korso Editorial
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
06/2005
     
    Das französische „Non“:
KORSO informiert aus erster Hand
   


Die steirische Innenpolitik dreht sich in Erwartung der Landtagswahlen brummkreiselartig und mit zunehmend schrillerem Pfeifton um die eigene Achse, die Mehrzahl ihrer ProtagonistInnen verliert endgültig die ohnehin kaum vorhandene Fähigkeit, über den Tellerrand ihrer Provinzpfründlein und die sie beackernden Seilschaften hinauszublicken.

Weil Sie nicht auch bei uns lesen möchten, wer sich gerade mit welchen populistischen Vorschlägen zur endgültigen Abschaffung der Politik ins Gerede bringt, schreiben wir auch nicht darüber – irgendjemand muss ja kühlen Kopf bewahren. Stattdessen konzentrieren wir uns auf unsere selbst gestellte Aufgabe als Bildungseinrichtung und wenden uns einem Thema zu, das in den letzten Tagen in den hiesigen Medien mit der bewährten überheblichen, jeglichen Beweises baren Besserwisserei abgehandelt wurde – nämlich den Gründen und den wahrscheinlichen Folgen des französischen Nein zum derzeit vorliegenden EU-Verfassungsentwurf. Als Referenten haben wir – wiederum gemeinsam mit Kooperationspartnern aus dem Bereich der politischen Bildung und der Universität – einen hochkarätigen Experten gewinnen können: Jacques Généreux ist Professor für Ökonomie am Pariser Institut d’Etudes Politiques (Institut für politische Studien) und Autor zahlreicher Werke über politische Ökonomie und über die europäische Verfassung. Nutzen Sie die Gelegenheit zur Information aus erster Hand.

Christian Stenner, Wenzel Mracek

 

  ROBIN HUT Briefe aus Absurdistan 4. Brief: Juni 2005
Themenführerschaft


 

Ich freue mich sehr, dir diesmal Heiteres aus unserem lieben, kleinen Absurdistan berichten zu können. Die Grundlage dafür ist die vollendete Verwirrung all jener in gewissen Gazetten so gerne und oft zitierten Polit-Insider. Wie immer sitzen sie in den Gastgärten der Grazer Innenstadt und geben ihre profunden Analysen zum Besten. Die einen beten vom ersten bis zum zehnten Bier die vorgegebene Tagesparole ihrer Partei herunter, am Grad der Begeisterung erkennt man, ob sie selber daran mitarbeiten durften oder nicht. Die nächsten fragen vorsichtig, ob man denn nicht den einen oder anderen Job für sie wüsste, so ab dem Herbst vielleicht. Und die richtig Coolen verschanzen sich hinter der Anschauung, dass die Zeiten spannend seien wie noch nie.

Und das sind sie ja wirklich: Immerhin sieben Parteien buhlen bei der Landtagswahl im Herbst um die Gunst der steirischen Wähler, so viele wie noch nie und damit der beste Boden für weite Irrungen und Wirrungen der Interpretation: Mir gefallen besonders gut jene Wissenden, die immer noch die kühne These vertreten, dass ÖVP- Chefin Klasnic gar noch vor der Wahl Platz machen werde, um damit der steirischen ÖVP die Last der Misserfolge der letzten Jahre zu nehmen. Und sie bleiben auch dabei, wenn man sie darauf hinweist, dass allein die jetzt affichierten Klasnic-Kampagnen Millionen Euro kosten. Ganz gut sind aber auch jene, die einem hinter vorgehaltener Hand erklären, dass Alt-ÖVP-Landesrat Hirschmann nur deshalb mit einer eigenen Liste antritt, um nach dem ÖVP-Misserfolg Klasnic an der Parteispitze abzulösen. Was ja auch kein schlechter Umweg wäre. Als Zünglein an der Waage in diesem schwarzen Trauerspiel wird jedenfalls ÖAAB- Chef Schützenhöfer gehandelt, bei dem sich die Auguren überraschenderweise einig sind: „Der muss aufpassen, dass er nicht zwischen zwei Sesseln durchfällt. Vielleicht muss er seinen Lebensfreund Hirschi gar noch einmal bitten, dass er ihm öffentlich eine Ordentliche „tuscht“, damit ihm alle glauben, dass er eh noch ÖVP-treu ist.“

Eines jedenfalls ist der ÖVP damit besser gelungen als jemals vorher einer Partei, sie hat die klare Themenführerschaft im Land seit mehr als zwei Jahren nicht mehr aus der Hand gegeben: ESTAG-Skandal, Hirschmann-Abgang, Paierl-Rauswurf, Mateschitz- Pleite, Herberstein- Förderungsstreit und jetzt eben das „Bist-noch-schwarz-oder-schon-gelb (die wahrscheinliche Farbe der Hirschmann- Bewegung)- Bäumchen-wechsle-dich-Spiel.

Der einzige, der es daneben überhaupt noch ab und zu vor den Politvorhang schafft, ist – mit Ausnahme eines kurzen blau-orangen Intermezzos um die Parteispaltung – SPÖ-Chef Voves. Immerhin stehen ihm ja auch die Möglichkeiten einer großen Partei zur Verfügung. Und die nützt er bisher perfekt, um seine Kommentare zur Selbstvernichtung des Hauptgegners abzugeben. Nur: Was ist, wenn die ÖVP völlig überraschend aufhören sollte, ihm weitere Elfer aufzulegen, weil ihr im Herbst vielleicht selbst dazu die Kraft fehlt, fragt sich Ihr

Robin Hut

 

  [Korso-aktuell]  
 

[Wirtschaft/Arbeit/Bildung]