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Damit (Berufs)träume
nicht wie Seifenblasen platzen
Wie reif sind 15-Jährige für’s Berufsleben? Oder, anders
herum gefragt: Ist die „Berufswelt” reif für 15-Jährige?
Die Beratung arbeitsloser Jugendlicher ist das verantwortungsvolle Aufgabenfeld
des Vereins PASCH. „Die Bewältigung des Übergangs zwischen Schule
und Lehre“, weiß Vereins-Geschäftsführer Wolfgang Rath,
„ist ganz entscheidend für das Gelingen oder Scheitern der beruflichen
Karriere und damit für die gesamte Biografie eines jungen Menschen.“
Im Rahmen einer von PASCH organisierten Enquete („Märchenprinzen
und Seifenblasen II“) Mitte Jänner gingen ExpertInnen den (schwierigen)
Bedingungen der Berufswahl der 15-jährigen Schulabgänger nach.
Der Soziologe und AMS-Steiermark-Vizechef Dr. Helfried Faschingbauer
stellte eine Kritik des Begriffes „Reife“ an den Beginn: „Reife ist nicht
das Merkmal einer Person, sondern muss immer in Relation zu den Anforderungen
gesehen werden, die von der Gesellschaft oder der Wirtschaft gestellt werden.“
Und: Alle Erkenntnisse sprächen für eine Beibehaltung des dualen
Ausbildungssystems. „Dieses hat letztendlich dazu beigetragen, die Jugendarbeitslosigkeit
in Österreich in Grenzen zu halten.“ Faschingbauer plädierte
dementsprechend für eine Aufwertung der Lehre durch stärkere
gesellschaftliche Anerkennung – und unterstrich die Bedeutung der Orientierungsmöglichkeiten,
die Organisationen wie PASCH bieten: „Dort wird extrem wichtige Arbeit
für die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen geleistet.“
Die Vorschläge des Soziologen Univ.-Prof. Dr. Bernd Marin
zielten auf eine „serielle Polygamie“ (O-Ton Marin) in den ersten Berufsjahren
ab – also auf die Ermöglichung verschiedener Berufs-Erfahrungen. Marin:
„Niemand unter 20 Jahren soll existenziellem Druck bei der Berufswahl ausgesetzt
sein.“ Ähnlich die Psychologin Dr. Michaela Wagnest: „Dass
SchülerInnen die Schule wechseln, gilt als normal – von Lehrlingen
wird Flexibilität verlangt, aber so weit, dass sie den Lehrplatz wechseln,
soll diese Flexibilität dann doch nicht gehen.“
Aus der Praxis berichteten dann die Lehrlingsausbildungs-Verantwortlichen
zweier steirischer Großbetriebe: Dr. Armin Kreuzthaler von
Steyr Daimler Puch bildet zurzeit (bei insgesamt 5000 Mitarbeitern) immerhin
165 Lehrlinge aus. Er unternimmt besondere Anstrengungen, Mädchen
für eine Ausbildung in technischen Berufen zu gewinnen: „Heuer wird
es einen Schnuppertag ,For girls only’ geben“, berichtet Kreuzthaler. Für
Josef Pungersek von der Maschinenfabrik Andritz AG zählen klassische
Auswahlkriterien wie „zumindest ein Befriedigend in Mathematik, Deutsch
und Englisch.“
Oft stellt sich aber trotz Auswahlverfahren im Betriebsalltag heraus,
dass der Bedarf der Firma und die Wünsche und Qualifikationen der
Jugendlichen weit auseinander klaffen. Durch entsprechende Beratungs- und
Qualifikationsmaßnahmen noch vor Antritt einer Lehre kann hier Abhilfe
geschaffen werden.
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Hochkarätig besetzte ExpertInnen-Runde
bei der Tagung „Märchenprinzen und
Seifenblasen II" des Vereins PASCH |
Immerhin 500 Jugendliche – das ist etwa ein Viertel der Lehrstellensuchenden
in Graz – nehmen jährlich die Beratungsangebote oder eine Kursmaßnahme
des Vereins PASCH in Anspruch. Wolfgang Rath: „Sowohl in der Einzelberatung
als auch in den Kursen geht’s vor allem darum, sowohl die Wünsche
der Jugendlichen als auch die Anforderungen des Marktes transparent zu
machen und die möglichen Übereinstimmungen auszuloten. Natürlich
kommt’s auch vor, dass ein Berufswunsch nicht erfüllt werden kann
– dann versuchen wir, gemeinsam mit den Betroffenen Alternativen zu erarbeiten,
die vielleicht doch zum Wunschziel hinführen.“
Enge Zusammenarbeit mit AMS
PASCH setzt in seiner Tätigkeit, die in enger Zusammenarbeit mit
dem Arbeitsmarktservice Steiermark konzipiert und durchgeführt wird,
auf zwei Schienen: In der Arbeit mit den Jugendlichen steht die Vermittlung
von Schlüsselqualifikationen im Vordergrund – Rath: „Vor allem Klein-
und Mittelbetriebe wissen diese Form der Vorqualifikation ihrer Lehrlinge
sehr zu schätzen“; nun will man auch verstärkt Workshops für
die Ausbildner in den Betrieben anbieten: „Es geht uns dabei darum, ihnen
die Welt der heutigen Jugendlichen verständlicher zu machen und damit
Kommunikationsprobleme auszuräumen.“ Mag. Peter Tarkusch, der
PASCH-Verantwortliche für die Kontaktstelle für Unternehmen:
„Im Bereich der Personalauswahl kooperieren wir mit dem Service für
Unternehmen (SFU) des AMS; zunächst versuchen wir, in Zusammenarbeit
mit den ausschreibenden Firmen in unserem TeilnehmerInnenpool geeignete
AnwärterInnen zu finden; wenn keine passende Person gefunden wird,
dann schickt das SFU weitere Jugendliche.“
Raum für’s Lernen schaffen
Zentrales Ziel bei allen PASCH-Maßnahmen ist immer, die Bedürfnisse
der Unternehmen und der Jugendlichen abzugleichen, um Enttäuschungen
hintanzuhalten. Rath: „In letzter Konsequenz geht es natürlich darum,
den Jugendlichen auf der einen Seite etwas von der Ernsthaftigkeit zu vermitteln,
die der Eintritt ins Berufsleben mit sich bringt – und auf der anderen
Seite den Verantwortlichen in den Betrieben klar zu machen, dass Fünfzehnjährige
nicht einfach von vornherein als reibungslose Rädchen im Produktionsprozess
funktionieren können, sondern dass sie eben im eigentlichen Sinn des
Wortes ,Lehre‘ Freiraum zum Lernen brauchen.“
PASCH-Kontakt
Verein PASCH
8010 Graz, Kalchberggasse 1/III
Tel. 0316/848486, Fax: -5,
e-mail: office@pasch.or.at
URL: www.pasch.or.at
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