02 / 2001
  Lawinenrisiko am Arlberg
Software von JOANNEUM RESEARCH schützt prominentes Schigebiet

Handlungsbedarf sah die Gemeinde St. Anton am Arlberg nach den tragischen Lawinenabgängen im Winter 1999/2000: Ein eigener Krisenmanagementplan sieht unter anderem eine Evaluierung und Prognose für das Lawinenrisiko vor. Wesentlicher Punkt dabei ist eine effiziente (Früh)erkennung möglicher Gefahrenpotentiale unter Einbeziehung modernster Mess-, Simulations- und Prognosetechnologien.
Dabei werden Erkenntnisse genutzt, welche 1999 durch die Beobachtung der äußerst gefährlichen Abbruchwand am Eiblschrofen durch Experten der ILF Beratende Ingenieure ZT GMBH Innsbruck mit dem DIBIT Geoscanner der in Mils in Tirol beheimateten DIBIT Messtechnik GMBH erzielt wurden. Am Institut für Digitale Bildverarbeitung der steirischen Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH wurde aufbauend auf den Erkenntnissen des DIBIT Tunnelscanners mit der Entwicklung der Software ALARM begonnen. In Kooperation mit den genannten Partnern, sowie dem Institut für Lawinen und Wildbachforschung der Universität Innsbruck, wird das Know how nun zur Vermessung von Lawinenhängen am Arlberg umgesetzt.
 

Mit DIBIT Geoscanner und geeigneter Software verfügen die Experten der Lawinenkommission über aktuelle Daten zur Risikoabschätzung

Die Daten des Geoscanners unterstützen die Entscheidungsfindung der örtlichen Lawinenkommission durch die detaillierte und flächenhafte Information über den Neuschneezuwachs. Außerdem ermöglichen die detaillierten Informationen über die Schneehöhenverteilung die Berechnungen mit einem Lawinensimulationsmodell. Bei diesem Datenauswerteverfahren müssen Witterungseinflüsse wie Temperatur, Zustand der Schneeoberfläche sowie die Geländestruktur berücksichtigt werden. Dazu konnten neue Korrekturmechanismen entwickelt werden, die nun die notwendige Messgenauigkeit garantieren.
Beispielsweise muss zwischen Schneeflocken in der Luft und der   tatsächlichen Schneeoberfläche unterschieden werden. So wird über 24 Stunden ein hochgenaues digitales Geländemodell nach dem anderen erstellt und mit der Oberfläche ohne Schnee verglichen. Es entsteht damit eine genaue Karte der Schneedicke, die sowohl von Lawinenexperten direkt als auch in weiterer Folge von automatischen Expertensystemen verwendet werden kann, um über den Verlauf der Schneeentwicklung Rückschlüsse auf die Lawinensituation ziehen zu können.

 

 
FEBRUAR AUSGABE WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG