korso Global Corner
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
juni 2002
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GATS: Wird weltweit alles Ware?Seit 2000 verhandeln die Mitglieder der 1995 gegründeten World Trade Organisation (WTO) – unter ihnen Österreich – über das GATS (General Agreement on Trade in Services). Das Ziel: die weltweite Liberalisierung der Dienstleistungsmärkte. Während vor dem EU-Beitritt lautstark über die Auswirkungen einer Marktöffnung diskutiert wurde, herrscht diesmal allerdings betretenes Schweigen. GATS-Gegner aus Gewerkschaften und NGOs befürchten die Gefährdung der Grundversorgung durch Privatisierung und Verteuerung bisher öffentlich bereitgestellter Leistungen – vom öffentlichen Verkehr über Pensions- und Gesundheitsvorsorge bis hin zur Wasserversorgung.

Der 30. Juni 2002 wird ein Meilenstein in den GATS-Verhandlungen: An diesem Tag wird die EU den anderen WTO-Mitgliedern Listen übergeben, auf denen penibel aufgelistet ist, welche Bereiche sie nach Dafürhalten der Union für international agierende Dienstleistungsunternehmen öffnen sollen.

 

EU-Forderung: Wasser soll weltweit Ware werden
Durch eine Indiskretion sind die Listen bereits Mitte April dieses Jahres bekannt geworden – was für Zorn bei den EU-Gewaltigen und für die schlimmsten Befürchtungen bei Globalisierungs-Kritikern sorgte. So wurde öffentlich, dass die Union von den anderen WTO-Mitgliedsstaaten die Öffnung aller Bereiche der Wasserversorgung fordert – von der Wasserbeschaffung über Reinigung, Distribution bis hin zur Abwasserbehandlung – weiters die Liberalisierung weiter Bereiche der Energieversorgung und einer Reihe anderer Sektoren bis hin zu Transportwesen, Tourismus und Handel.

„Das bedeutet aber nicht, dass die Länder der Union im Gegenzug auch ihre eigene Wasserversorgung selbst liberalisieren müssen“, beteuert der österreichische Chefverhandler, Sektionschef Mag. Josef Mayer aus dem Wirtschaftsministerium gegenüber KORSO. Denn erst im März 2003 müssen die WTO-Mitglieder einander bekannt geben, welche Sektoren ihrer eigenen Dienstleistungsmärkte sie selbst fremden Begehrlichkeiten öffnen wollen. Bloß: „Wer solche Forderungen stellt, kann nicht ernsthaft damit rechnen, dass seine Verhandlungspartner ihn von der selbst verlangten Verpflichtung ausnehmen“, betont Mag. Angela Orsolits, die für den ÖGB an der österreich-internen Positionsbildung zu den GATS-Verhandlungen teilgenommen hat.

 Mag. Angela Orsolits (li), ÖGB: „GATS fördert Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen“ – Dr. Ralf Kronberger (Mitte), Wirtschaftskammer: „Der internationale freie Handel braucht Wettbewerbsregeln“ – Mag. Josef Mayer (re), Wirtschaftsministerium: „Letztendlich entscheidet der EU-Rat“

Mit geringem Erfolg: „Die Position des Gewerkschaftsbundes ist in den an die EU weitergereichten Papieren nicht berücksichtigt worden“, klagt Orsolits. Besser ist es da der Unternehmerseite ergangen: „Von der WKÖ wurden keine Einwände gegen die Forderungslisten der EU vorgebracht“, so Dr. Ralf Kronberger, Wirtschaftskammer-Vertreter im GATS-Ausschuss, der beim Wirtschaftsministerium angesiedelt ist. n Sozialstandards fehlen Die Gewerkschafterin Orsolits äußert fundamentale Kritik an den GATS-Verhandlungen: „Die gesamten WTO-Regelungen enthalten nicht einmal minimale Sozialstandards. Gerade im Dienstleistungsbereich ist zu befürchten, dass diese Standards unterlaufen werden um wettbewerbsfähig zu sein.“ Zumindest die Mindestnormen der International Labour Organisation (ILO) wie Kollektivvertragsfreiheit und Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit müssten Eingang in die Vertragsbestimmungen finden. Ein Standpunkt, den auch Kronberger teilt: „Die Achtung von Sozial- und Umweltstandards und von internationalen Wettbewerbsregeln ist Voraussetzung für den freien internationalen Handel.“

Zeitbombe für das öffentliche Gesundheitswesen?
Zentrale Sorge vieler GATS-Gegner: Wird eine weit gehende Liberalisierung des Handels mit Dienstleistungen beschlossen, drohe als nächster Schritt die Privatisierung von Leistungen der öffentlichen Hand – vom Spital bis zur Schule. Orsolits hält diese Befürchtungen für nicht unbegründet. „Die einschlägigen Bestimmungen des GATS-Textes sind mehr als zweideutig. Öffentliche Dienste sind nur dann von der Liberalisierung ausgenommen, wenn sie weder im Wettbewerb mit privaten Anbietern noch auf kommerzieller Basis erbracht werden.“ Was etwa das Gesundheitswesen betrifft, vermerkt eine an der Universität Kassel erstellte Studie, dass nach WTO-eigener Interpretation „ausländischen Anbietern von Krankenhausdienstleistungen der vollständige Zugang zu sämtlichen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zu gewähren [ist], die sonst nur öffentlichen bzw. im öffentlichen Auftrag auftretenden Krankenhausdienstleistern eingeräumt werden“ – eine Zeitbombe für das öffentliche Gesundheitswesen (Thomas Fritz und Christoph Scherrer: GATS 2000, S. 82). Die Forderung nach Liberalisierung des Gesundheitswesens kommt vor allem von amerikanischer Seite, bestätigt auch Mayer: „Die Amerikaner wollen vor allem den Gesundheitsbereich, Telekom, Versicherungen und das Bildungswesen deregulieren.“ Darüber müsse aber noch ausführlich diskutiert werden. Und: Mit der Forderung nach Liberalisierung sei ja nicht automatisch jene nach Privatisierung verbunden. Die Privatisierungsgegner wollen aber in dieser Frage kein Risiko eingehen – so wendet sich etwa die Bundesarbeiterkammer, so deren GATS-Experte Dr. Werner Raza, „strikt gegen eine Liberalisierung von Dienstleistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge, insbesondere im Bereich der Wasserversorgung, Bildung und Gesundheit.“ Und: „Öffentliche Dienstleistungen müssen generell expliziter als bisher aus dem GATS ausgenommen werden.“

„Letztendlich entscheidet der Rat“
Die Entscheidungsfindung über das GATS finde hinter verschlossenen Türen statt, kritisieren die Gegner. Ein Vorwurf, gegen den sich Mayer entschieden zur Wehr setzt: Das österreichische Parlament werde immer wieder über den Stand der Dinge informiert. Unbeschadet dessen dürften auch die österreichischen Abgeordneten – wenn überhaupt – erst aus den Medien von der Existenz der EU-Forderungslisten erfahren haben. Klar ist jedenfalls: Die österreichische GATS-Position, die in die EU-Papiere einfließt, wurde im Wirtschaftsministerium geboren, die Sozialpartner wurden dazu angehört, und, so Mayer, „letztendlich entscheidet der Minister darüber“. Ob das österreichische Parlament je über den GATS-Vertrag – der, so meinen Experten, zumindest ähnliche Auswirkungen wie der EU-Beitritt haben könnte – befinden wird, ist unklar; nicht einmal eine Ratifizierung – die Zustimmung zu einem bereits bis ins Detail fixierten Vertragstext – scheint vorgesehen zu sein. Auch das europäische Parlament kann bloß eine Stellungnahme zum Vertragsentwurf abgeben. Mayer: „Auf EU-Ebene ist der Rat letzte Entscheidungsinstanz.“

All jenen, die angesichts dieser konsequenten Ausschaltung gewählter VolksvertreterInnen fürchten, dass mit dem 20. Jahrhundert auch die bürgerliche Demokratie zu Ende gegangen sein könnte, sei dennoch Trost gespendet: „Multilaterale Verhandlungen sind zumindest zu Beginn immer sehr zäh“, weiß Sektionschef Mayer. Es gilt vor allem, die Vorstellungen von Entwicklungs- und Industrieländern unter einen Hut zu bringen. Daran – und am Widerstand der inzwischen auch international vernetzten Globalisierungskritiker – könnte der Verhandlungsprozess letztendlich scheitern.

Christian Stenner

Ausführliche Informationen: [www.gatswatch.org], [ www.attac-austria.org] (GATS-kritisch), [www.wto.org] (Homepage der WTO, pro GATS) Unter [www.gatswatch.org] finden sich auch die im April bekannt gewordenen EU-Forderungslisten, auf allen Sites finden Sie eine Reihe weiterführender Links.

 

 

  „Bei den Indigenas ist am meisten zu holen“ Anlässlich des 10. Internationalen Klimabündnis-Meetings in Graz sprach Christian Stenner für KORSO mit Pedro Garcia – Agrartechniker, Lehrer und Vertreter der Indigenas des brasilianischen Alto Rio Negro – und dem Peruaner Edwin Vasquez von der Indigena-Dachorganisation COICA, Vorstandsmitglied des Klimabündnisses.

 

Welche Auswirkungen hat die Globalisierung aktuell auf die Völker des Regenwaldes?
Garcia: Im Amazonasgebiet geht es dabei vor allem um die Nutzung der Biodiversität und den Rohstoff- und Holzexport. Alle diese Ressourcen liegen in den Gebieten der Indigenas, dort ist am meisten zu holen, weil wir pfleglich mit den Ressourcen umgegangen sind. Es gibt eine Reihe neuer Projekte, die unseren Lebensraum bedrohen, zum Beispiel den Bau einer Straße entlang der Nord- und Westgrenze Brasiliens, die unser Gebiet besser für die Wirtschaft erschließen soll. Im Norden des Mato Grosso wird wieder gerodet, um mehr Soja für den Export nach Nordamerika und Europa zu produzieren, unterhalb von Manaus wird ein neuer Hafen gebaut, und aus dem bolivianischen Tiefland soll eine Gasleitung in Richtung Manaus geführt werden – angeblich zur Versorgung des Amazonasgebietes, aber wohl auch für den Export.

Das Kyoto-Protokoll wird von den USA nicht ratifiziert, auch in Europa – etwa in Italien – gibt es verstärkt Widerstände dagegen. Hat dies auch Konsequenzen für die Klimabündnis-Partner in den Regenwäldern?
Vasquez: Zunächst hat dieses Verhalten natürlich eine negative Signalwirkung – seht her, wir müssen uns nicht um die Umwelt kümmern, die USA tun’s auch nicht. Gleichzeitig üben die Vereinigten Staaten aber auch direkt Druck auf unsere Regierungen aus, das Protokoll nicht zu ratifizieren, weil sie eher ein Modell des Handels mit Emissionsrechten bevorzugen als eigene Anstrengungen zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen zu unternehmen. Die Gegenstrategie kann nur verstärkte Sensibilisierung und Bewusstseinsarbeit in den USA und Europa sein.

Beginnen die indigenen Völker Lateinamerikas auf die politische Bühne zurückzukehren? Die Ereignisse in Ecuador, wo die Indigena-Bewegung Pachakuti zumindest für ein paar Stunden die Macht in Händen hielt, aber auch die Wahl von Chavez in Venezuela scheinen in diese Richtung zu deuten …
Garcia: Für Brasilien gilt, dass indigene Kandidaten, die auf Parteilisten stehen, kaum gewählt werden; daher wird die Schaffung einer eigenen politischen Partei überlegt. Allerdings bezieht die offizielle Politik inzwischen die indigenen Völker stärker in ihre Entscheidungen mit ein, vor allem auf der Ebene ministerieller Arbeitsgruppen oder von Seiten der Regierungen der verschiedenen Bundesstaaten. Innerhalb der brasilianischen Gesellschaft gewinnen wir an Sympathie und Anerkennung, laut Umfragen glaubt der überwiegende Anteil der BrasislianerInnen heute, dass die Indigenas eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Natur spielen.

Welche Position nehmen die Indigenas Brasiliens gegenüber den Präsidentschaftswahlen ein?
Garcia: Wir verfolgen die Entwicklung sehr genau, es herrscht eine gewisse Unsicherheit, weil bisher keiner der Kandidaten sich zur Indigena-Frage geäußert hat. Wir hoffen jedenfalls, dass der neue Präsident die Förderung indigener Projekte fortsetzt, im Besonderen, dass die Demarkation der Indigena-Gebiete weitergeführt wird, weil dies eine Vorbedingung zu ihrer Anerkennung ist. Bis jetzt kreisten die Debatten der Kandidaten vor allem um die ökonomischen Fragen, wir erwarten, dass zumindest Lula [Spitzname für Ignacio da Silva von der Arbeiterpartei] auch die Menschenrechte ansprechen wird. Die FOIRN [die Organisation der Indigenas des Rio-Negro-Gebietes] wird keine Wahlempfehlung abgeben, aber die Mehrheit der Indigenas unterstützt zweifellos Lula.

Wie gestaltet sich die Zuammenarbeit mit Österreich zur Zeit?
Die Unterstützung aus Österreich hat uns einen großen Entwicklungsschritt möglich gemacht, nach den Infrastruktur-Projekten der letzten Jahre, wie der Anschaffung von Gemeinschaftsbooten und Funkanlagen zur Verbesserung der Kommunikation stehen jetzt vor allem ökonomische Projekte im Fischzucht- und Kunsthandwerksbereich auf der Tagesordnung, aber auch die Einführung zweisprachiger Schulen.

 

 

 

  Dem Alltag entschweben

 

Das „Himmelbett der Götter“ – wie die Indianer die Hängematte bezeichnen – ist nicht nur ein Stück Lebenskultur und eine Alternative zu herkömmlichen Sitzmöbeln: sie tut auch Geist und Körper gut. Hängematten sind dehnbar, passen sich dem Körper an und bieten dennoch festen Halt im Rücken. Muskelverspannungen werden so schnell und leicht gelöst. Hängematten sind für Quer- oder Diagonallage angelegt und werden mit zunehmender Größe zunehmend bequemer. Lassen Sie sich einfach fallen – Sie werden Ihr Sofa vergessen.

Hängematten und Hängesitze aus Nicaragua und Guatemala
Alle sind von Hand gearbeitet, entweder genetzt oder gewebt. Für die Herstellung der Webprodukte wird auf traditionelle Techniken und Farbgebungen zurückgegriffen. Gewebt wird mit Hilfe der Hüftwebstühle und an großen Webstühlen, wobei Baumwolle von bester Qualität verarbeitet wird.

Handel mit Perspektiven
Die „schwingenden Möbel“ werden von Indigenas in Nicaragua und Guatemala hergestellt. Sie wollen die Herstellung übers Handwerk fördern, um ihre Kultur in ihrer Gesamtheit und Vielfalt zu erhalten. Neben dem Kunsthandwerk betreiben viele eine kleine Landwirtschaft, auf der vor allem für den eigenen Bedarf und den lokalen Markt produziert wird. Für ihre Hängematten und -sitze bekommen die Handwerker bis zu einem Drittel mehr als am lokalen Markt üblich ist. Damit kann die Lebensqualität der einzelnen Familien gesteigert werden. Aber auch Gemeinschaftsprojekte auf den Sektoren Bildung, Gesundheit und Landbau können mit dem Mehrpreis initiiert und unterstützt werden.

Weltläden in der Steiermark:
Graz, Mandellstraße 24, Tel/Fax 0316-84 83 15 Mo – Fr: 9.00 – 13.00, 14.30 – 18.30 Sa 9.00 – 13.00
Hartberg, Herrengasse 12, Tel. 0 33 32-61 4 77
Voitsberg, Conrad-von-Hötzendorf-Straße 9, Tel. 0 31 42-26 1 82
Weiz, G. Adolf-Platz 1, Tel. 0 31 72-26 50

 

 

 

  Gegen Krieg und Globalisierung Der Wiener Journalist und Filmemacher Leo Gabriel ist kürzlich aus Palästina heimgekehrt, wo er einen Dokumentarfilm über die aktuellen Entwicklungen drehte.
Johanna Muckenhuber führte mit ihm in Graz für KORSO das folgende Gespräch.

 

Die Medienberichte in Österreich vermitteln den Eindruck, dass es in Israel klar ethnisch bestimmte Konfliktlinien gibt – hier Palästinenser, dort jüdische Israelis.
Das stimmt so natürlich nicht; in Israel gibt es eine breite und wieder wachsende Friedensbewegung, die einen Ausgleich mit den PalästinenserInnen sucht und sich gegen die illegalen Siedlungen in den Palästinensergebieten wendet. Früher war diese Bewegung noch mächtiger, sie wurde aber zur Zeit Jitzak Rabins stark von der Arbeiterpartei aufgesogen.

Die aggressive israelische Politik der letzten Monate und die amerikanischen Reaktionen darauf lassen vermuten, dass Israel immer unabhängiger von den USA agiert.
Es verhält sich wohl eher umgekehrt: Die USA versuchen eine Grenze gegenüber Sharon zu ziehen, weil es innerhalb der republikanischen Partei sehr große Widerstände gegen ihn gibt. Außerdem wurden innerhalb der Regierung gemäßigte Stimmen wie jene Außenminister Powells laut, die sich jetzt offenbar stärker durchsetzen. Im US-System hat es ja schon immer den Grundwiderspruch zwischen dem Pentagon und dem State Departement gegeben; das war schon in der Zentralamerika-Politik so. Unter demokratischen Präsidenten ist manchmal das Pentagon stärker, weil es sich der Opposition nähert. Diesmal ist die Strategie des Verteidigungsministers nicht aufgegangen, Powell ist stärker.

Gibt es Zusammenhänge zwischen der so genannten Antiglobalisierungsbewegung und der internationalen Friedensbewegung?
Das ist ein Prozess, der sich seit dem 11. September ergeben hat. Die Friedensbewegung ist in Italien und Frankreich jetzt sehr stark, auch in Deutschland ist es zu Bewegungen gekommen, die aber in letzter Zeit wieder nachgelassen haben. In Lateinamerika haben sich sofort nach dem 11. September sogar relativ konservative Strömungen wie etwa in Brasilien kritisch zum Krieg geäußert – was auch aus einer gewissen Anti-USA-Tradition heraus verstanden werden muss. Die Antiglobalisierungsbewegung – wobei dieser Ausdruck nicht korrekt, aber hilfreich ist – ist in ihrer Grundsubstanz natürlich eine anti-institutionelle Bewegung: Sie richtet sich gegen den Internationalen Währungsfonds, die WTO, die Regierungen usw. In dem Augenblick, wo die bestimmenden Kräfte der Welt sich in einer Allianz zusammengeschlossen haben, wird die Gegenbewegung auch beflügelt. Die Gegner in der ökonomischen und in der politischen Diskussion sind natürlich auch die Gegner in der Frage der Militarisierung der Gesellschaft. Flavio Lotti – ein bekannter italienischer Intellektueller – hat das beim Weltsozialforum in Porto Alegre so auf den Punkt gebracht: „Wir sind ebenso gegen den Krieg wie gegen die Globalisierung, es gibt nicht zwei Bewegungen, und schon gar nicht stehen sie gegeneinander in Konkurrenz.“ Und es waren tatsächlich auch dieselben Leute wie José Bové, die Arafat in Ramallah besucht haben und die gegen die Genmanipulation in der Landwirtschaft eingetreten sind.

 

 

 

  Suche nach einer Heimat in der Fremde Großes Interesse an der Lebenssituation unserer afrikanischen MitbürgerInnen zeigten die TeilnehmerInnen am „Tag der AfrikanerInnen“, der am 25. Mai vom Verein ISOP, dem Grazer Friedensbüro und dem Ausländerbeirat im Grazer Rathaus veranstaltet wurde.


Der Hauptreferent Dr. Chibueze C. Udeani, Assistent an der Universität Salzburg,   beschrieb die Suche nach einer Heimat in der Fremde als ein für die AfrikanerInnen besonders schwieriges Unterfangen, da diese angesichts der großen Diskriminierungen eine gemeinsame Selbstorganisation besonders nötig hätten, diese aber auf Grund der außerordentlichen Vielfalt der afrikanischen Kulturen sehr schwierig sei. Als Beispiele für gelungene Aufklärungsarbeit nannte er unter anderem die von ihm organisierte Ausstellung „Der Mensch ist nicht als Rassist geboren“, die in Steyr von 71 Schulklassen besucht wurde.

Für Jeanne d’Arc Murorunkwere, die den Arbeitskreis Familie und Gesundheit leitete, wäre es wichtig, an allen Spitälern Listen mit Ärzten zu erstellen, die mit PatientInnen zumindest auf Englisch oder Französisch kommunizieren können, da afrikanische PatientInnen wegen der Sprachbarriere häufig ihre Beschwerden nicht richtig angeben können und Diagnosen und Behandlungen nicht verstehen können. An die Medien wurde appelliert, die Berichterstattung nicht auf negative Klischees zu reduzieren und stattdessen ein differenziertes Bild von den Schwierigkeiten zu vermitteln, denen AfrikanerInnen bei ihren Bemühungen um Integration in Österreich ausgesetzt sind.