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Im Grazer Schauspielhaus wird derzeit im Zusammenhang
mit der Produktion „Noch ist Polen nicht verloren“ eine Ausstellung über
50 Schauspieler gezeigt, die sich mit dem Dritten Reich nicht arrangieren
konnten und wollten. Ihr Titel: „Verehrt – verfolgt – vergessen“. Als Ergänzung
dazu und als Erinnerung daran, dass vor 13 Jahren ein aus VertreterInnen
aller Grazer Gemeinderatsfraktionen zusammengesetztes Komitee vorgeschlagen
hat, eine Straße nach ihm zu benennen, bringt KORSO eine Erinnerung
an den Grazer Schauspieler, Regisseur und Widerstandskämpfer Karl
Drews.
Die Liebe zur Kunst dürfte Karl Drews schon in die Wiege gelegt
worden sein: Sein Onkel war der bekannte steirische Komponist und Volksliedforscher
Viktor Zack. So war es selbstverständlich, dass der am 29. Oktober
1901 in Triest Geborene, als er noch vor dem Krieg nach Graz kam, am nachmaligen
Konservatorium Violine lernte und Schauspielunterricht nahm.
Schauspieler und Regisseur …
Im Alter von neunzehn Jahren versuchte er, eine in Graz völlig
unbekannte Form des aus Paris bzw. Berlin kommenden Varietétheaters
populär zu machen – er gründete das Grazer „Überbrettl“.
Dieses wurde allerdings trotz positiver öffentlicher Reaktionen bald
wieder eingestellt. Danach arbeitete Karl Drews bei der Vorläuferorganisation
der Grazer Sezession – dem „Werkbund Freiland“ – mit und feierte mit seinem
Marionettentheater Anfang der 20er-Jahre erste Erfolge. In den Folgejahren
war er als Regisseur und Schauspieler an verschiedenen deutschsprachigen
Bühnen in der Tschechoslowakei, in Graz, Salzburg, Linz und Leoben
tätig, ehe er bedingt durch die Wirtschaftskrise und die damit einhergehende
Schließungen vieler Theater wie viele andere auf der Straße
stand.
… und politischer Aktivist
Nach Graz zurückgekehrt gründete er den „Verein arbeitsloser
Schauspieler“. Dieser versuchte mit den Behörden und dem Bühnenverein,
der nicht die Interessen der arbeitslosen Schauspieler vertrat, zu verhandeln,
interne Weiterbildung zu betreiben und auch an verschiedenen Bühnen
Aufführungen von arbeitslosen Berufsschauspielern zu veranstalten.
Zudem gehörte Drews zu den Mitbegründern des „Steiermärkischen
Schriftstellerverbandes“, wo er für das Theater- und Kabarettprogramm
sowie für die Bildungsarbeit zuständig wurde.
Ab Mitte der 20er-Jahre engagierte sich Drews auch politisch und leitete
Kulturveranstaltungen der Sozialdemokraten und Kommunisten.
1932 ging Karl Drews nach Zagreb, wo er Direktor der Opern- und Schauspielschule
wurde. Daneben führte er am Zagreber Nationaltheater Regie. Im Zuge
des verschärften Vorgehens gegen nicht jugoslawische Staatsbürger
wurde er als unerwünschter Ausländer aus dem SHS-Staat abgeschoben.
1935 kehrte er daher in das von Arbeitslosigkeit und Diktatur gebeutelte
Graz zurück, wo er Leiter des Orpheums wurde, das sich damals als
Kleinkunstbühne mit Revuen präsentierte.
Daneben gründete er eine eigene Film- und Schauspielschule; einer
seiner Schüler, Carl Möhner, gelangte später zu großer
Berühmtheit.
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Karl Drews: Der Grazer Schauspieler und Regisseur
wurde 1942 als Widerstandskämpfer
von den Nazis hingerichtet.
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Als Kämpfer für die Eigenständigkeit Österreichs
wurde er Mitglied der Regierungspartei Vaterländische Front und beteiligte
sich an Aktionen der Sozialen Arbeitsgemeinschaft, die in den letzten Wochen
vor der Annexion durch Deutschland als Plattform der verbotenen Arbeiterparteien
gemeinsam mit der Regierung Schuschnigg gegen den drohenden „Anschluss“
auftrat.
Von der Bühne ins Gefängnis …
Am 13. März 1938 war Drews bereits auf dem Weg nach Frankreich,
wo er hoffte als Regisseur arbeiten zu können. Er musste jedoch zurückkehren,
da die Gestapo seine Frau verhaftet hatte. Diese reiste später allein
nach Großbritannien aus, während Drews im Land blieb und am
Schauspielhaus Graz in der Spielsaison 1938/39 noch einmal in kleineren
Rollen als Schauspieler und Inspizient engagiert wurde.
Unmittelbar nach seinem ersten Auftritt in Kleists „Prinz Friedrich
von Homburg“ wurde er im Zuge einer großen Verhaftungswelle gegen
bekannte Kommunisten verhaftet, wenige Tage später aber wieder freigelassen.
… und in den Widerstand
Bald schon im kommunistischen Widerstand aktiv, kam ihm seine ab 1940
ausgeübte Tätigkeit als Versicherungsvertreter zugute. Er bereiste
– nach der Rückkehr Herbert Eichholzers aus der Türkei und dem
damit zusammenhängenden Neuaufbau des Widerstandnetzes der KPÖ
– die Steiermark und verknüpfte so, gemeinsam mit Josef Neuhold, der
ebenfalls als Versicherungsagent arbeitet, die lokalen Widerstandsgruppen
zu einem großen Netz.
Die Gruppe um Drews verfasste eine Reihe von Flugblättern, darunter
eines über die Euthanasie an Insassen psychiatrischer Anstalten. In
den Akten der Oberreichsanwaltschaft am Volksgerichtshof heißt es
dazu: „Von der von den Angeschuldigten gebildeten Gruppe wurden illegale
Schriften hergestellt und verbreitet. In der Schrift ,Nazikultur‘ wird
die Behauptung aufgestellt, dass die Insassen von Heil- und Pflegeanstalten
in der Ostmark ins Altreich geschafft werden und dort plötzlich verstorben
seien, und dass deshalb die Angehörigen der Ansicht seien, an diesen
Insassen seien neue Giftgase erprobt worden. Sie schließt mit der
Drohung: Ihr Nazi! Die anständigen Leute werden sich die Schandtaten
merken. Vielleicht wird auch euer Hitler, den ihr vor März 1938 in
Vorausahnung schon auf die Außenseite der Feldhofmauer gemalt habe,
in Steinhof, aber innerhalb der Mauern landen.“
Anfang Februar 1941 wurde Karl Drews verhaftet und am 28. Juli 1942
in Graz gemeinsam mit Dr. Franz Weiß und Josef Neuhold zum Tode verurteilt.
Am 7. Oktober 1942 wurde er in Wien im LG I hingerichtet. |