korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
10/2003
.....................................................................................................................................................................................
 

Imagination und Wirklichkeit:
Die Eröffnungsausstellung im Grazer Kunsthaus handelt von der Einbildung

 

Der „freundliche Außerirdische“, wie die Architekten Fournier und Cook ihren Entwurf getauft haben, ist also gelandet – wenn auch gegenüber dem ursprünglichen Bauvorhaben einige Abstriche in Kauf genommen werden mussten. Der Museumsshop mit Fachbuchhandlung und das Café haben ihren Betrieb aufgenommen, die Camera Austria ist vom Sparkassenplatz ins Kunsthaus übersiedelt und kann mit der ersten Ausstellung von Positionen japanischer Fotografie bereits jetzt auf eine Besucherzahl verweisen, die dem bisherigen Jahresschnitt entspricht.

Kunsthaus-Intendant Peter Pakesch > „Bin sehr zufrieden mit dem Funktionieren der Ausstellungsräume“

In jeder Hinsicht spannend dürfte sich aber die erste große Ausstellung im neuen Haus anlassen, die nach einer Idee von Joanneumdirektor und Kunsthausintendant Peter Pakesch, unter wissenschaftlicher Leitung von Martin Prinzhorn, derzeit im Aufbau begriffen ist: Einbildung - Das Wahrnehmen der Kunst wird am 25. Oktober eröffnet und ist bis zum 8. Jänner mehr als nur zu sehen, wenn etwa Exponate von Malerei nicht allein plastisch erscheinen, sondern auch den Gleichgewichtssinn des Betrachters auf die Probe stellen. Wenzel Mracàek sprach mit Peter Pakesch über die Ausstellung.

Herr Direktor Pakesch, die Eröffnungsausstellung im Grazer Kunsthaus heißt Einbildung. Was erwartet den Besucher unter diesem Titel?

Der Titel stammt aus der Diskussion mit dem wissenschaftlichen Berater Martin Prinzhorn. Martin Prinzhorn ist Linguist und arbeitet am Wiener Institut für Sprachwissenschaft. Er hat sich über lange Zeit mit der kognitiven Entwicklung von Kleinkindern befasst und in der Folge mit Wahrnehmungstheorie, für die gegenwärtig Neurophysiologie und die bildende Kunst von immanenter Relevanz sind. Martin Prinzhorn schreibt neben seiner linguistischen Tätigkeit wichtige Texte zur zeitgenössischen Kunst und unterrichtet am Art Center of Pasadena. Es galt nun, in einem eingängigen Titel auf den Wahrnehmungsprozess hinzuweisen. Wahrnehmen heißt nicht einfach abbilden, vielmehr interpretiert unser Gehirn Bilder individuell und wir haben versucht, diesen Prozess durch starke Positionen der bildenden Kunst zu veranschaulichen.

Welche Arbeiten sind in der Ausstellung vertreten?

Wir haben zum Beispiel ein Werk von Bridget Riley, in denen eine Ansammlung von Rechtecken scheinbar eine perspektivische Raumkrümmung entstehen lässt, wir haben ein Viereck von Ellsworth Kelly, das weder Quadrat noch Rechteck ist, das aber beim Betrachter eine mentale Tendenz zur Korrektur auslöst, wir zeigen Arbeiten von Sarah Morris, angesichts derer ein synthetisierender Effekt ausgelöst wird.

Vor allem der Untertitel „Das Wahrnehmen der Kunst“ weist auf einen konstruktivistischen Ansatz hin, nach dem Wirklichkeit keine absolute Größe sein kann, sondern aus individueller Interpretation entsteht. Neben dem philosophischen steht natürlich auch der künstlerische Konstruktivismus wie eine Anwendung der Theorie. Er ist aber nicht ausschließlicher Inhalt dieser Ausstellung. Wir zeigen auch Beispiele zeitgenössischer Op-Art, etwa von Mario Ballocco, der vielleicht noch wichtiger als Victor Vasarely ist, und der im Bereich Design und Pädagogik gearbeitet hat. Ballocco ist jetzt auch in der Sammlung der Neuen Galerie zu sehen. Außerdem gibt es zwei Österreicher, Mark Adrian und Helga Philipp, die mit sehr wichtigen Arbeiten aus den 60er Jahren vertreten sind. Wir zeigen aber auch Beispiele kinetischer Kunst.

Nochmals zum Untertitel: Es handelt sich also um eine didaktische Ausstellung, die das Spiel mit Perzeption und Rezeption vorführt und so eigentlich den Betrachter zum Teil der Ausstellung macht?

Genau. Es ist ein Versuch, ein didaktisches Thema sinnlich wahrnehmbar zu machen. Ganz bewusst bleibt hier jegliche Metaebene ausgeschlossen. Genau diesen Diskurs aber wollen wir in einer weiteren Ausstellung in der Neutorgasse aufnehmen: Wir zeigen Teile der Sammlung des deutschen Filmemachers Werner Nekes, nämlich Sehmaschinen des 19. Jahrhunderts. Dort können wir Wahrnehmung und Wahrnehmungsentwicklung auch über die Theorie präsentieren. Ich bin sehr glücklich, dass das Joanneum die Möglichkeiten bietet, ähnliche Themen einerseits in ihren naturwissenschaftlichen, andererseits in ihren Verbindungen zur bildenden Kunst behandeln zu können.

Wie würden Sie die architektonischen Bedingungen für diese und folgende Ausstellungen im Kunsthaus beschreiben?

Ich muss sagen, ich bin positiv überrascht. Vor zwei Wochen noch habe ich gesagt, die Architektur wird zur sportlichen Herausforderung. Jetzt bin ich sehr zufrieden mit dem Funktionieren der Ausstellungsräume, es besteht durchwegs eine sehr gute Betrachtungssituation. Wie ist Ihre Prognose zum Besucherstrom? Ich gehe davon aus, dass es vor allem am Anfang durch die Popularität des Hauses zu großen Besucherzahlen kommen wird. Es wird unsere Aufgabe sein, diese Besucherzahlen für längere Zeit zu erhalten. Wir sind bestrebt, das Kunsthaus explizit zu einem öffentlichen Gebäude werden zu lassen und durch die schon belegbare Annahme von Café und Shop werden wir insgesamt sehr gut vorankommen.

Gibt es PR-Strategien außerhalb von Österreich?

Unser Schwerpunkt liegt hier vor allem in Slowenien und Kroatien. Wir hatten schon zur Eröffnung Open Kunsthaus slowenische und kroatische Fernsehstationen hier und wurden in den jeweiligen Hauptabendprogrammen gezeigt. In der nächsten Woche halten wir eine Pressekonferenz in Ljubljana und eine weitere in Zagreb, in deren Anschluss wir beim Bürgermeister eingeladen sind. Ich denke, das zeigt das große Interesse am Kunsthaus und auch am kulturellen Austausch.

Alfons Schilling, O.T. Rotationsbild, 1962, Dispersion auf Leinwand, Durchmesser 215 cm (mit Antriebsmaschine und Bewegungsmelder), Sammlung Essl, Privatstiftung Klosterneuburg/Wien

Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz | T 0316/8017-9707 | M info@kunsthausgraz.at | www.kunsthausgraz.at
25. 10. 03 bis 18. 1. 04 | Öffnungszeiten 10.00 bis 18.00

 

 

 

Vom Elend in Graz
Am 13. November um 19.00 wird im Forum Stadtpark ein Buch präsentiert, das Pflichtlektüre für die StadtpolitikerInnen werden sollte

< Elisabeth Katschnig-Fasch über Graz: „Hinter der Eventkultur-Kulisse vollzieht sich der Niedergang“

 

. „Das ganz alltägliche Elend“ ist der Titel einer Bestandsaufnahme aus dem Graz von heute, abseits der sich gegenseitig abfeiernden Prosecco-Eliten der Eventmania-Kulturhauptstadt. Die Publikation versammelt Gespräche mit 23 Menschen, die der Mehrheit in dieser Stadt zugerechnet werden können, jenen, die der neoliberale Wahnsinn zu einem Leben in permanenter sozialer Unsicherheit verdammt. Es räumt unter anderem mit dem Vorurteil auf, dass nur klassische Randgruppen von der Deklassierung betroffen sind: Von der Putzfrau bis zur Universitätsangehörigen, vom Arbeiter bis zum Journalisten, vom Angestellten bis zum Lehrer eint alle Befragten, dass ihnen im Namen der Ökonomisierung aller Lebensbereiche der letzte Fußbreit sicheren Bodens entzogen worden ist. Das Buch ist Ergebnis eines Projektes, das unter der Leitung von Univ.-Prof. Elisabeth Katschnig-Fasch vom Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie die Lebenssituation der GrazerInnen im Zeitalter des Neoliberalismus nach der Methode des französischen Soziologen Pierre Bourdieu („Das Elend der Welt“) untersucht hat. Für KORSO sprach Christian Stenner mit Katschnig-Fasch über das Projekt und seine Resultate.

Wie groß ist das Elend in Graz?

Der grausame Befund war: Graz ist nicht anders als andere europäische Städte, die Situation ist die gleiche, die Bourdieu in Frankreich vorgefunden hat: die neoliberale Offensive hat europaweit die Lebensqualität in den Keller gefahren. An erster Stelle steht auch bei uns die Angst um den Arbeitsplatz, die Entwertung des eigenen Könnens, die Unmöglichkeit, einen Arbeitsplatz zu bekommen, für den man qualifiziert ist – ein Problem, das vor allem Frauen betrifft. Daneben gibt es natürlich auch Entwicklungen, die spezifisch für Graz sind: Stärker als anderswo wird hier eine Fassade aufrecht erhalten, die mit der Realität absolut nichts zu tun hat – etwa die Selbstverleihung des Prädikats „Stadt der Menschenrechte“ auf der einen und die Kampagne gegen die bettelnden Roma auf der anderen Seite oder die Ästhetisierung der Multikulturalität durch verschiedene 2003-Projekte, während es in Wirklichkeit im Griesviertel zur Gettoisierung von AusländerInnen kommt. Hinter der Eventkultur-Kulisse vollzieht sich der Niedergang, hinter der bürgerlich-beschaulichen Fassade kommt es zur gnadenlosen Ökonomisierung der Stadt, zur Unterwerfung menschlicher Lebensentwürfe unter das alleinige Kriterium der Wirtschaftlichkeit.

Was unterscheidet Ihre Bestandsausfnahme von den schon traditionellen Armutsberichten, wie sie von verschiedenen Institutionen herausgegeben werden?

Der Bourdieusche Elendsbegriff ist weiter gefasst, er beinhaltet nicht nur das ökonomische Elend, sondern auch Kategorien wie Statusverlust, den Verlust der kulturellen Orientierung – das ist eine Form des „Elends“, die sich durch nahezu alle Milieus zieht. Unabhängig von Qualifikation und sozialer Herkunft reicht es heute ja, allein erziehende Mutter zu sein, um ins Elend zu stürzen. Wir haben diese Erfahrungen auch mit unseren jungen ProjektmitarbeiterInnen gemacht, die trotz jahrelanger Entbehrungen, die sie für ihre Qualifikation auf sich genommen haben, kaum Perspektiven auf eine wissenschaftliche Karriere haben: Viele von ihnen fanden in ihren Interviewpartnern ihre eigene Problematik widergespiegelt.

Ein Vorwurf, den manche empirische Soziologen gegenüber Bourdieu und seiner Methode äußern, besteht darin, dass die Tiefeninterviews mit ausgewählten Personen keine Aussagen über den Zustand des gesamten gesellschaftlichen Systems erlaubten. Inwieweit sind 23 Personen repräsentativ für die soziale Situation in Graz?

Abgesehen davon, dass auch die umfangreichste Statistik auf verschiedenste Art interpretiert werden kann, weil sie nie alle Parameter berücksichtigen kann, gehen wir davon aus, dass jeder Mensch Teil des Ganzen, des Systems, ist und als solcher Relevanz für das gesamte System hat; natürlich gibt es im Vorfeld der Gespräche Überlegungen dazu, welche Bereiche von besonderer Wichtigkeit sind und angesprochen werden sollten. Wir haben jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass sich verschiedenste LeserInnen der Interviews in den darin geschilderten Erfahrungen wiedererkennen – das ist wohl auch ein empirischer Beweis für deren Relevanz.

 

 

Herbst Halbzeit
< Lost Highway

 

Herbst-Halbzeit 03 in der Steiermark – so weit, so gut für das älteste Avantgardefestival Österreichs. Diesmal keine Theater-Wiederaufnahmen wie 02, kein Vertrösten auf die szenische Realisierung bereits konzertant aufgeführter Oper. Dafür mit Sascha Waltz’ Tanztheater „Insideout“ (Koproduktion mit der Schaubühne Berlin) und Bernhard Langs Oper „Theater der Wiederholungen“ (gemeinsam mit der Opéra National de Paris) zwei aufwändige Produktionen internationalen Zuschnitts.

Musikhistorisch bedeutsame Abende
Bei Bernhard Lang, der auch an der Grazer Hochschule unterrichtet, steht der kulturpolitische Förderungsffekt außer Zweifel – ähnlich wie bei Olga Neuwirth, deren Oper „Lost Highway“, nach dem gleichnamigen Film von David Lynch, Libretto gemeinsam mit Elfriede Jellinek, erst zu hören sein wird. (31.10., 1., 6., 7., und 8.11.). Formal orientieren sich Bernhard Langs „Wiederholungen“ an den Arbeiten des Wiener Experimentalfilmers Arnold. Aber dieser Ansatz erstreckt sich auch auf das Inhaltliche, ein historisches Gesetz, das in drei Teilen durch Texte von De Sade, Bourroughs und Auschwitzakten beschrieben wird. Zugleich wird das Wiederholungsprinzip auch zum Element der Inszenierung (Xavier Le Roi) bis hin zur Verdoppelung des Dirigenten. Das hatte die Mängel des Prototypischen, aber auch Kraft und Leidenschaft weit über einen abgeschlafften Dekonstruktivismus hinaus: musikhistorisch bedeutsame Abende nicht nur für Graz. Mit der zweifellos unterhaltsamen, kapitalismuskritischen Modeschau „Dry Clean Show“ von Lisa D. ist noch eine weitere Darbietung der hartnäckig geförderten „szenischen Künste“ ausständig. ( 21., 22., 23., 25. und 26.11.)

Bausteine eines Filmfestivals
Das Schwergewicht des steirischen herbstes wuchtet also mehr denn je auf dem schmalen Segment, das man als „experimentielle Hochkultur“ bezeichnen könnte. Intendant Peter Oswald hat das Versprechen sich besonders für Neue Musik und Musiktheater stark zu machen, wahr gemacht, und die neue List-Halle wirkt da als Verstärker. Fraglich bleibt allerdings, wie sich diese finanziellen Anstrengungen nach Ende des Kulturhauptstadtjahres fortführen lassen. Dafür gerät beispielsweise die Literatur ins Hintertreffen. „Brennermania“ ist der einzige Literaturpunkt im Programmbuch. Nichts gegen Kriminalromane, insbesondere die von Wolf Haas. Es ist auch keine Rede davon, dass es (insbesondere seit Eröffnung des „Literaturhauses“) zu wenig literarisches Angebot gäbe, aber programmatisch ist es doch ein wenig dürftig.

Erfreulicherweise werden wieder ein Filmfestival, oder genauer vorläufige Bausteine eines solchen, geboten. Die David-Lynch-Personale als Ergänzung von Olga Neuwirths „Lost Highway“ war konzeptuell naheliegend. Aber vor allem die Midnight Movies von Heimo Sver/Mario Schwarzl bieten eine hochaktuelle Shocker-Revue, die als Kern eines vorzeigbaren Festivals dienen könnte. (vom 24.10. – 30.10.) Die neuen Filme von Paul Schrader, David Cronenberg, Lars van Trier, zusammen mit Arbeiten von Gaspar Noe, Robert Lepage und Michael Snow, sind sehr zu empfehlen. Noch mehr Filme gibt es begleitend zur Ausstellung des Grazer Kunstvereines „Vom Horror der Kunst“ zu sehen. Helmut Draxler versammelt unter dem Titel „Arbeit am Leben. Das gespenstische Soziale des Kinos“: eine aus vielen Highlights bestehende, wenn auch nicht ganz schlüssige Auswahl (vom 7.11. – 13.11.)

Die Bildende Kunst punktet dagegen mit 26 Eintragungen im Programm, was nach einem überreichen Kulturhauptstadtjahr auch Entschlossene entmutigen mag. Besonders empfehlenswert ist die Retrospektive von Dimitrije B. Mangelos im Künstlerhaus (noch bis 25.11.) Mit Anti-Malerei, No-stories und Manifesten demonstriert der Kunst-Allrounder aus Zagreb, wie sinnlich Konzeptuelles sein kann.

Peter Pakeschs Ausstellung „Einbildung“ ab 25.10. steht dagegen noch aus. Bleibt abzuwarten, ob es Pakesch mit seinem rezeptionstheoretischen, selbstreflexiven Konzept gelingt, den „friendly alien“ mit Einheimischen zu füllen.

Willi Hengstler

 

 

 

  Literatur aus Tallinn Die aktuelle Ausgabe der „Lichtungen“ fokussiert auf mehrere Jahrzehnte estnischer Literatur.

 

Der erste Eindruck beim Durchblättern der 95. Ausgabe der Grazer Literaturzeitschrift erweist sich auch beim näheren Hinsehen als richtig: Das Baltikum ist uns örtlich näher als jedes andere Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und wird uns mit 1. Jänner 2004 noch näher sein; seine Literatur scheint – zumindest was einen Gutteil der hier versammelten Texte betrifft – dennoch zeitlich fern: Ländliche Motive (Jaan Kruusvall), Neomystik (Andrus Kivirähk), Aufklärung (Jaan Kroos), historische Novelle (Asta Poldmae), Aphorismen (Arvo Valton), kräftige, an Villon erinnernde dörfliche „Lebensläufte“ (Mats Traat), sehr traditionelle, sehr poetische Lyrik (Doris Kareva, Jaan Kaplinski), vieles in den engen Kreis privater Erfahrungen gedrängt wie etwa „Das Muster meiner Tage“ von Peeter Sauter oder die Lebenskrise-Erzählung „Der Ritt über den Bodensee“ von Mati Unt – das meiste meisterlich, und doch verleitet es dazu, die Beiträge ein wenig unter dem ethnografischen Gesichtspunkt zu betrachten.

Daneben stehen Texte, die sich explizit mit der gesellschaftlichen Realität der baltischen Republik beschäftigen: Spannend und intensiv die Auszüge aus „Die Schönheit der Geschichte“ von Viivi Luik über Estland im Umbruchjahr 1968 und aus „Vollmond und Laterne“ von Reet Kudu über die Zeit der Wende, deren Anforderungen der Autor in folgender Sequenz zusammenfasst: „Umzulernen war angesagt, wie der Präsidentschaftskandidat, ein Psychologe, erläuterte. Und die Menschen bemühten sich auch verzweifelt sich umzugestalten: zu geldgierigen, unmenschlichen, dem Verrat und der Gemeinheit zugetanen Menschen, um den Raubtiermenschen nicht – wie es der Natur entsprochen hätte – in die Quere zu kommen.“, thematisch ähnlich gelagert, aber sehr viel persönlicher: „Im Grenzland“ von Emil Tode.

Unter den heimischen Neuvorstellungen ragt Birgit Pölzls sehr introspektiver Roman „Zugleich“ heraus. Ein exzellenter Beitrag des Schweizers Georg Kohler schließt den Band: Er führt seinen Vergleich der beiden „Heimathaderer“ Thomas Bernhard und Max Frisch parallel zu einem Vergleich der Befindlichkeiten deren beider Heimatländer und erhellt, warum der Linksintellektuelle und der politische Agnostiker letztendlich fast zwangsläufig den Gestus des „Altersnarren“ einnehmen mussten.

Christian Stenner
Die „Lichtungen“ Nr. 95 sind zum Preis von Euro 4,50 im Buchhandel erhältlich.

Weiterführende Informationen unter www.lichtungen.at

 

 

 

Tempi passati, frische Perspektiven

 

Auch die Avantgarde hat eine Geschichte: Die Literaturzeitschrift „Perspektive“ zählt nun – rechnet man in ihre ersten Anfänge in der „Teenie-Ursuppe“ der späten Siebziger (zit. Helmut Schranz) hinzu – immerhin 26 Jahre; Grund genug für eine Retro-Spektive unter dem Titel „Tempi passati“, die alles andere ist als eine Nabelschau. Den Hauptteil des Heftes bildet die Wiedergabe des Symposiums „Perspektive und Zeitgenossen“, das im Juni in Graz stattgefunden hat: Heiße, kluge Diskussionen über die Bedingungen der Produktion von Avantgardeliteratur, gewürzt mit der Praxiserfahrung der Beteiligten; dazwischen dichte Texte, darunter Schranz’ viel diskutierter Beitrag „tempi passati.nebel aktuell“ über die Situation der Literatur in der ehemaligen Literatur- und gegenwärtigen Kulturhauptstadt Graz.

Wenn in der aktuellen Ausgabe feststellt wird: „P’s Aktionsweise wurde vor etwa 10 Jahren defintiv „exterritorial“ “ – im Sinne einer Abgrenzung von lokalen Literatur-Institutionen, einer Radikalisierung und Internationalisierung – dann weiß der/die Kundige auch, was dies für die materiellen Grundlagen einer Publikation und deren AutorInnen und Herausgebern bedeutet. Wir sollten ihnen ihre Kompromisslosigkeit danken:

Perspektive-Abos gibt’s unter helmut.schranz@perspektive.at zum Preis von EUR 10,– für zwei Ausgaben (= ein Jahrgang).

 

 

 

  Literatur verbindet Europa
Nach fünf Jahren Lesereise quer durch Europa findet das literarische Projekt transLOKAL im Rahmen von Graz 2003 nun seinen Höhe- und zugleich Schlusspunkt. 27 namhafte AutorInnen und ihre Übersetzer werden sich im Zuge eines 2-Tage-Festes literarisch vorstellen.

 

Der Weg als Ziel und Graz als Höhepunkt
Das Literaturhaus Graz und das Kulturzentrum bei den Minoriten werden von 14. bis 15. November zu Begegnungsorten internationaler AutorInnen. 1998 startete das literarische Projekt transLOKAL: 35 AutorInnen aus 25 europäischen Städten wurden in den letzten fünf Jahren in die Säle der Minoriten eingeladen, um „Schlaglichter“ auf ihre Lebensstädte zu werfen, sie zu beschreiben und gegebenenfalls zu ironisieren. Die Erzähl- und Dichterreise begann damals in Krakow, besuchte Städte wie Madrid, Tirana oder Glasgow und findet nun in Graz im Rahmen des Literaturfestes transLOKAL Ziel und Höhepunkt. Die Organisatoren Cultural City Network Graz, Kulturzentrum bei den Minoriten und die Literaturzeitschrift Lichtungen haben in Kooperation mit Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas Bewegendes geleistet: „Ein Fest lang sollen die widerstrebenden Kräfte einer Bewegung von Hier und Dort ausgeglichen sein, um Begegnung und das Kennenlernen von Graz als Kulturhauptstadt zu ermöglichen“, so der Konzeptio­nist der „translokalen Idee“, Markus Jaroschka, Herausgeber der LICHTUNGEN.

Internationale „Sprach-Meister“ unter einem Dach
Im Anschluss an die Eröffnung am 14. November um 14.30 im Kulturzentrum bei den Minoriten lädt Kurator Werner Fenz zur Vernissage „Kunst/Trans: Via GRAZ“ ein, weiters findet die Vorstellung der 25. Städte-Ausgabe der LICHTUNGEN mit „Literatur aus Graz“ statt. Ab 16 Uhr wird gelesen: Jurij Andruchowytsch (L’viv/Lemberg), Goran Petrovic (Belgrad), Sergej A. Nossow (St. Petersburg) u.v.m. werden den Abend gestalten. Dazwischen gibt’s ein multikulturelles Buffet und die „Soundpiraten“ von DEI­SHOVIDA werden dem Publikum ordentlich einheizen.


AutorInnen von Weltruf wie Drago Jancar, Herta Müller und Jurij Andruchowytsch werden Graz
von 14. bis 15. November 2003 auch zur Literaturhauptstadt Europas machen.

Wenn Grenzen zu Brücken werden
Das translokale Fest wird am Samstag ab 10 Uhr nach einem ausgiebigen Brunch im Literaturhaus fortgesetzt. AutorInnen von Weltruf wie Drago Jancar (Ljubljana) und Herta Müller (Berlin/Temeswar) starten mit viel versprechenden Lesungen in den Vormittag. Aus Graz sind Altmeister Alfred Kolleritsch und Sonja Harter – die jüngste am Event vertretene Autorin – mit dabei; beide sind auch in der 25. Ausgabe der LICHTUNGEN vertreten. In den Minoritensälen wird von 17 bis 22 Uhr das Spannungsfeld „Grenze“ in den Mittelpunkt gestellt. „Mit dem Nachbarn, dem „Anderen“ sprach man in der Grazer Geschichte meist über den Vorhang hinweg – egal, ob dieser durch seinen Glauben, seine Ethnie oder durch das politische System der „Andere“ war“, so der Stadtschreiber der Kulturhauptstadt Dzevad Karahasan. Jetzt gehe es darum, aus der Grenze eine Begegnungsstätte zu machen. Über das Ausgrenzen, Abgrenzen, Umgrenzen und die Grenze selbst werden u.a. Peter von Becker, Ilma Rakusa (Zürich) und Milo Dor (Wien) und SAID diskutieren.

Keine breite Rezeption ohne Translation
Ohne hochwertige Übersetzungen könnte grenzüberschreitend relevante Literatur nicht existieren – darum ist ein Teil der Veranstaltung der Tätigkeit der ÜbersetzerInnen gewidmet. Am 13. November findet ab 19 Uhr ein Übersetzerwettbewerb mit Türkisch-Studierenden statt. In der prominenten Jury sitzen Barbara Frischmuth, Herms Fritz und Helga Glantschnig. Am 14. November wird von 10 bis 13 Uhr zu einem Round-Table-Gespräch gebeten. Alle literarische ÜbersetzerInnen des Projektes „transLOKAL“ (Jale Melzer-Tükel, Sead Muhamedagic, Klaus Detlef Olof etc.) werden zum Thema „Übersetzen: Zwischen Auftrag und Aufgabe“ unter der Moderation von Fabjan Hafner diskutieren. Das erstmalige Zusammentreffen der Übersetzungs-Profis wurde von Univ.-Prof. Erich Prunc vom Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft organisiert. – cw –

Detailinformationen über das vollständige Programm:
M lichtungen.jaroschka@stadt.graz.at oder http://www.lichtungen.at/transLOKAL
Der Eintritt ist frei.

 

 

 

  Brandneues und gereifte Qualität im KIZ
Das Filmfestival von Cannes erlebte heuer einen Überraschungssieger: Nicht das favorisierte Opus „Dogville“ von Lars von Trier, sondern „Elephant“ von Gus Van Sant wurde mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.

 

Der Stoff des prämierten Films ist jener, den Michael Moore in seiner erfolgreichen Dokumentation „Bowling for Columbine“ behandelt hat: das Schulmassaker von Littletown. Während Moore eine Erklärung auf gesellschaftspolitischer Ebene versucht (die ihm wohl auch überzeugend gelingt), liefert Gus Van Sant zwar Teile eines Erklärungspuzzles – die leichte Verfügbarkeit von Waffen, die Nazi-Faszination der Schützen, die fast totale Abwesenheit von Eltern –, verweigert sich aber einer Schlussfolgerung, ja lehnt sogar eine Synthese seiner Erkenntnisse ab: Der Titel des Films verweist auf das buddhistische Gleichnis von den Blinden, die verschiedene Teile des Elefanten anfassen – den Rüssel, ein Ohr, ein Bein – und daraus falsche Schlüsse auf die Natur des Tieres ziehen. Ab 31. Oktober im KIZ – Kino im Augarten.

Van Sants „Elephant“: Trotz vieler Erklärungen letztendlich unerklärbar

Es gibt Filme, die man/frau sich immer wieder ansehen kann; es gibt aber auch solche, die man/frau sich immer wieder ansehen muss – wegen ihrer beklemmenden Aktualität oder weil ihnen etwas faszinierend Überhistorisches anhaftet. Chaplins „The Great Dictator“ ist ein solcher Film – und zumindest bis Mitte November wird er noch im KIZ zu sehen sein.

Chaplins „großer Diktator“ – nehmen Sie auch die vierte Generation ins Kino mit!

Französische Klassiker runden das KIZ-Programm bis in den Februar des kommenden Jahres hinein ab: Jeden Donnerstag um 18.00 zeigt das Kino im Augarten in Kooperation mit dem Institut Français de Graz „Schätze des französischen Kinos“:, Filme von Jean Renoir, Jean Gremillon, Jean-Luc Godard, Bertrand Tavernier und vielen anderen. Das genaue Programm kann unter ngri@eunet.at angefordert werden.

«Portes de la nuit» von Marcel Camé (1946) ist am 13. 11. 2003 im KIZ zu sehen

KORSO verlost in Kooperation mit dem Augartenkino 5 x 2 Kino-Eintrittskarten für Oktober/November beim Kulturquiz unter www.korso.at!


KIZ – Kino im Augarten, Friedrichgasse 24,  8010 Graz | T 0316 82 11 86 | M ngri@eunet.at

 

 

 

ART FORUM Graz eröffnet Schauräume

 

Schlag auf Schlag wachsen in Graz neue Galerien auf dem kulturhauptstadt-gedüngten Boden: Nach Günther Eisenhuts „Remixxx“ im Palais Trauttmansdorff hat nun die Künstlervereinigung ArtForum eigene Schauräume am Neufeldweg 66, Eingang Harmsdorfgasse in Graz eröffnet. Noch bis 2. 11. sind mittwochs und freitags von 16.00 bis 19.00 (und nach Vereinbarung) Arbeiten von Mitgliedern des Kunstvereins zu sehen. Gerhard Pilz vom ArtForum: „In Hinkunft werden aber natürlich auch ,vereinsfremde‘ KünstlerInnen die Möglichkeit haben, bei uns auszustellen.“

Nähere Informationen: T (0676) 637 13 12 | www.art-forum-graz.org

 

 

 

Musik kennt keine Grenzen …
< 12 Bläser aus Brno: Die Cecava-Music kommt nach Grottenhof-Hardt

 

… und sie überwindet sogar die Urängste der österreichischen Agrarier vor ihren östlichen Standesgenossen: Der steirische Bauernbund und die landwirtschaftliche Fachschule Grottenhof-Hardt haben für Samstag, den 25. 11. abends Künstler aus Tschechien, Slowenien, Ungarn und Österreich eingeladen, die alle Musik- und Stilrichtungen – von der Klassik bis zur Volksmusik, vom Gesang bis zum Tanz darbieten werden: Vom ungarischen Zimbalensemble über den Singkreis Hausmannstätten bis zum Alpenlandensemble aus Slowenien und zur phänomenalen Cecava-Blaskapelle aus Brno: 25.11. ab 19.00, | LFS Grottenhof-Hardt

Info + Karten: Steirischer Bauernbund | 0316/82 63 61 | bauernbund@stbb.at

 

 

 

 

  Ab sofort erhältlich und gültig: Die Jazzkartell-Karte

 

Sie bringt 20 % Ermäßigung auf alle Jazzkartell-Veranstaltungen. Im Jahr 2004 werden das etwa 200 Termine sein.
Die Ermäßigung gilt auch im „Borgy & Bess“ in Wien und im „JazzIt“ in Salzburg.
Weitere Veranstalter im JazzCard-Netzwerk sind:
das WIST, der Royal Garden Jazz Club, GamsbArt, StockwerkJazz, Sonntag nacht at GMD, Musikreferat Forum Stadtpark.

Die Jazzkartell-Card ist erhältlich an den Abendkassen oder über office@grazjazz.at

Info: GamsbArt – Verein zur Durchführung kultureller Aktivitäten in der Steiermark, Karmeliterplatz 5, 8010 Graz
T (0 316) 83 29 35 | www.grazjazz.at

 

 

 

 

10 Jahre VinziDorf – feiern Sie mit! Unter dem Motto „Niemand darf obdachlos sein“ wird am 15. November am Hauptplatz in der Grazer Innenstadt ein gesellschaftspolitisches Zeichen gesetzt werden: Ein original VinziDorf mitten in der Stadt und 3 Tage lang buntes Programm werden das 10-jährige Bestehen der Obdachloseneinrichtung würdig feiern.

 

„Bett oder Flasche“ – das VinziDorf war die erste soziale Einrichtung in Österreich, welche Obdachlose nicht mehr vor diese für viele einfach nicht mehr mögliche Wahl gestellt hat – wohl einer der Gründe für den großen Bekanntheitsgrad des Containerdorfes. Von 14. bis 16. November 2003 feiert das VinziDorf nun sein 10-jähriges Bestehen. Startschuss der feierlichen Aktivitäten wird am 14. 11. der Empfang bei Landeshauptfrau Waltraud Klasnic um 19 Uhr in der Burg sein – sämtliche VinziDorf-Bewohner sind dazu eingeladen.

Am Samstag, 15.11. tritt der Obdachlosenchor von 10 bis 17 Uhr am Grazer Hauptplatz auf; ein buntes Programm soll alle BürgerInnen zum Mitfeiern bewegen. Das Buch „MANNS.BILDER“ wird vor Ort präsentiert und als gesellschaftspolitisches Zeichen wird ein originales VinziDorf mitten am Hauptplatz errichtet. Um 20 Uhr findet eine Benefizveranstaltung im Orpheum statt – gezeigt wird der ORF-Film zu „10 Jahre Armendienst“, man(n)/frau darf sich auf Auftritte von Jörg-Martin Willnauer, Folke Tegetthoff, Aniada a Noar und Bluatschink freuen. Am 16.11. um 9.30 wird Altbischof Johann Weber einen Festgottesdienst in St. Leonhard gestalten. – cw –

Detailinfos zum Programm: T 0316 58 58 00 | vinzenz.gemeinschaft@styria.com | www.vinzi.at

 

 

 

  Fünf Jahrtausende Ägypten-Tourismus

 

Nicht immer in friedlicher Absicht wurden Reisen in das Land der Pyramiden unternommen – man denke an Alexander den Großen oder Napoleon. Umso erfreulicher mutet es an, dass die erste dokumentierte Reise einem zwar seltsamen, aber dennoch friedlichen Zweck diente: Der ägyptische Prinz Herchuf wollte seinem Pharao vor 4200 Jahren einen Zwerg aus Nubien an den Hof bringen. Mit ihr beginnt das Buch „Reisende in Ägypten 2200 v. Chr. bis 2000 nach Christus“. Antike Quellen berichten über Alexander den Großen, Kleopatra und Mark Anton. Es folgen Erzählungen von christlichen Pilgern und Kreuzrittern sowie osmanischen Reiseschriftstellern, arabischen Autoren, Handelsreisenden, des bereits erwähnten Größten aller Franzosen, von deutschen Ärzten, Kaisern und Ingenieuren und englischen Damen, natürlich von Archäologen verschiedenster Provenienz und schlussendlich von Jehan Sadat, der Frau von Anwar el Sadat.

Ulrike Keller: Reisende in Ägypten (2200 v. Chr. bis 2000 n. Chr.). Ein kulturhistorisches Lesebuch. ISBN ISBN 3-85271-169-3, br., 232 Seiten, 18 Euro.

KORSO verlost in Zusammenarbeit mit dem Promedia-Verlag 5 Exemplare des Buches beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

 

  Minoriten Kultur Programm November

 

MinoritenTheater

Mittwoch, 05. November, 16.00 Uhr
LEANDER – Theater ASOU, nach einem Buch von Gaietan Doremus, für Kinder ab 5
Weitere Termine: 06. – 08. November, jeweils 16.00 Uhr

Mittwoch, 12. November, 10.30 Uhr und 16.00 Uhr
KASPERL FÄNGT DEN RÄUBER – Puppentheater BAVASTEL, für Kinder ab 4
Weitere Termine:
13. November, 10.30 und 16.00 Uhr
15. November, 16.00 Uhr
16. November, 11.00 Uhr
11. Dezember, 10.30 und 16.00 Uhr
13. Dezember, 16.00 Uhr
14. Dezember, 11.00 Uhr

Montag, 17. November, 16.00 Uhr
FRAU FINSTER WILL NICHT SCHLAFEN – MEZZANINTHEATER, für Kinder ab 5
Weitere Termine:
18. 19. 21. 22. 24. und 25. November jeweils 16.00 Uhr
02. – 06. Dezember jeweils 16.00 Uhr

MinoritenLiteratur

Montag, 10. November, 19.00 Uhr
Ludische Literatur – Lesung Oskar Pastior
Oskar Pastior betreibt das Raumschiff Enterprise im ludischen Universum, mit dem er gegen Linearitätsachsen streicht und dem Konstrukt Zeit ein wenig gegen den Strich fährt.

Samstag, 15. November, 17.00 Uhr – 22.00 Uhr
POETIK DER GRENZE
Graz wird über GRENZEN reden, über Grenzen in der Sprache, im Sport, in der Wissenschaft, in der Politik.

MinoritenGalerien

Vernissage 14. November, 14.30
KUNST/TRANS : Via GRAZ
Kurator: Dr. Werner Fenz
cym / Martin Gansberger / Bernhard Luthringshausen / Nina Wirnsberger
Intro-Graz-Spection / Gue Schmidt / Klaus Schuster / Erwin Talker / W.A.S.
Der in erster Linie ökonomischen Strategie der Globalisierung setzt die Kunst ästhetische Formulierungen fließender Verortungen entgegen.

> Minoriten Galerien Graz, 2. Stock, Mariahilferplatz 3
> Ausstellungsdauer 14. November – 28. November | Mo – Fr 10.00 Uhr – 18.00 Uhr // Sa 10.00 Uhr – 16.00 Uhr

MinoritenReligion

Dienstag, 18. November, 19.30 Uhr
„Jidl mit'n Fidl“ – Impressionen aus dem Jiddischen Theater und Musical. Ein Benefizkonzert zu Gunsten des Jüdischen Kulturzentrums Graz.

Samstag, 22. November, 19.30 Uhr
LITERATUR UND SPIRITUALITÄT – Deutsche Dichter und der Islam.
Mystisches, Besinnliches und Heiteres von Goethe bis Rilke.
Vortrag/Rezitation/Musik: Ahmed Kreusch | Reihe "Weisheit der Religionen"

minoriten kultur zentrum | mariahilferplatz 3 | 8020 graz | 0043 316 71 11 33 29
M barbara.rauchenberger@minoriten.mur.at | www.minoriten.austro.net

 

 

 

Chess003 – Die Computerschach-Weltmeisterschaft
Im Rahmen des Kulturhauptstadtprogrammes 2003 findet nach einer Idee von Kurt Jungwirth und Richard Kriesche vom 22. bis 30. November die Computerschach-WM „Chess003“ im Grazer Dom im Berg statt.

 

Das Schachspiel nimmt unter allen Spielen eine Stellung ein, die einem Weltspiel, wenn nicht einem Weltmodell in Abstraktion gleichkommt. Mit seinem relativ einfachen Regelwerk und dem auf 64 Felder begrenzten Spielbrett stellt das Schachspiel ein endliches System dar, das sich dennoch – aufgrund der Zahl möglicher Züge und der daraus entstehenden Varianten – als ein die menschliche Ratio übersteigendes erweist. Das menschliche Gehirn ist an sich nicht imstande, dieses Spiel an eine absolute Lösung heranzudenken. Sollten Maschinen, Computer – wenn also die auf ihnen installierten Programme nun ihrerseits nicht gegen ein menschliches, sondern gegen ein künstliches „Gehirn“ spielen – dieses Problem einem Ende zuführen?

Die Geschichte Schach spielender Maschinen lässt sich bis auf eine österreichische Entwicklung des 18. Jahrhunderts zurückführen. Ein Automat, der so genannte Türke des Barons Wolfgang von Kempelen, spielte auf Tourneen durch Europa und Amerika mit durchwegs beachtlichem Erfolg gegen die stärksten Spieler seiner Zeit. Auch wenn sich diese Maschine schließlich als charmante Täuschung entpuppte, wurde sie doch zum physischen Anlass, schon zuvor geführte Diskussionen um eine denkende Maschine neu zu entfachen. Selbst der Mathematiker und Computerpionier Alan Turing bezog sich bei seinen Anstrengungen zur Entwicklung künstlicher Intelligenz in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch auf den Türken, wenngleich dessen direkter Einfluss auf die folgenden Entwicklungen nur mehr dem eines Metapherngenerators gleichkommt. Nichtsdestotrotz erwies sich das Schachspiel als perfektes Prüf- und Anwendungsfeld für frühe Entwicklungen auf dem Computersektor.

Aus jenen rudimentären Testprogrammen entstanden mit den Jahren hoch spezialisierte Schachprogramme und nahe liegend war der Vergleich mit den stärksten menschlichen Spielern. Schon legendär ist die Niederlage des Weltmeisters Garry Kasparow gegen den Computer Deep Blue im Jahr 1997. Doch was damals auf künftige Überlegenheit der Programme gegenüber dem Menschen deuten mochte, musste zu Beginn dieses Jahres revidiert werden, als Kasparow gegen Deep Junior, die stärkste Maschine der jüngsten Generation, ein Remis erspielen konnte.

Welchen Stellenwert nimmt nun aber das Spiel ein, wenn der Homo ludens Maschinen entwickelt, gegenüber denen er selbst „nur“ mehr ihr Funktionieren garantiert und das Spiel zum absoluten wird – Maschine gegen Maschine? Eine Versuchsanordnung, wie sie im kommenden Weltmeisterschaftsturnier vom 22. bis 30. November der Fall ist. Die stärksten Computerprogramme, darunter der regierende Weltmeister Deep Junior, treten nach Statuten der International Computer Games Association (Maastricht) gegeneinander an. Eindeutig zu den Favoriten zu zählen ist jedenfalls der vom Österreicher Chrilly Donninger programmierte Chip Brutus, die einzige Hard- und Softwarekombination im Bewerb. Vor wenigen Wochen noch gewann Brutus haushoch ein Turnier im deutschen Lippstadt, zu dem nur Großmeister geladen waren und Chrilly Donninger, der nach eigener Aussage sein Programm niemals Sohn nennen würde, ist überzeugt, Deep Junior mehr als nur Paroli bieten zu können.

Neben diesen haben aber auch andere ihre Teilnahme bereits zugesagt: Shredder, Fritz, Warp und 15 weitere Programme werden mit um den Turniersieg kämpfen. Das Erscheinungsbild dieser Weltmeisterschaft im Computerschach wird geprägt durch die Darstellung der Spielverläufe über Neue Medien, Videowalls, Übertragung aller Partien im Internet und Moderation vor Ort. Spezialisten und interessierte Laien können aktuelle Spielstände verfolgen und Spielverläufe auch unter www.chess003.at abrufen. Im Rahmenprogramm finden eine EU-Jugendmeisterschaft, die Schach-Bundesliga und die steirischen Meisterschaften – jeweils im Normal-Schach – statt, außerdem eine Computer-Olympiade und ein Kongress zu Computerspielen. Den Auftakt am 21. November macht ein Prominenten-Simultanturnier gegen die österreichische Großmeisterin Eva Moser und den Internationalen Meister Georg Danner. Das detaillierte Programm ist in der Graz-2003-Information am Mariahilfer Platz erhältlich.

Wenzel Mracek

Anlässlich Chess003 verlost Korso zehn CD-ROMS der Special Edition von Junior 7, dem regierenden Weltmeisterprogramm.

 

 

 

 

  Es theatermëRZt auch im November

 

In Willi Bernharts Fraktat Marilyn betreten auch zu Allerheiligen zwei interessante Frauen die Bühne: Die Protagonistin und ihre Darstellerin Sabine Ruck. Sa, 1.11., 20.00 Für alle FreundInnen des postsozialdemokratischen (post bezieht sich hier auf das Wendejahr 1914), aber prästalinistischen Sozialismus gibt’s auch heuer wieder „Red Heat“, ein (wie man heute sagen muss, um sich nicht verdächtig zu machen) Soz-Trash-Event mit Liedern, Geschichten und Szenen aus den schönsten Jahren der roten Bewegung. Mit der Verheißung: ab jetzt jedes Jahr – bis 2025! Freitag, 7.11.2003 und Sa, 8.11.2003, jeweils um 20.00

Und schliesslich: Der TheatermëRZ goes Southern Styria. In Waldschach 59, 8505 St. Nikolai, findet am 22. November 2003 um 17.00 im MëAZSTÖCKL der Startschuss zur Runderneuerung der steirischen Kultur statt. „Verena und DIE ORIGINAL MëAZBUAM“ sind die Stars des Eröffnungsfestes des gleichnamigen Projektes, das allen urban Verbildeten helfen soll, die (ihre?) wahre steirische Natur zu verstehen.

THEATERmëRZ, Steinfeldgasse 20, A-8020 Graz
Infos: T 0316 / 72 01 72 | Fax DW 4 | oder 0699/152 59 240 | M office@theatermerz.com | www.theatermerz.com

 

 

 

 

  CLIO-Rundgänge

 

Die rührigen HistorikerInnen von CLIO bieten für alle an der lokalen (Zeit)Geschichte Interessierten wieder eine Reihe von Stadtrundgängen und Vorträgen an:

31.10., 16.00, Treffpunkt: Grazer Burg, Hofgasse, beim Grabstein von Rabbi Nissim
„Jüdisches Leben im Mittelalter“

6.11., 19.30, Jüdisches Kulturzentrum Graz, David-Herzog-Platz 1
Vortrag: „Die Entstehung der Israelitischen Kultusgemeinde Graz“

13.11., 19.30, Jüdisches Kulturzentrum Graz, David-Herzog-Platz 1
Vortrag: „Die Grazer Synagogen – eine Spurensuche“

15.11., 14.00 Uhr, Treffpunkt: Griesplatz/Pestsäule
„Auf den Spuren der Gründer der Israelitischen Kultusgemeinde im 19. Jahrhundert“

20.11., 19.30
„Jüdisches Bürgertum in der Zwischenkriegszeit – die B’nai B’rith in Graz“

21.11., 15.00, Treffpunkt: am Israelitischen Friedhof (Wetzelsdorferstraße / Alte Poststraße)
„Orte des ewigen Friedens – Der Israelitische Friedhof in Graz“
Anmeldung bei CLIO erforderlich | 0676–64 85 414

27.11.2003, 19.30
„Jüdisches Leben in der Provinz – am Beispiel von Judenburg und Knittelfeld“

Die Veranstaltungen finden zum Teil in Kooperation mit dem Jüdischen Kulturzentrum Graz statt.


Multi-Kulti Rundgänge

26. 10. 2003, 14.00, Treffpunkt: vor St. Antoniuskirche, Paulustorgasse
„Vielfalt der Religionen“

8. 11., 14.00, Treffpunkt: Griesplatz 13, vor Chiala‘ Afriqas
„Das Afrikanische Graz“

9. 11., 14.00, Treffpunkt: Mariahilferplatz, vor Mariahilferkirche
„Das „verwelschte“ Graz – einstige Ressentiments gegen Italiener in Graz“

 

Architektur-Rundgang

14. 11., 15.00, Treffpunkt: „Haus Lind“, Rosenberggasse/Rosenberggürtel
„Der Architekt Herbert Eichholzer“

Zeitgeschichtlicher Vortrag:
Dienstag, 28. Oktober 2003, 19.00 Uhr im Spiegelsaal des ÖGB, Südtirolerplatz 13

„Steirer und Steirerinnen auf Seiten der Spanischen Republik 1936-1939“ mit Hans Landauer (Spanienkämpfer und Mitarbeiter des DÖW, Wien)

Unter den Freiwilligen, die im Spanischen Bürgerkrieg gegen den Faschismus kämpften, die Demokratie verteidigten oder die Idee einer sozialen Revolution verfochten, befanden sich knapp 1400 Österreicher - darunter über 160 Steirer und einige Steirerinnen. Der ehemalige Spanienkämpfer und Mitarbeiter des DÖW Hans Landauer hat in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Erich Hackl ein Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer verfasst, aus dem er einen Auszug über die SteirerInnen geben wird.

 

 

 

  „Maschine Leben“ wieder in Betrieb

 

Man geht den gerad'n Weg, wie eine Welle, über Stock und Stein (Franz Gsellmann).

Rund 8000 Menschen besuchen im Jahr den kleinen oststeirischen Ort Edelsbach, um ein ungewöhnliches Kunstwerk zu sehen: 1958 hatte Gsellmann begonnen, an seiner Weltmaschine zu bauen, über 23 Jahre, bis zu seinem Tod im Jahr 1981 hat er daran gearbeitet. Das Räderwerk hat keinen Zweck und wird deswegen gerne als Symbol für das Leben beschrieben, das nur soviel Sinn hat, wie ihm jede(r) einzelne von uns gibt.
Seit 8. Oktober wird die Weltmaschine, 45 Jahre nach Baubeginn, nach einer umfassenden Revision nun wieder betrieben und ist für Besucher zugänglich.

Die Weltmaschine, Kaag 12, 8332 Edelsbach | Tel. 03115 / 29 83 | Mobil: 0664 / 26 659 93 | Mail: office@weltmaschine.at

 

 

 

 

  Kunst ist Kunst ist Kunst
Die Ärztekammer Steiermark stellt derzeit Werke von Patienten der Landesnervenklinik sowie aus der Malwerkstätte Randkunst der Lebenshilfe. Die aus seelischen Krisen entstandenen Bilder sollen mit ihren Botschaften das Verständnis für psychisch Kranke verbessern.

 

Kreativität hat ihren Ursprung oft in seelischen Krisen. „Der bildnerische Ausdruck ist ein Weg zur Darstellung und teilweise auch Lösung innerer Konflikte“, erklärt Prof. Rainer Danzinger, ärztlicher Leiter der Sigmund-Freud-Klinik, welcher die Ausstellung „Kunst ist Kunst ist Kunst – Bilder aus seelischen Krisen“ gemeinsam mit Ärztekammerpräsident Dietmar Bayer, Facharzt für Psychiatrie, initiierte. Mehr als 60 Exponate von PatientInnen bzw. ehemaligen PatientInnen der Landesnervenklinik sowie Bilder der Malwerkstätte „Randkunst“/Tageswerkstätte Söding der Lebenshilfe Graz und Umgebung – Voitsberg sind in der Ärztekammer Steiermark / KZWEI9, Kaiserfeldgasse 29 ausgestellt. Die Schau soll das Verständnis für psychisch Kranke verbessern und damit auch zur Entstigmatisierung beitragen.

Peter Pakesch, Intendant des Landesmuseums Joanneum und Günther Holler-Schuster von der Neuen Galerie obliegt die künstlerische Verantwortung für diese besondere Ausstellung – die Besonderheit liegt in der Intensität und Originalität des bildnerischen Ausdrucks und zeigt wie tief psychische Wunden sein können.

Ärztekammer Steiermark/KZWEI9, Kaiserfeldgasse 29
16. Oktober bis 29. November 2003 | Mo – Fr von 8 bis 13 Uhr, Do zusätzlich von 15 – 19 Uhr
Tel. (0316) 8044-0 | www.aekstmk.or.at

 

 

 

  Zehn Jahre Hospizverein Steiermark
Lebensreise Fotos, Märchen & Musik

 

Donnerstag, 30. Oktober, 20.00 Uhr, Orpheum, Graz

Christine de Grancy – Fotografien, Folke Tegethoff – Märchen, Heinrich von Kalnein – Saxophon, Flöte

Anlässlich des Jubiläums „Zehn Jahre Hospiz Steiermark“ hat die bekannte Fotokünstlerin Christine de Grancy zwölf Bilder ihres Oevres mit persönlichen Texten zu einem Jahreskalender 2004 zusammengefügt und dieses Werk unter dem Titel „Lebensreise“ dem Hospiz Steiermark gewidmet. Am 30.Oktober 2003 wird dieser Kalender im Grazer Orpheum der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Präsentation findet im Rahmen einer ganz besonderen Veranstaltung statt: Folke Tegethoff hat sich von den Fotografien von Christine de Grancy inspirieren lassen und wird zu jedem Bild ein Märchen vortragen. Die musikalische Begleitung übernimmt Heinrich v. Kalnein, ein Meister auf dem Sopran-Saxophon und der Querflöte. Durch die Verdichtung von Wort, Bild und Musik wird dieser Abend ganz sicher zu einem unvergesslichen Erlebnis!

Kartenreservierungen: Hospizbüro Graz | 0316–39 15 70

 

 

 

  Jazz im Münzl

 

Screaming Headless Torsos
3. November 2003 | JAZZ M59, Münzgrabenstraße 59 | Beginn 20.00 Uhr

Dean Bowman – voc
David „Fuze“ Fiuczynski – guitar
Gene Lake – drums
Fima Ephron – bass
Daniel Sadownick – perc.

David Fiuczynski gilt als hoffnungsvolles Talent der Gitarrenszene mit einem breiten stilistischen Spektrum. Und Gitarrist Vernon Reid beschrieb Dean´s Gesangstil: „Leon Thomas meets Arthur Prysock meets Robert Plant with William Burroughs in there somewhere“.

Wolfgang Muthspiel - g, vl, electronics
Christian Muthspiel - tb, p, electronics
Donnerstag, 20. 11. 2003 | JAZZ M59, Münzgrabenstraße 59 | Beginn: 20.00 Uhr

11. Austrian Soundcheck
10., 11. und 13. November 2003
JAZZ M59, Münzgrabenstrasse 59, Graz | Beginn je 20.00 Uhr

Montag, 10. November
SenGra's Indo Jazz Project: Georg Gratzer – reeds, Thomas Mauerhofer – guitar, Christian Wendt – bass, Raul Sengupta – tabla
Dobrek Bistro: Krzysztof Dobrek – acc., Aliosha Biz – viol., Achim Tang – b , Luis Ribeiro – perc.

Dienstag, 11. November
Phoe: Viola Falb – ss, as, Wolfgang Schiftner – as, Arnold Florian Fennes – bs
Kelomat (erster Platz beim Austrian-Young-Lions-Bewerb 2003): Wolfgang Schiftner – sax, Bernd Satzinger – bass , Herbert Pirker – drums

Donnerstag, 13. November
RhythMusa: Natalie Dietrich – perc., Ingrid Oberkanins – perc., Jacqueline Ott Yesilalp – perc.
Elfi Aichinger Trio: Elfi Aichinger – voc., comp., Alexander Machacek – guitar, Stephan Maass – pe

 

 

c.

  Europas Jazz 2003 Jazz made in England
17., 20. und 21. November 03 | Stockwerk Graz | Jakominiplatz 18 | Beginn jeweils 20.00 Uhr

 

17. November 03
4 Walls
Phil Minton – voice
Veryan Weston – piano
Luc Ex – bass
Michael Vatcher – drums

Hervorgegangen aus einer Kombination der Band-Konzepte von „Roof“ (Tom Cora) und „Ways“ (Veryan Weston) schaffen „4 Walls“ eine arglistige musikalische Welt aus Lärm und Melodien. Dunkle melancholische Klänge gegen schnelle humorvolle Stücke, schlanke Miniaturen gegen enorme energische Anfälle, bei denen der unvergleichliche Stimmakrobat Phil Minton unter Starkstrom steht.

20. November 03
The Recedents
Lol Coxhill – soprano sax
Mike Cooper – guit
Roger Turner – drums

Seit zwanzig Jahren besteht dieses einzigartige Trio, in dem der unnachahmliche Lol Coxhill („Melody Four“) nicht nur am Sopransaxophon zu hören ist, sondern sich auch billiger elektronischer Gerätschaft bedient und sogar singt. Ein Klassiker der englischen Avantgarde.

21. November 03
The Trevor Watts Celebration Band
Trevor Watts – comp, arr, ss, as
Amy Leake – saxes
Rob Leake – saxes
Marcus Cummins – saxes
Geoff Sapsford – guit
Roger Carey – b-guit
Jamie Harris – perc
Giampaolo Scatozza – drums

Mit einer völlig neu orientierten Band, die durch eine sehr starke Saxophon-Sektion besticht, widmet sich Trevor Watts nun seit kurzem den Noten auf dem Papier. Und zeigt, dass er als Komponist ein Meister des Synchrongetriebes für komplexe Strukturen ist.

 

 

 

  Uraufführung: „Lancelots Spiegel“

 

Beim 3. Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerb, an dem sich KomponistInnen aus allen EU-Ländern beteiligen, wurde heuer Burkhard Friedrich – geboren 1962 in Berlin – mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Friedrich absolvierte sein Kompositionsstudium in Stuttgart, studierte klassisches Saxophon in Berlin, ist Preisträger verschiedener Kompositions-Wettbewerbe, Gründungsmitglied des ensemble Intégrales und lebt als freischaffender Komponist und Interpret in Hamburg.

In seiner Oper „Lancelots Spiegel“ stellen die Frauenbeziehungen des Titelhelden den Spiegel seiner Seele dar. Mit der Uraufführung der Kammeroper „Lancelots Spiegel“ von Burkhard Friedrich am 19. November 2003 ist der 3. Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerb der Kunstuniversität Graz (KUG) mit Unterstützung der Kulturabteilung des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung abgeschlossen. Die Produktion des Instituts für Musiktheater der KUG ist im Rahmen des Festivals „steirischer herbst“ insgesamt vier Mal im Theater im Palais zu sehen.

Uraufführung: 19. November 2003 um 19.00 Uhr im Theater im Palais (Leonhardstraße 15)
Weitere Aufführungen: 21., 23. und 25. 11. 2003, jeweils 19 Uhr
Infos unter 0316/389–3443

 

 

 

Camera Austria nützt den Standortvorteil
<Pierre Bourdieu

 

Bestbesucht ist die – noch vor der offiziellen Einweihung des Kunsthauses durch die „Wahrnehmungs“-Ausstellung von Peter Pakesch gezeigte – Ausstellung „Positionen japanischer Fotografie“ der Camera Austria im „friendly alien“. Camera Austria thematisiert im Projekt „Keep in Touch: über den sozialen Gebrauch von Bildern“ den Umgang jüngerer japanischer KünstlerInnen mit dem Erbe ihrer Vergangenheit. Unter welchen kulturellen Vorzeichen stehen aktuelle Produktionen angesichts eines brüchig gewordenen Systems zwischen der Faszination einer globalen Mediatisierung der Bildwelt und dem kulturellen Verfall insbesondere in den Großstädten? Das Symposium zum Thema bringt Diskussionsmöglichkeiten mit japanischen KünstlerInnen und TheoretikerInnen:
Fr 31.10. bis Sa 1.11. | Kunsthaus Graz space 4 | Ausstellungsdauer noch bis 2.11. | Di bis So 10.00 bis 18.00, Do bis 20.00

< Kyoichi Tsuzuki

Unter Umständen noch spannender verspricht die von 15. November bis 6. Februar zu sehende Ausstellung „In Algerien. Zeugnisse der Entwurzelung“ mit Fotos des französischen Soziologen Pierre Bourdieu zu werden: Der Autor des „Elends der Welt“ hat vor seinem Tod 2002 Camera Austria sein gesamtes Archiv von Fotografien aus der Zeit seiner Feldforschungen in Algerien 1958 bis 1961 mit dem Ziel anvertraut, diese Bilder in einer Ausstellung und Publikation erstmals der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Zur Ausstellung erscheint ein Buch mit einem Interview mit und Texten von Pierre Bourdieu in der Edition Camera Austria.
www.camera-austria.at | T (0316) 81 55 50 – 0

 

 

 

  Felix Mitterer im Theater im Kürbis

 

Das Theater im Kürbis bringt als Eigenproduktion das Stück „Heim“ von Felix Mitterer. Ein vom Vater überforderter und von der mütterlichen Fürsorge erdrückter Sohn versucht auszubrechen – aus dieser Familie und den darin repräsentierten Gesellschaftsnormen. Aus der Konfrontation, dem Nicht-verstehen-Wollen und -Können wird Gewalt und schlussendlich Zerstörung.

Premiere: Freitag 7.11. | 20.15 | Theater im Kürbis, Wies, Oberer Markt 3 | Tel. 03465 / 7038
Weitere Aufführungen: 8., 12., 14., 15., 26., 28. und 29. 11.
Gleichzeitig findet eine Ausstellung mit Arbeiten von Heimo Schimek statt | Vernissage: 7.11. | 19.45

 

 

 

  „Die Grazer Oper auf dem Prüfstand“

 

Mit dem Abgang des erfolgreichen Duos Karen Stone und Philippe Jordan steht die Grazer Oper vor einer – euphemistisch ausgedrückt – schwierigen Situation, an der die Grazer und steirische Kulturpolitik nicht unwesentlichen Anteil tragen. Die Akademie Graz versucht in einem Diskussionsabend mit Intendant Jörg Koßdorff, Styriarte-Chef Mathis Huber, herbst-Intendant Peter Oswald und KUG-Rektor Otto Kolleritsch unter der Moderation von Akademie-Graz-Präsident Emil Breisach Möglichkeiten und Perspektiven auszuloten.

Mittwoch, 29. Oktober 2003, Kulturzentrum bei den Minoriten

 

 

 

  Bewegliche Häuser

 

Panta rhei. Und manchmal sogar Häuser – damit ist aber ausnahmsweise nicht die Causa Prima des beginnenden Grazer Herbstes gemeint, nämlich der Abriss eines Grazer Kultur- und Gastronomie-Kultur-Denkmals.

„Our house is a house that moves“, die aktuelle Ausstellung im Pavel-Haus in Laafeld, meint dagegen etwas durchaus Positives: Die Ablösung der Weltsicht durch die Brille des linear-karthesischen Systems durch eine solche, die sich der Dialektik zwischen Betrachter und Betrachtetem bewusst ist. 12 internationale Künstler(gruppen) beschäftigen sich mit der Annäherung an die Realität – denn die Inbesitznahme der Wahrheit bleibt uns ja im Licht der oben geäußerten Erkenntnis verwehrt, weil wir uns dabei selbst im Wege stehen.

Pavelhaus | Laafeld/Potrna 30 | Radkersburg | 24.10. bis 9. 12. 2003 | Dienstag bis Samstag 14.00 bis 18.30 | T (03476) 3862 | www.pavelhaus.at

 

 

 

  Schauspielhaus: Pflichttermine

 

Antonin Tschechows „Möwe“ ist ein Stück über das Begehren, das aus der Unzufriedenheit mit der eigenen Rolle entspringt, über unerfüllte Liebe, über die Melancholie, die letztendlich daraus entspringt, dass sich Menschen fast zwangsläufig verfehlen … Matthias Fontheim hat sich des Klassikers angenommen, am 20. November ist Premiere. Für tiefere Einblicke in seine Positionen und sein Schaffen steht Fontheim schon am 3.11. um 20.00 im Rahmen eines von den Freunden des Schauspielhauses Graz veranstalteten „Theater-Salons“ zur Verfügung (Ebene 3). Die beliebten Comic-Figuren „Peanuts“ sehr frei ins Heute weitergedacht hat Fausto Paravidino: Charlie Brown und seine Freunde feiern eine Party und verwüsten in ihrer Eigenschaft als militante Globalisierungsgegner eine Luxuswohnung. Zehn Jahre später finden sich alle auf einer Polizeistation wieder: und zwar auf beiden Seiten der Barrikade. Die österreichische Erstaufführung (Inszenierung: Cihan Inan) findet am 6.11.2003 um 20.00 auf der Probebühne statt.

„Heiße Herzen“ schlagen ab Ende Oktober im Schauspielhaus

Wiederaufgenommen wird Büchners „Woyzeck“ am 29.11. auf der Probebühne, und Freunde der Aufklärung müssen sich beeilen: Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ wird zum letzten Mal am 14.11. gegeben. Ab 24.10. entfacht Hausregisseur Robert Schmidt „eine wüste Revue der Leidenschaften“: Das Haus-Ensemble entfaltet bei „Heiße Herzen“ ungeahnte erotische Talente und ergibt sich der gesamten Bandbreite des Variétés.

Weitere Infos und Termine: www.theater-graz.com

 

 

 

  Dramatisch Schreiben lernen

 

Der Grazer Kulturverein uniT startet im März 2004 einen viersemestrigen Lehrgang „dramatisches Schreiben“. Bekannte Dramatiker wie Oliver Bukowski oder René Pollesch begleiten StudentInnen in wechselnder, jeweils ein Semester andauernder Einzel-Betreuung als Mentoren. Dramenkunde und deren praktische Umsetzung wie Dramaturgie, Hörspiel, Film-Skript und Libretto werden in Blockseminaren vermittelt. Aufgenommen werden maximal 6 junge AutorInnen im Alter von 20 bis 30 Jahren.

Weitere Infos unter 0316/380 74 82 oder www.uni-t.org

 

 

  Tod in Graz

 

Die hohe Kunst des würdigen Pomp-Fünebrertums ist nicht auf die Bundeshauptstadt beschränkt, wo eine „schöne Leich“ als Tages-Hauptprogramm immer mehr gezählt hat als sonstige Vergnügungen; auch in Graz stirbt sich‘s - seit Jahrtausenden, wie man aus den jüngsten Grabungen weiß – dezent und in jüngster Zeit sogar mit nachfolgender privatwirtschaftlich organisierter Entsorgung, die ja bekanntlich, weil marktreguliert, viel rationeller und effizienter funktioniert als die für den Protagonisten und die Leichenzügler todlangweilige Bestattung durch Beamtenhand.

Eine Ausstellung vom 21. Oktober bis 12. Dezember 2003 informiert über „Kultur von Sterben und Begräbnis“
Steiermärkisches Landesarchiv | während der Öffnungszeiten des Lesesaals | Karmeliterplatz 3, 8010 Graz | Tel. 877/4028

 

 

  Tiger für Kinder

 

Das Kinderbuch über Leander, den Tigerbäcker, von Gaëtan Dorémus, hat das Theater ASOU in Szene gesetzt: Jeden Morgen gibt‘s bei Leander frisches Brot. Einmal in der Woche verkleidet er sich als Mensch und erzählt Geschichten. Besonders die Kinder lieben ihn. Eines Abends jedoch verkleidet sich Leander nicht … und landet prompt im Käfig.   

Aufführungen: 05. – 08.11.03 | jeweils 16.00 Uhr im Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz
Infos/Karten: www.theaterasou.at

 

 

 

Das Wunder von Graz
von Jörg-Martin Willnauer

 

Ein Geheimgespräch zwischen Bürgermeister Siegfried Nagl und Finanzstadtrat Wolfgang Riedler, belauscht von Jörg-Martin Willnauer.

Wolfi: Sigi, wir müssen reden! Und zwar bald!

Sigi: Ich hab wenig Zeit, Wolfi. Ich muss zur Wirtschaftsbund-Gala, dann zur Pfadfinder-Jamboree , dann bin ich in der Karlau beim Hirth …

Wolfi: Aber es ist dringend! Wir sind pleite!!

Sigi: Das weiß ich genau so gut wie du! Ich bin schließlich dein Vorgänger als Grazer Finanzstadtrat.

Wolfi: Wenn wir unsere Jobs behalten wollen, müssen wir sofort neue Geldquellen anzapfen! Sonst werden wir unter Kuratel gestellt.

Sigi: Was schlägst du vor? Kultur? Mega-Events?

Wolfi: Bringt nix. Das siehst du doch an „Graz 2003“. Die Verluste trägt der Staat, die Gewinne werden privatisiert. Da findet eine gigantische Umverteilung statt. Und der große Verlierer ist das Stadtbudget.

Sigi: Hm. Vielleicht bringt uns der Fußball weiter. Ich red mal mit dem Hannes.

Wolfi: Geh. Der Grazer Fußball kostet unser Budget mehr als er bringt. Die Champions-League könnte uns weiterbringen, aber nur wenn Sturm und GAK fusionieren.

Sigi: Nur über meine Leiche. – Wir kurbeln den Tourismus an.

Wolfi: Ja, aber wie? Welcher Tourist verirrt sich 2004 nach Graz?

Sigi: Wir brauchen eine spezielle Attraktion. Ein USP, das niemand hat.

Wolfi: Ich hab’s! Religionstourismus!

Sigi: Wie bitte?

Wolfi: Wir etablieren Graz als neuen Wallfahrtsort! Speziell für die Deutschen. Die kommen über Altötting und Mariazell zu uns und fahren dann zur Erholung ans Meer.

Sigi: Aber uns fehlt das Wunder! Und der Grazer Dom ist international gesehen ein Bonsai-Bethaus.

Wolfi: Den Dom brauchen wir nicht. Und ein Wunder lässt sich erfinden. Wir etablieren Mariatrost im Wallfahrtsbusiness als Global Player! Du redest mit dem Bischof, ich sorge dafür, dass der Flughafen ausgebaut wird. Die Marlandgründe werden asphaltiert. Dort ist der Parkplatz für die Busse. Und auf dem Reininghausgelände startet die Devotionalienproduktion: Engerln, Kerzen, Rosenkränze, Heiligenbilder, Grazer Weihwasser usw. …

Sigi: Das klingt nicht schlecht. Aber ohne Wunder geht gar nix. Und Marien-Erscheinungen gibt’s wie Sand am Meer.

Wolfi: Stimmt. Wir machen etwas Neues. Eine Josefs-Erscheinung! Das war noch nie da! Maria ist ausgereizt, der nächste Papst setzt auf Josef! Und wir sind vorn dabei und erreichen nebenbei auch Millionen Schwule in der Kirche …

Sigi: Bist du wahnsinnig!? Das funktioniert nie! Die Kirche wird das nicht zulassen!

Wolfi: Zuerst nicht. Aber mit der Zeit wird uns der Vatikan tolerieren. Das einzige was wir noch brauchen, sind drei Mädchen zwischen 12 und 14 mit blonden Zöpfen und reguliertem Gebiss. Die haben im Lechwald regelmäßig ihre Josef-Erscheinung und du sorgst für ein gewaltiges Medien-Echo! Wir starten sofort.

Sigi: Aber das ist doch theologisch nicht haltbar!

Wolfi: Es geht nicht um Theologie, es geht ums Geld! An die Arbeit! Und keine Silbe in der Öffentlichkeit!!!

Sigi: Daran wird’s scheitern.

Wolfi: Du wirst doch wohl den Mund halten!?

Sigi: Ich schon. Aber der Willnauer hat die Story schon im KORSO gebracht.

 

 

 

[Kulturkorso]