|
FH-Elektroniker
„knacken“ Satellitensignale
Wie entschlüsselt man die Signale eines Wettersatelliten, um
daraus ein Wetterbild zu machen, so wie man es vom Fernsehen her kennt?
– Mit dieser technisch anspruchsvollen Frage beschäftigt sich zur
Zeit eine Gruppe von Studenten des FH-Studienganges „Industrielle Elektronik“
an der FH JOANNEUM in Kapfenberg. Ziel ist es, einen integrierten Schaltkreis
zu entwickeln, der das Herzstück eines Empfängers wird, mit dem
man die halbstündlich zur Erde gesendeten Signale des Wettersatelliten
Meteosat auffangen und in Bilddaten umwandeln kann. Sinn der Übung:
Kompetenzaufbau in Sachen Mikroelektronik.
„Die Studierenden lernen dabei, Dinge umzusetzen, die sie vom Unterricht
her kennen“, sagt Projektbetreuer Christian Netzberger. „Hinter
der ganzen Demodulation und Decodierung des Signals steckt das Wissen vieler
Fächer am Studiengang. Das Projekt hilft den Studierenden, das gelernte
Wissen auch umzusetzen.“ Und so beschäftigen sich seit Herbst 2000
die fünftsemestrigen Elektronik-Studenten Horst Hausegger, Michael
Nestler, Mark Peinhopf und Christian Spreitzer damit, wie man das eingehende
Signal des Wettersatelliten mittels Parabolantenne und Hochfrequenzverstärker
auffängt, die Zwischenfrequenz abtastet und schließlich entschlüsselt.
Neben der Umsetzung von Signalverarbeitung, Nachrichtentechnik und digitale
Schaltungsentwicklung üben die Studierenden auch so genannte „soft
Skills“ ein, wie etwa Teamarbeit und Kommunikation in der Gruppe, die im
Rahmen des Studiums ebenfalls am Lehrplan stehen. Im Laufe des Projektes
fertigen sie dann einen maximal 5x5 mm kleinen integrierten Schaltkreis
an, der auf professionellen Softwaretools entworfen und getestet wird,
bevor die kostspielige Umsetzung mit Unterstützung der Firma AMS erfolgt.
|
Das „Meteosat“-Projektteam der FH-Joanneum |
AMS stellt auch den im Empfänger notwendigen Analog-Digitalwandler
und den Steuerprozessor bereit.
„Für das Projekt konnten wir Vorlesungen aus dem 5. Semester –
etwa Digitale Signalverarbeitung - 1:1 verwerten“, berichten die Studenten,
„zum Teil mussten wir Vorlesungen aus dem 6. Semester vorziehen, nämlich
VHTL-Programmierung, wo wir uns das Wissen selbst aneigneten.“ Für
die Lösung der Aufgabenstellung müsse man kein Elektronik-Genie
sein, versichert die Gruppe, ein solides Grundwissen reiche als Ausgangspunkt.
Das ganze Projekt dauert ein Jahr, wobei jeder Dienstag der Arbeit am Meteosat-Chip
gewidmet ist. Zur Halbzeit können die vier Elektroniker den Chip bereits
von der Funktionsweise her simulieren. Im Sommersemester geht’s ans Chip-Design,
eine weitere Projektgruppe entwirft das LCD-Display, mit dem die entschlüsselten
Daten angezeigt werden. Aber der Aufwand zahlt sich aus. „Man lernt ziemlich
viel beim Projekt“, bestätigen die Studenten, „sowohl vom Programmieren
her als auch von der Vorgehensweise, aber auch über Signalverarbeitung,
Nachrichtentechnik, VHTL-Programmierung und die Simulationssoftware Modell-Sim.“
Der Studiengang „Industrielle Elektronik“ ist mit seinen Arbeiten am
Telekommunikationssektor seit Jahren einer der erfolgreichsten FH-Studiengänge
Österreichs in der angewandten Forschung. Mit dem Projekt Meteosat
will man in Zukunft für Partner aus der Wirtschaft auch von der Leistungsfähigkeit
in puncto Schaltungsentwicklung überzeugen. „Mit diesem Projekt stecken
wir sehr viel Aufwand in die Aufbauarbeit auf diesem Gebiet“, sagt Christian
Netzberger. An der FH JOANNEUM sind von der Manpower bis zum Werkzeug alle
Voraussetzungen für die Schaltungsentwicklung vorhanden: „Wir haben
mit der Programm-Suite Mentor Graphics die Hi-End-Softwaretools für
die Leiterplatten- und Chipentwicklung im Haus, die an sich schon einen
Riesenwert darstellen.“
Tage der offenen Tür an der FH JOANNEUM:
Freitag, 16. 3., 9 bis 17 Uhr am FH-Zentrum Kapfenberg
Samstag, 24. 3., 9 bis 14 Uhr am FH-Zentrum Graz-West
Informationen zu allen Studiengängen: Tel. (0316) 5453-8800, www.fh-joanneum.at
|