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korso
Kunst/Kultur/2003 |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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okt.
2002
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In Search of Balkania >
bis 1. 12. 2002 > Neue Galerie Graz
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Was bedeutet die Metapher „Balkan“, wie lässt sich der „Balkan“
symbolisch verorten? Mit dieser keineswegs trivialen Frage beschäftigt
sich derzeit eine groß angelegte Ausstellung, die vergangenen
Freitag in der Neuen Galerie eröffnet wurde. Kuratiert von Roger
Conover (USA), Eda Cufer (SLO) und Peter Weibel (A) versammelt
„In Search of Balkania“ Arbeiten von insgesamt 60 KünstlerInnen
bzw. Kollektiven aus 10 Staaten Südosteuropas. Österreichische
KünstlerInnen sind nicht vertreten, obwohl Kunststaatssekretär
Franz Morak in einer mitunter realsatirisch anmutenden Eröffnungsrede
meinte, dass in jedem von uns auch ein Stück Balkan stecke. Aber
nicht nur Morak, auch zahlreiche Kulturminister aus Südosteuropa
und EU-Beitrittswerberländern wie Lettland gaben sich die Ehre,
da die Ausstellung als hochkarätiges Rahmenprogramm einer Morak’schen
Kulturministerkonferenz zu „neuen Partnerschaften“ im „kreativen
Europa“ initiiert worden war.
Fenster und Türen nach Balkanien
Wie Co-Kurator Peter Weibel ausführte, galt es konzeptionell bei
„der Suche nach Balkanien“ nicht bloß aus österreichischer Sicht
durch Fenster zu blicken, sondern die Tür aufzumachen und die
KünstlerInnen eigene Sichtweisen zeigen zu lassen. Wobei der Balkan
– so Weibel – in der Logik des Basars zu repräsentieren sei, der
schließlich das soziale Leben in diesen Ländern spiegle, und keinesfalls
in der kühlen westlichen Logik des „White Cube“. Diese Sichtweise
wurde allerdings nicht von allen Künstler geteilt, manche – so
war zu vernehmen – hätten trotz balkanischer Herkunft eine kühlere
und schlichtere Repräsentationsweise bevorzugt.
Die üblichen Verdächtigen …
Wie nicht anders zu erwarten, zeichnet sich die Ausstellung durch
eine praktisch nicht zu reduzierende Heterogenität aus, als Ordnungskriterien
fungieren die üblichen verdächtigen Themen. Zu „Sexualität“ zeigen
u.a. die kroatische Künstlerin Vlasta Delimar und die bulgarische
Modeschöpferin Mariela Gemizeva Fotografien, in denen sich die
Künstlerinnen jeweils selbst inszenieren: Delimar als nackt durch
die Stadt reitende Lady Godiva und Gemizeva als Modell mit unerwarteten
Auswüchsen. Grenzfragen werden etwa von der serbischen Künstlerin
Tanja Ostojic angesprochen, die sich mit EU-Visafragen beschäftigt,
oder von Aleksandar Stankovski und Branislav Sarkanjac behandelt,
die sich in einer Installation mit ihrem Heimatland beschäftigen,
das offiziell nach wie vor den absurden Namen „ehemalige jugoslawische
Republik Makedonien“ trägt.
Titotainment Neben weiteren Themen wie Kunst über Kunst
und Kunstgeschichte, konzeptuellen Realienkunden
werden auch die ehemaligen Führer des Balkans thematisiert. Die
serbische Fotografin Goranka Matic präsentiert Aufnahmen des Belgrader
Alltags in den Tagen nach Titos Tod, der Kroate Boris Cvjetanovic
fotografierte Zagreber Schaufenster mit Tudjmans Patenzettel,
der Bosnier Milomir Kovacevic zeigt Bilder von durch Kriegshandlungen
beschädigter Titoporträts. Es verwundert allerdings, dass im selben
Ausstellungsraum auch zwei explizit feministische Arbeiten der
kroatischen Künstlerin Sanja Ivekoviæ zu sehen sind, das Video
„Personal cuts“ und die Performancedokumentation „Triangle“ wirken
im gegebenen Kontext einigermaßen deplaziert.
Tesla, Roma, Hoxha
Zusätzlich zur Fülle an künstlerischen Arbeiten bereichern einige
landeskundlich-historisch ausgerichtete Showrooms die Ausstellung,
thematisch spannt sich der Bogen von Biographischem über den in
seiner serbischen Heimat mythisch überhöhten Nikola Tesla, Fotografien
einer faszinierenden Romastadt im Süden Bukarests oder Informationen
über politische Gefangene, Grenzschutz und Lichtpaläste im Albanien
Enver Hoxhas.
Courbet als Balkankunst
Abschließend zum häufigsten Motiv der Ausstellung, das erstaunlicherweise
ein französisches Gemälde des 19. Jahrhunderts ist. Gustave Courbets
„L’origine du monde“ wird in einem Video des Serben Zoran Naskovki
nachgestellt, ist in einer Reproduktion des türkischen Künstlers
Hüseyin Alptekin zu sehen und in einer Fotografie der slowenischen
Gruppe IRWIN, auf dem der Theoretiker Slavoj Zizek vor dem Gemälde
posiert.
Herwig Höller
„In Search of Balkania“ > Neue Galerie Graz > bis 1. Dezember
2002
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Barbaren
– Kampfvokabel der Gegenwart
(Bild) Mit dabei beim Barbaren-Symposium:
Klaus Theweleit, dessen „Männerphantasien“ in den Achtzigern Pflichtlektüre
waren
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In den Debatten der letzten Zeit war „barbarisch“
eines der häufigsten Schlagworte: für die Ermordung des Journalisten
Daniel Pearl vor laufender Kamera und die Erschießung von Sanitätern
des Roten Halbmonds ebenso wie für den Terroranschlag auf das World
Trade Center. Auch im israelisch-palästinensischen Konflikt zählt
diese Kampfvokabel seit Jahren zum Standardrepertoire der Auseinandersetzungen.
Nach der Kolonialismuskritik der letzten Jahrzehnte muss der Begriff
„Barbaren“ eigentlich als anstößig gelten. Was macht ihn dennoch
zu einem zentralen Terminus politischer Kontroversen? Der Wunsch
nach rhetorischer Übertreibung und die Tatsache, dass sein impliziter
moralischer Rigorismus so verführerisch klare Verhältnisse suggeriert?
Oder sind reale und fiktive Barbaren einfach unverzichtbar für die
Konstituierung eines jeden „zivilisierten“ Gemeinwesens? Unsere
Zeit und die Reflexion über sie sind geprägt von gewalttätigen Identitätskonflikten.
Partikularistischen Interpretationen von Kultur steht der Universalismus
der Moderne gegenüber: die Vorstellung, dass jeder Mensch Anspruch
auf Freiheit, Respekt, Gleichheit und Selbstbestimmung hat. Es sind
nicht bloß „undemokratische“ staatliche Akteure oder „Terrorpaten“,
sondern auch Vertreter institutioneller Religionen, die hingegen
behaupten, die Menschenrechte seien bloß „westliche“ Werte. Soll
in diesem Sinn also der Relativismus das letzte Wort haben: „Jeder
Kultur ihre Barbaren?“
Diesen und anderen Fragen will man vom 14. – 16. November
bei einem Symposion des steirischen herbstes an der Uni Graz
nachgehen, zu dem internationale ReferentInnen wie etwa Klaus
Theweleit, Theo Steiner, aber auch Mitglieder der lokalen
scientific community wie Elisabeth List oder Karl Kaser
geladen sind.
Infos unter www.steirischerbst.at
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Bescheidenheit
ist eine Ausstellung |
Im Rahmen der herbst-Ausstellung „Modesty“ im Pavelhaus
in Laafeld versuchen 11 Künstler den verschiedenen Erscheinungsformen
der Bescheidenheit
– wie Dezenz, Schlichtheit, Unaufdringlichkeit oder Understatement
– nachzuspüren. Modesty reflektiert auch den Status des Kunstwerkes
durch den Wandel vom materiellen Objekt der 80er Jahre zur kurzlebigeren,
immateriellen Produktion der 90er Jahre und die ambivalente Einstellung
zum Kunstobjekt in zeitgenössischen Praktiken. Formale, stilistische,
soziale und institutionelle Aspekte des Objekts in den ausgewählten
Praktiken werden ebenso untersucht wie deren „bescheidene“ Antwort
auf die vorherrschenden ökonomischen Verhältnisse.
Modesty zeigt Installationen, Malerei sowie Video- und Fotoarbeiten
von Künstlern wie Florian Pumhösl, Goran Petercol und John Wood.
Pavelhaus, Laafeld/Potrna > 6. Oktober – 13. November
2002 > Dienstag bis Samstag 14.00 - 18.30
Infos unter www.steirischerbst.at
| www.pavelhaus.at
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CLIO-Rundgänge
im Oktober/November 2002 |
Clio – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit
präsentiert im Oktober/November wieder eine Reihe von Rundgängen
zu folgenden Themen:
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unter Dach und Fach? Von fast fertigen (Dach-)Giganten und
noch ungelegten Eiern.
Graz rüstet auf, die Baumaschinen laufen auf Hochtouren, damit bis
zum Kulturhauptstadtjahr das Kunsthaus, die Stadthalle und die Halle
für den Steirischen Herbst fertig werden. Kann die Vitalität der
kulturellen Szene einer Stadt durch Bauten manifestiert werden?
Was wird die neue Stadthalle für Graz bringen: Prestige und/oder
kulturelle Bereicherung?
Termin: Samstag, 19. Oktober 2002, 14.00 Uhr
Leitung: DI Karin Tschavgova (Architekturkritikerin, Graz)
Treffpunkt: Conrad von Hötzendorfstraße/unter dem Dach der
Stadthalle
57 Jahre 2. Republik – ein Beitrag zur demokratiepolitischen
Bildung
Wann und wovon wurde Österreich befreit? 1945 von der Schreckensherrschaft
der Nationalsozialisten? Oder 1955 „aus den Fesseln der Okkupation“,
wie uns das 1960 von der steirischen Landesregierung im Burggarten
gestiftete „Befreiungsdenkmal“ und noch 2002 ein FPÖ-Funktionär
vermitteln wollen? Folgen Sie uns am Nationalfeiertag auf den Spuren
der ersten Jahrzehnte der Zweiten Republik, vom Ende der Diktatur
des Nationalsozialismus bis zur Einführung des Nationalfeiertages.
Termin: Samstag, 26. Oktober 2002, 14.00 Uhr
Leitung: Mag. Heimo Halbrainer (Historiker, Graz) und Mag.
Joachim Hainzl (Sozialhistoriker, Graz)
Treffpunkt: Burggarten/beim Befreiungsdenkmal
Ein Bauernmarktbummel mit historischen Häppchen
Heute haben die Grazer Bauernmärkte wieder ihren fixen Platz in
der Stadt und stellen wichtige Begegnungszentren zwischen der Stadt
und seinem Umfeld dar. Doch im Laufe der Jahrhunderte waren sie
und die Landleute selbst vielfachen Veränderungen, Verdrängungen
und Zivilisierungsprozessen ausgesetzt. Unser Rundgang führt zu
einigen aktuellen und ehemaligen Standorten Grazer Produzentenmärkte.
Termin: Samstag, 16. November 2002, 10.30 Uhr
Leitung: Mag. Joachim Hainzl (Sozialhistoriker, Graz)
Treffpunkt: Kaiser-Joseph-Platz, vor der Heilandskirche
Kontakt und nähere Information:
CLIO > Tel. 0676-64 85 414 | Mail: clio@gewi.kfunigraz.ac.at
| www-gewi.kfunigraz.ac.at/clio
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Programm
der jüdischen Kultusgemeinde im Herbst |
Eine Ausstellung zeigt noch bis 31.1. 2003 Bilder
von Edith Kramer. Aufgewachsen zwischen Wien, Berlin und
Grundlsee, war die 1916 geborene Edith Kramer von Kindheit an von
Künstlern, Intellektuellen und Psychoanalytikern umgeben. Bis 1938
nahm sie Unterreicht bei Friedl Dicker und Fritz Wotruba und kannte
die psychoanalytisch orientierten Erziehungsexperimente um ihren
Onkel Siegfried Bernfeld, Lily Roubizcek und Anna Freud. In der
New Yorker Emigration gelang es ihr im Umfeld von ebenfalls aus
Wien emigrierten Psychoanalytikern, die Kunsttherapie als eigenständige
Behandlungsform zu etablieren und universitär zu verankern. Edith
Kramer kehrt jeden Sommer nach Grundlsee zurück, um hier zu malen.
Noch bis 23.10. 2002 sind Exponate zu sehen,
die von Jugendlichen anlässlich eines Projektwettbewerbs der ARGE
Jugend gegen Gewalt und Rassismus für eine Gedenkstätte entworfen
wurden. Diese soll an die vergessenen jüdischen Opfer des Todesmarsches
durch die Eisenstrasse im April 1945 erinnern. Das Siegerprojekt
wird auf der Passhöhe am Präbichl aufgestellt.
Zum Gedenken an die „Reichskristallnacht“ geben
das Vocal Forum Graz und das Austrian Chamber Orchester am 9. 11.
2002 „Requiem für einen polnischen Jungen“ von Dietrich Lohff:
Im November 1944 versuchte der polnische Pianist und Komponist Wladislaw
Szpilmann im Zwischenboden eines der wenigen unzerstörten Häuser
Warschaus zu überleben. Als er einmal nicht rechtzeitig in sein
Versteck kriechen kann, steht vor ihm der deutsche Offizier Wilm
Hosenfeld. Er tötet ihn nicht, sondern bringt ihm Essen und Decken
in sein Versteck. Der Offizier, der Szpilmann das Leben gerettet
hat, gerät nach Kriegesende in sowjetische Gefangenschaft, wo er
nach sieben Jahren Haft, Folter und Misshandlungen zugrunde geht.
Lohff hat ihm dieses Requiem gewidmet. Beginn: 19.30 Uhr
Die Ausstellungen sind zu den Öffnungszeiten der
Grazer Synagoge (Mo bis Fr 10.00 bis 14.00) und während Veranstaltungen
zu sehen.
Synagoge > David-Herzog-Platz 1 > Tel. (0316) 712 468
> http://www.ikg-graz.at
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Volkstheater
abseits ausgetretener Pfade |
„Neues Volkstheater“ – unter diesem Motto findet vom 16. bis 20.
Oktober das heurige Leitfestival von Theaterland Steiermark in Dechantskirchen
bei Hartberg statt. Produktionen, die neue und außergewöhnliche
Wege bei der Inszenierung dieser Theaterform gehen, werden gezeigt.
Für Spannung ist gesorgt: wenn Aufklärer mit postmodernen Märchenerzählern
ringen, wenn ehemals exotische Kulturen im Programm sind und waghalsig
Neues mit der Wiederholung des längst Erprobten um öffentliche Anerkennung
kämpft.
Volkstheater, das kann auch so ausschauen wie die Märchenproduktion
„Dornrose“ des Theaters Kasoka aus Berlin: Konflikte und Beziehungen
eines alten Märchens werden hier in einer Überlagerung aus Puppen-
und Schauspiel neu erzählt. Das Gaststubentheater Gössnitz zeigt
„Die Geierwally“, die THEO Studiobühne „Mayerling“ von Franzobel:
in diesem Stück verwendet der Autor das historische Drama (den Selbstmord
des Thronfolgers Kronprinz Rudolf) als Projektionsfläche für das
heutige Österreich und seine Klischees. Ebenfalls auf dem Programm
stehen orientalischer Tanz von Barbara Luef und afrikanische Rhythmen,
Tänze und Geschichten der Gruppe „Baodo“ aus Graz, die auch den
sonntäglichen Pfarrgottesdienst mitgestalten wird.
Workshops und Diskussionen runden das Programm ab.
Infos unter (0316) 877–2796 und unter www.theaterland.at
Afrikanische Rhythmen beim Volkstheaterfestival:
Baodo aus Graz
KORSO verlost im Rahmen des KORSO-Kulturquiz
in Kooperation mit Theatarland Steiermark 2 x 3 Eintrittskarten.
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Für
Groß und Klein |
Mit einer „Men in Black“-Parodie unter dem Titel „Men in Gag“
gastieren Muckenstruntz und Bamschabl an vier Oktober-Abenden
in der Grazer Brücke. Dort wird’s eng werden, denn außer
den beiden Unverwechselbaren, die diesmal schwer bewaffnet mit Synthesizern,
Keyboards und Dudelsäcken auftreten, werden Aliens wie Max Raabe,
Robbie Williams, No Angels oder Fendrich, aber auch Schubert, Haydn,
Beethoven, Strauß ... die Bühne bevölkern.
Die Brücke > Grabenstraße 39a > 16. bis 19. Oktober
2002, jeweils 20.00 Uhr | Tel. (0316) 67 22 48 | www.bruecke-graz.com
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Tibet –
der buddhistische Weg zum Glück |
Eine ethnografische Ausstellung in inhaltlichem Zusammenhang mit
dem in Graz stattfindenden Kalachakra-Ritual zeigt der Kulturverein
„Neue Akropolis“ in seinen Räumlichkeiten in der Grazer
Glacisstraße 53/I: Die Schau ist beziehungsreich in Form eines
Mandala gestaltet und zeigt sowohl das landschaftliche Umfeld wie
auch die historischen und aktuellen Dimensionen des Buddhismus.
Öffnungszeiten: DI bis SO, 10.00 bis 18.00 Uhr | Tel. 0316/51
31 927 | www.neueakropolis.org
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Blumen in
Stübing |
Die Ausstellung „Blumen in unseren Gärten“ (Aquarell-, Acryl-,
Öl- und Hinterglasbilder von Ingrid Christoph und Jelka
Kaan) ist
noch
bis 31. Oktober 2002 im Österreichischen Freilichtmuseum
in Stübing bei Graz zu sehen.
Täglich außer Montag von 9.00 bis 17.00 Uhr (Einlass bis 16.00
Uhr) | Tel. 03124 3 700 | www.freilichtmuseum.at
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Kulturhorden
in Leoben |
In- und ausländische KünstlerInnen präsentieren in der Galerie
Kunstraum Leoben ihre Assoziationen zum legendären Dschingis
Khan und seiner wilden Horde. Der Bogen spannt sich von einer
Karikatur, in der die „Kulturhorde“ Leobens für den Tourismus reitet,
über Materialbilder, die den Schrecken der Zerstörung in Erinnerung
rufen, bis hin zu einer Skulptur, die die Mystik des Schamanismus
aufgreift.
Themenbezogene Ausstellungen sind eine Spezialität der Galerie
Kunstraum: im vorigen Jahr war das Thema Ägypten, heuer ließ man
sich von der ethnologischen Ausstellung der Stadt Leoben über Dschingis
Khan inspirieren.
Noch zu sehen bis 27.10. 2002 > Mi bis Fr 17 – 19 Uhr, Sa und
So 15 – 17 Uhr im Kunstraum, Kärtnerstrasse 311
Telefon/Fax: (0043) - 03842 - 47813 | www.kunstraum-leoben.at
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Kultur in
Gleisdorf |
Eine Ausstellung im Heimatmuseum versucht, die Zwischenkriegszeit
in Gleisdorf zu beleuchten. Auch hier herrschten Arbeitslosigkeit
und Armut, andererseits entfaltete sich in jenen Jahren auch ein
vielfältiges Vereinsleben, Kultur und Sport erlebten eine Blütezeit
und die EinwohnerInnenzahl des 1920 zur Stadt erhobenen Gleisdorf
stieg stark an.
Noch zu sehen bis 1. 12. 2002 > jeweils Donnerstag und
Sonntag von 9 – 12 Uhr und Mittwoch von 15 – 18 Uhr im Heimatmuseum,
Rathausplatz
In der Musikschule sind noch bis 30. 11. 2002 Werke
des Schweizer Malers Marcel Sutter zu sehen, der farbliche
Eindrücke von Wanderungen in den „Steirischen Quadraten“ festgehalten
hat. Mo – Fr von 9 – 12 Uhr/nachmittags nach Vereinbarung.
Am 18.10. 2002 präsentieren die Shaolin-Mönche ihre
beeindruckenden Kampfkünste im Pfarrsaal
Karten gibt’s im Kulturbüro Gleisdorf und in allen Volksbanken.
Infos unter 0311226 01 420 | www.gleisdorf.at
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Diözesanmuseum:
Jubiläum und Wiedereröffnung |
Das Diözesanmuseum Graz öffnet nach Sanierungsarbeiten wieder
seine Pforten. Neben einer Rundumerneuerung der technischen Ausstattung
wurde u.a. auch ein Benutzerraum für die Bibliothek geschaffen.
Am 15. Oktober können BesucherInnen beim „Tag der offenen
Tür“ das neue Museum erkunden, anschließend gibt’s ein Geburtstagsfest:
das Museum wird 70.
Bis 15. 10. 2002 sind ebendort auch noch zwei Ausstellungen
zu sehen: „Kostbarkeiten aus steirischen Kirchen“
und eine Jubiläumsausstellung, die, angelegt als „Nabelschau“
mit Rückblicken in die Vergangenheit und „Zukunftsblicken“ auf geplante
Projekte die BesucherInnen hinter die Kulissen des Museums schauen
lässt.
Diözesanmuseum > Mariahilferplatz 3, 8020 Graz | Tel.
(0316) 713 99 4 | Fax (0316) 710 22 4 | www.graz-seckau.at/dioezesanmuseum
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Benes-Dekrete:
Tschechische Identität, deutsche Begehrlichkeit |
Eine Neuerscheinung des Wiener Promedia-Verlages analysiert die
Dekrete vor ihrem historischen Hintergrund und kritisiert sowohl
die These einer ethnischen Kollektivschuld der Deutschen wie auch
den von den sudetendeutschen Landsmannschaften betriebenen Revanchismus.
Immerhin 3,3 Millionen Deutschsprachige lebten laut Volkszählung
1921 auf dem Gebiet der neugegründeten tschechischen Republik; noch
1925 votierte die Mehrheit von ihnen für Parteien, die eine Zusammenarbeit
mit den Tschechen anstrebten. 13 Jahre später zählte die Sudetendeutsche
Partei Konrad Henleins, der sich bereits 1937 mit einer „Fidelitätserklärung“
an Hitler gebunden hatte, 1,3 Mio Mitglieder. Im Zuge der Okkupation
des Sudetenlandes 1938 wurden 200.000 Menschen – etwa 150.000 Tschechen,
der Rest Juden, deutsche Antifaschisten und Flüchtlinge – vertrieben.
Nach der Annexion des Reststaates begannen massive Repressionsmaßnahmen
– von Arisierungen über Rekrutierungen als Zwangsarbeiter bis hin
zu Massakern wie in Lidice – gegen die tschechische und jüdische
Bevölkerung, die letzendlich in eine Vertreibung der Tschechen aus
ihrem Land münden sollten, wie der stellvertretende Reichsprotektor
Reinhard Heydrich verlangte: „Jene, die zur Eindeutschung nicht
fähig sind, schicken wir möglicherweise nach der Öffnung weiterer
Gebiete in die Gegend des Eismeeres.“
Parallel zu diesen Vertreibungsplänen der Nazis begann auch die
tschechische Exilregierung Pläne für eine Aussiedlung der Deutschen
zu schmieden – die mildeste Form stellte der im Herbst 1940 vorgestellte
Plan der Abtretung dreier Gaue an Deutschland bei gleichzeitigem
Bevölkerungsaustausch unter internationaler Kontrolle dar. Ein Drittel
der Deutschen sollte im neuen Staat bleiben können. Die Gräueltaten
der NS-Besatzer unter tatkräftiger Mitwirkung der ortsansässigen
Sudetendeutschen führten aber letztlich zu einer Sistierung dieses
Planes; in fünf (von insgesamt 143) Dekreten wurde 1945 die entschädigungslose
Enteignung und Expatriierung von 2,5 bis 3 Mio Sudetendeutschen
aus Böhmen und Mähren legitimiert; an manchen Orten kam es zu Massakern
– so etwa in Aussig/Ustí und in Landskron/Lanskroun. Ausführlich
schildert der Autor Beppo Beyerl den Leidensweg der Brünner Deutschen:
an die 1000 starben an Hunger und Krankheit während ihres Versuches,
nach Österreich zu gelangen.
Beyerl stellt sich allerdings klar gegen eine Aufhebung der Benes-Dekrete
– das hieße nämlich: auch jene, „die heftig arisiert, tschechisches
Eigentum geraubt, Tschechen aus den Sudetenländern vertrieben und
Kriegsverbrechen begangen haben“, müssten entschädigt werden. Zudem
hatte die Tschechoslowakei die von Deutschland an die Ausgesiedelten
gezahlten Summen auf seine Reparationsforderungen angerechnet und
könnte daher die Frage der Reparationen neu aufrollen; eine Spirale
ohne Ende würde damit in Gang gesetzt. Positive Vorschläge wie jene
des von Milos Zeman, Tschechien solle Entschädigungszahlungen an
die deutschen Antifaschisten leisten, die ganz klar zu Unrecht vertrieben
wurden, würden, so der Autor, in Deutschland und Österreich leider
nicht aufgegriffen.
Christian Stenner
Beppo Beyerl: Die Benes-Dekrete. Zwischen tschechischer
Identität und deutscher Begehrlichkeit.
Wien: Promedia 2002. 134 S., EUR. ISBN 3-85371-194-4
KORSO verlost in Kooperation mit dem Promedia-Verlag 3 Exemplare
des Buches beim KORSO-Kulturquiz!
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Literatur
in der Mediathek
Robert Wolf liest – gemeinsam mit Olga Flor
– am 16. Oktober in der Mediathek |
Einmal pro Monat, jeweils mittwochs um 20.00 Uhr, lädt die Stadtbibliothek
zwei AutorInnen der Grazer Autorenversammlung zum Heimspiel in die
Mediathek. Den Auftakt machten Günter Eichberger und Martin
G. Wanko; die zweite Runde gestalten Olga Flor und Robert
Wolf am 16. Oktober 2002.
Olga Flor ist Multimediadesignerin und Autorin des bei der Steirischen
Verlagsgesellschaft 2002 erschienenen Romans „Erlkönig. Roman in
64 Bildern“, in dem sie in prägnanten Sequenzen ein eindrucksvolles
Psychogramm zweier Generationen zeichnet. Neue Technologien und
ihre gesellschaftlichen Folgen oder "Alles, was Sie schon immer
über physikalische Phänomene wissen wollten" stellt Robert
Wolf in seinem kürzlich in der edition suhrkamp theater erschienenen
Buch „Projekt Psi, Frankfurt - New York“ zur Diskussion.
dieMediathek > Vorbeckgasse 12, 8020 Graz > 16.10.
2002, 20.00 Uhr > Tel. 77 31 91 | www.graz.at/dieMediathek
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Maoris, Medizin
und Malerei |
Das neu errichtete Tagungs- und Seminarzentrum der Ärztekammer
multiMED ist bis Dezember Ausstellungsort
einer hoch interessanten Schau: „Die Mutter der Pop-Art“
– die Kunst der australischen Aborigines – wird dort in Form von
Werken von 45 australischen Künstlern präsentiert; dazu kommen noch
Werke des österreichischen Künstlers Harald Manfred Munichthal,
die als logische Weiterentwicklung dieser Traditionslinie begriffen
werden können.
multiMED > Graz, Kaiserfeldgasse 29 > Tel. (0316)
8044-0 | www.aekstmk.or.at
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Fächerobjekte
zeigt die Künstlerin Ilse Burkelz in der Kanzlei-Galerie Dr.
Ulrich & Mag. Ulrich am Joanneumring 16/3 in Graz |
„Den Fächer, dieses vieldeutige Objekt der Ver- wie Entschleierung,
setzt Ilse Burkelz
gleichsam wie spielerisch ein, ist sich dabei freilich der Wirkung
stets bewusst …“ (Bernd Schmidt).
Die Ausstellung ist noch bis 30. Jänner 2003 Mo bis Fr von
9.00 bis 13.00 und 14.00 bis 18.00/Sa von 10.00 bis 14.00 zu sehen.
Tel. (0316) 81 91 81 - 11 | www.dr-ulrich.at
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Leo Kysèla
covert U2
Leo Kysèla (rechts), Gerd Weber und Louis Kiefer: Die geniale Musik
von U2 trifft auf eine kongeniale Interpretation. |
Foto: Christian Koschar
Die steilste Blues-Stimme des Alpenraums hat sich für ihr achtes
Album etwas Besonderes einfallen lassen: Leo Kysèlas neue
CD, die er ab Mitte Oktober live vorstellen wird, beinhaltet ausschließlich
Fremdkompositionen von einer der Top-Bands des vergangenen Jahrhunderts:
U2.
Mit seinen Partnern Gerd Weber (Saxophon/ Flöte/ Didgeridoo/
Percussion) und Louis Kiefer (Gitarre/ Vocals/ Trombone) hat er
neben Hits wie „Desire“ und „I Still Haven’t Found What I’m Looking
For“ auch unbekanntere Lieder wie „Exit“ oder „The First Time“ ausgewählt.
Zu Beginn der Show wird es neben einigen neuen Kysèla-Songs eine
weitere Coverversion geben, nämlich Lou Reed’s „Walk on the Wild
Side“ – Solo, nur mit E-Bassbegleitung.
Infos > Tour-Daten > Video + Soundbeispiele unter [www.soul.at]
Höhepunkt in der Steiermark wird die Präsentation der CD am
26.10. 2002 ab 19.30 im Kastner & Öhler Mediahaus.
KORSO verlost in Zusammenarbeit mit dem Künstler im Rahmen des
KORSO-Kulturquiz
3 CDs „Leo Kysèla plays U2“
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Theater und
die Kunst, seine Wirbelsäule zu warten
(Bild) Das Werkraumtheater in einer Commedia-dell’Arte-Produktion
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Das Werkraum-Theater bietet auch heuer wieder
zahlreiche Kurse an. Das Angebot reicht von Schauspielausbildung
mit Sprachgestaltung, Rollenstudium und dramatischem Grundunterricht
über Akrobatik bis hin zu Artistik für Kinder. Ebenfalls angeboten
werden Kurse für Sprachgestaltung für alle, die beruflich in der
Öffentlichkeit stehen.
Zenkido, eine vom Werkraumtheater entwickelte Technik,
bringt, ausgehend von der Korrektur der eigenen Haltung/der Wirbelsäule,
eine Stärkung des Körpers und eine Verbesserung der Beweglichkeit.
Improvisationen und Arbeiten mit Masken, zahlreiche Spielerfahrungen
sollen den Zenkido-Schülern mehr geistige Beweglichkeit bescheren.
Die vollständige Ausbildung durchläuft 8 Graduierungen und schließt
ab dem 5. Grad Zenmeditation mit ein.
Infos unter: www.werkraumtheater.at
Kurszeiten unter: www.mur.at/~werkraum/kurse/frame_kurse.html
Info und Anmeldung: www.werkraumtheater.at
| werkraum@mur.at
Tel. 0316/31 90 70 oder 0676/94 00 383
Leitung: Mag. Rezka Kanzian & Franz Blauensteiner
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GamsbArt-Jazz
im Oktober
(Bild) Rebekka Bakken und Wolfgang Muthspiel
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Wolfgang Muthspiel & Rebekka Bakken: Beloved 28.
Oktober 2002 >>> Jazz, Münzgrabenstraße 59 >>>
Beginn 20 Uhr >>> Rebekka Bakken – voc Wolfgang Muthspiel
– guit, electronics
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Rot & hitzig
…
(Bild) Red Heat |
… gibt sich der Theatermerz im Oktober: Unter dem Titel
„Red Heat“ versprechen Willi Bernhart und sein Ensemble „Soz-Trash“
aus den schönsten Jahren der roten Bewegung: „Unvergessliches aus
Liedern, Gedichten, Visionen und Poesien voller Solidarität, Hoffnung
und Zuversicht“ – kurz und gut alles, was den demoralisierten Linken
des beginnenden 21. Jahrhunderts so abgeht, in kabarettistische
Formen gegossen.
Premiere: Donnerstag, 17. Oktober 2002, 20.00 > weitere
Aufführung: Freitag, 18. Oktober 2002, 20.00 >>> Theatermerz,
Steinfeldgasse 20, 8020 Graz
Tel. (0316) 72 01 72 | www.theatermerz.com
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Vortragsreihe:
"Feindbild Jude" – Zur Geschichte des Antisemitismus |
CLIO – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit hat sich für
Oktober / November einem verdrängten Kapitel der Geschichte angenommen
und beleuchtet in vier Veranstaltungen in der Grazer Synagoge (David
Herzog Platz 1) die Wurzeln des Antisemitismus
„Feindbild Jude“ – Der historische Weg des Antisemitismus vom
Mittelalter bis zur Gegenwart
Den Juden wurde immer wieder vorgeworfen, für die Ermordung Christi
verantwortlich zu sein, sie wurden des Wuchers und der wirtschaftlichen
Ausbeutung bezichtigt, sie wurden beschuldigt, nach der Weltherrschaft
zu streben, es wurde behauptet, sie seien heimatlose Fremde und
schließlich wurden sie als wertlose, zu vernichtende „Untermenschen“
gebrandmarkt.
Termin: Mittwoch, 16. Oktober 2002, 19.00 Uhr
Referentin: Dr. Eleonore Lappin (Historikerin, Institut für
Geschichte der Juden in Österreich, St.Pölten)
Judenfeindlichkeit in der christlichen Tradition
Von Beginn ihrer Entstehung an bis zumindest in die 30er Jahre des
20. Jahrhunderts betrieben Vertreter der katholischen (christlichen)
Kirche systematisch die Ausgrenzung der Juden aus der christlichen
Umwelt. Ohne diese religiös motivierte Judenfeindschaft, ohne die
daraus entstandene Wahrnehmung der Juden als besondere – fremde
und feindliche – Gruppe, ist der moderne Antisemitismus nicht denkbar.
Termin: Mittwoch, 23. Oktober 2002, 19.00 Uhr
Referent: Mag. Heiko Heinisch (Historiker, Ludwig Boltzmann
Institut für Historische Sozialwissenschaft, Wien)
Judentum und Sozialdemokratie
Während die Sozialdemokratie in der Öffentlichkeit vielfach als
„Judenschutztruppe“ denunziert wurde und den Antisemitismus bekämpfte,
bediente sie sich andererseits im Wahlkampf immer wieder antisemitischer
Klischees, wie etwa dem des „reichen Juden“.
Termin: Mittwoch, 30. Oktober 2002, 19.00 Uhr
Referent: Univ. Prof. Dr. Dieter A. Binder (Historiker, Universität
Graz)
„Viele meiner besten Freunde sind Juden!“ Notizen zum österreichischen
Antisemitismus nach 1945
Antisemitismus nach der Shoa war in Östrreich zwar offiziell tabuisiert
und unter Kommunikationslatenz gestellt aber eben nur offiziell.
Wie und auf welchen Ebenen Antisemitismus, nicht zuletzt auf der
Einstellungsebene, trotzdem „adäquat“ artikuliert und formuliert
werden konnte, steht im Mittelpunkt des Vortrages.
Termin: Mittwoch, 6. November 2002, 19.00 Uhr
Referent: Mag. Dr. Heinz P. Wassermann (Historiker, Graz)
Kontakt und nähere Information: CLIO > Tel. 0676-64
85 414 > Mail: clio@gewi.kfunigraz.ac.at
| www-gewi.kfunigraz.ac.at/clio
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Der Kalte
Krieg 1945 bis 1990 Zwölf Jahre nach der
Auflösung der Sowjetunion versucht ein bei Leykam erschienener Sammelband
45 Jahre Ost-West-Konfrontation zu resümieren. |
Die darin enthaltenen Beiträge beruhen auf zwei international
besetzten Symposien 1998 und 1999 in Graz, welche die Ost-West-Konfrontation
zwischen dem Endes des Zweiten Weltkrieges und der „Charta von Paris“
reflektierten. Sie beschreiben „Szenen aus dem Kalten Krieg“ – von
einer Darstellung seiner Entstehungsbedingungen aus militärhistorischer
Sicht über eine anekdotenhafte Geschichte der niederländischen Auslandsspionage,
die militärische Unterstützung der Sowjetunion für diverse Peripherie-Regimes,
die Archivlage in der SU über die besprochene Epoche bis hin zu
Erinnerungen des ehemaligen österreichischen Botschafters in Moskau,
Herbert Grubmayr, und des ehemaligen KPÖ-Vorsitzenden Franz Muhri.
Geradezu prophetisch ein Zitat aus dem Beitrag des bekannten Historikers
Jurij Afanasjews: „Formell kann von einem Sieg des Westens im Kalten
Krieg gesprochen werden. Aber auch er befindet sich auf dem Wege
in ein Zeitalter schwerer Krisen. Dabei handelt es sich um eine
globale Krise, und es wäre denkbar, dass der Zusammenbruch des sozialistischen
Systems ein erster wesentlicher Akt dazu gewesen sein könnte.“
Der Band weist allerdings ein bedauerliches Manko auf – bis auf
Ansätze im Beitrag von Bruno Thoß, der die NATO im Spannungsfeld
zwischen militärischen Zielen und finanziellen Mitteln beschreibt,
bleiben Motivlage und Aktivitäten des westlichen Konfliktgegners
im Dunkeln. Wichtige Fakten wie die NATO-„Nach“rüstung in den 80er
Jahren und die Zusammenhänge zwischen „heißen“ Konflikten wie dem
Korea- oder Vietnamkrieg und dem „Kalten Krieg“ finden in keinem
der Aufsätze Erwähnung, ebenso wenig wie die Unterstützung der USA
für ihre ,antikommunistischen‘ Verbündeten à la Pinochet – bei historisch
wenig belasteten Lesern könnte so der realitätsferne Eindruck entstehen,
der Kalte Krieg sei von einer ausschließlich defensiven Haltung
des Westens gegenüber einem aggressiven Warschauer Pakt geprägt
gewesen. Informativ, wenn auch nicht unmittelbar zum Generalthema
passend, ist die den Band abschließende Darstellung der Rückstellungs-
und Rückgabegesetze der Republik sowie der Entschädigung der ehemaligen
Zwangsarbeiter.
Christian Stenner
Stefan Karner, Erich Reiter, Gerald Schöpfer (Hrsg.): Kalter
Krieg.
Beiträge zur Ost-West-Konfrontation 1945 bis 1990. Graz: Leykam
2002. (=Veröffentlichungen des Instituts für Wirtschafts-, Sozial-
und Unternehmensgeschichte der Karl-Franzens-Universität Graz, Bd.
5.)
KORSO verlost in Kooperation mit dem Leykam-Verlag drei Exemplare
des Buches beim KORSO-Kulturquiz!
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Steirischer
Junker 02: Weinpremiere am 6. November |
Schon gerüstet für die Weinpremiere? Nach den Junkertaufen bei
den Pressfesten in Silberberg, Seggau und Klöch warten wir schon
gespannt auf die erste Verkostung! Ein schön-steirischer „Jungwein
mit dem Steirerhut“ soll es 2002 werden, duftig-leicht-trocken natürlich
und innerhalb der strengen Junker-Spielregeln in vielen betriebs-individuellen
Spielarten. Das ist es vor allem, was das Kosten und Vergleichen
so interessant macht! Viel Raum für die Präsentation der weit über
100 Junkerbauern und für die Gäste verspricht der neue Junkerpremieren-Ort
Grazer Congress mit dem Stefaniensaal. Damit bleibt Graz „Junker-Hauptstadt“
– obwohl es heuer in ganz Österreich rund geht: Die Weinpremiere
Steirischer Junker 02 findet zeitgleich in sechs Landeshauptstädten
statt. Es ist dieses Jahr zum drittenmal, dass die beliebte Jungweinmarke
auf „Österreich-Tournee“ geht.
Welche Junkerbetriebe wo vertreten sind, verrät übrigens der „Junkerbauern-Folder
02“ des Veranstalters Marktgemeinschaft Steirischer Wein (kostenlos
über mgwein@steirischerwein.at) und www.steirischerwein.at. Und
wer in der Junkersaison ganz aktiv sein möchte, meldet sich für
die Wahl zum Junkerbuam an: www.junkerbua.at.
Wie kommt man zu Tickets? Junkerpremiere-Karten gibt es
im Vorverkauf (Euro 12.- ) und an der Abendkasse (Euro 14.- )
Die Vorverkaufskarten sind erhältlich über [www.dieeintrittskarte.at]
(online-Bestellung)
„DIE EINTRITTSKARTE“ > Mondscheingasse 4, 8010 Graz > Tel.
0316/ 833 948 | dieeintrittskarte@aon.at
sowie in allen WEIN & CO-Filialen in Österreich
Der Steirische Junker in Gastronomie und Vinotheken: Der
begehrte Jungwein darf vom Junkerbetrieb ab 6. November 2002,
punkt 0 Uhr ausgeliefert werden – und ist somit sehr wahrscheinlich
am Abend auch schon in Ihrem Stammlokal zu genießen. Gerade in der
Steiermark können Sie damit rechnen!
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Lechts und rinks kann man nicht velwechsern
Ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin Will, aufgezeichnet
von Jörg-Martin Willnauer
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J. Nauer:
Kürzlich hatte ich das Glück, der Eröffnung des 1. Österreichischen
Instituts für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder in Graz beizuwohnen.
M. Will:
Da hast du dich als Linker natürlich gleich zuhause gefühlt.
J. Nauer:
Ich bin umgeschulter Linkshänder und wie man heute weiß, haben es
umgeschulte Linkshänder nicht immer leicht.
M. Will:
Ich zerfließe vor Mitleid. Du armer Mensch! Alle Minderheiten
haben’s schwer.
J. Nauer:
Die Frage ist, ob LinkshänderInnen wirklich eine Minderheit darstellen.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse gehen davon aus, dass etwa die
Hälfte der Menschheit linkshändig ist. Die Händigkeit wird vererbt
wie die sexuelle Präferenz.
M. Will:
50%? Das halte ich für leicht übertrieben. Außerdem: wie will
man denn die so genannte Händigkeit herausfinden?
J. Nauer:
Dafür gibt’s wissenschaftliche Tests. Abgesehen davon kann eine
Selbstbeobachtung auch nicht schaden. Achte einmal darauf, mit welcher
Hand du gewisse intime Tätigkeiten durchführst.
M. Will:
Du meinst das Zähneputzen?
J. Nauer:
Zum Beispiel. Es gibt auch noch andere Tätigkeiten, die selten in
der Öffentlichkeit durchgeführt werden. Da stellt sich ziemlich
schnell heraus, welche Hand die geschicktere ist.
M. Will:
Mag sein. Aber den Prozentsatz von 50 halte ich für zu hoch.
In meiner Schulklasse waren zwei, drei Linkshänder, mehr nicht.
Außerdem kann heute eh jedes Kind schreiben, wie es will.
J. Nauer:
Aber die Umschulung auf rechts passiert ja schon vor der Schule!
Und die Prägung in den ersten sechs Jahren ist entscheidend. „Die
guade Hand/gib der Tant’“ wird immer noch gefordert; umgeschulte
Rechtshänder geben ihren Kindern den Löffel in die Rechte. Und da
unser Alltag auf Rechtshänder eingerichtet ist, wirkt die „normative
Kraft des Faktischen“.
M. Will:
Aber was ist denn daran so schlimm, wenn man als Linkshänder
rechts schreibt? Alle anderen Tätigkeiten kannst eh mit der Linken
ausführen!
J. Nauer:
Das tun die meisten umgeschulten Linkshänder ja auch. Aber die Überkreuzung
bedeutet für das Gehirn eine enorme Belastung und führt zu einer
starken Verunsicherung. Nicht nur in punkto Geschicklichkeit, sondern
auch was Kommunikation, Selbstwertgefühl und Beziehungen betrifft.
M. Will:
Du übertreibst schon wieder. Linkshänder sind halt vifer.
J. Nauer:
Unsinn. Sie sind nur anders. Aber stell dir doch mal die umgekehrte
Situation vor: Du als Rechtshänder wirst gezwungen, links zu schreiben
und einen großen Teil deiner täglichen Handgriffe mit der Linken
durchführen. Das wird dich ziemlich durcheinanderbringen.
M. Will: Kann sein. Aber wir wollen doch nicht alle Widersprüche
des Lebens auf das Leid umgeschulter Linkshänder zurückführen!
J. Nauer:
Absolut nicht. Aber nach wie vor sind die meisten Dinge, die das
Leben erleichtern sollen, für Rechtshänder konstruiert: Das Auto,
die Küchengeräte, Armaturen, Schlösser, Werkzeuge, Scheren etc.
Das gilt auch für die meisten Musikinstrumente. Das hat enorme Folgen
für Rhythmusgefühl und Intuition.
M. Will:
Schon gut. Aber jeder Linkshänder ist mit seiner Rechten besser,
als ein Rechtshänder mit der Linken. Das ist doch auch ein Vorteil,
Bihänder zu sein!
J. Nauer: Mitnichten. Versuch doch nur einmal mit der anderen
Hand zu telefonieren und das Handy ans „falsche“ Ohr zu halten oder
die Maus beim PC in die „falsche“ Hand zu nehmen. Dann wirst du
spüren, was Linkshänder täglich erleben.
M. Will: Und wie willst du diese Ungerechtigkeit aus
der Welt schaffen?
J. Nauer:
Zunächst einmal sollte anerkannt werden, dass Linkshänder im Allgemeinen
und umgeschulte Linkshänder im Besonderen benachteiligt sind. Dann
sollten wir beachten, dass Linkshänder in der Sprache nach wie vor
diskriminiert werden. Zahlreiche Redewendungen machen die Linke
schlecht: man ist gelinkt worden, der hot a Linke draht, der ist
linkisch, und die Guten sitzen immer noch zur Rechten Gottes. Versuch
doch mal vor Gericht mit der linken Hand zu schwören!
M. Will:
In den islamischen Ländern ist es noch viel schlimmer.
J. Nauer:
Mag sein. Aber wir sollten vor der eigenen Tür kehren, auch im Abendland
sind Kultur und Religion rechtslastig.
M. Will:
Darauf hab ich gewartet, dass hier noch ein Schwenk in Richtung
Politik kommt.
J. Nauer:
Auch in der Politik gibt’s umgeschulte Linkshänder
M. Will:
Woher weißt du das?
J. Nauer:
Ganz einfach: schau mal zu, wie „unsere“ Politiker applaudieren.
Die dominante Hand klatscht auf die andere. Linkshänder wollen ihr
„Manko“ durch besonderen Ehrgeiz, durch extreme Selbstkontrolle
und Anpassung ausgleichen. Drei Eigenschaften die gut in unsere
politische Landschaft passen.
M. Will:
Hallelujah. Jetzt sag bloß, der Haider ist ein umgeschulter Linkshänder?
J. Nauer:
Schau ihm mal beim Klatschen zu.
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Literatur: Johanna Barbara Sattler, Der umgeschulte
Linkshänder oder der Knoten im Gehirn, Auer Verlag GmbH, ISBN
3-403-02645-0
www.linksrechts.at
> 1.österr. Institut für Linkshänder, Graz, Hans-Dolfweg 16,
8042 Graz > Fax & Fon: 0316/46 16 43
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