Dezember |
Die korso – Sonderausgabe für sozial Tätige und Engagierte | |
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„Die Trümmerfrauen – Frauenschicksale zwischen 1945 und 1955“ auf DVD
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Sie leisteten nach dem Zweiten Weltkrieg, als die meisten eingerückten Ehemänner und Väter gefallen oder noch in Gefangenschaft waren, die Aufräumarbeit und meisterten den täglichen Überlebenskampf in der Nachkriegszeit: die „Trümmerfrauen“. Steirische Jugendliche haben auf Initiative der Grazer „ARGE Jugend gegen Rassismus und Gewalt“ sowie der Grazer Sozial- und Frauenstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl Zeitzeuginnen über ihre Erinnerungen befragt und mit Videokameras aufgezeichnet. „Mein Anliegen ist es, den allzu oft hinter männlichen Heldengeschichten verborgenen Beitrag von Frauen an der Wiedererrichtung unserer Zweiten Republik ins Bewusstsein zu rücken,“ bringt Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl ihr frauenpolitisches Credo aus Auftraggeberinnensicht auf den Punkt. Der Zugang zur Geschichte von 1945 bis 1955 über die erzählten Geschichten der Trümmerfrauen eröffnete dabei viele neue Bilder der aus alltagsgeschichtlicher Forschung zu wenig beachteten Zeit. Gemeinsamer Auftritt bei der Präsentation der DVDs im Dom im Berg: Die jugendlichen Interviewer gemeinsam mit den Zeitzeuginnen und Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl (4. v.re.) „Mir gefällt an dem Projekt „Trümmerfrauen“ vor allem die Umsetzung in Form eines intergenerativen Dialoges zwischen der jüngeren und älteren Generation. Dadurch wird Geschichte lebendiger, anschaulicher und letztlich verstehbarer“, so Kaltenbeck-Michl zu den pädagogischen Aspekten des gewählten Settings. 20 Jugendliche aus Grazer Gymnasien (BG/BRG Liebenau, BG/BRG Carnerigasse und GIBS) befragten – eingeschult durch das Zeitzeuginnen-Team der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus (Mag. Bettina Ramp und Mag. Regina Brunnhofer) – acht Zeitzeuginnen der Wiederaufbaugeneration. Der 8. Mai 1945 wurde mit Erleichterung aufgenommen, so der einhellige
Grundtenor aller acht von den Jugendlichen befragten Zeitzeuginnen. Freilich
mischte sich bald darauf ein mulmiges Gefühl mit Erwartungsängsten
hinzu. Wie würden die Besatzungssoldaten auf den vormaligen Kriegsgegner
reagieren? Alle acht Frauen hatten auch einschneidende familiäre Auswirkungen des Krieges zu bewältigen: Gefallene, Gefangene, Vermisste oder traumatisierte Heimkehrer führten abgesehen von der emotionell belastenden Situation auch zur Veränderung der Frauenrolle und der Familienstrukturen. Große Spannungen und Konflikte in der Familie waren auf der Tagesordnung: Die Widerstandskämpferin Maria Cäsar aus Judenburg erlebte das Kriegsende verwitwet und als Alleinerzieherin und Margit Catharin aus Fernitz sowie Karin Widtmann aus Langenwang mussten zu Kriegsende trotz ihrer Jugend die Mutterrolle innerhalb der eigenen Familie übernehmen. Befragt nach den persönlichen Lehren aus der Geschichte formulierten die acht Frauen einen übereinstimmenden Wunsch: Die heutige Generation sollte so eine existenziell belastende Zeit mit Krieg, Armut und Elend nie mehr erleben müssen! Sie begrüßten vor diesem Hintergrund auch die Tatsache, dass sich die Jugendlichen gemeinsam mit der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus solchen Themen intensiv widmen, um der Zukunft mit „zeitgeschichtlichem Hintergrundwissen“ besser begegnen zu können. Infos:
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