04 / 1999
  hubert hoffmann
   
 
das bauhaus dessau, der widerstand gegen die nazis und seine beiträge zur internationalen moderne in stadtplanung und architektur prägten das leben dieses weltbürgers, der seit 1959 in graz wirkt. anläßlich des 95. geburtstages von hubert hoffmann ruft günter eisenhut leben und werk des jubilars in erinnerung.

 


hubert hoffmann wurde bekannt als architekt der internationalen moderne, streitbarer städteplaner, unvergeßlicher tu-professor, begründer der modernen raumplanung in der steiermark und – nicht zuletzt – anregender berater zahlreicher bürgerinitiativen. graz verdankt ihm, daß die pyhrnautobahn nicht mitten durch die stadt geführt wurde, sondern durch den plabutschtunnel. er war der erste, der diese idee einbrachte, die schließlich mittels volksabstimmung realisiert wurde. dieser basisdemokratische akt entspricht seinem denken und dem geist des bauhauses, den er in beeindruckender weise repräsentiert.

hoffmann verbrachte seine frühe jugend am monte verita, der berühmt gewordenen kolonie von lebensreformern, künstlern und anarchisten. von 1926 bis 1929 studierte er am bauhaus. gropius, meyer, albers, moholy-nagy, kandinsky, schlemmer und klee waren seine lehrer.

als mitgestalter der „proletarischen bauausstellung” 1931 in berlin und mitglied der von den nazis als „kulturbolschewistisch” eingestuften architektenvereinigung „der ring” wird er nach der machtübernahme hitlers verhaftet und zweieinhalb monate interniert. nach seiner entlassung kann er zum ciam-kongreß fahren, wo die charta von athen entsteht, die, von le corbusier 1934 veröffentlicht, das manifest der internationalen moderne in der architektur wurde.

hoffmann wird assistent an der tu berlin und plant u.a. den autobahnanschluß hamburg. diese arbeit verliert er, als er 1936 wegen eines hitlerwitzes denunziert wird, bleibt aber mitglied der reichskulturkammer, kann also das berufsverbot abwenden.

von 1935 bis kriegsende ist er mitglied einer illegalen organisation, der freitagsgruppe, die widerstand leistet durch fluchthilfe, betreuung politisch oder rassisch verfolgter und gegenseitige hilfe bei einberufungsbefehlen. bei der rückkehr von einer reise nach england 1936 wird er wegen spionageverdacht verhaftet, mangels an beweisen aber wieder freigelassen. 1937 wird er neuerlich verhaftet, eine freundin aus der freitagsgruppe, lony beermann, war mit flugblättern aufgeflogen. sie rettet hubert hoffmann und die freitagsgruppe durch beharrliches schweigen bei der gegenüberstellung.

zu dieser zeit arbeitet hoffmann als städtebaulicher sachbearbeiter, 1938 bis 1940 als stadtplaner in potsdam. nach zwei  jahren kriegsdienst in frankreich wird er raumplaner in litauen, wo ihm „verbrüderung mit dem feind” vorgeworfen wird. ab 1944 ist er wieder in berlin und arbeitet mit roland rainer an wiederaufbauprojekten. alle diese anstellungen waren nur möglich durch verbindungen mit regimekritischen kreisen. ihm daraus den vorwurf der kollaboration zu machen, ignoriert u.a. die vor allem vor dem krieg weit verbreitete strategie einer möglichen „unterwanderung”.

nach dem krieg betrieb er die wiedereröffnung des bauhaus dessau. als stadt- und regionalplaner behob er die kriegsschäden am bauhaus und bereitete die werkstätten vor. das lehrkonzept war erstellt, die finanzierung gesichert, die lehrkräfte waren großteils vor ort. für frühjahr 1947 wurde mit der eröffnung gerechnet. sie wurde durch die stalinisierung der kulturpolitik vereitelt, die zu diesem zeitpunkt einsetzte.

hubert hoffmann ging nach westberlin und leitete von 1949 bis 1952 das dortige planungsentwurfsamt. Die ausstellungen „die stadt von morgen” und „interbau” sind neben der publikation von standardwerken zu architektur und städtebau meilensteine seines schaffens, bis er 1959 an die tu graz als leiter des instituts für städtebau und landesplanung berufen wird. hier tragen seine weltweiten beziehungen und seine vorschläge zur strukturreform wesentlich dazu bei, daß die architekturausbildung in graz zu einem lebendigen geistigen zentrum wird. die schaffung des stmk. raumordnungsgesetzes, die sonderförderung für den verdichteten flachbau, die einführung von fußgängerzonen und die bürgerbeteiligung werden von ihm wesentlich mitbestimmt. 1960 ist er gründungsmitglied des forum stadtpark. wichtige bauten hoffmanns in der steiermark sind die elektrotechnischen institute in graz - st. peter, zukunftsweisende flachbauprojekte, der musterhof zwing und wohnungen für wohnungslose.


bis heute arbeitet er mit bewundernswertem elan, unter anderem an konstruktivistischen grafiken.

gropius schreibt über ihn: … er hat das erbe des bauhauses, an dessen aufbau er teilnahm, als lehrer und gestalter fruchtbar weiterentwickelt.  Es war ein glück, daß dies über viele jahrzehnte in der steiermark geschah. hubert hoffmanns werk bereichert unser kulturelles erbe um internationale bezüge, die einen aufbruch aus der enge der bräunlichen provinz möglich machten.

Der vorliegende Text entstand im Rahmen des Projektes „Verfolgung, Widerstand und Exil steirischer Künstlerinnen und Künstler”. Sein Abdruck wurde von der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Kärnten und Steiermark gefördert.
Abbildungen: re oben: Elektrotechn. Institute Graz - St. Peter, (1966 bis 1972, Hoffmann / Gallowitsch / Bulfon / Hierzegger / Obermann / Spielhofer) / mi: eine Grafik von Hubert Hoffmann (1928) / Fotos: Günter Eisenhut

   
   


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