korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
02/2004
.....................................................................................................................................................................................
    Landesausstellung 2004: Mit dem Raumschiff zu den Wurzeln der europäischen Kultur


„Die Römer“ gastieren ab 1. Mai auf Schloss Seggau und im Retzhof. Die heurige Landesausstellung wird vor allem durch die Art der Darbietung alle bisherigen in den Schatten stellen, prognostiziert Prof. Dr. Bernhard Pelzl, Geschäftsführer des steirischen Think-Tanks Joanneum Research, der für die Konzeption verantwortlich zeichnet.

„Die Tatsache, dass die Ausstellung an zwei Orten gezeigt wird und man nicht davon ausgehen kann, dass alle Besucher beide besuchen, bedingt eine klare Aufteilung der Inhalte: In Seggau zeigen wir den ideologischen Überbau, die Reichsidee, die ja von der Typologie her jener der Europäischen Union ähnelt, am Retzhof die Konkretisierung der römischen Kultur“, erläutert Pelzl.

Der Sieg der FFW Flavia Solva
Angezogen werden sollen BesucherInnen vor allem durch die Darbietung: Die Landesschau 2004 wird keine wissenschaftlich-trockene Exponatausstellung sein, der Schwerpunkt wird auf der Inszenierung mit modernsten Methoden computergenerierter Animation liegen. Dennoch werden auch Realia zu sehen sein – wie etwa ein Fundstück aus Flavia Solva, das ein signifikantes Stück Lokalgeschichte darstellt: „Die Tabula Centonariorum, die ,Tafel der freiwilligen Feuerwehrleute‘ aus dem dritten nachchristlichen Jahrhundert, ist dem Gedenken an einen moralischen Sieg über den römischen Fiskus gewidmet“, schmunzelt Pelzl. Fast alle Bürger der südsteirischen Siedlung waren Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr: Diese genossen nämlich wegen ihrer Tätigkeit für das Gemeinwesen Steuerprivilegien. Weil die lokalen Autoritäten die Zahl der Mitglieder einschränken wollten um der Steuerausfälle Herr zu werden, kam die Sache vor den Kaiser. Dieser bestätigte die ursprünglichen Privilegien – der gesamte Hergang wurde von den siegreichen Feuerwehrmännern auf einer Gedenktafel verewigt.

Die Tabula Centonaniorum: Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr war in der Südsteiermark immer ein Muss

Per Raumkapsel übers Imperium Romanum
Der Zugriff auf die Ressourcen des Joanneum Research erlaubt den Einsatz der fortschrittlichsten Präsentationsmöglichkeiten. Pelzl schwärmt von der 18 x 12 Meter messenden Satellitenkarte des Römischen Reiches, auf die Besucher aus Astronauten-Perspektive hinabsehen werden können, und vom Nachbau eines römischen Tempels, dessen Cella auf virtuellem Boden stehen wird – nämlich auf jenem des Tempels in Frauenberg, der mit Hilfe eines optischen Übertragungsverfahrens online ins Schloss Seggau projiziert werden wird. Pelzl: „Es gibt kein einziges Thema, das nicht multimedial präsentiert wird – die Schau wird eine Erlebnisausstellung im besten Wortsinn.“ So wird auch die Besiedlung der Steiermark als Zeitraffer-Animation wiedergegeben, das Fries der Trajanssäule wird sich vor den Augen der BetrachterInnen wie ein Film vom Stein lösen und Flavia Solva wird als virtuelle Rekonstruktion so zu sehen sein, wie es sich zur Kaiserzeit präsentierte.

Ausstellungs-Macher Pelzl > „Eine Erlebnisreise zu den Wurzeln der europäischen Kultur“

Terra sigillata und Imperatoren-Haarschnitt
Auch klassische Mittel der Präsentation kommen nicht zu kurz: Am Vorplatz des Schlosses wird ein bespielbares Amphitheater aus Holz errichtet – Pelzl: „Das entspricht der Realität, da im alten Rom selbst lange Zeit keine festen Theater aus Stein errichtet werden durften, weil man eine Gefährdung der Sitten durch ständige Einrichtungen dieser Art fürchtete“ – und im Retzhof wird eine belebte Ladenstraße mit Angeboten aus der römischen Kaiserzeit errichtet, wo unter anderem Keramikgegenstände aus „terra sigillata“ – dem „Meißner Porzellan“ der alten Römer – erhältlich sein werden und man sich einen originalen Imperatoren-Haarschnitt verpassen lassen kann.

Was Pelzl besonders wichtig ist: „Die Schau erfordert keine Vorkenntnisse und hat auch keinen wie immer gearteten didaktischen Anspruch. Wer will, kann aber durch sie tief zu den Wurzeln unserer europäischen Kultur hinabtauchen.“

Ausstellungs-„Maskottchen“ Antefix: Schlussstein aus einem Haus in Flavia Solva

 

 

  Klasnic: Neuordnung der Kulturförderung noch 2004


Vor dem Hintergrund der riesigen Darstellung der „Speisung der Fünftausend“ von Johann Baptist Raunacher d. Ä. im voll besetzten großen Minoritensaal legte Landeskulturreferentin LH Waltraud Klasnic auf Einladung der Akademie Graz die „Schwerpunkte der steirischen Kulturpolitik 2004“ in einer dreißig Minuten währenden Rede dar. Ein Gutteil dieses Referats war den Meriten des Jahres 2003 und der Belobigung politisch und wirtschaftlich Verantwortlicher respektive der zuständigen Intendanten gewidmet. Um etwaiger Euphorie nach dieser Erfolgsgeschichte gleich vorzubeugen, erinnerte Klasnic daran, „dass die Mittel, die 2003 eingesetzt wurden, heuer nicht vorhanden“ seien. Die 5000 werden 2004 nicht gespeist werden können.

Neuordnung der Kulturförderung soll laut Landeskulturreferentin Waltraud Klasnic 2004 umgesetzt werden.

Organisatorische Weichenstellungen
Die Ziele für das Jahr 2004 wurden mit dem Bekenntnis „Ich verspreche, dass ich ein Kulturförderungsgesetz möchte“ eingeleitet. Die Novellierung dieses Landesgesetzes aus dem Jahr 1985 war, auch nach Ansicht Klasnics, in den vergangenen Jahren immer wieder zum politischen Zankapfel geworden. Nun ist eine Evaluierungskommission unter der Leitung von Dr. Heimo Steps mit einer „Sichtung und Neubewertung der Kulturförderung“ betraut. Bis Ende März dieses Jahres sollen „Vorschläge für Richtlinien im Bereich der Kulturförderung“ und ein „erster Entwurf für ein neues Kulturförderungsgesetz“ erstellt werden. Die Kommission setzt sich aus „Vertretern des kulturellen Lebens der Steiermark“ zusammen, neben anderen sind der Sprecher der IG Kultur Michael Petrowitsch, Wolfgang Pollanz und Eva Schäffer vertreten.

Klasnic verwies auch auf die Neubesetzung des Landeskulturbeirates. Dieses Gremium mit 15 ehrenamtlichen Mitgliedern ist mit der „fachlichen Beratung in grundsätzlichen Fragen der Kulturförderung“ betraut. Der Landeskulturbeirat wird jeweils auf fünf Jahre bestellt, neue Vorsitzende ist die Publizistin Dr. Eva Schäffer.

Die von Klasnic angeführten Ziele für 2004 sollen die Errichtung einer Bühnen-Holding und eines Hallenmanagements für Graz umfassen. Der aktuelle Stand dieses Unterfangens seit Klasnics Vortrag ist die Errichtung einer „Kultur-Marketing-Service GmbH“ (siehe auch den nebenstehenden Kommentar von Michael Petrowitsch). Die neue Gesellschaft soll den Kulturbetrieb auch überregional vermarkten, die Ausschreibung für eine Intendanz ab dem Jahr 2006 soll vorbereitet werden.

100 Mio nicht abgeholt?
Weitere Punkte in Klasnics Vortrag betrafen die Errichtung einer „Theaterplattform der Regionen“ und die diesjährige Landesausstellung „Die Römer“. Das Prinzip der Landesausstellungen hält Klasnic grundsätzlich für gut und wichtig, nach der heurigen soll eine Evaluierung durchgeführt werden um Nachjustierungen bzw. ein Biennaleprinzip zu überlegen. Die Umstrukturierung des Landesmuseums Joanneum (Transfer der Alten Galerie nach Eggenberg und des Bild- und Ton-Archivs vom Palais Attems in die Neutorgasse) wurde am Rande erwähnt. Zurzeit wird eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Joanneumsleitung angestellt. Eine Plattform von Gegnern dieser auch personellen Umgestaltung hat Klasnic inzwischen eine sechshundert Unterschriften umfassende Liste übermittelt.

Das Thema „Kunst am Bau“ wird im heurigen Jahr besonderes Anliegen sein; dazu soll dem Landtag ein Grundsatzantrag vorgelegt werden. Nach einer Schätzung der grünen Landtagsabgeordneten Edith Zitz sind in den letzten Jahren an die 100 Millionen Euro für Kunst am Bau nicht vom Bund eingefordert worden oder – von Künstlerseite betrachtet – nicht an Aufträgen vergeben worden.

Mittel auch direkt für KünstlerInnen
Weiters stellt sich Klasnic die Einrichtung eines Mentormodells vor: Arrivierte KünstlerInnen sollen jungen KollegInnen unter die Arme greifen, etwa durch gemeinsame Ausstellungen oder Hilfestellungen bei Subventionsansuchen. Die Kulturreferentin sprach von ihrem Wissen um die „Existenzangst so mancher Künstler unter Fünfzig“. Anders als ihr Ressortkollege auf Stadtebene bekannte sie sich dazu, dass „der einzelne Künstler in den Genuss der auszuschüttenden Mittel kommen soll“, nämlich ohne die aufwändige Versorgung von Zwischeninstitutionen.

Mit einem eher vagen Bekenntnis ihres Anliegens, „die steirische Kunst des 20. Jahrhunderts zugänglich zu machen“, beantwortete Klasnic einen Appell des Galeristen Günter Eisenhut, der sich neben Akademie-Graz-Präsident Emil Breisach und dem Kunstgeschichte-Professor Götz Pochat besonders für die Einrichtung einer permanente Ausstellung der steirischen Moderne engagiert.

Wenzel Mracek

 

 

 

  Peter Pakesch will „mehr Kunstverkehr“ für die Alte Galerie In Zusammenarbeit mit Minoriten und Urania gestaltet die Akademie Graz eine dreiteilige Gesprächsreihe zu den neuen Grazer Kulturbauten. Im Brennpunkt, so der Titel dieser Reihe, fanden sich zum Thema Das Kunsthaus Michael Fleischhacker („Die Presse“) und der Intendant des Landesmuseums Joanneum und Leiter des Kunsthauses Peter Pakesch im kleinen Saal der Minoriten.


Der aktuelle Befund zu den Einstandsdaten des Kunsthauses: Über 100.000 Besucher wurden in den ersten drei Monaten registriert, mehr als 1500 Führungen wurden absolviert. Pakesch will in Richtung eines „Kunstclusters“ unter Einbeziehung des Palais’ Thienfeld und des Hauses Mariahilferstraße Nr. 2 steuern, in die der Grazer Kunstverein und das Haus der Architektur einziehen sollen. Die nächsten Ausstellungen sind dem Minimalisten Sol LeWitt und der Fotografin Vera Luther, die mit der Lochkamera arbeitet, gewidmet. Für den Herbst sind ein Video-Schwerpunkt und eine Ausstellung kinetischer Kunst geplant. 2005 sollen Ausstellungen mit Arbeiten von John Baldessari und großformatiger Malerei des früh verstorbenen Deutschen Michel Majerus folgen. Mit dem Belgier Anton Herbert, der eine der größten Sammlungen minimalistischer und konzeptueller Kunst besitzt, werden Gespräche für eine Ausstellung im Jahr 2006 geführt.

Joanneum-Intendant Peter Pakesch – im Gespräch mit Michael Fleischhacker – wünscht sich einen ,Kunstcluster‘ mit Brennpunkt Kunsthaus

Streitfrage Alte Galerie
Nachjustierungen der architektonischen Bedingungen in den Ausstellungsräumen möchte Pakesch nur betreffend die Lichtsituation vornehmen. Dass das Kunsthaus, wie von einigen Kritikern vorgebracht, sich durch seine organische, also nicht geometrische Form zur Ausstellung von Malerei schlecht eignet, lässt er nicht gelten. Zur zentralen Frage dieses Abends wurde die Frage der Übersiedelung der Alten Galerie von der Neutorgasse in das Schloss Eggenberg. Die Fronten von Befürwortern und Gegnern zeichnen sich inzwischen klar ab, die Joanneumsdirektoren Pakesch und Wolfgang Muchitsch argumentieren unter anderem mit einer jährlichen Besucherzahl der Alten Galerie von unter 6000 Personen und einer fälligen Restaurierung des Hauptgebäudes in der Neutorgasse.

Zudem spricht sich Pakesch für einen zentraleren und damit öffentlicheren Standort des Bild- und Tonarchivs aus, das vom Palais Attems an die Stelle der Alten Galerie überführt werden soll. Gegenargumente, die Häng- und Stellflächen im Schloss seien im Vergleich zu den jetzigen in Summe kleiner, bezeichnet Pakesch als marginal. Zudem befürwortet er hinsichtlich einer „fast vergessenen“ europäischen Präsenz dieser Sammlung einen zukünftigen „Kunstverkehr“, vergleichbar einem Leih- und Austauschabkommen, wie es das Kunsthistorische Museum in Wien mit den Guggenheim-Museen und dem Prado unterhält.

Das gegenseitige Verleihen vor allem alter Kunstwerke teilt jedenfalls schon lange Kunsthistoriker, Kulturmanager und Konservatoren in unterschiedliche Lager. Attraktiven und publikumswirksamen Ausstellungen stehen mechanische Beschädigungen der Kunstwerke durch Transport und Klimatisierung gegenüber. Präsident Kurt Jungwirth sprach sich im Namen des ehrenamtlich agierenden Kuratoriums des Landesmuseums Joanneum für eine Übersiedelung nach Eggenberg aus. Über den künftigen Verbleib des Leiters der Alten Galerie, Gottfried Biedermann, der zurzeit mit einem Projekt des Bild- und Tonarchivs betraut ist, wollte sich Peter Pakesch mit Verweis auf ein laufendes Verfahren nicht äußern.

Ein weiteres die Bestände des Joanneums allgemein betreffendes Thema wurde mit der Frage nach Studiensammlungen aufgeworfen. Große Sammlungsbestände aus allen Bereichen des Joanneums befinden sich in verschiedenen Depots. Angeregt wurde ein Modus vergleichbar dem des Museums für Angewandte Kunst in Wien, dessen Tiefspeicher zu Studienzwecken besucht werden kann. Dieser Idee will sich Pakesch längerfristig annehmen.

Wenzel Mracek

 

 

 

  Akademie Graz: Debatten über Graz post 2003


Mit ihrem heurigen Programm will die Akademie Graz Themen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken, die „von den eigentlich dafür zuständigen Medien nicht aufgegriffen werden“ (O-Ton Akademie-Präsident Emil Breisach).

Besonderes Augenmerk legt Breisach, der sein Team um einen neuen Geschäftsführer – den früheren ORF-Kulturchef Heinz Hartwig – verstärkt hat, auf eine öffentliche Diskussion über die Entwicklung der Stadt Graz post 2003.

Die Akademie Graz stellt die Frage nach der weiteren Nutzung der neuen Kultur-Infrastruktur

„Spitzenplatz für Musikantenstadl“
Dem gestiegenen internationalen Bekanntheitsgrad der Stadt und der verstärkten Identifikation der BürgerInnen mit ihrer Stadt stehe eine merkwürdige „Ohnmachtshaltung“ der Politiker gegenüber, die keinen vorwärts weisenden Weg aus der schuldenbedingten Erstarrung fänden, kritisiert Breisach, dessen drängendes Engagement für die res publica die Kritisierten – und seien sie im Vergleich zu ihm Jünglinge – alt aussehen lässt. Der Kulturpolitik mangele es an Orientierung, beim vom Kulturstadtrat initiierten Kultur-Dialog „Open Space“ seien die Evaluierungskriterien „so aufgestellt gewesen, dass der Musikantenstadl einen Spitzenplatz eingenommen hätte“.

Graz im Blickpunkt
Im Zentrum einer ersten Diskussionsreihe stehen die Kulturbauten – nach Veranstaltungen zum Kunsthaus (siehe auch in dieser Ausgabe) und zum Kindermuseum steht am 1. März eine Diskussion über die Aufgaben des Literaturhauses mit dessen Leiter Univ.-Prof. Gerhard Melzer auf dem Programm (Kulturzentrum bei den Minoriten, 19.30). „Die Zukunft der Stadt auf dem Prüfstand“ nennt sich die daran anschließende Veranstaltungsreihe – am 8. März 2004 mit Bürgermeister Siegfried Nagl zum Thema „Schwerpunkte der Grazer Stadtentwicklung“, am 3. Mai mit Finanzstadtrat Wolfgang Riedler zur Frage „Was ist finanzierbar“; am 7. Juni sollen die BürgerInnen der Stadt selbst in einer „Langen Nacht der Visionen“ ihre Vorstellungen äußern.

Parteien und Medien
In einer parallelen Diskussionsreihe geht die Akademie Graz der Frage „Wohin steuert Österreich“ nach: Am 13. März diskutieren Erhard Busek, Franz Küberl und Peter Strasser den „Beitrag Österreichs zur europäischen Identität“. Die „Gegenwart und Zukunft der österreichischen Parteien“ angesichts der fortschreitenden Entwicklung der EU vom Staatenbund zum Bundesstaat ist am 26. April Thema einer Debatte, an der Rudolf Bretschneider, Walter Wippersberg und Sonja Puntscher-Rieckmann teilnehmen. Am 24. Mai ist der österreichische Konvent Gegenstand einer Diskussion, mit Bernd Christian Funk, Gerhard Hirschmann und Bernd Schilcher. Die ewige „Misere der österreichen Medienlandschaft“ diskutieren am 24. Juni Fritz Csoklich, Michael Schmolke und Armin Thurnherr.

Eigene Kulturveranstaltungen
Auch heuer verzichtet die Akademie Graz nicht auf eigene Beiträge zur kulturellen Identität der Steiermark: Eine „Hommage an Alfred Mikesch“ anlässlich dessen 90. Geburtstag findet am 19. April statt. Der Begründer der Kapfenberger Literaturtage wird gemeinsam mit Hans Wallner künstlerische Doppelbegabungen vorstellen. Und im Rahmen von zwei Ausstellungen werden ein Nachwuchskünstler (Herwig Tollschein: berliner blätter, 15. Juli bis 7. August) und eine Säule des Grazer Kulturgeschehens (Werner Hollomey: Grafische Reisetagebücher, 10. bis 29. August) ihre Werke präsentieren.

Alle Veranstaltungen finden im Kulturzentrum bei den Minoriten statt – die Ausstellungen von Herwig Tollschein und Werner Hollomey im Stadtmuseum.

 

 

 

Hysterie als Gesamtkunstwerk
< Wenzel Mracek


„ … der Kunst ihre Freiheit“ ist keine umgangssprachliche Genitiv-Verstümmelung wie beispielsweise „dem Otto sein Motto“. Vielmehr handelt es sich um die zweite Hälfte des Mottos der Wiener Sezession, dessen vorderer Teil bekanntlich „Der Kunst ihre Zeit, ...“ lautet und das bedeutet in diesem Fall auch nicht „Die Zeit der Kunst“. Man sollte sich jedenfalls eines sprachlichen Kontexts gewahr sein, wenn man vorgefundenen Sätzen in einem an Hysterie grenzenden Fall von Sensationsjournalismus auch gleich die Krone aufsetzt.

Am Amtssitz von Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl klebend fand man – der auf Paierl endende Kalauer wird hier unterdrückt – einen so genannten Sticker mit der nicht gerade erhellenden Aufschrift Es gibt Tote. Paierls Pressesprecher verständigte umgehend die Polizei, die umgehend Ermittlungen einleitete. Wären jedoch beide, Pressesprecher und Polizei, offenen Auges und Sinns umher gegangen, wären ihnen sicher weitere Aufkleber ins Auge gestochen (keine Drohung, eine bildhafte Redewendung!), die Texte tragen wie Fahren Sie selbst ins Krisengebiet oder Sie nicht! Sie haben Ihren guten Ruf verloren! oder Sind Sie integer genug, um hier Platz zu nehmen? – Womit wir wieder beim Sitz angelangt wären.

Im Rahmen der aktuellen Ausstellung des Forums Stadtpark zum Schwerpunkt Die fünfte Gewalt und unter dem Titel Manipulation. Kunst auch für demokratische Länder. tritt eine bis auf Erwin Posarnig anonym agierende AKTIONSGRUPPE „GEWALT“ mit einer Arbeit in Erscheinung, die auf 160 Klappstühlen eben jene Aufkleber angebracht hat, die nun zum Stein des Anstoßes wurden und der, so ist einem Manifest der Gruppe – indirekt aber eindeutig – zu entnehmen, soll nicht geworfen werden. Weitere Aufkleber – von Erwin Posarnig als „Nachdenkaufkleber“ bezeichnet – liegen als multiple Kunstwerke zur freien Entnahme im Forum Stadtpark auf, was naturgemäß unten angeführte Ermittlungen nicht leichter machen dürften.

Die fünfte Gewalt versammelt im Forum Stadtpark künstlerische Stellungnahmen um das Thema der Globalisierung. Nach einem Zitat von Ignacio Ramonet in der Oktoberausgabe 03 von LE MONDE diplomatique bedeutet Globalisierung auch die Globalisierung der Massenmedien und damit der Information. Die Dreifaltigkeit der Staatsgewalt (Legislative, Judikatur und Exekutive) müssten durch die vierte – die Medien – umworben werden und das auf Kosten einer unabhängigen Berichterstattung (angemerkt sei, dass Ramonet in diesem Zusammenhang die Wirtschaft als treibende Kraft einer Globalisierung nicht nennt, die damit ebenfalls die Medien in Kauf nimmt; der Kursivtext steht hier für das Gegenteil eines Euphemismus.

Wie es konzeptuell nicht besser geplant werden kann, erweisen sich die Medien und die Staatsgewalt(en) als die beispielhaften Erfüller in praxi der These Ramonets wie des Ausstellungskonzeptes des Forums und jener AKTIONSGRUPPE „GEWALT“. Schön, wenn die Macht und ihre Hofberichterstatter mal der Kunst auf den Leim oder im gegenständlichen Fall auf den Kleber gehen.

Wenzel Mracek

 

 

 

Kultur ist etwas für Hoteliers
< Michael Petrowitsch leitet das Pavelhaus www.pavelhaus.at und ist Obmann der IG-Kultur Steiermark.


Anlässlich der bevorstehenden Einrichtung einer Steirischen Kulturholding wurde ein Grazer Wirtschaftsprüfungsunternehmen beauftragt, sich mit der Ist-Situation des Steirischen Kulturbetriebes auseinander zu setzen. Laut dem vorliegenden Gesellschaftsvertrag ist geplant, die Grazer Tourismus GmbH, den Verein Steirische Kulturveranstaltungen, die Stadt Graz, die Steirische Tourismus GmbH, das Landesmuseum Joanneum, den Steirischen Herbst, die Styriarte und die Vereinigten Bühnen zu einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung als Dachmarke zusammenzuschließen. Diese wiederum soll einen Kulturbeirat von 11 bis 14 Mitgliedern einsetzen, der, so das Papier, „das kultur- und marketingpolitische Strategieberatungsorgan der Gesellschaft ist“. Das Ziel: Gemeinsames Marketing aller Kultur-Organisationen.

Die gesellschaftliche Funktion von Kultur besteht darin, Hotelbetten zu füllen.
Nichts ist dagegen einzuwenden, den erarbeiteten Kulturbonus weiter zu pushen. Beim Installieren der Dachmarke läuft man aber Gefahr, ein touristisch orientiertes Pickerl einzuführen, das auf einen von der Szene genährten Content geklebt wird, ohne die vorhandenen Klein- und Mittelressourcen zu berücksichtigen. Das von einer Grazer Unternehmensberatungsfirma erarbeitete Begleitpapier spricht eine deutliche Sprache: „Ab 2004 sind sowohl die Stadt Graz sowie das Land Steiermark als auch die Kulturträger mit der Situation konfrontiert, dass einerseits die Hoteliers und Zimmervermieter mit einem weiterhin hohen Niveau der touristischen Nachfrage rechnen, es aber andererseits keine Sonderbudgets wie im Jahr 2003 gibt. Die knapper werdenden Mittel werden dringend zum Betrieb der neuen Einrichtungen (Kunsthaus, Literaturhaus, Listhalle) benötigt“.

Kulturelle Vielfalt führt zu unnötigen Kosten
Noch eindringlicher wird es bei einer Stärken-/Schwächen-Analyse einiger Häuser, wobei kurzerhand recht salopp das Literaturhaus und das Forum Stadtpark zu einem Label verschweißt werden: „Stärken: neu adaptiertes Gebäude. Schwächen: Kultureller Zugang für überregionale Gäste und Besucher schwer erkennbar.“ (sic!) Oberflächlicher lässt sich wohl kaum evaluieren und das führt freilich zu folgendem Horrorszenario der Wirtschaftsprüfer: „Die inhaltliche Gestaltung, bei der jeder auf sich alleine gestellt ist, führt zu Mehrgleisigkeit und damit zu unnötige Kosten!“

Das heißt konkret für die freie Szene: Das abgedroschene Bild von der Kultur als Ancilla der Betriebswirtschaft wird schön langsam grausige Wahrheit. Siehe etwa die altbacken hochkulturelle und andere Initiativen ausgrenzende Diktion im Bezug auf Literaturhaus/Forum Stadtpark mit dem Argument, dass es sich um „Segmente des Kulturbetriebes handle, die es sonst in dieser Form nicht gibt“.

Diese Einschätzungen kommen zustande, wenn Wirtschaftsberater über die Kulturszene nachdenken: Das Forum Stadtpark funktioniert als Alibikonstante, der Rest wird sich beim Programmmachen nach den Vorstellungen von WU-Abgängern richten müssen.

 

 

 

  DIAGONALE 2004 unter dem Stern Antares


Am 3. März 2004 wird das renommierte Film-Festival, die gewichtige Präsentationsplattform der österreichischen Film­szene, zum siebenten Mal seine Pforten öffnen. Dass es in diesem Jahr überhaupt stattfinden kann, ist den österreichischen Filmschaffenden zu verdanken, die sich für die Weiterführung massiv eingesetzt haben. Nachdem Staatssekretär Franz Morak im März 2003 versucht hatte, nach der Demontage des Leitungsteams Christine Dollhofer und Constantin Wulff eine „offizielle“ Diagonale auf die Beine zu stellen, war es zu heftigen Protesten gekommen. Dank der Solidarität der österreichischen Filmbranche und mit Hilfe finanzieller Förderung durch die Stadt Graz ist es schließlich doch noch gelungen, die „originale“ Diagonale mit bewährtem Konzept und an den vertrauten Locations zu erhalten. Was der „originalen Diagonale“ allerdings bis jetzt vorenthalten wurde, ist eine Förderung des Bundes. Besonders bemerkenswert ist in diesem Kontext, dass sämtliche Mitarbeiter des Teams bis auf weiteres unentgeltlich tätig sind. Zur Eröffnung der diesjährigen Diagonale wird die Filmproduktion „Antares“ des Regisseurs Götz Spielmann ihre österreichische Uraufführung erleben. Der Film erzählt die parallel handelnden und lose verknüpften Geschichten dreier Paare zwischen den Polen Leidenschaft, Eifersucht und Aggression. Im Herbst 2004 wird die Produktion dann in den heimischen Kinos anlaufen. Der Eröffnungsfilm wurde von der Programmkommission des Festivals ausgewählt, die mit Frank Arnold, Robert Buchschwenter, Birgit Flos, Marcy Goldberg, Stella Rollig, Alexandra Seibel und Sylvia Szely besetzt ist. Ein von Synema gestaltetes Spezialprogramm und eine Kooperation von Filmarchiv Austria und dem Österreichischen Filmmuseum werden das Festival um historische Aspekte bereichern. Die DIAGONALE 2004 soll ganz im Zeichen von Diskursivität stehen – mit zahlreichen Rahmenveranstaltungen und Diskussionen. Veranstaltungen weiterer Kulturinstitutionen werden die österreichische Jahresfilmschau solidarisch ergänzen.

Diagonale 2004: Selbst organisiert, vom Bund wegen Unbotmäßigkeit nicht mehr gefördert … und von breiten Sympathien getragen

Infos: DIAGONALE Büro Mariahilferplatz 2, 8020 Graz | T (0316) 2003 - 4100 | www.diagonale.at

 

 

 

  OFFSITE_GRAZ Die erste vollständige Dokumentation öffentlicher Kunst seit 1945: http://offsite.kulturserver-graz.at


An die 2000 Bildeinträge und 900 KünstlerInnen versammelt eine neue, als work in progress gestaltete Web-Dokumentation der Kunst im öffentlichen Raum von Graz seit 1945. In Zusammenarbeit mit dem Grazer Kulturserver und unter der Leitung von Univ. Doz. Werner Fenz erstellten die Kunsthistorikerinnen Birgit Kulterer und Eva Martischnig einen umfassenden Katalog öffentlicher Kunst im Stadtraum, der neben permanenter und Kunst am Bau der Nachkriegszeit auch – eine internationale Premiere – temporäre Interventionen auflistet.

StR. Christian Buchmann, Werner Fenz, Eva Martischnig und Birgit Kulterer präsentieren OFFSITE_ GRAZ

Die Website ist in sehr übersichtlicher Weise nach Registern gestaltet. Ein in sich mehrfach verknüpftes System erlaubt etwa die Orientierung und topographische Markierung öffentlicher Kunst über einen detaillierten Stadtplan von Graz. Über Pop-Ups wird der Benutzer zu Kurzbiographien und auszugsweisen Werklisten der KünstlerInnen geführt. Interessant dabei, dass, wie im Fall von Hartmut Skerbischs „Lichtschwert“, fallweise auch geplante und nicht ausgeführte Projektdetails erfasst wurden.

In einem einführenden Text von Werner Fenz wird die Thematik von kunstkritischer Seite beleuchtet und die Entwicklung in Graz auch vor dem Hintergrund politischer Entscheidungen skizziert. Anlässlich der Präsentation von OFFSITE_GRAZ im Kunsthaus äußerte Fenz die Hoffnung, dass die Grazer Kunst im öffentlichen Raum in den nächsten Jahren nicht allein auf die Kunst am Bau öffentlicher Gebäude beschränkt bleibt. Vielmehr sollten seitens der Stadt KünstlerInnen für diverse Projekte geladen werden.

In seiner Einführung „Zum Thema“ beschäftigt sich Werner Fenz mit der Frage nach den Wirkungen einer „Kunst für alle“ außerhalb des geschützten Bereichs der Galerien und Museen und einer Irritation, die öffentliche Kunst als „unnotwendig oder störend“ einstuft. Angesichts einer wirtschaftlich orientierten Logokultur (aktuelles Beispiel sind großflächige Werbetransparente an neuralgischen Orten der Stadt) stellt sich auch die Frage nach Nutzungsrechten und dem demokratischen Umgang mit Möglichkeiten und Bedarf öffentlicher Visualisierung. Dementsprechend kann ein solches Archiv zur Basis einer Diskussion um Besitzansprüche öffentlichen Raumes werden.

Wichtiger Punkt in der weiteren Entwicklung der Dokumentation öffentlicher Kunst in Graz müsste, entsprechend Anregung aus dem Publikum, im Fall der Website eine englische Übersetzung sein. Knackpunkt bleibt hier wieder einmal die Finanzierung. Eine Kooperation mit Tourismusbüro oder einer im Entstehen begriffenen „Kultur-Marketing-Service GmbH“ ist über die Andeutung eines Wunsches aber bisher nicht gediehen.

Wenzel Mracek

 

 

  Vom Drang nach Osten


Wenn in Österreich Kritik an der EU-Ost­erweiterung geäußert wird, dann in der Regel, um ein langsameres Tempo und länger währenden Schutz für österreichische Arbeitnehmer und Kleinunternehmer einzumahnen, die von der östlichen Konkurrenz bedroht seien; um vor einer neuen Durchlässigkeit der Grenzen für organisierte Diebsbanden aus dem Osten zu warnen oder vor freier Fahrt für stinkende Uralt-LKWs mit glatzigen Reifen.

Der Wiener Wirtschafts- und Sozialhistoriker Hannes Hofbauer – Co-Autor mehrerer historisch angelegter Regionenportraits, u.a. von Schlesien, der Bukowina und Transsilvanien / Siebenbürgen sieht in seinem vor wenigen Monaten erschienenen Buch über die Osterweiterung die Eingliederung der Staaten des Glacis der ehemaligen Sowjetunion in die EU als Unterwerfung unter das Kalkül expansionshungriger westeuropäischer, vor allem deutscher Konzerne. Ihr Ziel: Die „Zurichtung“ der Volkswirtschaften der Beitrittsländer auf den Bedarf der Märkte in den westeuropäischen Zentren – ohne Rücksicht auf die sozialen Folgen. Schon zwischen 1989 und 2002 wurden, führt Hofbauer als Beweis an, die wichtigsten wirtschaftlichen Sektoren von westeuropäischen Eigentümern übernommen, der Außenhandel einseitig auf den Westen ausgerichtet und ganze Regionen deindustrialisiert – bei gleichzeitiger Demontage der Sozialsysteme und Schwächung der politischen Verwaltung.

Hannes Hofbauer: Osterweiterung. Vom Drang nach Osten zur peripheren EU-Integration.
Wien: Promedia 2003. ISBN 3-85371-198-7, br., 240 Seiten, 17,90     

KORSO verlost in Kooperation mit dem Promedia-Verlag 5 Exemplare des Buches beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

  Ausfahrt mit Hund: Das neue Forum Stadtpark


Anton Lederer, neuer Vorsitzender des Forums Stadtpark, präsentierte das strukturell und inhaltlich runderneuerte Forum stilsicher im ebenfalls neuen Salon, dem „kommunikativen Herz“, von dem er sich wünscht, es möge ein offener Raum der Diskussion und Auseinandersetzung von und mit Themen der Grazer Kunst und Kultur werden.

Helmut Dick: The Rising Dog

Wichtigste Innovation ist die Umgestaltung des nun mehr als vierzig Jahre währenden Referatsystems in ein „ProgrammForum“, bestehend aus einem Komitee von zehn Personen (neben anderen Binder-Krieglstein, Grabner, Höller, Luef, Wanko), das für zwei Jahre gewählt wird und spartenübergreifend für Projekterstellung und -leitung verantwortlich zeichnet. In diesem Sinn wünscht sich Anton Lederer auch von Subventionsstellen wie dem Bundeskanzleramt eine Novellierung der bisher praktizierten Fördermodalitäten nach Disziplinen wie Fotografie, bildende Kunst, Musik und anderer gegenüber einem autonom zu verwaltenden Ganzjahresbudget. Apropos Budget: Soeben wurde die Dreijahresförderung für freie Gruppen des Landes erneuert, seitens der Stadt Graz sind noch Gespräche mit dem avisierten, aber noch nicht eingesetzten Kulturbeirat zu führen. Insgesamt dürfte diese Förderung geringer als in den vergangenen Jahren ausfallen, zudem hebt die Stadt seit dem letzten Jahr eine Gebäudemiete von EUR 18.000.– jährlich ein.

Erstmalig stehen für das Jahr 2004 fünf Themenblöcke fest: StadtbewohnerInnen, Tourismus, Comic und Alternative Ökonomien. Den Anfang, mit Beginn am 30. und 31. Jänner, macht ein Schwerpunkt mit dem Titel Die fünfte Gewalt, im Rahmen dessen man sich auf die Suche nach „Gegenpolen zu den Geflechten aus Politik und Medien“ macht. Die zugehörige Ausstellung mehr oder weniger subversiver Positionen bestreiten die Aktionsgruppe „Gewalt“ (Graz), die bis auf Erwin Posarnig anonym bleiben möchte, Marc Bijl (Rotterdam), Alexander Brener / Barbara Schurz (Berlin), Christian Eisenberger (Wien / Semriach) und Helmut Dick (Amsterdam). Letzterer verunsichert Graz inzwischen unter dem Projekttitel „The Rising Dog“ mit einem ausgestopften Schäferhund, der mittels einer ausfahrbaren Plattform auf das Dach eines weißen Mercedes montiert ist.

Zur Positionierung des Forums neben Literaturhaus und Minoriten führt der Schriftsteller Martin G. („G Punkt bitte, nicht einfach Martin Wanko, das muss einmal ein Ende haben“) Wanko aus, dass sich inzwischen eine Art Literaturverbund eingespielt habe. Man wolle einander nicht ausstechen und koordiniere unter anderem schon Termine. Ein Autor wie beispielsweise Günter Grass werde zu einer Lesung wohl ins Literaturhaus eingeladen. Das Forum Stadtpark dagegen verstehe sich als Schreibwerkstatt, aus der Literatur/en entstehen soll/en.

Der neuen Populärmusik, den mit ihr verbundenen Farben, Getränken und dem Alltag inadäquaten Bewegungsformen widmet sich der wöchentliche Club im Keller mit dem duftenden Namen Veilchen. Da trauern wir den seligen Zeiten der wohl legendärsten Herbstbar in besagtem Keller nach und zittern und fürchten uns schon.

Wenzel Mracek

 

 

  JMW: Was einem so passieren kann …


Jüngst hatte ich die Ehre und das Vergnügen beim steirischen Medien-Empfang im weißen Saal der Grazer Burg zugegen zu sein. Geladen hatte UFLH (unsere Frau Landeshauptmann). Wir speisten vom Feinsten und tranken edle Weine.

Im Gedenken an die erfolgreichen Annullierer Frau Benita Ferrero-Waldner, Frau Maria Rauch-Kallat und Vinzenz Lichtenstein ließ ich mir ein Leiberl fertigen und bedrucken: Ehe schon annulliert? prangte auf meiner Brust.

Der allseits beliebte Fotograf Harry Stuhlhofer drängte mich zur Kulturlandesrätin und zu den beiden Medienbossen Sterbenz und Zankel. Honi soit, qui mal y pense.

Jörg M. Willnauer

 

 

Opern-Premieren


Mit Giuseppe Verdis „Otello“ bietet die Grazer Oper auch in dieser Saison (Premiere 1. Februar) allen Opernliebhabern einen besonderen Leckerbissen. Die Neuinszenierung von G. H. Seebach und Chefdirigent Philippe Jordan bedeutet die Fortsetzung ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit in der künstlerischen Leitung des Hauses („Don Carlo“).

Im Spätwerk Verdis kulminiert die Schaffenskraft des italienischen Komponisten, der sich nach der Vollendung der „Aida“ (1871) eigentlich ganz von der Oper zurückziehen wollte, noch einmal. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, als ihm das Libretto von Arrigo Boito angeboten wurde. Hatte doch dieser seiner Auffassung nach das Kunststück vollbracht, die „Essenz“ der Shakespeareschen Tragödie zu erfassen.

Liebe, Hass, Eifersucht und Rache: in keinem anderen Werk der Weltliteratur zeigen sich die elementaren Triebe des Menschen so unverhüllt in „reinen Typen“ – Stoff, wie er sich auch für das ganz große Musikdrama geziemt. Neu für das Grazer Publikum ist der Interpret der anspruchsvollen Titelpartie, Sergey Nayda, der sich bereits an großen internationalen Bühnen wie der Metropolitan Opera New York bewähren konnte. Termine: 11., 13., 15., 19., 29. Februar 6., 12. März.

Wenn Vögel Feuer fangen …
Während im Schauspielhaus seit einiger Zeit „The Birds“ auf der Bühne umherflattern, wird ab 28. Februar 2004 der „Feuervogel“ federleicht und temperamentvoll das ballettbegeisterte Grazer Publikum mitreißen. Der Feuervogel/Le Sacre du Printemps nach der Musik Igor Strawinskys – ein getanztes Märchen, handelnd vom immerwährenden Kampf zwischen Gut und Böse – lässt unter der Choreographie Darrel Toulons auf faszinierende Bewegungswelten hoffen.

3 Akte lang Genuss: La Pèrichole
Jaques Offenbach liegt in der Luft: die turbulente Liebesgeschichte des Königs von Peru bezaubert drei Akte lang durch ausschließlich französische Gesangsnummern – nur die Dialoge sind in Deutsch gehalten. Inszenierung: Helmuth Lohner | Premiere: 21. März 2004

Infos und Karten: T 0316/8008 | tickets@theater-graz.com

 

 

Cash & Klassenfeinde im Schauspielhaus
< Cash – die Farce vom Sozialschmarotzer


Ein Stück, wie das Leben spielt oder besser gesagt: wie das Leben so spielen könnte: In „Cash – und ewig rauschen die Gelder“ von Michael Cooney geht es um den erfindungsreichen arbeitslosen Eric, welcher aus Not zum Sozialgangster mutiert und so ziemlich alles an Geldern bezieht, was man auch nur beziehen kann, angefangen von Alters,- Invaliden,- und Unfallrente über Frühpension, Pension bis hin zum Kranken-, Wohnungs-, und Kindergeld. Das liebe „Cash“ bringt den Langzeitarbeitslosen in arge Verstrickungen – eine Komödie mit Tiefgang, inszeniert von Tobias Lenel, der sich erstmalig dem Grazer Theaterpublikum vorstellt. Premiere: 18. März 2004

Klassenfeind. Regisseur Robert Schmidt lädt am 7. März 2004 zur Premiere des Erfolgsstücks von Nigel Williams auf die Probebühne ein. Seit seiner Entstehung 1978 ist das Stück von bleibender Aktualität: Sechs gewaltbereite Pubertierende geraten unversehens in eine Situation, die zur (Selbst)reflexion führt. Und schließlich dennoch wieder in Gewalt mündet, weil die Gesellschaft sie aufgegeben hat.

– cw –

Infos und Karten: (0)316 8000 | tickets@theater-graz.com

 

 

Regimekritiker an den Hebeln der „Chinamaschine“
< Carlos Aguilera


Der kubanische Autor Carlos A. Aguilera lebt seit April 2003 mit seiner Familie in Graz, wo er als „autor in residence“ aufgrund politischer Schwierigkeiten Zuflucht gefunden hat. Kürzlich hat er sein jüngstes Buch „Die Chinamaschine“ präsentiert.

Carlos A. Aguilera entführt die LeserInnen in ein fiktives „China“ – Chiffre für Kuba; eine Konfiguration, die allerhand Absurditäten zulässt. Aguilera spielt nicht nur gekonnt mit Worten, er überlässt seine Charaktere beißender Satire und treibt eine scheinbar reale Welt immer wieder zu grotesken Höhenflügen. Die Ausübung von Macht auf den unterschiedlichsten Niveaus wird in der „Chinamaschine“ erforscht, analysiert und konsequent hinterfragt.

Carlos A. Aguilera: Die Chinamaschine. Steirische Verlagsgesellschaft, Graz 2004, 126 S.

KORSO verlost in Zusammenarbeit mit der Kulturvermittlung Graz drei Exemplare der „Chinamaschine“.

 

 

 

  4handschreiben – Literatur in der Mediathek

 

Am 11. Februar findet in der Mediathek die 2. Lesung der neuen Literatur-Reihe 4handschreiben statt, diesmal mit Egyd Gstättner und Günter Eichberger. Die beiden Literaten lesen vierstimmig alles aus ihren Werken, nur nicht ihre Kolumnen „Stadtpfiff“ und „Schlussflaneur“ – geben anschließend Autogramme und (angeblich) ihre Kontonummern bekannt.

Mittwoch, 11. Februar | 20 Uhr | Mediathek, Vorbeckgasse 12, 8020 Graz | Eintritt frei

Infos: T (0316) 763051-11

 

 

  „Hörfest“ im Forum Stadtpark


Der neue alte Musik-Referent des Forums, Berndt Luef, bringt mit dem ersten seiner „Kon-märz-erte“ am 28.02.2004 ab 19.30 ein ungewöhnliches Hörerlebnis in das soeben neu organisierte Etablissment: Beim „Hörfest II“ haben KompositionsstudentInnen der Kunstuniversität Graz die Möglichkeit, ihre Werke abseits gewohnter Aufführungspraktiken zu Gehör zu bringen – in entspannter, der Reflexion zuträglicher Atmosphäre: Für das Publikum gibt’s Liegematten, Sofas und ein Pausenbuffet. Gekaut werden sollte allerdings zumindest während der Pianissimo-Passagen nur leise. Es wirken u.a. mit: Elisabeth Harnik, Slobodan Kajkut, Markus Krispel, Peter Jakober, Christian Schiller und Hannes Schweiger.

Beim 2. Kon-märz-ert am 29. Februar spielt das Jazztett-Forum-Graz eine Hommage an das Forum Stadtpark

Jazzfans haben übrigens allen Grund, sich über die Gnade des Schaltjahres zu freuen: Am 29. Februar tritt Luef ab 17.00 selbst beim 2. Kon-märz-ert mit dem Jazztett-Forum Graz auf. Am Programm steht die Uraufführung von „FoStaGra“, eine Hommage an den Ort der Aufführung.

Infos/Karten: Forum Stadtpark Graz | 0316 / 82 77 34

 

 

 

Gabriele Lockstädt im Haus der Kunst


Die Botschaft der Blumen, ihr Aussehen, ihre Farbe, ihr Duft, ihre Schönheit, ihre Unterschiede. Gabriele Lockstädt spielt mit dem Symbolgehalt, der in ihren Blumenbildern verborgen ist. Öl, Kreide, Kohle, Aquarellfarben, eingefügte Collagen und Ausschnitte aus Gedichten erhöhen die Vielschichtigkeit der meist großformatigen Tulpen- und Rosenbilder. Meist sind es mehrere Blüten in unterschiedlichsten Wachstumsstadien, teils geometrisch angeordnet, teils aufgelöst, frei schwebend.

Das Haus der Kunst, Galerie Andreas Lendl am Andreas-Hofer-Platz 5, lädt zur Ausstellung, die bis 21. Feber, Dienstag - Freitag von 9.00 bis 18.00 Uhr und Samstag bis 13.00 geöffnet ist.

 

 

Bunter Bilderreig in Gleisdorf


Ein „Ein Bad in Farben“ kann man im Rathaus Gleisdorf bis 30. März zwischen den Collagen und Acrylbildern der gebürtigen Weststeirerin Ingeborg Sußmann nehmen. Sie verarbeitet in ihren Bildern aktuelle Geschehnisse, öfter noch lässt sie sich einfach von ihren Emotionen leiten, die sie in Farbe umsetzt.

Im forumKLOSTER zeigt Ulrike Lang unter dem Titel „Blick-Fest“ Ölbilder mit farbkräftigen Motiven. Ihr Thema ist die Irrfahrt der menschlichen Seele, die auf ihrer Suche nach Heilung mythologische Schlüsselszenen durchlebt.
Vernissage 12. Februar 19 Uhr | bis 3. März | forumKLOSTER | Franz-Josef-Straße | www.forumkloster.at

Noch bis 22. Februar zu sehen ist die Ausstellung „Hans Steffin-Hierzer, der Kalendermacher aus Obergroßau“ mit liebevoll gestalteten Federzeichnungen, in denen es der Künstler glänzend versteht, die bescheidene ländliche Architektur und die heimelige Landschaft der oststeirischen Hügel einzufangen.
Ort: Heimatmuseum Gleisdorf, Rathausplatz

 

 

  Eine Kunst-Akademie für Sulaimaniy


Der Grazer Faraidoon Mohiden ist für all jene kein Unbekannter, für die Multikulturalität eine Bereicherung des Zusammenlebens darstellt: Als Mitarbeiter der ORF-Sendung „Heimat, fremde Heimat“ hat er über viele Jahre hinweg einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von ethnischer Vielfalt und Minderheiten geliefert. Daneben hat er nun sein Architekturstudium an der TU Graz beendet; seine Diplomarbeit behandelt ein Anliegen, das ihn seit langem beschäftigt: Die Planung einer Kunst-Akademie für seine Heimatstadt Sulaimaniy im kurdischen Teil des Iraks. „Wer bei uns ein Kunststudium absolvieren will, muss dies bis jetzt in Bagdad tun.“

Eine Kunst-Akademie für Sulaimaniy entwarf der österreichisch-irakische Architekt kurdischer Herkunft Faraidoon Mohiden

Entsprechend seinem Selbstverständnis als „Brücke zwischen den Kulturen“ hat Mohiden in seiner Planung – die von Univ.-Prof. Dr. Holger Neuwirth mit ,Sehr gut‘ beurteilt wurde – Elemente der westlichen Moderne mit der Tradition kurdischer Baukunst verbunden. „Der zentrale Theaterraum greift die Bauweise der Moschee von Samarra aus dem 9. Jahrhundert auf – eines der zentralen Bauwerke frühislamischer Kunst im Irak.“ Die äußere Gestalt des Gebäudes erinnert an einen Menschen mit ausgebreiteten Armen – dieser bewusste Anthropomorphismus, der keineswegs aufdringlich wirkt, ist als Kontrapunkt zur ursprünglichen Widmung des Geländes gedacht, auf welchem die Akademie gebaut werden sollte: Dort stand nämlich früher das lokale Militärkommando. Auf die Frage, ob er eine Realisierung seiner Projekt-Idee für möglich hält, kommt von Faraidoon Mohiden ein klares Ja: „Ich werde in nächster Zeit in meine Heimat fahren und das Projekt dort präsentieren. Und ich erhoffe mir natürlich auch Hilfe von österreichischer Seite: schließlich geht’s um ein Völker verbindendes Projekt des Wiederaufbaus im Irak.“

 

 

 

Sex, Macht, Manipulation und Moral im KIZ


Die „last frontier“ des Mainstream-Kinos sei der Sex, meinen die französischen „Cahiers du Cinéma“. Letztendlich dürfte es dabei aber auch um eine Marktnische gehen, die Hollywood den Europäern übrig lässt: Was im Land der unbegrenzten Möglichkeiten in Bausch und Bogen in die Schmuddelecke verbannt wird, darf sich in Old Europe durchaus in respektablen Etablissments tummeln – vorausgesetzt, die fleischlichen Fakten verfügen auch über einen intellektuellen Überbau.

Eine Produktion, die diesem Kriterium durchaus entspricht, zeigt das Kino im Augarten im Februar: Jean-Claude Brisseaus „Heimliche Spiele“ haben das nicht erst seit Pasolini im Film diskutierte Verhältnis zwischen Macht und Tabus brechender Sexualität zum Gegenstand: Zwei Frauen, Nathalie und Sandrine, die eine Stripperin, die andere Barmädchen, nehmen Stellen in einem Bankhaus an, wo sie eine rasante Karriere machen, indem sie ihre Vorgesetzten sexuell unter Kontrolle bringen. Erst als Christophe, Sohn des Direktors und zukünftiger Chef, auf der Bildfläche erscheint, wird ihr Spiel gefährlich. Denn Christophe akzeptiert nur seine eigenen Regeln. Die „Cahiers du Cinéma“ erkoren die erotische Fabel um Sex und Macht zum besten Filme des Jahres 2002.

KIZ | Kino im Augarten | Friedrichgasse 24, 8010 Graz | T 0316 82 11 86 | ngri@eunet.at

 

 

  „Faschings-Gesellschaften“ – von Atanas Kolev


Die erstmals in Graz präsentierten Werke des Künstlers Atanas Kolev erzählen von den Abgründen und der Absurdität menschlicher Beziehungen. Mit ihren surrealistischen und ironischen Deformierungen der menschlichen Anatomie sollen die Zeichnungen des geborenen Bulgaren unmittelbar auf die Psyche des Betrachters wirken.

Interkulturelles Café und Begegnungszentrum Auschlößl | Friedrichgasse 36, 8010 Graz | Mo bis Sa 10 bis 24 Uhr (bis 1. März)
Infos: (0316) 81 33 68

 

 

  Vegetable beings mit erotisierender Wirkung


„Ein Kreis schließt sich“ für die Botanikerin und Fotokünstlerin Eva Beatrix Timpe: Lange nach dem Botanik-Studium und der Beschäftigung mit Naturfotografie entstanden seit Juli 2003 Fotografien, in denen Pflanzen eine dominierende Rolle spielen. In der s/w-Serie „plantae eroticae“ entwickelt sich ein Spiel zwischen menschlichem und pflanzlichem Körper, die Pflanzen stehen dabei häufig im Vordergrund; die in der Ausstellung gezeigten Farbfotografien sind Inszenierungen, in deren Mittelpunkt Frauen und Männer stehen, die Pflanzen sind Teile des Bühnenbilds oder Requisiten.

Plantae eroticae | 9. 2. – 1. 4. 2004 | Mo - Fr 8 - 19.30 Uhr und Sa 8.30 - 17 Uhr | Flowerpower Blumen-Kunst | Schönaugasse 12, 8010 Graz

 

 

  Deutschlandsberger Apokalypse


In dieser Umsetzung der Apokalypse durch Raimund Wallisch wird auf eine szenische Inszenierung und „Dramatisierung“ im eigentlichen Sinn verzichtet. Ein Chor rezitiert die ausgewählten Textpassagen in der Übersetzung Martin Luthers und Bubers, die allein in ihrer sprachlichen Wucht ihre Wirkung entfalten sollen. Dabei wird das Buch des Johannes nicht als „heiliger Text“ im abendländisch-christlichen Sinn begriffen, sondern als beklemmende Weltuntergangsvision universeller Gültigkeit in Szene gesetzt – der implizit auch die Hoffnung auf das Überleben der Katastrophe innewohnt.

Termine: 26., 27., 28. Februar jeweils 20:00 Uhr | Neue Schmiede, theaterzentrum deutschlandsberg
Infos: 03462 / 69 34 | www.theaterzentrum.at

 

 

„Wo kommen die Löcher im Käse her?“


Eine Hommage an Kurt Tucholsky. In Szenen, Gedichten und Liedern aus der spitzen Feder des bekanntesten Publizisten der Weimarer Republik bringen die Schlossspiele Reinthal als Zimmertheater 2004 gesellschaftliche Schwächen und zwischenmenschliche Enttäuschungen zur Aufführung.

Am 11., 12., 23., 26., 27. und 28. 2. | jeweils 19.30 | Schloss Reinthal, Paul-Anton-Keller-Weg 40, Hart bei Graz
Karten zum Einheitspreis von € 10,- (Schüler und Studenten € 7,-) im Zentralkartenbüro, Herrengasse 7 oder an der Abendkasse.
Infos: 0664/32 25 432 | members.a1.net/schlossspiele.reinthal

 

 

 

  Orientalische Impressionen im Literaturcafé


Die Grazer Schriftstellerin Renate Schaider liest am 12. Februar im Literaturcafé aus ihrem Buch „Asi, der Geschichtenerzähler“, das nunmehr auch als wohlfeiles Taschenbuch vorliegt (Fischer Tb 9,90 €). Die zwölf Erzählungen der Autorin, die u. a. mehrere Jahre in Istanbul verbracht hat, entführen den Leser an ferne Schauplätze und in die rätselhafte Traumwelt des Orients, die von merkwürdigen, phantastischen und alptraumhaften Kreaturen bevölkert ist.

Noch bis zum 26. Februar ist dort auch die Ausstellung „Ölbilder aus 2003“ der Künstlerin Renate Rosenbauer zu sehen.

Literatur Café & Buchhandlung | Mariahilferstraße 12, 8020 Graz | 12. Februar | 19.30 Uhr

 

 

 

Rebekka Bakken singt für „about climate change – bio & fair“


Wenn die laut „Falter“ „aufregendste Sängerin zwischen Jazz und Pop“ einfach so nach Graz käme, um uns mit dem „Licht in ihrer Stimme“ („Kleine Zeitung“) zu „verzaubern“ („Krone“), dann wäre das ja allein schon Grund genug, sich das mal anzuhören.

Wenn sich aber noch dazu zwei Handvoll NGO’s vom Klimabündnis Österreich über Bio-Ernte und TransFair Austria bis zur Südwind Agentur und Amnesty International zu einem Kartell zusammengeschlossen haben, das mit dem „Ausnahmetalent“ („profil“) eine Konzerttournee veranstaltet, mit der für einen nachhaltigen Lebensstil geworben werden soll, dann wird die Teilnahme nahezu zur Pflicht.

Am 6. März gastiert Rebekka Bakken in der Fürstenfelder Stadthalle | 19.30 | am 8. März um 20.00 im Orpheum Graz

Infos: Fürstenfeld 0699/10 97 61 25 | Graz 0316–71 37 43–9011 | www.orpheum.at

 

 

 

Günter Brus – Werkumkreisung
< Günter Brus „Selbstbemalung"


Die zum 65. Geburtstag Günter Brus’ von den Kuratoren Monika Faber und Peter Weibel organisierte und zuerst in der Wiener Albertina gezeigte Werkschau kommt von 26.2. bis 18.4. nach Graz in die Neue Galerie und wandert danach ins Kunsthaus Zug und in die Galleria d’Arte Moderna in Bologna. Die Ausstellung, die in Graz um bedeutende Werkblöcke aus der Sammlung der Neuen Galerie und aus Grazer Privatsammlungen erweitert wird, spannt die Chronologie des Schaffens von Günter Brus sowohl medial wie thematisch als breite Felder auf, die die herkömmlichen Unterteilungskriterien unterlaufen und die Stringenz seines Schaffens immer als Arbeit am menschlichen Körper präsentieren. Günter Brus’ zentrale Rolle im „Wiener Aktionismus“ manifestiert sich in der Radikalität, mit der er seinen eigenen Körper als Medium für seine Aktionen einsetzte, in deren letzter Konsequenz er Österreich verlassen musste. Die Werkumkreisung umfasst frühe, noch nie gezeigte abstrakte Zeichnungen, Aktionsskizzen, fotografische und filmische Dokumente der Aktionen zwischen 1964 und 1970, Fotocollagen und eine Auswahl seiner vielteiligen Bild-Dichtungen.

Eröffnet wird die Ausstellung am Mittwoch, den 25. 2., um 18.00
Ausstellungsräume sind der 1. und 2. Stock der Neuen Galerie, Sackstraße 16, mit den üblichen Öffnungszeiten:
Di - So 10.00 – 18.00 | Do 10.00 – 20.00 Uhr

 

 

 

  Serçavan. Bei meinen Augen


– ist ein fotografischer Essay über die kurdische Familie Varol. Das Projekt der freien Pressefotografin Felicitas Kruse umfasst drei Stationen, Orte, an denen Mitglieder der Familie leben und die über ein Jahr hindurch von Kruse immer wieder aufgesucht wurden: das Heimatdorf im kurdischen Gebiet der Türkei sowie die Großstädte Wien und Stuttgart. Serçavan will die Geschichte des Landes Kurdistan anhand von Lebenswegen einzelner Menschen dieses Volkes erzählen, Kurdistan, das Land, das offiziell nicht existiert, das Land Abrahams und früher Hochkulturen.

Als Ausstellung ist die fotografische Reise im Studio der Neuen Galerie von 23. 1. bis 22. 2. zu sehen, in gebundener Form ist der Fotoband beim Verlag Christian Brandstätter, Wien 2003, erschienen. Von Felicitas Kruse stammen auch die Porträts von Österreichern im spanischen Bürgerkrieg mit dem Titel „Schieß gut, aber freu dich nicht“.

 

 

 

Grenzenloser Jazz im Stockwerk


Im seiner schon traditionell gewordenen Frühjahrs-Reihe bietet das Stockwerk ab 28. Jänner einmal mehr Jazz vom Feinsten. Einer der zahlreichen Höhepunkte anlässlich des runden Jubiläums (10. Spielsaison) ist der Auftritt des Marty Ehrlich Quartetts am 16. Februar (der US-Saxophonist gehört zu den führenden Vertretern der New Yorker Szene jenseits des Mainstreams).

Am 24. Februar gastiert das Quartett von Al Foster. Der aus Virginia stammende farbige Schlagzeuger von Weltruf hat im Laufe seiner langen Karriere mit fast allen Jazzgrößen der Welt gespielt oder Aufnahmen gemacht. Die ultimative Liaison von slawischer und brasilianischer Musik, das Quintett Dobrek Brasil, gibt sich die Ehre von 7. bis 9. März (jeweils um 20 Uhr).

Stockwerk | Jakominiplatz 18 | Tickets: (0316) 83 39 48 | Infos: 0676–31 59 551

 

 

  TiB: „Tanz deine Zeit II“


Untertitelt mit „Tanztheater für Nichttänzer“ ist die aktualisierte Neufassung „Tanz deine Zeit II“ nach der vorjährigen Aufführung im Wiener Künstlerhaus nun auch in Graz zu sehen. Hier wird der Versuch unternommen, absurd-performativ zu umschreiben, was unsere Zeit mehr als alles andere kennzeichnet: Menschen (Politiker, Manager ...) tun mit dem größten Selbstbewusstsein Dinge, die sie nicht können. Für die textliche Phrasierung des Tanzes wird der O-Ton des politischen Alltags verwendet: Was einmal ausgesprochen ist, wird zur Wirklichkeit, die jedoch nicht mit der Wahrheit verwechseln ist. Ein Stück speziell für ESTAG-Vorstände und (un)zuständige Landesräte.

Beim täglichen Tanz der Nicht-Tänzer wird Kontrafaktisches zur Wirklichkeit; wahr wird’s deswegen nicht

Termine: 19./20. und 26./27. Februar | TiB, Lendplatz 35, 8020 Graz
Infos: (0316) 76 36 20 | www.theater-im-bahnhof.com

 

 

 

  Joanneum: Erlebnis groß geschrieben Die Häuser des Landesmuseums bemühen sich erfolgreich um lebendige Vermittlung ihrer Inhalte.


Kinder ins Kunsthaus
Unter dem Motto „Wirbel in der Bubble“ findet am 13. Feber von 14.00 bis 17.00 Uhr ein Kinderfest im Grazer Kunsthaus statt. Dabei werden altersdifferenzierte Stationen zum Experimentieren und kreativen Gestalten nebst einer Faschingsjause angeboten. Thematisch orientiert sich das Programm sowohl an der bereits zu Ende gegangenen Ausstellung „Einbildung – das Wahrnehmen in der Kunst“ als auch vorausblickend an den nächsten beiden Ausstellungen, „ Inside In“ von Vera Lutter und „Wall“ von Sol Lewitt. Der Eintritt für Kinder bis 12 Jahren beträgt € 4,- inkl. Jause, Erwachsene können währenddessen kinderlos Führungen durch das Kunsthaus oder durch die Ausstellung „Die Wunderkammer des Sehens – aus der Sammlung Werner Nekes“ im Landesmuseum Joanneum, Neutorgasse 45 genießen. Infos: 0316/8017–9200

Erlebnis: Museum
Das Stammhaus des Landesmuseums Joanneum bietet für Kinder, Jugendliche und Familien ein vielfältiges Programm. Aus der Fülle hervorgehoben sei das Ferienprogramm: Am 17. 2., von 10.00 bis 12.00, ein Kleinkindervormittag in der Ausstellung „Die Wunderkammer des Sehens“, und gleichzeitig für 8-13-Jährige „die Natur wacht auf“ in der Zoologie; am 18. 2. „Ritter und Rüstungen“ in der Alten Galerie und am 19. 2. „Schmuck und Edelsteine“ in der Mineralogie, wo sich jedes Kind eine funkelnde Kette selber basteln kann. Familienführungen mit praktisch-kreativen Teilen finden jeden Samstag von 15.00 – 17.00 und sonntags von 10.00 – 12.00 statt. Kinderworkshops im Kunsthaus geben jeden Samstag von 15.00 – 17.00 Gelegenheit, sich mit den neuen Ausstellungen anzufreunden.

Landesmuseum Joanneum | Neutorgasse 45 | Tel. Anmeldungen unter 8017–9716
Weitere Infos im Internet: www.museum-joanneum.at

 

 

  Die unbekannte Insel


Ein Mann klopft an die Tür des Königs und sagt: Gib mir ein Schiff. So einfach beginnt „Die Geschichte von der unbekannten Insel“ des portugiesischen Nobelpreisträgers José Saramago. Der Mann erhält sein Schiff und nimmt die Fahrt auf. Doch die Suche nach der unbekannten Insel gestaltet sich schwierig, denn als Metapher für Frieden und Harmonie entzieht sie sich der geographischen Ortung und der leichten Inbesitznahme. In der szenisch-musikalischen Umsetzung von Saramagos Erzählung verschlägt es AkteurInnen und Publikum sinngemäß auf vier Inseln, die von vier Instrumenten- bzw. Stimmenpaaren repräsentiert werden, „dialogische Inseln“, die jeweils von zwei Klang erzeugenden Individuen bewohnt sind: einer Sänger-, einer Streicher-, einer Bläser- und einer Schlagwerkinsel.    

Das Auftragswerk des steirischen herbst und des Jugendmusikfestivals Deutschlandsberg ist am 27. und 28.2. in der List-Halle in Graz und am 5. und 6.3. im Lassnitzhaus in Deutschlandsberg zu sehen.

Christian Muthspiel (musikalische Leitung) und Hans Hoffer (Regie) schufen mit diesem Projekt ein Musiktheater, das kleine und große Menschen gleichzeitig erreichen, Kinder und Erwachsene sowohl als AkteurInnen wie auch als ZuschauerInnen ansprechen soll. Es spielen Klaus Maria Brandauer, 60 Kinder aus Deutschlandsberg und das „Ensemble von der Insel“.

Für die Grazer Aufführungen verlost KORSO in Kooperation mit dem steirischen herbst 5 x 2 Eintrittskarten beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

 

  Forschungs- und Literaturpreise


Junge steirische Wissenschafter werden auch in diesem Jahr aufgerufen, sich für einen der drei Forschungspreise des Landes Steiermark zu bewerben, diese sind mit jeweils 10.900 € dotiert. Die dafür notwendigen Unterlagen sind bei der Abt. für Wissenschaft und Forschung, Palais Trauttmansdorff, 8011 Graz, einzureichen. Einsendeschluss 23. April 2004. Infos: Maria Ladler | (0316) 877–2003

Der mit 3000 € dotierte Retzhofer Literaturpreis wird heuer zum zweiten Mal ausgeschrieben. Ein besonderer Anreiz für die TeilnehmerInnen liegt darin, dass man/frau in kostenlosen Workshops mit professionellen „Theatermenschen“ am eigenen Stück arbeiten und es vervollkommnen kann. Teilnahmeberechtigt sind DramatikerInnen unter 40, die Bewerbung (mit einem Stückentwurf, nebst einem Lebenslauf und zwei ausgeführten Szenen) ist bis 20. März möglich.

Adresse: uniT | Verein für Kultur an der Karl-Franzens-Universität Graz, Mozartgasse 14, 8010 Graz | zH Stefania Fruhwirth
Infos: 0316/380–7482 oder st_fru@yahoo.it

 

 

 

  Bourdieus Blick auf die gesellschaftliche Welt Im Rahmen der Camera-Austria-Ausstellung „Pierre Bourdieu. In Algerien. Zeugnisse der Entwurzelung“ fand am 23. und 24. Jänner im Grazer Kunsthaus ein Symposium über „Bourdieus Blick auf die gesellschaftliche Welt“ statt.


Im Anschluss an die Präsentation des Filmes „La sociologie est un sport de combat“ (Soziologie ist ein Kampfsport) und am nächsten Tag diskutierten die SoziologInnen Christian Fleck, Franz Schultheis und Cathren Müller, die Kulturanthropologin Elisabeth Katschnig-Fasch und der Künstler Jochen Becker über Chancen und Probleme einer politisch engagierten Wissenschaft und über die Möglichkeiten der Verwendung der Fotografie in den Sozialwissenschaften.

Bourdieuaner Schultheis (re) Skeptiker Fleck (li): Die Macht der Bilder soll nicht zur ,Überredung‘ benützt werden

Pierre Bourdieu verwendete seine Fotos lange Zeit nur als Illustration für die Titelseiten seiner Bücher. In seinem Werk über die „Feinen Unterschiede“ haben die Fotos dann schon etwas mehr als den rein illustratorischen Zweck. Im Kontext einer Ausstellung bekommen sie naturgemäß noch eine wesentlich eigenständigere Bedeutung.

Für Christian Fleck macht es einen Unterschied, ob Fotos in den Sozialwissenschaften dokumentarisch und zur besseren Illustration verwendet werden oder aber als Datenbasis dienen sollen. Einig waren sich die DiskutantInnen in Hinblick auf das Problem der „Macht der Fotos“ – und darüber, dass sie besonders im wissenschaftlichen Zusammenhang nicht zur „Überredung“ benützt werden dürften.

– jm –

 

 

  Theater-Spiel als Potential für Unternehmen


Die TAG-theateragentur präsentiert am Mittwoch dem 11. Februar 2004 von 15 bis 19 Uhr im Hotel Weitzer die Veranstaltung „Inszeniertes Denken - Inszeniertes Handeln“. Ein Vortrag von Helga Sattler und eine interaktive Aufführung des Forumtheater InterACT zeigen neue praxisorientierte Strategien für die Personal- und Organisationsentwicklung in Unternehmen auf. Die Eröffnungsrede wird von Kathryn List gehalten, die Moderation obliegt Jörg-Martin Willnauer.

Hotel Weitzer | Grieskai 12-14, 8020 Graz | Kontakt: (0316) 31 99 66 oder tag.theateragentur@uta.net

 

 

 

  Steiermark in Funden


Nach dem Erfolg der letztjährigen Vortragsreihe „Graz in Funden“, die auf reges Publikumsinteresse stieß, findet dieses Jahr eine Fortsetzung im Rahmen der „Kultur im Archiv“ statt. Unter dem Motto „Steiermark in Funden“ erfährt man Aufschluss- und Lehrreiches zu den jüngsten archäologischen Funden unseres Bundeslandes. Darüber hinaus soll die Reihe, die bereits am 28. Jänner eröffnet wurde, zur heurigen Landesausstellung „Die Römer“ hinführen. Insbesondere dieser Materie gewidmet ist der Abend vom 11. Februar, der unter dem Thema „Stadt und Land zur Römerzeit“ Vorträge von Hannes Heymans über Flavia Solva sowie von Georg Tiefengraber und Susanne Lehner über eine antike Siedlung am Saazer Kogel bietet. Am 25. Februar wird die bedeutende Rolle der urgeschichtlichen Metallverarbeitung in der Steiermark vorgestellt: am Beispiel der Kupfergewinnung in Eisenerz von Susanne Klemm bzw. anhand von Funden in Wildon und Wörschach von Christoph Gutjahr.

Wartingersaal des Steierm. Landesarchivs | Karmeliterplatz 3, 8010 Graz
Mittwochs, 18 Uhr | Eintritt 2 €
Infos: (0316) 877–3009 oder 3011 | fa1d@stmk.gv.at

 

 

 

  Café Palaver muss sich nun selbst erhalten


Nach dem Ausstieg des AMS aus dem sozialökonomischen Bereich des Café Palaver in der Griesgasse 8 wurde das Café nun an den interkulturellen Frauenverein „Dschanuub“ verpachtet, der sich mit der Situation arabischer Frauen in Österreich befasst. Da sich der Kaffeehausbetrieb nun selbst tragen muss, hoffen die beteiligten Frauen auf regen Besuch.

Die anderen Angebote im Café werden weiterhin vom Verein Frauenservice getragen: Die Schreibstube, wo Frauen bei der Job- oder Wohnungssuche oder bei der Kontaktaufnahme mit der Heimat technisch und persönlich unterstützt werden, hält nun zu den gleichen Zeiten offen wie das Café; zudem bietet eine Teilzeit-Sozialarbeiterin sozialarbeiterische Erstberatung für Frauen in allen Lebenslagen. Außerdem kann der Seminarraum zu günstigen Konditionen angemietet werden.

Café Palaver | Griesgasse 8, 8020 Graz | Öffnungszeiten: Mo, Mi, Do, Fr > 09.00 bis 17.00 | T (0316) 72 20 44 | palaver@frauenservice.org

 

 

  Theatermërz im Februar


„The show must go on!“: Auch im Februar erlebt das Fraktat mit Liedern „Marylin“ von Willi Bernhart mehrere Aufführungen. Sabine Ruck verkörpert wieder die schillernde Ikone des Showbiz in diesem Musical, oder ist doch eine Revue oder gar eine Tragödie?

Termine: 21., 24., 25., 26., 27., 28. Februar
THEATERmëRZ | Steinfeldgasse 20, 8020 Graz
Infos: (0316) 72 01 72 | office@theatermerz.com | www.theatermerz.com

 

 

  Sinnesrausch am Multikultiball


Zündstoff für die Sinne: Menschen aus 140 Nationen fanden sich dieses Jahr beim 7. Multikultiball ein. Als besonderen Ehrengast durfte die Initiatorin Angelika Vauti-Scheucher diesmal Schauspielerin Christine Kaufmann begrüßen. Über die farbenprächtigen Trachten der verschiedenen Kulturen, grandiosen Flamencoeinlagen und mitreißenden Tanzperformances staunten u. a. Jung- und Altbürgemeister Siegfried Nagl und Alfred Stingl, Caritaspräsident Franz Küberl u.v.m.

Für gute Stimmung sorgten Hif & Afro Soleil, Kristina Oberzan & Jeanquartier Trio, El Quinteto feat. Milagros Pinero, Duo Xingu – so richtig eingeheizt wurde dann in der Russendisko … bis spät in die Nacht hinein. Hausherr Rektor Alfred Gutschelhofer war sichtlich erfreut über die gelungene Begegnung der zahlreichen Weltkulturen. Multikulti2004: eine ereignisreiche Nacht im Zeichen von Toleranz und Völkerverbundenheit – leider zu einem Preis, der inzwischen für viele prohibitiv ist.

>> Fotos vom Multikulti-Ball 2004

 

 

 

Briefe an den Bürgermeister


Dank undichter Stellen in der Grazer Rathauskorrespondenz ist KORSO im Besitz brisanter Briefe an den Grazer Bürgermeister. Drei veröffentlichen wir heute exklusiv!

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Sigi!
Ich will ganz offen sein und ohne Umschweife zur Sache kommen: Mit Entsetzen haben wir deine jüngsten Äußerungen zum Thema Ehrenschutz vernommen. Als Abteilungsleiter der weltweit größten homophilen Vereinigung frage ich mich, ob du in Hinkunft auch uns den Ehrenschutz verweigern wirst!? Wie alle Welt weiß, gibt es bei uns unzählige Mitglieder mit homosexuellen Neigungen. Das reicht vom einfachen Kaplan bis in höchste Greise. Auch unter unseren Laien leben viele viri probati, die lieber untereinander praktizieren, als mit dem anderen Geschlecht. Meine Mitbrüder und ich hoffen inbrünstig, dass du deine Entscheidung noch einmal überdenkst!
Herzlichst, dein Bischof

PS: Menschliche und männliche Wärme entstammen der gleichen etymologischen Wurzel.


Lieber Sigi!
Bei uns im Militärkommando herrscht große Sorge. Müssen wir ab sofort auf deinen Ehrenschutz verzichten? Müssen wir in Zukunft ohne dich strammstehen? Seit Jahrtausenden wimmelt es im Heer von Homosexuellen; so mancher junge Mann sucht gerade deshalb unsere Kameradschaft. Werfen wir einen Blick zurück in die Militärgeschichte: Schwule waren beileibe nicht die schlechtesten Soldaten! Und sie stehen auch heute noch ihren Mann! Lieber Bürgermeister, bitte revidiere deinen Entschluss!
Mit wärmsten Empfehlungen, dein Militärkommandant


Sehr geehrter Herr Kollege!
Die Menschenrechte sind unteilbar. Jeder Mensch hat das Recht auf freie Entfaltung seiner sexuellen Neigungen. Etwa 10% der Menschheit sind lesbisch bzw. homosexuell, unabhängig davon, ob Homosexualität unterdrückt wurde (wie in vielen Diktaturen) oder relativ frei gelebt werden konnte (wie in Griechenland). Auch im Grazer Gemeinderat gibt es Lesben bzw. Homosexuelle, mit Sicherheit auch in Ihrer Partei. In Graz leben circa 24.000 Menschen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen. Ihre Aussage ist also nicht nur menschenrechtsfeindlich, sondern auch wahltaktisch unklug. Sexuelle Präferenz ist kein politisches Kriterium. Bei Ihrem nächsten Berlin-Aufenthalt erzähle ich Ihnen gern, wie man als homosexueller Bürgermeister regiert bzw. Wahlen gewinnt. Schwule Christen sind kein Weltuntergang, Berlin ist nicht Sodom und Graz ist nicht Gomorrha.
Allerwerteste Grüße, der Bürgermeister von Berlin

 

 

<< kunst/kultur