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Behindern untersagt!
Geistig behinderte Menschen vertreten sich selbst? Ein eindrucksvoller
Beweis gelang bei der Abschlusstagung des EU-Projekts www.win. Mitte November
in Graz mit mehr als 150 TeilnehmerInnen aus England, Deutschland, Italien
und Österreich.
„Ich bin seit drei Jahren glücklich mit Carol verheiratet.“ Die
Feststellung des Tagungsreferenten Andrew Lee ruft im Publikum freudiges
Lachen und Applaus hervor. Er hat sein Leben selbst in die Hand genommen
– für einen Menschen mit einer geistigen Behinderung die absolute
Ausnahme.
„Wir wollen lieber als Menschen mit Lernschwierigkeiten bezeichnet
werden“, klärt einer der anwesenden Experten auf. Als solche wollen
sie sich mit Diskriminierungen durch „Menschen ohne Lernschwierigkeiten“
nicht abfinden. Vorbild sind dabei Selbstvertretungsgruppen wie etwa „people
first“, deren Leiter Lee ist.
Bei den teilnehmenden ExpertInnen sorgte das Projekt für eine
gehörige Portion Selbstbewusstsein. Franz Petz etwa, seit 25 Jahren
im Heim in Söding, lässt sich von seiner Mutter nicht mehr vorschreiben,
wann er nach Hause fahren muss. Die Behindertenbetreuerin Ernestine Schnabl
hat ihn auf eine Studienreise nach London begleitet. Das dabei Erlebte
ließ sie an der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit in einer Großeinrichtung
zweifeln. „Ich weiß jetzt, dass ich für Franz weit mehr erreichen
könnte. Dafür stimmen aber die Rahmenbedingungen nicht“, meint
sie.
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„People first“-Leiter Andrew Lee (l.): Seit drei Jahren
glücklich verheiratet;
Daniela Tschernko: „Niemand soll mir vorschreiben können, dass
ich mich nachts um ein Uhr nicht mehr duschen darf.“ |
Auch um diese zu verändern, wurden Forderungen gesammelt, die in
eine Resolution münden. Bei der Präsentation sind ausschließlich
die ExpertInnen am Podium. Sie formulieren das Recht auf Selbstbestimmung
über die Bereiche Arbeit, Wohnen und Partnerschaft, aber auch über
ihre eigenen Körper. Daniela Tschernko, die beim Projekt Alpha Nova
in Nestelbach wohnt und arbeitet, ist vor allem der Bereich Körperpflege
wichtig: „Ich möchte allein duschen und auch um ein Uhr nachts duschen
können, wenn ich es will!“
So lautet eine Kernaussage der Resolution denn auch: „Ich bin die Expertin
und der Experte für mein eigenes Leben.“ Im Plenum wird die Resolution
abgestimmt. Beim Thema Arbeit meldet sich eine junge Frau im Rollstuhl
zu Wort. Mühsam quält sie sich das Wort „Einkommen“ ab. Tatsächlich
fehlt die Forderung nach einer marktüblichen Entlohnung. Sie wird
sofort ergänzt.
Raum und Zeit geben – das sind die Grundvoraussetzungen dafür,
dass Menschen mit Lernschwierigkeiten sich entfalten können. Hier
findet es statt.
Die komplette Resolution sowie umfassende Informationen zum Projekt
erhalten Sie unter www.winexperts.net.
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