korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
09/2004
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    Frösche, ein Chamäleon und ein zeitgenössisches Bestiarium Im Studio der Neuen Galerie Graz werden Arbeiten der „Morgensterne“ Miriam Mone und Markus & Martin Gansberger präsentiert. Die Galerie im Hof zeigt eine Personale mit Malerei, Collagen und Zeichnungen von Günter Schimunek.


Origami ist die aus Japan stammende Kunst, Figuren aus Papier zu falten. Dieser asiatischen Tradition nehmen sich die Zwillinge Markus und Martin Gansberger in ihrem Konzept unter dem Titel „?unst in Heimarbeit“ an. Im Rahmen einer von der Kleinen Zeitung initiierten Aktion „Morgensterne“, einer Plattform für junge Talente aus den Bereichen Literatur, Musik und bildende Kunst, wurden Faltanleitungen für Papierfrösche veröffentlicht, nach deren Muster das interessierte Publikum aufgefordert war, seine selbst gefalteten Exponate an die Künstler zu schicken.

Multiple Frösche
Das Ergebnis ist eine Froschkolonie aus einer Unzahl von Individuen, die den Boden des Studios der Neuen Galerie besetzt hat. Markus, Student an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, und Martin Gansberger, der in Graz Architektur studiert, verstehen es, mit den Spielregeln der zeitgenössischen Kunst umzugehen, indem sie mit ihrem Projekt eine Situation hinterfragen, nach welcher der Künstler seine Rezipienten, eine Zielgruppe oder Teilöffentlichkeit aktiv in die Ausführung seines Konzepts einbezieht. Naturgemäß ist man auch an das Diktum Joseph Beuys’ erinnert, nachdem jeder ein Künstler ist oder wenigstens sein kann. Ein weiterer Aspekt betrifft die Frage nach dem multiplen Kunstwerk, wenn ein Gansbergerscher Prototyp „Terrorfrosch“ – aus Zeitungspapier gefaltet und benannt nach dem darauf mehrfach aufscheinenden Begriff „Terror“ – auf einem Podest und in einer Vitrine einer Vielzahl von Klonen gegenübergestellt wird. Und auch das Genre Mailart ist Teil des Prozesses, indem die Objekte auf dem Postweg an die Initiatoren dieses Konzepts zurückgehen.

Lineares Chamäleon
Den zweiten Raum des Studios füllen, in einer präzis reduzierten Installation, Arbeiten von Miriam Mone. Wie die Brüder Gansberger wird auch sie von der Kuratorin der „Morgensterne“ und Leiterin der Neuen Galerie, Christa Steinle, vorgestellt. Miriam Mone studiert ebenfalls Architektur in Graz, ist Mitglied der Gruppe „Sofa 23“ und setzt ihre künstlerische Arbeit in verschiedenen technischen Medien um. So entstehen neben Zeichnungen, Gemälden, Videos, Fotos und Illustrationen zu Kurzgeschichten auch Trickfilme. Ihr Environment mit dem phantastischen Titel „Camelium Tyrannus Vagabundus“ besteht aus schwarzweißen Grafiken, die nach manuell zeichnerischem Entwurf am Computer bearbeitet wurden, vor Wänden, die durch vertikale gelbe Linien in verschiedenen Stärken strukturiert sind. Auf einen ersten Blick ist man an industrielle Strichcodes erinnert, zugleich verblüfft dieses Spannung und Raumtiefe vermittelnde System wie die überzeugende Korrespondenz der Grafiken auf Papier mit der Struktur der Wandflächen. Ein paradoxes Element entsteht aus dem biologischen Vermögen des Chamäleons, sich durch Camouflage seiner Umgebung anpassen zu können: Mones Chamäleon scheint sich allein an der linearen Struktur zu orientieren. In Erinnerung an Daniel Burens Lineamente steht Mones Installation durchaus für eine geschickte Weiterführung eines an sich minimalistischen Prinzips – sophisticated wäre vielleicht das adäquate, aber schwer zu übersetzende Adjektiv.

Günter Schimunek: Ohne Titel, Laser-Collage/Leinwand, 2004, 180 x 130 cm Foto: Neue Galerie

Mittelalterliches Bestiarium
„Was gafft uns an?“ – Großformatige Collagen, Bild-im-Bild-Situationen, Monster und Masken, Fotografie in Verbindung mit Malerei lassen surreale (alb-)traumhafte Bildwelten und Pandämonien im Werk Günter Schimuneks entstehen. Der 1942 geborene Grazer akkumuliert Fotomaterial in Verbindung mit malerischen und grafischen Elementen, die als Laserprints wieder auf die Leinwand gebracht werden und evoziert damit komplexe Vorstellungen der Wahrnehmung von und Erinnerungen an Eigenes und einen Bildfundus, entstanden aus Zusammenarbeit mit anderen Künstlern wie Werner Schwab, Helmut Eisendle oder Max Gad. Acrylarbeiten auf Papier in Kombination mit Texten von Günter Brus lassen an monströse Rorschachbilder denken, etwa die Serie „Blockwart“ aus dem Jahr 1998. Im eben erschienenen Katalogbuch „Günter Schimunek. Der Kunstvermalungsverführer“, herausgegeben von Joachim J. Vötter (Bibliothek der Provinz), beschreibt Max Gad seinen Zugang als ein „En Face mit Schimuneks Bestiarium“ und in der Tat mutet das Figurenrepertoire an wie ein Herüberretten der Bestände mittelalterlicher Bestiarien in eine Zeit der Gentechnologie, gefunden und neu versammelt in den vielen Wirklichkeiten des Günter Schimunek.

– Wenzel Mracek –

Alle Ausstellungen laufen bis zum 26. September | weitere Informationen unter www.neuegalerie.at

 

 

  Jump Cut – Wahrnehmung und Inszenierung


Als Jump Cut bezeichnet man die Technik sprunghafter Schnitte von Filmszenen, den abrupten Wechsel von Zeit- oder Erzählebenen. Dieses Gestaltungsprinzip liegt einer Ausstellung von fotografischen und Videoarbeiten von Gerald Van Der Kaap in der Camera Austria zugrunde. Überhaupt ist es paradigmatisch für die Arbeitsweise Van Der Kaaps, sich einer Vielzahl von Themen und Motiven zu widmen, die, wenngleich technisch präzise ausgeführt, in der Totale der Ausstellung und auf schnelle Ansicht den Eindruck von Schnappschüssen entstehen lassen. Diese Sichtweise aber ist bewusst erzeugt und erweist sich als Stilmittel konzeptueller Fotografie, nach welchem der Künstler tatsächliche Schnappschüsse neben inszenierte Szenen stellt oder im Internet aufgefundene Bilder – nach einer konzeptuellen Vorgangsweise der Appropriation – in das eigene Œuvre übernimmt.

Gerald Van Der Kaap wurde 1959 geboren und studierte an der St.-Joost-Akademie der bildenden Künste in Breda. Sich selbst bezeichnet er als „Non-Genre-Artist“, was im Allgemeinen auf den Inhalt seiner Arbeiten bezogen sein mag, formal dominant sind jedenfalls die Fotografie und allgemeiner die Arbeitsweise mit neuen Medien. In den Jahren 1987 und 1988 war Van Der Kaap in die Produktion von insgesamt 50 wöchentlichen TV-Sendungen im Amsterdamer Kabelfernsehen unter dem Titel Rabotnik TV involviert und seit 1986 erschienen eine Reihe von Schallplatten. 1996 entstand mit dem Online Image Generator sein erstes Internetprojekt und gleichzeitig begann Van Der Kaap seine Karriere als VJ (Sampling von visuellen Clips, vergleichbar der Arbeit des DJs mit akustischem Material) in Clubs in Amsterdam und Rotterdam. Schließlich entstand 1999 eine erste DVD mit dem Titel A Compilation (These are my intentions).

Gerald Van Der Kaap: Yawning Girl, De Meerse Theatre, Hoofddorp, 2000

2002 war Van Der Kaap Artist in Residence an der Xiamen-Universität in China. Ein Großteil der aktuellen Ausstellung umfasst in dieser Zeit geschaffene Werke, die einerseits inszeniert wurden, andererseits nach der klassischen Methode der Erwartung des günstigen Augenblicks entstanden. Vielen Arbeiten Van Der Kaaps ist eine Art spielerischen Interesses an den Möglichkeiten der Bildmanipulation anzusehen, wenn sich etwa ein vermeintliches Zwillingspaar in einer Aufnahme von Flugpassagieren als Verdoppelung nur einer Person entpuppt, deren Bildzwilling durch Veränderung kleiner Details wiederum individualisiert wird. In seiner Präsentation nennt Van Der Kaap die diesbezügliche Arbeitsweise schmunzelnd und mit selbstbewusstem Understatement „childish“. Anders ein vierteiliger Zyklus aus dem Jahr 1991, in dem Landschaftsaufnahmen durch softwarebasierte Bildbearbeitung in geometrische Strukturen verfremdet wurden, eine Methode, die heute jedes Bildbearbeitungsprogramm am PC möglich macht. Van Der Kaaps bearbeitete Fotografien jedoch nahmen die folgende Entwicklung vorweg und mussten nach Anleitung und Bildvorstellung ihres Autors noch einzeln programmiert werden.

Für das Prinzip Jump Cut und das Einbeziehen vorgefundenen Materials – found footage – stehen auch Das erste Bild und Das zweite Bild, so die Titel, als Gegen-überstellung und Dialog zweier ein Zeitspektrum repräsentierender und inhaltlich korrespondierender Fotografien. Beim ersten Bild handelt es sich um die Reproduktion der als Erste bekannten Fotografie der Geschichte, einer Ansicht aus Joseph Nicéphore Niépces Wohnung in Gras aus dem Jahr 1826. Dem stellt Van Der Kaap ein strukturell ähnliches und selbst aufgenommenes Foto der Ansicht aus einem Hotel in Kyoto im Jahr 2000 gegenüber. Ein zwar unprätentiöses, dafür umso listiger daherkommendes Manifest für die Intention Gerald Van Der Kaaps, sich in der Geschichte der Fotografie zu positionieren.

– Wenzel Mracek –

Jump Cut von Gerald Van Der Kaap ist bis zum 26. September in der Camera Austria, Lendkai 1, in Graz, zu sehen.
Weitere Informationen unter www.camera-austria.at

 

 

  Landesmuseum Joanneum: Erfolgsbilanz 2003 soll 2004 fortgesetzt werden Das Kulturhauptstadtjahr 2003 war ein Ausnahmejahr wohl in jeder Hinsicht – auch für das Landesmuseum


Bei der Präsentation ihres Geschäftsberichtes 2003 konnten Intendant Peter Pakesch, Direktor Dr. Wolfgang Muchitsch und der Aufsichtsratsvorsitzende Univ.-Prof. Dr. Franz Marhold auf 652.656 BesucherInnen verweisen, das entspricht einer Steigerung gegenüber 2002 um 80 Prozent. Natürlich, so Peter Pakesch, dürfe man sich ob dieses Ergebnisses „nicht selbst auf die Schulter klopfen“, waren doch die Eröffnung und der Ausstellungsbetrieb des Kunsthauses und die Eröffnung des Volkskundemuseums im überdurchschnittlich frequentierten Kulturhauptstadtjahr maßgebende Ursache. Aber: Auch heuer liegt die Zahl der BesucherInnen bereits deutlich über der Gesamtzahl von 2002: Schon 300.000 Interessierte haben die verschiedenen Abteilungen des Landesmuseums besucht – und mit den noch folgenden Ausstellungen in Kunsthaus, Neuer Galerie und Kulturhistorischer Sammlung am Joanneum sollte eine Quote von 500.000 Besucher-Innen erreicht werden.

Pakesch, Marhold, Muchitsch (v.l.) zeigen Freude über die Bilanz 2003

Geringes Ankaufsbudget
Mit 1. Jänner 2003 wurde das Landesmuseum Joanneum in eine Ges.m.b.H. ausgegliedert, damit mussten ein eigenes Rechnungswesen und eine Personalverwaltung für rund 300 MitarbeiterInnen aufgebaut werden, in Zusammenhang mit dem Kunsthaus wurden die Kapazitäten für EDV und Öffentlichkeitsarbeit verstärkt. Die Ausgaben für Investitionen in der Höhe von 1,8 Mio. Euro sind neben den baulichen Maßnahmen für das Volkskundemuseum, die Neue Galerie, den Museumspavillon Flavia Solva und das Lapidarium in Eggenberg vor allem auf Strukturmaßnahmen im Zusammenhang mit der Ausgliederung zurückzuführen. Laut Bilanz beträgt der Jahresgewinn des zweitgrößten Museumskomplexes in Österreich 32.865 Euro. Als Wermutstropfen betrachten die Direktoren Muchitsch und Pakesch das geringe Ankaufsbudget von 160.000 Euro, entsprechend 1,2 Prozent des Budgets, das durch forcierte Sponsorensuche in den nächsten Jahren gesteigert werden muss.

Aktuelle Maßnahmen betreffen eine Neuaufstellung der Sammlung des Jagdmuseums auf Schloss Stainz und die Übersiedelung der Alten Galerie nach Schloss Eggenberg. Über die Einbindung des Künstlerhauses in den Ausstellungsbetrieb des Joanneums soll, nach Absprache mit den Künstlervereinen, im Jahr 2006 entschieden werden und ebenfalls 2006 wird die Renovierung des Gebäudes der Kulturhistorischen Sammlung in der Neutorgasse in Angriff genommen.

Das Programm für Herbst und Winter 2004/05 umfasst die Ausstellung Bewegliche Teile – Formen des Kinetischen im Kunsthaus, dress code.
Mode von 1570 – 1955 in der Kulturhistorischen Sammlung, Offene Prozesse 1964 – 1979 zum Frühwerk Peter Weibels in der Neuen Galerie und eine Personale zum Werk von Cameron Jamie im Rahmen des steirisc[:her:]bst, ebenfalls in der Neuen Galerie.

– wm –

 

 

  Ausstellungsjahr 2005: Der Weg der Steiermark von 1945 bis 2005 Das kommende Jahr steht im Zeichen von gleich mehreren runden Jahrestagen. Neben 10 Jahren Beitritt Österreichs zur EU jährt sich zum 60. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges und zum 50. Mal die Unterzeichnung des Staatsvertrages. Diese Jubiläen bilden in ganz Österreich den Anlass, sich der vielfältigen Geschichte der Zweiten Republik in unzähligen Veranstaltungen zu widmen. Unter dem Motto „Die neue Steiermark. Unser Weg 1945–2005“ wird es in unserem Bundesland im kommenden Jahr mehrere Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und ein Symposium geben.


Unter der Leitung des Steiermärkischen Landesarchivs wird in dessen Räumlichkeiten von Mai bis Oktober 2005 eine zentrale Ausstellung zu den gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Veränderungen der letzten 70 Jahre stattfinden. Daneben präsentieren zehn weitere steirische Orte in eigenen Ausstellungen Themen, die eng mit der Region verbunden sind. So widmet sich etwa Haus im Ennstal dem Wintersport, Kapfenberg dem Wandel der Industrieregion und Bad Radkersburg dem Überwinden von Grenzen. Gamlitz und Groß St. Florian setzen mit Ausstellungen zum steirischen Wein und zur Geschichte der Einsatzorganisationen ebenfalls thematische Traditionen fort. Damit, so Landeshauptmann und Kulturreferentin Waltraud Klasnic, soll auch die Vielfalt der steirischen Museumslandschaft demonstriert werden. Ziel all dieser Ausstellungen sowie einer eigenen Publikation dazu ist, wie Dr. Josef Riegler, Leiter des Landesarchivs, feststellt, mit dieser Gesamtschau steirischer Geschichte sowohl die Erinnerungen jener anzusprechen, die diese Zeit erlebt haben, als auch Generationen, für welche die einschneidenden Erlebnisse vor 60 oder 50 Jahren Ewigkeiten entfernt zu liegen scheinen. Um daher gerade auch der Jugend ein anschauliches Bild der jüngeren steirischen Geschichte zu vermitteln, wird es für steirische Schulen ein eigenes Programm geben, das speziell auf diese Altersgruppe eingehen wird. Unter anderem sollen dabei ZeitzeugInnen zum Einsatz kommen, um erlebte Geschichte zu vermitteln.

Das Jubiläumsjahr 2005 soll in der Steiermark auch regional breit mit Veranstaltungen begangen werden, wünscht sich LH Waltraud Klasnic

Ebenfalls bereits fixiert sind mehrere Diskussionsrunden unter der Leitung von Dr. Peter Huemer sowie ein Symposium „Grenzregion – Zukunftsregion“ am 20. und 21. Oktober 2005. Damit sollen neben der retrospektiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auch Zukunftsperspektiven für die weitere Entwicklung der Region in einem veränderten Umfeld Platz finden.

– Joachim Hainzl –

 

 

 

  Grazer Oper und Schauspielhaus starten in die Saison 2004/05


Saisonstart in der Grazer Oper: Das Eröffnungskonzert des Grazer Philharmonischen Orchesters am 12. September steht unter der Leitung der jungen finnischen Dirigentin Susanna Mälkki. Am Programm stehen Ludwig van Beethoven: Leonoren-Ouverture N° 3, C-Dur, op. 72a ; Felix Mendelssohn-Bartholdy: Symphonie No 4, A-Dur, op. 90 («Italienische») und Ludwig van Beethoven: Symphonie N° 7, A-Dur, op. 92. Für die Inszenierung der Eröffnungspremiere von Fidelio, am Samstag, dem 2. Oktober, konnte eine der meistdiskutierten Regisseurinnen der jüngeren Generation gewonnen werden: Vera Nemirova, die in Graz bislang beim Regie-Wettbewerb des Wagner Forum Graz im Jahre 2000 mit einer aufwühlenden Interpretation des „Parsifal“ hervorgetreten ist und die als Co-Regisseurin von Peter Konwitschnys „Falstaff“ (Inszenierung des Jahres 2001) fungierte. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Rainer Mühlbach, der ab der Saison 2004/05 Generalmusikdirektor der Städtischen Bühnen Münster ist und erstmals an der Grazer Oper dirigiert. Klaus Werner Noack entwirft Bühne und Kostüme. In der Titelpartie geben Elisabeth Maria Wachutka – und in Folgevorstellungen Ann Petersen – ihre Rollendebuts an der Grazer Oper, und mit Albert Bonnema bzw. Roland Wagenführer gastieren zwei international gefeierte Heldentenöre als Florestan.

Molières Tartuffe in der Inszenierung von Tobias Lenel: Premiere am 24. September

Tags darauf hat Der Wildschütz oder Die Stimme der Natur Premiere, nämlich am Sonntag, dem 3. Oktober. Erstmals inszeniert Michael Schilhan, Geschäftsführender Intendant des Jugendtheaters Next Liberty, auf der Grazer Opernbühne. Schilhan hat sich bereits mit Inszenierungen u.a. bei den Haydnfestspielen in Eisenstadt, im Festspielhaus St. Pölten und am Wiener Volkstheater hervorgetan. Der aus Gibraltar stammende Dirigent Karel Mark Chichon, der dem Grazer Publikum durch „Die Zauberflöte“ der vergangenen Saison bekannt ist, übernimmt erstmals eine Neuproduktion an der Grazer Oper. Das Bühnenbild stammt von Mignon Ritter, die Kostüme von Michaela Mayer-Michnay.

Eine brillante, turbulente Geschichte ist zu erwarten, von einem jungen, beinahe durchwegs hauseigenen Team realisiert. Im Schauspielhaus hat am 24. September Der Tartuffe von Molière in einer Inszenierung von Tobias Lenel Premiere. Die Sexuellen Neurosen unserer Eltern in ironisch-humorvoller Sicht des jungen Schweizer Autors Lukas Bärfuss stehen am 25. September als österreichische Erstaufführung auf dem Programm der Probebühne. Die Inszenierung stammt von Cornelia Crombholz. Von Irmgard Keun und Gottfried Greiffenhagen stammt die Geschichte von Doris, die mit Flausen im Kopf die kleinbürgerliche Provinz hinter sich gelassen hat: Das Kunstseidene Mädchen, inszeniert von Andrea Udl, auf Ebene 3 am 26. September. Und ebenfalls am 26., in Pierres Bar und inszeniert von Till Löffler, findet „Ein Abend mit Musik“ unter dem Titel John … About Lennon seinen An- und Ausklang.

Weitere Informationen finden Sie unter www.theater-graz.com

 

 

 

  Der Künstler als Experte für Architektur, Tourismus, Verbrechen Bei den Künstlergesprächen im Forum Stadtpark war jüngst Michael Zinganel zu Gast.


In seiner der Wellness-Welle nachempfundenen Installation zur Ausstellung Wellness World I (featured by Backstage*tourismus) referierte Michael Zinganel relaxed – um bei der adäquaten Terminologie zu bleiben – über Schwerpunkte seiner Arbeiten und Projekte der vergangenen drei Jahre. Und wie schon G.R.A.M. holte auch er zur Darstellung eines kontiniuierlichen Arbeitsprozesses um einige Jahre weiter aus. Einleitend merkte Zinganel an, dass er für diesen Vortrag versucht habe, einen Großteil der Mitarbeiter an stattgefundenen Projekten zu kontaktieren, um Dokumentations- und Arbeitsmaterialien zu aktualisieren. Dieses Unterfangen erwies sich wohl aufgrund des Umfanges eines solchen Künstlernetzwerkes als wenig effektiv, weshalb sich Zinganel während seiner Ausführungen durch ein eigenes Konvolut aus Katalogen, Büchern und Bildern im mitgebrachten Reisekoffer blätterte.

Das Forum als Beherbungsbetrieb
1960 in Radkersburg geboren, absolvierte Michael Zinganel das Studium der Architektur an der TU Graz und war Lehrbeauftragter am Institut für Wohnbau an der TU Wien und an der Hochschule für Angewandte Kunst der Meisterklasse von Peter Weibel 1994/95. Schon die Gründung des Vereins U.K.F. 1991, unter seiner statuierenden Beteiligung und bestehend aus „postgradualen Krisenfiguren“ (Zitat Zinganel), mutet wie ein Beispiel für Konzeptkunst an, nachdem laut Vereinspolizei aus dem Vereinsnamen der Zweck desselben hervorgehen musste. Den Zweck nennt Zinganel als „Verein für übergreifende kreative Funktionen in den Bereichen Architektur, bildende Kunst, Design ... und alle Begriffe, von denen man eben glaubt, dass man sie jemals brauchen wird“. Dagegen wandte man ein, der Titel sei etwas zu lang, genehmigte daher eine Abkürzung in der Form ÜKF, worauf noch der Bitte stattgegeben wurde, die Punkte über dem Ü aus grafischen Gründen weglassen zu dürfen.

Das erste Projekt im Forum Stadtpark 1996, im Programm des Steirischen Herbst, unter dem Titel Pension Stadtpark verwandelte das gesamte Forum in eine Pension mit 24 Schlafplätzen, Rezeption, Cafeteria und Bar für auswärtige KünstlerInnen, denen so für zwölf Tage eine erschwingliche Unterkunft als Sozialkunstwerk bereit gestellt wurde. Zinganel bezeichnet dieses Konzept aus heutiger Sicht als „extrem erfolgreich“, wenngleich sich erhebliche Konflikte einstellten, indem tägliche Kellerpartys sich auf das Schlafpensum der Gäste auswirkten und die programmierten Vorträge und Diskussionen einer allgemeinen Übermüdung zum Opfer fielen.

Real Crime – Architektur, Stadt und Verbrechen

Verbrechen als konstitutives Element der Stadt
Eine Busreise mit Architekten und Künstlern durch Österreich in sieben Tagen, an denen jeweils ein für eine Epoche typisches Einfamilienhaus besucht wurde, bildete die Grundlage zu Ausstellung und Katalog Wir Häuslbauer – Bauen in Österreich im Jahr 1988. In thematischer Weiterentwicklung entstand in Verbindung mit einer Ausstellung in der Wiener Secession 1998/99 die Plattform www.eigenheim.at als ironische Auseinandersetzung mit dem Wunsch nach einem Leben in der trügerischen Idylle von Fluchtburg und Luftschloss, der sich als über der Secession schwebendes Hausobjekt manifestierte. Dem Projekt High Crime – Gesellschaft. Kunst. Verbrechen, 1998 im Forum Stadtpark, folgte, auf Basis seiner Dissertation am Institut für Zeitgeschichte, die Publikation Real Crime – Architektur, Stadt und Verbrechen, edition selene, Wien 2003, in der Zinganel Untersuchungen zu seiner These anstellt, nach der die Gestalt der Stadt wesentlich vom Verbrechen und seiner Bekämpfung bestimmt wird.

Sozialtourismus im Gemeindebau
Beteiligt war Michael Zinganel an der Ausstellung Wiener Linien des Wien Museums im heurigen Frühjahr, die nach einem Konzept von Wolfgang Kos, Gitti Huck und Lisa Wögenstein Recherchen, Interventionen und Expeditionen von KünstlerInnen im Stadtraum Wien seit den 60er Jahren thematisierte. Anliegen Zinganels war die neue Nutzung von Gesellschaftsräumen, konkretisiert am Beispiel des ehemaligen Großwaschraumes eines Wiener Gemeindebaues, der gegenwärtig als Depot des Magistrats genutzt wird. Zinganel stellte fotografische Ansichten aller Wiener Gemeindebauten in diesem Waschraum aus, die von Architekturstudenten erstellt worden waren, zudem wurden Führungen durch Gemeindebauten organisiert, denen ein „sozialtouristischer“ Aspekt anhaftete.

Reiki für Reisende
Reisen in den touristischen Raum unternimmt Zinganel mit seinem aktuellen Projekt Backstage*tours, in dessen Rahmen die diesjährige Sommerausstellung des Forum Stadtpark Wellness World I arrangiert wurde. In einer Verquickung von Kur, Klinik und Kunstraum wurde ein aktueller Trend des touristischen Marktwesens hinterfragt, nach dem exotische Heilverfahren, raffinierte gestalterische Details im Entspannung vermitteln wollenden Ambiente und ausgefeiltes Marketing ein zahlungskräftiges Zielpublikum erreichen sollen, das sich, längst der eigenen Entscheidung um Freizeit- und Urlaubsgestaltung enthoben, strategisch organisierten Tourismusorganisationen ergibt.

Zu Gast beim nächsten Künstlergespräch am 14. September ist der Grazer Constantin Luser. In Zusammenarbeit mit Forum Stadtpark bringt KORSO eine Zusammenfassung dieses Gespräches in der Oktoberausgabe. Das aktuelle Programm des Forum Stadtpark finden Sie unter http://forum.mur.at

wenzel.mracek@korso.at

 

 

Künstler sein in Kosova Die kosovarischen Performance-Künstler Jakup Ferri und Driton Hajredini, Stipendiaten des Cultural City Network Graz, gehören zu jener Künstlergeneration, welche sich scheinbar „aus dem Nichts“ entwickelt hat. Ihr Heimatland empfinden die beiden als „Spätzünder“, aber gerade diese „Verspätung“ hat Jakup und Driton zu ironisch-spöttischen Installationen inspiriert.


Die künstlerischen Auftrittsmöglichkeiten in Kosova sind sehr begrenzt. Die Nachkriegszeit hat zwar hoch motivierte junge Künstler hervorgebracht, doch die „Rückständigkeit“, wie Driton Hajredini, Künstler aus Prishtina, Kosova, die Situation seines Heimatlandes bezeichnet, erschwert es erheblich, sich als Künstler nach außen hin zu präsentieren.

Was tun, wenn der Weg versperrt ist?
„Ist es eine Sünde, als Albaner in Kosova geboren zu sein?“ – diese Frage drängt sich Driton auf. Er stellt sie im Rahmen seiner Video-performance „Sin“ einem Pfarrer in Münster im Beichtstuhl, denn: „Alle Wege sind zu!“ Das Gespräch im Beichtstuhl und die „guten Tipps“ des Pfarrers wie „Kerzlein anzünden“ und „viel beten“ werden mit Herz und Hirn satirisch verfilmt und hinterfragt. Der Künstler hinterfragt aber ebenso den Wert der Malerei und lässt die Idee vom Tod der Malerei in sarkastischem Kontext durch seine spöttischen Installationen aufleben. „Heutzutage ist Kunst ein bisschen kalt geworden“, meint Driton und versucht beim Kunstgenießer durch einen sehr persönlichen Zugang Emotionen auszulösen. „Mit möglichst einfachen Mitteln die Grenzen zwischen den verschiedenen Medien sprengen“ ist das Arbeitsmotto des kosovarischen Künstlers, der im Jahr 2002 den ersten Platz des Prishtina-Video-Festivals gewann.

Zynisch und wirksam: junge Kunst aus Kosova.
Der 23-jährige Jakup Ferri lässt sich in seiner künstlerischen Freiheit nur wenig beschneiden, auch wenn er sich, wie er erzählt, nur schwer aus dem Generationenkonflikt zwischen Kosovas „Alt-Künstlern“ und der jungen Nachkriegsgeneration herauslösen konnte. Sein Vater war als konventioneller bildnerischer Künstler bekannt, Jakup ist den Weg der neuen Medien gegangen und hat mit seinen überaus zynischen Videoproduktionen dieses Jahr bereits zwei erste Preise eingeheimst. Den 1. Preis „MuslimMulliqi“, GAK, Prishtina und den 1. Preis „Artists of tomorrow II“, GAK, Prishtina. In einem seiner jüngsten Werke „Don’t tell to anybody” zählt der Künstler 12 Minuten lang 1 kg Reiskörner. „Ich habe dafür in Wirklichkeit 20 Stunden gebraucht“, lächelt er verschmitzt, „es ist im Grunde nur einer von vielen Wegen zu meditieren.“ Die Tatsache, dass Kosova erst langsam beginnt die eigene Kunstszene neu zu entdecken und auferstehen zu lassen, beantwortet Jakup mit dem Video „Made in Kosova“ (for love’s sake), wo er das nagende Gefühl „zu spät zu sein“ mit einer gehörigen Portion subtiler Provokation zum Ausdruck bringt.

– cw –

Mehr Infos zu den beiden Künstlern bzw. ihren Arbeiten: Luise Grinschgl, Kulturvermittlung Steiermark – Cultural City Network Graz, Wielandgasse 9, A–8010 Graz | T 0316 872-4934 | Fax 0316 81 53 97 | http://www.ccn-graz.net

 

 

  Kunstaktion und Ausstellung im Zeichen des Beuys’schen Kunstgedankens „An–rüchig“ – die Jahresausstellung 2004 der Berufsvereinigung KünstlerInnen Steiermark im Künstlerhaus Graz 28. 7. – 15. 8. 2004


Eine bunte Menschengruppe formiert sich bei Soulklängen vor dem Eingang des Künstlerhauses am Burgring im Grazer Stadtpark. Einzelne Personen der bunten Menschengruppe sind nicht erkennbar, denn sie tragen Masken vor ihren Gesichtern. Manche Masken sind „Selbstporträts“, andere sind Gitter, Geflechte oder bloß farbige Gebilde. In Kleingruppen und Aktionen treten die MaskenträgerInnen auf, übertragen und verschwinden wieder – in die Anonymität der Vernissagebesucher- Innen im Künstlerhaus.

Sonja Redl, „Der Schatten der Rosen“

Diese von Sonja Redl und Armin W. Nirma Ruckerbauer initiierte, von 17 Sozialvereinen unterstützte und von 150 benachteiligten Menschen, den MaskenträgerInnen, durchgeführte Kunstaktion in Form einer lebendigen, sozialen Skulptur bildete am 28. Juli 2004 den Auftakt der Jahresausstellung der Berufsvereinigung bildender Künstler Steiermark. Die Auseinandersetzung mit dem Jahresthema „an-rüchig“ zog die Wahrnehmung im Besonderen auf die Benachteiligten unserer Gesellschaft, zu denen auch KünstlerInnen zählen. „An-rüchige“ Objekte und Bilder der 14 ausstellenden KünstlerInnen beschäftigten sich mit fundamentalen Dingen des Lebens.

Eröffnet wurde die Jahresausstellung von Gabriele Foissner-Weinländer, Präsidentin des Berufsverbandes bildender Künstler Steiermark. In seiner Eröffnungsrede, die er stellvertretend für Landeshauptmann Klasnic vor den 781 BesucherInnen hielt, erwähnte Landesamtsdirektor Univ. Prof. Dr. Gerhard Wielinger die Bedeutung der Steiermark als Land der Begegnungen. Adam Budak, Kurator des Kunsthauses Graz war ebenfalls zugegen. Erstmals wurde nämlich eine enge Zusammenarbeit zwischen der Berufsvereinigung und dem Kunsthaus verwirklicht: Im Projekt „This location“, eine Kooperation mit der „Cine-Styria“ (Enrico Jakob) und dem im Medienlabor des Kunsthauses gezeigten Beitrag „Seilschaft“ der Gruppe Videostar*FIVE.

Die Vernetzung der Berufsvereinigung mit den neuen EU-Ländern wurde in der Kooperation mit dem „Gradski muzej Varazdin“ realisiert.

Masken-Ausstellung
Ausgewählte Masken und Fotocollagen der Kunstaktion, die Dokumentation des Arbeitsprozesses und der Wirkungsbereich der Kooperationspartner werden in der Ausstellung „Das zweite Gesicht“ in der Galerie Zwischenbilder im Sozialamt der Stadt Graz zu sehen sein. Eröffnung: 30. 9. | 18.00 Uhr

Die Ausstellung ist eine Werkschau, die einen tiefen Einblick in das kreative Potential von Menschen ermöglicht, die sich am Rande der Gesellschaft befinden und von Ausgrenzung betroffen sind. „Die Masken wurden in Workshops in intensiver Arbeit und in der Auseinandersetzung mit persönlichen Situationen angefertigt“, erklärt Ruckerbauer. Sonja Redl sieht den Beuys’schen Kunstgedanken, dass jeder Mensch ein Künstler ist, wenn er sich mit sich selbst konfrontiert, bestätigt. Durch das Entdecken und Umsetzen der eigenen Kreativität können persönliche Probleme individuell und daher wirkungsvoll gelöst werden.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog der künstlerischen Arbeiten mit Informationen zur aktuellen Situation der beteiligten sozialen Einrichtungen.

Beteiligte Sozialvereine: AKKU Graz Ost; Caritas-Aloisianum; BZ Graz-West; Betreuungsheim Neutillmitsch; Cafe Palaver; Danaida; Caritas-Franziskushaus; Frauenhaus Stadt Graz; Caritas-Frauenwohnheim; Frauenwohnheim Stadt Graz; Isop (Externe HS); Caritas-Jugendstreetwork; Mafalda; Männerwohnheim Stadt Graz; Neustart; Omega; Caritas-Team Schmetterling

 

 

  „Kulturquartier Leoben“: Von Slowenischer Philharmonie bis Roland Düringer


Die Stadt Leoben hat in den letzten Jahren unter dem Titel „Leoben inszeniert“ ein Kulturprogramm auf die Beine gestellt, das keine Vergleiche zu scheuen braucht. Leoben ist zur Kulturstadt geworden und eine Reihe von Veranstaltungen haben in Leoben „Quartier genommen“. Die kulturellen Aktivitäten haben vor allem auch wirtschaftliche Impulse gesetzt. Handel, Gewerbe, Gastronomie und die Wirtschaft im Allgemeinen profitieren von der großen Zahl an Veranstaltungen. Unter der neuen Marke
„Kulturquartier Leoben“ stellten nun Bürgermeister Dr. Matthias Konrad, Kulturreferent Franz Valland und der Leiter des Leobener Kulturmanagements, Gerhard Samberger, das umfangreiche Programm für die Kultursaison 2004/2005 vor.

„Unter den insgesamt 77 Veranstaltungen finden sich neben anspruchsvollen Konzerten mit hervorragenden Künstlern und Solisten – darunter die Slowenische Philharmonie, die Wiener Sängerknaben oder die Sopranistin Ildiko Raimondi – Bühnenstücke renommierter Theater mit bekannten Schauspielern, aber auch hochkarätige Kabarettisten wie Alfons Haider, Bernhard Ludwig oder Roland Düringer“, kündigt Kulturreferrent Valland an. Musikalisch werden sich neben anderen Sandra Pires, Rebekka Bakken und Fayoum Blue präsentieren. Neu im Programm ist die Jugendkonzertreihe „Rock + Pop“, die noch im September mit einem Konzert von Xtraordinary startet. Zudem setzt Leoben auf bildende Kunst und Brauchtum und finanziert seine Marke „Kulturquartier Leoben“ mit 325.000 Euro, „ ein Aufwand, der dann gerechtfertig ist, wenn sich die Erwartungen des Publikums erfüllen“, zeigt sich Bürgermeister Konrad zuversichtlich.

Programminformationen im Detail finden Sie unter www.leoben.at

 

 

  Exklusiv-Vorabdruck im KORSO: Willi Hengstlers Indien-Krimi „ZULM“


zulm – (arab.) Willkür, Unterdrückung, Tyrannei, Grausamkeit

Again … and again, and again, and again … der Tenor, beinahe im Falsett, drang durch die Membranen, ließ die Lautsprecher des Indica vibrieren, schwang sich im Freien hoch, hoch bis ans Dach der Welt und schließlich noch ein bisschen darüber hinaus. Vielleicht hatte der Laster einfach keine Bremslichter, aber während ich der Musik nachlauschte, kam die auf das Heck gemalte Aufforderung „Blow me“ plötzlich sehr nahe. Dann verklemmte sich noch die Flip-Flop zwischen meinem nacktem Fuß und den Pedalen: Stopp, nur gerade noch rechtzeitig, während die Musik weiter und weiter flog.

Entweder war ihm das alles zu laut, oder er mochte einfach keine Fremden. Mit einer Kopfbewegung signalisierte er seinen Kumpanen: „Dem zeig ich’s!“, war eine Sekunde später auf der Motorhaube und grinste durch den Sprung in der Windschutzscheibe. Ich hätte ihm gleich auf die Finger klopfen sollen, mit denen er sich am Rahmen des offenen Fensters festklammerte, aber wie üblich war ich zu langsam. Der Kerl war mehr als nur kräftig. Mit einer schnellen Drehung brach er die Antenne ab, grinste mir noch einmal zu und machte, dass er davon kam. Das Knickgeräusch noch im Ohr stürzte ich ihm nach. Sie hatten ihren Spaß mit mir, jagten im Kreis um mich und wackelten mit den Hinterteilen, ehe sie auf und davon jagten. Was wollte ich überhaupt noch mit der abgebrochenen Antenne?

Jetzt sah ich die Ziegenherde, die den Laster zu der jähen Bremsung veranlasst hatte. Die Tiere hatten sich aus den Tiefen des Kangratales heraufgearbeitet, meckerten quer über die Straße und arbeiteten sich weiter bergauf. Die Bergflanken waren mit immergrünen Eichen und Koniferen bewachsen, aber jetzt, nach der Schneeschmelze wirkten die Rodungen wie braune Räude. Hier war Thetys gewesen, das große, stille Meer, bevor sich die Kontinentalschilder ineinander geschoben und das gewaltige Massiv des Himalaya aufgefaltet hatten. Jüngere Felsformationen bildeten tiefe Buchten in ihm und die Spannung zwischen uraltem, metamorphem Gestein und diesen darüber lagernden Sedimenten führte gelegentlich zu Erdbeben. Vielleicht war es der Schlafmangel, aber mir schwindelte, während sich die indische Platte rasend schnell mit 5,5 Zentimeter pro Jahr unter meinen Füßen nach Norden bewegte. Ich hätte Geologie und nicht Religionswissenschaft studieren sollen.

„Jetzt sah ich die Ziegenherde, die den Laster zu der jähen Bremsung veranlasst hatte.“

Der Fahrer im weißen Ambassador schüttelte den Kopf über mein Jagdfieber. Aber es war der Blick des Mannes auf dem Rücksitz, vermutlich ein Regierungsbeamter, den ich spürte. Bevor ich ihn meinerseits ins Auge fassen konnte, löschte das Spiegelbild der Morgensonne sein Gesicht hinter der Scheibe. Ich kehrte zum Wagen zurück, bei dem mich ein Polizist mit einem weißen Schlagstock am Gürtel erwartete.

– Ich fahre mit, sagte er ohne Umschweife, und fingerte an seinem Schlagstock, der das sauberste Stück an ihm war. Ich zögerte; für ein asiatisches Land wäre Indien ohne Polizei ein verhältnismäßig sicheres Land gewesen. – Wenn ich vor etwas in Indien Angst habe, dann sind es Affen und Kinder, sagte ich. – Warum seid ihr Typen aus Delhi bloß immer so arrogant? – Ich bin nicht aus Delhi; ich bin nicht einmal ein Inder, sagte ich. Er saß schon im Wagen, bevor ich es hinters Lenkrad geschafft hatte. Sein Körpergeruch löste ein, was die Uniform versprochen hatte und er brauchte auch keine Erlaubnis um meine Musik zu stoppen. – Ziemlich klein, der Indica, für einen so großen Kerl. – Ich hab sie nicht eingeladen, Sahib, sagte ich und schaltete zurück. – Kein Inder, eh!, sagte er, und woher hast du dann dein Hindi? – Ich hab’s hier in der Schule gelernt, sagte ich. Aber meine Mutter war aus Austria. – Australia?, sagte er begeistert. – Nicht Australia, sagte ich, Austria, Europe. – Und warum bist du zurückgekommen? – Ein Todesfall, sagte ich.

Ich ließ den Düsenbomber, der zum Andenken an die Auseinandersetzungen mit China 1986 neben der Straße abgestellt war, links liegen. Er war so klein, dass er von einem Karussell und nicht aus einem verlorenen Krieg zu stammen schien. Eigentlich hatte ich erst nach Hause fahren wollen, aber jetzt, am späten Vormittag, würde ich Devi Das am sichersten antreffen. Mein Fahrgast stieg an der Polizeistation aus ohne zu danken; diese Typen bedanken sich niemals.

Die Verwaltungsgebäude in Dharamsala liegen an der Kreuzung, von der links die Straße nach LeoMcGanj führt und rechts der Bazar anfängt. Ich hielt ostentativ vor dem Fenster von Das Büro. Er hätte genau so gut ein Büro im ersten oder zweiten Stock beziehen können, zog aber das Erdgeschoss aus guten Gründen vor. Leute, die kein Bargeld hatten, zeigten sich gelegentlich mit alten Möbeln, Mörsern oder Steinschlossgewehren erkenntlich – alles wertvoll, aber nicht leicht zu tragen. Das drehte sich von dem Fenster weg, durch das er mich beobachtet hatte – ein großer Mann aus Sundarnagar, durch und durch bestechlich und dabei nicht einmal unfreundlich. – Sie war eine Heilige, deine Mutter, sagte er. Traurig, dich unter diesen Umständen zu sehen.

Ich begnügte mich damit, die Handflächen aneinander zu legen und ein Neigen des Kopfes anzudeuten. Als ich klein war, hatte Das nicht gezögert, meine Mutter, die eine Praxis betrieb, die nichts einbrachte, der Hexerei zu beschuldigen. Die Sache erledigte sich erst, als der damalige Bezirksvorsteher entdeckte, dass er mit der Hexe ein Interesse für Heilpflanzen teilte. – Deine Schwester war schon hier, sagte er. – Dann ist die Sache also erledigt?, fragte ich. Er seufzte: – Du bist kein Inder, ich darf das Haus nicht auf dich eintragen. Geduldig zählte ich Ausländer auf, deren Häuser und Grundstücke sehr wohl auf ihre Namen eingetragen waren. Das seufzte noch einmal: Aber nicht nahe der chinesischen Grenze; woanders ja, aber nicht hier. Es war ein altes Spiel. Nach dem Tod meines Vaters hatte Das behauptet, dass er als Bettelmönch, wie jeder wisse, nichts, geschweige denn ein Haus, besitzen dürfe. Nachdem wir das geklärt hatten, zielte er auf meine Mutter. Als Frau eines Inders hätte sie doch auch Inderin sein müssen – warum besaß sie dann den Pass eines anderen Staates? – Meine Schwester ist doch mit einem Inder verheiratet. Noch mehr Seufzer. – Aber in Kalkutta. Ich bin mir nicht sicher, ob Bengalis bei uns Land erwerben dürfen. Das lächelte, Landschaftsschutz. Kurz überlegte ich, wie hoch das Angebot für ihn sein müsste, dann überwog der Starrsinn. Er schien in meinem Gesicht zu lesen. – Du könntest um eine Ausnahme ansuchen. – Ich bleibe bis zum Monsun, bis dahin … – Es gibt immer eine Lösung, seufzte er.

Josefs Haus lag weit oberhalb von LeoMcGanj. Die ehemalige Sommerresidenz der Briten war wieder berühmt geworden, seit der Dalai Lama das Bergdorf als Sitz seiner Exilregierung gewählt hatte. Seither waren die Straßen rot von den Roben geflohener tibetischer Mönche und voll von westlichen Besuchern. Einige wenige Seelen suchten Erleuchtung, aber die meisten hofften einen Blick auf den Dalai Lama oder besser noch auf Richard Gere werfen zu können oder nutzten einfach die Gelegenheit, China im Vorbeifahren ihr politisches Missfallen zu zeigen.

Ich quälte den Indica die Piste weiter hoch bis an ihr Ende mit der Garage. Von da führte ein steiler Fußweg durch windzerzauste Koniferen zum Hof von Josef Flunger. Ich steckte meine Kassette mit Carla Bleys „Escalator over the Hill“ ein und schloss den Indica ab. Anil, der es vorzog bei den Wagen zu schlafen statt bei seiner Frau, war anscheinend mit Josef auf einer Tour.

Es war heiß und die Luft in 2500 Meter Höhe schon etwas dünn. Ich ging es wie gewohnt an, aber die nächtliche Autofahrt oder meine vierzig Jahre, oder beides, brachten mich schnell außer Atem. Also ging ich noch schneller, um zu sehen, was dann passieren würde und ließ dabei die schneebedeckten Gipfel jenseits des unmittelbaren Zieles nicht aus den Augen. Etwas fehlte. Normalerweise bellte Mozart, wenn Gäste kamen, schüttelte sich, bis das Fell Geräusche gab und drückte sich einem, gleichgültig wie nass er war, gegen die Beine. Gudrun kam auf die Veranda heraus.

– Hallo, hier sind die Wagenschlüssel, sagte ich. – Du bist von Delhi durchgefahren? Sie lächelte, du bist genau rechtzeitig. Ich bringe Kalpa grade bei, wie man Erdäpfelnudeln macht. Sie hielt mir die Tür auf und ich schob mich an ihr vorbei. Als kleiner Junge war ich in die Mutter meiner Spielkameraden, damals eine Kindfrau, verliebt gewesen. Dreieinhalb Jahrzehnte und einige Frauen später war da immer noch was. – Es tut mir Leid mit deiner Mutter, sagte sie. – Es war nicht überraschend, also …, antwortete ich in einem Versuch sachlich zu sein. Kalpa lächelte mir schüchtern zu, während sie plumpe Nudeln aus dem Teig formte und ins kochende Wasser gleiten ließ. – Anil ist mit Josef im Süden. Der Bramahnensohn war nie da; und wenn, dann lag ihm anscheinend mehr an den Autos als an seiner schönen Frau. – Wo ist Mozart? fragte ich. – Der Tiger hat ihn geholt, sagte Gudrun, trotz seines Stachelhalsbandes, da draußen auf der Veranda! Ich hoffte, wenigstens dieser Hund sei zu schlau um geschnappt zu werden.

Kalpa servierte mir die in Brösel eingedrehten Nudeln, und danach machte sich die nächtliche Autofahrt bemerkbar. Ich brach schnell auf, um nicht über dem Teller einzuschlafen und machte erst Pause bei dem verfallenen Gehöft mit den tibetischen Fahnen. LeoMcGanj unter mir, eingehüllt von der Bewegung der Luft, entspannte ich mich. Ich mochte es, wie der Wind hier, anders als in Europa, als freundliches und nicht als feindliches Element behandelt wurde. Aber so einsam ein Ort in Indien auch wirken mag, es dauert niemals lange bis irgendeiner auftaucht. Der Mann in meinem Alter war europäisch gekleidet und kam mir bekannt vor, ohne dass ich wusste woher. Erlauben Sie, Ram Charan Bhagat, sagte er, bevor er neben mir auf dem niedrigen Steinwall Platz nahm. Zu träge die Brille hervorzuholen, gab ich vor seine Visitkarte zu lesen, bevor ich sie wegsteckte.

– Sie sollten sie lesen, sagte er sanft. Der Mann war so höflich, dass mir unangenehm bewusst wurde, mich seit zwei Tagen nicht rasiert zu haben. – Wir sind nicht immer einverstanden mit der Verwaltungspraxis auf den niedrigeren Ebenen. – Meinen Sie das Haus in Sidhpur? – Aber um einzugreifen, brauchen wir gute Gründe. Die tibetischen Fahnen schienen auf einmal in einem kälteren Wind zu flattern. – Sie meinen, ich müsste Ihnen einen Gefallen tun, ehe sie mir gefällig sind? Und wenn ich verzichte? – Ihre Aufenthaltserlaubnis gilt jeweils für 5 Monate, Bhagat schaffte es unerschütterlich höflich und zugleich äußerst bedrohlich zu wirken, es ist auch nicht ausgeschlossen sie schon früher für ungültig zu erklären. Er reichte mir ein ochsenblutfarbenes Billet aus schwerem Papier, das mit einem Seidenband verschlossen war. – Übermorgen findet eine Hochzeit in Delhi statt, zu der sie eine Einladung haben. – Wonach soll ich mich umsehen? – Sie sind ein Kunstkenner, studierter Religionsphilosoph, als Österreicher wohl gelitten in Delhi. Hören Sie sich einfach um. – Und wann ist dieser Auftrag zu Ende? – Stimmt es, dass es hier Schneetiger gibt?, fragte er zurück, sind sie gefährlich? – Sie sind sehr scheu, keine Gefahr für unsereinen, sagte ich, wovor sie Angst haben müssen, das sind die Bären. Die können wirklich ungemütlich werden.

Wir waren vermutlich ein komisches Paar, wie wir den Steilhang hinab rutschten; ich mit meinen Flip-Flops, er auf den glatten Ledersohlen seiner Halbschuhe, ohne Halt beide, dabei jeder den anderen haltend. Als der Chauffeur den Wagenschlag aufriss, wurde mir klar, wo ich den Mann schon gesehen hatte.

– Ich lasse Sie hier zurück, sagte Bhagat, es wäre gar nicht gut, wenn wir zusammen in LeoMcGanj gesehen würden. Ich setzte die Lesebrille auf, während der Ambassador mich in eine Staubwolke hüllte. „Dr. Ram Charan Bhagat. Superintendent, Intelligence Bureau, New Delhi“. Keine Adresse, keine Telefonnummer.

<Fortsetzung in der KORSO-Oktoberausgabe>

KORSO-LeserInnen sind wieder mal einen Schritt voraus: KORSO bringt Zulm, das neue Opus des steirischen Autors und Filmemachers Willi Hengstler, in den kommenden Monaten exklusiv in Fortsetzungen. Der Kriminalroman, der erst nach der Veröffentlichung der letzten Folge im KORSO im Herbst nächsten Jahres als Buch erscheinen wird, spielt im Indien des beginnenden 21. Jahrhunderts, setzt sich mit aktuellen politischen Ereignissen wie dem überraschenden Sieg der Kongresspartei bei den heurigen Parlamentswahlen ebenso auseinander wie mit der tiefen Spaltung der indischen Gesellschaft und den Widersprüchen zwischen archaischem Kastenwesen auf der einen und der rasanten Entwicklung zu einem High-Tech-Standort auf der anderen Seite.

„Zulm ist – auch – ein Roman über Globalisierung und die damit einhergehende Entfremdung“, sagt der Autor, der sich im letzten und heurigen Jahr vier Monate lang in Indien aufgehalten hat. Die Story: Der Protagonist des Textes, Shankar, Sohn einer Österreicherin und eines Inders, ein Religionswissenschafter, der sich sein Leben als Reiseführer verdient, wird vom indischen Geheimdienst auf die Spur eines österreichischen Malers gesetzt, der in Indien lebte …

 

 

  Kaffee, Zigaretten und Coolness im KIZ Jim Jarmuschs neuer Episoden-Streifen „Coffee and Cigarettes“ hat das Zeug zum Kultfilm der Saison


Als Jarmusch 1986 am Rande der Dreharbeiten zu „Down by Law“ einen kaffee- und zigarettenunterstützten, freundlich-absurden Dialog zwischen Roberto Benigni und Stephen Wright filmte, hatte er eigentlich gar nicht vor, einen Spielfilm daraus zu machen. Dann, 1988, diesmal im Umfeld der Entstehung von „Mystery Train“, wurde die nächste Episode geboren – mit den gleichen Requisiten: In „Twins“ geht’s um die Frage, ob Elvis Presley einen Zwillingsbruder hatte, der an seiner Stelle an Tablettenmissbrauch und Fettsucht starb – und darum, ob die Geschwister Joie und Cinqué Lee wirklich Zwillinge sind. 1993 schließlich drehte Jarmusch mit den Musik-Größen Iggy Pop und Tom Waits und mit Frederick Elmes an der Kamera Coffee and Cigarettes III, die Episode „Somewhere in California“. Dann, von 1995 bis 2000, stagnierte das Projekt. Erst danach drehte Jarmusch weitere Folgen, die bei jeweils nur ein oder zwei Drehtagen meist mit befreundeten Schaupielern entstanden. So tritt etwa in „Cousins“, einem der Höhepunkte, eine brillante Cate Blanchett mit unterschiedlichem Aussehen in einer witzigen Doppelrolle auf. Als gefeierte Schauspielerin wird sie von ihrer Cousine aus der Musik-Szene besucht, die zwar ständig davon redet, wie froh sie ist, nicht berühmt zu sein, die aber sichtlich gerade darüber verbittert ist.

Spielt in „Coffee and Cigarettes“ gleich zwei Cousinen: Cate Blanchett

Die Drehzeit von über fünfzehn Jahren macht neben den versponnenen und doch nicht so realitätsfernen Dialogen einen weiteren Reiz von „Coffee and Cigarettes“ aus: Outfit und Verhalten der Personen ändern sich je nach der Zeit der Entstehung der jeweiligen Episode.

USA 2003. OmU, 96 Minuten, 35 mm, s/w, Format 1:1.85, Dolby
KIZ – Kino im Augarten, Friedrichgasse 24 | T 82 11 86

KORSO verlost in Kooperation mit dem Kino im Augarten 5 x 2 KIZ-Eintrittskarten!

 

 

  Fragen nach Aktualisierung des Trigon-Gedankens: dispositiv trigon


Im Jahr 1963 wurde auf Initiative des Kulturreferenten des Landes Steiermark, Univ.-Prof. Dr. Hanns Koren, zum ersten Mal eine übergreifende Schau künstlerischer Leistungen der Länder Italien, Jugoslawien und Österreich in Graz realisiert. Dies sollte die Basis eines bis in die 90er-Jahre verfolgten Biennaleprinzips unter dem bezeichnenden Namen „Trigon“ werden. Was in den Anfängen als Konzept künstlerischer anstelle stagnierender politischer Kommunikation in Zeiten des Eisernen Vorhangs oder der Südtirolfrage transportiert werden konnte – und zwar nicht im Sinn eines Vergleichs nationaler Leistungen, sondern hinsichtlich einer Bildung grenzübergreifender Regionen –, darf angesichts gegenwärtiger Konstellationen im Rahmen der EU, der kommunikativen Möglichkeiten durch Neue Medien oder des künstlerischen Austausches und der Präsentation in Form von Großveranstaltungen wie Documenta, Manifesta, den Biennalen in Venedig und nicht zuletzt des steirisc[:her:]bst durchaus hinsichtlich seiner zeitgemäßen Tauglichkeit in Frage gestellt werden. Anschauliches Beispiel etwa ist die Jahrzehnte währende Diskussion um den Bau eines Trigonmuseums, die schließlich unter völlig neuen Voraussetzungen in die Errichtung des Kunsthauses mündete.

In Kooperation mit Kunsthaus und Cultural City Network fand nun unter dem Titel dispositiv trigon eine Konferenz unter Teilnahme von KünstlerInnen, Philosophen, Kritikern und KuratorInnen aus Slowenien, Ungarn, Lettland, Bulgarien, Tschechien, Russland, Frankreich, Montenegro, Estland, Mazedonien, Kroatien und Polen statt, die in Workshops die Möglichkeiten einer Positionierung von Graz innerhalb des Spektrums des historischen Trigonmodells und seiner zeitgemäßen Adaption auszuloten versuchten. In einer abschließenden Diskussion vor Publikum im Space04 des Kunsthauses vertrat die Moderatorin Clementine Deliss, Kuratorin aus Frankreich, zumindest den einhelligen Tenor, dass unter den schon erwähnten Voraussetzungen ein biennales Festival Trigon für Graz obsolet erscheint. Ernüchternd auch ihr einleitender Befund, dass aus den Inhalten der Workshops keine Strategien abzuleiten wären, nach denen Graz eine markante Drehscheibe für künstlerische Kommunikation mit dem süd- und osteuropäischen Raum sein könnte, abgesehen von der schon zum Stereotyp erhobenen geografischen Lage. Man reduzierte sich auf die kaum spezifischen Optionen für Graz, potentiell beste Voraussetzungen für künstlerische Produktion zu bieten, ohne diesen Eindruck zu präzisieren. Empfehlungen in Richtung „Research“ um Ideen und Entwicklungen von Kunst müssen wohl als Anstoß gedeutet werden, die Erweiterung von Kunstuniversität oder Einrichtung von Akademien voranzutreiben.

– Wenzel Mracek –

 

 

  Burggarten-Neugestaltung: Ster weist Kritik zurück In der KORSO Ausgabe Juli/August 2004 wurde die Kritik wiedergegeben, die der Leiter der Abteilung für historische Gartenanlagen des Bundesdenkmalamtes in Wien, Univ.-Doz. Geza Hajos, an der geplanten Neugestaltung des Burggartens äußerte. Auf Hajos Ausführungen repliziert nun der Vorsitzende der Vergabe-Jury und Leiter des Grazer Stadtgartenamtes, Ing. Thomas Ster.


Der Auftraggeber, die Landesimmobilien Gesellschaft, hat für das Verhandlungsverfahren zur Neugestaltung des Burggartens umfangreiches Informationsmaterial über dessen Geschichte bereitgestellt. In der wechselvollen Geschichte des Burggartens hat es natürlich zahlreiche Veränderungen gegeben. Der einst streng formale Garten wurde, wie viele Parkanlagen, so auch der Schlosspark von Eggenberg, im Sinne eines Landschaftsgartens im 19. Jahrhundert umgestaltet. 1841 wird die Orangerie gebaut und damit dem Burggarten eine neue Bedeutung zugewiesen.

Es war eine grundsätzliche und wie ich meine richtige Entscheidung den Burggarten als eine Parkanlage des 19. Jahrhunderts zu sehen und keinen Rückgriff auf die barocke Anlage vorzunehmen. Die auch teilweise Schaffung streng formaler Strukturen im Wegebereich ist zwar teilweise möglich, wäre aber in letzter Konsequenz mit einem gravierenden Verlust alter Baumbestände verbunden. Dennoch war das Ziel die Blickbeziehungen wieder herzustellen – insbesondere vom Weißen Saal zur Orangerie – eine Aufgabe an die Teilnehmer des Verhandlungsverfahrens. Oberstes Ziel sollte jedoch die Beibehaltung des romantischen Burggartens sein. Durch behutsame Eingriffe, eine Verbesserung der Zugangssituation von der Erzherzog-Johann-Allee und Einbringung neuer Gestaltungsideen wird dieses Ziel beim Projekt der Gartenarchitektin Gertraud Monsberger am besten erreicht. Der Kritik von Univ.-Doz. Dr. Geza Hajos, den ich seit vielen Jahren kenne und der uns bei der Umsetzung der Stadtparkrevitalisierung und bei der Sanierung des Schloßberges sehr geholfen hat, kann ich in diesem Falle nicht folgen. Die Aufgabenstellung beim Burggarten war nicht eine weitgehende Herstellung des Burggartens im Sinne der Anlagen des 16. bis 18. Jahrhunderts, sondern aufbauend auf die Veränderungen des 19. Jahrhunderts den Burggarten in seiner Situation zu verbessern. Dies ist ohne romantische „Schnörksel“ am besten beim Siegerprojekt gelungen.

Ing. Thomas Ster | Abteilungsvorstand Stadtgartenamt

 

 

Bücherbazar für Herz-Jesu-Kirche


Die Pfarre Herz-Jesu veranstaltet am Samstag, den 2. Oktober von 8-18 Uhr in den Räumen der Kirche einen Bücherbazar zugunsten der Außenrenovierung der Kirche. Etwa 50.000 Bücher sind derzeit in Bananenkartons verpackt, die übereinander gestapelt die Höhe des Kirchturmes ergeben. Seit Juni umhüllt den höchsten Kirchturm der Steiermark ein 250 Tonnen schweres Gerüst. Unmittelbar auf der Baustelle zeigt eine Freiluftgalerie mit Foto- und Informationstafeln den Fortschritt der Sanierung, die wegen absturzgefährdeter Teile und Schäden an der Fassade notwendig wurde. Nach dem derzeitigen Stand benötigt man dafür 1,4 Mio. Euro. Für den ersten Bauabschnitt fehlen noch Geldmittel, die von der Pfarre aufgebracht werden müssen.

Bücherabholdienst: 0316 82 62 85

 

 

  Mit dem „Ausreißer“ gegen die „ökonomische Zensur“


„Wenn wir ehrliche Medien hätten, wäre George Bush nicht Präsident und wir hätten im Irak keinen Krieg geführt“ – Dieses Zitat eines Ausspruchs des amerikanischen Journalisten John Nicols hat sich eine Gruppe steirischer Aktivist-Innen zum Motto gemacht, um über das Medium einer periodisch erscheinenden Wandzeitung gegen die gängige „Informations-ökonomie“ zu streiten.

Seit sich die Politik im von der Ökonomie organisierten „Hausarrest befindet“, kann sie sich nicht mehr für ein System unabhängiger Medien einsetzen. Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe des Ausreißers („Medien – Macht – Menschen“) betrifft denn auch die „machtstrukturellen Verschränkungen“ und „autoritären Strukturen“ in der österreichischen Medienlandschaft.

Mittlerweile weiten sich die Plätze, an denen der Ausreißer veröffentlicht wird, zusehends aus, die Zeitung hängt im Schaufenster des Forum Stadtpark, im Stadtmuseum (Sackstraße), im Eingangsbereich des Geidorf-Kinos, beim „Anderen Theater“ (gegenüber Orpheum), im Café Thienfeld (neben dem Kunsthaus), in der Mediathek und im Café Stockwerk.

Gedacht ist zusätzlich an eine Auflage einer verkleinerten Taschenausgabe des Ausreisser. Hier werden Kooperationen im Bereich Print gesucht. Auf Inserate im kommerziellen Bereich will man, der eigenen kritischen Position konsequent folgend, völlig verzichten.

Die nächste Ausgabe zum Thema „Arbeit“ ist bereits im Entstehen und soll spätestens Anfang Oktober erscheinen.
Kontakt: Evelyn Schalk | T 0 676 300 93 63

 

 

  AKTUELLE AUSSTELLUNGEN


Bis zum 4. Oktober
zeigt das Interkulturelle Café und Begegnungszentrum Auschlößl, Friedrichgasse 36, in Graz, im Rahmen seines Länderzirkels Rumänien eine Ausstellung mit Arbeiten von Claudiu Presecan unter dem Titel Die Magie Paradiesischer Gärten. Informationen unter T 0316 / 813368


 

Sonntag, 12. 9. 2004: Mit dem Rad durch die südsteirische Vergangenheit. Der Museumsverband Südsteiermark lädt zum schon traditionellen, weil siebenten Museumsradwandertag. Ein Ausflug für die ganze Familie, mit dem Rad zu den archäologischen Museen, um die keltisch-römische Vergangenheit der Region besser kennen zu lernen. Der Start erfolgt um 9.30 Uhr im Römerdorf in Wagna. Die Route führt über das Lapidarium Schloss Seggau, das Tempelmuseum Frauenberg, das Hallstattzeitliche Museum Großklein und wieder zurück nach Wagna. Neben geistiger Nahrung wird natürlich auch auf die Stärkung der Radfahrer geachtet. In Wagna spielt ab 16.00 Uhr die Musik auf, ein Glückshafen verspricht tolle Preise … und der Museumsverband Südsteiermark inszeniert eine „stilechte“ römische Begräbniszeremonie.
Anfragen an den Museumsverband Südsteiermark | Mag. Anita Heritsch | T 03452 86 884


 

Noch bis zum 2. Oktober ist im New Space der Galerie Eugen Lendl (Hans Sachs Gasse 1, Graz) die Ausstellung von Thomas Baumann – A lot of nots. (spiralmöbel) zu sehen. Spiralmöbel aus gebogenem, in sich verwickeltem Eisenrohr – zwei Hocker, ein Tisch, eine Stele entwickelt in Zusammenarbeit mit Mathis Esterhazy, dazu eine Text- / Ton-Installation:

Eine Hommage an Thomas Bernhard, welcher in Interviews nach einem Satz, einer (mitunter provokanten) Behauptung oder Ausführung oft ein augenzwinkerndes „Nicht...“ setzte. Ein „Nicht“ mit Fragezeichen Rufzeichen Punkt Bindestrich. […]
Weitere Informationen unter www.eugenlendl.com | www.artnet.com/eugenlendl.html | T 0316/82 55 14


 

Dienstag, 14. 9. 2004: Großer Benefizabend im forum Kloster in Gleisdorf 29 KünstlerInnen stellen sich in den Dienst der Gesundheitsförderung – 43 Werke wurden dem Diabetes-Typ 2-Präventionsprojekt zur Versteigerung zur Verfügung gestellt und Florian Randacher von den Ausseer Hardbradlern begleitet den LebensART-Abend musikalisch. Im Anschluss an diesen Abend wird die Ausstellung „LebensART“ bis 28. September im forum Kloster frei zugänglich sein. Prominente ÖsterreicherInnen beschreiben in kurzen Statements, was ihnen im Leben wichtig ist und wodurch sie Wohlbefinden und Wohlfühlen erleben.
Veranstalter ist Styria vitalis | Anfragen: 0316 82 20 94-22 oder 0664-41 065 12 | arne.oehlknecht@styriavitalis.at


 

Möbeldesign im „Zukunftslebensraum“ im Kunsthaus Graz Eine Möbelausstellung der besonderen Art findet vom 16.–19. September 2004 im Kunsthaus Graz, Space 04, statt. Die Kornberger Designtischler präsentieren: „Möbeldesign im Zukunftslebensraum“.

In der Ausstellung wird der Versuch unternommen, in eine neue Dimension von „Lebensraum“ vorzudringen. Die klassische Raumaufteilung wird aufgeweicht und durch möglichst variable Formen ersetzt. Im Mittelpunkt stehen nicht mehr gegenständliche Möbel, sondern Funktionen, die exakt auf die persönlichen Bedürfnisse des Bewohners abgestimmt sind. (Zu sehen ist in der Ausstellung auch eine multimediale Installation, die in besonderer Weise diese Virtualität des Zukunftslebensraumes hervorhebt.) Geöffnet ist die Ausstellung von Donnerstag bis Samstag von 10.00 bis 20.00 Uhr, am Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Nähere Infos: www.die-kornberger-designtischler.at

 


 

Bis Donnerstag, 30. 9. 2004: „In den 80er Jahren stand der Künstler Hans Jandl in der Tradition der Neuen Malerei. In seinen farbintensiven Gemälden in gestischer Malweise dominierten figurative und vegetabil verschlungene Motive, die sich zu einem großen Naturbekenntnis verbinden sollen. In den 90er Jahren versuchte er die Energiewirkung der Farbe in einfachen bildnerischen Ordnungen zu visualisieren, indem er die mehrmals übermalten Farbfelder mit Bleiplatten kombinierte.“ Ausstellung: Ausgewählte Arbeiten der Malerei von Hans Jandl aus den Jahren 1984 – 2004 sind in der Sammlung Wolf, Steuerbüro Wolf, Weizerstraße 35 in Gleisdorf zu sehen.

Informationen unter T 03114/3182 | jandl@aon.at


 

Donnerstag, 16. September: Vernissage der Ausstellung „Hell/Dunkel“ mit Werken des 1955 in St. Lorenzen/Mürztal geborenen Fritz Bergler im Kunstmagazin Margarete Hell in Bruck/Mur. „Zentrales Thema meiner Arbeiten der letzten Jahre ist die Auseinandersetzung mit Verfahren der visuellen Komplettierung und Bildverarbeitung im Kontext verbal-analytischer Integration. Die wesentliche Fragestellung: wie entsteht aus einer Summe fragmentarischer und widersprüchlicher Einzelinformationen so etwas wie ein ‚komplexes Bild‘, die Empfindung eines komplexen Bildes?“ Eröffnet wird die Ausstellung um 19.00 Uhr und dauert bis einschließlich 16. Oktober.

Weitere Informationen: T 676-70 13 300 | www.kunstmagazin.at


 

Samstag, 18. 9. 2004: Eröffnung der Ausstellung „Holzrisse zur Bibel“ aus dem Werk von Margret Bilger in den Minoriten-Galerien Graz, Mariahilferplatz 3. Der Geburtstag der im Jahre 1904 in Graz geborenen Künstlerin Magret Bilger jährte sich am 12. August 2004 zum hundertsten Mal: ein Anlass, auch in ihrer Geburtsstadt Graz auf die bedeutende, 1971 verstorbene Künstlerin in einer Erinnerungsausstellung hinzuweisen. Etwa 100 Grafiken stammen aus der Sammlung des Salzburger Rupertinums und der Sammlung Otto Mauer/Wien, in denen sich Margret Bilger vor allem religiös-ikonografischen Inhalten widmete. Bereits kurz nach ihrem Tod wurde sie als „eine Art österreichischer Chagall“ (O. Breicha/M. Frommel) eingeschätzt und ihr Werk im „Kern als christliche Mystik, deren Schale pathetischer Expressionismus“ (Werner Hofmann) ist, charakterisiert. Die Ausstellung dauert bis zum 17. Oktober.

Informationen unter http://kulturzentrum.minoriten.austro.net


 

Samstag, 18. 9. 2004: Von 15.00 bis 16.30 Uhr veranstaltet das Frauenservice Graz den 6. FrauenStadtSpaziergang unter dem Thema „Kunst und Kultur“, geleitet von Ilse Wieser. Treffpunkt ist am Jakominiplatz 16.
Informationen erhalten Sie unter www.frauenservice.at | T 0676-75 12 664

 


 

Samstag 18. und Sonntag 19. 9. 2004: vecerka / night shop / nachtgeschäft, eine Installation von Evelin Stermitz mit akustischer Raumbespielung von Ales Zemene und Eva Ursprung von 20.00 bis 24.00 Uhr. Am Mittwoch den 29. September wird um 20.00 Uhr die Ausstellung mit Fotografien von Paula Miklosevic (Beograd) unter dem Titel Ideal Place eröffnet, die bis zum 31. 10. zu sehen sein wird. Veranstaltet von BAODO im N I L, Dreihackengasse 42 in Graz.

Nähere Informationen unter http://baodo.mur.at

 


Sonntag, 19. 9. 2004: Der Tag des offenen Denkmals findet europaweit statt. Veranstaltet vom Bundesdenkmalamt lautet das heurige Thema in Österreich „Alte Bauten, neue Nutzung“. In der Steiermark wurde der Medienturm in Graz (Ehem. Wasserturm des Schlachthofes) ausgewählt und ein spannendes Programm in der Zeit von 10.00 bis 20.00 Uhr zusammengestellt, in dessen Verlauf u.a. die Medienkünstlergruppe Glotzophon (A) mit einem LiveAct vertreten ist. – Seit 1917 dominiert der ehemalige Wasserturm das Areal des Alten Schlachthofes im Süden der Stadt Graz. Mit seinen 36,5 Metern zählt der quadratische Turm mit Zeltdach zu einem der wenigen erhaltenen Wassertürme in Österreich. Seit 2000 steht dieser Turm – dank einer bewundernswerten Rettungsaktion – als modernster Medienturm mit bester Infrastruktur und als ungewöhnlicher Veranstaltungsort mit hohem kulturellem Niveau zur Verfügung. Die neue Erschließung durch Treppe und Lift bietet eine optimale Nutzung der jeweils rund 40m² großen Turmzimmer als reizvolle Orte für Kommunikation, Medienkunst und -technik. Nähere Informationen unter www.bda.at

 


Samstag, 25. 9. und Sonntag, 26. 9. 2004: Die Land- und forstwirtschaftliche Fachschule veranstaltet an zwei Tagen ihr HofFest in Grottenhof-Hardt, Thal 133 in Graz-Wetzelsdorf. Bei freiem Eintritt umfasst das Programm am Samstag ab 14.00 Uhr und am Sonntag ab 10.00 Uhr eine Kunstausstellung von Schülern der Ortweinschule und anderen Künstlern, einen www-lauf (www.www-lauf.at.tf), Direktvermarkter, Kunsthandwerk, Tiere zum Angreifen, Kinderprogramm (Kartoffel-, Mais- und Kastanienbraten, Strohhupfburg, Kürbisschnitzen), Ponyreiten, Kutschenfahrt, Traktorrundfahrt, Musikgruppen, Kürbisausstellung und den offenen landwirtschaftlichen Schulbetrieb.

Informationen unter www.grottenhof.com | T 0316–58 32 38 DW 25

 


 

Das Weinviertel-Festival 04 dauert noch bis 31. Oktober. Hier nur wenige Kostproben aus dem kaum überschaubaren, weil umfangreichen Programm im September: „Roma“, ab 11. 9. im Barockschlössl Mistelbach, ist eine eindrucksvolle Fotoausstellung über das Leben dieser Volksgruppe in der Slowakei und im Weinviertel – eine Landschaftsinstallation von Ljubo Tobolar, namens Totenweg von Asparn/Zaya: 7000 Jahre Bauernkultur, wird am 12. 9. in Asparn/Zaya eröffnet, ebenso „Literatur Cuvée 2004“ am 25. 9. in der Kellergasse Großnondorf.

Weitere Infos unter www.weinviertelfestival.at


Sonntag, 26. 9. 2004: Eröffnung des Bruno Gironcoli-Museum auf Schloss Herberstein im Rahmen der Reihe ARTHerberstein. Informationen unter www.herberstein.co.at | T 03176–8825-0


Bis zum 1. Dezember stellt die Merkur Galerie, Joanneumring 22, in Graz Arbeiten von Bruno Wildbach aus. Unter dem Titel Colon – The Farther Shore umfasst die Ausstellung eine Serie von Ölgemälden, in denen Wildbach sich mit den elementaren Leidenschaften des Menschen und seiner Würde auseinandersetzt. Mehr über Bruno Wildbach unter www.brunowildbach.com

 

 

  AKTUELLE VERANSTALTUNGEN

 

Mike Supancic reist im „Geheimnis von Imst“ durch Österreich – und trifft Wolfgang Schüssel Dienstag, 7. 9. bis Samstag, 11. 9. „Helfried heiratet“ wieder auf der Kleinkunstbühne Hin&Wider im Grazer Theatercafé in der Mandellstraße: Christian Hölbling ist dabei auf äußerste Genauigkeit und größtmögliche Sparsamkeit bedacht. Mike Supancic folgt vom 14. bis 18. 9. und versucht, „Das Geheimnis von Imst“ zu ergründen. „Frei&Wild“ gibt sich daraufhin Stefan Haider vom 21. bis 25. 9., wobei er sich von Ottakringer Schamanen, bulgarischen Tantra-Lehrerinnen und Schweizer Motivationstrainern betreuen lässt. Die Rampensau Markus Hirtler gibt die „Ermi-Oma in: Ansichtssache“ am 28. 9. und 1. und 2. Oktober. Dazwischen drängt sich noch O. Lendl mit seinem Programm „O. Lendl 6 - Switch“ am 29. und 30. 9. Weitere Informationen unter www.hinwider.com und T 0316 82 53 65


9. Oktober: Es wird Herbst, Steirischer Herbst, und Bauer kommt zurück, Wolfgang Bauer! Wolfgang Bauer hat ein neues Stück namens „Foyer“ geschrieben und das Grazer Theater im Bahnhof wird es in der Helmut-List-Halle inszenieren und umsetzen. Zu erwarten sind: Ein Autor, dem der Zugang zur Uraufführung seines eigenen Stücks verwehrt wird, ein Theaterabend, der sich zu einer Weltraummission ohne gesicherte Rückkehr entwickelt und: ein Stück in permanenter Schräglage, im Spannungsfeld zwischen Wahrheit und Fälschung, Fassbarem und Unfassbarem. Alles hat also wieder seine Ordnung! Uraufführung am 9. Oktober, weitere Aufführungen am 10., 13., 14. und 15. Oktober, jeweils um 20.00 Uhr.
Mehr zum Stück unter www.steirischerbst.at/Programm

 


 

Kopenhagen: Heisenberg meets Bohr Aufgrund des vorjährigen großen Erfolges der Theaterproduktion „Kopenhagen“ von Michael Frayn wird das Stück heuer wieder auf der Kasemattenbühne am Grazer Schlossberg aufgeführt. Mitwirkende sind Lotte Marquardt, Gerhard Balluch und Daniel Doujenis. Regie führt Heinz Hartwig. Das Stück des englischen Autors entstand 1998 und handelt von dem großen Rätsel einer Begegnung mitten im Krieg, im Jahr 1941. Der deutsche Physiker Werner Heisenberg besucht seinen dänischen Kollegen Niels Bohr im Wettlauf um den Bau der Atombombe. Noch zu sehen am 9., 10., 11. Sept. 2004. Beginn 20.00 Uhr, Karten im Zentralkartenbüro oder an der Abendkassa.


Donnerstag, 16. 9. 2004: „Best of Seminarkabarett“ mit Bernhard Ludwig im Kulturzentrum/ Hugo-Wolf-Saal in Leibnitz um 20.00 Uhr. Leiter einer internationalen Biofeedback-Schule in Wien für alle Heilberufe? Berater von Kurorten, Firmen und Institutionen? Fortbildner für praktische Ärzte und Internisten? Führungskraft-Fortbildner? Oder ein Psychologe? Oder gar ein Kabarettist? Seit nunmehr 11 Jahren ist Bernhard Ludwig mit seinen Programmen über Herzinfarkt, Diät-Wahnsinn und Sex-Frust der am unauffälligsten ausverkaufteste Kabarettist Österreichs – und hat überdies den moralischen Zeigefinger in kabarettistischem Kontext wieder salonfähig gemacht. Lehrreiches Lachen – wider die allgemeine Verklemmtheit und den Taschen ausbeulenden Selbstbetrug. Weitere Informationen unter www.seminarkabarett.at und www.e-a.at

 


2., 9., 16., 23. Oktober: Ab jeweils 20 Uhr bringt das Theaterzentrum Deutschlandsberg eine neue Staffel der „impro battle“, Improvisationstheater, bei dem zwei Teams zu je vier Spielern gegeneinander an treten. Außerdem gibt es am 25. Oktober eine Premiere: „Die Reichsgründer oder das Schmürz“ in der Neuen Schmiede (Theaterzentrum) Deutschlandsberg.
Informationen unter www.theaterzentrum.at | T 034 62 – 6934


Das andere Theater: Die Freien Theater Steiermark haben ihren Spielplan für September und Oktober erstellt. So spielt die THEO-Studiobühne in Oberzeiring, frei nach Laufs/Jakoby von Peter Faßhuber, Endstation Schöller am 11., 15., 17., und 25. September, jeweils ab 20.00 Uhr. Das Grazer Kasperltheater zeigt Kasperl und die Zauberbombe am 21. und 28. September, am 5., 12. und 19. Oktober um 15.00 und um 16.30 Uhr im Grazer Orpheum. Das MEZZANIN-Theater Graz spielt Die dumme Augustine im Kulturzentrum bei den Minoriten am 23., 24., 25., und 30. September und von 1. bis 6. Oktober um 16.00 Uhr. Im Theater am Ortweinplatz gastiert die Theatergruppe SOGMA und vieles mehr geschieht auf den steirischen Bühnen der Freien Theater. Details und Termine finden Sie unter www.dasanderetheater.at

 


25. und 26. September. Der Grazer Filmemacher und Produzent Heinz Trenczak hat den Dramatiker Peter Turrini zwei Jahre lang begleitet – zu Lesungen und Diskussionen und auf realen und Kopf-Reisen. Daraus ist ein 45-minütiges, einfühlsames Portrait des Autors entstanden, der ebenso wie der Regisseur heuer seinen 60er feiert. 3sat sendet „Theaterglühen“ – benannt nach dem gleichnamigen Abschiedsabend Claus Peymanns, dessen Programm zu einem guten Teil von Turrini bestritten wurde – am 25. September um 21.40, ORF2 am 26. September um 9.30.


Montag, 27. 9. 2004: Literatur im Kulturzentrum bei den Minoriten. Ab 20.00 Uhr errichten Bernhard Tockner (Text) und Florian Gessler (Saxophon) „Textfestungen“. Am 30.09., ebenfalls um 20.00 Uhr liest Alfredo Bauer „Anders als die anderen. 2000 Jahre jüdisches Schicksal. Eine Szenenfolge“ nach einer Einführung von Univ.Prof. Dr. Primus-Heinz Kucher.
Kulturzentrum bei den Minoriten | Mariahilferplatz 3, Graz | weitere Informationen unter http://kulturzentrum.minoriten.austro.net


Gerade noch bis zum 12.09. dauern die Südsteirischen Musiktage 2004 in St. Johann im Saggautal. Diese Veranstaltung führt zu einer Begegnung zwischen klassischer Kammermusik, vokaler und instrumentaler Volksmusik sowie regionaler Lebensart. Trifft Klassik Volksmusik – Volksmusik trifft Klassik in einer Veranstaltung des Steirischen Volksliedwerkes, der Gemeinde St. Johann im Saggautal und der Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien.

Informationen erhalten Sie über www.steirisches-volksliedwerk.at und das Organisationsbüro St. Johann i. Saggautal | T 03455 / 68 68 14


Montag 13.09. Im Rahmen der Eggenberger Schlosskonzerte ist das Leipziger Streichquartett ab 20.00 Uhr im Planetensaal zu sehen und zu hören. Es folgen am 20.09. Gerard Causse, Viola, und zum Finale am 27. 09. Friedrich Kleinhapl, Violoncello, und Andreas Woyke, Klavier.
Detaillierte Informationen finden Sie unter http://steiermark.orf.at/vollendet


Samstag, 18.09.: Jojo Mayer‘s Nerve & Prohibited Beatz im Rahmen von Beats on Climate Change Bio & Fair im Kulturhaus Fürstenfeld um 19.30 Uhr. Vom Modern Drummer Magazine wird Jojo Mayer (www.jojomayer.com) als „Drum God“ beschrieben. Mit seiner Formation Nerve macht er im Rahmen seiner Europatournee in Fürstenfeld halt; unterstützt wird Jojo Mayer von Roli Mosimann: real time audio deconstruction, Takuya Nakamura: keyboards, samples, trumpet, John Davis: bass, low end manipulation.
Karten an der Abendkassa und Informationen unter www.klimabuendnis.at


Samstag, 18. 09.: Ab 15:00 Uhr gastiert das Altwiener Oktett im Rahmen der Konzerte im Stadtpark-Pavillon in Graz. Das in Originalbesetzung musizierende Altwiener Oktett wird von dem vielseitigen Musiker Alfred Pfleger, einem Spezialisten für Wiener Klangstil und Agogik, in traditioneller Manier von der Geige aus geleitet. Am 19.09. ab 11:00 Uhr folgt Jazz: 7 come 11 – featuring: Christoph Wundrak. Unter der sachkundigen Leitung des Grazer Jazzmusikers Titow Griem entwickelte sich 7 come 11 zu einer Jazzformation, deren Repertoire von Swing über Latin Jazz bis zu rockigen Arrangements reicht. Ebenfalls am 19. 09. um 15.00 Uhr präsentiert sich der Grazer Spielmannszug und den Schluss der Konzertreihe bilden am 25. 09. um 15.00 Uhr Platinum Brass, ein Bläserquintett, das sich aus Studierenden der Kunstuniversität Graz zusammensetzt.
Informationen unter T 0699–12 18 12 92


Samstag, 18. September: Unter dem Motto „Appetit auf Knöpfe“ veranstaltet das Steirische Volksliedwerk einen Harmonika-Schnupperkurs in der Region „Naturpark Eisenwurzen“ und zwar beim Gasthof Brückenwirt, in Landl. Leihinstrumente stehen zur Verfügung. Wolfram Märzendorfer und Kerstin Pleschonig heißen die Referenten, der Kursbeitrag schlägt sich mit 30 Euro zu Buch und die Anmeldung ist unbedingt erforderlich unter: T 0316–877-8768 | service@steirisches-volksliedwerk.at

Welche Aktivitäten das Steirische Volksliedwerk außerdem setzt, lesen Sie unter www.steirisches-volksliedwerk.at


Samstag 18. 09: Alternative-@Stage im Explosiv, Schützgasse 16 in Graz. Es geben sich mehr oder weniger musikalisch CRIMSON TIDE (A); NON AGE (A); SALONFÄHIGE STANISLÄUSE (A) ab 19.30 Uhr die Ehre. Am Donnerstag den 23. 09. ist das Motto Borderline ausgegeben, dazu kommen Distemper, die in Russland zu den dienstältesten und bekanntesten Ska-Punk Bands gehören, J*A*N FEAT. U.D.S.S.R, auch als erste schizophrene Band Österreichs bekannt und The Oikoleros, Skaband aus Feldbach. Es folgt Freitag am 24. 09. derBoneBreakersBall mit den Bands: Giftshop (D); Hinduslem (A); Pink As Panther (A); Sindustry (A). Am Samstag, 25. 09. gibt’s den Young & Sexy Club usw.

Programminformationen unter T 0676–347 80 28 < Distemper aus Russland

 


Donnerstag, 23.09.: Mit sanft souligen Balladen und ihrer Reibeisenstimme verzaubert Marla Glen ihr Publikum. Ihre Shows sind eine fiebrige Melange aus Blues, Soul, Jazz, Rock n’ Roll und African Ethno. Die singende Rebellin und Kämpferin für eine gerechtere Welt verliert als spaßige Unterhalterin nie den Draht zum Publikum. Marla Glen & Band um 20.00 Uhr im forumKloster, Gleisdorf.
Information und Platzreservierungen: 03112–26 01 444


Dienstag, 28.09.: InselEpigraphe, um 20.00 Uhr in der Mariahilferkirche in Graz, ist ein Porträt des Komponisten Joachim Jung. Das Programm besteht aus: 2 Inseln, ... morgens bei aufgehender Sonne aus dem Dunst des Wassers hervortretend ... für 4 Violinen (1995), Orgelpunk II aus Epigraph III (1996), 2 Inseln, ... mittags im Dunst aus dem Wasser hervortretend ... für 4 Violinen (1999), Litanei für Orgel aus Epigraph III (2004), 2 Inseln, ... abends in der Dunkelheit im Meer versinkend ... für 4 Violinen (2003). Die Interpreten sind Barbara Konrad: Violine, Theo Patsalidis: Violine, Alexandra Torres: Violine, NN: Violine, Klaus Eder: Orgel und Elvira Riedler: Orgel.
Weitere Informationen unter http://kulturzentrum.minoriten.austro.net


Herbst-Jazz < Jazztett Forum Graz
Zum zwölften Mal organisiert Bernd Luef die Autumn Concerts im Forum Stadtpark und damit sicher eine der am längsten existierenden Konzertreihen von höchster Qualität auf Low-Budget-Niveau. Es eröffnet mit einem Doppelkonzert anlässlich seines 25-jährigen Bestehens das Studio Percussion am 21. und 22. Für die beiden Jubiläumskonzerte im Forum Stadtpark hat Ensembleleiter Günter Meinhart ein ganz spezielles Programm mit Werken von Luigi Nono, Marko Ruzdjak, Karlheinz Essl, Lukas Ligeti, Thierry De Mey und eigenen Kompositionen zusammengestellt.

Das Hollo Trio mit Klemens Pliem, Wolfram Derschmidt und Reinhard Winkler setzt die Reihe am 23.09. fort. „Tiempo compartido“ haben am 24.09. Thorsten Zimmermann, Robert Stützle und Gitarrist Stefan Oser, der in den vergangenen sechs Jahren in Mexiko gelebt und seine musikalischen Erfahrungen und Eindrücke in zahlreichen Kompositionen festgehalten hat Schließlich spielt am 25.09. in erweiterter Besetzung mit Axel Mayer: trumpet, flugelhorn, Reinhard Summerer: trombone, Georg Gratzer: alto-& sopranosax, flute, Klemens Pliem: tenor & soprano sax, Thomas Rottleuthner: baritonsax, bassclarinet, Dragan Tabakovic: guitar, Thorsten Zimmermann & Ewald Oberleitner: bass, Dusan Novakov: drums, percussion, Ismael Barrios: congas & percussion, Berndt Luef: vibraphon, percussion das Jazztett Forum Graz seinen „Trialogue V“.
Beginn ist jeweils um 20.00 Uhr | Informationen unter http://forum.mur.at

 

 

  PREISE


Menschenrechtspreis des Landes Steiermark 2004
Das Land Steiermark vergibt heuer wieder den mit 7.300 Euro dotierten Menschenrechtspreis. Damit werden Aktivitäten zur Durchsetzung, Entwicklung und Förderung der Menschenrechte sowie Leistungen auf diesem Gebiet im In- und Ausland gewürdigt.

Bislang haben sieben SteirerInnen diesen Preis erhalten: darunter die engagierte Friedenskämpferin Maria Cäsar für ihre erfolgreiche Jugendarbeit wider das Vergessen und Verdrängen der nationalsozialistischen Vergangenheit, Mag. Angelika Vauti für ihre Initiativen im Rahmen des Afro-Asiatischen Institutes in Graz, Sonja Perkic-Krempl, die unter Einsatz des eigenen Lebens in Guatemala das Zeugenbegleitprogramm Österreich mitbegründet hat, Harald Krenn, Begründer der Initiative „Team On“, die Menschen in Problemsituation Zuflucht bietet, sowie Mag. Harald Schmied, langjähriger Megaphon-Chefredakteur und Initiator des ersten „Homeless Streetsoccer-Worldcup“ in Graz.

Für die diesjährige Preisvergabe werden derzeit Nennungen gesammelt. Vorschläge direkt aus der Öffentlichkeit sind willkommen, auch Eigenbewerbungen sind zulässig.

Einreichungen an das Büro des Landesamtsdirektors, Hofgasse 15, 8010 Graz, sind noch bis 30. September 2004 möglich.

 


Minna Kautsky Literaturwettbewerb 2004
Das Thema des heurigen Minna Kautsky Literaturwettbewerbes lautet „Graz(y) ladies!“, in Anlehnung an das Jahresmotto des Frauenreferates der Stadt Graz bzw. von Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl. Neu ist, dass die Textgattungen „Lyrik und Prosa“ getrennt von zwei verschiedenen Jurys bewertet werden. Insgesamt werden jeweils fünf Texte pro Kategorie prämiert. Demnach wird es auch zwei Siegerinnen geben, die Geldpreise von jeweils 500 Euro erhalten. Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2004.

Näheres unter 0316–872–4671 | M frauenreferat@stadt.graz.at


 

Der „Carl-Mayer-Drehbuchwettbewerb“ der Landeshauptstadt Graz wird zum heuer zum zwölften Mal österreichweit ausgeschrieben. Das filmische Autorenwerk von Carl Mayer ist für diesen Drehbuchwettbewerb grundsätzliches wie verpflichtendes Motiv. Carl Mayer hat über die suggestive Kraft der Beschreibung hinaus durch Wortsetzung den Filmen aktiv Kontur gegeben. Bewegung, Tempo, Rhythmus und Montage sind bei Carl Mayer bereits am Papier vorgezeichnet. Von den eingereichten Arbeiten werden authentische Filmsprache, innovative Dramaturgie und Expressivität der filmischen Sprache gefordert. Thema des diesjährigen Wettbewerbs ist „Angst“, Einreichungskategorien sind Kinofilm, Dokumentarfilm und Fernsehfilm.
Letzter Einreichungstermin beim Kulturamt der Stadt Graz ist der 31. Dezember 2004.

Details und Ausschreibungsunterlagen unter www.kulturserver-graz.at/carl-mayer-drehbuchwettbewerb

 

 

  GELESENES & ERLESENES


Kein Platz für Skrupel: „Jetzt kommt Fred“ von Martin G. Wanko
Mit seinem Ö1 Hörspiel „Jetzt kommt Fred“ schließt Martin G. Wanko nach „Who killed Arnie?“ und „Der Schleim“ die Trilogie der „gesellschaftspolitkritischen Texte“ (Wanko) ab. Fred, ein Macher und Opportunist, ein zeitgenössisch potenzierter Herr Karl, macht alles, kann alles, kennt alle und hat Connections zu Parteileuten, die wie er nicht viel Zuneigung zu Menschen entwickeln wollen – ein abgrundtiefes Bild von einem PR-Agenturchef eben. Kokainkonsum und sexuelle Ausbeutung einer Mitarbeiterin gehören zum Branchenimage. Fred ist ganz schön daneben und hat keine Skrupel, seinen aufstrebenden Assistenten, und potentiell alle anderen, die ihm den Rang ablaufen könnten, wie in einem Videospiel – Egoshooter – abzuknallen. Aber da meldet sich ein unbekannter Beobachter und macht Fred gehöriges Kopfzerbrechen. Wenn Fred sich als sprichwörtlicher Halsabschneider geriert, dürfte es sich bei dem Unbekannten eher um einen Ohrabschneider handeln - und das Verhängnis nimmt im Stil eines echten „Wanko“ seinen Lauf. Helmut Berger leiht dem Ekel Fred seine Stimme, außerdem sprechen (und spielen) Wolfgang Hübsch, Fritz Hammel, Petra Morze u.a. Regie führte Harald Krewer.

Als CD erschienen und zu erwerben bei pumpkin records (www.kuerbis.at) ISBN 3-900965-27-7.
Mehr zu Martin G. Wanko finden Sie unter www.m-wanko.at

 


Tinctur – Zeitschrift für Literatur und Kunst
1996 entschlossen sich der Grazer Marcel Fotter und der aus Alkmaar in den Niederlanden stammende Ruud van Weerdenburg nach einer absolvierten Lesung in einem Grazer Café auch gleich eine Literaturzeitschrift zu gründen. Mag sein, dass die sprachlich und geografisch bedingte Mixtur der Herausgeber zur bezeichnenden Essenz geführt hat, nämlich Tinctur. Inzwischen erschien die „Zeitschrift für Literatur und Kunst“ in ihrer elften Ausgabe, die qualitativ hochwertige Beiträge von mehr oder weniger arrivierten Autorinnen und Autoren aus den Niederlanden, England, Kalifornien, Argentinien und Österreich versammelt. Der Schwerpunkt im Konzept der Tinctur liegt auf Erzählungen und Kurzgeschichten, die hier teils auf Deutsch, teils auf Englisch wie Klaus Hoffers „On the magnetic mountain, a fragment“ veröffentlicht sind. Außerdem sind auch lyrische und experimentelle Texte wie jene der Österreicherin Susanne Toth vertreten. Ruud van Weerdenburg versteht Tinctur als offenes Forum für Literatur, bildende Kunst und Musik, in dem Lesungen auch musikalisch bereichert werden, so etwa durch Vera Montana am 29. Oktober in der Landesbibliothek in Graz. Beiträge und Einsendungen an unten angeführte Adresse sind erwünscht.

Tinctur erscheint zweimal pro Jahr in der Han-Shan-Press, Amsterdam, Graz, Wien, London, Silkeborg
und ist erhältlich über tinctur_literature@hotmail.com

 


Von Strettweg bis zum WeinDUFTikum
In dem aktuellen Kulturreiseführer „Archäologie erleben in der Steiermark“ finden sich vom absoluten Star des Landesmuseums Joanneum, dem Kultwagen von Strettweg, bis hin zu archäologischen Geheimtipps und Kuriositäten, wie Europas größtes Spezialmuseum für Sperrmechanismen oder Österreichs erstes Riechkino „WeinDUFTikum“ in Riegersburg alles verzeichnet, was mehr oder weniger der Archäologie zuzuordnen ist. Der Bogen spannt sich von der Römerstadt Flavia Solva bis zum Kulm mit seinem Freilichtmuseum. Das Wiener Autorenduo Andreas Bichl und Brigitte Reisinger gibt neben detaillierten Informationen zu Museen und Fundorten interessante Hintergrundberichte zur Ausgrabungs- und Fundgeschichte. Themenwege und Routenvorschläge ermöglichen intensive Kulturerlebnisse. Das Buch weckt die Neugier auf Archäologie und lässt die unmittelbare Umgebung in einem neuen Licht erscheinen.


Die Rückkehr der Grenzen
Die Rede vom „Fall der Grenzen“ ist einer der beliebtesten Topoi postmoderner Befindlichkeit – schließlich haben wir ja alle selbst miterlebt, wie der Eiserne Vorhang symbolträchtig zerschnitten und die Berliner Mauer publicitywirksam demoliert wurde. – Nur: die Schengengrenze ist Realität geblieben, und beim Versuch, clandestin in die EU einzureisen, sind inzwischen mit Sicherheit mehr Menschen ums Leben gekommen als bei jenem, sich aus dem Herrschaftsbereich poststalinistischer Diktaturen davonzustehlen. Neue Barrieren entstehen allerorten – ob zwischen den USA und Mexiko oder im Staat Israel zwischen jüdischen und palästinensischen Siedlungen. Das Hochspielen regionaler Identität zur Abgrenzung gegenüber schwächeren Konkurrenten („Padanien“ gegenüber Italien, Slowenien gegenüber Jugoslawien, Tschechien gegenüber der Slowakei) gebiert ebenso neue Grenzen wie der Nationalismus der Peripherisierten – z.B. Serbiens. Und in den Metropolen selbst zieht die Gettoisierung von MigrantInnen ebenfalls neue Grenzsetzungen nach sich. Im vorliegenden Band diskutieren AutorInnen wie Henning Melber (Uppsala), Paola Visca (Montevideo), Hans-Heinrich Nolte (Hannover), Helga Schultz (Frankfurt/O.), Viktoria Waltz (Dortmund) und Hannes Hofbauer (Wien) die unterschiedlichen Funktionen von regional sowie sozial schärfer werdenden Grenzen in einer Welt, deren Selbstverständnis zunehmend ein grenzenloses geworden ist.

Joachim Becker/Andrea Komlosy (Hg.): Grenzen weltweit. Zonen, Linien, Mauern im historischen Vergleich.
ISBN 3-85371-220-7, br., 240 Seiten, großes Format, 21,90


Die Wunschpumpe. Eine Wiener Montage.
In dem schon 1991 erschienen Nicht-Roman ist das Medium ‘Sprache’, genauer gesagt die Sprache als Struktur die Botschaft. Die Texte sind bestimmt von exakten Kompositionsgesetzen mit einer Vielzahl von Variationen. Es gibt Sprachgitter, Sprachspiele, Kombinationen von Sprachebenen, Sprache der Lexika, Zitate im Sinne der Postmoderne, Ironisierungen und Verschlüsselungen. Die Originalität der Texte entsteht auch durch die Sprache des Wiener Untergrundes, mit vielen Anleihen aus der Wiener Kunstszene, Bibelzitaten mit ihrer Betonung des Opfers Jesu; und schließlich erinnern Adrians Texte auch an die kritische Sprache der 68er Bewegung. Wo es hier um Religion geht, ist eigentlich Religionskritik gemeint, und wenn es um Philosophie geht, Antiphilosophie.

Marc Adrian, Die Wunschpumpe. Eine Wiener Montage. ISBN 3-900530-18-1, 301 Seiten

 

KORSO verlost in Zusammenarbeit mit Verlagen bzw. Herausgebern jeweils drei Exemplare der hier rezensierten Bücher/CDs beim KORSO-Kulturquiz!

 

 

Mit 160 km/h unter die warme Haube?
ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin Will, aufgezeichnet von Jörg-Martin Willnauer

 

Martin Will: „Homosexuelle Partnerschaften tragen nichts zum Fortbestand der Gesellschaft bei und sind daher wertlos!“, sagt Berhard Görg, Ex-Chef der Wiener ÖVP.

Jörg Nauer: Wer den Nutzen einer Partnerschaft auf die Fortpflanzung reduziert, hat ein gestörtes Verhältnis zur Intelligenz. In der Hamburger CDU wirst du nach einem solchen Statement aus der Partei ausgeschlossen.

M. Will: Übertroffen wird diese Beschränktheit vom Führer der blauen Jugend, Johann Gudenus. Der hält die gleichgeschlechtliche Ehe für „naturwidrig“.

J. Nauer: Der Bursche hat im Biologieunterricht nicht aufgepasst. In der Natur gibt es alle denkbaren Spielarten von Sexualität. Und ein paar undenkbare dazu. Vielleicht schaut er sich mal im alten Griechenland um. Oder in seiner eigenen Partei! Auch da gibt’s warme Nester.

M. Will: Jetzt fordert ausgerechnet Christopher Drexler von der Steirer-VP ein Ende der Diskriminierung von Lesben & Schwulen. Solches hätte ich eher Rotgrün zugetraut! Ist dem zu schwül geworden? Wird Graz jetzt zur Stadt der Volkserwärmung?

J. Nauer: Absolut nicht. Das ist ganz cool kalkuliert. Reines Ablenkungsmanöver. Voriges Jahr hat er sich mit „160 km/h für Amokfahrer!“ profiliert, heuer ist es die Schwulendebatte. So füllt man Sommerlöcher, macht sich bekannt und lenkt fein ab.

M. Will: Du meinst, schwarzblau hat Ablenkungsbedarf?

J. Nauer: Allerdings! Seit Drexlers Vorstoß ist die ganze ESTAG-Affäre, die vor allem der ÖVP angelastet wird, praktisch vom Medientisch.

M. Will: Mag sein. Aber die Volkspartei, Hüterin des Abendlands und seiner christlichen Werte, zerreißts doch bei solchen Themen! Die Salzburger VP ist gegen Abtreibung, die Steirer-VP für die Schwulen-Ehe. Wie passt das zusammen!?

J. Nauer: Perfekt. Bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gibt’s bekanntlich keine Abtreibungen.

M. Will: Witzbold.

J. Nauer: Das Ende der Diskriminierung von Lesben und Schwulen werde ich wohl nicht mehr erleben, aber die „Schwulenehe“ schon.

M. Will: Was macht dich so sicher?

J. Nauer: Punkt eins: Die Politik vollzieht lediglich, was schon längst Realität ist. Punkt zwei: die so genannte „Linke“ darf sich über einen „Sieg“ freuen und ist wieder brav. Und last but not least ändert die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften nichts an den Macht- & Besitzverhältnissen hierzulande; sprich: an der extrem ungleichen Verteilung der Reichtümer.

M. Will: Das mag alles sein. Aber Du unterschätzt die Macht der Bornierten. Die Schwulen-Ehe kommt nicht. Eher wird der Internationale Tag der Schwulensolidarität, der Christopher’s Day in Christopher-Drexlers-Day umbenannt. Wetten?

J. Nauer: Ok. Was setzt Du ein?

M. Will: Ein Paar warme Frankfurter.

 

 

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