korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 

11/2005

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  Flecker: „Bin kein Racheengel im Kulturressort“
< korso-Gespräch: Kulturlandesrat Kurt Flecker


Mit Unterbrechung in den Jahren 1995 bis 2000 durch Peter Schachner-Blazizek war das Kulturressort des Landes in 60 Jahren steirischer Nachkriegsgeschichte von der Volkspartei dominiert. Am 7. November des Jahres übernahm der zweite Landeshauptmann-Stellvertreter und Landesrat Kurt Flecker von der SPÖ zu seinen bisherigen Agenden Arbeit und Soziales auch die Kultur in der Steiermark. Christian Stenner und Wenzel Mracek sprachen mit LH-Stv. Kurt Flecker.

Herr Dr. Flecker, Sie haben ein abgespecktes Kulturressort übernommen – wie nach den letzten beiden Wahlen blieb die Volkskultur außen vor. Viele Kulturschaffende haben sich in den letzten Jahren gegen diese Trennung gewandt – sind Sie persönlich damit zufrieden?

Mir ist die Unsinnigkeit dieser Trennung durchaus bewusst. Andererseits bin ich der Meinung, dass man von einem Politiker zwar verlangen kann, sich selbst total zurückzunehmen und seinen persönlichen Neigungen kein Gehör zu schenken – das macht aber letztendlich keinen Sinn. Aus dieser Sicht bin ich nicht sehr traurig, man hat mir einen Gewissenskonflikt erspart. Ich möchte aber betonen, dass ich nicht der Urheber dieser Konstellation bin, die ist ja bekanntlich zwischen dem Landeshauptmann und dem ersten Landeshauptmannstellvertreter entschieden worden.

Die IG Kultur verlangt in einer Resolution aus dem Vorjahr eine Anhebung des Kulturanteils am Landesbudget von derzeit 1,7 Prozent auf 3,5 Prozent und beruft sich dabei auf die Salzburger Zahlen.

Bei diesen Zahlen handelt es sich um das operative Budget ohne den Rundfunkschilling. Natürlich werde ich um Mittel für mein Ressort kämpfen. Wenn ich aber sehe, was auf uns zukommt – ich bin auch der Finanzsprecher unserer Fraktion – dann halte ich die Chancen, zusätzliche Mittel zu bekommen, für eher problematisch. Ich werde allerdings versuchen, das Budget zu bereinigen. Das heißt zum Beispiel, dass es in Zukunft sicher keine jährlichen Landesausstellungen mehr geben wird. Damit wird eigentlich auch niemandem etwas abgehen. Es kann nicht Sinn und Zweck sein, jedes Jahr Landesausstellungen als Ziel für Schüler- und Seniorenausflüge zu gestalten, während Inhalte und Qualität solcher Ausstellungen nachgereiht werden.

Welche der vergangenen Landesausstellungen hat Sie denn selbst interessiert?

Sehr interessiert hat mich „Jugend und Jugendkultur“ in Radkersburg. Es hat eine Top-Eröffnung stattgefunden und ich habe mir gedacht, das ist eine gute G’schicht. Dann bin ich in die Ausstellung gegangen, die sich – warum auch immer – um die Zeit der 1960er Jahre gedreht hat. Diese Ausstellung aber war in einem derartigen Ausmaß dilettantisch, dass ich mir gesagt habe, hier ist jeder Schilling zuviel ausgegeben. Ich kenne diese Zeit und habe sie mitgelebt – dort habe ich sie sicher nicht wiedergefunden.

Das heißt, Sie werden den schon von Hirschmann avisierten Zweijahresrhythmus der Landesausstellungen verwirklichen?

Vor allem habe ich eine Vorstellung von künftigen Landesausstellungen. Entsprechend einem Arbeitstitel werden dann etwa Kunstausstellungen nicht in Graz, sondern am Ort der Landesausstellung stattfinden. Regionale Initiativen und damit die regionale Bevölkerung müssen in das Programm eingebunden werden; die müssen wissen, dass da etwas los ist. Natürlich macht es Sinn, Orte zu verschönern, dafür sind aber andere zuständig.

Im Kulturressort wurde mit der Kulturservice GmbH eine Parallelstruktur aufgebaut, wie sich etwa am Beispiel der Bewerbung der diesjährigen Landesausstellung nachweisen lässt: Das Land beauftragte die KSG, der KSG-Geschäftsführer einen ehemaligen Krone-Journalisten, der dann für die Gestaltung von Anzeigensujets wiederum eine Agentur beauftragt hat. Ursprünglich sollte der Zweck der KSG ja in der Kosten sparenden Verkürzung solcher Delegierungen liegen.

Die KSG an sich will ich außer Streit stellen, weil ich nicht als der politische Racheengel durch die Welt fahren will. Mir geht es darum, sie auf das zu reduzieren, wofür sie gegründet wurde. Die KSG hat die Aufgabe, als Dienstleister Kunst und Kultur zu bewerben. Das betrifft im Übrigen auch die Produktionen der so genannten freien Szene. Mir ist unerklärlich, wie es dazu kommen kann, dass die KSG für 2006 eine inhaltliche Leitlinie unter der Devise „Paradies“ ausgegeben hat, wie ich höre.

Das entspricht dem heuer praktizierten Carmen-Schwerpunkt mit Joanneums-Ausstellung rund um die Operninszenierung von Harnoncourt.

Die KSG wird sicher nicht die Inhalte der Kulturpolitik eines Jahres vorgeben. Vielleicht muss man die Diskussion auch einmal in die Richtung führen: Was darf ein Kulturpolitiker und was soll er? Ich will Kulturpolitik nicht als Zensor machen, kann mir aber durchaus vorstellen, dass man Schwerpunktsetzungen aus gemeinsamer Arbeit mit Einrichtungen wie dem Kulturbeirat auch als politische Entscheidung versteht. – Aber dass der Herr Rinner [Geschäftsführer KSG] so etwas macht, befremdet mich.

Sie haben sich in einem kürzlich veröffentlichten Interview nicht als großer Freund des Kulturbeirates [d.i. der nach Kulturförderungsgesetz eingesetzte Förderungsbeirat, bestehend aus mindestens acht Mitgliedern, der zur Entscheidungsfindung Fachbeiräte heranziehen kann] gezeigt, dieser sei „auf Leute zugeschnitten, die sich auf andere ausreden wollen“ [Zitat Flecker in der Kleinen Zeitung].

Es hängt von Typus des Kulturpolitikers oder damals der Kulturpolitikerin ab, wie damit umgegangen wird. Unter Klasnic haben sich die Absichten der Beteiligten insofern getroffen, als sich einerseits viele einbringen wollten, um selbst mitgestalten zu können, andererseits hat sich die Kulturreferentin froh gezeigt, dass andere die Verantwortung übernommen haben. Das will ich nicht. Ich will die Verantwortung übernehmen und ich sehe es als Herausforderung, mit dem Beirat als Dialogpartner zu arbeiten. Die Letztentscheidung muss und wird aber bei mir liegen. Der Förderbeirat stellt aber auch eine Verbürokratisierung der Kulturpolitik dar. Wir werden natürlich das Kulturförderungsgesetz vollziehen, wir müssen aber sehen, wer im Beirat sitzt. Dort darf sich nicht das Match der Unvereinbarkeit abspielen.

Wie wollen Sie mit der List-Halle weiter verfahren, die sich immer mehr als Klotz am Bein des steirischen herbst erweist?

Ich bin mit der List-Halle als Aufsichtsrat der „alten“ Herbst-Gesellschaft konfrontiert, die die Halle vermarktet. Ich halte aber nichts davon, von einer Tasche in die andere zu bezahlen, indem ich den neuen herbst verpflichte, dem alten herbst für 60 Tage eine Hallenbenützung zu bezahlen. Wenn die Intendantin die Halle aber benützen will, hätte das Sinn. Vor allem müsste man aber die List-Halle in ihrer Funktion als Tempel hinterfragen. Ich wiederhole an dieser Stelle meine Überlegung, sie auch für Events der Punk-Szene zu nutzen – das wäre ein notwendiger Schritt für eine Entweihung.

Als Konzerthalle ist sie aber erwiesenermaßen hervorragend. Ich kann aber nicht, wie es Oswald verlangt hat, alle europäischen Spitzenorchester nach Graz holen, damit die List-Halle bespielt wird. Mir ist bei den Veranstaltungen, die ich in der List-Halle besucht habe, aufgefallen, dass dort zwar Musik-, nicht aber Sprechtheater in entsprechender Qualität aufgeführt werden kann. Wie komme ich auf 150 Tage Musiktheater im Jahr? Das ist ein Erbe einer verfehlten Politik.

Herbst-Intendantin Veronika Kaup-Hasler hat in einem öffentlichen Gespräch vom „politischen Willen“ gesprochen, nach dem sie gehalten sei, die Halle zu bespielen. Ist dieser politische Wille also nunmehr Vergangenheit?

Das Korsett, wonach sie die Halle 60 Tage nutzen muss, ist gefallen. Ich halte es für idiotisch, einer Intendantin den Veranstaltungsraum zu oktroyieren.

Themenwechsel: Aufgrund des Falls des Kommod-Hauses vor zwei Jahren und einiger anderer Problemobjekte werden Stimmen laut, die ein Landesgesetz fordern, nach dem Expertisen der Altstadtsachverständigen-Kommission für Entscheidungen zu Bauvorhaben bindend werden sollen.

In Vorgesprächen zur Regierungsbildung hat es in diesem Sinn auch Gespräche mit den Kommunisten gegeben, die das sehr vehement eingebracht haben. Ich glaube auch, dass die Grünen in diese Richtung gehen und wir haben überhaupt kein Problem damit, wir werden das sicher forcieren. Ich halte den Umgang der Investoren mit den betroffenen Objekten für unsittlich.

Wie stehen sie zur derzeitigen Organisation des Landesmuseums Joanneum?

Ich habe mir jetzt das Organigramm angesehen: Dass jemand Geschäftsführer ist, weiters zuständig für Außenbeziehungen und Kundenbindungen, darüber hinaus Departmentleiter für den Kunstbereich und im Kunstbereich noch zwei Häusern vorsteht, das vermag ich schwer zu verstehen. Übrigens ist es sehr interessant, wenn Sie das Organigramm lesen, so gibt es ein Department Kunst und daneben gibt es das Department Kultur. Man möge mir diese Teilung erklären. Ich möchte doch dafür sorgen, dass wir Allmacht nicht zulassen. Ich will hier aber niemandem etwas ausrichten, ich setze auf das vernünftige Gespräch.

Viele im Kulturbereich Beschäftigte sind gezwungen, unter McJob-Bedingungen zu arbeiten, weil durch das Kulturbudget im Grunde nur Projektförderungen gewährt werden … ein Fall für den Sozial- und Kulturlandesrat?

Ich möchte ähnlich vorgehen wie im Sozialbereich: Für bestimmte Einrichtungen sollen dreijährige Basissubventionen vorgesehen werden, die nicht an ein Projekt, sondern an den Betrieb einer Einrichtung gebunden sind.

Gibt‘s eine kulturpolitische Botschaft, die sie spontan an unser Leserpublikum richten möchten?

Ja, nämlich die, dass ich auch Rockmusik für eine förderungswürdige Kunstform halte.

 

 

Mäandern um Laokoon


Zwei Versionen des Mythos um Laokoon sind bekannt: Er sei ein Poseidonpriester in Troja gewesen, der die Troer vor dem Geschenk der Griechen gewarnt hätte und seinen Speer in die Flanke des hölzernen Pferdes geworfen habe. Darauf seien er und seine beiden Söhne vor den Mauern Trojas von zwei riesigen Seeschlangen getötet worden, die von der Insel Tenedos her kamen. Nach einer zweiten Erzählung des Mythos aber hätte die Ursache von Laokoons Tod nichts mit dem Trojanischen Krieg zu tun, vielmehr sei er Apollonpriester gewesen und hätte gegen den Willen seines Gottes geheiratet. Dem nicht genug, ist alles sehr kompliziert: Nachdem noch ein griechischer Spion ins Spiel kommt, der den Troern geraten haben soll, das Geschenk im Schutz der Stadtmauern zu verwahren, sei die Strafe für Laokoon von Athene gesandt worden – wie es Vergil im zweiten Buch der Aeneis beschreibt – nachdem jener deren Strategien zum Fall Trojas mit seiner Warnung zu untergraben versucht hätte. Für Vergil, Hofdichter des Kaisers Augustus, wiederum ist Laokoon von den Göttern akzeptiertes Gründungsopfer Roms, weil nach dem Fall Trojas Äneas, sein Vater Anchises und sein Sohn Julus eine neue, von den Göttern bestimmte Heimat in Latium finden.

Die bekannte Laokoon-Gruppe, 1506 wieder gefunden und in den Vatikanischen Museen befindlich, stammt wahrscheinlich aus dem 1. Jahrhundert vor Christus, wird den Bildhauern Hagesandros, Polydoros und Athenadoros von Rhodos zugeschrieben und dürfte ein Beispiel für ein antikes Propagandabild sein, das formale Bezüge zu Elementen des Pergamontempels aufweist. Dort, so eine Hypothese, könnte es als strategische Erinnerung an jenen römischen Gründungsmythos fungiert haben und den Zeustempel vor der Zerstörung durch die Römer bewahrt haben.

Die Ausstellung Vor Laokoon des 1959 in Lienz geborenen und in Wien und Innsbruck lebenden Norbert Brunner im Studio der Neuen Galerie umfasst gerade drei großformatige Zeichnungen: der Laokoongruppe und einer Frau mit Kind, einmal frei stehend, dann auf einer Parkbank sitzend. Brunner will mit seinen Farbstiftzeichnungen an die Manier des sozialistischen Realismus erinnern und so eine Assoziation zu Propaganda durch Mittel der Kunst evozieren. – Alles ist aber noch viel komplizierter: Wie Kuratorin Elisabeth Fiedler in ihrem erläuternden Text zur Ausstellung darlegt, „zerlegt Norbert Brunner Systemvorstellungen“ in der „Auseinandersetzung mit mythologischen, ikonografischen und psychischen Elementen“ um aus den so freigelegten Strukturen neue Beziehungssysteme zu entwickeln. So steht die Zeichnung des Laokoon nicht mehr dem Gründungsmythos Roms gegenüber, sondern dem Zeichen Frau & Kind, als kleinster Einheit innerhalb der Gesellschaft. Was nun Laokoon getrieben haben mag, sein Leben leicht auf’s Spiel zu setzen, wird durch die Zeichnung der Schlange als Frauenbeine oder Netzstrümpfe in ein neues Spiel gebracht, neu verknüpft. So legt der Konzeptkünstler (Videos, Radiosendungen, Performances) einen Mäander – der hier wiederum eine besondere Rolle als Bild für Handlungsstrukturen erhält – an Bezügen zwischen Erzählsträngen und Neuinterpretationen über drei Bilder durch zwei Räume.

Wenzel Mracek

Norbert Brunner – Vor Laokoon | zu sehen bis zum 4. Dezember im Studio der Neuen Galerie, Sackstraße 16 in Graz.
Informationen unter www.neuegalerie.at


 

  Flecker im Kultur-Verhör


Der neue Kulturverantwortliche der Steiermärkischen Landesregierung, Landeshauptmannstellvertreter Dr. Kurt Flecker, stellt sich unter dem Motto „Vieles anders – vieles besser“ – Aspekte der neuen Kulturpolitik im Rahmen einer Veranstaltung der Akademie Graz (in Kooperation mit Minoriten und Urania) den Fragen der Kulturjournalisten Herwig G. Höller (Falter), Frido Hütter (Kleine Zeitung), Mag. Wenzel Mracek (KORSO) und Mag. Michaela Reichart (Kronenzeitung).

Moderiert wird die Diskussion von Akademie-Graz-Präsident Emil Breisach.

Mittwoch, 23. 11. 2005 | Beginn: 19.30 Uhr | Großer Minoritensaal | Eintritt frei

 

 

  23. Künstlerbegegnung im Stift St. Lambrecht


In einem vereinten Projekt kooperieren next – Verein für zeitgenössische Kunst und die Initiative LAMBEART im Rahmen ihrer Symposien im Zeitraum 2005–2006. Das 11. Internationale Projekt für zeitgenössische Kunst und 23. Künstlerbegegnung im Stift St. Lambrecht werden unter dem Titel „Wegstrecken: Standpunkte – Arten des Bewegens“ gemeinsam organisiert.

In diesem Rahmen werden internationale Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen bildende Kunst, Literatur, Theater, Musik und Film im Benediktinerstift St. Lambrecht zu Gast sein und zusammen mit der örtlichen Bevölkerung wandernd und gehend den Ort mit seinen Geschichten, Atmosphären und Verwerfungen erkunden.

Die Grafikerin Lore Heuermann wird gemeinsam mit der Bevölkerung St. Lambrecht künstlerisch erkunden

Schichten und Wege, Geschichte und Bewegung sind Leitbegriffe dieses von Luise Kloos und P. Gerwig Romirer konzipierten Projektes, das zeitgeschichtlich forschende, behutsam (nach)erzählende und kreativ umformende Arbeitsweisen mit der unmittelbaren „aisthetischen“, also sinnenhaften, Erfahrung des Gehens verknüpft. KünstlerInnen aus den Bereichen bildende Kunst, Musik, Literatur, Film und Performance nehmen spartenübergreifend zu dem beschriebenen Themenkomplex Stellung und arbeiten unterschiedliche Aspekte heraus. Unterstützt von einer Zeithistorikerin gehen sie auf die örtliche Bevölkerung zu, deren Sicht- und Sprechweisen unmittelbar in den Schaffensprozess einfließen sollen.

Unter den mitwirkenden KünstlerInnen befinden sich u.a. Helwig Brunner, Lore Heuermann, Luise Kloos, Christian Lick, Gerhard Nierhaus, Mirella Kuchling, Sonja Lixl und Josip Zanki.

Ort: Stift St. Lambrecht
Termine: 1. Workshop > 9. – 13. November 2005 | 2. Workshop > 18. – 23. April 2006 | 3. Workshop > 18. – 28. Juni 2006 sowie Ausstellung, Lesung, Performance, Konzert am 29. Juni 2006.

 

 

 

  Preisverleihung und AutorInnenlesung


Die PreisträgerInnen des Literaturwettbewerbs 2005 der Akademie Graz (1. Bettina Balàka/Wien, 2. Robert Riedl/Graz, 3. Christopher Ebner/Graz) lesen am Mittwoch, dem 30. November 2005 im Literaturhaus aus ihren Werken. Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt frei!
Eine Veranstaltung der Akademie Graz in Kooperation mit dem Literaturhaus.

 

  Bookolino, 22. bis 27. November: Die Buchmesse für junge LeserInnen


Wer Freude am Lesen hat, muss keine PISA-Studie fürchten. Und mit den richtigen Büchern ist der Lesespaß garantiert. Ein Besuch der Kinder- und Jugendbuchmesse bookolino im Grazer Literaturhaus in der Elisabethstraße 30 erleichtert die Auswahl. Neben der täglichen Buchausstellung (ab 23.11. täglich von 09.00 bis 18.00) gibt es ein reichhaltiges Rahmenprogramm.

„bookolino 05“ beginnt am Abend des 22.11. um 19.00 im TaO! am Ortweinplatz 1 mit der dramatisierten Fassung von Friedrich Anis Jugendroman „Wie Licht schmeckt“. Der junge Grazer Autor Johannes Schrettle hat die Dramatisierung vorgenommen.

Für die Eröffnungslesung (Mittwoch, 23.11., 10.00) wurde die österreichische Autorin Käthe Recheis gewonnen, vorher und nachher finden Workshops mit AutorInnen – u.a mit Jens Rassmus („Bauer Enno und seine Kuh Afrika“) und Johannes Schrettle statt. Um 19.00 ist im TaO! wieder „Wie Licht schmeckt“ zu sehen.

Christine Nöstlinger kommt! Am Donnerstag, dem 24.11. finden tagsüber Workshops statt – u.a. mit Rotraut Susanne Berner („Ein Bild ist auch eine Geschichte“); eine Lesung von Zizou Corder („Lionboy“, 09.00) wird vom Grazer Amerikanisten Walter Grünzweig übersetzt und moderiert.
Um 19.00 liest Christine Nöstlinger aus „Zwei Wochen im Mai“ und „Maikäfer flieg!“

Freitag, der 25.11. endet um 19.00 mit dem bookoNightline – Festivalfest. Lesung: Susanne Heinrich und Ljubko Deresch, Musik: The Uptown Monotones; am Samstag, dem 26.11. wird ab 14 Uhr 30 Sesseltheater geboten (Ursula Poznanski, Sybille Hein: „Die allerbeste Prinzessin“), ab 15.30 gibt’s eine Performance von Lazlo Varvasovsky („Im Auge des Zeichners“. Die Buchausstellung läuft bis Sonntag, 27.11., 18.00.

 

 

  Die Bilder in die Sichtbarkeit bannen – Gerhard Lojen


Abstrakt zu malen bedeutet für Gerhard Lojen zwar gegenstandslos, nicht aber formlos – informell – zu malen. Farben vor weißem Grund sind konstituierende Elemente der Formwerdung. Seit Mitte der 1950er-Jahre eine zentrale Persönlichkeit im Grazer Kulturbetrieb, bezeichnet ihn der Kunsthistoriker Werner Fenz inzwischen wohl zurecht als den Doyen der abstrakten Malerei in der Steiermark.

< Ohne Titel, G 41/05, 100 x 120 cm, Acryl auf Leinwand < Ohne Titel, G 70/04, 80 x 80 cm, Öl auf Leinwand

Durch seinen Lehrer Kurt Weber angeregt, begann Lojen während seines Architekturstudiums an der TU Graz, sich mit den internationalen Strömungen der zweiten Moderne, mit Informel, Tachismus und dem Action Painting Jackson Pollocks zu befassen. Über konstruktivistische Flächenverschiebungen und einer großen Serie von Bildern mit geometrischen Abstraktionen in den 70er-Jahren entwickelte er, auch über die Zusammenarbeit mit dem befreundeten Hans Bischoffshausen, eine solitäre Formensprache „der Flächenteilung, des Verhältnisses von farbiger Spur zur Fläche der ‘Umgebung’“ und der „Schaffung eines Bildraums, in dem die Farbe als Material und Form für autonome, ruhige oder dynamische ,Zustande’ sorgt“, wie Werner Fenz im Katalog zur aktuellen Ausstellung im Grazer Künstlerhaus ausführt.

Im Jahr seines 70. Geburtstages widmet das Landesmuseum Joanneum in Kooperation mit der von ihm mitbegründeten Gruppe 77 dem Maler Gerhard Lojen eine Ausstellung unter dem Titel Bilder 2000 bis 2005. Ein großer Teil dieser Arbeiten in Öl und Acryl, in einigen Fällen um Farbstiftspuren erweitert, weisen dominante horizontale Strukturen aus, jeweils vor weißem Grund, der so einen fließenden Übergang oder Unschärfen zwischen Bildraum und den weißen Wänden des Künstlerhauses bewirkt. Farblich kontrastierende und gestische Eingriffe suggerieren undeutliche Blicke auf Reales, von dem abstrahiert wurde – tatsächlich handelt es sich aber ausschließlich um durchkomponierte Farbstrukturen. In der Venedig-Serie etwa scheinen diese Strukturen immer reduzierter, als verwiesen sie auf Erinnertes, bis schließlich eine Serie kleinformatiger Bilder aus dem Jahr 2003 durch die subtilen und äußerst reduzierten kontrastierenden Eingriffe auf Weiß wie asiatische Kalligrafien anmuten.

Schließlich ist Kurator Werner Fenz, assistiert von Katia Schurl, eine plausible Hängung der Arbeiten nach Serien und Werkgruppen im sicher nicht einfach auszufüllenden Hauptraum des Künstlerhauses, dem Grafikraum und der Apsis eines Malers gelungen, der sein poetisches Bildverständnis in einem Gespräch mit Peter Weibel zum Ausdruck brachte: „Könnte es nicht sein, dass alle Bilder dieser Welt schon immer bestehen und einige durch die Künstler in die Sichtbarkeit gebannt werden?“

Wenzel Mracek

Gerhard Lojen – Bilder 2000 bis 2005 ist bis zum 4. Dezember im Künstlerhaus Graz, Burgring 2, zu sehen.
Auch die Galerie Schafschetzy in der Grazer Färbergasse zeigt eine Ausstellung mit Werken von Gerhard Lojen.
Informationen unter www.museum-joanneum.at

 


 

  Postmediale Kondition


Seit den 1970er-Jahren hat eine „erste Generation“ von österreichischen Medienkünstlern, wie sie Peter Weibel in Styrian Window bezeichnet, mit Valie Export, Friederike Petzold, Richard Kriesche, Weibel oder Peter Gerwin Hoffmann u.a. einerseits die konzeptuelle Verwendung der „Neuen Medien“ Video und Fotografie in den erweiterten Kontext der bildenden Kunst eingeführt und andererseits das „demokratische Potential“ dieser Medien – als gesellschaftsanalytisches Mittel – vorgestellt. In Österreich entstand in der Folge aber auch eine Richtung spezifischer Formen der Medienkunst, die inzwischen international immer aktueller wird, eine Tendenz, die als „postmedialer Zustand“ bezeichnet werden kann und die durch zwei Phasen gekennzeichnet ist: Die Gleichwertigkeit der Medien und folgend das Mischen der Medien. Gleichwertigkeit meint rückblickend die Akzeptanz von Fotografie, Video, Film gegenüber den traditionellen Genres Malerei und Plastik, während es in der zweiten Phase um eine Vermischung der spezifischen technischen und formalen Möglichkeiten dieser Medien ging.

< Peter Kogler: o.T. / 1993 < Julean Simon: grand (fake) - synthetisch-analytische etueden / 2005

Video beispielsweise ist gegenwärtig durch Multiperspektivität und Mehrfachprojektionen gekennzeichnet. Digitale Fotografie und Postproduktion mittels Grafikprogrammen sollten eigentlich als wirklich neues Medium verstanden werden, das nur mehr Ähnlichkeiten zur analogen Fotografie im Sinn der Lichtmalerei - als physischer und physikalisch-chemischer Prozess - aufweist. Oft entstehen fiktive, ungesehene und eben künstliche Welten, was auch zu einer Erweiterung der Terminologie führte, indem der klassische Bereich von Plastik oder Skulptur neue Signifikanz erfährt und Fotografie und Video Raumcharakter erfahren. Das erweiterte Tafelbild der so genannten zweiten Moderne wurde weiter entwickelt, nachdem in der Malerei Wechselbeziehungen mit Fotografie, digitaler Bildbearbeitung Film und Video hergestellt wurden.

Generell sind Tendenzen in der bildenden Kunst zu beobachten, nach denen Interferenzen zwischen den Medien und deren Mischen zu Innovationen wiederum innerhalb der Mittel Fotografie, Video, aber auch Malerei und Plastik führen - und alle Disziplinen entwickeln sich weiter durch technologische Innovation. Die Interpretations-Hypothese der so entstandenen neuen Kunstformen basiert also auf dem ihnen zugrunde liegenden binären Code, die zu entschlüsselnde Ästhetik wären Algorithmen und/oder Programme.

In der von Christa Steinle, Elisabeth Fiedler unter wissenschaftlichem Beirat von Peter Weibel kuratierten Ausstellung Postmediale Kondition – Arco 2006 werden mehr als 40 Positionen gezeigt, die künstlerische Konsequenzen aus diesen Bedingungen reflektieren und über formale Erweiterung der „Neuen Medien“ eine neue Ebene in die Kunst einbringen, darunter Arbeiten von Barbara Caspar, Thomas Feuerstein, G.R.A.M., Peter Kogler, Brigitte Kowanz, Hans Kupelwieser, Gerwald Rockenschaub und Hans Schabus.

Wenzel Mracek

Postmediale Kondition – Arco 2006 wird am Dienstag, 15. November, um 19.00 Uhr im 1. Stock der Neuen Galerie, Sackstraße 16, 8010 Graz, eröffnet. Dauer der Ausstellung 15. November 2005 bis 15. Jänner 2006 | Informationen unter www.neuegalerie.at

 

Jörg Martin Willnauer spielt Georg Kreisler


Georg Kreisler ist der wohl berühmteste österreichische Chansonier und Kabarretist. Sein Lebenswerk ist mit über 600 Liedern fast unüberschaubar groß. In den Tonträgern „Everblacks, Nichtarische Arien, Die alten bösen Lieder“ gibt es dennoch eine Zusammenfassung seiner wichtigsten Werke.
„Taubenvergiften im Park“ ist eines seiner unsterblichen Chansons und an diesem scheinbar einfachen Lied können wir erkennen, dass es eigentlich nur einen gibt, der diese Lieder interpretieren kann, nämlich Georg Kreisler selbst.

Die Versuche schon müssen logischerweise scheitern, denn wer kann schon perfekt Klavier spielen, wer bewegt sich traumwandlerisch zwischen sprachlichen Stilistiken und typisch österreichischen Gemeinheiten, wer ist so wortgewaltig und als Wanderer zwischen den Kulturen dies und jenseits des großen Ozeans unübertrefflich?

Doch halt, da ist einer, der Klavierspielen kann wie der Teufel, der wortgewaltig ist, ein kahler Sänger noch dazu und der als Wanderer zwischen dem Schwäbischen Meer und dem Sulmsee sprachlich ebenso stilsicher auftritt: Wenn es einer schafft, dann Jörg-Martin Willnauer. Bei der Premiere des Programms „Willnauer spielt Kreisler“ im April diesen Jahres im Theatercafé in Graz konnten wir uns davon überzeugen: Dieses Experiment ist absolut gelungen.

Mittwoch, 23. 11. | Orpheum Graz | Beginn um 20.00 Uhr
Tickets: Orpheum Graz | 0316-713473-9014 | Ö-Ticket, Kleine Zeitung-Ticket, sowie in allen Filialen der Steiermärkischen
Informationen unter www.willnauer.at und www.georgkreisler.de

KORSO verlost beim KORSO-Kulturquiz zwei Karten für diese Veranstaltung!

 

 

 

  GRAWEaward 2005 für soziales Engagement durch Kunst


Zum dritten Mal vergab die Grazer Wechselseitige Versicherung im Oktober ihren (anlässlich des 175-jährigen Jubiläums vor zwei Jahren gestifteten) Preis GRAWEaward. Diesmal wurden sich die Jurymitglieder einmütig darüber einig, wem er zugesprochen werden sollte: Als diesjährige Preisträgerin wurde Karoline Stachl, Gründerin der Malwerkstatt Graz von Jugend am Werk, gekürt.

GRAWE-Vorstandsdirektor Dr. Günther Puchtler und Generaldirektor Dr. Othmar Ederer (vo. li.) übergaben den GRAWEaward 2005 an Karoline Stachl im Beisein von Mag. Gerald Pöschl und Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt, dem Vorsitzenden der Jury

Übergeben wurde der mit 7000 Euro dotierte „Grawe Award“ im feierlichen Rahmen von vom Vorstand des Aufsichtsrates von Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt, dem Vorsitzenden der Jury im Beisein der GRAWE-Vorstände Dr. Günther Puchtler, GD Dr. Othmar Ederer, GD-Stv. Dr. Siegfried Grigg.

Die Psychotherapeutin Karoline Stachl übte nach einer Ausbildung in Malerei und Restauration den Lehrberuf im gestalterischen Bereich aus. 1992 gründete sie die Malwerkstatt Graz von Jugend am Werk, in der MalerInnen mit Behinderung künstlerisch, pädagogisch und psychologisch betreut werden. Sieben KünstlerInnen, zwei Frauen und fünf Männer, bilden den Kern der Malwerkstatt von Jugend am Werk in Graz, u.a. Adi Brunner mit seinen Körperskizzen und Manuela Hillebrand mit filigran und ornamental verschlungenen Motiven.

In der Malwerkstatt Graz steht der Mensch mit seiner seinen besonderen Fähigkeiten und Begabungen in seinem gesicherten sozialen Umfeld im Mittelpunkt. Stachl versteht sich daher als mehr als partnerschaftliche Wegbegleiterin und Förderin, die künstlerische, persönliche und soziale Anforderungen an die KünsterInnen stellt. Ihr Motto lautet: „Wichtig ist, was die behinderten Menschen gut können und nicht, was sie nicht können!“
In diesem Sinne gilt es für sie, Verantwortung an ihre „Schützlinge“ übertragen, aber auch die Forderung, das Gegenüber ernst nehmen und gleichwertig zu sehen, ist für sie eine selbstverständliche Haltung. Als solidarische Fürsprecherin im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit organisiert sie Ausstellungen und Projekte und leistet Überzeugungsarbeit bei Sponsoren.

Ein Großteil des Preisgeldes wird von Frau Stachl der Malwerkstatt Graz zur Verfügung gestellt. Es soll als Grundstock für ein weiteres außergewöhnliches Kunstbuch dienen.

– js –

 

 

 

  „Schreibfieber“: Junges Drama präsentierte sich
im Literaturhaus


Im Literaturhaus Graz wurden bei einer Reihe szenischer Lesungen unter dem Übertitel „Schreibfieber – Eine Stadt brennt“ an drei Abenden die Texte von 13 jungen Dramatikern und Drehbuchautoren inszeniert, die sich auch als eine Reise durch das „Labyrinth neuer szenischer Texte“ verstanden wissen wollte. Die breite Palette an Themen und Kunstformen, die dabei von den jungen Literaten – alle zwischen 21 und 30 Jahre alt – auf dem Gebiet des modernen Dramas präsentiert wurde, bewies eindrucksvoll, dass die Avantgarderolle der „heimlichen Literaturhauptstadt“ Graz alles andere als nur ein verflossenes Kapitel einstmals glorreicher Geschichte ist.

< (v.l.n.r.) Christina Schlemmer, Lilly Jäckl, Ewald Palmetshofer und Johannes Schrettle lieferten Szenen für den ersten Abend von „Schreibfieber – Eine Stadt brennt“

Renaissance szenischen Schreibens
„Man sieht Graz zu oft unter dem Gesichtspunkt einer großen Vergangenheit und registriert aber nicht das Zukunftspotenzial der zahlreichen jungen Autoren“, erklärt die Organisatorin Edith Draxl vom Uni-Theaterverein UniT die Idee hinter dem Konzept „Schreibfieber“. Die Veranstaltungsreihe hatte daher als zentrales Anliegen, den KünstlerInnen ein Forum für ihre Werke zu bieten, um durch eine repräsentative Tour d’horizon ein breiteres Publikum von dieser Tatsache zu überzeugen. Schon seit einigen Jahren hat sich in Graz eine junge Szene entwickelt, die auch international schon Anerkennung ernten konnte, wofür stellvertretend die beiden Namen Johannes Schrettle und Gerhild Steinbuch beredtes Zeugnis ablegen. Dieser reiche „Pool an jungen AutorInnen ist zu einem Gutteil aus einem gemeinsamen Arbeitshintergrund hervorgegangen, nämlich dem Lehrgang Szenisches Schreiben der UniT und den Schreibwerkstätten im Rahmen des Retzhofer Literaturpreises“, erzählt Draxl von den verbindenden Wurzeln der nur scheinbar so heterogenen Gruppe. Dieter Boyer, der mehrere der dargebotenen Stücke inszenierte, stellt jedoch klar, dass „sich hier nicht um Autoren handelt, die Hilfe brauchen“, auch nicht um eine simple Talenteschau, sondern um ein „partnerschaftliches Zusammenwirken der beteiligten Künstler in einem Projekt, das die Lebendigkeit szenischen Schaffens als Gegenwartsform unter Beweis stellen soll“. Als spezieller Ehrengast konnte der Dramatiker Oliver Bukowski gewonnen werden, der an der Universität der Künste in Berlin szenisches Schreiben lehrt und sich mit den jungen Künstlern

Virulenz und Spannung jungen Dramas
Die vier szenischen Darbietungen des ersten Abends zeigten die Bandbreite in der Imaginationskraft und im handwerklichen Können der NachwuchsautorInnen auf. In den behandelten Motiven zeigten sich durchaus Parallelen: Konflikte zwischen den Generationen, Rebellion gegen gesellschaftliche Strukturen und das Changieren zwischen Phantasie und Realität. Christina Schlemmer (mit 30 fast schon so etwas wie die „Nestorin“ der jungen Avantgarde) zeigte eine Szene aus ihrem Stück „Fullhouse“, das die Probleme im Zusammenleben von Insassinnen eines Altersheimes schildert. Die neu angekommene alte Dame kollidiert darin zunächst mit der Welt der „kleinen“ Frauen, in die sie mit ihrer bourgeoisen Abgehobenheit nicht recht passen will. Aber schließlich stellt sich doch heraus, dass es Interessen gibt, die alle Frauen verbinden …

Lilly Jäckl (27) führte in „Psychopax“ das innere Erleben einer nach Schlafmitteln süchtigen Mutter vor, die sich über ihre Traumwelt von der nicht bewältigbaren Realität distanziert; lyrische Sequenzen tragen zur Stimmung melancholischer Wehmut ob der verlorenen Chancen bei. Johannes Schrettle (25) präsentierte sich mit einem Ausschnitt aus seinem bereits im Vorjahr im Forum Stadtpark aufgeführten „Action Seekers“: Ein skurriles Spiel zwischen Realität und Fiktion zeigt drei junge Leute, die den Ausbruch proben.

Als erfrischend witzig und originell entpuppte sich die szenische Aufarbeitung des ganz normalen Familienwahnsinns durch den 27-jährigen Ewald Palmetshofer, der in diesem Jahr den Retzhofer Literaturpreis gewonnen hat. Im Stück „Helden“ sind die spießigen Eltern längst der bürgerlichen Selbstzufriedenheit verfallen, während Tochter und Sohn sich weder hinsichtlich ihrer Identität noch in ihren Beziehungen über sich selbst klar werden können –die fortdauernde Suche wird zum Ziel des Nichtankommenwollens. Ausdruck finden die pubertären Anwandlungen der beiden darin, dass sie in die Rollen von Spiderman und Catwoman schlüpfen. In ihren Zerstörungsphantasien drückt sich ein praktisch aller Ideologie entkleideter Widerstand gegen eine nur schemenhaft wahrgenommene Bedrohung aus, die schwammig als „Weltkapitalismus“ gefasst wird. Aber die jungen „Superhelden“ haben nicht wie ihre Comic-Vorbilder die hehre Absicht die Menschheit vor den Bösewichten zu retten: Vielmehr wollen sie sich selbst einer bösen und dummen (Um-)Welt durch deren restlose Zerstörung entledigen.

Junge Filmkunst ergänzt das Dramenspektrum
Um wichtige Perspektiven ergänzt wurden die dargebotene Palette modernen szenischen Schreibens am dritten Abend von „Schreibfieber“ durch die Dialogsequenzen von jungen Drehbuchautoren. Die Vertreter einer neuen Generation, u.a. Barbara Grascher, Marie Kreutzer und Johanna Moder zeigten auf, dass auch Filmtextbücher unter die ernstzunehmende Literatur einzureihen sind. Für den Diskurs mit den Filmemachern war Regisseur Götz Spielmann als special guest geladen, dessen Film „Antares“ zur Eröffnung der vorjährigen Diagonale gezeigt wurde. Der junge Grazer Regisseur Jakob M. Erwa, der bereits mehrere renommierte Filmpreise einheimsen konnte und die Produktionsfirma mojo:pictures gegründet hat (durch die schon einige kreative und unkonventionelle Stoffe realisiert wurden) präsentierte im Literaturhaus einen Auszug aus seinem neuen Kurzfilm „Amphibia – An einem Tag in einem Sommer“. Die Hauptdarsteller improvisierten dabei auf der karg ausgestatteten Bühne zwei unterschiedliche Varianten einer der Schlüsselszenen des kürzlich verfilmten Drehbuchs. Johanna Moder, die ebenfalls eine Reihe von Kurz- und Dokumentarfilmen vorgelegt hat, zeigte den Entstehungsprozess ihrer Arbeiten am Beispiel eine Szene aus „Her mit dem schönen Leben“ auf, die sie von einer nüchternen Lesung über eine Castingszene bis hin zum fertigen Filmausschnitt entwickelte.

Josef Schiffer

 

 

  herbst: Umwertung des Programmes


Eine großartige, „kleine“ Produktion und eine groß angelegte, oder zumindest groß beworbene. Letzteres bezieht sich auf Peter Ablingers „opera/werke“, ein angeblich auch von der Stadt handelnder Themenkreis, von dem der Autor des herbst-Programmbuches schreibt, dass sich in ihm „subtil und nachhaltig eine vollkommene Umwertung aller Werte vollzieht“. Verstehe ich etwas nicht, oder ist Ablinger eine Art Wiedergänger von Bizet, den Nietzsche so schätzte? Seine in der Summe der „autonomen und voneinander unabhängigen, zugleich konkret aufeinander bezogenen Akte“ ergeben dann doch nur einen ziemlich trockenen Opern-Baukasten und nicht ganz den leidenschaftlichen Schmelz der „Carmen“. Von Umweltgeräuschen (36 mal 60 Minuten), über die Handlung, die Bestuhlung, die Kulisse, der Gesang das Publikum bis zum Orchester serviert Ablinger Bestandteile der Oper, besser der Opernmaschine. Zitatenhaft natürlich, aber leider wird nicht klar worauf sich diese Zitate eigentlich beziehen.

herbst: Großen verdienten Beifall gab´s für „mnemonic nonstop“

Der doppelte Boden, der die statische Demonstration zum Federn bringen könnte, geht dem musikbeflissenen Grazer Flaneur doch ein wenig ab. Akzeptabel „Die Handlung“ im Opernhaus, bestehend aus sechs Stühlen, von denen die Besucher jeweils 15 Minuten (eben keine) absolute Stille und weißes Rauschen „zwischen Zeit und Zimmerflucht“ erleben konnten. Gegen Ende öffnet sich ein Live-Blick auf den Kaiser-Josef-Platz. Leider hatte Konwitschny für seine Aida-Inszenierung den gleichen –Einfall für den gleichen Ort. Nur ein paar Jahre früher. Und Yoko Tawadas Selbstdarstellung in Edgar Honnetschlägers Film (Das Publikum, List-Halle) hätte ein wenig japanische Zurückhaltung nicht geschadet. Zum Film selbst: „sans soleil“ von Chris Marker anschauen und -hören.

Bei „mnemonic nonstop“ im Kristallwerk dagegen handelte es sich nach einem Ausdruck aus dem Filmgeschäft, um einen „Schläfer“. Damit werden Produktionen bezeichnet, denen man erst nicht viel Appeal zutraut, die aber dann kraft ihrer Qualität ein größeres Publikum finden. Martin Nachbar und Jochen Roller sind großartige Geschichtenerzähler, exzellente Sprecher und als Tänzer, so fabelhaft, dass bei ihnen sogar diese meist peinlichen Verrenkungen auf dem Boden Sinn machen. Sie nahmen das herbst-Thema wörtlich und amalgamierten die Erfahrungen aus fünf Städten mit ihrer Choreografie, projizierten Straßenverläufe auf ihre Körper, tanzten entlang erinnerter und imaginierter Räume, erzählten oder führten distanzierte, ironische Dialoge. Die Bühne ist bis auf zwei Overheadprojektoren und einer DJ-Anlage (Marek Lamprecht) im Hintergrund völlig leer, das Licht unauffällig, aber ausgetüftelt. Doch gerade die Transparenz macht die Perfektion und Ernsthaftigkeit der Arbeit deutlich: Die beiden hypnotisierten ihr Publikum, ohne es zuzudröhnen. Großer verdienter Beifall, fünf Vorhänge (ohne Vorhang).

Wilhelm Hengstler

 

 

 

Baubewilligung im umstrittenen Fall Schützenhofgasse 35


Nur vier Tage nach den Landtagswahlen gab es unter den Anrainern der Grazer Schützenhofgasse erneut Grund zur Empörung: Der Bewilligungsbescheid für das umstrittene Bauprojekt Schützenhofgasse 35 ging ein. Die Grazer Bau- und Anlagenbehörde hatte sich – diesmal sogar ohne Stützung auf ein Gegengutachten – über mehrere negative Gutachten der Altstadtsachverständigenkommission hinweggesetzt. Bewilligt wird ein sechsgeschossiger Neubau, der unmittelbar an die Feuermauer einer zweigeschossigen Villa aus dem 19. Jahrhundert anschließt, und diese Villa damit nicht nur um sieben Meter überragt, sondern auch straßenseitig vier Meter über die Bauflucht vorragt. Damit, so die IG Herz-Jesu-Viertel, steht die geplante Kubatur des Neubaus in keinem Bezug zu den Proportionen der Gestalt des anliegenden Altbestandes. Sollte diese Baubewilligung Rechtskraft erlangen, entstünde in der Altstadtschutzzone ein Neubau, wie er heute in Beispielen der 1960 und 1970er-Jahre als Bausünde bezeichnet wird.

Nach Ansicht von 15 Anrainern, die über ihre Rechtsanwälte Berufung eingelegt haben, ist der Bewilligungsbescheid infolge der Verletzung des Grazer Altstadterhaltungsgesetzes rechtswidrig. Zudem werden Verfahrensmängel geltend gemacht, da die Baubehörde auf nachbarschaftsrechtliche Einwendungen nicht eingegangen ist. Sollte der Berufung nicht stattgegeben werden, kündigen die Anrainer ein Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof an.

Bauwerber ist die Raiffeisen–Wohnungseigentumserrichtungs-GmbH. Delikat in diesem Zusammenhang erscheint, dass Raiffeisen-Generaldirektor Doppelhofer bis 2004 ÖVP-Finanzreferent war. Im Jahr 2003 verfasste das Stadtplanungsamt den nun rechtskräftigen Bebauungsplan 02.04 „Schützenhofgasse - Naglergasse - Nibelungengasse - Schillerstraße“ exakt den Plänen des Bauwerbers folgend - zunächst sogar inklusive einer illegalen Innenhofverbauung. Baustadtrat Rüsch äußerte sich noch im Jänner 2004: „Der Bebauungsplan 02. 04 „Schützenhofgasse“ wurde von meinem Vorgänger eingebracht. Ich weiß nicht, was ihn bewogen hat und es wäre unter meiner Verantwortung sicher nicht in dieser Form passiert.“

Gerade auf diesen Bebauungsplan aber beruft sich nun die Baubehörde im Bewilligungsbescheid, in dem es heißt: „Zu der im Gutachten der ASVK enthaltenen Feststellung, wonach das proportionale Verhältnis des geplanten Neubaues zum Nachbargebäude Schützenhofgasse 33 nicht gegeben sei, ist nochmals auszuführen, dass der Bauwerber an die in 02. 04. Bebauungsplan enthaltenen Bebauungsgrundlagen gebunden ist und auch für die ASVK keine Möglichkeit besteht, diese, durch Verordnung festgesetzten, Bebauungsgrundlagen nachträglich zu hinterfragen.“

 

 

  Soundportal-Events im November:


Soundportal LIVE!CLUB
Jeden Donnerstag ab 20.00 gibt es bei freiem Eintritt (bis 21 Uhr) heimische und internationale Bands im Arcadium zu bewundern.

Hamfatter (UK), Cleave & Dedicated to | Do., 10.11.2005 ab 20 Uhr im Arcadium
Blood or Whiskey & support | Do., 17.11.2005 ab 20 Uhr im Arcadium
Tele & support | Do., 24.11.2005 ab 20 Uhr im Arcadium
Horrorpops | Do., 30.11.2005 ab 20 Uhr im Arcadium
VÖLLIG LOSGELÖST | Die extrabreite Soundportal-80er Party | Fr., 11.11.2005 ab 22 Uhr bis max. 5 Uhr im ppc
DJ-Line mit den Soundportal DJs Drone & Lites

Locations: ppc > Neubaugasse 6, 8020 Graz | Arcadium > Griesgasse 25 , 8020 Graz
Weitere Infos: www.soundportal.at

 

 

  Bauchtanz: Erholsam für Geist und Körper


Einen Bauchtanzkurs für Frauen jeder Altersgruppe zu äußerst günstigen Konditionen bietet Sr. Neslihan Celebi, Bauchtanzlehrerin aus Graz. Celebi: „Durch Bauchtanz erlangt frau ein neues Körpergefühl und –bewusstsein, er ist eine Wohltat für Körper und Geist. Darüber hinausgehend lindert er auch körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen und Arthrose – und ist auch in der Schwangerschaft zu empfehlen.“

Neslihan Celebi: „Bauchtanz bringt ein neues Körpergefühl“ Das Besondere am Angebot von Neslihan Celebi: Die Teilnehmerinnen zahlen immer nur für eine Übungseinheit und nicht für Monate im Voraus.

Ort: Landesturnhalle, Jahnstrasse, Uhrzeit wird abgesprochen | Dauer: 1 1/2 Stunden à 5 Euro | Begrenzte Teilnehmerinnenzahl
Anmeldungen unter 0650 311 02 30 oder Neslihan26@gmx.de

 

 

  Schölnast-Volkskundepreis


Der 1997 verstorbene Riegersburger Heimatkundler Christian Schölnast hat zu Lebzeiten eine Volkskunde- und Heimatkunde-Privatstiftung errichtet, deren Zweck „die Förderung und Pflege des volks- und heimatkundlichen Schrifttums“ ist.

Dazu wird alle zwei Jahre ein Literaturwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich alle in der Steiermark wohnhaften einschlägig tätigen AutorInnen österreichischer Staatsbürgerschaft beteiligen können.

Der gestaffelte Preis zu Euro 4.000, 2.500 und 1.500 geht an drei Manuskripte oder gedruckte Arbeiten zur genannten Thematik, die nicht vor dem Jahr 2003 entstanden sein dürfen.

Einsendeschluss ist der 31. 12. 2005. Die Preisverleihung erfolgt am Geburtstag des Stifters, dem 30. März 2006, in Feldbach.

Anfragen und Einsendungen an: Dr. Christoph H. Binder, p. A. Landesbibliothek, Kalchberggasse 2, 8011 Graz
T 0316 / 877-4611 | Fax 0316 / 877-4633 oder christoph.binder@stmk.gv.at

 

 

  Support 3: Happening, Fluxus und nicht Kontext


Zum größten Teil aus den Beständen der Sammlung der Neuen Galerie am Joanneum haben die Kuratoren Peter Weibel und Günther Holler-Schuster eine Ausstellung entwickelt, die sich vorwiegend der Kunst innerhalb des Zeitraumes der 1960er und 1970er-Jahre widmet. Graz kommt hier eine besondere Rolle als Ort experimenteller Entwicklungen innerhalb der österreichischen Kunst zu, als man sich, nicht zuletzt transportiert durch die Dreiländerbiennalen Trigon, in eine Auseinandersetzung mit den internationalen Strömungen Fluxus, Happening und Konzeptkunst begab.

Fluxfax, 1995: Portfolio, dedicated to the memory of George Maciunas > < Wolf Vostell, 1968: B-52 – statt Bomben

In der Rückschau auf besagten Zeitraum zeigt sich, dass gegenwärtige Tendenzen wie Crossover, multimediale Installationen, Materialfindung in der Alltagskultur und Bezüge zu Massenmedien, aber auch die Dematerialisierung des Kunstwerks ihre Ursprünge in den avancierten Form- und Handlungsstrategien der 60er und frühen 70er-Jahre haben, als George Maciunas, John Cage oder beispielsweise die japanische Gutai-Gruppe sich der Entwicklung von Szenarien „unspezialisierter Formen von Kreativität“ (Maciunas) widmeten.

Mit Support 3 – Fluxus, Happening, Konzeptkunst gelingt den Kuratoren eine plausible Zusammenschau in Exponaten und Dokumentationen um die Erweiterung des Kunstbegriffes gegen Ende eines von Peter Bürger als Zweite Avantgarde bezeichneten Zeitraumes und den spezifischen Ausformungen internationaler Positionen und Tendenzen – etwa von Bruce Nauman, Vito Acconci oder Art & Language – gegenüber den Wiener Aktionisten, den Aktionen von Tibor Hajas, oder den frühen Konzepten von Gottfried Bechtold. Darüber hinaus vertreten sind Arbeiten von Konzept- und Medienkunst der Protagonisten Peter Weibel, Valie Export, Peter Gerwin Hoffmann, Richard Kriesche u.a. bis zu Dokumenten etwa von Norbert Nestlers Schlammzustände (1974) und Othmar Krenns Waldaktion (1979) mit dominantem Körpereinsatz.

Ein interessanter, der Orientierung eher zuträglicher Lapsus fand Eingang in das Informationsmaterial zur Ausstellung, indem die Termini Konzeptkunst und Kontextkunst im Untertitel wechseln. Gemeint war wohl die Konzeptkunst, nachdem die von Peter Weibel in den 90er-Jahren geprägte Bezeichnung Kontextkunst für die Thematisierung formaler, sozialer und ideologischer Bedingungen von Kunstproduktion und -distribution steht.

– wm –

Zu sehen ist Support 3 bis zum 4. Juli 2006 in der Neuen Galerie in Graz.
Informationen unter www.neuegalerie.at

 

 

Fritz Hartlauer: Urzelle und die Dynamik des Kreuzes
< Fritz Hartlauer: Kreuzgeheimnis, 1981


Der Autodidakt
Fritz Hartlauer, geb. 1919 in Kumberg bei Graz, begann während seines Kriegseinsatzes naturalistisch zu arbeiten. Es entstanden kleine Marmorblöcke, die er selbst später als „Amateurarbeiten“ bezeichnete. Nach 1948 setzte sich Hartlauer mit kubistischer und expressionistischer Gestaltung mit Bezügen zu Brancusi, Barlach und Lipchitz auseinander. Im Verlauf von Abstraktionsprozessen konzentrierte er sich in der Folge immer stärker auf den menschlichen Kopf. Formexperimente und Untersuchungen führten in das später von ihm so genannte und der Biologie entlehnte „Marula-Stadium“, angelehnt an die Entwicklung der Eizelle zu kompakten Zellhaufen durch Furchungsteilung . Mit Einführung eines Achsensystems und immer deutlicherer Geometrisierung seines formalen Vokabulars findet er schließlich zur oktogonalen „Urzelle“, die in Variationen und Systematisierungen zur Basis seines grafischen und plastischen Werkes werden sollte. Die Urzelle verband er mit der Form des Kreuzes, das „alle Grundgesetze des Weltgeschehens zum Ausdruck bringt“, wie er in seinen Aufzeichnungen festhielt.

Im vergangenen September jährte sich der Todestag Fritz Hartlauers zum 20. Mal, Anlass für eine Ausstellung der Minoritengalerien in Kooperation mit der Katholischen Hochschulgemeinde, die noch bis Samstag, 12. November in der Galerie der KHG, Leechgasse 24, und im Grazer Mausoleum zu sehen ist. Zur Finissage (12. Nov.) führt Kurator Alois Kölbl durch die Ausstellung; Treffpunkt ist um 17.00 Uhr im Mausoleum, Burggasse. wm

 

 

 

< Peter Oswalds Glück und Ende: Kann sich der herbst aus seinem Umfeld regenerieren?


Armer „herbst“. Fin de partie mit einem letzten, überlangen Konzert Neuer Musik (Furrer, Scelsi, Kyburz, Sciarrino) in der List-Halle, ein letztes Bekenntnis zur umstrittenen Halle durch die Senioren Jungwirth und Stingl, ein billiger Witz des 2003-Betriebswirtes Gaulhofer über den Beruf des neuen Kulturstadtrates, und das war dann auch schon die Ära Oswald: Kulturpolitisches Eigentor. Volle Niederlage. Oder?

Oder auch nicht. „im spiegel“, einer großformatigen, eher simpel gestalteten Selbstdarstellung (Fotos von A. T. Schaefer, bei Leykam, Eur 39,80) wird ein erstaunlich brauchbarer Rückblick über die fünf herbst-Jahre (2000 – 2005) der Ära Oswald geboten. Und siehe da. Auch wenn der Intendant gelegentlich schon vom Begeistern allein begeistert schien, gibt es Höhepunkte zu erinnern: „the far side of the moon“ von Robert Lepage, „das Pulverfass“ in der Regie von Gotscheff, die Frauenvideos in „hers“ (alles 2000). Im darauffolgenden Jahr ein unheimlich zauberischer Höhepunkt mit Salvatore Sciarrinos „Macbeth“ ; dann 2002 der wahrhaft fulminante letzte Teil des Dreiteilers „Der Tod und das Mädchen“ (Jelinek) in der Regie von Ruedi Häusermann. Viel Jubel natürlich im Jubeljahr 2003. Aber vor allem „Das Theater der Wiederholungen“, eine vitale „szenische Komposition“ von Bernhard Lang, natürlich das mega-teure und mega-gestylte Gehusche und Geflüster von Beat Furrers „Begehren“ (Regie Reinhild Hoffmann, Bühnenbild Zaha Hadid) und das zwischen technischer Megalomanie und choreografischer Virtuosität pendelnde Tanzspektakel „Inside Out“ von Sascha Waltz. Und dann kam auch schon der Krampf mit der Halle.

Die Schwierigkeiten hatte sich Oswald ironischerweise dadurch eingehandelt, dass er eine Tradition auf die Spitze trieb, in der der Herbst vor allem durch Großereignisse - Events - definiert wurde. Themen sind dagegen Feigenblätter in der Spaßgesellschaft. Haberl begann mit Kaliforniern, die ihre Maschinen in der Andritzer Arlandhalle aufeinander los ließen und La Fura dels Baus, Oswald brachte Sasha Waltz oder eben Beat Furrer. Aber indem Oswald seine Identitätsstiftung immer stärker auf das Musiktheater fokussierte und dazu natürlich auch eine Halle brauchte, überzog er diese Strategie. Neue Musik verfügt zwar über hohe Aufmerksamkeit der Medien und einen harten Kern von Fans, aber das große Publikum bewegt sie nicht wirklich. Vielleicht weil die Live-Konzerte zwar gelegentlich ein Erlebnis sind, aber das Anhören von Tonträgern (iPod, U-Bahn!) einfach zu anstrengend ist.

Zudem repräsentiert diese Musik, Ausbildung und Kunstuniversität im Hintergrund, die Strukturen der konservativen Hochkultur stärker, als es dem Mehrsparten-Avantgarde-Festival gut tat. Die Grazer Uraufführungen waren jedenfalls von einem nicht unbeträchtlichem Eklektizismus: antike Texte (plus Pavese), bereits verfilmte Short Stories oder gleich eine Oper haarscharf nach dem bereits gedrehten Film.

Oswalds treue Begeisterung eher für Künstler als für Programmatisches entsprach diesem unsichtbaren Konservativismus. Olga Neuwirth war geradezu von massiver Präsenz: „The Long Rain“ (2000) nach Ray Bradbury, „Abenteuer in Sachen Haut“ (nach Texten von Dylan Thomas, 2001), „Lost Highway“ (nach den gleichnamigen Film von David Lynch, Szenario Elfriede Jelinek. 2003), „…ce qui arrive…“ (Text und Stimme Paul Auster, 2004). Bescheiden im Vergleich, aber ebenfalls erfolgreich Katrin Röggla mit „fake reports“ (2002) und „junk space“ (2004). Klaus Händl hat erst (zumindest als Regisseur) einen Flop („Ich ersehne die Alpen“, 2001) gelandet, dann aber reüssiert. („(wilde) – der mann mit den traurigen augen“, 2003).

Leute aufzubauen ist verdienstvoll, aber nicht unbedingt klug. Ein Intendant ist gut beraten sich mehr von Programmen als von Künstlern affizieren zulassen. Diese Personalisierung der Kunst durch den Intendanten spiegelte sich allerdings wider im Intendantenprinzip der Kulturpolitik. Die definitive, erhellende Reportage über die Listhalle, diesen Zaubertempel der Töne und Ursprung des Unglücks, wird ja wohl nie mehr geschrieben werden. Es lässt sich aber fragen, ob man ein Direktorium des steirischen herbstes ähnlich zum allein verantwortlichen Sündenbock hätte verdonnern können.
Da sein Budget schwer reduziert und die Listhalle deshalb kaum bespielbar war, ist das Programm von Peter Oswald 2005 merkwürdig ausgefranst worden. Exakt illustriert Peter Ablingers Stadtoper (Opera/Werke, 2005), die sich in sieben Akten zäh durch Graz schleppte, diesen Verlust an Zentrum und Identität. Oder?

Oder entsteht nicht – mit bedingt durch die Querelen - gerade eine neue, weder an der des Direktoriums noch an der Intendantenkultur angelehnte Identität? Das Herbstfestival im Forum Stadtpark, die Aktion von IntroSpection Graz in der Kaiserfeldgasse, die Tätigkeit von Literaturhaus und Minoriten das Jahr über unterscheiden sich kaum vom heurigen herbst-Programm. Und das war in seiner Bescheidenheit geradezu erleichternd. Viele der interessantesten Ansätze vergangener „herbste“ stammen aus den genannten Umfeldern: www.literaturboerse.com (edition schreibkraft, 2001), „Brennermania“ (Konzept Werner Schandor, 2003), „Dein Projekt liebt dich“ (von Johannes Schrettle, Regie Boyer, 2004), und natürlich auch das TiB, sofern es etwas von seiner Omnipräsenz aufgeben und wieder mal eine wirklich überzeugende Arbeit hinlegen würde – wie die Bauer-Hommage … damals. Der „herbst“ kann kaum geheilt werden, indem man ihn aussetzt. Aber wenn man ihn weiter wie bisher betreibt, wird er vermutlich kränker. Das Zukunftsträchtigste kommt am Unauffälligsten daher. Kaum als Vorzeigefestival mit beigestelltem Intendanten als Watschenmann.

Wilhelm Hengstler

 

 

 

Leben wie im Märchen!
Die Ausstellung „Rapunzel und der gestiefelte Hänsel“ im Grazer Kindermuseum wird bis Ende Februar 2006 verlängert.


Wer sich schon immer wie im Märchen fühlen wollte, ist im FRida & freD genau richtig. Aufgrund des großen Erfolges bezaubert die Ausstellung „Rapunzel und der gestiefelte Hänsel“ noch bis Ende Februar 2006. Kleine und große BesucherInnen wählen ein passendes Kostüm und machen sich mit drei Gegenständen in der Tasche auf den abenteuerlichen Weg ins Märchenreich.

Mit den Kräutern aus dem Garten der weisen Hexe braut man dann wohltuende Tees, klettert an Rapunzels Haar hinauf und sucht nach dem Froschkönig oder Goldmaries Spindel.

Komm ins FRida & freD – lass dich verzaubern, erlebe dein eigenes Märchen und spiele deine liebste Rolle!

FRida & freD - Das Grazer Kindermuseum, Friedrichgasse 34, 8010 Graz
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag von 9.00 bis 17.00 Uhr, Freitag von 9.00 bis 19.00 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 Uhr | Anmeldung unter Telefon 0316 / 872 7700 | weitere Informationen unter www.fridaundfred.at

 

 

  Franz Leitner – Ein „Gerechter der Völker“ ist tot


„Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt.“ Dieses alte hebräische Sprichwort findet sich auf jener Medaille eingraviert, mit dem der Staat Israel die „Gerechten der Völker“ ehrt und die der Steirer Franz Leitner 1999 erhalten hat.

Franz Leitner – einer von 84 ÖsterreicherInnen, die seit 1963 die höchste Auszeichnung erhalten haben, die Israel an Ausländer zu vergeben hat – hat unter Einsatz seines Lebens im KZ Buchenwald Hunderten Kindern das Leben gerettet. Am 20. Oktober 2005 ist er im 88. Lebensjahr verstorben.
Der am 12. Februar 1918 in Wiener Neustadt Geborene war bereits in seiner frühen Jugend im Kommunistischen Jugendverband in seiner Heimatstadt aktiv, weshalb er 1936 politisch verfolgt und bis 1937 im Anhaltelager Wöllersdorf interniert wurde. Am Tag des Kriegsbeginns, am 1. September 1939, wurde er gemeinsam mit anderen wegen Verdachts kommunistischer Widerstandstätigkeit verhaftet und ins KZ Buchenwald verbracht, wo er die Häftlingsnummer 4046 erhielt. Bis zur Befreiung sollten 239.000 Menschen durch das Tor des KZ Buchwalds schreiten, von denen mehr als 56.000 getötet wurden.

Gruppenbild aus der DÖW-Fotosammlung (Bild Nr. 121) mit Franz Leitner (2. Reihe, erster von links) und 22 anderen österreichischen Häftlingen des KZ Buchenwald nach der Befreiung im April 1945.

Der Kinderblock in Baracke acht
Im KZ Buchenwald, der „Hölle am Ettersberg bei Weimar“, gab es aber auch Solidarität: politische Häftlinge aller Nationen schufen eine internationale Widerstandsorganisation. Mitglieder dieser Widerstandsorganisation übernahmen führende Aufgaben in den einzelnen Blöcken des Lagers und schufen so Möglichkeiten, die Lebensbedingungen erträglich zu gestalten.

Um etwa Kinder bis 14 Jahren vor schwerer Arbeit zu bewahren, gelang es den Lagerältesten und Mitgliedern der Widerstandsgruppe dem SS-Lagerkommandanten glaubhaft zu machen, dass es besser sei, die Kinder nicht beim Ausrücken zur Arbeit mitzunehmen, wo sie nur im Wege stünden. Besser wäre es, sie in einem eigenen Block zusammenzufassen. Für den so geschaffenen „Kinderblock“ in Baracke 8 wurde im Oktober 1943 Franz Leitner zum Blockältesten bestimmt. Rund 300 vorwiegend russische, ukrainische und polnische Kinder und Jugendliche waren kurz zuvor ins KZ Buchenwald eingeliefert und dem Block 8 zugeteilt worden. Ihnen mangelte es nicht nur an allen lebenswichtigen Dingen, sondern sie waren auch durch ihre Unkenntnis der Lagerverhältnisse dem Terror der Lager-SS ausgesetzt. Franz Leitner gelang es mit Hilfe anderer die Jugendlichen in sogenannte „leichtere“ Arbeitskommandos einzuteilen, sie vor willkürlichen Strafen der SS zu schützen und sie mit zusätzlichen Lebensmitteln zu versorgen. Als ab Juni 1944 verstärkt junge jüdische Häftlinge, darunter viele Kinder, mit Transporten aus dem Osten ins Lager kamen, gelang es Franz Leitner und den Kameraden aus der Schreibstube einen großen Teil dieser Kinder in den Block 8 zu überführen, wo sie keinen Davidstern auf ihrer Kleidung tragen mussten, was zur Folge hatte, dass sie bei der Zusammenstellung der Evakuierungstransporte kurz vor der Befreiung nicht als Juden gekennzeichnet waren und so überleben konnten.

Gerettet: Der spätere Oberrabbiner Israels
Als am 5. April 1945 die SS-Lagerführung den Befehl erteilte, dass 46 Häftlinge – darunter Eugen Kogon und Franz Leitner –, die man als führende Mitglieder der illegalen Widerstandsgruppe vermutete, beim Lagertor antreten müssen, tauchten diese in der Seuchenbaracke unter. Am 11. April 1945 begannen die SS-Mannschaften das Lager zu verlassen und gemeinsam mit vielen anderen war Franz Leitner mit dabei, als die Häftlinge das Lager selbst befreiten und über 200 SS Männer verhafteten, die sie den US-Truppen übergaben.

Im Block 8 befanden sich zu diesem Zeitpunkt über 370 Jugendliche und Kinder, wobei einer der jüngsten der siebenjährige Naftali Lau war, der heute als Meir Lau Oberrabbiner des Staates Israel ist.

Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Buchenwald wurde Franz Leitner in Wiener Neustadt Vizebürgermeister und später Stadtrat. Im Jahr 1953 übersiedelte er in die Steiermark, wo er unter anderem Landesobmann der KPÖ wurde und von 1961 bis 1970 als Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag tätig war. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik hat Franz Leitner im Rahmen des KZ-Verbandes und als Zeitzeuge in Schulen sein Wissen an die junge Menschen weitergegeben nach dem Motto: „Unsere schwere Vergangenheit darf niemals die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder werden.“

Nachdem ihn Israel 1999 als „Gerechten der Völker“ ausgezeichnet hatte, wurde er auch vom offiziellen Österreich geehrt. So überreichte ihm Landeshauptmann Waltraud Klasnic 2001 den Menschenrechtspreis des Landes Steiermark und im heurigen Gedenkjahr 2005 erhielt er das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Zwei filmische Dokumentationen – „Anständig sterben“ von Richard Kriesche und Walter Müller (2001) und „Der Widerstandskämpfer Franz Leitner“ von der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus (2003) – erzählen vom Leben und Kämpfen des Franz Leitner.

– hgh –

 

 

Jüdisches Leben in der Steiermark


Minhag Styria ist eine Ausstellung der Israelitischen Kultusgemeinde Graz, dem Jüdischen Museum Wien und dem Jüdischen Kulturzentrum Graz. Die neue Synagoge Graz hat vielen ÖsterreicherInnen erstmals bewusst gemacht, dass jüdisches Leben und jüdischer Glaube zu Geschichte und Kultur der Steiermark gehören. Die Ausstellung Minhag Styria. Jüdisches Leben in der Steiermark erzählt von einer fünfhundertjährigen wechselvollen Beziehung zwischen Ablehnung und Akzeptanz, Gemeinschaft und Trennung, Vertreibung und Rückkehr.

Die Schicksale einzelner Personen stehen für Geschichten, die „hinter“ der Geschichte liegen. Diese der Steiermark gewidmete Ausstellung zeigt eine bislang unbeachtete Kultur- und Diasporageschichte jüdischer Tradition im Süden Österreichs.

Bis zum 30. Juni 2006 im Jüdischen Kulturzentrum Graz | David-Herzog-Platz 1/I, 8020 Graz
Informationen unter 0316 / 72 34 48 und www.jkg.at

 

 

 

Widerstandskämpfer Drews mit Gedenktafel geehrt


Vor der Premiere von Gert Jonkes „Damals vor Graz“ wurde am 21. Oktober vom Schauspieldirektor Matthias Fontheim, dem damals noch amtierenden Kulturstadtrat Christian Buchmann und dem Historiker Heimo Halbrainer im Schauspielhaus eine Gedenktafel für den Grazer Regisseur, Schauspieler und kommunistischen Widerstandskämpfer Karl Drews (1901 – 1942) enthüllt.

Drews wirkte in den 1920er Jahren als Schauspieler und Regisseur unter anderem in Graz, Leoben, Salzburg, Linz sowie an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen in der Tschechoslowakei. 1932 ging Karl Drews nach Zagreb, wo er Direktor der Opern- und Schauspielschule wurde und am Zagreber Nationaltheater Regie führte. Nachdem er im Zuge des verschärften Vorgehens gegen Ausländer als unerwünschter Ausländer aus Jugoslawien abgeschoben worden war, kehrte er 1935 wieder nach Graz zurück, wo er Leiter des Orpheums wurde, das damals eine Kleinkunstbühne war. Daneben gründete er eine eigene Film- und Schauspielschule in Graz. Sein „berühmtester“ Schüler war der heuer verstorbene Carl Möhner. 1938/39 wirkte er noch einmal als Schauspieler und Inspizient am Schauspielhaus Graz.

Politisch seit den 1920er Jahren innerhalb der Sozialdemokratie bzw. der KPÖ aktiv gehörte er ab 1940 zur illegalen kommunistischen Leitung in der Steiermark. Anfang Februar 1941 wurde Karl Drews verhaftet, am 28. Juli 1942 in Graz zum Tode verurteilt und am 7. Oktober 1942 in Wien hingerichtet.

– hgh –

 

 

CLIO: Auf den Spuren der lokalen Vergangenheit


Der Verein CLIO führt im Herbst zwei Veranstaltungsreihen durch: Eine „Inventur 1945/55“ und eine Reihe zum jüdischen Leben in der Steiermark.

Im Rahmen von INVENTUR 1945/55 stehen noch zwei Veranstaltungen auf dem Programm:
„Sozialpolitik – Vom „goldenen Zeitalter“ zur Krise“ mit Dr. Peter Kreisky und Dr. Marcel Fink
Do, 24. November 2005, 19.00 Uhr, Stadtmuseum Graz

„Frauenleben in Männerwelten“ mit Univ. Prof. Karin Schmidlechner-Lienhart
Do, 1. Dezember 2005, 19.00 Uhr, Palaver, Griesgasse 8

Zur Ausstellung „Jüdisches Leben in der Steiermark“ in der Grazer Synagoge bietet CLIO in Kooperation mit dem Jüdischen Kulturzentrum Graz, David Herzog Platz 1, jeweils Donnerstag, 19.00 Uhr, folgende Vorträge an:

17. November 2005: Jüdisches Leben in Graz im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit Mag. Dr. Gerald Lamprecht
8. Dezember 2005: „Hoppauf Hakoah – oder als die Hakoah Graz noch Sturm Graz und G.A.K. besiegte mit Mag. Dr. Heimo Halbrainer

Dem jüdischen Leben in der Steiermark geht CLIO schließlich in drei Rundgängen auf die Spur:

„Der Israelitische Friedhof in Graz“ Freitag, 18. November 2005, 14.00
(Anmeldung unter 0316-89 07 59 15 | brigitte.walter@clio-graz.net erforderlich)

„Auf den Spuren der Gründer der IKG im 19. Jahrhundert“, Sonntag, 27. November 2005, 14.00 Uhr
(Treffpunkt Griesplatz / Pestsäule) und

„Jüdisches Leben nach 1945“, Sonntag, 4. Dezember 2005, 14.00 Uhr (Treffpunkt: Synagoge)

CLIO Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit | T 0316-89 07 59 15 | www.clio-graz.net

 

 

Afrika, Musik und Menschenrechte im KIZ
< Nha Fala


Ab 11. November und bis Mitte Dezember zeigt das KIZ vier Filme, drei davon in Kooperation mit Amnesty International Graz, die sich mit afrikanischer Musik und Menschenrechten auseinandersetzen.

Amandla! A Revolution in Four-Part Harmony. (ab 11. Nov.), international vielfach ausgezeichnet, erzählt von MusikerInnen, die ihre Arbeit in den Kampf für Menschenrechte gestellt haben. Unter dem Apartheid-Regime in Südafrika war es Schwarzen verboten, laut zu singen, Lieder aufzunehmen oder Musikaufnahmen zu besitzen. Heute stehen viele der verbotenen Lieder im Status von Nationalhymnen. „Amandla” stammt aus dem Xhosa und bedeutet: Power, Kraft. „Amandla” war während Jahrzehnten der Begriff für den Ruf nach Gerechtigkeit in Südafrika. Mit: Miriam Makeba, Hugh Masekela, Abdullah Ibrahim, Walter Cronkite, Marianne Kaplin, F. W. de Klerk, Jesse Jackson, Nelson Mandela, Winnie Mandela, Sibongile Khumalo, Duma Ka u .v. a. Regie und Buch: Lee Hirsch. Südafrika 2002.

Der ebenfalls mehrfach ausgezeichnete Film Meine Stimme (Nha Fala) (4. u. 7.12.) handelt von Vita, die von den Kapverdischen Inseln zum Studium ins Ausland aufbricht. Zuvor aber muss sie ihrer Mutter versprechen, nie zu singen, denn nach einer Familientradition muss eine singende Frau sterben. Als sie dem Musiker Pierre in Paris begegnet, der von ihrer Stimme begeistert ist, bricht Vita dieses Versprechen. Mit: Fatou N’Diaye (Vita) und Jean-Christophe Dollé (Pierre). Regie und Buch: Flora Gomes. Musik: Manu Dibango. Guinea-Bissau/Portugal/Frankreich/Luxemburg 2002.

Eine bewegende Musikerbiografie aus Mali à la Buena Vista Social Club ist Ich singe für dich (African Blues) (8. Dez.). Einst weckten Boubacar Traoré’s (KarKar) Lieder im Radio jeden Morgen ganz Mali auf. In den 60ern galt er als „afrikanischer Elvis“. Nach dem Sturz des sozialistischen Präsidenten Modibo Keitas im Jahr 1968 verschwand der schlecht bezahlte Musiker in der Provinz. Als seine Frau ging Boubacar Traoré als Bauarbeiter nach Frankreich.

Der Schweizer Dokumentarfilmer Jacques Sarasin unternimmt mit ihm eine Reise in die Vergangenheit. Mit: Boubacar Traoré, Ali Farka Touré, Nadieye Niang, Ballaké Sissoko. Regie: Jacques Sarasin. Mali/Frankreich 2001.

Namibia Crossings (18. u. 21. Dez.) ist die wahre Geschichte der «Hambana Sound Company»: 12 Musiker und Sängerinnen aus Namibia, Zimbabwe, Angola, der Schweiz und Russland gehen zusammen auf Tournee durch Namibia. Mit ihnen sind 12 verschiedene Träume unterwegs. Regie: Peter Liechti. Kamera: Peter Guyer und Peter Liechti. Musik: Hambana Sound Company and Friends, Bernhard Göttert. Schweiz 2004.

Kino im Augarten | Friedrichgasse 24, 8010 Graz | Karten und Informationen: 0316/ 82 11 86-0


In Zusammenarbeit mit dem KIZ – Kino im Augarten verlost KORSO 5 x 2 Eintrittskarten beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

  8-Städte-Fotowettbewerb 2005


Acht Städte (Bad Radkersburg, Feldbach, Fehring, Friedberg, Fürstenfeld, Gleisdorf, Hartberg, Weiz) schreiben einen Fotopreis aus – und 25 BewerberInnen nehmen mit 50 Fotos an diesem erstmalig in der gesamten Oststeiermark ausgeschriebenen Wettbewerb teil.

Bereits am 18. November werden die Fotos in Bad Radkersburg – Kurhaus ausgestellt, wo die Vernissage-Besucher noch einen Publikumssieger küren können. Die Preisübergabe an die prämierten Teilnehmer erfolgt am 7. Dezember im Kunsthaus Weiz.

Nach Entscheid der Jury teilen sich den ersten Platz Andreas Sabler aus Burgau und Sylvia Ramminger aus Sinabelkirchen. Die weiteren PreisträgerInnen sind Anita Buchgraber (Weiz), Michael Tropper (Gnas) und Anna Koren (Gleisdorf). Andreas Sabler begeisterte mit der Bildidee und überzeugt durch Experimentfreudigkeit, inhaltlicher und technischer Art. Sylvia Ramminger beeindruckte mit dem Livecharakter der Exponate, durch klare Bildsprache und ihren klassischen Zugang zum Motiv. Die Jury bildeten Franz Sattler, Mag. Oswald Seitinger und Dr. Georg Köhler.

Sieger-Fotos: Andreas Sabler > < Sylvia Ramminger

 

 

 

  Was ist und wem gehört die Kunst? Ein steirischen Künstler kämpft um sein Werk


Die Zeit vergeht und die Dinge werden komplizierter: Am 24. Mai des Jahres 1981 installierte der steirische Künstler Wolfgang Temmel seine Skulptur Rampe – Objekt im öffentlichen Raum für die Öffentlichkeit am Eingangsbereich des Grazer Künstlerhauses. Rampe war eine Intervention, die der damals 28-jährige Temmel als „soziale Plastik“ bezeichnete, ein Beitrag zu einem von Horst Gerhard Haberl kuratierten Projekt unter dem Titel Die künstliche Brüderlichkeit. Formal entsprach Rampe einer funktionellen Zugangshilfe zur Überbrückung der Treppe zum Haupteingang des Künstlerhauses und erfüllte damit Zugangskriterien für Rollstuhlfahrer, wie sie heute unter dem Begriff barrierefrei subsumiert werden. Hinsichtlich eines zu bewältigenden Steigungswinkels erreichte diese Rampe eine imposante Länge von 17 Metern und war nach Temmels Konzept als Basisform zur Übernahme und weiteren Betreuung durch die Stadt Graz zwecks Korrosionsschutz mit roter Miniumfarbe gestrichen.

Eine zweite Tagsatzung in dieser Causa zwischen Land Steiermark und dem Künstler Wolfgang Temmel folgt am 14. November.

Im Jahr 1982 wurde Wolfgang Temmel für Rampe der Preis des BM für Unterricht und Kunst im Rahmen des Kunstpreises des Landes Steiermark zugesprochen und im März 1983 erklärte sich das Land Steiermark nach Regierungsbeschluss einverstanden, das Objekt Rampe weiterhin aufgestellt zu lassen. Nach einer schriftlichen Intervention des damaligen Stadtrates für Kultur, Heinz Pammer, an den Kulturlandesrat Kurt Jungwirth, wurde die Skulptur jedoch im September desselben Jahres entfernt. Pammer bemängelte in besagtem Brief die „wirklich nicht schöne Auffahrtsrampe“ und führte aus: „Ein Kunstwerk ist ja diese Rampe sicherlich nicht, ich weiß nur nicht, ob sich eine andere, in der Optik bessere Lösung finden lässt.“ – Wie Kunst auszusehen habe respektive was Kunst ist, stellt im Kontext der Erweiterung des Kunstbegriffes seit der Moderne ein Problemfeld dar, das beispielsweise von Marcel Duchamp, Joseph Beuys oder Timm Ulrichs thematisiert wurde und gegenwärtig auch durch soziale Interventionen, etwa Christoph Schlingensiefs oder der Gruppe Wochenklausur, immer noch zum Diskussionsstoff gereicht, wenngleich der Tenor unter Kunsthistorikern einer Haltung entspricht, nach der Kunst sei, was von KünstlerInnen als solche ausgewiesen wird – man denke nur an Duchamps Readymades. Der Grazer Kunsthistoriker Werner Fenz beschreibt Rampe in der eben erschienen Publikation offsite graz. Kunst im öffentlichen Raum als „benutzbare Skulptur“, die den Kunstkontext zu einem Zeitpunkt thematisiert, „als von der Kontextkunst der frühen 90er Jahre noch lange keine Rede ist.“

Erst anlässlich der Vorbereitungen zum von Wolfgang Temmel, Evelyn Kraus und Werner Krause entwickelten und kuratierten Ausstellungsprojekt sinnlos 2003 im Künstlerhaus stellte sich bei der Suche nach Rampe heraus, dass diese nicht mehr existierte. Wolfgang Temmel reichte im Jahr 2003 eine Klage auf Wertersatz für das Kunstwerk gegen das Land Steiermark ein, dieses jedoch reagierte mit einem Gutachten, nach dem nicht die Rampe selbst, sondern das Konzept, in dessen Rahmen Rampe aufgestellt war, als Kunstwerk zu betrachten sei und deshalb keine Vorsorge zur Erhaltung zu treffen gewesen wäre. Konträr dagegen mutet die Situation an, dass eben die Skulptur Rampe seinerzeit mit dem Kunstpreis des Landes ausgezeichnet wurde und Temmel sich daher nicht mit der Erstattung des Materialwertes des Objektes bzw. Nachbildung als Replik oder Kopie des Originalwerkes einverstanden zeigen kann. Zudem stellt sich die Frage, in welchem Eigentum sich das nicht mehr existente Objekt befindet, nachdem zwar die Galerie h die Realisierung der Skulptur 1981 finanzierte, deren damaliger Leiter Horst Gerhard Haberl aber beteuert, damit seien keine Ansprüche auf Eigentum verbunden. Ebenso sei, so Temmel, keine Schenkung an das Land Steiermark oder die Stadt Graz erfolgt.

Wenzel Mracek


 

17. Berg- und Abenteuerfilmfestival im Grazer Congress


Zum 17. Mal findet im November in Graz bereits das international renommierte Berg- und Abenteuerfilmfestival statt. Von den ca. 200 eingereichten Beiträgen wurden 64 in die Endausscheidung des Wettbewerbes aufgenommen, 45 davon werden in der Zeit von 10. bis 12. November öffentlich gezeigt. Neben dem traditionellen Hauptveranstaltungsort Grazer Congress wird wieder diesmal das Schubertkino ebenfalls als Veranstaltungsort genutzt. Die ausgeschriebenen Kategorien, zu denen Produktionen aus aller Welt einlangten, umfassen die Themenbereiche Alpine Dokumentation, Klettern in Eis und Fels, Abenteuer, Natur und Umwelt sowie Alpine und fremde Kulturen.

Vorstand Mag. Franz Kerber mit Jimmy Chin und Festival-Veranstalter Robert Schauer vor den beeindruckenden Aufnahmen Chins

Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Kultur
Als Ehrengast erschien zur Präsentation des Programms des Festivals der junge amerikanische Extrembergsteiger und Fotograf Jimmy Chin. Seine bemerkenswerten Landschaftsaufnahmen und Porträts von Naturvölkern, entstanden auf zahlreichen Expeditionen (u.a. zum Himalaja, nach Zentralafrika und in den Südpazifik), sind im neu eröffneten s Beratungscenter der Steiermärkischen am Sparkassenplatz ausgestellt und dort auch käuflich zu erwerben. Kooperationspartner Mag. Franz Kerber erklärt zur der bewährten Partnerschaft: „Getreu unserer Devise ‚Gemeinsam an die Spitze‘ ist es für uns nur eine logische Konsequenz diese hochkarätige Filmkunst verbunden mit sportlichen und alpinistischen Höchstleistungen zu unterstützen.“
Das Grazer Bergfilmfestival gehört, so der Veranstalter Robert Schauer, „gemeinsam mit den Großveranstaltungen in Banff (Kanada) und Trento (Italien) weltweit zu den drei wichtigsten“. Rund 9.000 Zuschauer werden auch heuer in den drei Tagen erwartet, an denen die spektakulärsten Streifen des Genres gezeigt werden. Dazu gehört u.a. die Weltpremiere einer „Universum“-Dokumentation über das Gesäuse: „Wildes Wasser, blanker Fels – Nationalpark Gesäuse“ von Michael Schlamberger, der die Veränderungen der einzigartigen Gebirgslandschaft vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart ins Bild rückt.

Der Meister von Wudangshan
Im zentralchinesischen Wudanggebirge, dem Ursprungsort des Tajiquan, begleitet das Filmteam von Ulla Fels (Deutschland) den Kampfkunstmeister Tian Liyang und stellt eine Landschaft vor, die mit ihren Klöstern und Tempeln zu den bedeutendsten Pilgerzielen des Daoismus gehört. Die Regisseurin und ihr Team sind den alten Legenden um Zhenwu, den kriegerischen Kaiser des Nordens, gefolgt und haben Schauplätze entdeckt, an denen das alte China noch immer zu blühen scheint. Vor beeindruckender Naturkulisse führt Meister Tian Liyang den „Wudangstil“ der so genannten „Inneren Kampfkünste“ Bagua, Xingyi und Taijiquan vor. Im ehrwürdigen Gewand, die langen Haare zum Knoten hochgesteckt, erscheint er wie eine Vision aus einer längst vergangenen Zeit.

„Das Ende der Gletscher“
Faszinierende und zugleich beklemmende Dimensionen bieten Beiträge zum Thema Natur und Umwelt, wie aus den eisigen Regionen unseres Planeten: Weite Teile der Erde sind (noch) von ewigem Eis bedeckt – eine lebensfeindliche Welt, die Heimat von Robben und Pinguinen, den wahren Kältespezialisten. Menschen haben dort kaum eine Überlebenschance und doch haben die riesigen Eisflächen der Erde auch für die Existenz unserer Zivilisation große Bedeutung, denn die gefrorene Pracht ist auf dem Rückzug. Im Film von Uwe Müller untersucht der Geologe Jorge Strelin, wie sich die globale Erwärmung auf die riesigen Eismassen auswirkt und was die Folgen sein könnten, wenn sich die Gletscher noch weiter zurückziehen.

Josef Schiffer

 


 

Euch geht’s gut!
Nachrichten aus der neuen Welt.
Eine berufliche Veränderung kann die Wahrnehmung erfrischen.


Für mich tut sich seit Anfang Oktober Tag für Tag eine Welt auf, die frisch und flauschig ist wie mit Fewa Wolle gewaschen; eine Welt, die nach Aufbruch duftet und mir jeden Tag jungfräuliche Eindrücke beschert, als ob ich neu geboren wäre. Die Bäume im Stadtpark strahlen in einem unbekannten Glanz, wenn ich zur Arbeit fahre; in der Innenstadt erlebe ich nicht nerviges Geschiebe, sondern lustvolles Wurrlen; am Nachmittag geselle ich mich zu jenen, die den Arbeitstag in den innerstädtischen Bars mit einem Gläschen Prosecco beschließen.

Ein neuer Franchisenehmer des neoliberalen Erfolgsmodells Homo oeconomicus: Werner Schandor, Autor und Gründer der Agentur „Textbox“ (www.textbox.at)

Wie das kommt?! – Hallelujah, ich habe das Licht gesehen! Ich bin Teil jener Gesellschaftsschicht geworden, die das Land in Wahrheit weiterbringt, die Wohlstand und Wachstum bringt und die nicht zuletzt dafür sorgt, dass auch Otto Normalverbraucher glücklich ist. Denn: „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“ (© Wirtschaftskammer Steiermark). Und mir geht’s momentan verdammt gut!

Ob ich Chefinstruktor bei Scientology geworden bin?! Oder NLP-Guru?! – Wie kommen Sie darauf? Neinnein, viel besser: Ich bin seit genau vier Wochen im Gewerberegister der Stadt Graz eingetragen und Mitglied bei der Wirtschaftskammer geworden. D.h. im Klartext: Ich bin Unternehmer geworden. Das Wort muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Un-ter-neh-mer! Herrlich! Nach 10 Jahren als Angestellter habe ich nun die Seiten gewechselt und bin Mitglied jener Schicht geworden, die seit mindestens 50 Jahren politisch umhätschelt und umsorgt wird wie keine andere gesellschaftliche Gruppe in diesem Land; jener Gemeinschaft, die von der ÖVP so lange als allein segenbringende Gesellschaftsschicht propagiert wurde, dass sogar die SPÖ nach Sinowatz die Sache der Macher zu ihrer eigenen machte und sich im aktuellen Wirtschaftsprogramm der kleinen und mittleren Unternehmer annimmt. „Klein- und Mittelbetriebe sind für den Standort Österreich von besonderer Bedeutung. Sie sichern fast 70 % der Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft und erwirtschaften 60 % der Wertschöpfung. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stellen sie einen stabilisierenden Faktor dar.“ – Wenn jemand dieses Programm in ein Gemälde im Stil des sozialistischen Realismus umformen müsste, dann würde es den Titel tragen: Die Helden der KMUs trotzen der Globalisierung!

Stabil in der Hängematte
Ich für meinen Teil stabilisiere mich fürs Erste in meinem neuen Büro in der frisch installierten Hängematte bei einem kleinen Cocktail und genieße meine neuen unternehmerischen Freiheiten: Niemand fragt mich, wann ich komme und wann ich gehe, und ob ich dieses und jenes schon erledigt hätte; keine langatmigen Jour fixes oder Wochensitzungen, die man ächzend verlässt ob des Berges an Arbeit, den man zusätzlich zum bereits bestehenden Mittelgebirge aufgeladen bekommen hat; keine Bildungsgutscheine der Arbeiterkammer für Kurse an der Volkshochschule mehr – denn nunmehr vertritt ja die Wirtschaftskammer meine Interessen. Es geht nun um Erfolg, um Engagement, um Mut zum Risiko, um „den entscheidenden Schritt zum unternehmerischen Aufstieg“, wie es im „Welcome Package“ der Wirtschaftskammer heißt.

Den Schritt in die Selbstständigkeit tun immer mehr: Im Jahr 2004 haben sich allein in der Steiermark über 3.900 Personen selbstständig gemacht. Zehn Jahre davor, 1994, waren es noch lediglich knapp 1.300. In ganz Österreich sind es fast 30.000 Menschen, die sich jährlich neu zum Unternehmertum berufen fühlen – mehr als doppelt so viele wie 1994 (14.306). Dr. Werner Schmölzer, Chef des Gründerservice bei der Wirtschaftskammer Steiermark, sieht für diesen Gründungsboom 3 Gründe: 1.) Die Veränderung am Arbeitsmarkt mit der Tendenz zum Outsourcen sowohl komplexer Dienstleistungen (wie der Betreuung der EDV-Infrastruktur für ein Unternehmen) wie auch einfacher Arbeiten (wie dem Verputzen von Rigips-Platten); 2.) Selbstständigkeit habe ein positives Image gewonnen, wodurch beispielsweise auch viele Jungakademiker motiviert würden, sich gleich nach Studienabschluss als Jungunternehmer zu betätigen; und 3.) habe sich der Zugang zum Gewerberecht wesentlich vereinfacht – vielfach braucht man keinen Befähigungsnachweis mehr, um ein Gewerbe auszuüben. Beim Gründerservice der Wirtschaftskammer wurde mir etwa erklärt, dass ich als Akademiker ohne weiteres einen Gastronomiebetrieb eröffnen könne, z. B. ein Spezialitätenlokal für „Pasta a la WG“. Ob mich das interessiere? – Nein danke. Ich hoble lieber Worte und zimmere ein paar Absätze zusammen, bis ein schöner Textkorpus vor mir steht, der nicht quietscht, wenn man seine Seitentüren öffnet.

Feng shui für Unternehmen
Dr. Schmölzer rechnet übrigens nicht damit, dass die Gründungszahlen nochmals stark steigen werden. „Wir halten diesen Level von knapp 30.000 Neugründungen in Österreich und um die 3.500 in der Steiermark seit 3 Jahren. In einigen Branchen wird mehr gegründet werden, in anderen Branchen, die in den letzten Jahren boomten, dafür weniger“, meint der steirische Wirtschaftskammer-Experte. IT-Dienstleister, Finanzdienstleister und Esoterik-Anbieter gehörten zu den Boombranchen der Vergangenheit, momentan seien Wellnessbetreuung und Gesundheitsberatung en vogue. Wodurch, nebenbei bemerkt, der aktuelle Slogan der Wirtschaftskammer eine Bedeutungserweiterung erfährt: „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“ könnte auch heißen: Mehr Feng shui fürs Unternehmertum. Eine Schale, die man am linken vorderen Tischrand platziert, soll Glück und Geld bringen, habe ich gehört.

Momentan muss ich mich aber noch an das ganze neue Vokabular gewöhnen: Business Plan und Start-up, Unternehmenszyklus und Wachstumsphase, Markt­eintritt und Marketingstrategie usw. usf. Als waschechte Ich-AG bin ich ja ein Franchisenehmer des neoliberalen Erfolgsmodells Homo oeconomicus, und als solcher müsste ich den Business Talk aus dem ff beherrschen. Damit ich nicht bei jenen 17 % lande, die den Anforderungen des freien Marktes nicht gewachsen sind und Pleite gehen. Da mögen Johannes, Lucia und Markus vor sein – die Schutzheiligen der Schreiberzunft! Der Unternehmer an sich hat ja keinen Schutzheiligen, wie aus der höchst informativen Website www.heiligenlexikon.de hervorgeht. Aber das nur am Rande. Bzw. am Ende, denn jetzt muss ich mich wieder den wirklich wichtigen Dingen des Lebens widmen: Dem Formulardschungel der Sozialversicherung, meiner noch zu optimierenden Buchhaltung und nicht zuletzt meinen ersten unternehmerischen Heldentaten.

 

 

 

  Veranstaltungen der Akademie Graz


Montag, 28. November, 19.30, Kleiner Minoritensaal:
Politik und Mafia in Osteuropa - eine verhängnisvolle Verbindung
Der Begriff organisierte Kriminalität trifft nicht mehr die Realität der kriminellen Globalisierung: Die kriminellen Netzwerke sind eng mit Politik und Wirtschaft verflochten. Am Beispiel Russlands und des Balkans wird das deutlich: Führende Politiker des Kosovo und Albaniens sind direkt in den Drogenhandel involviert. Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft stoßen daher prinzipiell an ihre Grenzen. Bei einer einschlägigen Veranstaltung der Akademie Graz in Kooperation mit dem Kulturzentrum bei den Minoriten und der URANIA wird Jürgen Roth, Journalist und Buchautor, zum Thema referieren | ein Co-Referat kommt von Mag. Erich Zwettler vom Bundeskriminalamt Wien. Moderation: Dr. Kurt Wimmer.

Montag, 14. November, 18.30, Kleiner Minoritensaal:
Diskussion zur Politiker- und Parteienverdrossenheit der Jugend im Jubiläumsjahr 2005
Das Jahr 2005 wäre ein guter Anlassfall gewesen, die wachsende Distanz zwischen politischen Eliten und vor allem jungen Bürgern anzusprechen. Denn die Politiker- und Parteienverdrossenheit der Jugendlichen ist bedenklich: Mehr als ein Drittel der 14- bis 18-Jährigen kann vom Bundeskanzler gar keine Meinung haben, denn er ist ihnen nach den Daten einer jüngst veröffentlichten OGM-Jugendstudie nicht bekannt – andere Politiker haben einen noch geringeren Bekanntheitsgrad.

Vortrag von und Diskussion mit Univ.-Prof. Dr. Peter Filzmaier, Donau-Universität Krems | Moderation: Dr. Astrid Kury, Akademie Graz

 

 

  AKTUELLE AUSSTELLUNGEN

 

surfaces & skins Werke von Arnold Reinisch zeigt das Weberhaus in Weiz. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 17. November um 19.30 Uhr. Zu sehen bis zum 11. Dezember.


Vernissage am Fr., 18. Nov. um 19.00 Uhr des Steiermärkischer Kunstverein Werkbund im Kulturhaus - Kunstgalerie, Bruck an der Mur: Die steiermarkweit älteste, traditionsreichste und an Mitgliedern stärkste Künstlervereinigung - der Steiermärkische Kunstverein Werkbund - mit Sitz in Graz feiert heuer ihr 140-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gibt es eine große Werkschau, die auch schon im Grazer Künstlerhaus und in Fürstenfeld mit großem Erfolg gezeigt wurde. Ausstellung vom 18.11. - 11. 12. 2005 | Informationen unter www.bruckmur.at


Am 18. November, 19.00 Uhr lädt die Galerie im Lend, Schmölzergasse 1, 8020 Graz, zur Benefizversteigerung des am 19. Juni 2005 von Besuchern und Künstlern anlässlich des „Tages der offenen Tür 2005“ gemalten Bildes für „Licht für die Welt“. Informationen unter www.licht-fuer-die-welt.at


Los Alamos - The ManhattanProject, eine Ausstellung mit Arbeiten von Bruno Wildbach, in der Ähnlichkeiten künstlerischer Interpretation und wissenschaftlicher Analyse im Mittelpunkt der Erkundungen des Projektes stehen. Eröffnung am Mittwoch, 7. Dezember, um 17.00 Uhr im Knafflhof, Schubertstraße 21, 8010 Graz. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 31. Jänner 2006 | eine Veranstaltung der Galerie Eugen Lendl, IDEC und tincom. Informationen unter Tel. 0316/81 13 35 oder 0676/92 26 248 und www.brunowildbach.com


Noch bis Dienstag, 13. November, zeigt die Neue Galerie Sensenwerk in Deutschfeistritz, Rudolf-Klug-Gasse 73, 8121 Deutschfeistritz, eine Ausstellung des Berufsverbandes der bildenden Künstler mit Arbeiten von Irene Daxböck-Rigoir, Caren Dinges, Rosi Donner, Peter Fischer, Barbara Hammer, Petra Holasek, Christine Kertz, Renate Krammer, Hansi Lamprecht, Edith Lechner, Fritz Marko, Barbara Raic, Sonja Redl, Erwin Reisner, Andrea Rosmann, Armin Ruckerbauer, Ingeborg Sussmann, Gertraud Wamprechtsamer, Franz Wieser, Gertrude Wurm. Gast: Jorge Gonzalez-Velasquez aus Mexiko. Öffnungszeiten: tgl. 14:00 – 17:00 Uhr, | Informationen unter www.sensenwerk.at


Restbilder – eine Ausstellung mit Arbeiten von Bernhard Fuchs und Tobias Pils. Galerie CC, Landhausgasse 10 (Eingang über Casino Graz). Die Ausstellung ist bis einschließlich Mittwoch, 16. November täglich von 16.00-20.00 Uhr geöffnet. Informationen unter Tel. 0316 8049-0


Die vielen Gesichter der Arbeit: 45 steirische Jugendliche gehen auf fotografische Spurensuche in Leitunternehmen des Holz- und Metallgewerbes und setzten darüber hinaus das Friseurgewerbe sehr eindrucksvoll ins Bild. Den engagierten Jugendlichen war es ein Anliegen die geänderten Arbeitsbedingungen nicht immer im Blickfeld stehender Branchen zu zeigen. Diese Jugendausstellung geht nunmehr steiermarkweit auf Wanderschaft. Die erste Station ist das Gemeindeamt in Oberaich, wo Die vielen Gesichter der Arbeit bis zum 17. 11. zu sehen sind. Informationen unter T 03862-57380 und www.argejugend.at


15 Jahre Transit präsentiert zeitgenössische ungarische Architektur in einem außergewöhnlichen Rahmen. Die Ausstellung ist eine Art multimedial aufbereitete Studie über das aktuelle Architekturschaffen in Ungarn – eine audiovisuelle Soziologie bestehend aus Interviews und Projektpräsentationen projiziert auf Videoscreens. Noch bis zum 19. November im Grazer Haus der Architektur, Engelgasse 3-5, 8010 Graz.
Informationen unter www.hda-graz.at


Erwin Michenthaler und Willy Rast zeigen bis zum 25. November Arbeiten unter dem Titel Platzhalter. Jausenstation Hirschmann, Conrad von Hötzendorfstraße 55, 8010 Graz. Öffnungszeiten: Mo bis Sa: 6 bis 24 Uhr, So: 7 bis 24 Uhr | Informationen unter T 0676-9197576 und www.rastart.at


Die Galerie tazl, Neutorgasse 47 in Graz zeigt bis zum 3. Dezember lichtenergetische Malerei von vibrierender Ausstrahlung von Helene B. Grossmann unter dem Titel respiro und südtirolerskulptur aus Eisen, Beton, Linde und Bronze von Bruno Walpoth. Informationen unter T 0316-82 00 46 und 0664 23 08 710


Bis zum 3. Dezember zeigen die Galerien Kunst & Handel und remixx im KunstRaum Palais Trauttmansdorff, Bürgergasse 5, 8010 Graz eine Ausstellung von Malerei, Reliefs und Arbeiten auf Papier von Heinrich J. Pölzl. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr. Informationen unter Tel. 0316-81 00 98 und 0664 307 71 79


Die Ausstellungsreihe Länderzirkel im Interkulturellen Café und Begegnungszentrum Auschlößl, Friedrichgasse 36, 8010 Graz beschäftigt sich diesmal mit Tschechien: Jaroslava Garcicová zeigt Kleine Geschichten aus der Natur. Zu sehen bis zum 5. Dezember.
Informationen unter T 0316 813368


Eine weitere Installation von Cerith Wyn Evans lässt die BIX Medienfassade am Kunsthaus Graz in neuem Glanz erstrahlen. In „The Sky Is Thin As Paper Here ...“ entwickelt Cerith Wyn Evans in Zusammenarbeit mit Luis Augusto Peccoro Marques Pinto und Mathias Gmahl die Beziehungen zwischen Literatur und Musik in einer komplexen Struktur abstrakter Sprache. Im Rahmen des Projektes erscheint die gleichnamige DVD (Kunsthaus Graz Remix, 2005), welche die Software, den Soundtrack sowie einen Essay von Martin Prinzhorn und ein Interview von Cerith Wyn Evans und Kurator Adam Budak enthält. Zu sehen und zu hören bis 04.02.2006, täglich von 18:00 – 22.00 Uhr. Informationen zu BIX unter T 0316/8017-9200 und www.kunsthausgraz.at


Skulpturen und Installationen zeigt der „Kunstraum Garten“ in der Payer-Weyprecht-Str. 27, 8020 Graz. Ausgestellt sind Werke des Briten Ian Hamilton Finlay, von Jakob Gasteiger, Walter Köstenbauer, Markus Redl, Oto Rimele, Erwin Schwentner sowie eine Ton-Installation von Eva Ursprung. Öffnungszeiten: Freitag, 18.00-19.30, Samstag 15.30-18.00 Uhr und täglich nach Vereinbarung | 0316-262787 | http://kunstGarten.mur.at


Nach langen Jahren konnte der Stadtparkbrunnen namens Goldwasser, nach einem Konzept von Fedo Ertl, mit Unterstützung der Grazer Stadtwerke – Bereich Wasser fertiggestellt werden und wird am Donnerstag, 10. November, um 11.00 Uhr eröffnet. Die Begrüßung erfolgt durch den Vorstand der Grazer Stadtwerke AG, Mag. Dr. Wolfgang Messner, Fedo Ertl stellt das Projekt vor und Univ. Doz. Dr. Werner Fenz, Kunsthistoriker und Kurator spricht zum Wasserkunstwerk.


Bis zum 22. Dezember zeigt das Bildungshaus Schloss Retzhof unter dem Titel mutARTionen Arbeiten von Peter Florian von 1995 bis 2005. 8430 Leitring bei Leibnitz | T 03452 / 82 7 88-0


himmel & erde, eine Ausstellung von Werken von Edith Temmel und Michaela Steiner, wird am Dienstag, 15. November, um 19.00 Uhr in der Galerie Carneri, Carnerigasse 34, 8010 Graz, eröffnet. Ankündigung erbeten unter Tel. 0316 / 69 70 52


Am Donnerstag, 17. November, wird die Ausstellung Stadt.Bilder mit fotografischen Impressionen von Heinz M. Fischer in der Fotogalerie des Grazer Rathauses um 18.30 Uhr eröffnet. Die Ausstellung ist bis zum 13. Jänner 2006 zu sehen.


Bis zum 15. Jänner 2006 zeigt das Bildungshaus Mariatrost, Kirchbergstraße 18, 8044 Graz, eine Ausstellung mit Acrylbildern zu Haydns Oratorium Die Schöpfung von Walli Faller unter dem Titel Die Farben der Schöpfung. Informationen unter Tel. 0316 / 39 11 31


Samstag, 3. Dez. 2005 und Sonntag, 4. Dez. 2005 jeweils von 13 bis 18 Uhr: Tannengraß und Lebzeltstern im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing. In der winterlichen Stille des Freilichtmuseums erleben Sie den Advent, lauschen Adventgeschichten, basteln Strohsterne oder genießen einfach die Wärme des Feuers in der bäuerlichen Stube. Auf dem Weg durch die Hauslandschaften Stübings lassen Sie den Lärm zurück und spüren wieder die stillste Zeit des Jahres: Advent erleben, wie er früher war. Weitere Informationen: www.freilichtmuseum.at


Im Kunstraum-Leoben zeigt Herbert Lerchegger Arbeiten unter dem Titel Mobilität. Eröffnung am 10. November um 19.00 Uhr. Dauer der Ausstellung: 11. bis 27. November. Informationen unter Tel. 0664 -3757069 und www.kunstraum-leoben.at

 

  VERANSTALTUNGEN
– Literatur, Theater, Film, Musik


Lesung der GewinnerInnen des europäischen Literaturwettbewerbes 2005, am Samstag, 12. November, um 18 Uhr im Weißen Saal der Grazer Burg, Hofgasse 15. Für einen Abend wird Graz wieder zum Begegnungsort des jüngsten europäischen Schriftstellernachwuchses. Die besten Beiträge aus dem europäischen Literaturwettbewerb 2005 der Jugend-Literatur-Werkstatt Graz, an dem sich mehr als 500 Kinder und Jugendliche aus 17 Ländern beteiligten, wurden als Buch zusammengefasst, das nun von den GewinnerInnen in einer Lesung der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Im Rahmen der Veranstaltung lädt Landeshauptmann Franz Voves zum Empfang ein.
Um Anmeldung wird deshalb gebeten: info@literaturwerkstatt.at | +43 664 49 49 018

Begegnung. Die besten Texte aus dem europäischen Literaturwettbewerb 2005 ca. 250 Seiten, EUR 7,50 (exkl. Versandkosten)
Dieses Buch kann ab November über E-Mail erst@literaturwerkstatt.at bestellt werden.


Steiermarkpremiere: Kill Eulenspiegel – die Offenbarung eines Clowns. Alf Poiers neues Programm. Kommt es zum Duell Poier gegen Poier? Am Di., 15. November, um 20 Uhr im Stadtsaal, Bruck an der Mur. Tickethotline: www.event-connection.at oder T 0664 8333545


Im Rahmen der Reihe „Premiere“ liest Andreas Altmann am Mittwoch, 16. Nov., im Literaturhaus Graz aus Getrieben - Stories aus der weiten wilden Welt. Am 17. ist Wolfgang Lorenz Leser des Monats. Frido Hütter spricht mit ihm über Raymond Carver “Kathedrale“. In der Reihe „Groovelines“ lesen am 18. Nov. Gertrude M. Grossegger und Sonja Harter.

Jeweils ab 20. 00 Uhr. Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30. Informationen unter www.literaturhaus-graz.at


„KuKuK“ – 5. ländliches Theaterfestival für junges Publikum in der Steiermark
Das Theaterfestival „KuKuK“ startet am 17. November (19.00 Uhr Laßnitzhaus) in Deutschlandsberg mit seinem neuen Programm für Kinder und Jugendliche von 3 –18 Jahren. Auch heuer im Schuljahr 2005/2006 will das Festival, das vom Mezzanin-Theater in Kooperation mit neun steirischen Gemeinden veranstaltet wird, mit anpruchsvollen, professionellen Theaterstücken, Kindern und Jugendlichen von klein auf Lust auf Kunst machen.
Die künstlerische Leiterin Hanni Westphal setzt bei der Auswahl der Stücke als auch bei Gestaltung des Theaterraumes auf Qualität. So schafft eine mobile aufwändige Bühnenkonstruktion Theateratmosphäre, die den Theaterbesuch für Groß und Klein zu einem Erlebnis werden lässt. Programminformationen unter Tel. 0664/241 7668 und www.mezzanintheater.at


Das „Quasi-Quasar“-Theater, Lagergasse 98a, 8020 Graz, zeigt täglich von 17. bis 20. November, jeweils um 16.00 Uhr, Valerie und die Gute-Nacht-Schaukel von Mira Lobe. Informationen unter Tel. 0676/316-9051 und www.quasi-quasar-theater.at


Die Nachtigall … ? Steffen Höld inszeniert Romeo und Julia für das Jugendtheater Next Liberty in einer eigenen Bearbeitung mit dem Ziel, Shakespeare genießen zu können, ohne von den romantischen Anklängen, die aus der Schlegel-Tieck-Übersetzung herrühren, beeinflusst zu werden. Bei der Umsetzung dieses Stücks, das unserem Zeitgeist sehr entspricht, wird er unterstützt vom Musiker und Komponisten Jean-Baptiste Marchand, der rund 80% des Stücks durchkomponiert hat. Romeo und Julia ist keine Schicksalstragödie: Sie beschreibt das Scheitern zweier junger Menschen an ihrer obsessiven Liebe, die das Gierige und das Gewalttätige ihres Umfelds spiegelt – durchaus eine Erscheinung unserer Zeit.

Premiere am 18. November um 19.30 Uhr, Next Liberty, Kaiser-Josefplatz 10, Informationen unter www.theater-graz.com


Kein Tag vergeht an dem die Welt mich nicht bedrängt. Eine traumhaft-poetische Performance nach den berühmten Vierzeilern des großen östlichen Dichters Omar Chajjam. Konzept und Rezitation: Willi Bernhart.

Fr 18. 11. und Fr 25. 11., jeweils um 20 Uhr | THEATERmëRZ, Steinfeldgasse 20, A-8020 Graz | Kartenvorbestellungen und weitere Informationen unter www.theatermerz.com oder Tel. 0316 / 72 01 72


„Alltag rein - Österreich raus.“ Kabarett von und mit Gazmend Itaj am Freitag, 18. November, um 20 Uhr.
GRAZ IST GRAZ - Österreich feiert - zum Abschluss des Gedankenjahres. Szenische Lesung von und mit kanzian & blauensteiner, Alfred Kolleritsch, Gerhard M. Dienes und Peter Waltersdorfer; am Freitag, 25. November um 20 Uhr.

Beide Veranstaltungen im VAZ, Volkshaus, Lagergasse 98a, 8020 Graz.
Kartenreservierung: 0676 / 789 789 9 | karten@werk raumtheater.at und Abendkasse
Informationen unter www.werkraumtheater.at


Präsentation des Foto- und Gedichtbandes SCHATTEN-SHADOWS am 19. November um 19.30 Uhr im Café Joseph, Schlöglgasse 1, 8010 Graz. Die Texte hat Ruud van Weerdenburg gesammelt, Fotos und Konzept stammen von Gerolf Wicher. Mitgearbeitet haben Marion Steinfellner; Kevin Lyamabo; Chibo Oneyi; H. Peter Friedl; Matthias Jäger; Joseph Ithaler; Dietwin Koschak; Marcel Fotter; Harald Schebach. u.v.a. Musik zur Präsentation kommt von Vera Montana Band.


SubsTANZ dreht. Scure, vivace, crash invert | Tanzperformance, am 23. und 24. November, 20.00 Uhr | Sacre, Tanzperformance, am 26. und 27. November, 20.00 Uhr | Mahnmal, Texttheatrale Inszenierung, am 29. November, 21.00 Uhr. Ge(h)zeiten/Mona May im TTZ - Theater- und Tanz Zentrum Graz im Kristallwerk, Viktor-Franz-Str. 9, 8051 Graz. Karten und Info: 0650-3295640 | office@gehzeiten.at


Christian Hölbling am Donnerstag, 24. November um 20:00 Uhr im KulturHausKeller Straden: „Helfried kommt!“ Hotline: 0676-9110200


Theater für Kinder und Erwachsene: Im November bringt das theaterzentrum deutschlandsberg „Die Nachtigall“ von Hans Christian Andersen auf die Bühne. Premiere am Freitag, 25. November, 17.00 Uhr. Weitere Termine 3., 4., 8., 10., 11., 16., 17., 18. Dezember, jeweils 17 Uhr. Informationen unter Tel. 03462-6934 und office@theaterzentrum.at


Mit ihrem neuen Programm ALLES­PESTENS sind die Grazbürsten ab Freitag, 25. November, (Beginn um 20.00 Uhr) im Wartingersaal im Landesarchiv, Karmeliterplatz 3, 8010 Graz. Informationen unter www.grazbuersten.at


Improvisationsshow mit theater mobil am Freitag den 25. November im Café Stockwerk, Jakominiplatz 18/I. Beginn: 19.30 Uhr. Vorverkauf und Infos: 8 Euro im Zentrum für Pflegepersonal (Tel. 0316/325 334) Abendkasse: 9 Euro. theater mobil ist vor fast 12 Jahren im Zentrum für Pflegepersonal (einer sozialen Einrichtung der Diözese Graz-Seckau) entststanden und wird von dort unterstützt und organisiert. Die Laiengruppe besteht überwiegend aus Pflegepersonal. Weitere Informationenunter www.theatermobil.at


4x4 - Philosophie Pur: Hölderlin. Eine philosophische Performance mit Alexander Tschrebnek am 29. November, 19.30 Uhr, weiters: 6., 13. und 20. Dezember, jeweils 19.30 Uhr in den Minoriten Galerien, II. Stock, Kulturzentrum bei den Minoriten, Mariahilferplatz 3, 8020 Graz. Informationen unter www.minoritenkulturgraz.at


Heimspiel, Präsentation der Lichtungen / 104: Deutschsprachige Texte | am 29. November im Kleinen Minoritensaal, 20.00 Uhr, Kulturzentrum bei den Minoriten, Mariahilferplatz 3, 8020 Graz. Es lesen Clemens Berger, Wilhelm Hengstler, Frank Schablewski und Elisabeth Tropper. Informationen unter www.minoritenkulturgraz.at


Literaturfahrt: Junge AutorInnen - Neue Texte
Junge österreichische und slowenische AutorInnen präsentieren diesseits und jenseits der Grenze neue Texte. Termin: 2. Dezember. Preis: Euro 25,00 / StudentInnen 10,00. Leistungen: Busfahrt, Lesungen, Verköstigung. Anmeldung bis: 28. 11. 2005 bei uniT - Verein für Kultur an der Karl Franzens Universität Graz, Mozartgasse 14, 8010 Graz, T 0316-380-7480 (Mo - Fr. 9-13 Uhr) | office@uni-t.org | www.uni-t.org


Spiel`s nochmal Sam von Woody Allen in Regie und Bearbeitung von Peter Faßhuber gibt die Theo Studiobühne in Oberzeiring, Hauptstraße 7a am 11. und 26. November und am 2., 7., 10. und 17. Dezember. Beginn jeweils um 20.00 Uhr. Informationen unter Tel. 03571 / 200 43 und www.theo.at


Kabarett-Workshop – Mittlerweile hat er bereits Tradition: Zum dritten Mal leiten Simon Pichler und Alex Kropsch den zweitätigen Stainacher Kabarett-Workshop. Samstag, 12. November, von 13.00 bis 19.00 Uhr und Sonntag, 13. November, von 10.00 bis 16.00 Uhr. Anmeldungen bitte direkt beim CCW, Culturcentrum Wolkenstein, Bahnhofstraße 110, 8950 Stainach. Tel. 03682 / 232 50 und office@ccw.st


Nach dem fulminanten Tourstart im Grazer „Stockwerk“ tourt Leo Kysèla mit seinen zwei Programmen in den nächsten zwei Monaten hauptsächlich durch die Steiermark und durch Kärnten: Termine: 11. 11. Voitsberg „Dachbodentheater“ – DUO, 12. 11. Eibiswald „Kino EW“ - DUO + special guests (Gerd Weber + Louis Kiefer). Detaillierte Tourinformationen unter www.soul.at


zeitgerecht #2 - Eine Veranstaltungsreihe des Verein KZ-Nebenlager Bretstein. Uraufführung der Komposition Pedro Noda de la Cruz mit Berndt Luef & Eva Feenstra. Am Fr. 11.11. um 19:30h, Gasthof Beren, 8763 Bretstein 8 | 03576-205


Schule bewegt Fest am Samstag, 12. November, ab 17.30 Uhr im BG/BRG Kirchengasse, Graz. Eine Benefizveranstaltung für die Partnerschule in Sri Lanka mit women4voices, Luen Liang, Ensemble Saxess, Pretti & So, Swinging Latin Ballads u.a.


Konzert im Rauch-Hof bei Stainz: Folksmilch – 3x ROT am 13. November ab 19.00 Uhr. Gastwirtschaft Rauch-Hof Wald 21, 8510 Stainz. Informationen unter Tel. 03463-2882 und www.rauch-hof.at


Sunday´s Live im Three Monkeys, Graz, Elisabethstrasse 31 | 13. November: Roadrunners, Blues und Rock’n'Roll | 20. November: Jerx, Alternative Rock | 27. November: Bloo Voodoo, Old Rock’n’Roll mit dem Sound von 2005. Informationen unter T 31 98 10 und www.three-monkeys.at


AUTUM LEAVES FESTIVAL vom 14. bis 19. November im p.p.c.
Als feinen Abschluss des Jahres 2005 haben sich „Platoo“, die Plattform für Songwriter in Graz, und Jan-Pieter Martens etwas Besonderes einfallen lassen: Ein sechstägiges Festival, das die Erweiterung des Begriffs Songwriter in konzentrierter Form deutlich macht, die Vorstellung des Musikers als Geschichtenerzähler aufgreift und in unterschiedlichsten Herangehensweisen präsentiert.

„Der/die Singer/Songwriter/in (ist) ein/e Einzelkünstler/in, der/die als Songautor/in für sich selbst und andere in Erscheinung tritt und überwiegend eigenes Material interpretiert“ (Christian Graf: Lexikon der Singer & Songwriter, Berlin, 2001).

Und so werden an sechs Abenden die unterschiedlichsten Künstler ihren Weg auf die Platoo Clubbühne ins Grazer PPC finden, um mit Szenegrößen, völlig unbekannten Grazern, Stars von morgen (wie beim „Open Microphone“) und internationalen Songwriting Acts zu kommunizieren. Sechs Themenabende, die von Bossanova, lonesome Stars, isländischer Kälte oder auch italienischen Küsten erzählen. Und das nicht brüllend, sondern dunkelheitsgemütlich, sofabequem und erzählend, wenn nicht sogar flüsternd.

Fixpunkte im Programm sind die Jan-Pieter Martens Band und Andi Gasser (14. 11.), Leo Kysèla (15. 11.), Open Microphone hosted by Smooga and Flow Bradley (16. 11., Anmeldung unter info@platoo.at), Zita Swoon und Son of the velvet Rat (17. 11.), Helgi Jónsson und Die Beweglichen Teile (18. 11.) und Célia Mara (19. 11.). Einlass jeweils ab 20.00 Uhr. Vorverkauf über Die Eintrittskarte (Graz, Mondscheingasse), DUX Records (Graz, Annenstraße) und in allen Filialen der Steiermärkischen Sparkasse. Informationen unter www.autumnleaves.at


Rebekka Bakken tritt am Dienstag, 15. November, um 20.00 Uhr im Orpheum Graz auf
Vorverkaufsstellen: Orpheum-Tickets | Theaterkassa | Zentralkartenbüro | alle Ö-Ticket-Verkaufsstellen | alle Geschäftsstellen der Steiermärkischen Sparkassen und Die Eintrittskarte. Informationen unter www.orpheumgraz.com


Violetta V. In Zusammenarbeit mit dem Wagner Forum Graz wirft die Grazer Oper einen neuen Blick auf „La traviata“.
Ein Raum, verhüllt von schwarzen Vorhängen, innen weiß ausgeschlagen. Drinnen: eine Frau, ein Mann, ein Kind, ein Clown. Draußen: das Publikum, das rings um dieses Mausoleum verteilt hineinblickt. Kerzenlicht. Das unerbittliche Schlagen des Metronoms. Den Rhythmus für diese begehbare Skulptur gibt Verdis „La traviata“ vor. Für seine „Violetta V.“ betrachtet Regisseur Leo Krischke Verdis „La traviata“ wie durch einen zerbrochenen Spiegel. Verschiedene Facetten der Oper werden angerissen und skizzenhaft zu einem neuen Ganzen montiert. Szenische und musikalische Motive finden dabei genau so Eingang in die Inszenierung wie thematische: Rausch und Stille, Erinnerung und Vergänglichkeit, Glück und Tod. In der Assoziation entstehen so Bilder von poetischer Schönheit. Für seine „Hommage an ‚La traviata‘ stellt Krischke einer Frau und einem Mann - vielleicht die Schatten von Violetta und Alfredo - einen Clown am Klavier und ein Kind zur Seite.

Ausstattung: Isabel Toccafondi | die Frau: Sonia Zlatkova | der Mann: Taylan Memioglu | das Kind: Laura Weyringer | am Klavier: Maris Skuja. Premiere am 12. November, 18.00 Uhr, Studiobühne der Grazer Oper. Folgevorstellung: 15.11., 20.00 Uhr. Informationen unter www.theater-graz.com


13. Austrian Soundcheck vom 16. bis 24. November
Im Herbst 1993 schickte sich unter dem Motto AUSTRIAN SOUNDCHECK ein kleines Festival an, das Ohr nach den Propheten im Lande auszustrecken. Seit damals konzentrierte man sich dabei auf die Präsentation innovativer österreichischer Musik im Bereich zwischen Jazz, freier Improvisation und elektronischer Musik.

Diese Szene ist in den letzten zehn Jahren wie kaum in einem anderen europäischen Land gewachsen und hat eine Reihe von inneren Richtungen, Trends und Namen hervorgebracht. Mit entscheidend für diese rasante Entwicklung waren sicher ein neues Bewusstsein der Subventionspolitik, die Gründung des Wiener Jazzclubs „Porgy & Bess“, die Etablierung der österreichischen Jazzpreise, aber nicht zuletzt auch das konstante Konzept des Austrian Soundcheck.

Für das dreitägige Spezialfestival werden einerseits immer wieder unterschiedliche Schwerpunkte aus den aktuellen musikalischen Ereignissen und Richtungen herausgearbeitet, andererseits aber auch im Beobachtungszeitraum aufgefallene Musiker eingeladen, dafür eigene Projekte zu entwickeln.
Und schließlich gilt es, die aktuellsten Bandprojekte zu sichten und zu einem stimmigen Programm zu verflechten. Die Kooperation mit Jan Pieter Martens und seinem Festival AUTUMN LEAVES drängt sich gerade bei Helgi & Klemens auf.

16. 11. Stefan Heckel Group im JAZZ M59, 18. 11. Helgi Jonsson Band (gemeinsam mit dem Festival AUTUMN LEAVES) im p.p.c. und 24. 11. Karen Asatrian & Armenian Spirit im JAZZ M59, Beginn jeweils um 20.00 Uhr.

Tickets im Zentralkartenbüro und Die Eintrittskarte | Programminformationen unter Tel. 0316-832935 und www.grazjazz.at


In der Vortragsreihe MusikWelten gehen Wissenschafter des Instituts für Musikethnologie der Grazer Kunstuniversität weltmusikalischen Phänomenen in Afrika, Amerika, Asien und Europa nach. Am 16. November: Out of Africa. Musik vom Schwarzen Kontinent, Univ.-Prof. Dr. Gerd Gruppe | 23. November: Bolero, Tango & Co. Wurzeln der Latin Wave, Dr. Helmut Brenner | 30. November: Und am Ende der Gong. Gamelan-Musik aus Zentraljava, M. A. Rainer Schütz und 7. Dezember: Gehundsteh-Herzsoweh. Erzherzog Johann und die Musik, Dr. Helmut Brenner. Jeweils von 19.30 bis 21.00 Uhr, Urania, Burggasse 4/I, 8010 Graz. Informationen und Anmeldung unter T 0316-82 56 880 und www.urania.at


Zum ersten Mal findet am Freitag, 18. November, um 19.30 Uhr das „European Songfestival“ für Menschen mit Behinderung, veranstaltet von Jugend am Werk Steiermark unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, in Österreich statt. In der Grazer Stadthalle werden sich Musikerinnen und Musiker aus zwölf europäischen Ländern einer unabhängigen Jury – u. a. Tamee Harrison, Christian Kolonovits, Marianne Mendt, Rudi Dolezal, Robby Musenbichler – und dem Publikum präsentieren.

Die teilnehmenden Länder im großen Finale werden sein: Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Großbritannien, Litauen, Mazedonien, Niederlande, Österreich, Portugal, Serbien und Ungarn. Das musikalische Spektrum der Darbietungen ist vielfältig und reicht von Pop über Schlager bis hin zu folkloristisch gefärbtem Jazz.

Tickets sind erhältlich in allen Ö-Ticket-Vorverkaufsstellen, ÖT-Center Stadthalle, Zentralkartenbüro, Die Eintrittskarte, Graz Tourismus und in Jugend-am-Werk-Zweigstellen. Informationen unter www.songfestival2005.at


Festival Grazer Advent 2005 – Himmlische Kammermusik im Herzen von Graz. An vier Wochenenden lädt das Steirische Kammermusikfestival mit seiner Advents-Konzertreihe auf eine musikalische Ruheinsel abseits der Dezember-Hektik in die Mariahilferkirche, Stadtpfarrkirche, Franziskanerkirche und in den Minoritensaal. Am 25.11. mit Collegium Pro Musica, Lorenz Duftschmid und Armonico Tributo Austria, am 2.12. Accademie del Ricercare am 9. 12. und dem Artis-Quartett am 17.12. Informationen unter T 0664 58 55 588 und www.grazerkonzertagentur.at


Mnozil Brass | „Das Trojanische Pferd“ am 29. November um 20.00 Uhr im forumKloster, Gleisdorf | www.mnozilbrass.at


Noch bis zum 15. November besteht die Möglichkeit des Besuchs der STOCKWERKER FESTSPIELE: 10. November: Jeff Siegel Quartet (US). Weltklasse-Schlagzeuger Jeff Siegel kommt mit seinem absolut quotengeregelten Spitzen-Quartett mit den Damen Erica Lindsay (tenorsax) und Francesca Tanksley (piano). 12. November: Bernd Luef/Ewald Oberleitner/ Dusan Novakov Trio (A). 15. November: Elias Meiri Ensemble (IS/H/TRI), ein multikulturelles Jazztrio rund um den israelischen Meisterpianisten Elias Meiri.

Alle Konzerte beginnen um 20 Uhr! Stockwerk, Jakominiplatz Graz
Karten – es gibt auch einen Block für wahlweise drei Konzerte – unter 0316 / 83 39 48 | Infos unter 0676 / 31 59 551


Noch bis zum 30. November findet im Stadtmuseum Graz die Veranstaltungsreihe Robert Stolz klingendes Museum statt. Diese musikalische, literarische und historische Einführung in Leben und Werk von Robert Stolz ist Auftakt und Ankündigung zu einem ständigen „Robert Stolz Museum“, das im Stadtmuseum vorbereitet wird. Im ersten Stock steht für die Dauer der Reihe Robert Stolz‘ Jukebox zur Verfügung. Die Musikstücke wurden von Hans Stolz ausgewählt. Im November findet noch eine Vielzahl von Veranstaltungen statt. Genaueres unter www.stadtmuseum-graz.at

 

 

  GELESENES & ERLESENES


Halloween in der Steiermark
Seit wenigen Jahren wird Österreich von der Halloweenwelle überrollt. Das Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Universität Graz widmet diesem Phänomen seit einiger Zeit Aufmerksamkeit. Ergebnis ist ein informativer Sammelband, der seriös den Ursprüngen und Wurzeln nachgeht und das „Eindringen“ von Halloween, speziell in der Steiermark, genau dokumentiert. Kaum ein Aspekt bleibt unbeleuchtet: Neben dem Wann, Wo und Wie befassen sich beiträge mit der Rezeption in den Printmedien, mit der Kulinarik (mit Rezeptteil) und dem Wirtschaftsfaktor. Eine steirische Besonderheit sind die Kürbisfeste, die sich jedoch bewusst von der Brauchinnovation abkoppeln. Ein Beitrag über den Kürbis aus botanischer Sicht setzt auch einen naturwissenschaftlichen Kontrapunkt zur kulturwissenschaftlichen Perspektive. Im deutschen Sprachraum ist dies die erste Publikation, die sich umfassend mit dem „Phänomen Halloween“ befasst.

Editha Hörandner (Hg.): Halloween in der Steiermark und anderswo. LIT-Verlag, 312 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 3-8258-8889-4


Zwischen Wirklichkeit und ihrer Inszenierung
Seit der Wiederentdeckung des japanischen Fotografen Takuma Nakahira (Titelbild) im Zuge seiner Retrospektive am Yokohama Museum im Jahr 2003 entwickelte sich angesichts aktueller Arbeiten erneut eine Debatte um die Möglichkeiten fotografischer Beschreibung von Wirklichkeiten. Nakahiras Fotografien wurden im Rahmen der diesjährigen Ausstellung Chikaku von Kunsthaus und Camera Austria präsentiert und werden nun in der jüngsten Ausgabe von Camera Austria International (91/2005) in einem Essay des Kunstwissenschafters Masashi Kohara diskutiert.

Für eine Referenz gegenüber der Welt des Wirklichen stehen die Beobachtungen von Marco Poloni, der seine seriellen Fotoarbeiten direkten Bezug zu formalen Qualitäten von Storyboards stellt. In ihrem Essay beschäftigt sich Iris Dressler mit jüngeren Arbeiten Polonis, Teilnehmer an der heurigen Biennale von Venedig, der mittels realer Bildsituationen den Anschein fiktiver Erzählstrukturen evoziert.

Ganz anders die Arbeiten des in Shanghai lebenden Yang Fudong, der seine Kompositionen im Stil des chinesischen Kinos der 1930er und 40er-Jahre inszeniert. Der Autor Hias Wrba hat zu Fudong einen Essay verfasst. Einen diffusen Bereich zwischen Inszenierung und Dokumentation behandelt mit ihren Arbeiten die Österreicherin Andrea Witzmann, wovon ein Text von Maren Lübbke-Tidow handelt. Das Forum der Camera Austria versammelt neben anderen aktuelle Fotografie von Klaus Mosettig, Sabine Schründer und Nathalie Mohadjer. Tom Holert setzt sich in einem Essay mit Problemen visueller Programmierungen des politischen Raumes auseinander.

Camera Austria International, 91/2005, ISBN 3-900508-57-7 | Weitere Informationen unter www.camera-austria.at


Jahrbuch zur Architektur
An Architekturpublikationen, wie Otto Kapfinger im vorliegenden ersten jahrbuch.architektur HDA.graz anmerkt, „herrscht hierzulande kein Mangel“. Das neu konzipierte Jahrbuch nun soll „Alternativen zu den eingeschliffenen Formen von Architekturdokumentationen“ entwickeln, und will kritische, sensitive, kreative und reportagehafte Fotografie einbeziehen. Ebenso die Texte, mittels derer man sich vom Abfeiern fachinterner Meriten zu lösen versucht. Mit dem jahrbuch.architektur initiiert das Haus der Architektur das lange Zeit schon ausstehende Unterfangen, aktuelle Projekte steirischer ArchitektInnen – auch außerhalb der Steiermark – zu dokumentieren und durch die Autoren Peter Blundell Jones, Matthias Boeckl, Andrej Hrausky, Georg Kanhäuser und Otto Kapfinger zu analysieren und zu interpretieren. Versammelt in ausführlicher Bild-Text-Darstellung sind neben den mit dem Landespreis für Architektur, dem Holzbaupreis und dem Geramb Dankzeichen für gutes Bauen ausgezeichneten Objekten weitere 16 ausgeführte wie Ernst Giselbrechts Biokatalyse TU Graz, das Wellenbad Gleisdorf von Pittino & Ortner oder das Gerichtsgebäude Ponte da Barca von Thomas Zinterl in Portugal.
Nach jeweils drei Jahren soll aus dem Bestand der Jahrbücher eine architekturwissenschaftliche Aufarbeitung und vergleichende Positionierung der steirischen Architekturszene erstellt werden, Charakteristika und Trends der Architekturentwicklung sollen durch einen Kurator herausgearbeitet werden.

HDA Graz (Hg.): 04/05 jahrbuch.architektur.HDA.graz. Graz 2005. ISBN 3-901174-58-3, Eur 28,90


Eskapaden: Streiche, Abenteuer, (Seiten-) Sprünge
Was als Verfolgung angelegt war, wird zur Flucht: Martin Ross, der selbst keinen Führerschein besitzt, analysiert eine der zwei vielleicht berühmtesten Autoverfolgungsjagden der Filmgeschichte, als Herr Bullitt, dargestellt von Steve McQueen, sich im grünen Desiderat Ford Mustang hinter seine Verfolger setzt und den Spieß umkehrt. Gut zehn Minuten später brettern die Killer Phil und Mike mit ihrem Dodge Charger in eine Tankstelle und enden im Inferno. Die Analyse eines fiktiven Fluchtszenarios, in der sich erzählte und Erzählzeit nahezu decken und die Erzählung den Charakter einer Verfolgung erhält. Die andere berühmteste Autoverfolgungsjagd der Filmgeschichte dagegen dient, wie wir wissen, der Beschleunigung von French Connection.

Das monothematische multiperspektivische Magazin bob ist in seiner zweiten Ausgabe erschienen und handelt in Bild und Text von Eskapaden – flüchtig lustvoll rücksichtslos. Worein oder wohin flüchten, wenn Arbeitnehmer nach einer Gallup-Studie angeben, „dass sie eine Position ausfüllen, die ihnen nicht liegt, dass es seitens ihres Vorgesetzten an Anerkennung und Lob für gute Arbeit mangelt, die Führungskraft sich nicht für sie als Mensch interessiert, es niemanden im Unternehmen gibt, der die persönliche Entwicklung fördert und die persönliche Meinung und Ansicht kaum Gewicht haben“? In ihrem Beitrag mit dem an Huellebecq erinnernden Titel Beförderung in die Kampfzone empfiehlt Joanna Noemi Pusch, selbst Personalverantwortliche eines Softwareherstellers in Graz, Corinne Maiers Ratgeber Die Entdeckung der Faulheit. Arbeitssucht erweist sich als ein Versuch, der unerträglichen Arbeitsgesellschaft dadurch zu entfliehen, dass man sich – jetzt besinnungslos – in die Arbeit stürzt.

Günther Holler-Schuster liefert einen Essay zu den Bildern von Andreas Leikauf, die sicherlich nichts mit Realitätsflucht zu tun haben. Vielmehr assoziiert Holler-Schuster ein Ambiente um das Phänomen Trash unter dem Titel Boxen, Bebop, Whiskey und filterlose Zigaretten und neben Leikaufs Bildern hätte hier das doppelseitige Foto des Mustang GT 390 von den Seiten 12, 13 ohne weiteres nochmals platziert sein können.

Zur Dekadenz schließlich fordert Tiz Schaffer mit Der Wille zur Nacht auf wenn er empfiehlt: „Verlassen Sie die Kneipe Ihrer Wahl niemals vor Sonnenaufgang ...“. Wir sind ohnehin Schaffers Meinung, die ein bisschen nach Walter Serners Brevier für Hochstapler klingt, und arbeiten guten Mutes an der Selbstzerstörung.

Weitere Textbeiträge kommen von Dieter Wellmann, Fernanda Krahn Uribe, Dahlia Schweitzer, Gunther Gebauer, Martina Schirrmeister und Hermes Phettberg, Fotografien von Ditz Fejer, Nidako, Klaus Mähring und Markus Strasser.

bob. Eskapaden. Flüchtig lustvoll rücksichtslos. Ausgabe 02, November 2005, Eur 4,80 | www.bob-magazine.com


„Texte sind offene Vorhaben“
sagt Ralf B. Korte im Editorial zur soeben erschienenen Doppelnummer 50/51 der steirischen Avantgarde-Literaturzeitschrift „perspektive“. Darum können sie auch weitergeführt oder wieder aufgenommen werden … und sei’s auch nach mehreren Jahren. Das war denn auch die Vorgabe der perspektive-Crew an ihre AutorInnen. Die Ergebnisse sind durchaus unterschiedlich: Da reflektiert Lukas Cejpek anhand seines Essays aus der perspektive Nr. 92 über die Bedingungen des Schreibens „damals“ und heute, Petra Coronato („josef“) liefert Zusatzinformationen zu ihrem Text aus der perspektive 30, Crauss lässt’s heute wie in perspektive 36 rocken („mr le commissaire préfère le rhythme anormal“), Sylvia Egger jagt ihren neuen Text (in dem’s wie im „alten“ mit Sprachgewalt ums Texte-Drechseln geht) durch ein automatisches Übersetzungsprogramm, Petra Ganglbauer sieht wehmütig aus dem Heute auf ihren Text aus perspektive 20 („Dieses Bild, dieses Quergelegte, denn wer weiß ob die Gesichter darauf heute noch leben“). Erna Holleis hat ihren Beitrag in der perspektive 24 ganz offensichtlich noch ohne PC geschrieben und mit mit Marginal-Korrekturen und an den Rand geklebten Ergänzungen upgedatet.

elmut Schranz und Christine Huber liefern den Stoff zu ihrer Textpartitur „Männergesangsverein“ aus 1996 nach, Urs Jaeggi eine sensibel geänderte Neufassung seines Holocaust-Textes „Air feu“ aus perspektive 32. Birgit Kempker ändert die Textgattung von „Immer geht’s um Trennung“ (perspektive 29) und macht daraus ein strenges (Selbst)Verhör über den Gebrauch der Sprache, Ilse Kilic philosophiert auf der Metaebene über ihren Beitrag aus perspektive 27. Ralf B. Korte erinnert sich anhand eines Beitrages aus perspektive 20 an ein Mädchen und an die Bewegung 2. Juni, Margret Kreidl hat schon in perspektive 14 ironisierend über Sex geschrieben – und bis heute an Schärfe weiter zugelegt. Literaturinferno erklärt die Entstehung des Beitrags „Wiederverwertung aller Werte“ aus perspektive 33, Mike Markart, der Schimpansenimitator aus perspektive 21, hat mit seinem Hobby abgeschlossen, Undine Materni kommentiert einen 15 Jahre alten Beitrag „mit trügerischer Weisheit“, Martin Ohrt schreibt unter alte Titel neue Gedichte, Peter Pessl greift die Motive von vier Gedichten aus perspektive 10 wieder auf, Christian Petersens Neufassung von „Antiken a-priori“ endet harmlos-banal im Gegensatz zum Urtext. Werner Schandor wirft („zur Erinnerung“) nur einen kurzen Blick zurück auf „Unruhe Glasgow“. Robert Steinle liefert schließlich den theoretischen Überbau zu „Von Kärntner Kellnern und deren Landeshauptmann“ nach – ein Text, der sich mit dem Attentat auf den Kärntner LH Wagner beschäftigt. Woran wir erkennen, wie lange das alles schon her ist …

perspektive 50/51. Graz 2005. 198 Seiten, 10 EUR

KORSO verlost in Kooperation mit perspektive 10 Exemplare der Nummer 50/51 beim KORSO-Kulturquiz!


Kuba und Albanien in den „Lichtungen“
Die Literaturszene Albaniens, erläutert Joachim Röhm in einem einleitenden Beitrag, wird heute wesentlich von den jungen AutorInnen um 35 geprägt. Einige exemplarische Texte – die meisten davon stammen aus der Literaturzeitschrift „Aleph“ – sind in den neu erschienenen „Lichtungen“ versammelt. Darunter finden sich blendende satirische Erzählungen, die ihren Stoff aus dem aktuellen balkanischen Raubtierkapitalismus schöpfen (Virion Graci) ebenso wie gesellschaftskritische Lyrik – exzellent die „Serigrafie mit Bananen“ von Ervin Hatibi – wie auch Lavant-ähnliche schwer und ein wenig abgetragen wirkende symbolistische Dichtung (Ledia Dushi).

Einblicke in einen Sektor des aktuellen Schaffens kubanischer Lyrik bieten im Rahmen des Projektes „Havanna virtuell“ vorgestellte Texte. Unter den weiteren im Heft vorgestellten Texten ragt besonders „Die Erzählung“ des Exil-Iraners Said hervor; berührend auch der Beitrag von Ulrike Kotzina, der den 3. Preis beim Literaturwettbewerb 2004 der Akademie Graz gewann). Im von Werner Fenz kuratierten Teil über aktuelle bildende Kunst werden diesmal „Körperposen“ von Ruth Anderwald und Leonhard Grond präsentiert.

Lichtungen 103/2005. 26. Jg. Hrsg. Von Markus Jaroschka und Helwig Brunner.140 Seiten, EUR 4,50



Eine Frau fährt um die Welt
Im Frühling 1846 verließ Ida Pfeiffer (1797 – 1858) Wien, um sich von Hamburg aus nach Brasilien einzuschiffen. Erst zwei Jahre später kehrte sie von ihrer Weltreise zurück. Finanzieren konnte sich die knapp 50-jährige Abenteurerin dieses waghalsige Unternehmen aus dem Reinerlös von früheren Reiseberichten, darunter der „Reise ins Heilige Land“ und der „Nordlandfahrt“, die ebenfalls in der Edition „Frauenfahrten“ des Promedia-Verlages erschienen sind.

Die hier in einer überarbeiteten Fassung vorliegenden Tagebücher der Weltreise erschienen im Jahre 1850 unter dem Titel „Eine Frauenfahrt um die Welt“„ und wurden zum Bestseller. Die Reise führte Ida Pfeiffer nach Brasilien, wo die Autorin nur knapp einem Mordanschlag entkam, über Tahiti nach China, wo der Anblick einer weißen Frau derart ungewöhnlich war, daß sie ständig in Bedrängnis geriet. In Madras betrat sie indisches Festland, erhielt Zutritt zu Häusern reicher, vornehmer Inder, erlebte eine Tigerjagd und durchquerte das Land mit einem Ochsenkarren. Sie bereiste daraufhin Mesopotamien und Persien und kehrte über Armenien, Georgien, Konstantinopel und Athen nach Wien zurück. Ida Pfeiffer hatte ihren Ruf als Weltreisende begründet.

Ida Pfeiffer: Eine Frau fährt um die Welt. Die Reise 1846 nach Südamerika, China, Ostindien, Persien und Kleinasien. ISBN 3-85371-249-5, 344 Seiten, gebunden, zahlreiche Abbildungen, mit Lesebändchen, Euro 21,90

KORSO verlost in Kooperation mit dem Promedia-Verlag 5 Exemplare des Buches beim KORSO-Kulturquiz!


Andre Gunder Frank: ORIENTIERUNG IM WELTSYSTEM – Von der Neuen Welt zum Reich der Mitte
160 S., Euro 11,90; ISBN 3-85371-238-X | Zu bestellen in Ihrer Buchhandlung!

Steht das Ende des amerikanischen Jahrhunderts unmittelbar bevor? Zerplatzt die US-Ökonomie demnächst wie eine Spekulationsblase? Droht dem Dollar der völlige Wertverlust? Mit welchen Mitteln versucht die US-Regierung gegenzusteuern? Antworten auf diese Fragen gibt Andre Gunder Frank im vorliegenden Buch, das ihn als zutiefst politischen Intellektuellen und scharfen Polemiker ausweist.

Gesamtkatalog bei: Promedia 1080 Wien, Wickenburgg. 5/12 | promedia@mediashop.at | www. mediashop.at

 

 


Grazer im BILD
Ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin Will, aufgezeichnet von Jörg-Martin Willnauer


Jörg Nauer: Am 18.11. wird Graz mit einer neuen Postille beglückt: Der „Grazer im Bild“ wird unsere Briefkästen verstopfen.

Martin Will: „Grazer im Bild“? Was soll das sein? Ein Männermagazin für die Provinz?

Jörg Nauer: Noch ein überflüssiges Gratis-Blattl für Analphabeten.

Martin Will: Frauen kommen, wenn ich den Blattnamen richtig verstanden habe, nicht vor.

Jörg Nauer: Oh doch. Halbnackt.

Martin Will: Warum so negativ? Das Blatt ist ja noch gar nicht erschienen!

Jörg Nauer: Ich sah die Nullnummer und weiß schon jetzt, was davon zu halten ist: Der Begriff „Nullnummer“ ist eine prophetische Inhaltsangabe. Viel Reklame, garniert mit Sex, Tratsch, Häme und dem unvermeidlichen Gewinnspiel. Der „Grazer im Bild“ wird eine Spielwiese für Winkelschreiber. Wetten?

Martin Will: Auch für Journalisten gilt die Unschuldsvermutung. Lass die Leute doch erst einmal arbeiten. Warum verurteilst du Journalisten, die du nicht kennst?

Jörg Nauer: Geschäftsführer und Chefredakteur ist ein gewisser Herr Hinterleitner. Dieser Herr hat seinerzeit den „Grazer“ miterfunden und plötzlich bekam die heimische Mediensteppe eine neue „Qualität“: Bericht, Kommentar, Analyse und Werbung mussten nicht mehr unterschieden werden. Das neue Motto: „Zahlst was, schreib ma dir was Schönes. Zahlst nix, schreib ma nix.“

Martin Will: Mit diesem erfolgreichen Konzept hätte Herr H. eigentlich beim Grazer bleiben können, oder?

Jörg Nauer: Stimmt, aber hinter den Kulissen soll es gewisse Reibungsverluste gegeben haben.

Martin Will: Verstehe. Aber hat so eine Gratis-Postille überhaupt eine Marktchance? Es gibt doch schon ein halbes Dutzend!

Jörg Nauer: Kein Problem. Wenn Geld da ist, geht alles. Die Frage ist nur: Wer zahlt’s? Herr Hinterleitner wird wohl kaum sein Privatvermögen einbringen.

Martin Will: Und wer steht hinter Hinterleitner?

Jörg Nauer: Schau ins Firmenbuch. Vielleicht steht da was drin! Auch ein Blick auf die Eröffnungsparty des Blättchens könnte Aufschluss bringen: Dort tummelten sich Politiker aller Couleur inklusive Landeshauptmann. Natürlich weiß die Landesregierung, wie „seriös“ solche Blätter sind; aber was ist stärker als die Erkenntnis? Die Eitelkeit. Also zahlt man brav und hofft, gut ins Bild zu kommen. Den „Rest“ finanzieren Inserate. Eine Seite kostet ja „nur“ 5.772 Euro.

Martin Will: Rausgeschmissenes Geld.

Jörg Nauer: Mag sein. Aber diese Art von „Journalismus“ ist offenbar so lukrativ, dass man dem halben Dutzend „Gratis“-Blättern Konkurrenz machen will. In Wirklichkeit sind die Blätter zwar umsonst, aber alles andere als gratis.

Martin Will: ?

Jörg Nauer: Die Kosten für die Reklame müssen wieder hereinkommen, d.h. die Werbungskosten sind im Verkaufspreis längst enthalten.

Martin Will: Ich muss das beworbene Produkt ja nicht kaufen.

Jörg Nauer: Stimmt. Aber man kauft, was man kennt. Und was kennt man? Was beworben wird.

Martin Will: Ui, du bist heute aber wieder kritisch. Das wird dir schaden. Herr Hinterleitner wird diese Zeilen lesen und dich in seiner Postille nicht erwähnen.

Jörg Nauer: Welche Ehre!

 

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