korso EDITORIAL
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der Steiermark
 
11/2005
     

ROBIN HUT / Briefe aus Absurdistan / 8. Brief: November 2005


 

Lieber Freund!

Eine Hurrikan-Saison wie noch nie plagt den karibischen Raum und den Süden der USA, aus der arabischen Welt kommen wieder einmal dezidierte Aufrufe zur Zerstörung Israels, in Österreich verändern drei Landtagswahlen die politische Landschaft und tun es doch nicht … das sind nur drei Facts, die uns zeigen: Absurdistan liegt überall.

Absurd ist zum ersten wohl, wie die führende Weltmacht USA noch immer so was von gar nicht auf den weltweiten Klimawandel zu reagieren bereit ist, obwohl ein Hurrikan nach dem anderen nun auch ihre Südküste verwüstet, New Orleans in Schutt und Asche legt und Florida vom Urlaubsparadies zum Land der Flüchtlinge macht. Der präsidiale Legastheniker Bush jr. stolpert trotzdem weiter munter von Panne zu Panne und verteidigt das „Grundrecht“ auf Umweltverwüstung ebenso heftig wie das auf freien Waffenbesitz.

Aus der arabischen Welt dringt mittlerweile – lautstark wie länger nicht – erneut der Ruf nach der Zerstörung Israels. Wobei man schon bei der Wahrheit bleiben muss: Die Wurzel dafür liegt eigentlich in der Absurdität, dass bei der Schaffung von Israel von den bis dahin in der Region beheimateten Palästinensern offensichtlich erwartet wurde, dem freudestrahlend zuzujubeln. Seither spielen die USA dort alle paar Jahre gegen die islamische Welt munter Krieg, was sowohl auf ihre Präsenz in der Region wie auch auf die mächtige amerikanische Waffenindustrie durchaus kräftigend wirkt.

Aber warum in die Ferne schweifen, das Absurde liegt so nah: In Österreich belegen gerade drei Landtagswahlen, dass die ÖVP – zumindest zurzeit – nicht gerade über eine überwältigende Zustimmung beim Wahlvolk verfügt. Der Koalitionspartner BZÖ allerdings traut sich entweder gar nicht mehr zu Wahlen anzutreten, dort wo er’s doch tut, liegt die Zustimmung zwischen ein und zwei Prozent. Selbst wenn man den höchsten Stimmenanteil heranzieht, den die ÖVP bei diesen drei Wahlen erreicht hat, die 38 Prozent in der Steiermark, liegt die Regierung also bei ca. 40 Prozent der abgegeben Stimmen, Nichtwähler mit eingerechnet werden wir Österreicher also von einer Regierung beherrscht, die derzeit über eine Zustimmung von geschätzten 20 Prozent bei den Wählern verfügen dürfte.

Während der von unserem Bundeskanzler kleiner Wolfi viel geschmähte deutsche Ex-Kanzler Schröder eine ähnliche Situation zum Anlass genommen hat, sich Neuwahlen zu stellen, nimmt sich Schüssel hier mehr den großen George Bush jr. zum Vorbild: Durchhalten und durchtauchen, weil, so lange man an der Macht ist, ist ja wurscht, was das Volk will. Aber zumindest für absurdistanische Verhältnisse wäre es ja fast unwirklich, wenn die 60-Jahr-Feiern zu Ehren der Wiederbelebung unserer Republik in einem tatsächlich demokratischen Klima über die Bühne gingen, meint dein

Robin Hut

 

  [Korso-aktuell]