korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
05/2003
.....................................................................................................................................................................................
 

„Dem lokalen Kunstgeschehen eine Kontur geben“
Mit Landesmuseum-Joanneum-Geschäftsführer Peter Pakesch sprachen Günter Eisenhut und Christian Stenner über neue Perspektiven für sein Haus und die lokale Kunstszene.

 

Sie waren als Kulturmittler zwei Jahrzehnte lang in Wien, dann unter anderem in Prag und zuletzt in Basel tätig – was war die zentrale Motivation, das Engagement in Ihrer Heimatstadt anzunehmen?

Das Joanneum selbst. Es hat mich immer schon fasziniert. In Basel hat sich für mich nach ein paar Jahren die Frage gestellt, welche Aufgabe ich nach meiner Tätigkeit als Leiter der Kunsthalle anstreben wollte. Ich hatte immer wieder Angebote von deutschen und amerikanischen Institutionen; keine dieser Funktionen hat mich aber wirklich angesprochen, weil sie nur ein Fortschreiben meiner Tätigkeit in Basel bedeutet hätten. Die Kombination Joanneum und Kunsthaus hat mich wegen der damit verbundenen Ansprüche auch zusätzlich gereizt.

... wegen des nach wie vor bestehenden Universalanspruchs des Joanneums?

Sicherlich. Als Kunsthallenleiter war ich ja in Basel zweifellos in einer relativ privilegierten Position, hatte gute Arbeitsbedingungen und ein tolles Publikum; danach will man ja keinen Schritt zurück tun. Und es gibt viele Erfahrungen, die ich aus Basel in meine neue Funktion einbringen kann – mich hat etwa besonders die kulturpolitische Frage beschäftigt, wie in einer komplex organisierten Stadt die verschiedenen Ausstellungshäuser und Sammlungen miteinander wirken. Daraus entstand etwa die „Regionale“, eine jährliche Ausstellung, die von allen relevanten künstlerorientierten Institutionen von Basel, Mulhouse und Fribourg getragen wird.

Sie haben das Landesmuseum Joanneum gemeinsam mit Wolfgang Muchitsch als aus der unmittelbaren Landesverwaltung ausgegliederte GmbH übernommen. Der damals zuständige Landesrat Gerhard Hirschmann hat öffentlich versichert, dass sich dadurch nichts an der Höhe der zur Verfügung gestellten Mittel ändern werde. Nun hört man gerüchteweise, dass diese Zusage nicht gehalten wird.

Davon weiß ich nicht. Es hat auf den allerletzten Metern der Verhandlungen einige Verschiebungen zu unseren Ungunsten gegeben, und was die geforderte Mehrjährigkeit des Budgets betrifft, so wurde mit einem Kompromiss abgeschlossen: Wir werden uns nach einer zweijährigen Übergangsperiode an die 4-jährigen Finanzausgleichsperioden halten, ursprünglich war an eine 5-jährige Periode gedacht. Ein hoher Teil unseres Budgets geht für die Personalkosten auf – da kann nichts gekürzt werden, weil die öffentliche Hand ihren Beamten und Vertragsbediensteten gegenüber ja vertragliche Verpflichtungen hat. Was die anderen Bereiche betrifft, so haben wir in den Verhandlungen die Konsequenzen von jeglichen Kürzungen klargestellt. Ich kann also nicht glauben, dass es Einschnitte geben wird, ansonsten hätte man alles beim Alten belassen können. Einsparungen werden mit diesem Modell erst mittelfristig wirksam.

Bei einem Teil der Zuwendungen des Landes an die GmbH handelt es sich um Ermessensausgaben, und die sollen prozentuell gekürzt werden. Für das Joanneum sollen dabei 500.000 Euro weniger herauskommen.

Im Zuge der allgemeinen Einsparungen geistern solche Behauptungen herum. Es stand etwas im Raum, wir haben sofort nachgefragt, aber wir haben von verantwortlicher Seite das Signal bekommen, dass das Budget gehalten wird.

Das Kunsthaus ist als internationaler Attraktionspol gedacht – wie wollen Sie internationales Publikum nach Graz bringen?

Da muss man sich zunächst fragen: Wo haben wir unser Einzugsgebiet? Das Wiener Publikum z.B. ist nicht unsere erste Zielgruppe, da es dort ohnehin ein überbordendes Angebot gibt. Für uns kommen eher der norditalienische und slowenisch/kroatische Raum in Frage. Die Architektur des Hauses wird unterstützend wirken: Mit dieser Attraktion kann man Leute nach Graz holen, die sonst kaum Kulturtourismus treiben – die nächsten zwei, drei Jahre werden wir sicher von der Architektur des Hauses profitieren können. Auf lange Sicht wird Internationalität nur erreicht werden, indem man durch Kooperationen und thematische Konzentration ein entsprechendes Gewicht schafft. Das Ausstellungsgeschehen in Europa ist heute so dicht, dass man nicht mit einzelnen Ausstellungen Publikum anlocken kann. Man benötigt dazu Großereignisse, und dafür müssen integrierte Pakete geschnürt werden. Das bedeutet auch die Synergien innerhalb des Joanneums mit der Neuen Galerie, dem Schloss Eggenberg, der Neutorgasse und dem Kunsthaus zu nützen.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, die junge steirische Kunst im Kunsthaus in Szene zu setzen und die Bedingungen für junge KünstlerInnen zu verbessern?

In nehme wahr, dass die lokale Szene durch Abwanderung ausgedünnt ist. Das heißt, dass den KünstlerInnen bessere Arbeitsbedingungen geboten werden müssen. In Basel gibt es zu diesem Zweck sehr gute Atelierprogramme, die mit Stiftungsgeldern oder Sponsoring finanziert werden. Ich denke nicht, dass Graz viel mehr als bisher permanenter Wohnort für Künstler werden kann, weil die Verkehrsanbindung zu schlecht ist, aber man könnte versuchen, Künstler mittels Workshops und Projekten für ein paar Wochen hier zu behalten und diese Verbindungen weiter zu stärke und damit auch mehr junge Künstler anzuziehen.

Der nächste Schritt müsste darin bestehen, das lokale Geschehen stärker zu konzentrieren und ihm eine Kontur zu geben … dazu könnte die Trigon-Idee der 60er Jahre unter anderen Vorzeichen wieder aufgegriffen werden. Der Raum, um den es dabei gehen kann, erstreckt sich vielleicht von Venedig bis Bratislava – dort herrscht überall eine ähnliche kulturelle Situation; die Region kann natürlich auch in Richtung Südosten erweitert werden. Mit dem Joanneum und anderen Institutionen verfügen wir über große Raumressourcen, die für eine Biennale ausreichend sein sollten.

Damit könnte Graz sich als kulturelles Zentrum dieser Region etablieren.

Und die regionale Szene hätte einen Ort gefunden, der für sie kompatibel ist. Es ist für mich im Übrigen auch selbstverständlich, dass bei thematischen Ausstellungen lokale Künstler vertreten sind. Das habe ich auch in Basel so gehalten. Bei der „Wahrnehmungs“ausstellung werden etwa wichtige Grazer Positionen vor allem aus den 60iger Jahren – aber auch aktuelle – vertreten sein.

Welche Aktivitäten sind nach der Eröffnungsausstellung im Kunsthaus geplant?

Das Programm für die ersten 2, 3 Jahre ist bereits grob umrissen. Nach der „Wahrnehmungs“-Ausstellung wird es Personalen und Themenausstellungen geben, die das Gebäude inhaltlich und strukturell ausloten. Wir schauen, die Richard-Hamilton-Retrospektive, die gerade in Barcelona läuft, ins Kunsthaus bringen zu können, weil dessen Architektur viel mit Hamilton und der englischen Pop-Art zu tun hat. Darüber wäre ich sehr glücklich. Es gibt allerdings noch terminliche Probleme zu klären.

Ein weiteres Projekt, das für mich in Bezug auf das Gebäude wichtig ist, ist eine große Rauminstallation von Sol LeWitt, dessen Minimalismus formal das andere Ende dessen darstellt, was die Architektur des Kunsthauses verkörpert und dennoch denselben Hintergrund hat.

Weitere Personalen sollen der Fotografie in Bezug auf Architektur gewidmet sein – und zwar deren extremen Positionen. Da bieten sich etwa die junge deutsch-amerikanische Fotografin Vera Lutter mit ihren großformatigen Lochkamerafotos oder Günther Förg mit seiner fotografischen Auseinandersetzung mit der Moderne in der Architektur an, diese Ideen sind bereits mit Camera Austria abgesprochen. Im Weiteren wird mit ‚Living in Motion‘ eine wichtige Design-Ausstellung vom Vitra-Design-Museum übernommen.

Welche Initiativen wollen Sie im Bereich der neuen Medien setzen?

Was das Medienkunstlabor im KH betrifft, sind wir in der letzten Runde der Ausschreibung. Von über 30 Einreichungen stellen sich vier als besonders viel versprechend dar. Am 15. Mai werden die Projektwerber ihre Vorstellungen persönlich darlegen. Das Medienkunstlabor ist auf zwei Jahre ausgelegt, am Schluss dieser Frist soll ein Ausstellungsfenster im Kunsthaus verwendet werden, um auch die anderen Ausstellungsebenen für die Präsentation mit verwenden zu können.

Sie haben immer betont, dass die behauptete Rivalität zwischen Ihnen und Peter Weibel in Wirklichkeit nicht existiert – könnten Sie sich vorstellen, im Kunsthaus eine Weibel-Personale zu veranstalten?

Natürlich ist so etwas denkbar, allerdings hielte ich eine Weibel-Retrospektive für problematisch, solange er noch in Graz tätig ist. Im Rahmen einer Reihe mit KünstlerInnen wie Valie Export, Richard Kriesche und Hartmut Skerbisch ist er in Hinblick auf die Entwicklung der neuen Medien sicherlich dafür prädestiniert im Kunsthaus ausgestellt zu werden. Lokale KünstlerInnen, mit ihrer Bedeutung für die hiesige Kunstgeschichte, werden sicherlich ein Thema für das Kunsthaus sein – ich möchte entschieden gegen die internationale Beliebigkeit antreten.

Wie soll die Aufgabenteilung zwischen Neuer Galerie und Kunsthaus aussehen, und wann wird das versprochene Funktionskonzept vorliegen?

Bei der Funktionsaufteilung geht es ja nicht nur um jene zwischen Neuer Galerie und Kunsthaus, sondern auch um jene zwischen Alter und Neuer Galerie usw. … wir haben im Joanneum diesbezüglich einen Diskussionsprozess begonnen. Muchitsch und ich haben beschlossen, kein Generalkonzept vorzugeben, denn gerade die inhaltliche Aufteilung muss in einem sozialen Prozess passieren. Ich habe selbst natürlich ganz genaue Vorstellungen, die ich in die Diskussionen einfließen lasse; ich halte aber nicht viel davon, über so viele hochkarätige Leute einfach d’rüberzufahren. Mir ist wichtig, dass ich hier in fünf Jahren über das beste Team Mitteleuropas verfüge, das auf allen Gebieten musealer Aktivität hervorragende Leistungen erbringt. Über das Funktionskonzept wird im Herbst mehr kommuniziert werden können, für das Programm 2004 müssen wir bis zum Sommer so weit sein, weil wir die Budgets dafür erstellen müssen. Wenn wir dann wissen, wie die Programme aussehen, lässt sich auch besser über das Konzept reden.

 

 

 

Graz anders
< Sportverein Hakoah Graz

 

Ein vielfältiges zeit- und kunsthistorisches Programm bietet der Verein CLIO in den Monaten Mai und Juni.
Der Geschichte der Grazer Schwulen- und Lesbenszene geht ein Rundgang am 11. Mai nach.
Treffpunkt: Reitschulgasse 20 | 14.00

Zwei Rundgänge: 23. Mai und 27. Juni – jeweils ab 16.00 – beschäftigen sich mit dem „afrikanischen Graz“.
Es führt Kamdem Mou Poh à Hom (Journalist und Politologe).
Für diesen Rundgang ist eine vorherige Anmeldung unter Tel. 0699-10 39 04 53 bzw. clio-web@gewi.kfunigraz.ac.at erforderlich
Treffpunkt: Platz der Menschenrechte im Stadtpark | 16.00

Ein Rundgang am 24. Mai widmet sich dem Thema „Graz zwischen 1938 und 1945“ – als Zeitzeugin nimmt Maria Caesar daran teil.
Treffpunkt: vor dem Rathaus | 14.00

Am 12. Juni leitet die Journalistin und Architekturvermittlerin Karin Tschavgova eine Besichtigungstour zu zwei „Kulturhauptstadtbauten“.
Besichtigt werden das Literaturhaus und die Stadthalle (eine Straßenbahnkarte ist erforderlich).
Treffpunkt: Elisabethstraße 30 (Literaturhaus) | 17.00

Im Juni veranstaltet Clio in Zusammenarbeit mit dem jüdischen Kulturverein Graz zwei Vorträge zur „jüdischen Identität“:
- am 4. Juni um 19.30 Uhr referiert Heimo Halbrainer über den jüdischen Sportverein Hakoah Graz, der auch schon mal Sturm und GAK besiegte
- am 11. Juni um 19.30 spricht die Wiener Historikerin Elvira Regenspurger zum Neubeginn der Grazer jüdischen Gemeinde nach 1945.
Beide Veranstaltungen finden in der Synagoge am David-Herzog-Platz 1 statt.

Weitere Informationen bei CLIO | Tel. 0676 64 85 414 | clio@gewi.kfunigraz.ac.at | http://www.clio-graz.net

 

 

 

Auf dem Rücken der Pferde …
< Wiss. Leiter Ernst Lasnik (li), Lippizaner, Ausstellungskoordinator Manfred Glawogger (re):
Die steirische Landesausstellung ist nicht nur für Pferdeliebhaber von Interesse

 

„Seit 5000 Jahren ist das Pferd Begleiter des Menschen“ – die Worte von Kultur-Hofrat Manfred Glawogger zur Eröffnung der diesjährigen Landesausstellung im Schloss Piber machten verständlich, wieso sich Mythen und Legenden um das edle Tier ranken. Die königlichen Pferde von Lipica, die inzwischen im Bundesgestüt Piber eine republikanische Heimstatt gefunden haben, spielen neben anderen Vertretern der Spezies Equus natürlich eine wichtige Rolle in der Ausstellung – aber das Gebotene geht weit darüber hinaus. Die dargestellten Themenbereiche „Das Pferd in verschiedenen Kulturen und Epochen“, „Pferdebestattung in Carnuntum, „Das Rittertum“, „Das Turnierwesen“, „Ross und Reiter auf Siegeln und in Wappen“, „Hohe Schule und Spanische Hofreitschule“, „Volkskunde und Tiermedizin“ „Das Trauerpferd“ und „Des Kaisers Reiterei“ zeichnen ein ausführliches Bild der Rolle des Pferdes in Geschichte und Gegenwart.

Herbert Boeckl: „springendes Pferd“        © Pachernegg

Die Ausstellung – wissenschaftlich betreut von Dr. Ernst Lassnig und gestaltet vom Architektenpaar Ingeborg und Werner Nussmüller – hält wahre Kostbarkeiten an Exponaten bereit wie z.B. eine lebensgroße Figurine des berühmten steirischen Ritters und Minnesängers Ulrich von Lichtenstein aus dem 13. Jahrhundert und den mit Elfenbeineinlage verzierten Prunksattel König Albrechts II; im Komplex „Das Pferd in der Kunst“ finden sich Pferdedarstellungen aus verschiedenen Jahrtausenden und Kulturkreisen – von der Vorgeschichte („Der Fürst von Klein-Klein“ – die Statuette eines adeligen Reiters aus der Hallstattzeit) bis zum 21. Jahrhundert.

Öffnungszeiten: Bis 26. Oktober täglich von 9.00 bis 18.00 | Eintritt für Erwachsene: 10 Euro | für Kinder: frei!
Info: Tel. 03144/71 666 | www.mythospferd.com

 

 

 

 

Steirische Kloster-Kultur

 

Zwei steirische Klöster bieten derzeit außergewöhnliche Kultur-Erlebnisse: Am 30. Mai eröffnet das Museum im ältesten Kloster der Steiermark: Alt und Neu – von der Klosterbibliothek im größten (1774 vollendeten) klösterlichen Bibliotheksaal der Welt und historischen Kunstwerken bis zu einer Sammlung zeitgenössischer österreichischer Kunst findet sich im Benediktinerstift Admont unter einem Dach vereint. U.a. werden auch von jungen Künstlern gestaltete Stationen im Museum für sehbehinderte und blinde Menschen gezeigt. Im Stift Rein, dem 1129 gegründeten weltweit ältesten Zisterzienserkloster, wurde am 25. April unter Patronanz von Raiffeisen und Uniqa die Ausstellung „Die mittelalterliche Schreibstube der Reiner Mönche“ eröffnet. Die Schau zeigt, welche Bedeutung ein Kloster als Wissenszentrum im Mittelalter hatte. Ausstellungsorganisator Arnold Jaritz: „Wir wollen den Besuchern einen Einblick in die beeindruckende Kunstfertigkeit mittelalterlicher Schreibstuben geben. Immerhin sind in Rein einige ganz bedeutende Urkunden und Dokumente mittelalterlicher Schriftlichkeit entstanden.“

Aus der Sammlung zeitgenössischer Kunst des Stifts Admont > < Die Schreibkunst der mittelalterlichen Mönche ist Thema einer sehenswerten Ausstellung im Stift Rein.

Die Ausstellung glänzt mit einigen außerordentlichen Exponaten. So werden etwa Handschriften wie das berühmte Reiner Musterbuch gezeigt, das nach über 450 Jahren erstmals wieder an seinen Ursprungsort zurückkehrt ist. Weiters zu sehen sind die in Rein aufbewahrte Urkundenabschrift mit der ältesten Nennung des Namens Graz aus dem Jahr 1129 und eine Reihe von Inkunabeln. 1200 Seiten des Wolfgangmissale und des Antiphonale-Cisterciense wurden digitalisiert, die Besucher können die Blätter nicht nur am Computer betrachten, sondern anschließend auch in Farbe und Originalgröße ausdrucken.

Öffnungszeiten Admont:
April bis November täglich außer Mittwoch von 10.00 bis 17.00 | 03613/23 12-601 | www.stiftadmont.at

Öffnungszeiten Rein:
Bis 26. Oktober 2003 täglich von 10.00 bis 17.00 | 03124/51621-0 | www.stift-rein.at

 


 

Musikfreunde: Auf nach Gleisdorf!

 

Eine Fülle vor allem musikalischer Veranstaltungen bieten die Solarstadt Gleisdorf und Umgebung im Wonnemonat:

Am 10. Mai ab 20.00 bieten der Johann-Josef-Fux-Chor Gleisdorf, das Kammerorchester Gleisdorf und der Chor der Kunstuniversität Graz – insgesamt rund 200 Akteure – Carl Orffs Carmina Burana im forumKLOSTER dar.

Am 14. Mai um 19.30 findet im Heimatmuseum am Rathausplatz die Vernissage der Doppel-Ausstellung von Margret Bernsteiner (Akte) und Gernot Schrampf (Landschafts-Impressionen) unter dem Titel „Duo Infernale“ statt – und auch hier spielt Musik eine Rolle: Lieder zum Thema bringt Melanie Unger.
Akte von Margret Bernsteiner sind im Heimatmuseum am Rathausplatz zu sehen >

Am 17. Mai findet in der Kapelle des Schlosses Feistritz bei Ilz ein weiteres musikalisches Highlight statt: Quadriga Consort spielen unter dem Titel „Die Kunst der Variation“ ab 19.00 Barockmusik.

Am 20. Mai um 18.00 führt die Musikschule Gleisdorf im forumKLOSTER das Kindermusical „Ritter Rost macht Urlaub“ auf.
Karten dafür sind in der Musikschule Gleisdorf unter 03112-2530 erhältlich.

Am 23. Mai um 20.30 kommt auf Schloss Freiberg ein anderes Genre zu Ehren: Bei der Irish Folk Night fiddeln Brid Ni Mhaoileoin und Alan Burke in echt gälischer Manier, was das Zeug hält; schon zwei Stunden vorher kommt bei der Buschenschank Maurer in Nitscha bei einem von der Musikschule Gleisdorf gestalteten Abend die heimische Folklore zu Ehren.

Alan Burke >  Meister des urwüchsigen, unbegleiteten gälischen Sologesangs (23. Mai, 20.30, gemeinsam mit Brid Ni Mhaoileoin, Schloss Freiberg)

Und am 25. Mai präsentiert das Duo „La Flautarra“ (Manfred Kalcher, Flöte und Johann Pallier, Gitarre) bei einer Teestunde im Rathaus Kompositionen von Bach, Giuliani, Piazzolla, Rodrigo, Ibert u.a.

Allgemeine Infos über das Gleisdorfer Kulturangebot: 03112/2601-420 | marketing@gleisdorf.at | www.gleisdorf.at

 

 


Die Altstadt im Mittelpunkt
< „Neues Bauen in der Altstadt“ ist einer der Schwerpunkte des 6. Internationalen Kongresses für Altstadt und Baukultur

 

Von 14. bis 17. Mai findet im Grazer Minoritensaal der 6. Internationale Kongress für Altstadt und Baukultur – Form und Funktion der Altstadt statt. Interessierte erwartet eine Fülle an Referaten hochkarätiger ReferentInnen – eine kleine Auswahl: Karin Wilhelm referiert über die „Disneyfizierung der Innenstädte“, Michael Szyszkowitz über „Gestalterische Kriterien für Bauinterventionen heute“, Reinhard Breit über den Funktionswandel der historischen Zentren, Heiner Hierzegger über Altstadt und Region, ein eigener Themenblock ist den „Neubauten in historischer Nachbarschaft“ gewidmet, ein weiterer – u.a. mit einem Vortrag von Friedrich Achleitner – dem Problemkreis „Hochhaus und Stadt“.

Infos: Internationales Städteforum Graz | 0316/82 53 95 oder 82 41 93 | office@staedteforum.at | www.staedteforum.at

 

 

 

Die versteckten Seiten der Landeshauptstadt

 

Selten gezeigte Ortsansichten sind bis 11. Juli im Steiermärkischen Landesarchiv zu sehen. Warum heißt der Platz vor dem Joanneumring „Eisernes Tor“, wo doch weit und breit kein solches zu sehen ist?
Antworten liefert die aktuelle Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv: „Graz im Bild. Ansichten und Einsichten“.
„Die als Spaziergang durch Graz konzipierte Ausstellung leistet einen Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr Graz 2003“, so der provisorische Leiter des Landesarchivs Dr. Josef Riegler.

Rund 87 Exponate – Kupferstiche, Lithographien, Zeichnungen, Aquarelle sowie Fotos –repräsentieren verschiedene Entwicklungsstufen der Stadt und künstlerische Sichtweisen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Eine spezielle Attraktion bildet der 1788 von Franz Joseph della Porta angefertigte, im Original zwei Meter hohe Stadtplan von Graz.

„Graz im Bild“ ist noch bis 11. Juli im Ausstellungsraum des Steiermärkischen Landesarchivs, am Grazer Karmeliterplatz 3, zu sehen.

Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do > 9.00 bis 17.00 | Mi 9.00 bis 19.00 | Fr von 9.00 bis 13.00 | Eintritt frei | Gruppenführungen bei rechtzeitiger Anmeldung möglich
Info: 0316-877-3011 oder 3009 | www.landesarchiv.steiermark.at

 

 

 

Mehr als eine Pubertätskomödie
< y tu mama tambien

 

Kaum zu glauben: Auch das Leben zwei siebzehnjähriger Mexikaner dreht sich im Wesentlichen um das Eine. Im Unterschied zu den meisten ihrer Altersgenossen haben Julio und Tenoch aber das Glück, eine erfahrene Lehrerin zu finden … Die 28-jährige Luisa nimmt sich ihrer an, und sie entführen sie an einen Strand mit dem sprechenden Namen „Boca del cielo“ … ohne allerdings zu wissen, wo sich dieser wirklich befindet. Die folgenden erotischen Erfahrungen gehen weit über die Banalitäten handelsüblicher Teenie-Komödie hinaus – „Mexikanische Libertinage“, „Mexican Pie“ oder „ein mexikanisches Roadmovie“: alle Bezeichnungen, welche die Kritik für Alfonso Cuaróns Meisterwerk „Y tu mama tambien“ gefunden hat, greifen zu kurz, zu nuancenreich behandelt der Film die vielschichtige Realität des heutigen Mexiko „auf dem Weg zu einer Modernität, die sich ausdrücklich über Tabubrüche definieren will.“ (die zeit 22/2002).

KIZ – Kino im Augarten, Friedrichgasse | ab 23. 5. 2003

KORSO verlost in Kooperation mit dem KIZ – Kino im Augarten 5 x 2 Eintrittskarten beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

In Wies tanzen die Puppen
< Alte Bekannte beim Puppentheater-Festival: Gerti Tröbingers Rotkäppchen

 

Vom 18. – 24. Mai steht Wies ganz im Zeichen des Puppentheaters: Beim Internationalen Kinder- und Jugendtheaterfestival „Sommertraumhafen“, das zeitversetzt auch in Slowenien, Kroatien und in Italien stattfindet, werden Handpuppen, Tischgliederpuppen, über dem Kopf geführte Stabfiguren und Marionetten in die Welt der Märchen und der Fantasie entführen.

Erwartet werden Akteure aus Deutschland (Figurentheater Winter mit „Das Geheimnis der Orgel“ und „Der kleine Hobbit“, Theater 1 mit „Freunde“ und „Don Quijote de la Mancha“ , Puppet Players München mit „Der Drachenfisch“), aus Kroatien (Licem Ulice Theatre mit „Der Widerspenstigen Zähmung“), aus Slowenien (Puppentheater Maribor mit „Der Zirkus kommt“) und aus Österreich (Bavastel mit „Kasperl und der verflixte Schlüssel“, Puppen-theater tabula rasa mit „Kluppe Wäschekind“ und das Figurentheater Gerti Tröbinger mit „Rotkäppchen“). Eröffnet wird das Festival am 18. Mai nachmittags mit Auftritten der Straßentheatergruppe Irrwisch und des Puppentheaters Maribor.

In der Folgewoche bleibt Wies (Schlosstenne Burgstall, Theater im Kürbis und Rathaussaal) Zentrum des Festivals, doch das Puppen- und Figurentheater erobert u. a. Eibiswald, Arnfels und Rassach, Stainz, Deutschlandsberg, Schwanberg und St. Martin im Sulmtal.

Infos: Kürbis Wies | 03465-7038 | www.kuerbis.at

KORSO verlost in Kooperation mit der Kulturinitiative Kürbis Wies 5 Familien-Eintrittskarten, gültig für jeweils 2 Erwachsene und 2 Kinder und für alle Vorstellungen in Wies innerhalb der Festivalwoche beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

Greetje Bijma: Lyrics & Songs
21. Mai 2003 | Jazz M59 | Münzgrabenstraße 59 | Beginn: 20.30 Uhr

 

„Im Ohr rasseln Orangen. Versuch die Zunge neu zu finden im aufgeheizten Wind.“ So Gerhard Bolaenders JazzMetapher entsprechend dem artistischen Stimmphänomen Greetje Bijma. >
Klangspektrum und Vokal-Effekte der chlorblonden Niederländerin sind schlechthin einzigartig, oft einfach klangechte Instrumental-Sounds. Sofortig und substanziell angelegt zwischen Jazz, Pop, Chanson, Jodler, zentralafrikanischer Idiomatik, Tiergarten und Tischlerei.
Die holländische Vokalakrobatin stellt in Graz nun ihr neues Programm vor: Lyrics & Songs. Sie hat dafür Gedichte und Lieder von bekannten Poeten und Autoren wie Gabriel Garcia Marquez, Salman Rushdie, Butler Yeats und Joan Baez ausgesucht. Sie gestaltet Ton-Skulpturen rund um die Texte und bringt sie mit ihrer unvergleichlichen Mimik zum Leben.

Infos: www.grazjazz.at | 0316-83 29 35 | Karten: Zentralkartenbüro Die Eintrittskarte

 

 

 

Zum World Fair Trade Day: Kein Patent auf Reis!
Dienstag > 13. 5. 2003 | 19.30 Uhr | Weltladen > Mandellstraße 24, 8010 Graz

 

Zu Gast: Frau Boonjira Tanruang von der Reisbauernorganisation Green Net/Thailand, Lieferant der Bio-Reissorten Hom Mali und Lüeng-On.
Diskussion: Freier Zugang zu Saatgut! Stopp der Biopiraterie! Was bringt der Faire Handel? Bio-Anbau, Ernte und Verarbeitung!
Anschließend Reisbuffet. Auf Ihr Kommen freuen sich die steirischen Weltläden Hartberg, Graz, Voitsberg und Weiz.

World Fair-Trade-Day am Samstag, 17. 5. 2003 | 10 bis 13 Uhr | Weltladen Graz, Mandellstraße 24 > Reis-Brunch!
Kommen Sie am Weltladentag in den Weltladen und genießen Sie einen „Fairen Brunch" mit zahlreichen Reis-Köstlichkeiten!
(Frau Boonjira Tanruang ist nicht mehr anwesend.) Auf Ihr Kommen freut sich das Weltladen-Team.

Weltladen | Mandellstraße 24, 8010 Graz | 0316/84 83 15 | weltladen.graz@utanet.at | www.weltladen-graz.at
Öffnungszeiten: Mo–Sa: 9.00 – 13.00 | Mo–Fr: 14.30 – 18.30

 

 

 

„An der Klippe“: Illmaier-Retrospektive im HDA
< Herwig Illmaiers feingliedriger Augartensteg überspannt die Mur in einer Länge von 74 Metern

 

Er galt als einer der besten steirischen Baukünstler seiner Generation (Otto Kapfinger); in Graz hat er seine sichtbarste Spur mit dem Augartensteg hinterlassen, am Andritzer Hauptplatz wird nun ein Brunnen errichtet, dessen Pläne sich in seinem Nachlass fanden; weitere realisierte Projekte wie der Umbau der Volksschule St. Michael finden sich in der ganzen Steiermark.

Zwei Jahre nach seinem tragischen Tod in Griechenland – beim Versuch, einen Menschen zu retten, kam er selbst ums Leben – beschäftigt sich nun eine Ausstellung im Haus der Architektur mit dem Werk des Grazer Architekten Herwig Illmaier: „Im Spektrum des Architektenberufes von ,Manager‘ bis ,Künstler‘ steht Illmaier für letztere Position; eine Haltung, die Motor ist für Weiterentwicklung in der Architektur“. Die Realisierung des Augartenstegs steht wohl beispielhaft für Illmaiers hohe künstlerische Kreativität, für Innovation in der Umsetzung – er zeigt geringste Profildimensionen bei höchster Belastbarkeit – und handwerkliches Können.

HDA | Engelgasse 3-5, 8010 Graz | 0316/32 35 00 | office@HDA-Graz.at | www.hda-graz.at

 

 

 

Stübing: Mai-Höhepunkte im Jubiläumsjahr


Das Freilichtmuseum Stübing feiert 40 Jahre seines Bestehens mit einer Reihe von Veranstaltungen: Am 7. Mai wird die Sonderausstellung „Die erinnerte Zeit“ eröffnet, die Bilder einer entschwindenden ländlichen Kultur zeigt; am 22. Mai die Ausstellung von grafischen und malerischen Werken von Adolf A. Osterider und Heidi Osterider-Stibor. Am 25. Mai findet der Aktionstag „Brillenschaf-Dinkel-Vierkanthof“ der BIO ERNTE – AUSTRIA und des VEGH rund um die biologische Landwirtschaft statt.

Infos: 03124/53700 | service@freilichtmuseum.at | www.freilichtmuseum.at

 

 

 

Double Feature: Willi Hengstler und Wolfgang Pollanz

 

Die erfolgreiche Serie „Literatur in der Mediathek“ geht in die nächste Runde: Am 14. Mai um 20.00 lesen zwei Universalisten der steirischen Szene: Willi Hengstler, Schriftsteller, Literaturkritiker und Filmregisseur, dessen neuer Roman „Ohne Titel“ im Herbst 2003 bei Droschl erscheinen wird, präsentiert Texte unter dem Titel „Westerner der Nacht“.

Wolfgang Pollanz, Autor, Musiker und Herausgeber der „edition kürbis“, stellt verschiedene Texte aus seiner jüngeren Produktion vor und präsentiert dazu Musik seiner beiden Musikprojekte T.M. Download und ultrascope.

dieMediathek | Vorbeckgasse 12, 8020 Graz | 0316/76 30 51-11 | www.graz.at/diemediathek

 

 

 


Anish Kapoor 
Untitled, 1999 
Der Himmel kann warten – Graz nicht! Die Kulturhauptstadt Graz gibt zurzeit alles, woran sich, angesichts unverminderter Programmflut, kurz nach den jeweiligen Eröffnungen kaum jemand mehr erinnern können wird. Wie es schon Immanuel Kant 1755 in seiner Schrift Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels oder Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprunge des ganzen Weltgebäudes nach Newtonschen Grundsätzen abgehandelt vorführte, mutet die Überfülle der Veranstaltungen wie der Versuch einer Welterklärung an.

 

In einen saloppen Kurzschluss gefasst bildet das Jahr 1687 einen aufklärerischen Wendepunkt für allgemeine Flug- und Schwebebedingungen. Die Veröffentlichung der newtonschen Gravitationslehre im ersten umfassenden Lehrbuch der theoretischen Physik und der darin enthaltenen Erklärungen der keplerschen Gesetze und der Fallgesetze Galileis verdrängt die Apotheose (Verklärung und Himmelfahrt) zwar in den Status einer theologischen Hypothese, andererseits muss für die Wiederbringung entglittener Gegenstände nicht unbedingt gleich eine Leiter herangeschafft werden.

Lastender Himmel
An der Projektionsfläche Aufklärung haben die KuratorInnen Johannes Rauchenberger, Eleonora Louis und Alois Kölbl die umfassende Ausstellung Himmelschwer konzipiert, die in direkter Gegenüberstellung alter und neuer Kunst von der Transformation der Schwerkraft handelt. Im Landesmuseum Joanneum werden in vier Stationen die Themenkreise Schwere und Levitation, Rotation und Sturz, Schweben und Balance und Aufstieg und Anziehung in praktisch allen Medien der bildenden Kunst plausibel vorgeführt: Wie eine Zusammenfassung des Programmes erscheint an zentraler Stelle Anish Kapoors Großplastik aus poliertem Messing, die nicht nur für religionsübergreifende Ikonologie steht, sondern im ersten Ansehen auch das Wahrnehmungsvermögen des Betrachters einer bemerkenswerten Probe unterzieht. Weitere Ausstellungsorte sind das Priesterseminar, neben anderen mit einer Akkumulation von Gussplastiken des Engländers Antony Gormley, die Welsche und die Kirche St. Andrä, der Dachstuhl des Doms mit Installationen der Finnin Maaria Wirkkala und der Grazer Kalvarienberg. Ebendort zeigt Werner Hofmeister wie durch Umformung und Dekonstruktion christlicher Symbolik neuer Inhalt vermittelt werden kann: In Tabula Saltandi wird das Kreuz zum Sprungbrett von dem sich Christus im nächsten Augenblick zu lösen scheint. Allzu umfangreich sind die Rahmenveranstaltungen zur Ausstellung, die bis zum 15. Juni zu sehen ist. Hingewiesen sei auf ein prominent besetztes Symposium am 30. und 31. Mai, das vom religionsgeschichtlichen Fortgang des Himmels handelt.

Hans Bellmer, La Poupée, 1935 >

Barocker Totalitätsanspruch
Himmelschwer wird dem Besucher also wohl nicht nur vor dem Umfang dieser Schau, als himmelschwer erweist sich generell der momentane Overload des 2003-Programmes. Umgeben von einer Fülle schwerkarätiger Ausstellungen, Konzerte und Vortragsreihen – Der Turmbau zu Babel, Himmelschwer, Ikonen des 20. Jahrhunderts, Masterminds, das Reisebüro UNIversum am Eisernen Tor, Berg der Erinnerungen etc. – entwickelt sich bei manchem wohl langsam die Sorge, im Kulturhauptstadtjahr 2003 eigentlich nicht dabei gewesen zu sein. Es fehlt schlicht die Zeit zur Reflexion und die Frage steht im Raum, in welches kulturelle Vakuum Graz mit Beginn 2004 fallen mag. Das Fließbandkulturprogramm dieses Jahres hätte in seinem barock anmutenden Totalitätsanspruch besser für ein nachhaltiges Szenario innerhalb der nächsten fünf Jahre genügt.

Die Neue Galerie als strenge Kammer
Zum Verweilen aber bleibt keine Zeit, eingeholt von sinnlicher Erdschwere bietet die Neue Galerie als Teil des Sacher-Masoch-Festivals das charmante Kontrastprogramm Phantom der Lust. Visionen des Masochismus in der Kunst. Die KuratorInnen Peter Weibel, Michael Farin, Christa Steinle und Elisabeth Fiedler haben mit dieser Schau einen umfassenden Auszug aus dem im Allgemeinen gemiedenen Giftschrank der Kunstgeschichte zusammengestellt, die Inszenierungen von Fetischismus, Sadismus, Masochismus und weiterer sexueller Gestimmtheiten und deren Umsetzung in den Kunstkontext beleuchtet. Explizite Beispiele von Sexualität und Gewalt führen zur Notwendigkeit eines Besuchsverbots für unter 18-Jährige und damit zu einer Situation, wie sie für öffentliche Ausstellungen bildender Kunst in Graz neu sein dürfte. Man darf jedenfalls auf die Besucherzahlen bis zum 24. August gespannt sein.

Im Rahmenprogramm des Festivals findet eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel Masomania – Rethoriken der Lust statt, die sich vor allem mit der Wirkung Leopolds von Sacher-Masoch und seinem vorwiegend in Graz entstandenen Roman Venus im Pelz beschäftigt. Direkten Bezug nimmt dazu auch ein Projekt von Irene Andessner unter dem Titel Wanda SM.

Andessner, die sich in den letzten Jahren durch verschiedene Identitäten – darunter Marlene Dietrich – switchte, gibt die Rolle der Wanda Sacher-Masoch und hält sich einen Kunstsklaven, den Zeichner Piotr Dluzniewski, in einem Verlies am Glockenturm auf dem Schlossberg. Dieser glückliche Masochist wird bis zum 15. Mai über Videoschaltung und nach Belieben Andessners von dieser aus dem Hotel Erzherzog Johann täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr über anzufertigende Fetischzeichnungen instruiert. Vertraglich gesichert ist dabei, dass Dluzniewskis einzige Entlohnung in der Erniedrigung besteht, den Befehlen Andessners zu gehorchen. Livebilder des Zeichners in seinem Verlies sind im Dom im Berg zu sehen. Was als Konzept recht viel versprechend klingen mag erweist sich bei Ansicht jedoch als unsäglich langweilig und eigentlich peinlich.

Wenzel Mracek

Himmelschwer.
Transformationen der Schwerkraft.
Ausstellung im Landesmuseum Joanneum, Neutorgasse 45, 8010 Graz und an weiteren sieben Orten der Grazer Altstadt.
Ausstellungsdauer bis 15. Juni.
Öffnungszeiten: Di bis So 10.00 bis 18.00 | Do 10.00 bis 20.00 | Info: 0316-711133-29 | www.himmelschwer03.at

Phantom der Lust.
Visionen des Masochismus in der Kunst.
Ausstellung in der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum, Sackstraße 16, 8010 Graz.
Ausstellungsdauer bis 24. August.
Öffnungszeiten: Di bis So 10.00 bis 18.00 | Do 10.00 bis 20.00 | Info: 0316-8291455 | www.neuegalerie.at

 

 

 

Graz hat wieder ein Volkskundemuseum Nach langen Jahren des Umbaus und der Reorganisation öffnet das Volkskundemuseum in der Paulustorgasse wieder seine Pforten: Die umfangreichen Sammlungen zu den Themen Wohnen, Kleiden, Glauben präsentieren sich in völlig neuer Inszenierung.


90 Jahre nach seiner Gründung, am 16.Mai 2003, wird das Haus in der Paulustorgasse 11-13a wieder für alle geöffnet, die mehr über die historische Alltagskultur unseres Landes erfahren wollen. Die Wiener Architektengruppe BEHF hat die Voraussetzungen für ein modernes Museum geschaffen: Klare Formen, der Einsatz von Glas, Metall und Licht bringen die Exponate besonders zur Geltung.

Schwerpunkte der reichhaltigen Sammlung sind die Themen Wohnen, Kleiden und Glauben. Ausgelöst durch die Industrialisierung wandelten sich im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Lebensverhältnisse radikal. Diese oft unbewussten Verbindungen mit der Vergangenheit werden durch die vielfältigen Sammlungsobjekte verständlich und sichtbar gemacht.

Das Verständnis des Besuchers wird auf die vielschichtigen Aussagen gelenkt, die von jedem einzelnen Gegenstand ausgehen. Wir erfahren einiges über soziale und wirtschaftliche Verhältnisse, über religiöse Praktiken und tradiertes Wissen. Im Mittelpunkt steht der Mensch, der über die von ihm hinterlassenen Gegenstände Einblick in seine Lebensgewohnheiten gibt.

Zwei Besonderheiten werden im neuen Museumsrundgang zu finden sein: Der Bereich „Wohnen“ ist um eine Rauchstube angeordnet, die 1914 vom Museumsgründer Viktor Geramb aus der Weststeiermark ins Museum übertragen wurde. Mit dem „Trachtensaal“ wird ein weiteres historisches Element in den neuen Museumsrundgang einbezogen: Auf 42 lebensgroßen Figurinen, geschaffen von Alexander Silveri und Hans Mauracher, wird die Entwicklung der Tracht von der Urgeschichte bis ins frühe 20. Jh. gezeigt. Die neue ständige Schausammlung des Volkskundemuseums wird künftig ergänzt durch Wechselausstellungen. Vermittlungsprogramme für alle Altersstufen und verschiedene Veranstaltungen bringen die Inhalte des Museums den unterschiedlichen Zielgruppen nahe.

Volkskundemuseum am Landesmuseum Joanneum | Paulustorgasse 11-13a, 8010 Graz
Öffnungszeiten ab 17. Mai 2003: Di–So 10.00 bis 18 Uhr | Do 10.00 bis 20.00 | 0316/8017–9899 | post@museum-joanneum.at

 

 

 

Überall in der Steiermark: So ein Theater! Außerberufliche Theaterarbeit vom Feinsten wird ab Mai zahlreiche steirische Orte in Theatermetropolen verwandeln. „Theaterland Steiermark“ wartet auch dieses Jahr mit einem viel versprechenden Programm auf – das Motto „Jugendtheater“ steht für internationale Begegnungen, Austausch und Völkerverbindung. Erstmalig werden in Mariazell die Puppen auftanzen, die Gemeinde Straden lockt mit einem Mikro-Improtheaterfestival und in St. Peter im Sulmtal gibt’s endlich „Timeout from school“

 

Jugendtheater: Keine halbe Sache
Seit 2001 findet unter dem Markennamen „Theaterland Steiermark“ ein gemeinschaftlich koordiniertes Theaterfestival in der gesamten Steiermark statt. Inhaltliche Unterschiedlichkeit, ein hohes Qualitätsniveau und vor allem der Austausch mit internationalen Theaterformationen sprechen für sich: Allein im vergangen Jahr konnten weit über 11.000 Zuschauer verzeichnet werden. Jugendtheater ist keine halbe Sache – das wollen die Akteure beweisen und spielen sich mit 7 Festivals in das Jahr 2003. „Wir zeigen auf regionaler Ebene qualitativ hochwertiges Jugendtheater!“, so Barbara Carli und Gudrun Maier (künstlerische Leitung). „Nicht nur der künstlerische Austausch steht im Vordergrund, sondern auch der Gedanke der Völkerverbindung soll mitgetragen werden“, betont Carli – Gruppen aus verschiedenen europäschen Ländern sind mit dabei.

Puppen pilgern nach Mariazell
LAUT!, der Landesverband für außerberufliches Theater, ist die Dachorganisation der rund 300 außerberuflichen Theater in der Steiermark und hat das Jugendtheater zum Leitmotiv 2003 gemacht. LAUT!-Vorsitzender Peter Faßhuber: „Das Ziel des Theaterfestivals ist, dass auch in kleinen steirischen Orten eine Theateratmosphäre entsteht, viele Standorte haben sich bereits etabliert, jedes Jahr kommt eine neue steirische Ortschaft dazu. Heuer ist es erstmals Mariazell, wo das populäre Puppentheaterfestival ANIMA seine Vorstellung gibt.“ 10 Puppentheatergruppen werden das Publikum vor Ort in ihre Welt entführen und sich unter die Pilger mischen.

Barbara Carli > künstlerische Leitung von „Theaterland Steiermark“: „Künstlerischer Austausch und Völkerverbindung“

Soziale Spielbegegnungen
Das gesamte Festivalnetzwerk „Theaterland Steiermark“ wird durch das Land Steiermark gefördert. Der Löwenanteil der Finanzierung stammt jedoch von Sponsoren, Gemeinden und aus Eintrittsgeldern. Die diesjährigen Netzwerkpartner sind LAUT!, die Spielberatung des Land Steiermark, die Kulturinitiative kürbis, die Studiobühne THEO und Straden aktiv. Geboten wird ein ansprechendes Programm, welches sich insbesonders durch Lebendigkeit und Experimentierfreude auszeichnet. So findet zum Beispiel in St. Peter im Sulmtal die „Spielbegegnung 2003“ statt, welche neben Aufführungen auch Werkstätten und andere „gemeinsame“ Aktivitäten parat hält. Hans Noack, künstlerischer Leiter des Theatervereins im Sulmtal, betont: „In der Begegnung soll das Kennenlernen stattfinden – wir messen dem sozialen Aspekt einen hohen Stellenwert bei.“

Theater mitten im Wald
Wies lädt zum „Sommertraumhafen“, in Gleisdorf trifft sich das Schul- und Jugendtheater zu den „Oststeirischen Theatertagen“, in St. Stefan/Stainz findet am 20. September die „Lange Nacht des Theaters“ statt und auch in Straden gibt es ein besonderes Zuckerl: Unter dem Titel „I LOVE YOU“ touren Gruppen aus Ungarn, Tschechien, Slowenien, Kroatien, Italien und Österreich mitsamt dem Publikum zwei Abende lang mit liebestollen Mikro-Szenen, welche nicht länger als 13 Minuten dauern, bis nach Maribor. Ein erlebnisreiches, ausgefallenes Theater für Neugierige, denn: Die Spielstätten können sich sehen lassen: Mitten im Wald, beim Buschenschank und...mehr wird an dieser Stelle nicht verraten, aber eines ist gewiss: Alles ein großes Theater!

Claudia Windisch

Nähere Informationen zum Programm des Theaterfestivals 2003 unter:
„Theaterland Steiermark“ | Büro: THEO STUDIOBÜHNE, 8762 Oberzeiring, Hauptstraße 7a | Tel+ Fax 03571–200 43
info@theo.at | www.theo.at

 

 

 

 

Schleife oder: Globalisierung auf österreichisch
< AL-UBAIDI / Heinrauch/ Hofer/ Institut HOFOS / Krivograd / Globalizer

 

Politisch’ Kunst ist nicht immer garstige Kunst, manchmal ist sie auch sehr nett anzusehn. So etwa die „Kommentare“ bildender KünstlerInnen im ESC/Labor in Graz in der Jakoministraße 16, die dort unter dem Titel „Schleife“ ausgestellt sind. Die Kommentierten sind übrigens eine Handvoll Damen und Herren mittleren Alters, die es sich zur (gut bezahlten) Aufgabe gemacht haben, das Feuerchen der neoliberalen Entsolidarisierung in Österreich kräftig anzupusten und es mit dem Mist aus den Stuben tausendjähriger Geschichte zu nähren.

ESC/Labor | Jakoministraße 16, 8010 Graz | Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 14.00 bis 19.00 | 0316–83 60 00 | http://esc.mur.at

 

 

 

Der Metamorphemat des Robert Musil

 

Im monomanen Versuch, eine Wiederholung des Literaturwunders der 60er und 70er Jahre herbeizuschreiben, hat die hiesige schriftstellernde Szene keine Energie dafür aufgebracht, den wahren Hintergrund des damaligen Siegeszuges der Grazer Literatur zu erforschen. Werner Schandor hat das Geheimnis endlich gelüftet: Weder der Genius loci noch, wie oft vermutet, das Aufbäumen gegen eine übermächtige Reaktion haben die kraftvollen Texte eines Wolfi Bauer oder Alfred Kolleritsch inspiriert; vielmehr wurden sie von einer von Robert Musil dereinst ersonnenen Apparatur hervorgebracht, welche dieser – der ja bekanntlich auch Physiker war – bei einem Vorstellungsgespräch 1908 an der technischen Hochschule einem staunenden Professorenkollegium präsentierte.

Der so genannte „Metamorphemat“, der in den frühen Sechzigern des 20. Jahrhunderts in den Kellerlaboratorien des Forum Stadtpark wieder entdeckt wurde, lieferte – je nachdem mit welchem Sprachrohmaterial er gefüttert worden war – Literatur der Sonderklasse in berückend kurzer Zeit. Oft reichten – wie im Falle Reinhard P. Grubers – zwei einfache Zutaten: Ein paar Sprüche aus dem Hundertjährigen Kalender und der Wirtshaustratsch aus dem Stainzer Gasthof ergaben „Das Leben des Hödlmoser“. Nicht alle Größen der Weltliteratur, die offen oder heimlich eine Zeitspanne ihres Lebens in Graz verbrachten – oder zumindest verbringen hätten können – haben so nachhaltige Spuren hinterlassen wie Robert Musil; was Beckett, May, Camus, Marquez, Nin und einige andere in der steirischen Landeshauptstadt so trieben, kann jetzt aber nachgelesen werden: Im Sammelband „Kafka in Graz“ gehen Günter Eichberger, Olga Flor, Birgit Pölzl, Willi Hengstler, Helmut Schranz, Robert Wolf und einige andere berühmte Grazer AutorInnen den Grazer Tagen ihrer noch berühmteren KollegInnen nach. Ein Lesevergnügen, wie wir keines mehr hatten, seitdem der Ironiekompressor des Metamorphematen durch unsachgemäße Lagerung beschädigt wurde.

Werner Schandor (Hg.): Kafka in Graz und andere Episoden aus der (un)heimlichen Literaturhauptstadt.
Steirische Verlagsgesellschaft, 136 Seiten, 17 Euro

KORSO verlost in Kooperation mit der Steirischen Verlagsgesellschaft 3 Exemplare des Buches beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

Pernegg/Zlatten: 75 Jahre

 

Das Murkraftwerk Pernegg samt der Wehranlage Zlatten wurde in den Jahren 1925 bis 1927 nach Plänen des damals erst sechsundzwanzigjährigen Architekten Fritz Haas für die Steweag erbaut. Er verband die technischen Anforderungen mit einer klaren architektonischen Linie und schuf so Bauwerke von hoher architektonischer Qualität: Die Wehranlage Zlatten stellt mit ihrer turmartigen hohen Bauweise ein landschaftsprägendes Objekt dar, das Kraftwerk Pernegg besticht durch die funktionelle Klarheit der Gesamtanordnung der erforderlichen technischen Einrichtungen und der architektonischen Gestaltung.

Die weitgehend originale maschinelle Ausstattung dokumentiert den technischen Entwicklungsstand der Kraftwerke in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in Österreich.

>>> KORSO stellt in inhaltlicher Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt erhaltenswerte steirische Industriedenkmäler vor.

 

 

 

Dmitri Prigov in Pischelsdorf

 

Der russische Konzeptualist Dmitri Prigov – „der Patriarch des Moskauer Underground“ – feiert in seinem Roman „Lebt in Moskau!“ eine surreale Apotheose seiner Heimatstadt – von der Bombardierung durch die deutsche Luftwaffe bis zu jenem Tag, an dem Michail Gorbatschow alle Alkoholiker verschwinden ließ …  

Im oststeirischen Pischelsdorf liest Prigov am Freitag, dem 23. Mai um 20.00 im Kulturstock 3 | Infos unter 03113/2739

 

 

 

  http://klammer.mur.at/vnmfestival2003.htm

 

… ist die Adresse, wo sich Interessierte das komplette Programm des von Seppi Klammer organisierten Grazer Avantgardefestivals V:NM ’runterladen können, das in seiner Fülle jeden Print-Rahmen sprengen würde. Soviel sei aber hier verraten: Das Event findet von 28. bis 30. Mai an drei bewährten Locations (ESC/Labor, Café Stockwerk und IEM/Cube) statt und bietet neben bewährten heimischen Protagonisten wie Armin Pokorn und Seppo Gründler Formationen mit poetischen Namen wie „Lightingale“, die ihre Sounds nicht nur aus digits und bits pressen, sondern sie auch in einem Atemzug audiovisuell transformieren …

Info: 0676–30 77 892 | klammer@mur.at   

 

 

 

„Den Job ausgraben ...“

 

Die Archäologie hat sich offenbar als höchst effizientes Werkzeug für die aktive Arbeitsmarktpolitik entpuppt. Etwa 40 langzeitbeschäftigungslose Jugendliche „buddeln“ gegenwärtig allein auf der Grazer Pfauengarten-Karmeliterplatz-Baustelle in geschichtsträchtigen Schichten nach Überresten einer Siedlung der Hallstatt- bzw. der Urnenfelderzeit des 10. und 8. vorchristlichen Jahrhunderts. Im Bereich der geplanten Tiefgarage stieß man auch auf Teile einer neuzeitlichen Stadtmauer mit 24 vorgelagerten Pfeilern. Mit einer betroffenen Fläche von 7000 m2 (6000 m2 offengelegt) ist das Projekt die derzeit größte Grabungskampagne in Österreich. Die Lohnkosten für die Transitarbeitsplätze übernehmen zu zwei Dritteln das Arbeitsmarktservice, zu einem Drittel das Land Steiermark.

Die Grabungsstelle am Karmeliterplatz mit der freigelegten Stadtmauer >

Michael Kempf, Geschäftsführer des Vereins Archäologieland Steiermark, der für die Koordination des Projekts verantwortlich ist, beziffert die Gesamtkosten heuer auf 900.000 Euro. Für Planungs-Stadtrat Gerhard Rüsch hat die „Pfauengartenarchäologie“ eine neue, beispielhafte Qualität der Zusammenarbeit eingeläutet: Im Rahmen der Bautätigkeit sind die Grabungen Vertragsgegenstand, alle Termine können eingehalten werden.

Die österreichische Akademie der Wissenschaften hat aufgrund der Grazer Funde bereits eine Arbeitsgruppe Urnenfelderzeit eingerichtet, berichtet der wissenschaftliche Leiter des Projekts, Prof. Diether Kramer vom Landesmuseum Joanneum. Und AMS-Pressesprecher Hermann Gössinger freut sich, in der Archäologie einen wirksamen Anker für die aktive Arbeitsmarktpolitik gefunden zu haben: Die anspruchsvolle, öffentlichkeitswirksame Tätigkeit erhöht das Motivationsniveau der TransitlerInnen. Immerhin sind im dritten Jahr der Aktion steiermarkweit inzwischen über 60 Transitarbeitsplätze in diesem Bereich „virulent“.

Dieter Kordik

 

 

 

Volksbildungswerk: Dienstleister für Dorfentwicklung

 

Das Steirische Volksbildungswerk bietet als Dienstleistung die moderierte Erarbeitung von bevölkerungsgestützten Dorfentwicklungskonzepten. Drei dieser Projekte wurden kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Für die Gemeinde Gosdorf beispielsweise wurde schwerpunktmäßig – ausgehend von der bekannten Attraktion Röcksee – der Tourismus in Verbindung mit der Landwirtschaft als zentrales Entwicklungsfeld bestimmt. In diesem Zusammenhang sollen etwa landwirtschaftliche Betriebsführungen, Erlebnisbauernhöfe und Selbstvermarktungsbetriebe forciert werden. Die Zusammenarbeit mit slowenischen Nachbargemeinden wird in den nächsten Jahren deutlich verstärkt werden.

Auch in den Gemeinden Frannach und Baumgarten wurden durch das steirische VBW derartige Konzepte über Einbindung der GemeindebürgerInnen erarbeitet.

Infos: Steirisches Volksbildungswerk | Herdergasse 3, 8010 Graz | 0316–32 10 20 | office@volksbildungswerk-stmk.at | www.volksbildungswerk-stmk.at

 

 

 

Österreichisches Freilichtmuseum Stübing bei Graz

 

Versteckt in einem abgeschiedenen Tal, nur 15 km nördlich von Graz, liegt - 1962 gegründet - eines der eindrucksvollsten Freilichtmuseen Europas, das kürzlich mit dem Museumsgütesiegel des International Council of Museums ausgezeichnet wurde. 94 historische Zeugnisse der Volksarchitektur ganz Österreichs fügen sich in Stübing so harmonisch in die naturbelassene Landschaft, dass der Eindruck entsteht, man habe ein Bild einer entschwundenen Zeit betreten.
ARCHIV UNTER FREIEM HIMMEL   
Aus allen Bundesländern wurden historisch wert- volle Bauernhöfe, Wirtschafts- und Handwerksbauten, ein Rüsthaus, eine Gemischtwarenhandlung, die alte Schule u.v.m. nach streng wissenschaftlichen Maßstäben in das Museumstal transloziert, wo sie wissenschaftlichen Zielen und der hauskundlichen Dokumentation ebenso zur Verfügung stehen, wie der gleichermaßen bedeutsamen Aufgabe, zukünftigen Generationen ein Gesamtbild der ländlichen Kultur vergangener Jahrhunderte zu erhalten.

„WANDERBARE“ VOLKSKULTUR
Rund 3 Stunden dauert die Wanderung durch Österreich, die bei den Bauten des Burgenlandes beginnt. Durch die süd-ostalpinen Regionen der Rauchstubenhäuser, vorbei an den steinernen Höfen des Donaubeckens bis hin zu den alpinen Hofformen Salzburgs und Tirols führt der rund 1,8 km lange Weg, um in Vorarlberg bei der Alphütte aus Mittelargen zu enden.

TRADITION & INNOVATION
Wenngleich beim Betreten der Höfe durch die authentische Präsentation der Lebenssituationen der Eindruck entsteht, die Bewohner der Höfe könnten jeden Augenblick wieder die Stube betreten, versuchen handwerkliche Demonstrationen den Menschen von heute alte Techniken und den Wert dieser Traditionen als Basis zeitgemäßer Innovationen näher zu bringen. Traditionelle Feldwirtschaft, historische Gärten und ein Lehrgarten sowie weidende Tiere bringen Lebendigkeit in das historische Bild.

AUSSTELLUNGEN & VERANSTALTUNGEN
Dennoch lassen sich viele Details des bäuerli- chen Daseins von einst in den Häusern nur schwer erkennen. Zusätzliche Ausstellungen bieten daher weiterführende Informationen an. Auf 1.200 m2 wird die Entwicklung „Bäuerlicher Fahrzeuge und Arbeitsgeräte“ dokumentiert. Die Sonderausstellungen des Jahres 2003 präsentieren zum einen unter dem Titel „Die erinnerte Zeit“ Bilder einer entschwindenden ländlichen Kultur. Zum anderen setzt sich das international renommierte Künstlerehepaar Adolf A. Osterider und Heide Osterider-Stibor in „Grafik und Malerei“ aus zeitgenössischer Sicht mit Motiven der Volkskultur auseinander. Nicht zuletzt tragen die zahlreichen Veranstaltungen dazu bei, dass durch die Verbindung von Kultur und Natur, von Bildung und Erholung ein erlebnishafter Zugang zur Geschichte der vergangenen Jahrhunderte eröffnet bleibt.

Österreichisches Freilichtmuseum | A-8114 Stübing bei Graz
1. April – 31. Oktober | 9.00 – 17.00 Uhr (Einlass bis 16 Uhr)
1. Juni – 31. August | 9.00 – 18.30 Uhr (Einlass bis 17 Uhr)

Info: + 43 (0)3124–53700 | service@freilichtmuseum.at | www.freilichtmuseum.at

 

 

 

Handbuch für Grazer Foto-Freaks

 

Fotografieren ist ein Hobby, Fotografieren ist eine Kunst. Wer seinem Hobby mit künstlerischem Anspruch frönt, möchte auch andere daran teilhaben lassen – bei Ausstellungen, durch Publikationen in einschlägigen Medien. Die Wissenschaftsladen-Mitarbeiterin Mag. Eva Beatrix Timpe – selbst frei schaffende Fotokünstlerin – hat sich dieses Bedarfs angenommen und mit dem „Fotohandbuch Graz“ ein Kompendium erstellt, das Informationen zu Ausstellungsmöglichkeiten, das gesamte Vereinsspektrum, Publikationsmöglichkeiten in Zeitschriften, Aus- und Weiterbildungseinrichtungen und eine umfassende Link-Liste einschlägiger WebSites beinhaltet. „Das Fotohandbuch wendet sich an alle, die sich für künstlerische Fotografie interessieren, insbesondere an jene, die sich aktiv damit beschäftigen.“ E. B. Timpe: Starke Nachfrage nach dem Foto-Handbuch >

Als Herausgeber zeichnet der Wissenschaftsladen, wo das 160-seitige Handbuch auch zum Preis von Euro 9,80 zuzügl. Versandspesen bezogen werden kann.

Info/Bestellung: Wissenschaftsladen Graz | Institut für Wissens- und Forschungsvermittlung | Tel. (0316) 38 46 77 | wila@aon.at

 

 

 

 

Die Ehe im Wonnemond
Ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin Will, aufgezeichnet von Jörg-Martin Willnauer

 

Jörg Nauer: Der Mai ist da und wie jedes Jahr stürzen sich auch heuer wieder Tausende ins Verderben.

Martin Will: Aber geh! So viele Motorradfahrer gibt’s ja gar nicht in Österreich.

J.Nauer: Motorradfahren ist vergleichsweise ungefährlich. Ich spreche vom Heiraten.

M.Will: Glaubst du wirklich, dass sich beim Heiraten mehr zerstessen als auf der Golden Wing?

J.Nauer: Schau dir die Statistik an: 50% der heute geschlossenen Ehen werden geschieden. Das heißt nicht, dass die anderen 50% funktionieren. Von den anderen 50% lebt die Hälfte faktisch getrennt oder nebeneinander her. Viele halten die Ehe aus rein wirtschaftlichen Gründen aufrecht. Summa summarum kannst du davon ausgehen, das gut fünfundsiebzig Prozent der Ehen kaputt sind.

M.Will: Schuld sind natürlich die sexuellen Quereinsteiger. Das hält die beste Ehe nicht aus.

J.Nauer: Na ja, das ist ein Grund von vielen. „Seitensprung ist die Regel, Treue die Ausnahme“, sprach schon Ernest Bornemann. Aber eine 75-%-Dropoutquote sollte zu denken geben. Nur den Ehe-Propagandisten ist das wurscht.

M.Will: Wie meinst du das?

J.Nauer: Stell dir vor, eine Firma produziert ein Auto mit einer fünfundsiebzigprozentigen Ausfallsquote. Oder die Regierung produziert ein Gesetz mit 75% Ausschuss.

M.Will: Du meinst die Ambulanzgebühr?

J.Nauer: Da waren es 100%. – Jedes wirtschaftliche Modell mit einer derart hohen Ausfallsquote wie die Ehe ist sofort vom Tisch.

M.Will: Aber die Ehe wird doch von vielen Politikern immer noch als „Keimzelle des Staates“ betrachtet?

J.Nauer: Armer Staat. Schau dir die Ehen der politischen Spitzen an: Clinton, Klestil, Chirac (Monsieur trois minutes), den Vierfach-Bräutigam Schröder, diverse Landeshauptleute und Mitglieder der steirischen Landesregierung … Nein: mit der Ehe ist kein Staat zu machen.

M.Will: Trotzdem wird die Ehe stark propagiert. Das „Brautpaar der Woche“ erfreut sich großer Beliebtheit.

J.Nauer: In Norwegen hat der amtierende Finanzminister & Grasserkollege seinen Freund geheiratet. Das wäre ein Brautpaar der Woche! Aber dafür ist man hier zu feig. Die Kleinformate drucken ja nicht einmal die „Scheidung der Woche“. Jeder weiß, dass das Modell Ehe futsch ist. Aber man tut so, als sei alles in Ordnung.

M.Will: Ist die Hochzeitslobby so stark? Oder dient die Ehe der Konjunkturbelebung?

J.Nauer: Die Scheidung belebt die Konjunktur! Myriaden von Anwälten leben davon. Die Bauindustrie, Banken, Makler & Konkursrichter. – Aber die Ehe ist so irrational wie das Auto.

M.Will: Woher kommt deine Kritik an der Ehe? Bist du frisch geschieden?

J.Nauer: Ich war noch nie verheiratet. Ich heirate mit 80. Dann kann ich guten Gewissens sagen: „Bis dass der Tod uns scheidet!“

M.Will: Jetzt weiß ich immer noch nicht, warum so viele Leute heiraten!

J.Nauer: Vielleicht ist das die normative Kraft der Sehnsucht.

Echo: willnauer@utanet.at

< Nachschlag >

Jüngst wohnte ich der Eröffnung der Landesausstellung in Piber bei. Auf eine Rezension des Programms möchte ich verzichten; stattdessen die Kulinarik des Abends beleuchten: Wie allgemein üblich durfte der gemeine Zuschauer warmes Bier & kalte Brötchen selbst bezahlen. Die Prominenz hingegen delektierte sich im eigens errichteten VIP-Zelt mit VIP-Toilette an einem exzellenten Büffet. Die Kosten trug selbstverständlich der Veranstalter. Mit freundlicher Unterstützung des Steuerzahlers. Die Speisekarte verhieß ein exquisites Menü: Neben kleinen Wildpasteten mit Preiselbeeren reichte man Auberginenrouladen, Gnocchi mit Basilikum & Bärlauchöl und vieles mehr. Krönung der Schlemmerei: die Topfen-Oberstcreme! Eine absolute Rarität! Meines Wissens verfügt das Bundesheer nur über wenige Oberste und von diesen lässt sich nur ganz selten einer zu Creme verarbeiten.