09 / 2001
 
Knowledge Economy für Arbeitsnomaden

Die Vermittlung eines Wissens über die  „Bewirtschaftung“ von Wissen wird als neue wesentliche Grundanforderung an Weiterbildungsunternehmen gesehen. Weniger die direkte Vermittlung von Inhalten als vielmehr die Anleitung zu deren technologischer und logistischer Erreichbarkeit sowie die Vermittlung von Anschlussfähigkeiten werden wichtig. Immerhin lässt sich aus der im Jahr 2000 abgeschlossene Moriano-Studie (europaweite Erhebung über die „neue Selbstständigkeit“) ableiten, dass viele hoch qualifizierte Selbstständige laufend Bedarf an der Vermittlung von aktuellem „Ergänzungswissen“ zu bestehender  Arbeitserfahrung – etwa auch aus weniger qualifizierten Jobs – haben.
Unter Arbeitsnomaden versteht man heute gemeinhin Menschen, die mehrmals bis häufig im Leben ihren Job und ihren Wohnort wechseln. Hier liegt wahrscheinlich die größte Herausforderung für Bildungsinstitutionen im Wettrennen um zukünftiges Klientel. Wenn es den Anbietern gelingt, Bildungsinhalte so aufzubereiten, dass eine für Gruppen von Jobbern typische Bildungsschiene angeboten werden kann, etwa in Verbindung mit allgemeinem Coaching in Bezug auf Persönlichkeitsentwicklung u. dgl., kann eine permanente „Beziehung“ zwischen Institut und „vazierendem“ Bildungskonsumenten hergestellt und aufrecht erhalten werden. Auch der Anknüpfungspunkt  Herkunft und „regionaler Bezug“ können hier durchaus ihre  Bedeutung behalten.
Im Strategiekonzept bis 2005 hat die Europäische Kommission Vollbeschäftigung als erstes Ziel der Sozial- und Wirtschaftspolitik festgelegt. Dazu sollen die Sozialsysteme an die Erfordernisse einer „globalisierten Wissensgesellschaft“ herangeführt werden. Ziel der EU ist es, zur wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsregion der Welt aufzusteigen. Um dies zu erreichen, muss auf den Gebiet der Kommunikationstechnologie gewaltig aufgeholt werden. Der Aufbau einer europäischen Internet-Ökonomie steht im Mittelpunkt.
Die Wiederherstellung von Employability (Beschäftigungsfähigkeit) für „Modernisierungsverlierer“ wird vermutlich mehr noch als bisher zum Dauerauftrag für die EB, ebenso der Ausgleich des Fehlens einer Grundausbildung bei einem großen Teil der 18- bis 24-Jährigen und  verstärkte Weiterbildungsmaßnahmen für ältere ArbeitnehmerInnen. Als generell wichtgstes Ziel gilt die Bereitstellung barrierefreier Zugänge zu den Kommunikationstechnologien für jeden Einzelnen, um einen  Zerfall der Gesellschhaft in neue „Bildungsklassen“ zu verhindern. 

-ko

 
SEPTEMBER-AUSGABE
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG