12 / 2000
  Musik-DNA zur Identifizierung

Gemeinsam mit der Universität Pompeu Fabra und der Grazer Firma HS-ART Digital Service befasst sich das Institut für Informationssysteme & Informationsmanagement der JOANNEUM RESEARCH mit dem Wesen moderner Unterhaltungsmusik.
Dass durch die Auswertung genetischer Codes z.B. in der Kriminologie oder in der Archäologie beachtliche Fortschritte erzielt werden, ist allgemein bekannt. Im Rahmen eines IST-Forschungsprojektes der EU befasst sich JOANNEUM RESEARCH mit spezifischen Eigenschaften von Musik. Das Ziel des Projektes „Recognition and Analysis of Audio“ (RAA) ist eigentlich einfach: es geht um die Entwicklung einer Software, die in der Lage ist, auf der Basis von Radiosignalen bzw. Internetfiles Musikstücke zu analysieren, sie mit einer Datenbank zu vergleichen und eindeutig zuordnen zu können.
 

 
Software zur Automatischen Erkennung von Musikstücken interessiert vor allem die Marktforscher und die Verwertungsgesellschaften. Denn zahlreiche Privatsender und das Internet haben die Vergütung der Musikverwertung praktisch unmöglich gemacht.

Der Trick dabei ist, relevante spezifische Informationen aus dem Audiomaterial zu gewinnen, welche für ein gewisses Musikstück typisch sind. Nur so ist es möglich, Datenbanken mit diesen Informationen anzulegen, welche dann zum Vergleich herangezogen werden können. Ausgehend von den Erfahrungen der Spracherkennung wird das Musikstück nach verschiedenen Parametern untersucht und in mehrere Buchstabenkategorien zerlegt. Das Ergebnis ist ein Buchstabenstrang der jedoch – anders als genetische Informationen – zusätzlich den Faktor Zeit inkludiert: die verschiedenen Buchstaben stehen für spezielle Eigenschaften eines Audiofiles im Bereich von Bruchteilen einer Sekunde.
Ähnlich wie bei der Analyse des menschlichen Erbgutes wird nun diese Buchstabenkette überprüft, ob sie zu einem bereits verschlüsselten Musikstück in der Datenbank passt. Diese Software wird am Institut für Informationssysteme & Informationsmanagement der steirischen Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH entwickelt. Ziel ist dabei ein System mit optimierter Geschwindigkeit. Noch während die Musik auf Sendung ist, soll sie analysiert und zugeordnet werden können. 
Das im Februar 2000 gestartete Forschungsprojekt ist auf 30 Monate angelegt. Im Mai 2001 soll der erste echte Prototyp fertig gestellt sein. Aber mit den bisherigen Ergebnissen ist Projektleiter DI Helmut Neuschmied recht zufrieden. Mit einer Datenbank mit 482 aktuellen Musikstücken „bewaffnet“ wurden fünf Stunden lang Radiosendungen gescreent. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 42 Musikstücke waren auch in der Datenbank zu finden, 41 wurden korrekt erkannt.

   

 
DEZEMBER-AUSGABE
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG