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regionale10 mobilisiert den Bezirk Liezen
Donnerstag, 17. September 2009
Der größte Bezirk der Republik entdeckt seine Identität zwischen Traditionen der Peripherie und globalisiertem Kulturbetrieb.

Weit weg ist er noch, der offizielle Beginn der regionale10: Am 2. Juni 2010 startet der (nach Feldbach 2008) zweite Durchgang des von Kulturreferent Kurt Flecker initiierten steirischen Kulturfestivals. Und doch brodelt’s in der Region bereits förmlich von Aktivitäten, die in das Festival einmünden werden, berichtet dessen Intendant Dietmar Seiler: „Der Zusammenschluss der wichtigsten regionalen Kulturinitiativen in der Gruppe R*E*X trägt schon Früchte in Form des gemeinsamen Programms ,Starterkulturen‘“. Von Anfang Oktober bis Ende November 2009 finden im ganzen Bezirk bunt gemischte Acts von Klassik über Populäres bis zum Modern Jazz statt; Willi Resetarits tritt dabei ebenso auf wie die bekannte Sopranistin Nataša Mirkovič-De Ro, es gibt Literatur, Film und mehrere Symposien.

Mehr Akzeptanz für internationale Kunst. Mit diesem Programm wurde die Koordination zwischen den Initiativen erprobt und gefestigt, die Zusammenarbeit funktioniere über die räumliche Distanz hinweg (zwischen Wildalpen und Öblarn liegen ja mehr als 100 Straßenkilometer) ebenso gut wie zwischen den „einstmals im Widerstand gegen die traditionelle Kulturpolitik der Gemeinden gegründeten Kulturinitiativen und den Kulturreferaten der Kommunen“, sagt Regionalkoordinator Reinhard Stockinger. Inzwischen hätten sich allerdings auch die Paradigmen verschoben – „wir von der Kulturinitiative ,Urviech‘ präsentieren manchmal gute Volksmusik und das Kulturreferat der Gemeinde Rottenmann Jazz.“ Wo früher Misstrauen gegenüber den kulturrevolutionären Initiativen geherrscht habe, gebe es nun mehr Akzeptanz gegenüber internationaler Kunst – „der globalisierte Kulturmarkt ist auch in die Provinz eingedrungen“, sagt Seiler. So gastierten beim Wengerwirt am Gesäuseeingang immer wieder internationale Jazzgrößen, erzählt Stockinger, und die texanische Blues- und Gospelgröße Amina Claudine Myers ist am 4. September um zweiten Mal Gast in Rottenmann.


Die besonderen Identitäten der Region. Solche Events schaffen zwar Offenheit, Vorbild für die regionale10 sind sie aber nicht: „Das Festival soll nicht die Landschaft mit einem zusätzlichen Programm überziehen, sondern daran anknüpfen, was ohnehin passiert; in einer globalisierten Kulturwelt, wo Festivals sich immer ähnlicher werden, muss man sich als regionale nicht in den internationalen Produktions- und Koproduktionsbetrieb einordnen, sondern ein spezifisches Programm für die Region machen – das kann das Alleinstellungsmerkmal der regionale10 sein; das sollte sie leisten“, verkündet Seiler programmatisch. So wird zwischen 2. Juni und 14. August ein „Grenzgang“ stattfinden, den alle Kommunen mitorganisieren, die an der Außengrenze des Bezirkes liegen – „die Bürgermeister waren alle begeistert, die Gemeinden werden die einzelnen Etappen selbst gestalten.“
Unter den über 30 Programmpunkten werden – so viel darf jetzt schon verraten werden – zwei große und exemplarische Ausstellungen in Trautenfels und Admont sein; erstere wird sich mit den Eigenheiten der Region und den dort entwickelten besonderen Identitäten beschäftigen. Und deren gibt es viele, begründet etwa in der Selbstbehauptung des Protestantismus in der Ramsau, in der relativ lang währenden Präsenz slawischer Siedler, in den Bauernaufständen – aber auch in aktuellen Spezifika, wie etwa einer starken Biobauern-Szene oder einem riesigen genossenschaftlich geführten Unternehmen, der Landgenossenschaft Ennstal, der mehr als 50 Betriebe angehören. Und das Eröffnungsfest – „eine künstlerisch ambitionierte Gesamtinszenierung“ (Stockinger) wird in Trieben stattfinden und so ein kräftiges Zeichen für einen Neustart der ins finanzielle Desaster geschlitterten Gemeinde setzen, hofft die Festival-Crew.
| Christian Stenner

www.regionale10.at

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