Auf Einladung des Klimabündnis Österreich weilte Ende Mai der Peruaner
Edwin Vásquez Campos in Graz, Vorstandsmitglied des internationalen
Klimabündnisses und Funktionär der Indigena-Organisation COICA.
Mit ihm sprach Christian Stenner.
Edwin Vasquez Cámpos
mit der Koordinatorin des steirischen Klimabündnisses, Mag. Andrea
Gössinger
In den seit 2001 amtierenden Präsidenten Perus, Alejandro
Toledo, selbst Sohn indianischer Bauern, sind sehr viele Hoffnungen
gesetzt worden. Hat sich durch Toledo etwas an der Situation der
Indígenas verändert?
Toledo trägt zwar den Stolz auf seine Herkunft vor sich her, lässt
sich aber von den Wünschen der USA beeinflussen und setzt deren
Interessen in unserem Land um.
Kann man einen Unterschied zur Politik seines Vorgängers Fujimori
bemerken?
Es hat sich nichts verändert für die indigenen Völker, die Wirtschaftssituation
hat sich eher noch verschlechtert.
Welche Maßnahmen wären aus Sicht der Indígenas vordringlich?
In Peru wurde auf Initiative der Präsidentengattin Eliane Karp,
einer ausgebildeten Anthropologin, eine nationale Kommission der
indigenen Völker gegründet, welche die vordringlichsten Probleme
angehen sollte. Wir mussten aber feststellen, dass uns diese Kommission
bei der Durchsetzung unserer Rechte nicht weiterbrachte. Im Gegenteil:
Von der Weltbank wurden 5 Mio. $ zur Verfügung gestellt für die
Entwicklung unserer indigenen Völker, das Geld ist jedoch zum Großteil
in den Kreisen der Präsidentengattin hängen geblieben.
Welche Schritte wären nötig, um die Situation der Indígenas
zu verbessern?
Es wäre z.B. eine autonome Gesellschaft zu gründen mit einem von
den Indígenas gewählten Präsidenten, welche die Gelder verwaltet,
die aus dem Ausland kommen. Und wir wollen unsere eigenen regionalen
Verwaltungen, wo wir auch möglichst autonom unsere Vorstellungen
umsetzen können, ohne dass uns Verwaltungsbeamte der Regierung und/oder
Vertreter von Erdölgesellschaften etc. daran hindern. Zu diesem
Zweck haben wir eine eigene Organisation gegründet, mit der wir
in Zukunft auch bei Wahlen kandidieren werden.
Gibt es in Peru ein Agrarreformprogramm und was davon wird
umgesetzt?
Es gibt sogar ein Gesetz, das den indigenen Völkern des Amazonasbeckens
Eigentumsrechte an ihrem Land zuschreibt – mit Ausnahme der darunter
liegenden Rohstoffe.
Das Klimabündnis ist mit einigen Projekten in Peru engagiert.
Das Klimabündnis unterstützt regionale Projekte mit dem Ziel,
die Rechte der indigenen Völker zu bewahren, z. B. ein Projekt,
bei dem wir gemeinsam einen Vorschlag für die verfassungsmäßige
Verankerung unserer Rechte erarbeitet haben. Oder eine Studie, wie
sich die in Naturreservaten lebenden Völker organisieren sollten,
um Überlebenschancen zu haben.
Wird durch die Krise im Nahen Osten der Druck auf Peru verstärkt,
neue Erdölfelder zu erschließen?
Vom Klimabündnis Österreich wird ein Projekt gegen die Regenwaldzerstörung
durch neue Erdölbohrungen unterstützt. Im Rahmen dieses Projektes
steht auch mein Besuch in Österreich, ich bin hier, um für Unterstützung
und Solidarität dafür zu werben, den größten Naturpark der Welt,
den Amazonas-Regenwald zu erhalten. Die peruanische Regierung allerdings
will das Land für neue Investoren öffnen …
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