korso Editorial
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
03/2005
     
    Wiener mit geschenktem Steirerhut


 


Vor drei Jahren wurde die steirische Landes-Presseförderung, die lokalen Qualitätsmedien (wenn auch nur in äußerst bescheidenem Ausmaß) dabei half, Marktverzerrungen durch die Übermacht an Gratis-Anzeigenblättern auszugleichen, ersatzlos abgeschafft – nicht jedoch die den Landtagsparteien zugedachte Presseförderung, welche diese nach Gutdünken verwenden können. Den nächsten Willkür-Coup setzt nun die steirische Kulturservice GesmbH – ein Tochterunternehmen
des Landes Steiermark – unter ihrem Geschäftsführer Bernhard Rinner: Sie sponsert drei Jahre lang (!) eine Steiermark-Ausgabe des Wiener Wochenmagazins Falter – in einer Höhe, in der laut den gesetzlichen Vergaberichtlinien (die natürlich auch für Unternehmen im Eigentum der öffentlichen Hand gelten) längst eine Ausschreibung hätte erfolgen müssen. Dass sich Falter-Herausgeber Thurnher, der sich gerne als entschlossener Kämpfer gegen die Verquickung von Politik und Medien geriert, wenn's um Dichand und die Kronenzeitung geht, in eigener Sache schlicht "non olet" gedacht hat, verwundert uns nicht besonders – zumal er ja in der Steiermark bis jetzt nach eigenem Eingeständnis gerade 400 Exemplare seines Blattes vertrieben hat. Dass der liberalurbane Medienunternehmer sich zwecks Anbiederung an das rustikale Völkchen hinterm Semmering für's Pressefoto auch mal mit einem Steirerhut schmückt (siehe die aktuelle Ausgabe von www.extradienst.at: "Der Falter lernt steirisch") lässt uns schmunzeln. Dass sämtliche Kontrollinstanzen des Landes inklusive der Opposition wegsehen, wenn nun im demokratiepolitisch sensiblen Medienbereich Leistungen durch freihändige Vergabe von Steuergeldern und ohne Transparenz der damit verbundenen Gegenleistung erkauft werden, lässt allerdings das Schlimmste befürchten.

Christian Stenner / Wenzel Mracek


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