| |
| |
05 / 2000
|
| |
Josef Ritter von Gadolla: Der Retter der Stadt Gotha
„Er war sicher ein Held, ein Held der anderen Art. Er konnte keinem Befehl
mehr gehorchen, außer dem seines Gewissens.” Mit diesen Worten würdigte
Bürgermeister Alfred Stingl Josef von Gadolla am 4. April 2000 anlässlich
der Enthüllung der Straßentafel zu Ehren Gadollas. Gadolla war 55 Jahre zuvor
standrechtlich erschossen worden, da er als zuständiger Stadtkommandant von
Gotha durch Hissen weißer Fahnen die Stadt kampflos den amerikanischen Truppen
übergeben hatte.
Josef Ritter von Gadolla wurde am 14. Jänner 1897 in Graz geboren, wo er in
den 20er und 30er-Jahren als Offizier im Alpenjäger-Regiment Nr. 9 und als
Kommandant einer neu aufgestellten Fliegerwerft-Kompanie am Flughafen Thalerhof
diente. Von der Deutschen Wehrmacht übernommen, kam er 1941 als Offizier nach
Gotha in Thüringen, wo er am 1. Februar 1945 zum Kampfkommandanten der Stadt
vereidigt wurde. Als solcher unternahm er am 3. April 1945 den Versuch, die vor
der Stadt liegenden amerikanischen Truppen zu erreichen und sie vom Beschluss
des Stadtverteidigungsrates, die Stadt kampflos zu übergeben, in Kenntnis zu
setzen. Gleichzeitig ließ er an mehreren Gebäuden weiße Fahnen hissen.
Von Wehrmachtssoldaten auf Grund der am Wagen angebrachten weißen Fahne angehalten,
werden die Parlamentäre verhaftet und wegen Landesverrat angeklagt. Vom Standgericht
der Wehrmachtskommandantur wird Gadolla am 4. April „wegen versuchter Übergabe des
festen Platzes Gotha an den Feind zum Tode verurteilt” und standrechtlich erschossen.
Während in Weimar das Verfahrens gegen Gadolla läuft, sind US-Einheiten bereits in
Gotha kampflos einmarschiert, da sie die weißen Fahnen auf Schloss und Rathaus gesehen
haben. Die Stadt konnte somit vor weiterer Zerstörung bewahrt werden.
Ein Jahr später wird bereits eine Straße in Gotha nach Gadolla benannt. 50 Jahre
danach wurde am Schloss, wo seinerzeit die weißen Fahnen gehisst wurden, eine
Gedenktafel zu Ehren von Gadolla eingeweiht. Graz ehrt ihn nun mit einem Weg.
|
| |
|
|
