondern als Wiedergabe dessen, wie sich die Stadt in allen ihren Aspekten in diesem außergewöhnlichen Jahr dem Fotografen zeigt; die Protagonisten des Kulturhauptstadtjahres sind „in Aktion“ porträtiert, die neuen Kulturbauten werden in ihrem urbanen Umfeld gezeigt, die GrazerInnen in ihrer Reaktion auf das Gebotene. Peter Philipps Fotoband ist ein Zeitdokument und gleichzeitig trotz der Fokussierung auf 2003 zeitlos, so wie auch Graz vor 2003 eine Hauptstadt der Kultur in Europa war und auch nach 2003 sein wird.

Der bei der Steirischen Verlagsanstalt herausgegebene und prächtig ausgestattete Band ist noch bis 31. Dezember zum Subskriptionspreis von 39,-- Euro erhältlich, danach um 45,-- Euro.

Graz – Kulturhauptstadt Europas. Eine fotografische Dokumentation von Peter Philipp. 172 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, über 400 Farbabbildungen, 24 x 30 cm, Texte in Deutsch und in Englisch. ISBN 3-85489-098-2

KORSO verlost in Kooperation mit der Steirischen Verlagsgesellschaft 3 Exemplare des Bandes beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

 

  11 Jahre Meisterklasse der Jugend-am-Werk-Malwerkstatt Graz

 

Sieben KünstlerInnen, zwei Frauen und fünf Männer, bilden den Kern der Malwerkstatt von Jugend am Werk in der Grazer Kärntnerstraße 25. Das von der Kunsttherapeutin Karoline Stachl seit dem Jahr 1992 geleitete Projekt wurde vor 28 Jahren gestartet, um Menschen mit mehrfacher Behinderung Malen und Gestalten in therapeutischen Settings oder auch nur zur Entspannung und Förderung der Kommunikation anzubieten.

Die MeisterInnenklasse der JAW-Malwerkstatt hat inzwischen internationale Bedeutung erlangt. Jörg Kozak („der Abstrakte“), Walter Novak („das fotografische Gedächtnis“) oder Manuela Hillebrand („Stadt und Wasser“) sind inzwischen hoch gehandelte Namen, deren Werke beachtliche Preise erzielen.

Jörg Kozak: „Sich wiegen“, Ölkreide auf Karton, 70 x 100 cm    

Jenseits unserer Farbräume – und doch in der Farbe.
Karoline Stachl bezeichnet die Werke Kozaks als elementarste Form der art brut, die Künstler wie Arnulf Rainer hervorzubringen trachten, über den Versuch, das intellektuelle Korsett über Einnahme von Drogen zu sprengen; ohne jedoch die hier vorhandene Unmittelbarkeit je zu erreichen.

Im Kulturhauptstadt-Jahr hat Jugend am Werk die sieben KünstlerInnen mit einem repräsentativen Werkkatalog gewürdigt. Kulturschaffende wie Gerhard Roth, Max Gad oder Emil Breisach haben dazu Textbeiträge geliefert. Der Band ist ab sofort im Buchhandel und bei JAW erhältlich.

Jugend am Werk ist einer der traditionsreichsten sozialen Dienstleister in der Steiermark. Im Jahr 1948 mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Jugendarbeitslosigkeit über Kursmaßnahmen zu senken, verlagerte sich der Dienstleistungs-Schwerpunkt von JAW in den 60er-Jahren zur Behindertenhilfe, in deren Rahmen auch die Malwerkstatt entstand. Jugend am Werk eröffnete in den 80er-Jahren die erste sozialpädagogische Wohngemeinschaft, in der Jugendliche aus problematischen sozialen Interaktionsfeldern ihre Defizite aufarbeiten konnten.

– ko –

Info: Jugend am Werk Steiermark GmbH | Mag. Alfred Hausegger, Sporgasse 11, 8010 Graz | T 0316/83 00 66–12 | M gf@jaw.or.at

 

 

 

  Mimen-Kurse

 

Für ernsthafte, professionelle Ausbildung zum/r DarstellerIn empfiehlt sich ein Kurs bei Rezka Kanzians / Franz Blauensteiners WERKRAUMtheater: Der Schauspielkurs umfasst Fächer wie Mime, Stimmbildung und Sprecherziehung, dramatischen Grundunterricht, Maskenspiel, Akrobatik und Bühnenkampf und Rollenstudium, als Abschluss sind WERKRAUM-Diplom und/oder Gewerkschaftsprüfung möglich.

Für InteressentInnen besteht auch die Möglichkeit von Einzel- bzw. Blockunterricht. Darüber hinaus werden auch ein Zenkido- und ein Sprachgestaltungskurs angeboten.

Info und Anmeldung: 0316/31 90 70 oder 0676/94 00 383 | www.werkraumtheater.at

 

 

 

 

4Xang „Puntsch“ vulgo „Pintsch“
19.12. | 20.00 | Kulturhaus Straden

 

Parodiebariton Eik Beit, Krawattltenor Heinz Jiras, Bassbaron Klaus E. Kofler und Reisnagltenor Wilfried Scheutz PINTSCH ist das Best Off- Programm des 4xang. Durst ist schlimmer als Heimweh.

Info-Hotline: 0676–91 10 200 (straden aktiv) | www.straden-aktiv.com

 

 

 

Bruck: Weihnachtsabend mit Heilwig Pfanzelter
„Und es geschah in jener Nacht ...“ der bekannten TV-Sprecherin und Schauspielerin Heilwig Pfanzelter. Auch in diesem Jahr entführt sie die ZuschauerInnen mit viel Herz und ihrer weichen Stimme in die Wunderwelt der Weihnacht. Für die musikalische Untermalung sorgt Waltraud Kirsch, Harfe.
19. 12. 2003 um 19.00 Kulturhaus-Galerie | Infos: T 038 62/890 DW 411

Die Grazer Moschee
Ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin Will, aufgezeichnet von Jörg-Martin Willnauer

 

Martin Will: Graz darf alles, Graz hat alles, Graz liebt alles. Das Einzige, was uns noch fehlt, ist eine Moschee.

Jörg Nauer: Das ist wirklich das Letzte, was uns noch fehlt!

Martin Will: Warum so intolerant? Auch die Grazer Muslime haben ein Recht auf’s Beten.

Jörg Nauer: Ich dachte, du bist praktizierender Heide? Sag bloß, du bist zum Islam übergetreten und nennst dich jetzt Muhammad Willi !?

Martin Will: Laut Allgemeiner Erklärung der Menschenrechte hat jeder Mensch das Recht, Religion öffentlich oder privat im Gottesdienst bzw. durch Vollzug der Riten zu bekunden.

Jörg Nauer: Aber für eine Handvoll Moslems muss in Graz doch keine Moschee stehen!

Martin Will: „Statistik Austria“ zufolge gibt es allein in Graz 9.023 Muslima & Muslime.

Jörg Nauer: Na und? Praktizierende Heiden haben auch keine Kirche. Und „Heiden“ gibt es hier weit mehr: 39.529 Menschen sind in Graz ohne religiöse Bekenntnis.

Martin Will: Grundrechte sind nicht verhandelbar. Religionsfreiheit ist nicht von der Anzahl der Gläubigen abhängig.

Jörg Nauer: Ein Wahnsinn! Minarette im Stadtbild. Halbmond über Graz! Warum nicht gleich ein Muezzin, der seinen Gesang fünfmal täglich durchs Megaphon schmettert!?

Martin Will: Lauter als die Kirchenglocken darf’s natürlich nicht sein.

Jörg Nauer: Die Anrainer der Moschee werden sich das nicht gefallen lassen. Demnächst kommt der Kalif von Köln nach Graz und predigt hier seinen Gottesterror!? Allah schau oba!

Martin Will: In jeder Religion gibt es Bonzen, die die Menschenrechte missachten. Aber den Gretchenfragen „Toleranz“, „Gewaltenteilung“ und „Menschenrechte“ kann keine Kirche ausweichen.

Jörg Nauer: Mag sein. Aber willst du diesen Fanatikern wirklich ein Forum bieten?

Martin Will: Wer Muslime und Andersgläubige ausgrenzt und ihnen das Grundrecht auf freie Religionsausübung nimmt, wird mit Fundamentalismus und Terror bestraft. Integration reduziert Fundamentalismus. Da bin ich ganz pragmatisch.

Jörg Nauer: Aber das Muselmanische passt nicht zu Europa und schon gar nicht zu Graz! Das ist eine andere Kultur.

Martin Will: Das Abendland hat viel vom Morgenland übernommen. Nicht nur das Kaffeehaus! In Spanien haben Muslime, Juden und Christen Jahrhunderte lang zusammen gelebt. Diese Vielfalt wurde 1492 von Fundi-Christen gewaltsam beendet. Europa ist eine politische, ethnische, sprachliche und religiöse Mischkulanz. Das ist unsere Stärke!

Jörg Nauer: Aber der Islam ist uns fremd …

Martin Will: … sagt die „Krone“. Mir ist die „Krone“ fremd. Dichand möge Lessing lesen. Dem guten, weisen Nathan war schon vor über 200 Jahren klar, dass die gemeinsame Wurzel von Judentum, Christentum und Islam stärker sein kann als das Trennende. Die Interpretation von Bibel und Koran ist eine Frage der Macht. Wer die Macht hat, legt aus.

Jörg Nauer: Lass den Bischof Krenn aus dem Spiel.

Martin Will: Auch Herr Kapellari wird nicht erfreut sein, wenn er vom Bischofsplatz ein Minarett sieht. Aber vielleicht erinnert er seine erzkonservativen Schäflein an einen steirischen Regional-Heiligen. Dieser erzkatholische Gutmensch hat sich schon vor gut 100 Jahren für eine evangelische Kirche im Mürztal eingesetzt.

Jörg Nauer: Wer soll das gewesen sein?

Martin Will: Peter Rosegger.

Echo an: willnauer@willnauer.at

 

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