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korso
Kunst/Kultur |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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02/2003
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2003: "Schlag nach
bei KORSO"
oder "Warum die Murinsel nicht wasserdicht ist"
<< von Christian Stenner
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Man kann’s drehen und wenden, wie man will: Die
bisherigen Highlights von 2003 haben mit den Aktivitäten der hohen
Intendanz wenig zu tun. Furrers „Begehren“: Eine Produktion des
steirischen Herbstes, detto die äußerst informative Ausstellung
„Latente Utopien“. Beide hätten wohl auch ohne den Geld verschlingenden
2003-Overhead das Licht der Welt erblicken können, ebenso die Plecnik-Ausstellung
im Stadtmuseum. Mankells „Butterfly Blues“ ist ein bemühtes Stück
Political Correctness, aber schlichtweg kein Highlight. Weibels
und Holler-Schusters exzellente M_ARS-Schau kann wohl auch kaum
von der 2003-Führungsclique vereinnahmt werden: Weibel hat vor 2003
wunderbare zeitbezogene Ausstellungen gemacht und wird dies auch
danach tun. Die Gesamtschau der steirischen Moderne, die ein 2003-Fixstern
sein hätte können (wenn man mit dem Kulturhauptstadtjahr auch das
Ziel verfolgen hätte wollen, die hiesige Kulturproduktion einer
europäischen Öffentlichkeit vorzuführen), hat – auch wenn die Veranstalter
dies aus verständlichen Gründen nicht an die große Glocke hängen
– so wenig Unterstützung bekommen, dass sie in die Peripherie abwandern
musste. Größen wie Thöny, Wickenburg, Pointner, Silberbauer und
Pongratz wurden im Kulturhauptstadtjahr nach Rabenstein exiliert.
Mit der entsprechenden „Medienpartnerschaft“ wird jede postmoderne
Beliebigkeit zur Besonderheit >>
Auf der Habenseite der Intendanz – abgesehen von
den internationalen PR-Aktivitäten für Graz, die gesondert zu behandeln
wären – stehen damit bis jetzt: ein Eröffnungs-Feuerwerk, ein paar
originelle Ideen wie der Uhrturm-Schatten und der Marienlift, eine
anti-urbane, regressive Märchenwald-Beleuchtung öffentlicher Plätze
und Gebäude und als Leit(d)projekt eine Murinsel, die keiner einzigen
Vorgabe entspricht: Von ihrer Ästhetik her für eine weite Wasserfläche
gedacht – man vergleiche Vito Acconcis Entwurfszeichnungen – liegt
sie disproportional wie ein gestrandeter Pottwal im engen Trogbett
der Mur; „nur für’s Plaisir“ (O-Ton Wolfgang Lorenz) kann sie nur
jenen dienen, die ihren Kaffee am liebsten an kühlen, feuchten Orten
schlürfen; und nachhaltig ist sie nur insofern, als ihre Betriebskosten
eine nachhaltige Belastung für die Stadt darstellen werden.
Im Unterschied zum Andersen-Märchen über des Königs
neue Kleider reicht’s allerdings nicht aus, dass ein Kind spontan
die Wahrheit äußert, auf dass alle die Nacktheit des Monarchen erkennen.
Das liegt an einem Zauberwort – und das heißt „Medienpartnerschaft“.
Die funktioniert so: Binde den die lokale öffentliche Meinung beherrschenden
Medienkonzern von Anfang an in alle Entscheidungen ein, lass den
Großteil der regional getätigten Werbeausgaben in seine Richtung
fließen – dann wird jede noch so lecke Murinsel wasserdicht, jede
postmoderne Beliebigkeit zur Besonderheit und naseweisen Kindern
rechtzeitig der Mund gestopft.
Umso wichtiger ist die Rolle von KORSO: Wir dürfen
Ihnen nämlich ungeschminkt sagen, welche 2003-Projekte bloße Eventschinderei
sind und welche Ihre Aufmerksamkeit verdienen. Letztere stellen
übrigens in den meisten Fällen eher einen Beweis für das kreative
Potenzial lokaler Kulturschaffender und -manager dar als für die
Fähigkeit der Intendanz.
Christian Stenner
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Suche nach
Utopia Noch bis zum 2. März ist im Landesmuseum
Joanneum die von Patrik Schumacher und Zaha Hadid kuratierte Ausstellung
Latente Utopien zu sehen. |
Die groß angelegte Ausstellung von Experimenten der
Gegenwartsarchitektur, so der Untertitel, erweist sich über weite
Strecken als auch für den Laien spannend und plausibel dargestellte
Präsentation zeitgenössischer Entwürfe. Eine freie Übersetzung des
Titels als bestehende Nicht-Orte trifft vor allem auf den überwiegenden
Teil von Modellen und Installationen zu, die in erster Linie nicht
auf einen Zweck ausgerichtet sind, sondern aktuelle Methoden des
Findens freier Formen demonstrieren. In Umkehrung des bekannten
Leitsatzes folgt die Funktion nun der Form und offensichtlich wird
hier eine Überschneidung von Konstruktionsmethoden der Architektur
und der bildenden Kunst vollzogen.
Das World Trade Center beflügelt die Fantasien
der Architekten:
Insgesamt drei Entwürfe für einen Neubau sind bei „Latente Utopien“
zu sehen. © www.mrs-lee.com
Eine bemerkenswerte Leistung an sich stellt schon
die gelungene Einbindung der Ausstellung in die nicht einfach zu
bespielenden Räumlichkeiten des Joanneums dar, ein Umstand, der
klar für die Notwendigkeit des entstehenden Kunsthauses spricht.
Auffallend ist die Tendenz zu kristallinen, vor allem
aber organischen und biomorphen Strukturen beziehungsweise zu „Blobjects“,
einer Verbindung aus Blase und Objekt, wie sie etwa Karim Rashid
(USA) als WOOM – the world room vorstellt. An diesem oder am Beispiel
Andreas Thalers (A) Liquid Lounge ist man zwar an Entwürfe der 70er-Jahre
des vorigen Jahrhunderts erinnert (Luigi Colani, Verner Panton),
was aber Dietmar Steiner, Direktor des Architekturzentrums Wien,
in einem Kommentar (art 01/03) als „Retro-Pop“ bezeichnet, unterscheidet
sich von jenen Entwicklungen durch das gegenwärtige Generieren mit
Hilfe von Computersoftware. Der Kritik Retro-Pop hält Ausstellungsmacher
Patrik Schumacher zudem entgegen, dass aktuelle Formen im Vergleich
abstrakter angelegt seien und Raum als Variable betrachtet wird.
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden aber auch
Methoden der Präsentation und damit der Simulation des Raumes. COOP
Himmelb(l)au implantieren ihrem bewegten Modell für ein Museum in
Lyon Minikameras. Die großflächigen Projektionen der Innenansicht
suggerieren dem medial konditionierten Betrachter scheinbar reale
Ansichten. Radikaler noch fällt die multimediale Simulation unendlicher
und begehbarer Räume in Installationen von Reiser & Umemoto (USA)
aus – der Flux Room wurde speziell für diese Ausstellung entwickelt
– oder von Branson Coates Architecture (GB), deren Raum zwar undefiniert
bleibt, aber das Pa-noramabild einer städtischen Nachtlandschaft
assoziieren lässt. Einen Eindrucksvollen Kontrast zum Computer Aided
Design bildet das Modell für ein World Trade Center der Niederländer
NOX, die sich einer Entwicklungsmethode bedienen, wie sie Antoni
Gaudí für seine Sagrada Familia gefunden hatte: Die zufällige Bündelung
in Flüssigkeit getauchter Fäden wird zum Modell einer statisch praktikablen
Form und verweist auf Techniken der Bionik. Generell stellen die
Latenten Utopien eine Tendenz vor, die in den immer wiederkehrenden
Adjektiven als fließend (Zaha Hadid Architects (GB), domestic wave),
weich und organisch beschrieben werden kann. Alles fließt also und
auch die nicht allein im Titel latente Erinnerung an Thomas Morus
sollte in der Vorstellung einer fiktiven Stadt zu finden sein.
Wenzel Mracek
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Tunten
dürfen alles Auch der Grazer Tuntenball folgt
dem Motto der Kulturhauptstadt:
Am 15. Februar ab 20.00 heißt’s im Kongress: „Tunten dürfen alles“
<< Auch heuer wird der Tuntenball ein zentrales Faschings-Event
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Das schrillste Highlight der heimischen Ballsaison wird mit einer
Polonaise von „Die Tanzschule“ eröffnet, im Stefaniensaal spielt
die Big Band Franz Schober, im Kammermusiksaal das „Trio Fürchtet
Euch Nicht“, im Steiermarksaal sorgt die Mobil Disco Christian Sauer
für Stimmung. Weitere Höhepunkte: Die Wahl der Miss Violetta und
der Miss Tuntenball – diesmal mit Publikumsvorwahl. Als Mitternachtseinlage
werden die slowenischen Song-Contest-Teilnehmer „Sestre“ ihren ersten
Graz-Auftritt absolvieren.
Infos und Tischreservierung: www.tuntenball.at
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M_ARS – Kunst und Krieg
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Gut ein Jahr nach Ausrufung des von George Bush
begonnenen Feldzug gegen den Terror und die „Achse des Bösen“ scheint
sich die Welt in einer Endlosschleife von Gewalt und Gegengewalt
zu drehen. Terror in Indonesien, Selbstmordattentate in Israel und
postwendende Militärschläge gegen Flüchtlingslager in Palästina,
Terror in dem von den USA angeblich befriedeten Afghanistan und
demnächst ein Krieg gegen den Irak. Terror und Krieg sind global
und alltäglich. Dabei trifft die alte auf die neue Technologie –
die Autobombe auf die „Intelligente Bomben“, die – durch die Medienzensur
gefiltert – chirurgische Militärschläge verspricht.
Peter Weibel und Günther Holler-Schuster haben
mit der Ausstellung „M_ARS Kunst und Krieg“ den Versuch unternommen,
quer durch die Kunstproduktion der Gegenwart verschiedene Schauplätze
des Krieges zu zeigen. Da der reale Krieg und der Terror allgegenwärtig
sind und damit jeden jederzeit und überall treffen kann, ist auch
die Ausstellung in Kampfzonen unterteilt: Krieg, Terrorismus, aber
auch Krieg gegen die eigenen Bürger.
Stanley Greene: Death
in Grozny (1995) >>
© Stanley GREENE/AGENCE VU
Die Kuratoren ließen sie sich von der Frage leiten,
ob alles, was die Kulturentwicklung fördert, auch gegen den Krieg
arbeitet, wie Siegmund Freund meinte, oder ob nicht eher Walter
Benjamins dialektische Feststellung zutrifft, dass jedes Dokument
der Kultur auch ein Dokument der Barbarei sei. Die Arbeiten der
118 Künstler und Künstlerinnen ergeben daher auch keine Antikriegsausstellung.
Vielmehr zeigen sie die vielfältigen Formen der Gewalt und den Umgang
mit ihr – vor allem auch durch die Medien.
Daher finden sich in der Ausstellung neben Stanley
Greens Grozny-Fotos und Simon Norfolks Afghanistan-Dokumentation
oder Paul Virilios „Bunker Archéologie“ etwa auch Videos von Chris
Cunningham und Bruce Nauman („Violent Incident: Man-Woman Segment)
zum Kampf der Geschlechter. Lucinda Devlin zeigt mit ihren Fotos
der Todeszellen die Gewalt gegen das Individuum und Damien Hirst
erklärt in „Do it!“ wie man die Pistole zwecks erfolgreichen Selbstmord
am besten bedient.
Von Norbert und Friederike Nestler stammt der Entwurf
für die Nachnutzung der österreichischen Saab Draken, etwas, was
Nancy Rubins bereits gemacht hat.
Ein umfangreicher Katalog mit Texten von Michel
Foucault, Paul Virilio, Jean Baudrillard, Stanley Milgram, Peter
Sloterdijk, Klaus Theweleit, Peter Weibel u.a. ergänzt die äußerst
sehenswerte Ausstellung. hgh
Neue Galerie Graz, Sackstraße 16 | noch
bis 26. 2. 2003 | DiSo 1018 Uhr | Do 1020 Uhr
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Nonverbale
Kultur contra Lärmkultur Mit Pantomime, Kabarett
und Kleinkunst bietet der Verein AFW (Arbeitsgemeinschaft zur Förderung
von Wahrnehmungsbehinderten) eine eigene Kulturschiene für hörbehinderte
Menschen im neu eröffneten Veranstaltungs- und Ausbildungszentrum
McBEE Studio in Graz-Eggenberg. |
Das von Experten aus dem Bereich, Technik, Kunst und Medien betreute
Vorzeigeprojekt setzt bewußt auf nonverbale Kulturveranstaltungen
im Gegenzug zur gängigen Lärmkultur. Bei Vorstellungen und Seminaren
(Pantomime, Akustik, Lichttechnik) soll speziell konzipiertes Mobiliar
über Körperschall oder eine akustische Wand ungewöhnliche Kunsteindrücke
vermitteln. Verantwortlich für die künstlerische Leitung ist McBEE,
mit bürgerlichem Namen Sabine Wallner, die als Pantomimin
und Künstlerin bereits in Italien, der Schweiz und Deutschland große
Erfolge mit zahlreichen Soloprogrammen verzeichnen kann. Als selbst
Betroffene kennt sie die Welt der Hörbehinderten und möchte mit
dem gleichnamigen McBEE-Kulturprojekt neue kreative Wege eines Miteinanders
von Behinderten und Nichtbehinderten beschreiten.
McBEE-Studio | Eggenberger Allee 22c | 8020 Graz | 0316/58 14 17
| Fax 0316/57 54 22 | mcbee@surfeu.at
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„Werke, die
keinen Vergleich mit der Weltkunst scheuen müssen“ |
Die „Leistungsschau“ der steirischen Kunst des
20. Jahrhunderts wird in Kürze in Frohnleiten zu sehen sein: Von
31. Mai bis 12. Oktober 2003 werden auf Schloss Rabenstein die "Meisterwerke
der steirischen Moderne" präsentiert. Die vom Präsidenten
der Akademie Graz, Emil Breisach – als Mitbegründer des steirischen
herbstes und des Forum Stadtpark selbst ein Motor der Öffnung unserer
Region für die internationalen Strömungen der Kunst – initiierte
Ausstellung wird nach den Worten ihres Spiritus Rector „Beweise
dafür erbringen, dass hier abseits der Kunstmetropolen oft unter
widrigsten Umständen Meisterwerke geschaffen wurden, die Vergleiche
mit der Weltkunst nicht zu scheuen brauchen.“
Selbstbezug der steirischen Moderne: „Gottfried
Fabian malt den steirischen Herbst an“ (Fabian)
Kurator der Ausstellung ist der Kunsthistoriker
Götz Pochat – laut Breisach auch deswegen für diese Tätigkeit
prädestiniert, weil ihm als „Zugereistem“ der neutrale Blick „von
außen“ zueigen sei; ihm zur Seite steht Günter Eisenhut,
der 2001 mit der Ausstellung „Moderne in dunkler Zeit“ in der Neuen
Galerie einen viel beachteten Meilenstein setzte. Werke von 70 Künstlern
aus 8 öffentlichen und über 50 Privatsammlungen werden bei „Meisterwerke
der steirischen Moderne“ versammelt sein, die Palette des Dargebotenen
reicht von den Anfängen der Grazer Sezession über den Neubeginn
nach der Zäsur durch den Nationalsozialismus, die „Junge Gruppe“
in den Fünfzigern bis zum Forum Stadtpark, von Thöny, Aduatz und
Wickenburg über Waldorf und Brus bis Schmalix und Wurm.
Kurator Pochat hält es für absolute Notwendigkeit,
die VertreterInnen der steirischen Moderne im Jahr der Kulturhauptstadt
wieder bekannt zu machen – „viele meiner StudentInnen verbinden
ja gar nichts mehr mit den Namen Thöny oder Wickenburg.“ Mit schuld
daran dürfte auch die hiesige Kulturpolitik sein, die bis jetzt
wenig Interesse an einer entsprechenden Präsentation der steirischen
Moderne gezeigt hat. Zustande gekommen ist die Ausstellung letztlich
nur durch tatkräftige Unterstützung der ESTAG, die als Eigner von
Schloss Rabenstein auch die Ausstellungsräumlichkeiten zur Verfügung
stellt. Breisach: „Ich verstehe die Ausstellung und den dazu erscheinenden
Katalog auch als Herausforderung an die Kulturhauptstadt, eine Sammlung
zu schaffen, deren Kern die bestehenden Sammlungen der Neuen Galerie
und der Stadt Graz bilden könnten.“
Christian Stenner
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Unterhaltungsarchitektur
<< Willi Hengstler |
Erstaunlich: Dass sich die zur 2003-Eröffnung angereisten Journalisten
von Murinsel und Uhrturmschatten, Kunsthaus und Marienlift begeistert
zeigten, erklärt sich vielleicht aus der Abneigung des Gastes Kritik
zu üben; auch die regionale Vulgärhypothese, nach der insbesondere
„die Piefkes unsere Schmähs nie überreißen“ ist denkbar. Aber: Auch
die Ortsansässigen zeigen hinsichtlich der Unterhaltungsarchitektur
ein Wohlwollen neuer Qualität. Während eine vergreiste Grazer Avantgarde
die Arbeiten der Jungmannschaft von Intendant Lorenz (Hofrat Kriesche,
Marienlift; Designer Acconci, Murinsel; Cook/Fournier, Kunsthaus
und Markus Wilfling, Uhrturmschatten – mit Ausnahme von Wilfling
und Fournier alle um die 60) mieselsüchtig beurteilt, reagieren
die Normalbürger begeistert auf die architektonischen Trümpfe von
2003.
Kunsthaus (Cook/Fournier):
Auch als spektakuläre Autobahn-Raststätte denkbar
Man kann man nicht anders als von einem Paradigmenwechsel sprechen,
wenn man sich die Aufregung über „den Nagel“ von Serge Spitzer im
Stadtpark oder die anfängliche Skepsis gegenüber Skerbischs Lichtschwert
vergegenwärtigt und mit der neuen Begeisterung vergleicht. Der Wechsel
betrifft aber auch die Architektur allgemein und wird sowohl in
Graz wie auch international von den Laien offensichtlich unbefangener
erlebt als von den Fachleuten.
Mit den neuen Möglichkeiten der Datenverarbeitung, die statisch
immer Verwegeneres erlauben, wird die Architektur der klaren, funktionellen
Formen auch in der Praxis immer mehr zurückgedrängt. Als Utopie
wurde sie bereits in den Sechzigerjahren unter anderem von Cook
theoretisch überholt.
Manchen steht die vorausgegangene Architektur der Moderne für
eine Knappheitsökonomie, deren Grund auch in der Vermögensvernichtung
durch die Weltkriege liegt. Idealerweise folgt die Form dieser Architektur
der Funktion, das Verhältnis von Mittel und Zweck ist rational geprägt.
Die Bauten werden als starre Skulpturen verstanden und nicht als
fließende Erlebnisräume. Die gegenwärtigen Bauten drücken dagegen
(wie das Kunsthaus) eher PR als Praxisbezug, eher Mentalität als
analytische Anstrengung aus. Das Gebäude wird zu seiner eigenen
Kunst am Bau.
Der amerikanische Soziologe Sennett beschreibt in „Fleisch und
Stein“, wie politische und gesellschaftliche Verhältnisse in der
Architektur ihren Generationen überdauernden Ausdruck in Stein finden.
Aber die schweren, „für die Ewigkeit gültigen“ Gedanken aus Stein
scheinen in einer Informationsgesellschaft unzeitgemäß.
Viele der neuen Bauten in Graz, an denen der Zeichencharakter das
Wichtigste ist, sind Inszenierungen einer nomadischen Mentalität
und Flexibilität. Wichtiger als die Funktion wird für diese Architektur
der Post-Postmoderne das Wohlbefinden. Herstellung und Verstärkung
des Atmosphärischen verleihen ihr eher den Charakter eines Bühnenbildes,
in dem sich die Flaneure als Konsumenten ihres Lebensgefühles verwirklichen
können. Diese ornamentbeladene „erzählerische“ Architektur bezieht
ihre Geschichte aus den Malls, aus durchinszenierten Kaufparadiesen
und kalkulierten Konsumlandschaften. Simpel gesagt hat der Kapitalismus
und der Hunger der Unternehmen nach Corporate Identity die Politik
als Zeichengeber ersetzt.
So lässt sich auch zwischen der Akzeptanz der Unterhaltungsarchitektur
von 2003 und den charmanten Kapriolen der Grazer Wechselwähler ein
Zusammenhang herstellen. Die Angebotsdemokratie als multimediales
Spektakel braucht den inszenierten, öffentlichen Raum, in dem sich
auch der Wechselwähler in enger werdenden Freizeiten als sein eigener
Star fühlen kann. Und wo Flexibilität zur Verpflichtung und Überlebensfrage
wird, nimmt logischerweise die emotionale Bindung an ein statisch-starres
Stadtbild ab. Die viel beschworene, gesellschaftliche Verantwortung
des Architekten weicht dem flüchtigen Design. Insofern liegt Lorenz´Entscheidung
für die Murinsel des Designers Acconci auf der Höhe der Zeit. Allerdings
lassen sich Bühnenbilder auch leichter austauschen. Beispielsweise
lässt sich Cooks Kunsthaus durchaus als spektakuläres Rasthaus an
den Autobahnen denken. Und umgekehrt würde ein Gebäude von Hundertwasser
an der Hauptbrücke (oder im Mühlgang) bei den Grazern vermutlich
auf die gleiche oder sogar eine noch größere Akzeptanz stoßen.
Willi Hengstler
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Musik für
Fußbälle
<< Valentin Iossifov grübelt in Osim’scher
Manier |
Literarisierungen von Sportthemen sind stets ein gewagtes Spiel.
Die Fans fühlen sich durch die abgehobene Literatur meist verschaukelt.
Und Martin Wanko hat mit seinem philosophischen „Trainer, König,
General“ alles andere als ein Fußballstück für Fans geschrieben.
Dass die Uraufführung im „Haus des Fußballverbandes“ trotzdem ein
spannender Abend war, liegt unter anderem an Ivan Osim, dem Wanko
seinen Monolog nachempfunden hat. Was anderen Fußballtrainern eine
Linie Koks bedeutet, ist dem aus Sarajewo gebürtigen Ex-Fußballtrainer
von Sturm eine gewissermaßen körpereigene, philosophische Melancholie,
deretwegen er von den Grazern verehrt wird.
Wie die bisherigen Trash-Inszenierungen zeigt auch dieser Abend,
dass sich Wanko rotzfrech an die großen Themen wagt. Welcher andere
junge Autor hat vergleichbar aggressive, konkret-politische Stücke
wie „Who killed Arnie“ und „Schleim“ verfasst und zugleich so genial
daneben gehauen? Aber Binders Regie präpariert in „Trainer, König,
General“ auch die unerwarteten, vielleicht nicht einmal intendierten
Dimensionen des Textes heraus. Dass Wanko Krieg und Sport für austauschbar
hält, ist klar, aber wie die Regie dann historisch-politische Bezüge
durch ein Titobild oder durch einen Frauenchor im Off beiläufig
akzentuiert, hat Klasse. Und wenn etwa der Trainer klagt, dass die
endlich kompetenten Spieler vom König verkauft würden, wird die
Gleichsetzung von Sport und Krieg auf die alltägliche von Krieg
und Kapitalismus ausgedehnt.
Auch die Idealbesetzung mit Valentin Iossifov hat den Abend sehenswert
gemacht. Iossifov agierte wie ein klassischen Hollywoodschauspieler
als Selbstdarsteller mit durch und durch echtem Akzent; dabei blieb
aber die Balance zwischen Authentizität und Professionalismus jederzeit
gewahrt. Wie Valentin Iossifov seine „slawische Seele“ melodisch-kosmisch
ausbreitet, Heimat in Fremde, Sieg in Niederlage und Freundschaft
in Feindschaft wechseln lässt, wird zu einer Art Musik für Fußbälle.
Die Koproduktion von Forum Stadtpark Theater und Steirischer Kulturinitiative
ist so rund und frisch wie ein neuer Fußball. Vielleicht dauert
sie ein bisschen lang. Aber das tut ein Fußballmatch auch.
Willi Hengstler
Zu sehen ist „Trainer, König, General“ noch am 7. und
8. Februar um jeweils 20.00 im Haus des Steirischen
Fußballverbandes, Herrgottwiesgasse 134, 8020 Graz | Tel
(0316) 26 22 42
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Was aßen
die GrazerInnen im Mittelalter?
<< Ein Römerstein (Pfarrkirche Straßgang)
ist eines der Highlights der Ausstellung |
Kollateral-Nutzen der vielen Grazer Großbaustellen: Bei den Bauarbeiten
am Grazer Hauptplatz, beim Kunsthaus und im Pfauengarten wurden
zahlreiche archäologische Funde aus verschiedenen Epochen – vom
Neolithikum bis zur frühen Neuzeit – gemacht, die das Wissen über
die Grazer Stadt- und Alltagsgeschichte bedeutend erweitern. Eine
Auswahl davon können alle Interessierten bis 14. März im Steiermärkischen
Landesarchiv bestaunen.
Erstmalige Präsentation
Die Besonderheit: Die im Landesarchiv gezeigten archäologischen
Funde werden nicht nur erstmals der Öffentlichkeit gezeigt, sondern
wurden auch extra für die Schau restauriert, erläutern der Spiritus
Rector der Ausstellung, Univ.-Doz. Dr. Bernhard Herbert vom
Bundesdenkmalamt, Landeskonservatoriat für Steiermark, und HR
Univ.-Prof. Dr. Walter Brunner, Direktor des Steiermärkischen
Landesarchivs.
Brandgrab beim Schloßberg
Neben mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Keramik aus Graz und
einem römerzeitlichen Familiengrabstein aus Straßgang gibt es noch
zahlreiche andere Highlights. Besonders stolz zeigt sich Dr.
Josef Riegler, stellvertretender Direktor des Landesarchivs,
über ein frühurnenfelderzeitliches Brandgrab, welches östlich des
Schlossberges entdeckt wurde und das auch im Rahmen der Ausstellung
präsentiert wird.
Was aßen die GrazerInnen im Mittelalter?
Auch alltagsgeschichtlich inte-ressante Details haben die Grabungen
zu Tage gefördert: „Durch Funde von Pflanzensamen und Tierknochen
konnten wir erstmals einen Einblick in den mittelalterlichen Speisezettel
der Grazer gewinnen“, so Mag. Dr. Gernot Obersteiner, Mitgestalter
des Ausstellungsbegleiters, einer dokumentarischen Reise durch die
Grazer Archäologie und die Ausstellung „Graz in Funden“. Die umfangreiche
Broschüre ist um 9 Euro beim Steiermärkischen Landesarchiv erhältlich.
Das große Inte-resse der GrazerInnen an den Ausgrabungen unterstreicht
jedenfalls die Feststellung von Dr. Ulla Steinklauber aus
dem Archäologenteam des Bundesdenkmalamtes: „Archäologie ist eine
lebendige Wissenschaft“.
Die Ausstellung „Graz in Funden“ im Steiermärkischen Landesarchiv
am Karmeliterplatz ist noch bis 14. März 2003 geöffnet –
bei freiem Eintritt. Vorträge zu verschiedenen Sachthemen finden
einmal wöchentlich statt. Näheres unter 0316/877-3009, 3011
Claudia Windisch
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Beneš-Dekrete:
Verfehlungen auf beiden Seiten |
Das Verfahren um den von Prag angestrebten EU-Beitritt war die
Bühne für eine international geführte Auseinandersetzung um die
so genannten Benes-Dekrete. Ein neu erschienenes Buch versucht eine
objektive Darstellung abseits von Revanchismus und Kollektivschuld-Ideologie.
Beppo Beyerl analysiert historische Ursachen und Verantwortung und
zeigt: Ethnisch motivierte Vertreibungen fanden längst vor jenem
Massenabschub der Deutschen aus Böhmen und Mähren in den Jahren
1945 und 1946 statt. Es waren Sudetendeutsche, die im Klammergriff
mit Adolf Hitler die erste Tschechoslowakische Republik zerstört,
Tschechen aus den an Deutschland angeschlossenen Bezirken vertrieben
und schwere Verbrechen an den Bewohnern des Protektorats Böhmen
und Mähren verübt hatten. 1945 wendete sich das Blatt. Die Tschechoslowakei
fand sich auf Seiten der Siegermächte wieder; Regierung, Widerstandsgruppen
und Teile der tschechischen Bevölkerung übernahmen die barbarischen
Methoden der Unterdrücker und wandten sie gegen die Deutschen an.
Die kollektive Vertreibung hat alle Deutschen gleich gemacht. Die
völkerrechtliche Billigung durch die Alliierten im Potsdamer Abkommen
hat dieses Unrecht gedeckt. Heute dient die Forderung nach Abschaffung
der Dekrete allerdings einem rechten, anti-slawischen politischen
Kurs. Nach außen hin wird damit Anspruch auf Besitz und Kultur in
Tschechien erhoben.
Beppo Beyerl: Die Benes-Dekrete. Zwischen tschechischer
Identität und deutscher Begehrlichkeit.
Wien: Promedia 2002. ISBN 3-85371-194-4, 136 S., br., Eur 9,90
KORSO verlost im Kooperation mit dem Promedia-Verlag 7 Exemplare
des Buches „Die Benes-Dekrete“ beim KORSO-Kulturquiz!
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Das Spielzeugklavier
als Konzertinstrument
(Foto: Isabel Ettenauer) |
Isabel Ettenauer ist eine herausragende Musikerpersönlichkeit, die
sich immer wieder mit außergewöhnlichen Projekten beschäftigt. Sowohl
als virtuose Pianis-tin – sie studierte bei Emmy Henz-Diémand, Peter
Feuchtwanger, Philip Mead und Ian Pace – als auch mit ihrem neuesten
Projekt „The Joy of Toy“, in dem sie neue Musik für Spielzeugklaviere
spielt, erobert sie international die Herzen des Publikums, so z.
B. bei der International Gaudeamus Music Week in Amsterdam, dem
Rotterdam Music Biennial, dem Crosslinx Festival Utrecht/Enschede,
beim Making New Waves Festival in Budapest, im BMIC London und im
Chicago Cultural Centre. Zahlreiche Werke wurden für sie geschrieben
– für Klavier solo und vierhändig, vor allem aber für ihre Toy Pianos.
Am Freitag, dem 7. März ab 20.00 Uhr gastiert Ettenauer
auf Einladung von „open music“ mit „Joy of Toy“ im Grazer „Museum
der Wahrnehmung“ – mit Werken von John Cage, Roderik de Man, Joe
Cutler und anderen, die zum großen Teil für sie geschrieben wurden.
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Alte Meister
zum Kaffee
<< Günter Brus: „Aktionismus ist aktueller
denn je“ |
Zum Auftakt des Kulturjahres lud die Galerie Kunst & Handel am
Sonntag, dem 12. Jänner zum Kultur-Frühstück mit „Alten Meistern“
wie Hermann Nitsch, Günter Brus, Arnulf Rainer, Otto Muehl und Rudolf
Schwarzkogler – Nitsch und Brus waren persönlich anwesend. Letzterer,
vertreten mit „Müde Empörung“ in Form einer 8-teiligen Bild-Dichtung,
will zwar heute nicht mehr Aktionist genannt werden, meint aber,
der Aktionismus sei aktueller denn je und auch nicht durch die herrschende
Eventkultur gefährdet. Im Zuge des Ausstellungsprogramms werden
die Künstler im Laufe des Jahres in Einzelausstellungen eigene,
speziell für 2003 abgestimmte, Events veranstalten.
Nähere Infos unter www.kunstundhandel.com
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Graz lässt
sich liften
Kommentar zu einer neuen Kultur der Elevation
von Wenzel Mracek/Kunsthistoriker in Graz |
Ob es den Grazerinnen und Grazern ein neues Bedürfnis ist, sich
nicht mehr allein durch eigenes Vermögen vom Grund des Grazer Beckens
zu erheben, vielmehr sich von dort erheben zu lassen, wäre Anlass
zu einer metaphysisch orientierten demoskopischen Umfrage. Ein introspektives
Erkenntnisdefizit, sofern ein solches besteht, sollte sich auch
durch die mit dem Kulturhauptstadtjahr verbundene Konzentration
auf das Innere von Graz kompensieren lassen. Anstoß zu einer forcierten
Innen(an)sicht, verbunden mit Horizonterweiterung, könnten die in
jüngster Zeit errichteten Glaslifte sein – zwei davon seien hier
näher betrachtet.
Sehen, was Maria nicht sehen kann
Der Lift als demokratisches Symbol
Auf der Grundlage eines Konzepts zu Kunst & Bau aus dem Jahr 1998
entstand in Zusammenarbeit von Joachim Baur (Werkstadt Graz), dem
ausführenden Architekten Michael Haberz und Joanneum Research der
gläserne Lift in der Grazer Burg. Am Ort der Landesregierung und
in der direkten Verbindung zu lokalen und internationalen Websites
soll der Lift, neben seiner Funktion als barrierefreier Zugang,
zur symbolischen Schnittstelle zwischen Benutzer, Internetuser und
Politik werden. Der Liftschacht ist ein physischer Scrollbalken,
auf dem die fahrende Kabine durch eine Vielzahl von Sites blättert,
was, nach Auskunft Joachim Baurs, an mehreren vor Ort installierten
Displays zu verfolgen sein sollte, im Selbstversuch aber nicht bestätigt
wurde. Zudem besteht die Möglichkeit, den Burglift über die Adresse
www.lift.steiermark.at
auch extern in Betrieb zu nehmen. Und hier sieht sich der User,
als virtueller Passagier, vor nicht unerhebliche Probleme gestellt.
Das auf der Website optional verfügbare Steuerungselement soll den
Lift nach Anwahl zweier voneinander unabhängig agierender User,
sofern beide innerhalb von zehn Sekunden dasselbe Stockwerk gewählt
hätten, in Bewegung setzen. Ohne vorherige Absprache erweist sich
die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges aber denkbar gering – wie
ebenfalls im Testverfahren bestätigt – zumal der Lift in diesem
Moment auch von keinem Passagier in der Burg benutzt werden darf.
Das künstlerische Konzept Burglift reduziert sich in seinen Details
also auf das subversive Gedankenspiel, die unbesetzte Kabine durch
die Stockwerke der Landesregierung jagen zu dürfen. Die assoziative
Nähe zur spätgotischen Doppelwendeltreppe jedoch wird plausibel
durch den Vergleich zeit- und technologiebedingter opaker wie transparenter
Bauweise.
Der Lift als „demokratiepolitisches Kunstwerk“
Im gerade eröffneten Marienlift von Richard Kriesche erfährt das
Phänomen Lift eine radikale Reduktion von der zweckgerichteten Aufstiegshilfe
im architektonischen Verband zum reinen Kunstwerk. Der freigestellte
gläserne Schacht wird zum Turm und gleichzeitig – weil Kunstwerk
– erfährt das Ding eine Sublimierung gegenüber der profanen technischen
Konstruktion. Als künstlerisches Konzept befindet sich Kriesches
Lift am Eisernen Tor in einem örtlich und zeitlich vielfältig aufgeladenem
Bezug zu den markanten Merkmalen Mariensäule und – nicht zu vergessen
– dem 1988 heiß diskutierten und ebenso abgetragenen Mahnmal „Siegessäule“
des Künstlers Hans Haacke. Beim Brandanschlag durch Neonazis war
auch die darunter befindliche Statue zerstört worden. Maria am Eisernen
Tor hat es offensichtlich nicht leicht. Um einem bereits grassierenden
Missverständnis vorzubeugen: Der Marienlift wurde nicht etwa errichtet,
um Grazer Bürger und Touristen sehen zu machen, was Maria aus ihrer
Perspektive sieht. Die hier säulenheilige [sic.] Maria kann nichts
sehen, ist sie doch materialbedingt von je her blind. Vielmehr will
Kriesche einen auch metaphorischen „Perspektivenwechsel“ ermöglichen,
den Passagiere des Marienlifts erfahren sollen, indem sie sich in
eine Position begeben, „DIE SEINERZEIT NUR DEM AUSSERGEWÖHNLICHEN
ZUGESTANDEN“ worden sei, so die kryptisch anmutende Inschrift am
Lift. Das „demokratiepolitische Kunstwerk“, so Richard Kriesche,
pariert die Himmelfahrt der Heiligen mit dem langsamen Aufstieg
der Subalternen (vgl. www.haubentaucher.com). Mit Ray Charles gesungen
also etwa: „Lift me up to Paradise“ für 1 Euro, der einer karitativen
Organisation zufließen soll.
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KLUMP ist
kein Klump!
<< „KLUMP“-Originalzeichnung von Eicholzer/Ritter
(1935) |
Holzspielzeug aus der „anderen“ Steiermark. KLUMP ist ein ganz
besonderes Holzspielzeug. Es wurde 1935 vom Architekten Herbert
Eichholzer und vom Bildhauer Walter Ritter, zwei progressiven
steirischen Künstlern, entworfen und produziert. 2003 wird KLUMP
von der Chance B in Gleisdorf gemeinsam mit dem Dachverband
"Die Steirische Behindertenhilfe" exklusiv wieder aufgelegt.
Ausgeführt werden die Figuren von Menschen mit Behinderung in der
Holzwerkstatt der Chance B. Anlass für dieses Projekt ist
das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003, aber auch
der 100. Geburtstag und 60. Hinrichtungstag Herbert Eichholzers.
Entstanden in einer Zeit, als in den Kinderzimmern – trotz zahlreicher
Versuche von ReformpädagogInnen und KünstlerInnen – noch immer mechanisches
Blechspielzeug und Porzellanpuppen vorherrschten, sind die Entwürfe
für KLUMP noch heute zeitlos modern. Sie regen die kindliche Phantasie
und Kreativität durch ihre elementaren Formen, charakteristischen
Silhouetten und klaren Farben an. Und tatsächlich wurde die Idee
zur Reproduktion dieses Spielzeugs geboren, als sich Anatol, damals
6 Jahre, mit großer Begeisterung von den fast 70-jährigen KLUMP-Elefanten,
-Tigern und -Nilpferden zu wunderbaren Zeichnungen inspirieren ließ.
KLUMP-Box „Zoo“
Foto: Bärbl & Peter Weissensteiner
Zahlreiche Originalentwürfe und exakte Planzeichnungen sind noch
erhalten. Dadurch kann das Spielzeug originalgetreu und in aufwändiger
Handarbeit vom Team der Holzwerkstatt der Chance B reproduziert
werden. Das Spielzeug wird aus Buchenholz hergestellt und mit lösungsmittelfreien,
speichelfesten Acryllacken bemalt. Erhältlich ist KLUMP in vier
verschiedenen Geschenkboxen (Bauernhof und Zoo je Euro 35,- | Oberösterreichisches
Dorf und Tiroler Dorf je Euro 39,-) als Gesamtkollektion mit allen
43 Figuren der Originalserien oder auch als Einzelteile.
Ein aktives Gedenkprojekt zur NS-„Euthanasie“
Das Projekt KLUMP ist aber noch viel mehr: Es ist ein kritischer
Beitrag zu einer „anderen“, einer humanen und menschenwürdigen Steiermark.
Basis ist die Bejahung des menschlichen Lebens in allen seinen Facetten
und die Überzeugung, dass Leben niemals „unwert“ sein kann. Von
der Widerstandsgruppe um Eichholzer stammt das einzige heute erhaltene
Flugblatt zur Aufklärung über den Massenmord an behinderten und
kranken Menschen im Dritten Reich, PatientInnen am „Feldhof“ in
Graz und am „Steinhof“ bei Wien. Als „unwertes Leben“ erachtet,
fielen einer zentral organisierten Vernichtungsaktion 70.000 Menschen
zum Opfer, wurden zu Experimentierzwecken missbraucht und in der
Gaskammer ermordet.
Das Schicksal zweier an KLUMP Beteiligter steht damit direkt im
Zusammenhang: Herbert Eichholzer wurde 1943 von der Todesmaschinerie
des Dritten Reiches aufgrund seiner Tätigkeit im Widerstand ermordet.
Anna Neumann, die die Bemalungen des Spielzeugs ausgeführt hat,
wurde am selben Tag verhaftet und zu einer sechsjährigen Zuchthausstrafe
verurteilt.
In diesem Sinn hat KLUMP zum Ziel, der Opfer der NS-„Euthanasie“
zu gedenken, den Einsatz jener Menschen, die dagegen Widerstand
geleistet haben, zu würdigen und auf die heute wieder wachsenden
Gefährdungen von behinderten und kranken Menschen aufmerksam zu
machen.
Antje Senarclens de Grancy
KLUMP-Förderaktion:
Bis 25. Februar 2003 besteht noch die Möglichkeit, mit
einem Betrag ab Euro 100,- das Projekt KLUMP als Förderer/in zu
unterstützen. Sie werden in der Publikation genannt und erhalten
eine der vier KLUMP-Boxen nach Wahl.
Kontakt:
Mag. Maria Ackerl | Chance B | Franz-Josef-Straße
3, 8200 Gleisdorf | Tel 03112-491190 | maria.ackerl@chanceb.at
Weitere Informationen und Bestellung: www.chanceb.at/klump
KORSO verlost in Kooperation mit der Chance B drei „KLUMP“-Figuren
beim KORSO-Kulturquiz!
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Grazerin
gestaltet Holocaust Memorial in New York |
Die Grazer Künstlerin Luise Kloos (Foto) (Kunstverein „next“,
Mit-Initiatorin der Kunstbörse www.kunstboerse-steiermark.at) ist
bis August mit einer Auftragsarbeit am jüdischen Yeshiva University
Museum in New York präsent.
Was mit einer zufälligen Begegnung mit Verantwortlichen des Yeshiva-Museums
anlässlich eines Ausstellungsbesuches im Juni 2002 begann, mündete
in die Einladung, eine Installation für den Skulpturengarten des
Museums anzufertigen. Das von Luise Kloos gestaltete Holocaust Memorial
„Threads of Light: A Memorial to Lost Souls“ besteht aus senkrechten
Glasfasern, die mit Steinen verbunden sind. „Die Installation stellt
mit den wasserähnlich wirkenden Fasern einen Bezug zu den Duschen
in den Konzentrationslagern dar; die Steine wiederum sind ein Verweis
auf den jüdischen Brauch, bei Friedhofbesuchen Steine auf die Gräber
der Verstorbenen zu legen“, erläutert Kloos. Gleichzeitig transzendieren
die sich ständig harfenartig im Licht bewegenden Glasfasern die
Erinnerung an das Geschehene.
Am 29. April wird Kloos noch einmal die Gelegenheit haben, anlässlich
des Holocaust-Erinnerungstages Yom Hashoah im Yeshiva Museum zu
ihrer Arbeit zu sprechen, die auch vom Österreichischen Kulturforum
New York unterstützt wurde. www.yum.edu/museum
Christian Stenner
Luise Kloos: Threads of Light
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Alf Poier
in Gleisdorf
<< Alf Poier in „Mitsubischi“: Auf der
Suche nach den letzten Dingen |
Alle Kabarettbegeisterten können schon jetzt den Terminkalender/Organizer
zücken: Am 25. März um 20.00 gastiert der Gewinner des deutschen
Kleinkunstpreises 2000, Alf Poier persönlich, mit seinem
Programm „Mitsubischi“ im forumKLOSTER Stadtsaal in
der Gleisdorfer Franz-Josef-Straße. Das erklärte Ziel von „Mitsubischi“
ist nicht nur die Auslöschung des Intellekts, sondern auch die Befreiung
aller Menschen von jeglichem Glauben, von allen Hoffnungen, Träumen
und Werten (damit ist „Mitsubischi“ ein nicht zu unterschätzender
Unterstützungsfaktor für die postmoderne Event-Politik, Anm. der
Red.). Alf Poier fahndet nach dem tieferen Sinn des Lebens und anderen
letzten Dingen. Im Schnelldurchgang werden die wichtigsten Lehren
der großen Philosophen durchgenommen: Laotses Tao erscheint als
obskures Bastelobjekt, Kant wird zum Erfinder der Kantwurst erklärt
und Nietzsche ist sowieso böse, weshalb ihm ein todtrauriges Mädchenmörderlied
gewidmet ist.
Warum, wozu, weshalb? Tränen lachen zum Himmel und Herzen weint
die Sonne! Kommen Sie und sehen Sie und werden Sie frei! – Denn
ein Mann ging hinaus in die Welt, zu erkennen und als er sie erkannte,
gab er ihr einen Namen. Er nannte sie „Plemplem“.
Karten: MOS Gleisdorf | Tel. 03112/26 01 420
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Rituelle
Lesung zum Thema „Heimat, Sex, und Mode“ |
Im Rahmen der von der FH Joanneum in Kooperation mit Bisdato/Ausstellungs-
und Museumsregie veranstalteten Vortragsreihe „Kult und Kultobjekte“
setzte die Schriftstellerin Margret Kreidl als vierte
Referentin der Reihe ihre Sprachkunstwerke zum Thema „Heimat, Sex
und Mode“ im FH-Studio für Informations-Design rhythmisch-rituell
in Szene. In einer Lesung in drei Akten wurde der Zuhörer mit „heimatlichen
Paradiesen“ konfrontiert, deren nüchtern und minimalistisch dokumentierten
Wahrheiten einem spätestens beim „Dennoch-Lachen“ im Halse stecken
blieben.
<<
Margret Kreidl dokumentiert schonungslos die Volten des Kreativ-Kapitalismus
[Foto: A.M.
Zettl]
Zu den Textblöcken Alpinparadies, Einkaufsparadies und Kurt,
Ute, Trude und Ruth – einem pornografisch-theatralischen Reigen
– inspirierten Margret Kreidl u. a. Quellen aus dem Thalgauer Heimatbuch,
der Salzburger Landeshymne, dem Vokabular der Psychoanalyse als
auch Kontaktmagazine, Angebote von Erotikversandhäusern, Ratgeber
für Schönheitschirurgie sowie das Wirtschaftsmagazin Trend.
Die in Wien lebende Salzburgerin Margret Kreidl, die in Graz studiert
hat, überschreitet in ihren Texten spielerisch gekonnt die Grenzen
der literarischen Gattungen. Der Feststellung „Kult ist das, was
von der Kultur übrigbleibt, wenn sie kreativwirtschaftlich betrieben
wird. Kult ist, was in ist“ – fügte Margret Kreidl ein eigens für
die FH verfasstes und bis dato nicht veröffentlichtes Textstück
mit dem Titel Kreativwirtschaft hinzu, in dem ein „Diesel“-dekorierter
Alltagsästhet namens Fritz als subversiver Sinndesigner sich netzfit
„Heim ins System“ navigiert. Man(n) hat gelacht.
Anna-Maria Zettl
Ausschnitte aus der Lesung: /korso/2003/kreidl.pdf
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Kunst kommt
in die „Kindlkassa“ |
Anläßlich des 103. Oberlandler-Balls spendete der aus Osttirol
gebürtige Maler Bernhard Eisendle, bekannt durch zahlreiche
Ausstellungen im In- und Ausland, eines seiner Werke im Wert von
Euro 3000,- für die so genannte „Kindlkassa“ der Oberlandler-Graz.
Die karitative Tätigkeit des Vereins der Oberlandler basiert auf
einer Initiative, die ihren Ursprung im Jahre 1883 hatte, als eine
„bürgerliche“ Grazer Stammtischrunde auf ihren Wanderungen durch
das steirische Oberland mit der damals herrschenden Not und Armut
der Kleinkeuschler und Holzknechte konfrontiert wurde.
Was mit Kleider- und Schuhspenden begann, entwickelte sich zu
einer beispielgebenden Hilfsinitiative, die heute neben Kindern
auch anderen bedürftigen und Not leidenden Steirern aller Altersgruppen
rasch und unbürokratisch unterstützende Hilfe zukommen lässt. Die
notwendigen Geldmittel werden durch verschiedene über das Jahr verteilte
Veranstaltungen sowie durch Eigenmittel der Oberlandler aufgebracht.
Dir. Leopold Kerschenbauer und Bernhard Eisendle >>
Das von den Oberlandlern – Dir. Leopold Kerschenbauer, Dr. Christian
Moser (Obmann) und Mag. Klaus Fröhlich – ausgewählte Bild von Bernhard
Eisendle, seit vielen Jahren großzügiger Unterstützer des karitativen
Vereins, wurde am 1. Februar beim Ball der Oberlandler im Grazer
Congress versteigert.
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Licht-Bilder
im Retzhof |
Eine spannende Fotoausstellung präsentiert das
Bildungshaus Retzhof: Gerhard Pelko | Fotografien 1996 bis
2002 | bis 9. April 2003 | Bildungshaus Retzhof, Dorfstraße 17,
8430 Leibnitz | Tel. 03452/82 7 88-0 | www.retzhof.at
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„Energie
tanken“ |
... und gleichzeitig „ursteirische Kulte“ der Hallstatt-Kultur,
der Illyrer, Kelten und Römer kennen lernen – fernab von esoterischem
Geraune und doch im Bewusstsein ihres Einflusses auf unsere heutige
Kultur – das bietet ein Seminar des Landesjugendreferates vom 17.
bis 20. Februar in Seggauberg. Es referieren Dr. Eduard Gugenberger,
Dr. Roman Schweidlenka und Elke Kanduth Anmeldeschluss ist
der 7. 2 | Preis: 180 Euro incl. Halbpension | Exkursion und Konzert
mit der Rockgruppe Celtrigs in der Römerhöhle in Wagna
Infos und Anmeldung: Landesjugendreferat | Tel. (0316)
81 60 89 oder 0676/42 10 954
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Augartenkino:
Teenie-Schocker und Globalisierungs-Epik |
Zwei völlig unterschiedliche Filme – und doch jeder in seiner Art
ein Meisterwerk – sind die Höhepunkte des KIZ-Programmes im Februar:
„Ken Park“ von Punk-Regisseur Larry Clark und „Elsewhere“
des Österreichers Nikolaus Geyrhalter.
<< "Ken Park"
„Eine vorstädtische Melange aus Inzest, autoerotischen Strangulationen
und Mord“ nannte die Kritik Clarks neuen Teenie-Schocker. Schonungslos
zeigt der Film den Abgrund aus kaputten Familienverhältnissen, sexuellem
Missbrauch und völliger Entfremdung. In „Elsewhere“ geht Geyrhalter
an 12 über die ganze Erde verstreuten Schauplätzen der Frage nach,
wie weit die Globalisierung schon in die unterschiedlichsten Lebensräume
vorgedrungen ist: So bemalen sich die Kinder der Aborigines für
einen rituellen Tanz, spielen dann eine Runde Nintendo und gehen
dann zu den „Weißen“ ins Spital …
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Weibliches
„Double Feature“ in der Stadtbibliothek
Lesen im Doppelpack: Andrea Sailer und Andrea
Wolfmayr |
Zwei steirische Schriftstellerinnen der ersten Garnitur geben sich
am 12. Februar um 20.00 in der Mediathek in der Vorbeckgasse
12 die Ehre: Die Weizerin Andrea Sailer, deren erster Roman
„Das einzige Abenteuer“ soeben erschienen ist – ihre Essays, Lyrik,
Liedtexte und Radiokolumen haben sie weit über die Grenzen der Steiermark
hinaus bekannt gemacht – und Andrea Wolfmayr, deren Texte
vorwiegend um Frauenschicksale kreisen, deren essayistische Texte
sich in jüngster Zeit aber auch intensiv mit Graz beschäftigen,
der Stadt, in der sie lebt.
Weitere Infos: www.graz.at/diemediathek
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Antisemitismus
in Österreich nach 1945 |
Nach dem Band „Naziland Österreich!?“, der auf der Grundlage empirischer
Daten die Nähe, Ambivalenz und Distanz zum Nazismus in der Zweiten
Republik erforschte, legt Heinz P. Wassermann nun mit „Antisemitismus
in Österreich nach 1945“ einen Sammelband vor, in dem qualifizierte
AutorInnen verschiedenen Aspekten nachgehen – vom Antisemitismus
im Sport über antisemitische Strömungen in der Ökologiebewegung
und der österreichischen Linken bis hin zu einer Aufarbeitung der
Wiesenthal-/Kreisky- und der Waldheim-Affäre. Besonders informativ
und spannend: Der einleitende Beitrag der Historikern Evelyn Adunka,
die einen Überblick über antisemitische Skandale der Zweiten Republik
gibt. Ein eigenes Kapitel ist der Österreichischen Literaturwissenschaft
nach 1945 gewidmet, die bis 1981 das spezifische Thema jüdisch-österreichischer
Literatur völlig ausgeblendet hat; ein weiteres behandelt den Antisemitismus
in der österreichischen Nachkriegsliteratur.
Heinz P. Wassermann (Hrsg.): Antisemitismus in Österreich
nach 1945. Schriften des Centrums für jüdische Studien. Band
3. Studienverlag: Innsbruck, Wien, München, Bozen 2003. 296 Seiten,
Euro29,-
KORSO verlost in Kooperation mit dem Studienverlag jeweils 3 Exemplare
von „Antisemitismus in Österreich nach 1945“, des Vorgängerbandes
„Naziland Österreich!?“ und von „Zuviel Vergangenheit tut nicht
gut!“ von Heinz P. Wassermann beim KORSO-Kulturquiz!
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Österreichisches
Museumsgütesiegel an fünf steirische Museen verliehen |
Im Rahmen des Österreichischen Museumstages 2002 wurden unter den
ersten 55 österreichischen Museen auch fünf Gütesiegel an steirische
Museen verliehen. Ausgezeichnet wurden das Glaskunstmuseum Bärnbach,
das Steirische Feuerwehrmuseum Groß St. Florian, das Diözesanmuseum
Graz, das Holzmuseum St. Ruprecht ob Murau und
das Österreichische Freilichtmuseum in Stübing.
Die Kriterien für das Gütesiegel wurden von ICOM (International
Council of Museums, eine Tochterorganisation der UNESCO mit Sitz
in Paris), und dem Österreichischen Museumsbund erarbeitet. Das
für fünf Jahre verliehene Siegel garantiert den Besuchern sowie
Partnern aus der Wirtschaft einen qualitativen Mindeststandard wie
z.B. Gemeinnützigkeit (also keine Verkaufsaustellung), öffentlichen
Zugang, eine gezielte wissenschaftlich geprüfte Sammlung, eine sorgfältige
konservatorische Bewahrung des anvertrauten kulturellen Erbes, eine
überlegte Vermittlung und Präsentation der Objekte an die Besucher
und vor allem ein Mindestmaß an Serviceleistungen für das Publikum.
Museen mit diesem Gütesiegel können damit auch der öffentlichen
Hand und privaten Sponsoren einen Beweis für ihre Förderwürdigkeit
darlegen.
Zwei der ausgezeichneten Museen: Feuerwehrmuseum Groß St. Florian
> und Freilichtmuseum
Stübing >
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Bühnen-Highlights
im Februar
<< „Ja, Andres, wenn ein Schreiner die Hobelspäne
sammelt, weiß niemand, wer seinen Kopf drauflegen wird.“ |
Publikumsmagneten wie „Das weite Land“, „Janis Joplin“ und „Butterfly
Blues“ haben zu einem höchst erfreulichen Schauspielhaus-Saisonstart
beigetragen; die Gesamtauslastung in den Monaten September bis Dezember
betrug 84%, die Theater-Abos nahmen um 12% zu. Ein ewig aktueller
Klassiker des deutschen Dramas – Büchners Woyzeck – könnte zu weiteren
Besuchssteigerungen führen: In der Inszenierung von Cornelia Crombholz
spielen Sebastian Reiss (Woyzeck), Monique Schwitter (Marie) und
Franz Friedrich (Hauptmann). Premiere: 22. Februar 2003 | 20.00
| Probebühne
Die Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ ist Anlass für eine fruchtbare
Zusammenarbeit zwischen Chefdirigent Philippe Jordan (musikalische
Leitung) und Schauspieldirektor Matthias Fontheim (Inszenierung).
Als Gäste wurden Carole Fitzpatrick, (alternierend mit Marina Shaguch)
in der Titelpartie und Stephen Gould (alternierend mit Gary Bachlund)
als Bacchus verpflichtet. Premieren am 14. und 16. Februar 2003
im Schauspielhaus (!)
Alle Aufführungstermine und den gesamten Spielplan von Theater
Graz finden Sie unter www.theater-graz.com
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Kunsthaus
Graz „under construction“ |
Aufgrund des starken öffentlichen Interesses bietet die Kunsthaus
AG Führungen auf die Baustelle des „friendly alien“ an.
Jeweils Freitag um 14.00 Uhr beginnen im Palais
Thienfeld in der Mariahilfergasse 2 die etwa eineinhalb Stunden
dauernden Veranstaltungen.
Kosten: Erwachsene 5,00 Euro | Studenten/Schüler 2,50
Inkludiert ist auch ein kurzes Referat über die Entstehung des Projekts
und die wesentlichen architektonischen und technischen Aspekte.
Auf Anfrage bietet die Kunsthaus AG auch geschlossene Gruppenführungen
an.
Für Kinder wurden spezielle Themenführungen eingerichtet.
Die Pädagogin Petra Sernetz führt Kinder (4 bis 10 Jahre) durch
die Baustelle der blauen Blase.
Die kommenden Termine: 21. 2. | 7. 3. und 21. 3. 2003 | 14.00
bis 17.00 Uhr (Jause selbstverständlich inbegriffen)
Kosten € 9,50 | Treffpunkt ebenfalls Palais Thienfeld, Mariahilferstraße
2
Kontakt: Kunsthaus AG, Griesgasse 11/II, 8020 Graz | Tel.
(0 316) 72 09 10 | kunsthaus.graz@stadt.graz.at
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Punkt 7
30 Minuten Architektur aus Graz |
Jeweils donnerstags im wohn²Center der Steiermärkischen
am Grazer Hauptplatz
Das Jahr 2003 steht in Graz unter einem besonderem Motto: Graz –
Kulturhauptstadt Europas. Für die Steiermärkische ist das ein Anlass,
zeitgenössischer Architektur entsprechenden Raum zu widmen. In Kooperation
mit dem HausDerArchitektur (HDA) startete die Steiermärkische im
neuen wohn2Center – Österreichs größtem Marktplatz für Immobilien
– eine Veranstaltungsreihe mit dem klingenden Namen „Punkt 7“ –
30 Minuten Architektur aus Graz.
Qualität und Vielfalt im Mittelpunkt
Jeweils donnerstags, Punkt 7 Uhr abends, findet im wohn²Center
der Steiermärkischen bei freiem Eintritt ein Vortrag von Architekten
zu aktuellen Projekten aus dem Raum Graz statt. In einem 30-minütigen
Impulsreferat werden die Anforderungen, die architektonische Lösung
und der Wert des Bauwerks vermittelt. Insgesamt werden im Wochenrhythmus
44 Architekturbüros der jungen heimischen Planerriege vorgestellt.
Eine tolle Möglichkeit für die individuelle Gestaltung der eigenen
vier Wände Ideen, Anregungen und Impulse zu sammeln.
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Die Geschichte der FPÖ
Ein Märchen der Gebrüder Will & Nauer
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Es war einmal eine Fischerin, die lebte zusammen mit ihrem Mann
in einer alten Hütte dicht am See. Ihr Mann hatte als kleiner Bub
einmal einen Redewettbewerb gewonnen und schwang nun den ganzen
Tag große Reden.
Die Fischerin jedoch ging alle Tage zum See und angelte. Eines
Tages zog sie einen großen Butt heraus. Da sprach der Butt: „Ich
bin ein verwünschter Prinz. Was hilft es dir, wenn du mich tötest!
Ich würde dir doch nicht schmecken. Setz mich wieder ins Wasser
und lass mich schwimmen!“
Die Fischerin setzte den Butt wieder ins Wasser, ging heim und
erzählte alles ihrem Mann. „Hast du dir denn nichts gewünscht?“,
fragte der Mann.„Nein, was sollte ich mir denn wünschen?“, fragte
die Fischerin. „Ach“, sagte der Mann, „du weißt genau, was ich mir
wünsche! Geh noch einmal hin und rufe den Butt. Er wird dir meinen
Wunsch erfüllen.“
Da ging die Frau zum See und rief:
Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See Ach, der
Jörg, mein kleiner Mann Will größer werden, als er kann!
Da kam der Butt angeschwommen und fragte: „Na, was will er denn?“
„Ach“, sagte die Frau, „er will Politiker werden.“ „Geh nur hin“,
sagte der Butt, „er ist es schon.“ - Da ging die Frau heim und ihr
Mann war Politiker. Nach einer Weile sagte der Mann: „Der Butt hätte
uns ruhig mehr geben können. Geh noch einmal hin und wünsch dir
mehr!“
Die Frau seufzte, ging zum See und rief:
Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See Ach, der
Jörg, mein kleiner Mann Will größer werden, als er kann!
Da kam der Butt angeschwommen und fragte: „Na, was will er denn?“
„Ach“, sagte die Frau, „er will Landesrat werden.“ „Geh nur heim“,
sagte der Butt, „er ist es schon“. Da ging die Frau heim und ihr
Mann war Landesrat. Nach einer Weile sagte der Mann: „Der Butt hätte
uns ruhig mehr geben können. Geh noch einmal hin!“
Die Frau sträubte sich, ging aber schließlich doch zum See und
rief:
Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See Ach, der
Jörg, mein kleiner Mann Will größer werden, als er kann!
Da kam der Butt angeschwommen und fragte: „Na, was will er denn?“
„Ach“, sagte die Frau, „er will in allen Medien auf die Titelseite
und ein Star werden.“ „Geh nur heim“, sagte der Butt, „er ist es
schon“. Da ging die Frau heim und ihr Mann war Medienstar. Nach
einer Weile sagte der Mann: „Der Butt hätte uns ruhig mehr geben
können. Geh noch einmal hin!“
Die Frau weigerte sich lange, ging aber schließlich doch zum
See und rief:
Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See Ach, der
Jörg, mein kleiner Mann Will größer werden, als er kann!
Da kam der Butt angeschwommen und fragte: „Na, was will er denn?“
„Ach“, sagte die Frau, „er will Landeshauptmann werden.“ „Geh nur
heim“, sagte der Butt, „er ist es schon und wird es auch ein zweites
Mal werden.“ Da ging die Frau heim und ihr Mann war Landeshauptmann.
Nach einer Weile sagte der Mann: „Der Butt hätte uns ruhig mehr
geben können. Geh noch einmal hin!“
Die Frau wollte nicht, ließ sich aber schließlich überreden,
ging zum See und rief:
Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See Ach, der
Jörg, mein kleiner Mann Will größer werden, als er kann!
Da kam der Butt angeschwommen und fragte: „Na, was will er denn?“
„Ach“, sagte, die Frau, „er will alle Wahlen gewinnen und der heimliche
Kanzler des Landes sein!“ „Geh nur heim“, sagte der Butt, „er ist
es schon.“ Da ging die Frau heim und ihr Mann zog die Fäden aus
dem Hintergrund. Nach einer Weile sagte der Mann: „Der Butt hätte
uns ruhig mehr geben können. Geh noch einmal hin.“ „Nein“, sagte
die Frau, „geh selber!“
Da ging der Mann zum See und schrie:
Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See Meine Frau
wünscht mir nichts mehr. Also komm ich selber her! HEIL BUTT!
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Da kam der Butt angeschwommen und fragte: „Na, was will er denn?“
Der Mann schlug die Hacken zusammen: „Was ich sein will? Berlusconi
von Österreich!“
„Geh nur heim“, sagte der Butt, „du sitzt wieder in der alten
Hütte.“
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