Das
Hochwasser hat uns dazu verdammt, all unsere Habseligkeiten zu
packen und auf den Dachboden zu übersiedeln. Sonst nicht viel
Neues in diesem Sommer, aber die Katastrophe des Monats schreit
nach einem Soundtrack. Das Debut der Gorillaz rund um Damon Albarn
und den von der Geschichte fast vergessenen Rapper Del da Funky
Homosapien (an Mistadobalina werden sich die Älteren unter uns
noch erinnern) war ja, nachdem sich die Namen hinter den Pseudonymen
herumgesprochen hatten, keine echter Überraschungserfolg. Das
vor kurzem erschienene Dub-Remixalbum – Spacemonkeyz versus
Gorillaz, Laika Come Home – erfüllt alle Kriterien eines hochwasserkompatiblen
Tonträgers und bleibt dabei seiner Quelle einigermaßen treu.
Wie die Gorillaz bieten auch die Spacemonkeyz echte Stars zum
Liebhaben auf (Ibrahim Ferrer im Original, im Remix Terry Hall
und Talking-Heads-Tina-Weymouth) und setzt all das Blubbern und
Piepsen, welches man einem Album, das den Namen des Weltraumpioniers
trägt, abverlangt, sehr lieblich in Szene. Wir drehen die Bässe
bis zum Anschlag auf und lassen uns vom Wasser davontreiben. Wenn
der Pegel hoch genug ansteigt, treffen wir vielleicht auch Laika.
Wir grüßen sie dann von dir. Wen wir noch grüßen könnten wären:
Susanne Riess-Passer, Erwin Pröll oder Gerhard Pühringer. Sie
alle waren zugegen um den Wassermassen von unserem Dachboden aus
zuzusehen und ihnen später, weil’s doch die politische Opportunität
notwendig machte, Einhalt zu gebieten. So wuchteten sie in trauter
Einsamkeit Sandsäcke, leerten Gummistiefel aus und tauschten zu
guter Letzt ihre verschwitzten Leibchen.
Nicht vor Ort: Matt Chicoine aka Recloose, der kürzlich seinen
ersten Longplayer veröffentlichte (Recloose: Cardiology). Sein
Mix aus Soul, Funk, House, Bass und Techno hätte uns – vor den
Wassermassen flüchtend – gut getan. Denn so genial minimal, wie
Chicoine scheinbar disparate Elemente zu einem freigeistigen Sound
aus Jazz-Chords, hypnotischen, hysterisch und doch monoton flackernden
Beats arrangiert, schafft das sonst niemand – schon gar nicht
die ewig volkstümelnde konservative Politikergarde, mit der wir
uns den Dachboden teilten.