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korso
Kunst/Kultur |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark |
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„Ich stamme aus Mannheim Mein
Heim ist Stammheim“ – Zur Vorstellung des Terrors |
Vor zwei Jahren hatte Klaus Biesenbach, Gründungsdirektor
und ehemaliger künstlerischer Leiter der KW (Kunst-Werke),
Institute for Contemporary Art, Berlin, die Idee, eine Ausstellung
zu erarbeiten, die einerseits die Dokumentation der Roten Armee
Fraktion in den Medien reflektiert und andererseits künstlerische
Positionen der Auseinandersetzung mit der RAF vereint bzw. dem öffentlichen
Blick und Bewusstsein gegenüberstellt. Unter anderem löste
der avisierte Titel Mythos RAF eine Kontroverse aus – einem
ersten Artikel in der Bildzeitung am 22. Juli 2003 folgten binnen
zwei Monaten 530 weitere in den deutschen Printmedien –, die
zum Rückzug von Förderzusagen führte und das Projekt
beinahe zum Kippen brachte. Mit einem Jahr Verzögerung und
durch Versteigerung von Arbeiten, die nicht in der Ausstellung vertretene
Künstler zur Verfügung stellten, konnten die KW Berlin
mit den Kuratoren Klaus Biesenbach, Ellen Blumenstein
und Felix Ensslin schließlich eine vom 29.
Jänner bis zum 16. Mai dauernde Schau zustande bringen, jetzt
unter dem Titel Zur Vorstellung des Terrors. Die RAF.
– In einer leicht modifizierten Übernahme zeigt nun die
Neue Galerie in Graz als einziger Veranstaltungsort in Europa Zur
Vorstellung des Terrors. Die RAF, Ko-Kurator für Graz ist Peter
Weibel.
Zeitraffer
Die linksextreme terroristische Vereinigung, hervorgegangen aus
der Baader-Meinhof-Gruppe, verübte Attentate gegen Personen
und Einrichtungen, die ihr als repräsentativ galten für
eine „kapitalistisch“ und „imperialistisch“
bestimmte Gesellschaft. In Zusammenhang mit dem bundesdeutschen
Terrorismus sterben vom 2. Juni 1967 – der Student Benno Ohnesorg
wird auf einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs in Berlin
erschossen – bis zum 27. Juni 1993, als während einer
Festnahmeaktion der GSG-9- Beamte Michael Newrzella und das RAF-Mitglied
Wolfgang Grams den Tod finden, 90 Personen; unter ihnen der Generalbundesanwalt
Siegfried Buback, der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen
Ponto, und der Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer.
1976 erhängt sich Ulrike Meinhof in ihrer Zelle in Stuttgart-Stammheim,
Andreas Bader und Gudrun Ensslin bringen sich 1977 um. Am 20. April
1998 erklärt die RAF in einem achtseitigen Kommuniqué
ihre Auflösung.
Die Ausstellung
Schon im Jahr 2000/01 veranstalteten die KW eine Ausstellungsreihe
mit dem Titel Medienrealitäten, getragen von der Beobachtung,
„dass Medien die Wahrnehmung der Realität radikal beeinflussen
und zu ersetzen scheinen, dass die Bilder und die Sicht der Medien
oft die Sicht auf die reale Welt verstellen und verdrängen“.
Diese sinngemäß schon 1976 von Jean Baudrillard geäußerte
These einer durch Medienbilder generierten zweiten Wirklichkeit
bestimmt auch den zentralen Ansatz der Ausstellung als dokumentarische
/ mediale Reproduktion von Geschichte und ihre Reflexion in der
Kunst, als vornehmlich subjektive Transformation der öffentlichen
Bilder des Terrors. „Zwischenraum und Schnittstelle zwischen
Historie und Kunst“, formuliert Klaus Biesenbach im Ausstellungskatalog,
„lässt sich als das beschreiben, was im Weiteren als
die ,Vorstellung’ der RAF bezeichnet wird“. In diesem
Sinn setzt die Ausstellung mit einer Resonanz in Form einer Auflistung
von Reproduktionen an, die anhand von 29 Daten, Tagen und Ereignissen
den von der RAF geprägten Zeitraum von 1967 bis 1998 in den
führenden Print- und Fernsehmedien dieser Zeit spiegelt und
auch den Vergleich der medientypischen Layouts ermöglicht.
Klaus Staeck: Holger der Kampf geht weiter,
1975 >
Thomas Ruff: Zeitungsfotos 151-158, 1991 >
< Johannes Kahrs: Meinhof, 2001
Unter den Arbeiten von 51 KünstlerInnen im
Entstehungszeitraum von 1970 bis in die Gegenwart steht der zentrale
Zyklus Die Toten von Hans-Peter Feldmann aus dem
Jahr 1998. Die aus der jeweils aktuellen Berichterstattung stammenden
Fotografien sind in ihren Reproduktionen vereinheitlicht und werden
zur Serie in schwarzweiß gedrucktem A3-Format. Überhaupt
– und zur Bestärkung oben angeführter These um die
Sicht der Wirklichkeit respektive Geschichte über medial verbreitete
Bilder – ist es Prinzip der Ausstellung, ausschließlich
zugängliche oder vormals bereits veröffentlichte Exponate
in der von den Kuratoren hergestellten Konstellation zu zeigen.
Den Betrachtern wird damit ein Eindruck der Skepsis gegenüber
Bildern vermittelt, die einerseits in einer ersten Veröffentlichung
dokumentarische Funktion erfüllen soll(t)en und andererseits
eine mehr oder weniger deutliche Transformation in die Kunst erfahren
haben. Grenzen zwischen Dokumentation, Metabildern oder Paraphrasen
werden teilweise aufgehoben.
So beispielsweise im Fall von Gerhard
Richters Arbeiten aus dem Atlas, die seine Auseinandersetzung
mit den Protagonisten der RAF spiegelt. Bezeichnend ist die Unschärfe
in den Bildern, Ausdruck von Ungewissheit und Äquidistanz.
In Richters Zyklus 18. Oktober 1977, der 1988 entstehen sollte und
nicht in der Ausstellung zu sehen ist – setzte er sich mit
den Medienbildern der Toten Baader und Ensslin auseinander.
< Stih & Schnock: Schleyer-Konsorten, 2001
Unter beschlagnahmten Dokumenten der RAF fand
man auch einen Plan für ein Fluggerät, mithilfe dessen
man die Gefangenen aus Stammheim befreien wollte. Franz
Ackermann ließ im Jahr 2003 nach diesen Plänen
den Helicopter No. 21 (Flucht- und Befreiungsfahrzeug) bauen, der
nun im Hof der Neuen Galerie wie ein Sinnbild für die Aussichtslosigkeit
eines eskalierenden Kampfes steht.
Franz Ackermann: Helicopter Nr. 21 (Flucht-
und Befreiungsfahrzeug), 2003 >
Das Titelzitat ist einem Konzeptblatt von Peter
Weibel aus dem Jahr 1977 entnommen. Der Text sollte als Inschrift
in eine Marmorplatte gehauen werden – ähnlich einem Grabstein.
Zur Vorstellung des Terrors. Die RAF ist bis zum
28. August in der Neuen Galerie zu sehen. Im Rahmenprogramm zeigt
das Rechbauerkino von 5. bis 7. August ein Filmprogramm. Ebenfalls
am 7. August, um 15.00 Uhr, führen die Kuratoren Ellen
Blumenstein und Felix Ensslin durch die
Ausstellung, zur Finissage hält Hans G. Helms
einen Vortrag. Ein zweibändiger Katalog wurde von Klaus
Biesenbach herausgegeben und erschien im Verlag Steidl
in Zusammenarbeit mit den KW (ISBN 3-86521-102-X).
Wenzel Mracek
Weitere Informationen unter www.neuegalerie.at
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2006 plus – Herbstintendantin
Veronica Kaup-Hasler |
In der Reihe Jour Fixe der IG Kultur traf Michael Petrowitsch
die Intendantin des Steirischen Herbst ab 2006, Veronica
Kaup-Hasler, zum Gespräch im Forum Stadtpark. Veronika
Kaup-Hasler, 1968 in Dresden geboren, studierte Theaterwissenschaft
und Germanistik, seit 1993 war sie Dramaturgin bei den Salzburger
Festspielen und im Theater Basel, von 1995 bis 2001 bei den Wiener
Festwochen, von 1998 bis 2001 Lehrbeauftragte an der Akademie der
bilden Künste in Wien, von 2001 bis 2004 künstlerische
Leiterin des Festivals Theaterformen in Braunschweig und Hannover.
Michael Petrowitsch und Veronica Kaup-Hasler
In der Vorphase ihrer Intendanz, erzählt Kaup-Hasler,
ständen ihr derzeit „sogar drei Schreibtische in der
Burggasse“ zur Verfügung, allerdings noch kein Personal,
wenngleich ein „Miniteam“ aus einem kaufmännischen
Direktor und zwei Dramaturgen bestünde, wobei Florian
Malzacher bereits als Dramaturg für den Steirischen
Herbst 2006 engagiert sei. Ein Festival wie der Steirische Herbst
darf nach ihrer Ansicht keine „Landeskulturschau“ sein,
in der aktuelle Kunst der diversen Sparten „nach dem Gießkannenprinzip
präsentiert wird, dann bräuchte man nicht mich als Intendantin,
sondern einen guten Organisator“. Ein Festival bedeutete für
sie vielmehr einen „Ausnahmezustand gegenüber dem durchaus
reichhaltigen Alltag.“ Es geht darum, sich mit Partnern, Künstlern
und Initiativen, die es erst zu finden gilt, einen „Mehrwert“
zu erzeugen und zu diskutieren, worin der Reiz einer Zusammenarbeit
bestehen könnte. „Ich möchte mir erst einmal ansehen,
was in Graz und der Steiermark passiert und wo es Synergien und
gemeinsames Denken geben kann.“ Großes Anliegen für
den Herbst sei es, performative Aspekte in allen Bereichen des Programms,
wie beispielsweise auch im Musikprotokoll, zu betonen.
Vergleichsweise und aus Kaup-Haslers Sicht hätte
Christine Frisinghelli ein „sehr spannendes
Programm, vor allem die Theorie betreffend, gemacht“. Theorie
in verschiedensten Formaten werde demnach eine große Rolle
spielen, Diskurse, „die brennen“ sollen unbedingt Raum
finden, dabei soll ein einziges Thema aber niemals alles dominieren,
denn „das ist Quatsch“. Die Besucher sollen auf spielerische
Art auch mit Theorie konfrontiert werden und das ginge nur über
die Kunst als quasi angewandte Theorie. Wichtig dabei sei ihr ein
Moment des Anti-Elitären.
Ein nach wie vor nicht unkompliziertes Thema scheint
die Helmut-List-Halle zu bleiben, wenn auch der Herbst nicht mehr
mit deren Betrieb betraut ist. Dazu sagt Kaup-Hasler, man könnte
den Herbst auch ohne List-Halle machen. „Ich muss sie aber
bespielen, das ist der politische Wille. Man muss aber bedenken,
dass zu jener Zeit, als die Halle gebaut wurde, der Herbst über
ein größeres Budget als jetzt verfügte.“ Mit
einem operativen Budget von 1,2 Mio. Euro, das aus dem Gesamtbudget
von 2,8 Mio. für die Kunst aufgewendet werden kann, lässt
sich angesichts eines der Halle adäquaten Produktionsaufwandes,
den Kaup-Hasler an einem Beispiel mit 350.000 bis 500.000 Euro überschlägt,
verständlicherweise nicht weit springen. „Ich muss erfinderisch
sein, um in Low- Budget-Bereichen zu arbeiten – daraus können
aber interessante neue Formen entstehen.“
Wenzel Mracek
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Zum 100. Geburtstag von
Elias Canetti |
Noch bis zum 14. Juli zeigt das Literaturhaus Graz in einer Übernahme
des Strauhofs Zürich und der Zentralbibliothek Zürich
eine Ausstellung zu Leben und Werk des Nobelpreisträgers für
Literatur, ergänzt um Dokumente, die Canettis Bezüge zu
Graz beleuchten. Schon 1936 fand der Roman Die Blendung in der Tagespost
ungewöhnliche Beachtung als Rezension auf der Titelseite durch
den Autor Theodor Sapper. Canetti besuchte Graz siebenmal zwischen
1965 und 1967, las sechsmal aus seinem Werk, allein in einem Lesezyklus
an fünf aufeinander folgenden Abenden aus Masse und Macht.
Die Dramen Hochzeit (1969) und Komödie der Eitelkeit (1972)
fanden in Graz ihre österreichischen Erstaufführungen.
Die Stadt Graz verlieh ihm 1975 den ersten Franz Nabl-Preis und
im Jahr 1985 wurde Elias Canetti das Ehrendoktorat der Universität
Graz verliehen, im selben Jahr fand auch eine Ringvorlesung zu seinem
Werk statt.
Fritz Wotruba: Große liegende Figur,
Betonguss 1951 – 1953, Neue Galerie Graz
Ausstellungen im Österreichischen Skulpturenpark
in Unterpremstätten und in der Neuen Galerie (letztere noch
bis zum 17. Juli) behandeln die freundschaftliche Beziehung zu Fritz
Wotruba. Canetti widmete mehrere ausführliche Passagen seiner
Autobiographie Das Augenspiel (1955) der Person und der Kunst Wotrubas,
die nun wieder in der von Kurt Bartsch und Gerhard
Melzer herausgegebenen Publikation Zwillingsbrüder.
Elias Canetti und Fritz Wotruba. (Sonderzahl Verlag, Wien 2005)
erschienen sind. Die Neue Galerie zeigt Grafiken und Bronseplastiken
sowie den in der Sammlung befindlichen Betonguss der Großen
liegenden Figur von 1953.
– wm –
In einer Sonderausstellung zeigt der Skulpturenpark
bis zum 6. November zwölf Skulpturen.
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Das Grazer Stadtmuseum
auf neuen Wegen |
In der Geschichte des Grazer Stadtmuseums bricht mit Sommer eine
neue Ära an. Nach dem mehrheitlichem Gemeinderatsbeschluss
vom 14. April wird das Museum in eine stadteigene GmbH umgewandelt
und steht ab 1. Juli unter der Leitung des Kulturmanagers Otto
Hochreiter. Dessen langjährige Erfahrung im Museumsbereich
sowie seine kaufmännische Kompetenz gaben laut Berufungskommission
den Ausschlag für diese Entscheidung. Kritische Stimmen wurde
seitens der Grünen und der KPÖ laut, da Hochreiter im
Vorjahr mit der Evaluierung und Konzepterstellung für die Museum
GmbH beauftragt war.
Otto Hochreiter gab im Gespräch mit Josef
Schiffer anlässlich seines Amtsantrittes Auskunft über
seine Zukunftspläne als neuer Leiter des Stadtmuseums.
Was wird sich durch die neue Gesellschaftsform
alles ändern?
Nach außen wird das keine merkbaren Änderungen
mit sich bringen, die GmbH und die Sammlung selbst verbleiben im
Besitz der Stadt und auch für die Angestellten bleibt dienstrechtlich
alles beim Alten. Hier schwingt für viele der Begriff der „Privatisierung“
mit, aber darum geht es nicht, sondern durch mehr Flexibilität
und durch Kostenverantwortung wird ein effizienterer Betrieb ermöglicht
– konkret bedeutet das etwa 5 bis 7% Einsparungspotenzial
beim Budget. Wichtig ist, dass die hier arbeitenden Menschen mit
Freude bei der Sache sind, durch die Ausgliederung aus der städtischen
Verwaltung und auf der Basis persönlicher Vertrauensbeziehungen
wird so mehr eigenständiges Engagement möglich.
Welche Umstrukturierungen haben für
Sie nun Priorität?
Die Öffnung und Neupositionierung des Grazer
Stadtmuseums stehen beim neuen Konzept im Vordergrund. Ein Museum
ist jedoch primär eine wissenschaftliche Anstalt, die Zeugnisse
der Vergangenheit sammelt und aufbewahrt. Meine Aufgabe sehe ich
darin, den Filter für ein verbindliches Sammlungskonzept von
für die Stadtgeschichte relevanten Objekten neu einzustellen.
Dieser Filter war bisher etwas unscharf und so sind im Laufe der
Zeit manche merkwürdige Dinge in die Obhut des Stadtmuseums
gelangt. Für die gezielte Akquirierung von Objekten muss daher
ein Kriterienraster definiert werden, der von einem spezifischen
Erkenntnisinteresse geprägt ist. Dazu bedarf es einer Erweiterung
des wissenschaftlichen Teams, auch durch externe Experten, um die
museologische und historisch-soziologische Beschreibung der Objekte
zu bewerkstelligen.
Welche Position nimmt in Ihrem Museumskonzept
das Original ein?
Die Menschen gehen ja in erster Linie deswegen
ins Museum, daher ist die Präsentation von Originalen von besonderer
Bedeutung, siehe z.B. der Waffenrock Franz Ferdinands im Arsenal,
die emotionale Kraft solcher Gegenstände ist äußerst
stark wirksam. Viel problematischer ist die Lage bei historischen
Fotografien, die ein sehr manipulierbares Medium darstellen und
daher vor einer Präsentation einer sorgfältigen Kritik
unterzogen werden müssen.
Otto Hochreiter >
„Das Stadtmuseum soll sich zu einem 'historischen Kompetenzzentrum’
entwickeln.“
Was wird das Stadtmuseum seinen Besuchern
künftig bieten?
Ich will das Stadtmuseum als „historisches
Kompetenzzentrum“ etablieren, daher wird es stärker in
die Tourismusaktivitäten einbezogen werden. Es wird als Treffpunkt
für Stadtführungen dienen, zu diesem Zweck wird es im
Parterre kleine Sonderausstellungen geben, die Lust auf mehr machen
und die Verbindung zu den historischen Gebäuden der Stadt herstellen.
Die Lage des Museums ist einfach zu gut, um sie nicht besser zu
nutzen und ich strebe eine Verdoppelung der bisherigen Besucherzahl
auf etwa 30.000 jährlich an.
Darunter soll der Anspruch einer kritischen Auseinandersetzung
mit unsrer Geschichte natürlich nicht leiden. In konkreter
Planung befindet sich das Thema „Königsmord“, das
sich ausgehend vom Attentat auf Franz Ferdinand mit der Rolle politischen
Mordes in der Habsburgerfamilie auseinandersetzt. Weitere Schwerpunktausstellungen
werden der Vertreibung der Protestanten und dem Jubiläumsjahr
für Johann Fischer von Erlach 2006 gewidmet sein.
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Blicke auf Carmen – Bilder einer
fabelhaften Figur |
Purpurschnecken und Tritonshörner, Tintenfische und versteinerte
Kopffüßler – das Landesmuseum Joanneum lädt
seine Besucher zu einem In Abwandlung der vorgeschichtlichen Welterklärungsmodelle
beschreibt Roland Barthes 1957 in seinen Mythen des Alltags das
„Ziel des Mythos“ als „das unaufhörliche
Entstehen der Welt zu verschleiern, sie als Objekt zu fixieren,
um die Welt zu konservieren, damit sie immer besessen werden kann.“
Im Sinn dieses Aneignens der Welt als Besitz kann auch die Teilkonstruktion
der Welt aus Motiven der Fiktion betrachtet werden. Wenn aus einer
nachromantischen Haltung, der eine Suche nach dem Exotischen vorausging,
dieses Exotische im konstruiert Fremden – wie in Prosper Mérimées
Novelle Carmen aus dem Jahr 1845 – scheinbar gefunden wird,
mag durch Assoziation, Paraphrase und Variation ein Mythos auch
in geschichtlicher Zeit entstehen.
Die Autoren des Kataloges zur aktuellen Joanneum-Ausstellung Blicke
auf Carmen jedenfalls beschreiben Carmen als neuen Mythos, der in
seiner künstlerischen Bearbeitung auch als ein Gründungsmythos
in einer Hinleitung zur Moderne interpretiert werden kann. Das Ausstellungskonzept
versteht die Kuratorin Verena Formanek als themenspezifische
Rückschau auf ein Umfeld der bildenden Kunst, in dessen Rahmen
man sich mit der fiktiven Figur Carmen, vor allem aber mit den Stereotypen
um das folkloristisch verklärte Bild Spaniens, der „tanzenden
Zigeunerin“, dem fahrenden Volk oder dem parallel existierenden
Mythos des Stierkampfes beschäftigte. Der Anlass, sich einem
im engeren kunsthistorischen Sinn zu verstehenden Randthemas anzunähern,
ist die Inszenierung von Georges Bizets Carmen in neuer Interpretation,
dirigiert von Nikolaus Harnoncourt in der Regie
von Andrea Breth in der Helmut-List-Halle.
Um den zentralen Bezugspunkt, Edouard Manets Ölgemälde
Angelina, auch: Dame an ihrem Fenster, entstanden um das Jahr 1865,
reihen sich prominente Werke wie Francisco de Goya y Lucientes’
Zyklus der Tauromaquia in Radierungen aus dem Jahr 1816, oder die
im Pariser Salon angenommenen Werke von Aranda, Dumas, Bonnat, Dehodencq
und Perion gegenüber den abgewiesenen wie jenen von Edouard
Manet, die für eine neue Sichtweise und einsetzende Abstraktion,
durch flächige und den Pinselstrich nicht mehr verbergende
neue Malweise stehen.
Eine weitere Gegenüberstellung erfolgt in der neuen Technik
der Fotografie, vertreten neben anderen durch Exponate Félix
Nadars aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Auswahl
von Dokumenten der Fotoexpedition von Ludwig Angerer nach Bukarest
in den Jahren 1854 bis 1856 oder Charles Spindlers Fotografien von
„Zigeunern“ zu Ende des 19. Jahrhunderts in nachvollziehbaren
Vergleichen etwa der ausschnitthaften Motivwahl in Werken von Edgar
Degas.
Eine Verquickung auf Paraphrasen des Stierkampfes, des Mythos
vom Minotaurus und des persönlichen Konfliktes in den Beziehungen
zu drei Frauen vollzieht Pablo Picasso im Radierzyklus der Minotauromachie
in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts und in die gegenwärtige
Umsetzung des Themas führen ein Video über Manets Der
tote Toreador von Anne Sauser-Hall (2003) und Aura Rosenbergs in
Zusammenarbeit mit Mike Kelley entstandene Fotografie als Konzeptarbeit
Mike Kelley/Carmen.
Für die Prominenz dieser Schau, deren Versicherungswert Intendant
Peter Pakesch nicht näher als „im zweistelligen
Millionenbereich“ anzugeben bedacht ist, stehen aber auch
internationale Leihgeber wie das Musée National Picasso (Paris),
das Philadelphia Museum of Art, die Fondation Beyeler (Riehen, Basel)
das Museo Thyssen-Bornemisza (Madrid) oder die Graphische Sammlung
der ETH Zürich und andere mehr. Zum wertvollen Sammlerstück
dürfte auch der prachtvolle, im Verlag der Buchhandlung Walther
König erschienene, Katalog gereichen, der ausführliches
Bildmaterial und Textbeiträge von Verena Formanek, Dominique
Lobstein, Elisabeth Bronfen, Anne Baldassari und Anton Holzer versammelt,
zudem Charles Baudelaires Der Dandy (ISBN 3-88375-960-0).
Wenzel Mracek
Blicke auf Carmen. Goya. Courbet. Manet. Nadar.
Picasso am Landesmuseum Joanneum, Neutorgasse 45
Informationen unter www.museum-joanneum.at
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Kulturförderung Steiermark |
Die überparteiliche Kommission zur Evaluierung der Steirischen
Kulturförderung wurde von der Steiermärkischen Landesregierung
im März 2005 beauftragt, Vorschläge für die Vergabe
der auf Antrag der Kulturreferentin, Landeshauptmann Waltraud Klasnic,
von der Landesregierung einstimmig beschlossenen zusätzlichen
1 Mio. Euro für die freie Szene zu machen. Die Kommission hat
die Erhöhung der bestehenden und ihrer Meinung nach zu gering
dotierten Fördervereinbarungen für viele Initiativen der
freien Szene vorgeschlagen. Außerdem wurde eine große
Zahl neu eingebrachter Projekte beurteilt und der Landesregierung
mit entsprechenden Förderungsbeiträgen genannt.
Weil das – von der Kommission entworfene und vom Landtag
beschlossene - neue Kulturförderungsgesetz erst im Dezember
2005 in Kraft tritt, ist mit einer Bestellung des im Gesetz verankerten
Förderbeirates und der Expertengruppen erst nach der Landtagswahl
und mit entsprechendem Fristenlauf bis Februar 2006 zu rechnen.
Angesichts dieser Übergangszeit hat die Evaluierungskommission
im Sinne der Sicherheit für die Initiativen die einjährige
Verlängerung der heuer auslaufenden Fördervereinbarungen
bearbeitet. Die für 2005 vorgeschlagenen Erhöhungen sollen
auch für 2006 gelten und sind Teil dieser Million Euro für
die für die freie Szene. Der Evaluierungskommission gehören
- unter Vorsitz von Heimo Steps - Doris Jauk-Hinz, Erich Mitterbäck,
Herbert Nichols-Schweiger, Michael Petrowitsch, Wolfgang Pollanz,
Eva Schäffer, Ralph Schilcher und Ilse Weber an.
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Freilichtmuseum Stübing:
Ausstellungen und Aktivitäten Sommer 2005 |
„Design trifft Tradition“ - 16.07. bis 24.07.2005
Eine Sonderausstellung der Meisterklasse für Tischlerei und
Raumgestaltung der HTL Ortweinplatz, Graz. „Die erinnerte
Zeit“ – Bilder einer entschwindenden ländlichen
Kultur. Als Ergänzung zu den Höfen des Freigeländes
wurde eine umfangreiche Ausstellung gestaltet, die das historische
Bauernhaus nicht nur in seiner Entwicklung und formalen Vielfalt,
sondern auch in seinen kulturellen Zusammenhängen und Inhalten
zeigt.
Von 26. März bis 31.Oktober 2005 im Ausstellungszentrum
„Bäuerliche Fahrzeuge und Arbeitsgeräte“
In anschaulicher Weise werden in dieser Ausstellung die Entwicklung
der ländlichen Gerätschaften, Fahrnisse und Arbeitstechniken
von der Jungsteinzeit bis zur Gegenwart dokumentiert. Im Bundwerkstadl.
07. 08. 2005 „Mit G’sang und Klang”.
Ein musikalischer Nachmittag mit Sänger- und Musikantenstammtisch,
Maibaumumschneiden und Tanz in Zusammenarbeit mit dem Steirischen
Volksliedwerk. Ab 14:30 Uhr. Auch bei Regen!
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Besser Straßentheater als Sommerloch
– La Strada zum achten Mal in Graz |
Schon zum achten Mal findet heuer das Internationale Festival für
Straßen- und Figurentheater La Strada vom 29. Juli bis zum
6. August in Graz statt. Ein Schwerpunkt des organisatorisch von
Diana Brus und künstlerisch von Werner
Schrempf geleiteten Festivals sind Kooperationen mit Künstlern
zur Entwicklung neuer Produktionen. So finden sich im diesjährigen
Programm acht Uraufführungen, von denen sechs in Zusammenarbeit
mit La Strada entstehen.
Kaufmann & Co: einWANDfrei
Eine verrückte Führung durch eine Stadt zur Wahlkampfzeit,
deren Stationen – Kirchen, Plätze, Schulen und eine psychiatrische
Anstalt – denen von Graz mehr als nur ähneln, unternehmen
in der Regie des Schweizers Hanspeter Horner das
Theater am Ortweinplatz (A), das Mezzanin Theater (A) und das Theater
peppermind (CH) in Koproduktion mit IN SITU. Matto regiert ist der
Titel dieses Stationendramas, das in einer Montage Textpassagen
und Figuren aus den Kriminalromanen von Friedrich Glauser verwendet
und touristische Schauplätze in fiktive Tatorte verwandelt.
Während ein Fremdenführer vor sich hin plaudert, ereignet
sich Absurdes und Mysteriöses: Ein Geistlicher mit blutigen
Fußsohlen kreuzt den Weg der Touristen-/Publikumsgruppe, Ärzte
und Pfleger tauchen auf ... Ein Fall für Wachtmeister Studer.
Die Spielorte befinden sich im Bezirk Gries, ausgehend von der St.
Andrä-Schule, uraufgeführt wird Matto regiert am 1. August
um 19.30 Uhr.
De
Spullenmannen: „More”
Europäisches Straßenkunst-Netzwerk
IN SITU, das Europäische Straßenkunst-Netzwerk, wurde
im Jahr 2002 auf Initiative von Lieux Publics und dem Centre National
de Création des Arts de la Rue gegründet und arbeitet
mit sechs Partnerorganisationen in Belgien, Frankreich, Schottland,
Spanien und La Strada in Österreich. Bis 2006 wurden und werden
neun innovative Produktionen gefördert, entwickelt und auf
Tournee gebracht. IN SITU steht für den Zeitraum von drei Jahren
ein Gesamtbudget von 1.620.000 Euro zur Verfügung, ein Koordinationsanteil
von 120.000 Euro kommt von La Strada. Somit fördert(e) IN SITU
Produktionen mit steirischer Beteiligung wie Matto regiert, La Ballade,
Painful Creatures, Boxmeeting sowie die in Planung befindlichen
Play Rec und Les Noces mit insgesamt 683.000 Euro.
Ensemble Materialtheater „Terror im Idyll“, Heinrich
Hesse
Die französische Gruppe Kumulus spürt unter Beteiligung
von 18 steirischen Akteuren mit ihrer Produktion Boxmeeting den
Menschen nach, deren persönliche Geschichten zu Beginn in kleine
Kisten verpackt sind. Aufführungstermine sind der 4. und 5.
August, jeweils ab 19.00 Uhr im Hof des Priesterseminars. Ebenfalls
unter Beteiligung steirischer Akteure möchte unter dem Titel
Play Rec die französische Kompanie KomplexKapharnaüM eine
Arbeit in Residenz während des Festivals produzieren, die am
zweiten La Strada-Wochenende präsentiert wird.
Eine Koproduktion der französischen Gruppe Allegro Barbaro
mit Studio Percussion graz und 80 steirischen Darstellern ist Babel.Platz.Symphonie.,
eine Zusammenarbeit von styriarte und La Strada. Nach Idee, Komposition
und in künstlerischer Leitung von Pierre Sauvageot
(F), musikalisch geleitet von Günter Meinhart
(A), wird mit Uraufführung am 31. Juli ab 21.00 Uhr der Freiheitsplatz
zum Ort eines Gesamtkunstwerkes: Rund 100 Akteure, Klang, Licht
und Schatten, 150 Fenster der Gebäude um den Freiheitsplatz
bilden die Ingredienzien eines Konzertes als Experiment, das „der
Stadt ihre Musik zurückgeben“ will.
Das Blaue vom Himmel versprechen dramagraz und La Strada, wenn
in der Regie von Ernst M. Binder „der Sieg der Vernunft über
die Vernunft“ zelebriert wird, „Menschen Steine und
Tiere ... können miteinander sprechen“, wie es in Binders
Regieanweisung heißt. Diana, Kassandra und Iokaste treten
auf, ebenso Egal,wer, Pivot und Weiß auch nicht, die alle
vom Leben zurückgelassen wurden. Uraufgeführt wird Das
Blaue vom Himmel am 1. August um 22.00 Uhr im Theater Next Liberty.
Reich und Schön wie auch die Kindertheater 5 vor Zirkus und
Anton, Luka und Benjamin sind weitere Produktionen in Zusammenarbeit
mit Theater Irrwisch aus Österreich, Theater Zwo und Corakor
aus Deutschland.
La Strada und das Theater am Ortweinplatz
Der Blick verändert alles. Wo die einen nur Trödel sehen,
erspähen De Spullenmannen aus den Niederlanden in ihrem Stück
MORE Utensilien zu einer surrealen Welt, in der nichts Nutzloses
existiert. Lampen, Lupen, Sägen, Toaster, alte Rekorder und
anderes Gerümpel: all das führt sich hier quicklebendig
und ziemlich übergeschnappt auf. Ganz nebenbei wird im seltsamen
„Ministerium der nicht mehr gebrauchten Güter“
die Frage gestellt, wo eigentlich genau im Überfluss das Glück
verborgen liegt. Am 2. und 3. August, jeweils ab 19.00 Uhr im Theater
am Ortweinplatz.
Ebendort herrscht TERROR IM IDYLL wenn das Ensemble Materialtheater
aus Deutschland alle 18 Romane von Ludwig Ganghofer in nur 70 Minuten
spielt. Wahrscheinlich gewinnen gerade Ganghofers Romane wie Herrgottschnitzer,
Edelweißkönig und Klosterjäger durch Textstraffung,
die zwei merkwürdige Narrengestalten vornehmen. Zum Weinen
schön – und so schön böse! Termine sind der
4. und 5. August, jeweils um 19.00 Uhr.
Von der Freiheit ist ja viel die Rede, vom Gefangensein dagegen
wenig: Kaufmann & Co drehen mit der Uraufführung von einWANDfrei
den Spieß um und machen die Gefangenschaft zum Thema, erforschen
Verhaltensmuster unter Extrembedingungen. Die deutsch-österreichisch-französische
Produktion kombiniert Schauspiel, Figurentheater und Livemusik dieser
konzentrierten, poetischen und humorvollen Untersuchung, die viele
mögliche Formen des Gefangenseins spielerisch überhöht.
Am 31. Juli und 8. August, jeweils um 19.00 Uhr im TaO.
Wenzel Mracek
Karten für La Strada gibt es ab sofort bei Graz Tourismus,
Herrengasse 16, bei allen Ö-Ticket Stellen und online unter
www.lastrada.at
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Flätthüntschsauft von Christina
Zurfluh |
Spanien in Graz: Vielleicht ziehen Harnoncourts Opernaufführung
und die Joanneumausstellung Blicke auf Carmen weitere Kreise als
ursprünglich geplant. Das Allemannische wird uns im so genannten
südbairischen Sprachraum Befindlichen wohl weiterhin ein sprichwörtlich
spanisches Dorf bleiben. Über den zweifellos faszinierenden
Titel Flätthüntschsauft der Ausstellung von Werken Christina
Zurfluhs im Studio der Neuen Galerie soll hier vorsichtshalber
nicht weiter sinniert werden, es könnte neben jeder Assoziation
auch etwas ganz anderes gemeint sein.
A L F, 2004, ca. 550 x 180 x 180 cm, Gummi, SEWA-cryl
Black
space-factory, 2004, 213 x 144 cm, Acryl, Lack, Papier
In Zeichnungen, Malerei und Plastik entlässt die in der Schweiz
geborene und in Wien lebende Christina Zurfluh den Betrachter aber
ebenfalls in ein Labyrinth assoziativer Topoi der Kunstgeschichte
des 20 Jahrhunderts, voraus die Frage nach Abstraktion, Informel
oder Erinnerungen an Landschaften, die man in schichtweisen Verfahren
von Malerei, durch freilegen tieferer Farbschichten und Collagieren
entstanden, zu finden vermeint. Bestärkt glaubt man sich durch
eine Baumplastik im Raum, die auf die Auseinandersetzung mit der
Landschaft zu verweisen scheint. Doch nichts davon! Der Baumstamm
ist ein Kunstgebilde aus glasfaserverstärktem Kunststoff, ein
Abbild des Abbildes, reduziert um jeden Wirklichkeitsgehalt oder
im Sinn Baudrillards, zweite Wirklichkeit generierend. Die großflächige
Malerei, in Gestik und durch Dripping technisch an de Kooning, Pollock,
vielleicht Georges Mathieu erinnernd, entsteht aus einer écriture
automatique in Kombination mit kalkulierten Eingriffen wie Abkleben
und Übermalen. Die Bilder stehen für die Konstruktion
durch Farbe und den Versuch, Form und Inhalt in Deckung zu bringen.
Ein Faktor, der aus den Überlagerungen und Freilegungen allerdings
zu lesen ist, ist die manifeste Darstellung der Zeit im abstrakten,
eher aber informellen Bild, die sich nicht über realistische
Inhalte oder Erzählung, vielmehr über technische Entwicklung
der Strukturen abzeichnet.
Wenzel Mracek
Flätthüntschsauft von Christina Zurfluh ist bis zum
17. Juli im Studio der Neuen Galerie zu sehen
Informationen unter www.neuegalerie.at
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Es spielt sich wieder
ab – Saison 2005/06 im Next Liberty |
52.000 Zuseher besuchten in der Spielzeit seit 10. Dezember des
Vorjahres das Jugendtheater Next Liberty und seine Produktionen
mit und in der Grazer Oper, On Tour und natürlich im eigenen
Haus, der neu adaptierten Grazer Thalia. Intendant Michael Schilhan
präsentierte das Programm für die erste Voll-Saison 2005/06
mit „klugen Stücken für junge Leute“, die
aber durchaus auch das Interesse von älteren Jugendlichen und
Erwachsenen wecken sollten.
Unter den 13 Stücken der kommenden Spielzeit finden sich zwei
Uraufführungen wie die Superhenne Hanna als Dramatisierung
des Kinderbuches von Felix Mitterer in der Inszenierung von Michael
Schilhan. Unter dem Thema Tierschutz und Zusammenhalt nimmt
die Superhenne den Freiheitskampf für artgerechte Tierhaltung
selbst in die Hand; empfohlen ist das Stück für Kinder
ab sechs Jahren, Premiere ist am 21. Jänner 2006. In einer
österreichischen Erstaufführung zeigt Next Liberty ein
Stück von Walter Kohl zum Problem von Selbstverletzungen unter
Jugendlichen: Inszeniert von Susanne Zöllinger
ist Ritzen ein Monolog der 14 Jahre alten Fritzi, der von sozialen
und psychischen Voraussetzungen der Autoaggression handelt –
Premiere am 5. Mai und empfohlen ab 14 Jahren.
Susanne Zöllinger bringt auch Erich Kästners Roman Emil
und die Detektive für Kinder ab sechs Jahren auf die Bühne:
Mit Premiere am 5. Oktober verfolgen Emil, Gustav mit der Hupe,
Pony Hütchen und ihre Freunde den zwielichtigen Grundeis durch
Berlin. Steffen Höld bearbeitet und inszeniert
William Shakespeares Klassiker Romeo und Julia zum Thema Leben,
Liebe und Leidenschaft für Jugendliche und jugendliche Erwachsene
ab 14 Jahren; Premiere ist am 18. November.
In der Grazer Oper kommt nach einer Bearbeitung von Maurizio
Nobili und Markus-Peter Gössler das
Kindermusical Der Zauberer von Oz, frei nach der Erzählung
von Lyman Frank Baum, zur Aufführung. Diese größte
Produktion inszeniert Maximilian Achatz mit Premiere
am 26. November.
Eine Bühnenbearbeitung von Francis Goodrich und Albert Hackett
inszeniert Astrid Ranner: Das Tagebuch der Anne
Frank zeichnet ein Porträt der damals Vierzehnjährigen
nach ihren Aufzeichnungen zwischen 1942 und 1944, versteckt in einem
Amsterdamer Hinterhaus. Nach Denunziation starb Anne Frank 1945
im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Typhus. Empfohlen ist diese
Produktion mit Premiere am 17 März für ein Publikum ab
12 Jahren, außer Frage jedenfalls steht die Aktualität
des Themas.
Die Reihe Unser kleines Opernhaus findet ihre Fortsetzung in der
Bearbeitung der Mozartoper Die Entführung aus dem Serail, mit
Premiere am 5. April, durch Marguerite Dunitz-Scheer
und Robert Fischer unter Mitarbeit von Maurizio
Nobili, dem Orchester des Musikgymnasiums Graz und dem
Kammerorchester des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums. Zuvor schon
ist die Grazer Oper zu Gast im Next Liberty: Hans Werner Henzes
Pollicino, eine musikalische Bearbeitung des Märchens vom Däumling
mit der Singschul’ der Oper und dem Grazer Kammerorchester
ist ab 11. Februar zu hören und zu sehen. Wieder aufgenommen
wird Kinder zaubern Flöte ab 21. September.
Ebenfalls zu Gast ist das Theater Mundwerk in einer Zusammenarbeit
mit den Minoriten ab 11. Oktober mit Andri Beyelers
tierischem Vergnügen über’s Nörgeln und Zusammenleben:
Die Kuh Rosemarie oder: Warum darf ein Schwein kein Schwein sein?
Und das Mariagrüner Kindertheater gibt ab 21. Oktober Das Einhorn
und der Zauberer.
Zum Programm des Jugendtheaters Next Liberty gehört inzwischen
ein Angebot für ReferentInnen: Unterrichtsmaterialien für
LehrerInnen werden auf Wunsch zur Verfügung gestellt bzw. werden
auch Einführungen in Schulen angeboten. Anfragen können
an Sandra Marak und gerichtet werden.
Wenzel Mracek
Informationen zu Programmterminen und Abos unter www.theater-graz.com
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Admont - Restaurierung der größten
Klosterbibliothek der Welt |
Schon bald nach ihrer Fertigstellung im Jahre 1776 wurde die Admonter
Bibliothek als „achtes Weltwunder“ bezeichnet. Mit ihrer
Länge von 70 Metern, ihrer Breite von 14 Metern und ihrer Höhe
von rund 13 Metern ist sie die größte Klosterbibliothek
der Welt. Der künstlerisch reich ausgestattete Bibliothekssaal
mit 90.000 Büchern wurde seit seiner Fertigstellung noch niemals
einer Gesamtrestaurierung unterzogen - weder in Bezug auf bauliche
Maßnahmen noch in Bezug auf den Bücher-Bestand. Ein solches
Gesamt-Restaurierungs-Projekt von nationaler und historischer Bedeutung
wird im Zeitraum 2004 bis 2008 nun durchgeführt. Sieben Restauratorenteams
aus den Bereichen Papier, Wandmalerei, Holz, Metall, Stuck und Stein
arbeiten an der Restaurierung und Konservierung der Bücher,
der künstlerischen Ausstattung und der Bausubstanz.
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14. Internationales Tanztheaterfestival
Graz |
Die Internationale Bühnenwerkstatt Graz feiert ihr 14-jähriges
Bestehen. Konzept der Bühnenwerkstatt ist es, hochkarätige
und international renommierte Künstler und Pädagogen nach
Graz einzuladen, wodurch sich inzwischen österreichische Nachwuchskünstler
als BotschafterInnen für Grazer Tanz und Tanztheater im Ausland
erweisen konnten.
In diesem Jahr stellt die vormalige Leiterin des Balletts der Volksoper
Wien, Liz King, erstmals und im Rahmen der 14.
Bühnenwerkstatt ihr Tanzprojekt Fake Space mit AsylwerberInnen
vor. Präsentiert wird das Projekt am Dienstag den 19. Juli
um 21.00 Uhr wie alle folgenden Veranstaltungen im Theater im Palais
der Kunstuniversität Graz in der Leonhardstraße 15.
Mit einer seiner persönlichsten Arbeiten kommt der brasilianische
Soloperformer und Artistic Director der Biennale in Venedig, Ismael
Ivo, nach Graz. Delirium of a Childhood handelt vom Schmerz
und dem Leiden der Kinder jenes Kontinents, die die Vorfahren Ivos
einst unter Zwang verlassen mussten – am Dienstag, 12. Juli
um 21.00 Uhr.
Am folgenden Donnerstag, 14. Juli um 21.00 Uhr, führt das
Do-Theatre St. Petersburg mit Sleep … less
… ness in ein Haus nächtlicher Ideenspiele, in ein mysteriöses
Reich des Seins, in dem der Mensch in die Tiefe der Gedanken und
Sinne taucht.
Die Schweizer Compagnie Drift zeigt am Sonntag,
dem 17. und Montag, dem 18. Juli, jeweils ab 21.00 Uhr humorvoll
surreales Tanztheater mit Machine á Sons, geprägt von
Dada und Absurdität.
Araca von Galván&Marini ist die Geschichte
einer kleinen südamerikanischen Heldin in ihrem Kampf um die
Freiheit – am Donnerstag, 21. Juli.
Im Rahmen des Tanzsommer Graz ist von 19. bis 24. Juli im Grazer
Opernhaus Tocororo, ein kubanisches Märchen in der Choreographie
von Carlos Acosta zu sehen.
Informationen unter www.buehnenwerkstatt.at
bzw. www.tanzsommer.at
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Bilanz des Schauspielhauses
Graz |
Mit einer hervorragenden Auslastung endet für das Schauspielhaus
Graz die Saison 2004/2005. In dieser fünften Spielzeit unter
der Direktion von Matthias Fontheim wurde das Schauspielhaus
in eine GesmbH umgewandelt und präsentiert auch in diesem Jahr
eine beachtliche Bilanz: 81.740 Besucherinnen und Besucher wurden
gezählt, die Gesamteinnahmen liegen bei 1.037.000 Euro. Von
Mitte September bis Ende Juni konnten alle Spielstätten eine
Gesamt-Auslastung von 87% verzeichnen, die Abonnements stiegen in
der letzen Spielzeit um 7%.
Die publikumsstärksten Neu-Inszenierungen im großen
Haus waren Amadeus (von Peter Shaffer, Regie: Cornelia Crombholz)
mit einer 92%-igen Auslastung, Frühere Verhältnisse (von
Johann Nepomuk Nestroy, Regie: Gottfried Breitfuß) mit 80%
und Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte …
(von Elfriede Jelinek, Regie: Elisabeth Gabriel) mit 75%. Der Dauerbrenner
Janis Joplin (von Thomas Guglielmetti, Regie: Matthias Fontheim)
feierte zu Spielzeitende seine 63. und letzte Vorstellung und war
mit einer Auslastung von 95% nahezu immer ausverkauft!
Auf der Probebühne zählen Die Blendung (Uraufführung
nach Elias Canetti, Regie & Dramatisierung: Friederike Heller)
mit 87%-iger Auslastung, Die sexuellen Neurosen unserer Eltern (von
Lukas Bärfuss, Inszenierung: Cornelia Crombholz) mit 95 % und
Endstation Sehnsucht (von Tennessee Williams, Inszenierung: Barbara
Weber) mit 98,5% Auslastung zu den meistbesuchten Neuinszenierungen
der vergangenen Spielzeit.
Das Schauspielhaus, Graz eröffnet nach der Sommerpause am
23. September mit der Premiere von Shakespeares Was ihr wollt unter
der Regie von Matthias Fontheim die Spielzeit 2005/2006. Am darauf
folgenden Tag kommt es zur Uraufführung von Johannes Schrettles
Dein Projekt liebt dich, inszeniert von Cornelia Crombholz. Abgerundet
wird das Eröffnungswochenende mit der Premiere von Späte
Gegend von Lida Viniewicz auf der Ebene 3 am Sonntag, den 25. September.
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LR Kurt Flecker: Gegen
„Klumpfuß List-Halle“, für emanzipatorische
Kulturpolitik |
Mit Sozial-Landesrat Dr. Kurt Flecker, Mitglied des Aufsichtsrates
der neu konstituierten steirischer herbst Kulturveranstaltungs-GesmbH,
sprach KORSO-Herausgeber Christian Stenner über die Zukunft
des steirischen Avantgarde-Festivals angesichts der Probleme um
dessen teure Location – und über Perspektiven für
die steirische Kulturpolitik.
Herr Landesrat, wie geht der Aufsichtsrat der herbst-GesmbH
mit dem finanziellen Desaster um, das auf die hohen Kosten der
Helmut-List-Halle zurückzuführen ist?
Im Aufsichtsrat stand zur Debatte, dass der steirische herbst
die Halle 60 Tage im Jahr zu einem bestimmten Mietpreis anmieten
solle. Die Intendantin hat daraufhin festgestellt, dass die List-Halle
für Festivals dieser Art nicht ideal ist – und dass es
ihr unter Beachtung ihrer künstlerischen Verantwortung sehr
schwierig bis unmöglich erscheint, eine 60-tägige Benützung
der Halle zu garantieren. Ich habe festgehalten, dass ich nicht
gewillt bin, Nebenabreden zu erfüllen, wonach die neu konstituierte
Gesellschaft für Verträge geradestehen soll, die irgendjemand
irgendwann geschlossen hat und die nichts mit dem neuen steirischen
herbst zu tun haben. Angeblich soll es in Kürze zu einem Gespräch
zwischen Professor List und Vertretern der Stadt und des Landes
kommen; ich bin schon gespannt, was dabei herauskommt. Ich kann
mich jedenfalls des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass wir manchmal
Mäzene feiern, deren Mäzenatentum die öffentliche
Hand erst möglich gemacht hat, indem sie ihnen zu gehörigem
wirtschaftlichem Vorteil verholfen hat.
Wenn Veronica Kaup-Hasler sagt, sie kann die Halle nicht
sinnvoll bespielen, müsste man ja konsequenterweise auf einen
Auszug des herbst aus der Halle hinsteuern.
Soweit der herbst die Halle künstlerisch sinnvoll bespielen
kann, zahlt er auch die Miete – die ich angesichts des Betrages,
der von Seiten des Landes hinein geflossen ist, für deutlich
überhöht halte. Wir werden jedenfalls nicht Miete für
etwas zahlen, wovon wir keinen Nutzen haben.
Wer wird dann den Vertrag mit dem Halleneigentümer erfüllen?
Auf dem Vertrag bleiben dann die alte Herbst-Gesellschaft und
die Gebietskörperschaften Stadt und Land sitzen; dann muss
die alte Gesellschaft, die ja das Management der Halle innehat,
dieses Management eben entsprechend intensiv betreiben. Ich sehe
nicht ein, dass der neue steirische herbst diese Halle als Klumpfuß
angehängt bekommt.
Sie haben immer auch Projekte an der Schnittstelle Soziales/Kultur
gefördert und sind nun im Aufsichtsorgan des steirischen
herbst aktiv – wollen Sie sich in Hinkunft stärker
der Kulturpolitik widmen?
Mein kulturpolitisches Interesse ist groß und steht in einigem
Gegensatz zur aktuellen steirischen Kulturpolitik, die sich von
Events beeindrucken lässt, die irgendwo zwischen Mateschitz,
Moik und Toni Maier angesiedelt sind. In diesem Umfeld hat sich
zudem eine Kulturempfangsgesellschaft entwickelt, deren Protagonisten
sich bei den diversen Veranstaltungen zum netten Geplaudere treffen
und dort als Fettauge auf der Kultursuppe schwimmen.
Ich meine hingegen, dass Kulturpolitik auch soziale Verantwortung
hat – sowohl den Kunstschaffenden als auch den KonsumentInnen
gegenüber. Nach meinem Verständnis soll Kulturpolitik
dort fördern und zur Seite stehen, wo Emanzipation notwendig
ist, und nicht dort, wo sich Betuchte treffen.
Heißt das auch, dass es ein politisches Ziel sein wird,
das Kulturressort wieder in sozialdemokratische Hände zu
bekommen?
Kulturpolitik ist eine große gesellschaftspolitische Aufgabe,
und ich interessiere mich persönlich dafür – was
nicht heißt, dass ich mit allen Fasern meines Herzens das
Kulturreferat anpeile. Man soll sich aber überlegen, dass es
ein starkes Zeichen des Landes ist, welche Person die Kulturpolitik
zu verantworten hat.
Eine einschneidende kulturpolitische Entscheidung war die
Gründung der KulturServiceGesmbH, die einen erheblichen Anteil
des Kulturbudgets in Verwaltung bekommen hat und deren Ausgaben
natürlich wesentlich weniger kontrollierbar sind als jene
des Ressorts …
Ich habe nichts dagegen, wenn sich eine ausgegliederte Einheit
der öffentlichen Hand mit der Vermarktung eines Kulturprogrammes
beschäftigt. Was Konstruktion und Besetzung der Geschäftsführung
mit einem ehemaligen Sekretär der ÖVP betrifft, sind wir
vor vollendete Tatsachen gestellt worden, wir konnten nur durchsetzen,
dass nicht ein Verein, sondern das Land selbst Eigentümer der
Gesellschaft ist. Es wird Aufgabe der Kulturpolitik sein, die KSG
auf eine Linie der Verantwortung dem Steuerzahler gegenüber
zu bringen; derzeit kümmert man sich dort offenbar mit dem
Ziel der Erhöhung der eigenen Bedeutung um Dinge, die nichts
mit den ursprünglich gesetzten Zielen zu tun haben.
Skizzieren Sie ein paar Eckpfeiler Ihres Kulturverständnisses
…
Besonders Graz sollte sich in seiner Tradition als Ort des Experimentes,
der Progressivität und der Toleranz darstellen, und: Wir müssen
von der Förderung von Veranstaltungen für die betuchte
Brötchen-Gesellschaft abkommen. Auch wenn ich z.B. den Jazzsommer
von seinem musikalischen Angebot her sehr gut finde, so dient er
vorwiegend als Tummelplatz für Personen, die auch bei jedem
Empfang des Landes auftauchen und die sich durchaus eine Eintrittskarte
leisten könnten. Hier wie bei anderen Veranstaltungen –
z.B. auch bei der Styriarte – müssen Konzepte entwickelt
werden, wie man den Zugang sozial schwächerer Schichten zur
Kultur fördern könnte. Das gilt im Übrigen durchaus
auch für den Bereich qualitativ hochwertiger Rock- oder Popkonzerte,
wo die Höhe der Eintrittspreise de facto ein Eintrittsverbot
für die meisten Jugendlichen darstellt. Kultur der Spitzenklasse
darf nicht den finanziellen Eliten überlassen bleiben.
„Kultur der Spitzenklasse darf nicht finanziellen Eliten
überlassen bleiben“
Wenn man diese Anforderung auch an den steirischen herbst
anlegt: Ist diese Verbreiterung der Publikums-Basis mit der neuen
Intendantin gewährleistet?
Mein Eindruck war, dass Veronica Kaup-Hasler stark auf eine Verankerung
des steirischen herbstes in der Bevölkerung abzielt –
zum Beispiel durch Einrichtung einer Art open house, das es ja schon
mal gegeben hat, weiters durch die stärkere Einbindung jüngerer
österreichischer KünstlerInnen. Das ist doch eine andere
Herangehensweise als die in jüngster Zeit gepflogene, wo man
mit dem fünfundzwanzigsten Wolfi-Bauer-Aufguss Mut beweisen
wollte. Ich mag Wolfi Bauer, aber das ist Reminiszenz und nicht
Avantgarde.
Die Dichotomie, die’s bei den RezipientInnen gibt,
ist auch bei den KulturproduzentInnen gegeben; die Förderungen
konzentrieren sich auf ein paar große Player, die kleinen
Initiativen bekommen die Brosamen …
Das gerade beschlossene neue Kulturförderungsgesetz wird
hier Einiges zum Positiven wenden. Ziel muss jedenfalls auch die
Förderung innovativer Kulturinitiativen außerhalb von
Graz sein, weil ja die Menschen in den Gemeinden auch ein Recht
darauf haben etwas anderes zu erleben als herzhafte steirische Kultur,
die ja vom Kollegen Schöggl ohnehin in idealistischer Weise
unterstützt wird.
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Grazer Kunst im öffentlichen
Raum seit 1945 |
„Zwischen dem Schmuck von Gebäuden und Plätzen sowie
der pointierten, nicht auf den ersten Blick entschlüsselbaren
Zeichensetzung pendeln die künstlerischen Angebote hin und
her: Im Grunde also zwischen einem eher als Kunstwerk identifizierbaren
Objekt und einer das standardisierte Alltagsleben kommentierenden
wie konfrontierenden Gestaltungs- und Handlungsform, die intensive
Aufmerksamkeit einfordert“, heißt es im Vorwort zu einer
von Univ. Doz. Dr. Werner Fenz herausgegebenen
Publikation zur Kunst im öffentlichen Raum von Graz seit 1945.
Unter Mitarbeit von Birgit Kulterer und Eva
Martischnig ist Fenz seit mehr als zwei Jahren mit der
Erfassung, Dokumentation und Analyse der Kunst in öffentlichen
Bereichen des Stadtraumes beschäftigt.
Die Arbeiten führten bisher zur Einrichtung der Website OFFSITE_GRAZ
auf dem
Kulturserver (http:///offsite.kulturserver-graz.at)
und zur Herausgabe des OFFSITE.GRAZ.shortguide, der 40 Kunstwerke
verzeichnet, die in einer Aktion der Intro-Graz-Spection mit Informationstafeln
versehen wurden.
Am 14. Juli, um 18.00 Uhr wird „offsite graz. Kunst im öffentlichen
Raum“ im Hof des ehemaligen Dominikanerklosters in der Dreihackengasse
präsentiert. Wenzel Mracek führte mit Werner Fenz ein
Gespräch.
Worin unterscheiden sich Buch und Website?
Fenz: Die Website enthält eine Fülle von Material, vor
allem viele Fotos, in einer umfassenden Übersicht. Ich war
seit ungefähr 20 Jahren an einer übersichtlichen Zusammenfassung
der Kunst im öffentlichen Raum interessiert, weil dieser Bereich
zwar immer in aller Munde ist und auch theoretisch in etlichen Arbeiten
behandelt wurde, eine ausführliche Bearbeitung anhand bestehender
Beispiele stand für den Grazer Raum aber noch aus. Im Buch
nun setzen wir an Bruchlinien an, wo sich die Sprache verändert,
wo aus den Wandmalereien der Kunst am Bau vielschichtigere und komplexere
Gestaltungen werden wie etwa am Beispiel Stab-Stollen an der Biochemie
am Felix-Dahn-Platz von Ertl, Schmeiser-Cadia und Winklhofer aus
dem Jahr 1991. Die ehemalige künstlerische Ausgestaltung wird
hier zu einer Reaktion der Künstler auf den Bau als Funktionsraum.
Wir haben das Buch in acht Kapitel unterteilt, in denen wir thematische
Konzentrationen vornehmen wie Auf der gesellschaftlichen Bühne,
Schauplatz Stadt, Kontexte zur Architektur oder uns speziell mit
Brunnenkunstwerken beschäftigt haben.
Wie weit reicht der öffentliche Raum?
Wir haben uns nicht gescheut, wirkliche Grenzthemen zu bearbeiten.
Ein Skulpturenpark ist genau genommen kein öffentlicher Raum,
sondern gleicht eher einem Freilichtmuseum. Ein anderer Grenzbereich
ist der Sakralraum als eigenes Kapitel.
Aber auch dieses Kapitel behandelt die Kunst seit 1945?
Ja. Allerdings haben wir auch frühere Beispiele zum Vergleich
herangezogen wie etwa den Taubenbrunnen am Schlossbergplatz. Die
Inhalte führen bis zu jüngsten Arbeiten von Kunst Abseits
vom Netz oder Wochenklausur, die deutlich von einem sozialen oder
performativen Aspekt getragen sind. Ich bin davon überzeugt,
dass wir die Ersten sind, die in ein Buch zur Kunst im öffentlichen
Raum auch temporäre Projekte aufgenommen haben, darunter viele
im Steirischen Herbst, von <rotor>, dem Forum Stadtpark oder
dem Grazer Kunstverein. Für wichtig halte ich diese Dokumention
temporärer Kunst, weil sich gerade hier die Sprache in den
Objekten radikaler gebärden kann – nachdem das Werk nach
einer bestimmten Frist ja wieder verschwindet – und weil temporäre
Kunstwerke im öffentlichen Raum für Graz sehr typisch
sind und gerade hier sehr hohe Qualität präsentiert wurde
und wird.
Ist an weitere Publikationen hinsichtlich künftiger
Projekte von Kunst im öffentlichen Raum gedacht?
Es sollte bald ein weiterer Band notwendig werden. Mit der Website
können wir jedenfalls schnell auf neue Entwicklungen reagieren
und im Abstand von zwei Jahren könnte ein neues Buch erscheinen
– wenn die Kunst im öffentlichen Raum weitergeht. Dafür
gibt es ja positive Signale im neuen steirischen Kulturförderungsgesetz,
das in einer Erweiterung der Kunst am Bau jetzt einen Passus für
Kunst im öffentlichen Raum beinhaltet.
Werner Fenz (Hrsg.): offsite graz. Kunst im öffentlichen
Raum. Graz 2005 (Leykam Verlag), ISBN: 3-7011-7496-2, Eur
29,90
In Zusammenarbeit mit dem Herausgeber und dem Leykam Verlag verlost
KORSO drei Exemplare von offsite graz beim KORSO-Kulturquiz!
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Geschäftsbericht des
Landemuseums Joanneum 2004 – Das Jahr danach |
Intendant Peter Pakesch und Direktor Wolfgang
Muchitsch sprechen vom Jahr 2004 als vom „zweiterfolgreichsten
Jahr in der Geschichte des Landesmuseum Joanneum“. Gemessen
an den BesucherInnenzahlen wird das Kulturhauptstadtjahr in nächster
Zeit wohl nicht mehr zu überbieten sein, wenngleich das Joanneum
durch neue Einrichtungen, den erstmaligen Ganzjahresbetrieb des
Kunsthauses oder etwa durch Synergie mit der Landesausstellung 2004,
Die Römer, eine Erweiterung der Infrastruktur und des Ausstellungsaufkommens
verzeichnet. Einem BesucherInnenwachstum in den ständigen Schausammlungen
der Museumsgebäude in der Raubergasse, dem Schloss Eggenberg,
Alte Galerie, Zeughaus, Schloss Trautenfels, Volkskundemuseum u.a.
von 341.425 gegenüber den 289.625 BesucherInnen im Jahr 2003
steht so ein Gesamtbesucheraufkommen von 576.803 im Vorjahr zu 652.656
im Jahr 2003 gegenüber.
Intendant Peter Pakesch, Aufsichstratsvorsitzender
Franz Marhold, Direktor Wolfgang Muchitsch
Mit 1. Oktober 2004 trat mit der Landesmuseum
Joanneum GmbH eine neue Organisationsstruktur in Kraft, wodurch
nun Aufgaben, die vormals in der Landesverwaltung geregelt wurden,
in Eigenverantwortung wahrgenommen werden müssen. Betroffen
sind u.a. die Bereiche Personalwesen, Lohnverrechnung, Rechnungswesen
und Bauangelegenheiten, hinzu kam der Aufbau einer Betriebsorganisation
und Verwaltung für das Kunsthaus Graz. Durch die interne Neuorganisation
konnten wissenschaftliche Museumsbereiche (Natur, Kunst, Kultur
und Volkskunde) von den Verwaltungsbereichen getrennt werden. Die
der Geschäftsführung von Pakesch und Muchitsch unterstellten
Departments bilden nun Abteilungen für Außenbeziehungen,
KundInnenbindungen, Museumsservice, Interne Revision, Kaufmännische
u. Personal-Abteilung und eine Technische Abteilung mit jeweils
untergeordneten Funktionsstellen.
Dem Kuratorium in der Funktionsperiode 2003
bis 2008 steht als Präsident LH-Stv. a.D. Prof. Kurt
Jungwirth vor, Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Univ.-Prof.
Dr. Franz Marhold. Neubauten
sind der Museumspavillon Flavia Solva, das Lapidarium und der Planetengarten
im Bereich des Schlosses Eggenberg. Der Schlosspark Eggenberg ist
damit auch Spitzenreiter aller Museumsabteilungen mit einem Besucheraufkommen
von 129.381 im Vorjahr, damit um 16.106 mehr als 2003.
Mit 77 Ausstellungen am Landesmuseum wurde
ein neuer Höchststand erreicht, vor allem Themenschwerpunkte
und die Vernetzung der verschiedenen Sammlungen stehen für
den Universalcharakter des zweitgrößten Museumskomplexes
in Österreich. Ein Gastspiel im Schloss Herberstein, Stillleben
aus der Sammlung der Neuen Galerie, bilanziert mit 42.455 BesucherInnen.
Als wichtigste finanzielle Kennzahl für
das Landesmuseum ist der Selbstfinanzierungsgrad ausgewiesen, der
für den Anteil der Gesamtausgaben (laufende Aufwendungen, Sammlungsankäufe
und Investitionen) steht, die das Unternehmen durch Eigenerlöse
zu decken imstande ist. Diese Kennzahl bewegt sich um die 10-Prozent-Marke
und liegt damit im Schnitt der österreichischen Landesmuseen.
Ein Online-Management-Informationssystem, das für die Geschäftsführung
entwickelt wurde, beinhaltet auch ein Ampelsystem, das jederzeit
erhebliche Soll-Ist-Abweichungen im angeführten Bereich anzeigt,
vor allem aber liefert dieses System die Entwicklung der wichtigsten
Kennzahlen, des Personalstandes, der Besucherzahlen pro Abteilung
und Vergleichszahlen mit Mussen in Österreich und der Schweiz
als Museums-Benchmarking. Die Zuschüsse des Landes Steiermark
blieben gegenüber 2003 unverändert, dagegen sind die Personalkosten
aufgrund des Gehaltsabschlusses der öffentlich Bediensteten
und dienstaltersbedingten Vorrückungen gestiegen.
Für das Jahr 2005 wird eine Steigerung
bei Sponsoringeinnahmen von derzeit 253.699 Euro prognostiziert,
zudem werden kostenseitig Einsparungseffekte erzielt werden.
Wenzel Mracek
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Kulturpolitik in Diskussion
Die regierende ÖVP verleiht Preise und Ehrenzeichen, die opponierende
SPÖ diskutiert Kulturpolitik. Dazu lud die Steirische Gesellschaft
für Kulturpolitik zu einem Podiumsgespräch am Dienstag,
28. 6. in den KunstRaum im Palais Trauttmansdorff |
Geschäftsführer Herbert
Nichols-Schweiger stellte nach einer ironischen Paraphrase
des Themas „Einmal Provinz und zurück. Kultur
im Süden Österreichs" die drei Gäste vor: SozialLandesrat
Dr. Kurt Flecker als Kulturbeobachter, Michael
Petrowitsch, den Obmann der IG-Kultur als Kulturkämpfer
und Dietmar Pflegerl, Intendant des Klagenfurter
Stadttheaters als Kulturmacher. Letzterer, aufgehalten durch den Verkehr,
kam erst sehr viel später. Das gab den anderen schon mal Gelegenheit
loszulegen. LR Flecker bekannte sich zum mit dem herrschenden Neoliberalismus
in Vergessenheit geratenen „erweiterten Kulturbegriff“;
wobei es sicherlich nicht nur ihm mitunter schwer fällt, sich
in der mittlerweile unscharf gewordenen Matrix aus Hoch- und Massen?
– oder Volkskultur zu bewegen. Der Soziallandesrat grenzte sich
jedenfalls klar von der Vorliebe des ehemaligen SPÖ-Landeshauptmannes
und Kulturreferenten Schachner für Großveranstaltungen
ab.
Michael Petrowitsch, Obmann
der IG-Kultur, forderte (neben vielem Wahren und Schönen),
einen Diskurs der Parteien auf höchster Ebene. Aber worüber
denn? Wahr und schön von Petrowitsch war, dass die Kulturförderung
in der Steiermark gemeinsam mit der Kärntens und Burgenlands
im letzten Drittel Österreichs liegt und die freien Initiativen
zum Fleisch der Kulturpolitik gehören. Fleisch ist ungesund
und daher ist man sehr genau bei kleinen Beträgen. Bei den
größeren dürfen schon mal Pannen passieren.
Irgendwann kam dann Dietmar Pflegerl
und erzählte erstaunlich abgeklärt von seinen
Kämpfen in Klagenfurt. Nicht dass der Intendant als Macher
die Professionalisierung, die vertikale und horizontale Ausdifferenzierung
des Kulturbetriebes analytisch besser im Griff gehabt hätte.
Aber als Macher, als Überzeugungstäter, war er nicht nur
luzid, sondern auch unterhaltsam. Und er monierte, dass die Kulturpolitiker
Spitzenposten und Aufträge vermehrt an Landesfremde vergeben.
... Möglicherweise ganz im Sinne Hanns Korens, ganz im Sinne
der Vermeidung der „Provinz“.
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Sanierung des Grazer Burgtors |
Im Süden der Grazer Burg, einem ausgedehnten Baukomplex, ursprünglich
an der mittelalterlichen Stadtmauer gelegen, ehemalige Residenz
Kaiser Friedrichs III. und bis 1619 des Innerösterreichischen
Hofes und jetzt Sitz der Steiermärkischen Landesregierung,
befindet sich das „St. Gilgentor“ oder „Tor gegen
die Graetz“ (den Grazbach).
Das Burgtor, wie es heute genannt wird, eines der zwei noch erhaltenen
von den einst elf Stadttoren, wurde 1346 erstmals genannt und ist
eine tonnengewölbte Durchfahrt mit abgefasten Spitzbogen-Steintoren.
Um 1566/1567 wurde es an der Ostfront durch zweigeschossige Säulenarkaden,
jetzt verglast, und Pfeilerarkaden, die zuletzt 1952 erneuert wurden,
erweitert. Seine ehemalige Spätrenaissance-Bekrönung,
ähnlich jener des Landhauses, wurde 1676 entfernt. Die beiden
Fußgängerpassagen sind in den Jahren 1873 (der nördliche
Durchgang) und 1934 (der südliche Durchgang) ausgebrochen worden.
Aus aktuellem Anlass sei erwähnt, das der gotische Torturm
ab 1479 etwa über drei Jahrhunderte unter anderem wegen der
Türkengefahr fest verriegelt war, die Zeiten aber ändern
sich.
In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt renoviert derzeit das
Amt der Steiermärkischen Landesregierung das Burgtor. Das Projektmanagement
obliegt der Landesimmobilien-Gesellschaft mbH, die Sanierungsplanung
hat das Büro DI Zechner übernommen und
Hubert Schwarz betreut dieses Projekt als Restaurator.
Landeskonservator HR Friedrich Bouvier zeigt
sich mit dem Fortgang der Arbeiten höchst zufrieden: „Die
Renovierung war durch Musterarbeiten im Bereich der ehemaligen Trafik
gut vorbereitet, die uns auch Hinweise auf die ursprüngliche
Färbelung erbrachten. Die vorgefundene alte Putztechnik wurde
zur Renovierung angewendet. Das Burgtor wird nach Fertigstellung
der Arbeiten dem historischen Zustand entsprechen.“
– kg –
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Breths Carmen: Sichtbeton statt Folklore |
Seit die Massenkultur mit schreibkräftiger Hilfe der Kulturwissenschaftler
ihren Eingang in den offiziellen Kulturbetrieb gefunden hat, laufen
kritische Erregungen am ehesten noch im Musiktheater ab. Das führt
zu folgendem Paradoxon: Wenn eine Operninszenierung schlecht besprochen
wird, kann man sich meist drauf verlassen, dass es sich um eine
interessante, oft außergewöhnliche Arbeit handelt. Nach
diesem Paradoxon bedeutete eine sehr gute Kritik der styriarte-Aufführung
von Bizets „Carmen“ in der Inszenierung von Andrea
Breth und unter der musikalischen Leitung von Nikolaus
Harnoncourt also Mittelmaß – aber das Gegenteil
war der Fall. Die Regisseuse hat für Bizets spanische Version
der „belle dame sans merci“ den Grundstein für
eine neue Rezeptionsgeschichte gelegt.
Das Dreiecksdrama, in der die erbarmungslos leidenschaftliche Carmen
den Brigadier Don José verführt, ruiniert, ihn aber
später wegen des Matadors Escamillo verlässt und von dem
eifersüchtigen Ex-Geliebten getötet wird, gehört
einerseits zu dem Bild eines archaischen, sonnendurchglühten
Südens.
Aber längst gibt es auch das andere Bild Spaniens oder Ibero-Amerikas;
ein Bild trostloser Urbanität, hinter deren Mauern Frauen Zigarren
für den Export drehen oder gelangweilte Folterknechte wenigstens
die Zeit totschlagen. Andrea Breth hat sich dieses zweiten, kollektiven
Bildes bedient. Annette Muschetz hat dazu petroleumfarbene
Betonmauern auf Rollen gestellt, gut bespielbar, aber gelegentlich
auch an die gefahrlose Modernität erinnernd, die in vorsichtigeren
Opern ebenfalls gern gepflegt wird. Zu diesem längst überfälligen
Paradigmenwechsel – Beton statt Folklore – hat Andrea
Breth einen zweiten gesellt. Ähnlich wie Paul Schrader
in seinem Film „Ein Trost für Fremde“ Venedig mittels
künstlicher Säulen „orientalisiert“, „afrikanisiert“
die Regisseurin ihr Spanien mit einem frei erfundenen Afrikaner.
Selbst wenn das Konzept gar nicht aufgehen würde, gehören
die mit Hubert Kounde entwickelten Bilder mit zu
den eindringlichsten des Abends. Indem der schwarze Magier dieser
Carmen in ihrer Doppelbindung an Sex und Tod näher als jeder
andere Spieler ist, zeig er auch eine alternative, nicht rationale
Männlichkeit. Er zieht den toten Stier auf die Bühne,
nimmt den Männern die phallischen Speere ab, schreibt in Zeitlupe
den magischen, roten Kreis auf der Bühne, in dem sich die Tragödie
(auch) ereignen wird.
Die dramaturgische Entscheidung Breths die Geschichte in Rückblicken
aus der Perspektive des zum Tod verurteilten José erzählen
zu lassen, ermöglicht diese zwischen Mythos und Erinnerung
treibenden Bilder, die sich gegenüber Klischee und Polit-Realismus
nachdrücklich behaupten.
Die Bedeutung der Inszenierung liegt in diesem neuen gelungenen
Interpretationsangebot, das aber – anders als Konwitschny
– ohne postmoderne Metabilder, also ohne Rückgriff auf
die Rezeption auskommt.
In Carmen steckt eine allgemeine, politische Geschichte und eine
individuelle Liebesgeschichte. Godard hat sich in seiner Filmversion
„Vorname Carmen“ natürlich der ersteren zugewandt,
Peter Brook in seiner sehr reduzierten Version wenig überraschend
der individuellen. Andrea Breth wechselt den Focus: Abfallkinder,
Chöre, die mit Zahnbürsten den Boden reiben und dergleichen
wirken wie Spenden an die politische Korrektheit. Das individuelle
Todesduo Carmen – Don José zeigt lebende Leichen, die
sich an einem Bild abquälen, das sie sich einmal von ihrer
Liebe machten.
Während Escamillo Egils Silins noch am ehesten der traditionellen
Rolle des Matadors entsprach, muss man Kurt Streit für seinen
Mut, einen allen Glanzes entkleideten Helden zu spielen, Hochachtung
aussprechen. Wie sein Part kommt auch die Carmen von Nora Gubisch
sicher, wenn auch ohne Glanz, über die Rampe. Harnoncourt hat
Bizets Musik vom folkloristischen Flitter befreit, damit aber auch
ihre Schwächen bloß gelegt. Eine Frage ist, ob diese
doppelte Desillusionierung – inszenatorisch und musikalisch
– nicht zu einer Redundanz geführt hat; ob nicht gerade
mit größerem musikalischem Schmelz ein größeres,
dialektischeres Aha-Erlebnis zu erreichen gewesen wäre. Ob
es für die styriarte bzw. Steiermark sinnvoll ist, sich eine
epochale Operninszenierung zu leisten, wenn man sie nur drei Mal
in der Listhalle sehen kann, ist eine andre Frage. Aber ästhetisch
ist das „Projekt Carmen“ dank Andrea Breth auf faszinierende
Weise gelungen.
Wilhelm Hengstler
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hugo keiper: garstige
lieder (II) |
Hugo Keiper, geboren 1955 in Graz; Studium der Anglistik
und Germanistik in Graz und Oxford; Lehramt und Doktorat; Assistenzprofessor
für englische Literatur an der Karl-Franzens-Universität
Graz; Begann meine Laufbahn als 'Quartalslyriker’. Das politische
Elend der letzten Jahre hat mir, wie ich glaube, den Weg zu jener
lakonischen Knappheit und Genauigkeit des Ausdrucks gewiesen, die
mir schon lange vorschwebt.
winterreise | sparvariante blindflug | reformstau
rücksichtslos rechtsüberholen | talfahrt ohne haftung
| talsohle erreicht | konjunkturmotor durchstarten | turbokapitalismus
linksabbiegenverboten | crashkurs abwärtstrend bremsen | konjunkturgefälle
speedkills speed kills | sparvariante ohne linke spur rechts halten
| speed kills konjunkturkurve steigend kurs halten | abwärtstrend
konjunkturflaute | sinkflug geisterbahn | speed kills rechts halten
| konjunkturmotor
stotternd SOS | reformstau innovationsstau konjunkturbremse | schmiermittel
ankurbeln | rechts halten kurswechsel | großer bahnhof | umsteigen
konjunkturlokomotive | zügiges vorankommen am limit entgleisung
| speed kills
helden 2000 | wo sind sie alle die helden warum
schweigen sie die helden vom heldenplatze anno dazumal?
kristallwelten bauen sie theater wollen sie leiten und museen, festspiele,
eliteunis auch verleger finden und subventionen | aha | nurs marleenchen
steelzt
unverdrossen donnerstags wie ee und jee doch das versteht eeh keiner
meer
orf-ige bemerkung | aus einem mück soll man
keinen elefanten machen | schon gar nicht aber einen intendanten
| da doch noch lieber einen elefanten
einen weissen
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Annas Sommer im KIZ |
„Verschwindet, ihr Geister“, sagt Anna (Angela Molina),
während sie die Türen weit aufreißt zum glitzernden
ägäischen Meer. Aber die Geister lassen sich nicht so
leicht vertreiben. Ihr Mann Max (Herbert Knaup), den sie erst kürzlich
verloren hat, ist genauso selbstverständlich bei ihr wie ihr
verstorbener Vater Leon (Dimitris Katalifos), der sich in ihren
Alltag einmischt und ihr weiterhin gute Ratschläge gibt. Während
Anna mit der Entscheidung hadert, ob sie das alte Haus ihrer Familie
verkaufen soll oder nicht, taucht die Vergangenheit immer wieder
auf. Sie erfährt mehr über die Umstände der Deportation
ihrer Großmutter Anna, sie beginnt die komplexe Beziehung
ihrer Eltern zu begreifen, die sich im Londoner Exil kennen gelernt
haben, sie entdeckt die leidenschaftliche Liebesbeziehung ihres
Vaters zu einer jungen Frau namens Anna ...
Trotz all der Erinnerungen nimmt sie die sinnliche Gegenwart der
Insel wahr. Sie schwimmt und kocht, sie tauscht Kochrezepte mit
ihrer alten Freundin aus Kindertagen und sie lernt Nikola kennen
und lieben, einen jungen Mann von der Insel, der seinerseits davon
träumt, in einer Großstadt wie Berlin zu leben.
Hin und her gerissen zwischen ihren neuen Empfindungen, der Trauer
um Max, den Entdeckungen über die Geschichte ihrer Familie,
sucht Anna einen Weg durch das Labyrinth ihrer Erinnerungen. Sie
wird schließlich einen Platz in ihrer eigenen Geschichte einnehmen.
Sie braucht ihre Geister nicht mehr zu vertreiben; sie kann mit
ihnen weiterleben.
Ein Film von Jeanine Meerapfel, Deutschland,
Griechenland, Spanien 2001, 107 min., Farbe, 35mm, 1:1,85, Dolby
SR.
Das KIZ Kino im Augarten zeigt außerdem im Kinosommer 2005
bis zum 6. August eine Retrospektive der Filme von Jim Jarmusch,
11 x Woody Allen vom 7. bis zum 28. August und 5 x Peter Sellers
vom 27. August bis zum 5. September. Karten und Informationen unter
Tel. 0316 82 11 86-0
Korso verlost in Kooperation mit dem Kino im Augarten 5 x 2 KIZ
Eintrittskarten beim KORSO-Kulturquiz!
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ZULM (X)
Fortsetzung von Willi Hengstlers Indien-Krimi „Zulm“ |
Max hatte mich zu seinem Erben eingesetzt,
was unter anderem bedeutete, dass ich in seiner Wohnung bleiben
durfte, bis der Mietvertrag auslief und ich mich nun um seine Sammlung
von Tribal Art zu kümmern hatte. Unter seinen Papieren fand
sich keine Spur, die zu Mayer, dem Internierungslager oder der unbekannten
Tribal Woman führte, der Lala erst so verfallen gewesen war
und die er dann hatte fallen lassen. Ironischerweise langte vier
Wochen nach seinem Tod ein Schreiben des naturkundlichen Museums
von Aarau ein, das alle Probleme des Lebenden gelöst hätte.
Unter der Bedingung, dass er sich als wissenschaftlicher Leiter
zur Verfügung stellte, wurde Max angeboten seine Sammlung als
Kern einer neu einzurichtenden Abeilung in das berühmte Museum
einzubringen. Großzügiges Gehalt und minimale Anwesenheit
sollte die Abgeltung für die Kunstgegenstände darstellen.
Vergeblich schlug ich den Herren aus Aarau vor, das Angebot doch
auf mich zu übertragen. Auch mein Angebot die Sammlung billig
zu erwerben wurde abgelehnt, weil sie ohne Experten wenig Sinn machen
würde.
Der Monsunregen sickerte durch die Mauern und bildete große
Seen auf den Fliesen, zwischen denen die Metallstatuetten eine unheimliche
Spielzeugarmee bildeten: Reiter, die Gefangene an Ketten mit sich
führten, Elefanten mit Sänften auf ihren Rücken,
winzige Figuren für schwarzen Zauber, einen seltsamen Krieger
mit wulstigen Gesichtszügen, der in jeder Faust ein Schwert
hielt. Mir blieb nichts übrig, als Max düstere Möbel
aus Südindien in Old Delhi zu verkaufen. Der Erlös reichte
grade dafür, angelaufene Rechnungen zu begleichen, die Sammlung
fachgerecht zu verpacken und zu Gudrun transportieren zu lassen.
Ich behielt mir nur Max unförmige, aber wunderbar leichte Glock-Pistole,
die nationale Gefühle in mir weckte. Als die leere Wohnung
kein Versteck mehr bot, wickelte ich die Waffe in Plastik und befestigte
das flache Paket mit Scotchband außen an der Mauer, hinter
dem Kasten der AC.
Irgendwer
hatte sie mal geliebt,
irgendjemandes Mutter war sie mal gewesen
Pater Sechser schickte eine Postkarte mit der Einladung ihn in
Pune zu besuchen. Der Pater war so einsam wie ich neugierig. Daran
änderte weder sein unerschütterlicher Glaube etwas noch
sein Jesuitenverstand. Die Schildkröte in dem leeren Becken
der Mission mühte sich immer noch vergeblich an der Metallleiter
ab. - Grübeln sie nicht so viel, sagte Sechser, mit über
Neunzig nehmen Sie das Leben nicht so schwer. - Ihre Autobiografie
erinnert mich an Occham’s Razor, sagte ich. - Entia non sunt
multiplicanda sine necessitate, sagte er, aber deshalb sind Sie
nicht gekommen. - Warum hat man Sie so lange im Internierungslager
in Dehradun festgehalten? Einen Mann Gottes! Alle anderen wurden
lange vor Ihnen freigelassen. - Wissen Sie, dass ich den Taj Mahal
noch nie gesehen habe, sagte der Pater, über siebzig Jahre
lebe ich in Indien und nun sterbe ich, ohne ihn gesehen zu haben!
- Ich bin kein Snob, sagte ich, ich habe ihn schon ein paar Mal
gesehen, und er war jedes Mal schön. Sechser lächelte,
weil er mich dort hatte, wo er mich haben wollte. - Und unterwegs
haben wir sicher Gelegenheit über alte Zeiten zu reden. Als
wir aufbrachen, hatte es die Schildkröte endlich auf die erste
Sprosse geschafft.
Es macht wenig Sinn den Taj Mahal, der sich unentwegt mit dem Licht
verändert, nur an einem Zeitpunkt des Tages zu betrachten.
Ich führte Sechser durch das große Tor, gerade als die
Kuppel aus dem Morgennebel des Yamuna auftauchte. Er verstand, dass
man sich um den Taj herum bewegen musste, um seine vollkommene Symmetrie
zu begreifen. Während die vier Minarette während unserer
Umkreisung kleiner und größer wurden, kamen wir auf Aurangzeb,
den Sohn Sha Jahans, der ein Kriegs- statt ein Bauherr gewesen war.
- Mich erinnern diese Mogulreiche an unsere Wirtschaftimperien,
sagte Pater Neuner. - Das Lala-Imperium? Wir standen auf der Terrasse
des Taj und blickten über das Wasser der Yamuna, in dem ein
Mahoud seinen Elefanten wusch. - Wenn das Mogul-Reich Lalas Imperium
gleicht, und Sheila der Mumtaz Mahal, wer ist dann sein Sohn Aurangzeb,
fragte ich.
- Sheila Lala hatte nur eine Tochter. Sehen Sie nur, wie sich jetzt
der Marmor im Licht verfärbt! Von der Uferböschung auf
der anderen Seite des Flusses, die kaum von Fremden aufgesucht wurde,
blickten wir viel später hinüber auf die Rückseite
des Taj Mahal. - Aber es gab einen Sohn?, fragte ich.
- Lala hat Kurshed nie anerkannt. Ogrisegg musste für ihn die
Verantwortung übernehmen. - Was vermutlich sein Leben ruiniert
hat, sagte ich. Und die Mutter? - Eine Tribal von den Khonds. Sie
war die Unschuldigste und hat doch allen Unglück gebracht.
- Ihnen auch? - Sie hat mich um Rat gefragt und ich habe sie nicht
verraten. - Hat deshalb jemand dafür gesorgt, dass Sie nicht
entlassen wurden? Rechts von uns, über der Dunstglocke Agras
glänzte der Marmor des Red Fort, von dem aus Sha Jahan zum
seinem Mausoleum geblickt hatte. - Sie lebt in Vrindavan, Uttar
Pradesh, sagte Sechser, falls sie noch lebt.
Die Alte kroch unter der Mauer hervor. Die Zeit selbst hatte die
Tätowierungen ihrer Jugend gelöscht. Ich hockte mich neben
sie. - Was machst du hier in der Stadt Krishnas? - Ich dachte, wenn
das die Stadt der Witwen ist, hat sie auch für mich Platz.
Ich habe viele Männer gehabt, sagte sie, aber alle sind fort.
Nun bin ich noch ärmer dran als die Witwen, die wenigstens
vier Rupies von den Priestern kriegen, damit sie zu Krishna beten.
- Aber Lala lebt noch, sagte ich. - Er war nicht gut zu mir. Ogrisegg
war von allen der einzige, der gut zu mir war. - Und deine Kinder?
Sie schien mich nicht zu hören, und ich fragte noch einmal:
- Und dein Sohn? - Kurshed war hier. Aber er kann sich nicht einmal
aus eigener Kraft fortbewegen. Daran trägt sein Vater die Schuld.
Die Tribal Woman lachte zahnlos. Ich fragte sie, wann sie Kurshed
das letzte Mal gesehen hatte. - Er wollte meinen Zaubermann, aber
ich hatte ihn nicht mehr. Ich gab ihm den Sahib aus Europa, um nicht
zu verhungern. Kurshed war sehr wütend. - Was für eine
Figur? - Nur eine alte Figur, nicht einmal aus Silber: ein Krieger
mit zwei Schwertern, und dem Bauch voll Papier, das Lala dort hineingesteckt
hatte. Ich erinnerte mich die Figur selbst eingepackt zu haben –
einen Krieger mit einem trommelförmigen Rumpf, der möglicherweise
die Antwort auf meine Fragen barg. Kurz kam mir der irrsinnige Gedanke,
die Alte mitzunehmen. Irgendwer hatte sie mal geliebt, irgendjemandes
Mutter war sie einmal gewesen. Ich dachte daran, Lala von ihr zu
berichten, aber er hatte sie gehen lassen, als sie noch eine Schönheit
gewesen war, und würde sie nicht als Wrack zurück haben
wollen.
Wieder in Delhi rief ich Gudrun an. Die Ankündigung meines
Besuches erleichterte sie. In letzter Zeit waren Leute aufgetaucht,
die ein Vergnügen daran fanden, durch den tiefen Schnee um
ihr Anwesen zu stapfen. Es war noch dunkel, als ich die Glock-Pistole
hinter der AC-Kasten hervorholte und die Tür zur Wohnung von
Max Neuhold hinter mir ins Schloss fallen ließ. Viel später
arbeitete sich der Bus entlang schneebedeckter Hänge durch
die Vorberge. Affen hingen als dunkle Klumpen in den Bäumen
oder säumten die Straße in der Hoffnung auf Futter. Gudrun
hatte versprochen mich abzuholen, aber niemand erwartete mich am
Ende der Stiegen, die vom Busbahnhof hinauf in die Stadt führten.
Auch meine Anrufe blieben unbeantwortet, ich quetschte mich in ein
Sammeltaxi nach McLeod Ganj. Wenn ich noch vor Dunkelheit oben ankommen
wollte, galt es sofort aufzusteigen. Ich zwang mich zu einem gleichmäßigen
Stapfen durch den Schnee – auch, als der Wind dann Schussgeräusche
von oben herabtrug und selbst dann noch, als diese Geräusche
schließlich wieder aussetzten. Kurz darauf tauchten sie auf.
Mayer war nicht groß, aber als er mit Kurshed auf der Schulter
über die Bodenwelle kam, erinnerte er mich an einen gewaltigen
St. Christopherus.
- Grüß Sie Mayer, sagte ich auf Deutsch, haben Sie
die Seiten gewechselt? Das Geschöpf auf seiner Schulter hob
den überproportionierten Kopf
- Ah Mr. Nath!, sagte Kurshed, unglücklicherweise hatten wir
während der letzten Monate nie die rechte Muße uns auszutauschen.
Seine Stimme war tief, voll, ohne jede Aggressivität, der reine
Wohlklang. - Das können wir ja jetzt nachholen, schlug ich
vor. Kurshed lachte amüsiert. - Ich fürchte, dass wir
dazu wieder keine Zeit haben. Wir müssen unsere Truppen verstärken,
und Sie, Mr. Nath, sind uns dabei buchstäblich im Wege. In
Bombay auf der Hochzeit war mir der Anblick Kursheds peinlich gewesen.
Jetzt mochte ich nicht aufhören in diese enormen Augen zu sehen
und sehnte mich danach ihn reden zu hören. - Ich erledige das,
sagte Mayer und langte mit der zweiten Hand nach oben, um seinen
Herrn und Schützling abzusetzen. Ich öffnete meine Jacke
und wegen der Distanz hätte Mayer auch nichts dagegen unternehmen
können, selbst wenn ihm Kurshed nicht ins Blickfeld gekommen
wäre. Nichts hätte etwas geändert, außer vielleicht,
wenn sich der im Abendrot brennende Himalaya hingelegt hätte.
- Guckguck! Guckguck!, befahl Kurshed schrill.
- Gleich, sagte Mayer, sobald er die Lage wieder überblickte
und drehte sich leicht um seine Last abzusetzen, ich schick ihn
gleich hinter Flunger her.
Ich hatte Mayer stets im Verdacht gehabt, sich für unverwundbar
zu halten, tatsächlich war ihm meine Glock auch völlig
gleichgültig. Das erste Geschoss durchschlug seinen rechten
Oberarm, das zweite und dritte trafen ihn in die Brust, danach legte
ich eine Pause ein. Mayer schwankte nur leicht, der tiefe Schnee
gab ihm offenbar Halt, und wie er es geplant hatte, setzte er Kurshed
vorsichtig ab. - Sie hätten i h n treffen können, sagte
Mayer vorwurfsvoll, kippte nach hinten auf sein Gesäß
und war tot. - Er hat nie geglaubt, dass er sterben könnte,
sagte Kurshed, er ist sicher jetzt noch der Meinung, dass der Kampf
mit Ihnen nur ein bisschen aufgeschoben ist. Die Sonne zündelte
noch immer an der Himalaykette herum, aber zurückblickend sah
ich, dass uns die Dunkelheit vom Tal aus auf den Fersen war. - Sie
kennen die Glasknochenkrankheit; Sie wissen, was sie bedeutet? Als
Junge war ich mit älteren Freunden unterwegs gewesen, die nicht
nur mit mir, sondern stets auch mit meiner Furcht vor ihnen gespielt
hatten. Kurshed weckte die gleiche Angstlust.
- Sorry. Ich war wütend, weil Sie sich keine Zeit für
mich nahmen. - Ich hab mich kurzfristig dazu entschlossen, mein
Zeitbudget zu ändern, sagte er, was wollen Sie wissen? - Na
alles!, sagte ich, hinter was sind wir eigentlich her? - Ich vermute,
es handelt sich um den Zugang zu einem dieser ominösen Schweizer
Konten. Wenn man mich da oben freundlicher aufgenommen hätte,
wüssten wir es genauer. Kurshed lachte amüsiert, aber
vorsichtig.
- Wenn ich zu heftig lache, breche ich mir vielleicht was. Auch
die Gipfel über uns wurden langsam von der Dunkelheit angeleckt.
- Ging es von Anfang darum? Der Schnee rings um uns beide schien
ein schwaches Licht gespeichert zu haben, vielleicht war es auch
nur seine gelbe Jacke, die phosphoreszierte. - Zu Beginn ging es
eher um Rache. Hyderabad ergab sich erst später. Lala hatte
sich geirrt, als er sagte, der Führer seines Imperiums müsse
auch physisch beeindruckend sein. Ich konnte mir nichts Beeindruckenderes
vorstellen als dieses zerbrechliche Geschöpf, dem die Schneewächte
allmählich bis ans Kinn reichte. - Rache? Sie meinen nicht
Erpressung oder Raub? - Rache für Lalas Untat. Wer trägt
die Schuld an meinem grotesken Zustand? Aber bestraft hat er meine
Mutter ... Er nahm das Gift und gab es dann weiter an sie. Ich existierte
nie für ihn. Ich fragte mich, was Lala machen würde, wenn
ich ihm seinen Sohn auf den Schreibtisch legte. Aber dann dachte
ich an Jakob Flunger; und an Max Neuhold; und daran, dass Kurshed
seine Mutter nicht anders behandelte, als er von seinem Vater behandelt
worden war. Er schien meine Gedanken zu spüren. - Die Geschichte
ist kompliziert. Wir müssen weiter reden. Er hätte mich
vielleicht umgedreht, wenn die Dunkelheit jetzt nicht seine Augen
verborgen und der Wind nicht seine Stimme übertönt hätte.
- Sie können mich nicht zurücklassen! - Kann ich nicht?
- Und wenn ein Schneeleopard auftaucht ? - An Ihrer Stelle würde
ich mir Sorgen wegen der Bären machen. Die sind weniger scheu.
Ich schloss meine Jacke und machte, dass ich weiter kam. Da oben
war Licht, und ich vermeinte Jack Bruce wieder sein „Again
... and again, and again...“ singen zu hören. In einer
gewissen Weise war ich zu Hause.
ENDE
Im September setzt KORSO seine Literaturleiste mit
Essays des Grazer Texters und Autors Werner Schandor fort.
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AKTUELLE AUSSTELLUNGEN |
Der Filmclub crew8020 des Forum Stadtpark
widmet seine Juli-Reihe dem Thema Verfolgte und Verfolger. Am 14.
Juli mit Die Nacht des Jägers, Regie: Charles Laughton; am
21. Juli folgt Das Auge von Claude Miller und am 28. Juli Der gekaufte
Tod von Bertrand Tavernier, jeweils ab 21.00 Uhr im Forum Stadtpark,
Kurzbeschreibungen der Filme unter http://crew8020.mur.at/filmclub
. Das gesamte Programm des Forum Stadtpark gibt’s unter www.forumstadtpark.at
„An einem
Freitag im Juni“, Malereien und Grafiken von Barbara
Jenner. Auf sieben gleich großen Bildflächen
ist der Ausschnitt einer Momentaufnahme von einer sich aufrichtenden
Frau zu sehen. Es könnte sich um die gleiche Person handeln,
die Persönlichkeit ist ihr aber genommen, unterscheidbar ist
sie nur durch ihre Kleidung. Ihre Bewegungen setzen sich nicht fort,
sondern stellen in jedem Bild ein neues Problem dar. Bildübergreifend
dagegen ist der Bildraum, die Bildfläche, anders als die angeschnittenen
Körper findet er seine Fortsetzung in der Folge der Bilder.
Der zweite Teil der Ausstellung zeigt Grafiken,
die in der letzten Zeit entstanden sind. Inspiriert von einem Club
in Berlin erzählen sie kleine Anekdoten, die von BetrachterIn
weitergedacht werden können. Auffällig sind die starken
Strukturen, die einen Kontrast zur grafischen Linie bilden. Zweckentfremdete
Werkzeuge und Gegenstände wurden zum Hilfsmittel dieser Arbeiten.
Die Ausstellung ist noch bis 19. 8. 2005 in der
Neuen Galerie in der Raiffeisenbank Anger, 8184
Anger, Südtiroler Pl. 49 zu sehen.
Öffnungszeiten: Mo., Di., Do.: 8–12
Uhr und 14-16 Uhr; Mi. 8-12 Uhr; Fr. 8-12 Uhr und 14-18 Uhr | T
03175/225-O | www.raiffeisen.at
In der Reihe CUMULUS_KUNST
: VOR ORT
zeigt das Kulturzentrum bei den Minoriten, Mariahilferplatz 2, 8020
Graz, Arbeiten von Walter Kratner unter dem Titel
Der Auftrag - Gesten der Macht - Entfernte Nähe
bis zum 29. Juli. Ein beinahe unendlich langes Gewürm aus Kabel
an den Wänden zum Minoritensaal-Aufgang (1500 m!) sucht sich
seinen Weg zur kargen Glühbirne neben dem repräsentativen
Luster, unterbrochen und gestützt von den schwarzen Gesten
der Macht, auf dem Adolf Hitler zu sehen ist. Walter Kratners Gedächtnisarbeit
zum Gedankenjahr blickt vor Hitler zurück – in den Geschmack
barocker Macht und ihrer Symbiose von Religion und Politik –
und nach Hitler nach vorne – in die fröhliche Ahnungslosigkeit
heutiger Marionetten medialer Selbstproduktion. Vergessen zu werden
drohen beide Prozesse.
Weitere Programminformationen unter www.minoritenkulturgraz.at
Arbeiten von Julie
Hayward & Thomas Reinhold unter dem Titel Synergie:paradox
sind im Benediktinerstift Admont bis zum 6. November
zu sehen. Außerdem die Ausstellung von Collagen aus der Kreativwoche
mit der „Malwerkstatt Graz“, Jugend am Werk und mit
SchülerInnen des Stiftsgymnasiums Admont bis zum 31. Juli unter
dem Titel Admont anders.
Das interkulturelle Café
und Begegnungszentrum Auschlößl, Friedrichgasse
36, 8010 Graz, zeigt bis zum 31. Juli Arbeiten des aus Aschkabad
stammende Malers und Grafikers Mommak Kouliev,
täglich von 10 bis 24 Uhr.
Noch bis zum 7. August ist
im Greith-Haus die Sommerausstellung anlässlich
des 65. Geburtstages von Franz Ringel.
8544 St.Ulrich im Greith | T 03465/20200 | www.laubdorf.at
CAMERA AUSTRIA Nr. 90 ist
erschienen, darin Beiträge u.a. zu Destiny Deacon, Sanja Ivekovic
und Daniel Buren. 108 Seiten, 100 Farb- und 10 SW-Abbildungen, ISBN
3-900508-55-0. Weitere Informationen unter www.camera-austria.at
Geramb-Dankzeichen
geht an KAGes
Die bestmögliche Symbiose aus Architektur, Funktionalität,
Wirtschaftlichkeit und Ökologie zu finden, zählt für
Architekten wie Bauherren wohl zu den schwierigsten Herausforderungen.
Um das Bewusstsein für qualitätsvolles Bauen zu fördern,
zeichnet der Verein für „Heimatschutz in der Steiermark“
besonders beispielgebende Bauwerke mit der Geramb-Rose aus. Diese
Auszeichnung, die nach dem steirischen Wissenschaftler und Hochschullehrer
Viktor Geramb benannt ist, wird dem Bauherren und nicht dem Architekten
verliehen. Entscheidungsgrundlage für die Jury ist die Qualität
der Planung und Ausführung von Bauprojekten. Auch Landschaftsbezug
und Umweltverträglichkeit spielen bei der Bewertung eine große
Rolle.
Bereits zum dritten Mal - nach der Auszeichnung
für den Neubau LKH Bruck 1994 und für den Neubau LKH Hartberg
2001 - wurde die Geramb-Rose an die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft
m.b.H. (KAGes) verliehen. Das neuerbaute Zentrum für Medizinische
Grundlagenforschung überzeugte die Fachjury vor allem durch
seine funktionale Architektur, die den Benützern ein einzigartiges
Gefühl von Transparenz, Klarheit und auch Offenheit vermittelt.
„Haus des
Verkehrs“ als städtebaulicher Akzent. Ein neues
Amtsgebäude in alten Gemäuern am rechten Grazer Murufer
soll nicht nur die derzeit auf sieben Standorte mit den Bereichen
Verkehr befassten aufgeteilten Dienststellen des Landes im zukünftigen
„Haus des Verkehrs“ unter einem Dach vereinen und eine
Raumeinsparung von zehn Prozent erbringen, sondern auch einen städtebaulichen
Akzent setzen und eine strukturelle Verbesserung eines gesamten
Stadtviertels bewirken. Das Ergebnis eines EU-weit ausgeschriebenen
Architektenbewerbes für das ehemalige Landesschülerheim
in der Grenadiergasse 14 wurde nun der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Jury unter dem Vorsitz von Architekt Dipl.-Ing.
Michael Haberz hatte sich einstimmig für die
Einreichung des Innsbrucker Architekturbüros Machnè
entschieden. Immerhin würden am neuen Standort 320
Landesbedienstete und 13 Bedienstete des Verkehrsverbundes eine
neue dienstliche Heimat finden. Die erste Ausbauphase, die nur das
Landesschülerheim betrifft, ist mit zehn Millionen Euro kalkuliert.
Vorgesehen sind aber auch eine Tiefgarage und ein attraktives Wohnprojekt,
eine Art Penthouse auf Stelzen, das den Platzcharakter bewahren
und die Wohnungen in den besonnten Bereich anheben würde. „Damit
wird“, so Juryvorsitzender Michael Haberz , „die Großzügigkeit
des Hofes beibehalten.“ Durchgeführt wird die Umsetzung
des Projektes von der Landesimmobiliengesellschaft LIG.
Die Ausstellung „Tessiner
Architektur weltweit – Protagonisten und Meilensteine 1970-2003“
im Haus der Architektur, Engelgasse 3-5, 8010 Graz,
präsentiert die Hauptvertreter der Tessiner Architekturszene
der vergangenen drei Jahrzehnte und ihre Werke, die trotz ihrer
Unterschiedlichkeiten auf gemeinsame Sichtweisen zurückzuführen
sind. Die Protagonisten der Ausstellung sind sieben Tessiner Architekten:
Mario Botta, Mario Campi, Aurelio Galfetti, Bruno Reichlin &
Fabio Reinhart, Flora Ruchat-Roncati, Luigi Snozzi und Livio Vacchini.
Die Präsentation der Werke und Architekten wird durch Beiträge
von bekannten Wissenschaftlern für zeitgenössische Architektur
bereichert und vervollständigt.
Informationen unter www.hda-graz.at
Kunst.Garten.Bibliothek
Payer-Weiprecht-Straße
27, 8020 Graz, ganzjährig geöffnet: Freitag, 18:00-19:30
und Samstag 18. 06. 15:30-18:00 Uhr und täglich nach telefonischer
Vereinbarung. Aktuelle Ausstellung Skulpturen und Installationen
im Kunstraum Garten: MONUMENT Ian Hamilton Finlay, ARCHETYPIC NOISES
Eva Ursprung, STEPS Walter Köstenbauer. 15. Juli, 20.00 Uhr
LIVE Literatur Short Stories & Minidramen, Autoren-Lesung mit
Martin Ross. Ab Einbruch der Dunkelheit Filmkunst
der Welt: Fanny und Alexander 2, Regie: Ingmar Bergman S/D/F, 1982.
Weitere Termine und Informationen unter www.kunstGarten.mur.at
Preis der Diözese
Graz-Seckau für zeitgenössische bildende Kunst 2005 an
Constantin Luser
Constantin Luser, geboren 1976 in Graz, lebt und arbeitet in Wien,
Graz und Paris. 1999 Diplom an der Fachhochschule Industrial Design
in Graz, anschließend bis 2004 Akademie der Bildenden Künste,
Wien (Klasse Konzeptionelle Kunst – Renee Green) und Universität
der Angewandten Kunst, Wien (Klasse Visuelle Medien, Brigitte Kowanz).
Die Jury, bestehend aus MMag. Alois Kölbl,
Dr. Agnes Husslein, Mag. Adam Budak,
HR Dr. Josef Wilhelm und Mag. Markus Wilfling,
sprach sich für den Künstler aufgrund seines in die Zukunft
offenen und viel versprechenden bisherigen Werkes aus. Er überzeuge
in der - auch ironischen - Auseinandersetzung mit der heutigen technik-
und computerdominierten Welt und Kunstwelt durch die Schaffung einer
fantastischen Gegenwelt mit eigenen topographischen Strukturen.
Der vor 20 Jahren von der Diözese gestiftete
Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird im Abstand von zwei Jahren
vergeben. Drei Kuratoren schlagen der Jury mindesten 10 Werke bzw.
Künstler mit Steiermarkbezug vor. Es waren in diesem Jahr Mag.
Heike Maier-Rieper, Anton Lederer und
Pfarrer MMag. Hermann Glettler.
Manfred Erjautz
- „Das Erforschen der Dauer“.
Der Renaissancehof des Grazer Priesterseminars ist um ein Kunstwerk
reicher: Im Beisein des Künstlers Manfred Erjautz wurde dessen
Brunnenskulptur präsentiert: Ein Schneemann aus weißem
Marmor spiegelt sich in einer künstlich angelegten Wasserpfütze
und soll „zum Auslöser von Gedanken über die Zeit
und deren Vergänglichkeit werden“. Es geht nicht um spektakuläre
Wasserspiele, sondern darum, „den Ort als Fragestellung über
die Zeit auszuweisen“ erklärt Erjautz. Der thematische
Grundgedanke, den der Künstler mit „Das Erforschen der
Dauer“ beschreibt, werde „in einer hoch sinnlichen Gestaltung“
umgesetzt, führte Univ.Doz. Dr. Werner Fenz
aus. Die Jury habe sich einstimmig für dieses Werk entschieden,
mit dem Erjautz auf der ästhetischen wie auf der intellektuellen
Ebene eine im christlichen Glauben tief verwurzelte Lebensmetapher
erweitere und das „mit subtiler künstlerischer Sprache
an einem höchst sensiblen Ort“ besteche.
In der Ausstellung Die
Fahnen hoch
wird auf spezifische Grazer Ausformungen der Bewältigung der
Nachkriegsjahre eingegangen. Kulturgeschichte, Politik und Alltagsgeschichte
sind ebenso Thema wie psychologische Aspekte der Ver- und Bearbeitung
nachkriegszeitlicher Traumata. Die FAHNEN fungieren dabei als Symbol
für die Transformierbarkeit von Einstellungen und Ideologien;
sie sind Projektionsfläche für Gefühle, Sehnsüchte
und Identifikationsmodelle, die durch zeitgenössische Idole
und erstmals erreichbar scheinende Lebensentwürfe hervorgerufen
wurden.
Stadtmuseum Graz, Sackstraße 18
„Entschlacken“
ist wohl das erste Wort, das dem Betrachter zu Urban Grünfelders
Arbeiten einfällt.
Grünfelder studierte an der Akademie der bildenden Künste
in Wien bei Gironcoil, Prachensky, Rainer und Kogler. Weglassen,
verdichten, konzentrieren - bis man auf seinen Leinwänden nur
mehr findet, was der Malerei unverzichtbar ist: Pigment und Fiktion.
Bis zum 26. August in der Galerie Tazl, Neutorgasse
47, 8010 Graz, Dienstag bis Freitag zwischen 11.00 und 18.00 Uhr.
Bis zum 31. Juli
zeigt das Grazer Stadtmuseum
eine Personalausstellung zum Werk von Marina Bauer
unter dem Titel Perspektiven zu Vergangenheit und Zukunft.
Von Marina Bauer stammen die Urschlafenden im LandArt Areal des
Schlosses Gleinstätten. Zur Ausstellung im Stadtmuseum sagt
sie: „Ich habe die Besucher in mein Werk ‘eingewickelt’,
um sie einen Augeblick länger aufzuhalten, so dass sie die
Gelegenheit haben, sich zu akklimatisieren, um auf diese Weise so
sensibilisiert zu werden, dass sie mit meinem Werk in Interaktion
treten können.“
Informationen unter www.akademie-graz.at
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VERANSTALTUNGEN
Literatur, Theater, Film, Musik |
Früh übt sich, wer ein Dichter werden will.
Getreu diesem Motto lädt die Jugend-Literatur-Werkstatt
Graz diesen Sommer wieder zur internationalen Schreibzeit.
Damit wird Graz für drei Wochen zum Zentrum der jüngsten
deutschsprachigen Literatur Europas. Abschlusslesung der 8- bis
14-jährigen TeilnehmerInnen aus Deutschland, Rumänien,
Tschechien, Ungarn und Österreich am Mittwoch, 13.
Juli, 19.00 Uhr; Abschlusslesung der 14- bis 19-jährigen
TeilnehmerInnen aus Deutschland, Italien und Österreich am
Mittwoch, 20. Juli, 20.00 Uhr; Abschlusslesung
der 8- bis 13-jährigen TeilnehmerInnen aus Italien, Rumänien,
Ungarn und Österreich am Mittwoch, 24. August,
19.00 Uhr, immer im Literaturhaus Graz, Elisabethstraße
30.
Informationen unter www.literaturhaus-graz.at
Leonce und Lena
von Georg Büchner im Rahmen der
Landsberger Sommernachtsspiele im Jugend- und Familiengästehaus
Deutschlandsberg. Das Theaterzentrum Deutschlandsberg zeigt Georg
Büchners „Leonce und Lena“ als ein modernes Märchen
über die Liebe im Informationszeitalter in der Regie von Julius
Seyfarth. Termine: 14., 15., 16. Juli, jeweils 20 Uhr
Areal des Jugend- und Familiengästehauses
Deutschlandsberg, Burggasse 5
Reservierungen unter Tel. 03462-6934 oder office@theaterzentrum.at
Die Krankheiten des Herrn
Mimosé gibt in einer Aufführung der Theaterverein
Sternstunde, in der Regie von Prof. Erwin Riegler,
am 16. Juli um 16.00 und um 19.30 Uhr auf
der Burgruine Klöch zum Besten. Bei Schlechtwetter
im Gasthaus Domittner. Informationen unter www.sternstunde.at.tf
Der König der Tiere
und seine Tochter. Der Elefant und die Schildkröte
– heißt ein nigerianisches Märchen, erzählt
und gespielt von Godwin, übersetzt von Maxwell.
Jeweils Samstag den 30. Juli, 27. August und 24. September um 11.00
Uhr im Grazer Kindermuseum Frida & Fred.
Informationen unter www.fridaundfred.at
Josef Hader
ist am Samstag, 30. Juli um 20.30 Uhr, auf dem
Hauptplatz Leibnitz mit Hader muss weg zu sehen.
Bei Schlechtwetter in der Sporthalle Leibnitz. Informationen unter
Tel. 0664 383 9999
Ernst-Jandl-Preis
an Michael Donhauser
Heuer war es der Österreicher Michael Donhauser, der nach dem
Deutschen Thomas Kling und dem Schweizer Felix Philipp Ingold den
„Ernst-Jandl-Preis für Lyrik“ erhielt. Michael
Donhauser wurde 1956 als österreichischer Staatsbürger
in Vaduz (Fürstentum Lichtenstein) geboren. Nach dem Abschluss
der Studien Theologie, Germanistik und Romanistik folgten ab 1986
seine ersten Veröffentlichungen. Seither kann er auf ein reiches
Schaffen an Lyrik (u. a. „Der Holunder“, „Von
den Dingen“) und Prosatexten („Edgar“, „Vom
Sehen“) zurückblicken. Der Christine-Lavant-Lyrikpreis
ist eine der bedeutenden Auszeichnungen, die er für sein bisheriges
literarisches Werk erhielt.
Der mit 14.600 Euro dotierte Preis wird seit 2001
alle zwei Jahre an bedeutende Lyriker vergeben. Die Verleihung fand
am 18. Juni im Rahmen einer dreitägigen Veranstaltung zur Gegenwartslyrik
in Neuberg a.d. Mürz statt.
Die Jury, bestehend aus Jörg Drews, Alfred
Kolleritsch, Friederike Mayröcker, Klaus Reichert und Heinz
Schafroth begründete ihre Entscheidung für Donhauser unter
anderem mit dessen „haarfeiner Distanz zu den Objekten“
(Drews) in seinem Schaffen.
Neue Intendantin am Schauspielhaus
Graz. Anna Badora wurde einstimmig vom Aufsichtsrat
der Theaterholding Graz /Steiermark GmbH und der Schauspielhaus
Graz GmbH zur geschäftsführenden Intendantin des Schauspielhauses
ernannt. Anna Badora ist derzeit Generalintendantin des Schauspielhauses
Düsseldorf und und wird mit 1. 9. 2006 die Nachfolge von Matthias
Fontheim antreten.
Projektvertrag UniT –
Fortsetzung der universitären Zusammenarbeit. Der Theater-
und Kulturverein uniT unterzeichnete am 20. Juni einen Projektvertrag
zwischen der Karl-Franzens-Universität Graz, der FH Joanneum
und uniT - Verein für Kultur. Damit kommt es, auch auf formaler
Ebene, zu einer Fortsetzung und Erweiterung der bisherigen Zusammenarbeit
zwischen uniT, der Karl-Franzens-Universität Graz und der FH
Joanneum.
DIAGONALE 06 vom
20. bis 26. März in Graz
Das Festival des österreichischen Films wird im kommenden
Jahr zum neunten Mal in Graz stattfinden. Die aus der DIAGONALE
05 neu eingerichteten Schienen - u. a. das weblog-Projekt dialog,
die materialien - Textblätter, regelmäßige Pressegespräche
während des Festivals sowie die Programmpunkte Earlier Works
und Arbeitsbereich Filmproduktion - werden im Programm 2006 weiter
geführt.
„Im Mittelpunkt des Festivals stehen wie
immer die Kinofilme des vergangenen Jahres sowie eine Auswahl österreichischer
Filme und Videos aller Genres, die von historischen und Grenzen
überschreitenden Programmen ergänzt werden.“ Intendantin
Birgit Flos wird im Herbst Näheres zum Programm bekannt geben.
In diesem Jahr wird es schon ab Ende Juli möglich
sein, Filme und Videos für das nächste Festival einzureichen.
Reglement und Einreichformular werden ab diesem Zeitpunkt auf der
DIAGONALE-Website abrufbar sein. Unter www.diagonale.at sind auch
laufend Neuigkeiten zum Festival zu finden.
Der Verein Kulturinitiative
Schlossberg veranstaltet elevate - Das erste Grazer Schlossbergfestival
am und im Grazer Schlossberg vom 8. bis zum 11. September,
dass ein grossartiges musiklineup bietet (http://elevate.at/elevate_lineup_info.pdf),
und auch viel Kulturelles und viel Politisches zum großen
Thema Unabhängigkeit.
Nur noch wenige Plätze
sind beim Ferienspaßprogramm von Fratz Graz
frei! Anmeldungen für Kinder bei Fratz Graz, Gabelsbergerstrasse
22, 8020 Graz. T 0316-77 31 78 | fratz@net4you
| www.fratz-graz.at
Zwei Monate nach Eröffnung
der steirischen Landesausstellung Narren und Visionäre
wurde ein Wiener Ehepaar als 50.000. und 50.001 Besucher von LH
Waltraud Klasnic geehrt.
Am 3. Juli 2005
wurde das neue Vereinslokal von Sobothage, Verein
zur Förderung von altem und neuem Handwerk und artgenössischer
Kunst und Lebenskultur, im Ortszentrum von Soboth mit Pomp und Feier
eröffnet.
In der Sommerreihe F.O.L.K
- Freitag Obnd Lockere Kultur und K.i.G. - Kabarett im Garten
in der Brücke, Grabenstraße 39 A, 8010
Graz: Leo Lukas mit Wohin die kleinen Kinder
kommen am Mittwoch 13. Juli. Martin Kosch
Splitternackt am Mittwoch 20. Juli. Musik von Tanna
English Folk am Freitag, 22. Juli, Beginn jeweils
um 20.00 Uhr. Roland Neuwirth & Extremschrammeln feiern
30 Jahre am 08. August.
Das vollständige Programm und nähere
Informationen unter www.bruecke-graz.com
Ab dem 13. Juli wird im
Römersteinbruch St. Margarethen
an 40 Abenden Georges Bizets Meisterwerk Carmen
aufgeführt. Die von Intendant Wolfgang Werner
1996 gegründeten Opernfestspiele St. Margarethen
haben sich in kurzer Zeit einen Namen gemacht und zählen mit
200.000 BesucherInnen zu den größten Openair-Opernfestivals
der Welt.
Das Loyko Trio
weltweit
erfolgreichste Gruppe russischer Zigeunermusik, gastiert am Donnerstag,
14. Juli um 20.00 Uhr im forumKLOSTER in
Gleisdorf, Franz-Josef-Straße. Informationen unter
www.gleisdorf.at
Am Samstag, 16.
Juli, spielt Jörg-Martin Willnauer
für die Daheimgebliebenen eine exklusive Sommermischung aus
WILLNAUER SPIELT KREISLER, LECHTS & Rinks, und BEST OF WILLNAUER,
ab 19.00 Uhr im Lorenzhof in Weinitzen.
Info und Karten unter T 03132 / 2033 | 0664 /
3924425 und www.lorenzhof.at
Sir Oliver Mally
und Bernie Mallinger am Sonntag,
17. Juli um 21.00 Uhr, Ois Voice, 5-Mann
A-Capella Truppe aus Graz, am Sonntag, 24. Juli um 21.00 Uhr und
Ena mit feinen, deutschsprachigen Popsongs aus
Wien – alle im Three Monkeys, Elisabethstrasse
31, Graz | www.three-monkeys.at
junge ! tanz tage vom 24. – 28.
August 2005 im Jugendgästehaus Grundlsee. Für
seinen innovativen Zugang erhielt das Projekt „junge ! tanz
tage“ den einmalig vergebenen Preis der „ZukunftsWerkstatt
Volkskultur“ im Rahmen des „Jahres der steirischen Volkskultur
2005“.
Information und Anmeldung:
BAG Österreichischer Volkstanz, Herdergasse 3, 8010 Graz |
Projektleitung: Stefan Benedik Karner | T 0650 / 352 04 04 | jungetanztage@gmx.at
Natur und Musik – Einklang
der Seele ist der Titel der 9. Internationale Sommerphilharmonie
in Leoben, die noch bis zum 19. Juli über die Bühne geht.
Neben den exzellenten Solisten, unter ihnen Stargeiger Corey
Cerovsek, werden erstmals auch die virtuosen Solobläser
der Pannonischen Philharmonie den Festkonzerten
besondere Exklusivität verleihen. Gleichzeitig feiert das Orchester
der Pannonischen Philharmonie sein 15jähriges Jubiläum.
Das Orchester, das mit Musikern Budapester Spitzenorchester besetzt
ist, arbeitet seit seiner Gründung mit Alois J. Hochstrasser
als künstlerischem Mentor und Chefdirigenten zusammen und bestreit
seit 1997 als Festival-Orchester die Konzerte der Internationalen
Sommerphilharmonie Leoben. Informationen unter www.leoben.at
Soundportal in Concert: Beatsteaks
im ppc.
Die Band, fünf Berliner, die sich gerne ihrer Heimatstadt entsprechend
auch Beatbuletten nennen, gründet sich 1995. Arnim Teutoburg
(Gesang), Peter Baumann (Gitarre, Backing Vocals), Bernd Kurzke
(Gitarre), Alexander Rosswaag (Bass) und Stefan „Steffi“
Hircher (Schlagzeug) bespielen mit Punk Hardcore Berliner Jugendclubs.
Im Frühjahr 2004 erklimmt „Smack Smash“ Platz zehn
der deutschen Charts. Das Album „Living Targets“ verkauft
sich ebenso gut. Seitdem sind alle Beatsteaks Konzerte ausverkauft
oder werden in größere Hallen verlegt. Und sie gewinnen
den MTV Europe Music Award 2004 als Best German Act. Am 14. August
2005 geben die Beatsteaks das einzige Clubkonzert in Österreich
im Grazer ppc.
Beatsteaks | So 14. 8. 2005 | ppc
| Neubaugasse 6, 8020 Graz | Beginn: 20:00 Uhr
Kartenvorverkauf: www.oeticket.com
und in jeder BA-CA
Ermäßigungen für Megacard-InhaberInnen | www.megacard.at
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GELESENES & ERLESENES |
LICHTUNGEN | Schwerpunkt: Lyrik aus Ungarn
Entbehrungen und Beschwerlichkeiten des Alltagslebens vor dem Hintergrund
von Armut und Krieg Anfang des 20. Jahrhunderts zum Trotz dominieren
Wissbegierde, (Über)Lebensstrategien und Zielstrebigkeit sowie
der Glaube an eigene Können das Curriculum vitae des ungarischen
Lyrikers Attila József (19O5 – 1937). Der vom Autor
selbst verfasste Lebenslauf, einige seiner Gedichte (József
Attila, Hunger, Ungarns Tiefland ...) und Gedichte von Sófia
Balla, Zoltán Halasi und Anna T. Szabó bilden den
LICHTUNGEN-Schwerpunkt: Lyrik aus Ungarn – tiefgründig,
ehrlich und (un)endlich weit. Darüber hinaus: „Verregnete
Zeilen“, die gelungene Annäherung zwischen Worten und
Klängen, Silben und Akkorden von Christian Teissl & Anselm
Schaufler im Grazer Kunstprojekt TON_SATZ; die leicht lesbare Erzählung
„Heiße Luft“ von Elke Papp und noch mehr Lesens-
und Sehenswertes.
LICHTUNGEN, Zeitschrift für Literatur, Kunst und Zeitkritik,
102 / XXVI. Jg./ 2005, ISSN 1012-4705
Herausgeber: Dr. Markus Jaroschka, Dr. Helwig Brunner
www.lichtungen.at
Von Aussaugenden und Ausgesaugten
Georg Petz erzählt Geschichten. In einer Bahnfahrt von Istanbul
nach Wien führt er den Leser von den Grenzen Europas ins Zentrum
oder in die surrealen und Scheinwelten eines Spiegels und sucht
nach dem Erkenntnisvermögen der Menschen. Nächtliche Wesen
bevölkern seine Erzählungen, Verführer, deren Sprache
lockend und gefährlich erscheint, aber auch Verführte
– allesamt Parasiten ihres angestammten Umfeldes. Petz’
Erzählungen lassen sich als lineare Fabeln lesen oder als vielschichtige
Texte: „Dabei misstraue er grundsätzlich den Spiegeln
wie den Fenstern wie den Dichtern: Sie alle täten stets ein
irreführendes Mehr in ihrer Arbeit, als sich auf ihre eigentliche
Aufgabe, die Sichtbarmachung der Welt, zu konzentrieren.“
Georg Petz, geboren 1977 in Wien, aufgewachsen in Pöllau, studierte
Germanistik und Anglistik in Graz. 2004 erhielt er den Literaturpreis
der Akademie Graz und den Literaturförderungspreis der Stadt
Graz.
Georg Petz: Die Anatomie des Parasitären. Erzählungen.
Steirische Verlagsgesellschaft 2005. ISBN 3-85489-121-0.
Eur 19,80
Sterz Nr. 97/98: Glück
Mehr als fünfzig AutorInnen schreiben prosaisch und lyrisch
in der aktuellen Ausgabe des Sterz über das wonach alle rennen,
das alle einzufangen versuchen: das Glück. Und es ist ein Glück,
dass es den GlückSterz überhaupt gibt, denn zu Redaktionsschluss
sah es noch nicht danach aus. Aber: weil das Glück oft unverhofft
kommt, klappte es doch, so Gernot Lauffer. Das Glück in seiner
ganzen Vielfalt wird thematisiert, verbunden mit Spiel, Liebe, Geld
und Macht, Sprichwörtern und Klassikern der Literatur, mit
Personen, die ein Glück haben, Glück zu heißen,
aber auch das Unglück kommt nicht ganz zu kurz … Die
Illustrationen - Bilder, Zeichnungen, Schriften und Graphiken -
abstrakt und realistisch, heiter bis wolkig und die Titelgraphik:
Glücksgefühl von Emi R. Denk machen das SterzGlück
(fast) vollkommen rund. ds
Sterz | Zeitschrift für Literatur, Kunst
und Kulturpolitik | Nr: 97/98: Glück
Herausgegeben von Klaus Kada, Heinz Musker, Herbert Nichols-Schweiger,
Dieter Schoeller, Heimo Steps, Peter Strasser, Gerd Tiefnert und
Heribert Watzke. Redaktion: Gernot Lauffer, Ludwig Frege.
http://sterz.mur.at
Krieg an den Rändern
Jochim Becker, Gerald Hödl, Peter Steyrer (Hg.) 280 S., Euro
24,90; ISBN 3-85371-237-1
Zu bestellen in Ihrer Buchhandlung!
Die AutorInnen des Buches „Krieg an den Rändern“
stellen komplexe Zusammenhänge der neuen Gewalt dar, welche
der Überwindung des Kalten Krieges folgte. Als Mittel für
die Durchsetzung ökonomischer, politischer und kultureller
Interessen ist daraus in den Peripherien der Welt ein lang andauernder,
ein permanenter Krieg geworden.
Gesamtkatalog bei: Promedia | 1080 Wien, Wickenburggasse 5/12 |
promedia@mediashop.at
| www. mediashop.at
Rolf Schwendter >
VERGESSENE WIENER KÜCHE. Kochen gegen den Zeitgeist
ISBN 3-85371-226-6, geb., 208 S., über 100 Rezepte, 17,90 Euro.
Edition Spuren.
Korso verlost in Zusammenarbeit mit Promedia drei
Exemplare beim KORSO-Kulturquiz!
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Sigi Nagl im Gespräch mit
Heinz-Christian Strache,
belauscht von Jörg-Martin Willnauer
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Heinz-Christian:
Immer wenn ich nach Graz komme, fühle ich mich sofort heimisch!
Sigi:
Ich hab gedacht, du bist aus Wien?
Heinz-Christian:
Schon, aber bei euch spürt man noch den Geist der Volkserhebung!
Sigi:
Geh! Das ist doch längst durch den Rost gefallen.
Heinz-Christian:
Eben nicht. Schon deine Sprache zeigt, wes Geistes Kind du bist:
„Bollwerk“, „Abwehrkampf“, „Schulterschluss“,
„durch den Rost fallen“; das ist die Sprache des Dritten
Reiches.
Sigi:
Aber das geschieht doch unbewusst!
Heinz-Christian:
Eben! Du bist einer von uns und weißt es nicht! Komm zu
uns! Du wirst mein Statthalter und in acht Jahren bist du blauer
Landeshauptmann von Steiermark!
Sigi:
Aber das ...
Heinz-Christian:
... und nenn dich nicht immer Sigi! Lass deinen schönen deutschen
Namen nicht verhunzen, Siegfried! Mach deinem Namen Ehre!
Sigi:
Aber ...
Heinz-Christian: Auf in den Abwehrkampf! Die Festung Graz muss
gehalten werden! Das waren doch deine Worte! Wenn Graz fällt,
strömen die Türken ungehindert nach Europa hinein, vielleicht
sogar bis Berlin! - Mein schönes Kreuzberg!
Sigi:
Aber ...
Heinz-Christian:
Grazer erwache! Mit Siegfried in die Schlacht gegen den Muselman!
Sigi:
Ich weiß nicht, ob ...
Heinz-Christian:
Schluss mit dem Defätismus! Du darfst nicht auf halbem Wege
stehen bleiben! Um die Türkenflut wirklich aufzuhalten müssen
wir die kulturelle Unterwanderung stoppen!
Sigi:
Aber wie ...
Heinz-Christian:
Ganz einfach. Schluss mit dem Kaffee, diesem Türkentrank!
Dein Porzellanladen in der Herrengasse geht mit gutem Beispiel
voran und schmeißt die Kaffeehäferl, die Kaffeelöffel
und die Thermoskannen auf den Müll! Es lebe der deutsche
Humpen!
Sigi:
Aber meine Frau ...
Heinz-Christian:
Zeig ihr, was ein Patriarch ist! Da können wir von den Paschas
noch was lernen!
Sigi:
Aber unsere Tradition ...
Heinz-Christian:
... ist deutsch! – Schluss mit dem türkischen Apfelstrudel.
Der macht uns fettleibig, träge und zuckerkrank!
Sperr die türkischen Geschäfte in Graz zu! Die halten
sonntags geöffnet und die Christen vom Kirchgang ab!
Sigi:
Aber ...
Heinz-Christian:
Schluss mit Tulpenzwiebeln, Mais und Reis. Das kommt alles aus
Anatolien!
Sigi:
Aber …
Heinz-Christian:
Nix „aber“! Den Türkischen Marsch von Mozart
setzen wir auf den Index! Raus mit der Farbe „türkis“!
Raus mit dem Türken aus der Sporgasse! Graz wird türkenfrei!
Sigi:
Ich weiß nicht ...
Heinz-Christian:
Die Grazer sind begeisterungsfähig! Das wissen wir seit 1938!
Sie werden auch deinen Ideen begeistert folgen!
Schwule raus! Türken raus! Ju ... hu! - - - - - Sigi Heil!
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kunst/kultur
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