korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
02/2005
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  Die Wiederentdeckung des Werbekünstlers Franz Krausz
< Franz Krausz mit seinem Sohn Michael, Tel Aviv, 1936


In Fortführung seiner Recherchen über Verfolgung, Widerstand und Exil steirischer Künstlerinnen und Künstler, die 2001 in der Ausstellung Moderne in dunkler Zeit in der Neuen Galerie in Graz mit einem umfangreichen Katalog präsentiert wurden, war der Grazer Galerist und Kunsthistoriker Günter Eisenhut durch Prof. Anne Betten von der Universität Salzburg auf den Werbekünstler Franz Krausz (1905 – 1998) aufmerksam gemacht worden. Die Unterlagen, die der Sohn DI Michael Krausz, Architekt in Tel Aviv, zu Verfügung gestellt hat, haben zur Zusage der Leiterin der Neuen Galerie, Dr. Christa Steinle und Prof. Peter Weibel geführt, eine Ausstellung über Franz Krausz in der Neuen Galerie und im Jüdischen Kulturzentrum in Graz zu realisieren. Die Ausstellung ist auch Anlass, eine dringend notwendige Publikation über den in der Steiermark vergessenen Emigranten Franz Krausz zu erstellen, die Günter Eisenhut herausgibt und die demnächst erscheint.

Franz Krausz wurde in St. Pölten geboren, wuchs in Graz auf, gestaltete in Wien die Auslagen für die Buchhandlung des Löwit-Verlags und studierte ab 1926 an der führenden Reklame-Fachschule in Berlin. Nach sechs Jahren erfolgreicher Tätigkeit als Werbekünstler in Deutschland musste er 1933 flüchten. Über Paris und Barcelona gelangte er 1934 nach Tel Aviv und wurde zu einem der Pioniere der modernen Werbegrafik in Palästina. Die künstlerische und kulturhistorische Qualität seines Werkes genießt in Israel größte Wertschätzung, so veranstaltete etwa das Tel-Aviv-Museum of Art 1981 eine große Ausstellung seiner Plakate. Die Neue Galerie am Joanneum widmet Franz Krausz eine Personale in der Zeit vom 24. Februar bis zum 28. März, im Mai 2005 sind seine Werke in der großen Ausstellung „Hebräer“ im Gropius-Bau in Berlin zu sehen. In einem autobiografischen Text von 1981 schreibt Franz Krausz, das Atelier seines um sieben Jahre älteren Bruders Emil sei ihm einer der liebsten Aufenthaltsorte in Graz gewesen. Der Maler Emil Krausz zählt zu den markantesten Künstlerpersönlichkeiten der Sezession Graz, der wichtigsten Vereinigung der klassischen Moderne in der Steiermark, seine Werke sind in der Österreichischen Galerie im Belvedère, in der Albertina, in der Neuen Galerie Graz sowie in öffentlichen und privaten Sammlungen zu finden. Mit großem Interesse hatte Franz seinen Bruder Emil beim Zeichnen beobachtet und gewünscht, wie er Künstler werden zu können.

Nach einem missglückten Versuch, sich in den 1920er-Jahren eine nützliche Ausbildung für eine Zukunft als „Chaluz“ (Pionier für den Aufbau Israels in Palästina) zu erwerben, kam es Franz Krausz sehr gelegen, dass ihm sein Vater eine Anstellung in der neu eröffneten Buchhandlung des Löwit-Verlages in der Wiener Leopoldstadt verschaffen konnte. 1923 also übersiedelte der 18-jährige nach Wien, wo er bis 1926 lebte. Es war eine Zeit bleibender Eindrücke und geistiger Weichenstellungen. Im ersten Jahr war seine Hauptaufgabe die Dekoration des Schaufensters der Buchhandlung. Das erforderte einiges an Talent, denn die professionelle Schaufenstergestaltung befand sich auf hohem fachlichen Niveau. Für Franz Krausz war es eine willkommene Gelegenheit, seine künstlerischen Ambitionen zu erproben.

1926 übersiedelte er nach Berlin und erhielt bald eine Anstellung als Grafiker des Friedrich Ernst Hübsch-Verlages. Die Bildkompositionen der avantgardistischen Werbegrafik - in ihrem Einfluss durch László Moholy-Nagy und das Bauhaus - wurden auf geometrischen Elementarformen aufgebaut und technisch-konstruktive Maßstäbe wurden angelegt. Von Krausz’ ersten Arbeiten beeindruckt, schickte ihn sein Chef in die renommierteste Ausbildungsstätte für Reklame-Kunst, die Reimann-Schule in Berlin. Während seine Arbeiten im Allgemeinen von Konstruktivismus, Collage-Elementen und modernen Schrifttypen geprägt sind, tauchen gegen 1933 die für den damaligen Berliner Zeitgeist typischen historisierenden Embleme auf.

Bezeichnend ist, dass Krausz in Palästina, also nach 1934, neben exotisch-orientalischen Tönen, die in Palästina Tradition hatten, immer auch seinen Berliner Stil durchklingen ließ und hier eine Moderne fortführte, wie sie sich auch in der bedeutenden Bauhausarchitektur der 30er und 40er-Jahre in Palästina/Israel manifestiert. Diese stilistische Besonderheit machte ihn mit seinen Kreationen zu einem der Begründer der modernen israelischen Werbegrafik.

Im Allgemeinen kann man deutlich sehen, dass sich sein persönlicher Stil parallel zur fortgeschrittenen internationalen Plakatkunst entwickelt, vergleichbar mit den bekanntesten in Österreichisch tätigen Plakatkünstlern vor 1938 – Slama, Binder, Kosel, Wagula, Reichenfelser, Wendlig. Seine modernsten Gestaltungen finden aber in Wien nur bei Josef Binder eine Entsprechung, in der Steiermark in wenigen Beispielen von Reichenfelser und Wendlig. Die Wiederentdeckung von Franz Krausz und seinem Werk bestärkt Peter Weibel in der Hoffnung, „dass die Kultur der Vertriebenen, Vergessenen, Verstoßenen wiedergebracht werden kann, dass also die Vertreibung der Vernunft reversibel ist.“ Durch die Ausstellung, das Rahmenprogramm und die Publikation im „Gedenkjahr 2005“ wird nun ein entscheidender Schritt zum dauerhaften Erinnern an Franz Krausz getan. Dass sein bedeutender Beitrag zur Plakatkunst erst posthum in Europa gewürdigt wird, ist ein Schicksal, dass er mit vielen Künstlerinnen und Künstlern teilt, die aus „rassischen“ Gründen in die Emigration getrieben wurden.

Titelillustration: Buch- und Werbekunst , Heft 9/ 1932, Litho, 32 x 23,8 cm

Die Ausstellung Franz Krausz, Pionier der Werbegrafik in Israel wird am 24. Februar um 19.00 Uhr in der Neuen Galerie eröffnet und ist bis zum 28. März zu sehen. Die Eröffnung im Jüdischen Kulturzentrum, David-Herzog-Platz 1, findet am 1. März um 18.00 Uhr statt.

Zu den Ausstellungen erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache mit Texten von Anne Betten, Heimo Halbrainer, David Tartakover und einem Vorwort von Christa Steinle; Hg. Günter Eisenhut, 112 S., Nausner & Nausner Verlag, Graz 2005.

Weitere Informationen unter www.neuegalerie.at

– Wenzel Mracek –

 

 

Mit vereinten Kräften – Peter Sommerauer und Felix Kalmar in der Neuen Galerie
< vor der Kommandobrücke: Peter Sommerauer


Das Modell der Viribus Unitis im Palais Khuenburg, dem Grazer Stadtmuseum, wurde zum Ausgangspunkt der Recherche um das letzte Flaggschiff der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine. Peter Sommerauer, 1966 in Linz geboren, nimmt sich der Idee des Paradeschlachtschiffes an, um auf vielschichtige Weise eine sehr subjektive Form von Dokumentation dieser Recherche im Studio der Neuen Galerie zu installieren. Kuratiert von Günther Holler-Schuster zeigt Sommerauer unter dem Titel viribus unitis class in Malerei, Zeichnung und Plastik mögliche Transformationen der Idee Viribus Unitis und ihrer drei Schwesterschiffe in Form von Fotografien, Konstruktions- und Schnittzeichnungen und Darstellung von Details im Tafelbild. Der in Linz, London und Bremerhaven ausgebildete Architekt und Designer Sommerauer setzt aber auch nach De- und Neukonstruktion die Proportionen nach Länge bzw. Breite über Alles, wie im Schiffsbau die markantesten Maße genannt werden, der insgesamt vier historischen Kriegsschiffe in quaderförmige Objekte um, aus denen Erhebungen entsprechend den Schloten herausragen, die nun um Rollen ergänzt wurden und einerseits für die Abstraktion des Schiffes und plastische Neugestaltung stehen, andererseits eine neue Rolle im Kontext von Design und Möbel einnehmen. Massiv dagegen steht im ersten Raum des Studios ein so genanntes Mock Up als 1:1-Modell der Kommandobrücke der Viribus Unitis, dazu zeigt ein Video eine einsame Möwe mit von Pathos getragener akustischer Untermalung.

Felix Kalmar > < Felix Kalmar: „erde“, 1974, Collage

Vielleicht einer Wiederentdeckung durch Kuratorin Elisabeth Fiedler gleich kommt eine kleine, aber umso interessantere Ausstellung mit dem Titel Strichcodes in den Hofräumen der Neuen Galerie. Mit deutlicher Nähe zu Theorie und Verfahren des Strukturalismus und dessen Reflexion in konzeptueller und Kontext-Kunst entwickelt der 1936 in Wien geborene Felix Kalmar Bild-Text-Serien, die in systemischer Überlagerung – etwa autobiografischer Dokumente mit akribisch recherchierten Stadt- und Infrastrukturplänen am Beispiel Paris – zu mehrdimensionalen Metatexten erwachsen. Die formal meist sehr reduziert erscheinenden Arbeiten aus den Jahren 1969 bis 1974 – etwa die Vergrößerungen von Kassabons – stellen in ihrer Gesamtheit Dokumente visualiserter Untersuchungen von Zusammenhängen innerhalb einer Repräsentationskultur dar: Durch die Erstellung von Parametern auf Basis von Auflistungen, Grafiken und Fotografien nähert sich Kalmar versuchsweise der Wahrscheinlichkeit von Resultaten am Beispiel von Pferderennen oder dem Roulettespiel. Die durchnummerierten Serien nennt er dementsprechend Ludus. In einer Überschneidung von Kunst und Wissenschaft führt Felix Kalmar, in Anlehnung an John von Neumanns Beschreibung strategischer Spiele, den möglichen Einfluss des Spielers auf den Spielausgang vor und positioniert den Autor/Künstler als strategisch vorgehenden Spieler im Kontext der Kunst und allgemeiner des Lebens. Wie jene Peter Sommerauers sind auch die Arbeiten von Felix Kalmar bis zum 20. Februar zu sehen.

Weitere Informationen unter www.neuegalerie.at

– wm –

 

 

  Frauenalltag – Gender-Perspektiven in der Europäischen Union Frauen leben in unterschiedlichen Kulturen in unterschiedlichen Zusammenhängen. Aber wo immer Frauen etwas tun, es ist weniger wert als das was Männer tun. (Margaret Mead, 1901 – 1978, Anthropologin)


„Alltagskultur seit 1945“ wird im Jubiläumsjahr in verschiedenen Institutionen in ganz Österreich präsent sein. Im Rahmen dieses gesamtösterreichischen Projektes präsentiert das Museumsform Steiermark am Landesmuseum Joanneum den Frauenalltag nach 1945 und hat dafür Initiativen in der ganzen Steiermark eingebunden. Ein wichtiger Impuls zur Vorbereitung dieses Großprojektes war das Symposium „Frauenalltag – Gender-Perspektiven in der Europäischen Union“, das im Dezember 2004 im Palais Attems in Graz stattgefunden hat.

Gender Netzwerke – interkultureller Austausch
„Wir wissen, dass es das soziale Geschlecht gibt, das von der Gesellschaft geprägt ist, das Rollenzwängen unterliegt“, so Univ. Prof. Dr.in Karin Schmidlechner-Lienhart vom Institut für Geschichte der Univ. Graz. Gender bezeichnet die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern. Diese sind erlernt und damit auch veränderbar, dazu müssen Entscheidungsmöglichkeiten vorhanden sein. Zur Umsetzung von Gender Mainstreaming – der Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern bei allen gesellschaftlichen Vorhaben – braucht es strukturelle Änderungen und dazu wiederum Netzwerke. „Gender Netzwerke sind etwas Neues im Osten“, erklärte Dr.in Elka Tschernokoskewa, Leiterin der Abteilung Empirische Kulturforschung/Volkskunde am Sorbischen Institut, Bautzen. Frauen seien im Osten in der Öffentlichkeit ebenso unterrepräsentiert wie im Westen.

Einen ausführlichen Exkurs über das Phänomen „Mutter Polin“ machte Dr.in Joanna Lawinkowska-Koper von der Jan-Dlugosz-Akademie in Czestochowa in ihrem Referat über die Stellung der Frau in Polen vor dem Hintergrund des Wandels nach 1945. Polnische Frauen seien nicht nur für die Reproduktion verantwortlich, sondern auch für die Weitergabe der Traditionen und gesellschaftlichen Strukturen; diesem Rollenzwang sei die junge Generation von heute allerdings nicht mehr verantwortlich.

Dr.in Martina Steiner, Lektorin am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien, präsentierte das Partnerschaftsprojekt zwischen dem Frauenmuseum Meran und dem Frauenmuseum Garee (Senegal); beteiligt hatte sich auch die Agentur Südwind. In der Steiermark werden weibliche Lebenswelten bei dezentralen Ausstellungen im Rahmen des Projektes des Steirischen Museumsforums „Frauenalltag in steirischen Heimatmuseen“ sichtbar gemacht. In Bad Radkersburg wird im Museum im alten Zeughaus dazu die Sonderausstellung „Schmutzige Wäsche – Reine Frauensache? Von der Leinwandbleiche zur Waschmaschine“ zu sehen sein.

– Doris Schmid –

 

 

  1,9 Millionen Euro bei der 03 - GmbH


Der Sprecher der IG Kultur Steiermark, Michael Petrowitsch, fordert in einer Aussendung die Verwendung von „Restgeldern“ der 2003 Betriebs-GmbH für die freie Szene in der Steiermark:

„während im kulturbericht, um teures geld evaluiert, aufgelistet wird, dass der seit 150 jahren bestehende erste grazer zitherverein mit 425,- euro ausgestattet wird, und sämtliche restlichen inititativen zeitgleich vorne und hinten krachen, spricht herr stadtrat dr. buchmann locker von 1,9 mill euro, die bei der graz03gesmb auf der halde liegen.

angesichts der herrschenden situation gibt es nur eine richtige entscheidung der politik: den einsatz der gelder aus den restbeständen von 03 für die freie szene, die 03 erst ermöglicht und der stadt internationales ansehen und touristisch/wirschaftlichen Mehrwert bescheret hat. das wäre eine bringschuld und sei hiemit aufs allervehementeste eingefordert.“

 

 

  Europaweites Artists-in-Residence-Programm


Seit 15 Jahren fördert „Pépinières européennes pour jeunes artistes“ junge europäische Künstler verschiedenster Sparten. Die Organisation bietet kreativen Köpfen die Möglichkeit, sich im Rahmen von Mobilitätsprogrammen international zu vernetzen. Ab sofort läuft unter dem Titel „mapXXL“ („mobility in art process“) eine neue Ausschreibung für Stipendienplätze. Interessenten zwischen 20 und 35 Jahren können heuer erstmals zwischen 68 Kulturinstitutionen in 51 Städten in 25 europäischen Ländern wählen. Mittlerweile gehören neben den 15 bisherigen Staaten zahlreiche osteuropäische Länder wie Polen, Litauen oder Bulgarien dem Netzwerk an. Verstärkt gefördert werden in diesem Jahr interdisziplinäre Projekte und Kunst aus dem Bereich der neuen Medien. Neu im Programm ist auch die Sparte Akrobatik/Zirkus.

Bewerbungsvoraussetzung für das Mobilitätsprogramm ist ein konkretes künstlerisches Projekt, das nach Möglichkeit auf die Kulturinstitution, mit der der Austausch stattfinden soll, abgestimmt ist. Die Auswahl erfolgt zunächst durch eine nationale, dann durch eine internationale Jury.

Einreichungen werden bis zum 12. März 2005 entgegengenommen.
Interessenten finden nähere Info und Bewerbungskriterien unter www.pepinieres.at

 

 

  Jahr der Steirischen Volkskultur


Das Jahr 2005 wurde vom Ressort Volkskultur der Steiermärkischen Landesregierung – unter dem zuständigen politischen Referenten, LHStv. DI Leopold Schöggl - zum „Jahr der Steirischen Volkskultur“ ausgerufen. Das Steirische Volksliedwerk wurde – in Kooperation mit den volkskulturellen Verbänden der Steiermark - mit der Konzeption und Koordination des Volkskulturjahres beauftragt. Mit diesem Volkskulturjahr soll ein Impuls für steirische Traditionen gesetzt werden – in erfrischender, lebendiger und ansprechender Form. Dahingehend wurde auch der Slogan „einfach lebendig“ als Titel für dieses Jahr gewählt, um in aller Kürze zu vermitteln, dass „Volkskultur“ nicht ein Relikt aus alten Zeiten ist, sondern dass „Volkskultur“ lebt, sich entwickelt, sich verändert und dass die Beschäftigung mit Traditionen das Leben erfrischt und einfach lebendig macht ... Das heißt: Die Projekte und Aktivitäten im „Jahr der Steirischen Volkskultur“ sollen in erster Linie praxisorientierte Impulsgeber sein und Menschen ansprechen, die bislang nicht erreicht werden konnten. Diese werden zur spielerischen Auseinandersetzung mit unseren Traditionen eingeladen. Also: Keine neue Veranstaltungsreihen, keine Festkonzerte und Präsentationen, denn die Volkskulturverbände verfügen über ein unglaublich vielfältiges Jahresprogramm, das allen Steirerinnen und Steirern zugänglich ist. Im Jahr der Volkskultur sollen jedoch die Inhalte und das Leben mit Traditionen verständlich und erlebbar gemacht werden.

– Franz Vetter –

Informationen unter www.einfach-lebendig.at

 

 

  „Design trifft Tradition“ in Stübing


Unter dem Titel „Design trifft Tradition“ werden im Österreichischen Freilichtmuseum in Stübing im bevorstehenden Ausstellungsjahr 2005 erstmals traditionelle bäuerliche Architektur und modernes Design unter einem Dach vereint. „Das gehört zu den Besonderheiten in diesem Jahr“, betont Direktor Egbert Pöttler.

Von 16. – 24 Juli 2005 werden in der Ausstellungshalle des Freilichtmuseums rund 22 Exponate von Schülern der Meisterklasse für Tischlerei und Raumgestaltung der „Höheren Technischen Lehranstalt Graz-Ortweinplatz“ gezeigt. Dazu gehören multifunktionale Schreibtische, dekorative Truhen und vieles mehr. „Diese Schüler werden den Besuchern vor Augen führen, dass traditionelle Handwerkstechnik auch im 21. Jahrhundert umgesetzt werden kann.“

Zur Durchführung dieser Sonderausstellung und für Restaurierungen im Ausstellungsjahr 2005, das am Karsamstag, dem 26. März 2005 beginnt, erhält die „Stiftung Österreichisches Freilichtmuseum Stübing“ über Initiative von Landeskulturreferentin LH Waltraud Klasnic vom Land eine Förderung in der Höhe von 145.300 Euro zur Verfügung gestellt.

Das Österreichische Freilichtmuseum Stübing ist rund 15 Kilometer nordwestlich von Graz gelegen und weist eine Größe von 65 Hektar auf. Seit 1963 sind hier Gebäude aus allen Landesteilen zu sehen. Zurzeit kann man 97 historische Gebäude besichtigen, die an ihrem ursprünglichen Standort ab- und in Stübing wieder aufgebaut wurden. Anhand verschiedener Gebäude und Gärten werden sechs Jahrhunderte österreichischer Geschichte lebendig dargestellt.

 

 

  Pagat Ultimo – Maskenspiel der Genien um die steirische Moderne


Akademie Graz Präsident Emil Breisach hat mit Pagat Ultimo – Das Spiel um die steirische Moderne ein Kalendarium aller für die Kultur in der Steiermark von 1945 bis ins Jahr 2003 wichtigen Ereignisse in Verbindung mit den für sie maßgeblichen Persönlichkeiten herausgegeben. Die Eckpunkte führen vom Wiedererwachen der Kunstszene nach 1945 über Gründung und Entwicklung des Forum Stadtpark und des Steirischen Herbst bis ins Kulturhauptstadtjahr. Dem Kalendarium vorangestellt sind zwei ausführliche Essays, in denen Emil Breisach, Mitbegründer und erster Vorsitzender des Forum Stadtpark, und der Herbst-Intendant der Jahre 1982-1989, Peter Vujica, als Involvierte ihre Erinnerungen an und ihre Sicht auf das steirische Kulturgeschehen darlegen. Eva Schäffer recherchierte die Fakten, Vujica übernahm die Redaktion und von ihm stammt auch die Idee, die für Kultur und Kulturpolitik im besagten Zeitraum federführenden Persönlichkeiten auf den Karten eines übergroßen Tarockspiels zu porträtieren. Die formale und grafische Umsetzung – Buch und Tarockkarten in einer gewichtigen Kassette – besorgte Alexander Kada.
Mit Herausgeber Emil Breisach führte Wenzel Mracek ein Gespräch.

Was war die Motivation, ein Kompendium wie Pagat Ultimo herauszugeben?

Es gibt zwei Bücher über die Entwicklung der Steiermark im 20. Jahrhundert, eines vom Historiker Stefan Karner, darin enthalten auch die kulturellen Entwicklungen. Nachdem ich beide gelesen hatte, war ich sehr unzufrieden, weil nur die einzelnen Kunstsparten beschrieben waren und nicht ihr Zusammenwirken etwa im Forum Stadtpark, die Wechselwirkung mit der Politik und das Verhältnis des Durchbruchs zur Moderne, auch nicht in Bezug auf die Resonanz durch das Publikum. Der kulturgeschichtliche Aspekt war also nicht behandelt und das hat mich bewogen, zum damals amtierenden Kulturlandesrat Hirschmann zu gehen und zu sagen, man müsste eigentlich diese kulturgeschichtliche Entwicklung in einer Publikation aufzeigen.

Wie sehen Sie rückblickend die Position von Graz und der Steiermark nach 1945 im Vergleich zur Österreichischen Kunst und Kultur?

Der Durchbruch zu einem Bekenntnis – auch der Kulturpolitik - zur Moderne in Österreich ging von Graz aus, durch Hanns Koren, auch sicherlich gestützt durch den Landeshauptmann Krainer sen. Die Auswirkungen waren, dass die Kulturpolitik in Wien geändert wurde, dass es in Linz später die Ars Electronica gibt, dass es den Bachmann-Preis in Klagenfurt gibt, dass die Salzburger Festspiele ihre Programme mit modernen Werken bereichern. Die Auslöser waren das Forum Stadtpark, Trigon und der Steirische Herbst. – Weil es nur mehr wenige lebende Mitgestalter gibt, habe ich es als meine Aufgabe gesehen, diese Publikation zu initiieren.

Wie kommen die Tarockkarten ins Spiel?

Peter Vujica hatte die Idee, das trockene lexikalische Material aufzuwerten und zu überhöhen durch Spielkarten nach dem Tarockspiel, wobei das auch auf Herzmanovsky-Orlando zurückgeht, der Österreich in seinem „Maskenspiel der Genien“ als „Tarockanien“ oder „Tarockei“ bezeichnet. Den Titel „Pagat Ultimo“ habe ich dann erfunden und es wurde letzten Endes eine Teamarbeit auch mit Eva Schäffer, Alexander Kada und den redaktionellen Mitarbeiterinnen Annemarie Happe und Nicole Scheiber.

Das Kulturgeschehen seit 1945 ist in Form eines Kalendariums abgehandelt …

Einerseits als Kalendarium - ich habe mich in meinem Essay auch an das Kalendarium gehalten. Vujica hat etwas feuilletonistischer gearbeitet und auch einige Erlebnisse mit handelnden Personen beschrieben. Ich habe aber am Schluss meines Aufsatzes auf die gegenwärtige Situation hingewiesen: Ich bin noch einmal in diese ganzen Erinnerungen eingetaucht und habe versucht, den immensen und mit ungeheurer Ambition von vielen Personen geführten Aufbruch in die Moderne zu rekapitulieren, der auch bewirkt hat, dass wir alle – aus allen Kunstsparten – im Zusammenwirken mit Koren und der Politik an einem Strang gezogen haben. Es war eine unglaublich aufregende Zeit, auch mit künstlerischen Produkten von einer unerhörten Qualität. Dann bin ich quasi aufgewacht und sehe mich wieder in die Gegenwart versetzt und da bemerke ich plötzlich, dass diese Zeit der Postmoderne, in der wir leben, eine immense Fadesse ausstrahlt: Auf der einen Seite die Sucht nach oberflächlichen Events und auf der anderen Seite diese Fülle von Hobbyismus und Dilletantismus und drittens, dass – im Gegensatz zu damals – über nichts mehr wirklich ernsthaft diskutiert wird.

Emil Breisach (Hrsg.): Pagat Ultimo – Das Spiel um die steirische Moderne.
(Holzkassette mit 56 Karten im Format 42 x 29,7 cm (A3), Begleitbuch: 208 Seiten, 23 x 25 cm), Graz 2005 (Verlag Styria), Einführungspreis bis 28. 2. 2005: 65,- danach 79,90 EUR. ISBN: 3222131546

KORSO verlost in Kooperation mit dem Verlag Styria drei Exemplare beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

Viva la Diva


Samstag, 19. 02.: Viva la Diva! Ab 20.00 Uhr startet im Grazer Congress der Tuntenball 2005 - diesmal speziell für Diven und für alle, die es noch werden wollen! Das schrillste Highlight der heimischen Ballsaison wird mit einer Polonaise von „Die Tanzschule“ eröffnet. Tanzmusik vom Feinsten liefert die „Big Band Franz Schober“ im Stephaniensaal. Beniese Bennett, Österreichs Shirley Bassey, konnte für einen Starauftritt gewonnen werden. Das „Trio Fürchtet Euch Nicht Quartett“ lässt die Ballgäste im Kammermusiksaal über das Parkett schweben, und die Gruppe Oudayas verführt im Orientalischen Salon in Tausend und eine Nacht. Im Steiermarksaal sorgt die Tuntendisco von Sauer Event-Technik für ausgelassenes Disco-Feeling. Der Tuntenball präsentiert heuer erstmals eine Diva der internationalen Opernwelt: Die Sopranistin Marquita Lister, die von der New York City Opera mit dem „Diva Award 2002“ geehrt wurde.

Nähere Informationn unter www.tuntenball.at

 

 

„Die Szene sind wir“ – Neues im Forum Stadtpark


Das Forum Stadtpark stellte die ersten Programmpunkte für 2005 vor, allen voran und spartenübergreifend Die Szene sind wir, ein Projekt mit mindestens 99 Kunstschaffenden in der Zeit zwischen 24. Jänner und 2. April. Um aus den „gewohnten, starren kuratorischen Mustern auszubrechen“, beschreibt Vorstand Anton Lederer die Intentionen der Mitglieder des ProgrammFORUMS, wurde ein Einladungsmodus in Form eines Kettenbriefsystems gewählt: Die 11 MitgliederInnen (sic!) des ProgrammFORUMS initiieren unter Pseudonym jeweils eine KünstlerInnen-Kette und damit die TeilnehmerInnen an einer ersten Arbeits- und Präsentationsrunde, die sechs Tage andauert und jeweils Samstags mit einer Hauptakt genannten Ausstellung abgeschlossen wird. Infolge nominieren die TeilnehmerInnen der ersten Runde weitere für eine zweite und so fort bis zur finalen neunten Runde. Das Forum Stadtpark ermöglicht so eine weitgehend offene Arbeitssituation ohne Themenvorgabe und die Präsentation diverser Positionen vor allem junger lokaler Künstler-Innen aus den Bereichen bildende Kunst, Literatur, Performance, Neue Medien, Konzept etc.

„Lieber Whisky und Zigarren als Popcorn und Cola“
Unter dieses Motto möchte Robert Lepenik sein Programm des neu im Forum eingerichteten crew8020 FILMCLUBs gestellt wissen. Der beherrschenden Cineplexx-Hollywood-Blockbuster-Kinopolitik stellt die crew8020 wöchentlich - donnerstags um 21 Uhr - eine cineastische Alternative gegenüber: Für 2 Euro Eintritt werden unter Monatsthemen ausgewählte Filme, jeweils Vor- und Hauptfilm, vorgeführt, aktuell im Februar zum Thema Polizisten. Verweilen ist erwünscht und gegebenenfalls wird gerne über den Film diskutiert.

Netzwerk Veilchen
Einer inhaltlichen Umgestaltung wurde das Veilchen unterzogen. Vormals Bar mit Schwerpunkt auf gemischter Dosenmusik, führt das gereifte Pflänzchen jetzt „anspruchsvolle internationale und lokale Band/Gitarren- und elektronische Musik“ im Programm. Veilchen versteht sich nun aber auch als Knotenpunkt für Musikproduktion und Austausch, so werden Livemitschnitte oder Proberäume angeboten und Konzertauftritte vermittelt und koordiniert.

– Wenzel Mracek –

Details zum Forum Stadtpark unter http://forum.mur.at

 

 

  Mehr Raum für die freie Szene in den ORF-Programmen?


Zu einem Gespräch mit ORF-Steiermark Intendant Edgar Sterbenz lud die IG Kultur in die Räumlichkeiten von Das andere Theater in der Grazer Orpheumgasse. IG-Sprecher Michael Petrowitsch hatte Sterbenz brieflich um eine öffentliche Diskussion mit Vertretern der freien Szene gebeten, wozu sich dieser schnell bereit erklärt hatte.

Peter Wolf, Edgar Sterbenz und Michael Petrowitsch >

Sterbenz ist seit 1998 Intendant des Landesstudios, damit auch verantwortlich für die tägliche Fernsehsendezeit zwischen 19.00 und 19.22 Uhr, in der auch Kulturberichte gezeigt werden, „ein spezifischer Teil von Kultur allerdings und nicht ausreichend aus diesem Bereich, den die freie Szene seit Jahren betreibt und der die kulturelle Basis der Steiermark ausmacht“, wie Petrowitsch einleitend monierte. Zur Veranschaulichung führte er den schon mehrfach vorgebrachten Vergleich der Jahresauslastung der Vereinigten Bühnen mit 300.000 Besuchern gegenüber jener der freien Szene mit 100.000. Die freie Szene muss allerdings mit nur fünf Prozent des Subventionsvolumen der Vereinigten Bühnen ihr Auslangen finden. Nach Ansicht Petrowitschs entspricht die Berichterstattung im ORF nicht einmal dieser Verhältnismäßigkeit, daher die Forderung nach einer Umverteilung der Sendezeit im ORF Steiermark und den Anteilen an österreichweit ausgestrahlten Sendungen. Die Jahresproduktion der Kulturredaktion des Landesstudios für Radio und Fernsehen bezifferte Edgar Sterbenz mit 1500 Beiträgen und zeigte grundsätzliches Verständnis für das von der IG Kultur vorgebrachte Anliegen. Er verwies allerdings auf limitierte Sendezeiten, die einer inhaltlichen Umorientierung entgegenstünden. Begründet mit Publikumsstatistik sei der Bedarf nach Kulturberichterstattung „weit hinten angesiedelt“, wenngleich nach ORF-Gesetz die „österreichische künstlerische und kreative Produktion angemessen zu fördern“ sei. Hinsichtlich der Auslegung dieser Richtlinien übertrifft der ORF-Steiermark mit seinen Kulturproduktionen, so Sterbenz, alle anderen Landestudios – ausgenommen Salzburg mit seinen Festspielen –, allein der freien Szene seien hundert Beiträge im Jahr gewidmet, was besagten fünf Prozent entspricht. Nachdem Sterbenz die statistisch erfasste Zielgruppe des ORF mit „älter als 35“ beschrieb, stellte er den anwesenden Vertretern der freien Szene die Frage „Ist das das Publikum, das Sie erreichen wollen?“ – Einhellige Antwort „Natürlich!“.

Die Einstellung der Sendung Forum Radio Steiermark, nach Pensionsantritt von Redakteur Heinz Hartwig, begründete Sterbenz mit Rationalisierungsmaßnahmen, die nicht in seinem, sondern im Ermessen der Generalintendanz liegen. Ebenso wurden Literaturproduktionen stark eingeschränkt, man könne sich vielleicht eine einzige in diesem Jahr leisten und das hängt auch mit aktuellen Verrechnungssituationen zusammen, nachdem der ORF kaum mehr freie Mitarbeiter beschäftigt.

Die Entscheidung, welche Inhalte ins Programm aufgenommen werden, fällt in Redaktionskonferenzen unter Maßgabe des Sendeplatzes und der Breite des Angebotes, wobei Edgar Sterbenz einlenkt, „das sind schon mit Déjà-vu-Erlebnissen gepflasterte Wege, die man da geht – Carmen im heurigen Jahr, List-Halle ...“. Schließlich machte der Intendant das Angebot, Programmankündigungen auf die von 300.000 Nutzern frequentierte Homepage steiermark.orf.at zu stellen und bot Verlinkung an. Außerdem hält er den Vorschlag von den Kulturschaffenden selbst produzierte Beiträge in die Programme aufzunehmen für denkbar.

– Wenzel Mracek –

 

 

  Entwurf für ein „Steiermärkisches Kultur- und Kunstförderungsgesetz 2005“ liegt zur Prüfung vor


Mehrfach hat sich die Landeskulturreferentin LH Waltraud Klasnic in den vergangenen Monaten öffentlich für ein neues steirischen Kulturförderungsgesetz ausgesprochen. Die Evaluierungskommission des Landes unter Dr. Heimo Steps wurde im Jahr 2004 von der Kulturreferentin mit Zustimmung des Kulturbeirates mit der Erstellung eines Entwurfes betraut, der inzwischen als Antrag zu einer ersten Begutachtung dem Kulturunterausschuss des Landes vorgelegen ist.

Heimo Steps (li), Herbert Nichols-Schweiger

Markante Neuerungen dieses Entwurfes betreffen vor allem Bereiche der Förderung zur „Weiterentwicklung der Gegenwartskunst und der Gegenwartskultur“, darin enthalten ist etwa ein neuer Passus zur Berücksichtigung von Medienkunst. In einem jährlichen Kulturbericht, wie ihn inzwischen auch die Stadt Graz veröffentlicht, sollen alle Förderungen „in ihrer Gesamtheit und in ihrem Zusammenhang“ ausgewiesen werden. Der Landeskulturbeirat soll nun bei größeren Landesprojekten, wie beispielsweise dem Steirischen Herbst, ein Begutachtungsrecht haben und Stellung nehmen. Nach Beschlüssen soll der Landtag verpflichtet sein, diese Stellungnahme des Kulturbeirates in seine Begründungen aufzunehmen. Betreffend die Festsetzung von Fristen müssen Förderanträge binnen 14 Wochen mit einem begründeten Beschluss beantwortet werden. Der Kulturbeirat kann bei Bedarf und zu speziellen Fragen Fachbeiräte zuziehen.

Im Vergleich zum bestehenden wird das neue Kulturförderungsgesetz um den Bereich „Kunst im öffentlichen Raum“ erweitert, die nun nicht mehr allein auf direkte Anbindung an öffentliche Bauprojekte gebunden sein soll. Vorbild für diese Neuorientierung ist das in Niederösterreich schon geltende Landesgesetz. Der Kulturbeirat soll zudem eine Aufwertung erfahren und zu je einem Drittel von der Landesregierung, dem bestehenden Kulturbeirat und durch öffentliche Ausschreibung nominiert werden.

Die Sprecher der Evaluierungskommision, Herbert Nichols-Schweiger und Heimo Steps, wiesen anlässlich der Präsentation des Gesetzes vor Pressevertretern auf die Funktion des Landeskulturbeirates als „Mediator der Kunst- und Kulturschaffenden“ hin. „Kultur- und Kunstförderung wird seitens des Landes Steiermark nicht als Gnadenerweis“ betrachtet, „sondern als eine Vereinbarung, die einerseits von den Kulturschaffenden eine korrekte Abwicklung ihrer kulturellen Aktivitäten verlangt, andererseits transparente Entscheidungsgrundlagen und Verlässlichkeit seitens des Landes“. Die juristische Formulierung des Gesetzesentwurfes wurde vom Kompetenzzentrum für Kunst und Recht der Universität Graz unter Federführung von Prof. Dr. Armin Stolz und MMag. Margit Hasslacher vorgenommen.

Dem Prozedere zum Gesetzesbeschluss haftet aber ein nicht zu kleiner Wermutstropfen in Form eines zweiten Entwurfes der Landeskulturabteilung an, die ebenfalls mit der juristischen Formulierung des Papiers betraut ist. Divergenzen bestehen in der Vorgangsweise zur Nominierung des Kulturbeirates und im Bereich der Kunst im öffentlichen Raum. Trotzdem bleibt Herbert Nichols-Schweiger optimistisch: „Der Gesetzesbeschluss ist sinnvollerweise vor der Sommerpause des Landtages zu erwarten.“ Der Unterausschuss der Landesregierung ist mit der Beschlussfindung in Sachen Kulturförderungsgesetz wieder am 3. und 9. März befasst.

– Wenzel Mracek –

 

 

  Stadtmuseum: Kulturstadtrat Christian Buchmann will „den Schatz in der Altstadt heben“


Mit Beschluss des Gemeinderates vom 20. Jänner 05 wurde einer Neupositionierung des Grazer Stadtmuseums auf Antrag von Kulturstadtrat Christian Buchmann zugestimmt. Buchmann hatte im September vergangenen Jahres den interimistischen Leiter des Stadtmuseums, Kulturamtsleiter Peter Grabensberger, mit einer „Evaluation der Organisations- und Rechtsform sowie Neupositionierung des Stadtmuseums Graz“ beauftragt, die von Otto Hochreiter und der Infora Consulting Group Deutschland durchgeführt worden war.

Die Empfehlungen, die aus dieser Evaluierung hervorgehen, betreffen unter anderem eine neue „an formulierten Erkenntnisinteressen orientierte Gesamtkonzeption, die von der Sammlungspolitik über wissenschaftliche Konzeptionen bis zur aufeinander abgestimmten Präsentation von Schausammlung und Wechselausstellungen reicht“. Dazu kommt die vornehmliche und deutliche Positionierung als Museum für Stadtgeschichte.

Buchmann überlegt in seinem Entwurf für die Zweiteilung am Standort des Palais Khuenburg in einen kostenlos zugänglichen Bereich vom Keller bis zum ersten Obergeschoss inklusive Shop und Café und einen gegen Eintritt zugänglichen Bereich im zweiten Obergeschoß. Ein einheitliches Ticketsystem soll auch Anreiz zum Besuch des Garnisonsmuseums auf dem Schloßberg sein. Weiters sollen für die Stadtgeschichte wichtige Personen – KünstlerInnen und WissenschafterInnen – entsprechende Würdigung erfahren.

Zurzeit ist das Grazer Stadtmuseum ein so genannter „Eigenbetrieb“ der Stadt Graz. Als „am leichtesten administrierbar“ schlägt Buchmann – auf Empfehlung in der Hochreiter-Studie – als künftige Rechtsform eine GmbH vor, die nach dem Vorschlag des Stadtrates die weiter geführte Graz 2003-Organisations GmbH sein könnte. Buchmann erwartet damit den Wegfall für den Gründungsaufwand einer neuen GmbH und Synergien mit der Murinsel, die auf noch nicht näher erläuterte Weise „museumsextern“ genutzt werden könnte. Die ursprüngliche Idee, ein ominöses Bar- und/oder zum Teil auch Anlagevermögen in der Höhe von 1,941 Mio. Euro, über das die 2003 GmbH verfügen soll, in ein neues Stadtmuseum einfließen zu lassen, schien in besagtem Gemeinderatsantrag nicht mehr auf. Die zukünftige Leitung des Stadtmuseums wird neu ausgeschrieben werden, der bisherige Leiter Gerhard Dienes wird nach Auskunft von StR. Buchmann an der Bewerbung teilnehmen.

– Wenzel Mracek –

 


Besucherzahlen der Grazer Oper
Intendant Jörg Koßdorff freut sich über einen überaus erfolgreichen Spielzeitbeginn. Für den Zeitraum vom 01.09.2004 bis einschließlich 14.12.2004 kann eine Auslastung von über 80 % verzeichnet werden. Die Tendenz zum steigenden Publikumsandrang in der Grazer Oper zeigt sich auch in deutlich besser verkauften Abos. Absoluter Spitzenreiter ist das Erfolgsmusical Jesus Christ Superstar mit einer Auslastung von 99 %, gefolgt von Tosca (85 %), Der Wildschütz (76 %) sowie Fidelio (72 %). Das Kindermusical Pinocchio erfreut sich mit 81 % ebenfalls großer Beliebtheit.

 

 

„Die Verwirrungen des Zöglings Törless“
Das Jugendtheater Next Liberty zum Thema Mobbing


Die oft gelobte Kühnheit Musilscher Psychologie zeichnet bereits seinen ersten Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törless aus, der aus Robert Musils Erfahrungen als Kadett einer k. u. k. österreichischen Militärerziehungsanstalt hervorgeht. Die analytische Auseinandersetzung mit pubertären Zerwürfnissen und die Vergewaltigung des Individuums, vor allem aber die beispielhafte Beschreibung repressiver Machtverhältnisse stehen für die ungebrochene Aktualität des 1906 erschienenen Textes und zugleich für die visionäre Qualität im Vorfeld totalitär politischer Entwicklungen.

In der Dramatisierung von Thomas Birkmeir und in einer Inszenierung von Steffen Höld bringt das Jugendtheater Next Liberty Musils Zögling Törless nun auf die Bühne. Der Schüler Basini, dargestellt von Markus Hamele, wird von seinen Mitschülern Reiting (Sebastian Wendelin), und Beineberg (Johannes Schedl) des Diebstahls und Verstoßes gegen den Ehrenkodex der Anstalt bezichtigt, gequält und gedemütigt. Während sich Reiting als primitiver Sadist erweist, begründet Beineberg seine subtileren Methoden mit seiner wissenschaftlichen Studie über den „Wert“ des ehrlosen Basini. Törless (Helmut Pucher), zunächst interessierter Mitläufer, erkennt zu spät die sadistischen Neigungen seiner Kollegen, die inzwischen auch die anderen Mitschüler gegen Basini aufgehetzt haben.

Weil Next Liberty die Produktion des Zöglings Törless im Themenkreis Mobbing ansiedelt, sei an die mit dem in den 1990-Jahren entstandenen Begriff verknüpften Folgen wie Verlust des Selbstvertrauens, psychosomatische Beschwerden, Depressivität, Existenzängste u.a. erinnert, Symptome also, wie sie nicht anders durch psychische und physische Folter hervorgerufen werden. Die ursprüngliche Altersempfehlung für diese Inszenierung wurde von 14 auf 16 Jahre angehoben.

Weitere Vorstellungen im Februar: 10., 12., 15., 18. (in Graz) und 22. (auf Tour in Oberschützen); Die nächste Premiere im Next Liberty findet am 10. März mit Everlasting Love statt: Die großen Liebespaare der Weltliteratur erscheinen dem frisch verliebten Alex in einem Theaterfundus. Romeo und Julia, Hero und Leander, Tristan und Isolde, Philemon und Baucis, erzählen ihm ihre Liebesgeschichten.

– wm –

Informationen unter www.theater-graz.com

 

 

  Ausgezeichnete Autorinnen des Minna Kautsky-Literaturwettbewerbs für Grazer Frauen


Schon gute Tradition hat der von Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl initiierte und nach Minna Kautsky benannte Literaturwettbewerb. Zahlreiche Grazerinnen begaben sich auch heuer wieder auf literarische Entdeckungsreise unter dem diesjährigen Motto: „Verrückte Frauen – Graz(y) Ladies“.

Tatjana Kaltenbeck-Michl mit den Preisträgerinnen Ingrid Coss und Elisabeth Hödl >

Die Grazer Journalistinnen Helena Wallner, Claudia Gigler, Verena Illek, Sigrid Maurer, Elke Murlasits und Johanna Vucak bildeten die Jury und bewerteten die eingereichten Beiträge für den Frauen-Literaturpreis: In der Kategorie Lyrik konnte Ingrid Coss die Jury überzeugen; die Plätze zwei bis fünf belegten Ulrike Dubis, Gerlinde Hacker, Brigitta Ertl und Bea Zaunschirm.

Die Kategorie Prosa entschied Elisabeth Hödl für sich; gefolgt von Ingrid Gutmann, Veronika Bauer, Eva Scala und Kerstin Eberhard. Der Minna Kautsky-Literaturwettbewerb ist mit je 500.- Euro für die ersten Plätze dotiert.

„Die eingereichten Beiträge haben mich dieses Jahr tief berührt: Großartige, sehr persönliche Texte, klare gesellschaftspolitische Analysen und einfühlsame, authentische Beschreibungen weiblicher Wirklichkeiten machen die Stärke der Grazer Autorinnen aus!“, zollt Frauenstadträtin Kaltenbeck-Michl allen Teilnehmerinnen großes Lob.

 

 

  Wirtschaft als Partner der Kunst – styrian ART foundation


Als „in der Tradition des 1999 verstorbenen Rektors Josef Fink“ stehend versteht sich der kürzlich in Graz gegründete Verein styrian Art foundation. Wie der unermüdliche Künstler und Vermittler begreift sich auch die styrian Art foundation als innovatives Instrument der Präsentation und Vermittlung steirischer Gegenwartskunst, vor allem sollen Kontakte zwischen steirischer Wirtschaft und jungen KünstlerInnen initiiert werden.

Partner der Kunst: Johannes Koren, Edith Temmel, Edwin Knoll, Margret Roth

Die Obfrauen Margret Roth und Edith Temmel stellten als Hauptpartner die HYPO Landesbank Steiermark mit ihrem Vorstandsdirektor Edwin Knoll – zugleich Finanzreferent der Foundation – vor, die in Form einer Kulturpartnerschaft die Unterstützung für die nächsten drei Jahre garantiert. Ehrenobmann und Kurator Johannes Koren erinnerte an die von Josef Fink eingerichteten Künstlerklausuren in den Jahren 1968 bis 1996. Mit der Wiederaufnahme dieser Künstlerklausuren, erstmals in diesem Jahr vom 24. Juli bis zum 14. August im Stift Rein, soll jungen KünstlerInnen die Möglichkeit gegeben werden, im Kontakt mit arrivierten ihre Arbeiten zu entwickeln. Eingeladen sind neben anderen Siegfried Amtmann, Luis Sammer, Heinz Trentschak, Christian Eisenberger und Stefan Glettler.

Zudem avisiert sind eine Ausstellung der während der Klausur entstandenen Werke und ein Kunstmagazin.
Kontaktadresse der styrian Art foundation: Panoramagasse 16, 8010 Graz | T 0316-32 92 00 und www.styrianart.at

 

 

  „Wenn nichts im Kopf ist, kann man auch nichts fotografieren“ © Elfie Semotan im Landesmuseum Joanneum


Mit der Ausstellung © Elfie Semotan, ab 17. Februar, zeigt das Bild- und Tonarchiv am Landesmuseum Joanneum die erste Personale der Grande Dame der österreichischen Modefotografie in Fortsetzung des groß angelegten Themas Mode und den Ausstellungen Dress Code oder der Fotografien von F. C. Gundlach.

< Liegendes Mädchen für View on color 1996
Im Gespräch: Peter Pakesch, Elfie Semotan, Norbert Mayer >

Die vormalige Modedesignerin Elfie Semotan arbeitet seit den 1970er Jahren als Fotografin in der internationalen Modebranche, vor allem jedoch mit Helmut Lang. Ihre Arbeiten werden in allen renommierten Modejournalen, wie Vogue, Elle, Marie Claire und New Yorker Magazin, veröffentlicht. Wirkliches Aufsehen erregte Semotan zu Ende der 1970er Jahre mit der inzwischen legendären Palmers-Plakatserie „Trau dich doch“. Weitere Werbekampagnen für den Getränkehersteller „Römerquelle“ und das Pelzhaus „Liska“ folgten.

In Erinnerung ist noch die vielfach ambivalente Rezeption der Palmers-Serie, vor allem von Seiten feministisch engagierter Kritikerinnen, die den Intentionen der Fotografin aber keineswegs entspricht. Bei ihrer Arbeit liegt Semotan besonders die Würde der Frauen am Herzen; mit intensiver Kommunikation während des Shootings versucht sie, sozialen Kontakt zu ihren Modellen aufzubauen und damit deren Individualität und persönliche Qualitäten zu betonen. Jedes Modefoto von Elfie Semotan ist somit auch ein Porträt der dargestellten Person. Im Vorfeld der Ausstellung führten Intendant Peter Pakesch und Norbert Mayer (Die Presse) ein Gespräch mit der Fotokünstlerin, in dem sie das Phänomen Mode als „Mittel, sich selbst zu interpretieren und zugleich seine gesellschaftliche Position zu demonstrieren“ bezeichnete. Zu Komposition der Fotografien und Inszenierung am Set: „Zwischen drei Modellen und mir als vierter Person entwickelt sich eine Stimmung, die ich zu lenken versuche.“

Im Kontext der bildenden Kunst soll die Ausstellung © Elfie Semotan ihre Interpretation kunsthistorisch bedeutender Werke von Raffael, Matisse oder Giorgione im Medium der Fotografie zeigen, zum anderen waren Semotans Fotografien Anlass für Zeichnungen und Gemälde von Martin Kippenbergers Serie Flowers.

Die Arbeiten von Elfie Semotan sind vom 17. Februar bis zum 1. Mai im Landesmuseum Joanneum, Neutorgasse 45 in Graz zu sehen.
Informationen zur Ausstellung unter T 0316–8017 – 9413 und www.museum-joanneum.at

– Wenzel Mracek –

 

 

  „Ich habe meine Vision, meine Ideen, aber kämpfen muss ich auch dafür“ Die Grazer Musik-Institution StockwerkJazz existiert nun schon seit mehr als 10 Jahren. Mit Musikern wie Archi Shepp, Mal Waldron und vielen anderen mehr sorgt (Pro)Motor Otmar Klammer immer wieder für Glanzlichter am Grazer Jazzhimmel. Mit Otmar Klammer sprach Katharina Gabalier für KORSO.


Im Dezember feierte StockwerkJazz seinen zehnten Geburtstag mit einem Jubiläums-Konzert, im Januar 2005 fällt die Entscheidung, alle Konzerte bis Ende April abzusagen. Welche Ursachen gibt es für diese Entscheidung und die daraus resultierende Pause?

Es gab ein großes, sehr dichtes Zehn-Jahres-Programm das sich über den ganzen Herbst hinweg gezogen hat und in den Januar und Februar 2005 hineingereicht hätte, mit dem habe ich mich ein bisschen übernommen. Altlasten und ein paar unvorhersehbare Flops, gerade mit Konzerten, die normal immer eine Woche im Voraus ausverkauft gewesen wären, setzten mir zu. Bis zum Schluss habe ich versucht Geld aufzustellen um die Sache zu retten. Bevor ich jedoch fahrlässige Krida begehe - wofür es momentan namhafte Beispiele in ganz anderen Größenordnungen gibt, die nach dem Motto agieren „das wird schon irgendwer richten“ - musste ich alle Konzerte absagen und versuchen, das Budget zu konsolidieren.

StockwerkJazz ist Teil des JazzKartells, stimmt diese Konstellation und wie sieht die Subventionssituation aus?

Das sind grundsätzlich zwei verschiedene Paar Schuhe. JazzKartell wurde im Herbst 1998 als Reaktion auf die Installation des Jazzsommers und derartige Gratisspektakel gegründet. Wir versuchen gemeinsam rationeller zu arbeiten und haben unter anderem das Jazzclub-Festival, welches jedes Jahr im März stattfindet, ins Leben gerufen. Dafür bekommt das JazzKartell von Stadt und Land eine Subvention, die indirekt natürlich den Mitgliedern zugute kommt. StockwerkJazz erhält wie jeder andere Jazzclub in dieser Stadt auch eine Subvention, die zum Sterben zuviel und zum Leben zuwenig ist. So hantelt man sich von einem Monat zum anderen auf den Verdacht hin durch, dass diese Subventionen irgendwann fließen werden. Ein Programm zu machen, Rechnungen zu begleichen ohne zu wissen ob, wie viel und wann für das laufende Programm Geld kommt, ist ein irrsinniger Spießrutenlauf und eine ewige Gradwanderung von der ich endlich weg will.

Wie sehen Sie die Wertschätzung Ihrer Arbeit seitens der Kulturpolitik?

Vom Land Steiermark, von ganz oben, gibt es keine Wertschätzung. Von Heimo Steps schon, der so irgendwie ein Enfant terrible ist als Schaltstelle zwischen Kulturbetreibenden und Waltraud Klasnic als Kulturreferentin, aber seine Möglichkeiten sind begrenzt. Seitens der Stadt Graz funktioniert es deutlich besser: Helmut Strobl hat seinerzeit für den Jazz in dieser Stadt sehr viel bewirkt. Mit Stadtrat Christian Buchmann und Kulturamtsleiter Peter Grabensberger funktioniert es leidlich gut. Im Dezember sind wir gemeinsam nach Wien gefahren, weil ich ihnen anhand des Porgy & Bess zeigen wollte, wie ein professioneller Jazzclub in Graz funktionieren könnte. Ich verspreche mir etwas davon, denn sie werden darüber nachdenken und auch im Kulturbeirat soll es diskutiert werden. Im Übrigen habe ich für die letzte Saison vom Bund null Euro bekommen, der stellt sich taub.

Gibt es schon Vorstellungen für ein zukünftiges Programm und wie geht es mit StockwerkJazz weiter?

Bis Ende April finden ein paar Konzerte statt, die das Budget des Vereins in keiner Weise belasten, denn zum Glück stehen mir Freunde und Bekannte der Branche bei, damit StockwerkJazz in dieser Zeit nicht einschläft. Ab Mai wird das Programm bis Saisonende knapper, sparsamer ausfallen und im Herbst, wenn alles hoffentlich erledigt ist, möchte ich mit einem neu überdachten Konzept fortsetzen.

Donnerstag, 13. 02: Dragan Tabakovic Quartet (BiH). Am 16. 02., 18:00 Uhr: rosarot & himmelgrau, Ausstellungseröffnung: Arbeiten aus dem Atelier Jugend am Werk, Musik von ORIGO. Am 17. 02.: Marianne Mendt & Band (A). Am 23. 02: Bernie Mallinger Open (A). Am 13. März: Trio Culpo (F). Alle Konzerte beginnen um 20:00 Uhr im Stockwerk am Jakominiplatz in Graz.

Kartenvorverkauf: „Die Eintrittskarte“, Mondscheingasse 4
Weitere Informationen unter T 0316-821433 und http://stockwerkjazz.mur.at

 

 

  Soundportal – Nummer 1 in Graz


Das junge Grazer Privatradio Soundportal erreicht beim Radiotest für das 2. Halbjahr 2004 mit einer Tagesreichweite von 6,8% sowie einem Marktanteil von 6% in Graz und Graz- Umgebung das beste Ergebnis seit Bestehen (25. Sept. 2000) und ist damit die Nummer 1 in dieser Region. Der Marktanteil ist fast gleich hoch wie die Tagesreichweite, was beweist, dass Soundportal lange gehört und nicht kurz eingeschalten wird.

Seit 11. November sendet das Soundportal vom Grazer Plabutsch und hat dadurch die technische Reichweite und die Empfangbarkeit deutlich verbessern können. „Radio Soundportal sieht sich in seinem eigenständigen Weg absolut bestätigt“, so Geschäftsführer Mag. Werner Kiegerl. Weiterhin wird auf Konstanz und klare Positionierung als junges, zeitgemäßes Radio für Graz (auf 97,9 FM) und Hartberg (102,2 FM) gesetzt – mit eigenständigem Musikformat, vollständig eigenproduziertem Programm sowie jeder Menge Soundportal-Events (z. B. im Arcadium und im p.p.c) für die Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.

Kontakt: www.soundportal.at

 

 

  Obsession – Zuwachs in der Frontline


Bandleader Johannes Hödl hat alle Vorkehrungen für noch mehr Jazz, noch mehr Party und noch mehr Gigs getroffen. Zur Stammbesetzung mit dem kongenialen Sängerduo Jelena Bukusic und Marco Schelch gibt es ab 2005 auch ein „Obsession-Power Project“ mit vier Sängern: die 22jährige Marina Zettl und der stimmgewaltige Dejan „Denny“ Djukanovic verstärken auf Wunsch zu bestimmten Anlässen die Band. Im Programm gibt es dann beispielsweise auch Musik von „Manhatten Transfer“, „New York Voices“ und ABBA. Neben den Zuwächsen gibt es auch eine Umbesetzung: Der Kontra- und E-Bassist Ewald Prügger ersetzt die bisherige Obsession-Bassistin Carina Schiefer.

(v.l.n.r.) Jelena Bukusic, Marco Schelch, Marina Zettl, Dejan Djukanovic

Informationen unter Tel. 0676-6507029 und www.obsession.adlmannpromotion.at

 

 

  Bewegte und bewegende Bilder – „Now’s the time“ und Michel Majerus „Installationen 92-02“ in Kunsthaus und Medienturm Zentral


In einer erstmaligen Kooperation mit dem Medienturm Zentral zeigt das Grazer Kunsthaus noch bis zum 13. Februar Videoarbeiten von 23 internationalen Künstler-Innen unter dem Titel Now’s the time. Der für die Gegenwartskunst vielleicht markantesten Technik des Samplings als einer Entwicklung, deren Anfänge in Collage und Montage zu Beginn der Moderne zu suchen sind, nähert sich die von Sandro Droschl kuratierte Ausstellung über Beispiele von Doug Aitken (US) Thomas Baumann (A), Michel Majerus (D), Sarah Morris (UK) und anderen an. Diese Montage audiovisuell wird über eine raumadäquate Installation von drei Projektionsflächen im Space02 des Kunsthauses transportiert, wobei etwa Videos wie das der in Wien ansässigen Franzosen N.I.C.J.O.B. eine akustische Synchronisierung von drei getrennt ablaufenden, unterschiedlichen Filmen erfahren. Der Schweizer Christoph Draeger entwickelte aus dem Originalmaterial des legendären Italowesterns Spiel mir das Lied vom Tod eine nun auf drei Ebenen geteilte komprimierte Fassung des finalen Showdowns zwischen Henry Fonda und Charles Bronson: Während die Kontrahenten einander quasi über den Space02 mit Blicken fixieren, erinnert gleichzeitig die Schlüsselszene des Films an den Grund des Duells.

Now’s the time > < Michel Majerus, Katze, 1998

Im benachbarten Medienturm Zentral, Josefigasse 1, ist die längerfristig, nämlich bis zum 5. März, angelegte Begleitausstellung zu sehen. Das Montage-Prinzip wird hier nicht allein an Videos vorgeführt wie dem sehenswerten, in seiner in Kamerasicht und Schnitt Videospielen nachempfundenen Brilliant City der britischen Formation D-Fuse. Die Nähe zur vormaligen Collage zeigt sich in Tafelbildern von Gerwald Rockenschaub oder der Installationen von Alexander Györfi China Girl und I’ll give you television.

Thematisch vergleichbare Phänomene, speziell der Weiterbearbeitung medial vermittelter Bilder der Alltagskultur aber auch der Kunstgeschichte, sind bezeichnend für das Werk des vor drei Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Michel Majerus. Das Kunsthaus widmet der Malerei Majerus’ eine groß angelegte Ausstellung im Space01, die am 11. Februar eröffnet wird und bis zum 16. Mai zu sehen ist, gestaltet von Günther Holler-Schuster und Peter Pakesch.

Vor allem die Aneignung, das Sammeln visueller Codes, die einem Lebensgefühl der 1990er-Jahre entstammen, charakterisieren die Inhalte der Arbeiten. Dominante Themen sind Digitalisierung und Techno oder allgemeiner die Phänomene des Oberflächentauchens, die gemeinhin als Lifestyle bezeichnet werden. Majerus greift in diesen Fundus, überträgt die destillierten, transformierten und gesampleten Zeichen in die Malerei und stellt das nicht kaputt zu kritisierende Medium damit den so genannten Neuen Medien gegenüber. Durch die riesigen Formate und speziell in der kritischen Architektur des Kunsthauses erfährt die Malerei des Michel Majerus eine Sonderstellung zwischen weiter interpretierter Pop Art und Installation, nicht zufällig also der Ausstellungstitel Installationen 92-02.

Informationen unter www.kunsthausgraz.at und www.medienturm.at

– Wenzel Mracek –

 

 

  Was vom Kulturhauptstadtjahr blieb – Versuch einer Bilanz ein Jahr danach


Um es vorweg festzuhalten: Natürlich hat das Kulturhauptstadtjahr seine Spuren nicht nur im Stadtraum hinterlassen, als da sind die Murinsel, der Marienlift, die Fassade der ehemaligen 2003-Zentrale, ein Metallstück vom Uhrturmschatten im Gastraum des Mohrenwirts, die noch bestehende 2003-Betriebs-GesmbH mit einem Vermögen von 1,9 Mio. Euro, von denen Kulturstadtrat Christian Buchmann zu erzählen weiß und die persönliche Erfahrung, dass der 2003-Presseausweis zumindest in Wiener Privatmuseen noch immer Türen zu öffnen vermag. Wie weit diese Relikte einer erhofften Nachhaltigkeit gleichkommen und ob sich Graz infolge 2003 einen neuen Namen gemacht haben könnte, versuchte die Akademie Graz in Kurzreferaten, ergänzt durch Publikumsstimmen im großen Minoritensaal nachzugehen.

Es referierten zum Thema allerdings nicht etwa Wolfgang Lorenz (vormals Intendant), Eberhard Schrempf (vm. Geschäftsführer), Kulturstadtrat Buchmann, Bürgermeister Nagl, Vertreter von Tourismusgesellschaft oder Kulturservice GmbH, auch der geladene Frido Hütter (Kleine Zeitung) war operationsbedingt verhindert, hatte aber schriftlich einige Fragen übermittelt. Am Podium also saßen (von links) Thomas Trenkler (Der Standard), Moderator Heinz Hartwig, IG Kultur-Sprecher Michael Petrowitsch und Gottfried Jesernik (GF Jazzsommer).

Thomas Trenkler, Heinz Hartwig, Michael Petrowitsch, Gottfried Jesernik >

Trenkler beschrieb die Attraktivität von Graz aus der Sicht des auswärtigen Kulturredakteurs als im Grunde trist, „auch der Steirische Herbst war ein matter ... Das deutschsprachige Zeitungsarchiv der APA umfasst 41 in- und ausländische Tageszeitungen. Unter den Stichwörtern Graz Kultur fanden sich 2002 3103 Einträge, im Kulturhauptstadtjahr 6444 und für das Jahr 2004 bestehen 4965 Einträge.“ In der Analyse der Zusammensetzung dieser Zahlen sieht Trenkler eine Tendenz, nach der inländische Zeitungen weniger Interesse an Graz zeigen als ausländische (Deutschland, Schweiz), fragt sich aber, wie lange dieses insgesamt im Schwinden begriffene Verhältnis noch anhalten mag, nachdem es inzwischen „kaum relevante Inhalte mehr gibt: Dem Logo Kulturhauptstadt fehlt die Produktwahrheit“. Ausnahmen und nach wie vor Beachtung allerdings fänden Institutionen wie Joanneum und Styriarte oder Steirischer Herbst.

Und ex! Aus Sicht 2005 macht 2003 genau 02: Vorbei! >

Gottfried Jesernik fühlte sich in der Abwicklung des Jazzsommers durch das 2003-Programm behindert und glaubt, dass gegenüber 2003 im vergangenen Jahr bessere Veranstaltungen durchgeführt wurden.

Michael Petrowitsch resümiert, dass vor allem Politiker sich das „Taferl Kultur“ zwar gerne umhängen, wenn es darum geht, Nachhaltigkeit zu sichern, „sind wir in der Steiermark offensichtlich nicht fähig dazu“ und glaubt die Ursache in einem politischen Hickhack auszumachen. Nachhaltigkeit entdeckt Petrowitsch im jüngst von Markus Wilfling gestalteten Geschenkpapier einer gutbürgerlichen Geschirrhandlung. Als „vergeigt“ bezeichnete er die Möglichkeit, im Windschatten von 2003 eine Akademie für bildende Kunst in Graz zu initiieren, um Graz als attraktiven Austausch- und Produktionsstandort für bildende Kunst zu etablieren, ebenso und zunehmend schlechter sei es um die Geisteswissenschaften bestellt.

– Wenzel Mracek –

 

 

  Fotografische Gegenprüfung und Gegenprüfung der Fotografie – In der Camera Austria

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Die Beziehungen zwischen Kunst, ihren Handlungsfeldern und die Interaktionsweisen von Künstler-Innen angesichts eines universellen – und angeblich demokratisierten - Marktes elektronisch gestützter Bildproduktions- und Reproduktionsmedien untersucht die Ausstellung Double Check in der Camera Austria im Grazer Kunsthaus. Marina Grcinic und Walter Seidl haben 16 KünstlerInnen und Künstlergruppen eingeladen, im weitesten Sinn fotografische Beispiele für Ansätze im Umgang mit dem Medium als Perzeptions- oder Reflexionsinstrument. Themen wie Autorschaft, Inszenierung, Performance und Simulation bilden den Kontext der versammelten Arbeiten oder einfach die Frage, ob es ist, was es zu sein scheint.

Die romantische Idylle der von Carlos Aires fotografisch festgehaltenen Waldlichtungen der Serie The Enchanted Woods in üppig barock wirkenden Rahmen gibt ihr Geheimnis ohne erklärende Unterstützung des Autors nicht preis: Die menschenleeren Märchenszenarien sind in Wirklichkeit Treffpunkte der Brüsseler Schwulenszene, die Rahmen sind billige Abgüsse aus Kunststoff.

Carlos Aires: The Enchanted Woods >

Petra Gerschner zeigt in einer Serie eine Frau in Burka in offenbar europäisch urbanen Szenarien. Neben den so dargestellten traditionellen Differenzen muss auch die Frage nach Identität in vielfachen Beziehungen gestellt werden. Die Gruppe IRWIN gibt sich in ihren Inszenierungen als die Darstellung ihrer in den 60er und 70er-Jahren aktiven Kollegen OHO. Eine der vielleicht interessantesten Positionen bringt die Gruppe Weekend Art, die seit 1995 jeden Sonntag auf einem Berg nah Zagreb Performances gibt – ohne Publikum, nur vor der Kamera. Hallelujah the Hill ist in einer Unzahl von Fotografien dokumentiert, eine Auswahl davon in der Ausstellung zu sehen. Oliver Resslers ökonomie- und globalisierungskritischen Arbeiten zeigen eine Bildreihe von Geschäftsfassaden in Genf – neben der vorrangigen inhaltlichen Relevanz, formal nach Kriterien der Seriellität entsprechend – , die zum Schutz vor Demonstranten mit Brettern verschalt sind. Die entscheidenden Markennamen und Firmenlogos verschwinden damit aber auch.

Double Check ist bis zum 20. März zu sehen, weitere Informationen unter www.camera-austria.at

– wm –

 

 

 

The very best ballads of Leo Kysèla


Momente leiser Töne, begleitet von akustischen Instrumenten und vorgetragen von einer „Stimme, die im deutschsprachigen Raum vielleicht einmalig ist“ (wie die Süddeutsche Zeitung meinte, deren Berichterstattung sich selten in Superlativen ergeht) … das erwartet ZuhörerInnen ab 10. Februar jeden Donnerstag ab 20.00 im Café Pro&St, Rechbauerstraße Ecke Gartengasse in Graz.

Das Programm umfasst Kysèla-Klassiker wie „New Orleans Waltz“, „Demon“ oder „Love set me free“ und herausragende, ungewöhnliche Interpretationen weltbekannter Songs von U2 („In a little while“), Lou Reed („Walk on the Wild Side“), Ray Charles („Georgia on my mind“), Bob Dylan („Blowing in the wind“) u.a. Weitere Termine: 17., 24. Feb. und 03., 10., 17., 24. März.

Informationen unter T 0699–1000 32 82 oder www.soul.at

KORSO verlost in Zusammenarbeit mit dem Künstler drei Kysèla-CDs („the band / live) beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

American Splendor - Die kleinen Katastrophen und der Rest des normalen Lebens im KIZ


Harvey Pekar (Paul Giamatti) ist als Hilfskraft im lokalen, öffentlichen Krankenhaus beschäftigt. Nicht gerade der anspruchsvollste Job, das Beste daran ist noch die gesicherte Pension. Doch für den schrulligen Harvey ist die Konstellation perfekt, weil sie ein tolerantes Umfeld bietet, in dem sich auch andere Angestellte mit den unterschiedlichsten Ticks tummeln. Mit seinen Arbeitskollegen unterhält er sich über alles Mögliche, von Rock’n’Roll und dem Zerfall der amerikanischen Kultur bis zu neuen Geschmacksrichtungen für Gummidrops.

Zu Hause verbringt Harvey – wie wir alle – seine Zeit mit Lesen, Plattenhören und dem Schreiben von Artikeln über Jazz oder Literatur. Seine Wohnung ist bis obenhin mit Büchern und LPs vollgestopft. Regelmäßig durchstöbert er die Flohmärkte von Cleveland nach mehr und jeder 25- Cent-Fund, den er macht, erhellt sein Dasein.

Auf einem dieser Flohmärkte trifft Harvey auf Robert Crumb (James Urbaniak), einen Musikenthusiasten und Zeichner von Grußkarten. Harvey lebt sein Leben der kleinen Katastrophen weiter, während Crumb für seine Underground Comics langsam international bekannt wird – wie wir alle nicht. Von der Idee besessen, dass Comic auch anerkannte Kunstform für Erwachsene sein kann, entscheidet sich Harvey, seine eigene Sorte Comic-Hefte zu machen. Als Bewunderer naturalistischer Schriftsteller wie Theodore Dreiser, beginnt er eine unsentimentale Aufzeichnung seines eigenen Lebens in der Arbeiterklasse. Ein Selbstporträt mit „Warzen und allem“. Crumb ermutigt ihn dabei und illustriert einige seiner Geschichten. 1976 veröffentlicht Harvey die Nummer 1 von „American Splendor“.

„American Splendor“ von Harvey Pekar war das erste autobiografische Comicbuch und hat den Grundstein für ein ganzes Genre gelegt. Ein Comicbuch über nichts mehr und nichts weniger als das, was im Leben eines Mannes so alles passiert, war nie vorher dagewesen. So originell und zu nichts verpflichtet wie seine Buchvorlage ist auch der Film American Splendor. Er ist eine formale Mischung aus Adaption, Biografie, gezeichneten Passagen und Dokumentarfilm. Indem dokumentarische Ausschnitte und Interviews in den Film eingebaut sind, kann man nicht nur einen Blick auf den echten Harvey Pekar werfen, der Film weckt auch das Interesse an den typischen Alltagsdingen, die seine Bücher so prägen.

Ein Film von Shari Springer Berman und Robert Pulcini, 101 Min. Mit Paul Giamatti, Hope Davis, Harvey Pekar himself. American Splendor wurde im Jahr 2003 in Sundance, Cannes und Deauville prämiert.

Im Februar im KIZ Augartenkino, Friedrichgasse 24, 8010 Graz | T (0316) 82 11 86.

KORSO verlost in Kooperation mit dem KIZ Augartenkino 5 x 2 KIZ-Eintrittskarten beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

  DIAGONALE „ ... und alle dürsten nach Liebe“


… ist der Untertitel von „Nocturno“, einem der Filme von Gustav Machaty, dem die DIAGONALE 05 zusammen mit SYNEMA eine Personale widmet. Alle Filme des gebürtigen Tschechen umkreisen das Begehren. Mit dem Untertitel des Filmfestivals lässt sich auch das wieder hergestellte Verhältnis zum Bund und dem zuständigen Staatssekretär Morak beschreiben. Die DIAGONALE 2005 wird mit ihrem Budget von ca. 1,2 Millionen Euro wieder auf dem Stand von 2003, vor Ausbruch der kulturpolitischen Turbulenzen, sein. 55% der Summe zahlt die Öffentliche Hand – Bund, Länder, Stadt – ,15% kommen von anderen Institutionen und Verbänden, 25% werden durch Sachleistungen und Sponsorgelder gedeckt. Die letzten 10% hofft man durch Karteneinnahmen herein zu bekommen.

Crash Test Dummies >

Ausgerichtet wird das DIAGONALE-Programm von einem neuen Team, bestehend aus Birgit Flos (Intendanz, Programm), Robert Buchschwenter (Produktion) und Georg Tillner (Finanzen) in der Zeit vom 14. bis 20 März in Graz. Das Team hat sich gegen durchaus namhafte Mitbewerber wie Mercedes Echerer oder Franz Grafl durchgesetzt und setzt im Prinzip auf das bewährte, bekannte Konzept der DIAGONALE. Neu ist die Absicht, auch das Jahr über mit Veranstaltungen für den Film zu arbeiten und in der Diktion zeichnet sich verstärkt der Trend zum theoretischen Diskurs, zu „gender politics“ und noch vielfältigeren Formen der Medienarbeit mit einem emanzipatorisch-gesellschaftspolitischem Ansatz ab. Die Entwicklung ist logisch bei einer Intendantin, die von der Theorie her kommt. Birgit Flos hat Komparatistik – so etwas wie der Zehnkampf in den Literaturwissenschaften – auf der Universität von Columbia studiert, und neben ihrer Lehrtätigkeit in Wien und Berlin auch für das Ö1-Magazin „Synchron“ und für die mittlerweile wieder entschlafene Zeitschrift „Meteor“ geschrieben. Die Zurücknahme konkreten Filmemachens zugunsten des Gesellschaftspolitischen und Diskursiven zeichnet sich insofern ab, als dieses Jahr kein Regisseur „zum Anfassen“ eingeladen wird. Dafür gibt es ein Spezialprogramm „Filmproduktionen in der Türkei“ das von der Istanbuler Filmhistorikerin Alin Tasciyan kuratiert wird – die Ergänzung zur aktuellen EU-Politik.

Film konkret gibt es auch bei „Schnitt/Montage/Editing“. Neben zwei Impulsreferaten von Schnittspezialisten – eines von Denise Vindevogel, der Cutterin von Saupers „Darwins Nightmare“ – werden Schnittstrategien des aktuellen DIAGONALE-Programmes zur Diskussion gestellt. Zentrum der DIAGONALE bleibt natürlich das Auswahlprogramm, das den gegenwärtigen Zustand des Österreichischen Films beschreibt. Eröffnungsfilm ist „Crash Test Dummies“ von Jörg Kalt am Montag, 14. März, in Anwesenheit des Regisseurs und der HauptdarstellerInnen in der List-Halle.

Aus der Steiermark stammen mehrere Filme, von denen der (bis jetzt) bekannteste „Sechs Tage und die Mopedfrau“ von Alfred Schwarzenberger ist, der bereits erfolgreich im Kinozentrum Rechbauer lief. Der Kurzspielfilm „Wie Schnee hinter Glas“ von Jakob M. Erwa beschreibt tragikomisch wie der zehnjährige Jonas seinen abwesenden Vater idealisiert.

„Letterbox “ von Christian Ursnik ist ein siebenminütiger Film im Film, der in jeder Einstellung ein Fernsehgerät zeigt, auf dem eine durchgehende Sequenz aus Vincent Gallos Film „Buffalo 66“ zu sehen ist - umgekehrtes Zapping. Curt Faudon erzählt in seinem neuesten Thriller „Tödlicher Umweg“, wie der junge Schauspieler Adrian auf der Fahrt zum Casting eine geheimnisvolle Schöne kennen lernt und in eine tödliche Verschwörung verstrickt wird.

Und von Michael Pilz schließlich sind zwei meditative Arbeiten über den 2003 verstorbenen, aus Graz stammenden MANUSKRIPTE-Autor Helmut Eisendle zu sehen. „Helmut Eisendle, Schäffergasse 1“, bereits 1998 entstanden, und „Memories of you 7 December 2003“ ist ein filmisches Requiem für den bedeutenden Schriftsteller mit Musik von Charles Mingus und Akkordeonspiel von Eisendles (inzwischen ebenfalls verstorbener) Frau Lisi Mössler.

– Willi Hengstler –

 

DIAGONALE 2005 Festival des österreichischen Films – 14. bis 20. März 2005 in Graz

Österreichische Spiel- und Dokumentarkinofilme des vergangenen Jahres, zahlreiche Premieren sowie eine Auswahl der besten Kurz-, Avantgarde-, Animationsfilme/-videos. Royal English Cinema, Schubertkino, augartenkino kiz, Filmzentrum im Rechbauerkino. Festivalzentrum: Palais Thienfeld.

Info und Karten: 0316 – 83 66 61-11 ab 5. März 2005. DIAGONALE-Box, Färberplatz, 8010 Graz. www.diagonale.at

Die Gewinnfrage beim KORSO-Kulturquiz lautet diesmal:
Wer führte beim Eröffnungsfilm der DIAGONALE 2004 Regie?

  • Barbara Albert
  • Michael Haneke
  • Götz Spielmann

Zu gewinnen: 5 x 2 Karten für DIAGONALE Filme nach Wahl.

 

 

  Zeichnen im Raum – Fritz Panzer in der Neuen Galerie


Ein Beispiel für die Unmöglichkeit, Realität in der Fotografie abzubilden: Was wie die in seinen Konturen festgehaltene Zeichnung eines Lastkraftwagens erscheinen mag, ist in Wahrheit eine Drahtskulptur im Maßstab 1:1, die in den Räumen der Neuen Galerie zu schweben scheint. Schließt man vor dieser Skulptur stehend ein Auge, fällt der optische Stereoeffekt aus, die Raumtiefe wird aufgehoben und die Skulptur wird scheinbar wieder zur Zeichnung. Fritz Panzer, dessen Arbeiten hier in einer von Christa Steinle kuratierten Personale zu sehen sind, übertrug diese Straßenszene, die er eines Tages um 14.30 Uhr - so auch der Titel - gesehen hatte, in Zeichnungen und diese wiederum sind Basis für die filigrane und aufwändige Drahtskulptur. Panzer definiert das räumliche Gebilde in seinen Konturen als zeichnete er im Raum.

Fritz Panzer vor: 14:30, 2004, Drahtskulptur, Straßensituation im Maßstab 1:1 > < Ohne Titel, 2004, Öl, Tempera, Tusche auf Karton, 23 x 32 cm

Der 1945 in Judenburg geborene Absolvent der Meisterklasse von Albert Paris Gütersloh an der Akademie der bildenden Künste in Wien zeigte früh Interesse an informellen und tachistischen Tendenzen in der Malerei, machte sich während eines Aufenthaltes in New York ab 1966 mit der Pop Art vertraut und entwickelte in der Folge eine zunehmende Tendenz zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Welt der Gegenstände, interessiert an den plastischen Arbeiten von Claes Oldenburg und George Segal. 1970 zeigte Panzer einen ersten Prototyp seiner Kartonskulpturen im Schloss Eggenberg und im folgenden Jahr eine komplette Zimmereinrichtung aus Karton im Forum Stadtpark, die anlässlich der aktuellen Ausstellung in Replik zu sehen ist.

Entsprechend dem Titel Das Dilemma der Dinge in Malerei, Plastik und Skulptur führt die Ausstellung anhand von vier Werkblöcken – Malerei, Zeichnung, Karton- und Drahtskulptur – durch Panzers virtuose Verfahren der Übersetzung von Alltagsobjekten, Interieurs, Architekturfragmenten und Landschaftsausschnitten in die Kunst. Raum und Plastik werden zu Motiven der Malerei, wenn Panzer etwa eine Wotruba-Plastik in lasierenden Bronzetönen ins Bild setzt, ähnlich ein Dach- und ein Altarfragment, ähnlich aber auch eine Leber – vorrangig bleibt die Darstellung des Raumes in der Malerei. „Mit Farbe bauen“ nennt Gertrude Celedin die Malweise Fritz Panzers im zur Ausstellung erschienenen Katalog mit weiteren Beiträgen von Christa Steinle, Otto Mauer, Brigitte Huck, Günther Holler-Schuster, Elisabeth Fiedler u.a., der in der Bibliothek der Provinz erschienen ist.

Das Dilemma der Dinge ist bis zum 28. März zu sehen. Informationen unter www.neuegalerie.at

– Wenzel Mracek –

 

 

  List-Halle: Den Abgang deckt die öffentliche Hand


In seiner Dezemberausgabe hat KORSO ausführlich über die Kalamitäten des steirischen herbst mit der List-Halle berichtet; nun ist’s auch amtlich: „Der Betrieb der List-Halle stellt sich wirtschaftlich deutlich ungünstiger als in der seinerzeitigen Feasibility Studie von „Graz 2003“ dar; aufgrund des bestehenden Vertragswerkes ist mit einem jährlichen Abgang von E 550.000,-- bis inklusive 2012 zu rechnen“, heißt es in einem Bericht der Finanz- und Vermögensdirektion und des Kulturamtes an den Gemeinderat. Die Erkenntnis kommt spät; der herbst musste entschuldet werden, er hat nun eine zusätzliche Subvention (1/3 Stadt, 2/3 Land) in eben der Höhe des jährlichen Abgangs bis zu jenem Zeitpunkt (2012) zugesagt bekommen, an dem die Halle an den Eigentümer AVL List zurückfällt.

In der Landesregierung hat LR Kurt Flecker darauf bestanden, den Eigentümer nicht völlig aus der Pflicht zu entlassen: Auf sein Betreiben haben Stadt und Land beschlossen, die Verträge mit der AVL rechtlich zu prüfen und zumindest Verhandlungen mit der AVL mit dem Ziel zu führen, das Unternehmen zu einem Beitrag zur herbst-Sanierung zu bewegen. Flecker zu KORSO: „Wenn man sich die Verträge ansieht, dann muss man den fatalen Eindruck gewinnen, dass hier eine Laienspieltruppe – nämlich der steirische herbst und das Land Steiermark – mit einem Profi verhandelt hat.“ Zu begrüßen sei die längst überfällige Neukonstruktion des herbst (Stadt und Land übernehmen nun jeweils ein bzw. zwei Drittel der steirischer herbst Veranstaltungs GmbH, der Verein wird von der wirtschaftlichen Leitung entbunden), damit sei endlich eine rechtlich einwandfreie Konstruktion gefunden.

– cs –

 

 

  ZULM (V)
Fortsetzung von Willi Hengstlers Indien-Krimi „Zulm“


Was bisher geschah:
Shankar Nath, halb Inder, halb Österreicher, ist von dem Handelsdelegierten Max Neuhold einem Industriellen aus Mumbai, Mr. Lala, empfohlen worden. Im Haus des Handelsdelegierten hat Shankar Reinhold Mayer, einen wohlhabenden Dachdecker, kennen gelernt. In Mumbai wird Shankar von Lala engagiert, damit er einem österreichischen Maler namens Ogrisegg nachforscht. Ogrisegg ist 1938 vor den Nationalsozialisten geflohen und hat in Indien Karriere gemacht. Als Shankar mit Soonoo, der Tochter Lalas, das World Social Forum in Mumbai besucht, um die Adresse eines Lagerkollegen von Ogrisegg zu bekommen, wird er von Unbekannten betäubt. Soonoo bringt Shankar wieder auf die Beine um ihn dann zu verführen. Am Tag darauf fährt Shankar nach Pune, um Pater Sechser zu befragen, der ab 1938 mit Ogrisegg im selben Internierungslager war. Der Jesuit erinnert sich nur, dass Ogrisegg außerhalb des Lagers Kontakt mit einer tribal woman hatte. Beim Abschied erwähnt er aber noch eine Verbindung zu dem Nizam von Hyderabad. Auf der Rückreise wird Shankar von Gudrun, der Frau Josef Flungers, angerufen, die ihm mitteilt, dass sein väterlicher Freund in der südindischen Ruinenstadt Hampi einen schweren Unfall hatte.

Bangalore hat außer seinem IT-Boom wenig zu bieten, aber die nächtlichen Lichter während des Anfluges riefen in mir eine vage, stereotype Assoziation an Pracht wach. Anil erwartete mich am Mahindra-Jeep lehnend. Sein Gesicht war grau vor Erschöpfung. Jakobs Sturz hatte ihn sicher ähnlich getroffen wie mich, und die Fahrt von Hampi hierher war anstrengend gewesen. - Frag nicht, sagte er, ich weiß nichts. - Grüße von Kalpa, sagte ich. - Und über zu Hause will ich auch nicht reden. Ich hütete mich, in diesen asketischen Bramahnensohn zu dringen, der es aus irgendeinem Grund vorzog als Fahrer für Josef zu arbeiten. Der Stoßverkehr war vorüber, der Fahrtwind warm und frisch, und wir gelangten bald zum Garden-Hospital. - Ich warte beim Wagen, sagte Anil, ich war schon bei ihm.

Das Garden-Hospital war anscheinend ohne Lifte konzipiert worden, da man zur Bauzeit der elektrischen Versorgung misstraute. Den Schildern folgend geriet ich in einen Menschenstrom, der sich einen spiralförmig bergab führenden Betongang entlang wälzte. Ich wich Rollbetten aus, vermied die Blicke von bettelnden Patienten und hielt den Ausdünstungen von Menschen, Essensgeruch und einer Mischung aus Desinfektionsmitteln und Fäkalien stand. Josef teilte das Zimmer mit fünf anderen Patienten, die von Angehörigen versorgt wurden. Er lag reglos im Bett, zugedeckt bis zum Kinn, nur ein Arm lag wegen der Infusionen auf dem Laken. Er hatte immer noch das gut geschnittene Jungengesicht und einen dichten weißen Haarschopf.

Gudrun saß neben dem Bett. - Du kannst hier gar nichts machen, sagte sie und stand auf, warum bist du nicht gleich nach Hampi gefahren? Ich nahm sie in die Arme, schaute dabei auf die Infusionsflasche und bildete mir ein, das Tropfen der Flüssigkeit zu hören. - Das mache ich ja, sagte ich, Anil wartet schon. - Er ist noch bei Dunkelheit auf den Matange-Hügel gestiegen. Und hat oben, als er für ein Foto posierte, diesen Fehltritt gemacht … - … Und dabei ist er gestürzt, fuhr sie fort. Der Infusionsbehälter war jetzt leer. Ein sehr junger Arzt trat ein und machte, während er die Infusionsflasche abhängte, den Besuchern klar, dass sie sich für die Nacht ein anderes Quartier suchen müssten. - Für eine Genesung ist das die ideale Umgebung, sagte ich. - In seinem Zustand ist es völlig gleichgültig, ob das Zimmer ein Fenster hat, antwortete der Arzt gereizt. - Er hat überhaupt keine äußeren Verletzungen, sagte ich, ist das ein gutes Zeichen? Wie stehen seine Chancen? - Vielleicht bleibt er so bis an sein Lebensende. Oder er steht morgen auf und verlässt das Spital. Oder er ist dabei zu sterben, ohne dass wir es merken. Aber einstweilen lebt er noch, oder? Josefs Augen waren geöffnet, aber der graugrüne Blick blieb völlig leer. Konnte er zu Ende denken, was er sah und hörte, oder hallten in diesem Kopf nur mehr schwarze Echokammern, durchzuckt von Lichtblitzen und Erinnerungsfetzen – Trips, auf denen ihn keiner einholen konnte? Auch während der Fahrt nach Hampi hüllte sich Anil in Schweigen. Einmal sagte er, dass ihn ein seltsames Motorgeräusch beunruhige. Zweimal hielten wir, um einen Imbiss aus der Proviantkiste einzunehmen, ließen uns aber nicht auf Gespräche mit den Leuten ein, die stets wie aus dem Nichts auftauchten.

Das Ensemble aus Tempeln, Ruinen und den von den steilen Berghängen herabgerollten, glatt geschliffenen Granitfelsen bot inmitten der fruchtbaren Felder einen anmutigen und gleichzeitig bizarren Anblick

Die Hampi-Lodge besteht aus mehren Bungalows, die mittels Säulengängen verbunden sind. Anil ließ den Motor im Leerlauf weiterlaufen und lauschte seinen Geräuschen nach, während ich schon in die Lobby ging. An der Bar saßen zwei weiße Frauen, vermutlich aus Josefs Gruppe, die mich über ihre Drinks hinweg musterten. Ich lächelte ihnen zu. - Schon wieder einer von denen, sagte eine ziemlich laut mit diesem gepflegten Wiener Akzent. Sie trug ein Khakikostüm wie von Jil Sander entworfen und an den Füßen High-Tech-Sandalen von Ecco. Ich senkte den Blick auf die Flip-Flops an meinen Füßen. - Der schaut doch gut aus, sagte die andere, die in ein Polohemd und Shorts aus biologisch wirkender Baumwolle gekleidet war. - Mir geht es auf die Nerven angestarrt zu werden. Ich kannte den Manager, einen Panjabi, der einen grauen Anzug und ein weiß-rot gestreiftes Hemd trug und seine blaue Krawatte mit einer Nadel aus falschem Gold fixierte. Wir sprachen schnell und schlampig Hindi, um vom Personal nicht verstanden zu werden. - Es tut mir sehr leid, sagte er, ich weiß, dass er wie ein Vater für dich war. - Was ist wirklich geschehen?, fragte ich. Der Panjabi zuckte die Achseln. - Wer kann das wissen? Es war noch einer aus Deutschland dabei. Aber der hat nichts gesehen, so schnell ist alles passiert. - Ich will mir jedenfalls die Stelle ansehen. - Ich dachte, du hasst Sonnenaufgänge, sagte er.

Ich stöberte meine Reisegruppe zwischen den Kolonnaden auf, die antik gewirkt hätten, wäre der blutrote Anstrich nicht abgeblättert. Die Leute bildeten einen Kreis, in dessen Mitte ein Mann mit Glatze mühelos auf einem Bein in die Hocke ging, wieder hochkam und dann mit dem unbelasteten Bein gegen einen unsichtbaren Gegner trat. - Das habe ich als aktiver Sportler unzählige Mal gemacht, sagte er mit einer Stimme, die mir bekannt vorkam. - Hallo, darf ich mich vorstellen, sagte ich. Shankar Nath, der neue Reiseleiter.

Als der Karatekämpfer seinen Kopf drehte, erkannte ich ihn sofort. Mayers schnurgerade Operlippe bildete mit der geschwungenen Unterlippe einen perfekten Halbkreis, der von weißen Zähnen gefüllt wurde. Seine Anwesenheit war kein besonderer Zufall. Josefs Apsaras-Reisen waren ein Unternehmen mit ausgezeichnetem Ruf und der Dachdecker schien Geld zu haben. Seltsam war allenfalls, dass Max Neuhold, der als Handelsdelegierter Josef natürlich ebenfalls kannte, in Delhi diese Verbindung nicht erwähnt hatte. - Wir dachten, Sie würden ganz anders aussehen, sagte die Frau in der gesunden Baumwolle, ihre Hand war warm. - Daran bin ich gewöhnt. Die Jill-Sander-Frau von vorhin hatte ihren Arm um die Hüfte eines Mannes gelegt, der mit der gleichen Sorgfalt gekleidet war wie sie. - Ah, unser neuer Betreuer! Sie lächelte verlegen. - Wir konnte nicht ahnen, dass es sich bei Ihnen um den angekündigten Ersatz von Josef handelt. Ich wandte mich an alle. - Von Dr. Flungers Frau weiß ich, dass Sie es unter den gegebenen Umständen vorziehen, Ihren restlichen Aufenthalt in Goa zu verbringen. - Bis auf mich, sagte Mayer, ich bin zwar dabei gewesen bei dem Unfall, aber es ändert ja nichts, wenn ich mir Zentralindien entgehen lasse. Er schlüpfte wieder in die Mokassins, die er für die Dauer seines Schaukampfes ausgezogen hatte. - Natürlich, sagte ich, wir beide werden mit Anil wie geplant durch Zentralindien bis Delhi fahren. Die anderen bringt unser Fahrer Babu morgen nach Goa. - Ich habe ja auch für die Reise gezahlt, erklärte Mayer unbehaglich. - Selbstverständlich, sagte ich, aber macht es I hnen was aus, mir die Stelle zu zeigen, wo Dr. Flunger gestürzt ist? Morgen vor der Abfahrt? Müller lächelte sein Clownslächeln. - Warum nicht. Ich liebe Sonnenaufgänge. Allerdings habe ich nichts gesehen, da ich mit meinem Fotoapparat beschäftigt war.

Der Aufstieg auf den Matanga, der sich im Zentrum der Ruinen von Hampi erhebt, führt über Felsen, die im Dunkeln sehr unbequeme Stufen bilden. Ich bedauerte keine Taschenlampe dabei zu haben und schwor mir niemals mehr mit Flip-Flops unterwegs zu sein. Obwohl Mayer um einiges älter war als ich, hatte er bald die Führung übernommen. Man konnte ihm vielleicht Stil absprechen, aber keinesfalls Kondition. Endlich gelangten wir zu dem Pfad, der im Halbkreis entlang der steil aufragenden Felswand zu einer Nische unterhalb des Shiva-Tempel-Plateaus führt. Der gewundene Aufstieg erinnerte mich an meinen Abstieg zu Josefs Krankenzimmer in Bangalore. - Da landete er, sagte Mayer in mein Keuchen hinein. Der Pfad verbreiterte sich hier linker Hand zu einer sanften Wölbung, auf der Josef aufgeschlagen war. Etwas weiter vor oder zurück und er wäre bis in das Tal hinabgestürzt. - Hat die Polizei eigentlich ihren Fotoapparat beschlagnahmt, fragte ich. - Nein, in der Aufregung hab’ ich ihn verloren. Im Schutz der Nische hatten ein indischer Junge mit Dreadlocks und sein blondes Mädchen übernachtet, die sich nun aus den Schlafsäcken schälten. - Die waren auch da, erklärte Mayer. Wir betraten den Tempel und tasteten uns in seinem dunklen Inneren hoch. - War Josef im Spital noch ansprechbar?, fragte Mayer im Dunkeln. - Nur einmal kurz. Seine Frau war leider gerade draußen. - Und? Ich wusste nicht, warum ich erst gelogen hatte und dann so tat, als hätte ich die zweie Frage überhört. Als wir dann die Köpfe durch den Ausstieg reckten, schob sich die Sonne mit unerwarteter Geschwindigkeit zwischen den Bergen hoch und machte uns blinzeln. Vorsichtig trat ich an den Rand des Plateaus und blickte hinab. Hampi, das ehemalige Vijayanager, die Hauptstadt des gleichnamigen Hindureiches, war im 16. Jahrhundert von einer Mogul-Allianz erobert und in drei blutigen Tagen zerstört worden. Tausende fanden den Tod, monatelang wurde geplündert und verwüstet. Aber die alten vom Tungabhadra gespeisten Bewässerungsanlagen waren noch in Betrieb und das Ensemble aus Tempeln, Ruinen und den von den steilen Berghängen herabgerollten, glatt geschliffenen Granitfelsen bot inmitten der fruchtbaren Felder einen anmutigen und gleichzeitig bizarren Anblick.

Eine Art Pfauchen ließ mich umsehen. Mayer wiederholte seine gestrige Vorführung für die Sonne. Er ging in die Knie, schnellte sich dann, sich gleichzeitig ein wenig um die Körperachse drehend, wieder hoch und trat schließlich waagrecht in die Luft. Er schien bei seinem Tanz blind für alles um ihn herum zu sein, und seine Tritte gegen einen imaginären Gegner brachten ihn immer näher an mich heran. Imaginär? Der Abstand zwischen ihm und mir wurde immer kleiner. Genau unter mir befand sich die Stelle des Felsbandes, auf der Josef vor drei Tagen gelandet war. - Breakfast is ready, kündigte der indische Junge ironisch an, als er den Kopf durch die Öffnung steckte. Er stellte einen altmodischen Spirituskocher aus Messing auf den Boden. - Wollen Sie Tee, fragte das Mädchen und schlang die dünnen Arme um seinen Oberkörper. Jetzt erst merkte ich, wie kalt mir war. Würde dieses Mädchen wie meine Mutter in Indien bleiben, also heimatlos werden? Waren die beiden Schatten aus Fleisch und Blut? - Tee ja, Essen nein, sagte ich. Mayer kreuzte die Arme und sah dem Jungen zu, wie er sich mit dem Kocher abplagte. - Geh in die Ecke dort, sagte ich auf Hindi, ich gebe dir Windschutz. Knapp neben ihm kauernd, Mayer weit weg auf der anderen Seite der Terrasse, fragte ich: - Der Typ hat seinen Fotoapparat bei dem Unfall liegen gelassen. Er ist nicht zufällig aufgetaucht? - Was redest du, Mann, der Junge schüttelte den Kopf, fotografiert hat doch der andere; der, der gestürzt ist. Ich spürte, dass die Zeit knapp wurde. - Aber der Apparat kann trotzdem aufgetaucht sein. - Ja, vielleicht, sagte der Junge und wechselte einen Blick mit seinem Mädchen. Jetzt war nicht der Augenblick mit dem Spesenkonto der Lalas zu sparen. - Mir liegt viel an den Bildern. Sie wären mir 500 Dollar wert. Damit könntet ihr euren Gastronomiebetrieb hier schließen und in die Backwaters von Tamilnadu oder sonst wohin fahren. Das Mädchen warf einen Blick auf Mayer, der misstrauisch näher kam. Ich schüttelte den Kopf. Nachdem wir uns den Mund mit einem scheußlichen Tee verbrannt hatten, stiegen wir hintereinander wieder ab. In dem Nischen-Camp bat ich dann um Toilettenpapier und der Junge führte mich abseits. In der Rolle Toilettenpapier lag ein Film. - Woher weiß ich, dass es der Richtige ist? Er zuckte nur die Achseln ohne die Hand zurückzuziehen, in die ich schließlich 500 Dollar legte. Den unentwickelten Fuji-Film verstaute ich in meiner Bananabag. Die Sonne schien zusehends kräftiger und hinter Mayer her bergab laufend kam ich ganz schön ins Schwitzen.

 

 

  AKTUELLE AUSSTELLUNGEN


Bis Samstag, 12.02.: Nur mehr kurz also ist die erste Kooperationsausstellung mit der Kunstuniversität Linz im Grazer ESC zu sehen. Klingklang Karacho sind Sexy Soundobjekte zum Anschauen. Jakoministrasse 16/1, 8010 Graz. Weitere Informationen unter 0316-836 000.


Bis Samstag 12.02.: Noch bis zum Samstag zeigt das Kunstmagazin Hell in Bruck a.d. Mur die Ausstellung Die Dinge der Natur - Die Natur der Dinge mit Malerei von Wolfgang Wiedner. Informationen unter Tel 0676 7013300 und www.kunstmagazin.at


Bis Samstag, 26.02.: Ausstellung mit Arbeiten von Alfred Haberpointner in der Galerie Eugen Lendl- new Space, Palais Wildenstein, Hans-Sachs-Gasse 1/I, 8010 Graz. Sieht man von den jüngsten Arbeiten ab, tritt Haberpointner als abstrakter Bildhauer in Erscheinung. Informationen unter Tel. 0316/825-514 und www.eugenlendl.com


Bis Montag, 28. 02.: Ausstellung LÄNDERZIRKEL KASACHSTAN im Interkulturellen Café und Begegnungszentrum Auschlößl, Friedrichgasse 36, 8010 Graz. Aigerim Beken zeigt Im Schatten des Pferdemondes. Weitere Informationen unter Tel. 0316 813368


Bis Montag, 28. 02.: Die Galerie Tazl in der Neutorgasse 47, Graz, zeigt Arbeiten der COBRA-Gruppe mit Alechinsky, Corneille, Bogart, Appel, Lindström, und Doucet. Informationen unter 0316-82 0046 und www.kunstnet.at


Bis Dienstag, 1. März: Jugendarbeiten aus Belgrad sind von Montag bis Freitag von 8.00 bis 18.00 in der Schülergalerie Graz-Rathaus, Eingang Landhausgasse 2, II, zu sehen. Weitere Informationen gibt die Kulturvermittlung Steiermark unter Tel. 0316 / 872-4931


 

Bis Freitag, 04. März: WIR SIND WER WIR SIND Aspekte vom Leben der Roma in der zeitgenössischen Kunst war schon im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz zu sehen und ist jetzt mit in der Galerija Skuc, Stari trg 21, in Ljubljana, Slovenija zu sehen. Informationen unter http://rotor.mur.at


 

Bis 14. April: In der Grazer Mediathek, Vorbeckgasse 12, sind unter dem Titel Zwei Positionen Fotografien von Eva Mohringer-Milowiz und Thomas Klietmann zu sehen. Informationen unter Tel. 0316/76 30 51-11 und www.dieMediathek.at


Freitag, 11. 02.: Vernissage der Ausstellung mit Arbeiten von Waltraut Gschiel in der Kulturhaus – Kunstgalerie in Bruck an der Mur, Stadtpark 1, um 19 Uhr. Unter dem Titel Stationen, Keramik und Installationen liegt Gschiels Arbeiten meist ein konzeptioneller Ansatz zugrunde. Bis zum 24.März. Informationen unter www.bruckmur.at


Freitag, 11. 02.: Eröffnung der Ausstellung Pigmentscan II mit neuen Arbeiten von Heribert Hirschmann um 19.00 Uhr im forumKLOSTER, Gleisdorf. Der Grazer Medienkünstler zeigt neue Arbeiten aus der Serie „Seal“. Auf der Belichtungsfläche eines Scanners malt Hirschmann – durchaus entsprechend traditionellen Techniken der Tafelmalerei – mit reinem Pigment und Pinsel. Der Computer bietet die Möglichkeit, Zustände, vergleichbar den Zustandsdrucken in der Druckgrafik, durch Scans festzuhalten. Weitere Informationen unter www.gleisdorf.at


Freitag, 11. 02.: Eröffnung der Ausstellung Die Blumen des Königs mit Arbeiten von Friedensreich Hundertwasser im Kunsthaus Köflach um 19.00 Uhr. Es spricht Dr. Gabriela Koschatzky-Elias, Musik: Peter Eregger und Dolf Türk. Im umfangreichen Rahmenprogramm sprechen am 26.02. Hermes Phettberg und Heinz Hartwig über die Harmonie zwischen Mensch und Umwelt. Nähere Informationen unter 03144-2519-780 und www.koeflach.at


Freitag, 11. 02.: Eröffnung der Ausstellung 1505 - 2005: 500 Jahre Dürer Hase um 19.00 Uhr in der Jausenstation Hirschmann, C.v. Hötzendorfstraße 55, Graz. Werke von Erwin Michenthaler, Rudi Hirschmann und Wolfgang Münster, Musik: Bernd Horner. Zu sehen bis zum 28.02., Öffnungszeiten: Mo.-Sa. 6 - 24 Uhr, So. 7- 24 Uhr. Informationen unter 0676-9197576.


Freitag, 18. 02.: Eröffnung der Ausstellung Den Horizont sprengen mit Arbeiten von Oliver Neil Spiller im Wolfhof in Arnfels um 18.30 Uhr. Die Arbeiten von Oliver Neil Spiller lassen den Betrachter erst nach längerer Seharbeit in die verborgenen, tieferen Schichten des zweidimensionalen Bildträgers eintauchen. Nähere Informationen unter Tel. 0316 581161


Bis 19. März: Camera Obscura - Mit Dokumentationen aus seinen Begehbaren Cameras und Zeichnungen im Miniformat ist Georg Vith noch bis 19. März in der Galerie Leechgasse 24 der KHG . Ein Teil der Arbeiten umfasst einen Zyklus an großformatigen Reproduktionen seiner Projekte mit Begehbaren Cameras. Unter anderem ist auch erstmals eine Arbeit zu sehen, die im vergangenen Herbst im Nationalmuseum in Stockholm entstanden ist. Diese Rauminstallationen, in denen das Warten auf Bilder und der Wechsel des Lichtes die Rahmenbedingungen in der Begegnung mit sich ständig verändernden Bildern sind, werfen immer wieder neue Aspekte des Sehens und Wahrnehmens auf. Informationen unter Tel. 0316/322628 - 15


Dienstag, 8. März.: Das Zumtobel Staff Lichtforum Wien, Jasomirgottstr. 3-5, und der Bene-Schauraum in der Wiener Renngasse 6 eröffnen um 19.00 Uhr die Ausstellung transformation & licht. An beiden Ausstellungsorten werden jeweils 15 faszinierend-poetische Leuchtskulpturen mit phantasievollen Namen wie „Seekrankbank“, „Raumcorsage“ oder „Paralight Do It Yourself“ gezeigt, die Architekturstudierende der TU Wien im Rahmen des Unterrichtsmoduls „Produkt- und Industriedesign“ entwickelten. Die Objekte treten in einen vielschichtigen Dialog mit dem Raum und zeichnen sich durch Innovationskraft, Kreativität und die Freude am Experiment aus.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 5. April, nähere Informationen unter Tel. 01-31 06 042 und www.raumgestaltung.tuwien.ac.at


Fotohandbuch Graz
Das „Fotohandbuch Graz“ ist eine Bestandsaufnahme der Fotoszene der Landeshauptstadt Graz (vom Wissenschaftsladen Graz durchgeführt) und bietet detaillierte Informationen zu Einrichtungen aller Art, die sich praktisch und/oder theoretisch mit künstlerischer/nicht-kommerzieller Fotografie (als breit gefasster Begriff) beschäftigen. Da sich einerseits nur wenige Einrichtungen ausschließlich der Fotografie widmen (und es auch dort Übergänge zu Bereichen wie Installation, Videokunst, Neue Medien usw. gibt) und andererseits viele in ihre künstlerische bzw. kulturvermittelnde Tätigkeit auch Fotokunst einbeziehen, ist das Fotohandbuch Graz über weite Strecken auch ein Überblick über die Szene der bildenden Kunst in Graz.

Herausgegeben wurde die Dokumantation von Maga. Eva B. Timpe und dem Wissenschaftsladen Graz, erhältlich um 5 Euro (exkl. Versandkosten) unter Tel. 0316-384677 oder wila@aon.at | Abholung ist von Mo - Fr von 9 - 12 Uhr im Büro in der Elisabethstraße 3 möglich.
Maga. Eva B. Timpe, Wissenschaftsladen Graz (Hrsg.): Fotohandbuch Graz. März 2003, 162 Seiten.


Einreichfrist für den Preis des Landes Steiermark für Architektur verlängert!
Zur Förderung und Anerkennung beispielgebender Leistungen auf dem Gebiet der Architektur schreibt die Steiermärkische Landesregierung die Vergabe des Architekturpreises des Landes Steiermark 2004 aus. Die Auszeichnungen können sowohl für Arbeiten praktischer Natur (für Bauten und Objekte aller Sparten) als auch für Arbeiten theoretischer Natur verliehen werden. Der ausgeschriebene Betrag von Euro 22.000,– wird statutengemäß dem HDA für die Durchführung des Preisausschusses, die Herstellung von Prämierungstafeln und die Publikation der ausgezeichneten Preise und Vorstellung der Preisträger in einem heute gängigen Medium zur Verfügung gestellt.

Achtung: Die Einreichfrist wurde von ursprünglich 31. Jänner auf 28. Februar 2005 verlängert. Informationen unter www.HDA-Graz.at


KUNST.GARTEN.BIBLIOTHEK, Freitag, 18:00-19:30, Samstag 15:30-18:00 und täglich nach telefonischer Vereinbarung kunstGarten, Payer-Weyprecht-Str. 27, 8020 Graz | Tel. 262787 | http://kunstGarten.mur.at


Ab (Ascher-) Mittwoch, 09.02.: Das Februarprogramm im Kulturzentrum bei den Minoriten, Mariahilferplatz 3, 8020 Graz, beginnt mit Nie steht es nicht bevor - Künstlerische Beiträge zum Thema Tod ab 19.00 Uhr. Im Rahmen der Reihe Frauen schreiben. Positionen aus Südosteuropa lesen am Montag, 28.02. ab 20.00 Uhr Lidija Dimkovska (Mazedonien) und Jasmina Musabegovic (Bosnien). Die Reihe Forschung in Graz - Junge ForscherInnen präsentieren sich der Öffentlichkeit setzt fort am Donnerstag, 17.02., diesmal zum Thema der Working Poor. Die Reihe 4x4 Philosophie pur mit Alexander Tschernek behandelt in ihrem ersten Zyklus Soren Kierkegaard am 15 und 22. Februar und am 1. und 08. März. Und CUMULUS_KUNST: VOR ORT stellt im Stiegenaufgang zum Minoritensaal im Februar Arbeiten von Petra Sterry vor.
Weitere Informationen unter http://www.minoriten.austro.net


Besucherbilanz „Bewegliche Teile“ im Kunsthaus Graz
Das Kunsthaus Graz erfreut sich beim Ausstellungspublikum nach wie vor größter Beliebtheit: 122.997 Kunst- und Architekturinteressierte haben im Jahr 2004 den Weg in die Blaue Blase gefunden. Davon sahen 42.883 Gäste die Ausstellung „Bewegliche Teile. Formen des Kinetischen“, die ab dem 06. März 2005 im Museum Tinguely in Basel zu sehen ist. Insgesamt hatte das Landesmuseum Joanneum mit all seinen Sammlungen im vergangenen Jahr 576.812 BesucherInnen.


200 Jahre Glas aus Bärnbach
Anlässlich des heurigen Jubiläums steht die Jahresausstellung 2005 im Stölzle Glas-Center unter dem Motto „200 Jahre Glas aus Bärnbach“. Geboten wird dem glasinteressierten Besucher eine Vielzahl an steirischen, österreichischen und internationalen Ausstellungsstücken. Ein umfangreicher Teil der Ausstellung widmet sich der Geschichte des Glasmachens in der Steiermark im Allgemeinen und in der Weststeiermark im Speziellen. Ausstellungsort ist das Stölzle Glas-Center, Hochtregisterstraße 1, 8572 Bärnbach. Zu besuchen ist die Jahresausstellung von März bis Dezember.
Informationen unter www.stoelzle.com

 

 

  VERANSTALTUNGEN – Literatur, Theater, Film


Donnerstag, 10.02.: Und außerdem noch am 11., und 12., 02. bringt das Hin & Wider - Kleinkunstbühne im Grazer Theatercafe - Die lange Nacht des Kabaretts unter dem Motto: Wir spielen so lange Sie wollen mit Eckel, Stipsits, Kosch und Hopf. Jeweils ab 20.00 Uhr. Jörg-Martin Willnauer spielt ebenfalls im Hin & Wider sein Programm Lechts und Rinks am 15., 16., 17., 18., 19., 22., 23., 24., 25. und 26 Februar ab 20.00 Uhr. Lechts & Rinks enthält: 100% eigene Texte, 72,4% eigene Musik (der Rest ist geklaut), 0,3% Tagespolitik, etwas Sport, eine Prise Lyrik, und viel Herz! Keine künstlichen Aromen, keine Geschmacksverstärker! Ohne Konservierungsstoffe mindestens haltbar bis zum nächsten Soloprogramm. Garantiert Gen- & Glutenfrei. Karten und Informationen unter Tel. 0316-82 53 65 und www.hinwider.com


Ab Donnerstag, 10.02.: Im Grazer Kindermuseum FRida&freD zeigt das Kuddel Muddel Theater Emis Mama Mia. Weitere Vorstellungen am 11., 12., u. 13. Februar, jeweils ab 16.00 Uhr Vormittagsvorstellungen und weitere Informationen unter Tel. 0699-10410860. Frida´s Geburtstag mit Clown Jako und einer Besin feiert das KIM Theater Graz/Jakotopia am 17., 18., 19., und 20 Februar ab 16.00 Uhr, Vormittagsvorstellungen: 0664-110 84 54

Und ebenfalls vom Kuddel Muddel Theater kommt Emi und der Drache mit den Schmetterlingsflügeln am 24., 25., 26., und 27 Februar ab 16.00 Uhr. Informationen unter Tel. 0664/1108454 und www.fridaundfred.at


Freitag 11. 02.: Als Gastspiel und in Vorpremiere am Freitag zeigt das Theater Kaendace Felix Mitterers Stück Die Beichte in der Neuen Schmiede im Theaterzentrum Deutschlandsberg. Premiere ist dann am Samstag, 12.02., jeweils um 20.00 Uhr. Informationen unter Tel. 03462-6934 und www.theaterzentrum.at


Ab Freitag, 11. 02.: Das Theater im Kürbis in Wies zeigt Dario Fos Farce als Anleitung zur Selbsthilfe Bezahlt wird nicht. Weitere Vorstellungen am 12., 16., 18., 19., 23., 25., 26 und 27. Februar, jeweils um 20.15 Uhr. Karten und Informationen unter Tel. 03465-7038 und www.kuerbis.at


Samstag, 12. 02.: Die Theo-Studiobühne in Oberzeiring zeigt noch am 12.,18. und 26. 02. das Schauspiel Kochen mit Elvis, von Lee Hall. Beginn um 20.00 Uhr. Popeye und der Schatz des Neptun von Holger Schober gibt’s am 19., 23., und 25 Februar um jeweils 17.30 Uhr zu sehen. Informationen unter Tel. 03571-20043 und www.theo.at


Samstag, 12. 02.: Das Podium im großen Saal des Grazer Orpheums zeigt Schneewittchen und die sieben Zwerge nach einem Märchen der Gebrüder Grimm um 15.00 Uhr. Informationen unter Tel. 0316-713473 9014


Samstag, 12. Februar: THEATERmëRZ, Steinfeldgasse 20, A-8020 Graz, spielt WAHN.SINN oder die REAKTIVIERUNG DER NICHTPSYCHIATRIE. Am Samstag, 19.02. um 20.00 Uhr gibt es eine SOIREE mit Musik zu ROMEO UND JULIA mit Willi Bernhart und am: Samstag, 26. 02. ebenfalls um 20.00 Uhr die Premiere von ROMEO UND JULIA ein Fraktat von Willi Bernhart nach William Shakespeare. Weitere Termine am 4., 5. und 11. März. Informationen und Karten unter Tel. 0316-72 01 72 und www.theatermerz.com


Dienstag, 15. 02.: Das Grazer Kasperltheater zeigt mit Beginn um 15.00 und um 16.30 Uhr Kasperl im Zirkus im Grazer Orpheum. Kasperl und die Müllpolizei wird ab 22. Februar, ebenfalls mit Beginn um 15.00 und um 16.30 gespielt. Informationen unter Tel. 0316-71 97 32 9014 und www.kasperl.com


Mittwoch, 16. 02. In der Reihe 4handschreiben - Literatur in der Mediathek lesen ab 20.00 Uhr Andrea Sailer & Fritz Popp unter dem Motto Ein-Sätze/Fort-Sätze/Ein-Satz-Kräfte. Es moderiert Günter Eichberger. dieMediathek, Vorbeckgasse 12, 8020 Graz.
Informationen unter Tel. 0316-76 30 51-11 und www.graz.at/dieMediathek


Freitag, 18. 02.: Im forumKLOSTER, Gleisdorf, gastiert um 20.00 Uhr Das Balatoncombo mit „Grosse Lüge in EU, dass Osterweiterung bedeuten Integration von Osten. Falsch, Lüge! Wie Name sagst, erweiterst sich Osten! Bedeuten, Österreich wird aufgelöst, verschwindet von Landkarte, weil sich nicht rechnet. Am 24. 02., ebenfalls um 20.00 Uhr: Reinhard Nowak zeigt sein Programm und bringt Einsichten zum Thema Sport. Weitere Termine und Informationen unter www.gleisdorf.at

 


Donnerstag, 17. und Freitag, 18. 02.: SchülerInnen der 11. Klasse der Freien Waldorfschule Graz geben ab 20.00 Uhr A Midsummer Night´s Dream by William Shakespeare in englischer Sprache. Im Festsaal der Freien Waldorfschule Graz, St. Peter-Hauptstraße 182.
Informationen unter Tel. 0316-40 26 06


Freitag, 18.02.: Katerina Jacob, besser bekannt als „Sabrina“ und Kollegin von Ottfried Fischer im „Bullen von Tölz“, kommt mit ihrem Soloprogramm in die Steiermark und zeigt live was sie wirklich „am Kasten“ hat. Am Freitag um 20.00 im Volkshaus, Feldbach und am Samstag in den Stadtsälen, Voitsberg. Informationen unter Tel. 0664 383 9999


Freitag, 18.02.: Premiere der österreichischen Erstaufführung im Grazer Schauspielhaus: Das Fest von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov in einer Bühnenbearbeitung von Bohr Hansen. Beginn um 19.30 Uhr. Zuvor wird um 18.00 Uhr im Rahmen der Reihe „Herz und Nerven - Kunst trifft Theater“ eine Ausstellung mit Arbeiten von Edda Strobl und Martin Hofbauer von Tonto Comics eröffnet. In einer Wiederaufnahme ist seit 7.02. Werner Schwabs Der reizende Reigen nach dem Reigen des reizenden Herrn Arthur Schnitzler in der Inszenierung von Cornelia Crombholz auf der Probebühne zu sehen. Weitere Informationen über das Programm des Schauspielhauses im Februar unter www.theater-graz.at


Freitag, 25. und Samstag 26. 02.: Der Verein SpielRäume bringt Waldemars Kiste, ein Stück über die wundersame Welt der kleinen Dinge und Clowntheater für Erwachsene auf die Bühne im Grazer Kristallwerk. Beginn jeweils um 20.00 Uhr, Informationen unter Tel. 0316-683609


Freitag, 25.02.: Im Grazer Künstlerhaus liest um 17.00 Uhr im Rahmen der 140 Jahrfeier des Steiermärkischen Kunstvereins Werkbund Martin Czerwinka aus seinen Werken Zirbengeist und Steirerstiefel und Mursäuseln. Informationen unter Tel. 0316-345-191


In einer Eigenproduktion zeigt das Theater im Kürbis, Oberer Markt 3, 8551 Wies, Bezahlt wird nicht von Dario Fo. Premiere um 20.15 Uhr, Informationen unter Tel. 03465-7038 und www.kuerbis.at


Ab Freitag, 25. 02.: 1. Regiekurs. Jugendtheater am Beispiel TAO! Regie im Jugendtheater. Das Theater am Ortweinplatz macht seit Jahren Stücke, Präsentationen, Theateraktionen mit Jugendlichen für Jugendliche und versucht dabei einen inhaltlich thematischen mit einem künstlerisch ästhetischen Ansatz zu verbinden. Nächste Termine: 25. bis 27. Februar und 11. bis 13. März im Jugendgästehaus Deutschlandsberg. Im Schloß Seggau findet von 18.3. - 23.3. das 1. DRAMA IN EDUCATION statt, die einmalige Chance als Lehrer oder Theaterpädagoge am Weltkongreß für Drama teilzunehmen. Weitere Informationen unter www.jugendreferat.steiermark.at


Dienstag 01. März: Premiere der Produktion einsam.romantisch.berechnend, einer Kooperation mit dem Theater Neumarkt aus Zürich und dem Theater im Bahnhof, Graz. Achtung: Aufgrund der Premiere entfällt am 28.02.05 das Improformat montag! TiB, Lendplatz 35, 8020 Graz, weitere Informationen unter Tel. 0316 763620 und www.theater-im-bahnhof.com


Dienstag, 8. März: Premiere von klassentreffen einer Produktion von weipsen4, einer „besonderen“ Damenriege in der Neuen Schmiede (theaterzentrum deutschlandsberg), Untere Schmiedgasse 11, um 20.00 Uhr. Weitere Termine am 10., 11., 12., 17., 18. und 19. März. Kartenreservierungen unter 0 34 62-6934


Mittwoch, 09. März: uniT-Premiere der neuen Theaterproduktion „ausheimisch“ – ein Stück von, über und mit Migrantinnen. In dieser Produktion präsentiert uniT eine neue Autorin aus den DramatikerInnenwerkstätten von uniT: Christina Schlemmer, geboren 1975 in Graz. Beginn ist um 19.30 Uhr, Spielort das Wist in der Wiener Strasse 58 a, 8020 Graz. Weitere Informationen unter www.uni-t.org


Ab Freitag, 11. März:. Unter dem Titel Die Verantwortung des Künstlers gegenüber der Gesellschaft findet bis zum 19. März das 6. Europäische und Internationale ARBOS Gehörlosentheaterfestival statt. Veranstalter ist das Theater des Augenblicks, 1180 Wien, Edelhofgasse 10. Informationen unter Tel. 01-479 68 87 und www.arbos.at


Freitag 11.02.: Im Rahmen eines BENEFIZ-Konzertes für Sri Lanka und die dortigen Flutopfer spielt GRUPO UM ab 20.00 Uhr in der Helmut- List-Halle, Graz. Informationen unter 0676-30 77 330 oder www.afrobrasil.at


SONNTAGS ABSTRAKT bringen kim-pop ab 21.00 Uhr washer (D, keplar records), cherry sunkist (A), horace (A), revolver dogz (A). Am 20.02. folgen wavegroom (A) und am 27.02. code inconnu (A). Im Grazer ppc | Informationen unter http://kim-pop.org


Sonntag, 13. 02.: Im Culturcentrum Wolkenstein gastiert um 18.00 Uhr THE UPPER AUSTRIAN JAZZ ORCHESTRA und präsentiert 101 Years Glenn Miller arranged & conducted by Michael Gibbs. Am Donnerstag, 17.02. spielt BERNHARD LUDWIG Best of Seminarkabarett ab 20.00 Uhr im Volkshaus Stainach. Weitere Informationen unter Tel. 03682-23250


Dienstag, 15.02.: Musikstammtisch für traditionelle und neue Volksmusik in der Grazer Brücke unter dem Motto: Vurn hint wia hecher ab 19.00 Uhr. Und am Freitag, 25.02., gastiert Florian Randacher, ehemaliger Mastermind und Frontman der „Ausseer Hardbradler“ und Mitglied der „B-Funk Family“ mit seinem dritten Solo-Programm Findet Heimo in der Brücke, Grabenstraße 39a. Beginn um 20.00 Uhr | weitere Informationen unter Tel. 0316-672248 und www.bruecke-graz.com/navi/f_termine.htm


Samstag, 19.02.: Die Internationale Ensembleakademie dauert bis zum 20. Februar. Deshalb laden das Klangforum Wien, der Verein Impuls und die Kunstuniversität Graz zu den beiden Abschlusskonzerten der Internationalen Ensembleakademie impuls 2005 am 19.02. um 19.30 in der Helmut-List-Halle, Graz und am Sonntag, 20.02. im Grazer Minoritensaal um 11.00 Uhr. Informationen unter Tel. 316-389 1152 und www.kug.ac.at


Ab Montag, 21. 02.: KV Kaltenbach presents DECAPITATED (POL); CRIONICS (POL); DIES IRAE (POL); HATE (POL); + LOCAL SUPPORT ACT ab 19.00 Uhr im Explosiv, Schützgasse 16, 8020 Graz. Am 25. 02. gastieren die Bands LOW VALUE (SLO); IN-SANE (SLO); CRIMSON TIDE (A); LEAF FAT (SLO); THE GOGETS (A)unter dem Motto Boarderline ab 19.30 Uhr und am 26. 02. gibt’s die MOTÖRHEAD Cover Night mit NOTHAMMER (A); THE MOTÖR NÖLKEN (A); BONER BITCH (A); WARANTEE (A); BEGGARS ST INN (A); KOPFMOTOR (A) ab 19.00 Uhr. Informationen unter Tel 0676-347 80 28 und www.kv-kaltenbach.org


Samstag, 26.02.: Mit einem Hörfest ab 19.30 Uhr beginnen die KONMÄRZERTE 2005 im Forum Stadtpark. Es wirken mit: Slobodan Kajkut, Alberto De Campo, Christian F Schiller, Peter Jakober, Jaime Reis, Elisabeth Harnik, Daniel Salechich, Hannes Schweiger, Claudia Cervenca, Miso Ensemble. Am Sonntag, 27.02. wird fortgesetzt mit Jazz at five nämlich – genau – ab 17.00 Uhr und mit dem Jazztett Forum Graz, dassind: Axel Mayer, Reinhard Summerer, Georg Gratzer, Klemens Pliem. Dragan Tabakovic, Thomas Rottleuthner, Ewald Oberleitner, Thorsten Zimmermann, Ismael Barrios, Dusan Novakov und Berndt Luef. Informationen unter der sehenswerten Homepage http://hoerfest.g24.at/


Freitag, 04. März: In der Reihe Rock on Climate Change – Bio & Fair sind im Kulturhaus Fürstenfeld Koller/Mayer/Mathisen zu sehen und zu hören, das „Powertrio“ bei dem es zur Kernfusion kommt. Informationen unter www.klimabuendnis.at


Freitag, 04. März: Um 20.00 Uhr blasen im Kulturhaus Straden MNOZIL BRASS mit „seven“ das Blech. Nähere Informationen unter Tel. 0664-383 9999


Montag, 7. März: Um 20.00. Uhr gastiert das Kairos Quartett (D) mit Wolfgang Bender, Chatschatur, Kanajan, (Violinen), Simone Heilgendorff (Viola) und Claudius von Wrochem (Violoncello) im MUWA im Grazer Augarten. Seit seiner Gründung 1996 spielt das Kairos Quartett ausschließlich Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Richtungsweisende Kompositionen nach 1950 und Uraufführungen stehen im Mittelpunkt seiner Tätigkeit.
Informationen unter www.kairosquartett.de

 

 

  GELESENES & ERLESENES


Wilhelm von Humboldts Glück und Ende
Eine Übersicht über die aktuellen Diskussionen rund um die „Universitäten der Zukunft“ bietet die 97. Ausgabe des „Politicum“, herausgegeben vom VP-Think-Tank „Steirisches Institut für Politik und Zeitgeschichte“ Zentrale Themen sind die Universitätsreformen (Autonomie, Studienreform, Studiengebühren, Dienstrecht etc.) der letzten Jahre, die heftige Debatten ausgelöst haben. Behandelt werden Fragestellungen wie: Braucht es reale und/oder virtuelle Eliteuniversitäten in Österreich? Wie ist die Weltklasse zu erreichen? Welche Karrieremodelle sollen an den österreichischen Universitäten angeboten werden? Wie wird sich das Verhältnis Universitäten/Fachhochschulen weiter entwickeln? Zu Wort kommen dabei ExpertInnen verschiedenster Provenienz und Weltanschauung – Anton Zeilinger, Hannes Androsch, Reinhold Lopatka, Elisabeth Gehrer, Kurt Grünewald, Helmut Konrad und viele andere diskutieren darüber, ob das Ende der Humboldtschen Ideen endgültig gekommen sei.

Politicum, Heft 97 (2004/24. Jahrgang), hrsg. vom Steir. Institut für Politik und Zeitgeschichte, Karmeliterplatz 5, kann dort bestellt werden.


„Und jetzt?!“ …
… ist eine Frage, die 99% der Menschheit alltäglich beschäftigt; sie ist sozusagen die Ein-Euro-Shop-Variante der Luxusfrage nach dem Urgrund allen Seins. „Und jetzt?!“ lautet auch der Titel der letzten Ausgabe der „edition schreibkraft“. „Die Autorinnen und Autoren versuchen den Ort in der Geschichte zu definieren, an dem wir uns befinden oder aber Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen“, bemerkt einleitend Andreas R. Peternell. Die beschriebenen Orte sind vielfältig, die (Zukunfts)Perspektiven „nicht allzu erfreulich“ und so mancher Beitrag beabsichtigt, Trost zu spenden: „Die „schreibkraft“ entlässt Sie nicht deprimiert in Ihr Alltagsleben,“ verspricht Werner Schandor, der seine „Medienerfahrungen im Alltag“ in seinem Beitrag „wir leben ewig“ weitergibt und aus bei dieser Gelegenheit den Lesenden noch ein paar Anregungen gibt, wie man/frau „sich gegen die Verwandlung in einen Zombie wehren“ kann. Heinz M. Fischers Essay über Medienökonomie stellt die Frage: „Wird offensichtlich, dass immer weniger publizistische Flächen und Räume für recherchierte, journalistische, kreative Leistungen zur Verfügung stehen?“ Der In-Ware-Setzung publizistischer Potent setzt jedenfalls die „schreibkraft“ kräftige Akzente entgegen, sie agiert „vorsätzlich unzeitgemäß“ und möchte „dem Denken reichlich Platz“ bieten.

„Und jetzt?!“, Schreibkraft 11 Graz 2004, 88 Seiten, EUR 6,--


NS-Geschichtsbild im Unterricht am Prüfstand
Der Grazer Historiker Heinz Wassermann untersucht die Bewältigung von Faschismus und Nationalsozialismus im österreichischen Schulwesen nach 1945; er geht dabei von einer eingehenden Analyse der Lehrpläne als Ausdruck des Willens des Gesetzgebers und einer quantitativen und qualitativen Untersuchung der einschlägigen Schulbücher aus. Damit gelingt ihm ein eindrucksvoller Nachweis der Veränderung des Geschichtsbewusstseins in den letzten 60 Jahren; ohne Beschönigung zeigt der Autor auch die eklatanten Schwächen des an den Schulen gelehrten Geschichtsbildes auf; dazu zählen vor allem die Anonymisierung von Opfern und Tätern (vor allem durch Ausblendung österreichischer Täter) und – damit zusammenhängend – eine geschichtsfatalistische Betrachtungsweise: Der Nationalsozialismus sei eine quasi naturwüchsige Folge von Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit; dass seine Machtübernahme letztendlich im Interesse einer nicht unbedeutenden Fraktion innerhalb der herrschenden Kreise und mit deren Förderung erfolgte, bleibt weitgehend ausgeklammert.

Heinz P. Wassermann: Verfälschte Geschichte im Unterricht. Nationalsozialismus und Österreich nach 1945.
Innsbruck [u.a.]: StudienVerlag 2004. 253 S., 27,--


Südsee-Träume aus fünf Jahrhunderten
Die Hoffnung auf ein nicht entfremdetes Leben wird in den Metropolen nach wie vor gerne auf die Menschen der Südsee projiziert; hinter dem Mythos vom freien, nicht den Zwängen und moralischen Vorstellungen der Arbeitsgesellschaft unterworfenen Leben stehen historische Berichte, die zur Zeit ihrer Entstehung mit Staunen aufgenommen wurden. Die Geografin Ulrike Keller hat in der Reihe „Das andere Reisebuch“ des Promediaverlags Südsee-Reiseberichte von 24 AutorInnen aus fünf Jahrhunderten zusammengestellt, darunter finden sich so bekannte Namen wie Herman Melville, Jack London oder Thor Heyerdahl. Von besonderem Interesse ist wohl jener Beitrag, in dem ein Papua die Ankunft der Weißen aus der Sicht der Einheimischen schildert: Die Papuas hielten die weißen Schiffsleute zunächst für ihre eigenen Ahnen, die vom „Platz der Toten“ in ihre Heimat zurückkehrten.

Ulrike Keller (Hg.): Reisende in der Südsee (seit 1520). Ein kulturhistorisches Lesebuch. Wien: Promedia 2004. 232 Seiten, 17,90


G.R.A.M. auf der Jagd mit Gerhard Roth
Das Grazer Künstlerduo G.R.A.M. beschäftigt sich in Bildserien seit einigen Jahren mit der Nachstellung von Ikonen der Dokumentations-, der künstlerischen und Aktionsfotografie. Vor allem die doppelte Verortung im Kunstsystem, indem sie zum Beispiel bekannte Bildinhalte der Wiener Aktionisten inszenieren, um sie wiederum in ihr eigenes Repertoire aufzunehmen, ist bezeichnend für Strategien der Vervielfachung und Verkünstlichung der Wirklichkeit. In diesem Sinn haben sich G.R.A.M. nun auch über die Bildwelten des Gerhard Roth, speziell über seine Bildarchive hergemacht und sind mit ihm auf einen Jagdausflug im stillen Ozean gegangen. Ergebnis ist ein Bildband, der zum Teil von Gerhard Roth, zum Teil von G.R.A.M. fotografierte Jagdszenen enthält, die an Roths Fotografien aus den Archiven des Schweigens erinnern.

G.R.A.M. / Gerhard Roth: Jagdausflug im Stillen Ozean erscheint anlässlich der Ausstellung in der Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz.
Informationen unter www.galerie-lisihaemmerle.at

KORSO verlost in Kooperation mit den Verlagen 3 Exemplare der hier rezensierten Bücher beim KORSO-Kulturquiz!


Gerald Hödl: ÖSTERREICH UND DIE DRITTE WELT
Außen- und Entwicklungspolitik der Zweiten Republik bis zum EU-Beitritt
304S., Euro 21,90; ISBN 3-85371-229-0
Zu bestellen in Ihrer Buchhandlung!

Erstmals liegt eine Gesamtdarstellung der österreichischen Politik gegenüber der so genannten Dritten Welt vor – nicht nur, wie sie sich in politischen Krisen und im Bereich der Wirtschaftsbeziehungen äußerte, sondern auch in Form entwicklungspolitischer Konzepte und Maßnahmen (einschließlich der Entwicklungshilfe).

Gesamtkatalog bei: Promedia 1080 Wien, Wickenburgg. 5/12 | promedia@mediashop.at | www. mediashop.at

 

 


Der Grund
Kurz vor Redaktionsschluss liegen Jörg Nauer & Martin Will mit Grippe darnieder! Hohes Fieber verhindert den schon klassischen KORSO- Dialog der beiden Kontrahenten. Freundlicherweise ist Jörg-Martin Willnauer eingesprungen und schenkt uns neue Liebes-Lyrik.

 

 

 

 

 

Wenn zwei sich wirklich gut versteh’n
Und trotzdem auseinander geh’n,
Trotz gleicher Werte, Interessen (zum Beispiel: italienisch essen);
Obwohl die beiden optisch passten
Und Bier und Fußball wirklich hassten!
Kein Seitensprung die Liebe trübte,
Weil jeder weise Rücksicht übte,
Obwohl es auch erotisch stimmte
Und keiner Zigaretten glimmte, keiner schnarchte, keiner trank,
den andern pflegte, wenn er krank;
Sogar in finanziellen Fragen
Hatte man sich gut vertragen.
Das Alter fiel kaum ins Gewicht,
So unterschiedlich war das nicht!
Man pflegte Stil. Geschmack. Niveau!
Und ließ sich Freiraum. Sowieso!
Genoss den Urlaub dann und wann, schwieg sich nicht vorm Fernsehn an.
Auf der Verbindung lag kein Fluch,
Man las sogar dasselbe Buch!
Die gleiche Sprache, gleiche Schicht!
(auch Schläge gab es praktisch nicht)
Und trotzdem ging das Schiff zu Bruch !!!
Dann - lag es wohl am Mundgeruch.

 

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