|
Das Europäische
Jahr der Sprachen 2001
Frau Dr. Heindler, welche Bilanz können Sie jetzt, gegen
Ende des Europäischen Jahres der Sprachen, ziehen?
Nun, allein in Österreich können wir mehr als 450 Aktivitäten
nennen - Sprachkurse, Sprachenfeste, Publikationen, Internetprojekte, Symposien
und Workshops, Aktionstage, Künstlerisches, wobei vieles zusätzlich
ohne unser Wissen geschieht. Aus einer Fragebogen-Erhebung bei den Projektträgern
können wir schließen, dass in Österreich über eine
Million Menschen erreicht wurden, die vielfältigen Aktionen des ORF
zum Thema Sprache sind hier noch gar nicht mitgerechnet!
In den Printmedien wiederum sind mehrere Hundert Artikel erschienen
– das reicht von Ankündigungen bis hin zu mehrseitigen Sonderbeilagen
und Reportagen.
Eine sprachenpolitische Erfolgsmeldung ist ebenfalls zu nennen: Das
EJS half entscheidend mit, die Ratifizierung der Europäischen Charta
für Regional- und Minderheitensprachen in Österreich voranzutreiben,
die Charta ist in Österreich seit 1. Oktober 2001 in Kraft.
Mit welchen Zielsetzungen ging Österreich an dieses Jahr
heran?
Hier sind inhaltliche und organisatorischen Ziele zu unterscheiden:
Inhaltlich will man den Menschen bewusst machen, was Sprachenkenntnisse
für jeden Einzelnen von uns bedeuten und damit zum Sprachenlernen
anregen. Vielen von uns ist hoffentlich in diesem Jahr auch die Vielsprachigkeit
der eigenen Heimat bewusst geworden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei
den Sprachen unserer Nachbarn.
Ein organisatorisches Ziel war es, möglichst viele Partnerorganisationen
zur Mitwirkung anzuregen, da mit den begrenzten Budgetmitteln eines einzelnen
Ministeriums kein bundesweites Aktionsjahr durchzuführen ist. Und
Sprachenlernen geht ja alle etwas an – die gesamte Gesellschaft. Es ist
uns gelungen, Sozialpartner, Universitäten und Fachhochschulen, die
Erwachsenenbildung, das Bundeskanzleramt, das Außenamt, den ORF,
die Seniorenbünde, den Bundesjugendring etc. in einem Nationalen Komitee
zusammenzubringen, wobei jede Organisation die Ziele dieses Aktionsjahres
in ihrem Bereich unterstützte.
Können Sie bereits eine finanzielle
Zwischenbilanz ziehen?
Da viele verschiedene Organisationen beteiligt sind, ist es derzeit
schwierig, eine Schätzung abzugeben. Wir meinen aber, dass das Gesamtbudget
um ein Vielfaches höher sein wird als das investierte Basisbudget
der 18 Partnerorganisationen. Soweit wir bisher Rückmeldungen haben,
sind von allen Beteiligten bereits über 40 Mio ATS investiert worden.
Weiters unterstützte die Europäische Union sieben österreichische
Veranstaltungen mit insgesamt 2,3 Mio ATS.
Wie geht es weiter nach diesem Jahr?
Im Frühjahr 2002 wird eine Ausblickskonferenz stattfinden, man
wird ein Resümee ziehen und Formen der sprachenpolitischen Weiterarbeit
beschließen.
Die Einrichtung einer nationalen Koordinationsstelle für Sprachenpolitik
wird dabei ebenso ein Thema sein wie die stärkere Vernetzung zwischen
Schulen, Hochschulen, Erwachsenenbildungseinrichtungen und Wirtschaft.
Die Entwicklung eines Gesamtsprachenkonzepts ist dabei ein wichtiges Ziel
– dies wird übrigens auch in anderen europäischen Ländern
diskutiert.
Was empfehlen Sie den Menschen in Österreich – den teilweise
frustrierten LehrerInnen, den jungen Menschen, die ihr Recht auf (Aus)Bildung
einfordern, und der breiten Bevölkerung?
Da möchte ich mich an Horst-Eberhard Richter halten, der ein Buch
geschrieben hat, das mich persönlich tief beeindruckt hat: Flüchten
oder Standhalten.
Angewendet auf Ihre Frage hieße das, dass sich die Menschen den
Aufgaben stellen, sich nicht entmutigen lassen und das einfordern, was
sie brauchen.
Eine gute Bildung sichert unsere Zukunft. Vielseitige Sprachenkenntnisse
für möglichst viele Menschen sind ein wichtiger Teil davon.
Nähere Infos:
www.sprachen-2001.at
|