korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
03/2003
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„Grazer Innenstadt darf nicht nur unter Rentabilitäts- kriterien gesehen werden“

 

Immer öfter prallen in Graz der Wille zur Erhaltung des kulturellen Erbes und kurzfristige wirtschaftliche Interessen unversöhnlich aufeinander: Die „Verwertung“ der Grazer Innenstadt kulminiert derzeit im vom Grazer Architekten Heiner Hierzegger geplanten Thalia-Projekt des Bauträgers Acoton. Auf den 1956 vom Wiener Architekten Rudolf Vorder- egger errichteten Bau sollen ein disproportionaler vierstöckiger Hotelkomplex und eine neue Probebühne draufgesetzt werden. Die Ablehnungsfront ist breit und reicht von der Altstadtsachverständigenkommission über den Landeskonservator und eine Vielzahl Grazer ArchitektInnen bis zu einer BürgerInneninitiative, die schon an die 2000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt hat. Zudem droht Graz der Entzug des Titels „Weltkulturerbe“ durch die UNESCO.

Für KORSO sprach Christian Stenner mit Univ.-Prof. Dr. Josef Ploder, Kunsthistoriker und Mitglied der ASVK, über das umstrittene Bauvorhaben.

Welche kunsthistorischen Gründe sprechen gegen das Acoton-Projekt?

Das Problem „Thalia“ muss unter dem Gesichtspunkt des Ensembleschutzes gesehen werden – es geht nicht nur um das Thalia-Gebäude allein. Schon die Theater-Architekten Helmer & Fellner haben in den neunziger Jahren des 19. Jhdts. hier bereits ein Ensemble vorgesehen, allerdings hat der Theaterbau allein dann das gesamte Geld verschlungen, In den Zehner-Jahren des 20. Jahrhunderts hat eine Stiftung Geld für ein Kunsthaus bereitgestellt, wegen des Ersten Weltkrieges wurde dann nichts daraus. 1916 hat Artur Payr wieder ein Ensemble geplant, in welchem die bestehende Oper, ein Konzerthaus und ein Kunsthaus integriert werden sollten. Das Areal war also aus gutem Grund immer als Ensemble (mit Boulevard, Platz, Kirche und Orientierung zum Eisernen Tor) gedacht, diese Konzeption würde mit dem jetzigen Projekt nachhaltig zerstört.

Wodurch stört das bewilligte Bauvorhaben Ihrer Meinung nach das Ensemble?

In drei Punkten – zum einen dadurch, dass der Querriegel der Thalia wiederholt und verstärkt und dadurch entwertet wird, zum anderen durch die gigantische Kubatur und die Höhe des Baus, der zumindest nach dem vom Architekten übermittelten maßstäblichen Modell höher sein wird als die Oper. Zum dritten müsste jede Planung, die ein Ensemble im Auge hat, auf die Silhouette der Oper reagieren – das bewilligte Projekt grenzt sich durch seine völlig gerade Linienführung jedoch ganz klar von ihr ab und würde die Oper dahinter verschwinden lassen. Jede sinnvolle Planung müsste darauf abzielen, dass die Oper als dominanter Bau erhalten bleibt.

Oft hört man auch die Ansicht, dass die Thalia selbst gar nicht erhaltenswert sei …

Die Thalia ist besonders signifikant für die Architektur der fünfziger Jahre und eigentlich das einzige herausragende Bauwerk in diesem Stil in Graz, wie ja in der steirischen Landeshauptstadt überhaupt nur wenige architektonische Zeugnisse der Moderne erhalten sind. Der internationale Stil der zwanziger und dreißiger Jahre wird nahezu nur mehr durch das Stadtwerke-Gebäude am Andreas-Hofer-Platz und das Gebäude der Kammersäle in der Hans-Resel-Gasse repräsentiert, die ehemalige Postautobus-Werkstätte in der Brockmanngasse wird gerade durch einen „Anbau“ weitgehend zerstört. Die Stadt wäre gut beraten, wenigstens ein paar Aspekte der Architektur dieser Zeit zu erhalten. Ich halte es für höchst bedenklich, ein wichtiges innerstädtisches Areal dem nackten Rentabilitätsdenken zu opfern.

Kunsthistoriker Josef Ploder: Sinnvolle Thalia-Planung müsste Dominanz der Oper erhalten >

 

 

Unterpremstätten: Denkmalschutz ja – aber bitte ohne Kosten In der nächsten Auflage des zweiten Bandes von Friedrich Achleitners Standardwerk „Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert“ wird auf den Seiten 316 und 317 eine Lücke klaffen: ein signifikantes Industrie-Denkmal der Steiermark ist der Baggerschaufel zum Opfer gefallen.

 

Der 1905 errichtete Trafo der STEG war neben den beiden Haas’schen Ziegelfabriken das herausragende architektonische Kunstwerk der Gemeinde Unterpremstätten. Besonderes Merkmal: die beiden Trafo-Türme waren zu einer Fassade zusammengefasst, sodass der Eindruck eines Sakralbaus entstand. Achleitner: „Solche Überhöhungen in Richtung Schloss, Burg oder eben Kirche waren Ausdruck der Wertschätzung der neuen, verheißungsvollen Energie.“ Der Transformator besitzt ein – bereits unter Denkmalschutz gestelltes – viertürmiges Pendant in Puntigam, für das Unterpremstättener Bauwerk war ein entsprechendes Verfahren absehbar, berichtet Landeskonservator Friedrich Bouvier.

Am 19. Februar 2003 noch ein Industriedenkmal, am 20. ein Schutthaufen: Trafo in Unterpremstätten

Ziemlich ungerührt davon zeigt man sich bei der Steweag-Steg, die den Bau ohne Abbruchbescheid am 20. Februar dem Erdboden gleichmachen ließ: Die Entscheidung sei rein wirtschaftlicher Natur gewesen, der gesamte Standort (auf dem auch ein Wohnhaus steht) solle verwertet werden, mit dem Gebäude darauf wäre nur ein wesentlich niedrigerer Preis zu erzielen gewesen. Von Seiten der Gemeinde, welche die Liegenschaft erwerben will, gab’s zwar prinzipielles Interesse an einer Erhaltung – man war sogar an den Landeskonservator um fachliche Unterstützung herangetreten. „Wir hätten das Bauwerk auf unsere Kosten erhalten“, betont Bürgermeister Josef Eisner, der allerdings in diesem Fall nicht bereit gewesen wäre, den von der Steweag-Steg geforderten Preis zu bezahlen. Und sich angesichts des Verlustes gelassen gibt: „Der Gemeinde blutet das Herz nicht unbedingt.“

KORSO wird in seinen nächsten Ausgaben in inhaltlicher Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt erhaltenswerte steirische Industriedenkmäler vorstellen.

 

Nach Gleisdorf: Nicht nur der Sonne wegen

Auch im März hat die Sonnen-Metropole der Steiermark einiges an Kultur zu bieten:
Am 16. März werden KünstlerInnen aller Sparten beim Kulti-Fest ihre Werke präsentieren; dazu spielen die Stadtkapelle Gleisdorf, verschiedene Volksmusikensembles, Chöre, eine Jazzband usw.; für die Kleinen gibt’s ein großes Kinderprogramm – und das alles beim wohlfeilem Eintritt von 1Euro. Tel. 03112-36 400

Als „legitime Nachfolger der Spitzbuben“ betrachten sich die „Stehaufmandeln“, die am 20. März um 20.00 dem Genre der Hit-Parodie obliegen werden. Karten: Büro MOS 03112-2601420

Am 25. März um 20.00 unternimmt Alf Poier mit seinem existenzialistischen Kabarettprogramm „Mitsubischi“ den Versuch, uns endlich von jeglichem Glauben, von allen Hoffnungen, Träumen und Werten zu befreien.

Hans Theessink bringt am 28. März ab 20.00 „American Roots Music“, angereichert um das Vokalensemble „Insingizi Emnayama“ aus Simbabwe.

Hans Theessink > und Lukas Resetarits > geben sich im März in Gleisdorf die Ehre

Am 4. April folgt schließlich einer der Altmeister der heimischen Kabarettszene: Lukas Resetarits präsentiert sein zwanzigstes Kabarettprogramm „Zeit“. Ein Vierteljahrhundert davon hat Resetarits übrigens bereits als Solokabarettist herumgebracht. Und sich in der jüngsten nach eigenen Worten vom „politischen Kabarett abgewandt“ – „weil’s gar nix bewirkt“. Irrtum, mein Lieber: Wir wüssten die Namen einiger PolitikerInnen zu nennen, die so aufmerksam zugeschaut haben, dass sie uns Tag für Tag kabarettistisch verwöhnen …

Alle Veranstaltungen finden im forumKLOSTER Stadtsaal statt | Infos unter 03112/26 01 420

 

 

Frauen-Reisen im Biedermeier

 

Die Wienerin Ida Pfeiffer war 1842 bereits 44 Jahre alt, als sie ihren Mann im galizischen Lemberg verließ und zu ihrer ersten großen Reise, die sie ins Heilige Land und nach Ägypten führte, aufbrach. Die restlichen 16 Jahre ihres Lebens widmete sie ausschließlich dem Reisen. Zweieinhalb Jahre nach der Fahrt in den Orient besuchte sie Island und die anderen skandinavischen Länder. Es folgten zwei große Weltreisen, die jeweils mehrere Jahre dauerten. Madagaskar war das letzte große Ziel, Ida Pfeiffer, die schon längere Zeit an Malaria litt, starb kurz nach ihrer Heimkehr im Oktober 1858 an den Folgen dieser Krankheit.

Mitte des 19. Jahrhunderts war es für eine Frau schwierig, als Forschungsreisende Anerkennung, geschweige denn offizielle Unterstützung zu finden. Dennoch wurde Ida Pfeiffer in wissenschaftlichen Kreisen durch ihre zum Teil erstaunlichen Leistungen geschätzt. Die Sammelobjekte, die sie von all ihren Reisen mitbrachte und die sie zeitweilig zu einem kleinen privaten „Raritätenkabinett“ ausbaute, um sie zur Schau zu stellen, finden sich bis heute in diversen europäischen Museen.

Über all ihre Reisen veröffentlichte Ida Pfeiffer Bücher, die in den 60er Jahren Bestseller waren und auch heute noch begehrte Reiseliteratur sind. Im Promedia-Verlag sind folgende Titel erschienen: Eine Frau fährt um die Welt. Die Reise 1846 nach Südamerika, China, Ostindien und Kleinasien; Reise in die Neue Welt. Amerika im Jahre 1853; Abenteuer Inselwelt. Die Reise 1851 durch Borneo, Sumatra und Java; Nordlandfahrt. Reise nach Skandinavien und Island im Jahre 1845; Reise in das Heilige Land. Konstantinopel, Palästina, Ägypten 1842.

Gabriele Habinger: Eine Wiener Biedermeierdame erobert die Welt. Die Lebensgeschichte der Ida Pfeiffer (1797-1858). ISBN 3-85371-124-3, 160 Seiten, br., reich bebildert, Euro 11,90

KORSO verlost in Zusammenarbeit mit dem Promedia-Verlag 5 Exemplare des Buches beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

Der neue Steirische Wein im neuen Rahmen:
Jahrgangspräsentation 02 in der Seifenfabrik

 

In Nähe zur Grazer Messe (Hötzendorfstraße – Fröhlichgasse abwärts) stehen die – direkt am Murufer in dem roten Backsteinbau gelegenen – Räumlichkeiten mit dem Charme industriellen Jugendstils erstmals auch zur großen Präsentation der besten Jahrgangsweine von über 150 Weinbauern aus dem steirischen Weinland zur Verfügung!

Der Jahrgang 02: sensationell gut und vielfältig! Das versprechen die verschiedenen Ausbaustufen, z.B. ist der klassisch ausgebaute weiße „02er“ animierend und jetzt schon von enormer Fruchtigkeit – „typisch steirisch“, ein idealer Speisebegleiter. Häufig weist er viel an Körper auf und lässt sich hervorragend lagern. Eine gute Trinkreife wird aber bereits in diesem Frühjahr gegeben sein – bei Weißweinen wie beim Schilcher, von dessen heuriger „nahezu exotischer Fruchtrichtung“ Kenner jetzt schon in höchsten Tönen schwärmen.

Termin: Donnerstag, 27. März 2003 | Seifenfabrik, 8010 Graz, Angergasse 41-43 | 18.00 bis 22.00 Uhr |
Eintritt inkl. Glas: Eur 18.00 (Vorverkauf) | Eur 20.00 (Abendkasse)
Vorverkauf: www.dieeintrittskarte.at | Die Eintrittskarte, 8010 Graz, Mondscheingasse 4 (zwischen Klosterwies- und Reitschulgasse)
Tel. 0316/ 833 948 | Fax DW 15 | Mail: dieeintrittskarte@aon.at
Weitere Infos: mgwein@steirischerwein.at und www.steirischerwein.at


 

Alf Poier: Mitsubischi

 

Orales Katastrophenprogramm in D-Moll. Das erklärte Ziel von Mitsubischi ist nicht nur die Auslöschung des Intellekts, sondern auch die Befreiung aller Menschheiten von jeglichem Glauben, von allen Hoffnungen, Träumen und Werten. Ein Mann ging hinaus, um die Welt zu erkennen, und als er sie erkannt hatte, gab er ihr einen Namen: „Plemplem“.

10. und 31. März 2003 | Orpheum Graz | Beginn: 20.00 Uhr | Karten: Zentralkartenbüro, Die Steiermärkische, Orpheum

 

 

18. bis 22. März: Tage des jungen französischen Films im KIZ

 

Von 18. bis 22. März kommen frankophile Cineasten beim 3. Festival des jungen französischen Films im KIZ/Augartenkino wieder auf ihre Kosten. Das vom Französischen Kulturinstitut in Zusammenarbeit mit dem Augartenkino organisierte Film-Festival präsentiert 10 Filme aus den Jahren 2000 bis 2002 in österreichischer Erstaufführung.

Nikos Grigoriadis/KIZ und Marie-Claude Farison/Directrice de l’Institut Français de Graz  bringen den jungen französischen Film nach Graz

Die Genres reichen von der verfilmten Oper bis hin zu Dokumentarstreifen, die die ungeheuerliche Grausamkeit politischer Totalitarismen aufzeigt. Dass hinter dem Titel „junger“ französischer Film auch Filme wie „Playtime“ aus dem Jahre 1967 von Jacques Tati zum Vorschein kommen, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Organisatoren der Versuchung nicht widerstehen konnten, diese sehr begehrte, neu restaurierte Kopie von Tatis letztem Film erstmals auch dem Grazer Publikum vorzuführen.

Eröffnet wird das Festival am Dienstag, den 18. März mit dem Film „Lundi matin“ unter der Regie von Otar Iosseliani. Am Freitag, den 21. März erwartet das Kinopublikum eine weitere Premiere: Der 25-jährige Regisseur Jérome Bonnell und seine beiden Hauptdarstellerinnen werden ihren ersten Film „Le chignon d’Olga“ persönlich präsentieren und sich anschließend einer Publikums-Diskussion stellen. Alle Filme sind in Originalfassung mit deutschen oder englischen Untertiteln.

Karten und Infos unter: 0316/82 11 86 | KIZ/Augartenkino, Friedrichgasse 24, 8010 Graz

 

 

Im März im KIZ: Schul-Film der besonderen Art Bei „Être et avoir“ (Sein und haben) geht nicht nur PädagogInnen das Herz auf. Eine Reise in das Geheimnis der Kindheit von Preisträger Nicholas Philibert.

In kaum einem Land gilt der Lehrer noch so viel wie in Frankreich – der „instituteur“ – der Volksschullehrer – war das ganze 19. Jahrhundert lang die Stütze der Republik gegen alle Restaurationsversuche der Monarchie; die dritte Republik trug sogar den Spitznamen „La République des instituteurs“. Ein solcher Lehrer der Gegenwart, Georges Lopez, steht im Mittelpunkt des neuen Philibert-Films. Monsieur Lopez hat die Autorität eines weisen Herrschers, die Geduld eines tibetanischen Mönchs und 35 Jahre Berufserfahrung als Lehrer. Und die anderen Film-HeldInnen heißen Jojo, Olivier, Marie oder Létitia: Dokumentarfilmer Nicolas Philibert holt sich seine Stars direkt von der Schulbank. Von so viel herzerfrischender Natürlichkeit war sogar das verwöhnte französische Kinopublikum hingerissen. Être et avoir wurde im August 2002 ein Kassenschlager in Frankreich.

Marie, Jojo, Alize und Monsieur Lopez im pädagogischen Setting

Gedreht wurde im Herzen Frankreichs, in Saint-Étienne-sur-Usson, einem kleinen, malerischen Dorf in der Auvergne. Zwischen Buntstiften, Setzkästen und Mathematikübungen entspinnt sich der Alltag von vier- bis 11-Jährigen. Die altersheterogene Gruppe Schüler unterschiedlicher Begabung profitiert von der individuellen Betreuung durch den erfahrenen und engagierten Pädagogen. Beispielhaft werden konzentrationsschwache Kinder gefördert und in die Gruppe integriert. Philibert: „Etre et avoir ist kein Dokumentarfilm im traditionellen Sinne. Ich wollte eine Geschichte erzählen, Emotionen hervorrufen und nahe an den Protagonisten dranbleiben. Ich wollte ihre Erfahrungen, ihre Freuden und ihre kleinen Dramen miterleben, die ganze Palette an Gefühlen, die wir auf jenem steinigen Pfad durchleben, auf dem wir Lesen, Schreiben, Rechnen und schließlich Erwachsenwerden lernen.“

Augartenkino KIZ < Friedrichgasse 24 | Tel. (0316) 82 11 86

KORSO verlost in Kooperation mit dem KIZ 5x2 Eintrittskarten für den Monat März beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

Modern Folk in der Brücke

 

Sie nennen sich nach einem kleinen Fischerdorf im Süden Irlands und verwischen in ihrer Musik alle Grenzen zwischen Folk, Klassik und Pop. Fiddle, Mandoline, Banjo, Whistle, Geige, Bouzouki, Banjo, Mandoline, Gitarre und verschiedene Percussioninstrumente liefern die Klänge und die irische, französische und spanische Volksmusik die Melodien, aus welchen Ballycottons Musik in unkonventionellen Arrangements gemixt wird.

Live ist das Quintett am 4. April ab 20.00 in der Brücke, Grabenstraße 39a in Graz zu hören | Infos/Karten: (0316) 67 22 48

Ballycotton: Wildern in allen musikalischen Gärten >

 

 

„Belarus: Drei Warnungen – und dann ist Schluss!“

 

So charakerisiert der weißrussische Autor Ales Rasanau (Jg. 1947, Herderpreisträger 2003) die Menschenrechtsverhältnisse in seiner Heimat. Rasanau ist im Rahmen eines Stipendienprogrammes gemeinsam mit Kulturkontakt Austria zur Zeit Gast in Graz. Er gilt als Weißrusslands bedeutendster Lyriker und war Vizepräsident des weißrussischen PEN bevor er aufgrund seiner schriftstellerischen Tätigkeit in der Heimat in seiner Existenz bedroht wurde (Zensur, Verlust des Arbeitsplatzes etc.) Die Stadt Hannover hat Rasanau im Rahmen des Projekts „writer in asylum“ für ein Jahr eingeladen.

Kulturvermittlung Steiermark | Tel. 872-4931

KORSO verlost in Kooperation mit der Kulturvermittlung Steiermark zwei Bücher von Ales Rasanau beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

Semriach: Österreichische Moderne in a box
< K2 in Semriach – aufgenommen aus der Froschperspektive


Die Schöcklland-Gemeinde Semriach will den Anschluss an Graz nicht verlieren und hat ihrerseits einen Kulturbau errichtet, der seinesgleichen sucht: „K2“ nennt sich die Kunsthalle, die auf einer Wiese mitten im Zentrum von Semriach steht – und mit 485x360x190 mm über die Ausmaße einer mittleren Schuhschachtel verfügt.

Die Eröffnungsausstellung „Moderne Kunst in Österreich“ wird von der Grazer Gruppe G.R.A.M. kuratiert; die Arbeiten der insgesamt 23 ausgewählten Künstler vereinen gestisch-expressive, realistische und naive Tendenzen, der Bogen spannt sich vom kraftvollen Informel eines Hans Staudacher über den Phantastischen Realismus (Hutter, Hausner, Brauer, Fuchs) bis zur lyrischen Abstraktion von Max Weiler. Mit Fritz Wotruba ist auch einer der namhaftesten Bildhauer Österreichs vertreten. „Diese Kunsthalle zwingt alle in die Knie – besonders die Großen!“, betont Christian Eisenberger, Generaldirektor von K2.

Die Ausstellung ist noch bis 21. März rund um die Uhr zu sehen | Information: 0664/42 58 014

 

 

  "Graz von aussen" – G’schichterln über Graz

 

„Für mich ist Graz von außen so wie Linz von innen. Da war ich auch nie“. „Einmal nicht aufgepasst und zack ist man schon in Graz.“
(Jochen Jung: Graz riecht)

Das einleitende Zitat täuscht: „Graz von aussen“ – soeben im Droschl-Verlag in Kooperation mit „2003“ erschienen, herausgegeben von Klaus Hoffer und Alfred Kolleritsch – ist über weite Strecken eine höflich-sentimentale, anekdotische Bestandsaufnahme der Grazer Literatur- und Kulturszene – verfasst von 44 „Outsidern“ (Nicht-GrazerInnen), die sich aber immer wieder als Insider eben dieser Szene outen. Wohl kein Zufall, dass das Durchschnittsalter der beteiligten AutorInnen eher bei sechzig denn bei fünfzig Lenzen liegt …

Graz aus 44 Perspektiven – von Handke bis Weibel, von Mayröcker bis Tax: kritisch analysiert, literarisch defragmentiert, historisch Schicht für Schicht abgetragen, um bereits auf der nächsten Textseite ebenso poetisch wieder „verdichtet“ zu werden.

In „Graz von aussen“ stülpen sich 44 persönliche Erfahrungen über den Ort der Handlung, was denen, die dort leben (müssen oder wollen) die Chance bietet, Graz guten Gewissens für immer den Rücken zu kehren, um der viel zitierten Enge zu entkommen oder das Überschaubare des Ortes und die Durchschaubarkeit der Graz-Protagonisten als „Spezialität des Hauses“ zu entdecken und schätzen zu lernen. Wer dieses Buch angelesen hat, wird weiter lesen wollen und wer es gelesen hat, wird kommen wollen, nach Graz (der Kulturhauptstadt Europas) – allein schon um der Wahrheit willen. amz

Kolleritsch/Hoffer (Hrsg.): Graz von aussen. Literaturverlag Droschl, Graz 2003, 327 Seiten, 23 Euro.

KORSO verlost in Kooperation mit dem Literaturverlag Droschl 2 Exemplare von „Graz von aussen“ beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

Erwin Bohatsch – paintings


Am Donnerstag, dem 6. März, findet in der Grazer Galerie Bleich-Rossi die Eröffnung der Ausstellung „paintings“ von Erwin Bohatsch statt. Der in Wien lebende Maler Erwin Bohatsch, Mitglied der Wiener Secession, ist nach Skreiner der Gruppe der „Neuen Wilden“ zuzurechnen.
Die Ausstellung ist zu sehen bis 18. April 2003 | Di-Fr 15.00-19.00 und Sa 11.00-15.00

 

 

KORSO-Diskussion: Osterweiterung – kritisch durchleuchtet Wenn in Österreich Kritik an der EU-Osterweiterung geäußert wird, dann in der Regel, um ein langsameres Tempo und länger währenden Schutz für österreichische Arbeitnehmer und Kleinunternehmer einzumahnen, die von der östlichen Konkurrenz bedroht sind.

 

Der Wiener Wirtschafts- und Sozialhistoriker Hannes Hofbauer – Co-Autor mehrerer historisch angelegter Regionenportraits, u.a. von Schlesien, der Bukowina und Transsilvanien / Siebenbürgen sieht in seinem Anfang April erscheinenden Buch die Eingliederung der Staaten des Glacis der ehemaligen Sowjetunion in die EU als Unterwerfung unter das Kalkül expansionshungriger westeuropäischer, vor allem deutscher Konzerne. Ihr Ziel: die „Zurichtung“ der Volkswirtschaften der Beitrittsländer auf den Bedarf der Märkte in den westeuropäischen Zentren – ohne Rücksicht auf die sozialen Folgen. Schon zwischen 1989 und 2002 wurden, führt Hofbauer als Beweis an, die wichtigs-ten wirtschaftlichen Sektoren von westeuropäischen Eigentümern übernommen, der Außenhandel einseitig auf den Westen ausgerichtet und ganze Regionen deindustrialisiert – bei gleichzeitiger Demontage der Sozialsysteme und Schwächung der politischen Verwaltung.

KORSO bietet seinen LeserInnen gemeinsam mit dem Promedia-Verlag, dem Institut für Südosteuropäische Geschichte der Karl-Franzens-Universität und der Grazer Vierteljahresschrift Ost-West-Gegeninformationen die Möglichkeit, mit dem Autor über seine Thesen zu diskutieren.

Osterweiterung – kritisch durchleuchtet > Diskussionsveranstaltung mit dem Autor und Osteuropa-Kenner Hannes Hofbauer > Mittwoch, 2. April, 19.30 > HS 2303 des Instituts für Südosteuropäische Geschichte > Mozartgasse 8, 8010 Graz

 

 

Ein Wassergraben für die City
< Zeigte sich angetan vom Innenstadt-Projekt des Architektinnen-Duos Hauser (links) und Grubauer: Stadtrat Gerhard Rüsch

 

Anlässlich einer Präsentation am 14. 2. 2003 im Bundesdenkmalamt konnte sich Stadtrat Gerhard Rüsch von der Qualität eines Projektes überzeugen, das die beiden Grazer Architektinnen Ingrid Grubauer und Maria Hauser im Rahmen ihrer Diplomarbeit entworfen hatten und das durch eine Reihe von Maßnahmen die Grazer Renaissance-Festungsanlagen und die angrenzenden Gärten Burggarten und Pfauengarten wieder ins rechte Licht rücken will (KORSO berichtete). Zentrale Maßnahmen sind dabei die Erschließung der Gartenanlagen durch entsprechende Verbindungswege, die „Entrümpelung“ der Festungsanlagen von wild gewachsenen Bauten sowie ihre Akzentuierung durch einen Wassergraben.

Eine genaue Beschreibung des Projektes findet sich auf der Homepage der Landesimmobiliengesellschaft Steiermark unter:
http://www.lig-stmk.at/index.php/article/view/16

 

 

 

M_ARS bis Ende M_ÄRZ


Noch bis 26. 3. 2003 kann die von Peter Weibel und Günther Holler-Schuster kuratierte Ausstellung, äußerst sehenswerte Ausstellung „M_ARS – Kunst und Krieg“ in der Neuen Galerie in der Sackstraße 16 besucht werden.
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr < Tel. (+43) 0316/82 91 55 | Mail: neuegalerie@stmk.gv.at

KORSO verlost in Kooperation mit der Neuen Galerie 3 x 2 Eintrittskarten für M_ARS beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

Graz post 2003: „Inhalte für die Hardware“ gesucht
< Emil Breisach, Präsident der Akademie Graz, im KORSO-Gespräch über Kultur nach dem Kulturhauptstadtjahr
> Emil Breisach will sich verstärkt der Nachhaltigkeit der Kulturhauptstadt widmen

 

Die aktuelle kulturpolitische Situation präsentiert sich widersprüchlich: Zum einen bringt die Budgetkrise in Stadt und Land auch eine massive Verschlechterung für die Finanzierung kultureller Aktivitäten, auf der Haben-Seite steht die Erneuerung eines Teils der Infrastruktur. Zum dritten wird es in Stadt und Land neue politische Zuständigkeiten geben. Welche Schwerpunkte müssten die neuen Kulturverantwortlichen unter den genannten Bedingungen setzen, damit Graz etwas aus dem Kulturhauptstadtjahr in die nächsten Jahre hinüberretten kann?

Das Profil von Graz ist jetzt sehr dominant durch die „Hardware“ geprägt – durch die Kulturbauten wie das Kunsthaus, die Listhalle, die Stadthalle, das Kindermuseum und das neue Literaturhaus. Alles wird davon abhängen, welche Schwerpunkte in dieser Architektur gesetzt werden. Man kann davon ausgehen, dass zumindest in den nächsten beiden Jahren die Neugier auswärtiger Besucher sehr groß sein wird, sich das anzusehen. Wenn diese allerdings in den genannten Häusern Bedeutungsloses gezeigt bekommen, wird ihre Enttäuschung groß sein. Dem muss man vorbeugen – das scheint mir die wesentliche Frage zu sein.

Das Schauspielhaus fährt sehr gut mit dem Konzept von Fontheim, auch die freie Szene in seine Aktivitäten einzubinden. Könnte man auf diese Art auch den neuen Veranstaltungsorten Leben einhauchen?

Ich glaube, dass sich die freie Szene in Graz über weite Strecke sehr professionalisiert hat und dass sie daher auch den Anspruch erheben kann, von den so genannten professionellen Organisationen aufgenommen zu werden. Das ist sicherlich auch eine Chance, das Grazer Kulturleben sozusagen von unten her zu beleben.

... würde das auch für das Kunsthaus gelten?

Wenn man von der Grazer Kulturtradition ausgeht, so waren etwa auch im Forum Stadtpark alle Kunstsparten vertreten und ich glaube, dass es sinnvoll wäre, auch beim Kunsthaus so zu verfahren.

Sie setzen jetzt selbst mit der Ausstellung zur steirischen Kunst des 20. Jahrhunderts auf Rabenstein einen Akzent für die steirische Moderne, haben Sie die Hoffnung, dass dieser Schwerpunkt auch im offiziellen Kulturbetrieb nach 2003 fortgeführt wird?

Ich habe kürzlich ein Gespräch mit Peter Pakesch geführt, und er unterstützt diesen Gedanken. Die Voraussetzungen dafür sind ja denkbar gut: Man müsste vor allem die respektablen Sammlungen der Neuen Galerie und der Stadt Graz zusammenlegen und dann auch an den Bund herantreten, der im Rahmen der Artothek über sehr schöne Werke der steirischen Moderne verfügt.

Das impliziert, dass eine solche permanente „Leistungsschau der steirischen Moderne“ nicht unbedingt besonders kostspielig sein müsste.

Nein, das ist hauptsächlich eine organisatorische Aufgabe, die in Absprache zwischen Landes- und Stadtregierung gelöst werden muss. Natürlich müsste ein gewisses Budget für den Ankauf von Bildern flüssig gemacht werden – derzeit sind etwa im Dorotheum immer wieder qualitativ hochwertige Bilder von steirischen Künstlern zu sehen.

Damit ist wohl auch Ihr wichtigster Wunsch an die zukünftigen Kulturverantwortlichen in Stadt und Land formuliert …

Die steirische Kunst des 20. Jahrhunderts hat sowohl in der Malerei als auch in der Plastik Herausragendes zu bieten – ich hab’ mir immer gewünscht, man könnte dies etwa auch auswärtigen BesucherInnen in Form einer Ausstellung nahe bringen.
Ich habe noch einen zweiten wesentlichen Wunsch: Graz braucht eine Hochschule für bildende Kunst. Auch dies wäre ohne gewaltige finanzielle Anstrengungen realisierbar: Man könnte sie an die technische Universität, aber auch an die Kunstuniversität oder an die hervorragenden Einrichtungen der Ortweinschule anschließen. Das Ziel müsste sein, in Graz wieder eine Szene zu schaffen, die es derzeit nicht gibt, weil alle jungen viel versprechenden Künstler nach Wien an die Akademien gehen. Man könnte auch versuchen, einige der ,Emigrierten‘ als Lehrer zurückzuholen – der Steiermark ist ja eine ganze Reihe Erfolg versprechender junger Künstler verloren gegangen.

Wie wird sich die Tätigkeit der Akademie Graz in Hinkunft unter den Bedingungen verschärfter Budget-Knappheit gestalten?

Mit unseren gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Symposien und Vortragsreihen stehen wir weder in Konkurrenz zu anderen Institutionen noch sind unsere Aktivitäten besonders kostspielig. Was die Inhalte unserer Veranstaltungen betrifft, sehe ich für die nähere Zukunft zwei Schwerpunkte: Wir werden auf der einen Seite die geo- und europapolitische Situation im Auge behalten, weil die Unsicherheit auf beiden Ebenen zunimmt; zum anderen werden wir uns stark der Nachhaltigkeit der Kulturhauptstadt widmen – etwa in Form kulturtheoretischer Debatten.

Mit Emil Breisach sprach Christian Stenner am 28. Februar 2003

 

 

Europas Jazz 2003 Czech Jazz Week
17. bis 21. März 03 | Stockwerk, Graz, Jakominiplatz 18 | Beginn: jeweils 20.00 Uhr

 

Eröffnung, 17. März, Beginn 18.00 Uhr:
Vernissage zur Fotodokumentation der ersten beiden Länderschwerpunkte Frankreich & Balkan von Arnold Morascher

Montag, 17. März > Jiri Stivin Quartet
Jiri Stivin (flutes, clarinet, sax), Jaroslav Sindler (guitar), Zdenek Tichota (bass), Michal Hejna (drums)
Gleich in dreierlei Bereichen ist Jiri Stivin ein unumstößlicher Begriff: als Gallionsfigur des tschechischen Jazz, als einer der international besten Flötisten im Jazz überhaupt und als mindestens ebenso hochgeschätzter Interpret von Renaissance- und Barockmusik. Und wie kaum ein anderer verkörpert der 60jährige Virtuose der weltweiten Flötenfamilie die Traditionen des böhmischen Musikantentums. Als Saxophonist debütierte er bei den „Sputnici“, einer der ersten tschechischen Rockgruppen.

Dienstag, 18. März > Stepanida Borisova & Pavel Fajt
(voice / percussion)
Seit zwanzig Jahren ist Pavel Fajt ein weltweiter Begriff in der Grauzone zwischen experimenteller Rockmusik und Neuer Musik. Im Bereich zwischen Jazz und reiner Improvisation ist Fajt vor allem ein Duo-Spezialist, der etwa mit dem US-Drummer Jim Meneses, dem Cellisten Tom Cora, mit Fred Frith für den Kultfilm „Step Across the Border“ und vor allem mit seiner Landsfrau Ivo Bittova Aufsehen erregte sowie in letzter Zeit mit der aus Jakutsk stammenden Stimmakrobatin Stepanida Borisova für Furore sorgte. Mit atemberaubendem Obertonregis-ter, halsbrecherischem Tremolo und Riesenkondition war die in sachasischer Sprache singende Sibirin die Sensation des vergangenen Jahres. Gegenstand: schamanenhaft beschwörende, archaische Musik.

Mittwoch, 19. März > Emil Viklicky Trio featuring Zuzana Lapcikova
Emil Viklicky (piano), Frantisek Uhlir (double bass), Laco Tropp (drums), Zuzana Lapcicova (vocal, dulcimer)
Wenn man den bekanntesten tschechischen Jazzpianisten engagiert, riskiert man ohnehin nicht viel. Das Wagnis ist wohl eher in der Frage, ob ein Zymbal, also ein typisches Folkloreinstrument, in ein Jazzkonzert passt. Es passt! Das Viklicky Trio kombiniert die Expressivität des modernen Jazz mit der melodischen Stärke und Tonalität der böhmisch-mährischen Volksmusik und legt ein dynamisch ungeheuer abgestuftes Spiel an den Tag. Mit Zuzana Lapcikovas zarter, unverbildeter natürlicher Stimme und dem sphärischen Klang ihres Hackbretts schafft dieses Trio eine bizarre Klangwelt, die von bluesigen Improvisationen in fast meditative Folklore ausschweift und sich auch schon einmal zu orchestraler Dichte steigern kann.

Freitag, 21. März 20.00 Uhr > Tara Fuki
Andrea Konstankiewicz (violoncello, voice), Dorota Barová (violoncello, voice)
Träumen mit „Tara Fuki” – eine Musik, die sich keinem Genre zuordnen läßt. Hinter „Tara Fuki“ verbergen sich zwei singende Violoncellistinnen aus Nordmähren, die beide am Konservatorium in Ostrava studierten. Aus anfänglichen Improvisationen komponierten die beiden Interpretinnen allmählich das Programm „Traumlieder“, mit welchem sie mittlerweile einen Siegeszug auf Festivals in Deutschland, Schweden, Polen, Ungarn, der Ukraine und vor allem in Frankreich angetreten sind. Nach erst einem guten Jahr gemeinsamer Arbeit erhielt das ungewöhnliche Duo im Vorjahr bereits zwei hochrangige Auszeichnungen der Akademie für Popularmusik in den Kategorien „Alternative Musik“ und „Newcomer des Jahres“.

22.00 Uhr > Jablkon & Sveceny
Jaroslav Sveceny (violin), Michal Nemec (vocal, guitar), Martin Carvan (guitar), Johnny Judl (bassoon, bass), Petr Chlouba (drums, percussion)
Postmoderne aus Prag. Das Ungewöhnliche bei „Jablkon“ fängt bei der illustren Besetzung an und hört bei der futuristischen Rockmusik für ein neues Metropolis nicht auf. Ihre Musik ist wie ein Raum, in dem alles darauf wartet, entdeckt zu werden. Seit sich „Jablkon“ vor immerhin schon bald 25 Jahren aufgemacht hat, eine magische und geheimnisvoll anmutende, immer wieder auf einen gemeinsamen Nenner minimalistischen Ausdrucks drängende Mixtur aus Jazz, Folk, Trauermärschen, Klassik und Avantgarde einzugehen, hat sich das teuflische Quartett aus Prag speziell in Deutschland, Holland, Belgien, Dänemark und Italien Fan-Gemeinden erworben. Seltsamerweise ist diese Band aus unserem Nachbarland aber gerade hierzulande noch kaum bekannt.

 

 

Babylon by Bim Am 5. April wird die vom Kunsthistorischen Museum Wien realisierte Großausstellung „Der Turmbau zu Babel“ im Schloss Eggenberg eröffnet. In zahlreichen Kunstwerken, archäologischen und völkerkundlichen Exponaten wird die Auseinandersetzung der Menschheit mit Ursprung und Vielfalt von Sprache und Schrift dargestellt.
< Stele des Amun-er-hatef, Neues Reich, 18. Dynastie, Zeit Thutmosis IV. (1419-1410 v. Chr.) Vom Bild zur Schrift

 

Nach Genesis 11, 1-9, hätten die damals noch biblisch vereinten Menschenkinder eine Stadt und darin einen Turm gebaut, der als integratives Symbol bis in den Himmel reichen sollte. Der Herr aber sei vom Himmel herabgestiegen um zu sehen, wie Stadt und Turm gediehen und er erwies sich auch gleich als hebräischer Nudnik (Tunichtgut), indem er den Turm zerstörte, die eine Sprache – die Ursprache Hebräisch, wie man bis ins 18. Jahrhundert glaubte - und das eine Volk zeriss um vorzubeugen, dass seinen Kindern hinkünftig nichts mehr unmöglich sein könnte. Die Stadt benannte er selbst mit Babylon, das Wirrsal. Eine kurzfristige Aufhebung der folgenden Sprachverwirrung erfuhren – in typologischem Bezug zum Alten Testament - nur die Apostel am Pfingstfest, als der Heilige Geist ihnen einmaligen Einblick in eine Welt ohne Sprachbarrieren gewährte. Seit Babylon nun sind die Menschen bestrebt, die ehemals sichere Ordnung wieder herzustellen indem sie Theorien an die Welt legen und nach Beweisen suchen. In logischer Folge könnte man sich den unergründlichen Rest der Welt als göttliches Prinzip der Verschleierung denken – oder schlicht als Zufall. Lehrstück oder historische Crux – die Bilder ähneln einander, zumindest die kommunikative Ebene sorgt für Verwirrung der Beteiligten.

Einige tausend Jahre nach dem alttestamentarischen Ereignis streitet man in Wien etwa um den Erhalt des Prädikats Weltkulturerbe wegen vier kleinerer Türmchen und New York plant wieder einmal, das höchste Bauwerk der Welt am Ort des WTC zu errichten: Neue Zwillingstürme am Ground Zero – united we stand –, zuvor aber fährt die USA noch gegen das historische Babylon. Das Wirrsal Babylon ist überall. Im Glauben der Rastafari ist alles Babylon, was nicht Jamaika und Äthiopien ist, der gesamte Erdkreis also, den Bob Marley 1978 auf seinem legendären Album bereiste: Babylon by Bus.

Die Ausstellung Der Turmbau zu Babel, nach einem Konzept und unter wissenschaftlicher Leitung von Wilfried Seipel, Programmbeirat von Graz 2003 und Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums Wien, behandelt in drei großen Abschnitten die historisch-archäologische Forschung um den Turmbau und die Auseinandersetzung der Menschheit mit dem Ursprung von Sprache, Schrift und Kommunikation. Ein Team von mehr als 70 österreichischen und internationalen Experten aus Disziplinen wie Kunstgeschichte, Geschichte, Archäologie, Sprachwissenschaft, aber auch Biologie und Informatik liefert Beiträge zum Turmbau in der bildenden Kunst und der historischen Überlieferung, zu Entdeckung und Ausgrabung Babylons, zu Sprachentstehung und -erwerb. Und auch Universalsprachen sind ein Thema, die schon Descartes in einem Brief überlegt und die zur Grundlage der Kommunikation mit und zwischen Maschinen werden sollten. So wird, in Zusammenarbeit mit dem Austrian Research Institute for Artificial Intelligence, auch die Frage nach dem Verhältnis von Sprache und Künstlicher Intelligenz behandelt. Neben Exponaten wie der Millstädter Genesis und der darin befindlichen Miniatur zum Turmbau und natürlich Beispielen niederländischer Maler des 16. und 17. Jahrhunderts wurde Christian Möller als international renommierter Medienkünstler für Installationen gewonnen. Der größte Teil der Ausstellung behandelt die Entstehung und Verwandtschaft der Weltsprachen und ihre Verschriftlichung von ältesten Beispielen bis zur Gegenwart, darunter behandelt eine Abteilung Kryptographie und Kabbala.

Neben der Dokumentation des ausgestellten Materials liefert ein dreibändiger Katalog weiterführende Information zu Fragen des Verhältnisses von Sprache und Kultur. Vorweg aber noch ein Literaturtipp: Umberto Eco, Die Suche nach der vollkommenen Sprache, im Verlag C.H. Beck 1994 erschienen.

Begleitend findet ab 27. Februar bis zum 3. April in der Alten Technik eine Urania-Vortragsreihe zu Wirklichkeit und Metapher des babylonischen Turmbaues statt. – Und nach Eggenberg fährt die Linie 1 – Bim.

Wenzel Mracek

 

 

Giftfläschchen & Würgeschlinge

 

Makabres im Souterrain des Hauptgebäudes der Karl-Franzens-Universität: Bestände aus der Lehrmittelsammlung des Untersuchungsrichters, Staatsanwaltes und Anhängers der kriminalbiologistischen Schule Hans Gross (1847 bis 1915, auch bekannt wegen des Konfliktes mit seinem Sohn, dem Psychopathologen und Anarchisten Otto Gross) werden dort dem interessierten Publikum gezeigt. Dekan Gernot Kocher und sein Team nahmen sich der Neuordnung des Materials an. Das Ergebnis: eine Schausammlung mit einer Vielzahl ungewöhnlicher Exponate – von Gross’ „Tatortkoffer“ bis zu verschiedensten Verbrechenswerkzeugen. Die Verbrechen, die damit begangen wurde, werden in einem zur Museumseröffnung erschienenen Buch geschildert.
Bachhiesl et al: Räuber, Mörder, Sittenstrolche. < Aus dem Kriminalmuseum: „Brandleger“ > 37 Fälle aus dem Kriminalmuseum der Karl-Franzens-Universiät Graz. Leykam 2003, 148 Seiten, brosch., EUR 14,90

Das Hans-Gross-Kriminalmuseum, Universitätsplatz 3/Untergeschoss ist jeden Dienstag von 10.00 bis 15.00 und nach Voranmeldung geöffnet.
Tel. (0316) 380 – 6510 | Mail: kriminalmuseum@uni-graz.at

KORSO verlost 3 Exemplare des Buches sowie 5 x 2 Eintrittskarten für das Kriminalmuseum beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

„… seltsam, diese vielen Lodenmäntel hier …“

 

Nicht mehr lange, und der renommierte deutsche Eichborn-Verlag muss sich einen neuen Klappentext für sein vorzüglich gelungenes Kompendium „Wegen der Gegend: Steiermark“ einfallen lassen. Denn dann sind wir nicht mehr „die südöstlichste Region des neuen Europa“. Auch wenn ein Teil der hier versammelten Texte noch aus jener Zeit stammt, als die Steiermark nicht einmal der südöstlichste Teil des alten Österreich war: Der Atem der Peripherie weht einen doch aus den meisten Beiträgen an.

Von Ulrich von Liechtenstein über Peter Rosegger bis Wolfi Bauer, von Paula Grogger über Paula Wallisch bis Margret Kreidl spannt sich der Bogen der AutorInnen, die hier steirische Landschaft, Stadt-Landschaft und deren BewohnerInnen schildern. Die Vielfalt der Perspektiven macht das Werk auch für Eingeborene interessant – und verhilft vielleicht zu einem etwas kritischeren Blick auf das allzu Gewohnte. Denn der Sammelband lässt trotz seines Titels und der g’schmackigen Fotos von Paul Albert Leitner viele Texte zu, die sich mit Tabuthemen der steirischen Identität auseinander setzen: Etwa mit den Tagen der Februarkämpfe 1934 (Paula Wallisch) oder mit den Problemen der zweisprachigen „Blattener“ (Johannes Moser). Prädikat: Als Geschenk für auswärtige Freunde ebenso gut geeignet wie zum Selberlesen. Das Zitat im Titel der Rezension stammt übrigens aus dem Beitrag von Wolfi Bauer. cs

Barbara Higgs & Wolfgang Straub (Hg.) Wegen der Gegend: Steiermark. Literarische Reisen durch die Steiermark. 128 Seiten, viele Fotos, Euro 14,50

KORSO verlost in Kooperation mit dem Eichborn-Verlag drei Exemplare des Werkes beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

Ein neuer Platz für’s Silveri-Mahnmal
< Das Silveri-Mahnmal am Fuß der Paulustorbastei (Montage: KORSO)

Beim Bau der Tiefgarage im Grazer Pfauengarten fiel die Mauer, die eines der wohl bekanntesten Grazer Denkmäler trug, nämlich Alexander Silveris 1961 errichtetes „Mahnmal gegen den Krieg“ mit der Inschrift: Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Mahnung. Landeskonservator Dr. Friedrich Bouvier hat für das Denkmal nun unweit seines ursprünglichen Aufstellungsortes einen neuen Platz gefunden: Den bis jetzt der Öffentlichkeit nicht zugänglichen, weil abgemauerten und derzeit als Auto-Abstellplatz genutzten Teil der Paulustorbastei. Die Besitzerin der Liegenschaft, die Bundes-Immobiliengesellschaft, habe bereits Zustimmung signalisiert, so Bouvier. Positiver Nebeneffekt: Die hässliche Abmauerung müsste entfernt werden und ein Teil der Festungsmauer wäre wieder für die Öffentlichkeit sichtbar. cs

 

 

  Kunsthaus – betastbar

 

Mit einem Bronzemodell des Grazer Kunsthauses (Maßstab etwa 1:175) will der Behindertenpädagoge Kurt Hohensinn sehbehinderten und blinden Menschen die neue Architektur am rechten Murufer haptisch vermitteln. Die Idee brachte er von einem USA-Aufenthalt mit, wo er mit einer Gruppe Sehbehinderter Disneyland besuchte. Auch Disneyland gibt es, teilweise, als Modell in „begreifbarer“ Nachbildung. Das Modell ist während der Bauzeit im Palais Thienfeld zu betasten bzw. zu betrachten und wird danach im Kunsthaus einen Platz finden.

Info: Kunsthaus AG, Griesgasse 11/II, 8020 Graz | Tel. (0 316) 72 09 10 | kunsthaus.graz@stadt.graz.at

 

 

„Steiermark – Die Überwindung der Peripherie“

 

Der Steiermark-Band der Reihe „Geschichte der österreichischen Bundesländer des Böhlau-Verlages“ fokussiert auch auf bis jetzt vernachlässigte Aspekte der Regionalgeschichte.

Alfred Ableitingers Politik-Kapitel ist ein klug gegliederter Überblick über den bisherigen Forschungsstand. Nach „Die Ära der Krainer“ (1957 – 1996) ist „Ära Klasnic“ mit einem Fragezeichen versehen: „Die (drei) Lager existieren in der steirischen Gesellschaft, wie auch in der österreichischen kaum mehr; zu sehr hat sich diese Gesellschaft verwandelt, als dass nicht auch ganz neue, politisch relevante Gruppenbildungen von ungewisser Akzeptanz und Dauer möglich wären, auch neue Protestphänomene.“ Wofür ja das jüngste Grazer Wahlergebnis ein treffliches Beispiel liefert.

Vier Beiträge behandeln die christlichen Kirchen: Maximilian Liebmann schöpft dabei aus bisher unveröffentlichten Quellen. Hermann Miklas besticht durch seinen sehr persönlichen Rückblick auf die Entwicklung der evangelischen Kirche. „Angesichts des Faktums, dass in der offiziösen Geschichte des Landes (Stefan Karner, Die Steiermark im 20. Jahrhundert) der jüdischen Bürger nach 1945 mit keinem Wort gedacht wird“, füllt Dieter A. Binder diese Lücke mit „Jüdische Steiermark – Steirisches Judentum“.

Von den dreizehn Beiträgen sei auf Michael Steiners Wirtschaftsgeschichte hingewiesen, die erfreulicherweise auch die Entwicklung der jüngsten Vergangenheit detailliert dokumentiert; Kurt Wimmers Beitrag über die Medienlandschaft liefert Hintergrundinfos, die man sonst kaum finden kann. Den besten Beitrag liefert Dieter A. Binder mit „Heimatsuchen. Versuche zu einer Kulturgeschichte eines Bundeslandes“. Der Versuch ist gelungen und sollte fortgesetzt werden. Im Gegensatz zu anderen hoch subventionierten Werken zur steirischen Zeitgeschichte hat sich die Unterstützung der Landesregierung offenbar nicht auf den Preis niedergeschlagen: 90 Euro für ein Buch beschränkt die Abnehmer auf Institutionen und Freaks. Schade. hpw

Steiermark. Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945, Böhlau-Verlag 2002, 736 Seiten, ISBN 3-205-99217-2, Ladenpreis EUR 90,00

 

 

Pferdeäpfel

 

Am Rosenmontag traf sich eine illustre Runde von Abgeordneten und Tourismusverantwortlichen in der noblen Grazer Anwaltskanzlei Kammerlander, Piaty & Partner: Denn wenige Wochen vor der Eröffnung der Landesausstellung „Mythos Pferd“ bekam der Tourismusverband Lipizzanerheimat und andere Vereine und Unternehmen, die seit Jahren auf die Strahlkraft der weißen Rösser setzen, überraschende Post. Da hat sich doch die Wiener Firma Lecon Technische Konstruktionen & Design GesmbH im Oktober 1999 das Wort „Lipizzaner“ markenrechtlich schützen lassen und droht nun mit einer Klage wegen Verletzung ihrer Rechte. Die Gefahr: sollte Lecon sich durchsetzen, müsste u.a. das gesamte Werbematerial eingestampft werden.

Das rief natürlich die regionalen Abgeordneten auf den Plan, um gemeinsam mit den Betroffenen Gegenmaßnahmen zu treffen. Ihre Strategie: Die Spanische Hofreitschule wird gebeten, die Löschung der Marke „Lipizzaner“ zu beantragen. Denn die Marke sei, so Univ.-Prof. Dr. Gunter Nitsche, geeignet, „das Publikum zum Beispiel über die Art, die Beschaffenheit oder die geographische Herkunft der Ware oder Dienstleistung zu täuschen“. Zum anderen will man „Lecon“ den allfälligen juristischen Erstschlag überlassen – womit Graz Gerichtsstandort wäre. Klärungsbedürftig ist dabei für NAbg. Elisabeth Grossmann, dass der Geschäftsführer der Firma Lecon beim Patentamt als Vertreter des Landwirtschaftsministeriums aufgetreten sein soll, welches Aussichtsbehörde der Hofreitschule war. Sie will mit parlamentarischen Anfragen diese Rosstäuscherei aufklären. hpw

 

 

Der Schein trügt – auf der Probebühne

 

Ein Duo, das schon lange nicht mehr gemeinsam auf der Bühne stand, hat Thomas Reichert in seiner Inszenierung des Bernhard-Stückes „Der Schein trügt“ zusammengeführt: Die beiden Protagonisten werden von Gerhard Balluch und Ernst Prassel dargestellt. Die beiden Brüder Karl und Robert sind einst der Enge ihrer bürgerlichen Herkunft in die künstlerische Freiheit entronnen – der eine als Artist, der andere als Schauspieler – und sind nun, nach dem Tod ihrer gemeinsamen Lebensgefährtin, aufeinander angewiesen: in sinnlos-rituellem Geschwätz, mit rührend-lächerlichen Gesten beschwören sie ihre Zweckgemeinschaft gegen den Horror Vacui.

Premiere: 9. März, weitere Vorstellungen: 11. 3./ 29. 3./ 2. 4./ 7. 4./ 11. 4./ 25. 4.
Tickets: (0316) 8000 | Fax: (0316) 8008-1565 | Mail: tickets@theater-graz.com | www.theater-graz.com

 

 

"Fotografie hoch 5" im Kunstraum Leoben
< "paint it red" by Anna-Maria Zettl

 

In der Galerie Kunstraum Leoben präsentieren ab 14. 3. 2003 > Eröffnung 19.00 < fünf steirische FotografInnen Arbeiten analoger und digitaler Fotografie zu folgenden Themen: Bernhard Konrad "Rotationsfotografie" > Eva B. Timpe "Form/Struktur-Konzentrates" > Eva Ursprung "Zeit zum Schlafen" > Jürgen Wieser "Details auf Zeit" und Anna-Maria Zettl Digitales in "Paint it Red".

Ausstellungsdauer: bis 30. März 2003 | Mittwoch bis Freitag: 17-19 Uhr | Samstag und Sonntag: 15-17 Uhr
Kunstraum Leoben | http://www.kunstraum-leoben.at/

 

 

Schlusspfiff
Ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin Will, aufgezeichnet von Jörg-Martin Willnauer

 

M.Will: Erinnerst du dich noch an Fußball?

J.Nauer: An diesen seltsamen Sport, der eine Zeit lang Weltreligion war? Ein bisschen. Das muss lange her sein.

M.Will: Von wegen! Aber das Ende des Kicks kam fast so rapid wie der Untergang der DDR.

J.Nauer: Gewagter Vergleich!

M.Will: 1980 hat auch keiner gewettet, dass die DDR binnen 10 Jahren verschwindet.

J.Nauer: Und warum ging dem Fußball die Luft aus?

M.Will: Angefangen hats mit einer Überdosis Fußball im TV: täglich 8 Live-Übertragungen. Fußball statt ZiB 1! Da gabs die ersten Anti-Fußball-Demos. Stadien wurden besetzt und Fans verprügelt. Dann kam die Koks-Affäre: Ganze Teams mussten zur Haaranalyse! Und dann der Kurier-Skandal: bei internationalen Spielen wurde kiloweise Koks geschmuggelt. In Fußbällen, Trikots und Kickschuhen!

J.Nauer: Wieso? Die Kicker sind doch alle steinreich!?

M.Will: Von wegen! Viele Vereine hatten monatelang keine Gehälter ausgezahlt und da kamen die Kicker auf die Idee, sich mit Koks zu finanzieren. Das lief perfekt und ist nur durch Zufall aufgeflogen.

J.Nauer: Weil ein koksgefüllter Ball geplatzt ist.

M.Will: Genau! Dann kam der Bestechungsskandal: Firmen und Parteien hatten Schiedsrichter bestochen. Fast alle wichtigen Spiele wurden von gekauften Referees gepfiffen. Bayern München wurde jahrelang von Referees erpresst und schlitterte knapp am Konkurs vorbei!

J.Nauer: Und dann kam die Pleitewelle?

M.Will: Exakt. Namhafte Vereine gingen tschari. Der Staat – selber pleite – übernahm keine Garantien und die Liga konnte den Spielplan nicht mehr einhalten. Die meisten Spiele entschied man am grünen Tisch. Schließlich bestand die Rumpfliga nur noch aus der Austria! Und im Jugendfußball – vom Vatikan stets wärmstens empfohlen – hatten schwule Trainer kleine Buben missbraucht.

J.Nauer: Aber die FIFA wollte den Fußball doch wieder sauber machen!?

M.Will: Die Bosse der FIFA waren selber korrupt. Sie hatten Spiele manipuliert um ihre Wettbüros vor dem Ruin zu retten. Dann kam der letzte Versuch: die FIFA forcierte Frauen-Fußball!

J.Nauer: Und warum ging das daneben?

M.Will: Die Frauen haben gut gekickt, es gab kaum Fouls, aber noch weniger Zuschauer. Nur braune Fanclubs brüllten sexistische Parolen! Kein TV mehr, keine Bandenwerbung, kein Geld: aus!

J.Nauer: Und die islamischen Länder waren sowieso gegen Frauenfußball...

M.Will: Bei Allah! – Dann brannten aus „ungeklärter Ursache“ einige Stadien und kurze Zeit später ging das Flutlicht ganz aus. Innerhalb von 5 Jahren war König Fußball tot. Die FIFA wollte als Ersatzreligion Feldhandball etablieren. Zu spät. Die Bosse wurden verlacht und gingen ebenfalls Pleite.

J.Nauer: Und so begann der Höhenflug von Golf?

M.Will: Golf ist keine Lösung! Die Proportionen stimmen nicht: Der Ball ist zu klein, das Spielfeld zu groß. Aber der Landschaftsverbrauch ist enorm und man darf seinen Sklaven wieder öffentlich vorführen. Insgesamt wenig attraktiv.

J.Nauer: Aber nach dem 3.Golfkrieg und der Pleite von VW das einzige, was vom Golf noch übrig blieb.