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korso
Kunst/Kultur |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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10/2004
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Die Kunst, die Dinge zu
bewegen – Formen des Kinetischen im Kunsthaus |
„... weil die Technik geräuschlos geworden ist und sich mit Design,
mit der glatten Schale und mit Stromlinienform maskiert, macht sie
uns vergessen, dass wir von ihr beherrscht werden, dass wir in einem
technischen Zeitalter leben ...“ Jean Tinguely (1925-1991),
oftmals als „Vater der kinetischen Kunst“ bezeichnet und einer der
Protagonisten des Nouveau Réalisme der 60er-Jahre, übte mit seinen
ironisch poetischen Maschinenplastiken nachhaltigen Einfluss auf
seine künstlerischen Nachkommen aus. Seine aus Schrott und Fundstücken
zu beweglichen Mechanismen arrangierten Gebilde entstanden aus der
Faszination sichtbarer Mechanik respektive standen sie alleine für
ein mechanisch kinetisches Prinzip wie Hommage to New York (1960),
eine Maschine, die sich innerhalb einer Performance von 23 Minuten
unter Lärm und Explosion selbst zerstörte. In seinen Arbeiten reagierte
Tinguely schon in den 60ern in einem atavistisch anmutenden Impetus
auf tendenziell sich verbergende Funktionsweisen der Technologie
im Design, einer Ablöse der elektrifizierten durch die elektronische
Zeit.
Günther Uecker, Sandspirale, 1970
Ein halbes Jahrhundert kinetischer Kunst
1968 zeigte das Museum of Modern Art The Machine, eine Dokumentation
der Entwicklung von Kunstmaschinen und Maschinenkunst von der Renaissance
bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Der damals vom Kurator Peter
Hultén festgestellte Epochenwechsel von einem mechanischen zu einem
elektronischen Zeitalter mutet heute schon etwas verstaubt an. Mit
der Ausstellung Bewegliche Teile – Formen des Kinetischen im Grazer
Kunsthaus, in Zusammenarbeit mit dem Museum Jean Tinguely, stellen
nun die Kuratoren Katrin Bucher, Peter Pakesch, Heinz Stahlhut
und Peter Weibel die Frage nach Aktualität von Maschinen-
und kinetischer Kunst für zeitgenössische KünstlerInnen, indem sie
eine weite Bandbreite beweglicher und bewegter Exponate präsentieren.
In einem ersten Teil stehen über 50 Werke von Jean Tinguely, Michelangelo
Pistoletto, Malachi Farrell, Olafur Eliasson und anderen mehr für
die Relevanz kinetischer Kunst seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts
bis heute. Darunter erinnert beispielsweise eine Arbeit von Rebecca
Horn, American Waltz (1990), in ihrer formalen Schlichtheit und
gleichzeitig großer Suggestionskraft wohl nicht zufällig an die
Androiden eines Jacques de Vaucansons oder Jaquet-Droz als mechanische
Nachbildungen des Menschen.
Auftragswerke
Ein zweiter Teil der Ausstellung zeigt Arbeiten zeitgenössischer
KünstlerInnen, die eigens beauftragt wurden, einen Beitrag für Bewegliche
Teile zu realisieren, darunter etwa Thomas Baumann, Sabrina Raaf,
Wendy Jacob oder Jeppe Hein. Zur Ausstellung im Kunsthaus
ist im Studio der Neuen Galerie eine Fotodokumentation zu Jean Tinguelys
Hommage to New York zu sehen, seine kinetische Skulptur Große Spirale
aus den Jahren 1971-73 befindet sich im Hof der Neuen Galerie. Der
umfangreiche Katalog versammelt Beiträge von Söke Dinkla, Guy Brett,
Peter Weibel, Christian Theo Steiner, Rolf Pfeifer und Britta Glatzeder,
ein Vorwort von Guido Magnaguagno und eine Einleitung von Peter
Pakesch. Bewegliche Teile – Formen des Kinetischen ist bis zum 16.
Jänner in Graz zu sehen und wird anschließend vom Museum Jean Tinguely
in Basel übernommen.
Informationen unter www.kunsthausgraz.at
Wenzel Mraek
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polizei LÜGT im Frühwerk
von Peter Weibel Eine Ausstellung in der Neuen
Galerie bietet eine Retrospektive über die ersten 15 Jahre künstlerischer
Tätigkeit des Omni-Artisten. |
Zwei großformatige Fotografien einer Aktion aus dem Jahr 1973 zeigen
Peter Weibel, die Zunge fixiert im erstarrten Beton eines
massiven Blocks. Die darauf folgende gewaltsame Befreiung verletzt
die Zunge. Diese aktionistische Metapher mit dem Titel raum der
sprache steht für das vielschichtig zu interpretierende Prinzip
erweiterter Skulptur und assoziativ für eine physisch manifestierte
Fortführung kritischer Untersuchungen des Mediums Sprache auf seine
Tauglichkeit, die Wirklichkeit abzubilden. Weibel nimmt dabei Bezug
auf die linguistischen Theorien von Ferdinand de Saussure und die
sprachkritischen von Fritz Mauthner und Ludwig Wittgenstein. Sprache
als Zeichensystem der Konstruktion und Vermittlung von Wirklichkeit
ist ein zentrales Thema der Kunst des 20. Jahrhunderts und Peter
Weibel ist einer der bedeutendsten Protagonisten eines Kunstbegriffs,
der durch die Analyse von Sprache und ihren Repräsentationsmechanismen
in Malerei, Fotografie, Film, Environment, Aktionismus, Konzept-
und Kontextkunst und Interaktivität nicht zuletzt in den so genannten
Neuen Medien erweitert wurde: Peter Weibel immer vorne weg.
Polizei lügt, Wien, 1970 (aus der Reihe „Anschläge“)
Vom geschlossenen Kunstwerk zum offenen Handlungsfeld
„Viele, viele Kisten“ haben die Kuratoren Günther Holler-Schuster
und Peter Peer im Weibelschen Archiv in Karlsruhe gesichtet
um diese Schau des Frühwerks aus der Zeit von 1964 bis 1979 auf
zwei Stockwerken der Neuen Galerie unter dem Titel das offene
werk zu präsentieren. Von den Anfängen als visueller Poet in
einem durch die Wiener Gruppe geprägten Umfeld führt ein stringenter
Bogen über bereits in den 60ern entwickelte partizipatorische und
interaktive Arbeiten zu Closed-Circuit-Videoinstallationen vom Anfang
der 70er-Jahre bis heran an erste interaktive Computerinstallationen
und damit vom geschlossenen Kunstwerk der ersten in die offenen
Handlungsfelder der zweiten Moderne. Angesichts einer Überfülle
verfügbaren Materials beschreibt Peter Peer die Intention, „eine
Ausstellung über Peter Weibel zu gestalten, aber nicht im Stil des
Kurators Weibel“, in Erinnerung an von Weibel kuratierte Ausstellungen
wie Das Phantom der Lust oder M_Ars - Kunst und Krieg, denen sichtlich
Tendenzen des Überbordens anhafteten. Das offene Werk dagegen versammelt
repräsentative Beispiele von Werkgruppen.
Anarchischer Gestus, distanziert interpretiert
Dem sich um die Person Peter Weibel entwickelnden Mythos der immer
wieder ironisch ins Treffen gebrachten Omnipräsenz als Direktor
des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, als Lehrer
an mehreren Hochschulen, als Kurator – auch der Neuen Galerie –,
als Autor und Herausgeber oder salopp verkürzt als Diskursmaschine
entspricht die sich in der Ausstellung abzeichnende Auseinandersetzung
des promovierten Logikers mit formalen Sprachen und Systemen, mathematischen
Modellen, mit Kybernetik und Automatentheorie, Medien- und Kommunikationstheorie,
politischer Agitation, Gesellschaftskritik etc. – Weibel ist nicht
zu fassen. In einer frühen Verquickung von Körper– und Textkunst
implantiert sich Weibel Textstücke auf Papier unter die Haut, worauf
die Schnittstellen vernäht werden. Dem legendären „Vortrag“ Kunst
und Revolution, 1968 im Hörsaal 1 der Universität Wien, unter Beteiligung
von Günter Brus, Otto Mühl, Oswald Wiener, Franz Kaltenbeck, Weibel
und anderer, folgen subversive Interventionen einer als anschläge
betitelten Serie, darunter polizei LÜGT aus dem Jahr 1971. Der vordergründig
anarchische Gestus entsteht aus der kalkuliert eingesetzten perspektivischen
Verkürzung im Fotodokument, Schein und Wirklichkeit unterliegen
stets einer interpretatorischen Distanz.
Ehrung für einen Post-Punk-Sechziger
Teils in Zusammenarbeit mit Valie Export entwickelt Weibel sein
Langzeitprojekt Expanded Cinema als Reihe von Experimenten, in denen
Elemente des dokumentarischen und fiktionalen Films als Grundlage
einer Ausdehnung in den realen Raum unter Involvierung des Betrachters
herangezogen werden. Peter Weibel peitscht das Medium nicht nur
in der Aktion Lichtseil, 1969. Eine Umkehrung dieses Prinzips findet
sich in the endless sandwich, einer Tele-Aktion aus den Jahren 1969/72,
als endlose Bildrückkoppelung zwischen realem Betrachter, Kamera
und Bildschirm.
Ein Akustikraum in der Ausstellung ist Weibels Popmusikprojekt
Hotel Morphila Orchestra gewidmet. „Ich bin ein Feind der Zeit,
des Raums, der Form“ singt er als Frontman in dem Song Scheiß Polizei.
Marshall McLuhans Diktum, das Medium sei die Botschaft, muss in
Anbetracht der Strategien Peter Weibels, sich durch die seinem Inhalt
adäquaten und also stets neuesten Medien zu switchen, wohl einmal
mehr revidiert werden.
Zur Ausstellung Peter Weibel – das offene werk 1964 – 1979 erscheint
ein Katalog im Verlag Hatje Cantz.
wenzel.mracek@korso.at
Das offene werk ist bis zum 21. November in der Neuen Galerie
Graz zu sehen, weitere Informationen unter www.neuegalerie.at
Am 2. November ab 17.00 können KORSO-LeserInnen in den Genuss einer
Führung durch Peter Weibel selbst kommen.
Anmeldungen erbeten unter korso@korso.at
oder Tel. (0316) 82 28 83 14
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Handtelefone abschalten
im steirisc[:her:]bst Intendant Peter Oswald
bezeichnete den steirischen herbst anlässlich der Programmvorstellung
als „Zeiterkundungsfestival“, was dessen gegenwärtigen Charakter wohl
besser beschreibt als die lange schon obsolete Suche nach möglicher
Avantgarde. |
Übergangs-Räume
Zwei Auftragswerke des herbst beginnen mit imperativen Sätzen gegen
Handy-Geklingel ... Signs of the time? In der Regie von Tina
Lanik landen drei Ehepaare im junk space eines Seminares
gegen Flugangst, geleitet von einem Bestsellerautor. In Anspielung
auf kommerzorientierte Seminarevents entwickeln die Teilnehmer aber
nur weitere Neurosen: Ein Trimm-Dich für Angsthasen am Aufführungsort
Kristallwerk. Dr. Charlie Dodler dagegen, Autor und Protagonist
in Wolfgang Bauers Foyer, wird der Zutritt zur Premiere seines
eigenen Stückes verweigert und er muss in dieser Erstaufführung,
inszeniert in der List-Halle vom Theater im Bahnhof, mit
dem Foyer vorlieb nehmen. Das Schauspielhaus bringt eine szenische
Lesung von Johannes Schrettle unter dem Titel Dein Projekt
liebt dich in Kooperation mit uniT und in Regie von Dieter
Boyer auf die Probebühne.
Halböffentliche Räume
Der steirische herbst 04 bezieht neue Orte: Im Non-Stop-Kino, der
Pädagogischen Akademie und dem ASKÖ Stadion in Eggenberg versammelt
die Kuratorin Doris Rothauer unter dem Titel Third Places
Ausstellungen, eine Filmreihe, Symposien, Workshops und Live-Acts
zu den Themen Fußball, Games und Musik-Clips. Die Dritt-Orte stehen,
neben Zuhause und Arbeitsplatz, für halböffentliche
Räume, die ähnlich dem historischen Marktplatz wichtige soziale
Funktionen in der Gesellschaft erfüllen.
Ländliche Räume
Gespannt sein darf man auf den Gebirgskrimi Im Gesäuse nach
Text und Idee von Hans Winkler. Vor der Haindlkar-Hütte in
Jonsbach erlebt man ein Hörspiel um AußenseiterInnen, politische
Flüchtlinge, Wilderer und Erstbesteigungen. Nach einem Konzept von
Richard Resch präsentiert der Kulturstadl Rachau bei Knittelfeld
gemeinsam mit Roland Girtler und Branko Lenart, Ausstellung
und Buch Land Leben Rachau.
Wirtschafts-, mitteleuropäische und kalte Räume
In den Abteilungen Bildende Kunst, Literatur und Diskurs versucht
das Forum Stadtpark die Grenzen der Ökonomie in Ausstellung,
Symposion und Vorträgen unter Leitung von Oliver Ressler
auszuloten. Mit Beweglichen Teilen dagegen beschäftigt sich
die gleichnamige Ausstellung im Kunsthaus Graz. Günther Holler-Schuster
ist Kurator einer Personale um das Werk des Chronisten amerikanischer
– also unserer ? – Lebensweise und Tradition, Cameron Jamie,
im Künstlerhaus unter dem Titel JO. Im Palais Attems
und in Konzeption von Michal Koleek, Margarethe Makovec und
Anton Lederer findet unter dem Titel Ostwärts gen Westen
eine Konferenz zu Kunstinitiativen aus dem mittel- und südosteuropäischen
Raum statt. Und schließlich aber nicht zuletzt versammelt die Literatur
im Herbst zum Thema Kälte ein hochkarätig auskristallisiertes
Teilnehmerfeld Warm anziehen bitte!
Zukunftsräume
Unter 69 BewerberInnen für die Intendanz des Steirischen Herbst
in Nachfolge von Peter Oswald ab dem Jahr 2006 entschied sich das
Herbst-Präsidium einstimmig für Veronica Kaup-Hasler. 1968
in Dresden geboren und nach der Ausreise aus der DDR in Wien aufgewachsen,
studierte Kaup-Hasler Theaterwissenschaft, Politikwissenschaft und
Ethnologie. Sie arbeitete als Journalistin und unter der Direktion
von Claus Peymann am Burgtheater im Bereich Dramaturgie. Von 1995
bis Juni 2001 war sie bei den Wiener Festwochen als Festivaldramaturgin
und seit 1998 als künstlerische Mitarbeiterin von Schauspieldirektor
Luc Bondy beschäftigt. Von 1998 bis Juni 2001 war sie Lehrbeauftragte
an der Akademie der Bildenden Künste in der Meisterklasse von Prof.
Erich Wonder. 2001 wurde sie zur Künstlerischen Leiterin des Festivals
Theaterformen bestellt. herbst-Präsident Kurt Jungwirth nannte
als einen der Gründe für die Bestellung Veronica Kaup-Haslers zur
künftigen Intendantin, dass sie im Hearing noch nicht mit einem
vorgefertigten Konzept überzeugen wollte, vielmehr möchte sie nach
eigener Aussage aktuelle Tendenzen für ihr Antrittsjahr ausloten.
Ihr besonderes Interesse gilt temporären Interventionen. Dazu möchte
Kaup-Hasler auch neue Spielorte für den Steirischen Herbst erkunden.
Kurt Jungwirth betonte, dass die Leitung des herbst in schuldenfreier
Übergabe mit einem Budget von 3 Mio. Euro vertraglich gesichert
wird. Die Konsolidierung des Budgets soll durch die 2006 zu gründende
Gesellschaft des steirisch[:erbst:] mit dem Land Steiermark, der
Stadt Graz und dem herbst-Präsidium erfolgen.
Desinierte herbst-Intendantin Veronica Kaup-Hasler
mit herbst-Präsident Kurt Jungwirth: Ab 2006 schuldenfrei gestellt?
wm
Das vollständige Programm für 2004 finden Sie unter www.steirischerbst.at
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„Auch in der Kunstproduktion
sollen wirtschaftliche Kriterien berücksichtigt werden“ Auf
Vorschlag von KORSO diskutierten Kulturstadtrat Christian Buchmann
und IG-Kultur-Sprecher Michael Petrowitsch Anfang September
über Schwerpunkte der Grazer Kulturpolitik – an erster Stelle stand
dabei wie immer post 2003 die Verteilung der knappen Mittel. Es moderierte
KORSO-Kulturchef Wenzel Mracek. |
Mracek,
Buchmann, Petrowitsch und Schwerpunkte der Grazer Kulturpolitik
KORSO: Michael Petrowitsch hat in seiner Funktion
als IG-Kultur-Sprecher in KORSO einen Gastkommentar veröffentlicht,
in dem es vor allem um Vergabemodalitäten von Subventionen und Verhältnismäßigkeiten
an Beispielen aus der freien Szene und Großveranstaltungen wie dem
Grazer Jazz-Sommer geht. Dem Wunsch nach einer Entgegnung seitens
Ihres Büros gegenüber KORSO folgte unser Vorschlag für dieses moderierte
Gespräch. Worin sollte nun diese Entgegnung bestehen?
StR. Christian Buchmann: Entgegnen will ich gar nichts,
weil ich für Meinungsfreiheit bin. Deshalb habe ich auch den Kulturdialog
eingerichtet, der im vergangenen Jahr zum ersten Mal, mit Anfangsschwierigkeiten
aber dann ganz produktiv, stattgefunden hat und der heuer im Herbst
eine Wiederholung finden wird. Ich wollte eigentlich darauf hinweisen,
dass die städtische Kulturpolitik sehrwohl großen Wert auf die Szene
und deren Einbindung legt. Wir sind auch Wünschen nachgekommen -
nicht monetäre sage ich jetzt - die geäußert wurden, größere Transparenz
bei der Mittelvergabe zu schaffen, einen Kulturbeirat und zehn Fachbeiräte
einzurichten, um zur Mittelvergabe noch stärker als zuvor Qualitätskriterien
einzuführen und so nachzuweisen, wohin die Mittel fließen. Es war
immer der Wunsch der Szene, einen Kulturbericht herauszubringen,
in dem die Stadt Graz, ähnlich wie andere Gebietskörperschaften,
nachweist, was mit den Mitteln geschieht. In diesem Kulturbericht
werden im November, nach Rechnungsabschluss des Gemeinderats, bis
auf hundert Euro herunter alle Subventionen des Kulturressorts publik
gemacht. Mir ist es wichtig darzustellen, dass beispielsweise das
Jazzfest oder auch Classics in the City nicht von mir erfunden worden
sind, sondern ich in laufende Verträge eingestiegen bin. Ich habe
die Mittel, die übrigens nicht aus dem Kulturressort kommen, bei
beiden Festivals degressiv gestaltet. Große Teile der Finanzierung
stammen hier aus dem Tourismusressort. Was ich ungerecht finde ist
die Darstellung, dass die Stadt Graz für Zeiger und springfour [siehe
KORSO Juli/August, springfour ist eine Veranstaltung von Zeiger]
nichts tut. Ich habe mir die Dokumentation der Mittel ausheben lassen,
die zwar immer zu wenig sind, aber durchaus respektabel.
KORSO: Also sind an springfour Mittel seitens der Stadt geflossen?
Buchmann: Zeiger hat eine Fördervereinbarung mit der Stadt
Graz und ist Veranstalter von Springfour. Ganz kann man die Dinge
nie trennen: Zeiger bekam in den letzten Jahren Jahresförderungen
um 10.000 Euro, Springfour bekommt heuer aufgrund der Evaluierung
des Fachbeirates rund 3.500 Euro; ich bin auch Mitglied der Tourismuskommission,
das ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts in die alle Unternehmer
und Freiberufler einzahlen, und ich habe darum gebeten - es wurde
zugestimmt -, dass aus dem touristischen Budget 7.000 Euro an Springfour
vergeben werden. Zudem hat die Stadt Graz am Veranstaltungsort Dom
im Berg für eine gewisse Anzahl von Tagen im Jahr ein Einweisungsrecht
und wir haben Springfour für diese Veranstaltung den Dom kostenfrei
zur Verfügung gestellt. Springfour blieben daher ca. 10.000 Euro
Miete erspart. Die Situation ist also nicht so schlecht wie sie
dargestellt wurde und das war auch der Grund, warum ich um dieses
Gespräch gebeten habe.
Michael Petrowitsch: Wie mir Stefan Auer [Obmann Zeiger]
die Situation dargestellt hat, gibt es den Verein Zeiger und die
Veranstaltung springfour. Im Juni noch wurde ein Schreiben betreffend
springfour an Sie gerichtet, das, wie mir Auer vor zwei Tagen [6.
September] mitgeteilt hat, noch immer nicht beantwortet ist. Aber
sehen wir uns die Zahlen an: Sie sagen 3.500 Euro für einen Megaevent,
der springfour nun einmal auch ist, im Vergleich zum Jazzsommer,
der mit 600.000 Euro zwar vom Land finanziert wird, aber in der
Stadt stattfindet. Da stimmen die Relationen einfach nicht. Der
Hauptkritikpunkt seitens der IG-Kultur ist, dass anders als bei
den großen Playern, ein springfour-Gesamtbudget von 150.000 Euro
zu zwei Drittel über Eintrittsgelder und Sponsoren erwirtschaftet
wird. So etwas funktioniert vergleichsweise beim Jazzfestival Saalfelden
mit 10.000 Besuchern, die kommen, bleiben und Geld da lassen, so
wie es auch in der von Ihnen gerne zitierten Studie von Joanneum
Research dargestellt wird: Ressourcenorientiert arbeiten und vorhandene
Substanz fördern, nicht nur einkaufen. So sind 3.500 Euro löblich,
können aber nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Katharina Kocher-Lichem: Dazu kommen 7000 Euro von der
Grazer Tourismus Gesellschaft, das macht 10.500 Euro.
Petrowitsch: Ja, bitte, aber sehen wir uns Beträge an mit
denen sich die Stadt etwa am Steirischen Herbst beteiligt.
Buchmann: Ich halte nur nichts davon, und sage das auch
immer den neuen Repräsentanten der freien Szene, institutionelle
Kulturanbieter gegen freie Szene auszuspielen. Ich glaube, beide
sollen qualitativ gemessen werden an dem, was sie bringen. Ich habe
ein klares Bekenntnis zur freien Szene abgegeben, habe aber auch
festgehalten, dass wir uns in einer schwierigen Situation befinden.
Uns fehlen für das nächste Jahr zwischen 100 und 150 Mio. Euro und
jeder Referent, auch der Kulturreferent, muss 2005 30 Prozent seines
Budgets einsparen und zwar in einer Phase, in der uns jeder empfohlen
hat, nach dem Kulturhauptstadtjahr in Kunst, Kultur und Wissenschaft
zu investieren. Auf die 30 Prozent im nächsten Jahr folgen 2006
- Auftrag des Gemeinderates - noch einmal 25 Prozent Einsparung,
das heißt, ich muss in zwei Jahren nachweisen, dass ich mein Budget
halbiere. Das ist besonders dramatisch im Kulturbereich, weil wir
keine Pflichtausgaben haben. Kulturförderung ist ein Ermessensposten
in öffentlichen Haushalten. Deshalb habe ich darum gekämpft, mehrjährige
Förderverträge heuer noch einmal zustande zu bringen und wir konnten
rund 50 solcher Dreijahres-Verträge abschließen. Ich bin verpflichtet,
die Einsparungen 2005/06 zu erbringen, werde aber nicht bei der
freien Szene sparen, d.h. proportional zum sinkenden Budget wird
die freie Szene mehr bekommen - natürlich wird's real unterm Strich
nicht mehr werden. Das bitte ich zu sehen. Ich bin überzeugt davon,
dass die freie Szene gute Arbeit leistet und zum Bild von Graz beiträgt
und von Besuchern gut angenommen wird. Nicht lustig ist die Frage,
wo ich 30 Prozent einsparen soll. Eine erste Maßnahme ist zu überprüfen,
ob wir nicht bibliothekarische Tätigkeiten, die Stadtbibliotheken
betreffend, einsparen könnten, indem wir den Bücherbus stärker hinausschicken
um dadurch an Infrastruktur zu sparen. Wenn es darum geht, das Budget
zu sanieren bin ich einer der mittut. Ich vertrete aber die Haltung:
intelligent sparen und gleichzeitig Schwerpunkte setzen. Könnte
ich alleine entscheiden, würde ich bei der Kultur und bei der Wissenschaft
das Budget erhöhen, weil das in der Stadt auch Arbeitsplätze schafft
und zum Bild der Stadt beiträgt und ich würde in anderen Bereichen
sparen. Das wird Ihnen aber jeder Stadtsenatsreferent für seinen
Bereich so darstellen.
KORSO: Michael Petrowitsch hat in seinem Kommentar das Gespräch
mit einem Tourismusmarketing-Fachmann angeführt, der die Meinung
vertritt, in einem kathartischen Prozess müsste sich der subventionierte
Kulturbetrieb reduzieren und was sich schließlich als markttauglich
erweist, sollte gestärkt werden. Nun kann vor allem neue Kunst
in ihren Entwicklungen nicht generell in Hinsicht auf Markttauglichkeit
konzipiert werden. Progressive Kunst entsteht in Situationen vergleichbar
wissenschaftlicher Grundlagenforschung.
Buchmann: Das glaube ich nicht. Wenn Sie das absolut formulieren,
unterschreibe ich es nicht. Ich glaube zwar, das es immer Entwicklungen
und Kunstsparten gibt, die am Markt ohne öffentliches Commitment
nicht bestehen können und da haben wir in einem Arbeitsabkommen
zwischen der Volkspartei und der Sozialdemokratie auch vereinbart,
dass wir in diesen Bereichen unterstützend tätig sein wollen. Wir
sind überzeugt, dass Vielfalt nur so gewährleistet sein kann. Ich
sage aber offen dazu: Im Rahmen der budgetären Möglichkeiten. Der
Steirische Herbst beispielsweise bekommt 700.000 Euro im Jahr von
der Stadt und er bekommt vom Land noch einmal soviel, der Bund zahlt
auch noch etwas dazu. Nun kann man sagen, man will ihn nicht mehr
- das wäre eine politische Entscheidung. Ich will den Steirischen
Herbst in einer besonderen Qualität, die in der Ära nach Oswald
neu zu definieren ist, ich will aber auch springfour und andere
Aktivitäten der Szene und diesen Spagat müssen wir schaffen.
Petrowitsch: Ich weiß, dass Sie ein schweres Amt haben mit
der Aufgabenkritik, die auf Sie und alle anderen jetzt zugekommen
ist. Ich hoffe, es wird nicht zur gängigen Praxis das Leute wie
Kulturamtsleiter Peter Grabensberger Doppelfunktionen übernehmen
müssen [Anm.: Grabensberger ist interimistischer Leiter des Stadtmuseums],
wenn andere pensioniert und nicht nachbesetzt werden. Das schlägt
sich letztlich - und ich denke auch an andere Ämter - auf die Moral
im Amt nieder. Das sind ja Leute, die mit den Initiativen in permanentem
Kontakt sind. Betreffend den Steirischen Herbst: Niemand will den
Herbst aufgeben. Aber wenn man schon evaluiert, wie es ja geschehen
ist, dann sollte man diese Evaluierung auch ins Kalkül ziehen. Es
gibt sehr gut evaluierte und unter 20.000 Euro dotierte Initiativen,
deren Subventionen kaum angehoben wurden wie KiG [Kultur in Graz,
http://kig.mur.at], die in den letzten Jahren 7.000 Euro bekommen
haben und jetzt sind es 8.000. Das sind Beträge, die dem monatelangen
Aufwand des Ansuchens, Nachtelefonierens, der Programmerstellung
etc. nicht gerecht werden. Würde man so mit dem Steirischen Herbst
verfahren, würde es einen Aufschrei geben. Die Frage ist, will man
in die Stadt nach 2003 investieren, wie es in der Studie von Joanneum
Research empfohlen wird, oder kauft man von außen zu, was gerade
marktfähig erscheint?
Buchmann: Also ich habe gar kein Interesse daran, Konzerte
zu kaufen. Ich glaube, dass wir auf der Produktionsschiene ganz
stark sind und gerade der Steirische Herbst kooperiert intensiv
mit der heimischen Szene. Auch manche Subvention an den Herbst fließt
indirekt in die Szene und das gilt für viele der Großen. Wir haben
zum Beispiel bei der Neukonstruktion der Vereinigten Bühnen dafür
Sorge getragen, nach einem kulturpolitischen Auftrag des Landes
und der Stadt, mit der freien Szene zu kooperieren. Das gilt auch
für das Opernhaus. Auch touristisch organisierte Events werden ganz
streng evaluiert, ich habe die Ergebnisse auf dem Tisch. Wer die
Evaluierungskriterien nicht erfüllt, im Tourismus sind das vor allem
Nächtigungszahlen, wird künftig aus den touristischen Budgets nicht
mehr dotiert werden. Ich sage aber dazu, die Diskussion ist virtuell,
ich muss ja auch im Wirtschafts- und Tourismusressort 30 Prozent
einsparen. Classics in the City gab es heuer zum letzten Mal in
dieser Form. Ein neues Produkt muss kreiert und entsprechend der
Auslobung vorgenommen werden. Ich bin gespannt, welche Vorschläge
eingehen werden, in die die freie Szene eingebunden sein muss. Wenn
das nicht der Fall ist, werden wir 30 Prozent bei diesem Festival
einsparen. Es sind im Sommer aber auch jede Menge Anrufe eingegangen,
nach denen die Grazer sagen, man könne das Überangebot an Veranstaltungen
nicht konsumieren und es muss besser koordiniert werden. Das kann
man zwar auch als Kompliment auffassen, jedenfalls ist in der Abfolge
vieles zu verbessern. Dazu soll auch der Kulturdialog dienen. Ich
habe auch diesbezüglich großes Interesse, die Kultur Service GmbH
[KSG]zu machen, weil ich glaube, dass wir jemanden brauchen, der
eine Jahresprogrammplanung unterstützend koordiniert und Pakete
anbietet. Wenn wir wollen, das Graz-Besucher nicht nur auf das Opernhaus
schauen, müssen wir die Kultur in Graz und im Land gemeinsam vermarkten.
KORSO: In den Statuten der KSG ist auch der Passus Sponsoring
angeführt, nach dem die GmbH Kooperationen mit privaten Förderern
anstrebt. Gibt es diesbezüglich Strategien oder Partner?
Buchmann: Ich bin in Österreich einer der Wenigen, der sowohl
die Kultur als auch die Wirtschaft betreuen darf. Das ist zu Beginn
mit großer Skepsis betrachtet worden, nicht zuletzt weil ich aus
der Wirtschaft komme. Eigentlich wollte man diese beiden Ressorts
nicht in einer Hand wissen. Ich sehe mittlerweile den großen Vorteil,
der sich für beide ergibt. Es ist mir ein großes Anliegen, dass
die Wirtschaft stärker ins Kunstsponsoring einsteigt, aber auch
in der Kunstproduktion sollen wirtschaftliche Kriterien berücksichtigt
werden. Die Zeit ist vorbei, in der man seitens der Wirtschaft sagte,
ich schalte ein Inserat oder platziere mein Logo. Das ist keine
Win-Win-Situation, sondern in Wahrheit für die Kunstproduzenten
uninteressant und ebenso für die Wirtschaft. Ich habe daher Prof.
Richard Kriesche gebeten, für den Herbst ein Symposion auszurichten,
in dem wir Beispiele für das Treffen Wirtschaft-Kunst entwickeln
wollen. Neben den großen Beispielen wie dem Maezenas gibt es für
die klein- und mittelständige Wirtschaft auch Möglichkeiten, die
für beide Seiten interessant sein können. 50 Prozent der Grazer
Unternehmer haben höchstens einen Beschäftigten, das sind kleinst
strukturierte Unternehmen, die haben keine 30.000 Euro Marketingbudget.
Mit Partnern können aber auch solche Betriebe Sponsoren sein und
hier meine ich intelligentere Lösungen, als in einem Caféhaus eine
Vernissage zu organisieren. Im selben Ausmaß gilt das für die KSG,
das wird ein großer Prüfstein für den Geschäftsführer Mag. Bernhard
Rinner, ob er nämlich Modelle entwickeln kann, durch die man Drittmittel
aus Sponsoring erschließen kann. Er hat da einige sehr respektable
Ideen.
Petrowitsch: Die Stadt wird also nicht selbst initiativ
um Sponsoren zu gewinnen?
Buchmann: Ich mache sicher keinen Sponsorpool, sondern ich
werde Modelle entwickeln, nach denen die Wirtschaft mit Kunstproduzenten
der verschiedenen Sparten direkt in Kontakt tritt. Ein Pool dagegen,
in den die Wirtschaft einzahlt, würde nicht funktionieren, weil
die Vergabekriterien undurchsichtig werden. Die Wirtschaft zahlt
ja bereits nicht nur durch ihre Steuerleistung ein, sondern sie
zahlt auch in den Tourismusverband in der Höhe von 1,5 Mio. Euro
jährlich, davon geht eine großer Teil an die Kunstproduktion - nicht
nur, aber auch an die freie Szene.
Petrowitsch: Seitens der Frau Landeshauptmann gibt es inzwischen
die Zusage, dass im nächsten Jahr eine Million Euro mehr für die
freie Szene zur Verfügung gestellt werden. Gibt es von Ihrer Seite
auch so einen Happen?
Buchmann: Ich kann einen Kunstgriff machen, indem ich 30
Prozent des Kulturbudgets einspare und bei der freien Szene nichts
streiche. Dann explodiert die freie Szene gegenüber den anderen
Subventionierten. Aber das bedeutet nicht mehr Geld, sondern nur
die Verhältnisse im Kulturbudget wären verschoben. Ich hätte gerne
mehr Geld und dafür kämpfe ich. Ich bin nur auch Realist: 30 Prozent
weniger muss sich irgendwo niederschlagen. Hätten wir eine Million
mehr, wüsste ich sehr vieles damit zu tun.
Petrowitsch: Eine große Hilfe wäre schon, wenn die zugesagten
Subventionen wenigstens zu Mitte des Jahres überwiesen würden und
nicht zu Jahresende wie jetzt üblich. So müssten weniger Kredite
aufgenommen werden, um die Produktionen zu sichern.
Buchmann: Das möchte ich ab dem nächsten Jahr tun, das hat
sich heuer durch die Einrichtung der Fachbeiräte verzögert. Spätestens
bis zum Mai sollen Subventionszusagen einlangen.
KORSO: Vor kurzem fand im Kunsthaus ein Symposion zur Frage
einer zeitgemäßen Adaptierung des Trigongedankens statt, in dem
die TeilnehmerInnen zu dem Schluss kamen, um sich in Europa als
Kulturstadt zu positionieren, müsste Graz seine Qualitäten als
Ort der Entwicklung von Kunst mit Laborcharakter betonen. Jetzt
bemühen sich junge Künstler um Ateliers wie die stadteigenen in
der Monsbergergasse, die von Künstlern mit Langzeitverträgen besetzt
sind und es gibt Gespräche um Adaptierung neuer Arteliers auf
den Reininghaus-Gründen.
Buchmann: Ich bin ein Fan des Trigongedankens, ich sage
nur, was in den 60er-Jahren aktuell war, muss nicht 2005 auch aktuell
sein. Daher hat es mich nicht überrascht, dass bei diesem Symposion
nicht der Knüller herausgekommen ist. Aber ich glaube, Graz und
die Steiermark haben den Trigongedanken immer gelebt.
Petrowitsch: Das Pavelhaus führt den Trigongedanken seit
seiner Gründung ja auch programmatisch fort. Wir haben seit Jahren
Kontakte bis Thesaloniki und Istanbul. Es war in diesem Symposion
eine Fahrt ins Pavelhaus geplant, die aufgrund der Entfernung dann
doch nicht stattfand. Man sollte Graz und die Steiermark nicht auf
eine Brückenfunktion reduzieren, weil sich ja auch die politischen
Bedingungen verändert haben.
Buchmann: Zur Ateliersituation: Ich wurde im vergangenen
Jahr von der Frau Landeshauptmann zu einer Reise nach Basel eingeladen,
in deren Verlauf wir uns die dortige Ateliersituation angesehen
haben. Es gibt dort hervorragende Modelle unter Selbstverwaltung.
Nach der Rückkehr habe ich den Kulturamtsleiter Peter Grabensberger
gebeten, alle Informationen zur Geschichte unseres Atelierhauses
zusammenzustellen. Es hat sich herausgestellt, dass die Einmieter
zum Teil unbefristete Verträge haben, die ich nicht auflösen kann.
Sofern uns der Vermieter nicht kündigt, kann ich auch unsere Untermieter
nicht kündigen. Ich habe daher gebeten, neue Modelle unter zwei
Gesichtspunkten zu entwickeln: Wir wollen den Grazer bildenden Künstlern
etwas anbieten, gleichzeitig möchten wir aber auch den Künstleraustausch
fortsetzen. Wir müssen bestehende Artists-in-Residence-Programme
der Stadt - das bekannteste besteht für die Literatur - ausbauen.
Wir werden es in der Ausstattung nicht so toll hinbekommen wie im
Wiener Museumsquartier, aber wir müssen hier etwas zustande bringen.
Deshalb ist diese Frage ständiger Tagesordnungspunkt des Kulturbeirates.
Luise Kloos ist hier sehr engagiert und ich konnte einen Kontakt
mit den Verantwortlichen von Reininghaus herstellen, wo im Bereich
der ehemaligen Mälzerei ein ausbaufähiges Objekt existiert. Aus
unserer Sicht kommt aber nur ein Public-Private-Partnership-Modell
mit etwa der Firma Reininghaus und unter Selbstverwaltung in Frage.
Ich glaube nicht, dass die Stadt Graz ein solches Haus selbst bespielen
soll, es muss eine Trägerorganisation in Vereinsform entstehen und
es muss einen klaren Schaffensauftrag für die Nutzer geben. Ich
halte nichts mehr von unbefristeten Verträgen.
Petrowitsch: Wann kommt es zu einer Entscheidung, wie es
mit der KSG und der Stadt Graz weitergeht?
Buchmann: Die Entscheidung muss bis Ende Herbst fallen.
Inhaltlich wird es keinen Knackpunkt mehr geben, bei den Finanzen
spießt es sich noch, das ist aber Sache von Finanzstadtrat Wolfgang
Riedler. Wir werden ein gemeinsames Stück dem Gemeinderat vorlegen,
in dem wir empfehlen in die Gesellschaft einzutreten oder aufgrund
der Finanzlage nicht einzutreten. Persönlich bin ich der Überzeugung,
es wäre zum Nutzen aller wenn wir der Gesellschaft beitreten.
Petrowitsch: Vor einigen Tagen hat mich die KSG um Übermittlung
von Präsentationsunterlagen des Pavelhauses für eine Pressekonferenz
in Ljubljana gebeten. Aus unserer eigenen Tätigkeit weiß ich, dass
das Pavelhaus in Ljubljana nicht mehr vorgestellt werden muss. Eine
effizientere Vorgangsweise wäre, Journalisten in die Steiermark
zu holen, die sich selbst ein Bild machen könnten. Ähnlich sehe
ich die KSG-Präsentation in London.
Buchmann: Diesbezüglich werden wir natürlich über Strategien
diskutieren, wenn Graz Gesellschafter der KSG ist.
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Mit CLIO durch den Herbst:
querstadtein & Zeitgeschichte |
Das Herbstprogramm von CLIO – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit
bietet wieder ein vielfältiges Programm. Ein Schwerpunkt ist dabei
dem Exil gewidmet. So referiert am 14. Oktober bzw. am 28. Oktober
um jeweils 19.00 Uhr im Jüdischen Kulturzentrum, David Herzog Platz
1, die Wiener Historikerin Gabriele Anderl über „Exil in
Jugoslawien“ bzw. „Exil in Palästina“. Am 8. Oktober bzw. am 4.
November lesen um jeweils 20.00 Uhr im Afro-Asiatischen Institut,
Leechgasse 22, der nach Mexiko emigrierte Bruno Schwebel
bzw. Doron Rabinovici und Ivan Ivanji.
m Rahmen von querstadtein – Wohnraum Graz & Lebensräume gibt es
u.a. Rundgänge zum jüdischen Leben in Graz: Am 30.10. ab 14.00 Uhr
(Treffpunkt: Griesplatz / Pestsäule) folgen die TeilnehmerInnen
Gerald Lamprecht „Auf den Spuren der Gründer der IKG im 19.
Jahrhundert“; am 6.11., ab 15.30 Uhr (Treffpunkt vor Synagoge) zum
Thema: Jüdischer Alltag in der Zwischenkriegszeit. Der Zentralfriedhof
mit seinen rund 180.000 Bestatteten steht im Mittelpunkt einer Führung
der beiden Autorinnen des Buches „Planung für die Unendlichkeit.
Der Grazer Zentralfriedhof“ am 15.10. (Treffpunkt: Hauptportal des
Zentralfriedhofs um 16.00 Uhr).
Am 9.10. ab 14.00 Uhr führt CLIO durch das bosnische Graz (Treffpunkt:
Kriegerdenkmal Kreuzung Neutorgasse/Joanneumring), am 16.10. und
7.11. geht es ab 14.00 Uhr durch das afrikanische Graz (Treffpunkt:
Griesplatz 13). Botanische Rundgänge gibt es am Schlossberg am 10.10.,
14.00 Uhr (Treffpunkt: Karmeliterplatz/Schlossbergaufgang) und am
17.10. ab 14.00 Uhr im Stadtpark (Treffpunkt: Café Promenade).
Infos: T 0676 / 64 85 414 oder 0699 10 39 04 53 | www.clio-graz.net
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Internationales im steirischen
herbst |
Samstag, 23.10., 20 Uhr: Vortrag des Colectivo Situaciones und der
Arbeitslosengruppe MTD Solano: „Vom Streik zur Autonomie: Neue Formen
der Vergesellschaftung“.
„Que se vayan todos!“ - „Alle sollen sie abhauen!“ war die Losung
der Revolte in Argentinien im Jahr 2001. Straßenblockaden und Stadtteilversammlungen,
besetzte Fabriken und geplünderte Supermärkte bestimmten die Szenerie
und tradierte Formen der politischen Repräsentation wurden radikal
in Frage gestellt. Die Erfahrungen des Jahres 2001 und die Veränderungen
der letzten drei Jahre stehen im Zentrum der Auseinandersetzung.
Sonntag, 24.10. | 11Uhr: Workshop mit AktivistInnen des
Colectiovo Situaciones | Anmeldung unter 0316 / 827734
Koproduktion mit dem steirischen herbst. Ort: forum stadtpark, Stadtpark
1, 8010 Graz
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Kühlhaus-Literatur
Das Literaturhaus Graz bietet im Oktober neben
der Weiterführung bereits etablierter Serien wie „Leser des Monats“
und der Kinder- und Jugendschiene „Bookolino“ einen groß angelegten
Schwerpunkt zum Thema „Kälte“ in Koproduktion mit dem Steirischen
Herbst. |
„Jede Zeit bringt Schlüsselwörter hervor, die ihren Zustand markieren.
Seit der Wirtschaftsliberalismus grassiert, sich in alle Lebensbereiche
hineinfrisst, sie durchwirkt und überformt, hat das Wort Kälte Konjunktur“,
so Gerhard Melzer im Vorwort zum von ihm konzipierten Schwerpunktprogramm
des Grazer Literaturhauses. Dort dreht sich von 13. bis 16. Oktober
in Koproduktion mit dem steirischen herbst alles rund ums Thema
„Kälte“. Als Idee hinter dem Programm steht der Gedanke von „Kälte
als Metapher für eine gegenüber Normalbedingungen stark herabgesetzte
Temperatur in den Beziehungen der Menschen“ sowie der Umgang von
Kunst und im Speziellen von Literatur mit diesem Phänomen. Als Kernstück
der Veranstaltungsreihe veranschaulicht eine Ausstellung zu Konrad
Bayers „der kopf des vitus bering“ die Brisanz des Themas „Kälte“.
Der im Montageverfahren konstruierte Prosatext ist die umfangreichste
Arbeit Bayers, der sich vor mittlerweile fast vierzig Jahren das
Leben nahm; er gilt als Schlüsselwerk der österreichischen und internationalen
Nachkriegsavantgarde. Die Ausstellung zeigt Handschriften und Typoskripte
des Autors sowie diverse Quellen, die zur Entstehung des Textes
Verwendung fanden. Interessant in diesem Zusammenhang ist Konrad
Bayers Interesse am Schamanismus, der in der Ausstellung mit der
Komposition seiner Prosa in Verbindung gebracht wird. Darüber hinaus
besteht die Möglichkeit zum Besuch einer „Kältekammer“, die bei
minus 110 Grad die Gelegenheit bietet, die von Bayer in „der kopf
des vitus bering“ thematisierte physikalisch – physiologische Grenzüberschreitung
nachzuempfinden.
Anselm Glück performt am 14.10. im Literaturhaus
Als weiteren Programmpunkt im Rahmen der „Kälte“-Reihe bietet das
Literaturhaus ein umfangreiches Angebot an Lesungen u.a. mit Christoph
Ransmayr, Peter Strasser und Gerhard Rühm, der die Veranstaltungsreihe
mit Chansons, Melodramen und Sprechtexten am 13.10. einleitet. Tags
darauf eröffnet Anselm Glück, der zuletzt mit seinem (Theater)-Text
„innerhalb des gefrierpunktes“ in Graz große Erfolge feierte, die
„Kältekammer“ mit einer Schreib- und Sprechperformance nach einem
Satz von Samuel Beckett. Zu guter Letzt präsentiert am 16.10. die
Schweizer Romanautorin und Dramatikerin Sybille Berg Auszüge
aus ihrem im Frühjahr erschienenen Buch „Ende gut“. Begleitet wird
die attraktive Lesereihe von Diskussionsrunden mit prominenter Beteiligung.
So spricht zum Beispiel der Filmemacher Michael Haneke („Funny
Games“, „Die Klavierspielerin“) mit Martin Kusej, dem zukünftigen
Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele für 2005 und 2006,
über Kunst und Kälte.
Abseits des Steirischen Herbstes bietet das Literaturhaus im Oktober
unter anderem noch eine „Arabische Nacht“ mit Abbas Beydoun
und Tarek Eltayeb am 20.10. und seine bereits bewährten Programmschienen:
Die Reihe „Premiere“ präsentiert Claudio Magris sowie die
Steirischen AutorInnen Reinhard P. Gruber, Andrea Sailer, Hans
Trummer und Herbert Zinkl. Im „Bookolino“ liest am 11.10.
die Australierin Margaret Wild aus ihrem Roman „Jinx“, als
„Leserin des Monats“ gastiert Lotte Tobisch in Graz.
Gerhild Steinbuch
Nähere Informationen zum Programm des Grazer Literaturhauses unter
0316 380-8360 oder im Internet: www.literaturhaus-graz.at
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Grazer Park nach Martha
Tausk benannt |
Bei Betrachtung des Grazer Stadtplans fällt auf, dass Frauen als
Namensgeberinnen für Verkehrsflächen fast nicht vorkommen. Derzeit
sind es gerade einmal 30 Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts,
die mit ihrem Namen im Grazer Straßenverzeichnis stehen. Um dies
zu ändern und Leistungen und Geschichte von Frauen auch in der Öffentlichkeit
sichtbar zu machen, hat der Grazer Gemeinderat im Herbst 2003 einen
einstimmigen Beschluss gefasst, Verkehrsflächen (Straßen, Plätze)
vorrangig nach Frauen zu benennen. Die in Frage kommenden Persönlichkeiten
müssen entweder in Graz geboren sein oder hier gelebt haben, in
jedem Fall aber für Graz oder womöglich die ganze Menschheit große
Leistungen erbracht haben. Bei einigen der rund 800 Männer, die
bisher als Namensgeber für Straßen in Graz zum Zuge gekommen sind,
wurden allerdings weniger strenge Maßstäbe angelegt.
Am 25. September wurde nun der vor einem Jahr errichtete Park über
der Nordspange in Geidorf entsprechend dem Beschluss nach der ersten
Frau im Steiermärkischen Landtag benannt, der Sozialdemokratin Martha
Tausk.
Altbürgermeister Alfred Stingl bezeichnete in seiner Ansprache
Martha Tausk wegen ihres Einsatzes für Frieden und soziale Gerechtigkeit
als ideale Namensgeberin für einen Park, in dem das Leben blühe
und gedeihe. Kritiker geben allerdings zu bedenken, dass es sich
dabei um eine Verkehrsfläche ohne Postadresse handelt, die entsprechend
selten verwendet werden wird. Während so mancher Kriegsherr und
Nazidichter als Namensgeber für große Straßen steht, werden VertreterInnen
des „anderen Graz“ zumeist gar nicht oder so bedacht, dass ihre
Gassen und Plätze in keinem Adressverzeichnis aufscheinen. So wurde
etwa ein Beschluss aus dem „Gedenkjahr 1988“ – Verkehrsflächen nach
Personen zu benennen, die für Freiheit, die Wiederrichtung eines
freien und unabhängigen Österreichs kämpften und von den Nazis hingerichtet
wurden – gar nicht oder so umgesetzt, dass auch die entsprechenden
Gassen und Plätze (Kapistran-Pieller-Platz, Poketzgasse) keine Postadresse
haben.
Heimo Halbrainer
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Den Abgrund überbrücken:
Interkulturelle Konfliktbewältigung |
Das Jüdische Kulturzentrum Graz lädt in Kooperation mit dem Friedensbüro,
dem Centrum für jüdische Studien an der Universität Graz und CLIO
im November den israelischen Psychologen Dan Bar-On nach
Graz ein, der Anfang der 1990er Jahre in einem außergewöhnlichen
Projekt Nachkommen von Nazi-Tätern und Kinder von Holocaust-Überlebenden
zusammengebracht hat. Auf der Grundlage des Prinzips des „storytelling“
schlägt er einen Ausweg aus dem israelisch-palästinensischen Konflikt
vor.
Gemeinsam mit Adolf Martin Bormann, dem Sohn von Martin
Bormann, werden am Donnerstag, 4.11. und Freitag, 5.11., jeweils
19.00 Uhr in den Vorträgen „Wider alle Erwartungen: Der Dialog zwischen
Juden und Palästinensern im heutigen Israel“ bzw. „Die Täter-Opfer
Beziehung und ihre Auswirkungen in Israel heute“ an der Universität
Graz, Hörsaal A und am Freitag und Samstag in Workshops im Jüdischen
Kulturzentrum Graz, David Herzog Platz 1, interkulturelle Konfliktbewältigungen
diskutiert.
Anmeldung für die Workshops ist erforderlich!
M office@ikg.at | F
0316 / 723 448
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Berge, Abenteuer & fremde
Kulturen im Congress Das Internationale Berg-
und Abenteuerfilmfestival Graz geht heuer in sein 16. Jahr – und wendet
sich mit seinem breiten Angebot nicht nur an Berg- und Kletterfreaks. |
Ethnologisch Interessierte werden bei der heurigen Auflage des Events
ebenso auf ihre Rechnung kommen wie all jene, die an der Ästhetik
naturbelassener Landschaften und an der Fauna entlegener Regionen
Gefallen finden; Dokumentationen über abenteuerliche Expeditionen
stehen ebenso am Programm wie Filme, die sich der Umweltproblematik
annehmen. „Faszination Todeszone – Forschung in 8000m Höhe“ – „Frozen
Oasis“ – „Der Artenjäger vom Amazonas“ … die Titel der über 80 Filme,
die Robert Schauer vom 10. bis 13. November im Grazer Congress
und im Schubertkino zeigt, verraten, was das Publikum heuer wieder
erwartet: Eine gelungene Mischung aus Nervenkitzel und Information,
aus opulenten Bilder-Welten und asketischer Versenkung in das Faszinosum
Gebirge.
Im Hängegleiter über den Everest
Schauer legt Wert auf die Feststellung, dass sich das Festival keineswegs
nur an Hardcore-AlpinistInnen richtet: „Naturliebhaber werden ebenso
auf ihre Kosten kommen wie j ene, die Interesse für andere Kulturen
haben. Ob in den Alpen, im Himalaya oder in den Anden – in allen
abgelegenen Gebieten trifft man auf kleine, abgeschlossene Sozietäten,
die sich abseits vom Mainstream der sie umgebenden Gesellschaften
entwickeln und Eigenschaften und Fähigkeiten bewahrt haben, mit
denen wir uns auseinandersetzen sollten.“ Welche Filme empfiehlt
der Festival-Initiator den BesucherInnen? Schauer ist sich sicher:
„Sehenswert sind ohne Ausnahme alle, auch aus Aktualitätsgründen;
die meisten Streifen sind maximal ein Jahr alt. Eine herausragende
Produktion ist zweifellos „Flying over Everest“, eine Dokumentation
der Hängegleiter-Flüge von Angelo D’Arrigo, dem es als ersten Abenteurer
gelungen ist, mit dem Hängegleiter über den Mount Everest zu fliegen
und der dabei von zwei Steppenadlern begleitet wird.“
Vorstandsdirektor Mag. Franz Kerber >
Steiermärkische fördert das Festival
Steiermärkische sponsert Gipfelstürmer
Neben Stadt, Land und Bund fördert heuer auch die Steiermärkische
Bank- und Sparkassen-AG das Festival. Vorstandsdirektor Mag. Franz
Kerber betont, dass „stimmige Partnerschaften mit der heimischen
Kunst- und Kultur-szene für die Steiermärkische eine lange Tradition
haben“. Als Partner der größten Grazer Kulturfestivals sei es für
die Steiermärkische eine logische Konsequenz, das Berg- und Abenteuerfilmfestival,
„diese Plattform hochkarätiger Filmarbeiten aus den Bereichen Filmkunst,
Alpinismus, Journalismus und Filmgeschichte“, zu unterstützen. „Denn
wer die höchsten Gipfel erobern will, sei es im Alpinsport oder
im Berufsleben, braucht neben Ausdauer und Können vor allem auch
einen starken und verlässlichen Partner an seiner Seite.“
Infos/Kartenbestellungen: www.mountainfilm.com
Zentralkartenbüro Graz, Herrengasse 7 | T ++43(0)316/ 830255
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Bleiben oder gehen |
Konzepte und Utopien von Zugehörigkeit, Erfahrungen von Entwurzelung
oder Gefährdung und deren politisch oder ökonomisch motivierte Bedingungen
sind zentrale Themen, die in acht künstlerischen Projekten im Rahmen
von „Bleiben oder gehen“ in der Camera Austria fokussiert werden.
Die Kuratorinnen Christine Frisinghelli und Sandra Krii
Roban versammeln für die Dauer dieser Ausstellung fotografische
Positionen, die für eine transitorische Utopie stehen, für einen
Nicht-Ort vor dem Übergang in einen anderen Zustand, eine neue Befindlichkeit
oder topografische Veränderung vor dem Hintergrund einer sich ständig
neu ordnenden Gesellschaft und dem polyvalenten Begriff der Migration.
Schwerpunkt ist nicht der dokumentarische Blick im Festhalten des
historischen Moments, vielmehr ist die persönliche Verbundenheit
der Bildautoren mit den Sujets gemeinsames Element in den präsentierten
Arbeiten der KünstlerInnen aus Kroatien, Mazedonien, Rumänien, Griechenland,
Ägypten, Palästina und Israel.
Efrat Shvily: Mitzpeh Yericho, 1993 >
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Dan Panaitescu: If You Buy This
So beschreibt Anna Hucman in ausschnitthaften Bildern und
Texten „Das Haus“ ihrer Eltern, seine permanente Veränderung und
Adaption etwa im Einbau eines neuen Badezimmers oder dem Umbau der
Küche. Infolge Familienzuzugs wird ein weiteres Stockwerk errichtet,
das Haus wird zum architektonischen Organismus, in dessen Metamorphosen
sich Familiengeschichte spiegelt.
Eine vierteilige Posterarbeit unter dem Titel „If You Buy This“
stammt von Dan Panaitescu aus Rumänien. Angelehnt an Werbeästhetik
stehen Markennamen von Bekleidungsfirmen für ein Desiderat von westlicher
Freiheit. Wer, so der Slogan, einen handgestrickten Pullover mit
Adidas-Schriftzug kauft, verhilft dem Autor zum Kauf der echten
Markenware. Efrat Shvily fotografierte Häuser in den von
Israel besetzten Gebieten wie Mitzpeh Jericho, die schnell gebaut
und unfertig wirken. Diese Bilder stehen für die Vergänglichkeit
und Künstlichkeit der Siedlungen und für den Zeitraum zwischen der
Errichtung bis zu ihrer Zerstörung.
Wenzel Mracek
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Anna-Lülja Praun (1906
- 2004) Am 28. September ist Anna-Lülja Praun
im Alter von 98 Jahren in Wien gestorben. Noch im Frühjahr 2002 hat
sie an der TU Graz die Ehrendoktorwürde verliehen bekommen und CLIO
– Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit hat ihr Lebenswerk in
einer Ausstellung in Graz gewürdigt. (korso berichtete März 2002) |
In Graz hat die 1906 in Petersburg/Russland geborene Anna-Lülja
Simidoff als erste Frau Architektur studiert, wo sie u.a. Herbert
Eichholzer kennen lernte, in dessen Grazer Atelier sie in den 1930er-Jahren
mitarbeitete. Die durch Persönlichkeiten wie Eileen Gray, Josef
Frank, Herbert Eichholzer, Richard Praun oder Clemens Holzmeister
beeinflusste Anna-Lülja Praun kreierte nach dem Krieg in Wien in
ihrem eigenen Atelier einen Möbel- und Wohnstil, der über die österreichischen
Grenzen hinaus als „wienerisch“ bekannt werden sollte; zeitlose
Möbel ganz nach ihrer Maxime „Die Gültigkeit der Form muss so lange
währen, wie das Material hält.“ Ihre Auftraggeber aus Kunst, Wissenschaft
und Wirtschaft wie György Ligeti, Gudrun Baudisch oder Wolfgang
Denzel schätzten die unverkennbare Ästhetik des Praun-Stils, den
der Architekturkritiker Otto Kapfinger einmal so charakterisierte:
„Das Geheimnis von Anna-Lülja Prauns Raumgestaltungen und Gegenständen
liegt in einer aus Lebenserfahrung und Handwerkskunst destillierten
Modernität, die der Zeit und dem Geist, aber keinem Zeitgeist verpflichtet
ist; liegt in einer Schlichtheit, die sich nie zum Purismus verselbständigte;
liegt in einem ausgeklügelten Funktionieren, das sich von der plakativen
Formelhaftigkeit des Funktionalismus unterscheidet; und in einem
künstlerischen Esprit, der Eleganz und Behaglichkeit ins Gleichgewicht
bringt.“
hgh
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Marathon-Medaille mit
Inhalt – Eine goldene CD-ROM |
Die Werkstadt Graz entwickelte vor inzwischen fünf Jahren
nach Idee und Konzept von Joachim Baur eine „weltsensationelle“
(Baur) Erinnerungsmedaille zum Grazer Stadtmarathon für jeden Teilnehmer
in Form einer goldenen CD-ROM.
Das digitale Innenleben der Medaille visualisiert aktuelle Darstellungen
des Sportereignisses, politische, wirtschaftliche, touristische,
kulturprogrammatische sowie wissenschaftliche und künstlerische
Beiträge in Form von Videos, Text und Animationen, ergänzt durch
Grußworte von LH Waltraud Klasnic, des Bürgermeisters, des Sport-
und Kulturstadtrates und des Kultur- und Sportlandesrates der Steiermark.
Die Gesamtauflage der Medaille beträgt in ihrem fünften Jahr 6.500
Exemplare, womit die bisherige Gesamtauflage 32.500 Stück beträgt.
Für Redaktion und Grafik zeichnen Joachim Baur, Josef Klammer, Manfred
Nisslmüller, Gerhard Peinhaupt, Barbara Edlinger, Helene Baur, Adel
Awad, Eva Hoffmann, Albert Pall und Kristian Paternusch verantwortlich.
Das Navigationsdesign stammt von Heribert Hirschmann, der Sound
von Josef Klammer und die Programmierung von Hermann Reimoser. Bis
Ende Oktober sind die fünf bisher erschienen Marathonmedaillen bei
Franz Xaver im MedienKunstLabor des Kunsthauses Graz ausgestellt.
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Geplanter Abbruch in der
Schützenhofgasse |
Wenn der Grazer Bebauungsplan aus dem Jahr 2003, betreffend den
Bereich der Schützenhofgasse – Schillerstraße - Nibelungengasse
– Naglergasse, zur Umsetzung gelangt, ist es um den durch Vorgärten
und durchwegs dreigeschossige Wohnhäuser geprägten Vorstadtcharakter
in der Schützenhofgasse geschehen. Erster Anstoß zu einer vorgesehenen
geschlossenen Verbauung könnte das Objekt Schützenhofgasse 25/27
werden, für das am 16. August d. J. Abbruchverhandlungen angesetzt
wurden. Die Bewohner des durchaus intakten Hauses mit offenem Innenhof
sind inzwischen wohl oder über ausgezogen, an seiner Stelle soll
ein sechsgeschossiges Wohnhaus mit zweistöckiger Tiefgarage hofseitig
errichtet werden. Landeskonservator HR Friedrich Bouvier
hatte in einem Interview mit KORSO (Sept./Okt. 03) an diesem Beispiel
davor gewarnt, dass es Investoren zusehends leichter gemacht werde,
ökonomisch opportune Objekte anstelle historischer zu platzieren
und damit sukzessive am Stadtbild und der Lebensqualität ihrer Bewohner
zu nagen. Inzwischen hat sich eine Interessengemeinschaft Herz-Jesu
gebildet, die Abbruch und Bauvorhaben entgegenwirken will und möglichst
auch den Bebauungsplan revidiert sehen möchte, dem jetzt noch existierende
Vorgärten zum Opfer fallen würden. Detail am Rande: In einem 17
Kulturbezirke betitelten Projekt der Kulturhauptstadt war eben die
Betonung und Erhaltung dieser Vorgärten ein von der Stadt noch unterstütztes
Thema.
Könnte bald einem Terminvestor zum Opfer fallen:
Haus Schützenhofgasse 25/27
Vorerst erhofft sich die Interessengemeinschaft zumindest eine
Verzögerung des Abrisses aufgrund einer falschen Datierung des Objekts
im ersten Abrissgutachten. Tatsächlich wurde nach Grundbuchrecherchen
das Baujahr mit 1867 datiert und nicht wie zuvor um die folgende
Jahrhundertwende. Als Bauherr konnte Lorenz Maierhöffer eruiert
werden, der Entwurf stammt von Jakob Bullmann. Über 1000 Unterschriften
für den Erhalt des Hauses Schützenhofgasse 25/27 und für eine Revidierung
des Bebauungsplanes wurden am 22. September Bürgermeister Siegfried
Nagl übergeben. Zur Erinnerung: Vor dem Fall des Kommod-Hauses
waren es sogar über 4000 Unterschriften.
wm
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Kein Tag ohne Linie –
Constantin Luser im Forum Stadtpark |
Die Reihe der Künstlergespräche im Forum Stadtpark wurden mit dem
jungen Grazer Constantin Luser
fortgesetzt. Zunächst ein Filmausschnitt:
Ein Kameraflug über eine Landschaft, die sich bald als die Oberfläche
von Ledermaterial entpuppt, darauf mit Kreide gezeichnete Geländestrukturen,
Bälle, Federn als Bewuchs. Film stopp! Wir sahen eine Arbeit, die
Luser im Sommer am Produktionsort der Möbelfirma Wittmann in Etsdorf
am Kamp gestaltet hat. Eine Lusersche Landschaft, die man als plastische
Zeichnung interpretieren könnte. Die präzis gesetzte Linie und die
daraus sich entwickelnde Zeichnung ist seinureigenstes Metier. Immer
wieder trat er in den vergangenen Jahren mit großflächigen Wandzeichnungen,
ausgeführt mit Bleistift oder schwarzem Filzstift, auf. Darin entwickeln
sich utopische und technoide Konstellationen aus Figuren, Maschinen
und Landschaften, die in meist reinem Kontur an technische Werkzeichnungen
erinnern. Solipsistisch anmutende, faszinierende Parallelwelten
werden ausgebreitet und in rhizomartig sich erweiternden Details
aufgefächert. In diese Kopflandschaften werden aktuelle Ereignisse
auch gleich eingebaut wie beispielsweise während einer Forumausstellung
im Vorjahr, als gerade Lusers Moped entwendet worden war. Der Künstler
integrierte umgehend eine Suchmeldung in Form einer genauen Beschreibung
des Mopeds inklusive Wiedergabe diverser Aufkleber und Angabe der
Telefonnummer in die Schau.
< Bildmitte: Constantin Luser
Constantin Luser, 1976
geboren, besuchte die FH für Industrial
Design und belegte die Studien Visuelle Medien bei Brigitte Kowanz
an der Universität für Angewandte Kunst und Konzeptionelle Kunst
bei Renee Green an der Akademie der Bildenden Künste. Neben zahlreichen
Ausstellungen und Projekten errichtete er 2002 im Studio der Neuen
Galerie die Installation eines scheinbar von einem Steuerpult aus
zu dirigierenden vielbeinigen Wesens, basierend auf ebenfalls ausgestellten
Konstruktionsplänen. Im Kulturhauptstadtjahr installierte er an
der Nordfassade des Telekom-Hochhauses in Graz eine Lichtschreibmaschine.
Das Gebäude wurde zum überdimensionalen Display aus hunderten von
Handlampen, die der Fassade vorgehängt waren und über ein Schaltpult
auf Straßenniveau von Passanten angesteuert werden konnten. Weithin
sichtbare Kurzbotschaften wurden so deponiert. Aktuell gestaltete
er Sujets und Plakatwände zum steirisc[:her:]bst – Programm Third
Places. Der geplante Vortrag kippt in eine Art Happening: Luser
legt Zeichnungen, Notizbücher und Kataloge auf und das interessierte
Publikum wird Teil einer spontan sich entwickelnden plastischen
Zeichnung in der Manier des Lineators Constantin Luser.
Wenzel Mracek
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„Nach den eigenen Vorstellungen
läuft es nie ganz“ Der ehemalige Kunsterzieher
Max Aufischer hat sich schon lange selbst der Kunst verschrieben.
Seine letzte Ausstellung S.P.Q.R. präsentiert einen Fotozyklus über
das nächtliche Rom. Korso-Redakteurin Claudia Windisch sprach mit
dem Fotokünstler und Kulturvermittler. |
Max
Aufischer: „In der Kultur gelten nicht die Gesetze des Bogenschießens,
wo das Ziel statisch ist“
Sie waren 1975 der erste Zivildiener Österreichs. Welche Erinnerungen
verbinden Sie mit dieser Zeit?
Begonnen hat alles mit einer Haltung, welche vom Vietnamkrieg,
der Generationsablöse und von jugendlichem Idealismus geprägt war:
Man wollte den militärischen Strukturen etwas entgegenhalten. Mir
wurde damals gedroht, dass ich als Wehrdienstverweigerer eingesperrt
würde. Aber schließlich fand im selben Jahr der erste Zivildienstturnus
beim Roten Kreuz in der Steiermark statt.
Über zehn Jahre lang haben Sie am Gymnasium Lichtenfelsgasse
in Graz als Kunsterzieher unterrichtet – wieso haben Sie Ihren
Lehrerjob dann an den Nagel gehängt?
„An den Nagel gehängt“ habe ich den Lehrerjob nicht, das war eher
ein Prozess. 1979/80 habe ich nämlich eine Schulgalerie, die Galerie
Lichtenfels, ins Leben gerufen und sehr viele verschiedene kreative
Aktivitäten unternommen, welche damals ganz neu waren: Informationsausstellungen
im Rahmen fächerübergreifenden Unterrichts, Workshops mit Künstlern
u. v. m. Schließlich bekam ich 1986 den Bundesförderpreis für Fotografie.
Der nächste Schritt war dann die Gründung der Kulturvermittlung
Steiermark, welche als Trägerverein für all die Aktivitäten fungierte.
Ich kam der Schule abhanden, ohne dass ich dies je bewusst vorhatte.
Kulturvermittlung Steiermark damals und heute: mit welchen
Zielen haben Sie 1988 die Leitung übernommen und haben Sie erreicht,
was Sie sich vorgestellt haben?
Nach den eigenen Vorstellungen läuft es doch nie ganz. Mit jedem
Schritt in Richtung Ziel verändert sich auch das Ziel. Im Kulturbereich
ist es nicht so wie beim Bogenschießen, wo das Ziel statisch ist.
Zudem hat sich sowohl das Bildungs-, das Künstler- als auch das
Betrachterverhalten stark verändert. Die Kulturvermittlung Steiermark
hat mit ihrer allerersten Subvention in der Höhe von 12.000 Schilling
1987 eine elektrische Schreibmaschine gekauft – das war damals ein
Quantensprung! Und jetzt? Wir verzeichnen 10 Jahre Hochblüte der
Eventkultur und bei der Finanzierung gilt die Qualifikation der
Zahl: alles ist gut, was viele Besucher bringt.
Wie kam es gerade jetzt zur Idee der Ausstellung S.P.Q.R.
– Vorstadt der Cinecittà?
Die fotografische Bildfolge „S.P.Q.R.“ entstand während meines
Studienaufenthalts 1994 in Rom und widerspiegelt die Stadtatmosphäre
bei Nacht, da ich vorzugsweise in der Nacht arbeite. Der Grund,
die Bilder in Form einer Ausstellung zu präsentieren, ist das Thema
„die Römer“ der heurigen Landesausstellung.
Wo sehen Sie sich als (Foto-)-Künstler positioniert und welche
Projekte schweben Ihnen als nächstes vor?
Die Positionierung hängt meist mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung
der Dinge zusammen. Seit vielen Jahren untersuche ich das Zeitphänomen
mit den Schwerpunkten „größtmöglich langer“ und „größtmöglich kurzer“
Zeit. Die künstlerische Beschäftigung in der Nacht bedingt stets
meine Gedanken am Tag.
Die Ausstellung S.P.Q.R. – Vorstadt der Cinecittà ist noch bis
17.10. in Leibnitz in der Galerie Marenzi, Bahnhofsstraße 14, zu
sehen, samstags 9 – 12 Uhr und nach Voranmeldung (0 34 52/82 9 57
oder 0676/513 42 33)
KORSO verlost beim KORSO-Kulturquiz
7 Fotobände von Max Aufischers 12-teiligem Fotozyklus!
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erben : erobern im Innovationspark
Graz „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb
es um es zu besitzen“ – dieser faustische Satz könnte als Leitmotiv
für das aktuelle interdisziplinäre Kunstprojekt von next – Verein
für bildende Kunst stehen: Die Aneignung des Hinterlassenen und seine
Transformation für eine – ungewisse – Zukunft sind Gegenstand von
Workshops und einer Ausstellung im Innovationspark Graz im Rahmen
des steirischen herbstes 2004. |
KünstlerInnen aus Europa und Lateinamerika beteiligen sich am heurigen
von Luise Kloos kuratierten Artists-in-Residence-Projekt
„erben : erobern“; Kloos ist selbst mit einem Kunstwerk beteiligt,
das in Form einer Seideninstallation ältestes Kulturerbe der Menschheit
– den vedischen Text „Sri lalita Sahasranamam“ („Die 1000 Namen
der göttlichen Mutter“) in Beziehung zu modernen Werten und Kommunikationsstilen
der westlichen Gesellschaft setzt; ein zeitliches und kulturelles
Cross-over.
Zwei brasilianische KünstlerInnen (Carla Guaglardi,
Joao Modé) präsentieren Installationen - der Österreicher René
Stessl – bekannt durch seine Grazer „Just for punks“-Installation
– eine im Grazer Süden gelandete Kaaba unter dem Titel „Free Palästina“,
Josip Zanki (CRO) das interaktive Ambiente „Dijak“, inspiriert
vom Heilungsritual der letzte bosnischen Druiden im Kamska-Tal.
Luise Kloos
kuratierte „erben : erobern“ – und ist selbst mit einer Installation
vertreten, die Jahrtausende menschlicher Kommunikation in Beziehung
zueinander setzt
Robert Hammerstiel (Österreich) evoziert
die (zumindest in den Metropolen) überwundene fordistische Produktionsweise
am Beispiel seriell hergestellter Yucca-Palmen, Lore Heuermann
(Grafik) und Gerhard Nierhaus (Klang-Installation) beziehen
sich in synästhetischer Weise auf das Haus als Erbe; ebenso interdisziplinär
interagieren Axel Kirchmayr, Hannes Waltl und Gerhard
Nierhaus (alle Ö) zwischen bildender Kunst, Literatur und Musik.
Mit dabei auch der junge Grazer Künstler ILA, der seine „Gesellschaft
zur Beschleunigung von Erbangelegenheiten“ vorstellt.
Yuccas in Massenproduktion als Reminiszenz an
das fordistische Zeitalter
Die Location Innovationspark wurde von Kloos mit
Bedacht gewählt: „Der Ort selbst steht durch seine Bedeutung als
historischer Platz der Automobilindustrie und durch seine Umwidmung
zu einem zukunftsorientierten Innovationspark im Spannungsfeld zwischen
Erben und Erobern.“
Die Ausstellung ist noch bis 6. November zu sehen.
An diesem Tag findet um 18.00 Uhr unter dem Title no.tour.not eine
Finissage mit einer Live-Performance statt, an der Lore Heuermann
(Grafik), Gerhard Nierhaus (Musik), Claudia Fürnholzer
(Tanz) und Monika Wogrolly (Lesung) teilnehmen.
Innovationspark Graz, Puchstraße 85, 8020 Graz
Ausstellungsdauer: 10.10.2004 bis 6.11.2004, Di – So 12.00 bis 18.00,
Do 12.00 bis 20.00
Tel. 0699 114 60941 | www.kunstboerse-steiermark.at/next
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Wirtschaft fördert Kunst:
Jour Fixe mit Karlheinz Essl im Kunsthaus Der
Name Karheinz Essl steht für eine der bedeutendsten österreichischen
Kunst-Unternehmer-Karrieren. Im Gespräch mit Peter Pakesch und Gerfried
Sperl gab Essl Einblicke in seinen Werdegang, legte seine Philosophie
des Sammelns moderner und zeitgenössischer Kunst dar und ging möglichen
Synergien zwischen Kunst und Wirtschaft nach. |
Der Sohn einer Kaufmannsfamilie aus Hermagor in Kärnten ist gläubiger
Protestant und nennt Religion und Kunst als seine zwei Wege, sich
dem Wesen des Menschen zu nähern. 1975 übernahm Essl die Firma seines
Schwiegervaters; schon zuvor hatte das Ehepaar begonnen, eine Sammlung
österreichischer Druckgrafik anzulegen. Entscheidend wurde die Bekanntschaft
mit Kurt Moldovan, Maler und Mentor junger Künstler wie der
Gruppe Wirklichkeiten. Moldovan vermittelte ein erstes Treffen mit
Arnulf Rainer, der gab sich mürrisch und schickte Essl gleich
wieder weg. Er möge sich doch erst einmal in die Literatur zu Rainers
Schaffen einlesen, dann könne man immer noch ein Gespräch führen.
Inzwischen ist das Rainersche Gesamtwerk in Exponaten der Sammlung
Essl wahrscheinlich am ausführlichsten dokumentiert. Zu dieser Zeit
wurde der erste Baumax-Markt in Kindberg eröffnet, ab 1980 expandierte
das Unternehmen in bis heute sechs Länder mit 6000 Mitarbeitern
und macht gegenwärtig einen Jahresumsatz von 1 Milliarde Euro. In
den Jahren 1985 bis 87 wurde die Firmenzentrale Schömer-Haus in
Klosterneuburg errichtet und damit die Sammlung öffentlich zugänglich
gemacht. 1999 eröffnete das Museum der Sammlung Essl mit 8000 Quadratmetern
Gesamt- und 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Beschäftigt sind
50 MitarbeiterInnen, darunter zehn KunsthistorikerInnen.
Peter Pakesch, Karlheinz Essl, Gerfried Sperl
(v.l.)
Einbindung der Mitarbeiter ins Kunst-Engagement
Kunst, beschreibt Karlheinz Essl seine Sammlungsphilosophie, kann
man nicht besitzen, man muss sie für die Gesellschaft rezipierbar
machen. Pro Jahr werden drei bis vier Wechselausstellungen gestaltet,
zuletzt etwa eine Balkanausstellung, kuratiert von Harald Szeemann.
Mit dem neuen Haus wird die Sammlung auch um Plastik und Arbeiten
aus dem Bereich der Neuen Medien erweitert. Besonderes Augenmerk
gilt der Neuen Musik, um die sich der Komponist Karheinz Essl Junior
verdient macht. Den Umfang der Sammlung schätzt Essl auf ca. 6000
Exponate, damit ist sie eine der bedeutendsten Sammlungen österreichischer
Kunst ab 1945. Als Motivation für die Wirtschaft, Kunst zu fördern,
steht für Karlheinz Essl die Einbindung der Mitarbeiter ins Kunstengagement
und eine daraus resultierende Identifikation mit dem Betrieb im
Vordergrund.
Kunst fördert Wirtschaft?
In einem parallel veranstalteten Symposion der Wirtschaftskammer
im Dom im Berg diskutierte man eben diese Frage respektive deren
Umkehrschluss und kam auch zu der Ansicht, ein Leistungsaustausch
zwischen Künstlern und Wirtschaft manifestiere sich in der positiv
zu bewertenden unvoreingenommenen Sicht der Künstler auf Betriebsstrategien.
Weiteren Aufschluss und Einsichten mag ein preziöser Katalog gewähren,
den Organisator HR Richard Kriesche – auch Pressevertretern – um
18 Euro anbietet.
Wenzel Mracek
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Christian Ludwig Attersee,als
er nicht Jim Morrison war |
Hemd, Haltung, Frisur vor allem und der Blick fördern bei schnellem
Hinsehen die Gewissheit, das Rhesusäffchen und die Banane irritieren
ein bisschen: Nicht Jim Morrison ist in dieser fotografischen Serie
von Christian Skrein porträtiert, sondern der Maler Christian
Ludwig Attersee, immer schon Narziss und keineswegs der einzige
in dieser Sammlung von Celebrities des Kunstbetriebes aus dem kritischen
Jahr 1968. Wenn in der Biografie des Fotografen Christian Skrein
angeführt ist, er verkehrte im „innersten Kreis der 68er“, so ist
dies wohl dahingehend zu korrigieren, dass es sich hier eher um
eine Gesellschaft von bildenden Künstlern, Literaten, Verlegern
und Galeristen handelte, die sich in ihren Intentionen und ihrem
Äußeren – dreiteilige Anzüge und Krawatte sind Muss – von der Bewegung
der 68er abheben wollte.
Christian Skrein >
Oswald Wiener, Wien 1968 >
In der von Elisabeth Fiedler kuratierten
und geschickt den Zeitgeist – angesichts der großen Ausstellung
um das Frühwerk von Peter Weibel – konterkarierenden Ausstellung
in der Neuen Galeie setzt Christian Skrein seine Protagonisten ironisch
in Szene und sie selbst nehmen vielfach Posen mit Werkbezug ein.
So Oswald Wiener, dessen Die Verbesserung von Mitteleuropa,
Roman im folgenden Jahr veröffentlicht wurde. Skreins Coverfotografie
zeigt Wiener, selbstredend im Anzug und einen schweren Hammer in
der Hand, vor der Ruine eines Abbruchhauses: Sprachkritik als kiloschweres
Argument. Arnulf Rainer als bemalter Irrwisch, Heller als er noch
Franz hieß, Hans Hollein vor Architektur und Friedensreich Hundertwasser
durchwegs im Bademantel. Walter Pichler tritt mit seinen Kopfplastiken
als kleinen Räumen im Vorzimmer des Cyberspace auf. Dazu
gesellen sich Oswald Oberhuber, Bruno Gironcoli, Roland Goeschl,
Kurt Kalb, Christian Brandstätter und andere mehr. Wenn damals auch
schon vier Jahre vergangen waren und Konrad Bayer diesem Kreis nur
mehr als Erinnerter angehörte, wirkt diese Versammlung doch wie
ein Bilderbogen um das Personal aus Bayers Schlüsselroman der
sechste sinn. Nach eigener Aussage fotografiert Christian Skrein
– Bildreporter einer Reihe renommierter Tageszeitungen, österreichischer
und deutscher Magazine und vormals jüngster Fotograf für Vogue
- nun schon „über dreißig Jahr nicht mehr“. Allerdings ist er Besitzer
der wohl weltweit größten Sammlung anonymer Fotografien, die er
auf Flohmärkten und bei Altwarenhändlern findet. Unter dem Titel
Snapshots und nach Kategorien geordnet, waren Teile dieser
Sammlung vor kurzem im Wiener MAK zu sehen.
68 – künstler legenden fotografien von Christian
Skrein läuft bis zum 31. Oktober, im Verlag Christian Brandstätter
ist ein gleichnamiger Bildband erschienen. Informationen unter www.neuegalerie.at
Wenzel Mracek
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Wilfried-Skreiner-Preis
2004 an Florian Pumhösl |
Der Wilfried Skreiner-Preis wird von der Gesellschaft der Freunde
der Neuen Galerie in Erinnerung der Verdienste von Univ.-Prof. DDr.
Wilfried Skreiner, des ehemaligen Leiters der Neuen Galerie, vergeben,
um dessen Engagement für die Entwicklung der österreichischen Kunst
fortzusetzen. Den Wilfried-Skreiner-Preis 2004, dotiert mit 7500,--
Euro, empfing nun Florian Pumhösl aus der Hand des Präsidenten
der Gesellschaft, Dr. Michael Mayer-Rieckh.
Florian Pumhösl wurde 1971 in Wien geboren und kann seit Beginn
der 1990er Jahre auf ein sich kontinuierlich entwickelndes Werk
verweisen, das sowohl national als auch international zunehmend
wahrgenommen und ausgestellt wird. In seinen Installationen reflektiert
er nicht nur soziologische und architektonische Aspekte der österreichischen
Kunst- und Kulturgeschichte, sondern auch internationale Vernetzungen.
Daraus entwickelt er eine eigenständige Formensprache und formuliert
als kontextueller Künstler neue geschichtliche und sozialpolitische
Zusammenhänge, wie die Laudatorin Dr. Monika Faber von der
Wiener Albertina festhielt. Seine intellektuelle Auseinandersetzung
verschränkt sich mit hohem ästhetischem Anspruch. Mit dieser stringenten
Arbeitsweise hat Florian Pumhösl trotz seines jugendlichen Alters
den internationalen Durchbruch bereits erreicht.
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FM4 Tour – Part II vom
29. 10 – 31.10. |
Nach der erfolgreichen ersten Tour im Mai 2004 gibt´s jetzt die
Fortsetzung. Diesmal schickt FM4 ein ausgesuchtes lineup mit FM4-Musik
von Pop bis Elektronik nach St. Pölten, Graz und Feldkirch! Headliner
sind Radio 4 aus New York, die sich im Sommer sechs Wochen lang
in den FM4 Charts tummelten. Außerdem dabei: Die FM4-Lieblinge Virginia
Jetzt!, Kinderzimmer Productions und der diesjährige FM4-Amadeus-Preisträger
I-Wolf sowie – exklusiv in Graz – die deutschen Pop-Poeten Kante.
Genaue Infos auf http://fm4.orf.at
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Frühling, Sommer, Herbst,
Winter ... und Frühling – alles im KIZ |
Niemand ist immun gegen die Mächte der wechselnden Jahreszeiten
und des jährlich wiederkehrenden Zyklus von Geburt, Wachstum und
Verfall. Auch nicht der alte Mönch und sein Schüler, die sich eine
Einsiedelei teilen, die inmitten eines von Bergen umgebenen Sees
liegt. Mit dem Auftauchen einer jungen Frau kehren Eifersucht und
Besessenheit ein, aber auch die Erfahrung der Liebe und die schließliche
Erleuchtung.Kim Ki-Duk, von der Kritik hoch gelobter Regisseur von
Filmen wie „The Isle“ (Venedig 1999) und „Bad Guy“ (Berlinale 2002),
stellt sein außerordentliches Talent unter Beweis, emotional komplexe
Geschichten durch Bilder in einer Schönheit zu erzählen, die nicht
von dieser Welt zu sein scheint.
„Meine Absicht war es“, sagt Kim Ki-Duk, „Fröhlichkeit,
Wut, Leid und Freude in unserem Leben im Laufe der vier Jahreszeiten
und des Lebens eines Mönchs darzustellen, der in einem Tempel im
Jusan See lebt, nur von der Natur umgeben. Die fünf Geschichten
vom kindlichen Mönch, vom heranwachsenden Mönch, dem erwachsenen
Mönch, dem älteren Mönch und dem alten Mönch spiegeln sich in den
Bildern der einzelnen Jahreszeiten. Es geht um die Bedeutung der
Reife in unserem Leben, wie wir uns entwickeln, um die Grausamkeit
von Unschuld, das Besessensein von Begierden und den Schmerz mörderischer
Intentionen.“
In der Süddeutschen Zeitung war nach der diesjährigen Präsentation
des Films am Festival in Locarno zu lesen: „Mit einem wahrhaft coolen
Film überraschte Kim Ki-Duk das Publikum, einem Meisterstück der
Kontemplation, in dem man das Kino aufs Wesentliche, aufs Elementare
reduziert sah. „Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling“
war wie eine Insel im Wettbewerb, ein Film, der Distanz wahrte und
die Unnahbarkeit zur filmischen Tugend erklärte.“
KR/DE 2003. 35 mm. Farbe. 103 Minuten. Dolby Digital SRD. 1:1,85.
DF + OmU. Ab 12
Ab 15. Oktober im KIZ – Kino im Augarten, Friedrichgasse 24, T
82 11 86
KORSO verlost in Kooperation mit dem Kino im Augarten 5 x 2 KIZ-Eintrittskarten!
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ZULM (II)
Fortsetzung von Willi Hengstlers Indien-Krimi „Zulm“ |
Was bisher geschah: Dr. Shankar Nath sieht
aus wie ein arroganter Delhiwallah („Typ aus Delhi“), spricht aber
Wienerisch so gut wie Hindi, was seine Vor- und Nachteile hat. Nachdem
er im reifen Alter von 40 das Studium der Religionsphilosophie und
Kunstgeschichte abgeschlossen und für den österreichischen Diplomaten
und Kunstsammler Max Neuhold Recherchen über den verstorbenen Maler
Hans Ogrisegg angestellt hat, kehrt er nach Dharamsala, Indien zurück.
Er will dort das Erbe seiner kürzlich verstorbenen Mutter antreten.
Es besteht aus einem Haus, in dem auch die Praxis der Ärztin, die
mit einem lange verstorbenen Wandermönch verheiratet war, untergebracht
ist. Der zuständige Beamte verweigert Shankar jedoch die Eintragung
ins Grundbuch. Nachdem er einen Wagen zu seinen Freunden, der Familie
Flunger, zurückgebracht hat, wird Shankar von einem Mitglied des
Geheimdienstes mit sanftem Zwang engagiert. Er soll bloß zurück
nach Delhi, um eine Hochzeit zu besuchen.
ZULM (II) Sundar Nagar ist das Nobelviertel gegenüber
dem Golfplatz auf der anderen Seite der Dr. Zakir Hussain Road,
in dem Max Neuhold von der Botschaft, mein ständiger Gastgeber in
Delhi, wohnt. Die Wächter sahen mir wohlwollend zu, wie ich mich,
die Tasche in der einen, meine ruinierte Flip-Flop in der anderen
Hand, über die Außentreppe hinauf in den zweiten Stock arbeitete.
Als Max öffnete, wedelte er mit einem Hochzeitsbillet,
wie ich es in Dharamsala bekommen hatte. Zumindest meinetwegen hätte
sich Dr. Ram Charan Bhagat den Weg sparen können. Mein Gastgeber
fragte nicht gleich nach dem Ergebnis der Recherchen, die ich für
ihn in Österreich betrieben hatte. Er stellte mir erst seinen Besuch
vor, einen Dachdecker namens Mayer. - Sie sind der größte Inder,
den ich bisher gesehen habe, sagte Mayer. Er war ebenso selbstbewusst
und klein wie Max. Seine Oberlippe verlief völlig waagrecht, während
seine Unterlippe beim Lächeln einen regelmäßigen Halbkreis bildete.
- Ich bin Österreicher. Aber warten Sie, bis ihnen ein wirklich
großer Sikh begegnet. - Er sitzt in der EU-Kommission für Industrienormen,
sagte Max. Er wedelte noch einmal mit dem Billet. - Da müssen wir
hin. Sie haben eine Tanzgruppe, Tribals aus Orissa. - Tribals?,
fragte der Dachdecker. - Das sind die, die vor allen anderen da
waren. Die Ureinwohner. Das ist von ihnen. Er zeigte auf zwei aneinander
geschmiedete, winzige Figürchen inmitten seiner berühmten Sammlung
von eleganten, an Giacometti erinnernden Skulpturen. - Die sind
aber winzig, sagte ich und achtete sehr da-rauf, keinen der beiden
kleinen Männer anzusehen. Endlich vermochte ich das Lächeln des
Dachdeckermeisters unterzubringen. Es stammte von dem aufgemalten,
unveränderlichen Lachen eines Clowns. - Aber besorg dir ordentliche
Schuhe für die Hochzeit, sagte Max, Krawatte kannst du von mir haben.
Der Khan Market ist als labyrinthdurchzogenes Rechteck
angelegt, in dem Diplomaten westliche Waren oder zumindest gediegene
Fälschungen bekommen. Ich fand Schuhe, aber niemanden, der die Sandale
reparierte. Im ersten Stock des Round Circle durchstöberte ich dann
frustriert die CDs und fand „Shaen-Sha“ von Nusrath Fateh. Ein junger
Muslim nickte mir anerkennend zu. – Die ist gut … – So gut wie „Mast
Qalandar“? Die mit Abida Paveen? – Besser. Weniger kommerziell.
Aber was verstehst du von Qwwalis? – Es gibt auch Hindu-Sufis, die
Qwwalis singen. – Aber du bist kein Hindu, mein Lieber. Er kräuselte
die Nase. Ich rieche, rieche.– – Menschenfleisch?, fragte ich. Oder
zu wenig Scheiße? O.k., meine Mutter kommt aus Wien. – Austria?
Wenigstens verwechselte er mich nicht mit einem Australier. Wir
sammelten unsere Plastiktüten vor den strengen Augen des Wächters
ein und stellten uns auf die Straße. - Ich heiße Shankar. Und du?
– Zulfi. Zulfikar, flammendes Schwert. Und warum hörst du Qwwalis?
Die sind Religion, keine Unterhaltung. – We do not sing, we are
made to sing, zitierte ich. Zulfi lächelte und nahm mir die lädierte
Flip-Flop aus der Hand. - Warst du schon mal in Nizamuddin? - Schon
lange nicht mehr. - Morgen ist Donnerstag, sagte mein neuer Freund.
Wie wär’s um 18 Uhr? Dort findest du auch jemand, der deine Flip-Flop
richtet.
… inmitten seiner eleganten, an Giacometti erinnernden
Tribal-Figuren …
Ich holte Max im Büro ab und der Fahrer steuerte
den Wagen bedachtsam in die ca. 50 Kilometer östlich von Delhi liegende
Gegend von Fardinagar, das zu einem künftigen Freizeitparadies ausgebaut
werden sollte. Max drückte mir eine Krawatte in die Hand und musterte
meine Schuhe. - Schick. Khan Market? - Danke. Ich hab mir auch Qwwalis
geleistet. - Mit denen du mich dann daheim nervst. Max kam jetzt
zur Sache. Hast Du Dich über diesen Ogrisegg erkundigt? - Ja, aber
es gibt da nicht viel: Hans Ogrisegg, Maler, geboren 1918 in Graz,
Studium der bildenden Kunst in Wien. Aber bevor aus seiner Künstlerkarriere
viel werden konnte, floh er vor den Nazis nach Indien. - Kommunist?
- Vielleicht. Aber um das ging’s nicht. Seine Frau war Halbjüdin.
Die Hochzeit fand in einem der Tourismuskomplexe
statt, in die der Brautvater investiert hatte. Unsere Einladung
diente vermutlich nicht nur gesellschaftlicher Repräsentation, sondern
schon der Werbung für das Projekt. Ich war nicht überrascht auf
Dr. Ram Charan Bhagat zu stoßen, der mich freilich nicht erkennen
wollte. Eine Französin empfing uns in tadellosem Englisch und präsentierte
uns unser Zimmer. - Wenn du als Inder einen Europäer beschäftigst,
hast du es geschafft, sagte Max. - Ich bin billig zu haben. Du bist
aber auch nur Religionswissenschafter. Trotzdem, ich hab einen Job
für dich. Sind die Bilder von Ogrisegg wirklich so schlecht? - Ogriseggs
größte Bedeutung scheint darin zu liegen, dass er irgendwie mit
Kokoschka befreundet war. - Du bist ein versnobter Delhiwallah.
Aber wenn du einen Job brauchst … einer seiner alten Freunde sucht
anscheinend noch Bilder von Ogrisegg. Du müsstest aber bald fliegen.
- Ich kann aber erst Freitag fliegen. Irgendetwas hielt mich davon
ab, meine Donnerstagsverabredung zu erwähnen - Und die Bezahlung?
- Musst du vor Ort aushandeln. Ich habe nur Unterlagen und Ticket.
Im halbrunden, verglasten Empfangsraum inmitten
der Baumkronen fiel mir eine Gruppe von Männern auf, die sich um
einen Säugling auf einem Tisch kümmerten. So was war an sich Frauensache.
Leicht indigniert wollte ich die Szene fotografieren, aber als ich
den Kopf des vermeintlichen Säuglings erblickte, zögerte ich. Es
handelte sich um ein Männerhaupt mit ausdrucksvollen Gesichtszügen
und großen Augen: Ein Krüppel, der auf Grund welcher Krankheit auch
immer nie größer als seine Windeln geworden war. Meine Indigniertheit
wich einem Gefühl der Scham und des Ekels. Glücklicherweise schien
den Zwischenfall niemand bemerkt zu haben.
Während der Hochzeitszeremonie stellte ich mich
neben die Französin und ihre Freundin, die zwischen den Stuhlreihen
im Zelt standen. Der Krüppel, den ich zuvor fotografiert hatte,
lag auf einer Sesselfläche und blickte zu den zwei Göttinnen hoch,
die ihn unerreichbar auf ihren Plateausohlen überragten. - Sie sind
Dr. Shankar Nath, sagte der Krüppel mit einer Stimme, so tief wie
ich sie diesem Körper niemals zugetraut hätte. Ich war noch ein
bisschen weniger brillant als üblich. - Ja, woher kennen Sie mich?
- Ich bin Kurshed, sagte er, als ob das irgendwas erklärte. Der
Blatternarbige kam und richtete Kurshed auf, damit er mehr von der
Zeremonie mitbekäme. Seine Augen wirkten so feucht, dass ich es
mit der Angst bekam, sie würden auslaufen. Gleichzeitig brannten
sie in einer Art ungesunder Intensität. - Anfangs begriffen wir
unser Schicksal nicht, sagte der Verrückte, aber Kurshed ist wie
unser König. Er hält uns auf Trab. Verlegen lächelte ich ihm zu
und ging ins Freie zu Max, der ungeduldig auf den Tanz der Naga-Leute
wartete. Die Truppe war dann ziemlich enttäuschend. Ihre Trachten
waren aus Stoff statt Fellen und die Federn ihres Kopfschmuckes
aus Papier, was den Eindruck der Kostümierung verstärkte. Ihre Gesänge,
für die sie eine Verstärkeranlage verwendeten, handelten, wie mir
Max zuflüsterte, nicht von der Jagd oder dem Tod ihrer Feinde, sondern
dem ewigen Leben Christi. Die Mädchen wurden ihrer legendären Schönheit
zwar noch gerecht, wirkten aber bei ihren Stampftänzen lächerlich
wegen ihrer Stöckelschuhe. Max schüttelte den Kopf. - Seit zweitausend
Jahren Fremde in ihrem eigenen Land und jetzt verlieren sie ihr
Gedächtnis an die Missionare.
Donnerstag Abend sah ich auf der anderen Seite
der Mathura Road Zulfikar in Begleitung eines Unbekannten aus der
Richtung von Humayuns Tomb näher kommen. Die beiden ließen sich
mit selbstmörderischer Geläufigkeit vom Verkehr herübertreiben.
- Das ist John, sagte Zulfi, als der kleine, dunkle Mann mir respektvoll
die Hand gab. - Es ist wirklich wahr?, fragte John, du bist aus
Österreich. - Und woher kommst du? - Er stammt aus Karnataka, sagte
Zulfi, Ich hoffe, du bist einverstanden, wenn er mitkommt. Als ich
ihm von dir erzählte, konnte ich ihn nicht mehr loswerden. Wir näherten
uns dem Eingang der Dharga. Von uns wurde kaum Notiz genommen, aber
die wenigen Weißen, die hierher kamen, wurden von den Bettlern aggressiver
bedrängt als woanders. - Und was machst du in Delhi, fragte ich
noch einmal. - Ich arbeite mit Affen, sagte John, ich vertreibe
sie. - Arbeiten oder vertreiben? - Die Affen breiten sich in den
Regierungsgebäuden aus, tausende, sogar im Präsidentenpalast. Sie
zerstören das Mobiliar in den Büros, attackieren gelegentlich sogar
Beamte und ... - Großes Problem, sagte Zulfi ironisch, als Hindu
könnte man ja als Affe wiedergeboren werden. John tat, als ob er
nichts gehört hätte. - Ich setze meinen Hanuman-Affen aus, der wiederum
die Rhesusaffen verjagt. Die beiden vertragen sich nicht. - Respekt,
sagte ich, wenn ich vor etwas Angst in Indien habe, sind es Kinder
und Affen. - Warst du oft in Österreich? Kennst du dich dort aus?
- Einigermaßen. Was interessiert dich an Österreich. Jetzt würde
er mich sicher fragen, ob ich ihn nicht mit nach Europa nehmen könnte,
aber es kam anders. - Ich habe den Affen Unterlagen, Papiere abgejagt,
in denen immer wieder dein Land erwähnt wird. Kannst du sie dir
anschauen? - Hast du sie hier? John lächelte über meine Naivität.
- Was denkst du dir? Hinter der Nizamuddin Railway Station, wo ich
wohne.
Die Qwwals saßen mit gekreuzten Beinen vor Nizamuddins
Grabmal. Einer spielte auf einem Harmonium, das einem kleinen Blasbalg
glich, ein zweiter spielte Tabla und der Bärtige, der sang, wurde
von anderen Männern in seinem Rücken begleitet. Zulfi zog eine Kappe
aus der Tasche und gesellte sich zu meiner Überraschung zu den Sängern.
Der Text bestand aus immer der gleichen Anrufung Gottes, die anschwoll,
schwächer wurde und von neuem an Intensität gewann. Irgendwann begannen
die Musiker und einige Zuhörer ihre Augen zu schließen und die Oberkörper
im Takt vor und zurück zu neigen. Es waren nur wenige Ausländer
da und sie streckten ihre Rücken oder wetzten hin und her, da sie
das Sitzen mit gekreuzten Beinen nicht gewöhnt waren. Auch dass
fotografiert wurde, schien kein Problem zu sein. Die Musiker hörten
dann so formlos und unvermittelt auf wie sie begonnen hatten und
Zulfi stieß wieder zu uns.
Der Schuster hockte in einem grell erleuchteten
Winkel, umgeben von Hammer, Ahlen und Zangen und reparierte genau
solche Flip-Flops wie meine. Als ich bezahlte, drückte plötzlich
ein Gewicht gegen meine Seite. Einen Dieb vermutend, langte ich
zurück und fühlte Feuchtigkeit. John umfasste, während er an mir
hinabrutschte, schlaff meine Hüfte. In seinem Rücken steckte eine
der großen, handgeschmiedeten Ahlen. Auf den ersten Blick waren
seine Augen noch lebendig und ihre Botschaft an mich besagte, dass
seine Bitte sich nicht erledigt hatte. Auf meinen zweiten Blick
brachen seine Augen und der Mann war tot. Ehe ich ihn richtig fassen
konnte, packte mich Zulfi am Arm. - Willst du als Zeuge bei der
Polizei auftreten? Oder gar beschuldigt werden? Etwas von der Gewalt,
die in Indien immer unter der Oberfläche droht, drang jäh ans Licht;
ein Summen der aufgebrachten Menge, das in ein Brausen überging
gleich darauf ein Splittern von Holz, das Kreischen reißender Stoffbahnen,
Schreie und Schüsse. - Warte!, keuchte ich, was ist eigentlich passiert?
- Ich bin im gleichen Film wie du. Warum sollte ich mehr wissen?
Fortsetzung in der KORSO-Novemberausgabe
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AKTUELLE AUSSTELLUNGEN |
Ausstellung: Das 2. Gesicht
Am 30. September 2004 eröffnete Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl
die Ausstellung „Das 2. Gesicht“- die Maskenausstellung zur Sozialkunstaktion
„an-rüchig“, initiiert von Sonja Redl und Armin N. Ruckerbauer,
unterstützt von 17 Sozialvereinen und getragen von 150 Menschen,
die ihre kreativen Talente zum Ausdruck brachten. Culture unlimited
präsentiert die Ausstellung in der Galerie Zwischenbilder im
Sozialamt bis 12. November 2004. Danach ist eine Wanderausstellung
durch die Filialen der HYPO-Banken geplant.
Galerie Zwischenbilder im Sozialamt, 8010 Graz,
Schmiedgasse 26, 1. Stock. 30.9. – 12.11.2004
Ab 11. 10.:
Drei neue Installationen aus dem Zyklus „Made for Admont“
sind im Stift Admont zu sehen. Werner Reiterer: All
sorrow, All happiness / Alles Leid, Alles Glück. Maria Hahnenkamp:
Music for Admont, 2004, 12:30 Minuten, der Text stammt von
Rainer Fuchs, die musikalische Bearbeitung und Komposition
von Petko Ouzounov. Anna Jermolaewa: Wie im Mutterbauch,
2004.
Weitere Informationen unter www.stiftadmont.at
Ab Dienstag, 12. 10.: K.U.L.M. Akademie_Lustwandeln,
„Kunststück“ in fünf Akten, Performances und Requisiten in Kooperation
mit steirischer herbst 04: Projektkuratoren: Richard Frankenberger,
Klaus Schafler. Akt III: Di 12.10.2004, 20 Uhr, „Lustwandel“
im MAK, Säulenhalle, Stubenring 5, Wien 1 – eine Aufführung
in 17 Sequenzen im Rahmen der MAK NITE©. Akt IV: Fr 5.11.2004,
19 Uhr, „Begegnung mit UNIKUM in der Aula der Universität Klagenfurt/Celovec
– Performance, Objekte, runder Tisch mit UNIKUM, K.U.L.M. und Gästen.
Akt V: Sa 6.11.2004,16 -20 Uhr, „Finissage / Provinzwandel“,
Begrüßung durch Kulturreferent Hans Meister, Eröffnung durch Gerfried
Sperl und Hartmut Skerbisch im K3, Pischelsdorf.
Detaillierte Information unter T 03113-2739, 0699-11329247
bzw. 0699-11199917 und www.kulm.net
Ab 14.10.: Die ART FORUM Galerie, Neufeldweg 66 in Graz,
zeigt Werke von Helmut Hinterseer unter dem Titel Skulptur
und Zeichnung. Der Tiroler Bildhauer Helmut Hinterseer ist am
Fuße der Loferer Steinberge aufgewachsen, lebt und arbeitet heute
in München. Je weiter er sich vom Gebirge entfernt hat, desto stärker
bewegte ihn das Thema Fels. Skizzen, Zeichnungen und Gemälde zeugen
von stetiger Annäherung.
Weitere Informationen unter www.art-forum-graz.org
Freitag, 15.10.: Unter dem Titel Herz
und Nerven trifft Kunst auf Theater: Der Semriacher Künstler
Christian Eisenberger reagiert auf das Theaterstück „Die
Macht der Gewohnheit“ von Thomas Bernhard unter der Regie von Marc
von Henning. Das künstlerische Werk entsteht parallel zur Produktionsphase
des Theaterstücks. Christian Eisenberger ist der erste von vier
Künstlern und Künstlerinnen, die in der Spielzeit 2004/05 mit bildender
Kunst im Schauspielhaus präsent sein werden. Vernissage am Freitag,
15. Oktober 2004 um 18.00 Uhr im Schauspielhaus Graz. http://rotor.mur.at
Mittwoch, 20. 10.: Vernissage der Ausstellung
Somewhere Else von Robert Muntean um 19.30 Uhr in
den Minoriten-Galerien, Mariahilferplatz 3 in Graz. Der junge
Schmalix-Schüler Robert Muntean (geb. 1982 in Leoben) zeigt in seinem
Solodebüt Fingerübungen figurativer purer Malerei. Farbkontraste,
Bildstrukturen, formale Setzungen sind die Themenstellungen seiner
Bilder. Bis zum 7. November, http://kulturzentrum.minoriten.austro.net
Ab 21. 10.: Das Kunstmagazin Hell, Bruck/Mur,
eröffnet um 19.00 Uhr die Ausstellung
Queens - nachzeigen und stimmen zeichnen von Emil Siemeister.
1954 in Deutsch-Kaltenbrunn im Burgenland geboren, verfasste er
ab den frühen 70er Jahren zahlreiche Manifeste und wendet sich neben
seiner grafischen Tätigkeit verstärkt dem Medium Film zu. Bisher
entstanden 40 Videos und Super-8-Filme. Zur Eröffnung spricht Johann
Konrad Eberlein vom Institut für Kunstgeschichte der Uni Graz.
Zu sehen bis zum 20. November, T 0676 701 33 00 oder www.kunstmagazin.at
Bis Mittwoch, 13. 10.: Unter dem Titel
Grazer Architektur Diplom-AWARD GAD prämiert die Architekturfakultät
der Technischen Universität Graz zum zweiten Mal die besten Diplomarbeiten
des abgelaufenen Studienjahres und stellt sie öffentlich vor. Diese
in die engere Auswahl gelangten Diplomarbeiten, unter ihnen die
5 Siegerprojekte, werden von 08. Oktober 2004 bis zum 13. Oktober
2004, jeweils von 10:00 bis 17:00 Uhr (sonntags geschlossen) im
Rahmen einer Ausstellung im HS 2, Rechbauerstraße 12, öffentlich
zugänglich sein. www.gat.st
Bis 24. 10.: Im forumKloster
Gleisdorf sind noch bis Ende Oktober Arbeiten der in Gleisdorf geborenen
und in Deutschland lebenden Künstlerin Gertraud Bühr-Hohenfellner
zu sehen. Ihre Ausbildung erhielt Gertraud Bühr-Hohenfellner in
Wien und Frankfurt, ihr künstlerisches Schaffen erstreckt sich von
Malerei über Skulpturen bis zur Installation. T 03112 2601-420 oder
www.gleisdorf.at
Bis 24. November: „Cameron Jamie – Personale“
im Grazer Künstlerhaus. Cameron Jamie, ein im kalifornischen
San Fernando Valley aufgewachsener, heute in Paris lebender Künstler,
forscht seit seinen künstlerischen Anfängen zu Beginn der 1990er
Jahre intensiv in den subkulturellen Schattenreichen. Das San Fernando
Valley ist eine sprichwörtliche überdimensionale Vorstadt, beherrscht
von der Pornoindustrie, der Angst vor Erdbeben, voller Mythen an
der Grenze zu Hollywood. In seinen Arbeiten dokumentiert Jamie die
Ausformungen von Phantasien und Ideen der lokalen Bevölkerung. Kuratiert
wurde die Ausstellung von Günther Holler-Schuster. Neue Galerie
im Künstlerhaus Graz, Burgring 4.
Weitere Informationen unter www.neuegalerie.at
Bis zum 26. November: Peter Weibel
Rechtssubjekt statt Mensch in der Galerie & Edition Artelier,
Großmarktstr. 8b / Medienturm, Graz. Dazu schreibt Peter Weibel:
„Der zeitgenössischen Kunst wird von vielen Theoretikern ihre bloße
Zeitgemäßheit vorgeworfen. Nachdem in der Moderne die Differenz
zwischen Repräsentation und Realität, zwischen Bild und Wirklichkeit,
zwischen Kunstwerk und Gebrauchsobjekt gefallen ist, werden die
Kompetenzfelder von innen wie von außen, vom Kunstsystem wie von
der Politik zerstört, wird die Kunst zum zynischen oder naiven Komplizen
beim Abbau des Sozial- und Rechtsstaates, erobern die Strukturen
der Massenmedien den Kunstraum.“
Informationen unter www.galerie-edition-artelier.at
Bis 28. November: Im Forum Stadtpark:
There must be an alternative. Eine Ausstellung kuratiert von
Oliver Ressler mit den Künstler(-gruppen): Bernadette Corporation
(USA/F), bureau d‘études (F), Etcétera (Argentinien), Aernout Mik
(NL), Oliver Ressler (A), The Yes Men (USA). There is no alternative”,
behauptete die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher
in Hinblick auf die ökonomischen Ungerechtigkeiten in den 80er Jahren,
während die politisch gewollten Umstrukturierungsprozesse zum Vorteil
von transnationalen Konzernen und dem Großkapital fortgesetzt wurden.
In den letzten Jahren gelang es der internationalen so genannten
Anti-Globalisierungsbewegung und den Sozialforen, die kapitalistischen
Herrschaftsprozesse öffentlich in Frage zu stellen. http://forum.mur.at
Bis 5. November: In der Grazer Mediathek,
Vorbeckgasse 12, zeigt in ihrer Ausstellung
Friederike Schwab unter dem Titel das schöne die überallhin
sich rettende Spur Bilder und Texte aus einem Peloponnes-Zyklus,
entstanden zwischen 2002 und 2004. Bilder von Luft und Hitze und
Vegetation, von Kartenspielern im Kafenion und von leeren heißen
Dorfplätzen. Informationen unter T 0316/76 30 51-11
Bis 6. November: Die Galerie Kunst &
Handel in der Grazer Einspinnergasse zeigt Arbeiten von Oswald
Oberhuber unter dem Titel „Ein repräsentativer Querschnitt durch
sein Schaffen“. Informationen unter T 0699 10 48 47 76
Bis 6. November:
Die Galerie Schafschetzy, Färbergasse 2 in Graz, zeigt Arbeiten
des 1970 in Leoben geborenen und inzwischen zu großem Ruhm unter
anderem mit den Poncho Brothers gelangten Ronald Kodritsch
unter dem fälschungssicheren wie authentischen Titel „Leck“.
„Aus einem selbst entwickelten, standardisierten piktorialen Repertoire
werden Elemente ausgewählt und im Sinne einer offenen Bildgrammatik
verknüpft. Auf diese Weise gelingt Kodritsch eine ironische Bedeutungsverschiebung,
die dem Betrachter nicht nur eine differenzierte Bildlektüre ermöglicht,
sondern ihn zu einem assoziierenden, das sichtbare fortsetzende
Sehen animiert. Seiner mitunter frivolen Angriffe erinnern dabei
oft an die Unverschämtheiten der Dadaisten, allen voran Francis
Picabia“, schreibt dazu Manisha Jothady aus Wien. http://www.galerie-schafschetzy.com
Bis 7. November: Die Grazer Minoritengalerien
zeigen im Priesterseminar, Bürgergasse 2, ANTECHAMBER_vor der
Scheidung mit Arbeiten der KünstlerInnen Sery C., Ruth Schnell,
Andrés Ramírez Gaviria und Markus Wilfling, letzterer
ist zeitgleich mit einer Installation im Studentenhaus der Katholischen
Hochschülerschaft in der Leechgasse vertreten. Vier künstlerische
Positionen werden vorgestellt, die Krise als Raum der Imagination
verorten, veranschaulicht in „Antechambers“, in Durchgangs- und
Lagerräumen, an Orten vor und hinter den Räumen der Repräsentation.
http://kulturzentrum.minoriten.austro.net
Bis 7. November: G.S.I.L.series im Medienturm
Zentral,
Josefigasse 1, Graz. Neben der Installation „CUBE” eröffnen die
Videoarbeiten „G.S.I.L.-series” der Grafikprogrammiererin Lia
(A) die neuen ergänzenden Ausstellungsräumlichkeiten Medienturm
Zentral am Lendplatz//Mariahilf. Weiters bespielt Lia im Rahmen
der Ausstellung „Bewegliche Teile - Formen des Kinetischen“ in Form
einer medieninstallativen Anordnung die BIX-Fassade des Kunsthaus
Graz. Als visuelles Ausgangsmaterial für die Bespielung der BIX-Fassade
wird das neu erstellte Video „int.5_27/G.S.I.L.XXX” (visuals: Lia,
sound:@c) der kommissionierten EDITION Medienturm auf die Besonderheiten
der „site“ hin adaptiert.
Anfragen an T 0316-261381 oder www.medienturm.at
150.000 Besucher im Steirischen Feuerwehrmuseum
Groß-St. Florian. Im 10. Jahr seines Bestehens konnte das Steirische
Feuerwehrmuseum in Groß-St. Florian am kommenden Mittwoch den 150.000.
Besucher begrüßen. Das Steirische Feuerwehrmuseum, im Mai 1995 eröffnet,
zeigt die Entwicklung der heimischen Feuerwehr, von der Römerfeuerwehr
bis hin zu modernsten High-tech Geräten der Gegenwart. Das Museum
wurde einer breiten Öffentlichkeit durch seine internationalen Kunstausstellungen
bekannt, insbesondere durch eine Russland-Trilogie in Zusammenarbeit
mit dem Staatlich Russischen Museum St. Petersburg, die 1999 mit
der Ausstellung „ROT in der russischen Kunst“ begann. Eben zu Ende
ging die erfolgreiche Schau Liebe, Tod und Leidenschaft im Russland
der Zaren, bei der Werke russischer Malergrößen des 19. Jahrhunderts,
darunter auch Bilder von Ilja Repin, der als Rembrandt Russland
bezeichnet wird, gezeigt wurden. Informationen unter www.feuerwehrmuseum.at
Alfred Resch,
Preisträger des Kendrion Kunstpreises 2004 Der Kendrion Kunstpreis
2004, vergeben von www.kunstboerse-steiermark.at, geht an den 1962
in Graz geborenen Alfred Resch. Eine unabhängige, ehrenamtlich tätige
Jury (Dr. Margit Fritz-Schafschetzy, DI Gerhard Lojen) hat
Alfred Resch den mit 3.500 Euro dotierten und von der Eibiswalder
Firma Kendrion Binder Magnete gestifteten Preis zugesprochen. Die
Werke des Preisträgers sind derzeit und bis zum 31. Oktober im Lerchhaus
Eibiswald zu sehen. In der Begründung der Jury heißt es: „Alfred
Resch präsentiert ein weitgespanntes Werk, das sowohl den Bereich
der Malerei mit dem Tafelbild als auch die Neuen Medien miteinbezieht.
In seinen Interventionen in der Natur verwendet Alfred Resch etwas,
das man aus der Kunstgeschichte wiedererkennt. Im Spiel mit der
Ähnlichkeit findet er eine eigenständige Sprache und überzeugt durch
vielschichtige Interpretationsmöglichkeiten.“
Papier La Papp im Grazer Kindermuseum. Eine
Ausstellung des Kinder- und Jugendmuseums München in Zusammenarbeit
mit FRida & freD für Kinder von 6 bis 12 Jahren. FRida &
freD schickt seine BesucherInnen auf eine Reise durch spannende
Zeiten und exotische Welten, in denen Papier Geschichte geschrieben
hat. Die Inhalte der Ausstellung werden in sechs Stationen vermittelt,
die sich jeweils aus einem kulturgeschichtlichen Erlebnisraum sowie
einer Werkstattinsel zusammensetzen. Neugierde und Wissensdurst
ist alles was man braucht, um sich in der Ausstellung „PAPIER LA
PAPP“ wohlzufühlen. Als Andenken an den Ausstellungsbesuch können
bei allen Stationen Arbeitsblätter gesammelt werden. Nachdem sie
in den Werkstätten gestaltet wurden, haben die Kinder die Möglichkeit
in der letzten Werkstatt PAPIER BUCHBINDEN ihr kleines Museum zu
binden oder zu digitalisieren. www.fridaundfred.at
Breaking the Visual im Pavelhaus
< Nikolaus Gansterer: Gewächshaus
Die Ausstellung Breaking the Visual setzt sich mit reproduktionstechnisch
generierten Wahrnehmungsmodellen auseinander, die unterschiedliche
Zugänge zu realen und virtuellen Situationen von Raum untersuchen
und gleichzeitig die Bedingungen vordefinierter Ausstellungsmodalitäten
in Frage stellen. Welche Referenzsysteme entstehen durch künstlerisch
und künstlich geschaffene Bildwelten, denen die Aufgabe von Repräsentationsebenen
der Wirklichkeit zugeschrieben wird? Kuratiert wurde die Ausstellung
von Walter Seidl. Präsentiert werden Arbeiten von Tomo
Brejc (SI), Richard Crow (GB), Dustin Dis (USA),
dy’na:mo (A) Nikolaus Gansterer (A), Katharina
Heinrich (A), Ursula Mayer (A), und Boris Missirkov/Georgi
Bogdanov (BG), N.I.C.J.O.B. (F/A). Pavelhaus, 8490 Laafeld/Bad
Radkersburg | www.pavelhaus.at
Das Landesmuseum Joanneum in der Grazer
Neutorgasse 45 zeigt im Oktober eine Ausstellung mit Schmuckkunstwerken
von Manfred Nisselmüller unter dem Titel adrem SCHMUCK
vehikel. Seit 1985 ist Schmuck das vorrangige Thema Manfred
Nisslmüllers. Für ihn ist Schmuck Gegenstand von Untersuchungen
und Anlass zu Überlegungen, nicht bloß ein zu formendes Objekt.
www.museum-joanneum.at
Glück und Unglück 2, eine RHIZOM
Ausstellung von ekw14,90 und Gästen. Ein praktisches Nachdenken
über die Transformierbarkeit von gewachsenen Strukturen. Das „Rhizom“
wird einer Zellteilung unterworfen, die sich auf allen operativen
und inhaltlichen Ebenen vollzieht (von der Infrastruktur bis zu
eigener Programm- und Budgethoheit). ekw14,90 übernimmt in einem
temporären Feldversuch das Herbstprogramm 2004. In Radiosendungen,
die die Ausstellung begleiten, werden Gäste aus verschiedenen Bereichen
der Wissenschaft eingeladen, Überlegungen zum Thema anzustellen.
Jeden Dienstag von 12:15 - 13:00 auf Radio Helsinki 92,6 MHz (Graz)
jeden Mittwoch von 19:15 - 20.00 auf Orange 94,0 (Wien).
http://ekw1490.mur.at/glueck
| RHIZOM, Jakoministrasse 10, 8010 Graz. Bis 07. November 2004.
Öffnungszeiten: Fr - So: 14:00-18:00
Die Galerie tazl, Neutorgasse 47 in Graz,
würdigt Arnulf Rainer
anlässlich seines 75. Geburtstages mit einer Ausstellung unter dem
Titel seventyfive. tazl präsentiert eine Grafikserie 2000-2004
mit zyklischen Überarbeitungen eines Motivs. T 0316 82 00
46
Seit 9. 10.: Die Galerie Remixx im
Palais Trauttmansdorff, Bürgergasse 5 in Graz, zeigt
Collagen von Hausmann, Höch, Lissitzky, Roh, Hoffmann, Weibel,
Senkinc, Stern, Rogler, Pointner, Verlon, Kosel, Frieberger, Motschnig,
Müller, Pölzl, Buchner, Schlick, Amtmann, Nestler, Dampfhofer, Grünling,
Gyurko, Urban u.a. | T 0664 31 12 169
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Literatur, Theater, Kabarett |
Bis Mittwoch, 13. Oktober: Kinder- & Jugend-FILMwerkstatt
04-06 der filmakademie steiermark. Unter fachkundiger Anleitung
und mit professionellem Equipment lernen Kinder und Jugendliche
technische Grundlagen und Berufsbilder der Filmproduktion kennen;
Anmeldeschluss ist am Mittwoch, 13. Oktober 04.
Information: f.a.st. filmakademie steiermark 8010
Graz, Brockmanngasse 89/I T 0316/31 99 66<
tag.theateragentur@utanet.at
und www.tag-theateragentur.com
Donnerstag, 14.10.: Stefan Haider gibt sich
Frei & Wild
im Lorenzhof in Weinitzen bei Graz, Niederschöckelstr. 35.
Am 21. 10. führt Irene S. ihre Gschlamperten Verhältnisse
dem p.t. Publikum vor Augen. Am 28.10. äußert Fredi Jirkal
seinen Kinderwunsch. Und am 4.11. sucht Michael
Schuller nach Weisheit in Der Stein der Greisen. Beginn
ist jeweils um 19.00 Uhr. Informationen unter 03132/2033 oder 0664/3924425
Donnerstag, 14. 10.: Welthaus-Fest im Welthaus
Graz, Grabenstraße 39, mit Beginn 18:30 Uhr. Der Star des heurigen
Welthaus-Festes ist Senegal. Information unter Tel 0316/32 45 56
und www.welthaus.at
Freitag, 15. 10.:
Um 20
Uhr im mo.xx, Moserhofgasse 34 in Graz, findet das Varieté Freier
Fall statt: Das Varieté Freier Fall geht in sein drittes Jahr.
Es wird wie gewohnt ein gemischt bunter Abend mit Darbietungen
aus den unterschiedlichen Genres der Klein- und Varietékunst werden.
Durch das Programm wird diesmal Edwin Prohaska alias Markus
Hoffmann in schräger Comedymanier führen. Karten können wie
immer unter 0316 83476 oder varietefreierfall@gmx.at reserviert
werden bzw. sind an der Abendkasse erhältlich. Weitere Informationen
unter http://freierfall.mur.at
Uraufführung. Freitag, 15. 10.: Pemiere
von
Alle Macht der Logik, Baby, einem Stück mit Don Quichotevon
Tobit Schweighofer im Theater im Kürbis, Wies. Dem
edlen Ritter bleibt gar nichts anderes übrig, als für die Freiheit,
das Recht und die Liebe zu kämpfen) Weitere Aufführungen am 16.,
20., 22., 23., 27., 29., und 30. 10. Informationen unter T 03465/7038
oder kuerbis@kuerbis.at
Samstag, 16.10.: Im Veranstaltungszentrum
Judenburg findet die einzige Aufführung von Das Getanzte
Gedicht des Carousel Theaters im Rahmen des steirischer herbst
2004 statt. Beginn ist um 20.00 Uhr. www.kulturag.com
Ab Mittwoch, 20. 10.: „Erlauben bitte: Ich“
Die österreichische Seele als Heurigenabend. Eine szenische
Hommage an H. C. Artmann und Hans Moser. Das Wiener Rabenhof
Theater wird zum Heurigenlokal. Mit: Rudi Widerhofer
& dem Eheepaar Reblaus, Lukas Goldschmidt an der Hammond-Orgel
und Grace Latigo, Gesang. Die Ausstattung stammt von Carlos
Schiffmann, inszeniert hat Ernst M. Binder.
Weitere Vorstellungen: 22., 23., 29., 30. Oktober
2004 und 9., 10., 11., 17., 18. Dezember 2004, Beginn jeweils um
20.00 Uhr.
Weitere Informationen und Karten unter T 01/712 82 82 und www.rabenhof.at
Mittwoch,
20. 10.: In der Reihe 4handschreiben - Literatur in der Mediathek
treffen diesmal die Schriftsteller Willi Hengstler & Hans Trummer
aufeinander, um Dandalo darzubieten, ein Sprechstück
von zwei Personen als Textmetamorphose. Es moderiert Walter Titz.
In der Mediathek in Graz, Vorbeckgasse 12. Beginn ist um
20.00 Uhr, der Eintritt frei. Es folgt am 27.10. Lesung
und Buchpräsentation Die Archäologin von Eva Kuntschner & Thomas
Wollinger, die der Frage nachgehen: Können Männer schreiben,
was Frauen fühlen? T 0316/76 30 51-11
Donnerstag 21. 10.: THEATERmëRZ eröffnet
die kommende Saison mit dem mëRZFRAKTAT „Drei Schwestern“
von W. O. Bernhart nach A. P. Tschechow. Weitere Aufführungen
folgen am 22. und 23. 10., jeweils ab 20.00 Uhr. Informationen unter
T 0316 / 72 01 72 oder www.theatermerz.com
Samstag, 23. 10.: Arlecchino & Co von Franz
Blauensteiner
in einer Inszenierung des WERKRAUMtheater mit Rezka Kanzian
und Blauensteiner Franz um 19.00 Uhr auf Schloß Wildon, Kultursaal.
Informationen unter T 0676 94 00 383 o. 0316 / 31 90 70 und
www.werkraumtheater.at
Samstag, 6. November: Premieren am Grazer
Schauspielhaus: Frühere Verhältnisse von Johann Nepomuk
Nestroy in einer Inszenierung von Gottfried Breitfuß mit
Katharina Knap, Julia Kreusch, Ernst Prassel, Dominik Warta.
Um 19.30 Uhr. Am 7. November: Der Kontrabass von Patrick Süskind,
inszeniert von Andreas Bauer und Johannes Lang in der Rolle des
Bassisten. »Ein grauenvolles Instrument!« - Für‘s Orchester unverzichtbar,
doch als Soloinstrument unerträglich und im Privatleben eine einzige
Katastrophe, so ergeht sich ein einsamer Bassist in rührend-komischer
Hassliebe zu seinem Instrument, kurz vor der Festspielpremiere,
wo er der jungen Sängerin vor aller Welt seine Liebe gestehen will.
Um 20.30 Uhr, Ebene 3. Weitere Informationen und das gesamte Programm
finden sie unter www.theater-graz.com
Ab 21.10.: Der Froschkönig vom Theater
Mundwerk hat um 16.00 Uhr im Kleinen Minoritensaal des
Kulturzentrums bei den Minoriten in Graz Premiere. Ein Theaterstück
für junges Publikum ab 5 von Susanne Czepl und Jürg Schlachter
frei nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm. Weitere
Termine am 22., 28., 29. und 30. Oktober und 04., 05. und 06. November.
Informationen unter http://kulturzentrum.minoriten.austro.net
Ab Freitag, 22. 10.:
Literatur im Forum Stadtpark: Schwarzer Freitag ab 20.00 Uhr
mit den LiteratInnen Hanno Millesi (Wien), Christoph Huemer (Graz),
Xaver Bayer (Wien), Peter Glaser (Berlin), Wilhelm Hengstler (Graz),
Kathrin Resetarits (Wien), Stephan Alfare (Wien), Christoph W. Bauer
(Innsbruck), Martin G. Wanko (Graz). Am Montag, 25.10., richtet
Martin G. Wanko seine Frage Bewegt Literatur (noch) die Menschen?
an Heimo Sver, Wilhelm Hengstler und Helwig Brunner.
Es folgt der Mann, der seine Lesungen als „Schausaufen mit Text“
bezeichnet: Am Freitag, 29.10. ab 20.00 Uhr, kommt Harry
Rowohlt erstmals nach Graz. Zu einem gepflegten Gespräch mit
Günter Eichberger, netten Videos und gekühlten Getränken.
Im Gedenken an Flann O’Brien, dessen Geist auch erscheinen wird.
„Wenn mich jemand bucht, muss er damit rechnen, dass ich möglicherweise
verkatert, aber stocknüchtern zur Lesung erscheine, denn erscheint
man bereits besoffen, ist das Beschiss am Publikum. Das Publikum
muss miterleben können, wie man sich zugrunde richtet. Und sich
nach Möglichkeit auch selbst zugrunde richten.“ (Harry Rowohlt).
Alle Informationen unter http://forum.mur.at
Donnerstag, 28. 10: Frauen schreiben. Positionen
aus Südosteuropa. Ab 20.00 Uhr lesen Andrea Zlatar/HK und
Drinka Gojkovic/YU im Kleinen Monoritensaal. Am 4. November,
ebenfalls um 20. Uhr lesen Tzeta Sofronieva/BG und Magda Carnei/RO.
http://kulturzentrum.minoriten.austro.net
Wettbewerb Short Cuts im Theater am Ortweinplatz
Mit short cuts schreiben das TaO! und der LAUT einen Förderpreis
für junge Theatermacher zwischen 18 und 28 Jahren, die in Österreich
leben, aus. Ziel des Wettbewerbs ist die Förderung junger Theatermacher
und Theatergruppen aus Österreich, die am Beginn ihrer Laufbahn
stehen. Gesucht werden Theaterskizzen, die auf ein Thema, Bühnenbild,
Text oder Ähnliches reagieren. 2004 ist das Thema „fam.fatal! Ist
die Familie noch zu retten?“ vorgegeben. Beurteilt werden keine
schriftlichen Konzepte, keine fertigen Produktionen, sondern maximal
12 Minuten dauernde szenische Skizzen, die Einblick in die inhaltliche
und ästhetische Idee zum Thema sowie in die Arbeitsweise der Wettbewerbsteilnehmer
geben und als Fragment oder performanceähnlich vorgestellt werden.
Die Wettbewerbsveranstaltung findet im Rahmen von „Jungwild.
Das Festival für junges Theater“ am 1. Dezember 2004 im Kristallwerk
in Graz statt. Anmeldeschluss ist der 31. Oktober.
Weitere Informationen bei Manfred Weissensteiner,
Theater am Ortweinplatz, Ortweinplatz 1, 8010 Graz, T 316 / 84 60
94 und http://theateramortweinplatz.mur.at
Diagonale 2005: Einreichen von Filmen und Videos.
Ab sofort
ist es möglich, Filme und Videos für die DIAGONALE 2005 einzureichen.
Unter www.diagonale.at
finden sich alle Informationen und Unterlagen, die Einreichfrist
endet am 1. Dezember 2004. Die DIAGONALE 2005 wird vom 14. –
20. März in Graz abgehalten und erstmals unter der gemeinsamen
Leitung von Birgit Flos/Programm, Robert Buchschwenter/Produktion
und Georg Tillner/Finanzen produziert.
HOHRCH! Hörspielfestival Radio Helsinki – Aufruf
zur Teilnahme!
Alle Hörspielinteressierten sind eingeladen, am diesjährigen HOHRCH!
Hörspielwettbewerb vom 22.-26. November 2004 teilzunehmen. Selbst
produzierte Hörspiele sollen einem breiten Publikum zugänglich gemacht
werden. Einsendeschluss ist der 31. Oktober. Teilnahmebedingungen
und nähere Informationen bei Waltraud Tragbauer, Tel. 0316 / 830
880 DW 82, oder Maga Andrea Schlemmer, Tel. 0316 / 830 880 DW 86,
E-Mail: office@helsinki.at, Betreff: Hörspiel, und http://helsinki.mur.at
Jeden Dienstag:
Im Grazer Orpheum gibt sich in seiner 22. Spielsaison, jeweils
um 15.00 und um 16.30 Uhr, der Kasperl vom Grazer Kasperltheater
ein Stelldichein. Gespielt wird Kasperl und die Zauberbombe,
in dem sich der Zauberer Metternich von den KasperllandbewohnerInnen
nicht ernst genommen fühlt. Ein Feiertagsspezial um 14:30, 15:45
und 17:00 Uhr mit Kasperl am Bauernhof gibt es am 26.10.2004.
Kasperl und die Hexen, jeweils um 15:00 und 16:30 Uhr, wird
am 02., 09., 16. und 23. November gegeben.
Informationen und Kartenvorverkauf unter anderen
bei Orpheum-Tickets 0316 / 71 34 73-9014
22. - 24.10.: Theaterseminare Aus den Bereichen
Volkstheater, Schminken, chorisches Theater und Jugendtheater.
Referenten: Dr. Ekkehard Schönwiese, Barbara Carli, Gudrun Maier,
Raimund Wallisch, Kurt Malik. Seminarort: JGH Eisenerz.
Informationen unter www.jugendreferat.steiermark.at.
Auch das Werkraumtheater bietet Schauspielkurse
an: Kursbeginn: Freitag 15. Oktober, 19:15 (1x wöchentlich
am Freitag)
Info & Anmeldung: 0316 / 31 90 70 o. 0676 94 00 383 office@werkraumtheater.at
| www.werkraumtheater.at
Freitag, 29.10.:
Lesung der Literaturzeitschrift Tinctur mit Ruud van
Weerdenburg und Marcel Fotter, Musik: Vera Montana.
Ab 19.30 Uhr in der Landesbibliothek, Kalchberggasse 2 in Graz.
Informationen unter www.the2wingsofthe1swan.com
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GELESENES & ERLESENES |
Ein Schlüsseltext zur Wiener Moderne
„Wurstelprater“ von Felix Salten (1868 – 1945) und Emil Mayer (1871
– 1938) gehört zu den Schlüsseltexten der Wiener Moderne. Der Autor
und der Fotograf, ein literarischer Verwandlungskünstler der eine,
ein Wegbereiter der modernen Fotografie der andere, führen in ihrer
anschaulichen Text-Bildreise in den Wiener „Wurstelprater” von 1911
und in die Widersprüchlichkeit der Zeitenwende.
Der nach mehreren Jahrzehnten erstmals wieder aufgelegte
„Wurstelprater” wird von einem ausführlichen Kommentarteil begleitet.
Ein Team internationaler KulturwissenschaftlerInnen (btwh – Berkeley,
Tübingen, Wien, Harvard) zeigt den „Wurstelprater” im Netz zeitgenössischer
Diskurse.
Mattl/ Müller-Richter/ Schwarz (Hg.) Felix Salten: Wurstelprater.
Ein Schlüsseltext zur Wiener Moderne. Mit Originalaufnahmen von
Emil Mayer. Wien: Promedia 2004. ISBN 3-85371-219-3; br.; Format
12,5x18,5; 256 Seiten, 19,90 E.
KORSO verlost in Kooperation mit dem Promedia-Verlag
3 Exemplare des Buches beim KORSO-Kulturquiz!
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Das Handy
ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin Will,
aufgezeichnet von Jörg-Martin Willnauer
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Jörg Nauer: Ich fass es nicht! Jahrelang hast du über
die Handy-Manie der Wichtigtuer gelästert und fleißig Umberto
Eco zitiert und jetzt marschierst du mit dem Handy am Ohr durch
die Stadt! Dir glaub ich nix mehr!
Martin Will: Das ist die normative Kraft des Faktischen,
mein Lieber. Die Handymasten stehen eh überall und Ecos Satire
ist längst überholt. Außerdem zahl’ ich keine Grundgebühr.
J.Nauer: Noch schlimmer! Um ein paar Silberlinge verrätst
du deine Prinzipien.
M.Will: Naja, nicht ganz. Neulich war ein Handyvertreter
bei mir und wollte mir einen Masten im Garten aufschwatzen. Ich
hätte viel Geld lukrieren können; aber ich hab’ abgelehnt.
J.Nauer: Und was hat der Handyfritze dir geboten?
M.Will: Bei einer Mindestlaufzeit von 10 Jahren 300 Euro
monatlich. Summa summarum 36.000 Euro, also etwa 500.000 Schilling.
Für nix!
J.Nauer: Nicht ganz. Das Karzinom wird frei Haus mitgeliefert.
M.Will: Woher willst du das wissen? Wir sind beide keine
Wissenschafter und müssen nolens volens das glauben, was die Wissenschaft
herausgefunden hat.
J.Nauer: Die hat eine ganze Menge herausgefunden! Schau
dir mal die homepage www.buergerwelle.de an und dir wird Hören
und Sehen vergehen! Wir sind Versuchskaninchen in einem riesigen
Feldversuch und treiben ein ziemlich gefährliches Spiel mit unserer
Gesundheit. Selbst im idyllischen Murau dürfen laut Gemeinderatsbeschluss
in öffentlichen Gebäuden keine Handymasten mehr errichtet werden.
M.Will: Das wird den braven Murauern nix nutzen; die
Betreiber finden sicher willige Grundeigentümer.
J.Nauer: Den möchte’ ich sehen, der sich das traut.
M.Will: Die Kirche. Laut „Wirtschaftsblatt“ waren schon
im Jahre 2001 in Österreich gut 400 Handysendeanlagen in Kirchen
installiert. Das hat der Kirche schon damals pro Jahr ein paar
Millionen Euro eingebracht. Inzwischen gibt es noch viel mehr
Anlagen und entsprechend mehr Geld.
J.Nauer: Non olet. Der Handymarkt ist ein millionenschweres
Geschäft, da darf Ecclesia nicht abseits stehen. Und wer zahlt’s?
Wir. Mit unserem Geld und unserer Gesundheit.
M.Will: Naja, so gefährlich wird das Handy schon nicht
sein. Das Gesundheitsministerium überwacht die Grenzwerte ...
J.Nauer: ... Du bist ja grenznaiv! Laut „Süddeutscher
Zeitung“ sitzen zahlreiche Politiker in Aufsichtsräten von Mobilfunkkonzernen.
Die öffentliche Hand ist ziemlich pleite und nutzt jede Möglichkeit
um zu Geld zu kommen.
M.Will: Kann sein. Aber einen Nutzen hat das Handy für
viele Menschen doch.
J.Nauer: Es ist verdammt bequem.
M.Will: Und es fördert die Kommunikation.
J.Nauer: Hast du dein Gehirn im Mikrowellenherd getoastet?
Das Gegenteil ist der Fall!
M.Will: Hör zu: Ich war neulich in einem In-Lokal beim
Bermuda-Dreieck. Neben mir schmusen zwei junge Leute. Er fragt:
„Gehen wir zu dir oder zu mir?“ Sie sagt:“ Zu mir. Hast du Kondome
dabei?“ Er antwortet: „Brauch ich nicht. Ich hab das Handy seit
Wochen in der Hosentasche und bin praktisch zeugungsunfähig."
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kunst/kultur
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