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korso
Kunst/Kultur |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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06/2003
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„Wenig Bewusstsein für Tradition der Steirischen
Moderne“ Bis zum 12. Oktober ist auf der
Burg Rabenstein bei Frohnleiten eine der wohl wichtigsten Ausstellungen
des Kulturhauptstadtjahres 2003 zu sehen. Emil Breisach und der
Akademie Graz ist es zu verdanken, dass ein Stiefkind der 2003-Intendanz,
die Meisterwerke der steirischen Moderne, seinen Weg aus den Depots
finden konnte. Kuratiert wurde die umfassende Schau heimischer
Kunst auf internationalem Niveau von Univ. Prof. Dr. Götz Pochat,
Vorstand des Instituts für Kunstgeschichte an der Universität
Graz. Mit Prof. Pochat sprach Wenzel Mracek.
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Herr Prof. Pochat, vor zwei Jahren haben
Peter Weibel, Günter Eisenhut und Günther Holler-Schuster die
Ausstellung „Moderne in dunkler Zeit“ für die Neue Galerie organisiert.
Jetzt finden wir die „Meisterwerke der steirischen Moderne“ auf
Burg Rabenstein. Worin unterscheiden sich diese Ausstellungen?
Die „Moderne in dunkler Zeit“ war
in erster Linie auf die 30er-Jahre und auf die Kriegszeit beschränkt,
d.h. auf die Repression, das Berufsverbot, die Emigration vieler
Künstler, auf das Arbeiten im Untergrund. Das betraf vor allem Künstler,
die hier wenig rezipiert wurden oder kaum bekannt sind. Die „Moderne
in dunkler Zeit“ hat eigentlich Neuland für ein großes Publikum
erschlossen. In unserer Ausstellung ist diese Zeit eher ausgeklammert,
es geht vielmehr um das Thema des Aufbruchs. Nach meinem Dafürhalten
gibt es zwei Aufbrüche in der Steiermark: Der erste betrifft die
Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Mit der Gründung der Grazer Sezession
1923 hat man bewusst einen Akzent gesetzt und versucht, die Moderne
in der Steiermark zu positionieren. Das ist dann in den 30er-Jahren
aus den bekannten Gründen wieder unterdrückt worden und erst ab
1946 versuchten die Künstler den Kontakt zur internationalen Moderne
wieder herzustellen. Darüber hinaus sind einige Künstler von außen
wieder in die Steiermark zurückgekehrt, die entscheidende Kontakte
vermitteln konnten. Vor allem Alfred Wickenburg, der ja schon in
den 20er-Jahren sehr international orientiert war, hat sich hier
maßgebend engagiert.
Götz Pochat >
„Ich hoffe, dass durch diese Ausstellung der Bedarf einer permanenten
Präsentation der steirischen Moderne offensichtlich wird.“
Wie weit reicht nun der Zeitrahmen der Ausstellung?
Ein kleinerer Bereich behandelt die
Zeit der Grazer Sezession, der Schwerpunkt liegt auf den 50er- und
60er-Jahren mit Waldorf, der Jungen Gruppe und dem Forum Stadtpark.
Das ist der Kern der Ausstellung. Es gibt danach aber auch eine
zweite Generation mit der Neuen Malerei, wie Wilfried Skreiner sie
in den 80er-Jahren bezeichnete, sodass hier auch eine etwas jüngere
Garde berücksichtigt werden konnte. Unser Problem war, dass wir
auf Grund der räumlichen Gegebenheiten auf Rabenstein die Ausstellung
nicht so groß anlegen konnten, wie wir es ursprünglich geplant hatten.
Wir mussten daher auf die Generation, die ab 1950 und später geboren
wurde – mit wenigen Ausnahmen – verzichten. Und daher mussten wir
auch Gattungen wie Grafik, Fotografie, Medien- und Konzeptkunst
ausblenden. Bei den Neuen Medien zählt die Steiermark wirklich zur
Avantgarde und in nächster Zeit müsste über eine diesbezügliche
Ausstellung nachgedacht werden. Beispiele der Gattung Plastik werden
allerdings am Frohnleitener Hauptplatz gezeigt.
Gerade das Thema „Steirische Moderne“ bietet
sich ja für das Kulturhauptstadtjahr 2003 und für eine Präsentation
in der Kulturhauptstadt Graz an. Man könnte nun den Eindruck gewinnen,
mit Rabenstein sei die Ausstellung etwas an den Rand des Geschehens
gedrängt worden.
Im ersten Konzept, das vor drei Jahren
entstanden ist, gingen wir davon aus, dass es anlässlich des Kulturhauptstadtjahres
natürlich nahe liegt zu zeigen, was in dieser Region geschaffen
wurde. Da muss man auch klar aussprechen, dass dieses Konzept nicht
den Vorstellungen der Zuständigen für die Kulturhauptstadt entsprach.
Die haben eine ganz andere Vorstellung und wohl auch Einstellung
zur Geschichte. Da also kein Budget bereitgestellt wurde, gelang
es schließlich Emil Breisach und der Akademie Graz, die ESTAG, als
Eigner der Burg Rabenstein, und die Gemeinde Frohnleiten als Sponsoren
zu gewinnen.
Was waren die Auswahlkriterien für steirische
Kunst, wann ist ein Künstler Steirer?
Der Versuch, Kunst geografisch einzuzementieren,
ist von vornherein recht problematisch. Andererseits wird es nicht
als Problem betrachtet, wenn ich sage, ich mache ein Museum für
österreichische Kunst. Hier gilt genau dasselbe: Was ist österreichisch
an der österreichischen Kunst? Letztendlich ist es nur eine Frage
der Relation und ich kann natürlich sagen, pragmatisch gesehen gab
und gibt es in der Steiermark sehr viele Künstler, die sehr individuell
arbeiteten und arbeiten. Eine Schulbildung im engeren Sinn gibt
es kaum. Man hat internationale Strömungen aufgegriffen und jeder
hat sie nach seiner Art weitergeführt. Das Fazit dieser Ausstellung
ist die auffallende Vielfalt der Ansätze. Die „Neuen Wirklichkeiten“
etwa waren keine Schule, sondern das Motto einer von Otto Breicha
1968 in Wien kuratierten Ausstellung.
So ist es wahrscheinlich auch schwierig, einen
Vergleich der steirischen mit der österreichischen Moderne zu
ziehen?
Die steirische ist ein Teil der österreichischen
Moderne. Günter Brus ging nach Wien, aber es sind auch andere von
Wien nach Graz gekommen. Wir haben etwa Hollegha, der sich dem Forum
Stadtpark angeschlossen hat. Und viele wie Hollegha, Pongratz, Moswitzer
sind in Wien an der Akademie tätig und einer internationalen Kunst
verbunden. Einige der in Rabenstein gezeigten, wie Friederike Nestler-Rebeau
und Norbert Nestler, sind in Japan wahrscheinlich bekannter als
in Graz.
Vor allem Akademie-Graz-Präsident Emil Breisach
macht sich ja schon seit längerer Zeit für ein Museum steirischer
Moderne stark – glauben Sie auch, dass die steirische Moderne
in der Öffentlichkeit unterrepräsentiert ist?
Ich bin der Meinung, es ist eigentlich
eine Pflicht, die große Sammlung, die schon durch die Neue Galerie
angelegt wurde, ergänzt durch beträchtliche Privatsammlungen, zu
präsentieren und nicht nur im Depot zu lagern. Einer der Gründe
für die Ausstellung in Rabenstein war auch das offensichtliche Schwinden
des Bewusstseins um diese Tradition. Eine jüngere Generation – auch
Studierende – kennen einfach Thöny, Wickenburg, Wagula nicht mehr.
Auch Forum-Stadtpark-Künstler sind inzwischen Geschichte und da
besteht ein enormes Defizit in der Wahrnehmung. Es ist merkwürdig,
dass man angesichts einer solchen Vielfalt doch so geschichtslos
im Raum steht. Ich hoffe, dass durch diese Ausstellung ein Anstoß
gegeben werden kann, einem größeren Kreis von Rezipienten die Qualität
der Exponate näher zu bringen und dass der Bedarf einer permanenten
Präsentation offensichtlich wird.
Wie steht es um die internationale Rezeption steirischer
Moderne?
Es gibt beispielsweise in Amerika
viele Werke von Wilhelm Thöny in Privatsammlungen. Das müsste man
überhaupt aufarbeiten, zumal Thöny ja in New York tätig war. Allerdings
ist sehr vieles auch verloren gegangen. Auch Wickenburg, der mit
Italien eng verbunden war, hat international Anklang gefunden. Wir
haben Aduatz, Oviette, die aus dem Ausland zurückkamen und auch
die Nähe zu Kroatien bestand. Das könnte man fast als ein Spezifikum
bezeichnen. Die spätere Kunst mit Brus und Schmalix ist eigentlich
schon globalisiert. Durch die Artothek in Wien haben wir Werke aus
den Botschaften in Brüssel, Paris oder Berlin bekommen.
Wie beurteilen Sie die gegenwärtigen Bedingungen
vor allem für junge Künstler in der Steiermark? Vor wenigen Jahren
noch war eine Akademie für Bildende Kunst im Gespräch – inzwischen
ist es darum wieder still geworden. Nach wie vor ziehen junge
Künstler wegen der Ausbildungsmöglichkeiten vorwiegend nach Wien,
aber auch nach Linz.
Heute ist es um die jungen Künstler
ganz schlecht bestellt. Ich würde sagen, dass die Akademie ein Ziel
sein muss, schon allein als notwendige und natürliche Ergänzung
zur Musikuniversität. Zweitens gibt es keine Ausstellungslokale,
geschweige denn Ateliers für junge Künstler in Graz. Wenn man groß
denkt, könnte man sagen: Warum nicht die Brauereigründe Reininghaus?
Emil Breisach hat den Gedanken ja schon einmal geäußert. Man könnte
dort mit verhältnismäßig geringen Mitteln etwas Großes auf die Beine
stellen.
Die „Meisterwerke der steirischen
Moderne“ sind bis 12. Oktober täglich von 10:00 bis 19:00 im Ausstellungszentrum
Burg Rabenstein, 8130 Frohnleiten, Adriach 41 zu sehen.
Infos: T 03126/2303 | www.meisterwerke.at
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Weltkulturerbe
à la Graz: Biedermeier-Haus soll weichen Geht’s
nach einem Bescheid des Grazer Baurechtsamtes, soll das Biedermeierhaus
Ecke Burggasse / Einspinnergasse abgerissen werden, obwohl es unter
Denkmalschutz steht und das Gutachten eines prominenten Statikers
vorliegt, das keine Gefährdung durch Bauschäden feststellen kann.
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< (Foto) Hauberrisser-Haus Burggasse 15: Von
der WEGRAZ dem Verfall preisgegeben
Einer der größten Architekten des Biedermeier hat
dem Haus Burggasse 15 im Jahre 1839 seine äußere Gestalt gegeben:
Georg Hauberrisser d. Ä., von dem im Graz auch das Palais
Kees (das ehemalige Korpskommando am Glacis) und der St. Lambrechter
Hof am Freiheitsplatz stammen.
Fortschreitende Abbruchtätigkeiten im Inneren des
Hauses durch den bekannten Grazer Immobilien-Spekulanten Bernhard
Lanz veranlassten das Bundesdenkmalamt, das Haus unter Denkmalschutz
zu stellen, um zumindest die verbliebenen Teile – Fassade und Dachflächen
– zu retten; diese Unterschutzstellung wurde vom nachmaligen Eigentümer,
der Fa. WEGRAZ, rechtlich bekämpft, der Verwaltungsgerichtshof stellte
damals fest, dass es sich beim gegenständlichen Gebäude um „Kulturgut
handelt, dessen Verlust eine Beinträchtigung des österreichischen
Kulturgutbestandes in seiner Gesamtsicht […] bedeuten würde.“
Ein Abbruchantrag, den die Fa. WEGRAZ daraufhin stellte,
wurde vom Bundesdenkmalamt abgelehnt; dieses Verfahren ist noch
anhängig. Mehr Erfolg war der WEGRAZ bei der Stadt Graz beschieden:
Ein von ihr in Auftrag gegebenes statisches Gutachten, wonach „Gefahr
in Verzug“ bestehe, reichte für einen Abbruchbescheid.
Nicht akzeptiert wurde hingegen ein Gutachten des
Doyens der Grazer Statiker, des emeritierten Universitätprofessors
Adalbert Koberg, das der Inhaber der im Hause befindlichen
Lokale ,kommod‘ und ,Triangel‘, Helmut Pfundner, beibrachte
und in welchem der Gutachter keine derartige Gefährdung feststellen
kann: Pfundner habe keine Parteienstellung.
Dr. Klaus Engl vom Baurechtsamt: „Ich darf
dieses Gutachten gar nicht kennen.“ Für ihn ist klar: „Denkmalschutz
und Landesgesetzgebung sind zwei unterschiedliche Dinge, wir mussten
uns an die Baugesetze halten.“
Landeskonservator HR Dr. Friedrich Bouvier
findet es allerdings „bedauerlich, dass das Baurechtsamt einer Stadt,
die Weltkulturerbe ist, in solchen Fragen nicht besser mit dem Denkmalamt
kooperiert und einen Abbruchbescheid erlässt, ohne dessen Experten
zu Rate zu ziehen.“ Ähnlich die Kritik von Pfundners Anwalt Dr.
Friedrich Piffl-Percevic: „Es mutet doch eigenartig an, dass
der bei der Stadt zuständige Referent offenbar nicht weiß, dass
dieses Gebäude unter Denkmalschutz steht.“ Dennoch will sich der
Anwalt um eine gütliche Einigung mit der WEGRAZ bemühen – unter
der Bedingung, dass die Lokale seines Klienten im Haus bleiben können.
Laut Bouvier ist der Denkmalschutz dem Eigentümer auch schon weitgehend
entgegengekommen, nur mehr die straßenseitige Fassade und Dachflächen
dürfen nicht verändert werden, der Rest könnte völlig neu errichtet
werden.
Letztendlich offenbart sich im vorliegenden Fall
eine grundlegende Schwäche des Denkmalschutzes: Verboten sind nur
Aktivitäten, die den rascheren Verfall eines Gebäudes herbeiführen
– es einfach dem Verfall preiszugeben ist hingegen erlaubt.
Christian Stenner
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Oberlandler: Steirisch feiern – für einen
guten Zweck |
Schon der achte Grazer Oberlandler Kirtag findet am Samstag,
dem 14. Juni 2003 von 10.00 bis 21.00 im Landhaushof statt
– mit folgendem Programm:
10.00 Musikverein St. Veit – Andritz, Fuchsbartlbanda, Damenkapelle
Aigei, Edelschrotter Lichtmessgeiger
12.00 Musikverein Graz-Eggenberg, Hinterleiten Klarinetten-Musi,
Kriachnwurzler-Blos, D’Jogler
14.00 Musikverein Seiersberg, Heilbrunner-Blos, Altsteirermusi Kogler,
Zwanzger-Musi
16.00 Musikverein Marktkapelle Wildon, Poschkoglmusi, Kainachtal-Echo,
Kindberger Jungstreich
18.00 Ortsmusik Graz-Mariatrost, Steirischer Jägerchor, Die Hans’l
Buam, Steirerblech, Bläserquintett MV Frauenthal
21.00 Oberschöckler Nachtwachter
Dazu werden steirische Schmankerln der allerfeinsten Güte geboten.
Dass der Reinerlös (sämtliche Musikgruppen haben auf ihr Honorar
verzichtet) und etwaige Spenden karitativen Zwecken zufließen, versteht
sich bei den Oberlandlern von selbst. Ein wichtiges Ziel der Veranstaltung
besteht aber auch darin, alte Volksbräuche zu erhalten und wieder
in die Stadt zu holen.
Infos: www.oberlandler-graz.at
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Interkatholischer Dialog über Politik und Religion
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Auf unterschiedliche Weise tasteten sich jüngst
bei einer Veranstaltung der KHG und der Theologischen Fakultät der
Uni Graz der Theologe Johann Baptist Metz und der Philosoph
und Europaabgeordnete Gianni Vattimo an das Verhältnis von
Religion und Politik heran: Während Metz die Aufgabe einer auf religiöser
Basis beruhenden Politik in der Integration der „leidenden Feinde“
sah, plädierte der Linksdemokrat und bekennendende Katholik Vattimo
im Sinne des von ihm propagierten „schwachen Denkens“ für eine Schwächung
politischer und kirchlicher Institutionen.
Diskutierten von Mainstream- zu Seitenarm-Katholik:
Johann Baptist Metz >
und Gianni Vattimo >
Dass Religion und Politik miteinander verwoben
seien, das war wohl der einzige zentrale Punkt, in welchem Einigkeit
zwischen den beiden Diskussionspartnern herrschte. Metz verwies
in diesem Zusammenhang wenig originell auf den 11. September und
den Irakkrieg: „Die westliche Welt hat das enge Verhältnis zwischen
Religion und Politik unterschätzt“, so Metz. „Es gibt nur einen
einzig richtigen Weg, um einen Weltfrieden herzustellen: Man muss
bereit sein, die Leiden der bisherigen Feinde anzuschauen und in
die eigene Politik mit einzubeziehen.“
Die Entgegnung Vattimos: „Auch das Leiden ist keine
Letztlichkeit, keine Autorität der Wahrheit.“ Und mit einem Seitenhieb
auf seinen Diskussionsgegner: „Die Kirche hat oft kulturelle Gegebenheiten
als ,natürliche Wahrheit’ angenommen und daraus ihre Legitimation
gezogen.“ Das von Metz propagierte „universale Ethos“ lehnt er ab:
„Wer braucht das schon?“ Die verschiedenen Kulturen sollten sich
entwickeln können, anzustreben sei nicht die Elimination, sondern
die Minderung des Leidens. cw
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Beim Essen
kommen die Leut z’samm |
Gelebte internationale Alltagskultur kulinarischer Art wird beim
Bezirksprojekt GriesKochKultur im Rahmen von Graz 2003 geboten.
Die Organisatoren der 17 Grazer Kulturbezirke, Hans Putzer
und Peter Trumler, haben sich für den traditionell interkulturellen
Bezirk Gries ein vierwöchiges Non-Stopp-Programm (4. bis 28. Juni,
jeweils von Mittwoch bis Samstag) ausgedacht: Jeden Tag bieten KöchInnen
der verschiedenen im Bezirk wohnhaften Nationalitäten von 17:00
bis 22:00 im Andrä-Park Speisen ihrer Herkunftsländer an – von Couscous
bis Kebap, von Pilav bis Wurzelfleisch.
Und: Zum Essen gibt’s natürlich Ethno-Musik.
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Rollende
Surrogat-Gärtlein für Graz |
Wenn Vorgärten im innerstädtischen Bereich zunehmend
zu Parkplätzen mutieren; wenn Grünflächen – wie in den gesamten
Außenbezirken von Graz – der Verbauung und dem Verkehr weichen müssen:
Dann bieten bepflanzte Scheibtruhen Ersatzbefriedigung für die Grün-Sehnsüchte
der StädterInnen. Die Grazer Gruppe GGG – ob sie’s ironisch meint
oder nicht, wer weiß das heute schon? – kutschiert mit 8 solcher
mobiler Surrogat-Gärtlein durch den urbanen Betondschungel; bis
Ende Juni bleiben sie allerdings als „Oase in der Verkehrswüste“
fix am Dietrichsteinplatz stationiert. Diese soll auch die AnrainerInnen
zum Verweilen und zur „Festigung des sozialen Kitts“ (O-Ton GGG)
einladen.
Infos: www.ggg.mur.at
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Das Schweigen
dauerte zu lang Vaya con dios – Theater des
Abschieds und des Findens |
Am Totenbett ihres Mannes beginnt die Frau, die viel zu lange geschwiegen
hat, endlich zu reden. Sie redet und redet – und was sich in ihrer
Erzählung als Panorama entwickelt, ist die Geschichte einer 20-jährigen
Ehe im Spanien des vorigen Jahrhunderts, eingeklemmt zwischen Franco,
Katholizismus und Ausweglosigkeit. Und unter dieser terroristischen
Decke die versengende Erotik einer Generation, die nie zu sich gefunden
hat. Miguel Delibes beschrieb in seinem 1975 erschienenen
Roman „Cinco horas con Mario“ dieses Lebensgefühl der Verlorenen.
Nun wurde der Text von Johannes Schrettle bearbeitet, von
Reinhold Ulrych inszeniert – und die Hauptrolle der unendlich
vor sich hin sprechenden und allen Schmerz offenbarenden Carmen
trägt Romana Sustar (Foto).
Das Stück mit dem Titel „Vaya con Dios“ hat im Container vor der
Uni am 12. Juni Premiere | 20.00
Weitere Termine: 13. – 15. und 25. – 28. Juni.
Infos: 0699/101 535 73
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Internationale Tage der textilen Handarbeit
28. und 29. Juni 2003 im Österreichischen Freilichtmuseum
Stübing bei Graz
< Alte textile Handarbeitstechniken leben im Freilichtmuseum
Stübing wieder auf.
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Seit mehreren Jahren finden Freunde der textilen Handarbeit Ende
Juni nach Stübing, denn Gäste des Volksbildungsheimes Schloss St.
Martin präsentieren über 25 historische, zum Teil schon vergessene
Handarbeitstechniken aus allen Teilen Europas, wie etwa das Klöppeln
aus Stroh oder Rosshaar. Aber auch moderne, bunte Kreationen von
internationalen Preisträgern werden zu sehen sein. Am Sonntag 11
Uhr findet ein internationaler Gottesdienst statt. Arbeits-, Pflege-
und Restaurationstipps sowie Arbeitsmaterialien, Literatur, Schnupperstunden
und ein buntes Kinderprogramm machen den Tag zum Erlebnis für die
ganze Familie.
Österreichisches Freiluftmuseum | 8114 Stübing bei Graz | 1. April
- 31. Oktober | 9 17 Uhr
Infos: T (0)312453700 | www.freilichtmuseum.at
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„Wirkliche
Nirgendorte“ im Gries |
Die Utopien haben es Graz offenbar angetan. Man wünscht sich also
noch etwas oder stellt sich zumindest vor, wie es einmal sein könnte.
Was im Joanneum vor nicht allzu langer Zeit unter dem Titel Latente
Utopien einer Suche nach zeitgemäß gültigen Formen der Architektur
galt, wird zurzeit im traditionsreichen Bezirk – zugleich latent
urbanes Entwicklungsgebiet - Gries anhand von Kunst im öffentlichen
Raum konkretisiert. Im Rahmen des 2003-Projektes Real Utopia wird
der fünfte Grazer Bezirk zum Think Tank für Stadtteilentwicklung.
Das Konzept stammt von Margarethe Makovec und Anton Lederer,
15 KünstlerInnen bzw. -gruppen haben Arbeiten vor Ort entwickelt
und an neuralgischen Punkten platziert. Constantin Luser
nimmt sich des Telekomhochhauses an und installiert eine Lichtschreibmaschine
streng nach Low-Tech-Kriterien. Konsequent führt Luser seine solipsistisch
anmutenden technoiden Systeme fort; geduldige Besucher können über
ein Manual von Kippschaltern Leuchtbotschaften von der Fassade des
Hochhauses in die Grazer Nacht senden.
Constantin Lusers Lichtschreibmaschine >
Lichttechnologie am Telekomhaus
Peter Arlt, Benni Foerster-Baldenius und Wolfgang
Grillitsch öffnen die Gestade des Mühlgangs für den Club der
Nichtschwimmer. Mitgliedschaften und Zutrittsausweise sind für Oberflächentaucher
und Strandläufer im Bürocontainer am Griesplatz Nord erhältlich.
Ebendort werden auch Leihfahrräder der Gruppe Sàkart zur Verfügung
gestellt und Projektführungen angeboten. Auf die architektonische
und infrastrukturelle Neugestaltung im Bereich Entenplatz reagiert
der aus Riga stammende Eriks Bozis mit einem Monument für
den Stadtraum. Die überdimensionale Skulptur aus Computerhardware
erinnert in ihrer so ironisch wie naiven Intention schon jetzt an
vergangene Höhenflüge der IT-Branche.
Unter dem Motto Wir machen Leerstand zu Wohlstand versucht das
Department für öffentliche Erscheinungen erst gar nicht, leer stehende
Geschäftslokale wirtschaftlich zu beleben, vielmehr werden nur mehr
die Fassaden als Werbeflächen für Einkaufszentren an der Peripherie
angeboten.
Und das vielleicht radikalste Konzept stammt von Antal Lakner
aus Budapest, der eine Baustellensituation für ein Olympisches Dorf
simuliert, ohne sich vorweg um Bewerbungsformalitäten für die Olympischen
Sommerspiele 2012 zu kümmern. Good News also, wie sie Mihael
Milunovic vom Laufschrift-Display in der Karlauer Straße verkündet.
Wenzel Mracek
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José Feliciano
in Gleisdorf |
Gleisdorf beweist Format: Einer der Größten der internationalen
Guitarero-Szene, José Feliciano, erweist uns am 28. Juni
um 21:00 am Gleisdorfer Hauptplatz die Open-Aire. Wer an diesem
Samstag schon früher den Abstecher in die Sonnen-Metropole der Oststeiermark
wagt, kann sich dort im Europahaus an drei Produktionen der Oststeirischen
Theatertage erfreuen: „Diebstahl lohnt sich nicht“ von den Europakids
(15:00), „Stimmen“ von Safinto (19:00) und „Wir“ (Europabühne Gleisdorf)
(20:00). Die Theatertage beginnen bereits am 26. Juni. Schon am
23. Juni um 19.00 findet im forumKLOSTER in der Franz-Josef-Straße
die JobOskar-Gala mit der Verleihung des JobOskar an die behindertenfreundlichsten
Betriebe/Gemeinden der Oststeiermark statt.
Karten/Info: 031122601400, 420
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Integratives
Theater am Platz und im Schauspielhaus < „Warten
auf Karli“ am Grazer Mariahilferplatz |
Unter der Leitung des Grazer Mezzanin-Theaters (Hanni Westphal
/ Martina Kolbinger-Reiner) hat die Theatergruppe Kumeina (Jugend
am Werk) das Stück „Warten auf Karli“ erarbeitet: der Grazer
Mariahilferplatz wird dabei zur Bühne für ein Stück, in welchem
jene, die sonst an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, auf
einmal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen … „Warten auf Karli“
erlebt seine Premiere am 13. Juni um 17:00
am Grazer Mariahilferplatz.
Weitere Vorstellungen: 14., 17. und 18. 6. jeweils 17:00 | an den
beiden letzten Tagen auf Anfrage auch um 10:00
Das Stück wird schließlich auch am 27. Juni um 9:00 im Rahmen von
„Okkupation“ – Internationaler Theatertag von KünstlerInnen
mit einer Behinderung – aufgeführt. Dabei treten internationale
Ensembles an verschiedenen Spielorten auf. Höhepunkt ist die Abschlussveranstaltung
um 19:30 im Grazer Schauspielhaus, wo Ramba Zamba aus Berlin
mit „Orpheus ohne Echo“ gastieren – ab 22:00 gibt’s ein Abschlussfest
im Innenhof des Schauspielhauses.
KORSO verlost in Zusammenarbeit mit dem Mezzanin-Theater 2 x 2
Eintrittskarten für den Abschluss-Event!
Info: 0676/73 13 721 | www.mezzanintheater.at
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Vorankündigung:
Gedenkstätte KZ Bretstein – Präsentation im Forum Stadtpark |
Schülerinnen der HBLA Fohnsdorf haben in den letzten beiden Jahren
im Bretsteingraben auf dem Gelände des ehemaligen Lagers eine Gedenkstätte
eingerichtet, die am 11. und 12. 4. 2003 feierlich eröffnet worden
ist.
Die Gedenkstätte für die Insassen des KZ Bretstein
wurde in den letzten beiden Jahren von SchülerInnen der HBLA Fohnsdorf
errichtet
Schon 2001 war es im Forum Stadtpark im Zuge des Projektes „Akte
Erzberg“ zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes Eisenerz
während der Nazizeit und dem Todesmarsch der ungarischen Juden über
den Präbichl nach Mauthausen gekommen. Im Rahmen dieses Projektes
entstand die Komposition „Epitaph“ des Grazer Jazzers Berndt Luef.
Am 15. 7. 03 werden einige Protagonisten des Projektes „Gedenkstätte
KZ Bretstein“ nach Graz kommen und über ihre Arbeit, ihren Zugang
und ihre Erfahrung mit diesem Projekt berichten. Dabei wird auch
ein Videofilm mit dem Interview gezeigt, das Franz Stuhlpfarrer
Anfang April 2003 in Paris mit Eduardo Escot geführt hat,
einem Überlebenden dieses Lagers. Danach wird das Jazztett Forum
Graz nochmals die Komposition „Epitaph“ aufführen.
Dienstag, 15. 7. 2003 | Forum Stadtpark Graz | 19.00:
Vorstellung des Projektes „Gedenkstätte KZ Bretstein“
21.00: Konzert mit dem Jazztett Forum Graz u.a. mit einer Aufführung
der Komposition „Epitaph“
Veranstaltet vom Forum Stadtpark in Zusammenarbeit mit der Grünen
Akademie und dem Gemeinderatsklub der KPÖ Graz.
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Folk & Kabarett
in der „Brücke“ |
Nischenpolitik, wenn sie konsequent betrieben wird, zahlt sich auch
im Kulturbereich aus: Die „Brücke“ hat sich am Folk festgekrallt
wie weiland die Franzosen an der Maginot-Linie und fährt damit nicht
schlecht – wie auch das Publikum, für das die Brücke-Mannschaft
herausragende Acts dieser Sparte nach Graz holt: In der Reihe FOLK
(„Freitag Abend Lockere Kultur“ treten heuer im Juni / Anfang Juli
auf:
Mit dabei bei FOLK in der „Brücke“
< Die Wiener Tschuschenkapelle (27. Juni)
Am 13. 6. Roland Neuwirth und seine Extremschrammeln mit
ihrem Kulturauftrag „Lieber mit Haltung untergehn als Unterhaltung
nur des Unterhalts wegen“, am 20. 6 die „Kürbismusiker“ von Totally
Gourdgeous aus Australien (alle ihre Instrumente sind aus dem
Halloween-Gemüse geschnitzt, die vier MusikerInnen singen nach Kürbisart),
am 27. 6. die Wiener Tschuschenkapelle, die den austro-balkanesischen
Bogen vom Wiener Lied über klassisch-südslawische Weisen bis zum
Sinti-Jazz spannt und am 4. 7. Mandys Mischpoche – mit Musik
aus dem jüdischen, dem bulgarischen, griechischen, türkischen und
burgenländisch-kroatischen Kulturkreis.
Zum Drüberstreun gibt’s auch Kabarett: Am 2. 7. O. Lendl,
den schnellsten Comedy-Kabarettisten Östererichs, und am 9. 7. Mike
Supancic mit seinem neuen Programm „Das Geheimnis von Imst“
– einem surrealen Blick in die österreichische Seele.
Alle Veranstaltungen beginnen um 20.00 in der Brücke |
Grabenstraße 39a | 8010 Graz | T 031667 22 48 | www.bruecke-graz.com
KORSO verlost in Kooperation mit der Brücke jeweils 2 x 2 Karten
für die hier angekündigten Veranstaltungen!
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Polaritäten
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Das Kulturforum grenzgänge bietet im Lafnitztal mit dem
Festival Polaritäten 2003 Ausstellungen, Workshops und Konzerte
zeitgenössische Produktionen aus allen Sparten. Die Ausstellung
„Die Lafnitz“ findet vom 7. 6. bis 4. 7. im Schloss Burgau statt
(Vernissage: 6. 6. | 19.30 mit Obertonmusik), die Komposition „Flüssig
– ein musikalischer Dialog mit der Lafnitz“ hat ihre Premiere am
19. 6. | 20.30 in der Maierhofermühle/St. Johann i.d.H. Gesamtprogramm
und Karten: Tel. 033 383650
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Disneyfizierung
leert die Innenstädte Am Internationalen Kongress
für „Altstadt und Baukultur Form und Funktion der Altstadt“ (Graz
14. 17. 5.), der vom Internationalen Städteforum Graz veranstaltet
wurde, sprach die Kunsthistorikerin Karin Wilhelm über die „Disneyfizierung
der Innenstädte“. Für KORSO führte Maria Hauser im Anschluss ein vertiefendes
Gespräch mit der Referentin. |
Zur Begriffsklärung für unsere LeserInnen: Was
versteht man unter der „Disneyfizierung“ der Städte, was unter
dem von Ihnen so genannten Las-Vegas-Prinzip?
Disneyfizierung bedeutet die Nutzbarmachung vor allem innenstädtischer
Räume für den Markt durch die Errichtung kontrollierter Event-Zonen.
Für Europa müssen diese Konzepte aber umgeschrieben werden, weil
das Disney-Vokabular hier nicht so recht angenommen wird. Das europäische
Analogon zur Disneyfizierung folgt dem Las-Vegas-Prinzip: Historisch
gewachsene Bausubstanz wird für die Zwecke der Kommerzialisierung
nutzbar gemacht, historische Schönheit als Kulisse für marktwirtschaftliche
Zwecke verwertet. In vielen deutschen Städten, die durch die Bombenangriffe
des Zweiten Weltkrieges ihrer historischen Gebäude beraubt wurden,
geht man dabei noch weiter, da verbindet sich die Sehnsucht der
StadtbewohnerInnen nach Wiederherstellung der verloren gegangenen
historischen Identität mit den neuen Stadtmarketing-Konzepten. So
kommt es zu Projekten wie in der Bundeshauptstadt, wo das 1950 abgerissene
Berliner Schloss im Zuge eines Investorenprojektes für eine Shopping
Mall wieder errichtet werden soll. Wenn historische Räume als bloße
Kulissen für marktwirtschaftliche Interessen dienen, dann folgt
daraus, dass wie in Las Vegas ganze Stadtteile, aber auch einzelne
Gebäude an beliebigen Orten für beliebige Zwecke neu errichtet werden
können – wie z.B. Aldo Rossis Kopie des Palazzo Farnese in Berlin.
Karin Wilhelm >
„Über die Nutzung öffentlicher Räume muss demokratisch entschieden
werden.“
Damit ist ein Leitgedanke des modernen Bauens, dass nämlich der
architektonischen Form historische Authentizität und damit Einmaligkeit
zukomme, sodass jede Zeit die ihr angemessene Formensprache zu entwickeln
habe, belanglos geworden.
Gibt es andererseits nicht so etwas wie eine
der Disneyfizierung eigene Formensprache?
Ja, die Entwicklung der Effektarchitektur ist in diesem Zusammenhang
zu sehen. Architektur entsteht heute immer mehr nach hart kalkulierten,
im Disneykonzern entwickelten Überlegungen. Städte werden durch
filmische Mittel inszeniert, die als Attraktoren wirken, um wirtschaftliche
Kraft in die Stadt zu bringen; das hat zwangsläufig auch Auswirkungen
auf die Formensprache der Architektur und führt zur Errichtung von
„künstlichen Paradiesen“. In deutschen Städten werden z.B. Mallkonzepte
entwickelt, in welchen laut Aussagen der Betreiber ,der Boulevardgedanke
mit dem Flair des Mediterranen spielt‘.
Welche Triebkräfte sehen Sie für diese Entwicklung
verantwortlich?
Ganz einfach: Die Städte haben leere Kassen; um das Nötigste an
Mitteln hereinzubringen, greifen sie zur Strategie der Privatisierung
des öffentlichen Raumes.
Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung für
die StadtbewohnerInnen?
In den meisten Städten, in denen grundlegende städtebauliche Überlegungen
von bloß marktwirtschaftlichen Kriterien bestimmt werden, geht die
Zahl der Innenstadtbe-wohnerInnen drastisch zurück. Die sukzessive
Vermarktung der Innenstadt bewirkt den Verlust von Lebensqualität.
Lärm, hohe Mieten und der Verlust identifikationsfähiger Räume vertreiben
immer mehr Bewohner. Die Folge ist eine innerstädtische Verödung,
die sich bereits in vielen Städten nachweisen lässt. In Graz ist
die Zahl der City-Bewohner seit dem Ende der 40er Jahre von 13000
auf 3000 gesunken – allein in den letzten fünf Jahren haben 400
500 Menschen die Innenstadt verlassen. Städte, die nur noch
Raum für Events bieten, sind keine Wohnstädte mehr. Aufgrund der
hohen Investitionen steigen die Mieten, was zur Folge hat, dass
eine soziale Durchmischung unmöglich wird.
Welche Gegenstrategien schlagen Sie vor?
Um die Innenstadt als Wohnraum zu erhalten und das Bedürfnis der
Menschen nach identifikationsfähigen Räumen zu befriedigen, muss
der Trend zu Austauschbarkeit und Beliebigkeit, zur beliebigen Reproduzierbarkeit
einstmals einmaliger Orte durchbrochen und Einzigartigkeit bewusst
geschaffen werden. Letztendlich geht’s um einen Ausstieg aus der
Vermarktungsstrategie; es muss wieder ein Konsens darüber hergestellt
werden, dass die Stadt ein Raum ist, über dessen Nutzung wir uns
demokratisch verständigen müssen. So wäre zum Beispiel die Privatisierung
des Grazer Pfauengartens durch das Land Steiermark in der Schweiz
nicht so leicht gewesen: Dort darf öffentlicher Raum nicht ohne
Volksentscheid verkauft werden.
Prof. Karin Wilhelm war 19912001 Ordinaria an der
Architektur-Fakultät der TU Graz und ist seit 2001 Professorin für
Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt an der TU Braunschweig.
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Inuit-Saga
im KIZ |
Die Geschichte der „Legende vom schnellen Läufer“ ist archaisch-einfach:
Ein Mann liebt eine Frau. Und sie liebt ihn. Nur: Die Frau ist bereits
einem anderen versprochen – und der will sie nicht hergeben. „Die
Geschichte ist uns Kindern von den Älteren erzählt und vorgespielt
worden“, berichtet Regisseur Zacharias Kunuk, selbst Angehöriger
des Inuit-Volkes. „Wir erzählen die Geschichte weiter, so wie sie
uns erzählt worden ist.“
Nicht nur die dramatische Handlung fasziniert: Kunuks Werk ist
gleichzeitig eine herausragende Schilderung der Lebensumstände der
kanadischen Inuit und ein Versuch, die Traditionen des durch die
christliche Mission unterdrücken Schamanismus wieder lebendig zu
machen – „ein außergewöhnlicher Film voll visueller Schönheit und
narrativer Dynamik“ (The New York Times).
Augartenkino KIZ | Friedrichgasse 24 | T 031682
11 86
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Neu in Graz:
Keramische Kunst |
Wer zu Keramik und Kunst bloß das alternativ-unförmige kunsthandwerkliche
blau glasierte tönerne Kaffeehäferl assoziiert, liegt mächtig falsch:
Größen der Moderne wie Picasso oder Spoerri haben
sich mit dem Werkstoff auseinander gesetzt. In Graz gibt’s nun mit
Riki Koschers Galerie „Ceramic im Centrum“ in der Feuerbachgasse
24a (Parterre im Hof) schräg gegenüber dem Bad zur Sonne einen Ausstellungsraum
für Keramik, die neue Maßstäbe setzt. Noch bis 15. Juni ist dort
die Ausstellung „Von Innen nach Außen“ zu sehen, an der sich international
bekannte Künstlerinnen – Rosi Rockenschaub, Oxana Petra Lutynk,
Christine Wiese, Karin Pingnitter und die Galerieinhaberin Friederike
Koscher selbst beteiligen.
Koscher will mit ihrer Initiative auch einen Aufholprozess in Gang
setzen: Denn während in Österreich und ganz Mitteleuropa die Keramik
als Form bildnerischen Ausdrucks meist völlig ignoriert wird, ist
sie in England, Skandinavien und Südostasien zu neuer Hochblüte
gelangt.
Infos: Tel. 0316722 933 | 069910 66 50 88 |
M friederike.koscher@aon.at
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Guidelines
fürs Zusammenleben Von 4. bis 10. Juli ist
Graz Austragungsort einer internationalen interreligiösen Begegnungsveranstaltung,
die praktische Vorschläge für ein toleranteres Zusammenleben in den
Städten Europas erarbeiten soll. |
„Ein Gegenmodell zum Kampf der Kulturen“ nennt Dr. Karl Kumpfmüller
vom Grazer Büro für Frieden und Entwicklung die von seiner Institution
im Rahmen der Kulturhauptstadt 2003 organisierte Veranstaltung „Miteinander
leben – einander verstehen“, die auf Einladung der Städte Graz und
Sarajevo stattfindet.
In verschiedenen Workshops werden Best-Practice-Modelle des interreligiösen
und interkulturellen Zusammenlebens in europäischen Städten vorgestellt
und diskutiert. Kumpfmüller: „Wenn das Zusammenleben gut funktioniert,
wenn Grundrechte und religiöse Rechte auch im Alltag respektiert
werden, dann gelangt das positive Feedback bis in die Herkunftsländer
der MigrantInnen – das ist das beste Mittel gegen Radikalisierungen
hier wie dort.“ Nicht der interreligiöse Dialog auf höchster Ebene
stehe bei der Veranstaltung im Mittelpunkt, sondern der Versuch,
Vertrauen durch Taten zu schaffen – das reiche vom Angebot von den
jeweiligen religiösen Speisevorschriften entsprechenden Mahlzeiten
in Kindergärten und Horten bis zur Errichtung von Begräbnisstätten.
Zur Vielfalt gehöre aber auch die Akzeptanz gegenüber AgnostikerInnen
und AtheistInnen, denen oftmals auch Ausgrenzung droht.
Ziel der Veranstaltung ist die Erstellung einer Liste von Vorschlägen
für eine Verbesserung des interreligiösen Zusammenlebens in Europa,
ihr Adressat ist das Europarlament: Dieses soll aufgefordert werden,
Richtlinien für Standards des Zusammenlebens in den Ländern und
Kommunen zu erarbeiten, auf die sich Betroffene berufen könnten.
Info: Friedensbüro der Stadt Graz | 0316872 2180
| M heidi.bassin@nextra.at
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Kulturtischler
bitten zu Tisch |
„Kultur zu Tisch“ heißt die jährliche, etwas andere Handwerksausstellung
rund um den weinroten KulturTischlerTisch im Foyer des Schauspielhauses
in Graz. Jeweils in der ersten Juli-Woche präsentieren die steirischen
Kulturtischler ihre kreativen Werkstücke, eingebettet in einen ereignisreichen
Veranstaltungsbogen. Dieser spannt sich heuer von handwerklichen
Workshops über künstlerische, darstellende und musikalische Darbietungen
bis zu kulinarischen Genüssen.
„Graz zweitausenddrei“, umgesetzt in „Korpus 2003“ >
von Kulturtischlermeister Norbert Feldbaumer
„Kultur zu Tisch“ bietet vom 30. Juni bis 5. Juli bei freiem Eintritt
Raum zur allumfassenden Kulturkommunikation zwischen Kulturtischlern
und Gästen, zwischen Künstlern und Publikum und einfach von Mensch
zu Mensch (siehe Programmteil). Unter dem Motto „Korpus 2003“
präsentieren heuer die Kulturtischler in der Kulturhauptstadt 2003
ihre besonderen Werkstücke. Sie haben es sich zur Aufgabe gestellt,
in die Maße eines imaginären Korpus’ von 2003mm x 900mm x 500mm
jeweils ein außergewöhnliches Möbel zu bauen.
Die 15 steirischen Kulturtischler erfassen den Kulturbegriff in
seiner Ganzheit. Sie vernetzen ihre Werkstätten immer wieder mit
Kunst- und Kultureinrichtungen. Für sie spiegelt sich Kultur in
der Gesamtheit aller geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen.
Im Möbelstück versuchen sie, Kulturerscheinungen miteinander zu
verbinden und Kulturvielfalt statt Einfaltskultur zu fördern. „Wir
stellen mit unserem maßgebenden Handwerk die Harmonie zwischen den
Menschen, ihren Räumen, Möbeln und deren Funktion her“, lautet ihr
Credo. Werkstücke von den Hobelbänken der Kulturtischler werden
somit zum Mittelpunkt kulturellen Seins, machen das gewohnte Leben
zu einem gelebten Wohnen.
Die steirischen Kulturtischler
www.steirischekulturtischler.at
Die steirischen Kulturtischler heben ihr Handwerk immer wieder
zu Kunst und Kultur.
Daniel Börner, Graz + Barbara Enderle, Graz + Norbert Feldbaumer,
Graz + Erich Gross, Fehring + Heschl GmbH, Graz + Holzverbindung
Fürstenfeld + Susanna Knittelfelder, Gleisdorf + Günther Koroschetz,
Graz + August Kumpusch, Gleinstätten + Rudolf Pongratz, Groß St.Florian
+ Walter Schadler, Graz + Anton Ulrich, Bad Gleichenberg.
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Kultur zu Tisch Im Foyer des Schauspielhauses
Graz | freier Eintritt zu allen Veranstaltungen!
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Montag, 30. Juni
Kultur zu Tisch wird aufgetragen
Die 15 steirischen Kulturtischler bitten wieder eine Woche im Grazer
Schauspielhaus zu ihrer Möbelausstellung der besonderen Art. Heuer
unter dem Motto: „Korpus 2003“. Durch die Vernissage swingen mit
Jazz und Popstandards „The Cover Girls“ (Ulrike und Isabel Tropper,
Eva Bacher). „Gutes vom Bauernhof“ verwöhnt den Gaumen | 20.00 Uhr
Dienstag, 1. Juli
Xang’l zu Tisch
„4Xang“ singen ihr Best-Of-Programm bei den Kulturtischlern
im Grazer Schauspielhaus. Die besten Hits unter dem Arbeitstitel
„Greatest Witz“ werden von einem Cuvée aus vier bekannten Früchtchen
vorgetragen: Parodiebariton Eik Breit, Krawattltenor Heinz Jiras,
Bassbaron Klaus E. Kofler und Reisnageltenor Wilfried Scheutz |
20.00 Uhr
Donnerstag, 3. Juli
Kabarett zu Tisch
Jörg-Martin Willnauer spielt Best Of Willnauer bei den Kulturtischlern
im Grazer Schauspielhaus. Ein musikalisches Kleinkunstprogramm für
Menschen, die das Lachen nicht verlernt und das Denken noch nicht
aufgegeben haben | 20.00 Uhr
Freitag, 4. Juli
Afrika zu Tisch
Afrika sehen, hören, spüren und schmecken bei den Kulturtischlern
im Grazer Schauspielhaus. Das Tanz- und Percussion-Ensemble „Akuaba“
verführt zu AFROMOODS unter der Leitung von Marianne Weninger-Felgitsch
und Thomas Pfob. Afrikanische Speisen versprechen exotische Gaumenfreuden.
20.00 Uhr
Samstag, 5. Juli
Kultur zu Tisch wird abgetragen
Finissage. Die steirischen Kulturtischler schließen ihre Ausstellung
im Grazer Schauspielhaus „Korpus 2003“ ganz „ARTig“ mit einer Komödie
über drei kunstverständige Frauen. Das weibliche (nicht nur Kunst-)
Gezanke spielen: Karin Gschiel, Susanne Lipinski und Nicole Lissy.
Bearbeitung und Inszenierung: Thomas Sobotka | 20.00 Uhr
Workshops
Mittwoch, 2. 7. 2003 | 14.00 – 17.00 Uhr | „Altes erhalten“
Restauratoren der KulturtischlerWerkstätten geben wertvolle Tipps
und zeigen wie man alte Möbel richtig pflegt und restauriert.
Donnerstag, 3. 7. 2003 | 14.00 – 17.00 Uhr | „Lehre mit Karriere“
Die einzigen österreichischen Teilnehmer an den heurigen Berufsweltmeisterschaften
in St.Gallen/Schweiz kommen aus der Steiermark. Mit den Kulturtischlermeistern
Ing. Barbara Enderle und Anton Ulrich zeigen sie und talentierte
Lehrlinge ihr Können.
Freitag, 3. 7. 2003 | 14.00 – 17.00 Uhr | „Fremde Kultur in
heimischer Werkstatt“
Kulturtischlermeister Daniel Börner führt in die Welt des Japanischen
Möbelhandwerks. Er zeigt mit Japanpapier bespannte Schiebetüren
(Shoji) und Paravents und lehrt den Umgang mit den vielfältigen
japanischen Sägen in der Möbelkunst.
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Steirischer
Museumssommer: Alles andere als verstaubt! Der
Dachverband der steirischen Museen MuSIS hat einen neuen Museumsführer
herausgegeben. |
Großes Engagement ohne Entgelt
240 öffentliche und private Museen und Sammlungen zählt die Steiermark.
Neben Heimatmuseen mit engem Regionalbezug haben sich vor allem
die sogenannten Monumentmuseen etablieren können, wie z.B. das Zeughaus
oder die Schaubergwerke in Fohnsdorf, Oberzeiring oder Altaussee.
Rund 70% der steirischen Museen werden derzeit rein ehrenamtlich
geführt.
Brandneuer Museumsführer
Der Verein MuSIS, die Selbsthilfegruppe engagierter Museumsleute,
versucht seit Anfang der 90er Jahre durch verstärkte Marketingaktivitäten,
Publikationen und Fortbildungsveranstaltungen das wichtige Kulturpotenzial
der steirischen Museenlandschaft zu zu fördern. Mag. Britta Schreinlechner-Venier
präsentiert den brandneuen Museumsführer: „Wir sind sehr stolz auf
dieses einzigartige Gratisprodukt. Der Museumsführer beschreibt
112 große und kleine Museen und informiert zusätzlich über Sonderausstellungen,
Öffnungszeiten und Museumsfeste.“
Buntheit contra verstaubte Museumsideologie
Die Tendenz gehe eindeutig zu Spezialmuseen, man wendet sich z.B.
an Spielzeugsammler, Weingourmets oder Foto- und Videoexperten.
Das traditionelle Heimatmuseum hat jedoch mit einem Anteil von rund
37% einen sicheren Platz in der steirischen Kulturgutlandschaft.
1,5 Mio Menschen besuchen jährlich die steirischen Museen, MuSIS
will vor allem den Anteil junger BesucherInnen heben und unterstützt
bei der Entwicklung von Kinderprogrammen. cw
Der Museumsführer „Steirischer Museumssommer“ ist bei den steirischen
Museen und Tourismusverbänden kostenlos erhältlich oder bei:
Verein MuSIS | Strauchergasse 16 | A8020 Graz | T und
Fax 031673 86 05| M musis@aon.at
| http://homepage.sime.com/musis
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Volkskundemuseum:
„Wagt Neues“ |
„Ein wunderbares Einstandsgeschenk“ ist für Landesmuseum-Joanneum-Geschäftsführer
Peter Pakesch die Neueröffnung des Volkskundemuseums, das
am 17. Mai nach 17 Jahren seine Pforten wieder fürs Publikum geöffnet
hat. Pakesch: „Der Begriff ,Museum‘ wird zumeist mit Hochkultur
in Verbindung gebracht; Hoch- und Alltagskultur müssen aber im Dialog
stehen, mit dem Volkskundemuseum lässt das Joanneum diese Breite
erklingen.“ Insgesamt 2,9 Mio Euro wurden aufgewandt, jeweils die
Hälfte davon für bauliche und Sanierungsmaßnahmen und für die Neugestaltung
der Ausstellung.
Für diese stehen nun 1000 Quadratmeter Schaufläche zur Verfügung,
die nach völlig neuen Prinzipien gestaltet wurde, „getreu dem Motto
Viktor von Gerambs: "Hängt nicht sklavisch am Alten,
wagt Neues“, betont Sammlungsleiterin Roswitha Orac-Stipperger.
War es zu Gerambs Zeiten üblich, volkskundliche Sammlungen in einem
kulissenhaft eine vergangene Welt imitierenden Ambiente zu präsentieren,
so sprechen jetzt die Objekte für sich selbst, stehen isoliert in
Vitrinen; der Kontext wird medial – durch erläuternde Texte, aber
auch Filmsequenzen – hergestellt. Die Beschränkung auf die drei
Bereiche „Haus und Wohnen“ „Kleidung als Tracht“ und „Ritual und
Glaube“ hat zu Übersichtlichkeit und Klarheit in der Darstellung
geführt, die durch eine aufklärerisch-nüchterne Form der Präsentation
unterstützt wird.
Nicht zuletzt ist auch die bauliche Neugestaltung des Museums (BEHF
Architekten, Wien) eine Besichtigung wert: Die klugen Eingriffe
haben die Charakteristik des alten Klosterbaus unangetastet gelassen
und gleichzeitig dem Neuen einen selbstbewussten Platz eingeräumt.
Landesmuseum Joanneum | Volkskunde | Paulustorgasse 11 – 13a |
A8010 Graz
Öffnungszeiten: DI bis SO | 10.00 bis 18.00 | DO 10.00 bis 20.00
Infos: T 03168017 98 99 | www.museum-joanneum.at
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Ernesto Che
Guevara: Photograph |
Der Grazer Kulturverein Che zeigt fotografische Arbeiten aus dem
Nachlass Che Guevaras. Die Ausstellung ist 4. Juli bis 27.
September 2003 in der Galerie der Akademie für angewandte Photographie
am Geidorfplatz 1 (Geidorfkino) Graz zusehen.
Öffnungszeiten: DI bis FR 14.00 20.00 Uhr | SA, SO 10.00
18.00 Uhr
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Generalihof
Jazz Konzerte |
Am 25. Juni starten – zum elften Mal – die GENERALIHOF JAZZ KONZERTE:
25. Juni – 27. August 03
Jeden Mittwoch | Beginn jeweils 19.30 Uhr | Herrengasse 9/Graz |
freier Eintritt | Info: 0316-82 08 88
Friedl Rosegger (M., ts) mit zwei Mannen von der RGJB
Konzerte in Juni und Juli:
25. 6. Royal Garden Jazz Band > 2. 7. Tribute to
Joni Mitchell > 9. 7. K.H. Miklin Trio > 16. 7.
Attack > 23. 7. Michael Kahr Quartett > 30. 7.
Dragan Tabakovic Quartett
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Das Eigentor
Ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin
Will, aufgezeichnet von Jörg-Martin Willnauer
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A: Mir fällt auf, dass du um die Tagespolitik einen Bogen
machst. Eigentlich ungewöhnlich für einen Kabarettisten. Gerade
du solltest doch die Missstände in diesem Lande aufzeigen. Das ist
doch die Aufgabe des Kabaretts. Oder bist du zu feig?
B: Du meinst, ich soll mich in die Niederungen heimischer
Tagespolitik begeben?
A: Natürlich. Das ist dein Job. Wenn nicht du, wer dann?
B: OK, fangen wir oben an. Bei Frau Landeshauptmann.
A: Bist du verrückt!? Die ist doch sakrosankt.
B: Genau das ist das Problem. Seit wann darf ein/e PolitikerIn
nicht mehr kritisiert werden? Ich schätze den persönlichen Einsatz
von Frau Klasnic sehr, aber das heißt doch nicht, dass ich in allen
Punkten mit ihr übereinstimme.
A: Konkret?
B: Naja, ich halte es z.B. für sehr problematisch, wenn
unsere Frau LH einem rechtskräftig verurteilten Bürgermeister die
Strafe zahlt. Das untergräbt die Justiz und macht das Prinzip der
Gewaltenteilung lächerlich.
A: Na und? Was ist schon dabei? Könnte ja auch ein Fehlurteil
sein.
B: Die Gefahr eines Fehlurteils ist gegeben, aber weit geringer
als in der VR China. Und die Gewaltenteilung ist ein hohes Gut.
Wer daran dreht, macht den Staat kaputt. Das riecht nach Berlusconi.
A: Gewaltenteilung. Was ist das schon! Wenn du auf der Straße
eine Umfrage machst, werden die meisten gar nicht wissen, was das
bedeutet!
B: Das ist ja der Jammer! Für die meisten ist „Gewaltenteilung“,
dieser urdeutsche Begriff, ein Fremdwort! Aber die Verteilung der
Macht auf verschiedene Regelkreise ist ja der Grundpfeiler unseres
Systems. Und wenn Frau LH einem rechtskräftig verurteilten Bürgermeister
die Strafe zahlt, fragt sich der Normal-Steirer: „Wieso soll ich
mich an Gesetze halten? Die da oben richten sich’s ja auch!“
A: Du meinst den Bürgermeister von Leibnitz?
B: Leibnitz ist ein Extra-Kapitel. Aber ein rechtskräftig
verurteilter Bürgermeister hat nur eine Option: Rücktritt. Hier
wird das einfach ausgesessen.
A: Vorsicht, Du bist gerade dabei, deiner Karriere zu schaden.
B: Weiß ich. Die gläserne Mauer wird wachsen. Aber du hast
mich provoziert.
A: OK. Was noch?
B: Als in Lassing ein Bergarbeiter gerettet wurde, soll
Frau LH gesagt haben: „Die heilige Barbara hat geholfen“. Das ist
problematisch.
A: Wieso?
B: Religion und Staatsgeschäfte sind zu trennen. In der
Steiermark leben auch gut 250.000 Nichtkatholen. Was die Verquickung
von Religion und Staat anrichten kann, sieht man im Gottesstaat
Iran. Die religiöse Überzeugung der PolitikerInnen hat im politischen
Bereich nix verloren. Außerdem: wo war denn die heilige Barbara,
als die anderen 10 Bergarbeiter gestorben sind? Kaffee trinken?
A: Naja, kann passieren.
B: Sollte aber nicht. Ein gefährliches Spiel mit religiösen
Symbolen. Bringt Stimmen, sollte in der Politik aber trotzdem tabu
sein.
A: Noch was?
B: Ja. Die skandalöse Trennung von Kultur und „Volkskultur“.
Eine Erfindung der jetzigen Landesregierung. Da macht man den größten
Wahlverlierer, den die Steiermark jemals gesehen hat, mit einem
Geschäftsordnungstrick zum LHStv. (ein Posten, den man kurz zuvor
abgeschafft hatte) und schiebt ihm „Volkskultur“ zu. Die Trennung
in Kultur & „Volkskultur“ lässt sich sachlich überhaupt nicht rechtfertigen.
Da geht’s nur um Tauschgeschäfte: „Du kriegst das, ich krieg das,
du bist still und ich bin’s auch …“ Und Herr Schöggl verteilt die
Steuermillionen an „seine“ Blasmusiker & Feuerwehrleute und sichert
sich die Wiederwahl. Das hat mit Kulturpolitik nix zu tun, das ist
reine Schacherei.
A: Aber das Image von Frau LH ist doch sensationell.
B: Kein Wunder. Die anderen Parteien sind so brustschwach,
da hat die ÖVP als einzige Profipartei des Landes leichtes Spiel.
Frau LH wird professionell beraten und gecoacht, die Gleichung:
„ÖVP ist Klasnic und Klasnic ist Steiermark“ hat gegriffen, das
Land wird demnächst Privateigentum einer Partei und die großen Medien
nehmen ihre Kontrollfunktion nur partiell wahr, weil sie ihre eigenen
Interessen verfolgen. Ergo wird zum ersten Mal in der Geschichte
der Republik eine Politikerin schon zu Lebzeiten quasi heilig gesprochen.
A: Mein Lieber, du magst ja Recht haben, aber deine Worte
werden nichts bewirken.
B: Oh doch. Ich habe soeben meiner Karriere schwer geschadet.
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