korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 

04/2005

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  Edel sei der Mensch, ... Frühlingsvorlesung von Franz Schuh
Die Frühlingsvorlesung der Akademie Graz hielt an drei Abenden im Kulturzentrum bei den Minoriten der Wiener Philosoph und Publizist Franz Schuh zu einem durch seinen Titel sich nicht gleich erschließenden Thema: HILFE. Ein Versuch zur Güte. Franz Schuh, 1954 in Wien geboren, ist Philosoph und Schriftsteller mit Arbeitsgebieten Essay, Erzählung und Roman; zu seinen neueren Veröffentlichungen zählen Der Stadtrat. Eine Idylle (1995) und die Essaysammlung Schreibkräfte. Über Literatur, Glück und Unglück (2000). Er wurde ausgezeichnet mit dem Staatspreis für Kulturpublizistik, dem Preis der Stadt Wien für Publizistik und dem Jean-Amery-Preis für Essayistik. In Graz hielt Franz Schuh im Jahr 2001 eine Poetikvorlesung.


Was sie nun ist, Güte, was sie sein könnte und wie ein gütiger, vielleicht guter Mensch, zu charakterisieren sei, das behandelte Franz Schuh in drei Abschnitten.

Güte als Charaktereigenschaft
In der Problemstellung Güte als Charaktereigenschaft und als politisches Instrument zitiert und diskutiert Schuh Senecas Text zur Güte, gewidmet Kaiser Nero „Ad Neronem Caesarem de clementia“. Woher kommt es, dass Charaktere aus Defiziten und Anfälligkeiten für solche beschrieben werden? Das hängt, behauptet Schuh, mit einer Situation zusammen, nach der Menschen ständig mit ihren Konflikten befasst sind und Bündnisse eben nicht aus Liebe, sondern hinsichtlich der Gefahren geschlossen werden, die von den Konflikten drohen. Man beschreibt Charaktere demnach über die Eigenschaften, die einem auf die Nerven gehen. Den guten Menschen kann man sich dem gegenüber und antithetisch als vollkommen integer denken, ihm fehlen alle Merkmale des Persönlichen. Wenn alle jammern und von sich sprechen, spricht der gute Mensch nicht von sich, er bleibt dem Sachlichen verhaftet. So etwa darf man die Analyse dieser Art von Menschen in Elias Canettis Das Augenspiel (1985) lesen, speziell in seinen Dialogen mit Broch über den Dr. Sonne, den die beiden Sprecher als guten Menschen auszumachen geglaubt haben. Schuh allerdings ergänzt, außerhalb dieses autobiografischen Textes hätte Canettis Gemahlin Veza den wirklichen Dr. Sonne ganz im Gegenteil als „unguat“ bezeichnet.

Er halte dem Kaiser Nero nur einen Spiegel vor, in dem er sehen könne, wie gütig er sei, beginnt Seneca jene Schrift an die „Metapher Abendländischer Grausamkeit“ (Schuh), nämlich Nero, präsadistischer Initiator christlichen Märtyrerwesens und Zündler, nach dem sogar eine der meistverwendeten Software benannt ist, ... burning Rom. Politisch opportun erwies sich für Nero, besser auch seinen Bruder Britannicus vergiften zu lassen. Güte ist bei Seneca, und bleibt es infolge, ein Sehnsuchtsbegriff, denn Grausamkeit macht Spaß.

Das Verhältnis der Güte zum Mitleid beschreibt Schuh, indem er Honoré de Balzac zitiert: „ Nichts verträgt der Mensch so schwer wie das Mitleid, zumal dann, wenn er es verdient. Der Hass ist ein Stärkungsmittel, er ruft zum Leben zur Rache, aber das Mitleid tötet. Es schwächt noch unsere Schwäche.“

Goethe und Help-TV
Das Göttliche, Goethes Gedicht, das wahrscheinlich 1783 entstanden ist, beginnt: „Edel sei der Mensch, / Hilfreich und gut! / Denn das allein / Unterscheidet ihn / Von allen Wesen, / Die wir kennen.“ Der Mensch ist hier also nicht edel, er soll es sein. „Würde ist die Konditionalform von dem, was einer ist“, heißt es bei Karl Kraus und für Goethe sind edel, hilfreich und gut die Bestimmungen menschlicher Würde, die als Möglichkeit existiert. Die Veredelung des Individuums setzt seine ursprüngliche Rohheit voraus, die ist aber gleichzeitig Bedingung für eine fachgerechte Hilfe. In der Medizin sind Eingriffe vonnöten, die an Rohheit kaum zu überbieten sind: Der Chirurg schneidet ins Fleisch, der Zahnarzt bricht die Zähne heraus.

Ausbildung wird im militärischen Sinn auch als Schleifen bezeichnet, vom rohen Edelstein zum geschliffenen eben und trotz aller gesetzlicher Bedingungen gerät diese Ausbildung, wie sich kürz­lich einmal mehr zeigte, immer wieder ins barbarisch Rohe. Der Soldat wird ausgebildet, um im Kampf bestehen zu können. Die militärischen Anleitungen zur Selbsthilfe erzeugen aber wieder jene Verrohungen, gegen die sie im Krieg helfen sollen. Verrohung und Adel fallen historisch in eins, wo der Krieg als Selbstzweck eines Kriegeradels etabliert und dem gemeinen Volk als Männlichkeitsideal oktroyiert wurde.
„Konsternation, Anteilnahme, Trauer erfassten den ganzen Erdball und lösten eine beispiellose Welle der Spendenfreudigkeit aus“ war in der Neue(n) Zürcher Zeitung zu lesen. Den realen Wellen folgen die metaphorischen auf dem Fuß. Die ehrliche Absicht mag der medialen Übermittlung wohl zugrunde liegen und könnte darin bestehen, erschüttert immer wieder zu versuchen, mit der Tatsache, dass man bloß Zuschauer ist, fertig zu werden. Man versucht, durch immer wieder Zurschau-Stellens des eigenen Mitleids den Abgrund zum leibhaftigen Betroffenseins zu überbrücken. Dass die Wiederholungen wiederum zur Abstumpfung führen, ist der blinde Fleck des Fernsehens. Das Auratische der medialen Übermittlungsverfahren und nicht die Katastrophe selbst, schließt Schuh in einer Verquickung von Walter Benjamin und Jean Baudrillard, hatte viele Menschen ergriffen und sie wurden, vor allem was ihr Geld betraf, hilfsbereit. Das Gute, wenn es stattfindet, findet selten rein statt, sondern zumeist in Ambivalenzen. Der Tourismus stabilisiert infolge die Verhältnisse, indem er den Betroffenen ihren Lebensunterhalt sichert.

Das Einschleichen des Kitsches in die Hilfsbedürftigkeit wird trefflich ergänzt durch das Ein­schleichen des Kitsches in die Hilfsbereitschaft: In Help-TV spezial vom 12. Jänner d. J. erklärte die Moderatorin apodiktisch, die Antwort auf die Flutkatastrophe sei klar, sie laute: „Hilfe!“ Ein Brief wurde vorgelesen, in dem die fünfjährige (wirklich!) Maria schrieb, ihre Freundinnen und sie würden in nächster Zeit auf Süßigkeiten verzichten, um das ersparte Geld zu spenden ...

Erste Güte
„Die Steigerung von Luxus ist das gute Einfache. Das gute Einfache, falls es luxuriös ist, beruht auf Qualität, Funktionalität und Schönheit“, beginnt der ironisch gestimmte Franz Schuh die dritte Lesung. Seitdem Zeitungen Qualitäts-Zeitungen genannt werden und damit nicht die Qual gemeint ist, die ihre Lektüre bereitet, hege er Zweifel am Begriff Qualität. Qualität hat etwas Exkludierendes, es bedeutet auch eine soziale Ausgrenzung gegen die man revoltiert. Ursprünglich heißt Qualität schlicht Eigenschaft und wenn zum eine Zeitung sich auf Qualität beruft, könnte man Fragen, welche Eigenschaft es denn ist, für die sie gekauft zu werden wünscht. Mit dem Über­schwenken von den konkreten und eventuell gewinnenden Eigenschaften auf das Abstraktum Qualität geht eine Fetischisierung des Begriffs einher, die in die Reaktion mündet: „Wurscht welche Eigenschaft, die Sache hat Qualität!“ Die Fetischisierung geschieht parallel in der Geschäftswelt, in der Marken auf den Markt geworfen werden, die – gleichgültig wozu sie taugen – sich verselbständigen. Selbst wenn die Markenprodukte schlechter als ein beliebiges Produkt wären, entscheidet sich der Markenbewusste für den Markennamen, für die Qualität. Die Verwandlung der Wortbedeutung von Qualität im Sinn der schlichten Eigenschaft zur selektierenden Qualität im Sinn von Güte oder Wert könnte von einem anderen Wandel ausgegangen sein, nämlich den von einer kritisch zu realisierenden Bezeichnung zu einer Norm, die unbefragt gelten soll. Der inflationäre Gebrauch des Wortes Qualität ist offensichtlich und die Teilnehmer am gesellschaftlichen Leben haben sich daran gewöhnt. Solche Inflationen regen in der Welt der Superlative niemanden mehr auf: Qualität regiert die Kunst, die Wirtschaft, den Hörsaal und die Medien.

Der Versuch zur Güte
Die Erfahrung zeigt, dass Güte – wenn sie in die bürokratisierten Formen der Hilfe eingegangen ist – eine Überforderung bei wachsendem Elend darstellt. Die absurde Steigerungsfähigkeit menschlicher Grausamkeit führt dazu, dass Eltern ihre Kinder im Nebenzimmer der eigenen Wohnung verhungern lassen. Die institutionalisierten behördlichen Hilfseinrichtungen versagen, weil sie die Not, die sie lindern sollten, verwalten. Güte nennt Franz Schuh jene Eigenschaft, die den Unterschied zwischen der allgemeinen Misere und dem Einzelfall zu erkennen hilft.

HILFE. Ein Versuch zur Güte von Franz Schuh erscheint im Herbst in der Bibliothek der Unruhe und des Bewahrens im Verlag Styria.

wenzel.mracek@korso.at

 

 

Emmy Hiesleitner-Singer –
Steirische Hauslandschaften Eine Wanderung durch die steirischen Hauslandschaften ermöglicht die aktuelle Ausstellung im Stöcklsaal des Steirischen Volkskundemuseums, wo ein Teil von Emmy Hiesleitner-Singers Oeuvre zu sehen ist. Auf Anregung von Viktor von Geramb, dem Gründer des Grazer Volkskundemuseums, schuf Emmy Hiesleitner-Singer eine umfangreiche Dokumentation steirischer Bauernhäuser, Landschaften und Ortsbilder. Viele ihrer Zeichnungen dienten der Illustration von Büchern des Schriftstellers Hans Kloepfer sowie von Gerambs „Kinder- und Hausmärchen aus Steiermark“.


Außergewöhnlich unabhängig und recht weit gereist war Emma Mathilde Anna Singer, was für Frauen um die Jahrhundertwende nicht üblich war. 1884 war sie in Voitsberg zur Welt gekommen. Schon im Alter von sechs Jahren erhielt sie Zeichen- und Malunterricht. Auf Anraten Hans Kloepfers besuchte Emma Singer von 1906 bis 1909 die Landeskunstschule in Graz. Danach folgten Ausbildungsaufenthalte in Bayern und eine Studienreise nach Italien. Mit Viktor von Geramb, Viktor Zack und Hans Kloepfer unternahm Emma Singer Anfang des 20. Jahrhunderts mehrere gemeinsame volkskundliche Wanderungen. 1926 heiratete sie den Geologen und Bauingenieur Gustav Hiesleitner. „Emmy Hiesleitner-Singer war nicht Mitarbeiterin des Volkskundemuseums, wurde aber von Viktor von Geramb zu Rate gezogen.“, erklärt Dr. Jutta Trafoier vom Steirischen Volkskundemuseum, die die Ausstellung kuratiert hat. Fünfzig der insgesamt neunzig Bilder, die sich aus Ankäufen und aus Schenkungen im Bestand des Volkskundemuseums befinden, sind nach Regionen, d. h. Hauslandschaften, geordnet und kommen auf den lachsorangefarbenen Wänden gut zur Geltung – die Darstellung der Details an den Bauernhäusern ebenso wie die Lebendigkeit der Bäume in mehreren Lithographien.

Am Beginn der Wanderung durch die steirischen Hauslandschaften steht die nordwestliche Steiermark, sie führt das Ennstal entlang über die Tauern, der oberen Mur entlang ins westliche Mürztal, in die Waldheimat und die Nordoststeiermark, nach Graz und Umgebung, dann in die Süd- und schließlich in die Weststeiermark. Kulturwissenschaftlich und hauskundlich erörtert wird die steirische Hauslandschaft von Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Viktor Herbert Pöttler, dem ehemaligen Direktor des Österreichischen Freilichtmuseums Stübing, im Buch „Emmy Hiesleitner-Singer, Bilder aus vergangener Zeit – Gehöfte, Orte, Landschaften“, erschienen im Verlag für Sammler. Die Herausgeber Dr. Peter Strnad und Dr. Ernst Lasnik präsentieren darin mehr als 230 Bilder der Künstlerin. „Buch und Ausstellung bilden eine schöne Synergie“, betonte Dr. Roswitha Orac-Stipperger, Leiterin des Volkskundemuseums, bei der zahlreich besuchten festlichen Ausstellungseröffnung mit Buchpräsentation. Zu den Ehrengästen zählten Gustav Hiesleitner, der Sohn der Künstlerin, und Viktor von Gerambs Tochter Friedl Herzog.

– Doris Schmid –

Steirisches Volkskundemuseum, Paulustorgasse 11-13a, 8010 Graz, Tel. (0316) 8017-9899 | www.museum-joanneum.at
Ausstellungsdauer bis 16. 5. 2005
In der Neuen Galerie wird ergänzend von 9. April bis 8. Mai eine Ausstellung zu Emmy Hiesleitner-Singer zu sehen sein.

 

 

  Alphorn und Hirtenhorn in Europa


Die heurige Sonderausstellung „Alphorn und Hirtenhorn in Europa“ im Landschaftsmuseum im Schloss Trautenfels räumt mit dem weit verbreiteten Vorurteil auf, das Alphorn sei eine Schweizer Erfindung.

Überall auf der Welt, wo es Hirten gegeben hat oder immer noch gibt, gab es auch Gebrauchsinstrumente, um das Vieh anzulocken und zu lenken. Diese zum Teil kuriosen Instrumente haben Hirten jedoch nicht nur der Verständigung mit Tieren, sondern auch mit ihren Kollegen gedient. Mit den verschiedenen Hörnern wurden oft lebenswichtige Signale gegeben, wurde gewarnt und gerufen oder auch musiziert. Verschwindet der Berufsstand der Hirten aus einer Kultur, so geraten auch diese Instrumente in Vergessenheit. Hornähnliche Instrumente sind weit über den alpinen Raum hinaus in vielen Kulturen verbreitet.
Die Ausstellung im Landschaftsmuseum Schloss Trautenfels veranschaulicht die historische Entwicklung der Naturhörner von den Urformen bis zur heutigen Perfektionierung als Musikinstrumente.
Alles zu erfahren und teilweise auszuprobieren auf Schloss Trautenfels.

Aufgrund des großen Erfolges wurde die vorjährige Ausstellung „Auf der Alm ...“ verlängert. Die Suche nach der „schönen Sennerin“ oder eher nach ihrem Klischee darf fortgesetzt werden!

Landschaftsmuseum im Schloss Trautenfels, 8951 Trautenfels 1, Öffnungszeiten: 19.03. – 31.10.2005 täglich 9.00-17.00 Uhr.
Informationen zur Ausstellung unter Tel. 03682-22233 und www.museum-trautenfels.at

 

 

  Museumspavillon Flavia Solva


Flavia Solva, die einzige Römerstadt in der heutigen Steiermark, gehört zu den wichtigsten archäologischen Plätzen in Österreich. Der voriges Jahr für die Landesausstellung „Die Römer in der Steiermark“ errichtete Museumspavillon Flavia Solva ist nach einem sehr erfolgreichen ersten Jahr nun wieder geöffnet.

Museumspavillon Flavia Solva, Marburgerstraße 11, 8435 Wagna.
Informationen unter www.museum-joanneum.at

 

 

Mexiko in Leoben: Die Montanstadt zeigt die „bedeutendste archäologische Ausstellung 2005 in Österreich“ Zum achten Mal seit 1997 präsentiert die Kunsthalle Leoben eine hochkarätige ethnologische Ausstellung – diesmal über präkolumbische Kunst Mexikos.


Mehr als 300 ausgewählte Objekte aus drei Jahrtausenden, zur Verfügung gestellt von 40 Museen Mexikos, sind bis 18. September 2005 in Leoben zu sehen; die Ausstellung konnte in Barcelona und Brüssel bereits jeweils mehr als 200.000 BesucherInnen anziehen. Enrique Ortiz Lanz vom Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte Mexikos: „Die Exponate wurden entgegen der üblichen chronologischen Kategorisierungen nach ihrer ästhetischen Bedeutung ausgewählt; es handelt sich um die kostbarsten Objekte, die von den verschiedenen mesoamerikanischen Kulturen – den Olmeken, Huaxteken, Zapoteken, Mixteken, Maya, Tolteken oder Azteken auf uns gekommen sind.“

Der thematische Schwerpunkt liegt auf der Beziehung zwischen Mensch und Kosmos und den damit verbundenen Ritualen und Kulten, deren Strenge und Grausamkeit, wie sich etwa in den Blutopfern an den Sonnengott äußerte, in Europa nach wie vor Schaudern erregt (übrigens im Gegensatz zur Ausrottung ganzer Völkerschaften durch die Eroberer Amerikas, die langsam aus dem kollektiven Gedächtnis zu schwinden scheint).

Fruchtbarkeitsrituale, kosmische Rituale, rituelle Spiele, Bestattungsrituale:
Das strenge Korsett aus Ideologie und Glauben spiegelt sich in den Stein- und Tonskulpturen, Reliefs, Masken und Gefäßen sowie Objekten aus Gold, Jade und Serpentin von seltener Schönheit wider, die zum großen Teil als Kult- und Zeremonialgegenstände dienten.

Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museums Wien, betont, dass bis jetzt keine Ausstellung zum Thema Mittelamerika in Österreich zu sehen gewesen sei, die „Mensch und Kosmos“ gleichzusetzen sei: „Leoben ist zum österreichischen Zentrum für jene ethnologischen Ausstellungen geworden, die aus verschiedenen Gründen in Wien nicht gezeigt werden können. Das ist jedenfalls die bedeutendste archäologische Ausstellung 2005 in Österreich.“

Bürgermeister Matthias Konrad erhofft sich daher zumindest 100.000 BesucherInnen; die Stadtgemeinde haftet für insgesamt 1,4 Mio Euro, davon soll die Hälfte über Sponsoren und Eintrittsgelder wieder hereinkommen; die Umwegrentabilität für die Region betrage das Drei- bis Vierfache der Kosten.

„Montezumas Federkrone“: Kein Hindernis für die Ausstellung
Das Zustandekommen der Schau sei in keiner Phase durch den Fall der in Wien aufbewahrten „Federkrone Montezumas“ gefährdet gewesen, auf die Mexiko zumindest inoffiziell Anspruch erhebt, betont Seipel gegenüber KORSO: „Es gibt kein Schriftstück, in dem Österreich zur Rückgabe aufgefordert wird.“ Allerdings, gibt Seipel zu, werde der Fall bei diversen Kontakten von mexikanischer Seite „schon hin und wieder angesprochen“. Dennoch soll die Federkrone ab 2007 wieder im Museum für Völkerkunde nach dessen Umbau zur Schau gestellt werden.

„Mensch und Kosmos“. Präkolumbische Kunst aus Mexiko
Kunsthalle Leoben, Kirchgasse 6, A-8700 Leoben | 19.03.–18.09.2005, täglich von 09:00 bis 18:00 Uhr geöffnet

Ausstellungsführungen:
Einzelbesucher: täglich um 11:00 und 15:00 Uhr
Gruppen: täglich zwischen 09:00 und 17:00 Uhr, ohne Aufpreis gegen Voranmeldung
Tel. 03842-4062-408 | Fax: – 410 | kunsthalle@leoben.at

Informationen zur Ausstellung erhalten Sie unter Tel. 03842-4062-408 (täglich ab 09:00 Uhr) oder unter der Leoben-Info zum Ortstarif 0810-008700
und im Internet unter www.leoben.at

 

 

Das weltweit grösste grafische Konvolut bei tazl.
Neutorgasse 47 / 8010 Graz / 0316 82 00 46


Memoire de la Liberté stellt das weltweit grösste grafische Konvolut dar. Im Jahr 1990 wurden die zu dieser Zeit international wichtigsten 53 KünstlerInnen eingeladen, um zum Thema “Freiheit“ Arbeiten zu erstellen. Der Träger dieses Projekts war die UNO. Die ausgewählten KünstlerInnen bekamen je einen Menschenrechtsartikel als Vorgabe für deren künstlerische Auseinandersetzung. Die erste Präsentation fand im CENTRE POMPIDOU statt. Motiv des Plakats bzw. Ausstellungskatalogs war die Arbeit von Bram Bogart.

tazl. präsentiert Werke von Joseph Beuys, Bram Bogart, Cesar, Sandro Chia, Christo & Jeanne Claude, Corneille, Erro, Arman Fernandez, Sam Francis, David Hockney, Ellsworth Kelly, Robert Indiana, Joseph Kosuth, Sol Lewitt, Roy Lichtenstein, Jean Miotte, Robert Motherwell, Itsvan Nadler, Mimmo Paladino, Robert Rauschenberg, Mimmo Rotella, Jesus Rafael Soto, Antoni Tapies, Ben Vautier, Tom Wesselmann ...

Die Ausstellung ist im Rahmen von „aktuelle Kunst in Graz“ noch bis 17. 4. 2005 zu besichtigen.

 

 

Canetti 05 – „Der Atem meines Lebens ist das Wort“


Anlässlich seines hundertsten Geburtstages werden nach Idee und in der Koordination von Literaturhauschef Gerhard Melzer die vielfältigen Bezugspunkte des Literaturnobelpreisträgers und ersten Franz-Nabl-Preisträgers Elias Canetti in einer Zusammenarbeit von Literaturhaus, Strauhof Zürich, Schauspielhaus Graz, dem Österreichischen Skulpturenpark, der Neuen Galerie Graz und dem Theater im Keller Graz im Schwerpunkt Canetti 05 beleuchtet. Als die Canetti-Rezeption in den 60er-Jahren einsetzte, spielte Graz eine bedeutende Vorreiterrolle indem der Leiter der Literaturabteilung im ORF-Steiermark und Literaturreferent im Forum Stadtpark, Alfred Holzinger, Canettis Werk nachhaltig förderte. Eckpunkte in Canettis Grazbezug sind Lesungen und Diskussionsteilnahmen in den Jahren 1965 bis 1969, die österreichischen Erstaufführungen der Hochzeit und der Komödie der Eitelkeit 1969 und 1972, die erstmalige Verleihung des Franz-Nabl-Preises 1975 und schließlich eine Ringvorlesung zum Werk Canettis an der Universität Graz und die Verleihung des Ehrendoktorates im Jahr 1985.

In Erarbeitung und Inszenierung von Friederike Heller zeigt also das Schauspielhaus eine dramatisierte Fassung des 1935 erschienen Romans Die Blendung, gestützt auf die prämierte Hörspielfassung von Helmut Peschina. Die Kritik allerdings steht dieser Dramatisierung des epischen Großwerkes um das Dilemma des Sinologen Kien und vor allem der Übertragung des für die Anlage des Romans charakteristischen inneren Monologs zumindest ambivalent gegenüber: Hätte Canetti ein Theaterstück gewollt, hätte er Die Blendung als solches verfasst und es erscheint wenig einleuchtend, die Intentionen eines Autors wie Canetti in das Experiment einer Bühnenfassung münden zu lassen.

Anders die Situation mit Veza Canettis Stück Der Oger, einer Geschichte um den Aufstieg eines jungen Kapitalisten zum einflussreichen Vorzeigemanager in Wien nach dem Zusammenbruch der Monarchie zum politisch einflussreichen Gesellschaftslöwen, der einer Stadtsociety als Wohltäter und „Eventveranstalter“ der Extraklasse gilt. Veza Canettis Drama zeigt, wie zerstörerisch die freie Wirtschaft auf das Individuum wirken kann und dass wirtschaftliches Wachstum zumeist auf dem Rücken der Schwachen gedeiht. Das Theater im Keller inszeniert Der Oger in Regie und Bühnenbild von Alfred Haidacher mit angstrebter Premiere am 1. Juli. Mehr als nur der sprichwörtliche Wermuthstropfen spielt aber eine Rolle beim Zustandekommen des Projekts, kann doch das TiK, nach leidvoller Evaluierung im Vorjahr, die Produktion aus eigenen Mitteln nicht finanzieren. Das Kulturamt der Stadt Graz hat zwar eine projektbezogene Unterstützung in Aussicht gestellt, sollte eine bestimmte Mindestsumme aber nicht aufgestellt werden können, muss Der Oger vom Programm gestrichen werden.

Der Regisseur Robert Neumüller dreht unter dem Titel Elias Canetti - Ich bin ein spanischer Dichter in deutscher Sprache eine Filmdokumentation an den Schauplätzen Wien und Graz, wobei vor allem Canettis Beziehung zu Österreich im Vordergrund steht. Ausstrahlungstermine in ORF und 3sat sind noch nicht fixiert.

Mit Eröffnung am 16. Juni im Literaturhaus - verbunden mit einer Lesung von Michael Krüger - erarbeiten die Kuratoren Sven Hanuschek, Zürich, und Kurt Bartsch, Graz, die Ausstellung Elias Canetti 1905 - 1994. Basierend auf dem Zürcher Nachlass dokumentiert ein Teil der Ausstellung die Verbindungen Canettis zu Graz.

1933 haben sich Elias Canetti und der Bildhauer Fritz Wotruba in Wien kennengelernt. 1955 verfasste Canetti einen Text über Wotruba, der in englischer und deutscher Ausgabe im Verlag der Brüder Rosenbaum in Wien erschien. Im Skulpturenpark Unterpremstätten werden die von Canetti in diesem Rahmen besprochenen Skulpturen zu sehen sein und ergänzend dazu zeigt die Neue Galerie Wotrubas „Große liegende Figur“ aus den Jahren 1951 bis 53. Grafische Arbeiten aus den Beständen werden in der Galerie im Hof gezeigt, eröffnet wird am 17. Juni.

Eine Hommage à Canetti folgt am 23. und 24. Juni im Literaturhaus. Autoren mit einem Nahbezug zu Canetti wie Heiner Goebbels, Klaus Hoffer, Anna Mitgutsch, Paul Nizon, Robert Schindel, Franz Schuh u. a. lesen aus aktuellen Essays.

Programminformation unter www.literaturhaus-graz.at

– wm –

 

 

  Rosenapfel, Krummstiel und Schafnase


Eine eigene Wissenschaft beschäftigt sich mit den Obstsorten, die Pomologie – benannt nach Pomona, der römischen Göttin der Baumfrüchte. Die heurige Sonderausstellung in Schloss Stainz zeigt experimentelle und teils kuriose Forschungsergebnisse rund um alte, heimische Obstsorten.
Äpfel werden in Europa seit über 2000 Jahren kultiviert. Ihren großen Aufschwung erlebte die Apfelkultur in Mitteleuropa aber erst im 19. Jahrhundert. Das Pflanzen von Apfelbäumen wurde damals sehr gefördert, wirtschaftliche Bedeutung erlangte auch das bisher wenig angebaute Tafelobst. Dementsprechend intensiv waren auch die Bemühungen der Züchter, sie brachten in kurzer Zeit über 1300 Apfelsorten hervor. Diese enorme Vielfalt ist in den letzten Jahrzehnten wegen der Konzentration auf nur wenige Standardsorten stark zurückgegangen; heute erleben die alten Apfelsorten aber wieder eine Renaissance.

Das Motto der Ausstellung: Vom Baum über die Frucht zum Genuss!
In der Pomologie wird jede Apfelsorte durch zahlreiche Bewertungskriterien charakterisiert: Gestalt, Farbe und Geschmack der Früchte, Form des Kerngehäuses, die Wuchsform der Bäume, aber auch das Aussehen der Blätter und Blüten. Labortechnisch zu untersuchende Merkmale wie Gehalt an Säure und Inhaltsstoffen erlauben heute eine weitere Sortendifferenzierung. Ein Team von WissenschafterInnen am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Graz hat sich in den letzten Jahren intensiv mit alten Apfelsorten in der Steiermark beschäftigt und sich einen Überblick über die derzeit noch vorhandenen Sorten gemacht. Ausgehend von diesen Forschungsergebnissen zeigt die Sonderausstellung „Rosenapfel, Krummstiel und Schafnase“ Neues, Experimentelles, aber auch Kurioses rund um alte, heimische Apfelsorten. Neben dem Reichtum an Apfelsorten erklären Experimente auch, warum Äpfel braun werden oder sie süß oder sauer schmecken. Einmalig und kurios: ein „Apfelradio“, das mit der Energie eines Apfels angetrieben wird.

Landwirtschaftliche Sammlung im Schloss Stainz, Öffnungszeiten: Bis 31. 10. 2005 täglich 9.00 bis 17.00 Uhr.
Information Ausstellung unterTel. 03463-2772-0 oder www.museum-joanneum.at

 

 

Verlosung des Meeres – Allan Sekulas Recherchen zur Globalisierung Der englische Begriff wake kann im jeweiligen Kontext als Kielwasser oder als Totenwache übersetzt werden. Eine formale Nähe zu James Joyce’ experimentellem Roman Finnegan’s wake (1939) und seiner auf Traumfragmenten basierenden Struktur mit tendenzieller Annäherung an archetypische Motive darf angesichts der Ausstellung TITANIC’s wake in der CAMERA AUSTRIA vermutet werden, wo Allan Sekula Fotografien, Videos, analytische und weiterführende Texte als Kompendium mit dokumentarischem Charakter versammelt hat.

Sekulas Recherche handelt im weitesten Sinn von hypertrophischer Ausbeutung grundlegender Ressourcen infolge der Globalisierung und entwickelt sich in Titanic’s wake zu einer Reise während der letzten zwei Jahre des 20. Jahrhunderts mit Ausgangsort Seattle über Fischmärkte in Tokyo bis ins französische Saché, wo Alexander Calder, der „Erfinder“ der Mobiles sein Atelier hatte und Honoré de Balzac seine Romane im aufkommenden Kapitalismus schrieb.

Allan Sekula gilt spätestens seit seiner Teilnahme an der Dokumenta XI als einer der Künstler, die sich kritisch mit ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Veränderungen durch globalisierte Wirtschaft und Politik auseinandersetzen. Die Zusammenarbeit zwischen Camera Austria und Sekula geht auf Ausstellung und Publikation seiner Arbeit Sketch for Geography Lesson im Jahr 1987 zurück. 1996 wurde mit ihm ein Symposion zur Fotografie über das Thema Fotografie zwischen Diskurs und Dokument konzipiert. Sekula erhielt im Jahr 2002 den Camera Austria-Preis der Stadt Graz für zeitgenössische Fotografie. In der Präsentation der aktuellen Ausstellung nannte Sekula als seinen wichtigsten Lehrer John Baldessari, der zurzeit im Kunsthaus mit Arbeiten von 1984 bis 2004 präsent ist und wie dieser unterrichtet auch Sekula am California Institute of the Arts.

Porträt von Kaela Economou durch die Seattler Polizei verprügelt, 2. Dezember 1999

„Wäre TITANIC‘s wake ein historischer Roman“, sagt Allan Sekula, „würden Bill Gates, James Cameron, Frank Gehry, Herman Melville, Alexander Calder, Winslow Homer und Honoré de Balzac allesamt Figuren darin sein. Das gilt auch für eine Reihe weniger bekannter Personen (...). Diese Prämisse klingt zugleich grandios und unmöglich: Ich mag zwar ein Schriftsteller sein, aber ich bin kein Romanschriftsteller, und ich verspüre auch keine besondere Lust oder Begabung zu fiktionaler Darstellung. Vielleicht aber kann mein Bekenntnis zu dieser Romanfantasie dem Betrachter einen Schlüssel in die Hand geben.“

Eine Reise zur See, entlang von Schifffahrtswegen und Wasserstraßen, objektiviert im Blick der Foto- und Filmkamera wie etwa im Video The Lottery of the Sea um die jüngste Ölkatastrophe an der spanischen Küste und metaphorisch immer im Kielwasser einer sich fortsetzenden Gigantomanie um die historische Titanic: 1997 fotografierte Allan Sekula im Zuge des Projekts Dead Letter Office am Filmset für Titanic. Um von den niedrigen mexikanischen Löhnen zu profitieren, baute Twentieth Century Fox in nächster Nähe des aus Baracken bestehenden Fischerdorfes Popotla an der Küste von Baja California, 40 Meilen südlich der US-Grenze das größte Süßwasser- Filmbecken der Welt, darin das 1:1 Teilmodell der Titanic. Popotla war durch einen Wall und Wachtürme vom Set abgeschlossen. Der Abfluss des Süßwasserbeckens senkte den Salzgehalt der umgebenden Gezeitenbecken und zerstörte damit die Existenzgrundlage der vom Muschelsammeln lebenden Dorfbewohner. Neben Texten wie einer „Neubetrachtung zum Handel mit Fotografien“, gerichtet an Bill Gates, „Waiting for Tear Gas“ und anderen ist jene leidige Episode aus der Traumfabrik Hollywood im zum Projekt erschienenen Katalog Allan Sekula: (Camera Austria 2003, ISBN 3-900508-45-3) nachzulesen, der hiermit empfohlen sei.

Allan Sekula: TITANIC’s wake ist bis zum 22. Mai in der Camera Austria, Lendkai 1, 8020 Graz zu sehen.
Informationen unter www.camera-austria.at

Die neue Ausgabe der Camera Austria, Nr. 89, mit Beiträgen von und über Piotr Uklanski, Daniel Baumann, Ingeborg Strobl, Wolfgang Kos, Robert Adams, Thomas Weski, Peter Piller, Manisha Jothady, Seiichi Furuya, Herta Wolf und Tom Holbert ist erschienen. 104 Seiten, 106 Farb- und 41 SW-Abbildungen, ISBN 3-900508-55-0

– Wenzel Mracek –

 

 

Labyrinthe und Irrgärten


Das wohl bekannteste und vielleicht ursprüngliche Labyrinth soll der mythologische Ingenieur und Bildhauer Dädalus für den Minotaurus auf Kreta konstruiert haben. Nach ihm ist auch ein Figurenstil der frühen griechischen Skulptur benannt. Dädalus entwickelte angeblich auch frühe Fluggeräte, die seinem Sohn bekanntermaßen zum Verhängnis werden sollten. Der jüngere Sagenheld Theseus verlief sich noch in jenem Labyrinth, nachdem er den Minotaurus zur Strecke gebracht hatte aber Ariadne, erste Pfadfinderin und immer einen Faden parat, verstand es, einen Ausweg zu finden.
Das Faszinosum der Labyrinthe zieht sich über mittelalterliche Fußbodengestaltungen– die bekanntesten in den Kathedralen von Chartres, Amiens und Reims – bis in die Neuzeit und ist aktuell das Thema der Jahresausstellung der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Steiermark mit „SUCHE “; dem soziokulturellem Projekt von Sonja Redl und im Grazer Künstlerhaus. 57 Arbeiten von 29 KünstlerInnen stehen für individuelle Zugänge, darunter die abgebildeten Arbeiten von Franz Wieser und Renate Krammer.

Franz Wieser: Wege ins Innere >    < Renate Krammer: o. T.

Textile Strukturen auf Acrylglas suggerieren in Krammers Arbeiten Raumtiefe, die in Überlagerungen von Grafitzeichnungen auf Transparentpapier variiert werden. Zu sehen ist die Ausstellung Labyrinth im Künstlerhaus Graz noch bis zum 12. April.

– wm –

 

 

„Comedy kann Kabarett nicht killen!“ Mit seinem neuen Programm „Lechts und rinks“ feiert der Grazer Kabarettist Jörg-Martin Willnauer wieder einen außergewöhnlichen Erfolg – und das trotz seiner großen Distanz zur alles überflutenden Comedy-Woge.

< Der Linkshänder Jörg-Martin Willnauer kurz vor seiner Umschulung


De Luca, Düringer und Co – ist das alles eigentlich noch Kabarett? Ganz zu schweigen von den hechelnden No-Names beiderlei Geschlechts, die Radio- und Fernsehprogramme mit gestammelten Blödeleien unsicher machen?

Ich habe wenig Lust, den Begriff „Kabarett“ neu zu definieren. Kabarett war und ist eine Mischform aus Literatur, Theater und Musik und das trifft auch auf Düringer und de Luca zu. Und natürlich auch auf das, was im deutschen TV unter „Comedy“ firmiert. Unabhängig davon gibt’s auch Leute, die meiner Art von Unterhaltung das Kabarettistische absprechen. – Mittelfristig werden sich Kabarett und Comedy wohl trennen und als verwandte, aber eigene Gattungen weiterleben.

Wer macht in Österreich nach dem Abgang Werner Schneyders eigentlich noch politisches Kabarett?

Ich unterscheide zwischen politischem und tagespolitischem Kabarett. Die Nachrichten des Tages zu kommentieren und mahnend den Zeigefinger zu erheben, hat ja mit Politik nichts zu tun. Ein Kabarettist, der am Tropf der großen Medien hängt und wiederkäut, was die Medien gerade als „aktuell“ definieren, ist ja nur eine Marionette. Diese Art von Kabarett ist fast tot. Es gibt aber auch Kollegen, die tiefer schürfen und Zusammenhänge herstellen und Machtstrukturen erkennbar machen. Zwei Kollegen, die böse, amüsant und witzig sind, sind Thomas Maurer und Florian Scheuba.

Hat sich die ureigentliche Aufgabe des Kabaretts – in einem zumindest formal geschützten Raum Kritik an den Herrschenden üben zu können – eigentlich überlebt? Hat das Kabarett nicht nur seine aufklärende Wirkung verloren, sondern auch seine aufklärende Wirkungsabsicht?

Kabarettisten können keine Skandale aufdecken. Dazu fehlen uns Informanten und Recherche-Möglichkeiten. Gerhard Bronner, der in den 50er Jahren mit seinem Chanson „Der Papa wird’s schon richten“ einen Minister zum Rücktritt brachte, ist und bleibt wohl eine große Ausnahme! „Aufklärungskabarett“ – welch schrecklich Wort! – gerät leicht zur moralinsauren Predigt. Die eigentliche Aufgabe des Kabaretts ist und bleibt die Unterhaltung. Wenn die Zuschauer darüber hinaus auch noch ein bisserl nachdenken, ist das ein Kollateral-Nutzen.

Wie steht’s da um dein eigenes Programm?

Ich versuche das auf die Bühne zu bringen, was mir am Herzen liegt – das ist manchmal politisch, selten tagespolitisch. Ein Tischler versucht einen Tisch machen, der nicht wackelt und ich versuche ein Programm machen, das nicht wackelt. Ob meinen Zuschauern zum Vergnügen auch noch Erkenntnis wächst, kann ich nicht beurteilen.

Dein aktuelles Programm ist dezidiert sozialkritisch, dein Publikum ist aber zu einem großen Teil bildungsbürgerlich angehaucht ...

Jaja, der versprengte Rest des Bildungsbürgertums geht halt gern ins Kabarett und trinkt dazu ein feines Weinderl. Kabarett ist ja auch eine sehr kulinarische Form von Kultur, aber natürlich trotzdem ein Minderheitenprogramm.

In München hab ich mal zufällig aufgeschnappt, wie ein Zuschauer meine Vorstellung kommentiert hat: „Das ist ja ein ganz bürgerliches Programm! Der Typ kann ja Klavier spielen!“ – Der war ein bisserl enttäuscht, weil er sich ein Revolutionskabarett erwartet hatte. Soziologisch ausgedrückt: Die Zusammensetzung des Publikums korreliert auf vielfältige Weise mit der Person auf der Bühne und deren Wertungen.

Noch mal zum politischen Kabarett: Warum ist etwa der größte unfreiwillige Kabarettist der österreichischen Innenpolitik, Finanzminister Grasser, zwar Gegenstand des Villacher Faschings, aber nicht des gehobenen Kabaretts?

Weil man gegen Windmühlen anrennt und weil mir mein Programm zu schade ist für solche Figuren. Außerdem parodiert sich dieser Mensch von selbst. Ich versuche Geschichten zu erzählen, die mich und hoffentlich auch mein Publikum betreffen. Und diese Art von Dialog zwischen Publikum und Akteur, ob sie nun tagespolitisch, gesellschaftskritisch oder nur unterhaltend ist, die wird es noch lange geben, das kann auch der Comedy-Tsunami nicht killen.

Mit Jörg-Martin Willnauer sprach Christian Stenner

Weitere Informationen über Jörg-Martin Willnauer und die wunderbare Welt der Kleinkunst: www.willnauer.at

Dienstag, 19.04.: Im Rahmen einer Benefizveranstaltung für Flüchtlingskinder um 20.30 Uhr im Festsaal der Heilandskirche auf dem Kaiser-Josef-Platz in Graz geben Jörg-Martin Willnauer, Josef Hader u. a. Kostproben aus ihren Programmen.

Am Donnerstag, 21. 04. um 19.30 Uhr: Willnauer spielt Kreisler und Willnauer im ORF Funkhaus Graz und von Mittwoch, 1. Juni, bis Freitag, 4. Juni gibt Jörg-Martin (richtig, der) Willnauer in einer Verlängerungswoche sein neues Programm LECHTS & RINKS ab jeweils 20.00 Uhr im Grazer Theatercafé in der Mandellstraße. Informationen unter www.willnauer.at

 

 

  „Wagenrennen im Kolosseum sind wie Hubschrauberflüge im Wohnzimmer“ Mag. Ben Hur und Messala sind Freunde von Kindheit an. Die Freundschaft allerdings wird nicht unwesentlich getrübt, nachdem Messala als von Rom gesandter Stadthalter nach Judäa zurückgekehrt ist und Mag. Ben Hur in den Verdacht gerät, Anführer einer zelotischen Verschwörung gegen die römischen Besatzer zu sein und auch gleich für einen Mordanschlag auf seinen besten Ex-Freund verantwortlich gemacht wird.


Das Sanktions-Procedere nach Lewis Wallace’ Historienschinken aus dem Jahr 1880 - erst stumm, dann 1959 nochmals in der bekannten Fassung mit dem Präsidenten der American Rifle Association, Charlton Heston, in der Hauptrolle verfilmt – lautet: Galeere, weitgereister Kaufmann und Einsatz im Circus Maximus zu Rom als gefürchteter Wagenlenker, wo der beste Ex-Freund Messala schließlich vom Einserwagen des dazumals schnellsten Rennstalls und dessen Quadriga vor 150 000 begeisterten Zuschauern (entnimmt man Hans Koepfs Bildwörterbuch der Architektur) bzw. vor nur 60 000 (nach Brockhaus in Text und Bild Edition 02) unter die Vorläufer der heutigen Pneus genommen wird. Auf kleine historische Ungenauigkeiten wird in dieser rasanten Inszenierung von Georg Staudacher im Next Liberty wie schon in der Filmvorlage keine Rücksicht genommen, erinnert die Galeerenepisode doch ziemlich an das „Vordringen in die unendlichen Weiten des Weltraums“ auf dem Raumschiff Enterprise. Außerdem wurden die Rennen im Circus und nicht im Kolosseum – wie im Titelzitat – gefahren, das Kolosseum war noch nicht gebaut. Sei’s d’rum - Christian Himmelbauer, Gottfried Neuner, Martin Beck und Günther Treptow geben alles, nämlich die Protagonisten, tausende von Statisten, Seeschlacht und das finale Wagenrennen. Kleine Anleihen erlauben es eine entschärfte Erinnerung an eine schon in die Literaturgeschichte eingegangene Publikumsbeschimpfung einfließen zu lassen, auf welche das zu rebellierenden Zeloten umfunktionierte Publikum einhellig skandiert: „Wir sind nicht so blöd wie wir aussehen!“ – Eine vielleicht etwas unglückliche Reaktion des von der Regie gedungenen Auditoriums, die aber der Ironie des dramatischen Fortgangs nur zuträglich ist. Schließlich kommt es auch noch zu einem Wiederhören der aus Funk und Fernsehen bekannten Stimme eines Rennsportkommentators und Szene-Insiders, der auch hier nicht mit skurrilen Detailinformationen geizt, wenn er wie beiläufig anmerkt, dass er noch am Vorabend mit dem Vater eines Wagenlenkers zu Abend gegessen habe. Wie zu erwarten war, spielt auch die Reifenfrage keine unwesentliche Rolle, ebenso ein eigenwillig interpretierter Engel und ein Schaf.

Next Liberty empfiehlt dieses ultimative Monumentalepos für ein Publikum ab zwölf Jahren; eine inhaltliche Vorbereitung auf Ben Hur sei hier aber angeraten. Weitere Vorstellungen sind für 12., 19. April und 03., 08. und 10. Juni, jeweils um 19.30 Uhr angesetzt.

Informationen und Karten unter www.theater-graz.com

– Wenzel Mracek –

 

 

  Neues im Landeszeughaus Graz


Das Landeszeughaus Graz gehört nicht nur zu den interessantesten und bedeutendsten Geschichtsdenkmälern von Graz, sondern stellt auch eine historische Besonderheit dar, die ihresgleichen sucht. Obwohl 1892 in das Landesmuseum Joanneum eingegliedert, wurde nie der Versuch unternommen, dieses einzigartige Denkmal zu musealisieren.

Seit 21. März 2005 öffnet das Landeszeughaus Graz in Kooperation mit Graz Tourismus an sieben Tagen in der Woche seine Pforten:
Die neuen Öffnungszeiten: 21.03. – 31.10.2005: Mo – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr | 01.11.05 – Ende März 2006: Di – So 10 – 15 Uhr

Kinder erleben das Zeughaus – am Sonntag!
Die 32.000 historischen Waffen und Geräte stellen auch für kleine BesucherInnen eine große Faszination dar. Ab 1. April 2005 wird jeden Sonntag eine Fixführung für Kinder angeboten.

Der „lange Donnerstag“ ist jeden Monat einem anderen Schwerpunkt gewidmet. Im Rahmen von Spezialführungen wird das Publikum in folgende spannende Zeughaus-Themen eingeweiht:
im April: „Pulver und Blei“
im Mai: „Türkenangst und Türkenmode“
im Juni: „Wiederaufleben des Rittertums in der Romantik“

Informationen unter www.museum-joanneum.at

 

 

  Kunst am Grazer Flughafen


Die am 22. März in Betrieb gegangene neue Abflughalle des Flughafens Graz-Thalerhof ist für sich genommen ein architektonisches Highlight – die Interpretation einer lichtdurchfluteten „Tragfläche“, welche „die Funktion des Grazer Flughafens als ,Tor zur weiten Welt‘ in optimaler Art und Weise unterstreicht“, wie Vorstandsdirektor DI Wolfgang Malik von den Grazer Stadtwerken meint, die eben Eigentümer des Flughafens wurden. Nötig wurde der Ausbau, der vom Deutschlandsberger Architekturbüro Pittino & Ortner geplant wurde, u.a. wegen der Notwendigkeit der räumlichen Trennung von Schengen- und Nicht-Schengen-Abbfluggästen – und wegen des erhöhten Passagieraufkommens, das „die Position des Flughafens als wichtigste Infrastrukturdrehscheibe von Südostösterreich im Kreuzungspunkt von bedeutenden Autobahnen und Eisenbahnlinien noch verstärkt“ (Stadtwerke-Vorstandsdirektor Dr. Wolfgang Messner).

Die in der neuen Galerie am Flughafen Graz ausgestellten Werke sind auch aus dem Check-in-Bereich der neuen Abflughalle zu sehen

Erste Vernissage im neuen Abflugterminal
Die moderne Ästhetik des Terminals eignet sich auch ideal als Rahmen für die Darbietung bildender Kunst: Die neue Galerie des Flughafen Graz liegt – bequem über Lift oder Treppe erreichbar – zentral im ersten Stock der neuen Abflughalle und ist vom gesamten Check-in-Bereich einsehbar. Dort werden ab nun Werke verschiedener Künstler im Zwei-Monats-Rhythmus ausgestellt. Den Anfang macht dabei Waltraud Mohoric, deren Werke bis 14. Mai 2005 zu sehen sind.

 

 

Theater im ganzen Theaterland


Die Geschäftsführer Peter Faßhuber und Wolfgang Seidl vom Theaterland Steiermark, der Vernetzung etlicher Theaterinitiativen in verschiedenen steirischen Regionen, zogen Bilanz über ihr erstes Veranstaltungsjahr 2004 und stellten das Programm für das Theaterjahr 2005 vor. Mit 137 Produktionen und 235 Vorstellungen in 8 steirischen Regionen erreichte das Theaterland Steiermark im Vorjahr ein Publikum von 19 000 ZuseherInnen. Ein Anliegen der freien Theaterinitiativen, den Austausch in Europa zu forcieren, erfüllte sich in der Übernahme von Produktionen aus 17 Ländern, die durch Workshops und Symposien, Konzerte, Ausstellungen und DJ-Lines ergänzt wurden. In diesem Sinn sind die Organisatoren bestrebt, ein internationales Netzwerk freier Theater in Kooperation mit dem Theaterland Steiermark auszubauen.

Mit einem Budget von 377.000 Euro aus der Landeskulturabteilung und 200.000 Euro aus Bundesmitteln bestreitet das Theaterland auch in diesem Jahr Organisation, Struktur und sämtliche Produktionen, wobei zwei Drittel der Gesamtsumme in das Programm fließen, das mit 16. April im Retzhof/Leibnitz beginnt: Interpretationssache 05 ist eine dramatische Entdeckungsreise in der an nur einem Abend Texte junger DramtikerInnen von uniT angespielt, inszeniert und interpretiert werden. Höhepunkt wird die Verleihung des Retzhofer Literaturpreises 2005 sein.

Das Jugentheatertreffen Timeout from School findet vom 25. bis 27. Mai in Deutschlandsberg in Kooperation mit dem Theaterzentrum Deutschlandsberg und der Initiative Dramakids statt. Gruppen aus ganz Österreich und dem Ausland werden teilnehmen.

Sommertraumhafen 05, das internationale Figuren- und Puppenthaterfestival, wird heuer in einer Süd-Nord-Variante geführt, nämlich von 3. bis 7. Juni in Wies und vom 9. bis 11. Juni in Mariazell. Veranstalter sind die Kulturinitiative KÜRBIS Wies und der Kulturverein K.O.M.M. in Mariazell.
In Gleisdorf gibt es von 22. bis 24. Juni ein Spielgruppentreffen für Kinder von sechs bis zehn Jahren unter dem Titel Theatermosaik, geleitet von der Europabühne Gleisdorf.

Internationale Produktionen im Miniatur- und Improvisationsformat, Kurzstücke in kleiner Besetzung als ausgewählte Kostbarkeiten verspricht das Festival MICRO&KLEINstKUNST in Straden, wo im Ortskern das theaterlandHAUS als Spielstätte aufgestellt sein wird – eine Kooperation von straden aktiv und dem Österreichischen Kabarettarchiv.

Straßenraum und Dorfzentrum werden zum Freiluftschauplatz von 31. Juli bis zum 21. August, wenn TTW 05 –gegenSTROM in Weissenbach bei Haus einziehen.

Best off Styria, das Festival der freien Theater findet heuer von 21. bis 24. September in Graz statt: Austragungsort ist neben anderen vor allem der neu gewidmete Burghof. Die sechs besten steirischen Produktionen spielen um den theaterlandpreis, der im Vorjahr an das Theater im Bahnhof ging.

Zum Saisonende geben die Die Thalburger in Dechantskirchen und Thalberg / Schlag noch Volkstheater 2.5 von 5. bis 8. Oktober. Volkstheater im besten Sinn ist Theater, das mit seiner Umwelt kommuniziert, wie man es seit den antiken Dramen über die Klassik bis in die Gegenwart pflegt und wie es Autoren von Brecht bis Turrini und Fo für das 20. Jahrhundert geprägt haben.


Detaillierte Informationen unter www.theaterland.at

– wm –

 

Bookolino-Lesezimmer für kleine Bücherwürmer Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2003 veranstaltet das Grazer Literaturhaus regelmäßig im Herbst die Kinder- und Jugendbuchmesse „Bookolino“, deren Markenzeichen das gleichnamige lustige Maskottchen im Harlekinskostüm auf einem Skateboard ist.

< Lesefreude für Kinder im Bookolino-Lesezimmer


Eröffnungsfest
Am 5. April wurde in den Räumlichkeiten des Literaturhauses das bookolino-Lesezimmer eröffnet, um für Kinder aller Altersstufen einen ansprechenden Raum und eine ungezwungene Atmosphäre zur Begegnung mit wertvoller und unterhaltsamer Literatur zu schaffen. „Ursprünglich hatte ich ja den Andersentag am 2. April (200. Geburtstag des dänischen Märchendichters) für die Eröffnung ins Auge gefasst“, erzählt Bookolino-Initiatorin Rike Winter, „aber leider fiel dieser im heurigen Jahr auf einen Sonntag, sodass wir schließlich auf den 5. April ausweichen mussten.“

Das mit gemütlichen Sofas und Kissen ausgestattetet Zimmer bietet in seinen wohlbestückten Regalen Hunderte von ausgewählten Kinder- und Jugendbüchern voller wunderbarer Geschichten. Hier findet man reichlich Gelegenheit zum Lesen und Schmökern, toll illustrierte Bildbände zum Anschauen und immer wieder auch Vorleser zum entspannten Zuhören.

Beim Eröffnungsfest lasen die bekannten Autorenteams Winfried Opgenoorth/Christine Rettl („Wie das wilde Würstchen“) und Renate Habinger/Gerda Anger-Schmidt („Neun nackte Nilpferddamen“) aus ihren Werken. Das Abendprogramm bestritten das Duo Opgenoorth/Rettl mit „Pfoten weg von Jack“ unter musikalischer Begleitung von Erich Meixner (Gründungsmitglied der „Schmetterlinge“ und des „Schmetterlinge-Kinder-Musiktheaters“). Die Geschichte handelt von einer großen Hundefreundschaft zwischen dem berüchtigten Streuner „Jack“ und dem wohlbehüteten kleinen Mischling „Floh“, von ihren spannenden Abenteuern und der Jagd nach grenzenloser Freiheit, aber auch von der Sehnsucht nach Zuhause und Geborgenheit.

LeseFest
Anlässlich des Österreichischen Kinder- und Jugendliteraturpreises 2005 werden im Literaturhaus am 20. und 21. April verschiedene Autoren Lesungen veranstalten und Workshops abhalten, u.a. Hubert Schirmeck mit „Flaschenpost für Papa“ (Lesung am 20.4. um 9 und 15 Uhr), Walter Kohl mit „fuck off Koff“ (Lesung 20.4. 10 Uhr, Workshop 21.4. 9 bis 11 Uhr) und Susanne Riha „Komm mit in den Zoo“ (Workshop 20.4. 9 bis 11 Uhr).
Die Verleihung des Österreichischen Kinder- und Jugendliteraturpreises 2005 wird am 21. April um 18.30 Uhr in Gleisdorf im forumKloster stattfinden, davor gibt es um 14 Uhr noch einen Round Table-Talk zum Thema „Was macht ein Buch zu einem Preisbuch?“ und Gelegenheit zu einem Gespräch zwischen Jugendlichen und den PreisträgerInnen unter der Leitung von Staatssekretär Franz Morak.

Geöffnet hat das bookolino-Lesezimmer immer von Donnerstag bis Samstag von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr.

Infos:
literaturhaus graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz | 316-380-8360-8370
literaturhaus@uni-graz.at | www.literaturhaus.at | www.lesefest.at | www.bookolino.com

 

 

„erinnerte Zeit“ im Freilichtmuseum Stübing:


Als Ergänzung zu den Höfen des Freigeländes soll eine umfangreiche Ausstellung, die das historische Bauernhaus nicht nur in seiner Entwicklung und formalen Vielfalt, sondern auch in seinen kulturellen Zusammenhängen und Inhalten zeigen kann, dienen. Mit rund 360 Bildern, Modellen, lebensgroßen Figuren, Vitrinen, Möbeln und Informationstexten werden in fünf Abteilungen die Bereiche BAUEN, WOHNEN, ARBEITEN, GEBURT - HOCHZEIT - TOD und JAHRLAUF dargestellt.

iese Ausstellung kann bis zum 31. Oktober täglich von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr (außer Montag) besichtigt und erlebt werden.
Informationen unter Tel. 03124-53700 und www.freilichtmuseum.at

 

 

  Carl Mayer Drehbuchpreis 2005 der Landeshauptstadt Graz


Zum Ausschreibungsthema Angst wurden 95 Treatments eingereicht, davon 79 Kinostoffe und 16 TV-Stoffe. Die Jury entschied mehrheitlich, den mit 14.500,- Euro dotierten Hauptpreis zweigeteilt (zu jeweils Euro 7.250,-) zu vergeben, nämlich für MA FOLIE – Eine Mischung aus Liebesgeschichte und Thriller an Andrina Mracnikar aus Keutschach/Kärnten (geb. 1981 in Hallein) und SERVIAM – Ich will dienen– ein Thriller von Martin Leidenfrost aus Bratislava (geb.1972 in Amstetten) und Ruth Mader aus Wien (geb.1974 in Wien).

Der Förderungspreis 2005 in Höhe von 7.200 Euro geht an das Treatment VANITAS – eine Mischung aus Melodram, Farce und Tragödie von Christian Frosch aus Berlin/Wien (geb.1966 in Waidhofen/Thaya). Eine Lobende Erwähnung wurde für das Treatment DER ERSTE TOTE MEINES LEBENS von Bernhard Seiter aus Wien (geb.1964 in Bad Ischl) ausgesprochen. Die Jury des ORF-Preises für fernsehgerechte Stoffe - Johanna Hanslmayr (Redakteurin ORF-Fernsehfilm), Heinrich Ambrosch (Redakteur ORF –Fernsehfilm) und Reinhard Jud (Autor/Regisseur) – hat einstimmig entschieden, im Jahr 2005 den Preis nicht zu vergeben. Das Thema für die Ausschreibung des Carl Mayer Drehbuchwettbewerbes 2005/2006 lautet VERFÜHRUNG.

Die Ausschreibungsunterlagen werden Ende April 2005 ausgesandt.

 

 

  Verleihung der Cine Styria Filmpreise 2004


Steirische Filmschaffende – sowohl arrivierte als auch junge – haben bewiesen, dass das Kulturland Steiermark auch im Filmbereich viel zu bieten hat. Dementsprechend groß war auch das Publikumsinteresse als LH Waltraud Klasnic den Gewinnern der Cine Styria Preise 2004 im Weißen Saal der Grazer Burg ihre Preise überreichte.

LH Klasnic, Sigmund Steiner, Jakob M. Erwa, Dieter Pochlatko, Marie Kreutzer, Alexander Glehr, Enrico Jakob (v.l.)

Den mit 15.000 Euro dotierten Cine Styria Filmpreis überreichte Landeshauptmann Klasnic an Dieter Pochlatko für den Film “Mein Vater, meine Frau und meine Geliebte”. Der Film erzählt einen großen Vater-Sohn-Konflikt im Schnitzler’schen Ärztemilieu. Hochdramatische Schicksale um Liebe und Tod, Treue und Verrat, in denen sich der Niedergang einer Epoche spiegeln.

Den Cine Styria Jungendpreis in der Höhe von 10.000 Euro teilen sich Jakob Moritz Erwa für „Wie Schnee hinter Glas“ und Alexander Glehr für „Das Kettenkarussell“.

Und das Cine Styria Stipendium geht an Marie Kreutzer für „Die Vaterlosen“ und Sigmund Steiner für „Harz“. Beide konnten je 6.000 Euro entgegennehmen.

 

 

  Joanneum öffnet seine Tore für Veranstalter


Das älteste und zweitgrößte Museum Österreichs vermietet seine Räumlichkeiten für Veranstaltungen. Für Präsentationen, Vorträge, Kongresse oder Hochzeiten, Sommerfeste, Konzerte, Lesungen und Theater, aber auch Cocktailpartys und extravagante Galas, bietet das Landesmuseum Joanneum außergewöhnliches Ambiente: Ob Schloss, Palais, Kunst- oder Künstlerhaus, Orte mit Geschichte oder spacige Architektur, Feiern mitten in der Stadt oder Lustwandeln im barocken Gartenparadies: Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Folgende Gebäude und Räumlichkeiten können für Veranstaltungen angemietet werden: Museumsgebäude Raubergasse, Museumsgebäude Neutorgasse, Zeughaus, Neue Galerie, Volkskundemuseum, Schloss Eggenberg, Schloss Trautenfels, Schloss Stainz, Künstlerhaus Graz, Kunsthaus Graz.

Bei der Beratung, Planung und Durchführung individueller Veranstaltungen steht das Team des Veranstaltungsmanagements mit seiner langjährigen Erfahrung zur Verfügung. Ausführliche Informationen unter www.joanneum-to-rent.at

 

 

Isst du Döner, wirst du schöner! – Kebab Connection ab 28. 04. im KIZ


Seine Götter heißen Bruce Lee und Jet Li, sein Traumziel ist der Regiestuhl. Willkommen in der Welt von Ibrahim, 21, alias Ibo. Der türkische HipHop-Jünger aus dem Hamburger Schanzenviertel hat sich vorgenommen, als Macher des ersten deutschen Kung Fu-Films in die Geschichte einzugehen. Zuerst aber muss er kleine Brötchen backen und einen Werbespot für Onkel Ahmets (Hasan Ali Mete) Dönerladen drehen. Das resultierende, höchst ambitionierte Projekt vereint schließlich zwar Takeshi Kitanos brutale Härte und Zhang Yimous kraftvolle Eleganz, findet aber vor des Onkels Augen keine Gnade. Als das Publikum den Spot jedoch wider Erwarten begeistert aufnimmt und nach den Vorstellungen regelmäßig den ‚King of Kebab´ stürmt, entdeckt auch Onkel Ahmet mit stolzgeschwellter Brust seine Vorliebe für asiatisch inspirierte Werbeclips. Schon sieht Ibo eine glänzende Karriere auf sich zurollen und übt in Gedanken bereits die Oscar-Dankesrede.

Seine hübsche Freundin Patrizia alias Titzi (Nora Tschirner) hingegen steht kurz vor ihrer Aufnahmeprüfung für die Schauspielschule und wirkt in ihrer Begeisterung über den unerwarteten Star-Status ihres Freundes etwas gedämpft. Der Grund ist ungefähr fünf Zentimeter klein und wächst in ihrem Bauch heran. Als endlich auch in Ibos Gehirn die Nachricht ihrer Schwanger- und seiner Vaterschaft angekommen ist, kann er in seiner Konfusion nicht angemessen reagieren. Und so hat er es sich bald so mit ihr verdorben, dass sie ihn vor die Tür setzt. Als ob das nicht genügte, fliegt Ibo auch noch hochkant aus seinem geliebten Elternhaus. Mit Hilfe seiner Sandkastenkumpels, des Griechen Lefty (Fahri Ogün Yardim) und des Albaners Valid (Adam Bousdoukos), setzt Ibo derweil alles daran, wenigstens Titzi für sich zurück zu gewinnen. Wenn es darum geht, sich als williger Vater zu erweisen, macht Ibo weder vor der Babywindel halt, noch vor der verständnisvollen Geburtsvorbereitungsgruppe, die ihm Einblick in das dramatische Geschehen der Presswehen gibt. Doch erst hat er kein Glück, dann kommt auch noch Pech dazu.

Trotzig versucht Ibo die Gunst der Stunde für seine Karriere zu nutzen und sein Drehbuch an den Mann zu bringen, aber „Die Todesfaust des gelben Rächers“ kann den ignoranten Produzenten des Viertels partout nicht überzeugen. Immerhin gibt Onkel Ahmet einen zweiten Spot ganz nach Ibos Gutdünken in Auftrag. Weil Ibo sich aber vom Liebeskummer hinreißen lässt, gerät der neue Clip trotz aller Finesse reichlich depressiv – und erntet zwar Applaus, macht den Massen aber keinen Appetit auf Döner. Um die Kosten für sein siechendes Etablissement unter Kontrolle zu kriegen, befiehlt Ahmet daraufhin seinem Koch Özgür, die berühmte Kuttelsuppe etwas wässriger zu gestalten. Schlechter Plan, wie sich herausstellt, denn das Ergebnis erregt den Unmut der bisher friedlichen Schutzgelderpresser und Stammgäste des Ladens …

Kebab Connection, D, 96 min., Regie: Anno Saul, Drehbuch: Fatih Akin, Ruth Toma, Jan Berger und Anno Saul.
Im April im KIZ Augartenkino, Friedrichgasse 24, 8010 Graz, Tel. (0316) 82 11 86
KORSO verlost in Kooperation mit dem Kino im Augarten 5 x 2 KIZ-Eintrittskarten beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

  CROSSING EUROPE Filmfestival in Linz


Vom 26. April bis zum 1. Mai findet in Linz wieder das CROSSING EUROPE Filmfestival statt. Eröffnet wird mit dem „Omnibusfilm“ Lost and found, einer Europaquerung, zusammengesetzt aus sechs Arbeiten junger RegisseurInnen aus Estland, Bulgarien, Rumänien, Bosnien-Herzegowina, Ungarn und Serbien-Montenegro. Die Beziehung der Generationen, das Scheitern oder Gelingen von Fluchtversuchen – das ist der rote Faden, der die sechs Kurzfilme verbindet. Im Local Artists-Programm zeigt das Festival herausragende Arbeiten oberösterreichischer Filmschaffender; das 2004 gestartete Special „Arbeitswelt“ erfährt mit neuen Themen seine Fortsetzung. Präsentationen, Diskussionen und tanzbare Nightlines im Festivalzentrum im O.K. komplettieren das Programm.

Unter www.crossingEurope.at ist ab 15. April das komplette Festivalprogramm abrufbar.
Weitere Informationen unter Tel. 0676 611 96 92

 

 

 

KORSO zum Gedankenjahr 2005 KORSO setzt seine Reihe zum „Gedankenjahr 2005“ mit einem weiteren Artikel des Grazer Historikers Heimo Halbrainer über den steirischen Widerstandskämpfer Sepp Filz fort.
Sepp Filz: Ein Leobner im Widerstand und beim Wiederaufbau


Kalt war der Winter 1944/45 in den obersteirischen Bergen. Für Sepp Filz war es bereits der zweite, den er dort gemeinsam mit anderen in der Illegalität lebend zubrachte: Filz war Partisan in den Bergen um Leoben und Eisenerz und ab dem 8. Mai 1945 kurzzeitig die wichtigste Person in Leoben und Umgebung. 1951 wurde er aus der Steiermark ins niederösterreichische „Exil“ vertrieben, wo er knapp nach Vollendung seines 88. Lebensjahres 1994 starb. Dass er fast die Hälfte seines Lebens in St. Pölten verbringen musste, hängt mit einem Stück österreichischer Zeitgeschichte zusammen.

Sepp Filz wird am 18. November 1906 in Donawitz geboren. In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts war die Gemeinde rasch gewachsen. Das Herzstück bildet das „Reich der Alpine“, die das Leben des Bezirks prägt. Schon der Großvater und der Vater arbeiteten im Werk Donawitz, auch Sepp Filz und seine Brüder sollten hier später Arbeit finden. Die Familie ist sozialdemokratisch eingestellt, erste sozialpolitische Erfolge zu Beginn des Jahrhunderts lassen viele hoffen. Rückschläge folgen meist auf dem Fuß.

Sepp Filz besucht in Donawitz die Volksschule. Nach dem Krieg reicht das Geld nicht für eine weitere Schulbildung. Filz beginnt eine Schlosserlehre, tritt der Sozialistischen Arbeiterjugend bei, dem Bauvolk der kommenden Welt. Der Sozialismus ist das Ziel. Für einige Wochen gibt es auch eine sozialistische Republik Donawitz. Die Direktion der Alpine wird besetzt, der Direktor davongejagt und aus ihrem Kreis wählen die Arbeiter ein Direktorium. Es ist Anfang April 1919. Gestern Ungarn, heute Donawitz, heißt es. Der kleine Sepp Filz erinnert sich: So geht das nicht, meint SDAP-Vorsitzender Otto Bauer, zuerst müssen Gesetze her. Es sollten 26 Jahre vergehen, bis am 29. Juni 1945 Sepp Filz wieder die Verstaatlichung der Alpine einfordern wird.

Die Erste Republik
Im Jahr 1922 spricht niemand mehr von Sozialisierung. Im Gegenteil. Der Zehnstundenarbeitstag wird wieder gefordert. Spontane Arbeitsniederlegungen und Versammlungen sind die Folge. Die sozialdemokratischen Betriebsräte versuchen zu beschwichtigen. Der Unmut der Arbeiter richtet sich plötzlich auch gegen sie. Kommunisten melden sich zu Wort und gewinnen die nächste Betriebsratswahl, Sepp Filz tritt der KPÖ bei.

Sepp Filz, 1931 auf der „Walz“ an der französischen Atlantikküste in Lacanau

Nach der Lehre zieht er hinaus in die Welt. Er walzt und nennt es eine Weltreise. Diese führt ihn nach Deutschland, Dänemark, Luxemburg, Frankreich, Spanien, Marokko, Algerien, Tunesien und Italien. Er wandert und arbeitet. Und er lernt die Solidarität, die internationale, kennen. 1932 kehrt er nach Donawitz zurück. Die Stadt ist bankrott, das Werk steht still. Wiener Zeitungskommentatoren nennen Donawitz einen Luftkurort. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung lebt von der Arbeitslosenunterstützung, viele tausend sind bereits ausgesteuert. Sepp Filz ist politisch aktiv, spricht bei Versammlungen. Arbeit gibt es für ihn keine mehr. Fast täglich kommt es zu Kundgebungen, Hungerdemonstrationen und Auseinandersetzungen mit der Heimwehr, Nationalsozialisten und Polizeibeamten. Sepp Filz wird ein erstes Mal verhaftet.

Verfolgt von Austrofaschisten …
Am 12. Februar 1934 krachen Schüsse. Sepp Filz kämpft, wird festgenommen, kann entkommen und flieht mit anderen durch den bauchtiefen Schnee in die Berge. Koloman Wallisch wird hingerichtet. In Donawitz schwören sie Rache und fordern die Genossen auf, keine Waffen aus der Hand zu geben. Im Juli 1934 wird Sepp Filz erneut verhaftet. Er kommt ins Anhaltelager Graz-Waltendorf. Bald wieder frei, ist er wieder politisch aktiv und wird 1935 zum Delegierten der Provinz gewählt, der nach Moskau fahren soll. Dort tagt zwischen dem 25. Juli und dem 20. August der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale. Wieder zu Hause in der Obersteiermark hält Filz Versammlungen ab, berichtet vom Kongress. Die Stimmung ist optimistisch, ein Thema ganz zentral: Die Schaffung einer antinationalsozialistischen Abwehrfront gemeinsam mit den Gegnern von 1934. Am 5. November 1936 wird Sepp Filz erneut verhaftet. Die Anklage lautet auf Vorbereitung zum Hochverrat, doch reichen die Beweise nicht. Er kommt im Juni 1937 wieder frei.

… und Nationalsozialisten
Am 11. März 1938 gibt es in Leoben eine letzte große Kundgebung für Österreich und gegen Nazideutschland. Dabei kommt es zu Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten. Tage später wird Sepp Filz von den neuen Machthabern festgenommen. Einige kennt er von früher her. Einer war sogar einmal ein Freund und Genosse, nun ist er Obmann der Deutschen Arbeitsfront und Landrat. Zuerst versucht er Sepp Filz für die neue Zeit zu gewinnen, dann warnt er ihn, nichts gegen sie zu unternehmen. Er könne sonst leicht den Kopf verlieren. Dafür gibt es in Donawitz bald wieder genügend Arbeit: In Eisenerz und Donawitz sollte bestes deutsches Eisen geschmiedet werden, wie Göring noch im März verkündet. Im Steirergewand gibt er die Einstellung von fünfhundert Arbeitern bekannt. Nur 48 von 10.500 stimmen zwei Wochen später gegen den vollzogenen Anschluss, einer davon ist Sepp Filz.
Bald wird die illegale Tätigkeit wieder aufgenommen. 1939 gibt es die ersten Rückschläge. Hunderte werden verhaftet. Sepp Filz bleibt unbehelligt.

Als Partisan in der Obersteiermark
Mit dem Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion kommt es in der Obersteiermark vermehrt zu Sabotageakten und zu Solidaritätsaktionen. Mit den Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern wird Kontakt aufgenommen, Sepp Filz knüpft Kontakte zu den slowenischen Arbeitern. Diese wiederum haben Verbindungen zu den Partisanen. Eine Partisanenanleihe wird organisiert. Eine gewöhnliche Reichsmark wird als Anlageschein für zehn Reichsmark verwendet. Das Geld geht nach Jesenice. Im März 1943 werden dort Mitglieder der slowenischen Befreiungsfront verhaftet. Sepp Filz fürchtet ebenfalls verhaftet zu werden. Gemeinsam mit Anton Wagner flieht er ins Triglav-Gebiet zu den slowenischen Partisanen. Nach mehrmonatigem Einsatz im Kärntner-slowenischen Grenzgebiet zurück in Donawitz organisiert er in der Obersteiermark den Partisanenkampf. Im Herbst 1943 wird die ÖFF, die Österreichische Freiheitsfront, gegründet.

Sie ruft alle auf, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln einschließlich Waffengebrauch gegen die faschistischen Okkupanten und ihre österreichischen Helfershelfer zu kämpfen. Das Ziel sei ein freies, unabhängiges, demokratisches Österreich. Die Schwerindustrie und der Großgrundbesitz sollen verstaatlicht werden. Im Frühjahr 1944 beginnen die obersteirischen Partisanen mit Sabotageakten. Am 1. Dezember 1944 wird Sepp Filz im Kampf schwer verwundet, dennoch gelingt es ihm, gemeinsam mit Max Muchitsch den Verfolgern zu entkommen. Dank der Hilfe der Bodenorganisation können sie bis ins Frühjahr 1945 untertauchen.

Der Standort Donawitz wird gesichert
Das Tausendjährige Reich steht vor dem Ende und will verbrannte Erde hinterlassen. Die Hochöfen in Donawitz sollen gesprengt werden. Das muss verhindert werden. Gemeinsam mit Max Muchitsch dringt Sepp Filz ins Werk ein, lässt den Werkschutz entwaffnen und übergibt die Waffen den Mitgliedern der ÖFF. Es ist der 8. Mai 1945.

Sepp Filz 1945 beim Anblasen des Hochofens Donawitz (Archiv Halbrainer)

Ein Dreier-Ausschuss wird gebildet. Sepp Filz steht ihm vor, ein Sozialist und ein Christlichsozialer stehen ihm zur Seite. Eine Zeitung, Das Obersteirische Tagblatt, wird herausgegeben. Es geht darum, die Hinterlassenschaften der Nationalsozialisten wegzuräumen und den Wiederaufbau voranzutreiben.
Noch im Juni 1945 gehen die ersten Elektroöfen in Betrieb. Sepp Filz fordert Mitbestimmung für die Arbeiter und die Sozialisierung der Betriebe. Im Juli wird die Walzstrecke wieder in Betrieb genommen. Im Herbst steht Donawitz vor dem Ende. Sepp Filz spricht bei der provisorischen Regierung in Wien vor. Karl Renner sagt ihnen volle Unterstützung zu. Sepp Filz versichert Renner, dass bald aus Donawitzer Hochöfen Eisen fließen wird. Am 10. August 1946 ist es so weit. Doch nun muss auch der zweite Hochofen in Betrieb genommen werden. Sepp Filz organisiert Schrott, Geld und Essen. Das Überleben des Standortes Donawitz ist gesichert.

Wieder verfolgt
Der Kalte Krieg wirft bald seine Schatten auch auf Donawitz: Nach dem Oktoberstreik 1950 gegen das vierte Lohn-Preis-Abkommen werden Filz und alle anderen kommunistischen Betriebsräte ungeachtet ihrer Verdienste um den Wiederaufbau verhaftet und fristlos entlassen. Nach dreizehntägiger Untersuchungshaft muss ihn die Alpine zwar wieder einstellen, doch nur mehr für einige Wochen: Im Februar 1951 wird er zu sechs Monaten schwerem Kerker verurteilt. Der Grund: öffentliche Gewalttätigkeit. Der Anlass: die Störung einer am 20. April unter Polizeischutz stehenden Versammlung des VdU in Leoben. Sepp Filz wird entgültig entlassen. In der Steiermark herrscht Facharbeitermangel; Filz wird mit offenen Armen bei einem anderen Betrieb aufgenommen, dessen Direktor 1945 Mitglied im von Sepp Filz geleiteten Industrieausschuss war. Wochen später muss er ihn auf Befehl von oben wieder entlassen. Sepp Filz versucht es noch ein Jahr lang. Dann „emigriert“ er nach St. Pölten.

– Heimo Halbrainer –

 



  Steirische Zeitgeschichte 1945 bis 2005
im Landesarchiv und überall in der Steiermark
Dem Nachdenken übers „Gedankenjahr“ wird in unserem Bundesland mit einer Reihe gut inszenierter Ausstellungen auf die Sprünge geholfen – im Zentrum steht dabei die Schau im Landesarchiv am Grazer Karmeliterplatz.


Anhand von acht Themenkreisen – politische Entwicklung und Verwaltung, Wirtschaftsentwicklung, Wissenschaft und Bildung, Kultur, Religionen, Medien, Alltagsgeschichte und Sport – soll die Ausstellung, die am 7. Mai eröffnet wird, auf 700 Quadratmetern die Entwicklung der Steiermark von der Befreiung vom Nationalsozialismus bis zur Gegenwart nachzeichnen. HR Dr. Josef Riegler, der Leiter des Steiermärkischen Landesarchivs, das von der Landesregierung mit der Durchführung beauftragt wurde: „Wichtig ist uns dabei eine pluralistische Herangehensweise – zum Beispiel auch bei der Darstellung der regionalen Religionsgeschichte –, die verschiedenen Interpretationen von Geschichte Raum lässt. Und natürlich beschränkt die Ausstellung sich nicht auf die Präsentation von Dokumenten, sondern ist auf Anschaulichkeit hin ausgelegt.“

Landesarchiv-Leiter HR Dr. Josef Riegler > „Pluralistische Herangehensweise an die regionale Geschichte“

Wissenschaftliche Leiterin Dr. Elisabeth Schöggl-Ernst > „Ausstellung soll intellektuelle und emotionale Erkenntnis der eigenen Geschichte fördern“

Aha-Effekte und nostalgische Gefühle
Ein Beispiel für diese Anschaulichkeit bietet die Präsentation der Alltagsgeschichte, erläutert die wissenschaftliche Koordinatorin der Schau, Dr. Elisabeth Schöggl-Ernst. „Wir haben in den Wartingersaal des Landesarchivs ein „Haus“ eingebaut, in dessen Räumen wir das Lebensgefühl der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts vermitteln.“ Eine Küche aus den späten vierziger Jahren; ein Schlafzimmer mit einer Psyche aus den Sechzigern; ein Kleiderkasten mit Mode von 1945 bis heute, ein in Orange gehaltenes Wohnzimmer aus den Siebzigern … die Aha-Effekte der jüngeren Generation und nostalgische Gefühle bei den reiferen Semestern sind vorprogrammiert.

Notiz von Botschafter Ludwig Steiner nach Diktat von Julius Raab > Re-education by culture: Grazer Festwoche 1945 >

Re-education by culture, Notizzettel mit geschichtsmächtigen Botschaften
Spannend auch die Darstellung der Zeit direkt nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur: Die Kriegsverbrecherprozesse bleiben da ebenso wenig ausgespart wie die „Re-education by culture“, die von der britischen Besatzungsmacht betrieben wurde. Riegler: „Schon die sowjetischen Besatzer haben eine Woche nach dem Einmarsch ein Konzert im Stefaniensaal veranstaltet; die Briten haben versucht, in Konkurrenz zu den von den Amerikanern in Salzburg veranstalteten Festspielen eine ,Grazer Festwoche‘ zu etablieren.“ Ein Ankündigungsplakat dieser „Festival week“ wird ebenso zu sehen sein wie eine Reihe von Aufzeichnungen des Major Arthur Radley. Der hoch betagte ehemalige Adjutant des britischen Militärkommandanten wird zur Eröffnung der Ausstellung erwartet.

Ebenso interessante Dokumente wird es aus der Zeit der Staatsvertragsverhandlungen zu sehen geben – etwa eine Botschaft, die Bundeskanzler Raab Botschafter Leopold Steiner am 14.4.1955 in Moskau diktierte und die dieser handschriftlich auf einen Zettel notierte und nach Österreich berichtete. Schöggl-Ernst: „Auch für diese Periode beschränken wir uns nicht auf die visuelle Vermittlungsschiene; die BesucherInnen werden auch die Originalaufnahme der Reden der vier Außenminister der Signatarmächte anlässlich des Staatsvertrags-Abschlusses hören können.“

Flüchtlinge 1945 bis 2005
Ein weiteres immer wiederkehrendes Thema der letzten sechs Jahrzehnte steirischer Geschichte betrifft die Flüchtlingsproblematik, berührend-eindringlich die Umsetzung in der Ausstellung: Vier Schicksale von UngarInnen, die 1956 vor der stalinistischen Repression flüchteten, werden in Form von Tondokumenten der Geschichte eines Kosovo-Flüchtlings aus dem Jahr 1999 gegenübergestellt. Auch dabei gilt: „Wir wollen einen Eindruck von der Geschichte der Steiermark geben, der nicht belehrend ist, sondern die intellektuelle und emotionale Erkenntnis fördert“, betont Schöggl-Ernst.

Vielfalt regionaler Ausstellungen
Insgesamt 13 Ausstellungen werden zusätzlich zu der Schau in Graz gemeinsam mit Kooperationspartnern in den Regionen realisiert – die Palette reicht von der Ausstellung „Wandel des Frauenbildes 1945 bis 2005“ in Bad Aussee über eine Schau zur „Entwicklung der Braukultur“ in Leben Göß bis zur Beschäftigung mit dem aktuellen Thema „Von der Schwerindustrie zur Hochtechnologie“ im Stadtmuseum Kapfenberg. Besondere Bedeutung wird auch der adressatenspezifischen Vermittlung der Ausstellungsinhalte beigemessen; so wurde gemeinsam mit dem Verein CLIO ein eigenes Programm für Schulen konzipiert.

– cs –

Dauer der Ausstellung: 7. Mai bis 26. Oktober, Steiermärkisches Landesarchiv, Karmeliterplatz 3, und in 13 Museen der Steiermark
www.steiermark2005.at

 

 

Der neue Leiter der Alten Galerie stellte sich vor

Nachdem die Alte Galerie am Landesmuseum Joanneum voraussichtlich mit Mai in die neu adaptierten Ausstellungsräume des Schlosses Eggenberg transferiert wird, referierte der neu eingesetzte Leiter Dr. Ulrich Becker am Institut für Kunstgeschichte sein Konzept einer Neuaufstellung der Sammlung. Demnach werden nach Warburgschem Vorbild die Exponate nicht mehr wie bisher chronologisch präsentiert, sondern nach Themen gefasst, wovon Becker sich eine didaktische Aufwertung verspricht.

Mit Ulrich Becker konnte das Landesmuseum Joanneum eine, wie sich allein durch diesen Vortrag zeigte, äußerst kompetente Persönlichkeit für Leitung und Entwicklung der Alten Galerie gewinnen. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik in Bonn dissertierte Becker über den flämischen Altarbau des 17. und 18. Jahrhunderts (als Veröffentlichung der Akademie der Wissenschaften in Brüssel); er war Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von 1992 bis 1995 Assistent an den Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (u. a. Betreuung der Ausstellung Von allen Seiten schön - Bronzen der Renaissance und des Barock 1995/96); von 1995 bis 2003 war Ulrich Becker im internationalen Kunsthandel (Köln, Mailand, Paris) tätig. Für die zu erwartende besondere Präferenz der niederländisch-flämischen Kunst innerhalb der Grazer Sammlung sprechen Beckers zahlreiche Veröffentlichungen zu seinem Spezialgebiet über die Zeit vom 15. bis zum 17. Jahrhundert.

– wm –

 

 

  inventur 1945/55 – Zeitgeschichte bei CLIO Anlässlich des heurigen Gedenkjahres beschäftigt sich der seit zehn Jahren in der Vermittlung von zeit- und kulturgeschichtlichen Themen tätige Verein CLIO in Vorträgen, Lesungen, Stadterkundungen mit den kulturellen, sozialen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Zeit 1945 bis 1945.

Buchpräsentation „Totenjäger“
Den Beginn macht die Vorstellung einer der großen Romane des österreichischen Exils: Friedrich Katz, Professor für lateinamerikanische Geschichte an der Universität Chicago, präsentiert mit dem Wiener Literaturwissenschaftler Helmut Kusdat den von seinem Vater Leo Katz 1944 in Mexiko verfassten und veröffentlichten Roman „Totenjäger“. Dies ist einer der ersten literarischen Texte, der sich mit dem nationalsozialistischen Massenmord an den europäischen Juden auseinander setzt.

Leo Katz (r.) mit Ehefrau und Sohn

Der in der Bukowina geborene Leo Katz sollte ursprünglich Rabbiner werden, doch dann studierte er Geschichte und Philosophie in Wien und wurde politisch und journalistisch aktiv. Er war u.a. in den USA 1921 Gründungsmitglied der Workers Party of America und Mitarbeiter an der jiddischen Zeitschrift „Morning Freiheit“ und der „New Yorker Volkszeitung“. In Österreich gehörte er seit 1919 der KPÖ an und schrieb für deren Zentralorgan „Rote Fahne“. 1933 floh er nach Paris, wo er Gründer und Redakteur der jiddischen Tageszeitung „Naie Presse“ war, ehe er zwischen 1936 und 1938 zum Waffeneinkäufer für die Spanische Republik wurde. 1938 emigrierte er nach New York, wo er mit Ernst Bloch und Ernst Karl Winter in Kontakt war. 1940 musste er nach Mexiko gehen, wo er Mitbegründer des Verlags „El Libro Libre“ wurde, in dem u.a. „Totenjäger“ und Anna Seghers „Das siebente Kreuz“ erschienen. 1949 kehrte er nach Wien zurück, wo er 1954 starb.

Montag, 11. April 2005, 19.00 Uhr, Stadtmuseum Graz, Sackstraße 18

1945: Der Mythos der „Stunde Null“ mit Helmut Konrad.
28. April 2005, 19.00 Uhr, Institut für Zeitgeschichte, Elisabethstraße 27

Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus mit Heimo Halbrainer, Bettina Ramp, Maria Cäsar
12. Mai 2005, 19.00 Uhr, Stadtmuseum Graz, Sackstraße 18

Bei querstadtein Stadterkundungen stehen heuer ebenfalls die letzten sechs Jahrzehnte im Vordergrund. Den Beginn macht „Das URBANe Graz“, eine Stadterkundung in die architektonisch und städteplanerisch eher vernachlässigten Bezirke Gries und Eggenberg, die mit Hilfe der EU-Projekte URBAN I und II ein neues Aussehen erhielten.

23. April 2005, 14.00 Uhr, Endstation Linie 1, Eggenberg, Leitung: Karin Tschavgova

Auf die Spuren der Gründer der IKG im 19. Jahrhundert macht sich am 30. April 2005, 16.00 Uhr, der Historiker Mag. Gerald Lamprecht.
Treffpunkt: Griesplatz / Pestsäule

Infos: Tel. 0316-89 07 59 15 | www.clio-graz.net

 

 

60 Jahre steirische Volkspartei

Jedes Gedenkjahr, in Österreich also jedes Jahr, das mit vier, fünf oder acht endet, hat eigene Geschichtsbilder, Deutungen und Ausstellungen. War es im Jahr 2004 die bei den beiden Großparteien konfliktbeladene Erinnerung an 70 Jahre 1934 und hier vor allem der Aspekt der Ausschaltung der damals größten politischen Kraft – der Sozialdemokratischen Partei – aus der österreichischen Politik, so sind die durch fünf teilbaren Jahre allesamt weniger kontroversiell und somit zur Nabelschau geeignet. Das von der Bundesregierung zum „Gedankenjahr“ geadelte Jahr 2005 erinnert nun gleich an drei Daten, derer es zu gedenken bzw. die es zu bejubeln gilt: 1945 – 1955 – 1995.

Auf diese Jahrestage – den 60. Wiederkehr der Befreiung vom Faschismus, 50 Jahre Staatsvertrag und 10 Jahre EU-Mitgliedschaft – verweist in Graz auch eine Ausstellung, welche die ersten 60 Jahre einer neuen Partei, der steirischen Volkspartei, zeigt. Die Volkspartei wurde am 18. Mai 1945 im Sanatorium bei den Kreuzschwestern in Graz von Vertretern der vormals Christlichsozialen Partei, der Vaterländischen Front, des Landbunds und des Schoberblocks gegründet.

In fünf großen zeitlichen Abschnitten haben die beiden Historiker Univ. Prof. Dr. Alfred Ableitinger und Mag. Bernd Beutl im Auftrag der ÖVP die Ausstellung „Für die Steiermark Partei ergreifen“ gegliedert, die mehr oder weniger mit den die Steiermark bestimmenden Epochen der Landeshauptleute zusammenfallen, die – sieht man von der provisorischen Landesregierung 1945 ab – allesamt von der Volkspartei gestellt wurden. In teilweise noch nie gezeigten Bild-, Ton- und Filmdokumenten wird dabei eine Tour de Steiermark geboten, die bis in die letzte Zeit der durch Turbulenzen der letzten Monate nicht ganz ungetrübten Erfolgsgeschichte der größten steirischen Partei reicht.

Die Ausstellung ist noch bis 18. Mai 2005, von Montag bis Freitag, von 9.00 bis 16.00 Uhr in Graz, Karmeliterplatz 6, zu sehen.

– hgh –

 

 

  ZULM (VII)
Fortsetzung von Willi Hengstlers Indien-Krimi „Zulm“


Was bisher geschah:
Shankar Nath, halb Inder, halb Österreicher, ist von dem Handelsdelegierten Max Neuhold dem Industriellen Lala aus Mumbai empfohlen worden. Lala engagiert Shankar, damit er einem österreichischen Maler namens Ogrisegg nachforscht. Bei der Gelegenheitt er auch Soonoo, die Tochter Lalas, kennen. Ogrisegg ist 1938 vor den Nationalsozialisten geflohen und hat in Indien Karriere gemacht. Im Haus des Handelsdelegierten hat Shankar auch Reinhold Mayer, einen wohlhabenden Dachdecker, kennen gelernt. Die Recherchen führen Shankar nach Pune zu Pater Sechser, der Ogrisegg im Internierungslager kennen gelernt hat. Auf der Rückreise nach Mumbai wird Shankar von Gudrun, der Frau Josef Flungers, angerufen, die ihm mitteilt, dass sein väterlicher Freund in Hampi, der südindischen Ruinenstadt, schwer gestürzt ist. Shankar übernimmt die Reiseuppe, zu der auch Mayer gehört, für den verunglückten Josef. Shankar verdächtigt Mayer, der bemerkenswerte Kampftechniken beherrscht, Schuld am Unfall Josefs zu tragen. Später teilt sich die Gruppe und Shankar führt Mayer mit Anil als Fahrer durch Zentralindien nach Norden. In Bijapur bringen die entwickelten Bilder aus Josefs Fotoapparat keine Klarheit über den Hergang des Unfalles. Dafür hat Shankar eine leidenschaftliche, magische Begegnung mit einer tribal woman. Er erfährt, dass Josef gestorben ist, und dessen letzten Worte „Golkonda, Golkonda. Braille“ führen ihn nach Hyderabad.

Den Marutti ohne Servolenkung durch den Stau zu bringen, den die Rikschafahrer von Hyderabad verursacht hatten, war selbst für Anil schwierig gewesen. Sie streikten für eine Erhöhung der Fahrpreise, und wie sich der Verkehr entwickelte, würden sie die auch bekommen. Schon während wir die dämmrige Einfahrt der Festung Golkonda hinaufgingen, schon während ich von den Herrschern der Festung zu erzählen begann, filmte Mayer.
- Sagen Sie nur in die Kamera hinein, wo wir sind. Ich möchte das Nachmittagslicht ausnützen.
- Wir treffen uns oben am Palast, schlug ich vor, gegenüber zwischen den Felsen liegt der Tempel der Durga; nicht zu übersehen. Sie reitet auf einem Tiger.

Ich sah Mayer nach, wie er mit seiner Kamera hinaufjagte. Der Hang gleißte in der Nachmittagshitze, und ich schlenderte träge durch die Höfe und ehemaligen Frauengemächer. Aber Golkonda war eine Architektur abgründigen Misstrauens, einer ins Äußerste getriebenen Paranoia. Über den ganzen Berg verteilt fanden sich Orte, von denen aus Gespräche in normaler Lautstärke in weiter Entfernung zu hören waren. Und in Nischen, angelegt damit die Herrscher den Verrat ihrer Ratgeber zu belauschen vermochten, trafen sich die Wege geflüsterter Schallwellen.

Auf der letzten Geländestufe unter dem Tempel der Durga klappte Mayer gerade sein Handy auf; genau an jener Position, von der aus die Führer üblicherweise die extreme Akustik der Festung demonstrierten. Fetzen seines Gespräches drangen bis zu mir herunter.
- Max? … endlich erreiche. … Ja, mir geht es gut. In Ordnung? … Dein schmieriger … es gibt Probleme … Was? … ahnt etwas …
Warum ich blindlings losrannte? Wollte ich Mayer zur Rede stellen? Fürchtete ich durch Zuwarten wieder den Antrieb zu verlieren? Aber er war nicht mehr da, als ich keuchend oben anlangte. Hatten wir uns gekreuzt, oder war Mayer schon weiter hinauf zur höchsten Festung gestiegen? Ich stürmte die dunkle, enge Stiege zur obersten Plattform, blieb blicklos für Hyderabad unter seiner Decke aus Smog und blind für den Deccan, der sich weit nach Norden und Westen erstreckte. Wo war Mayer?

Als ich mich die Stiege wieder hinabtastete, begriff ich zwar augenblicklich, dass die zwei Silhouetten, eine am oberen, die andere am unteren Eingang, Gefahr bedeuteten. Ein Tritt in die Kniekehle versetzte mich in einen Sturzflug. Raues Brennen auf den Händen beim Abstützen an den Mauern, bevor ich unten mit dem Kopf gegen die Wand knallte. Ich wurde nicht bewusstlos, langte sogar nach meinem Gegner, aber sein Partner hielt mich oben an den Beinen fest. Selten dürfte ein schmutziger Job sauberer erledigt worden sein. Der Kerl unten spielte leichtfüßig und gekonnt Fußball mit meinem Kopf: Nicht zu fest, aber doch so, dass ich es mehr als deutlich spürte. Erst als der Obere mich beim Herabsteigen als Treppe benützte, fürchtete ich ernstlich um mein Rückgrat. - Wer schickt euch, versuchte ich es erst auf Englisch, dann auf Hindi. Aber sie wollten mich nicht verstehen und sagten irgendetwas Unverständliches auf Teluga.

Sein Geschäft liegt in der Pathergatti, auf der linken Seite in Richtung Char Minar

Mayer beobachtete mich aus dem Schatten der Eingangshalle, wie ich mit steifen Kreuz und blutigem Gesicht den Berg herunterkam. Jetzt erst fiel mir die schwarze Marmorplatte rechts von ihm auf, auf der, wie die goldenen Lettern im Sockel ausführten, die Wunder von Golkonda in Blindenschrift beschrieben wurden. Ich musste erst geprügelt werden, um zu begreifen. - Sind Sie gestürzt?, fragte Mayer mit falscher Sorge. Draußen schüttelte Anil bei meinem Anblick seinen Kopf. - Vielleicht ansässige Führer, die dich warnen wollten, ihnen Konkurrenz zu machen? Ich nickte wenig überzeugt. Auf der Fahrt zum Taj Krishna wurden wir Teil des immer noch pulsierenden Verkehrs. Am Fuß der Rampe, die mitten im Zentrum zwischen Palmen zum Empfang des Taj Krishna führt, stieg ich aus. - Ich besorg mir noch eine Tetanusimpfung, log ich. Ein schwarzer BMW aus der 7er Serie stellte sich mir in den Weg. Aus dem schwarz getönten Glas starrte mich mein blutiges Gesicht an, bis die Scheibe in der Tür verschwand und Soonoo herausschaute. - Wer hat dich denn so zugerichtet. - Das möchte ich gern selber wissen. Der Straßenlärm war sehr laut und ich beugte mich zu ihrem Gesicht hinab, um besser zu hören. Sie legte eine kühle Hand auf meine Wange und die Berührung machte mir die Krusten in meinem Gesicht bewusst. - Du hast lange nichts von dir hören lassen, sagte sie. - Wie hast du mich gefunden? Ihr Lächeln wurde beinah verächtlich. - Ich habe Neuhold angerufen. Weißt du noch, der der dich empfohlen hat? Sie versetzte mir einen Klaps auf die Wange, scherzhaft gemeint, aber er schmerzte. - Wir geben heute eine Wahlparty. Du bist eingeladen.

Nirgendwo in Indien kauft man günstiger Perlen als in Hyderabad, und Sardar Manmohan Singh, den ich durch Josef kennen gelernt hatte, war einer der am meisten geachteten Händler. Sein Geschäft liegt in der Pathergatti, wenn man auf den Char Minar, den Turm mit vier Bögen, zugeht, auf der linken Seite. Ohne ein Wort über mein Aussehen führte mich der Sikh in das Büro für bevorzugte Kunden und traktierte mich mit feuchten Tüchern und Masala Chai.
- Schlimm, das mit Josef, sagte er, kommst du seinetwegen? Er war mit Josef befreundet, seit Indira Ghandi den Palast in Amritsar hatte stürmen lassen. Manmohan Singh war damals zufällig in Delhi gewesen, und Josef hatte ihn mit seinem Wagen dem Zugriff eines Mobs entzogen. - Jedenfalls suche ich Hilfe, sagte ich. Er hob die Hände in Zustimmung. Als Josef das letzte Mal zu Bewusstsein kam, sagte er „Golkonda. Golkonda, Braille“.
Wieder die gleiche Geste, aber diesmal hilflos … - In der Eingangshalle der Festung steht eine Marmortafel in Blindenschrift, erklärte ich. Man müsste wissen, wer die Tafel aufgestellt hat. Der indische Tourismus ist ja nicht gerade berühmt für seine Behindertenfreundlichkeit.

- Da muss ich telefonieren, sagte Manmohan Singh, unterhalte dich so lange damit. Er präsentierte mir auf einem Samttablett circa eine Million Rupis in Perlen. Es war ein Scherz, er wusste, dass ich mit Schmuck nichts anfing. Das einzige Stück, das mir auffiel, war eine Halskette aus riesigen Perlen. Als Manmohan Singh zurückkam, war sein Gesicht düster. - Omar Abdullah, ein Fotograf. Aber vermutlich lebt er gar nicht mehr. - Ein Fotograf? Vor Enttäuschung war mir zum Lachen zumute. - Ein besonderer Fotograf. Er ist – oder war – blind. - Ein blinder Fotograf? - Warum soll ein Blinder nicht fotografieren können? Aber Omar Abdullah ist erst im Alter blind geworden. Er war der Fotograf des Nizams von Hyderabad, der hier bis zur Unabhängigkeit herrschte. - Ein fotografierender Speichellecker? Ich war müde und wurde langsam unhöflich. Der Sikh nahm keine Notiz von meiner Übellaunigkeit.
- Der Nizam hatte neben seiner Leidenschaft für Perlen und Rolls Royce noch ein Interesse. Er war ein Erotomane, dem allerdings ungewöhnliche Mittel zur Verfügung standen. Seine wegen ihrer Pracht berühmten Gästezimmer waren mit Gucklöchern versehen, durch die hindurch Abdullah seine Aufnahmen machte. - Ein Pornograf, dem eine Blindentafel in Golkonda zur Ehrbarkeit verhelfen soll? - Viel mehr als das. Die Erotica-Sammlung des Nizams war kaum weniger berühmt als seine Rolls-Royce-Flotte – aber auf alle Fälle gefürchteter. Es liegt auf der Hand, dass der Mann, der die Bilder herstellte, irgendwann gewaltigen Einfluss bekommt. - Bedeutet das, er hat Leute erpresst? Manmohan Singh zuckte mit den Achseln. - Das weniger. Aber er war einer der Ratgeber, die dem Nizan nach 47 empfahlen seinen eigenen Staat zu gründen – mit den bekannten verheerenden Folgen. Und zuvor soll er angeblich Kontakte zu den Nazis hergestellt haben. - Und wo kann man ihn finden, diesen blinden Omar Abdullah? Ist er tot, oder lebt er noch? Und wenn er noch lebt, kann er sich überhaupt noch erinnern? Mich überkam Verzweiflung. Statt endlich zur Klarheit zu gelangen, stürzte ich immer tiefer in das Chaos neuer Spuren. - Ruf mich in ein paar Tagen an. Inder bedanken sich selten, ich erhob mich einfach und wollte gehen. Der Sikh hielt mich zurück.
- Warte, sagte er, Josef war mein Freund. Er zögerte. - Du wirst Geld brauchen. Such dir etwas von diesem Tablett aus.

Als ich ohne zu zögern nach den großen Perlen griff, lächelte er erleichtert. - Du weißt, dass es nicht die Größe ist. Es geht um den Glanz und die perfekte Rundung. Er lächelte - … aber es ist deine Wahl. Die Party fand in einem Saal des Taj Krishna statt, der nicht ganz die Größe eines Fußballfeldes hatte. Soonoo würde vermutlich die Rechnung begleichen, indem sie einfach ihre goldene VisaCard auf ein Tablett legte. Sie empfing die Gäste gemeinsam mit dem Chiefminister, einem bärtigen, stattlichen Mann. Als einige Verehrer kaum davon abzuhalten waren, ihm die Füße zu küssen, wusste ich, dass das ein Abend war, an dem ich zu viel trinken würde. Ich wurde mein Geschenk erst los, nachdem der schlimmste Wirbel vorbei war.
- Aber du weißt, dass es vor allem auf Glanz und Symmetrie ankommt. Trotzdem fühlte ich mich geschmeichelt, als Soonoo die Perlen um ihren Hals legte. - Ich weiß, sagte ich, auf die Größe kommt es nicht an. - Wie bei den Männern, lächelte sie. - Das ist etwas, das ich nie geglaubt habe.
- Wir müssen reden, sagte sie, hinterher. Der Marmorboden wölbte sich und ich glich seine Bewegung aus, indem ich meinen Rücken fester gegen die Bar drückte. Soonoo kam herein und ging, ohne inne zu halten, geradewegs auf mich zu. Ihre Beine waren lang und mit ihrem kurzen Haarschnitt erinnerte sie mich an Claudia Cardinale in La Notte – eine Erinnerung, der ich schwer widerstehen kann. Bei dem Versuch mich zu küssen, prallte sie mit ihren Zähnen gegen meinen Mund.

- Sagst du mir heute, wofür du engagiert worden bist? - Dein Vater hat mich engagiert, um Ogriseggs Bilder aufzustöbern. Meine Lippen waren schon blau seit dem Nachmittag in Golkonda. - Aber ich weiß, dass Vater Bilder völlig gleichgültig sind. - Ich soll sie nur aufstöbern. - Er vergisst nur aus Gewohnheit zu sterben. Sie zeigte mir das gesündeste Zahnfleisch und die weißesten Zähne, während sie zurücktrat. - Hast du eine Ahnung, um wie viel Geld es geht? Küss mich! - Gelegentlich stoße ich auf Einzelheiten aus der Vergangenheit, aber das ist nicht Teil meines Auftrages. - Gehört die Begegnung mit deiner tribal woman dazu? Ihr Lächeln strahlte, aber es war ein böses Strahlen. Mir kam der Gedanke, dass Soonoo mich hatte verprügeln lassen.
- Wo hast du dieses wunderbare Gebiss her?, fragte ich, aus dem Wartezimmer eines Schweizer Zahnarztes? Ihre Reaktion war schnell, aber sehenswert. Mit praktisch einer einzigen Bewegung fegte sie die Bar leer, schnellte zurück und riss sich die Kette vom Hals. Im Kino ist das der Moment, wo die Perlen über den Parkettboden hüpfen, unterlegt mit diesem hellen, erotischen Rasseln. Ich schickte mich an zu gehen. Soonoo packte mich an den Hüften. - Sollst du einen anderen Erben finden? - Gleiche Frage, gleiche Antwort. Sie begann sich erbittert an mir zu reiben. - Bleib! - Davon kann ich gar nicht genug kriegen, sagte ich. von dieser spirituellen Schönheit Indiens verbunden mit der Schamlosigkeit des Westens. Aber ich war wie zerschlagen, während sie wie elektrisch geladen schien. - Suchst du noch einen anderen Lala? - Nur wenn er in Öl gemalt ist. - Fick mich, fick mich!, sagte sie außer sich.

Vielleicht konnten wir diesen Abend gemeinsam vergessen, vielleicht würde ich sie morgen wieder lieben, vielleicht war das der Fehler meines Lebens und ich würde später alles bedauern, aber jetzt konnte ich nicht anders. - Ach, fick dich doch selbst, sagte ich und ging.

 

 

  AKTUELLE AUSSTELLUNGEN


Woman and Migration
Die VI. Women‘s International Conference findet von 14.-17.4. im Hotel Drei Raben in Graz statt. Ca. 100 Künstlerinnen aus allen Kontinenten treffen sich, um über die sozialen und ökonomischen Auswirkungen von Migration auf Frauen aus unterschiedlichen Ländern zu diskutieren.

Die internationalen Künstlerinnen, die Migration zu einem großen Teil selbst erfahren haben, zeigen in zwei die Konferenz begleitenden Ausstellungen Fotos, Bilder und Skulpturen, die sich mit dem Thema Migration und Frauen auseinandersetzen. Begleitend zur Konferenz gestaltet der mexikanische Künstler Jorge Gonzales eine Skulptur zum Thema.

Die „Women‘s International Conference“ wurde von Elena Brown-Ghinis im Jahr 2000 gegründet und fand bisher in Los Angeles/California, in El Paso/Texas, in Cuenca/Ecuador und 2004 in Buenos Aires statt. Mit der Conference in Graz findet diese internationale Tagung erstmals in Europa statt.

Ausstellungseröffnung Woman and Migration am 14. 04. um 19.00 Uhr durch LH Waltraud Klasnic und Univ. Prof. Dr. Götz Pochat im Künstlerhaus Graz, Burgring 12. Teilnehmerinnen der Women‘s International Conference setzen sich mit Fotos, Bildern und Skulpturen mit „Migration“ auseinander. Informationen unter www.womens-international-conference.com


Sandbilder und Aquarelle von Michael Hüttenbrenner zeigt mit Eröffnung am Freitag, 15. 04., bis zum 1. Mai der Kunstraum-Leoben.
Weitere Infos unter www.kunstraum-leoben.at oder unter 0664-3757069


Spuren der Sehnsucht zeigt die Galerie Zwischenbilder als Arbeiten von Sonja Redl in Kooperation mit Menschen aus 12 Vereinen. Ab Freitag, 15. 04. bis zum 31. Mai im Sozialamt Graz, Schmiedgasse 26/1.Stock.
Kontakt über Culture Unlimited, Brockmanngasse 5, 8010 Graz, T 0664-2131386


Esther Stocker: Im Rahmen von Aktuelle Kunst in Graz zeigen die Minoriten Galerien, Mariahilfer Platz 3, 8020 Graz, Arbeiten von Esther Stocker. Vernissage: Samstag, 16. 04., um 19.30 Uhr.

Abbild und Bildnis, Arbeiten von Hanns Kunitzberger werden ebenfalls am Samstag, 16. 04., um 14.30 Uhr in den Minoriten Galerien im Priesterseminar eröffnet. Informationen unter www.minoritenkulturgraz.at


Robert Posch zeigt in der Mediathek, Vorbeckgasse 12, 8020 Graz Arbeiten unter dem Titel Without LETIT. Zur Ausstellungseröffnung spricht Dr. Peter Grabensberger am Mittwoch, 20. April um 19.00 Uhr. Informationen unter Tel. 0316/76 30 51-11 und www.graz.at/dieMediathek


ARTETAGE: Mit der Galerie ARTETAGE öffnet der Bischofhof der Diözese Graz-Seckau am Bischofplatz 4 in Graz seine Pforten für heimische Künstler und Künstlerinnen sowie für alle Kunstinteressierten. Die erste Ausstellung in der neuen Galerie gestaltet der 1965 in Graz geborene Maler Thomas Blas. Der Künstler bevorzugt Acrylmalerei, die wechselweise in Korfu und in der Südsteiermark entsteht. Sein besonderes Markenzeichen ist die Montage und Präsentation seiner Bilder auf Baugittern, wodurch sich sowohl Raum wie auch Licht als weiteres Ausstellungselement erschließen lassen. Zu sehen sind die Arbeiten unter dem Titel DURCH EINANDER bis zum 31. Mai. Informationen unter Tel. 0316/8041-261


Tatiana V. Thalhammer ist im Rahmen der Reihe Länderzirkel Russland Den Geheimnissen des Planeten auf der Spur. Interkulturelles Café und Begegnungszentrum Auschlößl, Friedrichgasse 36, 8010 Graz. Zu sehen bis zum 9. Mai. Informationen unter Tel. 0316 813368


Einsichten, Arbeiten von Ewald Gynes sind noch bis Donnerstag, 14. 04., im Bildungshaus Mariatrost, Kirchbergstraße 18, 8044 Graz, zu sehen. Informationen unter Tel. 0676 31 94 658 und www.ewald-gynes.at


Dynamic, Photo Art & Performance zeigen in der Fotogalerie im Rathaus (Eingang Landhausgasse, A 8010 Graz, 1. Stock) in der Ausstellung Geträumte Städte Arbeiten des italienischen Photokünstlers Euro Rotelli, täglich Montag bis Freitag von 7.00 bis 18.00 Uhr. Bis Freitag, 15.04.


Gegensätze: Unterschiedlicher könnten die verhandelten Themen dieser Ausstellung im Kunstmagazin Hell, Herzog-Ernst-Gasse 5, 8600 Bruck/Mur, nicht sein. Auf der einen Seite die makrovergrößerten Fäden in Gretl Thuswaldners s/w-Fotografien, die aufgrund der ungewohnten Perspektive den Blick auf die Realität des Dargestellten stark verändern. Auf der anderen Seite Leo Hainzls „schwebende“ Stilleben von Äpfeln, Kürbissen, Zitronen oder Zwetschken, deren Erscheinungsbild zwischen dezenter Farbigkeit und opulent-ausufernden Anordnungen stets ein und desselben Sujets pendelt. Von dieser Basis des Gegensätzlichen ausgehend scheint der Versuch zu lohnen, die ausgewählten Arbeiten auf ihre möglichen Parallelen zu untersuchen. Informationen unter Tel. 0676 7013300 und www.kunstmagazin.at


Gironcoli-Museum: Im Rahmen der Reihe ARTHerberstein werden im neuen Gironcoli-Museum auf ca. 2000 m² rund 30 Werke Bruno Gironcolis ausgestellt. Damit setzt Herberstein einen weiteren Meilenstein im Bereich Kunst & Kultur, welcher sich mit dem bestehenden Angebot Herbersteins im Bereich Natur auf harmonische Weise ergänzt. Täglich von 10 bis 17 Uhr; Führungen Samstag und Sonntag um 11 und 15 Uhr.
Weitere Informationen unter www.gironcoli-museum.com


Nächstes Jahr ist auch noch ein Tag. Mit Markus Redl stellt die Neue Galerie einen jungen Künstler vor, der sich mit scheinbar vollkommen traditionellen Mitteln der Skulptur nähert und dabei klassische Materialien wie Marmor und Bronze verwendet. Im Studio der Neuen Galerie sind bis zum 5. Juni vier kleinere Steinskulpturen und Arbeiten auf Papier, im Hof vier monumentale Steinskulpturen zu sehen. Informationen unter www.neuegalerie.at


Kunsthistorisches und Museum für Gegenwartskunst im Stift Admont
Der letzte, hinter der Gemäldegalerie liegende Raum im neuen Kunsthistorischen Museum des Stiftes Admont ist künstlerischen Interventionen gewidmet. Er wird jährlich neu gestaltet – nach Franz Graf und Ingeborg Strobl heuer von Markus Wilfling. Konzeptueller Hintergrund von ... her und hin und ... 1 Video + Skulptur ist eine Bewusstmachung der starken aktuellen Aktivitäten des Stiftes Admont im Bereich Gegenwartskunst in Kommunikation mit den historischen Exponaten aus früheren kulturellen „Hoch“-Zeiten des Klosters im Mittelalter und im Barock. Zu sehen bis zum 2. November 2005.

Bis 24. Juni zeigt das Stift eine Auswahl aus den Beständen seiner Sammlung von Gegenwartskunst mit Arbeiten von Siegrun Appelt, Jack Bauer, Thomas Baumann, Wolfgang Becksteiner, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Heiko Bressnik, Josef Danner, Johannes Deutsch u.v.a. Informationen unter www.stiftadmont.at


Rudolf Szyszkowitz (1905 bis 1976) Zwischen Tradition und Erneuerung, Ausstellung in der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum, Sackstraße 16, 8010 Graz, bis zum 5. Juni. Informationen unter www.neuegalerie.at


Regimewechsel heißt ein „work in progress“ von Gerald Naderer, der ein Jahr lang die Wände des Foyers des Wieser Theaters im Kürbis gestaltet. Zu sehen bis Dezember 2005 im Foyer des Theaters im Kürbis, Wies, Oberer Markt 3. Informationen unter Tel. 03465-7038 und www.kuerbis.at

 

 

  VERANSTALTUNGEN
– Literatur, Theater, Film, Musik


TANGOTANZTHEATER. Liebe nach Fahrplan, ein Tangotanztheater frei nach dem Film von Jiri Menzel u. Bohumil Hrabal: Aufführung am Dienstag, 12. 04., um 10:00 Uhr im Jugendtheater Next Liberty in Graz. Inszenierung und Choreographie stammen von Anastasia Ferrer und Luigi Zola, live am Akkordeon ist Bernd Kohlhofer, Musik von Astor Piazzolla u.a. Achtung, nur eine weitere Aufführung am Samstag, 30. April um 20.00 Uhr. Informationen unter 0316 / 8008 1122


Josef Hader gastiert mit seinem neuen Programm Hader muss weg um 20.00 Uhr im Festsaal/Hartberghalle in Hartberg am Mittwoch, 13.04. Tags darauf, am Donnerstag, 14.04., ebenfalls um 20.00 Uhr in der Mehrzweckhalle in Feldbach. Informationen unter www.hader.com


Die Hexe Nudelzopf, ein Theaterstück für alle ab 4 Jahren. Premiere am Donnerstag, 14. 04., um 16.00 Uhr im Grazer Kindermuseum, Friedrichgasse 34, 8010 Graz. Eine Produktion des Theaters ASOU. Weitere Aufführungen: 15. bis 17. 04. und 21. bis 2. 04., jeweils 16.00 Uhr.
Informationen und Karten unter Tel. 0316 / 21 45 45 und http://www.theaterasou.at


Herms Fritz spricht als Leser des Monats am Donnerstag, 14. 04., im Literaturhaus Graz um 20.00 Uhr über Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Weitere Informationen über das Literaturhausprogramm im April unter www.literaturhaus-graz.at


Premiere: MACBETH, Musiktheater für hörendes und nicht hörendes Publikum, Ziegelwerk Wolf, Ziegelstrasse 20, 8045 Andritz am Freitag, 15. 04., um 20.00 Uhr. Weitere Vorstellungen 16., 23., 24., 29. und 30.4., 6., 7., 11., 13., 20., 21., 27., 28. und 29. Mai.
Informationen unter Tel. 0699 / 11 22 66 44 und www.schaubuehnegraz.at


Frauen schreiben. Positionen aus Südosteuropa. Es lesen Barbara Frischmuth (Österreich) und Buket Uzuner (Türkei) am Montag, 18. April, um 20.00 Uhr im ISOP, Dreihackengasse 2, 8020 Graz. Informationen unter www.minoritenkulturgraz.at


Premiere von Karl Schönherrs Der Weibsteufel am Mittwoch, 20. 04., um 20.00 Uhr auf der Probebühne des Schauspielhauses Graz. Ein gerissener, aber ewig kränkelnder Schmuggler hat seiner Ehefrau versprochen, mit dem erbeuteten Geld ein großzügiges Haus im Dorf zu kaufen. Inszeniert hat Constanze Kreusch, Bühne und Kostüme entwarf Evamaria Becker, es spielen Katja Hirsch, Martin Bretschneider und Sebastian Reiß. Informationen unter www.theater-graz.at


Premiere „Tsaparatsang!“ – Die Reise zweier Mönche von Herbert Achternbusch am Mittwoch, 27. April um 20.00 Uhr im Nice Little Theatre, Luthergasse 4, 8010 Graz. Weitere Vorstellungen: 28., 29., 30. April, 1., 2. Mai. Eine eine Produktion von Kaendace (vormals Tanz Theater Graz ) Informationen unter Tel. 0316 / 33 71 31 oder 0676 / 64 81 660


Premiere im April: Boulevard Solitude von Hans Werner Henze am Samstag, 23. 04., als Grazer Erstaufführung in der Oper um 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen: 27. April, 12., 18., 22. Mai sowie am 03. Juni 2005, 19.30 Uhr. Informationen unter www.theater-graz.com


Anleitung zur politischen Unmündigkeit geben Thomas Maurer und Florian Scheuba am Freitag, 29. 04., um 19.00 Uhr im Forum-Kloster, Gleisdorf. Informationen unter 0664 383 9999


Der kleine Prinz von Dänemark, Kinderstück ab 6 Jahren von Torsten Letser in der Regie von Michael Schilhan und Ausstattung von Mignon Ritter. Premiere am Freitag, 29. 04. um 16.00 Uhr im Jugendtheater Next Liberty, Graz. Informationen unter www.theater-graz.com


Die Wellküren Moni, Bärbi, Burgi geben im Forum – Kloster, Gleisdorf ihr Kabarett „Stubenmusik macht süchtig“ am Samstag, dem 30.04., um 19.00 Uhr. Moni, Vroni und Burgi stehen für die weibliche Synthese aus bayerischer Volksmusik und Kabarett.
Weitere Informationen unter www.wellkueren.de


KuKuK, das 4. ländliche Theaterfestival für junges Publikum in der Steiermark - noch bis Montag, 2. Mai. Das beliebte Theaterfestival „KuKuK“ zeigt unter dem Motto von „Klein auf Lust auf Kunst“, in Kapfenberg, St. Lambrecht im Naturpark Grebenzen, Kirchbach, Lieboch, und Feistritz/Anger professionelles Theater für ein junges Publikum. Bereits in den drei vorangegangenen Schuljahren begeisterte „KuKuK“ Kleine und Große Zuschauer mit einem ausgewählten Programm. Informationen unter Tel. 0664/241 7668 und www.mezzanintheater.at


„manuskripte“ Preis an Wilhelm Hengstler verliehen
Kulturreferentin LH Waltraud Klasnic überreichte im Rahmen eines Festaktes in der Grazer Burg den mit 12.000 Euro dotierten „manuskripte“-Preis 2004 an den Grazer Autor Dr. Wilhelm Hengstler.: „Graz ist nicht nur Kulturhauptstadt, sondern auch die Literaturhauptstadt und Hengstler hat einen persönlichen Beitrag dazu geleistet“, hielt Klasnic in ihrer Rede fest. Der „manuskripte“-Preis wird seit 1981 vergeben: Neben Hengstler wurden so bekannte Autoren wie Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Ernst Jandl, H. C. Artmann, Barbara Frischmuth, Wolfgang Bauer, Gerhard Roth, Reinhard P. Gruber und zuletzt Lydia Mischkulnig mit diesem Preis ausgezeichnet.

LH Waltraud Klasnic > „manuskripte“-Preisträger 2004 Wilhelm Hengstler und Jurymitglied Prof. Dr. Alfred Kolleritsch bei der Preisverleihung in der Grazer Burg.

Wilhelm Hengstler wurde 1944 in Graz geboren. Bereits während seines Jus-Studiums trat er als Schriftsteller im Kreis des Forum Stadtpark hervor, seine erste Lesung im Forum fand, eingeleitet von Peter Handke, 1966 statt. In seinen Texten war Hengstler von Anfang an der Moderne verpflichtet, zwischen Phantasie und intellektueller Schärfe, mit den Techniken von Montage und auffallenden filmischen Schnitttechniken. Neben seiner literarischen Arbeit schrieb Hengstler Filmkritiken und theoretische Arbeiten zur Filmgeschichte, leitete das Filmreferat des Forum Stadtpark und arbeitete auch als Regisseur und Drehbuchautor („Fegefeuer“, 1988, nach dem Roman von Jack Unterweger; „Tief oben“, 1995; sowie mehrere Dokumentationen). 1978 erschien die Anthologie „Ausgeträumt. Zehn Erzählungen“ im Suhrkamp-Verlag, 1987 der Prosaband „Die letzte Premiere. Geschichten“ und 2003 bei Droschl die Novelle „fare“. Seit Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist Hengstler der von Prof. Dr. Alfred Kolleritsch herausgegebenen Zeitschrift „manuskripte“ sehr verbunden.

„Jede Geschichte hat unendlich viele Anfänge; alle Geschichten sind ineinander verschlungen, treiben in Endlosschleifen im sanften Takt von Vergessen und Erinnern, von Wunsch und Kausalität durch Köpfe und Körper,“ zitierte Kulturredakteur Walter Titz, der die Laudatio hielt, aus Hengstlers Text „Die letzte Premiere“. „Das darf auch „als Programm eine Schriftstellers gelesen werden, der geradlinigem Erzählen misstraut, in der festen Überzeugung, dass mit ihm der Komplexität jeglicher Wirklichkeit nicht gerecht zu werden ist“, so Titz.


Literaturpreis und Literaturstipendien 2004
Mit dem Literaturpreis des Landes Steiermark 2004 zeichnete LH Waltraud Klasnic den 52-jährigen Lyriker und Schriftsteller Franz Josef Czernin aus. Als ehemaliger Grazer Stadtschreiber (1993 bis 1994) und Vortagender an der Universität Graz ist der gebürtige Wiener und seit 1980 in Rettenegg lebende Schriftsteller und Dichter mit der Literaturszene der Steiermark eng verbunden. Der Literaturpreis des Landes Steiermark 2004 ist mit 12.000 Euro dotiert. Träger des zumeist jährlich vergebenen Literaturpreises des Landes sind unter anderem Peter Handke (1972), Barbara Frischmuth (1973) und auch Elfriede Jelinek (1987), die im Vorjahr den Literaturnobelpreis erhielt.

Nach Ansicht der Jury zeichnen sich Czernins Gedichte durch „hohe Intellektualität aus, gepaart mit großer Sprachsinnlichkeit, scharfem analytischen Verstand und raffiniertem Wortspiel“.

Mag. Olga Flor, Franz Josef Czernin, Angelika Reitzer und Landeshauptmann Waltraud Klasnic

Als Laudator würdigte der Berliner Literat Sebastian Kiefer Czernins Verdienste um die Anerkennung und den Stellenwert von Lyrik im 21. Jahrhundert: „Kein zweiter Dichter arbeitet so rückhaltlos daran, dass die Poesie ihre Würde nicht mehr nur zwischen Nachrichtensendung und Nachtkrimi erbetteln muss – sondern ihr Recht als unverzichtbarer Versuch des Menschen, sich selbst zu bestimmen, aus eigener Kraft erstreiten kann“.

Die Literaturstipendien 2004 erhielten nach dem Urteil der Jury mit Mag. Olga Flor und Angelika Reitzer zwei überaus talentierte junge Schriftstellerinnen. Die Stipendien sind mit jeweils 2.900 Euro dotiert. Über Initiative von LH Klasnic beschloss die Steiermärkische Landesregierung heuer, künftig jährlich zwei Literaturstipendien zu vergeben. Bisher wurden die Literaturstipendien jedes zweite Jahr vergeben.


Dienstag, 19. 04.: Der Musikstammtisch für traditionelle und neue Volksmusik beginnt um 19.00 Uhr in der Brücke, Grabenstraße 39a, 8010 Graz. Unter dem Motto Vurn hint wia hecher geht es um Alt & neu, Landler & Blues, Knöpferlharmonika & Bouzouki. Informationen unter www.bruecke-graz.com


Sammy Vomácka, Blues, Ragtime, Fingerstyle am Freitag, 15. 04. um 20.00 Uhr in der Brücke, Grabenstr. 39a, 8010 Graz.


„... sacre ...!“, Tanzperformance der Company subsTANZ unter der künstlerischen Leitung von Mona May von 20. bis 24. April, jeweils um 20.00 Uhr im Kristallwerk, Viktor Franzstraße 9, 8051 Graz. Informationen unter www.kristallwerk.at


Caritas in Concert: In Kooperation von Caritas Schlupfhaus und Caritas Jugendstreetwork mit JUZ Explosiv, JUZ Lana (Südtirol), JUZ House (Mureck) findet am Freitag, 22.04., mit Beginn um 19.30 Uhr ein Konzert statt, angedacht ist, dieses geplante Vernetzungstreffen auch als Plattform für einen sozialpädagogisch begleiteten (Jugend-) Kulturaustausch zu nützen. Zwei Bands aus Italien (Morrisson`s Doghouse und Dechaze) sollen nach Graz kommen und hier ein Konzert im Jugendzentrum Explosiv, Schützgasse 16, 8020 Graz, geben, wobei sie von drei steirischen Bands (Scarabäus Dream und Rising Girl, Empty Cans) unterstützt werden, was die Jugendlichen dazu anregen soll, sich aktiv zu beteiligen und soziale Kompetenzen in einem neuen Umfeld zu erlernen.


Liljana Buttler & Moster Sevdah Reunion (der Buena Vista Club Bosniens & The Mother of Gypsy Soul) am Samstag, 23.04., um 20.00 Uhr in der 23.04., 20.00, Mehrzweckhalle, Feldbach. Wer eine sevdalinka singen kann, muss jedenfalls um die vielen Bedeutungen des Wortes sevdah Bescheid wissen, am besten aus eigener Erfahrung: Liebe. Leidenschaft. Sehnsucht. Trübsinn. Informationen unter Tel. 0664 383 9999


Kalle Laar gastiert bei science & sciene fiction am Mittwoch, 27.4., ab 20.00 Uhr im Vipers im Thienfeld, Mariahilferstraße 2, Südtirolerplatz, 8020 Graz. Informationen unter www.klangmuseum.de


Musik gegen das Vergessen:
Im Jahr 2005 wird in Österreich viel gefeiert: 60 Jahre Kriegsende und 50 Jahre Staatsvertrag. Dabei werden die dunklen Seiten der Vergangenheit oft genug ausgeklammert. Besonders die Rolle von Österreichern bei den Massakern an der jüdischen Bevölkerung des „1000 jährigen Reiches“. Dabei ist z.B. auch in der Steiermark der berüchtigte Todesmarsch der ungarischen Juden noch immer ungenügend aufgearbeitet und wird in den Schulen meist überhaupt nicht erwähnt. Das Jazztett Forum Graz möchte in dieser Veranstaltung mit der Aufführung von Berndt Luefs Kompositionen „Epitaph“ und „Die bosnische Tragödie“ eine Zeichen gegen das Vergessen dieser Ereignisse setzen.

Dienstag, 26. 04., um 19:00 Uhr im Josefsaal des Forum Klosters in 8200 Gleisdorf; 0664 / 2016182, am Mittwoch, 27. 04., 19:30 Uhr im Forum Stadtpark Graz; 0316 / 827734 und am Samstag, 30. 04., um 10:30 Uhr im Volkshaus Graz; 0316 / 717108


Glasbeni most - österreichisch-slowenische Klangbrücke: Organisiert von der Katholischen Jugend Steiermark findet rund um den ersten Jahrestag des EU-Beitritts Sloweniens ein völkerverbindendes Jugendprojekt statt: Österreichische und slowenische Jugendliche befassen auf unterschiedliche Weisen mit dem Thema „Grenze“. Den Abschluss bildet ein großes Jugendchortreffen am 1. Mai in Bad Radkersburg.

Ausstellung der Projekt-Ergebnisse: BORG Bad Radkersburg, am 28. 4. 2005
Jugendchortreffen: 1. Mai 2005, ab 9.30, Bad Radkersburg
Feier auf der Grenzbrücke: 1. Mai 2005, 18 Uhr Weitere
Informationen unter Tel. 0316/8041-278 und www.katholische-jugend-steiermark.at


Die TOTEN HOSEN (D) kommen am Mittwoch, 04. Mai, in die Eishalle Kapfenberg


Balkanjazz im Rahmen von Grazjazz05 vom Donnerstag 21. bis Samstag 23. 04. im Orpheum mit ZigZag Trio & Kalman Balogh Project, Elvis Ajdinovic Orkestar, Nenad Vasilic Balkan Band und anderen. Informationen unter www.grazjazz.at


Soundportal in concert
Das Soundportal holt auch im April wieder jede Menge Top-Bands nach Graz.
Die kommenden Highlights:
So., 10. 4. im ppc: Naked Lunch (A)
Sa., 16. 4. im ppc: Robocop Kraus (D)
Do., 21. 4. im Arcadium: The Jessica Fletchers (NOR)
Mi., 27. 4. im Arcadium: La Vela Puerca (URU)
Do., 28. 4. im Arcadium: Joachim Deutschland (A)

Locations: Arcadium – Griesgasse 25, 8010 Graz, ppc - Neubaugasse 6, 8020 Graz
Weitere Infos und Soundportal News: www.soundportal.at

 

 

  GELESENES & ERLESENES


Konflikte ohne Machtkämpfe lösen
Das verspricht das „SK“-Prinzip der beiden Grazer Autoren Erich Visotschnig und Siegfried Schrotta. Beim „Systemischen Konsensieren“ wird – vereinfacht ausgedrückt – nicht jener Vorschlag umgesetzt, der die meisten Pro-Stimmen erhält, sondern jener, der bei den Konfliktgegnern am wenigsten Widerstand erzeugt. Was für Vereine und NGOs, die prinzipiell an einer möglichst konsensuellen Entscheidungsfindung interessiert sind, zweifellos eine neue Qualität im Entscheidungsprozess darstellen könnte, wird auf gesellschaftlicher und politischer Ebene – vor allem dort, wo schon jetzt aus gutem (Macht)Grund Entscheidungen informell getroffen bzw. durch die Hegemonie eines Konfliktgegners erzwungen werden – eher wenig wirksam sein, auch wenn sich die AutorInnen einen „Roll-out“ ihrer Methode bis zur Ebene internationaler Institutionen erhoffen.

Erich Visotschnig / Siegfried Schrotta: Das SK-Prinzip. Wie man Konflikte ohne Machtkämpfe löst. Wien: Ueberreuter 2005


Der Tod ist ein Meister aus Steiermark
Rechtzeitig zum Gedenkjahr 2005 erscheint ein in mehrerlei Hinsicht bemerkenswertes Buch über den Todesmarsch ungarischer Juden in den letzten Kriegstagen 1945 über den Präbichl: Es dokumentiert nicht nur die Ereignisse in detaillierten historischen Beiträgen und die schreckliche Verantwortung, die SteirerInnen daran trugen (Halbrainer, Lappin) sondern setzt sich auch mit der Kultur der Denk- und Mahnmäler auseinander, die an die Periode 38-45 erinnern (Uhl). Motivation für die Herausgabe des Werkes war die Errichtung eines Denkmals am Ort des Geschehens durch Eisenerzer HauptschülerInnen, die von der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus initiiert und begeleitet und von der Gemeinde Eisenerz unterstützt wurde. Beiträge zur Aufarbeitung der Ereignisse in den Kriegsverbrecherprozessen und zur Möglichkeit von Handlungsspielräumen in totalitären Systemen (Ehetreiber/Strasser, Leitner) ergänzen den Band ebenso wie ein Theaterstück, das von Leobner SchülerInnen im Gedächtnis an die Opfer des Todesmarsches geschrieben und aufgeführt wurde.

Christian Ehetreiber, Heimo Halbrainer (Hrsg.): Todesmarsch Eisenstraße 1945. Terror, Handlungsspielräume, Erinnerung: Menschliches Handeln unter Zwangsbedingungen. Graz: Clio / ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, 248 Seiten, broschiert, EUR 22,--


Die Verantwortung der österreichischen und deutschen Außenpolitik
für den Zerfall Jugoslawiens und in der Folge für den Krieg in Bosnien-Herzegowina und dessen Opfer (und die Opposition der EG-Mehrheit gegen diese Hasardeur-Politik) ist all jenen bekannt, die sich nicht nur aus lokalen Quellen über zeitgeschichtliche Ereignisse informieren – selten wurden diese Fakten aber so schlüssig, unaufgeregt und präzise recherchiert präsentiert wie im soeben erschienenen Buch des in Wien tätigen Grazer Historikers Rudy Weißenbacher. Die „Serbien muss sterbien“-Linie von Mock und Genscher hat aber dem bisher einzigen Staat der Geschichte, der die Selbstverwaltung der Wirtschaft durch die Arbeitenden praktiziert und die Selbstverwaltung der politischen Angelegenheiten durch alle BürgerInnen zumindest offiziell angestrebt hat, allerdings nur den letzten Todesstoß versetzt. Die ökonomischen Gründe für die Desintegration des früheren Erfolgsmodells Jugoslawien, das in den sechziger Jahren noch überdurchschnittliche Wachstumsraten aufwies, sind in der Verschuldung der siebziger Jahre und den darauf folgenden „Stabilisierungsprogrammen“ des internationalen Währungsfonds zu suchen, wie von Weißenbacher mit einer Fülle empirischen Materials belegt wird.

Rudy Weißenbacher: Jugoslawien. Politische Ökonomie einer Desintegration. Wien: Promedia 2005, 496 Seiten. EUR 39,90
Der Autor Rudy Weißenbacher präsentiert das Buch „Jugoslawien. Politische Ökonomie einer Desintegration“ auf Einladung des Instituts für Südosteuropäische Geschichte der Uni Graz, der Zeitschrift Ost-West-Gegeninformationen und von KORSO am 19. Mai ab 19.00 im HS 2304 (Meerscheinschlössl, Mozartgasse 3, Graz).


Postkommunistischer Sex
Die aktuelle Ausgabe der in Graz erscheinenden international renommierten Osteuropa-Vierteljahresschrift Ost-West-Gegeninformationen beschäftigt sich mit dem Thema „Sexualität“ in den Reformstaaten. Von der angesichts der schlechten Gesundheitsversorgung besonders besorgniserregend steigenden AIDS-Rate über Zwangsprostitution, Frauen- und Kinderhandels als Folge der neoliberalen Globalisierung, die länderspezifischen Unterschiede in der Toleranz gegenüber liberalem Sexualverhalten oder Homosexualität bis zur Macht und Ohnmacht der Kirche gegenüber dem Aufbrechen sexueller Tabus reichen die Themen des Heftes. Der zweite Schwerpunkt befasst sich – höchst aktuell – mit der Situation im Nordkaukasus.

Ost-West-Gegeninformationen Nr. 4/2004, 44 Seiten, EUR 5,–, zu bestellen unter: Fax (0316) 380-9735 | ostwest@gewi.kfunigraz.ac.at


Der diskrete Charme der Bourgeoisie
Gegenentwürfe zum klassischen Feindbild des Bourgeois präsentiert der Stuttgarter Literaturwissenschafter Thomas Rothschild in einem Band des Wiener Promedia-Verlages: Die Bohème hatte den Bürger seit dessen frühem Verrat an den Idealen der Französischen Revolution kritisch im Visier. Zahlreiche Künstler von Carl Sternheim und Bertolt Brecht über Otto Dix und George Grosz bis Sergej Eisenstein und Luis Buñuel haben dem Bourgeois ein satirisches Denkmal gesetzt. Aber es gab in den Künsten auch stets Gegenentwürfe zum Bourgeois: den rebellischen „Narren“ (etwa Charles de Costers Thyl Ulenspiegel), den revolutionären Intellektuellen (etwa Ljutov in Isaak Babels Reiterarmee), die „Klassenverräterin“ (etwa Irmgard Keuns Gilgi), den kauzigen Außenseiter (etwa in Frank Capras Film You Can’t Take It With You), die mittellosen Aussteigerinnen (etwa in Alain Tanners Messidor), den klassenbewussten Arbeiter (etwa in den Filmen von Ken Loach). Auch die Rockmusik lässt sich, so Rothschild, als Gegenentwurf zur Welt der Bourgeoisie begreifen.

Thomas Rothschild: Das große Übel der Bourgeoisie. Über die 68er, gute Manieren und Kleiderordnungen, ferner über die Sozialdemokratie, über Charles de Coster, Isaak Babel, Irmgard Keun, Frank Capra, Alain Tanner und Ken Loach sowie über Rockmusik. ISBN 3-85371-217-7. Wien: Promedia, br., 144 Seiten, 9,90


Wechselbeziehung Graz –Moskau
Die Kombination „Graz-Moskau“ kann als Anmaßung verstanden werden – insbesondere aus einer russischen Perspektive. Denn – und dies ist eine der zentralen Frage des Projekts – was kann das doch so kleine Graz dem zumindest 50 Mal größeren und vielleicht auch wichtigeren Moskau bieten? Andererseits stellt sich die Frage, was konnte und kann Moskau, das seinerseits in den letzten zwei Jahrzehnten beträchtlich an Bedeutung verloren sowie eine Identitätskrise durchlebt hat, der im Jahre 2003 so genannten „Kulturhauptstadt Europas“ geben, wie stellt sich der kulturelle und künstlerische Austausch zwischen zwei so unterschiedlichen Städten und Szenen dar und – vor allem – was bedeutet er. Diesen Fragen geht insbesondere eine Ausstellung nach, die in einer Chronologie, Fotografien und Videodokus Aktivitäten von Grazer Künstlern in Moskau und Moskauer Künstlern in Graz darstellt und dabei insbesondere auf die legendäre erste Reise von Il‘ja Kabakov nach Graz auf Einladung von Peter Pakesch im Jahr 1987 verweist, die für den Moskauer Konzeptualisten Ausgangspunkt für eine Weltkarriere darstellte. Kabakov gilt als international erfolgreichster (lebender) Künstler russischer Provenienz.

Herwig G. Höller(Hrsg.): Graz-Moskau. Zwischen Perestrojka und Terminator-Denkmal. Und danach. Verlag Forum Stadtpark Graz. Graz 2005. ISBN 3-901109-9


KORSO verlost in Kooperation mit Autoren bzw. Verlagen jeweils drei Exemplare der hier rezensierten Bücher / Zeitschriften beim KORSO-Kulturquiz!


Fritz Keller / Stefan Kraft (Hg.) ROSA LUXEMBURG
Denken und Leben einer internationalen Revolutionärin
176 S., Euro 12,90; ISBN 3-85371-232-0 | Zu bestellen in Ihrer Buchhandlung!

Luxemburgs Werk, das in diesem Buch ausführlich wiedergegeben wird, umfasst Bestandsaufnahmen des sozialen Elends ebenso wie Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals ins revolutionäre Bewusstsein gedrungene Gedanken zur Frauenemanzipation sowie eine intensive Beschäftigung mit den Rechten des Individuums – besonders bekannt wurde ihre Schrift zur „Freiheit der Andersdenkenden“ über die Russische Revolution. Ein Klassiker zum Nachlesen!

Gesamtkatalog bei: Promedia, 1080 Wien, Wickenburgg. 5/12 | promedia@mediashop.at | www. mediashop.at

 

 


Vera und der Papst
Jörg-Martin Willnauer hat seine lang geplante Leber-Kur angetreten, deshalb kommen in dieser Ausgabe Willnauers weibliche Kolleginnen zu Wort.


Österreich verfügt ja entgegen anders lautenden Meinungen über hervorragende Kabarettistinnen: Arabella Kiesbauer, Barbara Karlich, Barbara Stöckl und Vera Russwurm.

Und unserer Vera ist jetzt ein besonderer Coup gelungen! Sie hat es geschafft, den verblichenen Papst mittels geheimnisvoller, nur ihr und dem Vatikan bekannter Praktiken in ihre Sendung einzuladen.

Vera: Hallo Papst! Darf ich du sagen?

Papst: Mhm.

Vera: Danke, lieber Vater! Danke!! Und wie geht’s dir jetzt dabei? Äh, wie geht’s dir jetzt da drüben?

Papst: Hmh.

Vera: Danke! Und hast du schon mit deinem Stellvertreter im Himmel gesprochen? (zum Publikum:) Ich meine, ob er mit Jesus schon gesprochen hat …

Papst: Hm.

Vera: Danke! Und wie war das mit dem Sterben so im Vatikan? Können Sie, äh, kannst du unseren Zuschauern in Wien, äh im ORF also in ganz Österreich – und es haben sich viele ausländische TV-Sender angeschlossen, wir sind z.B. heute Abende auch live im Staatsfernsehen von San Marino! – also kannst du uns ein bisserl schildern, wie das war?

Papst: Mh.

Vera: Also das war doch eine fantastische Medienpräsenz. Alle Achtung. Das hat’s noch nie gegeben, dass ein Sterbender so vermarktet …

Papst: … hmmm …

Vera: ...worden ist. Du bist der größte Superstar aller Zeiten. Es gibt Tausende von Königen, zigtausend Popmusiker, unzählige Super-Sportler und andere Künstler; selbst ich bin nicht so berühmt – obwohl ich sogar in Heidelberg mit dunkler Sonnenbrille herumlaufe, damit jeder, der mich erkennt, erkennt, wie bekannt ich bin und wie ich unter meiner Prominenz zu leiden habe, – also äh du bist der Superstar!

Papst: Mhhh …

Vera: Geniales Marketing! Auch die Versöhnung damals mit deinem Mörder, der Türke, der dich angeschossen hat, dieses Foto im Gefängnis in allen Zeitungen! War das nicht die päpstliche Presseagentur, die das Bild weltweit exklusiv vermarktet hat? Ein paar Millionen Dollar für ein Foto! Genial.

Papst: Mmm

Vera: Und die Ernennung von Krenn und Groer, das war doch dein Werk, oder? Diese Medienpräsenz! Einfach phantastisch!

Papst: Hhh

Vera: Liebe Zuschauer weltweit, falls sie erst jetzt eingeschaltet haben; wir führen hier das erste posthume Gespräch mit dem verstorbenen Papst, und zwar exklusiv für die Krone äh den ORF und es ist interessant …

Papst: Hhhhh

Vera: … wie geistesgegenwärtig der Papst noch ist, wie er an allem teilhat; ein Wundergreis, ja und da sehe ich meine Freundinnen Arabella, Barbara und Barbara hereinkommen und niederknien. Wir haben ein Lied einstudiert und singen jetzt exklusiv, begleitet von Brunner & Brunner: „Oh mein Papa“!

Papst: Umpf

 

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