04 / 2000
  Zwischen Verkehrsverbund
      und Strommarktliberalisierung


Österreichs einziges Infrastruktur-Studium wird an der FH Joanneum Kapfenberg angeboten


Wie finanziere ich eine Trinkwasserversorgungsanlage in Indonesien? Wie plane ich ein Blockheizkraftwerk? Wie schaffe ich Verkehrsverbundsysteme, wo nur mehr über Handy und WAP bezahlt wird? Und wie vermittle ich einer Bürgerinitiative ein neues Straßenbahnprojekt? – Eine Vielfalt von Fragen, wie sie in den Lehrveranstaltungen des FH-Studienganges „Infrastrukturwirtschaft / Urban Technologies“ in Kapfenberg aufgeworfen werden.
Dieses vierjährige Studium bildet Wirtschaftsingenieure aus, wobei die Besonderheit des Kapfenberger Studienganges die in Österreich einzigartige Spezialisierung auf das Thema „Infrastruktur“ in den höheren Semestern ist. „Infrastruktur ist all das, was das Zusammenleben moderner Menschen erst ermöglicht: Netzwerke für Energie, Telekommunikation und Daten, aber auch Umwelttechnologien wie Abwasser- und Abfallentsorgung“, erläutert Studiengangleiter Dr. Michael Bobik. Die städtische Mobilität – sprich: Personen- und Güternahverkehr, Verkehrsinformatik, Verkehrsleitung –, ist ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet der künftigen Infrastruktur-Manager.
1998 nahm der Studiengang am FH Zentrum Kapfenberg mit 40 Studienplätzen pro Jahrgang seinen Betrieb auf. „Die Studenten schätzen die Vielfalt des Lehrangebotes und die Mischung zwischen technischen und wirtschaftlichen Fächern“, weiß Bobik. Im zweiten Studienjahr ist auch die Abwicklung von Projekten angelaufen. Für eine Gruppe österreichischer Stadtwerke wurde ein Vergleich von US-amerikanischen und europäischen Strommarken angestellt. Die Studie dient den Auftraggebern als Entscheidungsgrundlage für den Aufbau einer eigenen Marke.
Im Auftrag der ÖBB wickeln die Kapfenberger Infrastruktur-Wirtschafter die Neugestaltung einer Bahnhaltestelle organisatorisch ab. Und in Kooperation mit der Grazer Firma B.I.M. betreut man für einen oberösterreichischen Verkehrsverbund die Integration von berührungslosen Chip-Fahrkarten: Statt ein Papierticket zu entwerten, werden die Passagiere in Zukunft den Fahrpreis von einem Fahrkarten-Chip abbuchen können, wobei die Berechnung des jeweils günstigsten Tarifs garantiert wird.
In den nächsten Jahren wird der Studiengang „Infrastrukturwirtschaft“ sein Projektangebot fachlich und regional weiter ausdehnen und technologische Studien und Beratung, Wirtschaftlichkeitsvergleiche sowie Marketing für Infrastruktur-Projekte und gegebenenfalls Software-Entwicklung anbieten können. Im Rahmen dieser Projekte haben die Studierenden Gelegenheit, erste Praxiserfahrungen zu sammeln.
Die ersten Diplom-Ingenieure (FH) für „Infrastrukturwirtschaft“ werden im Sommer 2002 ins Berufsleben entlassen. „Die Marktanalyse eines bekannten Linzer Meinungsforschungsinstitutes hat uns einen sehr hohen Bedarf an einer solchen Ausbildung signalisiert“, sagt Michael Bobik. Um potenziellen Studenten eine konkrete Vorstellung von Infrastruktur zu vermitteln, plant man für Anfang Mai eine Aktionswoche. In deren Rahmen soll den Interessenten österreichweit die Möglichkeit zur Besichtigung von Infrastrukturobjekten wie Kraftwerken, Wasserwerken, U-Bahnen, Flugleitzentralen oder Satellitenkommunikations-Erdefunkstationen gegeben werden.

Kontakt:
Dr. Michael Bobik,
FH-Studiengang „Infrastrukturwirtschaft“,
8605 Kapfenberg
Tel.: 03862 33600-8300,
E-Mail: michael.bobik@fh-joanneum.at,
Internet: www.fh-joanneum.at
 


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