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hubert hoffmann wurde bekannt als architekt der internationalen
moderne, streitbarer städteplaner, unvergeßlicher
tu-professor, begründer der modernen raumplanung in der
steiermark und – nicht zuletzt – anregender berater zahlreicher
bürgerinitiativen. graz verdankt ihm, daß die pyhrnautobahn
nicht mitten durch die stadt geführt wurde, sondern durch
den plabutschtunnel. er war der erste, der diese idee einbrachte,
die schließlich mittels volksabstimmung realisiert wurde.
dieser basisdemokratische akt entspricht seinem denken und
dem geist des bauhauses, den er in beeindruckender weise repräsentiert.
hoffmann verbrachte seine frühe jugend am monte verita,
der berühmt gewordenen kolonie von lebensreformern, künstlern
und anarchisten. von 1926 bis 1929 studierte er am bauhaus.
gropius, meyer, albers, moholy-nagy, kandinsky, schlemmer
und klee waren seine lehrer.
als mitgestalter der „proletarischen bauausstellung” 1931
in berlin und mitglied der von den nazis als „kulturbolschewistisch”
eingestuften architektenvereinigung „der ring” wird er nach
der machtübernahme hitlers verhaftet und zweieinhalb
monate interniert. nach seiner entlassung kann er zum ciam-kongreß
fahren, wo die charta von athen entsteht, die, von
le corbusier 1934 veröffentlicht, das manifest der internationalen
moderne in der architektur wurde.
hoffmann wird assistent an der tu berlin und plant u.a. den
autobahnanschluß hamburg. diese arbeit verliert er,
als er 1936 wegen eines hitlerwitzes denunziert wird, bleibt
aber mitglied der reichskulturkammer, kann also das berufsverbot
abwenden.
von 1935 bis kriegsende ist er mitglied einer illegalen organisation,
der freitagsgruppe, die widerstand leistet durch fluchthilfe,
betreuung politisch oder rassisch verfolgter und gegenseitige
hilfe bei einberufungsbefehlen. bei der rückkehr von
einer reise nach england 1936 wird er wegen spionageverdacht
verhaftet, mangels an beweisen aber wieder freigelassen. 1937
wird er neuerlich verhaftet, eine freundin aus der freitagsgruppe,
lony beermann, war mit flugblättern aufgeflogen.
sie rettet hubert hoffmann und die freitagsgruppe durch beharrliches
schweigen bei der gegenüberstellung.
zu dieser zeit arbeitet hoffmann als städtebaulicher
sachbearbeiter, 1938 bis 1940 als stadtplaner in potsdam.
nach zwei jahren kriegsdienst in frankreich wird er
raumplaner in litauen, wo ihm „verbrüderung mit dem feind”
vorgeworfen wird. ab 1944 ist er wieder in berlin und arbeitet
mit roland rainer an wiederaufbauprojekten. alle diese
anstellungen waren nur möglich durch verbindungen mit
regimekritischen kreisen. ihm daraus den vorwurf der kollaboration
zu machen, ignoriert u.a. die vor allem vor dem krieg weit
verbreitete strategie einer möglichen „unterwanderung”.
nach dem krieg betrieb er die wiedereröffnung des bauhaus
dessau. als stadt- und regionalplaner behob er die kriegsschäden
am bauhaus und bereitete die werkstätten vor. das lehrkonzept
war erstellt, die finanzierung gesichert, die lehrkräfte
waren großteils vor ort. für frühjahr 1947
wurde mit der eröffnung gerechnet. sie wurde durch die
stalinisierung der kulturpolitik vereitelt, die zu diesem
zeitpunkt einsetzte.
hubert hoffmann ging nach westberlin und leitete von 1949
bis 1952 das dortige planungsentwurfsamt. Die ausstellungen
„die stadt von morgen” und „interbau” sind neben der publikation
von standardwerken zu architektur und städtebau meilensteine
seines schaffens, bis er 1959 an die tu graz als leiter des
instituts für städtebau und landesplanung berufen
wird. hier tragen seine weltweiten beziehungen und seine vorschläge
zur strukturreform wesentlich dazu bei, daß die architekturausbildung
in graz zu einem lebendigen geistigen zentrum wird. die schaffung
des stmk. raumordnungsgesetzes, die sonderförderung für
den verdichteten flachbau, die einführung von fußgängerzonen
und die bürgerbeteiligung werden von ihm wesentlich mitbestimmt.
1960 ist er gründungsmitglied des forum stadtpark. wichtige
bauten hoffmanns in der steiermark sind die elektrotechnischen
institute in graz - st. peter, zukunftsweisende flachbauprojekte,
der musterhof zwing und wohnungen für wohnungslose.
bis heute arbeitet er mit bewundernswertem elan, unter anderem
an konstruktivistischen grafiken.
gropius schreibt über ihn: … er hat das erbe des bauhauses,
an dessen aufbau er teilnahm, als lehrer und gestalter fruchtbar
weiterentwickelt. Es war ein glück, daß dies
über viele jahrzehnte in der steiermark geschah. hubert
hoffmanns werk bereichert unser kulturelles erbe um internationale
bezüge, die einen aufbruch aus der enge der bräunlichen
provinz möglich machten.
Der vorliegende Text entstand im Rahmen des Projektes
„Verfolgung, Widerstand und Exil steirischer Künstlerinnen
und Künstler”. Sein Abdruck wurde von der Kammer der
Architekten und Ingenieurkonsulenten für Kärnten
und Steiermark gefördert.
Abbildungen: re oben: Elektrotechn. Institute Graz - St.
Peter, (1966 bis 1972, Hoffmann / Gallowitsch / Bulfon / Hierzegger
/ Obermann / Spielhofer) / mi: eine Grafik von Hubert Hoffmann
(1928) / Fotos: Günter Eisenhut
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