„Stell
dir vor, du bist ein 14-jähriges Mädchen, das es mit einem 45-jährigen
Truckerfahrer treibt“, soll Lee Hazlewood dereinst zu seiner
Duettpartnerin Nancy Sinatra gesagt haben. Die tat es,
und heraus kamen einige Megaseller wie These Boots Are Made
For Walking oder Summer Wine und ein wirklich gutes
Album: Nancy & Lee. Die Jahre mit Sinatra waren dann aber
auch die erfolgreichsten des Songwriters, DJs (im Korea-Krieg)
und Chefs diverser Kleinstlabel. Anfang der 70er Jahre emigrierte
er als Schauspieler und Filmemacher nach Schweden und kehrte über
Paris, London, Helsinki in die USA zurück. Seine letzten Platte
brachte er 1977 heraus. Das Berliner City Slang-Label versucht
nun – und das völlig zu Recht – den großen Song-writer Hazlewood
in Erinnerung zu rufen und brachte vor kurzem zwei Alben heraus:
For Every Solution There‘s A Problem mit unveröffentlichten Aufnahmen
der letzten 25 Jahre und eben Total Lee. 16 Bands und Interpreten,
darunter Jarvis Cocker, Calexico, St. Thomas und Lambchop covern
die weniger bekannten Titel Lee Hazlewoods. Dem gefällt’s („I
like them all“) und uns auch.
Eine völlig andere Zielgruppe hatten die vier netten Musiker
von welle:erdball
vor Augen, als sie daran gingen, mit ihrem neuen Album Wunderwelt
der Technik „ein neues Bewusstsein für eine neue Generation“ zu
erschaffen. Honey, A.L.F., Soraya und KayCat aus Karl-Marx-Stadt
zelebrieren – wie auf jedem Album – die technischen Wunder von
gestern („Wir drehn auf Super 8“), schwärmen von Nikola Tesla,
dem VW Käfer und dem Telefon W-48 oT, freuen sich auf die Wasserstoff-Revolution
und verwandeln diese Themen in hübsche Liedchen mit etwas holprigen
Texten. Dieses Konzept wird nun schon seit Jahren durchgehalten,
wobei welle:erdball der Retro-Trend der letzten Jahre entgegen
kommt: War die ostdeutsche Band vor einem halben Jahrzehnt die
erste und einzige Band, die einen Commodore 64 als Instrument
einsetzte, hat sich heute daraus eine Bewegung entwickelt, für
die welle:erdball eine gewisse Vorbildwirkung hat – „So gehen
wir zurück zu unserem Start und fangen nochmal von vorne an!“