korso Kunst/Kultur/2003
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
juni 2002
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  im Stern-Royal !

Das Informationsmagazin KORSO feiert sein 5-Jahr-Jubiläum! Eines der Highlights beim 5-Jahres-Fest des KORSO am 27. Juni ab 19.00 in den Veranstaltungsräumen des Stern-Royal (Karmeliterplatz 8/I) wird der Auftritt des Grazer Jazzers Berndt Luef sein: Luef (vib) und Thorsten Zimmermann (bass) werden Teile des neuen Programms „Skydance“ spielen – das exklusiv für KORSO komponiert sein könnte: Beschwingt, aber immer mit Tiefgang. Weitere Fixpunkte: Die Moderation durch Jörg-Martin Willnauer, eine zeitlose Installation von Jani Schwob und abschließend Konserven-Musik, dargeboten von den Verfassern der KORSO-CD-Kolumne, den unnachahmlichen DJs Sowchos und Kolchos. < Welcome to the party! >

 

 

  Aufgedeckt: Geheimer Briefwechsel Exklusiv wurde der KORSO-Redaktion aus steirischen Literaturkreisen ein hochbrisanter Briefwechsel zwischen einem heimischen Autor und „seinem“ Verlag zugespielt. Wir bitten unsere Leserinnen & Leser um Verständnis dafür, dass wir unsere Quelle geheim halten müssen, um die Existenz des Autors nicht zu gefährden.

 

Der abgedruckte Brief [Brief 1] wurde dem Autor vom Verlag mit folgendem Vermerk zugesandt: „Unser Verlagsleiter hat freundlich zurückgeschrieben und versichert, dass im Falle einer zweiten Auflage dieses eine Foto nicht mehr aufscheinen würde ...“

Der Autor antwortete dem Verlag daraufhin mit folgendem Brief: [Brief 2]

Der Brief des Autors wurde vom Verlagsleiter nicht beantwortet. Erst als dem Autor seitens des Verlages sechs Monate später christliche Weihnachtswünsche übermittelt wurden und der Autor in seinem ergebensten Dankschreiben noch einmal auf seinen Brief vom 20.6. verwies, erhielt der Dichter folgende Antwort per E-Mail: [E-Mail]

Die Antwort des Autors blieb unbeantwortet. Die KORSO-Redaktion verzichtet deshalb auf den Abdruck dieses Briefes. Stattdessen verlost die KORSO-Redaktion in Absprache mit dem Autor 1 Exemplar des genannten Buches. Vorausgesetzt, Sie können diese drei Fragen mit JA beantworten:
a) War der Styria-Verlagsleiter Hlatky früher beim Stocker-Verlag tätig?
b) Bedeutet „Hlatky“ auf tschechisch „glatt“?
c) Inseriert die Firma „Schlecker“ häufig in der „Kleinen Zeitung“?

Wenn Sie alle 3 Fragen mit JA beantworten können, schicken Sie uns eine Postkarte – oder ein Mail an [korso@korso.at]!

 

 

  "Heftig"... kommt die neue Ausgabe der Literaturzeitschrift schreibkraft: Dazu braucht’s, wie Co-Herausgeber Werner Schandor in seinem Vorwort feststellt, „keinen Porno und keine Morde“ – da reicht oft schlichtweg die Realität. Zum Beispiel jene, die Birgit Pölzl in ihrem „essayistischen Monolog“ Graz im Gegenlicht auf’s Korn nimmt – die äußerst heftige Ante-2003-Realität von Graz, aus der wir uns nicht enthalten können ausführlich zu zitieren:

 

„Ein Grazer, der sich nicht arrangiert, ist kein Grazer. Das gilt selbstverständlich auch für die Intellektuellen in Graz. Was ist Diskurs? Entschuldigung, was ist Öffentlichkeit? Sorry, wissen wir nicht. Ich könnte auch sagen, gähn, das haben wir schon lange vergessen. Dafür jeiern wir. Selbstverständlich hinter vorgehaltener Hand. [...] Warum, frage ich, wölbt sich die vorgehaltene Hand so riesenhaft über Graz? Die Provinzialität. In Graz kulminiert das Provinzielle, denn in Graz hat das Provinzielle solche Angst vor sich. Das liegt überall, auch auf der vorgehaltenen Hand. Deshalb wird Graz für sein Flüsschen eine Insel bekommen, als wäre das Flüsschen ein Strom. Deshalb heißt es in der Öffentlichkeit oder was man in Graz dafür hält: endlich ein Projekt von entsprechender Größe, endlich der Wurf eines international anerkannten Architekten. Dass es ein Fluss sein soll und kein Flüsschen, ist nicht so wichtig. Hauptsache international, international [...] Und ich stöhne, natürlich hinter vorgehaltener Hand: Vielleicht kommt wer von außen, jemand von Gewicht, ein Journalist von der FAZ oder wenigstens der Gauss oder die Jelinek oder der Schuh und macht öffentlich, was jeder Zweite privat oder halböffentlich sagt: die Insel wird ein Wahrzeichen für die Provinzialität dieser Stadt. Natürlich weiß ich, dass nicht die Insel das Wahrzeichen ist, sondern die vorgehaltene Hand. [...] Die Hand, die was weiterbringt, ist männlich, eine eindeutig männliche Hand. [...] deshalb sitzen in Graz an den Schalthebeln der kulturpolitischen Macht Männer. Die bringen endlich was weiter. Da hält man sich nicht mit Belanglosigkeiten auf, da bekommen die Tüchtigsten ohne Ausschreibung ihr Amt. Da klaubt man die Ebenen nicht fad auseinander, da reichen die Kuratoren selbst Projekte ein. [...]

Weitere heftige Texte stammen von Werner Schandor („Wo andere Temperament aufweisen, haben wir höchstens Temperatur“), Hermann Götz (über die Schwierigkeit, als Vater und Hausmann Normalität wider die Norm zu leben), Werner Suppanz (über das den Älteren unter uns noch bestens im Gedächtnis haftende 3:2 von Cordoba), Colette Schmidt (über Waris Dirie) Bernhard Wolf (über die weltweite Bewegung des ,Tortens‘ großkopfiger Ungusteln) … Schreibkraft.

Das Feuilletonmagazin | Heft 7/2002 | EUR 6,- ist im guten Buchhandel erhältlich
KORSO verlost 5 Exemplare des Heftes beim [KORSO-Kulturquiz!]

 

 

  Freie Theater im Juni und Juli

 

Theatermerz: „KAFKA – Die Verwandlung“ - Premiere am 8. Juni
- weitere Termine: 13. - 15., 20. - 22. und 27. - 29.6. | jeweils um 21.00 Uhr | Info: [www.theatermerz.com] oder Tel. 0316/72 01 72

Theater im Bahnhof: Bettina verzweifelt gesucht. Eine Audiotour durch Graz. Die TeilnehmerInnen begeben sich ausgestattet mit einem Walkman auf eine kriminalistische Reise durch Graz. Den Anweisungen des Tonbandes folgend werden sie in ein Graz geführt, das sie „nicht für möglich gehalten hätten“. Fiktion und Realität vermischen sich.
1. - 30.6. | jeweils Mi, Do, Fr 16.00 – 20.00 Uhr | Sa: 12.00 – 20.00 Uhr | So: 12.00 – 17.00 Uhr.
Info: [www.theater-im-bahnhof.com] oder Tel. 0676/4 372 372.

TAO: JugendTanzTheaterGraz: Gesichter hinter dem Gesicht – ein Maskentanz, 21. und 22. Juni, jeweils um 18.00 Uhr

„Don’t leave me this way. medea version” - 27. und 28. Juni | jeweils um 20.00 Uhr | Info-Tel. 0316/84 60 94

uniT: TirP – Tod im roten Pavillon. Große und kleine Geschichten mit großen und kleinen Themen. Liebe, Tod und Verzweiflung und das Absurde am Mensch-Sein. 1., 3., 4. und 5. Juli im uniT-Container, Uni-Hauptgebäude, jeweils um 21.00 Uhr | Info: [www.uni-t.org] oder Tel. 0316/380 7482.

„Theaterland Steiermark“ – Festivals: Oststeirische Theatertage: Kinder- und Jugendtheaterfest in Gleisdorf, 13. – 16. Juni
Info: [www.theaterland.at] oder Tel. 03112/62 27.

Mikro- und Improtheaterfestival in Maribor und Straden, 12. und 13. Juli. Eine magische kleinstKUNST-Busreise mit AkteurInnen und Gästen an 4 gespenstische Spielorte, gesucht werden noch Mikro-Theater-Beiträge zum Thema „Gespenster“ | [www.theaterland.at] | Tel. 03473/8207

Kabarett: Reiner Kabarettfestival mit Severin Groebner, Christian Jabornig, O. Lendl u.a. in der Stiftstaverne Rein, 19. – 27.7.2002
Infos unter [www.kulturboerse.at]

 

 

  "Grenzenlos zweisprachig" - Das Leben des Anton Santel Die Reste der zweisprachigen Bevölkerung an der steirischen Süd-Grenze werden noch immer als ein exotischer Pinselstrich im Gemälde der steirischen Landeskultur betrachtet, als etwas, das sozusagen nicht „ins Bild passt“, schreiben die Grazer Historiker Klaus Jürgen Hermanik und Christian Promitzer im Vorwort der soeben erschienenen „Erinnerungen“ des aus der Leutschacher Gegend stammenden steirischen Slowenen, Keuschlersohns und späteren Mittelschullehrers Anton Santel.

 

Mit der erstmals auf deutsch erschienenen Autobiografie Santels liegt nun – nach der im Vorjahr herausgekommenen Lebensgeschichte von Josefa Prelog – eine weitere im Umfeld des Artikel-VII-Kulturvereins entstandene Publikation vor, die das dem offiziellen Landesbewusstsein entsprechende monocolor/monolinguale Steiermark-Bild zurechtrückt – und gleichzeitig auch einen Eindruck von den Anfängen der Assimilationspolitik im 19. Jahrhundert vermittelt: Der 1845 in der zur Gemeinde Glanz gehörenden Ortschaft Pößnitz geborene Santel kam 1851 in die Schule nach Leutschach, wo ungeachtet der Tatsache, dass die Mehrheit der dort eingeschulten Kinder von zu Hause her nur Slowenisch sprach, auf Deutsch unterrichtet wurde: „Nur der Kaplan sprach, so lange wir noch nicht lesen konnten und der Unterricht ohne Katechismus ablief, mit uns slowenisch.“

Der Lebensweg des Anton Santel verläuft quer zur vorgegebenen Bahn: Den Assimilationsversuchen zum Trotz behält er seine slowenische Identität, seiner Herkunft zum Trotz besucht er das Gymnasium in Maribor und später die Universität in Graz. Seine Vielseitigkeit verblüfft: Als Mathematik-, Physik und Philosophielehrer in Görz konstruiert und erfindet er verschiedenste Apparaturen für den Physikunterricht, macht sich um die Entwicklung der slowenischen Kurzschrift verdient, tritt als Sänger und Instrumentalmusiker auf und ist auch als bildender Künstler tätig. In seinen Lebenserinnerungen erweist er sich als genauer Beobachter der Lebensverhältnisse seiner Zeit und im Besonderen der bäuerlichen Umgebung seiner Kindheit – wo das Nebeneinander von deutscher und slowenischer Sprache zum Alltag gehörte.

Klaus Jürgen Hermanik, Christian Promitzer (Hg.): Grenzenlos zweisprachig. Die Erinnerungen des Keuschlersohnes Anton Santel (1845 – 1920) an seine Kindheit in Leutschach und Jugend in Marburg. Aus dem Slowenischen von Andrea Haberl-Zemljic. Graz: Leykam 2002, 231 Seiten.

KORSO verlost in Kooperation mit den Autoren und dem Leykam-Verlag 3 Exemplare des Werkes beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

  Hundertelf Mal „Best of Alte Galerie“Das Landesmuseum Joanneum zeigt für kurze Zeit ausgewählte Werke aus der Teilsammlung Alte Galerie.

 

111 Gemälde, Grafiken und Skulpturen aus der Renaissance, dem Barock und dem Rokoko sind zu bewundern, darunter so berühmte Werke wie „Das Urteil des Paris“ von Lucas Cranach d. Ä., „Triumph des Todes“ von Jan Brueghel d. Ä. (1568-1625) und „Kirmes“ von Pieter Brueghel d.J. (1564-1638). Spuren der Sammlertätigkeit der Alten Galerie lassen sich bis in die Schatz- und Kunstkammer der Herzöge von Innerösterreich zurückverfolgen.

Christine Rabensteiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Alten Galerie, ist stolz auf Gemälde, die sich ursprünglich in der Grazer Burg, der Innerösterreichischen Residenz befanden, und nun im Besitz des Joanneums sind, wie etwa „Symbolum Apostolorum“ von Teodoro Gisi. Aus dem Kupferstichkabinett der Alten Galerie sind Druckgrafiken von Albrecht Dürer, Rembrandt van Rijn, Stefano della Bella, sowie der Altarentwurf für Mariazell von Fischer von Erlach zu sehen. Die Ausstellung wird vervollständigt durch Gemälde mythologischen Inhalts, Porträts und Naturdarstellungen.

Kontakt: Alte Galerie, Neutorgasse 45, Tel. 0316/8017/9770. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00 – 17.00 Uhr.
KORSO verlost in Kooperation mit der Alten Galerie fünf Kataloge „Bildwerke Renaissance – Manierismus – Barock“ mit zahlreichen Bildern und biografischen Erläuterungen zu den Künstlern beim [KORSO-Kulturquiz]!

 

 

 

  Aus der Bukowina nach Israel „Die Landschaft, aus der ich komme, dürfte den
meisten von Ihnen unbekannt sein“, sagte Paul Celan einst. Dieser fast unbekannten, lange Zeit vergessenen und erst kürzlich wieder entdeckten (Literatur)Land-schaft Bukowina widmete sich CLIO – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde Graz und der Theodor Kramer Gesellschaft.

 

Aus dem seit 1850 eigenständigen Kronland im äußersten östlichen Zipfel der österreichisch-ungarischen Monarchie stammten nicht nur so bekannte AutorInnen wie Karl Emil Franzos, Paul Celan und Rose Ausländer, sondern auch Josef Burg, Leo Katz, Itzig Manger und eine Reihe anderer. Durch die forcierte Ansiedelung galizischer Juden in der Hauptstadt Czernowitz war diese Stadt bald die einzige europäische Hauptstadt mit einer relativen Mehrheit an jüdischer Bevölkerung und mit einer ausgeprägten jüdischen Kulturlandschaft. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg begann – da die Bukowina Rumänien zugesprochen worden war – die Rumänisierung.

Der Untergang des „Viersprachenlandes“ Bukowina – Ukrainisch, Rumänisch, Deutsch, Jiddisch waren die Umgangsidiome – wurde aber erst mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion und der damit einhergehenden Vernichtungspolitik gegen die jüdische Bevölkerung besiegelt. Zwei aus der Bukowina stammende und heute in Israel lebende Autorinnen – Sidi Gross und Margit Bartfeld-Feller – lasen dazu am 23. Mai n der Grazer Synagoge aus Erinnerungen und Geschichten, die diese Einzigartigkeit des Zusammenlebens der Nationalitäten, die Verfolgung und das Exil zum Inhalt hatten. Konstantin Kaiser und Cécile Cordon präsentierten dazu das soeben im Verlag der Theodor-Kramer-Gesellschaft erschienene Buch „An der Zeiten Ränder. Czernowitz und die Bukowina – Geschichte, Literatur, Verfolgung, Exil“.

 

 

    „Wieder gut machen?“ – Wiedergutmachung in der Steiermark CLIO – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit hat sich wieder eines der verdrängten Kapitel der jüngeren Zeitgeschichte angenommen und beleuchtet in fünf Veranstaltungen im Grazer Stadtmuseum (Gotische Halle, Sackstraße 18) die steirischen Aspekte der Aufarbeitung von „Arisierung“, Zwangsarbeit, „Euthanasie“, Kunstraub und „Opferfürsorge“ nach 1945.

 

Fürsorge oder „Wiedergutmachung“? Die Auseinandersetzung Österreichs mit seiner NS-Vergangenheit zeigt sich auch im Umgang mit den Opfern des NS-Terrors. Als eine der ersten gesetzlichen Maßnahmen der Nachkriegszeit regelt das Opferfürsorgegesetz konkrete Maßnahmen der Zweiten Republik für Betroffene. Wie dies nach 1945 in der Steiermark vor sich ging, beleuchten die Historikerin Mag. Andrea Strutz und Priska Polegek vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung. Mittwoch, 5. Juni 2002, 19.00 Uhr

Vom Zwangsarbeiter zum Heimatverräter – über das Schicksal der „Ostarbeiter“. Zehntausende junge sowjetische ZivilistInnen wurden im „Dritten Reich“ zur Zwangsarbeit in die Steiermark verschleppt, wo sie in der Industrie, Land- und Forstwirtschaft oder in privaten Haushalten arbeiten mussten. Jetzt, mehr als ein halbes Jahrhundert später, bekommen sie von Österreich eine finanzielle Entschädigung. Kann dies eine Wiedergutmachung für erlittenes Unrecht sein? Der Grazer Historiker Mag. Peter Ruggenthaler (Ludwig Boltzmann-Institut f. Kriegsfolgen-Forschung, Graz) sowie ein ehemaliger Zwangsarbeiter berichten dazu am Mittwoch, 12. Juni 2002, 19.00 Uhr

Bioethik einst und heute: Über den Umgang mit Behinderten und Schwerstkranken. In der Steiermark fielen allein im „Feldhof“ mehr als 1.100 Menschen der „Euthanasie“ zum Opfer. Wie sieht es mit der Wiedergutmachung und dem Gedenken an die Opfer der NS-Medizin aus? Welchen Einfluss kann die „Aufarbeitung“ der Vergangenheit auf die aktuelle Sterbehilfe-Diskussion haben? Der Leiter der Nervenklinik Sigmund Freud, Univ. Prof. Dr. Rainer Danzinger, und die Historikerin Mag. Birgit Poier referieren dazu am Mittwoch, 26. Juni 2002, 19.00 Uhr.

Die verschwundenen Sammlungen – Kunstraub und Restitution. Im Zusammenhang mit der Beschlagnahme zweier Gemälde aus der Stiftung Leopold in New York wurde die Öffentlichkeit erstmals über den nationalsozialistischen Kunstraub informiert. Das Landesmuseum Joanneum hat eine Kommission zur Aufarbeitung des Kunstraubes eingesetzt. Der Salzburger Historiker Dr. Gert Kerschbaumer und die Grazer Kunsthistorikerin Dr. Karin Leitner gehen sowohl auf die allgemeinen Aspekte der Thematik Kunstraub als auch auf die steirischen Bemühungen zur Rückgabe ein. Mittwoch, 3. Juli 2002, 19.00 Uhr.

„Auch unser Geschäft wurde arisiert“ – Auf den Spuren der Grazer Familie Goldberger. Walter Goldberger wuchs in den 1930er Jahren in einem antisemitisch geprägten Graz auf. Nach dem „Anschluss“ wurde das Geschäft seines Vaters Karl Goldberger „arisiert“. Walter Goldberger überlebte in der Folge die Zeit des Nationalsozialismus als U-Boot, zuerst in Graz und später am Land. Nach 1945 versuchte die Familie ihr Geschäft zurückzubekommen.

Ein Rundgang am Samstag, 13. Juli 2002, 15.00 Uhr mit Walter Goldberger und den Historikern Mag. Joachim Hainzl und Mag. Heimo Halbrainer. Treffpunkt: Synagoge

 

 

    Ruhe, Kunst und Gärten: Stadtrundgänge der anderen Art Clio – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit präsentiert im Juni wieder eine Reihe von Rundgängen zu folgenden Themen:

 

Oasen. Eine Entdeckungsreise zu Grazer Orten der Ruhe. Samstag, 22. Juni 2002, 14.00 Uhr mit DI Karin Tschavgova (Architekturkritikerin, Graz) Treffpunkt: Herrengasse 23, vor der Stadtpfarrkirche

Ein langsam verrosteter Nagel im Fleisch des Biedermanns – Kunst im öffentlichen Raum. Samstag, 29. Juni, 15.00 Uhr, mit Erika Thümmel (Künstlerin, Graz); Treffpunkt: Südtirolerplatz, bei Fassade Eisernes Haus/Kunsthaus

Der Grazer Schlossberg – die hängenden Gärten von Graz. Samstag, 6. Juli 2002, 15.00 Uhr mit dem Botaniker Pramod Harvey: Treffpunkt: Karmeliterplatz, Schlossbergaufgang

Kontakt und nähere Information: CLIO | Tel. 0676-64 85 414 | e-mail: clio@gewi.kfunigraz.ac.at | [www-gewi.kfunigraz.ac.at/clio]

 

 

  Exodus 1947 – Fotografien von Henry Ries Die Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik zeigt in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Fotografien des amerikanischen Journalisten Henry Ries, der 1947 nach Wien kam und das Warten jüdischer Flüchtlinge im Rothschild-Spital auf ihre Ausreise nach Palästina dokumentierte.

 

Die britische Mandatsmacht wollte, wie schon während des Krieges viele der nach Palästina kommenden Flüchtlinge nicht aufnehmen und war nicht gerade zimperlich in der Wahl ihrer Mittel, um deren Einreise zu verhindern. 1946 kaufte eine Agentur der Haganah das ausgemusterte US-Kriegsschiff USS President Warfield, das 1947 unter honduranischer Flagge Südfrankreich erreichte, um 4554 Menschen nach Palästina zu bringen.

Im Kielwasser folgten britische Kriegsschiffe, deren Kommandanten vergeblich den Abbruch der Reise forderten. Am 17. Juli wurde das Schiff unweit der Küste Palästinas auf den Namen Exodus 1947 umgetauft. In der Nacht zuvor hatten sechs Zerstörer und zwei Minenleger die Exodus 20 Seemeilen vor der Küste beschossen, mehrfach gerammt und geentert. Im Ruderhaus erschlugen Marines den Offizier Bill Bernstein, zwei Jugendliche wurden getötet, 150 Passagiere und Mannschaftsmitglieder schwer verletzt. In Haifa wurden die Flüchtlinge von den Briten auf ein Lazarettschiff und zwei Gefangenentransporter verteilt und nach Hamburg gebracht. Fünf bis sieben Soldaten waren nötig, um einen Menschen von Bord zu schleifen.

Die Austellung ist noch bis 22. Juni im Schauspielhaus/Ebene 3 zu sehen (18.30 Uhr bis Ende der Vorstellungen).
KORSO verlost in Kooperation mit der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik 5 Exemplare des Kataloges zur Ausstellung im Rahmen des [KORSO-Kulturquiz].

 

 

    Reisen nach Ostrom Von Anatolien nach Mesopotamien: Eine Reise, die in archaische Ur-Heimaten führt, den Anfängen der Schrift und dem Verlust von Sprachen nachgeht.

 

Dine Petriks „Jenseits von Anatolien“ folgt alten Handelswegen von der Römerstraße zur Seidenstraße, von Armenien nach Ägypten, umkreist das Oströmische Reich, dem die Seldschuken die Vorherrschaft abnahmen. Die Autorin hebt Steine auf und erzählt deren Geschichten; reale aus Tausendundeinernacht, Geschichten des Krieges. Sie markiert mit Jahreszahlen, um nicht vom Weg abzukommen. Dieser ist oftmals unterbrochen, doch finden sich Übergänge. Es gibt keinen Stillstand zwischen dem heimatlichen Steinfeld und dem kaukasischen Kettengebirge, nichts trennt den Okzident vom Orient.

Kein Unterschied besteht zwischen dem Sand von Alara Han und dem häuslichen, in dem ebenfalls Maulbeerbäume blühen, und keiner zwischen dem Schmerz eines Kindes in Kleinasien und hier in Zentraleuropa. Die Autorin schaut über den Zaun der Kindheit und will weg, hinein in eine andere Herkunft. Das abzulehnende Fremde entdeckt sie als Wert, den sie sich anzueignen versucht. Sie steigt durch das von den Türken zur Steppe zertretene Pannonien. Sie stoppt, um mit drei Hunnen ein Gespräch zu führen. Auf Eridu liegt ihr eine ganze Bibliothek zu Füßen – und Kriegsmüll vom letzten Golfkrieg. Die „Samstagsmütter“ vom Galata-saray-Platz finden ebenso Erwähnung wie der Widerstand der PKK gegen das kemalistische Regime der Türkei. Um das steigende Flüchtlingselend geht es, um Menschenrechtsfragen und -verletzungen, um Waffengeschäfte und Aufrüstung. Nicht um Feindbilder, sondern um das zu erreichende Gemeinsame. Ein Kaleidoskop schillernder Einblicke: Der Sprung zwischen wissenschaftlich sachlicher Ausführung und Literatur ist hier geglückt wie auch der zwischen anarchischer Kraft und poetischem Ausdruck.

Dine Petrik: Jenseits von Anatolien. Eine Reise ins Oströmische Reich. ISBN 3-85371-189-8, br., ca. 160 Seiten, 15,90 Euro, 29,- sFr.

KORSO verlost in Kooperation mit dem Promedia-Verlag 5 Exemplare von „Jenseits von Anatolien“ beim [KORSO-Kulturquiz]!