korso Editorial
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
05/2005
     
    Musil in Styria
   


Schlank und effizient sollen Politik und Verwaltung sein, dröhnt der Mainstream. Die steirische Landes-Administration stemmt sich mit Erfolg gegen diese Forderung: Schon die Gründung der KulturservicegesmbH barg den Keim einer Musilschen Parallelaktion in sich – warum ihre Aufgaben nicht von BeamtInnen des Kulturressorts im Zusammenspiel mit PR-Agenturen erledigt werden könnten, haben nicht nur wir uns gefragt. Jetzt, anlässlich der Bewerbung der steirischen Landesausstellung 2005, hat die KSG den Beweis ihrer Entbehrlichkeit selbst erbracht: Beauftragte früher die Kulturabteilung ein Werbeunternehmen mit der PR-Arbeit für Landesausstellungen, so wurde diese Aufgabe diesmal der KSG überantwortet. Diese wiederum beauftragte damit – nein, nicht etwa eine Agentur, sondern einen ehemaligen Journalisten der Steirerkrone. Wodurch natürlich erst recht der Zukauf von Agenturleistungen für die Herstellung von Inseraten und Plakatsujets erforderlich wurde.

Im KSG-Geschäftsfeld „Landesgeld-Verteilen an Medien“ (früher nannte man so etwas Presseförderung, aber die hatte den Nachteil, dass sie halbwegs transparenten Kriterien genügen musste) lieferte Geschäftsführer Bernhard Rinner nun die nächste Parallelaktion: Nach dem Falter bekommt nun auch die Kleine Zeitung eine wöchentliche Steiermark-Kulturbeilage subventioniert. Dass deren Name InStyria die von Insidern schon lang erwartete Übernahme des Kulturressorts durch den gleichnamigen Verlag, ja unter Umständen sogar eine hohe Synergien nutzende Verschmelzung der steirischen Landesadministration mit der Katholischen Medienverein Privatstiftung propagandistisch vorbereiten soll, bleibt allerdings ein bösartiges Gerücht. Da sei eine Wiener Stadtzeitung vor.

Christian Stenner, Wenzel Mracek

 

  Briefe aus Absurdistan 3. Brief: Mai 2005
Wiederaufnahme oder Absage?


 


Ich mag unsere Steiermark. Und die Menschen hier. Die ehrlichen, offenen Gesichter der Menschen in den Industrieregionen der Mur-/Mürzfurche. Die geradlinige Art der wahren Obersteirer im Ennstal, auch wenn sie im Ausseerland schon ab und zu als Präpotenz missverstanden werden kann. Die bescheidene Art der Oststeiermark, jener unerschöpflichen Quelle hart arbeitender PendlerInnen und Krankenschwestern, ohne die das Universitätsklinikum in Graz keinen Tag funktionieren würde. Und natürlich die weltoffene Neugierde der Weststeirer und das entzückend großstädtische Gehabe der Grazer, sind sie doch immerhin gewachsenes Zentrum dieses ganzen riesigen Landes.

Und ich mag es gar nicht, wenn man uns im Ausland als Operettenstaat ansieht, oder als gemütliche kleine Hinterwäldler. Viele tausend Menschen in diesem Land leisten Großartiges. In der Forschung und Technik, an den Universitäten, in den Spitälern oder viele Stunden täglich in den Cafes und an den Maschinen.

Nur einige wenige, die sind mir nicht egal: Während wir am Tag der Arbeit den so ungefähr vierzigtausendsten Arbeitslosen in diesem Land feiern, denken sie verzweifelt darüber nach, wie sie 45 und 70 und noch ein paar Millionen Euro Steuergeld so ausgeben können, dass die Menschen im Land später im Jahr aus lauter Dankbarkeit für sie zu den Wahlurnen rennen und sie wieder an die Macht hieven. Während im Aichfeld hunderte Arbeitsplätze verloren gehen, denken sie darüber nach, wie sie einer Gräfin einen Tierpark noch einmal mit viel, viel Steuergeld abpachten können, den sie schon zuvor mit viel, viel Steuergeld subventioniert haben.

Dass sie – natürlich ebenfalls mit Steuergeld – eine Wahnsinnsmiete für die beliebte Helmut-Liszt-Halle zahlen, um dann ohne mit der Wimper zu zucken noch ein paar hundert tausend Euro hinterher zu schicken, für andere Mieter, die sich die Miete dort selbst nicht leisten können, weil die von ihnen gestützten Tarife überhöht sind, ist noch gar nicht der Gipfel der Absurdität. Der ist in diesem Fall wohl, dass sie diese Kleinveranstalter nicht einfach an Tagen reinlassen, an denen sie ohnehin die Miete – mit Steuergeld – schon bezahlt haben.

Dass sie viele Millionen aus dem Verkauf von Anteilen am landeseigenen Energieversorgungsunternehmen nicht dafür verwendet haben, dieses international so zu vernetzen, dass es auch in Zukunft in der Lage ist, unsere Energieversorgung sicher zu stellen, sondern z. B. völlig überteuert einem Ex-Abgeordneten der eigenen Partei seine kleinen Kraftwerkln zu vergolden oder ähnlichen Blödsinn, ist ja in dieser schnelllebigen Zeit schon beinahe wieder vergessen, wenn auch nie zu verzeihen.

Im Herbst, so wünschen sich die Impresarios von der steirischen Volkspartei, soll dann diese Operette in die nächste Spielzeit gehen. Der geringe Erfolg der letzten Saison sollte allerdings eher Motivation zur endgültigen Absage sein, meint

Ihr Robin Hut


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