korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 

07/2005

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    „Ich stamme aus Mannheim Mein Heim ist Stammheim“ – Zur Vorstellung des Terrors


Vor zwei Jahren hatte Klaus Biesenbach, Gründungsdirektor und ehemaliger künstlerischer Leiter der KW (Kunst-Werke), Institute for Contemporary Art, Berlin, die Idee, eine Ausstellung zu erarbeiten, die einerseits die Dokumentation der Roten Armee Fraktion in den Medien reflektiert und andererseits künstlerische Positionen der Auseinandersetzung mit der RAF vereint bzw. dem öffentlichen Blick und Bewusstsein gegenüberstellt. Unter anderem löste der avisierte Titel Mythos RAF eine Kontroverse aus – einem ersten Artikel in der Bildzeitung am 22. Juli 2003 folgten binnen zwei Monaten 530 weitere in den deutschen Printmedien –, die zum Rückzug von Förderzusagen führte und das Projekt beinahe zum Kippen brachte. Mit einem Jahr Verzögerung und durch Versteigerung von Arbeiten, die nicht in der Ausstellung vertretene Künstler zur Verfügung stellten, konnten die KW Berlin mit den Kuratoren Klaus Biesenbach, Ellen Blumenstein und Felix Ensslin schließlich eine vom 29. Jänner bis zum 16. Mai dauernde Schau zustande bringen, jetzt unter dem Titel Zur Vorstellung des Terrors. Die RAF. – In einer leicht modifizierten Übernahme zeigt nun die Neue Galerie in Graz als einziger Veranstaltungsort in Europa Zur Vorstellung des Terrors. Die RAF, Ko-Kurator für Graz ist Peter Weibel.

Zeitraffer
Die linksextreme terroristische Vereinigung, hervorgegangen aus der Baader-Meinhof-Gruppe, verübte Attentate gegen Personen und Einrichtungen, die ihr als repräsentativ galten für eine „kapitalistisch“ und „imperialistisch“ bestimmte Gesellschaft. In Zusammenhang mit dem bundesdeutschen Terrorismus sterben vom 2. Juni 1967 – der Student Benno Ohnesorg wird auf einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs in Berlin erschossen – bis zum 27. Juni 1993, als während einer Festnahmeaktion der GSG-9- Beamte Michael Newrzella und das RAF-Mitglied Wolfgang Grams den Tod finden, 90 Personen; unter ihnen der Generalbundesanwalt Siegfried Buback, der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, und der Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer. 1976 erhängt sich Ulrike Meinhof in ihrer Zelle in Stuttgart-Stammheim, Andreas Bader und Gudrun Ensslin bringen sich 1977 um. Am 20. April 1998 erklärt die RAF in einem achtseitigen Kommuniqué ihre Auflösung.

Die Ausstellung
Schon im Jahr 2000/01 veranstalteten die KW eine Ausstellungsreihe mit dem Titel Medienrealitäten, getragen von der Beobachtung, „dass Medien die Wahrnehmung der Realität radikal beeinflussen und zu ersetzen scheinen, dass die Bilder und die Sicht der Medien oft die Sicht auf die reale Welt verstellen und verdrängen“. Diese sinngemäß schon 1976 von Jean Baudrillard geäußerte These einer durch Medienbilder generierten zweiten Wirklichkeit bestimmt auch den zentralen Ansatz der Ausstellung als dokumentarische / mediale Reproduktion von Geschichte und ihre Reflexion in der Kunst, als vornehmlich subjektive Transformation der öffentlichen Bilder des Terrors. „Zwischenraum und Schnittstelle zwischen Historie und Kunst“, formuliert Klaus Biesenbach im Ausstellungskatalog, „lässt sich als das beschreiben, was im Weiteren als die ,Vorstellung’ der RAF bezeichnet wird“. In diesem Sinn setzt die Ausstellung mit einer Resonanz in Form einer Auflistung von Reproduktionen an, die anhand von 29 Daten, Tagen und Ereignissen den von der RAF geprägten Zeitraum von 1967 bis 1998 in den führenden Print- und Fernsehmedien dieser Zeit spiegelt und auch den Vergleich der medientypischen Layouts ermöglicht.

Klaus Staeck: Holger der Kampf geht weiter, 1975 > Thomas Ruff: Zeitungsfotos 151-158, 1991 > < Johannes Kahrs: Meinhof, 2001

Unter den Arbeiten von 51 KünstlerInnen im Entstehungszeitraum von 1970 bis in die Gegenwart steht der zentrale Zyklus Die Toten von Hans-Peter Feldmann aus dem Jahr 1998. Die aus der jeweils aktuellen Berichterstattung stammenden Fotografien sind in ihren Reproduktionen vereinheitlicht und werden zur Serie in schwarzweiß gedrucktem A3-Format. Überhaupt – und zur Bestärkung oben angeführter These um die Sicht der Wirklichkeit respektive Geschichte über medial verbreitete Bilder – ist es Prinzip der Ausstellung, ausschließlich zugängliche oder vormals bereits veröffentlichte Exponate in der von den Kuratoren hergestellten Konstellation zu zeigen. Den Betrachtern wird damit ein Eindruck der Skepsis gegenüber Bildern vermittelt, die einerseits in einer ersten Veröffentlichung dokumentarische Funktion erfüllen soll(t)en und andererseits eine mehr oder weniger deutliche Transformation in die Kunst erfahren haben. Grenzen zwischen Dokumentation, Metabildern oder Paraphrasen werden teilweise aufgehoben.

So beispielsweise im Fall von Gerhard Richters Arbeiten aus dem Atlas, die seine Auseinandersetzung mit den Protagonisten der RAF spiegelt. Bezeichnend ist die Unschärfe in den Bildern, Ausdruck von Ungewissheit und Äquidistanz. In Richters Zyklus 18. Oktober 1977, der 1988 entstehen sollte und nicht in der Ausstellung zu sehen ist – setzte er sich mit den Medienbildern der Toten Baader und Ensslin auseinander.

< Stih & Schnock: Schleyer-Konsorten, 2001

Unter beschlagnahmten Dokumenten der RAF fand man auch einen Plan für ein Fluggerät, mithilfe dessen man die Gefangenen aus Stammheim befreien wollte. Franz Ackermann ließ im Jahr 2003 nach diesen Plänen den Helicopter No. 21 (Flucht- und Befreiungsfahrzeug) bauen, der nun im Hof der Neuen Galerie wie ein Sinnbild für die Aussichtslosigkeit eines eskalierenden Kampfes steht.

Franz Ackermann: Helicopter Nr. 21 (Flucht- und Befreiungsfahrzeug), 2003 >

Das Titelzitat ist einem Konzeptblatt von Peter Weibel aus dem Jahr 1977 entnommen. Der Text sollte als Inschrift in eine Marmorplatte gehauen werden – ähnlich einem Grabstein.

Zur Vorstellung des Terrors. Die RAF ist bis zum 28. August in der Neuen Galerie zu sehen. Im Rahmenprogramm zeigt das Rechbauerkino von 5. bis 7. August ein Filmprogramm. Ebenfalls am 7. August, um 15.00 Uhr, führen die Kuratoren Ellen Blumenstein und Felix Ensslin durch die Ausstellung, zur Finissage hält Hans G. Helms einen Vortrag. Ein zweibändiger Katalog wurde von Klaus Biesenbach herausgegeben und erschien im Verlag Steidl in Zusammenarbeit mit den KW (ISBN 3-86521-102-X).

Wenzel Mracek

Weitere Informationen unter www.neuegalerie.at

 


  2006 plus – Herbstintendantin Veronica Kaup-Hasler


In der Reihe Jour Fixe der IG Kultur traf Michael Petrowitsch die Intendantin des Steirischen Herbst ab 2006, Veronica Kaup-Hasler, zum Gespräch im Forum Stadtpark. Veronika Kaup-Hasler, 1968 in Dresden geboren, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik, seit 1993 war sie Dramaturgin bei den Salzburger Festspielen und im Theater Basel, von 1995 bis 2001 bei den Wiener Festwochen, von 1998 bis 2001 Lehrbeauftragte an der Akademie der bilden Künste in Wien, von 2001 bis 2004 künstlerische Leiterin des Festivals Theaterformen in Braunschweig und Hannover.

Michael Petrowitsch und Veronica Kaup-Hasler

In der Vorphase ihrer Intendanz, erzählt Kaup-Hasler, ständen ihr derzeit „sogar drei Schreibtische in der Burggasse“ zur Verfügung, allerdings noch kein Personal, wenngleich ein „Miniteam“ aus einem kaufmännischen Direktor und zwei Dramaturgen bestünde, wobei Florian Malzacher bereits als Dramaturg für den Steirischen Herbst 2006 engagiert sei. Ein Festival wie der Steirische Herbst darf nach ihrer Ansicht keine „Landeskulturschau“ sein, in der aktuelle Kunst der diversen Sparten „nach dem Gießkannenprinzip präsentiert wird, dann bräuchte man nicht mich als Intendantin, sondern einen guten Organisator“. Ein Festival bedeutete für sie vielmehr einen „Ausnahmezustand gegenüber dem durchaus reichhaltigen Alltag.“ Es geht darum, sich mit Partnern, Künstlern und Initiativen, die es erst zu finden gilt, einen „Mehrwert“ zu erzeugen und zu diskutieren, worin der Reiz einer Zusammenarbeit bestehen könnte. „Ich möchte mir erst einmal ansehen, was in Graz und der Steiermark passiert und wo es Synergien und gemeinsames Denken geben kann.“ Großes Anliegen für den Herbst sei es, performative Aspekte in allen Bereichen des Programms, wie beispielsweise auch im Musikprotokoll, zu betonen.

Vergleichsweise und aus Kaup-Haslers Sicht hätte Christine Frisinghelli ein „sehr spannendes Programm, vor allem die Theorie betreffend, gemacht“. Theorie in verschiedensten Formaten werde demnach eine große Rolle spielen, Diskurse, „die brennen“ sollen unbedingt Raum finden, dabei soll ein einziges Thema aber niemals alles dominieren, denn „das ist Quatsch“. Die Besucher sollen auf spielerische Art auch mit Theorie konfrontiert werden und das ginge nur über die Kunst als quasi angewandte Theorie. Wichtig dabei sei ihr ein Moment des Anti-Elitären.

Ein nach wie vor nicht unkompliziertes Thema scheint die Helmut-List-Halle zu bleiben, wenn auch der Herbst nicht mehr mit deren Betrieb betraut ist. Dazu sagt Kaup-Hasler, man könnte den Herbst auch ohne List-Halle machen. „Ich muss sie aber bespielen, das ist der politische Wille. Man muss aber bedenken, dass zu jener Zeit, als die Halle gebaut wurde, der Herbst über ein größeres Budget als jetzt verfügte.“ Mit einem operativen Budget von 1,2 Mio. Euro, das aus dem Gesamtbudget von 2,8 Mio. für die Kunst aufgewendet werden kann, lässt sich angesichts eines der Halle adäquaten Produktionsaufwandes, den Kaup-Hasler an einem Beispiel mit 350.000 bis 500.000 Euro überschlägt, verständlicherweise nicht weit springen. „Ich muss erfinderisch sein, um in Low- Budget-Bereichen zu arbeiten – daraus können aber interessante neue Formen entstehen.“

Wenzel Mracek

 

 

  Zum 100. Geburtstag von Elias Canetti


Noch bis zum 14. Juli zeigt das Literaturhaus Graz in einer Übernahme des Strauhofs Zürich und der Zentralbibliothek Zürich eine Ausstellung zu Leben und Werk des Nobelpreisträgers für Literatur, ergänzt um Dokumente, die Canettis Bezüge zu Graz beleuchten. Schon 1936 fand der Roman Die Blendung in der Tagespost ungewöhnliche Beachtung als Rezension auf der Titelseite durch den Autor Theodor Sapper. Canetti besuchte Graz siebenmal zwischen 1965 und 1967, las sechsmal aus seinem Werk, allein in einem Lesezyklus an fünf aufeinander folgenden Abenden aus Masse und Macht. Die Dramen Hochzeit (1969) und Komödie der Eitelkeit (1972) fanden in Graz ihre österreichischen Erstaufführungen. Die Stadt Graz verlieh ihm 1975 den ersten Franz Nabl-Preis und im Jahr 1985 wurde Elias Canetti das Ehrendoktorat der Universität Graz verliehen, im selben Jahr fand auch eine Ringvorlesung zu seinem Werk statt.

Fritz Wotruba: Große liegende Figur, Betonguss 1951 – 1953, Neue Galerie Graz

Ausstellungen im Österreichischen Skulpturenpark in Unterpremstätten und in der Neuen Galerie (letztere noch bis zum 17. Juli) behandeln die freundschaftliche Beziehung zu Fritz Wotruba. Canetti widmete mehrere ausführliche Passagen seiner Autobiographie Das Augenspiel (1955) der Person und der Kunst Wotrubas, die nun wieder in der von Kurt Bartsch und Gerhard Melzer herausgegebenen Publikation Zwillingsbrüder. Elias Canetti und Fritz Wotruba. (Sonderzahl Verlag, Wien 2005) erschienen sind. Die Neue Galerie zeigt Grafiken und Bronseplastiken sowie den in der Sammlung befindlichen Betonguss der Großen liegenden Figur von 1953.

– wm –

In einer Sonderausstellung zeigt der Skulpturenpark bis zum 6. November zwölf Skulpturen.

 

 

  Das Grazer Stadtmuseum auf neuen Wegen


In der Geschichte des Grazer Stadtmuseums bricht mit Sommer eine neue Ära an. Nach dem mehrheitlichem Gemeinderatsbeschluss vom 14. April wird das Museum in eine stadteigene GmbH umgewandelt und steht ab 1. Juli unter der Leitung des Kulturmanagers Otto Hochreiter. Dessen langjährige Erfahrung im Museumsbereich sowie seine kaufmännische Kompetenz gaben laut Berufungskommission den Ausschlag für diese Entscheidung. Kritische Stimmen wurde seitens der Grünen und der KPÖ laut, da Hochreiter im Vorjahr mit der Evaluierung und Konzepterstellung für die Museum GmbH beauftragt war.

Otto Hochreiter gab im Gespräch mit Josef Schiffer anlässlich seines Amtsantrittes Auskunft über seine Zukunftspläne als neuer Leiter des Stadtmuseums.

Was wird sich durch die neue Gesellschaftsform alles ändern?

Nach außen wird das keine merkbaren Änderungen mit sich bringen, die GmbH und die Sammlung selbst verbleiben im Besitz der Stadt und auch für die Angestellten bleibt dienstrechtlich alles beim Alten. Hier schwingt für viele der Begriff der „Privatisierung“ mit, aber darum geht es nicht, sondern durch mehr Flexibilität und durch Kostenverantwortung wird ein effizienterer Betrieb ermöglicht – konkret bedeutet das etwa 5 bis 7% Einsparungspotenzial beim Budget. Wichtig ist, dass die hier arbeitenden Menschen mit Freude bei der Sache sind, durch die Ausgliederung aus der städtischen Verwaltung und auf der Basis persönlicher Vertrauensbeziehungen wird so mehr eigenständiges Engagement möglich.

Welche Umstrukturierungen haben für Sie nun Priorität?

Die Öffnung und Neupositionierung des Grazer Stadtmuseums stehen beim neuen Konzept im Vordergrund. Ein Museum ist jedoch primär eine wissenschaftliche Anstalt, die Zeugnisse der Vergangenheit sammelt und aufbewahrt. Meine Aufgabe sehe ich darin, den Filter für ein verbindliches Sammlungskonzept von für die Stadtgeschichte relevanten Objekten neu einzustellen. Dieser Filter war bisher etwas unscharf und so sind im Laufe der Zeit manche merkwürdige Dinge in die Obhut des Stadtmuseums gelangt. Für die gezielte Akquirierung von Objekten muss daher ein Kriterienraster definiert werden, der von einem spezifischen Erkenntnisinteresse geprägt ist. Dazu bedarf es einer Erweiterung des wissenschaftlichen Teams, auch durch externe Experten, um die museologische und historisch-soziologische Beschreibung der Objekte zu bewerkstelligen.

Welche Position nimmt in Ihrem Museumskonzept das Original ein?

Die Menschen gehen ja in erster Linie deswegen ins Museum, daher ist die Präsentation von Originalen von besonderer Bedeutung, siehe z.B. der Waffenrock Franz Ferdinands im Arsenal, die emotionale Kraft solcher Gegenstände ist äußerst stark wirksam. Viel problematischer ist die Lage bei historischen Fotografien, die ein sehr manipulierbares Medium darstellen und daher vor einer Präsentation einer sorgfältigen Kritik unterzogen werden müssen.

Otto Hochreiter > „Das Stadtmuseum soll sich zu einem 'historischen Kompetenzzentrum’ entwickeln.“

Was wird das Stadtmuseum seinen Besuchern künftig bieten?

Ich will das Stadtmuseum als „historisches Kompetenzzentrum“ etablieren, daher wird es stärker in die Tourismusaktivitäten einbezogen werden. Es wird als Treffpunkt für Stadtführungen dienen, zu diesem Zweck wird es im Parterre kleine Sonderausstellungen geben, die Lust auf mehr machen und die Verbindung zu den historischen Gebäuden der Stadt herstellen. Die Lage des Museums ist einfach zu gut, um sie nicht besser zu nutzen und ich strebe eine Verdoppelung der bisherigen Besucherzahl auf etwa 30.000 jährlich an.

Darunter soll der Anspruch einer kritischen Auseinandersetzung mit unsrer Geschichte natürlich nicht leiden. In konkreter Planung befindet sich das Thema „Königsmord“, das sich ausgehend vom Attentat auf Franz Ferdinand mit der Rolle politischen Mordes in der Habsburgerfamilie auseinandersetzt. Weitere Schwerpunktausstellungen werden der Vertreibung der Protestanten und dem Jubiläumsjahr für Johann Fischer von Erlach 2006 gewidmet sein.

 

 

Blicke auf Carmen – Bilder einer fabelhaften Figur


Purpurschnecken und Tritonshörner, Tintenfische und versteinerte Kopffüßler – das Landesmuseum Joanneum lädt seine Besucher zu einem In Abwandlung der vorgeschichtlichen Welterklärungsmodelle beschreibt Roland Barthes 1957 in seinen Mythen des Alltags das „Ziel des Mythos“ als „das unaufhörliche Entstehen der Welt zu verschleiern, sie als Objekt zu fixieren, um die Welt zu konservieren, damit sie immer besessen werden kann.“ Im Sinn dieses Aneignens der Welt als Besitz kann auch die Teilkonstruktion der Welt aus Motiven der Fiktion betrachtet werden. Wenn aus einer nachromantischen Haltung, der eine Suche nach dem Exotischen vorausging, dieses Exotische im konstruiert Fremden – wie in Prosper Mérimées Novelle Carmen aus dem Jahr 1845 – scheinbar gefunden wird, mag durch Assoziation, Paraphrase und Variation ein Mythos auch in geschichtlicher Zeit entstehen.

Die Autoren des Kataloges zur aktuellen Joanneum-Ausstellung Blicke auf Carmen jedenfalls beschreiben Carmen als neuen Mythos, der in seiner künstlerischen Bearbeitung auch als ein Gründungsmythos in einer Hinleitung zur Moderne interpretiert werden kann. Das Ausstellungskonzept versteht die Kuratorin Verena Formanek als themenspezifische Rückschau auf ein Umfeld der bildenden Kunst, in dessen Rahmen man sich mit der fiktiven Figur Carmen, vor allem aber mit den Stereotypen um das folkloristisch verklärte Bild Spaniens, der „tanzenden Zigeunerin“, dem fahrenden Volk oder dem parallel existierenden Mythos des Stierkampfes beschäftigte. Der Anlass, sich einem im engeren kunsthistorischen Sinn zu verstehenden Randthemas anzunähern, ist die Inszenierung von Georges Bizets Carmen in neuer Interpretation, dirigiert von Nikolaus Harnoncourt in der Regie von Andrea Breth in der Helmut-List-Halle.

Um den zentralen Bezugspunkt, Edouard Manets Ölgemälde Angelina, auch: Dame an ihrem Fenster, entstanden um das Jahr 1865, reihen sich prominente Werke wie Francisco de Goya y Lucientes’ Zyklus der Tauromaquia in Radierungen aus dem Jahr 1816, oder die im Pariser Salon angenommenen Werke von Aranda, Dumas, Bonnat, Dehodencq und Perion gegenüber den abgewiesenen wie jenen von Edouard Manet, die für eine neue Sichtweise und einsetzende Abstraktion, durch flächige und den Pinselstrich nicht mehr verbergende neue Malweise stehen.

Eine weitere Gegenüberstellung erfolgt in der neuen Technik der Fotografie, vertreten neben anderen durch Exponate Félix Nadars aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Auswahl von Dokumenten der Fotoexpedition von Ludwig Angerer nach Bukarest in den Jahren 1854 bis 1856 oder Charles Spindlers Fotografien von „Zigeunern“ zu Ende des 19. Jahrhunderts in nachvollziehbaren Vergleichen etwa der ausschnitthaften Motivwahl in Werken von Edgar Degas.

Eine Verquickung auf Paraphrasen des Stierkampfes, des Mythos vom Minotaurus und des persönlichen Konfliktes in den Beziehungen zu drei Frauen vollzieht Pablo Picasso im Radierzyklus der Minotauromachie in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts und in die gegenwärtige Umsetzung des Themas führen ein Video über Manets Der tote Toreador von Anne Sauser-Hall (2003) und Aura Rosenbergs in Zusammenarbeit mit Mike Kelley entstandene Fotografie als Konzeptarbeit Mike Kelley/Carmen.

Für die Prominenz dieser Schau, deren Versicherungswert Intendant Peter Pakesch nicht näher als „im zweistelligen Millionenbereich“ anzugeben bedacht ist, stehen aber auch internationale Leihgeber wie das Musée National Picasso (Paris), das Philadelphia Museum of Art, die Fondation Beyeler (Riehen, Basel) das Museo Thyssen-Bornemisza (Madrid) oder die Graphische Sammlung der ETH Zürich und andere mehr. Zum wertvollen Sammlerstück dürfte auch der prachtvolle, im Verlag der Buchhandlung Walther König erschienene, Katalog gereichen, der ausführliches Bildmaterial und Textbeiträge von Verena Formanek, Dominique Lobstein, Elisabeth Bronfen, Anne Baldassari und Anton Holzer versammelt, zudem Charles Baudelaires Der Dandy (ISBN 3-88375-960-0).

Wenzel Mracek

Blicke auf Carmen. Goya. Courbet. Manet. Nadar. Picasso am Landesmuseum Joanneum, Neutorgasse 45
Informationen unter www.museum-joanneum.at

 


  Kulturförderung Steiermark


Die überparteiliche Kommission zur Evaluierung der Steirischen Kulturförderung wurde von der Steiermärkischen Landesregierung im März 2005 beauftragt, Vorschläge für die Vergabe der auf Antrag der Kulturreferentin, Landeshauptmann Waltraud Klasnic, von der Landesregierung einstimmig beschlossenen zusätzlichen 1 Mio. Euro für die freie Szene zu machen. Die Kommission hat die Erhöhung der bestehenden und ihrer Meinung nach zu gering dotierten Fördervereinbarungen für viele Initiativen der freien Szene vorgeschlagen. Außerdem wurde eine große Zahl neu eingebrachter Projekte beurteilt und der Landesregierung mit entsprechenden Förderungsbeiträgen genannt.

Weil das – von der Kommission entworfene und vom Landtag beschlossene - neue Kulturförderungsgesetz erst im Dezember 2005 in Kraft tritt, ist mit einer Bestellung des im Gesetz verankerten Förderbeirates und der Expertengruppen erst nach der Landtagswahl und mit entsprechendem Fristenlauf bis Februar 2006 zu rechnen. Angesichts dieser Übergangszeit hat die Evaluierungskommission im Sinne der Sicherheit für die Initiativen die einjährige Verlängerung der heuer auslaufenden Fördervereinbarungen bearbeitet. Die für 2005 vorgeschlagenen Erhöhungen sollen auch für 2006 gelten und sind Teil dieser Million Euro für die für die freie Szene. Der Evaluierungskommission gehören - unter Vorsitz von Heimo Steps - Doris Jauk-Hinz, Erich Mitterbäck, Herbert Nichols-Schweiger, Michael Petrowitsch, Wolfgang Pollanz, Eva Schäffer, Ralph Schilcher und Ilse Weber an.

 

 

  Freilichtmuseum Stübing: Ausstellungen und Aktivitäten Sommer 2005


„Design trifft Tradition“ - 16.07. bis 24.07.2005 Eine Sonderausstellung der Meisterklasse für Tischlerei und Raumgestaltung der HTL Ortweinplatz, Graz. „Die erinnerte Zeit“ – Bilder einer entschwindenden ländlichen Kultur. Als Ergänzung zu den Höfen des Freigeländes wurde eine umfangreiche Ausstellung gestaltet, die das historische Bauernhaus nicht nur in seiner Entwicklung und formalen Vielfalt, sondern auch in seinen kulturellen Zusammenhängen und Inhalten zeigt.

Von 26. März bis 31.Oktober 2005 im Ausstellungszentrum „Bäuerliche Fahrzeuge und Arbeitsgeräte“ In anschaulicher Weise werden in dieser Ausstellung die Entwicklung der ländlichen Gerätschaften, Fahrnisse und Arbeitstechniken von der Jungsteinzeit bis zur Gegenwart dokumentiert. Im Bundwerkstadl.

07. 08. 2005 „Mit G’sang und Klang”. Ein musikalischer Nachmittag mit Sänger- und Musikantenstammtisch, Maibaumumschneiden und Tanz in Zusammenarbeit mit dem Steirischen Volksliedwerk. Ab 14:30 Uhr. Auch bei Regen!

 

 

  Besser Straßentheater als Sommerloch – La Strada zum achten Mal in Graz


Schon zum achten Mal findet heuer das Internationale Festival für Straßen- und Figurentheater La Strada vom 29. Juli bis zum 6. August in Graz statt. Ein Schwerpunkt des organisatorisch von Diana Brus und künstlerisch von Werner Schrempf geleiteten Festivals sind Kooperationen mit Künstlern zur Entwicklung neuer Produktionen. So finden sich im diesjährigen Programm acht Uraufführungen, von denen sechs in Zusammenarbeit mit La Strada entstehen.

Kaufmann & Co: einWANDfrei

Eine verrückte Führung durch eine Stadt zur Wahlkampfzeit, deren Stationen – Kirchen, Plätze, Schulen und eine psychiatrische Anstalt – denen von Graz mehr als nur ähneln, unternehmen in der Regie des Schweizers Hanspeter Horner das Theater am Ortweinplatz (A), das Mezzanin Theater (A) und das Theater peppermind (CH) in Koproduktion mit IN SITU. Matto regiert ist der Titel dieses Stationendramas, das in einer Montage Textpassagen und Figuren aus den Kriminalromanen von Friedrich Glauser verwendet und touristische Schauplätze in fiktive Tatorte verwandelt. Während ein Fremdenführer vor sich hin plaudert, ereignet sich Absurdes und Mysteriöses: Ein Geistlicher mit blutigen Fußsohlen kreuzt den Weg der Touristen-/Publikumsgruppe, Ärzte und Pfleger tauchen auf ... Ein Fall für Wachtmeister Studer. Die Spielorte befinden sich im Bezirk Gries, ausgehend von der St. Andrä-Schule, uraufgeführt wird Matto regiert am 1. August um 19.30 Uhr.

De Spullenmannen: „More”

Europäisches Straßenkunst-Netzwerk
IN SITU, das Europäische Straßenkunst-Netzwerk, wurde im Jahr 2002 auf Initiative von Lieux Publics und dem Centre National de Création des Arts de la Rue gegründet und arbeitet mit sechs Partnerorganisationen in Belgien, Frankreich, Schottland, Spanien und La Strada in Österreich. Bis 2006 wurden und werden neun innovative Produktionen gefördert, entwickelt und auf Tournee gebracht. IN SITU steht für den Zeitraum von drei Jahren ein Gesamtbudget von 1.620.000 Euro zur Verfügung, ein Koordinationsanteil von 120.000 Euro kommt von La Strada. Somit fördert(e) IN SITU Produktionen mit steirischer Beteiligung wie Matto regiert, La Ballade, Painful Creatures, Boxmeeting sowie die in Planung befindlichen Play Rec und Les Noces mit insgesamt 683.000 Euro.

Ensemble Materialtheater „Terror im Idyll“, Heinrich Hesse

Die französische Gruppe Kumulus spürt unter Beteiligung von 18 steirischen Akteuren mit ihrer Produktion Boxmeeting den Menschen nach, deren persönliche Geschichten zu Beginn in kleine Kisten verpackt sind. Aufführungstermine sind der 4. und 5. August, jeweils ab 19.00 Uhr im Hof des Priesterseminars. Ebenfalls unter Beteiligung steirischer Akteure möchte unter dem Titel Play Rec die französische Kompanie KomplexKapharnaüM eine Arbeit in Residenz während des Festivals produzieren, die am zweiten La Strada-Wochenende präsentiert wird.

Eine Koproduktion der französischen Gruppe Allegro Barbaro mit Studio Percussion graz und 80 steirischen Darstellern ist Babel.Platz.Symphonie., eine Zusammenarbeit von styriarte und La Strada. Nach Idee, Komposition und in künstlerischer Leitung von Pierre Sauvageot (F), musikalisch geleitet von Günter Meinhart (A), wird mit Uraufführung am 31. Juli ab 21.00 Uhr der Freiheitsplatz zum Ort eines Gesamtkunstwerkes: Rund 100 Akteure, Klang, Licht und Schatten, 150 Fenster der Gebäude um den Freiheitsplatz bilden die Ingredienzien eines Konzertes als Experiment, das „der Stadt ihre Musik zurückgeben“ will.

Das Blaue vom Himmel versprechen dramagraz und La Strada, wenn in der Regie von Ernst M. Binder „der Sieg der Vernunft über die Vernunft“ zelebriert wird, „Menschen Steine und Tiere ... können miteinander sprechen“, wie es in Binders Regieanweisung heißt. Diana, Kassandra und Iokaste treten auf, ebenso Egal,wer, Pivot und Weiß auch nicht, die alle vom Leben zurückgelassen wurden. Uraufgeführt wird Das Blaue vom Himmel am 1. August um 22.00 Uhr im Theater Next Liberty.

Reich und Schön wie auch die Kindertheater 5 vor Zirkus und Anton, Luka und Benjamin sind weitere Produktionen in Zusammenarbeit mit Theater Irrwisch aus Österreich, Theater Zwo und Corakor aus Deutschland.

La Strada und das Theater am Ortweinplatz
Der Blick verändert alles. Wo die einen nur Trödel sehen, erspähen De Spullenmannen aus den Niederlanden in ihrem Stück MORE Utensilien zu einer surrealen Welt, in der nichts Nutzloses existiert. Lampen, Lupen, Sägen, Toaster, alte Rekorder und anderes Gerümpel: all das führt sich hier quicklebendig und ziemlich übergeschnappt auf. Ganz nebenbei wird im seltsamen „Ministerium der nicht mehr gebrauchten Güter“ die Frage gestellt, wo eigentlich genau im Überfluss das Glück verborgen liegt. Am 2. und 3. August, jeweils ab 19.00 Uhr im Theater am Ortweinplatz.

Ebendort herrscht TERROR IM IDYLL wenn das Ensemble Materialtheater aus Deutschland alle 18 Romane von Ludwig Ganghofer in nur 70 Minuten spielt. Wahrscheinlich gewinnen gerade Ganghofers Romane wie Herrgottschnitzer, Edelweißkönig und Klosterjäger durch Textstraffung, die zwei merkwürdige Narrengestalten vornehmen. Zum Weinen schön – und so schön böse! Termine sind der 4. und 5. August, jeweils um 19.00 Uhr.

Von der Freiheit ist ja viel die Rede, vom Gefangensein dagegen wenig: Kaufmann & Co drehen mit der Uraufführung von einWANDfrei den Spieß um und machen die Gefangenschaft zum Thema, erforschen Verhaltensmuster unter Extrembedingungen. Die deutsch-österreichisch-französische Produktion kombiniert Schauspiel, Figurentheater und Livemusik dieser konzentrierten, poetischen und humorvollen Untersuchung, die viele mögliche Formen des Gefangenseins spielerisch überhöht. Am 31. Juli und 8. August, jeweils um 19.00 Uhr im TaO.

Wenzel Mracek

Karten für La Strada gibt es ab sofort bei Graz Tourismus, Herrengasse 16, bei allen Ö-Ticket Stellen und online unter www.lastrada.at

 

 

  Flätthüntschsauft von Christina Zurfluh


Spanien in Graz: Vielleicht ziehen Harnoncourts Opernaufführung und die Joanneumausstellung Blicke auf Carmen weitere Kreise als ursprünglich geplant. Das Allemannische wird uns im so genannten südbairischen Sprachraum Befindlichen wohl weiterhin ein sprichwörtlich spanisches Dorf bleiben. Über den zweifellos faszinierenden Titel Flätthüntschsauft der Ausstellung von Werken Christina Zurfluhs im Studio der Neuen Galerie soll hier vorsichtshalber nicht weiter sinniert werden, es könnte neben jeder Assoziation auch etwas ganz anderes gemeint sein.

A L F, 2004, ca. 550 x 180 x 180 cm, Gummi, SEWA-cryl Black space-factory, 2004, 213 x 144 cm, Acryl, Lack, Papier

In Zeichnungen, Malerei und Plastik entlässt die in der Schweiz geborene und in Wien lebende Christina Zurfluh den Betrachter aber ebenfalls in ein Labyrinth assoziativer Topoi der Kunstgeschichte des 20 Jahrhunderts, voraus die Frage nach Abstraktion, Informel oder Erinnerungen an Landschaften, die man in schichtweisen Verfahren von Malerei, durch freilegen tieferer Farbschichten und Collagieren entstanden, zu finden vermeint. Bestärkt glaubt man sich durch eine Baumplastik im Raum, die auf die Auseinandersetzung mit der Landschaft zu verweisen scheint. Doch nichts davon! Der Baumstamm ist ein Kunstgebilde aus glasfaserverstärktem Kunststoff, ein Abbild des Abbildes, reduziert um jeden Wirklichkeitsgehalt oder im Sinn Baudrillards, zweite Wirklichkeit generierend. Die großflächige Malerei, in Gestik und durch Dripping technisch an de Kooning, Pollock, vielleicht Georges Mathieu erinnernd, entsteht aus einer écriture automatique in Kombination mit kalkulierten Eingriffen wie Abkleben und Übermalen. Die Bilder stehen für die Konstruktion durch Farbe und den Versuch, Form und Inhalt in Deckung zu bringen. Ein Faktor, der aus den Überlagerungen und Freilegungen allerdings zu lesen ist, ist die manifeste Darstellung der Zeit im abstrakten, eher aber informellen Bild, die sich nicht über realistische Inhalte oder Erzählung, vielmehr über technische Entwicklung der Strukturen abzeichnet.

Wenzel Mracek

Flätthüntschsauft von Christina Zurfluh ist bis zum 17. Juli im Studio der Neuen Galerie zu sehen
Informationen unter www.neuegalerie.at

 

 

  Es spielt sich wieder ab – Saison 2005/06 im Next Liberty


52.000 Zuseher besuchten in der Spielzeit seit 10. Dezember des Vorjahres das Jugendtheater Next Liberty und seine Produktionen mit und in der Grazer Oper, On Tour und natürlich im eigenen Haus, der neu adaptierten Grazer Thalia. Intendant Michael Schilhan präsentierte das Programm für die erste Voll-Saison 2005/06 mit „klugen Stücken für junge Leute“, die aber durchaus auch das Interesse von älteren Jugendlichen und Erwachsenen wecken sollten.
Unter den 13 Stücken der kommenden Spielzeit finden sich zwei Uraufführungen wie die Superhenne Hanna als Dramatisierung des Kinderbuches von Felix Mitterer in der Inszenierung von Michael Schilhan. Unter dem Thema Tierschutz und Zusammenhalt nimmt die Superhenne den Freiheitskampf für artgerechte Tierhaltung selbst in die Hand; empfohlen ist das Stück für Kinder ab sechs Jahren, Premiere ist am 21. Jänner 2006. In einer österreichischen Erstaufführung zeigt Next Liberty ein Stück von Walter Kohl zum Problem von Selbstverletzungen unter Jugendlichen: Inszeniert von Susanne Zöllinger ist Ritzen ein Monolog der 14 Jahre alten Fritzi, der von sozialen und psychischen Voraussetzungen der Autoaggression handelt – Premiere am 5. Mai und empfohlen ab 14 Jahren.

Susanne Zöllinger bringt auch Erich Kästners Roman Emil und die Detektive für Kinder ab sechs Jahren auf die Bühne: Mit Premiere am 5. Oktober verfolgen Emil, Gustav mit der Hupe, Pony Hütchen und ihre Freunde den zwielichtigen Grundeis durch Berlin. Steffen Höld bearbeitet und inszeniert William Shakespeares Klassiker Romeo und Julia zum Thema Leben, Liebe und Leidenschaft für Jugendliche und jugendliche Erwachsene ab 14 Jahren; Premiere ist am 18. November.

In der Grazer Oper kommt nach einer Bearbeitung von Maurizio Nobili und Markus-Peter Gössler das Kindermusical Der Zauberer von Oz, frei nach der Erzählung von Lyman Frank Baum, zur Aufführung. Diese größte Produktion inszeniert Maximilian Achatz mit Premiere am 26. November.
Eine Bühnenbearbeitung von Francis Goodrich und Albert Hackett inszeniert Astrid Ranner: Das Tagebuch der Anne Frank zeichnet ein Porträt der damals Vierzehnjährigen nach ihren Aufzeichnungen zwischen 1942 und 1944, versteckt in einem Amsterdamer Hinterhaus. Nach Denunziation starb Anne Frank 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Typhus. Empfohlen ist diese Produktion mit Premiere am 17 März für ein Publikum ab 12 Jahren, außer Frage jedenfalls steht die Aktualität des Themas.

Die Reihe Unser kleines Opernhaus findet ihre Fortsetzung in der Bearbeitung der Mozartoper Die Entführung aus dem Serail, mit Premiere am 5. April, durch Marguerite Dunitz-Scheer und Robert Fischer unter Mitarbeit von Maurizio Nobili, dem Orchester des Musikgymnasiums Graz und dem Kammerorchester des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums. Zuvor schon ist die Grazer Oper zu Gast im Next Liberty: Hans Werner Henzes Pollicino, eine musikalische Bearbeitung des Märchens vom Däumling mit der Singschul’ der Oper und dem Grazer Kammerorchester ist ab 11. Februar zu hören und zu sehen. Wieder aufgenommen wird Kinder zaubern Flöte ab 21. September.

Ebenfalls zu Gast ist das Theater Mundwerk in einer Zusammenarbeit mit den Minoriten ab 11. Oktober mit Andri Beyelers tierischem Vergnügen über’s Nörgeln und Zusammenleben: Die Kuh Rosemarie oder: Warum darf ein Schwein kein Schwein sein? Und das Mariagrüner Kindertheater gibt ab 21. Oktober Das Einhorn und der Zauberer.

Zum Programm des Jugendtheaters Next Liberty gehört inzwischen ein Angebot für ReferentInnen: Unterrichtsmaterialien für LehrerInnen werden auf Wunsch zur Verfügung gestellt bzw. werden auch Einführungen in Schulen angeboten. Anfragen können an Sandra Marak und gerichtet werden.

Wenzel Mracek

Informationen zu Programmterminen und Abos unter www.theater-graz.com

 

 

  Admont - Restaurierung der größten Klosterbibliothek der Welt


Schon bald nach ihrer Fertigstellung im Jahre 1776 wurde die Admonter Bibliothek als „achtes Weltwunder“ bezeichnet. Mit ihrer Länge von 70 Metern, ihrer Breite von 14 Metern und ihrer Höhe von rund 13 Metern ist sie die größte Klosterbibliothek der Welt. Der künstlerisch reich ausgestattete Bibliothekssaal mit 90.000 Büchern wurde seit seiner Fertigstellung noch niemals einer Gesamtrestaurierung unterzogen - weder in Bezug auf bauliche Maßnahmen noch in Bezug auf den Bücher-Bestand. Ein solches Gesamt-Restaurierungs-Projekt von nationaler und historischer Bedeutung wird im Zeitraum 2004 bis 2008 nun durchgeführt. Sieben Restauratorenteams aus den Bereichen Papier, Wandmalerei, Holz, Metall, Stuck und Stein arbeiten an der Restaurierung und Konservierung der Bücher, der künstlerischen Ausstattung und der Bausubstanz.

 

 

14. Internationales Tanztheaterfestival Graz


Die Internationale Bühnenwerkstatt Graz feiert ihr 14-jähriges Bestehen. Konzept der Bühnenwerkstatt ist es, hochkarätige und international renommierte Künstler und Pädagogen nach Graz einzuladen, wodurch sich inzwischen österreichische Nachwuchskünstler als BotschafterInnen für Grazer Tanz und Tanztheater im Ausland erweisen konnten.

In diesem Jahr stellt die vormalige Leiterin des Balletts der Volksoper Wien, Liz King, erstmals und im Rahmen der 14. Bühnenwerkstatt ihr Tanzprojekt Fake Space mit AsylwerberInnen vor. Präsentiert wird das Projekt am Dienstag den 19. Juli um 21.00 Uhr wie alle folgenden Veranstaltungen im Theater im Palais der Kunstuniversität Graz in der Leonhardstraße 15.

Mit einer seiner persönlichsten Arbeiten kommt der brasilianische Soloperformer und Artistic Director der Biennale in Venedig, Ismael Ivo, nach Graz. Delirium of a Childhood handelt vom Schmerz und dem Leiden der Kinder jenes Kontinents, die die Vorfahren Ivos einst unter Zwang verlassen mussten – am Dienstag, 12. Juli um 21.00 Uhr.

Am folgenden Donnerstag, 14. Juli um 21.00 Uhr, führt das Do-Theatre St. Petersburg mit Sleep … less … ness in ein Haus nächtlicher Ideenspiele, in ein mysteriöses Reich des Seins, in dem der Mensch in die Tiefe der Gedanken und Sinne taucht.

Die Schweizer Compagnie Drift zeigt am Sonntag, dem 17. und Montag, dem 18. Juli, jeweils ab 21.00 Uhr humorvoll surreales Tanztheater mit Machine á Sons, geprägt von Dada und Absurdität.

Araca von Galván&Marini ist die Geschichte einer kleinen südamerikanischen Heldin in ihrem Kampf um die Freiheit – am Donnerstag, 21. Juli.
Im Rahmen des Tanzsommer Graz ist von 19. bis 24. Juli im Grazer Opernhaus Tocororo, ein kubanisches Märchen in der Choreographie von Carlos Acosta zu sehen.

Informationen unter www.buehnenwerkstatt.at bzw. www.tanzsommer.at

 

 

  Bilanz des Schauspielhauses Graz


Mit einer hervorragenden Auslastung endet für das Schauspielhaus Graz die Saison 2004/2005. In dieser fünften Spielzeit unter der Direktion von Matthias Fontheim wurde das Schauspielhaus in eine GesmbH umgewandelt und präsentiert auch in diesem Jahr eine beachtliche Bilanz: 81.740 Besucherinnen und Besucher wurden gezählt, die Gesamteinnahmen liegen bei 1.037.000 Euro. Von Mitte September bis Ende Juni konnten alle Spielstätten eine Gesamt-Auslastung von 87% verzeichnen, die Abonnements stiegen in der letzen Spielzeit um 7%.

Die publikumsstärksten Neu-Inszenierungen im großen Haus waren Amadeus (von Peter Shaffer, Regie: Cornelia Crombholz) mit einer 92%-igen Auslastung, Frühere Verhältnisse (von Johann Nepomuk Nestroy, Regie: Gottfried Breitfuß) mit 80% und Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte … (von Elfriede Jelinek, Regie: Elisabeth Gabriel) mit 75%. Der Dauerbrenner Janis Joplin (von Thomas Guglielmetti, Regie: Matthias Fontheim) feierte zu Spielzeitende seine 63. und letzte Vorstellung und war mit einer Auslastung von 95% nahezu immer ausverkauft!

Auf der Probebühne zählen Die Blendung (Uraufführung nach Elias Canetti, Regie & Dramatisierung: Friederike Heller) mit 87%-iger Auslastung, Die sexuellen Neurosen unserer Eltern (von Lukas Bärfuss, Inszenierung: Cornelia Crombholz) mit 95 % und Endstation Sehnsucht (von Tennessee Williams, Inszenierung: Barbara Weber) mit 98,5% Auslastung zu den meistbesuchten Neuinszenierungen der vergangenen Spielzeit.

Das Schauspielhaus, Graz eröffnet nach der Sommerpause am 23. September mit der Premiere von Shakespeares Was ihr wollt unter der Regie von Matthias Fontheim die Spielzeit 2005/2006. Am darauf folgenden Tag kommt es zur Uraufführung von Johannes Schrettles Dein Projekt liebt dich, inszeniert von Cornelia Crombholz. Abgerundet wird das Eröffnungswochenende mit der Premiere von Späte Gegend von Lida Viniewicz auf der Ebene 3 am Sonntag, den 25. September.

 

 

  LR Kurt Flecker: Gegen „Klumpfuß List-Halle“, für emanzipatorische Kulturpolitik


Mit Sozial-Landesrat Dr. Kurt Flecker, Mitglied des Aufsichtsrates der neu konstituierten steirischer herbst Kulturveranstaltungs-GesmbH, sprach KORSO-Herausgeber Christian Stenner über die Zukunft des steirischen Avantgarde-Festivals angesichts der Probleme um dessen teure Location – und über Perspektiven für die steirische Kulturpolitik.

Herr Landesrat, wie geht der Aufsichtsrat der herbst-GesmbH mit dem finanziellen Desaster um, das auf die hohen Kosten der Helmut-List-Halle zurückzuführen ist?

Im Aufsichtsrat stand zur Debatte, dass der steirische herbst die Halle 60 Tage im Jahr zu einem bestimmten Mietpreis anmieten solle. Die Intendantin hat daraufhin festgestellt, dass die List-Halle für Festivals dieser Art nicht ideal ist – und dass es ihr unter Beachtung ihrer künstlerischen Verantwortung sehr schwierig bis unmöglich erscheint, eine 60-tägige Benützung der Halle zu garantieren. Ich habe festgehalten, dass ich nicht gewillt bin, Nebenabreden zu erfüllen, wonach die neu konstituierte Gesellschaft für Verträge geradestehen soll, die irgendjemand irgendwann geschlossen hat und die nichts mit dem neuen steirischen herbst zu tun haben. Angeblich soll es in Kürze zu einem Gespräch zwischen Professor List und Vertretern der Stadt und des Landes kommen; ich bin schon gespannt, was dabei herauskommt. Ich kann mich jedenfalls des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass wir manchmal Mäzene feiern, deren Mäzenatentum die öffentliche Hand erst möglich gemacht hat, indem sie ihnen zu gehörigem wirtschaftlichem Vorteil verholfen hat.

Wenn Veronica Kaup-Hasler sagt, sie kann die Halle nicht sinnvoll bespielen, müsste man ja konsequenterweise auf einen Auszug des herbst aus der Halle hinsteuern.

Soweit der herbst die Halle künstlerisch sinnvoll bespielen kann, zahlt er auch die Miete – die ich angesichts des Betrages, der von Seiten des Landes hinein geflossen ist, für deutlich überhöht halte. Wir werden jedenfalls nicht Miete für etwas zahlen, wovon wir keinen Nutzen haben.

Wer wird dann den Vertrag mit dem Halleneigentümer erfüllen?

Auf dem Vertrag bleiben dann die alte Herbst-Gesellschaft und die Gebietskörperschaften Stadt und Land sitzen; dann muss die alte Gesellschaft, die ja das Management der Halle innehat, dieses Management eben entsprechend intensiv betreiben. Ich sehe nicht ein, dass der neue steirische herbst diese Halle als Klumpfuß angehängt bekommt.

Sie haben immer auch Projekte an der Schnittstelle Soziales/Kultur gefördert und sind nun im Aufsichtsorgan des steirischen herbst aktiv – wollen Sie sich in Hinkunft stärker der Kulturpolitik widmen?

Mein kulturpolitisches Interesse ist groß und steht in einigem Gegensatz zur aktuellen steirischen Kulturpolitik, die sich von Events beeindrucken lässt, die irgendwo zwischen Mateschitz, Moik und Toni Maier angesiedelt sind. In diesem Umfeld hat sich zudem eine Kulturempfangsgesellschaft entwickelt, deren Protagonisten sich bei den diversen Veranstaltungen zum netten Geplaudere treffen und dort als Fettauge auf der Kultursuppe schwimmen.
Ich meine hingegen, dass Kulturpolitik auch soziale Verantwortung hat – sowohl den Kunstschaffenden als auch den KonsumentInnen gegenüber. Nach meinem Verständnis soll Kulturpolitik dort fördern und zur Seite stehen, wo Emanzipation notwendig ist, und nicht dort, wo sich Betuchte treffen.

Heißt das auch, dass es ein politisches Ziel sein wird, das Kulturressort wieder in sozialdemokratische Hände zu bekommen?

Kulturpolitik ist eine große gesellschaftspolitische Aufgabe, und ich interessiere mich persönlich dafür – was nicht heißt, dass ich mit allen Fasern meines Herzens das Kulturreferat anpeile. Man soll sich aber überlegen, dass es ein starkes Zeichen des Landes ist, welche Person die Kulturpolitik zu verantworten hat.

Eine einschneidende kulturpolitische Entscheidung war die Gründung der KulturServiceGesmbH, die einen erheblichen Anteil des Kulturbudgets in Verwaltung bekommen hat und deren Ausgaben natürlich wesentlich weniger kontrollierbar sind als jene des Ressorts …

Ich habe nichts dagegen, wenn sich eine ausgegliederte Einheit der öffentlichen Hand mit der Vermarktung eines Kulturprogrammes beschäftigt. Was Konstruktion und Besetzung der Geschäftsführung mit einem ehemaligen Sekretär der ÖVP betrifft, sind wir vor vollendete Tatsachen gestellt worden, wir konnten nur durchsetzen, dass nicht ein Verein, sondern das Land selbst Eigentümer der Gesellschaft ist. Es wird Aufgabe der Kulturpolitik sein, die KSG auf eine Linie der Verantwortung dem Steuerzahler gegenüber zu bringen; derzeit kümmert man sich dort offenbar mit dem Ziel der Erhöhung der eigenen Bedeutung um Dinge, die nichts mit den ursprünglich gesetzten Zielen zu tun haben.

Skizzieren Sie ein paar Eckpfeiler Ihres Kulturverständnisses …

Besonders Graz sollte sich in seiner Tradition als Ort des Experimentes, der Progressivität und der Toleranz darstellen, und: Wir müssen von der Förderung von Veranstaltungen für die betuchte Brötchen-Gesellschaft abkommen. Auch wenn ich z.B. den Jazzsommer von seinem musikalischen Angebot her sehr gut finde, so dient er vorwiegend als Tummelplatz für Personen, die auch bei jedem Empfang des Landes auftauchen und die sich durchaus eine Eintrittskarte leisten könnten. Hier wie bei anderen Veranstaltungen – z.B. auch bei der Styriarte – müssen Konzepte entwickelt werden, wie man den Zugang sozial schwächerer Schichten zur Kultur fördern könnte. Das gilt im Übrigen durchaus auch für den Bereich qualitativ hochwertiger Rock- oder Popkonzerte, wo die Höhe der Eintrittspreise de facto ein Eintrittsverbot für die meisten Jugendlichen darstellt. Kultur der Spitzenklasse darf nicht den finanziellen Eliten überlassen bleiben.
„Kultur der Spitzenklasse darf nicht finanziellen Eliten überlassen bleiben“

Wenn man diese Anforderung auch an den steirischen herbst anlegt: Ist diese Verbreiterung der Publikums-Basis mit der neuen Intendantin gewährleistet?

Mein Eindruck war, dass Veronica Kaup-Hasler stark auf eine Verankerung des steirischen herbstes in der Bevölkerung abzielt – zum Beispiel durch Einrichtung einer Art open house, das es ja schon mal gegeben hat, weiters durch die stärkere Einbindung jüngerer österreichischer KünstlerInnen. Das ist doch eine andere Herangehensweise als die in jüngster Zeit gepflogene, wo man mit dem fünfundzwanzigsten Wolfi-Bauer-Aufguss Mut beweisen wollte. Ich mag Wolfi Bauer, aber das ist Reminiszenz und nicht Avantgarde.

Die Dichotomie, die’s bei den RezipientInnen gibt, ist auch bei den KulturproduzentInnen gegeben; die Förderungen konzentrieren sich auf ein paar große Player, die kleinen Initiativen bekommen die Brosamen …

Das gerade beschlossene neue Kulturförderungsgesetz wird hier Einiges zum Positiven wenden. Ziel muss jedenfalls auch die Förderung innovativer Kulturinitiativen außerhalb von Graz sein, weil ja die Menschen in den Gemeinden auch ein Recht darauf haben etwas anderes zu erleben als herzhafte steirische Kultur, die ja vom Kollegen Schöggl ohnehin in idealistischer Weise unterstützt wird.

 

 

Grazer Kunst im öffentlichen Raum seit 1945


„Zwischen dem Schmuck von Gebäuden und Plätzen sowie der pointierten, nicht auf den ersten Blick entschlüsselbaren Zeichensetzung pendeln die künstlerischen Angebote hin und her: Im Grunde also zwischen einem eher als Kunstwerk identifizierbaren Objekt und einer das standardisierte Alltagsleben kommentierenden wie konfrontierenden Gestaltungs- und Handlungsform, die intensive Aufmerksamkeit einfordert“, heißt es im Vorwort zu einer von Univ. Doz. Dr. Werner Fenz herausgegebenen Publikation zur Kunst im öffentlichen Raum von Graz seit 1945. Unter Mitarbeit von Birgit Kulterer und Eva Martischnig ist Fenz seit mehr als zwei Jahren mit der Erfassung, Dokumentation und Analyse der Kunst in öffentlichen Bereichen des Stadtraumes beschäftigt.

Die Arbeiten führten bisher zur Einrichtung der Website OFFSITE_GRAZ auf dem Kulturserver (http:///offsite.kulturserver-graz.at) und zur Herausgabe des OFFSITE.GRAZ.shortguide, der 40 Kunstwerke verzeichnet, die in einer Aktion der Intro-Graz-Spection mit Informationstafeln versehen wurden.

Am 14. Juli, um 18.00 Uhr wird „offsite graz. Kunst im öffentlichen Raum“ im Hof des ehemaligen Dominikanerklosters in der Dreihackengasse präsentiert. Wenzel Mracek führte mit Werner Fenz ein Gespräch.

Worin unterscheiden sich Buch und Website?

Fenz: Die Website enthält eine Fülle von Material, vor allem viele Fotos, in einer umfassenden Übersicht. Ich war seit ungefähr 20 Jahren an einer übersichtlichen Zusammenfassung der Kunst im öffentlichen Raum interessiert, weil dieser Bereich zwar immer in aller Munde ist und auch theoretisch in etlichen Arbeiten behandelt wurde, eine ausführliche Bearbeitung anhand bestehender Beispiele stand für den Grazer Raum aber noch aus. Im Buch nun setzen wir an Bruchlinien an, wo sich die Sprache verändert, wo aus den Wandmalereien der Kunst am Bau vielschichtigere und komplexere Gestaltungen werden wie etwa am Beispiel Stab-Stollen an der Biochemie am Felix-Dahn-Platz von Ertl, Schmeiser-Cadia und Winklhofer aus dem Jahr 1991. Die ehemalige künstlerische Ausgestaltung wird hier zu einer Reaktion der Künstler auf den Bau als Funktionsraum. Wir haben das Buch in acht Kapitel unterteilt, in denen wir thematische Konzentrationen vornehmen wie Auf der gesellschaftlichen Bühne, Schauplatz Stadt, Kontexte zur Architektur oder uns speziell mit Brunnenkunstwerken beschäftigt haben.

Wie weit reicht der öffentliche Raum?

Wir haben uns nicht gescheut, wirkliche Grenzthemen zu bearbeiten. Ein Skulpturenpark ist genau genommen kein öffentlicher Raum, sondern gleicht eher einem Freilichtmuseum. Ein anderer Grenzbereich ist der Sakralraum als eigenes Kapitel.

Aber auch dieses Kapitel behandelt die Kunst seit 1945?

Ja. Allerdings haben wir auch frühere Beispiele zum Vergleich herangezogen wie etwa den Taubenbrunnen am Schlossbergplatz. Die Inhalte führen bis zu jüngsten Arbeiten von Kunst Abseits vom Netz oder Wochenklausur, die deutlich von einem sozialen oder performativen Aspekt getragen sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Ersten sind, die in ein Buch zur Kunst im öffentlichen Raum auch temporäre Projekte aufgenommen haben, darunter viele im Steirischen Herbst, von <rotor>, dem Forum Stadtpark oder dem Grazer Kunstverein. Für wichtig halte ich diese Dokumention temporärer Kunst, weil sich gerade hier die Sprache in den Objekten radikaler gebärden kann – nachdem das Werk nach einer bestimmten Frist ja wieder verschwindet – und weil temporäre Kunstwerke im öffentlichen Raum für Graz sehr typisch sind und gerade hier sehr hohe Qualität präsentiert wurde und wird.

Ist an weitere Publikationen hinsichtlich künftiger Projekte von Kunst im öffentlichen Raum gedacht?

Es sollte bald ein weiterer Band notwendig werden. Mit der Website können wir jedenfalls schnell auf neue Entwicklungen reagieren und im Abstand von zwei Jahren könnte ein neues Buch erscheinen – wenn die Kunst im öffentlichen Raum weitergeht. Dafür gibt es ja positive Signale im neuen steirischen Kulturförderungsgesetz, das in einer Erweiterung der Kunst am Bau jetzt einen Passus für Kunst im öffentlichen Raum beinhaltet.

Werner Fenz (Hrsg.): offsite graz. Kunst im öffentlichen Raum. Graz 2005 (Leykam Verlag), ISBN: 3-7011-7496-2, Eur 29,90

In Zusammenarbeit mit dem Herausgeber und dem Leykam Verlag verlost KORSO drei Exemplare von offsite graz beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

  Geschäftsbericht des Landemuseums Joanneum 2004 – Das Jahr danach


Intendant Peter Pakesch und Direktor Wolfgang Muchitsch sprechen vom Jahr 2004 als vom „zweiterfolgreichsten Jahr in der Geschichte des Landesmuseum Joanneum“. Gemessen an den BesucherInnenzahlen wird das Kulturhauptstadtjahr in nächster Zeit wohl nicht mehr zu überbieten sein, wenngleich das Joanneum durch neue Einrichtungen, den erstmaligen Ganzjahresbetrieb des Kunsthauses oder etwa durch Synergie mit der Landesausstellung 2004, Die Römer, eine Erweiterung der Infrastruktur und des Ausstellungsaufkommens verzeichnet. Einem BesucherInnenwachstum in den ständigen Schausammlungen der Museumsgebäude in der Raubergasse, dem Schloss Eggenberg, Alte Galerie, Zeughaus, Schloss Trautenfels, Volkskundemuseum u.a. von 341.425 gegenüber den 289.625 BesucherInnen im Jahr 2003 steht so ein Gesamtbesucheraufkommen von 576.803 im Vorjahr zu 652.656 im Jahr 2003 gegenüber.

Intendant Peter Pakesch, Aufsichstratsvorsitzender Franz Marhold, Direktor Wolfgang Muchitsch

Mit 1. Oktober 2004 trat mit der Landesmuseum Joanneum GmbH eine neue Organisationsstruktur in Kraft, wodurch nun Aufgaben, die vormals in der Landesverwaltung geregelt wurden, in Eigenverantwortung wahrgenommen werden müssen. Betroffen sind u.a. die Bereiche Personalwesen, Lohnverrechnung, Rechnungswesen und Bauangelegenheiten, hinzu kam der Aufbau einer Betriebsorganisation und Verwaltung für das Kunsthaus Graz. Durch die interne Neuorganisation konnten wissenschaftliche Museumsbereiche (Natur, Kunst, Kultur und Volkskunde) von den Verwaltungsbereichen getrennt werden. Die der Geschäftsführung von Pakesch und Muchitsch unterstellten Departments bilden nun Abteilungen für Außenbeziehungen, KundInnenbindungen, Museumsservice, Interne Revision, Kaufmännische u. Personal-Abteilung und eine Technische Abteilung mit jeweils untergeordneten Funktionsstellen.

Dem Kuratorium in der Funktionsperiode 2003 bis 2008 steht als Präsident LH-Stv. a.D. Prof. Kurt Jungwirth vor, Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Univ.-Prof. Dr. Franz Marhold. Neubauten sind der Museumspavillon Flavia Solva, das Lapidarium und der Planetengarten im Bereich des Schlosses Eggenberg. Der Schlosspark Eggenberg ist damit auch Spitzenreiter aller Museumsabteilungen mit einem Besucheraufkommen von 129.381 im Vorjahr, damit um 16.106 mehr als 2003.

Mit 77 Ausstellungen am Landesmuseum wurde ein neuer Höchststand erreicht, vor allem Themenschwerpunkte und die Vernetzung der verschiedenen Sammlungen stehen für den Universalcharakter des zweitgrößten Museumskomplexes in Österreich. Ein Gastspiel im Schloss Herberstein, Stillleben aus der Sammlung der Neuen Galerie, bilanziert mit 42.455 BesucherInnen.

Als wichtigste finanzielle Kennzahl für das Landesmuseum ist der Selbstfinanzierungsgrad ausgewiesen, der für den Anteil der Gesamtausgaben (laufende Aufwendungen, Sammlungsankäufe und Investitionen) steht, die das Unternehmen durch Eigenerlöse zu decken imstande ist. Diese Kennzahl bewegt sich um die 10-Prozent-Marke und liegt damit im Schnitt der österreichischen Landesmuseen. Ein Online-Management-Informationssystem, das für die Geschäftsführung entwickelt wurde, beinhaltet auch ein Ampelsystem, das jederzeit erhebliche Soll-Ist-Abweichungen im angeführten Bereich anzeigt, vor allem aber liefert dieses System die Entwicklung der wichtigsten Kennzahlen, des Personalstandes, der Besucherzahlen pro Abteilung und Vergleichszahlen mit Mussen in Österreich und der Schweiz als Museums-Benchmarking. Die Zuschüsse des Landes Steiermark blieben gegenüber 2003 unverändert, dagegen sind die Personalkosten aufgrund des Gehaltsabschlusses der öffentlich Bediensteten und dienstaltersbedingten Vorrückungen gestiegen.

Für das Jahr 2005 wird eine Steigerung bei Sponsoringeinnahmen von derzeit 253.699 Euro prognostiziert, zudem werden kostenseitig Einsparungseffekte erzielt werden.

Wenzel Mracek

 

 

  Kulturpolitik in Diskussion Die regierende ÖVP verleiht Preise und Ehrenzeichen, die opponierende SPÖ diskutiert Kulturpolitik. Dazu lud die Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik zu einem Podiumsgespräch am Dienstag, 28. 6. in den KunstRaum im Palais Trauttmansdorff

Geschäftsführer Herbert Nichols-Schweiger stellte nach einer ironischen Paraphrase des Themas „Einmal Provinz und zurück. Kultur im Süden Österreichs" die drei Gäste vor: SozialLandesrat Dr. Kurt Flecker als Kulturbeobachter, Michael Petrowitsch, den Obmann der IG-Kultur als Kulturkämpfer und Dietmar Pflegerl, Intendant des Klagenfurter Stadttheaters als Kulturmacher. Letzterer, aufgehalten durch den Verkehr, kam erst sehr viel später. Das gab den anderen schon mal Gelegenheit loszulegen. LR Flecker bekannte sich zum mit dem herrschenden Neoliberalismus in Vergessenheit geratenen „erweiterten Kulturbegriff“; wobei es sicherlich nicht nur ihm mitunter schwer fällt, sich in der mittlerweile unscharf gewordenen Matrix aus Hoch- und Massen? – oder Volkskultur zu bewegen. Der Soziallandesrat grenzte sich jedenfalls klar von der Vorliebe des ehemaligen SPÖ-Landeshauptmannes und Kulturreferenten Schachner für Großveranstaltungen ab.

Michael Petrowitsch, Obmann der IG-Kultur, forderte (neben vielem Wahren und Schönen), einen Diskurs der Parteien auf höchster Ebene. Aber worüber denn? Wahr und schön von Petrowitsch war, dass die Kulturförderung in der Steiermark gemeinsam mit der Kärntens und Burgenlands im letzten Drittel Österreichs liegt und die freien Initiativen zum Fleisch der Kulturpolitik gehören. Fleisch ist ungesund und daher ist man sehr genau bei kleinen Beträgen. Bei den größeren dürfen schon mal Pannen passieren.

Irgendwann kam dann Dietmar Pflegerl und erzählte erstaunlich abgeklärt von seinen Kämpfen in Klagenfurt. Nicht dass der Intendant als Macher die Professionalisierung, die vertikale und horizontale Ausdifferenzierung des Kulturbetriebes analytisch besser im Griff gehabt hätte. Aber als Macher, als Überzeugungstäter, war er nicht nur luzid, sondern auch unterhaltsam. Und er monierte, dass die Kulturpolitiker Spitzenposten und Aufträge vermehrt an Landesfremde vergeben. ... Möglicherweise ganz im Sinne Hanns Korens, ganz im Sinne der Vermeidung der „Provinz“.

 

 

Sanierung des Grazer Burgtors


Im Süden der Grazer Burg, einem ausgedehnten Baukomplex, ursprünglich an der mittelalterlichen Stadtmauer gelegen, ehemalige Residenz Kaiser Friedrichs III. und bis 1619 des Innerösterreichischen Hofes und jetzt Sitz der Steiermärkischen Landesregierung, befindet sich das „St. Gilgentor“ oder „Tor gegen die Graetz“ (den Grazbach).

Das Burgtor, wie es heute genannt wird, eines der zwei noch erhaltenen von den einst elf Stadttoren, wurde 1346 erstmals genannt und ist eine tonnengewölbte Durchfahrt mit abgefasten Spitzbogen-Steintoren. Um 1566/1567 wurde es an der Ostfront durch zweigeschossige Säulenarkaden, jetzt verglast, und Pfeilerarkaden, die zuletzt 1952 erneuert wurden, erweitert. Seine ehemalige Spätrenaissance-Bekrönung, ähnlich jener des Landhauses, wurde 1676 entfernt. Die beiden Fußgängerpassagen sind in den Jahren 1873 (der nördliche Durchgang) und 1934 (der südliche Durchgang) ausgebrochen worden. Aus aktuellem Anlass sei erwähnt, das der gotische Torturm ab 1479 etwa über drei Jahrhunderte unter anderem wegen der Türkengefahr fest verriegelt war, die Zeiten aber ändern sich.

In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt renoviert derzeit das Amt der Steiermärkischen Landesregierung das Burgtor. Das Projektmanagement obliegt der Landesimmobilien-Gesellschaft mbH, die Sanierungsplanung hat das Büro DI Zechner übernommen und Hubert Schwarz betreut dieses Projekt als Restaurator.

Landeskonservator HR Friedrich Bouvier zeigt sich mit dem Fortgang der Arbeiten höchst zufrieden: „Die Renovierung war durch Musterarbeiten im Bereich der ehemaligen Trafik gut vorbereitet, die uns auch Hinweise auf die ursprüngliche Färbelung erbrachten. Die vorgefundene alte Putztechnik wurde zur Renovierung angewendet. Das Burgtor wird nach Fertigstellung der Arbeiten dem historischen Zustand entsprechen.“

– kg –

 

 

  Breths Carmen: Sichtbeton statt Folklore


Seit die Massenkultur mit schreibkräftiger Hilfe der Kulturwissenschaftler ihren Eingang in den offiziellen Kulturbetrieb gefunden hat, laufen kritische Erregungen am ehesten noch im Musiktheater ab. Das führt zu folgendem Paradoxon: Wenn eine Operninszenierung schlecht besprochen wird, kann man sich meist drauf verlassen, dass es sich um eine interessante, oft außergewöhnliche Arbeit handelt. Nach diesem Paradoxon bedeutete eine sehr gute Kritik der styriarte-Aufführung von Bizets „Carmen“ in der Inszenierung von Andrea Breth und unter der musikalischen Leitung von Nikolaus Harnoncourt also Mittelmaß – aber das Gegenteil war der Fall. Die Regisseuse hat für Bizets spanische Version der „belle dame sans merci“ den Grundstein für eine neue Rezeptionsgeschichte gelegt.

Das Dreiecksdrama, in der die erbarmungslos leidenschaftliche Carmen den Brigadier Don José verführt, ruiniert, ihn aber später wegen des Matadors Escamillo verlässt und von dem eifersüchtigen Ex-Geliebten getötet wird, gehört einerseits zu dem Bild eines archaischen, sonnendurchglühten Südens.
Aber längst gibt es auch das andere Bild Spaniens oder Ibero-Amerikas; ein Bild trostloser Urbanität, hinter deren Mauern Frauen Zigarren für den Export drehen oder gelangweilte Folterknechte wenigstens die Zeit totschlagen. Andrea Breth hat sich dieses zweiten, kollektiven Bildes bedient. Annette Muschetz hat dazu petroleumfarbene Betonmauern auf Rollen gestellt, gut bespielbar, aber gelegentlich auch an die gefahrlose Modernität erinnernd, die in vorsichtigeren Opern ebenfalls gern gepflegt wird. Zu diesem längst überfälligen Paradigmenwechsel – Beton statt Folklore – hat Andrea Breth einen zweiten gesellt. Ähnlich wie Paul Schrader in seinem Film „Ein Trost für Fremde“ Venedig mittels künstlicher Säulen „orientalisiert“, „afrikanisiert“ die Regisseurin ihr Spanien mit einem frei erfundenen Afrikaner. Selbst wenn das Konzept gar nicht aufgehen würde, gehören die mit Hubert Kounde entwickelten Bilder mit zu den eindringlichsten des Abends. Indem der schwarze Magier dieser Carmen in ihrer Doppelbindung an Sex und Tod näher als jeder andere Spieler ist, zeig er auch eine alternative, nicht rationale Männlichkeit. Er zieht den toten Stier auf die Bühne, nimmt den Männern die phallischen Speere ab, schreibt in Zeitlupe den magischen, roten Kreis auf der Bühne, in dem sich die Tragödie (auch) ereignen wird.

Die dramaturgische Entscheidung Breths die Geschichte in Rückblicken aus der Perspektive des zum Tod verurteilten José erzählen zu lassen, ermöglicht diese zwischen Mythos und Erinnerung treibenden Bilder, die sich gegenüber Klischee und Polit-Realismus nachdrücklich behaupten.
Die Bedeutung der Inszenierung liegt in diesem neuen gelungenen Interpretationsangebot, das aber – anders als Konwitschny – ohne postmoderne Metabilder, also ohne Rückgriff auf die Rezeption auskommt.

In Carmen steckt eine allgemeine, politische Geschichte und eine individuelle Liebesgeschichte. Godard hat sich in seiner Filmversion „Vorname Carmen“ natürlich der ersteren zugewandt, Peter Brook in seiner sehr reduzierten Version wenig überraschend der individuellen. Andrea Breth wechselt den Focus: Abfallkinder, Chöre, die mit Zahnbürsten den Boden reiben und dergleichen wirken wie Spenden an die politische Korrektheit. Das individuelle Todesduo Carmen – Don José zeigt lebende Leichen, die sich an einem Bild abquälen, das sie sich einmal von ihrer Liebe machten.

Während Escamillo Egils Silins noch am ehesten der traditionellen Rolle des Matadors entsprach, muss man Kurt Streit für seinen Mut, einen allen Glanzes entkleideten Helden zu spielen, Hochachtung aussprechen. Wie sein Part kommt auch die Carmen von Nora Gubisch sicher, wenn auch ohne Glanz, über die Rampe. Harnoncourt hat Bizets Musik vom folkloristischen Flitter befreit, damit aber auch ihre Schwächen bloß gelegt. Eine Frage ist, ob diese doppelte Desillusionierung – inszenatorisch und musikalisch – nicht zu einer Redundanz geführt hat; ob nicht gerade mit größerem musikalischem Schmelz ein größeres, dialektischeres Aha-Erlebnis zu erreichen gewesen wäre. Ob es für die styriarte bzw. Steiermark sinnvoll ist, sich eine epochale Operninszenierung zu leisten, wenn man sie nur drei Mal in der Listhalle sehen kann, ist eine andre Frage. Aber ästhetisch ist das „Projekt Carmen“ dank Andrea Breth auf faszinierende Weise gelungen.

Wilhelm Hengstler

 

 

hugo keiper: garstige lieder (II)


Hugo Keiper, geboren 1955 in Graz; Studium der Anglistik und Germanistik in Graz und Oxford; Lehramt und Doktorat; Assistenzprofessor für englische Literatur an der Karl-Franzens-Universität Graz; Begann meine Laufbahn als 'Quartalslyriker’. Das politische Elend der letzten Jahre hat mir, wie ich glaube, den Weg zu jener lakonischen Knappheit und Genauigkeit des Ausdrucks gewiesen, die mir schon lange vorschwebt.

winterreise | sparvariante blindflug | reformstau rücksichtslos rechtsüberholen | talfahrt ohne haftung | talsohle erreicht | konjunkturmotor durchstarten | turbokapitalismus linksabbiegenverboten | crashkurs abwärtstrend bremsen | konjunkturgefälle speedkills speed kills | sparvariante ohne linke spur rechts halten | speed kills konjunkturkurve steigend kurs halten | abwärtstrend konjunkturflaute | sinkflug geisterbahn | speed kills rechts halten | konjunkturmotor
stotternd SOS | reformstau innovationsstau konjunkturbremse | schmiermittel ankurbeln | rechts halten kurswechsel | großer bahnhof | umsteigen konjunkturlokomotive | zügiges vorankommen am limit entgleisung | speed kills

helden 2000 | wo sind sie alle die helden warum schweigen sie die helden vom heldenplatze anno dazumal?
kristallwelten bauen sie theater wollen sie leiten und museen, festspiele, eliteunis auch verleger finden und subventionen | aha | nurs marleenchen steelzt
unverdrossen donnerstags wie ee und jee doch das versteht eeh keiner meer

orf-ige bemerkung | aus einem mück soll man keinen elefanten machen | schon gar nicht aber einen intendanten | da doch noch lieber einen elefanten
einen weissen

 

 

Annas Sommer im KIZ


„Verschwindet, ihr Geister“, sagt Anna (Angela Molina), während sie die Türen weit aufreißt zum glitzernden ägäischen Meer. Aber die Geister lassen sich nicht so leicht vertreiben. Ihr Mann Max (Herbert Knaup), den sie erst kürzlich verloren hat, ist genauso selbstverständlich bei ihr wie ihr verstorbener Vater Leon (Dimitris Katalifos), der sich in ihren Alltag einmischt und ihr weiterhin gute Ratschläge gibt. Während Anna mit der Entscheidung hadert, ob sie das alte Haus ihrer Familie verkaufen soll oder nicht, taucht die Vergangenheit immer wieder auf. Sie erfährt mehr über die Umstände der Deportation ihrer Großmutter Anna, sie beginnt die komplexe Beziehung ihrer Eltern zu begreifen, die sich im Londoner Exil kennen gelernt haben, sie entdeckt die leidenschaftliche Liebesbeziehung ihres Vaters zu einer jungen Frau namens Anna ...

Trotz all der Erinnerungen nimmt sie die sinnliche Gegenwart der Insel wahr. Sie schwimmt und kocht, sie tauscht Kochrezepte mit ihrer alten Freundin aus Kindertagen und sie lernt Nikola kennen und lieben, einen jungen Mann von der Insel, der seinerseits davon träumt, in einer Großstadt wie Berlin zu leben.

Hin und her gerissen zwischen ihren neuen Empfindungen, der Trauer um Max, den Entdeckungen über die Geschichte ihrer Familie, sucht Anna einen Weg durch das Labyrinth ihrer Erinnerungen. Sie wird schließlich einen Platz in ihrer eigenen Geschichte einnehmen. Sie braucht ihre Geister nicht mehr zu vertreiben; sie kann mit ihnen weiterleben.

Ein Film von Jeanine Meerapfel, Deutschland, Griechenland, Spanien 2001, 107 min., Farbe, 35mm, 1:1,85, Dolby SR.
Das KIZ Kino im Augarten zeigt außerdem im Kinosommer 2005 bis zum 6. August eine Retrospektive der Filme von Jim Jarmusch, 11 x Woody Allen vom 7. bis zum 28. August und 5 x Peter Sellers vom 27. August bis zum 5. September. Karten und Informationen unter Tel. 0316 82 11 86-0

Korso verlost in Kooperation mit dem Kino im Augarten 5 x 2 KIZ Eintrittskarten beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

  ZULM (X)
Fortsetzung von Willi Hengstlers Indien-Krimi „Zulm“


Max hatte mich zu seinem Erben eingesetzt, was unter anderem bedeutete, dass ich in seiner Wohnung bleiben durfte, bis der Mietvertrag auslief und ich mich nun um seine Sammlung von Tribal Art zu kümmern hatte. Unter seinen Papieren fand sich keine Spur, die zu Mayer, dem Internierungslager oder der unbekannten Tribal Woman führte, der Lala erst so verfallen gewesen war und die er dann hatte fallen lassen. Ironischerweise langte vier Wochen nach seinem Tod ein Schreiben des naturkundlichen Museums von Aarau ein, das alle Probleme des Lebenden gelöst hätte. Unter der Bedingung, dass er sich als wissenschaftlicher Leiter zur Verfügung stellte, wurde Max angeboten seine Sammlung als Kern einer neu einzurichtenden Abeilung in das berühmte Museum einzubringen. Großzügiges Gehalt und minimale Anwesenheit sollte die Abgeltung für die Kunstgegenstände darstellen. Vergeblich schlug ich den Herren aus Aarau vor, das Angebot doch auf mich zu übertragen. Auch mein Angebot die Sammlung billig zu erwerben wurde abgelehnt, weil sie ohne Experten wenig Sinn machen würde.

Der Monsunregen sickerte durch die Mauern und bildete große Seen auf den Fliesen, zwischen denen die Metallstatuetten eine unheimliche Spielzeugarmee bildeten: Reiter, die Gefangene an Ketten mit sich führten, Elefanten mit Sänften auf ihren Rücken, winzige Figuren für schwarzen Zauber, einen seltsamen Krieger mit wulstigen Gesichtszügen, der in jeder Faust ein Schwert hielt. Mir blieb nichts übrig, als Max düstere Möbel aus Südindien in Old Delhi zu verkaufen. Der Erlös reichte grade dafür, angelaufene Rechnungen zu begleichen, die Sammlung fachgerecht zu verpacken und zu Gudrun transportieren zu lassen. Ich behielt mir nur Max unförmige, aber wunderbar leichte Glock-Pistole, die nationale Gefühle in mir weckte. Als die leere Wohnung kein Versteck mehr bot, wickelte ich die Waffe in Plastik und befestigte das flache Paket mit Scotchband außen an der Mauer, hinter dem Kasten der AC.

Irgendwer hatte sie mal geliebt, irgendjemandes Mutter war sie mal gewesen

Pater Sechser schickte eine Postkarte mit der Einladung ihn in Pune zu besuchen. Der Pater war so einsam wie ich neugierig. Daran änderte weder sein unerschütterlicher Glaube etwas noch sein Jesuitenverstand. Die Schildkröte in dem leeren Becken der Mission mühte sich immer noch vergeblich an der Metallleiter ab. - Grübeln sie nicht so viel, sagte Sechser, mit über Neunzig nehmen Sie das Leben nicht so schwer. - Ihre Autobiografie erinnert mich an Occham’s Razor, sagte ich. - Entia non sunt multiplicanda sine necessitate, sagte er, aber deshalb sind Sie nicht gekommen. - Warum hat man Sie so lange im Internierungslager in Dehradun festgehalten? Einen Mann Gottes! Alle anderen wurden lange vor Ihnen freigelassen. - Wissen Sie, dass ich den Taj Mahal noch nie gesehen habe, sagte der Pater, über siebzig Jahre lebe ich in Indien und nun sterbe ich, ohne ihn gesehen zu haben!
- Ich bin kein Snob, sagte ich, ich habe ihn schon ein paar Mal gesehen, und er war jedes Mal schön. Sechser lächelte, weil er mich dort hatte, wo er mich haben wollte. - Und unterwegs haben wir sicher Gelegenheit über alte Zeiten zu reden. Als wir aufbrachen, hatte es die Schildkröte endlich auf die erste Sprosse geschafft.

Es macht wenig Sinn den Taj Mahal, der sich unentwegt mit dem Licht verändert, nur an einem Zeitpunkt des Tages zu betrachten. Ich führte Sechser durch das große Tor, gerade als die Kuppel aus dem Morgennebel des Yamuna auftauchte. Er verstand, dass man sich um den Taj herum bewegen musste, um seine vollkommene Symmetrie zu begreifen. Während die vier Minarette während unserer Umkreisung kleiner und größer wurden, kamen wir auf Aurangzeb, den Sohn Sha Jahans, der ein Kriegs- statt ein Bauherr gewesen war. - Mich erinnern diese Mogulreiche an unsere Wirtschaftimperien, sagte Pater Neuner. - Das Lala-Imperium? Wir standen auf der Terrasse des Taj und blickten über das Wasser der Yamuna, in dem ein Mahoud seinen Elefanten wusch. - Wenn das Mogul-Reich Lalas Imperium gleicht, und Sheila der Mumtaz Mahal, wer ist dann sein Sohn Aurangzeb, fragte ich.
- Sheila Lala hatte nur eine Tochter. Sehen Sie nur, wie sich jetzt der Marmor im Licht verfärbt! Von der Uferböschung auf der anderen Seite des Flusses, die kaum von Fremden aufgesucht wurde, blickten wir viel später hinüber auf die Rückseite des Taj Mahal. - Aber es gab einen Sohn?, fragte ich.
- Lala hat Kurshed nie anerkannt. Ogrisegg musste für ihn die Verantwortung übernehmen. - Was vermutlich sein Leben ruiniert hat, sagte ich. Und die Mutter? - Eine Tribal von den Khonds. Sie war die Unschuldigste und hat doch allen Unglück gebracht. - Ihnen auch? - Sie hat mich um Rat gefragt und ich habe sie nicht verraten. - Hat deshalb jemand dafür gesorgt, dass Sie nicht entlassen wurden? Rechts von uns, über der Dunstglocke Agras glänzte der Marmor des Red Fort, von dem aus Sha Jahan zum seinem Mausoleum geblickt hatte. - Sie lebt in Vrindavan, Uttar Pradesh, sagte Sechser, falls sie noch lebt.

Die Alte kroch unter der Mauer hervor. Die Zeit selbst hatte die Tätowierungen ihrer Jugend gelöscht. Ich hockte mich neben sie. - Was machst du hier in der Stadt Krishnas? - Ich dachte, wenn das die Stadt der Witwen ist, hat sie auch für mich Platz. Ich habe viele Männer gehabt, sagte sie, aber alle sind fort. Nun bin ich noch ärmer dran als die Witwen, die wenigstens vier Rupies von den Priestern kriegen, damit sie zu Krishna beten. - Aber Lala lebt noch, sagte ich. - Er war nicht gut zu mir. Ogrisegg war von allen der einzige, der gut zu mir war. - Und deine Kinder? Sie schien mich nicht zu hören, und ich fragte noch einmal: - Und dein Sohn? - Kurshed war hier. Aber er kann sich nicht einmal aus eigener Kraft fortbewegen. Daran trägt sein Vater die Schuld.
Die Tribal Woman lachte zahnlos. Ich fragte sie, wann sie Kurshed das letzte Mal gesehen hatte. - Er wollte meinen Zaubermann, aber ich hatte ihn nicht mehr. Ich gab ihm den Sahib aus Europa, um nicht zu verhungern. Kurshed war sehr wütend. - Was für eine Figur? - Nur eine alte Figur, nicht einmal aus Silber: ein Krieger mit zwei Schwertern, und dem Bauch voll Papier, das Lala dort hineingesteckt hatte. Ich erinnerte mich die Figur selbst eingepackt zu haben – einen Krieger mit einem trommelförmigen Rumpf, der möglicherweise die Antwort auf meine Fragen barg. Kurz kam mir der irrsinnige Gedanke, die Alte mitzunehmen. Irgendwer hatte sie mal geliebt, irgendjemandes Mutter war sie einmal gewesen. Ich dachte daran, Lala von ihr zu berichten, aber er hatte sie gehen lassen, als sie noch eine Schönheit gewesen war, und würde sie nicht als Wrack zurück haben wollen.

Wieder in Delhi rief ich Gudrun an. Die Ankündigung meines Besuches erleichterte sie. In letzter Zeit waren Leute aufgetaucht, die ein Vergnügen daran fanden, durch den tiefen Schnee um ihr Anwesen zu stapfen. Es war noch dunkel, als ich die Glock-Pistole hinter der AC-Kasten hervorholte und die Tür zur Wohnung von Max Neuhold hinter mir ins Schloss fallen ließ. Viel später arbeitete sich der Bus entlang schneebedeckter Hänge durch die Vorberge. Affen hingen als dunkle Klumpen in den Bäumen oder säumten die Straße in der Hoffnung auf Futter. Gudrun hatte versprochen mich abzuholen, aber niemand erwartete mich am Ende der Stiegen, die vom Busbahnhof hinauf in die Stadt führten. Auch meine Anrufe blieben unbeantwortet, ich quetschte mich in ein Sammeltaxi nach McLeod Ganj. Wenn ich noch vor Dunkelheit oben ankommen wollte, galt es sofort aufzusteigen. Ich zwang mich zu einem gleichmäßigen Stapfen durch den Schnee – auch, als der Wind dann Schussgeräusche von oben herabtrug und selbst dann noch, als diese Geräusche schließlich wieder aussetzten. Kurz darauf tauchten sie auf. Mayer war nicht groß, aber als er mit Kurshed auf der Schulter über die Bodenwelle kam, erinnerte er mich an einen gewaltigen St. Christopherus.

- Grüß Sie Mayer, sagte ich auf Deutsch, haben Sie die Seiten gewechselt? Das Geschöpf auf seiner Schulter hob den überproportionierten Kopf
- Ah Mr. Nath!, sagte Kurshed, unglücklicherweise hatten wir während der letzten Monate nie die rechte Muße uns auszutauschen. Seine Stimme war tief, voll, ohne jede Aggressivität, der reine Wohlklang. - Das können wir ja jetzt nachholen, schlug ich vor. Kurshed lachte amüsiert. - Ich fürchte, dass wir dazu wieder keine Zeit haben. Wir müssen unsere Truppen verstärken, und Sie, Mr. Nath, sind uns dabei buchstäblich im Wege. In Bombay auf der Hochzeit war mir der Anblick Kursheds peinlich gewesen. Jetzt mochte ich nicht aufhören in diese enormen Augen zu sehen und sehnte mich danach ihn reden zu hören. - Ich erledige das, sagte Mayer und langte mit der zweiten Hand nach oben, um seinen Herrn und Schützling abzusetzen. Ich öffnete meine Jacke und wegen der Distanz hätte Mayer auch nichts dagegen unternehmen können, selbst wenn ihm Kurshed nicht ins Blickfeld gekommen wäre. Nichts hätte etwas geändert, außer vielleicht, wenn sich der im Abendrot brennende Himalaya hingelegt hätte. - Guckguck! Guckguck!, befahl Kurshed schrill.
- Gleich, sagte Mayer, sobald er die Lage wieder überblickte und drehte sich leicht um seine Last abzusetzen, ich schick ihn gleich hinter Flunger her.
Ich hatte Mayer stets im Verdacht gehabt, sich für unverwundbar zu halten, tatsächlich war ihm meine Glock auch völlig gleichgültig. Das erste Geschoss durchschlug seinen rechten Oberarm, das zweite und dritte trafen ihn in die Brust, danach legte ich eine Pause ein. Mayer schwankte nur leicht, der tiefe Schnee gab ihm offenbar Halt, und wie er es geplant hatte, setzte er Kurshed vorsichtig ab. - Sie hätten i h n treffen können, sagte Mayer vorwurfsvoll, kippte nach hinten auf sein Gesäß und war tot. - Er hat nie geglaubt, dass er sterben könnte, sagte Kurshed, er ist sicher jetzt noch der Meinung, dass der Kampf mit Ihnen nur ein bisschen aufgeschoben ist. Die Sonne zündelte noch immer an der Himalaykette herum, aber zurückblickend sah ich, dass uns die Dunkelheit vom Tal aus auf den Fersen war. - Sie kennen die Glasknochenkrankheit; Sie wissen, was sie bedeutet? Als Junge war ich mit älteren Freunden unterwegs gewesen, die nicht nur mit mir, sondern stets auch mit meiner Furcht vor ihnen gespielt hatten. Kurshed weckte die gleiche Angstlust.
- Sorry. Ich war wütend, weil Sie sich keine Zeit für mich nahmen. - Ich hab mich kurzfristig dazu entschlossen, mein Zeitbudget zu ändern, sagte er, was wollen Sie wissen? - Na alles!, sagte ich, hinter was sind wir eigentlich her? - Ich vermute, es handelt sich um den Zugang zu einem dieser ominösen Schweizer Konten. Wenn man mich da oben freundlicher aufgenommen hätte, wüssten wir es genauer. Kurshed lachte amüsiert, aber vorsichtig.
- Wenn ich zu heftig lache, breche ich mir vielleicht was. Auch die Gipfel über uns wurden langsam von der Dunkelheit angeleckt. - Ging es von Anfang darum? Der Schnee rings um uns beide schien ein schwaches Licht gespeichert zu haben, vielleicht war es auch nur seine gelbe Jacke, die phosphoreszierte. - Zu Beginn ging es eher um Rache. Hyderabad ergab sich erst später. Lala hatte sich geirrt, als er sagte, der Führer seines Imperiums müsse auch physisch beeindruckend sein. Ich konnte mir nichts Beeindruckenderes vorstellen als dieses zerbrechliche Geschöpf, dem die Schneewächte allmählich bis ans Kinn reichte. - Rache? Sie meinen nicht Erpressung oder Raub? - Rache für Lalas Untat. Wer trägt die Schuld an meinem grotesken Zustand? Aber bestraft hat er meine Mutter ... Er nahm das Gift und gab es dann weiter an sie. Ich existierte nie für ihn. Ich fragte mich, was Lala machen würde, wenn ich ihm seinen Sohn auf den Schreibtisch legte. Aber dann dachte ich an Jakob Flunger; und an Max Neuhold; und daran, dass Kurshed seine Mutter nicht anders behandelte, als er von seinem Vater behandelt worden war. Er schien meine Gedanken zu spüren. - Die Geschichte ist kompliziert. Wir müssen weiter reden. Er hätte mich vielleicht umgedreht, wenn die Dunkelheit jetzt nicht seine Augen verborgen und der Wind nicht seine Stimme übertönt hätte. - Sie können mich nicht zurücklassen! - Kann ich nicht? - Und wenn ein Schneeleopard auftaucht ? - An Ihrer Stelle würde ich mir Sorgen wegen der Bären machen. Die sind weniger scheu. Ich schloss meine Jacke und machte, dass ich weiter kam. Da oben war Licht, und ich vermeinte Jack Bruce wieder sein „Again ... and again, and again...“ singen zu hören. In einer gewissen Weise war ich zu Hause.

ENDE

Im September setzt KORSO seine Literaturleiste mit Essays des Grazer Texters und Autors Werner Schandor fort.

 

 

  AKTUELLE AUSSTELLUNGEN


Der Filmclub crew8020 des Forum Stadtpark widmet seine Juli-Reihe dem Thema Verfolgte und Verfolger. Am 14. Juli mit Die Nacht des Jägers, Regie: Charles Laughton; am 21. Juli folgt Das Auge von Claude Miller und am 28. Juli Der gekaufte Tod von Bertrand Tavernier, jeweils ab 21.00 Uhr im Forum Stadtpark, Kurzbeschreibungen der Filme unter http://crew8020.mur.at/filmclub . Das gesamte Programm des Forum Stadtpark gibt’s unter www.forumstadtpark.at


„An einem Freitag im Juni“, Malereien und Grafiken von Barbara Jenner. Auf sieben gleich großen Bildflächen ist der Ausschnitt einer Momentaufnahme von einer sich aufrichtenden Frau zu sehen. Es könnte sich um die gleiche Person handeln, die Persönlichkeit ist ihr aber genommen, unterscheidbar ist sie nur durch ihre Kleidung. Ihre Bewegungen setzen sich nicht fort, sondern stellen in jedem Bild ein neues Problem dar. Bildübergreifend dagegen ist der Bildraum, die Bildfläche, anders als die angeschnittenen Körper findet er seine Fortsetzung in der Folge der Bilder.

Der zweite Teil der Ausstellung zeigt Grafiken, die in der letzten Zeit entstanden sind. Inspiriert von einem Club in Berlin erzählen sie kleine Anekdoten, die von BetrachterIn weitergedacht werden können. Auffällig sind die starken Strukturen, die einen Kontrast zur grafischen Linie bilden. Zweckentfremdete Werkzeuge und Gegenstände wurden zum Hilfsmittel dieser Arbeiten. Die Ausstellung ist noch bis 19. 8. 2005 in der Neuen Galerie in der Raiffeisenbank Anger, 8184 Anger, Südtiroler Pl. 49 zu sehen.

Öffnungszeiten: Mo., Di., Do.: 8–12 Uhr und 14-16 Uhr; Mi. 8-12 Uhr; Fr. 8-12 Uhr und 14-18 Uhr | T 03175/225-O | www.raiffeisen.at


In der Reihe CUMULUS_KUNST : VOR ORT zeigt das Kulturzentrum bei den Minoriten, Mariahilferplatz 2, 8020 Graz, Arbeiten von Walter Kratner unter dem Titel Der Auftrag - Gesten der Macht - Entfernte Nähe bis zum 29. Juli. Ein beinahe unendlich langes Gewürm aus Kabel an den Wänden zum Minoritensaal-Aufgang (1500 m!) sucht sich seinen Weg zur kargen Glühbirne neben dem repräsentativen Luster, unterbrochen und gestützt von den schwarzen Gesten der Macht, auf dem Adolf Hitler zu sehen ist. Walter Kratners Gedächtnisarbeit zum Gedankenjahr blickt vor Hitler zurück – in den Geschmack barocker Macht und ihrer Symbiose von Religion und Politik – und nach Hitler nach vorne – in die fröhliche Ahnungslosigkeit heutiger Marionetten medialer Selbstproduktion. Vergessen zu werden drohen beide Prozesse.

Weitere Programminformationen unter www.minoritenkulturgraz.at


Arbeiten von Julie Hayward & Thomas Reinhold unter dem Titel Synergie:paradox sind im Benediktinerstift Admont bis zum 6. November zu sehen. Außerdem die Ausstellung von Collagen aus der Kreativwoche mit der „Malwerkstatt Graz“, Jugend am Werk und mit SchülerInnen des Stiftsgymnasiums Admont bis zum 31. Juli unter dem Titel Admont anders.


Das interkulturelle Café und Begegnungszentrum Auschlößl, Friedrichgasse 36, 8010 Graz, zeigt bis zum 31. Juli Arbeiten des aus Aschkabad stammende Malers und Grafikers Mommak Kouliev, täglich von 10 bis 24 Uhr.


Noch bis zum 7. August ist im Greith-Haus die Sommerausstellung anlässlich des 65. Geburtstages von Franz Ringel.
8544 St.Ulrich im Greith | T 03465/20200 | www.laubdorf.at


CAMERA AUSTRIA Nr. 90 ist erschienen, darin Beiträge u.a. zu Destiny Deacon, Sanja Ivekovic und Daniel Buren. 108 Seiten, 100 Farb- und 10 SW-Abbildungen, ISBN 3-900508-55-0. Weitere Informationen unter www.camera-austria.at


Geramb-Dankzeichen geht an KAGes
Die bestmögliche Symbiose aus Architektur, Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Ökologie zu finden, zählt für Architekten wie Bauherren wohl zu den schwierigsten Herausforderungen. Um das Bewusstsein für qualitätsvolles Bauen zu fördern, zeichnet der Verein für „Heimatschutz in der Steiermark“ besonders beispielgebende Bauwerke mit der Geramb-Rose aus. Diese Auszeichnung, die nach dem steirischen Wissenschaftler und Hochschullehrer Viktor Geramb benannt ist, wird dem Bauherren und nicht dem Architekten verliehen. Entscheidungsgrundlage für die Jury ist die Qualität der Planung und Ausführung von Bauprojekten. Auch Landschaftsbezug und Umweltverträglichkeit spielen bei der Bewertung eine große Rolle.

Bereits zum dritten Mal - nach der Auszeichnung für den Neubau LKH Bruck 1994 und für den Neubau LKH Hartberg 2001 - wurde die Geramb-Rose an die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes) verliehen. Das neuerbaute Zentrum für Medizinische Grundlagenforschung überzeugte die Fachjury vor allem durch seine funktionale Architektur, die den Benützern ein einzigartiges Gefühl von Transparenz, Klarheit und auch Offenheit vermittelt.


„Haus des Verkehrs“ als städtebaulicher Akzent. Ein neues Amtsgebäude in alten Gemäuern am rechten Grazer Murufer soll nicht nur die derzeit auf sieben Standorte mit den Bereichen Verkehr befassten aufgeteilten Dienststellen des Landes im zukünftigen „Haus des Verkehrs“ unter einem Dach vereinen und eine Raumeinsparung von zehn Prozent erbringen, sondern auch einen städtebaulichen Akzent setzen und eine strukturelle Verbesserung eines gesamten Stadtviertels bewirken. Das Ergebnis eines EU-weit ausgeschriebenen Architektenbewerbes für das ehemalige Landesschülerheim in der Grenadiergasse 14 wurde nun der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Jury unter dem Vorsitz von Architekt Dipl.-Ing. Michael Haberz hatte sich einstimmig für die Einreichung des Innsbrucker Architekturbüros Machnè entschieden. Immerhin würden am neuen Standort 320 Landesbedienstete und 13 Bedienstete des Verkehrsverbundes eine neue dienstliche Heimat finden. Die erste Ausbauphase, die nur das Landesschülerheim betrifft, ist mit zehn Millionen Euro kalkuliert. Vorgesehen sind aber auch eine Tiefgarage und ein attraktives Wohnprojekt, eine Art Penthouse auf Stelzen, das den Platzcharakter bewahren und die Wohnungen in den besonnten Bereich anheben würde. „Damit wird“, so Juryvorsitzender Michael Haberz , „die Großzügigkeit des Hofes beibehalten.“ Durchgeführt wird die Umsetzung des Projektes von der Landesimmobiliengesellschaft LIG.


Die Ausstellung „Tessiner Architektur weltweit – Protagonisten und Meilensteine 1970-2003“ im Haus der Architektur, Engelgasse 3-5, 8010 Graz, präsentiert die Hauptvertreter der Tessiner Architekturszene der vergangenen drei Jahrzehnte und ihre Werke, die trotz ihrer Unterschiedlichkeiten auf gemeinsame Sichtweisen zurückzuführen sind. Die Protagonisten der Ausstellung sind sieben Tessiner Architekten: Mario Botta, Mario Campi, Aurelio Galfetti, Bruno Reichlin & Fabio Reinhart, Flora Ruchat-Roncati, Luigi Snozzi und Livio Vacchini. Die Präsentation der Werke und Architekten wird durch Beiträge von bekannten Wissenschaftlern für zeitgenössische Architektur bereichert und vervollständigt.

Informationen unter www.hda-graz.at


Kunst.Garten.Bibliothek Payer-Weiprecht-Straße 27, 8020 Graz, ganzjährig geöffnet: Freitag, 18:00-19:30 und Samstag 18. 06. 15:30-18:00 Uhr und täglich nach telefonischer Vereinbarung. Aktuelle Ausstellung Skulpturen und Installationen im Kunstraum Garten: MONUMENT Ian Hamilton Finlay, ARCHETYPIC NOISES Eva Ursprung, STEPS Walter Köstenbauer. 15. Juli, 20.00 Uhr LIVE Literatur Short Stories & Minidramen, Autoren-Lesung mit Martin Ross. Ab Einbruch der Dunkelheit Filmkunst der Welt: Fanny und Alexander 2, Regie: Ingmar Bergman S/D/F, 1982.

Weitere Termine und Informationen unter www.kunstGarten.mur.at


Preis der Diözese Graz-Seckau für zeitgenössische bildende Kunst 2005 an Constantin Luser
Constantin Luser, geboren 1976 in Graz, lebt und arbeitet in Wien, Graz und Paris. 1999 Diplom an der Fachhochschule Industrial Design in Graz, anschließend bis 2004 Akademie der Bildenden Künste, Wien (Klasse Konzeptionelle Kunst – Renee Green) und Universität der Angewandten Kunst, Wien (Klasse Visuelle Medien, Brigitte Kowanz).

Die Jury, bestehend aus MMag. Alois Kölbl, Dr. Agnes Husslein, Mag. Adam Budak, HR Dr. Josef Wilhelm und Mag. Markus Wilfling, sprach sich für den Künstler aufgrund seines in die Zukunft offenen und viel versprechenden bisherigen Werkes aus. Er überzeuge in der - auch ironischen - Auseinandersetzung mit der heutigen technik- und computerdominierten Welt und Kunstwelt durch die Schaffung einer fantastischen Gegenwelt mit eigenen topographischen Strukturen.

Der vor 20 Jahren von der Diözese gestiftete Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird im Abstand von zwei Jahren vergeben. Drei Kuratoren schlagen der Jury mindesten 10 Werke bzw. Künstler mit Steiermarkbezug vor. Es waren in diesem Jahr Mag. Heike Maier-Rieper, Anton Lederer und Pfarrer MMag. Hermann Glettler.


Manfred Erjautz - „Das Erforschen der Dauer“. Der Renaissancehof des Grazer Priesterseminars ist um ein Kunstwerk reicher: Im Beisein des Künstlers Manfred Erjautz wurde dessen Brunnenskulptur präsentiert: Ein Schneemann aus weißem Marmor spiegelt sich in einer künstlich angelegten Wasserpfütze und soll „zum Auslöser von Gedanken über die Zeit und deren Vergänglichkeit werden“. Es geht nicht um spektakuläre Wasserspiele, sondern darum, „den Ort als Fragestellung über die Zeit auszuweisen“ erklärt Erjautz. Der thematische Grundgedanke, den der Künstler mit „Das Erforschen der Dauer“ beschreibt, werde „in einer hoch sinnlichen Gestaltung“ umgesetzt, führte Univ.Doz. Dr. Werner Fenz aus. Die Jury habe sich einstimmig für dieses Werk entschieden, mit dem Erjautz auf der ästhetischen wie auf der intellektuellen Ebene eine im christlichen Glauben tief verwurzelte Lebensmetapher erweitere und das „mit subtiler künstlerischer Sprache an einem höchst sensiblen Ort“ besteche.


In der Ausstellung Die Fahnen hoch wird auf spezifische Grazer Ausformungen der Bewältigung der Nachkriegsjahre eingegangen. Kulturgeschichte, Politik und Alltagsgeschichte sind ebenso Thema wie psychologische Aspekte der Ver- und Bearbeitung nachkriegszeitlicher Traumata. Die FAHNEN fungieren dabei als Symbol für die Transformierbarkeit von Einstellungen und Ideologien; sie sind Projektionsfläche für Gefühle, Sehnsüchte und Identifikationsmodelle, die durch zeitgenössische Idole und erstmals erreichbar scheinende Lebensentwürfe hervorgerufen wurden.

Stadtmuseum Graz, Sackstraße 18


„Entschlacken“ ist wohl das erste Wort, das dem Betrachter zu Urban Grünfelders Arbeiten einfällt. Grünfelder studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Gironcoil, Prachensky, Rainer und Kogler. Weglassen, verdichten, konzentrieren - bis man auf seinen Leinwänden nur mehr findet, was der Malerei unverzichtbar ist: Pigment und Fiktion. Bis zum 26. August in der Galerie Tazl, Neutorgasse 47, 8010 Graz, Dienstag bis Freitag zwischen 11.00 und 18.00 Uhr.


Bis zum 31. Juli zeigt das Grazer Stadtmuseum eine Personalausstellung zum Werk von Marina Bauer unter dem Titel Perspektiven zu Vergangenheit und Zukunft. Von Marina Bauer stammen die Urschlafenden im LandArt Areal des Schlosses Gleinstätten. Zur Ausstellung im Stadtmuseum sagt sie: „Ich habe die Besucher in mein Werk ‘eingewickelt’, um sie einen Augeblick länger aufzuhalten, so dass sie die Gelegenheit haben, sich zu akklimatisieren, um auf diese Weise so sensibilisiert zu werden, dass sie mit meinem Werk in Interaktion treten können.“

Informationen unter www.akademie-graz.at

 

 

  VERANSTALTUNGEN
– Literatur, Theater, Film, Musik


Früh übt sich, wer ein Dichter werden will. Getreu diesem Motto lädt die Jugend-Literatur-Werkstatt Graz diesen Sommer wieder zur internationalen Schreibzeit. Damit wird Graz für drei Wochen zum Zentrum der jüngsten deutschsprachigen Literatur Europas. Abschlusslesung der 8- bis 14-jährigen TeilnehmerInnen aus Deutschland, Rumänien, Tschechien, Ungarn und Österreich am Mittwoch, 13. Juli, 19.00 Uhr; Abschlusslesung der 14- bis 19-jährigen TeilnehmerInnen aus Deutschland, Italien und Österreich am Mittwoch, 20. Juli, 20.00 Uhr; Abschlusslesung der 8- bis 13-jährigen TeilnehmerInnen aus Italien, Rumänien, Ungarn und Österreich am Mittwoch, 24. August, 19.00 Uhr, immer im Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30.

Informationen unter www.literaturhaus-graz.at


Leonce und Lena von Georg Büchner im Rahmen der Landsberger Sommernachtsspiele im Jugend- und Familiengästehaus Deutschlandsberg. Das Theaterzentrum Deutschlandsberg zeigt Georg Büchners „Leonce und Lena“ als ein modernes Märchen über die Liebe im Informationszeitalter in der Regie von Julius Seyfarth. Termine: 14., 15., 16. Juli, jeweils 20 Uhr

Areal des Jugend- und Familiengästehauses Deutschlandsberg, Burggasse 5
Reservierungen unter Tel. 03462-6934 oder office@theaterzentrum.at


Die Krankheiten des Herrn Mimosé gibt in einer Aufführung der Theaterverein Sternstunde, in der Regie von Prof. Erwin Riegler, am 16. Juli um 16.00 und um 19.30 Uhr auf der Burgruine Klöch zum Besten. Bei Schlechtwetter im Gasthaus Domittner. Informationen unter www.sternstunde.at.tf


Der König der Tiere und seine Tochter. Der Elefant und die Schildkröte – heißt ein nigerianisches Märchen, erzählt und gespielt von Godwin, übersetzt von Maxwell. Jeweils Samstag den 30. Juli, 27. August und 24. September um 11.00 Uhr im Grazer Kindermuseum Frida & Fred.
Informationen unter www.fridaundfred.at


Josef Hader ist am Samstag, 30. Juli um 20.30 Uhr, auf dem Hauptplatz Leibnitz mit Hader muss weg zu sehen. Bei Schlechtwetter in der Sporthalle Leibnitz. Informationen unter Tel. 0664 383 9999


Ernst-Jandl-Preis an Michael Donhauser
Heuer war es der Österreicher Michael Donhauser, der nach dem Deutschen Thomas Kling und dem Schweizer Felix Philipp Ingold den „Ernst-Jandl-Preis für Lyrik“ erhielt. Michael Donhauser wurde 1956 als österreichischer Staatsbürger in Vaduz (Fürstentum Lichtenstein) geboren. Nach dem Abschluss der Studien Theologie, Germanistik und Romanistik folgten ab 1986 seine ersten Veröffentlichungen. Seither kann er auf ein reiches Schaffen an Lyrik (u. a. „Der Holunder“, „Von den Dingen“) und Prosatexten („Edgar“, „Vom Sehen“) zurückblicken. Der Christine-Lavant-Lyrikpreis ist eine der bedeutenden Auszeichnungen, die er für sein bisheriges literarisches Werk erhielt.

Der mit 14.600 Euro dotierte Preis wird seit 2001 alle zwei Jahre an bedeutende Lyriker vergeben. Die Verleihung fand am 18. Juni im Rahmen einer dreitägigen Veranstaltung zur Gegenwartslyrik in Neuberg a.d. Mürz statt.

Die Jury, bestehend aus Jörg Drews, Alfred Kolleritsch, Friederike Mayröcker, Klaus Reichert und Heinz Schafroth begründete ihre Entscheidung für Donhauser unter anderem mit dessen „haarfeiner Distanz zu den Objekten“ (Drews) in seinem Schaffen.


Neue Intendantin am Schauspielhaus Graz. Anna Badora wurde einstimmig vom Aufsichtsrat der Theaterholding Graz /Steiermark GmbH und der Schauspielhaus Graz GmbH zur geschäftsführenden Intendantin des Schauspielhauses ernannt. Anna Badora ist derzeit Generalintendantin des Schauspielhauses Düsseldorf und und wird mit 1. 9. 2006 die Nachfolge von Matthias Fontheim antreten.


Projektvertrag UniT – Fortsetzung der universitären Zusammenarbeit. Der Theater- und Kulturverein uniT unterzeichnete am 20. Juni einen Projektvertrag zwischen der Karl-Franzens-Universität Graz, der FH Joanneum und uniT - Verein für Kultur. Damit kommt es, auch auf formaler Ebene, zu einer Fortsetzung und Erweiterung der bisherigen Zusammenarbeit zwischen uniT, der Karl-Franzens-Universität Graz und der FH Joanneum.


DIAGONALE 06 vom 20. bis 26. März in Graz
Das Festival des österreichischen Films wird im kommenden Jahr zum neunten Mal in Graz stattfinden. Die aus der DIAGONALE 05 neu eingerichteten Schienen - u. a. das weblog-Projekt dialog, die materialien - Textblätter, regelmäßige Pressegespräche während des Festivals sowie die Programmpunkte Earlier Works und Arbeitsbereich Filmproduktion - werden im Programm 2006 weiter geführt.

„Im Mittelpunkt des Festivals stehen wie immer die Kinofilme des vergangenen Jahres sowie eine Auswahl österreichischer Filme und Videos aller Genres, die von historischen und Grenzen überschreitenden Programmen ergänzt werden.“ Intendantin Birgit Flos wird im Herbst Näheres zum Programm bekannt geben.

In diesem Jahr wird es schon ab Ende Juli möglich sein, Filme und Videos für das nächste Festival einzureichen. Reglement und Einreichformular werden ab diesem Zeitpunkt auf der DIAGONALE-Website abrufbar sein. Unter www.diagonale.at sind auch laufend Neuigkeiten zum Festival zu finden.


Der Verein Kulturinitiative Schlossberg veranstaltet elevate - Das erste Grazer Schlossbergfestival am und im Grazer Schlossberg vom 8. bis zum 11. September, dass ein grossartiges musiklineup bietet (http://elevate.at/elevate_lineup_info.pdf), und auch viel Kulturelles und viel Politisches zum großen Thema Unabhängigkeit.


Nur noch wenige Plätze sind beim Ferienspaßprogramm von Fratz Graz frei! Anmeldungen für Kinder bei Fratz Graz, Gabelsbergerstrasse 22, 8020 Graz. T 0316-77 31 78 | fratz@net4you | www.fratz-graz.at


Zwei Monate nach Eröffnung der steirischen Landesausstellung Narren und Visionäre wurde ein Wiener Ehepaar als 50.000. und 50.001 Besucher von LH Waltraud Klasnic geehrt.


Am 3. Juli 2005 wurde das neue Vereinslokal von Sobothage, Verein zur Förderung von altem und neuem Handwerk und artgenössischer Kunst und Lebenskultur, im Ortszentrum von Soboth mit Pomp und Feier eröffnet.


In der Sommerreihe F.O.L.K - Freitag Obnd Lockere Kultur und K.i.G. - Kabarett im Garten in der Brücke, Grabenstraße 39 A, 8010 Graz: Leo Lukas mit Wohin die kleinen Kinder kommen am Mittwoch 13. Juli. Martin Kosch Splitternackt am Mittwoch 20. Juli. Musik von Tanna English Folk am Freitag, 22. Juli, Beginn jeweils um 20.00 Uhr. Roland Neuwirth & Extremschrammeln feiern 30 Jahre am 08. August.

Das vollständige Programm und nähere Informationen unter www.bruecke-graz.com


Ab dem 13. Juli wird im Römersteinbruch St. Margarethen an 40 Abenden Georges Bizets Meisterwerk Carmen aufgeführt. Die von Intendant Wolfgang Werner 1996 gegründeten Opernfestspiele St. Margarethen haben sich in kurzer Zeit einen Namen gemacht und zählen mit 200.000 BesucherInnen zu den größten Openair-Opernfestivals der Welt.


Das Loyko Trio weltweit erfolgreichste Gruppe russischer Zigeunermusik, gastiert am Donnerstag, 14. Juli um 20.00 Uhr im forumKLOSTER in Gleisdorf, Franz-Josef-Straße. Informationen unter www.gleisdorf.at


Am Samstag, 16. Juli, spielt Jörg-Martin Willnauer für die Daheimgebliebenen eine exklusive Sommermischung aus WILLNAUER SPIELT KREISLER, LECHTS & Rinks, und BEST OF WILLNAUER, ab 19.00 Uhr im Lorenzhof in Weinitzen.

Info und Karten unter T 03132 / 2033 | 0664 / 3924425 und www.lorenzhof.at


Sir Oliver Mally und Bernie Mallinger am Sonntag, 17. Juli um 21.00 Uhr, Ois Voice, 5-Mann A-Capella Truppe aus Graz, am Sonntag, 24. Juli um 21.00 Uhr und Ena mit feinen, deutschsprachigen Popsongs aus Wien – alle im Three Monkeys, Elisabethstrasse 31, Graz | www.three-monkeys.at



junge ! tanz tage vom 24. – 28. August 2005 im Jugendgästehaus Grundlsee. Für seinen innovativen Zugang erhielt das Projekt „junge ! tanz tage“ den einmalig vergebenen Preis der „ZukunftsWerkstatt Volkskultur“ im Rahmen des „Jahres der steirischen Volkskultur 2005“.

Information und Anmeldung:
BAG Österreichischer Volkstanz, Herdergasse 3, 8010 Graz | Projektleitung: Stefan Benedik Karner | T 0650 / 352 04 04 | jungetanztage@gmx.at


Natur und Musik – Einklang der Seele ist der Titel der 9. Internationale Sommerphilharmonie in Leoben, die noch bis zum 19. Juli über die Bühne geht. Neben den exzellenten Solisten, unter ihnen Stargeiger Corey Cerovsek, werden erstmals auch die virtuosen Solobläser der Pannonischen Philharmonie den Festkonzerten besondere Exklusivität verleihen. Gleichzeitig feiert das Orchester der Pannonischen Philharmonie sein 15jähriges Jubiläum. Das Orchester, das mit Musikern Budapester Spitzenorchester besetzt ist, arbeitet seit seiner Gründung mit Alois J. Hochstrasser als künstlerischem Mentor und Chefdirigenten zusammen und bestreit seit 1997 als Festival-Orchester die Konzerte der Internationalen Sommerphilharmonie Leoben. Informationen unter www.leoben.at


Soundportal in Concert: Beatsteaks im ppc. Die Band, fünf Berliner, die sich gerne ihrer Heimatstadt entsprechend auch Beatbuletten nennen, gründet sich 1995. Arnim Teutoburg (Gesang), Peter Baumann (Gitarre, Backing Vocals), Bernd Kurzke (Gitarre), Alexander Rosswaag (Bass) und Stefan „Steffi“ Hircher (Schlagzeug) bespielen mit Punk Hardcore Berliner Jugendclubs. Im Frühjahr 2004 erklimmt „Smack Smash“ Platz zehn der deutschen Charts. Das Album „Living Targets“ verkauft sich ebenso gut. Seitdem sind alle Beatsteaks Konzerte ausverkauft oder werden in größere Hallen verlegt. Und sie gewinnen den MTV Europe Music Award 2004 als Best German Act. Am 14. August 2005 geben die Beatsteaks das einzige Clubkonzert in Österreich im Grazer ppc.

Beatsteaks | So 14. 8. 2005 | ppc | Neubaugasse 6, 8020 Graz | Beginn: 20:00 Uhr
Kartenvorverkauf: www.oeticket.com und in jeder BA-CA
Ermäßigungen für Megacard-InhaberInnen | www.megacard.at

 

 

  GELESENES & ERLESENES


LICHTUNGEN | Schwerpunkt: Lyrik aus Ungarn
Entbehrungen und Beschwerlichkeiten des Alltagslebens vor dem Hintergrund von Armut und Krieg Anfang des 20. Jahrhunderts zum Trotz dominieren Wissbegierde, (Über)Lebensstrategien und Zielstrebigkeit sowie der Glaube an eigene Können das Curriculum vitae des ungarischen Lyrikers Attila József (19O5 – 1937). Der vom Autor selbst verfasste Lebenslauf, einige seiner Gedichte (József Attila, Hunger, Ungarns Tiefland ...) und Gedichte von Sófia Balla, Zoltán Halasi und Anna T. Szabó bilden den LICHTUNGEN-Schwerpunkt: Lyrik aus Ungarn – tiefgründig, ehrlich und (un)endlich weit. Darüber hinaus: „Verregnete Zeilen“, die gelungene Annäherung zwischen Worten und Klängen, Silben und Akkorden von Christian Teissl & Anselm Schaufler im Grazer Kunstprojekt TON_SATZ; die leicht lesbare Erzählung „Heiße Luft“ von Elke Papp und noch mehr Lesens- und Sehenswertes.

LICHTUNGEN, Zeitschrift für Literatur, Kunst und Zeitkritik, 102 / XXVI. Jg./ 2005, ISSN 1012-4705
Herausgeber: Dr. Markus Jaroschka, Dr. Helwig Brunner
www.lichtungen.at


Von Aussaugenden und Ausgesaugten
Georg Petz erzählt Geschichten. In einer Bahnfahrt von Istanbul nach Wien führt er den Leser von den Grenzen Europas ins Zentrum oder in die surrealen und Scheinwelten eines Spiegels und sucht nach dem Erkenntnisvermögen der Menschen. Nächtliche Wesen bevölkern seine Erzählungen, Verführer, deren Sprache lockend und gefährlich erscheint, aber auch Verführte – allesamt Parasiten ihres angestammten Umfeldes. Petz’ Erzählungen lassen sich als lineare Fabeln lesen oder als vielschichtige Texte: „Dabei misstraue er grundsätzlich den Spiegeln wie den Fenstern wie den Dichtern: Sie alle täten stets ein irreführendes Mehr in ihrer Arbeit, als sich auf ihre eigentliche Aufgabe, die Sichtbarmachung der Welt, zu konzentrieren.“
Georg Petz, geboren 1977 in Wien, aufgewachsen in Pöllau, studierte Germanistik und Anglistik in Graz. 2004 erhielt er den Literaturpreis der Akademie Graz und den Literaturförderungspreis der Stadt Graz.

Georg Petz: Die Anatomie des Parasitären. Erzählungen. Steirische Verlagsgesellschaft 2005. ISBN 3-85489-121-0. Eur 19,80


Sterz Nr. 97/98: Glück
Mehr als fünfzig AutorInnen schreiben prosaisch und lyrisch in der aktuellen Ausgabe des Sterz über das wonach alle rennen, das alle einzufangen versuchen: das Glück. Und es ist ein Glück, dass es den GlückSterz überhaupt gibt, denn zu Redaktionsschluss sah es noch nicht danach aus. Aber: weil das Glück oft unverhofft kommt, klappte es doch, so Gernot Lauffer. Das Glück in seiner ganzen Vielfalt wird thematisiert, verbunden mit Spiel, Liebe, Geld und Macht, Sprichwörtern und Klassikern der Literatur, mit Personen, die ein Glück haben, Glück zu heißen, aber auch das Unglück kommt nicht ganz zu kurz … Die Illustrationen - Bilder, Zeichnungen, Schriften und Graphiken - abstrakt und realistisch, heiter bis wolkig und die Titelgraphik: Glücksgefühl von Emi R. Denk machen das SterzGlück (fast) vollkommen rund. ds

Sterz | Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kulturpolitik | Nr: 97/98: Glück
Herausgegeben von Klaus Kada, Heinz Musker, Herbert Nichols-Schweiger, Dieter Schoeller, Heimo Steps, Peter Strasser, Gerd Tiefnert und Heribert Watzke. Redaktion: Gernot Lauffer, Ludwig Frege.
http://sterz.mur.at



Krieg an den Rändern
Jochim Becker, Gerald Hödl, Peter Steyrer (Hg.) 280 S., Euro 24,90; ISBN 3-85371-237-1
Zu bestellen in Ihrer Buchhandlung!

Die AutorInnen des Buches „Krieg an den Rändern“ stellen komplexe Zusammenhänge der neuen Gewalt dar, welche der Überwindung des Kalten Krieges folgte. Als Mittel für die Durchsetzung ökonomischer, politischer und kultureller Interessen ist daraus in den Peripherien der Welt ein lang andauernder, ein permanenter Krieg geworden.

Gesamtkatalog bei: Promedia | 1080 Wien, Wickenburggasse 5/12 | promedia@mediashop.at | www. mediashop.at


Rolf Schwendter > VERGESSENE WIENER KÜCHE. Kochen gegen den Zeitgeist
ISBN 3-85371-226-6, geb., 208 S., über 100 Rezepte, 17,90 Euro. Edition Spuren.

Korso verlost in Zusammenarbeit mit Promedia drei Exemplare beim KORSO-Kulturquiz!



Sigi Nagl im Gespräch mit Heinz-Christian Strache,
belauscht von Jörg-Martin Willnauer


Heinz-Christian:
Immer wenn ich nach Graz komme, fühle ich mich sofort heimisch!

Sigi:
Ich hab gedacht, du bist aus Wien?

Heinz-Christian:
Schon, aber bei euch spürt man noch den Geist der Volkserhebung!

Sigi:
Geh! Das ist doch längst durch den Rost gefallen.

Heinz-Christian:
Eben nicht. Schon deine Sprache zeigt, wes Geistes Kind du bist: „Bollwerk“, „Abwehrkampf“, „Schulterschluss“, „durch den Rost fallen“; das ist die Sprache des Dritten Reiches.

Sigi:
Aber das geschieht doch unbewusst!

Heinz-Christian:
Eben! Du bist einer von uns und weißt es nicht! Komm zu uns! Du wirst mein Statthalter und in acht Jahren bist du blauer Landeshauptmann von Steiermark!

Sigi:
Aber das ...

Heinz-Christian:
... und nenn dich nicht immer Sigi! Lass deinen schönen deutschen Namen nicht verhunzen, Siegfried! Mach deinem Namen Ehre!

Sigi:
Aber ...

Heinz-Christian: Auf in den Abwehrkampf! Die Festung Graz muss gehalten werden! Das waren doch deine Worte! Wenn Graz fällt, strömen die Türken ungehindert nach Europa hinein, vielleicht sogar bis Berlin! - Mein schönes Kreuzberg!

Sigi:
Aber ...

Heinz-Christian:
Grazer erwache! Mit Siegfried in die Schlacht gegen den Muselman!

Sigi:
Ich weiß nicht, ob ...

Heinz-Christian:
Schluss mit dem Defätismus! Du darfst nicht auf halbem Wege stehen bleiben! Um die Türkenflut wirklich aufzuhalten müssen wir die kulturelle Unterwanderung stoppen!

Sigi:
Aber wie ...

Heinz-Christian:
Ganz einfach. Schluss mit dem Kaffee, diesem Türkentrank! Dein Porzellanladen in der Herrengasse geht mit gutem Beispiel voran und schmeißt die Kaffeehäferl, die Kaffeelöffel und die Thermoskannen auf den Müll! Es lebe der deutsche Humpen!

Sigi:
Aber meine Frau ...

Heinz-Christian:
Zeig ihr, was ein Patriarch ist! Da können wir von den Paschas noch was lernen!

Sigi:
Aber unsere Tradition ...

Heinz-Christian:
... ist deutsch! – Schluss mit dem türkischen Apfelstrudel. Der macht uns fettleibig, träge und zuckerkrank!
Sperr die türkischen Geschäfte in Graz zu! Die halten sonntags geöffnet und die Christen vom Kirchgang ab!

Sigi:
Aber ...

Heinz-Christian:
Schluss mit Tulpenzwiebeln, Mais und Reis. Das kommt alles aus Anatolien!

Sigi:
Aber …

Heinz-Christian:
Nix „aber“! Den Türkischen Marsch von Mozart setzen wir auf den Index! Raus mit der Farbe „türkis“! Raus mit dem Türken aus der Sporgasse! Graz wird türkenfrei!

Sigi:
Ich weiß nicht ...

Heinz-Christian:
Die Grazer sind begeisterungsfähig! Das wissen wir seit 1938! Sie werden auch deinen Ideen begeistert folgen!
Schwule raus! Türken raus! Ju ... hu! - - - - - Sigi Heil!

 

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