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korso
Kunst/Kultur |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark |
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Edel sei der Mensch, ...
Frühlingsvorlesung von Franz Schuh
Die Frühlingsvorlesung der Akademie Graz hielt an drei Abenden
im Kulturzentrum bei den Minoriten der Wiener Philosoph und Publizist
Franz Schuh zu einem durch seinen Titel sich nicht gleich erschließenden
Thema: HILFE. Ein Versuch zur Güte. Franz Schuh, 1954 in Wien
geboren, ist Philosoph und Schriftsteller mit Arbeitsgebieten Essay,
Erzählung und Roman; zu seinen neueren Veröffentlichungen
zählen Der Stadtrat. Eine Idylle (1995) und die Essaysammlung
Schreibkräfte. Über Literatur, Glück und Unglück
(2000). Er wurde ausgezeichnet mit dem Staatspreis für Kulturpublizistik,
dem Preis der Stadt Wien für Publizistik und dem Jean-Amery-Preis
für Essayistik. In Graz hielt Franz Schuh im Jahr 2001 eine Poetikvorlesung. |
Was sie nun ist, Güte, was sie sein könnte und wie ein
gütiger, vielleicht guter Mensch, zu charakterisieren sei,
das behandelte Franz Schuh in drei Abschnitten.
Güte als Charaktereigenschaft
In der Problemstellung Güte als Charaktereigenschaft und als
politisches Instrument zitiert und diskutiert Schuh Senecas Text
zur Güte, gewidmet Kaiser Nero „Ad Neronem Caesarem de
clementia“. Woher kommt es, dass Charaktere aus Defiziten
und Anfälligkeiten für solche beschrieben werden? Das
hängt, behauptet Schuh, mit einer Situation zusammen, nach
der Menschen ständig mit ihren Konflikten befasst sind und
Bündnisse eben nicht aus Liebe, sondern hinsichtlich der Gefahren
geschlossen werden, die von den Konflikten drohen. Man beschreibt
Charaktere demnach über die Eigenschaften, die einem auf die
Nerven gehen. Den guten Menschen kann man sich dem gegenüber
und antithetisch als vollkommen integer denken, ihm fehlen alle
Merkmale des Persönlichen. Wenn alle jammern und von sich sprechen,
spricht der gute Mensch nicht von sich, er bleibt dem Sachlichen
verhaftet. So etwa darf man die Analyse dieser Art von Menschen
in Elias Canettis Das Augenspiel (1985) lesen, speziell in seinen
Dialogen mit Broch über den Dr. Sonne, den die beiden Sprecher
als guten Menschen auszumachen geglaubt haben. Schuh allerdings
ergänzt, außerhalb dieses autobiografischen Textes hätte
Canettis Gemahlin Veza den wirklichen Dr. Sonne ganz im Gegenteil
als „unguat“ bezeichnet.
Er halte dem Kaiser Nero nur einen Spiegel vor, in dem er sehen
könne, wie gütig er sei, beginnt Seneca jene Schrift an
die „Metapher Abendländischer Grausamkeit“ (Schuh),
nämlich Nero, präsadistischer Initiator christlichen Märtyrerwesens
und Zündler, nach dem sogar eine der meistverwendeten Software
benannt ist, ... burning Rom. Politisch opportun erwies sich für
Nero, besser auch seinen Bruder Britannicus vergiften zu lassen.
Güte ist bei Seneca, und bleibt es infolge, ein Sehnsuchtsbegriff,
denn Grausamkeit macht Spaß.
Das Verhältnis der Güte zum Mitleid beschreibt Schuh,
indem er Honoré de Balzac zitiert: „ Nichts verträgt
der Mensch so schwer wie das Mitleid, zumal dann, wenn er es verdient.
Der Hass ist ein Stärkungsmittel, er ruft zum Leben zur Rache,
aber das Mitleid tötet. Es schwächt noch unsere Schwäche.“
Goethe und Help-TV
Das Göttliche, Goethes Gedicht, das wahrscheinlich 1783 entstanden
ist, beginnt: „Edel sei der Mensch, / Hilfreich und gut! /
Denn das allein / Unterscheidet ihn / Von allen Wesen, / Die wir
kennen.“ Der Mensch ist hier also nicht edel, er soll es sein.
„Würde ist die Konditionalform von dem, was einer ist“,
heißt es bei Karl Kraus und für Goethe sind edel, hilfreich
und gut die Bestimmungen menschlicher Würde, die als Möglichkeit
existiert. Die Veredelung des Individuums setzt seine ursprüngliche
Rohheit voraus, die ist aber gleichzeitig Bedingung für eine
fachgerechte Hilfe. In der Medizin sind Eingriffe vonnöten,
die an Rohheit kaum zu überbieten sind: Der Chirurg schneidet
ins Fleisch, der Zahnarzt bricht die Zähne heraus.
Ausbildung wird im militärischen Sinn auch als Schleifen
bezeichnet, vom rohen Edelstein zum geschliffenen eben und trotz
aller gesetzlicher Bedingungen gerät diese Ausbildung, wie
sich kürzlich einmal mehr zeigte, immer wieder ins barbarisch
Rohe. Der Soldat wird ausgebildet, um im Kampf bestehen zu können.
Die militärischen Anleitungen zur Selbsthilfe erzeugen aber
wieder jene Verrohungen, gegen die sie im Krieg helfen sollen. Verrohung
und Adel fallen historisch in eins, wo der Krieg als Selbstzweck
eines Kriegeradels etabliert und dem gemeinen Volk als Männlichkeitsideal
oktroyiert wurde.
„Konsternation, Anteilnahme, Trauer erfassten den ganzen Erdball
und lösten eine beispiellose Welle der Spendenfreudigkeit aus“
war in der Neue(n) Zürcher Zeitung zu lesen. Den realen Wellen
folgen die metaphorischen auf dem Fuß. Die ehrliche Absicht
mag der medialen Übermittlung wohl zugrunde liegen und könnte
darin bestehen, erschüttert immer wieder zu versuchen, mit
der Tatsache, dass man bloß Zuschauer ist, fertig zu werden.
Man versucht, durch immer wieder Zurschau-Stellens des eigenen Mitleids
den Abgrund zum leibhaftigen Betroffenseins zu überbrücken.
Dass die Wiederholungen wiederum zur Abstumpfung führen, ist
der blinde Fleck des Fernsehens. Das Auratische der medialen Übermittlungsverfahren
und nicht die Katastrophe selbst, schließt Schuh in einer
Verquickung von Walter Benjamin und Jean Baudrillard, hatte viele
Menschen ergriffen und sie wurden, vor allem was ihr Geld betraf,
hilfsbereit. Das Gute, wenn es stattfindet, findet selten rein statt,
sondern zumeist in Ambivalenzen. Der Tourismus stabilisiert infolge
die Verhältnisse, indem er den Betroffenen ihren Lebensunterhalt
sichert.
Das Einschleichen des Kitsches in die Hilfsbedürftigkeit
wird trefflich ergänzt durch das Einschleichen des Kitsches
in die Hilfsbereitschaft: In Help-TV spezial vom 12. Jänner
d. J. erklärte die Moderatorin apodiktisch, die Antwort auf
die Flutkatastrophe sei klar, sie laute: „Hilfe!“ Ein
Brief wurde vorgelesen, in dem die fünfjährige (wirklich!)
Maria schrieb, ihre Freundinnen und sie würden in nächster
Zeit auf Süßigkeiten verzichten, um das ersparte Geld
zu spenden ...
Erste Güte
„Die Steigerung von Luxus ist das gute Einfache. Das gute
Einfache, falls es luxuriös ist, beruht auf Qualität,
Funktionalität und Schönheit“, beginnt der ironisch
gestimmte Franz Schuh die dritte Lesung. Seitdem Zeitungen Qualitäts-Zeitungen
genannt werden und damit nicht die Qual gemeint ist, die ihre Lektüre
bereitet, hege er Zweifel am Begriff Qualität. Qualität
hat etwas Exkludierendes, es bedeutet auch eine soziale Ausgrenzung
gegen die man revoltiert. Ursprünglich heißt Qualität
schlicht Eigenschaft und wenn zum eine Zeitung sich auf Qualität
beruft, könnte man Fragen, welche Eigenschaft es denn ist,
für die sie gekauft zu werden wünscht. Mit dem Überschwenken
von den konkreten und eventuell gewinnenden Eigenschaften auf das
Abstraktum Qualität geht eine Fetischisierung des Begriffs
einher, die in die Reaktion mündet: „Wurscht welche Eigenschaft,
die Sache hat Qualität!“ Die Fetischisierung geschieht
parallel in der Geschäftswelt, in der Marken auf den Markt
geworfen werden, die – gleichgültig wozu sie taugen –
sich verselbständigen. Selbst wenn die Markenprodukte schlechter
als ein beliebiges Produkt wären, entscheidet sich der Markenbewusste
für den Markennamen, für die Qualität. Die Verwandlung
der Wortbedeutung von Qualität im Sinn der schlichten Eigenschaft
zur selektierenden Qualität im Sinn von Güte oder Wert
könnte von einem anderen Wandel ausgegangen sein, nämlich
den von einer kritisch zu realisierenden Bezeichnung zu einer Norm,
die unbefragt gelten soll. Der inflationäre Gebrauch des Wortes
Qualität ist offensichtlich und die Teilnehmer am gesellschaftlichen
Leben haben sich daran gewöhnt. Solche Inflationen regen in
der Welt der Superlative niemanden mehr auf: Qualität regiert
die Kunst, die Wirtschaft, den Hörsaal und die Medien.
Der Versuch zur Güte
Die Erfahrung zeigt, dass Güte – wenn sie in die bürokratisierten
Formen der Hilfe eingegangen ist – eine Überforderung
bei wachsendem Elend darstellt. Die absurde Steigerungsfähigkeit
menschlicher Grausamkeit führt dazu, dass Eltern ihre Kinder
im Nebenzimmer der eigenen Wohnung verhungern lassen. Die institutionalisierten
behördlichen Hilfseinrichtungen versagen, weil sie die Not,
die sie lindern sollten, verwalten. Güte nennt Franz Schuh
jene Eigenschaft, die den Unterschied zwischen der allgemeinen Misere
und dem Einzelfall zu erkennen hilft.
HILFE. Ein Versuch zur Güte von Franz Schuh erscheint im Herbst
in der Bibliothek der Unruhe und des Bewahrens im Verlag Styria.
wenzel.mracek@korso.at
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Emmy Hiesleitner-Singer
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Steirische Hauslandschaften Eine Wanderung
durch die steirischen Hauslandschaften ermöglicht die aktuelle
Ausstellung im Stöcklsaal des Steirischen Volkskundemuseums,
wo ein Teil von Emmy Hiesleitner-Singers Oeuvre zu sehen ist. Auf
Anregung von Viktor von Geramb, dem Gründer des Grazer Volkskundemuseums,
schuf Emmy Hiesleitner-Singer eine umfangreiche Dokumentation steirischer
Bauernhäuser, Landschaften und Ortsbilder. Viele ihrer Zeichnungen
dienten der Illustration von Büchern des Schriftstellers Hans
Kloepfer sowie von Gerambs „Kinder- und Hausmärchen aus
Steiermark“. |
Außergewöhnlich unabhängig und recht weit gereist
war Emma Mathilde Anna Singer, was für Frauen um die Jahrhundertwende
nicht üblich war. 1884 war sie in Voitsberg zur Welt gekommen.
Schon im Alter von sechs Jahren erhielt sie Zeichen- und Malunterricht.
Auf Anraten Hans Kloepfers besuchte Emma Singer von 1906 bis 1909
die Landeskunstschule in Graz. Danach folgten Ausbildungsaufenthalte
in Bayern und eine Studienreise nach Italien. Mit Viktor von Geramb,
Viktor Zack und Hans Kloepfer unternahm Emma Singer Anfang des 20.
Jahrhunderts mehrere gemeinsame volkskundliche Wanderungen. 1926
heiratete sie den Geologen und Bauingenieur Gustav Hiesleitner.
„Emmy Hiesleitner-Singer war nicht Mitarbeiterin des Volkskundemuseums,
wurde aber von Viktor von Geramb zu Rate gezogen.“, erklärt
Dr. Jutta Trafoier vom Steirischen Volkskundemuseum,
die die Ausstellung kuratiert hat. Fünfzig der insgesamt neunzig
Bilder, die sich aus Ankäufen und aus Schenkungen im Bestand
des Volkskundemuseums befinden, sind nach Regionen, d. h. Hauslandschaften,
geordnet und kommen auf den lachsorangefarbenen Wänden gut
zur Geltung – die Darstellung der Details an den Bauernhäusern
ebenso wie die Lebendigkeit der Bäume in mehreren Lithographien.
Am Beginn der Wanderung durch die steirischen Hauslandschaften
steht die nordwestliche Steiermark, sie führt das Ennstal entlang
über die Tauern, der oberen Mur entlang ins westliche Mürztal,
in die Waldheimat und die Nordoststeiermark, nach Graz und Umgebung,
dann in die Süd- und schließlich in die Weststeiermark.
Kulturwissenschaftlich und hauskundlich erörtert wird die steirische
Hauslandschaft von Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Viktor Herbert
Pöttler, dem ehemaligen Direktor des Österreichischen
Freilichtmuseums Stübing, im Buch „Emmy Hiesleitner-Singer,
Bilder aus vergangener Zeit – Gehöfte, Orte, Landschaften“,
erschienen im Verlag für Sammler. Die Herausgeber Dr. Peter
Strnad und Dr. Ernst Lasnik präsentieren
darin mehr als 230 Bilder der Künstlerin. „Buch und Ausstellung
bilden eine schöne Synergie“, betonte Dr. Roswitha
Orac-Stipperger, Leiterin des Volkskundemuseums, bei der
zahlreich besuchten festlichen Ausstellungseröffnung mit Buchpräsentation.
Zu den Ehrengästen zählten Gustav Hiesleitner,
der Sohn der Künstlerin, und Viktor von Gerambs Tochter Friedl
Herzog.
– Doris Schmid –
Steirisches Volkskundemuseum, Paulustorgasse 11-13a,
8010 Graz, Tel. (0316) 8017-9899 | www.museum-joanneum.at
Ausstellungsdauer bis 16. 5. 2005
In der Neuen Galerie wird ergänzend von 9. April bis 8. Mai
eine Ausstellung zu Emmy Hiesleitner-Singer zu sehen sein.
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Alphorn und Hirtenhorn
in Europa |
Die heurige Sonderausstellung „Alphorn und Hirtenhorn in Europa“
im Landschaftsmuseum im Schloss Trautenfels räumt
mit dem weit verbreiteten Vorurteil auf, das Alphorn sei eine Schweizer
Erfindung.
Überall auf der Welt, wo es Hirten gegeben hat oder immer
noch gibt, gab es auch Gebrauchsinstrumente, um das Vieh anzulocken
und zu lenken. Diese zum Teil kuriosen Instrumente haben Hirten
jedoch nicht nur der Verständigung mit Tieren, sondern auch
mit ihren Kollegen gedient. Mit den verschiedenen Hörnern wurden
oft lebenswichtige Signale gegeben, wurde gewarnt und gerufen oder
auch musiziert. Verschwindet der Berufsstand der Hirten aus einer
Kultur, so geraten auch diese Instrumente in Vergessenheit. Hornähnliche
Instrumente sind weit über den alpinen Raum hinaus in vielen
Kulturen verbreitet.
Die Ausstellung im Landschaftsmuseum Schloss Trautenfels veranschaulicht
die historische Entwicklung der Naturhörner von den Urformen
bis zur heutigen Perfektionierung als Musikinstrumente.
Alles zu erfahren und teilweise auszuprobieren auf Schloss Trautenfels.
Aufgrund des großen Erfolges wurde die vorjährige Ausstellung
„Auf der Alm ...“ verlängert. Die Suche nach der
„schönen Sennerin“ oder eher nach ihrem Klischee
darf fortgesetzt werden!
Landschaftsmuseum im Schloss Trautenfels, 8951 Trautenfels 1,
Öffnungszeiten: 19.03. – 31.10.2005 täglich 9.00-17.00
Uhr.
Informationen zur Ausstellung unter Tel. 03682-22233 und www.museum-trautenfels.at
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Museumspavillon Flavia Solva |
Flavia Solva, die einzige Römerstadt in der
heutigen Steiermark, gehört zu den wichtigsten archäologischen
Plätzen in Österreich. Der voriges Jahr für die Landesausstellung
„Die Römer in der Steiermark“ errichtete Museumspavillon
Flavia Solva ist nach einem sehr erfolgreichen ersten Jahr nun wieder
geöffnet.
Museumspavillon Flavia Solva, Marburgerstraße 11, 8435 Wagna.
Informationen unter www.museum-joanneum.at
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Mexiko in Leoben: Die
Montanstadt zeigt die „bedeutendste archäologische Ausstellung
2005 in Österreich“ Zum achten Mal
seit 1997 präsentiert die Kunsthalle Leoben eine hochkarätige
ethnologische Ausstellung – diesmal über präkolumbische
Kunst Mexikos. |
Mehr als 300 ausgewählte Objekte aus drei Jahrtausenden, zur
Verfügung gestellt von 40 Museen Mexikos, sind bis 18. September
2005 in Leoben zu sehen; die Ausstellung konnte in Barcelona und
Brüssel bereits jeweils mehr als 200.000 BesucherInnen anziehen.
Enrique Ortiz Lanz vom Nationalen Institut für
Anthropologie und Geschichte Mexikos: „Die Exponate wurden
entgegen der üblichen chronologischen Kategorisierungen nach
ihrer ästhetischen Bedeutung ausgewählt; es handelt sich
um die kostbarsten Objekte, die von den verschiedenen mesoamerikanischen
Kulturen – den Olmeken, Huaxteken, Zapoteken, Mixteken, Maya,
Tolteken oder Azteken auf uns gekommen sind.“
Der thematische Schwerpunkt liegt auf der Beziehung zwischen Mensch
und Kosmos und den damit verbundenen Ritualen und Kulten, deren
Strenge und Grausamkeit, wie sich etwa in den Blutopfern an den
Sonnengott äußerte, in Europa nach wie vor Schaudern
erregt (übrigens im Gegensatz zur Ausrottung ganzer Völkerschaften
durch die Eroberer Amerikas, die langsam aus dem kollektiven Gedächtnis
zu schwinden scheint).
Fruchtbarkeitsrituale, kosmische Rituale, rituelle Spiele,
Bestattungsrituale:
Das strenge Korsett aus Ideologie und Glauben spiegelt sich in den
Stein- und Tonskulpturen, Reliefs, Masken und Gefäßen
sowie Objekten aus Gold, Jade und Serpentin von seltener Schönheit
wider, die zum großen Teil als Kult- und Zeremonialgegenstände
dienten.
Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen
Museums Wien, betont, dass bis jetzt keine Ausstellung zum Thema
Mittelamerika in Österreich zu sehen gewesen sei, die „Mensch
und Kosmos“ gleichzusetzen sei: „Leoben ist zum österreichischen
Zentrum für jene ethnologischen Ausstellungen geworden, die
aus verschiedenen Gründen in Wien nicht gezeigt werden können.
Das ist jedenfalls die bedeutendste archäologische Ausstellung
2005 in Österreich.“
Bürgermeister Matthias Konrad erhofft sich
daher zumindest 100.000 BesucherInnen; die Stadtgemeinde haftet
für insgesamt 1,4 Mio Euro, davon soll die Hälfte über
Sponsoren und Eintrittsgelder wieder hereinkommen; die Umwegrentabilität
für die Region betrage das Drei- bis Vierfache der Kosten.
„Montezumas Federkrone“: Kein Hindernis für
die Ausstellung
Das Zustandekommen der Schau sei in keiner Phase durch den Fall
der in Wien aufbewahrten „Federkrone Montezumas“ gefährdet
gewesen, auf die Mexiko zumindest inoffiziell Anspruch erhebt, betont
Seipel gegenüber KORSO: „Es gibt kein Schriftstück,
in dem Österreich zur Rückgabe aufgefordert wird.“
Allerdings, gibt Seipel zu, werde der Fall bei diversen Kontakten
von mexikanischer Seite „schon hin und wieder angesprochen“.
Dennoch soll die Federkrone ab 2007 wieder im Museum für Völkerkunde
nach dessen Umbau zur Schau gestellt werden.
„Mensch und Kosmos“. Präkolumbische Kunst
aus Mexiko
Kunsthalle Leoben, Kirchgasse 6, A-8700 Leoben | 19.03.–18.09.2005,
täglich von 09:00 bis 18:00 Uhr geöffnet
Ausstellungsführungen:
Einzelbesucher: täglich um 11:00 und 15:00 Uhr
Gruppen: täglich zwischen 09:00 und 17:00 Uhr, ohne Aufpreis
gegen Voranmeldung
Tel. 03842-4062-408 | Fax: – 410 | kunsthalle@leoben.at
Informationen zur Ausstellung erhalten Sie unter Tel. 03842-4062-408
(täglich ab 09:00 Uhr) oder unter der Leoben-Info zum Ortstarif
0810-008700
und im Internet unter www.leoben.at
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Das weltweit grösste
grafische Konvolut bei tazl.
Neutorgasse 47 / 8010 Graz / 0316 82 00 46 |
Memoire de la Liberté stellt das weltweit
grösste grafische Konvolut dar. Im Jahr 1990 wurden die zu
dieser Zeit international wichtigsten 53 KünstlerInnen eingeladen,
um zum Thema “Freiheit“ Arbeiten zu erstellen. Der Träger
dieses Projekts war die UNO. Die ausgewählten KünstlerInnen
bekamen je einen Menschenrechtsartikel als Vorgabe für deren
künstlerische Auseinandersetzung. Die erste Präsentation
fand im CENTRE POMPIDOU statt. Motiv des Plakats bzw. Ausstellungskatalogs
war die Arbeit von Bram Bogart.
tazl. präsentiert Werke von Joseph Beuys,
Bram Bogart, Cesar, Sandro Chia, Christo & Jeanne Claude, Corneille,
Erro, Arman Fernandez, Sam Francis, David Hockney, Ellsworth Kelly,
Robert Indiana, Joseph Kosuth, Sol Lewitt, Roy Lichtenstein, Jean
Miotte, Robert Motherwell, Itsvan Nadler, Mimmo Paladino, Robert
Rauschenberg, Mimmo Rotella, Jesus Rafael Soto, Antoni Tapies, Ben
Vautier, Tom Wesselmann ...
Die Ausstellung ist im Rahmen von „aktuelle Kunst
in Graz“ noch bis 17. 4. 2005 zu
besichtigen.
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Canetti 05 – „Der Atem
meines Lebens ist das Wort“ |
Anlässlich seines hundertsten Geburtstages werden nach Idee
und in der Koordination von Literaturhauschef Gerhard Melzer
die vielfältigen Bezugspunkte des Literaturnobelpreisträgers
und ersten Franz-Nabl-Preisträgers Elias Canetti
in einer Zusammenarbeit von Literaturhaus, Strauhof Zürich,
Schauspielhaus Graz, dem Österreichischen Skulpturenpark, der
Neuen Galerie Graz und dem Theater im Keller Graz im Schwerpunkt
Canetti 05 beleuchtet. Als die Canetti-Rezeption
in den 60er-Jahren einsetzte, spielte Graz eine bedeutende Vorreiterrolle
indem der Leiter der Literaturabteilung im ORF-Steiermark und Literaturreferent
im Forum Stadtpark, Alfred Holzinger, Canettis
Werk nachhaltig förderte. Eckpunkte in Canettis Grazbezug sind
Lesungen und Diskussionsteilnahmen in den Jahren 1965 bis 1969,
die österreichischen Erstaufführungen der Hochzeit und
der Komödie der Eitelkeit 1969 und 1972, die erstmalige Verleihung
des Franz-Nabl-Preises 1975 und schließlich eine Ringvorlesung
zum Werk Canettis an der Universität Graz und die Verleihung
des Ehrendoktorates im Jahr 1985.
In Erarbeitung und Inszenierung von Friederike Heller
zeigt also das Schauspielhaus eine dramatisierte Fassung des 1935
erschienen Romans Die Blendung, gestützt auf die prämierte
Hörspielfassung von Helmut Peschina. Die Kritik
allerdings steht dieser Dramatisierung des epischen Großwerkes
um das Dilemma des Sinologen Kien und vor allem der Übertragung
des für die Anlage des Romans charakteristischen inneren Monologs
zumindest ambivalent gegenüber: Hätte Canetti ein Theaterstück
gewollt, hätte er Die Blendung als solches verfasst und es
erscheint wenig einleuchtend, die Intentionen eines Autors wie Canetti
in das Experiment einer Bühnenfassung münden zu lassen.
Anders die Situation mit Veza Canettis Stück
Der Oger, einer Geschichte um den Aufstieg eines jungen Kapitalisten
zum einflussreichen Vorzeigemanager in Wien nach dem Zusammenbruch
der Monarchie zum politisch einflussreichen Gesellschaftslöwen,
der einer Stadtsociety als Wohltäter und „Eventveranstalter“
der Extraklasse gilt. Veza Canettis Drama zeigt, wie zerstörerisch
die freie Wirtschaft auf das Individuum wirken kann und dass wirtschaftliches
Wachstum zumeist auf dem Rücken der Schwachen gedeiht. Das
Theater im Keller inszeniert Der Oger in Regie und Bühnenbild
von Alfred Haidacher mit angstrebter Premiere am
1. Juli. Mehr als nur der sprichwörtliche Wermuthstropfen spielt
aber eine Rolle beim Zustandekommen des Projekts, kann doch das
TiK, nach leidvoller Evaluierung im Vorjahr, die Produktion aus
eigenen Mitteln nicht finanzieren. Das Kulturamt der Stadt Graz
hat zwar eine projektbezogene Unterstützung in Aussicht gestellt,
sollte eine bestimmte Mindestsumme aber nicht aufgestellt werden
können, muss Der Oger vom Programm gestrichen werden.
Der Regisseur Robert Neumüller dreht unter
dem Titel Elias Canetti - Ich bin ein spanischer Dichter in deutscher
Sprache eine Filmdokumentation an den Schauplätzen Wien und
Graz, wobei vor allem Canettis Beziehung zu Österreich im Vordergrund
steht. Ausstrahlungstermine in ORF und 3sat sind noch nicht fixiert.
Mit Eröffnung am 16. Juni im Literaturhaus - verbunden mit
einer Lesung von Michael Krüger - erarbeiten
die Kuratoren Sven Hanuschek, Zürich, und
Kurt Bartsch, Graz, die Ausstellung Elias Canetti
1905 - 1994. Basierend auf dem Zürcher Nachlass dokumentiert
ein Teil der Ausstellung die Verbindungen Canettis zu Graz.
1933 haben sich Elias Canetti und der Bildhauer Fritz
Wotruba in Wien kennengelernt. 1955 verfasste Canetti einen
Text über Wotruba, der in englischer und deutscher Ausgabe
im Verlag der Brüder Rosenbaum in Wien erschien. Im Skulpturenpark
Unterpremstätten werden die von Canetti in diesem Rahmen besprochenen
Skulpturen zu sehen sein und ergänzend dazu zeigt die Neue
Galerie Wotrubas „Große liegende Figur“ aus den
Jahren 1951 bis 53. Grafische Arbeiten aus den Beständen werden
in der Galerie im Hof gezeigt, eröffnet wird am 17. Juni.
Eine Hommage à Canetti folgt am 23. und 24. Juni im Literaturhaus.
Autoren mit einem Nahbezug zu Canetti wie Heiner Goebbels,
Klaus Hoffer, Anna Mitgutsch, Paul Nizon, Robert Schindel, Franz
Schuh u. a. lesen aus aktuellen Essays.
Programminformation unter www.literaturhaus-graz.at
– wm –
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Rosenapfel, Krummstiel
und Schafnase |
Eine eigene Wissenschaft beschäftigt sich mit den Obstsorten,
die Pomologie – benannt nach Pomona, der römischen Göttin
der Baumfrüchte. Die heurige Sonderausstellung in Schloss
Stainz zeigt experimentelle und teils kuriose Forschungsergebnisse
rund um alte, heimische Obstsorten.
Äpfel werden in Europa seit über 2000 Jahren kultiviert.
Ihren großen Aufschwung erlebte die Apfelkultur in Mitteleuropa
aber erst im 19. Jahrhundert. Das Pflanzen von Apfelbäumen
wurde damals sehr gefördert, wirtschaftliche Bedeutung erlangte
auch das bisher wenig angebaute Tafelobst. Dementsprechend intensiv
waren auch die Bemühungen der Züchter, sie brachten in
kurzer Zeit über 1300 Apfelsorten hervor. Diese enorme Vielfalt
ist in den letzten Jahrzehnten wegen der Konzentration auf nur wenige
Standardsorten stark zurückgegangen; heute erleben die alten
Apfelsorten aber wieder eine Renaissance.
Das Motto der Ausstellung: Vom Baum über die Frucht
zum Genuss!
In der Pomologie wird jede Apfelsorte durch zahlreiche Bewertungskriterien
charakterisiert: Gestalt, Farbe und Geschmack der Früchte,
Form des Kerngehäuses, die Wuchsform der Bäume, aber auch
das Aussehen der Blätter und Blüten. Labortechnisch zu
untersuchende Merkmale wie Gehalt an Säure und Inhaltsstoffen
erlauben heute eine weitere Sortendifferenzierung. Ein Team von
WissenschafterInnen am Institut für Pflanzenwissenschaften
der Universität Graz hat sich in den letzten Jahren intensiv
mit alten Apfelsorten in der Steiermark beschäftigt und sich
einen Überblick über die derzeit noch vorhandenen Sorten
gemacht. Ausgehend von diesen Forschungsergebnissen zeigt die Sonderausstellung
„Rosenapfel, Krummstiel und Schafnase“ Neues, Experimentelles,
aber auch Kurioses rund um alte, heimische Apfelsorten. Neben dem
Reichtum an Apfelsorten erklären Experimente auch, warum Äpfel
braun werden oder sie süß oder sauer schmecken. Einmalig
und kurios: ein „Apfelradio“, das mit der Energie eines
Apfels angetrieben wird.
Landwirtschaftliche Sammlung im Schloss Stainz, Öffnungszeiten:
Bis 31. 10. 2005 täglich 9.00 bis 17.00 Uhr.
Information Ausstellung unterTel. 03463-2772-0 oder www.museum-joanneum.at
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Verlosung des Meeres –
Allan Sekulas Recherchen zur Globalisierung Der
englische Begriff wake kann im jeweiligen Kontext als Kielwasser oder
als Totenwache übersetzt werden. Eine formale Nähe zu James
Joyce’ experimentellem Roman Finnegan’s wake (1939) und
seiner auf Traumfragmenten basierenden Struktur mit tendenzieller
Annäherung an archetypische Motive darf angesichts der Ausstellung
TITANIC’s wake in der CAMERA AUSTRIA vermutet werden, wo Allan
Sekula Fotografien, Videos, analytische und weiterführende Texte
als Kompendium mit dokumentarischem Charakter versammelt hat. |
Sekulas Recherche handelt im weitesten Sinn von hypertrophischer
Ausbeutung grundlegender Ressourcen infolge der Globalisierung und
entwickelt sich in Titanic’s wake zu einer Reise während
der letzten zwei Jahre des 20. Jahrhunderts mit Ausgangsort Seattle
über Fischmärkte in Tokyo bis ins französische Saché,
wo Alexander Calder, der „Erfinder“ der Mobiles sein
Atelier hatte und Honoré de Balzac seine Romane im aufkommenden
Kapitalismus schrieb.
Allan Sekula gilt spätestens seit seiner Teilnahme an der
Dokumenta XI als einer der Künstler, die sich kritisch mit
ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Veränderungen
durch globalisierte Wirtschaft und Politik auseinandersetzen. Die
Zusammenarbeit zwischen Camera Austria und Sekula geht auf Ausstellung
und Publikation seiner Arbeit Sketch for Geography Lesson im Jahr
1987 zurück. 1996 wurde mit ihm ein Symposion zur Fotografie
über das Thema Fotografie zwischen Diskurs und Dokument konzipiert.
Sekula erhielt im Jahr 2002 den Camera Austria-Preis der Stadt Graz
für zeitgenössische Fotografie. In der Präsentation
der aktuellen Ausstellung nannte Sekula als seinen wichtigsten Lehrer
John Baldessari, der zurzeit im Kunsthaus mit Arbeiten von 1984
bis 2004 präsent ist und wie dieser unterrichtet auch Sekula
am California Institute of the Arts.
Porträt von Kaela Economou
durch die Seattler Polizei verprügelt, 2. Dezember 1999
„Wäre TITANIC‘s wake ein historischer Roman“,
sagt Allan Sekula, „würden Bill Gates, James Cameron,
Frank Gehry, Herman Melville, Alexander Calder, Winslow Homer und
Honoré de Balzac allesamt Figuren darin sein. Das gilt auch
für eine Reihe weniger bekannter Personen (...). Diese Prämisse
klingt zugleich grandios und unmöglich: Ich mag zwar ein Schriftsteller
sein, aber ich bin kein Romanschriftsteller, und ich verspüre
auch keine besondere Lust oder Begabung zu fiktionaler Darstellung.
Vielleicht aber kann mein Bekenntnis zu dieser Romanfantasie dem
Betrachter einen Schlüssel in die Hand geben.“
Eine Reise zur See, entlang von Schifffahrtswegen und Wasserstraßen,
objektiviert im Blick der Foto- und Filmkamera wie etwa im Video
The Lottery of the Sea um die jüngste Ölkatastrophe an
der spanischen Küste und metaphorisch immer im Kielwasser einer
sich fortsetzenden Gigantomanie um die historische Titanic: 1997
fotografierte Allan Sekula im Zuge des Projekts Dead Letter Office
am Filmset für Titanic. Um von den niedrigen mexikanischen
Löhnen zu profitieren, baute Twentieth Century Fox in nächster
Nähe des aus Baracken bestehenden Fischerdorfes Popotla an
der Küste von Baja California, 40 Meilen südlich der US-Grenze
das größte Süßwasser- Filmbecken der Welt,
darin das 1:1 Teilmodell der Titanic. Popotla war durch einen Wall
und Wachtürme vom Set abgeschlossen. Der Abfluss des Süßwasserbeckens
senkte den Salzgehalt der umgebenden Gezeitenbecken und zerstörte
damit die Existenzgrundlage der vom Muschelsammeln lebenden Dorfbewohner.
Neben Texten wie einer „Neubetrachtung zum Handel mit Fotografien“,
gerichtet an Bill Gates, „Waiting for Tear Gas“ und
anderen ist jene leidige Episode aus der Traumfabrik Hollywood im
zum Projekt erschienenen Katalog Allan Sekula: (Camera Austria 2003,
ISBN 3-900508-45-3) nachzulesen, der hiermit empfohlen sei.
Allan Sekula: TITANIC’s wake ist
bis zum 22. Mai in der Camera Austria, Lendkai 1, 8020 Graz zu sehen.
Informationen unter www.camera-austria.at
Die neue Ausgabe der Camera Austria, Nr. 89, mit Beiträgen
von und über Piotr Uklanski, Daniel Baumann, Ingeborg Strobl,
Wolfgang Kos, Robert Adams, Thomas Weski, Peter Piller, Manisha
Jothady, Seiichi Furuya, Herta Wolf und Tom Holbert ist erschienen.
104 Seiten, 106 Farb- und 41 SW-Abbildungen, ISBN 3-900508-55-0
– Wenzel Mracek –
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Labyrinthe und Irrgärten |
Das wohl bekannteste und vielleicht ursprüngliche Labyrinth
soll der mythologische Ingenieur und Bildhauer Dädalus für
den Minotaurus auf Kreta konstruiert haben. Nach ihm ist auch ein
Figurenstil der frühen griechischen Skulptur benannt. Dädalus
entwickelte angeblich auch frühe Fluggeräte, die seinem
Sohn bekanntermaßen zum Verhängnis werden sollten. Der
jüngere Sagenheld Theseus verlief sich noch in jenem Labyrinth,
nachdem er den Minotaurus zur Strecke gebracht hatte aber Ariadne,
erste Pfadfinderin und immer einen Faden parat, verstand es, einen
Ausweg zu finden.
Das Faszinosum der Labyrinthe zieht sich über mittelalterliche
Fußbodengestaltungen– die bekanntesten in den Kathedralen
von Chartres, Amiens und Reims – bis in die Neuzeit und ist
aktuell das Thema der Jahresausstellung der Berufsvereinigung der
bildenden Künstler Steiermark mit „SUCHE “; dem
soziokulturellem Projekt von Sonja Redl und im Grazer Künstlerhaus.
57 Arbeiten von 29 KünstlerInnen stehen für individuelle
Zugänge, darunter die abgebildeten Arbeiten von Franz Wieser
und Renate Krammer.
Franz Wieser: Wege ins Innere > <
Renate Krammer: o. T.
Textile Strukturen auf Acrylglas suggerieren in Krammers Arbeiten
Raumtiefe, die in Überlagerungen von Grafitzeichnungen auf
Transparentpapier variiert werden. Zu sehen ist die Ausstellung
Labyrinth im Künstlerhaus Graz noch bis zum 12. April.
– wm –
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„Comedy kann Kabarett nicht
killen!“ Mit seinem neuen Programm
„Lechts und rinks“ feiert der Grazer Kabarettist Jörg-Martin
Willnauer wieder einen außergewöhnlichen Erfolg –
und das trotz seiner großen Distanz zur alles überflutenden
Comedy-Woge.
< Der Linkshänder Jörg-Martin
Willnauer kurz vor seiner Umschulung |
De Luca, Düringer und Co – ist das alles eigentlich
noch Kabarett? Ganz zu schweigen von den hechelnden No-Names beiderlei
Geschlechts, die Radio- und Fernsehprogramme mit gestammelten
Blödeleien unsicher machen?
Ich habe wenig Lust, den Begriff „Kabarett“ neu zu
definieren. Kabarett war und ist eine Mischform aus Literatur, Theater
und Musik und das trifft auch auf Düringer und de Luca zu.
Und natürlich auch auf das, was im deutschen TV unter „Comedy“
firmiert. Unabhängig davon gibt’s auch Leute, die meiner
Art von Unterhaltung das Kabarettistische absprechen. – Mittelfristig
werden sich Kabarett und Comedy wohl trennen und als verwandte,
aber eigene Gattungen weiterleben.
Wer macht in Österreich nach dem Abgang Werner Schneyders
eigentlich noch politisches Kabarett?
Ich unterscheide zwischen politischem und tagespolitischem Kabarett.
Die Nachrichten des Tages zu kommentieren und mahnend den Zeigefinger
zu erheben, hat ja mit Politik nichts zu tun. Ein Kabarettist, der
am Tropf der großen Medien hängt und wiederkäut,
was die Medien gerade als „aktuell“ definieren, ist
ja nur eine Marionette. Diese Art von Kabarett ist fast tot. Es
gibt aber auch Kollegen, die tiefer schürfen und Zusammenhänge
herstellen und Machtstrukturen erkennbar machen. Zwei Kollegen,
die böse, amüsant und witzig sind, sind Thomas Maurer
und Florian Scheuba.
Hat sich die ureigentliche Aufgabe des Kabaretts –
in einem zumindest formal geschützten Raum Kritik an den
Herrschenden üben zu können – eigentlich überlebt?
Hat das Kabarett nicht nur seine aufklärende Wirkung verloren,
sondern auch seine aufklärende Wirkungsabsicht?
Kabarettisten können keine Skandale aufdecken. Dazu fehlen
uns Informanten und Recherche-Möglichkeiten. Gerhard Bronner,
der in den 50er Jahren mit seinem Chanson „Der Papa wird’s
schon richten“ einen Minister zum Rücktritt brachte,
ist und bleibt wohl eine große Ausnahme! „Aufklärungskabarett“
– welch schrecklich Wort! – gerät leicht zur moralinsauren
Predigt. Die eigentliche Aufgabe des Kabaretts ist und bleibt die
Unterhaltung. Wenn die Zuschauer darüber hinaus auch noch ein
bisserl nachdenken, ist das ein Kollateral-Nutzen.
Wie steht’s da um dein eigenes Programm?
Ich versuche das auf die Bühne zu bringen, was mir am Herzen
liegt – das ist manchmal politisch, selten tagespolitisch.
Ein Tischler versucht einen Tisch machen, der nicht wackelt und
ich versuche ein Programm machen, das nicht wackelt. Ob meinen Zuschauern
zum Vergnügen auch noch Erkenntnis wächst, kann ich nicht
beurteilen.
Dein aktuelles Programm ist dezidiert sozialkritisch, dein
Publikum ist aber zu einem großen Teil bildungsbürgerlich
angehaucht ...
Jaja, der versprengte Rest des Bildungsbürgertums geht halt
gern ins Kabarett und trinkt dazu ein feines Weinderl. Kabarett
ist ja auch eine sehr kulinarische Form von Kultur, aber natürlich
trotzdem ein Minderheitenprogramm.
In München hab ich mal zufällig aufgeschnappt, wie ein
Zuschauer meine Vorstellung kommentiert hat: „Das ist ja ein
ganz bürgerliches Programm! Der Typ kann ja Klavier spielen!“
– Der war ein bisserl enttäuscht, weil er sich ein Revolutionskabarett
erwartet hatte. Soziologisch ausgedrückt: Die Zusammensetzung
des Publikums korreliert auf vielfältige Weise mit der Person
auf der Bühne und deren Wertungen.
Noch mal zum politischen Kabarett: Warum ist etwa der größte
unfreiwillige Kabarettist der österreichischen Innenpolitik,
Finanzminister Grasser, zwar Gegenstand des Villacher Faschings,
aber nicht des gehobenen Kabaretts?
Weil man gegen Windmühlen anrennt und weil mir mein Programm
zu schade ist für solche Figuren. Außerdem parodiert
sich dieser Mensch von selbst. Ich versuche Geschichten zu erzählen,
die mich und hoffentlich auch mein Publikum betreffen. Und diese
Art von Dialog zwischen Publikum und Akteur, ob sie nun tagespolitisch,
gesellschaftskritisch oder nur unterhaltend ist, die wird es noch
lange geben, das kann auch der Comedy-Tsunami nicht killen.
Mit Jörg-Martin Willnauer sprach Christian Stenner
Weitere Informationen über Jörg-Martin Willnauer und
die wunderbare Welt der Kleinkunst: www.willnauer.at
Dienstag, 19.04.: Im Rahmen einer Benefizveranstaltung
für Flüchtlingskinder um 20.30 Uhr im Festsaal der Heilandskirche
auf dem Kaiser-Josef-Platz in Graz geben Jörg-Martin
Willnauer, Josef Hader u. a. Kostproben aus ihren Programmen.
Am Donnerstag, 21. 04. um 19.30 Uhr: Willnauer
spielt Kreisler und Willnauer im ORF Funkhaus
Graz und von Mittwoch, 1. Juni, bis Freitag, 4. Juni
gibt Jörg-Martin (richtig, der) Willnauer in einer Verlängerungswoche
sein neues Programm LECHTS & RINKS ab jeweils 20.00 Uhr im Grazer
Theatercafé in der Mandellstraße.
Informationen unter www.willnauer.at
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„Wagenrennen im
Kolosseum sind wie Hubschrauberflüge im Wohnzimmer“ Mag.
Ben Hur und Messala sind Freunde von Kindheit an. Die Freundschaft
allerdings wird nicht unwesentlich getrübt, nachdem Messala als
von Rom gesandter Stadthalter nach Judäa zurückgekehrt ist
und Mag. Ben Hur in den Verdacht gerät, Anführer einer zelotischen
Verschwörung gegen die römischen Besatzer zu sein und auch
gleich für einen Mordanschlag auf seinen besten Ex-Freund verantwortlich
gemacht wird. |
Das Sanktions-Procedere nach Lewis Wallace’ Historienschinken
aus dem Jahr 1880 - erst stumm, dann 1959 nochmals in der bekannten
Fassung mit dem Präsidenten der American Rifle Association,
Charlton Heston, in der Hauptrolle verfilmt – lautet: Galeere,
weitgereister Kaufmann und Einsatz im Circus Maximus zu Rom als
gefürchteter Wagenlenker, wo der beste Ex-Freund Messala schließlich
vom Einserwagen des dazumals schnellsten Rennstalls und dessen Quadriga
vor 150 000 begeisterten Zuschauern (entnimmt man Hans Koepfs Bildwörterbuch
der Architektur) bzw. vor nur 60 000 (nach Brockhaus in Text und
Bild Edition 02) unter die Vorläufer der heutigen Pneus genommen
wird. Auf kleine historische Ungenauigkeiten wird in dieser rasanten
Inszenierung von Georg Staudacher im Next
Liberty wie schon in der Filmvorlage keine Rücksicht
genommen, erinnert die Galeerenepisode doch ziemlich an das „Vordringen
in die unendlichen Weiten des Weltraums“ auf dem Raumschiff
Enterprise. Außerdem wurden die Rennen im Circus und nicht
im Kolosseum – wie im Titelzitat – gefahren, das Kolosseum
war noch nicht gebaut. Sei’s d’rum - Christian
Himmelbauer, Gottfried Neuner, Martin Beck und Günther Treptow
geben alles, nämlich die Protagonisten, tausende von Statisten,
Seeschlacht und das finale Wagenrennen. Kleine Anleihen erlauben
es eine entschärfte Erinnerung an eine schon in die Literaturgeschichte
eingegangene Publikumsbeschimpfung einfließen zu lassen, auf
welche das zu rebellierenden Zeloten umfunktionierte Publikum einhellig
skandiert: „Wir sind nicht so blöd wie wir aussehen!“
– Eine vielleicht etwas unglückliche Reaktion des von
der Regie gedungenen Auditoriums, die aber der Ironie des dramatischen
Fortgangs nur zuträglich ist. Schließlich kommt es auch
noch zu einem Wiederhören der aus Funk und Fernsehen bekannten
Stimme eines Rennsportkommentators und Szene-Insiders, der auch
hier nicht mit skurrilen Detailinformationen geizt, wenn er wie
beiläufig anmerkt, dass er noch am Vorabend mit dem Vater eines
Wagenlenkers zu Abend gegessen habe. Wie zu erwarten war, spielt
auch die Reifenfrage keine unwesentliche Rolle, ebenso ein eigenwillig
interpretierter Engel und ein Schaf.
Next Liberty empfiehlt dieses ultimative Monumentalepos für
ein Publikum ab zwölf Jahren; eine inhaltliche Vorbereitung
auf Ben Hur sei hier aber angeraten. Weitere Vorstellungen sind
für 12., 19. April und 03., 08. und 10. Juni, jeweils um 19.30
Uhr angesetzt.
Informationen und Karten unter www.theater-graz.com
– Wenzel Mracek –
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Neues im Landeszeughaus
Graz |
Das Landeszeughaus Graz gehört nicht nur zu den interessantesten
und bedeutendsten Geschichtsdenkmälern von Graz, sondern stellt
auch eine historische Besonderheit dar, die ihresgleichen sucht.
Obwohl 1892 in das Landesmuseum Joanneum eingegliedert, wurde nie
der Versuch unternommen, dieses einzigartige Denkmal zu musealisieren.
Seit 21. März 2005 öffnet das Landeszeughaus Graz in
Kooperation mit Graz Tourismus an sieben Tagen in der Woche seine
Pforten:
Die neuen Öffnungszeiten: 21.03. – 31.10.2005: Mo –
So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr | 01.11.05 – Ende
März 2006: Di – So 10 – 15 Uhr
Kinder erleben das Zeughaus – am Sonntag!
Die 32.000 historischen Waffen und Geräte stellen auch für
kleine BesucherInnen eine große Faszination dar. Ab 1. April
2005 wird jeden Sonntag eine Fixführung für Kinder angeboten.
Der „lange Donnerstag“ ist jeden Monat einem anderen
Schwerpunkt gewidmet. Im Rahmen von Spezialführungen wird das
Publikum in folgende spannende Zeughaus-Themen eingeweiht:
im April: „Pulver und Blei“
im Mai: „Türkenangst und Türkenmode“
im Juni: „Wiederaufleben des Rittertums in der Romantik“
Informationen unter www.museum-joanneum.at
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Kunst am Grazer Flughafen |
Die am 22. März in Betrieb gegangene neue Abflughalle des Flughafens
Graz-Thalerhof ist für sich genommen ein architektonisches
Highlight – die Interpretation einer lichtdurchfluteten „Tragfläche“,
welche „die Funktion des Grazer Flughafens als ,Tor zur weiten
Welt‘ in optimaler Art und Weise unterstreicht“, wie
Vorstandsdirektor DI Wolfgang Malik von den Grazer
Stadtwerken meint, die eben Eigentümer des Flughafens wurden.
Nötig wurde der Ausbau, der vom Deutschlandsberger Architekturbüro
Pittino & Ortner geplant wurde, u.a. wegen
der Notwendigkeit der räumlichen Trennung von Schengen- und
Nicht-Schengen-Abbfluggästen – und wegen des erhöhten
Passagieraufkommens, das „die Position des Flughafens als
wichtigste Infrastrukturdrehscheibe von Südostösterreich
im Kreuzungspunkt von bedeutenden Autobahnen und Eisenbahnlinien
noch verstärkt“ (Stadtwerke-Vorstandsdirektor Dr. Wolfgang
Messner).
Die in der neuen Galerie am Flughafen Graz
ausgestellten Werke sind auch aus dem Check-in-Bereich der neuen
Abflughalle zu sehen
Erste Vernissage im neuen Abflugterminal
Die moderne Ästhetik des Terminals eignet sich auch ideal als
Rahmen für die Darbietung bildender Kunst: Die neue Galerie
des Flughafen Graz liegt – bequem über Lift oder Treppe
erreichbar – zentral im ersten Stock der neuen Abflughalle
und ist vom gesamten Check-in-Bereich einsehbar. Dort werden ab
nun Werke verschiedener Künstler im Zwei-Monats-Rhythmus ausgestellt.
Den Anfang macht dabei Waltraud Mohoric, deren
Werke bis 14. Mai 2005 zu sehen sind.
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Theater im ganzen Theaterland |
Die Geschäftsführer Peter Faßhuber
und Wolfgang Seidl vom Theaterland
Steiermark, der Vernetzung etlicher Theaterinitiativen
in verschiedenen steirischen Regionen, zogen Bilanz über ihr
erstes Veranstaltungsjahr 2004 und stellten das Programm für
das Theaterjahr 2005 vor. Mit 137 Produktionen und 235 Vorstellungen
in 8 steirischen Regionen erreichte das Theaterland Steiermark im
Vorjahr ein Publikum von 19 000 ZuseherInnen. Ein Anliegen der freien
Theaterinitiativen, den Austausch in Europa zu forcieren, erfüllte
sich in der Übernahme von Produktionen aus 17 Ländern,
die durch Workshops und Symposien, Konzerte, Ausstellungen und DJ-Lines
ergänzt wurden. In diesem Sinn sind die Organisatoren bestrebt,
ein internationales Netzwerk freier Theater in Kooperation mit dem
Theaterland Steiermark auszubauen.
Mit einem Budget von 377.000 Euro aus der Landeskulturabteilung
und 200.000 Euro aus Bundesmitteln bestreitet das Theaterland auch
in diesem Jahr Organisation, Struktur und sämtliche Produktionen,
wobei zwei Drittel der Gesamtsumme in das Programm fließen,
das mit 16. April im Retzhof/Leibnitz beginnt: Interpretationssache
05 ist eine dramatische Entdeckungsreise in der an nur einem Abend
Texte junger DramtikerInnen von uniT angespielt,
inszeniert und interpretiert werden. Höhepunkt wird die Verleihung
des Retzhofer Literaturpreises 2005 sein.
Das Jugentheatertreffen Timeout from School findet
vom 25. bis 27. Mai in Deutschlandsberg in Kooperation mit dem Theaterzentrum
Deutschlandsberg und der Initiative Dramakids statt. Gruppen aus
ganz Österreich und dem Ausland werden teilnehmen.
Sommertraumhafen 05, das internationale Figuren- und Puppenthaterfestival,
wird heuer in einer Süd-Nord-Variante geführt, nämlich
von 3. bis 7. Juni in Wies und vom 9. bis 11. Juni in Mariazell.
Veranstalter sind die Kulturinitiative KÜRBIS Wies und der
Kulturverein K.O.M.M. in Mariazell.
In Gleisdorf gibt es von 22. bis 24. Juni ein Spielgruppentreffen
für Kinder von sechs bis zehn Jahren unter dem Titel Theatermosaik,
geleitet von der Europabühne Gleisdorf.
Internationale Produktionen im Miniatur- und Improvisationsformat,
Kurzstücke in kleiner Besetzung als ausgewählte Kostbarkeiten
verspricht das Festival MICRO&KLEINstKUNST in Straden, wo im
Ortskern das theaterlandHAUS als
Spielstätte aufgestellt sein wird – eine Kooperation
von straden aktiv und dem Österreichischen Kabarettarchiv.
Straßenraum und Dorfzentrum werden zum Freiluftschauplatz
von 31. Juli bis zum 21. August, wenn TTW 05 –gegenSTROM in
Weissenbach bei Haus einziehen.
Best off Styria, das Festival der freien Theater findet heuer
von 21. bis 24. September in Graz statt: Austragungsort ist neben
anderen vor allem der neu gewidmete Burghof. Die sechs besten steirischen
Produktionen spielen um den theaterlandpreis, der im Vorjahr an
das Theater im Bahnhof ging.
Zum Saisonende geben die Die Thalburger in Dechantskirchen und
Thalberg / Schlag noch Volkstheater 2.5 von 5. bis 8. Oktober. Volkstheater
im besten Sinn ist Theater, das mit seiner Umwelt kommuniziert,
wie man es seit den antiken Dramen über die Klassik bis in
die Gegenwart pflegt und wie es Autoren von Brecht bis Turrini und
Fo für das 20. Jahrhundert geprägt haben.
Detaillierte Informationen unter www.theaterland.at
– wm –
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Bookolino-Lesezimmer
für kleine Bücherwürmer Seit
dem Kulturhauptstadtjahr 2003 veranstaltet das Grazer Literaturhaus
regelmäßig im Herbst die Kinder- und Jugendbuchmesse „Bookolino“,
deren Markenzeichen das gleichnamige lustige Maskottchen im Harlekinskostüm
auf einem Skateboard ist.
< Lesefreude für Kinder im Bookolino-Lesezimmer |
Eröffnungsfest
Am 5. April wurde in den Räumlichkeiten des Literaturhauses
das bookolino-Lesezimmer eröffnet, um für
Kinder aller Altersstufen einen ansprechenden Raum und eine ungezwungene
Atmosphäre zur Begegnung mit wertvoller und unterhaltsamer
Literatur zu schaffen. „Ursprünglich hatte ich ja den
Andersentag am 2. April (200. Geburtstag des dänischen Märchendichters)
für die Eröffnung ins Auge gefasst“, erzählt
Bookolino-Initiatorin Rike Winter, „aber
leider fiel dieser im heurigen Jahr auf einen Sonntag, sodass wir
schließlich auf den 5. April ausweichen mussten.“
Das mit gemütlichen Sofas und Kissen ausgestattetet Zimmer
bietet in seinen wohlbestückten Regalen Hunderte von ausgewählten
Kinder- und Jugendbüchern voller wunderbarer Geschichten. Hier
findet man reichlich Gelegenheit zum Lesen und Schmökern, toll
illustrierte Bildbände zum Anschauen und immer wieder auch
Vorleser zum entspannten Zuhören.
Beim Eröffnungsfest lasen die bekannten Autorenteams Winfried
Opgenoorth/Christine Rettl („Wie das wilde Würstchen“)
und Renate Habinger/Gerda Anger-Schmidt („Neun
nackte Nilpferddamen“) aus ihren Werken. Das Abendprogramm
bestritten das Duo Opgenoorth/Rettl mit „Pfoten weg von Jack“
unter musikalischer Begleitung von Erich Meixner
(Gründungsmitglied der „Schmetterlinge“ und des
„Schmetterlinge-Kinder-Musiktheaters“). Die Geschichte
handelt von einer großen Hundefreundschaft zwischen dem berüchtigten
Streuner „Jack“ und dem wohlbehüteten kleinen Mischling
„Floh“, von ihren spannenden Abenteuern und der Jagd
nach grenzenloser Freiheit, aber auch von der Sehnsucht nach Zuhause
und Geborgenheit.
LeseFest
Anlässlich des Österreichischen Kinder- und Jugendliteraturpreises
2005 werden im Literaturhaus am 20. und 21. April verschiedene Autoren
Lesungen veranstalten und Workshops abhalten, u.a. Hubert
Schirmeck mit „Flaschenpost für Papa“
(Lesung am 20.4. um 9 und 15 Uhr), Walter Kohl mit
„fuck off Koff“ (Lesung 20.4. 10 Uhr, Workshop 21.4.
9 bis 11 Uhr) und Susanne Riha „Komm mit
in den Zoo“ (Workshop 20.4. 9 bis 11 Uhr).
Die Verleihung des Österreichischen Kinder- und Jugendliteraturpreises
2005 wird am 21. April um 18.30 Uhr in Gleisdorf im forumKloster
stattfinden, davor gibt es um 14 Uhr noch einen Round Table-Talk
zum Thema „Was macht ein Buch zu einem Preisbuch?“ und
Gelegenheit zu einem Gespräch zwischen Jugendlichen und den
PreisträgerInnen unter der Leitung von Staatssekretär
Franz Morak.
Geöffnet hat das bookolino-Lesezimmer immer
von Donnerstag bis Samstag von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr.
Infos:
literaturhaus graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz | 316-380-8360-8370
literaturhaus@uni-graz.at
| www.literaturhaus.at
| www.lesefest.at
| www.bookolino.com
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„erinnerte Zeit“ im Freilichtmuseum
Stübing: |
Als Ergänzung zu den Höfen des Freigeländes soll
eine umfangreiche Ausstellung, die das historische Bauernhaus nicht
nur in seiner Entwicklung und formalen Vielfalt, sondern auch in
seinen kulturellen Zusammenhängen und Inhalten zeigen kann,
dienen. Mit rund 360 Bildern, Modellen, lebensgroßen Figuren,
Vitrinen, Möbeln und Informationstexten werden in fünf
Abteilungen die Bereiche BAUEN, WOHNEN, ARBEITEN, GEBURT - HOCHZEIT
- TOD und JAHRLAUF dargestellt.
iese Ausstellung kann bis zum 31. Oktober
täglich von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr (außer Montag) besichtigt
und erlebt werden.
Informationen unter Tel. 03124-53700 und www.freilichtmuseum.at
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Carl Mayer Drehbuchpreis
2005 der Landeshauptstadt Graz |
Zum Ausschreibungsthema Angst wurden 95 Treatments eingereicht,
davon 79 Kinostoffe und 16 TV-Stoffe. Die Jury entschied mehrheitlich,
den mit 14.500,- Euro dotierten Hauptpreis zweigeteilt (zu jeweils
Euro 7.250,-) zu vergeben, nämlich für MA FOLIE –
Eine Mischung aus Liebesgeschichte und Thriller an Andrina
Mracnikar aus Keutschach/Kärnten (geb. 1981 in Hallein)
und SERVIAM – Ich will dienen– ein Thriller von
Martin Leidenfrost aus Bratislava (geb.1972 in Amstetten)
und Ruth Mader aus Wien (geb.1974 in Wien).
Der Förderungspreis 2005 in Höhe von
7.200 Euro geht an das Treatment VANITAS – eine Mischung aus
Melodram, Farce und Tragödie von Christian Frosch
aus Berlin/Wien (geb.1966 in Waidhofen/Thaya). Eine Lobende Erwähnung
wurde für das Treatment DER ERSTE TOTE MEINES LEBENS von Bernhard
Seiter aus Wien (geb.1964 in Bad Ischl) ausgesprochen.
Die Jury des ORF-Preises für fernsehgerechte Stoffe -
Johanna Hanslmayr (Redakteurin ORF-Fernsehfilm), Heinrich
Ambrosch (Redakteur ORF –Fernsehfilm) und Reinhard
Jud (Autor/Regisseur) – hat einstimmig entschieden,
im Jahr 2005 den Preis nicht zu vergeben. Das Thema
für die Ausschreibung des Carl Mayer Drehbuchwettbewerbes 2005/2006
lautet VERFÜHRUNG.
Die Ausschreibungsunterlagen werden Ende April
2005 ausgesandt.
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Verleihung der Cine Styria
Filmpreise 2004 |
Steirische Filmschaffende – sowohl arrivierte als auch junge
– haben bewiesen, dass das Kulturland Steiermark auch im Filmbereich
viel zu bieten hat. Dementsprechend groß war auch das Publikumsinteresse
als LH Waltraud Klasnic den Gewinnern der Cine
Styria Preise 2004 im Weißen Saal der Grazer Burg ihre Preise
überreichte.
LH Klasnic, Sigmund Steiner, Jakob M. Erwa, Dieter Pochlatko, Marie
Kreutzer, Alexander Glehr, Enrico Jakob (v.l.)
Den mit 15.000 Euro dotierten Cine Styria Filmpreis
überreichte Landeshauptmann Klasnic an Dieter Pochlatko
für den Film “Mein Vater, meine Frau und meine Geliebte”.
Der Film erzählt einen großen Vater-Sohn-Konflikt im
Schnitzler’schen Ärztemilieu. Hochdramatische Schicksale
um Liebe und Tod, Treue und Verrat, in denen sich der Niedergang
einer Epoche spiegeln.
Den Cine Styria Jungendpreis in der Höhe
von 10.000 Euro teilen sich Jakob Moritz Erwa
für „Wie Schnee hinter Glas“ und Alexander
Glehr für „Das Kettenkarussell“.
Und das Cine Styria Stipendium geht an Marie
Kreutzer für „Die Vaterlosen“ und Sigmund
Steiner für „Harz“. Beide konnten je 6.000 Euro
entgegennehmen.
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Joanneum öffnet
seine Tore für Veranstalter |
Das älteste und zweitgrößte Museum Österreichs
vermietet seine Räumlichkeiten für Veranstaltungen. Für
Präsentationen, Vorträge, Kongresse oder Hochzeiten, Sommerfeste,
Konzerte, Lesungen und Theater, aber auch Cocktailpartys und extravagante
Galas, bietet das Landesmuseum Joanneum außergewöhnliches
Ambiente: Ob Schloss, Palais, Kunst- oder Künstlerhaus, Orte
mit Geschichte oder spacige Architektur, Feiern mitten in der Stadt
oder Lustwandeln im barocken Gartenparadies: Der Phantasie sind
kaum Grenzen gesetzt. Folgende Gebäude und Räumlichkeiten
können für Veranstaltungen angemietet werden: Museumsgebäude
Raubergasse, Museumsgebäude Neutorgasse, Zeughaus, Neue Galerie,
Volkskundemuseum, Schloss Eggenberg, Schloss Trautenfels, Schloss
Stainz, Künstlerhaus Graz, Kunsthaus Graz.
Bei der Beratung, Planung und Durchführung individueller Veranstaltungen
steht das Team des Veranstaltungsmanagements mit seiner langjährigen
Erfahrung zur Verfügung. Ausführliche Informationen unter
www.joanneum-to-rent.at
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Isst du Döner, wirst
du schöner! – Kebab Connection ab 28. 04. im KIZ |
Seine Götter heißen Bruce Lee und Jet Li, sein Traumziel
ist der Regiestuhl. Willkommen in der Welt von Ibrahim, 21, alias
Ibo. Der türkische HipHop-Jünger aus dem Hamburger Schanzenviertel
hat sich vorgenommen, als Macher des ersten deutschen Kung Fu-Films
in die Geschichte einzugehen. Zuerst aber muss er kleine Brötchen
backen und einen Werbespot für Onkel Ahmets (Hasan Ali Mete)
Dönerladen drehen. Das resultierende, höchst ambitionierte
Projekt vereint schließlich zwar Takeshi Kitanos brutale Härte
und Zhang Yimous kraftvolle Eleganz, findet aber vor des Onkels
Augen keine Gnade. Als das Publikum den Spot jedoch wider Erwarten
begeistert aufnimmt und nach den Vorstellungen regelmäßig
den ‚King of Kebab´ stürmt, entdeckt auch Onkel
Ahmet mit stolzgeschwellter Brust seine Vorliebe für asiatisch
inspirierte Werbeclips. Schon sieht Ibo eine glänzende Karriere
auf sich zurollen und übt in Gedanken bereits die Oscar-Dankesrede.
Seine hübsche Freundin Patrizia alias Titzi
(Nora Tschirner) hingegen steht kurz vor ihrer Aufnahmeprüfung
für die Schauspielschule und wirkt in ihrer Begeisterung über
den unerwarteten Star-Status ihres Freundes etwas gedämpft.
Der Grund ist ungefähr fünf Zentimeter klein und wächst
in ihrem Bauch heran. Als endlich auch in Ibos Gehirn die Nachricht
ihrer Schwanger- und seiner Vaterschaft angekommen ist, kann er
in seiner Konfusion nicht angemessen reagieren. Und so hat er es
sich bald so mit ihr verdorben, dass sie ihn vor die Tür setzt.
Als ob das nicht genügte, fliegt Ibo auch noch hochkant aus
seinem geliebten Elternhaus. Mit Hilfe seiner Sandkastenkumpels,
des Griechen Lefty (Fahri Ogün Yardim) und des Albaners Valid
(Adam Bousdoukos), setzt Ibo derweil alles daran, wenigstens Titzi
für sich zurück zu gewinnen. Wenn es darum geht, sich
als williger Vater zu erweisen, macht Ibo weder vor der Babywindel
halt, noch vor der verständnisvollen Geburtsvorbereitungsgruppe,
die ihm Einblick in das dramatische Geschehen der Presswehen gibt.
Doch erst hat er kein Glück, dann kommt auch noch Pech dazu.
Trotzig versucht Ibo die Gunst der Stunde für
seine Karriere zu nutzen und sein Drehbuch an den Mann zu bringen,
aber „Die Todesfaust des gelben Rächers“ kann den
ignoranten Produzenten des Viertels partout nicht überzeugen.
Immerhin gibt Onkel Ahmet einen zweiten Spot ganz nach Ibos Gutdünken
in Auftrag. Weil Ibo sich aber vom Liebeskummer hinreißen
lässt, gerät der neue Clip trotz aller Finesse reichlich
depressiv – und erntet zwar Applaus, macht den Massen aber
keinen Appetit auf Döner. Um die Kosten für sein siechendes
Etablissement unter Kontrolle zu kriegen, befiehlt Ahmet daraufhin
seinem Koch Özgür, die berühmte Kuttelsuppe etwas
wässriger zu gestalten. Schlechter Plan, wie sich herausstellt,
denn das Ergebnis erregt den Unmut der bisher friedlichen Schutzgelderpresser
und Stammgäste des Ladens …
Kebab Connection, D, 96 min.,
Regie: Anno Saul, Drehbuch: Fatih Akin, Ruth Toma, Jan Berger und
Anno Saul.
Im April im KIZ Augartenkino, Friedrichgasse 24, 8010 Graz, Tel.
(0316) 82 11 86
KORSO verlost in Kooperation mit dem Kino im Augarten 5 x 2 KIZ-Eintrittskarten
beim KORSO-Kulturquiz!
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CROSSING EUROPE Filmfestival in Linz |
Vom 26. April bis zum 1. Mai findet in Linz wieder das CROSSING
EUROPE Filmfestival statt. Eröffnet wird mit dem „Omnibusfilm“
Lost and found, einer Europaquerung, zusammengesetzt aus sechs Arbeiten
junger RegisseurInnen aus Estland, Bulgarien, Rumänien, Bosnien-Herzegowina,
Ungarn und Serbien-Montenegro. Die Beziehung der Generationen, das
Scheitern oder Gelingen von Fluchtversuchen – das ist der
rote Faden, der die sechs Kurzfilme verbindet. Im Local Artists-Programm
zeigt das Festival herausragende Arbeiten oberösterreichischer
Filmschaffender; das 2004 gestartete Special „Arbeitswelt“
erfährt mit neuen Themen seine Fortsetzung. Präsentationen,
Diskussionen und tanzbare Nightlines im Festivalzentrum im O.K.
komplettieren das Programm.
Unter www.crossingEurope.at
ist ab 15. April das komplette Festivalprogramm abrufbar.
Weitere Informationen unter Tel. 0676 611 96 92
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KORSO zum Gedankenjahr 2005 KORSO
setzt seine Reihe zum „Gedankenjahr 2005“ mit einem
weiteren Artikel des Grazer Historikers Heimo Halbrainer über
den steirischen Widerstandskämpfer Sepp Filz fort.
Sepp Filz: Ein Leobner im Widerstand und beim Wiederaufbau
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Kalt war der Winter 1944/45 in den obersteirischen Bergen. Für
Sepp Filz war es bereits der zweite, den er dort gemeinsam mit anderen
in der Illegalität lebend zubrachte: Filz war Partisan in den
Bergen um Leoben und Eisenerz und ab dem 8. Mai 1945 kurzzeitig die
wichtigste Person in Leoben und Umgebung. 1951 wurde er aus der Steiermark
ins niederösterreichische „Exil“ vertrieben, wo er
knapp nach Vollendung seines 88. Lebensjahres 1994 starb. Dass er
fast die Hälfte seines Lebens in St. Pölten verbringen musste,
hängt mit einem Stück österreichischer Zeitgeschichte
zusammen.
Sepp Filz wird am 18. November 1906 in Donawitz
geboren. In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts war die
Gemeinde rasch gewachsen. Das Herzstück bildet das „Reich
der Alpine“, die das Leben des Bezirks prägt. Schon der
Großvater und der Vater arbeiteten im Werk Donawitz, auch
Sepp Filz und seine Brüder sollten hier später Arbeit
finden. Die Familie ist sozialdemokratisch eingestellt, erste sozialpolitische
Erfolge zu Beginn des Jahrhunderts lassen viele hoffen. Rückschläge
folgen meist auf dem Fuß.
Sepp Filz besucht in Donawitz die Volksschule.
Nach dem Krieg reicht das Geld nicht für eine weitere Schulbildung.
Filz beginnt eine Schlosserlehre, tritt der Sozialistischen Arbeiterjugend
bei, dem Bauvolk der kommenden Welt. Der Sozialismus ist das Ziel.
Für einige Wochen gibt es auch eine sozialistische Republik
Donawitz. Die Direktion der Alpine wird besetzt, der Direktor davongejagt
und aus ihrem Kreis wählen die Arbeiter ein Direktorium. Es
ist Anfang April 1919. Gestern Ungarn, heute Donawitz, heißt
es. Der kleine Sepp Filz erinnert sich: So geht das nicht, meint
SDAP-Vorsitzender Otto Bauer, zuerst müssen Gesetze her. Es
sollten 26 Jahre vergehen, bis am 29. Juni 1945 Sepp Filz wieder
die Verstaatlichung der Alpine einfordern wird.
Die Erste Republik
Im Jahr 1922 spricht niemand mehr von Sozialisierung. Im Gegenteil.
Der Zehnstundenarbeitstag wird wieder gefordert. Spontane Arbeitsniederlegungen
und Versammlungen sind die Folge. Die sozialdemokratischen Betriebsräte
versuchen zu beschwichtigen. Der Unmut der Arbeiter richtet sich
plötzlich auch gegen sie. Kommunisten melden sich zu Wort und
gewinnen die nächste Betriebsratswahl, Sepp Filz tritt der
KPÖ bei.
Sepp Filz, 1931 auf der „Walz“
an der französischen Atlantikküste in Lacanau
Nach der Lehre zieht er hinaus in die Welt. Er
walzt und nennt es eine Weltreise. Diese führt ihn nach Deutschland,
Dänemark, Luxemburg, Frankreich, Spanien, Marokko, Algerien,
Tunesien und Italien. Er wandert und arbeitet. Und er lernt die
Solidarität, die internationale, kennen. 1932 kehrt er nach
Donawitz zurück. Die Stadt ist bankrott, das Werk steht still.
Wiener Zeitungskommentatoren nennen Donawitz einen Luftkurort. Mehr
als ein Drittel der Bevölkerung lebt von der Arbeitslosenunterstützung,
viele tausend sind bereits ausgesteuert. Sepp Filz ist politisch
aktiv, spricht bei Versammlungen. Arbeit gibt es für ihn keine
mehr. Fast täglich kommt es zu Kundgebungen, Hungerdemonstrationen
und Auseinandersetzungen mit der Heimwehr, Nationalsozialisten und
Polizeibeamten. Sepp Filz wird ein erstes Mal verhaftet.
Verfolgt von Austrofaschisten …
Am 12. Februar 1934 krachen Schüsse. Sepp Filz kämpft,
wird festgenommen, kann entkommen und flieht mit anderen durch den
bauchtiefen Schnee in die Berge. Koloman Wallisch wird hingerichtet.
In Donawitz schwören sie Rache und fordern die Genossen auf,
keine Waffen aus der Hand zu geben. Im Juli 1934 wird Sepp Filz
erneut verhaftet. Er kommt ins Anhaltelager Graz-Waltendorf. Bald
wieder frei, ist er wieder politisch aktiv und wird 1935 zum Delegierten
der Provinz gewählt, der nach Moskau fahren soll. Dort tagt
zwischen dem 25. Juli und dem 20. August der VII. Weltkongress der
Kommunistischen Internationale. Wieder zu Hause in der Obersteiermark
hält Filz Versammlungen ab, berichtet vom Kongress. Die Stimmung
ist optimistisch, ein Thema ganz zentral: Die Schaffung einer antinationalsozialistischen
Abwehrfront gemeinsam mit den Gegnern von 1934. Am 5. November 1936
wird Sepp Filz erneut verhaftet. Die Anklage lautet auf Vorbereitung
zum Hochverrat, doch reichen die Beweise nicht. Er kommt im Juni
1937 wieder frei.
… und Nationalsozialisten
Am 11. März 1938 gibt es in Leoben eine letzte große
Kundgebung für Österreich und gegen Nazideutschland. Dabei
kommt es zu Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten. Tage
später wird Sepp Filz von den neuen Machthabern festgenommen.
Einige kennt er von früher her. Einer war sogar einmal ein
Freund und Genosse, nun ist er Obmann der Deutschen Arbeitsfront
und Landrat. Zuerst versucht er Sepp Filz für die neue Zeit
zu gewinnen, dann warnt er ihn, nichts gegen sie zu unternehmen.
Er könne sonst leicht den Kopf verlieren. Dafür gibt es
in Donawitz bald wieder genügend Arbeit: In Eisenerz und Donawitz
sollte bestes deutsches Eisen geschmiedet werden, wie Göring
noch im März verkündet. Im Steirergewand gibt er die Einstellung
von fünfhundert Arbeitern bekannt. Nur 48 von 10.500 stimmen
zwei Wochen später gegen den vollzogenen Anschluss, einer davon
ist Sepp Filz.
Bald wird die illegale Tätigkeit wieder aufgenommen. 1939 gibt
es die ersten Rückschläge. Hunderte werden verhaftet.
Sepp Filz bleibt unbehelligt.
Als Partisan in der Obersteiermark
Mit dem Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion kommt es in der Obersteiermark
vermehrt zu Sabotageakten und zu Solidaritätsaktionen. Mit
den Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern wird Kontakt aufgenommen,
Sepp Filz knüpft Kontakte zu den slowenischen Arbeitern. Diese
wiederum haben Verbindungen zu den Partisanen. Eine Partisanenanleihe
wird organisiert. Eine gewöhnliche Reichsmark wird als Anlageschein
für zehn Reichsmark verwendet. Das Geld geht nach Jesenice.
Im März 1943 werden dort Mitglieder der slowenischen Befreiungsfront
verhaftet. Sepp Filz fürchtet ebenfalls verhaftet zu werden.
Gemeinsam mit Anton Wagner flieht er ins Triglav-Gebiet zu den slowenischen
Partisanen. Nach mehrmonatigem Einsatz im Kärntner-slowenischen
Grenzgebiet zurück in Donawitz organisiert er in der Obersteiermark
den Partisanenkampf. Im Herbst 1943 wird die ÖFF, die Österreichische
Freiheitsfront, gegründet.
Sie ruft alle auf, mit allen ihnen zur Verfügung
stehenden Mitteln einschließlich Waffengebrauch gegen die
faschistischen Okkupanten und ihre österreichischen Helfershelfer
zu kämpfen. Das Ziel sei ein freies, unabhängiges, demokratisches
Österreich. Die Schwerindustrie und der Großgrundbesitz
sollen verstaatlicht werden. Im Frühjahr 1944 beginnen die
obersteirischen Partisanen mit Sabotageakten. Am 1. Dezember 1944
wird Sepp Filz im Kampf schwer verwundet, dennoch gelingt es ihm,
gemeinsam mit Max Muchitsch den Verfolgern zu entkommen. Dank der
Hilfe der Bodenorganisation können sie bis ins Frühjahr
1945 untertauchen.
Der Standort Donawitz wird gesichert
Das Tausendjährige Reich steht vor dem Ende und will verbrannte
Erde hinterlassen. Die Hochöfen in Donawitz sollen gesprengt
werden. Das muss verhindert werden. Gemeinsam mit Max Muchitsch
dringt Sepp Filz ins Werk ein, lässt den Werkschutz entwaffnen
und übergibt die Waffen den Mitgliedern der ÖFF. Es ist
der 8. Mai 1945.
Sepp Filz 1945 beim
Anblasen des Hochofens Donawitz (Archiv Halbrainer)
Ein Dreier-Ausschuss wird gebildet. Sepp Filz
steht ihm vor, ein Sozialist und ein Christlichsozialer stehen ihm
zur Seite. Eine Zeitung, Das Obersteirische Tagblatt, wird herausgegeben.
Es geht darum, die Hinterlassenschaften der Nationalsozialisten
wegzuräumen und den Wiederaufbau voranzutreiben.
Noch im Juni 1945 gehen die ersten Elektroöfen in Betrieb.
Sepp Filz fordert Mitbestimmung für die Arbeiter und die Sozialisierung
der Betriebe. Im Juli wird die Walzstrecke wieder in Betrieb genommen.
Im Herbst steht Donawitz vor dem Ende. Sepp Filz spricht bei der
provisorischen Regierung in Wien vor. Karl Renner sagt ihnen volle
Unterstützung zu. Sepp Filz versichert Renner, dass bald aus
Donawitzer Hochöfen Eisen fließen wird. Am 10. August
1946 ist es so weit. Doch nun muss auch der zweite Hochofen in Betrieb
genommen werden. Sepp Filz organisiert Schrott, Geld und Essen.
Das Überleben des Standortes Donawitz ist gesichert.
Wieder verfolgt
Der Kalte Krieg wirft bald seine Schatten auch auf Donawitz: Nach
dem Oktoberstreik 1950 gegen das vierte Lohn-Preis-Abkommen werden
Filz und alle anderen kommunistischen Betriebsräte ungeachtet
ihrer Verdienste um den Wiederaufbau verhaftet und fristlos entlassen.
Nach dreizehntägiger Untersuchungshaft muss ihn die Alpine
zwar wieder einstellen, doch nur mehr für einige Wochen: Im
Februar 1951 wird er zu sechs Monaten schwerem Kerker verurteilt.
Der Grund: öffentliche Gewalttätigkeit. Der Anlass: die
Störung einer am 20. April unter Polizeischutz stehenden Versammlung
des VdU in Leoben. Sepp Filz wird entgültig entlassen. In der
Steiermark herrscht Facharbeitermangel; Filz wird mit offenen Armen
bei einem anderen Betrieb aufgenommen, dessen Direktor 1945 Mitglied
im von Sepp Filz geleiteten Industrieausschuss war. Wochen später
muss er ihn auf Befehl von oben wieder entlassen. Sepp Filz versucht
es noch ein Jahr lang. Dann „emigriert“ er nach St.
Pölten.
– Heimo Halbrainer –
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Steirische Zeitgeschichte 1945 bis
2005
im Landesarchiv und überall in der Steiermark
Dem Nachdenken übers „Gedankenjahr“
wird in unserem Bundesland mit einer Reihe gut inszenierter Ausstellungen
auf die Sprünge geholfen – im Zentrum steht dabei die Schau
im Landesarchiv am Grazer Karmeliterplatz. |
Anhand von acht Themenkreisen – politische Entwicklung und
Verwaltung, Wirtschaftsentwicklung, Wissenschaft und Bildung, Kultur,
Religionen, Medien, Alltagsgeschichte und Sport – soll die
Ausstellung, die am 7. Mai eröffnet wird, auf 700 Quadratmetern
die Entwicklung der Steiermark von der Befreiung vom Nationalsozialismus
bis zur Gegenwart nachzeichnen. HR Dr. Josef Riegler,
der Leiter des Steiermärkischen Landesarchivs, das von der
Landesregierung mit der Durchführung beauftragt wurde: „Wichtig
ist uns dabei eine pluralistische Herangehensweise – zum Beispiel
auch bei der Darstellung der regionalen Religionsgeschichte –,
die verschiedenen Interpretationen von Geschichte Raum lässt.
Und natürlich beschränkt die Ausstellung sich nicht auf
die Präsentation von Dokumenten, sondern ist auf Anschaulichkeit
hin ausgelegt.“
Landesarchiv-Leiter HR Dr. Josef Riegler >
„Pluralistische Herangehensweise an die regionale Geschichte“
Wissenschaftliche Leiterin Dr. Elisabeth Schöggl-Ernst
>
„Ausstellung soll intellektuelle und emotionale Erkenntnis
der eigenen Geschichte fördern“
Aha-Effekte und nostalgische Gefühle
Ein Beispiel für diese Anschaulichkeit bietet die Präsentation
der Alltagsgeschichte, erläutert die wissenschaftliche Koordinatorin
der Schau, Dr. Elisabeth Schöggl-Ernst. „Wir
haben in den Wartingersaal des Landesarchivs ein „Haus“
eingebaut, in dessen Räumen wir das Lebensgefühl der fünfziger,
sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts vermitteln.“
Eine Küche aus den späten vierziger Jahren; ein Schlafzimmer
mit einer Psyche aus den Sechzigern; ein Kleiderkasten mit Mode
von 1945 bis heute, ein in Orange gehaltenes Wohnzimmer aus den
Siebzigern … die Aha-Effekte der jüngeren Generation
und nostalgische Gefühle bei den reiferen Semestern sind vorprogrammiert.
Notiz von Botschafter Ludwig Steiner nach
Diktat von Julius Raab >
Re-education by culture: Grazer Festwoche
1945 >
Re-education by culture, Notizzettel mit
geschichtsmächtigen Botschaften
Spannend auch die Darstellung der Zeit direkt nach dem Zusammenbruch
der NS-Diktatur: Die Kriegsverbrecherprozesse bleiben da ebenso
wenig ausgespart wie die „Re-education by culture“,
die von der britischen Besatzungsmacht betrieben wurde. Riegler:
„Schon die sowjetischen Besatzer haben eine Woche nach dem
Einmarsch ein Konzert im Stefaniensaal veranstaltet; die Briten
haben versucht, in Konkurrenz zu den von den Amerikanern in Salzburg
veranstalteten Festspielen eine ,Grazer Festwoche‘ zu etablieren.“
Ein Ankündigungsplakat dieser „Festival week“ wird
ebenso zu sehen sein wie eine Reihe von Aufzeichnungen des Major
Arthur Radley. Der hoch betagte ehemalige Adjutant des britischen
Militärkommandanten wird zur Eröffnung der Ausstellung
erwartet.
Ebenso interessante Dokumente wird es aus der Zeit
der Staatsvertragsverhandlungen zu sehen geben – etwa eine
Botschaft, die Bundeskanzler Raab Botschafter Leopold Steiner am
14.4.1955 in Moskau diktierte und die dieser handschriftlich auf
einen Zettel notierte und nach Österreich berichtete. Schöggl-Ernst:
„Auch für diese Periode beschränken wir uns nicht
auf die visuelle Vermittlungsschiene; die BesucherInnen werden auch
die Originalaufnahme der Reden der vier Außenminister der
Signatarmächte anlässlich des Staatsvertrags-Abschlusses
hören können.“
Flüchtlinge 1945 bis 2005
Ein weiteres immer wiederkehrendes Thema der letzten sechs Jahrzehnte
steirischer Geschichte betrifft die Flüchtlingsproblematik,
berührend-eindringlich die Umsetzung in der Ausstellung: Vier
Schicksale von UngarInnen, die 1956 vor der stalinistischen Repression
flüchteten, werden in Form von Tondokumenten der Geschichte
eines Kosovo-Flüchtlings aus dem Jahr 1999 gegenübergestellt.
Auch dabei gilt: „Wir wollen einen Eindruck von der Geschichte
der Steiermark geben, der nicht belehrend ist, sondern die intellektuelle
und emotionale Erkenntnis fördert“, betont Schöggl-Ernst.
Vielfalt regionaler Ausstellungen
Insgesamt 13 Ausstellungen werden zusätzlich zu der Schau in
Graz gemeinsam mit Kooperationspartnern in den Regionen realisiert
– die Palette reicht von der Ausstellung „Wandel des
Frauenbildes 1945 bis 2005“ in Bad Aussee über eine Schau
zur „Entwicklung der Braukultur“ in Leben Göß
bis zur Beschäftigung mit dem aktuellen Thema „Von der
Schwerindustrie zur Hochtechnologie“ im Stadtmuseum Kapfenberg.
Besondere Bedeutung wird auch der adressatenspezifischen Vermittlung
der Ausstellungsinhalte beigemessen; so wurde gemeinsam mit dem
Verein CLIO ein eigenes Programm für Schulen konzipiert.
– cs –
Dauer der Ausstellung: 7. Mai bis 26. Oktober,
Steiermärkisches Landesarchiv, Karmeliterplatz 3, und in 13
Museen der Steiermark
www.steiermark2005.at
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Der neue Leiter der Alten Galerie
stellte sich vor |
Nachdem die Alte Galerie am Landesmuseum Joanneum
voraussichtlich mit Mai in die neu adaptierten Ausstellungsräume
des Schlosses Eggenberg transferiert wird, referierte der neu eingesetzte
Leiter Dr. Ulrich Becker am Institut für Kunstgeschichte
sein Konzept einer Neuaufstellung der Sammlung. Demnach werden nach
Warburgschem Vorbild die Exponate nicht mehr wie bisher chronologisch
präsentiert, sondern nach Themen gefasst, wovon Becker sich eine
didaktische Aufwertung verspricht.
Mit Ulrich Becker konnte das
Landesmuseum Joanneum eine, wie sich allein durch diesen Vortrag
zeigte, äußerst kompetente Persönlichkeit für
Leitung und Entwicklung der Alten Galerie gewinnen. Nach dem Studium
der Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik in Bonn dissertierte
Becker über den flämischen Altarbau des 17. und 18. Jahrhunderts
(als Veröffentlichung der Akademie der Wissenschaften in Brüssel);
er war Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von 1992
bis 1995 Assistent an den Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer
Kulturbesitz (u. a. Betreuung der Ausstellung Von allen Seiten schön
- Bronzen der Renaissance und des Barock 1995/96); von 1995 bis
2003 war Ulrich Becker im internationalen Kunsthandel (Köln,
Mailand, Paris) tätig. Für die zu erwartende besondere
Präferenz der niederländisch-flämischen Kunst innerhalb
der Grazer Sammlung sprechen Beckers zahlreiche Veröffentlichungen
zu seinem Spezialgebiet über die Zeit vom 15. bis zum 17. Jahrhundert.
– wm –
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inventur 1945/55 – Zeitgeschichte
bei CLIO Anlässlich des heurigen Gedenkjahres
beschäftigt sich der seit zehn Jahren in der Vermittlung von
zeit- und kulturgeschichtlichen Themen tätige Verein CLIO in
Vorträgen, Lesungen, Stadterkundungen mit den kulturellen, sozialen,
politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
der Zeit 1945 bis 1945. |
Buchpräsentation „Totenjäger“
Den Beginn macht die Vorstellung einer der großen Romane des
österreichischen Exils: Friedrich Katz, Professor für
lateinamerikanische Geschichte an der Universität Chicago,
präsentiert mit dem Wiener Literaturwissenschaftler Helmut
Kusdat den von seinem Vater Leo Katz 1944 in Mexiko verfassten und
veröffentlichten Roman „Totenjäger“. Dies
ist einer der ersten literarischen Texte, der sich mit dem nationalsozialistischen
Massenmord an den europäischen Juden auseinander setzt.
Leo Katz (r.) mit Ehefrau und Sohn
Der in der Bukowina geborene Leo Katz sollte ursprünglich
Rabbiner werden, doch dann studierte er Geschichte und Philosophie
in Wien und wurde politisch und journalistisch aktiv. Er war u.a.
in den USA 1921 Gründungsmitglied der Workers Party of America
und Mitarbeiter an der jiddischen Zeitschrift „Morning Freiheit“
und der „New Yorker Volkszeitung“. In Österreich
gehörte er seit 1919 der KPÖ an und schrieb für deren
Zentralorgan „Rote Fahne“. 1933 floh er nach Paris,
wo er Gründer und Redakteur der jiddischen Tageszeitung „Naie
Presse“ war, ehe er zwischen 1936 und 1938 zum Waffeneinkäufer
für die Spanische Republik wurde. 1938 emigrierte er nach New
York, wo er mit Ernst Bloch und Ernst Karl Winter in Kontakt war.
1940 musste er nach Mexiko gehen, wo er Mitbegründer des Verlags
„El Libro Libre“ wurde, in dem u.a. „Totenjäger“
und Anna Seghers „Das siebente Kreuz“ erschienen. 1949
kehrte er nach Wien zurück, wo er 1954 starb.
Montag, 11. April 2005, 19.00 Uhr, Stadtmuseum
Graz, Sackstraße 18
1945: Der Mythos der „Stunde Null“
mit Helmut Konrad.
28. April 2005, 19.00 Uhr, Institut für Zeitgeschichte, Elisabethstraße
27
Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus
mit Heimo Halbrainer, Bettina Ramp, Maria Cäsar
12. Mai 2005, 19.00 Uhr, Stadtmuseum Graz, Sackstraße 18
Bei querstadtein Stadterkundungen
stehen heuer ebenfalls die letzten sechs Jahrzehnte im Vordergrund.
Den Beginn macht „Das URBANe Graz“,
eine Stadterkundung in die architektonisch und städteplanerisch
eher vernachlässigten Bezirke Gries und Eggenberg, die mit
Hilfe der EU-Projekte URBAN I und II ein neues Aussehen erhielten.
23. April 2005, 14.00 Uhr, Endstation Linie 1,
Eggenberg, Leitung: Karin Tschavgova
Auf die Spuren der Gründer der IKG
im 19. Jahrhundert macht sich am 30. April 2005, 16.00
Uhr, der Historiker Mag. Gerald Lamprecht.
Treffpunkt: Griesplatz / Pestsäule
Infos: Tel. 0316-89 07 59 15
| www.clio-graz.net
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60 Jahre steirische Volkspartei |
Jedes Gedenkjahr, in Österreich also jedes Jahr, das mit vier,
fünf oder acht endet, hat eigene Geschichtsbilder, Deutungen
und Ausstellungen. War es im Jahr 2004 die bei den beiden Großparteien
konfliktbeladene Erinnerung an 70 Jahre 1934 und hier vor allem der
Aspekt der Ausschaltung der damals größten politischen
Kraft – der Sozialdemokratischen Partei – aus der österreichischen
Politik, so sind die durch fünf teilbaren Jahre allesamt weniger
kontroversiell und somit zur Nabelschau geeignet. Das von der Bundesregierung
zum „Gedankenjahr“ geadelte Jahr 2005 erinnert nun gleich
an drei Daten, derer es zu gedenken bzw. die es zu bejubeln gilt:
1945 – 1955 – 1995.
Auf diese Jahrestage – den 60. Wiederkehr der Befreiung vom
Faschismus, 50 Jahre Staatsvertrag und 10 Jahre EU-Mitgliedschaft
– verweist in Graz auch eine Ausstellung, welche die ersten
60 Jahre einer neuen Partei, der steirischen Volkspartei, zeigt.
Die Volkspartei wurde am 18. Mai 1945 im Sanatorium bei den Kreuzschwestern
in Graz von Vertretern der vormals Christlichsozialen Partei, der
Vaterländischen Front, des Landbunds und des Schoberblocks
gegründet.
In fünf großen zeitlichen Abschnitten haben die beiden
Historiker Univ. Prof. Dr. Alfred Ableitinger und Mag. Bernd Beutl
im Auftrag der ÖVP die Ausstellung „Für die Steiermark
Partei ergreifen“ gegliedert, die mehr oder weniger mit den
die Steiermark bestimmenden Epochen der Landeshauptleute zusammenfallen,
die – sieht man von der provisorischen Landesregierung 1945
ab – allesamt von der Volkspartei gestellt wurden. In teilweise
noch nie gezeigten Bild-, Ton- und Filmdokumenten wird dabei eine
Tour de Steiermark geboten, die bis in die letzte Zeit der durch
Turbulenzen der letzten Monate nicht ganz ungetrübten Erfolgsgeschichte
der größten steirischen Partei reicht.
Die Ausstellung ist noch bis 18. Mai 2005, von Montag bis Freitag,
von 9.00 bis 16.00 Uhr in Graz, Karmeliterplatz 6, zu sehen.
– hgh –
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ZULM (VII)
Fortsetzung von Willi Hengstlers Indien-Krimi „Zulm“ |
Was bisher geschah: Shankar Nath, halb Inder, halb Österreicher,
ist von dem Handelsdelegierten Max Neuhold dem Industriellen Lala
aus Mumbai empfohlen worden. Lala engagiert Shankar, damit er einem
österreichischen Maler namens Ogrisegg nachforscht. Bei der
Gelegenheitt er auch Soonoo, die Tochter Lalas, kennen. Ogrisegg
ist 1938 vor den Nationalsozialisten geflohen und hat in Indien
Karriere gemacht. Im Haus des Handelsdelegierten hat Shankar auch
Reinhold Mayer, einen wohlhabenden Dachdecker, kennen gelernt. Die
Recherchen führen Shankar nach Pune zu Pater Sechser, der Ogrisegg
im Internierungslager kennen gelernt hat. Auf der Rückreise
nach Mumbai wird Shankar von Gudrun, der Frau Josef Flungers, angerufen,
die ihm mitteilt, dass sein väterlicher Freund in Hampi, der
südindischen Ruinenstadt, schwer gestürzt ist. Shankar
übernimmt die Reiseuppe, zu der auch Mayer gehört, für
den verunglückten Josef. Shankar verdächtigt Mayer, der
bemerkenswerte Kampftechniken beherrscht, Schuld am Unfall Josefs
zu tragen. Später teilt sich die Gruppe und Shankar führt
Mayer mit Anil als Fahrer durch Zentralindien nach Norden. In Bijapur
bringen die entwickelten Bilder aus Josefs Fotoapparat keine Klarheit
über den Hergang des Unfalles. Dafür hat Shankar eine
leidenschaftliche, magische Begegnung mit einer tribal woman. Er
erfährt, dass Josef gestorben ist, und dessen letzten Worte
„Golkonda, Golkonda. Braille“ führen ihn nach Hyderabad.
Den Marutti ohne Servolenkung durch den Stau zu
bringen, den die Rikschafahrer von Hyderabad verursacht hatten,
war selbst für Anil schwierig gewesen. Sie streikten für
eine Erhöhung der Fahrpreise, und wie sich der Verkehr entwickelte,
würden sie die auch bekommen. Schon während wir die dämmrige
Einfahrt der Festung Golkonda hinaufgingen, schon während ich
von den Herrschern der Festung zu erzählen begann, filmte Mayer.
- Sagen Sie nur in die Kamera hinein, wo wir sind. Ich möchte
das Nachmittagslicht ausnützen.
- Wir treffen uns oben am Palast, schlug ich vor, gegenüber
zwischen den Felsen liegt der Tempel der Durga; nicht zu übersehen.
Sie reitet auf einem Tiger.
Ich sah Mayer nach, wie er mit seiner Kamera hinaufjagte.
Der Hang gleißte in der Nachmittagshitze, und ich schlenderte
träge durch die Höfe und ehemaligen Frauengemächer.
Aber Golkonda war eine Architektur abgründigen Misstrauens,
einer ins Äußerste getriebenen Paranoia. Über den
ganzen Berg verteilt fanden sich Orte, von denen aus Gespräche
in normaler Lautstärke in weiter Entfernung zu hören waren.
Und in Nischen, angelegt damit die Herrscher den Verrat ihrer Ratgeber
zu belauschen vermochten, trafen sich die Wege geflüsterter
Schallwellen.
Auf der letzten Geländestufe unter dem Tempel
der Durga klappte Mayer gerade sein Handy auf; genau an jener Position,
von der aus die Führer üblicherweise die extreme Akustik
der Festung demonstrierten. Fetzen seines Gespräches drangen
bis zu mir herunter.
- Max? … endlich erreiche. … Ja, mir geht es gut. In
Ordnung? … Dein schmieriger … es gibt Probleme …
Was? … ahnt etwas …
Warum ich blindlings losrannte? Wollte ich Mayer zur Rede stellen?
Fürchtete ich durch Zuwarten wieder den Antrieb zu verlieren?
Aber er war nicht mehr da, als ich keuchend oben anlangte. Hatten
wir uns gekreuzt, oder war Mayer schon weiter hinauf zur höchsten
Festung gestiegen? Ich stürmte die dunkle, enge Stiege zur
obersten Plattform, blieb blicklos für Hyderabad unter seiner
Decke aus Smog und blind für den Deccan, der sich weit nach
Norden und Westen erstreckte. Wo war Mayer?
Als ich mich die Stiege wieder hinabtastete, begriff
ich zwar augenblicklich, dass die zwei Silhouetten, eine am oberen,
die andere am unteren Eingang, Gefahr bedeuteten. Ein Tritt in die
Kniekehle versetzte mich in einen Sturzflug. Raues Brennen auf den
Händen beim Abstützen an den Mauern, bevor ich unten mit
dem Kopf gegen die Wand knallte. Ich wurde nicht bewusstlos, langte
sogar nach meinem Gegner, aber sein Partner hielt mich oben an den
Beinen fest. Selten dürfte ein schmutziger Job sauberer erledigt
worden sein. Der Kerl unten spielte leichtfüßig und gekonnt
Fußball mit meinem Kopf: Nicht zu fest, aber doch so, dass
ich es mehr als deutlich spürte. Erst als der Obere mich beim
Herabsteigen als Treppe benützte, fürchtete ich ernstlich
um mein Rückgrat. - Wer schickt euch, versuchte ich es erst
auf Englisch, dann auf Hindi. Aber sie wollten mich nicht verstehen
und sagten irgendetwas Unverständliches auf Teluga.
Sein Geschäft liegt in der Pathergatti,
auf der linken Seite in Richtung Char Minar
Mayer beobachtete mich aus dem Schatten der Eingangshalle,
wie ich mit steifen Kreuz und blutigem Gesicht den Berg herunterkam.
Jetzt erst fiel mir die schwarze Marmorplatte rechts von ihm auf,
auf der, wie die goldenen Lettern im Sockel ausführten, die
Wunder von Golkonda in Blindenschrift beschrieben wurden. Ich musste
erst geprügelt werden, um zu begreifen. - Sind Sie gestürzt?,
fragte Mayer mit falscher Sorge. Draußen schüttelte Anil
bei meinem Anblick seinen Kopf. - Vielleicht ansässige Führer,
die dich warnen wollten, ihnen Konkurrenz zu machen? Ich nickte
wenig überzeugt. Auf der Fahrt zum Taj Krishna wurden wir Teil
des immer noch pulsierenden Verkehrs. Am Fuß der Rampe, die
mitten im Zentrum zwischen Palmen zum Empfang des Taj Krishna führt,
stieg ich aus. - Ich besorg mir noch eine Tetanusimpfung, log ich.
Ein schwarzer BMW aus der 7er Serie stellte sich mir in den Weg.
Aus dem schwarz getönten Glas starrte mich mein blutiges Gesicht
an, bis die Scheibe in der Tür verschwand und Soonoo herausschaute.
- Wer hat dich denn so zugerichtet. - Das möchte ich gern selber
wissen. Der Straßenlärm war sehr laut und ich beugte
mich zu ihrem Gesicht hinab, um besser zu hören. Sie legte
eine kühle Hand auf meine Wange und die Berührung machte
mir die Krusten in meinem Gesicht bewusst. - Du hast lange nichts
von dir hören lassen, sagte sie. - Wie hast du mich gefunden?
Ihr Lächeln wurde beinah verächtlich. - Ich habe Neuhold
angerufen. Weißt du noch, der der dich empfohlen hat? Sie
versetzte mir einen Klaps auf die Wange, scherzhaft gemeint, aber
er schmerzte. - Wir geben heute eine Wahlparty. Du bist eingeladen.
Nirgendwo in Indien kauft man günstiger Perlen
als in Hyderabad, und Sardar Manmohan Singh, den ich durch Josef
kennen gelernt hatte, war einer der am meisten geachteten Händler.
Sein Geschäft liegt in der Pathergatti, wenn man auf den Char
Minar, den Turm mit vier Bögen, zugeht, auf der linken Seite.
Ohne ein Wort über mein Aussehen führte mich der Sikh
in das Büro für bevorzugte Kunden und traktierte mich
mit feuchten Tüchern und Masala Chai.
- Schlimm, das mit Josef, sagte er, kommst du seinetwegen? Er war
mit Josef befreundet, seit Indira Ghandi den Palast in Amritsar
hatte stürmen lassen. Manmohan Singh war damals zufällig
in Delhi gewesen, und Josef hatte ihn mit seinem Wagen dem Zugriff
eines Mobs entzogen. - Jedenfalls suche ich Hilfe, sagte ich. Er
hob die Hände in Zustimmung. Als Josef das letzte Mal zu Bewusstsein
kam, sagte er „Golkonda. Golkonda, Braille“.
Wieder die gleiche Geste, aber diesmal hilflos … - In der
Eingangshalle der Festung steht eine Marmortafel in Blindenschrift,
erklärte ich. Man müsste wissen, wer die Tafel aufgestellt
hat. Der indische Tourismus ist ja nicht gerade berühmt für
seine Behindertenfreundlichkeit.
- Da muss ich telefonieren, sagte Manmohan Singh,
unterhalte dich so lange damit. Er präsentierte mir auf einem
Samttablett circa eine Million Rupis in Perlen. Es war ein Scherz,
er wusste, dass ich mit Schmuck nichts anfing. Das einzige Stück,
das mir auffiel, war eine Halskette aus riesigen Perlen. Als Manmohan
Singh zurückkam, war sein Gesicht düster. - Omar Abdullah,
ein Fotograf. Aber vermutlich lebt er gar nicht mehr. - Ein Fotograf?
Vor Enttäuschung war mir zum Lachen zumute. - Ein besonderer
Fotograf. Er ist – oder war – blind. - Ein blinder Fotograf?
- Warum soll ein Blinder nicht fotografieren können? Aber Omar
Abdullah ist erst im Alter blind geworden. Er war der Fotograf des
Nizams von Hyderabad, der hier bis zur Unabhängigkeit herrschte.
- Ein fotografierender Speichellecker? Ich war müde und wurde
langsam unhöflich. Der Sikh nahm keine Notiz von meiner Übellaunigkeit.
- Der Nizam hatte neben seiner Leidenschaft für Perlen und
Rolls Royce noch ein Interesse. Er war ein Erotomane, dem allerdings
ungewöhnliche Mittel zur Verfügung standen. Seine wegen
ihrer Pracht berühmten Gästezimmer waren mit Gucklöchern
versehen, durch die hindurch Abdullah seine Aufnahmen machte. -
Ein Pornograf, dem eine Blindentafel in Golkonda zur Ehrbarkeit
verhelfen soll? - Viel mehr als das. Die Erotica-Sammlung des Nizams
war kaum weniger berühmt als seine Rolls-Royce-Flotte –
aber auf alle Fälle gefürchteter. Es liegt auf der Hand,
dass der Mann, der die Bilder herstellte, irgendwann gewaltigen
Einfluss bekommt. - Bedeutet das, er hat Leute erpresst? Manmohan
Singh zuckte mit den Achseln. - Das weniger. Aber er war einer der
Ratgeber, die dem Nizan nach 47 empfahlen seinen eigenen Staat zu
gründen – mit den bekannten verheerenden Folgen. Und
zuvor soll er angeblich Kontakte zu den Nazis hergestellt haben.
- Und wo kann man ihn finden, diesen blinden Omar Abdullah? Ist
er tot, oder lebt er noch? Und wenn er noch lebt, kann er sich überhaupt
noch erinnern? Mich überkam Verzweiflung. Statt endlich zur
Klarheit zu gelangen, stürzte ich immer tiefer in das Chaos
neuer Spuren. - Ruf mich in ein paar Tagen an. Inder bedanken sich
selten, ich erhob mich einfach und wollte gehen. Der Sikh hielt
mich zurück.
- Warte, sagte er, Josef war mein Freund. Er zögerte. - Du
wirst Geld brauchen. Such dir etwas von diesem Tablett aus.
Als ich ohne zu zögern nach den großen
Perlen griff, lächelte er erleichtert. - Du weißt, dass
es nicht die Größe ist. Es geht um den Glanz und die
perfekte Rundung. Er lächelte - … aber es ist deine Wahl.
Die Party fand in einem Saal des Taj Krishna statt, der nicht ganz
die Größe eines Fußballfeldes hatte. Soonoo würde
vermutlich die Rechnung begleichen, indem sie einfach ihre goldene
VisaCard auf ein Tablett legte. Sie empfing die Gäste gemeinsam
mit dem Chiefminister, einem bärtigen, stattlichen Mann. Als
einige Verehrer kaum davon abzuhalten waren, ihm die Füße
zu küssen, wusste ich, dass das ein Abend war, an dem ich zu
viel trinken würde. Ich wurde mein Geschenk erst los, nachdem
der schlimmste Wirbel vorbei war.
- Aber du weißt, dass es vor allem auf Glanz und Symmetrie
ankommt. Trotzdem fühlte ich mich geschmeichelt, als Soonoo
die Perlen um ihren Hals legte. - Ich weiß, sagte ich, auf
die Größe kommt es nicht an. - Wie bei den Männern,
lächelte sie. - Das ist etwas, das ich nie geglaubt habe.
- Wir müssen reden, sagte sie, hinterher. Der Marmorboden wölbte
sich und ich glich seine Bewegung aus, indem ich meinen Rücken
fester gegen die Bar drückte. Soonoo kam herein und ging, ohne
inne zu halten, geradewegs auf mich zu. Ihre Beine waren lang und
mit ihrem kurzen Haarschnitt erinnerte sie mich an Claudia Cardinale
in La Notte – eine Erinnerung, der ich schwer widerstehen
kann. Bei dem Versuch mich zu küssen, prallte sie mit ihren
Zähnen gegen meinen Mund.
- Sagst du mir heute, wofür du engagiert
worden bist? - Dein Vater hat mich engagiert, um Ogriseggs Bilder
aufzustöbern. Meine Lippen waren schon blau seit dem Nachmittag
in Golkonda. - Aber ich weiß, dass Vater Bilder völlig
gleichgültig sind. - Ich soll sie nur aufstöbern. - Er
vergisst nur aus Gewohnheit zu sterben. Sie zeigte mir das gesündeste
Zahnfleisch und die weißesten Zähne, während sie
zurücktrat. - Hast du eine Ahnung, um wie viel Geld es geht?
Küss mich! - Gelegentlich stoße ich auf Einzelheiten
aus der Vergangenheit, aber das ist nicht Teil meines Auftrages.
- Gehört die Begegnung mit deiner tribal woman dazu? Ihr Lächeln
strahlte, aber es war ein böses Strahlen. Mir kam der Gedanke,
dass Soonoo mich hatte verprügeln lassen.
- Wo hast du dieses wunderbare Gebiss her?, fragte ich, aus dem
Wartezimmer eines Schweizer Zahnarztes? Ihre Reaktion war schnell,
aber sehenswert. Mit praktisch einer einzigen Bewegung fegte sie
die Bar leer, schnellte zurück und riss sich die Kette vom
Hals. Im Kino ist das der Moment, wo die Perlen über den Parkettboden
hüpfen, unterlegt mit diesem hellen, erotischen Rasseln. Ich
schickte mich an zu gehen. Soonoo packte mich an den Hüften.
- Sollst du einen anderen Erben finden? - Gleiche Frage, gleiche
Antwort. Sie begann sich erbittert an mir zu reiben. - Bleib! -
Davon kann ich gar nicht genug kriegen, sagte ich. von dieser spirituellen
Schönheit Indiens verbunden mit der Schamlosigkeit des Westens.
Aber ich war wie zerschlagen, während sie wie elektrisch geladen
schien. - Suchst du noch einen anderen Lala? - Nur wenn er in Öl
gemalt ist. - Fick mich, fick mich!, sagte sie außer sich.
Vielleicht konnten wir diesen Abend gemeinsam
vergessen, vielleicht würde ich sie morgen wieder lieben, vielleicht
war das der Fehler meines Lebens und ich würde später
alles bedauern, aber jetzt konnte ich nicht anders. - Ach, fick
dich doch selbst, sagte ich und ging.
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AKTUELLE AUSSTELLUNGEN |
Woman and Migration
Die VI. Women‘s International Conference
findet von 14.-17.4. im Hotel Drei Raben in Graz
statt. Ca. 100 Künstlerinnen aus allen Kontinenten treffen
sich, um über die sozialen und ökonomischen Auswirkungen
von Migration auf Frauen aus unterschiedlichen Ländern zu diskutieren.
Die internationalen Künstlerinnen, die Migration
zu einem großen Teil selbst erfahren haben, zeigen in zwei
die Konferenz begleitenden Ausstellungen Fotos, Bilder und Skulpturen,
die sich mit dem Thema Migration und Frauen auseinandersetzen. Begleitend
zur Konferenz gestaltet der mexikanische Künstler Jorge
Gonzales eine Skulptur zum Thema.
Die „Women‘s International Conference“
wurde von Elena Brown-Ghinis im Jahr 2000 gegründet
und fand bisher in Los Angeles/California, in El Paso/Texas, in
Cuenca/Ecuador und 2004 in Buenos Aires statt. Mit der Conference
in Graz findet diese internationale Tagung erstmals in Europa statt.
Ausstellungseröffnung Woman and Migration
am 14. 04. um 19.00 Uhr durch LH Waltraud
Klasnic und Univ. Prof. Dr. Götz Pochat
im Künstlerhaus Graz, Burgring 12. Teilnehmerinnen der Women‘s
International Conference setzen sich mit Fotos, Bildern und Skulpturen
mit „Migration“ auseinander. Informationen unter www.womens-international-conference.com
Sandbilder und Aquarelle von Michael Hüttenbrenner
zeigt mit Eröffnung am Freitag, 15. 04., bis zum 1.
Mai der Kunstraum-Leoben.
Weitere Infos unter www.kunstraum-leoben.at
oder unter 0664-3757069
Spuren der Sehnsucht zeigt die
Galerie Zwischenbilder
als Arbeiten von Sonja Redl in Kooperation mit
Menschen aus 12 Vereinen. Ab Freitag, 15. 04. bis
zum 31. Mai im Sozialamt Graz,
Schmiedgasse 26/1.Stock.
Kontakt über Culture Unlimited, Brockmanngasse 5, 8010 Graz,
T 0664-2131386
Esther Stocker: Im Rahmen von
Aktuelle Kunst in Graz zeigen die Minoriten Galerien,
Mariahilfer Platz 3, 8020 Graz, Arbeiten von Esther Stocker. Vernissage:
Samstag, 16. 04., um 19.30 Uhr.
Abbild und Bildnis, Arbeiten
von Hanns Kunitzberger werden ebenfalls am Samstag,
16. 04., um 14.30 Uhr in den Minoriten Galerien im Priesterseminar
eröffnet. Informationen unter www.minoritenkulturgraz.at
Robert Posch zeigt in der
Mediathek, Vorbeckgasse 12, 8020 Graz Arbeiten unter dem
Titel Without LETIT. Zur Ausstellungseröffnung spricht Dr.
Peter Grabensberger am Mittwoch, 20. April
um 19.00 Uhr. Informationen unter Tel. 0316/76 30 51-11
und www.graz.at/dieMediathek
ARTETAGE: Mit der Galerie ARTETAGE
öffnet der Bischofhof der Diözese Graz-Seckau am Bischofplatz
4 in Graz seine Pforten für heimische Künstler und Künstlerinnen
sowie für alle Kunstinteressierten. Die erste Ausstellung in
der neuen Galerie gestaltet der 1965 in Graz geborene Maler
Thomas Blas. Der Künstler bevorzugt Acrylmalerei,
die wechselweise in Korfu und in der Südsteiermark entsteht.
Sein besonderes Markenzeichen ist die Montage und Präsentation
seiner Bilder auf Baugittern, wodurch sich sowohl Raum wie auch
Licht als weiteres Ausstellungselement erschließen lassen.
Zu sehen sind die Arbeiten unter dem Titel DURCH EINANDER bis zum
31. Mai. Informationen unter Tel. 0316/8041-261
Tatiana V. Thalhammer ist im Rahmen
der Reihe Länderzirkel Russland Den Geheimnissen des Planeten
auf der Spur. Interkulturelles Café und Begegnungszentrum
Auschlößl, Friedrichgasse 36, 8010 Graz. Zu
sehen bis zum 9. Mai. Informationen unter Tel. 0316 813368
Einsichten, Arbeiten von Ewald
Gynes
sind noch bis Donnerstag, 14. 04., im Bildungshaus
Mariatrost, Kirchbergstraße 18, 8044 Graz, zu sehen. Informationen
unter Tel. 0676 31 94 658 und
www.ewald-gynes.at
Dynamic, Photo Art & Performance
zeigen in der Fotogalerie im Rathaus (Eingang Landhausgasse,
A 8010 Graz, 1. Stock) in der Ausstellung Geträumte Städte
Arbeiten des italienischen Photokünstlers Euro Rotelli,
täglich Montag bis Freitag von 7.00 bis 18.00 Uhr. Bis Freitag,
15.04.
Gegensätze: Unterschiedlicher
könnten die verhandelten Themen dieser Ausstellung im Kunstmagazin
Hell, Herzog-Ernst-Gasse 5, 8600 Bruck/Mur, nicht sein.
Auf der einen Seite die makrovergrößerten Fäden
in Gretl Thuswaldners s/w-Fotografien, die aufgrund
der ungewohnten Perspektive den Blick auf die Realität des
Dargestellten stark verändern. Auf der anderen Seite Leo
Hainzls „schwebende“ Stilleben von Äpfeln,
Kürbissen, Zitronen oder Zwetschken, deren Erscheinungsbild
zwischen dezenter Farbigkeit und opulent-ausufernden Anordnungen
stets ein und desselben Sujets pendelt. Von dieser Basis des Gegensätzlichen
ausgehend scheint der Versuch zu lohnen, die ausgewählten Arbeiten
auf ihre möglichen Parallelen zu untersuchen. Informationen
unter Tel. 0676 7013300 und www.kunstmagazin.at
Gironcoli-Museum: Im Rahmen der
Reihe ARTHerberstein werden im neuen Gironcoli-Museum auf ca. 2000
m² rund 30 Werke Bruno Gironcolis ausgestellt.
Damit setzt Herberstein einen weiteren Meilenstein im Bereich Kunst
& Kultur, welcher sich mit dem bestehenden Angebot Herbersteins
im Bereich Natur auf harmonische Weise ergänzt. Täglich
von 10 bis 17 Uhr; Führungen Samstag und Sonntag um 11 und
15 Uhr.
Weitere Informationen unter www.gironcoli-museum.com
Nächstes Jahr ist auch noch ein Tag.
Mit Markus Redl stellt die Neue Galerie einen jungen
Künstler vor, der sich mit scheinbar vollkommen traditionellen
Mitteln der Skulptur nähert und dabei klassische Materialien
wie Marmor und Bronze verwendet. Im Studio der Neuen Galerie
sind bis zum 5. Juni vier kleinere Steinskulpturen
und Arbeiten auf Papier, im Hof vier monumentale Steinskulpturen
zu sehen. Informationen unter www.neuegalerie.at
Kunsthistorisches und Museum für Gegenwartskunst
im Stift Admont
Der letzte, hinter der Gemäldegalerie liegende Raum im neuen
Kunsthistorischen Museum des Stiftes Admont ist künstlerischen
Interventionen gewidmet. Er wird jährlich neu gestaltet –
nach Franz Graf und Ingeborg Strobl heuer von Markus Wilfling.
Konzeptueller Hintergrund von ... her und hin und ... 1
Video + Skulptur ist eine Bewusstmachung der starken aktuellen
Aktivitäten des Stiftes Admont im Bereich Gegenwartskunst in
Kommunikation mit den historischen Exponaten aus früheren kulturellen
„Hoch“-Zeiten des Klosters im Mittelalter und im Barock.
Zu sehen bis zum 2. November 2005.
Bis 24. Juni zeigt das Stift eine
Auswahl aus den Beständen seiner Sammlung von Gegenwartskunst
mit Arbeiten von Siegrun Appelt, Jack Bauer, Thomas Baumann,
Wolfgang Becksteiner, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Heiko Bressnik,
Josef Danner, Johannes Deutsch u.v.a. Informationen unter
www.stiftadmont.at
Rudolf Szyszkowitz (1905 bis 1976)
Zwischen
Tradition und Erneuerung, Ausstellung in der Neuen Galerie
am Landesmuseum Joanneum, Sackstraße 16, 8010 Graz, bis zum
5. Juni. Informationen unter www.neuegalerie.at
Regimewechsel heißt ein
„work in progress“ von Gerald Naderer,
der ein
Jahr lang die Wände des Foyers des Wieser Theaters im Kürbis
gestaltet. Zu sehen bis Dezember 2005 im Foyer des Theaters
im Kürbis, Wies, Oberer Markt 3. Informationen unter
Tel. 03465-7038 und www.kuerbis.at
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VERANSTALTUNGEN
Literatur, Theater, Film, Musik |
TANGOTANZTHEATER.
Liebe nach Fahrplan, ein Tangotanztheater frei nach dem Film von
Jiri Menzel u. Bohumil Hrabal: Aufführung am Dienstag,
12. 04., um 10:00 Uhr im Jugendtheater
Next Liberty in Graz. Inszenierung und Choreographie stammen
von Anastasia Ferrer und Luigi Zola,
live am Akkordeon ist Bernd Kohlhofer, Musik von
Astor Piazzolla u.a. Achtung, nur eine weitere
Aufführung am Samstag, 30. April um 20.00 Uhr. Informationen
unter 0316 / 8008 1122
Josef Hader gastiert mit seinem
neuen Programm Hader muss weg
um 20.00 Uhr im Festsaal/Hartberghalle in Hartberg
am Mittwoch, 13.04. Tags darauf, am Donnerstag,
14.04., ebenfalls um 20.00 Uhr in der Mehrzweckhalle
in Feldbach. Informationen unter www.hader.com
Die Hexe Nudelzopf, ein Theaterstück
für alle ab 4 Jahren. Premiere am Donnerstag, 14. 04.,
um 16.00 Uhr im Grazer Kindermuseum, Friedrichgasse
34, 8010 Graz. Eine Produktion des Theaters ASOU.
Weitere Aufführungen: 15. bis 17. 04. und 21. bis 2. 04., jeweils
16.00 Uhr.
Informationen und Karten unter Tel. 0316 / 21 45 45 und http://www.theaterasou.at
Herms Fritz spricht als Leser
des Monats am Donnerstag, 14. 04., im Literaturhaus
Graz um 20.00 Uhr über Kinder- und Hausmärchen
der Gebrüder Grimm. Weitere Informationen über das Literaturhausprogramm
im April unter www.literaturhaus-graz.at
Premiere: MACBETH, Musiktheater
für hörendes und nicht hörendes Publikum, Ziegelwerk
Wolf, Ziegelstrasse 20, 8045 Andritz am Freitag, 15.
04., um 20.00 Uhr. Weitere Vorstellungen 16., 23., 24.,
29. und 30.4., 6., 7., 11., 13., 20., 21., 27., 28. und 29. Mai.
Informationen unter Tel. 0699 / 11 22 66 44 und www.schaubuehnegraz.at
Frauen schreiben. Positionen aus Südosteuropa.
Es lesen Barbara Frischmuth (Österreich) und
Buket Uzuner (Türkei) am Montag, 18.
April, um 20.00 Uhr im ISOP, Dreihackengasse
2, 8020 Graz. Informationen unter www.minoritenkulturgraz.at
Premiere von Karl Schönherrs
Der Weibsteufel am Mittwoch, 20. 04.,
um 20.00 Uhr auf der Probebühne des Schauspielhauses
Graz. Ein gerissener, aber ewig kränkelnder Schmuggler
hat seiner Ehefrau versprochen, mit dem erbeuteten Geld ein großzügiges
Haus im Dorf zu kaufen. Inszeniert hat Constanze Kreusch,
Bühne und Kostüme entwarf Evamaria Becker,
es spielen Katja Hirsch, Martin Bretschneider und
Sebastian Reiß. Informationen unter www.theater-graz.at
Premiere „Tsaparatsang!“ –
Die Reise zweier Mönche von
Herbert Achternbusch am Mittwoch, 27. April um
20.00 Uhr im Nice Little Theatre, Luthergasse 4,
8010 Graz. Weitere Vorstellungen: 28., 29., 30. April, 1., 2. Mai.
Eine eine Produktion von Kaendace (vormals Tanz Theater Graz ) Informationen
unter Tel. 0316 / 33 71 31 oder 0676 / 64 81 660
Premiere im April: Boulevard Solitude
von Hans Werner Henze am Samstag, 23. 04.,
als Grazer Erstaufführung in der Oper um 19.30
Uhr. Weitere Vorstellungen: 27. April, 12., 18., 22. Mai sowie am
03. Juni 2005, 19.30 Uhr. Informationen unter www.theater-graz.com
Anleitung zur politischen Unmündigkeit
geben
Thomas Maurer und Florian Scheuba am
Freitag, 29. 04., um 19.00 Uhr im Forum-Kloster,
Gleisdorf. Informationen unter 0664 383 9999
Der kleine Prinz von Dänemark,
Kinderstück ab 6 Jahren von Torsten Letser in
der Regie von Michael Schilhan und Ausstattung
von Mignon Ritter. Premiere am Freitag,
29. 04. um 16.00 Uhr im Jugendtheater Next Liberty,
Graz. Informationen unter www.theater-graz.com
Die Wellküren Moni, Bärbi, Burgi
geben im
Forum – Kloster, Gleisdorf ihr Kabarett „Stubenmusik
macht süchtig“ am Samstag, dem 30.04.,
um 19.00 Uhr. Moni, Vroni und Burgi stehen für die weibliche
Synthese aus bayerischer Volksmusik und Kabarett.
Weitere Informationen unter www.wellkueren.de
KuKuK, das 4. ländliche Theaterfestival
für junges Publikum in der Steiermark - noch bis Montag,
2. Mai. Das beliebte Theaterfestival „KuKuK“
zeigt unter dem Motto von „Klein auf Lust auf Kunst“,
in Kapfenberg, St. Lambrecht im Naturpark Grebenzen, Kirchbach,
Lieboch, und Feistritz/Anger professionelles Theater für ein
junges Publikum. Bereits in den drei vorangegangenen Schuljahren
begeisterte „KuKuK“ Kleine und Große Zuschauer
mit einem ausgewählten Programm. Informationen unter Tel. 0664/241
7668 und www.mezzanintheater.at
„manuskripte“ Preis an Wilhelm
Hengstler verliehen
Kulturreferentin LH Waltraud Klasnic überreichte
im Rahmen eines Festaktes in der Grazer Burg den mit 12.000 Euro
dotierten „manuskripte“-Preis 2004 an den Grazer Autor
Dr. Wilhelm Hengstler.: „Graz ist nicht nur
Kulturhauptstadt, sondern auch die Literaturhauptstadt und Hengstler
hat einen persönlichen Beitrag dazu geleistet“, hielt
Klasnic in ihrer Rede fest. Der „manuskripte“-Preis
wird seit 1981 vergeben: Neben Hengstler wurden so bekannte Autoren
wie Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Ernst Jandl,
H. C. Artmann, Barbara Frischmuth, Wolfgang Bauer, Gerhard Roth,
Reinhard P. Gruber und zuletzt Lydia Mischkulnig mit diesem Preis
ausgezeichnet.
LH Waltraud Klasnic >
„manuskripte“-Preisträger 2004 Wilhelm Hengstler
und Jurymitglied Prof. Dr. Alfred Kolleritsch bei der Preisverleihung
in der Grazer Burg.
Wilhelm Hengstler wurde 1944 in Graz geboren.
Bereits während seines Jus-Studiums trat er als Schriftsteller
im Kreis des Forum Stadtpark hervor, seine erste Lesung im Forum
fand, eingeleitet von Peter Handke, 1966 statt. In seinen Texten
war Hengstler von Anfang an der Moderne verpflichtet, zwischen Phantasie
und intellektueller Schärfe, mit den Techniken von Montage
und auffallenden filmischen Schnitttechniken. Neben seiner literarischen
Arbeit schrieb Hengstler Filmkritiken und theoretische Arbeiten
zur Filmgeschichte, leitete das Filmreferat des Forum Stadtpark
und arbeitete auch als Regisseur und Drehbuchautor („Fegefeuer“,
1988, nach dem Roman von Jack Unterweger; „Tief oben“,
1995; sowie mehrere Dokumentationen). 1978 erschien die Anthologie
„Ausgeträumt. Zehn Erzählungen“ im Suhrkamp-Verlag,
1987 der Prosaband „Die letzte Premiere. Geschichten“
und 2003 bei Droschl die Novelle „fare“. Seit Beginn
seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist Hengstler der von
Prof. Dr. Alfred Kolleritsch herausgegebenen Zeitschrift „manuskripte“
sehr verbunden.
„Jede Geschichte hat unendlich viele Anfänge;
alle Geschichten sind ineinander verschlungen, treiben in Endlosschleifen
im sanften Takt von Vergessen und Erinnern, von Wunsch und Kausalität
durch Köpfe und Körper,“ zitierte Kulturredakteur
Walter Titz, der die Laudatio hielt, aus Hengstlers
Text „Die letzte Premiere“. „Das darf auch „als
Programm eine Schriftstellers gelesen werden, der geradlinigem Erzählen
misstraut, in der festen Überzeugung, dass mit ihm der Komplexität
jeglicher Wirklichkeit nicht gerecht zu werden ist“, so Titz.
Literaturpreis und Literaturstipendien
2004
Mit dem Literaturpreis des Landes Steiermark 2004 zeichnete LH Waltraud
Klasnic den 52-jährigen Lyriker und Schriftsteller
Franz Josef Czernin aus. Als ehemaliger Grazer Stadtschreiber
(1993 bis 1994) und Vortagender an der Universität Graz ist
der gebürtige Wiener und seit 1980 in Rettenegg lebende Schriftsteller
und Dichter mit der Literaturszene der Steiermark eng verbunden.
Der Literaturpreis des Landes Steiermark 2004 ist mit 12.000 Euro
dotiert. Träger des zumeist jährlich vergebenen Literaturpreises
des Landes sind unter anderem Peter Handke (1972), Barbara Frischmuth
(1973) und auch Elfriede Jelinek (1987), die im Vorjahr den Literaturnobelpreis
erhielt.
Nach Ansicht der Jury zeichnen sich Czernins Gedichte
durch „hohe Intellektualität aus, gepaart mit großer
Sprachsinnlichkeit, scharfem analytischen Verstand und raffiniertem
Wortspiel“.
Mag. Olga Flor, Franz Josef Czernin, Angelika
Reitzer und Landeshauptmann Waltraud Klasnic
Als Laudator würdigte der Berliner Literat
Sebastian Kiefer Czernins Verdienste um die Anerkennung
und den Stellenwert von Lyrik im 21. Jahrhundert: „Kein zweiter
Dichter arbeitet so rückhaltlos daran, dass die Poesie ihre
Würde nicht mehr nur zwischen Nachrichtensendung und Nachtkrimi
erbetteln muss – sondern ihr Recht als unverzichtbarer Versuch
des Menschen, sich selbst zu bestimmen, aus eigener Kraft erstreiten
kann“.
Die Literaturstipendien 2004 erhielten nach dem
Urteil der Jury mit Mag. Olga Flor und Angelika
Reitzer zwei überaus talentierte junge Schriftstellerinnen.
Die Stipendien sind mit jeweils 2.900 Euro dotiert. Über Initiative
von LH Klasnic beschloss die Steiermärkische Landesregierung
heuer, künftig jährlich zwei Literaturstipendien zu vergeben.
Bisher wurden die Literaturstipendien jedes zweite Jahr vergeben.
Dienstag, 19. 04.: Der Musikstammtisch
für traditionelle und neue Volksmusik beginnt um 19.00 Uhr
in der Brücke, Grabenstraße 39a, 8010
Graz. Unter dem Motto Vurn hint wia hecher geht es um Alt
& neu, Landler & Blues, Knöpferlharmonika & Bouzouki.
Informationen unter www.bruecke-graz.com
Sammy Vomácka,
Blues, Ragtime, Fingerstyle am Freitag, 15. 04.
um 20.00 Uhr in der Brücke, Grabenstr. 39a,
8010 Graz.
„... sacre ...!“,
Tanzperformance der Company subsTANZ unter der künstlerischen
Leitung von Mona May von 20. bis 24. April,
jeweils um 20.00 Uhr im Kristallwerk, Viktor Franzstraße
9, 8051 Graz. Informationen unter www.kristallwerk.at
Caritas in Concert: In Kooperation
von Caritas Schlupfhaus und Caritas Jugendstreetwork
mit JUZ Explosiv, JUZ Lana (Südtirol), JUZ House (Mureck) findet
am Freitag, 22.04., mit Beginn um 19.30 Uhr ein
Konzert statt, angedacht ist, dieses geplante Vernetzungstreffen
auch als Plattform für einen sozialpädagogisch begleiteten
(Jugend-) Kulturaustausch zu nützen. Zwei Bands aus Italien
(Morrisson`s Doghouse und Dechaze) sollen nach
Graz kommen und hier ein Konzert im Jugendzentrum Explosiv,
Schützgasse 16, 8020 Graz, geben, wobei sie von drei steirischen
Bands (Scarabäus Dream und Rising
Girl, Empty Cans) unterstützt werden, was die Jugendlichen
dazu anregen soll, sich aktiv zu beteiligen und soziale Kompetenzen
in einem neuen Umfeld zu erlernen.
Liljana Buttler & Moster Sevdah Reunion
(der Buena Vista Club Bosniens & The Mother of Gypsy Soul) am
Samstag, 23.04., um 20.00 Uhr in der 23.04.,
20.00, Mehrzweckhalle, Feldbach. Wer eine sevdalinka
singen kann, muss jedenfalls um die vielen Bedeutungen des Wortes
sevdah Bescheid wissen, am besten aus eigener Erfahrung: Liebe.
Leidenschaft. Sehnsucht. Trübsinn. Informationen unter Tel.
0664 383 9999
Kalle Laar gastiert bei science
& sciene fiction am Mittwoch, 27.4., ab 20.00
Uhr im Vipers im Thienfeld, Mariahilferstraße
2, Südtirolerplatz, 8020 Graz. Informationen unter www.klangmuseum.de
Musik gegen das Vergessen:
Im Jahr 2005 wird in Österreich viel gefeiert: 60 Jahre Kriegsende
und 50 Jahre Staatsvertrag. Dabei werden die dunklen Seiten der
Vergangenheit oft genug ausgeklammert. Besonders die Rolle von Österreichern
bei den Massakern an der jüdischen Bevölkerung des „1000
jährigen Reiches“. Dabei ist z.B. auch in der Steiermark
der berüchtigte Todesmarsch der ungarischen Juden noch immer
ungenügend aufgearbeitet und wird in den Schulen meist überhaupt
nicht erwähnt. Das Jazztett Forum Graz möchte
in dieser Veranstaltung mit der Aufführung von Berndt
Luefs Kompositionen „Epitaph“ und „Die
bosnische Tragödie“ eine Zeichen gegen das Vergessen
dieser Ereignisse setzen.
Dienstag, 26. 04., um 19:00 Uhr
im Josefsaal des Forum Klosters in 8200 Gleisdorf;
0664 / 2016182, am Mittwoch, 27. 04., 19:30 Uhr
im Forum Stadtpark Graz; 0316 / 827734 und am Samstag,
30. 04., um 10:30 Uhr im Volkshaus Graz; 0316 /
717108
Glasbeni most - österreichisch-slowenische
Klangbrücke: Organisiert von der Katholischen Jugend
Steiermark findet rund um den ersten Jahrestag des EU-Beitritts
Sloweniens ein völkerverbindendes Jugendprojekt statt: Österreichische
und slowenische Jugendliche befassen auf unterschiedliche Weisen
mit dem Thema „Grenze“. Den Abschluss bildet ein großes
Jugendchortreffen am 1. Mai in Bad Radkersburg.
Ausstellung der Projekt-Ergebnisse: BORG Bad Radkersburg,
am 28. 4. 2005
Jugendchortreffen: 1. Mai 2005, ab 9.30, Bad Radkersburg
Feier auf der Grenzbrücke: 1. Mai 2005, 18 Uhr Weitere
Informationen unter Tel. 0316/8041-278 und www.katholische-jugend-steiermark.at
Die TOTEN HOSEN (D) kommen am Mittwoch, 04. Mai,
in die Eishalle Kapfenberg
Balkanjazz im Rahmen von Grazjazz05
vom Donnerstag 21. bis Samstag 23. 04. im Orpheum
mit ZigZag Trio & Kalman Balogh Project, Elvis Ajdinovic
Orkestar, Nenad Vasilic Balkan Band und anderen. Informationen
unter www.grazjazz.at
Soundportal in concert
Das Soundportal holt auch im April wieder jede Menge Top-Bands nach
Graz.
Die kommenden Highlights:
So., 10. 4. im ppc: Naked Lunch (A)
Sa., 16. 4. im ppc: Robocop Kraus (D)
Do., 21. 4. im Arcadium: The Jessica Fletchers (NOR)
Mi., 27. 4. im Arcadium: La Vela Puerca (URU)
Do., 28. 4. im Arcadium: Joachim Deutschland (A)
Locations: Arcadium – Griesgasse 25, 8010
Graz, ppc - Neubaugasse 6, 8020 Graz
Weitere Infos und Soundportal News: www.soundportal.at
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GELESENES & ERLESENES |
Konflikte ohne Machtkämpfe lösen
Das verspricht das „SK“-Prinzip der beiden Grazer Autoren
Erich Visotschnig und Siegfried Schrotta.
Beim „Systemischen Konsensieren“ wird – vereinfacht
ausgedrückt – nicht jener Vorschlag umgesetzt, der die
meisten Pro-Stimmen erhält, sondern jener, der bei den Konfliktgegnern
am wenigsten Widerstand erzeugt. Was für Vereine und NGOs,
die prinzipiell an einer möglichst konsensuellen Entscheidungsfindung
interessiert sind, zweifellos eine neue Qualität im Entscheidungsprozess
darstellen könnte, wird auf gesellschaftlicher und politischer
Ebene – vor allem dort, wo schon jetzt aus gutem (Macht)Grund
Entscheidungen informell getroffen bzw. durch die Hegemonie eines
Konfliktgegners erzwungen werden – eher wenig wirksam sein,
auch wenn sich die AutorInnen einen „Roll-out“ ihrer
Methode bis zur Ebene internationaler Institutionen erhoffen.
Erich Visotschnig / Siegfried Schrotta:
Das SK-Prinzip. Wie man Konflikte ohne Machtkämpfe löst.
Wien: Ueberreuter 2005
Der Tod ist ein Meister aus Steiermark
Rechtzeitig zum Gedenkjahr 2005 erscheint ein in mehrerlei Hinsicht
bemerkenswertes Buch über den Todesmarsch ungarischer Juden
in den letzten Kriegstagen 1945 über den Präbichl: Es
dokumentiert nicht nur die Ereignisse in detaillierten historischen
Beiträgen und die schreckliche Verantwortung, die SteirerInnen
daran trugen (Halbrainer, Lappin) sondern setzt sich auch mit der
Kultur der Denk- und Mahnmäler auseinander, die an die Periode
38-45 erinnern (Uhl). Motivation für die Herausgabe des Werkes
war die Errichtung eines Denkmals am Ort des Geschehens durch Eisenerzer
HauptschülerInnen, die von der ARGE Jugend gegen Gewalt und
Rassismus initiiert und begeleitet und von der Gemeinde Eisenerz
unterstützt wurde. Beiträge zur Aufarbeitung der Ereignisse
in den Kriegsverbrecherprozessen und zur Möglichkeit von Handlungsspielräumen
in totalitären Systemen (Ehetreiber/Strasser, Leitner) ergänzen
den Band ebenso wie ein Theaterstück, das von Leobner SchülerInnen
im Gedächtnis an die Opfer des Todesmarsches geschrieben und
aufgeführt wurde.
Christian Ehetreiber, Heimo Halbrainer
(Hrsg.): Todesmarsch Eisenstraße 1945. Terror, Handlungsspielräume,
Erinnerung: Menschliches Handeln unter Zwangsbedingungen. Graz:
Clio / ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, 248 Seiten, broschiert,
EUR 22,--
Die Verantwortung der österreichischen
und deutschen Außenpolitik
für den Zerfall Jugoslawiens und in der Folge für den
Krieg in Bosnien-Herzegowina und dessen Opfer (und die Opposition
der EG-Mehrheit gegen diese Hasardeur-Politik) ist all jenen bekannt,
die sich nicht nur aus lokalen Quellen über zeitgeschichtliche
Ereignisse informieren – selten wurden diese Fakten aber so
schlüssig, unaufgeregt und präzise recherchiert präsentiert
wie im soeben erschienenen Buch des in Wien tätigen Grazer
Historikers Rudy Weißenbacher. Die „Serbien muss sterbien“-Linie
von Mock und Genscher hat aber dem bisher einzigen Staat der Geschichte,
der die Selbstverwaltung der Wirtschaft durch die Arbeitenden praktiziert
und die Selbstverwaltung der politischen Angelegenheiten durch alle
BürgerInnen zumindest offiziell angestrebt hat, allerdings
nur den letzten Todesstoß versetzt. Die ökonomischen
Gründe für die Desintegration des früheren Erfolgsmodells
Jugoslawien, das in den sechziger Jahren noch überdurchschnittliche
Wachstumsraten aufwies, sind in der Verschuldung der siebziger Jahre
und den darauf folgenden „Stabilisierungsprogrammen“
des internationalen Währungsfonds zu suchen, wie von Weißenbacher
mit einer Fülle empirischen Materials belegt wird.
Rudy Weißenbacher: Jugoslawien.
Politische Ökonomie einer Desintegration. Wien: Promedia
2005, 496 Seiten. EUR 39,90
Der Autor Rudy Weißenbacher präsentiert das Buch „Jugoslawien.
Politische Ökonomie einer Desintegration“ auf Einladung
des Instituts für Südosteuropäische Geschichte der
Uni Graz, der Zeitschrift Ost-West-Gegeninformationen und von KORSO
am 19. Mai ab 19.00 im HS 2304 (Meerscheinschlössl,
Mozartgasse 3, Graz).
Postkommunistischer Sex
Die aktuelle Ausgabe der in Graz erscheinenden international renommierten
Osteuropa-Vierteljahresschrift Ost-West-Gegeninformationen beschäftigt
sich mit dem Thema „Sexualität“ in den Reformstaaten.
Von der angesichts der schlechten Gesundheitsversorgung besonders
besorgniserregend steigenden AIDS-Rate über Zwangsprostitution,
Frauen- und Kinderhandels als Folge der neoliberalen Globalisierung,
die länderspezifischen Unterschiede in der Toleranz gegenüber
liberalem Sexualverhalten oder Homosexualität bis zur Macht
und Ohnmacht der Kirche gegenüber dem Aufbrechen sexueller
Tabus reichen die Themen des Heftes. Der zweite Schwerpunkt befasst
sich – höchst aktuell – mit der Situation im Nordkaukasus.
Ost-West-Gegeninformationen Nr. 4/2004, 44 Seiten,
EUR 5,–, zu bestellen unter: Fax (0316) 380-9735 | ostwest@gewi.kfunigraz.ac.at
Der diskrete Charme der Bourgeoisie
Gegenentwürfe zum klassischen Feindbild des Bourgeois präsentiert
der Stuttgarter Literaturwissenschafter Thomas Rothschild in einem
Band des Wiener Promedia-Verlages: Die Bohème hatte den Bürger
seit dessen frühem Verrat an den Idealen der Französischen
Revolution kritisch im Visier. Zahlreiche Künstler von Carl
Sternheim und Bertolt Brecht über Otto Dix und George Grosz
bis Sergej Eisenstein und Luis Buñuel haben dem Bourgeois
ein satirisches Denkmal gesetzt. Aber es gab in den Künsten
auch stets Gegenentwürfe zum Bourgeois: den rebellischen „Narren“
(etwa Charles de Costers Thyl Ulenspiegel), den revolutionären
Intellektuellen (etwa Ljutov in Isaak Babels Reiterarmee), die „Klassenverräterin“
(etwa Irmgard Keuns Gilgi), den kauzigen Außenseiter (etwa
in Frank Capras Film You Can’t Take It With You), die mittellosen
Aussteigerinnen (etwa in Alain Tanners Messidor), den klassenbewussten
Arbeiter (etwa in den Filmen von Ken Loach). Auch die Rockmusik
lässt sich, so Rothschild, als Gegenentwurf zur Welt der Bourgeoisie
begreifen.
Thomas Rothschild: Das große Übel
der Bourgeoisie. Über die 68er, gute Manieren und Kleiderordnungen,
ferner über die Sozialdemokratie, über Charles de Coster,
Isaak Babel, Irmgard Keun, Frank Capra, Alain Tanner und Ken Loach
sowie über Rockmusik. ISBN 3-85371-217-7. Wien: Promedia,
br., 144 Seiten, 9,90
Wechselbeziehung Graz –Moskau
Die Kombination „Graz-Moskau“ kann als Anmaßung
verstanden werden – insbesondere aus einer russischen Perspektive.
Denn – und dies ist eine der zentralen Frage des Projekts
– was kann das doch so kleine Graz dem zumindest 50 Mal größeren
und vielleicht auch wichtigeren Moskau bieten? Andererseits stellt
sich die Frage, was konnte und kann Moskau, das seinerseits in den
letzten zwei Jahrzehnten beträchtlich an Bedeutung verloren
sowie eine Identitätskrise durchlebt hat, der im Jahre 2003
so genannten „Kulturhauptstadt Europas“ geben, wie stellt
sich der kulturelle und künstlerische Austausch zwischen zwei
so unterschiedlichen Städten und Szenen dar und – vor
allem – was bedeutet er. Diesen Fragen geht insbesondere eine
Ausstellung nach, die in einer Chronologie, Fotografien und Videodokus
Aktivitäten von Grazer Künstlern in Moskau und Moskauer
Künstlern in Graz darstellt und dabei insbesondere auf die
legendäre erste Reise von Il‘ja Kabakov nach Graz auf
Einladung von Peter Pakesch im Jahr 1987 verweist, die für
den Moskauer Konzeptualisten Ausgangspunkt für eine Weltkarriere
darstellte. Kabakov gilt als international erfolgreichster (lebender)
Künstler russischer Provenienz.
Herwig G. Höller(Hrsg.): Graz-Moskau.
Zwischen Perestrojka und Terminator-Denkmal. Und danach.
Verlag Forum Stadtpark Graz. Graz 2005. ISBN 3-901109-9
KORSO verlost in Kooperation mit Autoren bzw. Verlagen jeweils drei
Exemplare der hier rezensierten Bücher / Zeitschriften beim
KORSO-Kulturquiz!
Fritz Keller / Stefan Kraft (Hg.) ROSA LUXEMBURG
Denken und Leben einer internationalen Revolutionärin
176 S., Euro 12,90; ISBN 3-85371-232-0 | Zu bestellen in
Ihrer Buchhandlung!
Luxemburgs Werk, das in diesem Buch ausführlich wiedergegeben
wird, umfasst Bestandsaufnahmen des sozialen Elends ebenso wie Anfang
des 20. Jahrhunderts erstmals ins revolutionäre Bewusstsein
gedrungene Gedanken zur Frauenemanzipation sowie eine intensive
Beschäftigung mit den Rechten des Individuums – besonders
bekannt wurde ihre Schrift zur „Freiheit der Andersdenkenden“
über die Russische Revolution. Ein Klassiker zum Nachlesen!
Gesamtkatalog bei: Promedia, 1080 Wien, Wickenburgg. 5/12 | promedia@mediashop.at
| www. mediashop.at
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Vera und der Papst
Jörg-Martin Willnauer hat
seine lang geplante Leber-Kur angetreten, deshalb kommen in dieser
Ausgabe Willnauers weibliche Kolleginnen zu Wort. |
Österreich verfügt ja entgegen anders lautenden Meinungen
über hervorragende Kabarettistinnen: Arabella Kiesbauer,
Barbara Karlich, Barbara Stöckl und Vera Russwurm.
Und unserer Vera ist jetzt ein besonderer Coup gelungen! Sie
hat es geschafft, den verblichenen Papst mittels geheimnisvoller,
nur ihr und dem Vatikan bekannter Praktiken in ihre Sendung einzuladen.
Vera: Hallo Papst! Darf ich du sagen?
Papst: Mhm.
Vera: Danke, lieber Vater! Danke!! Und wie geht’s dir
jetzt dabei? Äh, wie geht’s dir jetzt da drüben?
Papst: Hmh.
Vera: Danke! Und hast du schon mit deinem Stellvertreter im
Himmel gesprochen? (zum Publikum:) Ich meine, ob er mit Jesus
schon gesprochen hat …
Papst: Hm.
Vera: Danke! Und wie war das mit dem Sterben so im Vatikan?
Können Sie, äh, kannst du unseren Zuschauern in Wien,
äh im ORF also in ganz Österreich – und es haben
sich viele ausländische TV-Sender angeschlossen, wir sind
z.B. heute Abende auch live im Staatsfernsehen von San Marino!
– also kannst du uns ein bisserl schildern, wie das war?
Papst: Mh.
Vera: Also das war doch eine fantastische Medienpräsenz.
Alle Achtung. Das hat’s noch nie gegeben, dass ein Sterbender
so vermarktet …
Papst: … hmmm …
Vera: ...worden ist. Du bist der größte Superstar
aller Zeiten. Es gibt Tausende von Königen, zigtausend Popmusiker,
unzählige Super-Sportler und andere Künstler; selbst
ich bin nicht so berühmt – obwohl ich sogar in Heidelberg
mit dunkler Sonnenbrille herumlaufe, damit jeder, der mich erkennt,
erkennt, wie bekannt ich bin und wie ich unter meiner Prominenz
zu leiden habe, – also äh du bist der Superstar!
Papst: Mhhh …
Vera: Geniales Marketing! Auch die Versöhnung damals mit
deinem Mörder, der Türke, der dich angeschossen hat,
dieses Foto im Gefängnis in allen Zeitungen! War das nicht
die päpstliche Presseagentur, die das Bild weltweit exklusiv
vermarktet hat? Ein paar Millionen Dollar für ein Foto! Genial.
Papst: Mmm
Vera: Und die Ernennung von Krenn und Groer, das war doch dein
Werk, oder? Diese Medienpräsenz! Einfach phantastisch!
Papst: Hhh
Vera: Liebe Zuschauer weltweit, falls sie erst jetzt eingeschaltet
haben; wir führen hier das erste posthume Gespräch mit
dem verstorbenen Papst, und zwar exklusiv für die Krone äh
den ORF und es ist interessant …
Papst: Hhhhh
Vera: … wie geistesgegenwärtig der Papst noch ist,
wie er an allem teilhat; ein Wundergreis, ja und da sehe ich meine
Freundinnen Arabella, Barbara und Barbara hereinkommen und niederknien.
Wir haben ein Lied einstudiert und singen jetzt exklusiv, begleitet
von Brunner & Brunner: „Oh mein Papa“!
Papst: Umpf
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kunst/kultur
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